Textil oder nicht Textil?! Das ist hier die Frage

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Textil oder nicht Textil?! Das ist hier die Frage…


… denn nach

Jahrhunderten in der Erde sieht Textil häufig nicht mehr aus wie Textil…


Textil oder nicht Textil?! Das ist hier die Frage… Vor über 1000 Jahren wurde im Norden Deutschlands (Ldkr. Harburg) ein Mann bestattet. In seinem Grab fand man unter anderem eine Gürtelschnalle, die mit einem Stofftuch bedeckt war. Nach so langer Zeit in der Erde hatte sich dieser Stoff natürlich sehr verändert. Stoffe, also Textilien, zählen zu den organische Materialien. Diese werden im Boden von Wasser,

Salzen, Sauerstoff und Mikroorganismen stark angegriffen. Daher sind Textilien in der Archäologie häufig nicht gut erhalten. Ausnahme bildet Gewebe, das sich während der Bodenlagerung in der Nähe von Metallen befand. Das trifft bei diesem Grab zu. Die Korrosion (Rost) des Eisens hat sich auch in und auf den Fasern des Textils ausgebreitet. Dadurch war das sonst so vergängliche Material vor zersetzenden Einflüssen geschützt.


Für uns Restauratoren ist ein guter Erhaltungszustand natürlich großartig, da uns Textilien viel Informationen über die Webtechnik und Kleidung des 8. Jahrhunderts liefern. Hier konnte sogar die Bindung, also die Webtechnik des Textils rekonstruiert werden. Sie heißt „Diamantkaroköper“. Es benötigt jedoch Ausdauer, Erfahrung und ein gutes Auge, um derart alte Textilien zu erkennen, denn manchmal haben sich die Fasern so stark aufgelöst, dass sie gar nicht mehr als textiles Gewebe zu erkennen ist. Oft steht der Restaurator deshalb vor dem Problem „Textil oder nicht Textil?! Das ist hier die Frage…“

„Diamantkaroköper-Bindung“


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