Dem Wissen auf der Spur

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Digitaler Rundgang 2020 ABK Stuttgart

Dem Wissen auf der Spur Untersuchung eines Klebemittels im Rahmen der wissenschaftlichen Arbeitsweise an der ABK Stuttgart


Ein neues Objekt‌

Ein neues Objekt ist soeben in der Werkstatt angekommen! Um den Zustand sowie das Schadensbild zu erfassen, wollen wir die Keramikfigur schrittweise gemeinsam untersuchen.

Objektrestaurierung


1. Makro- und mikroskopische Untersuchung

Bei der Untersuchung mit bloßen Auge können bereits viele Erkenntnisse gewonnen werden.

Dieser Schritt ist elementar für jede Objekt- und Zustandserfassung. Details können hierbei auch unter dem Mikroskop betrachtet werden.

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1. Makro- und mikroskopische Untersuchung

Wir betrachten das Objekt. Dabei können wir feststellen, dass das Objekt mehrere bereits erfolgte Klebungen aufweist. Besonders massiv fällt dies am Hinterbein des Dromedars auf, da dieses „schief“ angeklebt wurde. Der Klebstoff stellt sich durchsichtig bis weiß dar und ist sehr großzügig aufgetragen worden.

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1. Makro- und mikroskopische Untersuchung

Bei weiterer Betrachtung entdecken wir auch eine Klebung am Hals. Hier stellt sich das Klebemittel jedoch ganz anders dar: es wirkt gelblichbraun und ist zudem deutlich stärker versprödet. Wir können annehmen, dass es sich entweder um a) ein anderes Klebemittel b) ein älteres Klebemittel c) eine ältere Klebung handelt.

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2. Untersuchung unter UV-Strahlung

Um weitere Erkenntnisse zu gewinnen, betrachten wir das Objekt nun unter UV-Strahlung. Die leuchtend blaue Darstellung am Objekt sticht sofort ins Auge. Hierbei handelt es sich um Klebemittel, das wir unter der UVLampe viel einfacher erkennen kรถnnen!

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1. + 2.: Anfertigen einer Kartierung

Unsere Erkenntnisse kรถnnen wir in einer Kartierung bildlich dokumentieren. Anhand unserer Beobachtungen haben wir Klebungen und Klebemittel in der Kartierung links pink eingezeichnet.

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3. Löslichkeitstest (nach McCrone)

Wir wissen nun zwar, dass wir es mit Klebemitteln zu tun haben, aber deren Eigenschaften sind uns noch gänzlich unbekannt. Zeit für Tests! Zuerst testen wir, womit wir die Klebemittel lösen können. Dafür nehmen wir eine kleine Probe und fügen der Testkammer z.B. einen Tropfen Aceton hinzu. Los geht‘s!

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3. Löslichkeitstest (nach McCrone)

… Und nach wenigen Sekunden können wir bereits beobachten, dass etwas passiert…

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3. Löslichkeitstest (nach McCrone)

Weitere Sekunden verstreichen. Schließlich hat sich die Probe vollständig gelöst!

Wir wissen nun also, dass unser Klebemittel in Aceton löslich ist! Der Versuch wird nun auch mit weiteren Lösemitteln durchgeführt und die Reaktionen dokumentiert. Dieses Wissen ist elementar, wenn wir Klebungen lösen und Klebemittel entfernen wollen.

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4. Diphenylamintest

Nun möchten wir aber noch mehr wissen: um welches Klebemittel könnte es sich handeln? Erkenntnisse hierbei können beispielsweise Anhaltspunkte zum verwendeten Material oder gar dem ungefähren Zeitpunkt des Auftrags geben.

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4. Diphenylamintest

Um unseren Klebstoff auf den Bestandteil Cellulosenitrat zu testen, wollen wir einen Diphenylamintest anwenden. Bei positivem Nachweis bildet sich ein Komplex, der sich deutlich blau darstellt.

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4. Diphenylamintest

Wir setzen unserer Probe einen Tropfen Diphenylamin-LÜsung zu‌

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4. Diphenylamintest

… und unsere Probe beginnt, sich deutlich blau zu verfärben. Ein positives Testergebnis! Wir wissen somit, dass unser Klebemittel Cellulosenitrat enthält. Ein Beispiel für solch ein Klebemittel wäre z.B. UHU hart.

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5. Zusammenfassung

Auf Basis unserer Untersuchungen kĂśnnen wir nun folgendes Aussagen treffen: - es sind Klebungen am Objekt vorhanden - das Klebemittel wurde z.T. mit viel Ăœberschuss aufgetragen - die Klebemittel stellen sich unterschiedlich dar - sind u.a. in Aceton lĂśslich - und beinhalten Cellulosenitrat

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6. Umsetzung Unser Wissen können wir nun dazu nutzen, ein geeignetes Bearbeitungskonzept zu erstellen. Mithilfe geeigneter Maßnahmen und alterungsstabiler Materialien können wir eine Restaurierung durchführen, die dem Objekt und heutiger Ansprüchen gerecht wird. Auch ist unser verwendetes Klebemittel alterungsstabil – Versprödungen oder Verfärbungen sollten nicht mehr eintreten.

Links sehen wir nun den Zustand nach der erfolgten Restaurierung. Neben der Bearbeitung der alten Klebungen hat das Objekt auch deutlich von der Oberflächenreinigung profitiert. Wir können die ursprüngliche Farbigkeit der Satteldecke viel besser erkennen! Objektrestaurierung


Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! … und weiterhin viel Freude beim Rundgang 2020!


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