mehr vielfalt
editorial // Sommer 2013
editorial edito dit rial dito
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Sommer 2013 // editorial
Auf die Plätze, fertig, los! Mecklenburg-Vorpommern ist bekannt als Urlaubsregion. Jeder in unserem Land kennt den Slogan »M-V tut gut.« Wir haben uns jedoch die Frage gestellt, ob es nicht noch andere herausragende Dinge gibt als den Tourismus. Denn Mecklenburg-Vorpommern ist auch die Heimat vieler Kreativer, Künstler und herausragender Produzenten, was noch zu wenig bekannt ist. Mit weit über 1000 Schlössern, Gutshöfen und anderen Residenzen gibt es hier viele historische Zeugnisse vom einstigen Reichtum des Landes. Viele von ihnen sind heute noch oder wieder in Bewirtschaftung, als Wirtschaftshöfe oder Hotels. Für Großstadtmenschen bieten sie perfekte Orte der Erholung und Entspannung und man kann dem Lärm der Großstadt auch nur für ein Wochenende entfliehen. Doch damit nicht genug. Bei unserer Suche stießen wir noch auf weitere Ideen und interessante Menschen dahinter. Wir entdeckten eine Porzellanmanufaktur im Herzen der Landeshauptstadt, an der Elbe einen Hersteller für schönste Kindermöbel, die mitwachsen können, Bootsbauer die bis ins Reich der Mitte liefern, einen Schuster der Prominente in aller Welt beglückt und viele weitere besondere Geschäfte und Ideen. Eine erste Auslese der guten Dinge wollen wir Ihnen nun vorstellen. Nach langer Arbeit, Recherche und Zusammenarbeit mit der Designschule Schwerin, freuen wir uns nun, ihnen unser Magazin ABSOLUT M-V präsentieren zu können. Wir nehmen sie mit auf eine Reise durch unser Land, präsentieren ihnen Menschen und Orte auf eine andere Art und Weise und hoffen, sie für M-V begeistern zu können. Vielleicht haben sie ja auch mal Lust, bei dem einen oder anderen persönlich vorbeizuschauen. Oder sind auf der Suche nach dem gewissen Etwas? Mecklenburg-Vorpommern als Gewerbegebiet der Individualisten, Denkwerkstatt guter Ideen und Heimat kreativer Menschen. Gorden Jasmund Redakteur
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inhaltsangabe // Sommer 2013
Lkr. Vorpomm
Rostock
Bad Doberan
Lkr. Rostock
Wismar
Lkr. Nordwestmecklenburg Güstrow
Schwerin
Parchim
Müritz
Lkr. Ludwiglust - Parchim
wismar
schwerin
Ludwigslust
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Sommer 2013 // inhaltsangabe
Wo finde ich wen & was?
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eithron
// 11 – 15
andrej subarew
// 16 – 21
der klockenschauster
// 22 – 27
tim kid
// 28 – 31
formost
// 32 – 39
viecheria
// 40 – 45
galerie ag
// 46 – 48
kerstin behrens
// 50 – 53
silberfuchs verlag
// 54 – 57
klaus dieter jost
// 58 – 61
flöhr design
// 62 – 69
kloster rhena
// 71
reingard berger
// 72 – 77
die segelmacherei
// 78 – 81
wissenswertes
// 82
mückenfisch
// 83
dagmar schefe
// 84 – 87
loza fina
// 88 – 93
mückenschwein verlag
// 94 – 97
möbeldesigner kurtze
// 98 – 101
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einleitung // Sommer 2013
Der Anfang Die Idee von Form-Ost begründet sich mit dem Wunsch einiger Designfreunde und Sammler, gemeinsam lobbyarbeit für deutsche Produkte und Gestaltungskultur in Ostdeutschland zu machen. Dass die historischen Umstände weite Teile dieser Tradition, besonders in der internationalen Wahrnehmung, nur noch lückenhaft erkennbar ließen, wollten sie so nicht stehen lassen. Dabei ging es nie um Ostalgie, sondern immer um die Rückgewinnung, Sicherung und Kommunikation eines Teils deutscher Kultur als Basis einer Gegenwart und Zukunft. Obwohl diese Initiative als Anstoß zu einer öffentlichen, wissenschaftlichen und musealen Aufarbeitung gesehen werden kann, wollte man nicht abwarten bis politische Entscheidungsträger diese Idee unterstützen. Aus den bereits getägtigten Recherchen zum Shop eines Museums für Design in Ostdeutschland entwickelte sich rasch die Form-Ost GmbH. Seit 2009 ist sie bis heut für rund 150 Hersteller und Designer als Internet- und Einzelhändler von Schwerin aus aktiv und entwickelt sich zunehmend zum Großhändler, sowie einem internationalen Handelsvertreter für einige Hersteller. Das »Ost« im Namen steht längst auch für gutes Design aus Osteuropa und seit 2013 vertritt Formost beispielsweise auch das führende russische Designbüro Art Lebedev in Deutschland.
Wie es weiter ging Trotz all dieser geschäftlichen Entwicklungen hat man jedoch nie die Gründungsidee aus dem Auge verloren. Für diese Tätigkeiten entstand eigens der Form-Ost e.V. Er versteht sich als Impulsgeber und bietet mit dem Netzwerk Nordost eine Plattform für alle Mitglieder, zeigt neueste Entwicklungen und aktuelle Themen im Spiegel unseres kulturellen Erbes auf und macht diese öffentlich. Als Motor für Innovation und Wachstum stellt der Formost e.V. die Verbindung von guten Dingen und verantwortungsvoller Produktion sowie die Stärkung regionaler projektbezogener und betriebsübergreifender Kooperationen in das Zentrum seiner Tätigkeiten. Das Netzwerk Nordost bietet eine Interessengemeinschaft für Hersteller, Designer, Hochschulen, Vertrieb-
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spartner und Verbände. Es fördert und moderiert die gemeinschaftliche Kommunikation und den gegenseitigen Austausch, bildet und stärkt das kooperative Auftreten im nationalen und internationalen Markt. Zudem fasst es passende Themengebiete zusammen, bündelt sie zu einem repräsentativen Medium und stößt gemeinsame Projekte und Produktentwicklungen an. Mit der Eröffnung einer eigenen Ausstellungsfläche von fast 200m² in der Hafencity Hamburg ab Frühjahr 2013 bietet sich eine zusätzliche Chance durch Ausstellungen und gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit Aufmerksamkeit herzustellen, die dem Thema von Nutzen ist. Das Ergebnis ist ein öffentliches Instrument, dass auf bessere Marktdurchdringung zielt. Hier werden die besonderen Alleinstellungsmerkmale und Qualitäten der beteiligten Unternehmen kristallisiert und vermittelt. Die Teilnahme an diesem Netzwerk erfordert unternehmerische Handlungen, Entwicklung, Produktion, Vertrieb oder Interesse.
Absolut Gut! Konsequenz in Form, Funktion und Technik verbindet das Nützliche mit dem Schönen. Diese Tradition deutscher Gestaltungskultur verbindet sich mit unserem heutigen Anspruch an Innovation und Nachhaltigkeit nur, »wenn etwas Gutes auch wirklich gut gemacht ist.« Wir arbeiten zusammen dafür, dass Mecklenburg-Vorpommern bald mehr ist als Meer, Wolken, Hügel und Seen. Mecklenburg und Vorpommern als ein Gewerbegebiet der Individualisten, als Produktionsstandort von richtig gutem Zeug! Bereits jetzt ist M-V bekannt für die Verbindung aus Natur, Menschen und Kultur. Absolut MV ist eine Marke, die sich besonders für dieses Leitbild einsetzen möchte. Es gilt die qualitativen Dinge in Mecklenburg- Vorpommern, also gute Restaurants, vollendetes Handwerk, Manufakturen, ausgezeichnete Produkte, stimmungsvolle Orte und interessante Leute über die Region hinaus bekannt zu machen. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht Projekte zu realisieren, die diesem Thema dienlich sind und wollen sie in bestehende Netzwerke und Institutionen (Wirtschaftsministerium, Metropolregion Hamburg, Tourismusverband MV) einbinden.
Sommer 2013 // einleitung
EINE IDEE NIMMT FORM AN
Wie es dazu kam, dass dieses Magazin entstand oder: »Wohin die Reise geht!«
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werbeanzeige goldstein
Sommer 2013 // eithron
DER EITHRON Das Ei wird geadelt!
Die Idee für diesen etwas über dimensionierten Eierbe- dem Eithron versuchte er einen Ausdruck zu finden, er cher, getauft auf Eithron, ist mittlerweile 15 Jahre alt. Es setzte dem Schöpfungssymbol schlecht hin, ein Denkmal. begann damit, dass ein Freund und Kay Sonnenberg aus Das Schöne daran ist, dass es sich bei dem Eithron um alten Pizzakartons, ein wenig Papier und anderen Mate- ein Denkmal handelt, dass praktisch verwendbar ist, was rialien mehrere Designereierbecher bastelten. Sie dienten wohl bei den meisten Denkmälern nicht der Fall ist. Sein Ihnen seinerzeit als besonderes Present. Diese Idee hat Wunsch ist es, dass das Frühstücksei zelebriert wird und Ihn nie wieder los gelassen hat und begleitet ihn bis heu- das vielleicht für einen klenen Augenblick, ein wenig, im te. Kay Sonnenberg ist in einer Mecklenburger Kleinstadt Sinne fern östlicher Meditation, die Zeit stehen bleibt; geboren und aufgewachsen und lebt nun seit mehr als 20 und das dieses Frühstücksei, dieses kleine, aber bewunJahren in Schwerin. Fast genauso lang befässt er sich mit dernswerte Symbol der Schöpfung, noch besser schmePhilosophie und Wahrnehmung. Das Gehen dieses We- cken möge. In diesem Sinne: Guten Appetit! ges machte ihn zu einem Verehrer der Schöpfung. Mit
oben // Das Ei im Mittelpunkt absolut mv
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eithron // Sommer 2013
abbildung 1 // Bisquitporzellan abbildung 2 // weiĂ&#x;er Beton abbildung 3 // Kirsche abbildung 4 // grauer Beton 12
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Sommer 2013 // eithron
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eithron // Sommer 2013
abbildungen oben // Die ÂťBetonreiheÂŤ 14
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Sommer 2013 // eithron
interview mit kay sonnenberg // »Erfinder des Eithrons«
Wie kommen Sie auf diese einzigartige Idee? Die Grundidee vom Eithron ist jetzt über fünfzehn Jahre alt und sie hat meinen Kopf nie verlassen. Wenn eine Idee solange durch den Geist wabert, sollte man zu sehen das sie ihn verlässt. Daher machte ich mich an die Arbeit und fing einfach an. Ging es dann einfach so weiter? Ich würde es sowas wie Schicksal nennen, in Verbindung mit eigenen Anlagen, verknüpft mit speziellen äußeren Einflüssen, die sich nicht beeinflussen ließen. Was verbinden Sie mit Mecklenburg? Mit Mecklenburg verbinde ich vorallem eine liebliche, zarte Landschaft mit viel Wasser. Aber auch menschliche Orginale. Für mich schlichtweg Heimat. Warum ist Mecklenburg ein guter Produktionsstandort? Man hat hier einfach unglaublich viel Ruhe und Raum zum entwickeln, aber auch zum umsetzen von Ideen. Beeinflussen Sie diese Faktoren merkbar? Meine Umgebung beeinflusst mich schon ziemlich stark. Das hat wohl vorallem etwas mit sozialen Bindungen und persönlichem Wohlbefinden bei der Arbeit zu tun. Welchen Charakter haben Ihre Arbeiten? Der Eithron hat einen klaren Charakter. Aber er ist nun mal ein Eierbecher und erzeugt beim Erstbetrachter
meistens ein Lächeln, dann kommt er aber zum Nachdenken, wenn die nötigen Anlagen dazu vorhanden sind. Welche Qualitätsmerkmale kennzeichnen Ihr Schaffen? Das sollten vielleicht andere beurteilen. Wenn es um das einschätzen eigener Kompetenzen bzw »Qualitäten«geht, bin ich eine Null. Was ist Ihnen wichtig? Das nach dem langen Winter die Sonne scheint und das auch so bleibt. Auch wenn ich manchmal dran zweifle. Habe Sie Vorbilder? Zum Beispiel Albert Einstein, aber auch Menschen wie Marlon Brando oder die Geschwister Scholl. Was bringt Sie zum Erfolg? Wenn ich an etwas dran bin, dann beiße ich mich fest und lasse nicht mehr locker. Das kann mich selber aber auch sehr nerven. Das hat es schon oft und wird es wohl auch noch öfter. Was machen Sie in 10 Jahren? Am liebsten mit meiner Frau zusammen, unterwegs im Orientexpress. Das ist ein lang gehegter Traum von uns. Gibt es eine Moral der Geschichte? Es kommt nicht so sehr darauf an was wir sehen, sondern wie wir sehen. Bezogen auf den Eithron verstehe ich diesen, als eine Art Brille bzw. Sehhilfe.
eithron Kay Sonnenberg Hauptstraße 15 – Hof Medewege 19055 Schwerin kontakt Tel.: 0385 / 202 341 22 www.ei-thron.com Öffnungszeiten nach Absprache
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andrej subarew // Sommer 2013
»nüchtern und streng, schön im Detail«
Wer schonmal vom »Baltic Fashion Award« gehört hat, hat auch schonmal vom künstlerischen Leiter des wohl bedeutensten Modeevents im Ostseeraum gehört. Andrej Subarew studierte an der Burg Giebichenstein in Halle und in Arnheim in den Niederlanden. Er ist heute einer der wichtigen Modedesigner des Ostseeraums. Der Grafik- und Modedesigner lebt abwechselnd in Wismar und Berlin und kreiert seit 2001 unter seinem eigenem Modelabel RAISSA Kleider und Kleidung für Frauen
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und Männer, für Jung und Alt. Von alltagstauglichen Einzelstücken bis zur extravaganten Haute Couture verfolgt er immer seine Idee von »moderner Klassik.« Andrej Subarew bewegt sich dabei stehts in mehreren Gengres und verliert dabei nie den Kontakt zu bestehenden Traditionen. Wobei ihm der Neuinszenierung alter Muster besonderes Interesse galt. Beispielsweise befasste er sich in einem Workshop mit Design- und Modestudenten mit traditionellen Freester Fischerteppiche.
Sommer 2013 // andrej subarew
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andrej subarew // Sommer 2013
abbildung oben // Andrej Subarew 18
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Sommer 2013 // andrej subarew
interview mit andrej subarew // Schöpfer des Modeslabels RAISSA
Beschreiben Sie Ihre Philosophie! Mit den Worten von Oscar Wilde: ich habe einen ganz einfachen Geschmack, ich bin immer mit dem besten zufrieden. Mode kreiert sich immer wieder, Stil ist unvergänglich, irgendwo dazwischen versuche ich mich zu bewegen und der Mode einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, auf der Suche nach neuem und auch traditionellem, was Wert ist neu interpretiert zu werden. Kommt die Person dahinter, die in meinem Kreaktionen sich wieder findet, entsteht Stil. Wie kam es, dass Sie sich für das Metier entschieden haben? Als Kind habe ich Geige gespielt, war schon immer kreativ, wollte Musiker werden, Maler und hatte einen Splin berühmt zu werden. Erst im Studium entdeckte ich die Welt der Mode, nicht nur die Kreativität, sondern v.a. seine soziale Komponente als Spiegel der Zeit, aber auch seine psychologische Seite in dem Verhältnis zwischen dem ich und wir. Was waren Ihre Stationen? 1991 mein Diplom in Mode- und Grafikdesign an der Burg Giebichenstein in Halle, danach absolvierte ich 1993 mein Diplom am Ahrnheimer Fashioninstitut für Modemanagement. Seit 1994 bin ich selbständig als Designer in Wismar tätig und seit 2000 bin ich in Berlin. 2006 wurde ich Art Director des Baltic Fashion Awards. Was verbinden Sie mit MV? In MV zu leben und dabei kreativ sein zu dürfen ist ein Privileg, aber auch möglich. In der heutigen mobilen cosmopolitischen Zeit scheinen Herkunft, Tradition und Unverwechselbarkeit wichtiger denn je. MV bietet das noch und gleichzeitg schon wieder. Think Global and Act Local ist das Kredo, in dem Provinzielles gar nicht mehr so provinziell wirkt, die beschränkte Einstellung dazu ist provinziell.
Warum ist Mecklenburg ein guter Produktionsstandort? In Hinsicht auf den seit der Wende neu zusammengerückten Wirtschafts- und Kulturraum der Ostseeregion, ist der Standort sehr attraktiv, die Landschaft und das Meer sind fabelhaft. In einer immer mehr beschleunigten Welt ist in MV der Mutterboden für Entschleunigung, innezuhalten und Werte zu schaffen, die morgen nicht gleich in Vergessenheit geraten sind. Inwiefern beeinflusst die Umgebung Ihre Arbeit? Manchmal ist es zäh. Wer nicht über den Tellerrand guckt, braucht sich nich zu wundern, dass er kaum etwas bewegen kann. Hat man aber Menschen begeistert, muss es für immer sein. Das macht es schwierig zwischen einer aktiven und defensiven Haltung zu vermitteln. Aber genau das hat Bestand, da weiß man wo man steht Welchen Charakter hat Ihre Mode? Da man muss man meine Fans fragen. Ich denke sie tragen meine Handschrift, die sich mehr und mehr formuliert.! Welche Qualitätsmerkmale kennzeichnen Ihr Schaffen? Tragbare Eleganz mit reizvollen Details, immer funktionell, nie am Menschen vorbei. Sauber verarbeitet, gut geschnitten, qualitätsvolle Materialien, hält mehr als nur eine Saison. Was ist Ihnen besonders wichtig? Sich treu bleiben Wer sind Ihre Vorbilder? Coco Chanel in den 20ern, Alexander McQueen in den 90ern, und Jungtalente beim Baltic Fashion Award heute. Was ist Ihr Erfolgsrezept? Konzeptionelles Arbeiten ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren, verbindlich Dinge zu Ende bringen und sich auf das Geschaffte nicht allzu lange ausruhen. Wo sehen Sie sich in 10 Jahren? Hoffentlich nicht nur als Professor an einer Modeakademie.
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andrej subarew // Sommer 2013
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Sommer 2013 // / andrej subarew
Andrej Subarew Design Andrej Subarew LĂźbsche StraĂ&#x;e 95 23966 Wismar kontakt Telefon: 03841 / 30 46 50 e-mail: as@subarew.com www.subarew.com
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de klockenschauster // Sommer 2013
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Sommer 2013 // de klockenschauster
DE KLOCKENSCHAUSTER
Uhren sind seine Mission, seine Leidenschaft, sein Leben.
Uhren sind seine Mission, seine Leidenschaft, sein Leben. Besonders natürlich alte und mechanische Uhren. An sie hat Herr Dikow schon vor langer Zeit sein Herz verloren. Von der Reparatur von Armbanduhren, über alte Großuhren, bis hin zu Kirchturmuhren, es gibt wohl keine Uhr, die er nicht repariert bekommt. Sei es auch noch so kompliziert. Er packt jede Herausforderung an und akzeptiert kein Aufgeben. So kam es dann auch 2010, dass er eine erste eigene Uhrenmarke auf den Markt brachte. Die Spannweite der Reihe »Obotrit Schwerin in M« reicht mittlerweile von zeitlosen klassischen Uhren, sportlich modernen Varianten, bis hin
zu Chronographen. Die Uhren stehen mit Ihren Uhrenwerken, der hochwertigen Verarbeitung und der edlen Ästhetik ihren großen Brüdern in den hochpreisigen Juwelier- und Uhrengeschäften in Nichts nach. Mit Liebe zum Detail wird hier noch in Handarbeit gearbeitet und versucht auf die Wünsche des Kunden einzugehen. So sind auch Sonderfertigungen keine Unmöglichkeit und wunderbare alte Uhrwerke erwachen zu neuem Leben. Daneben ist er begeisterter Kulturförderer und organisiert regelmäßig in und vor seinem kleinen Laden in der Schweriner Münzstraße Konzerte ,Lesungen oder Feste.
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de klockenschauster // Sommer 2013
abbildungen oben // "Hausmarke" Obotrit Schwerin in M 24
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abbildung oben rechts // ÂťDer MeisterÂŤ bei der Arbeit
Sommer 2013 // // de klockenschauster
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abbildung oben // Mechanisches Uhrenwerk absolut mv
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de klockenschauster // Sommer 2013
de klockenschauster Hans-Joachim Dikow Münzstraße 21 19055 Schwerin kontakt Telefon: 0385 / 521 94 60 Fax: 0385 / 521 94 61 E-mail: de-klockenschauster@gmx.net
abbildung oben // Offenes Uhrengehäuse 26
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Sommer 2013 // de klockenschauster
interview mit hans joachim dikow //// De Klockenschauster – ihr Uhrmacher
Wie sind Sie zum Uhrenmacher geworden? Es fing im Kindesalter an - ich habe mich immer schon für technische Dinge interessiert, besonders für Feintechnik, für Elektrotechnik. Und dann? Ich wollte eigentlich Rundfunk- und Fersehmechniker werden, bekam aber keine Lehrstelle. Ich bekam das Angebot eine Uhrmacherlehre zu beginnen und das wars. Ich kniete mich in die Ausbildung und erreichte einen sehr guten Abschluss. Ich war einige Jahre als Uhrmacher tätig. Bekam Ende der Siebzieger Jahre von der Betriebsleitung des Schweriner Diensleistungsbetriebes, in dem ich als Uhrmacher tätig war, das Angebot eine Graveurwerkstatt im damaligen Betrieb auzubauen. Ich nahm das Angebot an, forderte aber, dass ich die Ausbildung als Graveur wahrnehmen kann. Ich bekam die Zusage und ich wurde auch Graveur und ich habe die Graveuwerkstatt aufgebaut. Ich war viele Jahre als Graveur und Werkstattleiter tätig. Dann kam die sogenannte Wende. Der Dienstleistungsbetrieb wurde als einer der ersten Betriebe platt gemacht und mit mir wurden viele Menschen arbeitslos. Ich nahm eine kaufmännische Ausbildung wahr, denn zum damaligen Zeitpunkt sah ich für mich keine Zukunft in der Uhrmacherei. Der Grund liegt darin, dass ich es so gesehen habe, dass sich die Menschen nach der Wende verständlicherweise für viele neue Dinge interessiert haben - für neue Autos, für Häuser, für Möbel, für Uhren aus dem Westen (vor allem Quarzuhren) und ich sage immer, " für bunte Becher". Aber seit einigen Jahren gibt es eine enorme Wiederbelebung der Uhrenindustrie im mechanischen Bereich, vor allem auch im hochwertigen Bereich. Es gibt auch bei den Menschen ein Wertebesinnen, man lässt sich alte Uhren wieder aufarbeiten. Und für diese bedarf es erfahrene Fachleute - ebend auch Uhrmacher. Das habe ich 2006 erkannt und einen fantastischen Laden für mich und meine Ideen in der Schweriner Münzstraße gefunden, mich als Uhrmacher selbstständig gemacht, Ideen entwickelt - versuche diese umzusetzen, was mir teilweise auch gelungen ist. Ich setze unwahrscheinlich viel Fleiß und Selbstdisziplien ein. Und so bin ich das was ich jetzt bin.
Was verbinden Sie mit MV? MV und besonders Schwerin ist meine Heimat und mit ihnen fühle ich mich verbunden. Ich fühle mich hier wohl. Egal wo ich hinreise, ich kehre gerne hierher zurück. Es gibt hier einen guten Zusammenhalt unter den Menschen und immer noch Zuverlässigkeit. Es ist ein wunderschöner Fleck dieser Erde, wo viele Urlaub machen, lässt es sich gut leben. Inwiefern beeinflusst die Umgebung Ihre Arbeit? Es gibt seit Jahren überwiegend sehr zufriedene und freundliche Kunden. Welchen Charakter haben Ihre Arbeiten? Ich versuche über Jahre gute Arbeit abzuliefern, versuche Dinge zu reparieren die fasst unlösbar sind. Hierdurch gibt es viele Empfehlungen, auch über die Landesgrenzen hinaus. Und es gibt seit ca. 3 Jahren eine eigene Uhrenmarke - »Obotrit - Schwerin in M.« Welche Qualitätsmerkmale kennzeichnen Ihr Schaffen? Durch die kaufmännische Ausbildung fundiert, führe ich sachorientierte freundliche Gepräche mit den Kunden. Lösungswege versuche ich aufzuzeigen und zu erfüllen, um so wenig wie möglich die Kunden zu enttäuschen. Es ist auch wichtig, Ideen zu haben und diese umzusetzen. Worauf legen Sie besonders wert? Qualifizierte Ausbildung der jungen Menschen. Meine eigene Gesundheit. Freundliche, angenehme Arbeitsatmosphäre. Vermeidung unangenehmer Auseinandersetzungen mit Kunden. Wer sind Ihre Vorbilder? Nelson Mandela, Paul Mc Cartney, Mein Lehrmeister und ein Uhrmacherkollege, der Uhrmacher aus Schwerin Heinz Lüthke. Was ist wichtig für den Erfolg? Ideen, Ehrgeiz, Durchhaltevermögen, Fachkenntnisse, Ehrlichkeit, Höflichkeit, Freundlichkeit, Bodenständigkeit. Wo sehen Sie sich in 10 Jahren? In 10 1/2 Jahren sehe ich mich in Rente, nach dem ich das Geschäft an einen zuverlässigen Nachfolger übergeben habe. Abschließend noch ein Wort zu Ihrer Philosophie? Ideen haben und diese auch möglichst versuchen umzusetzen. Herausforderungen annehmen und nicht gleich aufgeben, wo andere aufgeben - weiter machen, mehr machen als normal.
abbildung unten // Detailansicht absolut mv
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flรถhr // Sommer tim kiddesign // Sommer 2013 2013
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Sommer 2013 // tim kid
TIM KID
Klare & kindgerechte Möbel
Inmitten einer wunderschönen Landschaft liegt an der Elbe die Stadt Dömitz. Hier ist ein idealer Ort, um sich zu erholen und die Seele baumeln zu lassen. Oder aber um Kreativ zu sein. Das dachte sich auch der Designer Tim Schinkel, als er vor 13 Jahren hier sein Unternehmen startete. Aus der Not heraus entwickelte er selber einen Wickeltisch, der seinen Ansprüchen gerecht wurde. Danach kam das erste Kinderbett und eine ganze
Reihe weiterer Produkte entstand. Diese Produkte sollten aber nicht nur im eigenen Heim zu finden sein und so wuchs die Idee für das Unternehmen, welches mittlerweile sogar bis nach Japan exportiert. Kindermöbel, die sich an die Umgebung anpassen, mitwachsen oder Platz sparen. Sein schlichtes Design wirkt skandinavisch und der moderne Firmensitz in malerischer Umgebung ist eine architektonische Attraktion.
abbildung links // Timkidhund »Fritz«
abbildung rechts // Kinderstuhl »mobo« absolut mv
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tim kid // Sommer 2013
interview mit tim schinkel // Designer und Inhaber
Es ist ungewöhnlich einen Möbelhersteller, Ihren Formates in Mecklenburg zu finden. Wie kamen Sie dazu? Mit dem ersten Kind fehlte es an einem "überzeugenden Wickelplatz" für das enge Bad. So machte ich mich selbst ans Werk und entwarf das erste timkid Produkt- der "owo" Wandwickeltisch ein praktischer Ort zum Windelwechseln, rückenfreundlich für die Eltern und dazu noch sehr platzsparend! Danach entstanden ein Babybett "mioform", das statt Gitterstäben Stoffwände hat + mit einer speziell entwickelten dreiteiligen Matratze "sovo" schon für Neugeborene genutzt werden kann. Der Kinderstuhl"mobo", das Malpult "clexo"," tavi" -ein Spieltisch, die Garderobe" baddi" und viele unterschiedliche Wandwickeltische. Wie ging es weiter? Timkid ist im 13. Jahr seit seiner Gründung und alle Kindermöbel werden weltweit vertrieben. Der mobo Kinderstuhl, der einzige werklos verstellbare Stuhl hat besonders in Japan Anklang gefunden. In den vergangenen Jahren hat sich timkid zu einem der führenden Wandwickeltisch - Hersteller entwickelt. timkid Produkte sind für Endverbraucher direkt oder über den Handel zu beziehen, finden sich aber auch in vielen öffentliche Einrichtungen, wie Kindergärten, Krankenhäusern, Hotels oder Verwaltungsstellen. Beschreiben Sie Ihre Philosophie! Wir möchten Kindermöbel fertigen, die: -unser eigenes Design haben-klar und kindgerecht! -als Prototyp den Anforderungen durch unsere Testkinder bestehen -funktional, ergonomisch, langlebig und mit wachsend sind -aus funktionsgerechten+ ökologische Materialien und aus regionaler Feritgung sind (100% Made inGermany) Was verbinden Sie mit Mecklenburg? Wir möchten gerne dort arbeiten wo wir leben und das ist uns in Dömitz gelungen. Durch einen Neubau einer Produktionshalle konnten wir eine Wohnung auf deren Dach setzen! Jetzt wohnen und arbeiten wir dort wo andere Urlaub machen Warum ist Mecklenburg ein guter Produktionsstandort? Im Vergleich zu anderen Bundesländern sind in Mecklenburg Immobilien günstig zu kaufen, so sind auch wir zu einem optimalen Standort in Dömitz gelangt. Ein Teil unser Zulieferer ist in Mecklenburg, also kurze Wege für die Anlieferung. Die Logistik funktioniert hervorragend.
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Beeinflusst die Umgebung Ihre Arbeit? Da wir mitten in der Natur, ganz nah an der Elbe leben und arbeiten, können wir uns erlauben schöne Tage auch während der Woche zu genießen, was die Arbeit immer positiv beeinflusst. Wir sind ein freundliches Team, was gerne zur Arbeit kommt und optimale Qualität liefert. Was ist das besonder an Ihren Arbeiten? Unsere Produkte sind nachhaltig und keine Trendprodukte, etwas mit dem wir uns alle, die hier arbeiten identifizieren können. Das Design spricht besonders Kinder an, die Funktionalität überzeugt die Eltern! Welche Qualitätsmerkmale kennzeichnen Ihr Schaffen? In der Produktion werden nur regionale Materialien verarbeitet, wir stehen in engen Kontakt mit allen regionalen Herstellern und sind stets bemüht das Bestmögliche für jedes Produkt zu finden. Was ist Ihnen dabei besonders wichtig? Produkte auf den Markt zu bringen von denen wir 100% überzeugt sind! Nachhaltigkeit! Glückliche Elternzufriedene Kunden! Haben Sie Vorbilder? Ja, Designer des Bauhauses, die handwerklich gute, funktionelle und seriell gefertigte (Kinder)möbel zu attraktiven Preisen hergestellt haben Wie wurden Sie so erfolgreich? Wir arbeiten so lange an den Produkten, bis sie allen, von uns gestellten timkid Kriterien, erfüllen! Kundenzufriedenheit! Ob Umtausch oder Ersatzteil, alles wird schnellstmöglich an unsere Kunden verschickt. Nachkaufgarantie, für alle Materialien, die bei der großen Beanspruchung von Kindern irgendwann ausgetauscht werden müssen! Wo steht Timkid in zehn Jahren? Wir möchten innovative Kindermöbel designen und nicht von unserer Philosopie abweichen. Unsere Produkte sollen sich weiterhin durch ansprechendes Design, durch Langlebigkeit und durch ökologische Materialauswahl auszeichnen. Weiterhin möchte timkid dazu beitragen das mehr Kinderfreundlichkeit in der Öffentlichkeit möglich wird. Schon jetzt können viele Eltern ihre Babys auf timkid Wandwickeltischen in Krankenhäusern , Arbeitsagenturen, Schwimmbädern und Tankstellentoiletten windeln oder in Foyes von Banken und Versicherungen an Tischen von timkid spielen.
Sommer 2013 // tim kid
tim kid kindermöbel gmbh Mühlendeich 15 19053 Dömitz kontakt Tim Schinkel Telefon: 0387 / 583 693 3 Fax: 0387 / 583 693 6 e-mail: info@timkid.de
abbildung links // Kinderbettchen »mioform« absolut mv
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{˚ formost // Sommer 2013
FORMOST
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Deutsches Design mit Tradition
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˚} Sommer 2013 // formost
»Und täuschen wir uns nicht: In den Fabriken, wo der Schund entsteht, und in den Werkstätten, weiß bis auf den letzten Platz kaum ein einziger, was sinnvolle Arbeit sein kann! Kaum einer denkt daran, dass Arbeitsstunden Lebensstunden sind und minderwertige Industrieware vernichtetes Menschenleben ist.«
≈≈ Wilhelm Wagenfeld
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formost // Sommer 2013
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Der regionelle Bezug zum Thema Design f端r einen Zeitraum von 1900 bis heute steht hier im Fokus. Nicht der Trend, sondern die Funktionalit辰t sind entscheidend f端r wirklich gute Produkte, die auch noch Jahrzehnte nach
ihrer Entstehung an Bedeutung nicht verloren haben. FORMOST ist ein Versandhandel f端r Designartikel aus dem Osten Deutschlands. Hier werden Ihnen Produkte geboten, die in Ostdeutschland entworfen, entwickelt
abbildung klein links unten // Pyrom rot
abbildung klein unten rechts // Kleinkindpuzzle, Konic
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{˚}
Sommer 2013 // formost
»QUALITÄT ENTSTEHT, WENN DIE LEIDENSCHAFT DABEI IST.« Susi Reifenstahl, Geschäftsführerin von Midgard
oder hergestellt wurden und werden. Ihre Auswahl enthält Produkte mit langer Tradition und Entwicklungen junger Designer, hervorragendes Industriedesign, Unikate und limitierte Auflagen. Dabei steht das Produkt
immer im Kontext mit Recherchen über Hintergründe zu den Gestaltern und Produzenten. Freuen Sie sich auf spannende Neuentdeckungen und unerwartete Wiederbegegnungen.
abbildung gross + seite rechts // Wagenfeld Teeservice absolut mv
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formost // Sommer 2013
{≈ oben rechts // Fortschritt Berlin, Leinenmanufaktur Hoffmann, L&C Stendhal, I.D.L. oben links // Kissen mit originalen Jugenstilmustern von J.Hoffmann aus den Wiener Werkstätten 36
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Sommer 2013 // formost
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formost Puschkinstraße 28 19055 Schwerin kontakt Telefon: 0385 / 593 838 85 Fax: 0385 / 593 838 84 e-mail: kontakt@formost.de www.form-ost.de öffnungszeiten Mon. bis Fr.: 11.00 - 18.00 Uhr Samstag: 10.00 - 14.00 Uhr und nach Vereinbarung
mitte rechts // Im Schaukelwagen von H. Brockhage rechts // Geschäft Formost, Fassade absolut mv
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formost // Sommer 2013
interview mit matthias kanter // Künstler und Geschäftsführer von Formost
Beschreiben Sie Ihre Philosophie! Erzählen Sie uns was Ihnen wichtig ist. Wir machen Lobbyarbeit für ein Stück deutscher und osteuropäischer Produkt- und Kulturgeschichte, die im Strudel gesellschaftlicher Umbrüche und ideologischer Vorurteile langsam unsichtbar wurde. Wir unterstreichen Geschichte der Formgestaltung, auch als Zukunftsoption eines erneuerten Designbegriffs aus Deutschland. Form Follows Funktion! Wie sind Sie dazu gekommen? Jede Generation hat die Möglichkeit Entwicklungen zu beeinflussen. Unser Interesse an guter Gestaltung und der dringende Handlungsbedarf standen wohl am Anfang. Und wie wurden Sie was sie sind? Durch die Natur, Erziehung, gute Beispiele und schlechte Beispiele, Freunde und Feinde, Arbeit, eigene Entscheidungen und Schicksal … wie bei Jedem! Was verbinden Sie mit MV? Meine Wahlheimat seit der Kindheit und ein Gefühl für die Landschaft in der Nähe des Meeres, das keine andere Region in mir auslöst. Warum ist Mecklenburg ein guter Produktionsstandort? Wir haben Platz, Zeit und die Nähe zu Hamburg und Berlin. Inwiefern beeinflusst die Umgebung ihre Arbeit? Regionalkultur als Baustein von Weltkultur findet auch hier Material und viel Landschaft mit wenigen Menschen hat schon immer bestimmte Menschen angelockt ,die auch einen kulturellen Humus bilden. Welchen Charakter haben Ihre Arbeiten? Erzählen Sie uns über die Wirkung Ihrer Produkte. Im Hauptberuf bin ich Künstler, Maler also direkter Produzent. Mit Formost konzentrieren wir uns auf den
rechts // Kaffee gefällig? Rationell-Kännchen von M.Jahny 38
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Handel und Vertrieb guter Waren, was ich mir als Zukunftsaufgabe für viele Kreative wünsche. Das Problem des 20igsten Jahrhunderts war nicht die fehlende Kreativität im Entwurf oder der Entwicklung, sondern im Vertrieb. Vieles Gute wurde schon längst erdacht und hergestellt, nur wissen wir viel zu wenig darüber und finden die Dinge kaum noch oder schwer. Profitgier und "Geiz ist Geil" sägt an den Fundamenten unserer mitteleuropäischen Produktkultur und die billigsten Produzenten werden wir nie werden. Was bleibt ist eine gemeinsame Arbeit an neuen Qualitätsbegriffen für eine Zukunft unserer Kultur. Was haben diese Produkte denn gemeinsam? Optische Verschleißfestigkeit, Formgestaltung statt Design das ständig mit den Moden wechselt, Langlebigkeit, Reparierbarkeit, Patinafähigkeit, Demut. Was ist Ihnen besonders wichtig? Immer mehr Menschen für diese Art "Guter Waren" zu begeistern und den Entwicklern und Herstellern auskömmliche Produktionsketten in ihren Regionen zu ermöglichen. Wer sind Ihre Vorbilder? Manufactum der ersten Jahre als Händler, skandivisches Design als Leistung von Machern und Institutionen, Oskar Schlemmer als Lehrer, Wilhelm Wagenfeld als Denker und Macher, Uwe Johnson als Beobachter. Verraten Sie uns Ihr Erfolgsrezept? Der Glaube an die Idee und unsere tägliche Arbeit. Wir sind motiviert von dem zunehmenden Interesse aus dem Ausland die kulturinteressierten Europäer erst nach Japan und Russland kommen. Wo sehen Sie sich in 10 Jahren? 10 mal erfolgreicher!
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≈ Sommer 2013 // formost
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Sommer 2013 // viecheria
VIECHERIA
Unikate nahtlos handgefilzt
Susanne Wetzel, geboren 1967, aufgewachsen in Schwerin, lebt mit drei Kindern, Paddelboot, Diplom und Scheune in einem alten Küsterhaus in Mecklenburg. 1992 begann sie mit der Entwicklung der ersten Viecher und erfand die Technik, die es ihr ermöglicht, stabile, waschmaschinenfeste Figuren aus Schafwolle zu bauen. Im Jahr 2000 gründete sie, noch in Berlin – Prenzlauer Berg, Viecheria und arbeitet seit dieser Zeit glücklich und zufrieden als Erfinderin von neuen Wesen. Ausstellungsbeteiligungen und eigene Ausstellungen mit Viecheria gab es an etlichen wichtigen Orten in der Bundesrepublik und manchmal auch in der Ferne. Die Viecher
von Susanne Wetzel sind fröhliche Lebensbegleiter. Mit ihren Füßen stehen sie fest im Leben, sie haben Ohren zum Hören, Arme und Flügel, die zum Umarmen einladen und Körper, die auch ohne Kleid schön anzusehen sind. Die Figuren und Puppen sind Unikate. Sie sind waschbar im Wollprogramm der Waschmaschine und sind äußerst zugfest und formstabil. Sie sind komplett aus Schafwolle, nahtlos und als Form gefilzt. Die Augen sind Granate, die mit Juwelierdraht sehr stabil befestigt sind. Viecheria Viecher sind schön und selten, denn sie werden ausschließlich von Susanne Wetzel gebaut und sind urheberrechtlich geschützt.
abbildunden // Fotos von Anne Schönharting
rechts // Dieses Viech gehört zu den Erdbewohnern absolut mv
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viecheria // Sommer 2013
interview mit susanne wetzel
// Textil-Kunst mit Kultur
Wie kam es dazu, dass Ihre Viecher enstanden? Nachdem ich 1994 auf der Suche nach einer Puppe für meine älteste Tochter entdeckt hatte, dass schöne Puppen und Tiere mit freundlichen Gesichtern eine echte Marktlücke waren und ich seit meiner Kindheit wusste, dass ich genau das sehr gut kann, erfand ich die Viecher, die in entwickelter Form jetzt vorliegen. Nach meinem Diplom in Erziehungswissenschaften 2000 machte ich mich als freischaffende Künstlerin selbständig und lebe seit 2000 mit drei Kindern von meinen Arbeiten. Seither nahm ich an vielen wichtigen Messen für angewandte Kunst und Design in Deutschland, sowie im Ausland teil. Wie wurden Sie und die Viecher was sie sind? »Wir haben es noch nicht probiert, also geht es sicher gut...« sagte Pippi Langstrumpf irgendwann weise. Ich habe es probiert und es ging ziemlich schnell, ziemlich gut. Es war und ist eine schöne und manchmal anstrengende Arbeit die Viecher zu erfinden und zu bauen. Aber es war und ist auch viel Phantasie, Einsatz und Kenntnis nötig, um sie gut und mit lebensnotwendigem Gewinn zu verkaufen. Ich bin auf Messen in Karlsruhe, in Hamburg und München, war mit den Puppen in New York, sie trieben sich auf Ausstellungen in Schweden, Ungarn, Frankreich und New Mexico herum und sind nach wie vor unverwechselbar. Was verbinden Sie mit MV? MV ist für mich eine ziemlich unattraktive Abkürzung – sicher, es geht noch dümmer, manche sagen MeckPomm und schreiben »Mac«. Das »c« in Mecklenburg ist ein Dehnungs - c und man spreche gefälligst, wenn man sich auskennt, Mecklenburg mit langem »e«. Und dieses Mecklenburg kann ich gut leiden mit seinen Hügeln und Seen und dickköpfigen Menschen, die, wenn sie dich einmal gern mögen (das dauert, man kann ja nicht mit jedem so viel reden) auch in der Schänke für dich prügeln. Ich bin in Mecklenburg aufgewachsen und bleibe hier. Warum ist Mecklenburg ein guter Produktionsstandort? Es ist ein guter Lebensort. Inzwischen gibt es hier und da auch Schulen, auf die man seine Kinder mit gutem Gewissen schicken kann. Da wo ich wohne, kann man sich entscheiden, an welchen der drei klaren Seen man mal schnell zum Baden fährt. Es gibt Schluchten und Flüsschen und sanfte Hügelchen, die zu hügelig sind, um mit Maisgroßfelderwirtschaft verseucht zu werden. Produzieren könnte ich überall, aber leben will ich hier. Inwiefern beeinflusst die Umgebung Sie bei Ihrer Arbeit? Hier bin ich froh, hier kann ich Gutes schaffen.
oben // Schimmel mit hautfarbener Hose 42
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Sommer 2013 // viecheria
oben // Beuteleule mit seinem Freund, dem Querkopf absolut mv
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viecheria // Sommer 2013
viecheria Susanne Wetzel Am Kirchberg 20 18249 Qualitz kontakt Telefon: 0384 / 623 35 50 Mobil: 0176 / 831 826 54 www.viecheria.de wetzel@viecheria.de
Welchen Charakter haben Ihre Viecher? Erstaunlich an den Puppen und Viechern finde ich nicht nur die recht unbekannte Filztechnik, sondern auch die Vielfalt. Inzwischen gibt es sicher mehr als 500 verschiedene Gattungen von Floh bis Tukan und Tapir. Die Unverwechselbarkeit in der Klarheit der Form, im Ausdruck und in der Qualität begeistern mich nach wie vor. Viele der Puppen – Zottelpuppen, Flederlinge, Ziegen, Esel, Katzen, Hühner – sind Figuren, die als klassische Spielpuppen für Kleine und Große zum Lebensbegleiter werden können. Haltbar genug sind sie, die Körper sind mit gut ausgewogenen Proportionen so gebaut, dass es Spaß macht, sie an- und auszuziehen, sie sind farblich so gestaltet, dass niemand Augenschmerzen bekommt, wenn er sie anschaut. Die Gesichter sind freundlich und klar, aber trotzdem so zurückhaltend, dass sie für eigene Gedanken offen bleiben. Andere Viecher sind Witze, die zum Lachen verführen – sie heißen z.B. »Kellerassel« und können sich einrollen oder »Storch mit Picknick«, wobei das Picknick ein langarmiger Frosch ist, der nicht unrettbar verloren wäre, wenn der Storch ihn wirklich fressen wollte. Auf meiner Internetseite finden sich unzählige Beispiele frecher, lustiger Tiere. Allerdings achte ich darauf, dass die Viecher nicht nur ein einziges Mal zum Lachen verleiten – wie gesagt, auch die hintergründigen Witze sind Anfänge von Geschichten … Welchen Anspruch an Qualität haben Sie? Mein Qualitätsanspruch ist hoch, was mir nicht gefällt, muss in den Müll und wird weder billiger verkauft noch verschenkt. Die Viecher sollen Lebensbegleiter sein, also sollen sie halten und modeunabhängig schön sein.
rechts // Die weiße Zottelpuppe wartet auf ihren Gefährten 44
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Was ist Ihnen besonders wichtig? Das habe ich schon mehrmals geschrieben, aber ich kann es ja nochmal anders versuchen. Mir ist besonders wichtig, dass die Menschen lernen, gründlicher nachzudenken. In meinem Familchen üben wir das gemeinsam täglich, aber es ist ein gesamtgesellschaftlicher Mangel. Wer sind Ihre Vorbilder? Harry Rowohlt – im Vorlesen, Ines Rutschke – in Klarheit, Julika Müller – im genauen Hinsehen, Silke Haase – in Weltinteresse, Nadja Budde – im Bücher illustrieren, Hannah Arendt – in Klugheit, meine Eltern – im guten Leben, Frank Linde – in Großzügigkeit, meine Nachbarn – in Gastfreundlichkeit. Die Ursache für ihren Erfolg? Ich versuche einfach gute und schöne Erfindungen zu machen und diese ohne viele Kompromisse umsetzen. Wo sehen Sie sich in 10 Jahren? Sicher ist, dass ich nicht als Leichtmatrose auf einem Hochseedampfer anheuere. Ansonsten setze ich mich manchmal, trotz der vielen Arbeit hin und denke darüber nach. Beschreiben Sie Ihre Philosophie! Die Figuren und Puppen von Viecheria sind Unikate. Sie sind aus 100 % Schafwolle und äußerst zugfest, stabil und waschbar im Wollprogramm der Waschmaschine. Mit ihren Augen aus Granat, die mit Juwelierdraht sicher am Kopf befestigt sind, gucken sie vorwitzig und frech, aber meistens verständnisvoll und freundlich in die Welt. Die Artenvielfalt ist groß und selten fotografisch festgehalten und trotzdem wird ein Viecheriawesen mühelos erkannt. an der Freundlichkeit und Qualität, an der Klarheit der Form, am manchmal unüberhörbaren Lächeln über diese Welt und daran, dass in ihm Anfänge von Geschichten wohnen, die weitererzählt werden wollen.
Sommer 2013 // viecheria
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oben // Ausstellung FUTURO von Georg Parthen und Mike Strauch 46
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Sommer 2013 // galerie ag
GALERIE AG
»Der beste Verlag der Welt«
Sechs Künstler schlossen sich 2005 im Künstlerhaus Innenstadt um, wo sie neben ihren eigenen Werken auch »Schloss Plüschow« zu einer Produzentengalerie zu- Ausstellungen von Gästen zeigen. Auf diese Weise haben sammen, um der Kunst neue Räume zu erschließen und die mittlerweile sieben Künstler die Möglichkeit, aktiv das künstlerische Impulse in Mecklenburg-Vorpommern zu kulturelle Leben in der Hauptstadt Mecklenburg-Vorsetzen. Gemeinsam mit dem Galeristen Peter Kreissl pommerns mitzugestalten. Seit Mai 2011 ist die Kunstwurden von dort demokratisch externe Ausstellungspro- historikerin Claudia Schönfeld Kuratorin der Galerie AG. jekte wie die »Art Sail« in Rostock oder »East Germany Sie entwickelt seitdem verschiedenste Ausstellungen und goes Baltimore« in den USA entwickelt. 2008 zog die Ga- Formate. Neben nationalen läd sie internationale Positiolerie AG dann in ihre eigenen Räume in der Schweriner nen ein, die das künstlerische Profil der Galerie schärfen.
oben // Frontansicht der »kleinen Galerie« in der Münzstraße absolut mv
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galerie ag // Sommer 2013
galeria ag Münzstraße 24 19055 Schwerin kontakt Telefon: 0163 / 32 54 781 e-mail: mail@galerie-ag.de www.galerie-ag.de
interview mit susanne wetzel
// Kuratorin der Galerie AG für zeitgenössische Kunst Wie wurden die Galeria AG was sie ist? Nach einer Ausstellung, »Schwerinblicke – Künstlersichten«, die ich im Staatlichen Museum Schwerin kuratiert hatte, wurde ich von einem Künstler der Galerie AG, Matthias Kanter, angesprochen. Er gehörte zu den Künstlern der Ausstellung, bei der sich durch meine ausstellungsbegleitenden Führungen und Texte mehrere Ankäufe entwickelt hatten. Die Entscheidung fiel mir leicht, da die »Produzenten« der Galerie AG ausnahmslos hervorragende Künstler sind. Sie sind nach ihrem Studium an der Hochschule der bildenden Künste Dresden und Berlin Weissensee nach Mecklenburg gezogen oder zurückgekehrt. Ich habe nun die spannende Aufgabe, sie in der nationalen und internationalen Kunstszene zu positionieren. Was verbinden Sie mit MV? Die Verbindung einer reichen Kulturlandschaft und einer weiten, ursprünglichen Natur. Was macht Mecklenburg zu einem guten Ausstellungsort? Mecklenburg hat Dank seiner ursprünglichen Landschaft und Weite immer Künstler angezogen und inspiriert, was uns deutlich die Schweriner Ausstellung »Sommergäste« im Jahr 2011 gezeigt hat. Nicht nur die Künstler der Brücke fanden hier Inspiration, Ruhe und Kraft für ihre Arbeit in Mecklenburg. Mecklenburg ist wie ein »creative tank«. Eine spannende Ausstellung könnte ich mir auch unter dem Namen »Sommergäste heute« vorstellen. Welchen Charakter haben die ausgestellten Arbeiten? Es sind vor allem malerische Positionen der Absolventen der Dresdener Hochschule, Peter Klitta, Matthias Kanter, Mike Strauch, die den Grundstock der Galerie AG ausmachen. Andreas Barth als Absolvent der Hochschule Weißensee arbeitet im Bereich der konkreten Farbma-
oben // Mike Strauch, Öl auf Leinwand 48
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lerei in der Tradition von Künstlern des Bauhauses wie Joseph Albers. Darüber hinaus gehören die installativen Arbeiten von Christoph Rodde und Christian Schönwälder, die Fluxuselemente beinhalten wie auch die Zeichnungen von Thorsten Sachse, zum Profil der Galerie AG. Wie auch der Fotograf Thomas Fißler haben sie alle in Dresden studiert. Zu diesem Kern laden wir nationale und internationale Künstler ein, deren Positionen sich künstlerisch ergänzen, reiben und befruchten. Gerade zeigten wir zum Beispiel in der Fotografie zwei Absolventen der Essener Folkwangschule, Knut Maron und Georg Parthen. Andere Gäste der Galerie waren die Malerin Elisabeth Sonneck, die wir gemeinsam in »Double Escort« mit Andreas Barth und Matthias Kanter zeigten, oder der Finne Juhana Moisander, der mit Mike Strauch und Peter Klitta in der Ausstellung »Scapes« zu sehen war. Was ist Ihnen besonders wichtig? Die künstlerische Qualität. Wo sehen Sie sich mit der Galeria in 10 Jahren? Die Galerie AG möchte ich in den nächsten Jahren im internationalen Kunstdiskurs etablieren. In zehn Jahren könnte sie vielleicht heißen: »Galerie AG für zeitgenössische Kunst / Gallery for Contemporary Art Schwerin - Paris - New York«. Beschreiben Sie Ihre Philosophie! Die Rolle der Galeristin habe ich erst für die Produzenten Galerie übernommen. Als Kunsthistorikerin liegt meine Stärke eher im Bereich der Vermittlung von Kunst und der Sichtbarmachung von künstlerischen Korrespondenzen als in den kaufmännischen Spitzfindigkeiten des Kunstmarktes – hier liegt aber auch wahrscheinlich genau der Grund für meinen Erfolg.
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kerstin behrens // Sommer 2013
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Sommer 2013 // kerstin behrens
KERSTIN BEHRENS Erste Mecklenburgische Porzellanmanufaktur
Kerstin Behrens hat, wie viele gute Gestalter, Ihre Ausbildung an der Burg Giebigenstein erhalten, bevor es sie wieder in Wassernähe zog. Nordisch, Praktisch und mehr... oder doch Meer? Fische die um Porzellantassen tanzen. Minigolfschläger als Henkel, ein Affe mit Unterhose, oder gar ein Drache? Es gibt viele Möglichkeiten einen Henkel zu gestalten. Dies sind nur einige, welche für besondere Veranstaltungen erschaffen wurden, wie zum Beispiel dem alljährlichen Drachenbootrennen in Schwe-
rin. Und nicht weit entfernt vom Pfaffenteich findet man in der kleinen Münzstraße auch die erste mecklenburgische Porzellanmanufaktur. Viligranstes durchscheinendes Porzellan in schlichter Form oder kunstvoll gestaltet. Die Dekore werden von Hand bemalt mit einem detaillierten Strich der zum einen abstrakt aber auch darstellend sein kann. So findet man feine blaue Blüten oder kleine Käfer zwischen den Grashalmen bis hin zu schlichtem flächigen Dekor mit ausgewählten Farben.
links // Schrühbrand mit weißer Glasur
oben // Vasen stehen bereit zur Bemalung absolut mv
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kerstin behrens // Sommer 2013
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Sommer 2013 // kerstin behrens
erste mecklenburger porzelanmanufaktur Kerstin Behrens, Dipl.-Des. MĂźnzstraĂ&#x;e 35 19055 Schwerin kontakt Telefon: 0385 761 008 0 Telefax: 0385 761 007 9 E-Mail: wendenhof@email.de Ăśffnungszeigen Mon. bis Fr.: 11.00 - 18.00 Uhr Samstag: 10.00 - 14.00 Uhr und nach Vereinbarung
oben rechts // Der Hering als maritimes Motiv
unten rechts // Variationen durch unterschiedliche Bemalung absolut mv
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silberfuchs-verlag // Sommer 2013
SILBERFUCHS-VERLAG Hören und Wissen
Wir produzieren Medien über Kultur und Gesellschaft, z. B. Hörbücher, Hörstücke, Podcasts, Audioguides und Audio-Apps. Wir konzipieren und realisieren sowohl eigene Publikationsreihen im Verlag als auch Auftragsproduktionen im Bereich Content Marketing, Corporate Publishing und e-Learning. Als erfahrene ARD-Kulturjournalisten schildern wir komplexe Inhalte leicht verständlich in einer lebendigen bilderreichen Sprache,
wissenschaftliche Berater sichern Fakten ab. Charismatische Schauspieler erwecken die Texte anschaulich zum Leben, audiophile Toningenieure verschmelzen Fakten, Zitate und Musik, künstlerisch orientierte Grafiker gestalten das Artwork als sinnliches Gesamtkunstwerk. In Kooperation mit interessierten Partnern bieten wir auch Live-Events an, Lesungen und Fach-Vorträge, Akademien und Podiumsdiskussionen.
interview mit corinna hesse
// Freie Autorin und Herzstück des Silberfuchsverlages Beschreiben Sie Ihre Philosophie! Erzählen Sie uns was reichert unser Leben, ist die Basis für unser ZusammenIhnen wichtig ist. leben im Alltag und schafft harmonische Beziehungen Mit audiophilen Produktionen Kino im Kopf zu erzeu- zwischen den Menschen. gen, ist unsere Leidenschaft und eine sehr erfüllende Her- Wie kam es dazu, dass Sie sich für Ihr Metier entschieden? ausforderung. Musik, Geräusche und markante Stimmen Die spannende Welt des Hörens ist unsere Leidenschaft finden einen direkten Zugang zum Menschen, sprechen und unser Metier. Die Idee zu unserer Hörbuchreihe Gefühle an, können Stimmungen im Handumdrehen »Länder hören – Kulturen entdecken« ist entstanden, verwandeln. Über Emotionen lässt sich auch Wissen nachdem wir viele Jahre als ARD-Hörfunkjournalistinleichter vermitteln. Seit Beginn unserer journalistischen nen die Kulturberichterstattung über das SHMF begleitet Laufbahn bei verschiedenen ARD-Rundfunkanstalten hatten. Jedes Jahr gibt es dort einen Länderschwerpunkt. und nun seit 2005 im Silberfuchs-Verlag vermitteln wir Als wir 2005 erfuhren, dass Japan im Mittelpunkt stehen Themen aus Gesellschaft und Kultur verständlich, origi- würde, konzipierten wir als Ergänzung zum gedruckten nell, informativ, inspirierend, kulinarisch und kompetent! Programmbuch einen Kulturführer zum Hören. Während Begonnen hat alles mit klassischer Musik. Längst sind der akustischen Reise aus Fakten, Zitaten und Musik erweitere Themen in unser Blickfeld gerückt: Innovative fährt der Hörer, in welchem historischen Umfeld sich beTechnologien, Nachhaltigkeit, Wissenschaft und Alltag. stimmte kulturelle Phänomene, Kunstwerke, Strömungen Wir möchten die Menschen für die wichtigen Fragen herausgebildet haben, wie z.B. das höfische und bürgerliunseres Alltags und unserer Zukunft begeistern und zu che Theater in Japan entstand, wann der erste Roman erakustischen Reisen im Kopf einladen. Es gilt, das uralte schien, welche Komponisten oder Maler durch bestimmte Geheimnis des Erzählens und seine wunderbare Wirkung Regenten gefördert wurden oder auch ganz unabhängig auf den Menschen gemeinsam zu entdecken! Kultur be- wirkten. Das Japan-Hörbuch gibt einen tieferen Einblick
oben // Corinna Hesse und Antje Hinz 54
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Sommer 2013 // silberfuchs-verlag
in die Kultur und Geschichte des Landes – als Vor- und Nachbereitung des Festivalsommers in Schleswig-Holstein. Der klingende Kulturführer über Japan gab den Auftakt für die inzwischen auf über 20 CDs angewachsene Reihe »Länder hören - Kulturen entdecken«, die längst von einem weiten Hörerkreis geschätzt und genutzt wird, nicht zuletzt auch als Urlaubsbegleitung. Wie wurden Sie was sie sind? 2012 wurden wir mit dem Bundespreis »Kultur- und Kreativpiloten« ausgezeichnet – als erste Vertreter des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Mit dem Preis war ein einjähriges Programm von Intensiv-Coachings mit Unternehmensberatern verbunden. Sie gaben uns die erhellende Erkenntnis, dass unsere Unternehmensstrategie auf dem »Effectuation-Prinzip« beruht, aus wenigen Mitteln das Beste zu machen und Schritt für Schritt zu wachsen, durch geschäftliche Erfahrungen, durch Offenheit, durch Partner. Netzwerke bilden, heißt heute das Zauberwort, gerade für kleine Unternehmen. Bis heute sehen wir es als große Bereicherung, durch neue Bündnisse immer wieder faszinierende Menschen kennen zu lernen, die für ihre persönliche
Idee brennen und sehr viel wagen. Weltoffenheit und die Neugierde für Kultur und Gesellschaft treibt uns an. In den persönlichen Biografien spiegelt sich deutsch-deutsche Geschichte: Während Antje Hinz, geboren und aufgewachsen in den neuen Bundesländern, 1989 nach Hamburg kam und bis heute dort ihr Büro hat, zog es Corinna Hesse im Sommer 2010 aus Schleswig-Holstein in das mecklenburgische Tüschow (südlich von Zarrentin/Schaalsee), wo der Silberfuchs-Verlag seitdem seinen Sitz hat. Was verbinden Sie mit MV? Natur und Raum! Vor allem auch Raum für neue Ideen. Anders als in den dicht gedrängten Ballungsgebieten mit ihrer Hektik, Geschäftigkeit und ihrem Tempo haben wir in MV noch die Ruhe, darüber nachzudenken, was wir wirklich wichtig finden im Leben. Es gibt ein schönes Sprichwort des indischen Philosophen Tagore, das bei uns im Büro hängt: »Narren hasten, Kluge warten, Weise gehen in den Garten.« MV ist der Garten Deutschlands, wir lassen uns von der Natur leiten, wie wir produktiv sein können, ohne uns selbst und unsere Umgebung zu zerstören.
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Corinna Hesse & Antje Hinz GbR Silberfuchs Verlag - Hören und Wissen Holzkruger Weg 12 19260 Tüschow Kontakt Tel.: 0388 / 438 241 88 www.silberfuchs-verlag.de mail: info@silberfuchs-verlag.de
Warum ist Mecklenburg ein guter Produktionsstandort? Die Strukturen sind noch sehr offen, immer finden wir hier offene Türen, wenn wir das Gespräch mit Partnern suchen. Gerade in unserem Bereich, der Kreativwirtschaft, hat sich in den letzten Jahren enorm viel entwickelt, gerade Künstler und Kreative suchen Ruhe und Inspiration an den vielen malerischen Orten in MV. Die »Szenen« sind nicht so abgeschottet, so dass die Durchlässigkeit und Offenheit zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen sehr hoch ist. Wir sind hier ja in einem ganz kleinen Ort, hier kommen Menschen zusammen, die sehr unterschiedlich sind, und es gibt einen sehr fruchtbaren Austausch – man lernt auf diese Weise viel mehr über die Gesellschaft, als wenn alle nur im »eigenen Saft« schmoren. Inwiefern beeinflusst dieser Ort ihre Arbeit? Wir haben hier das schönste Büro Deutschlands! Wir blicken auf ein Naturschutzgebiet, das Flüsschen Schaale und viel, viel Grün. Das ist Balsam für die Seele und eine große Kraftquelle, auch wenn es im Büro stressig zugeht. Außerdem ist der ländliche Raum stolz auf seine Traditionen. Wir können hier also sehr direkt spüren, wie wichtig es ist, Natur und kulturelle Tradition zu bewahren – diese Werte möchten wir gern vermitteln, unsere Umgebung hat uns sehr bestärkt, unsere thematischen Schwerpunkte weiterzuverfolgen. Hier leben die Menschen sehr nachhaltig, viele bauen ihr eigenes Gemüse an und halten Hühner, Gänse oder Schafe – und in den Großstädten
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wird »Urban Gardening« gerade neu erfunden! Die Menschen hier haben Fähigkeiten, die unbedingt bewahrt werden sollen. Gerade in Zeiten, wo Nachhaltigkeit die neue Zielrichtung ist, möchten wir zeigen, dass MV in dieser Hinsicht schon viel weiter entwickelt ist als manch andere Regionen in Deutschland. Wirtschaft, Natur und Gemeinschaft gehören hier zusammen. Daher planen wir gerade ein Online-Portal, auf dem wir die Prinzipien der Nachhaltigkeit vermitteln und Beispiele aus der Region beschreiben. Welchen Charakter haben Ihre Arbeiten? Erzählen Sie uns über die Wirkung Ihrer Produkte. Wissen braucht Qualität! In einer Zeit, in der wir von Informationen überflutet werden, braucht es Medien und Publikationen, die Ordnung im Kopf der Menschen schaffen. Gute Wissensmedien basieren auf einer aufwändigen, soliden und fundierten Recherche. Fakten müssen repräsentativ ausgewählt, bewertet und in einen größeren Zusammenhang eingebettet werden. Unsere Welt spaltet sich immer stärker in Fachleute mit Spezialwissen auf, doch es braucht auch Generalisten, die den Überblick über das große Ganze behalten und Details richtig einordnen. Von unseren Hörern erreichen uns immer wieder begeisterte Reaktionen, dass Sie unsere akustischen Reisen emotional berührt hätten, gerade durch die Verbindung von Informationen, Beschreibungen, Zitaten und Musik. Sie schreiben uns:
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1) Sie hätten dank eines Länderhörbuchs eine Kultur jenseits aller Klischees endlich verstanden und Vorurteile abgebaut (z. B. über Sinti und Roma, die die Erzähltradition in Deutschland maßgeblich beeinflusst haben ebenso wie das Karagöz-Schattenspiel in der Türkei, den Flamenco in Spanien, die Musik in Ungarn und in der modernen Klubkultur weltweit). 2) Sie hätten dank eines Komponisten-Hörbuchs endlich Zugang zu einer Musik gefunden, die ihnen vorher lange fremd war Welche Qualitätsmerkmale zeichnen Ihre Arbeit aus? Fundierte journalistische Arbeit, audiophile Wort-Musik-Montagen, künstlerische Gestaltung von Hörbuch-Cover, CD und CD-Beiheft, hochwertige Hörbuch-Verpackung im festen Bucheinband. Insgesamt: Viel Liebe zum Detail, z. B. sind die Musikbeispiele bei uns stets handverlesen, sie sollen nicht nur als Klangteppich wirken. Als ehemalige Musikwissenschaftlerinnen behandeln wir Musik als inhaltlich relevanten Part jenseits oberflächlicher Illustration. In die Hörbücher fließen bis zu 60 verschiedene Musikbeispiele ein, die weltweit bei Musiklabels lizenziert werden. Zuweilen entstehen auch exklusive Musikaufnahmen für ein Hörbuch, wie z.B. Schillers »Ode an die Freude« in japanischer Sprache mit dem Kanemaki-Chor aus Hamburg. Was ist Ihnen besonders wichtig? Wir glauben, dass es für die Wissensgesellschaft der Zukunft unerlässlich ist, die Kreativität und Neugier der Menschen zu wecken, damit jeder sein eigenes Potential
entdecken und ausschöpfen kann. Wen würden Sie als Vorbild bezeichnen? Weltoffene Menschen mit wachem Geist, die im Kulturund Bildungssektor etwas bewegen wollen, weil sie davon überzeugt sind, dass Kultur und Bildung die Grundpfeiler unserer Gesellschaft bilden, auf die jeder Mensch ein Recht hat. Was macht Sie so erfolgreich bei dem was Sie tun? Vor allem viel Idealismus, Begeisterung für Musik und die Kulturen der Welt, Freude an Wissensvermittlung, Fleiß, Ausdauer, Beharrlichkeit, Geduld, Enthusiasmus, Liebe fürs Detail und keinen 8 Stunden-Tag zu haben. Das meiste machen wir selbst, weil wir unsere Audio-Produktionen genau so aufwändig und liebevoll gefertigt haben wollen, wie sie sind. Mit einem Augenzwinkern nennen wir unser kleines Unternehmen zuweilen den »Selberfuchs-Verlag«. Unsere Haarfarbe nähert sich nach und nach dem Namen unseres Silberfuchs-Verlages an. Wo wären Sie gerne in 10 Jahren? Was wir in 10 Jahren noch sein möchten: eine Qualitätsschmiede für Wissensvermittlung mit Herz und Verstand. Die medialen »Kanäle« werden sicher weiterhin im Fluss sein. Wir wünschen uns eine wachsende Landschaft für hochwertige digitale Wissensportale und Menschen, die es wichtig finden, dass es jenseits oberflächlicher tagesaktueller Informationen einordnenden Hintergrund-Journalismus gibt, der von Menschen mit Sachverstand und Leidenschaft gemacht wird.
oben // Rolf Becker, Corinna Hesse und Antje Hinz
oben rechts // Australien- und Hanse Edition absolut mv
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der tierpräperator // Sommer 2013
Klaus-Dieter Jost Werkstatt für Tierpräperation, Jagdtrophäen und Figurenbau Weberstraße 8 23966 Wismar Kontakt Tel.: 0157 / 372 566 67
» DIE KEN IST EINE FÜR DIE S DES MEN
Bernhard Grzimek
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Sommer 2013 // der tierpräperator
KLAUS-DIETER JOST Werkstatt für Tierpräperation, Jagdtrophäen und Figurenbau
NNTNIS DER TIERE E VORAUSSETZUNG SELBSTERKENNTNIS NSCHEN.« NSCHEN. In der Weberstraße in Wismar hat seit Anfang 2013 eine Zoologische Galerie ihr zuhause gefunden. Ihr Inhaber Klaus-Dieter Jost ist Tierpräperator und hat hier seinen Arbeitsplatz eingerichtet. Der einst gelernte Polsterer und Theaterdekorateur hat schon früh angefangen sich für die heimische Vogelwelt zu interessieren. Bereits kurz nach seiner Ausbildung in Parchim zog es ihn zurück in seine alte Heimat. Im Museum in Cottbus erlernte er den Beruf des Präperators und machte anschließend im
Berliner Naturkundemuseum seinen Ingeneursabschluss in diesem Beruf. Er ist damit ein Meister seines Faches, in einem Beruf der, da nicht geschützt, eigentlich von jedem ausgeführt werden kann. In der Ausbildung lernte er viel über Tieranatomie, denn bei den Präperaten geht es stehts darum, die Tiere so exakt wie möglich in ihrer Körperhaltung und Gestik darzustellen. Sie sollen möglichst lebensecht wirken. Herr Josts Anspruch ist es dabei, saubere, anatomische korrekte Präperate zu fertigen.
rechts // Rabenvogel mit »Sitzplatz«
rechts // Falke absolut mv
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der tierpräperator // Sommer 2013
»ICH ICH GLAUBE, DASS ... JEDE KREATUR EINE UNSTERBLICHE SEELE HAT.« Martin Luther
Er möchte den verstorbenen Tieren einen Teil ihrer größten Aufgaben waren die Präparation eines zweieinWürde zurück geben, sagt er selber. Nach seiner Aus- halb Meter großen Braunbärens sowie der lebensgroße bildung begann er im Museum in Goldberg seine Arbeit Abdruck eines Mammutskeletts. Jedoch beherrscht er und hatte reichlich zu tun, da er auch für andere Museen auch die kunstvolle Konservierung von kleinsten InsekPräperate, Dioramen und Modelle fertigte. Im Zuge der ten. In seiner Werkstatt kommen regelmäßig Leute vorWende begann er sich selbstständig zu machen und er- bei und bringen verendete Tiere, wie jüngst ein Zwergpohielt Aufträge aus ganz Deutschland. Seine bisher wohl nyfohlen aus dem Wismarer Tierpark. Bevor sie entsorgt
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Sommer 2013 // der tierpräperator
werden, findet sich meist bei Herrn Jost noch ein Platz in der Tiefkühltruhe. Es mag zwar für den einen oder anderen zwar makaber klingen, jedoch ist dieses Handwerk durch ein hohes Maß an Feingefühl und Fingerfertigkeit gekennzeichnet. Das Grundmaterial für seine Arbeiten kommt oft direkt aus der Natur oder Einrichtungen, in denen Tiere leben. M-V ist für seine Natur und vielsei-
tige Flora und Fauna bekannt, also optimal für diese Art von Beruf. So findet man in unserer Region schonmal einen verendeten Eisvogel oder die unterschiedlichsten Greifvögel. Zusätzlich gibt es in unserem Land natürlich auch so manchen Jäger oder Angler der seine Trophänen für längere Zeit bewundern, sich aber auf den würdevollen Umgang mit dem Tier verlassen möchte
bilder unten // Herr Jost bei der Detailmalerei
oben // Die Metallstifte halten die Haut beim Trocknen fest absolut mv
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flöhr design // Sommer 2013
FLÖHR DESIGN
Ein neues Material für Möbel & Interiördesign
Sachalin-Knöterich wurde 1863 zum ersten Mal nach Knöterich hatte es vor Jahren Christina Reder, Künstler Europa gebracht, zur Nutzung als Zier- und Futterpflan- und Designer, angetan und so pflanzte er ihn nichtsahze. Inzwischen wird er besonders von Ökologen, Natur- nend auch in seinen Garten. Doch seine ungehemmte schützern und so manchem entnervten Gartenfreund als Ausbreitung und der Jahr für Jahr im Herbst immer gröFeind betrachtet, denn er gehört zu den invasiven Arten, ßer werdende Haufen trockener Stängel ließen ihn aus der sogenannten «botanischen Bomben”. Der exotisch groß- Not eine Tugend machen, denn die stabilen und leichten blättrig strotzende und bis zu vier Meter hoch werdende Röhren schienen viel zu Schade zum Verbrennen.
rechts // Verschiedene Design- und Wohnelemente aus Sachalin 62
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Sommer 2013 // flรถhr design
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flöhr design // Sommer 2013
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Er begann zu experimentieren und fand die Lösung: kurze Knöterichröhren werden in eine zähe Masse aus Holzmehl und Kaltleim eingebettet. So lassen sich über Negativformen Körper von beliebiger Größe und Form herstellen die nach Trocknung und Beschleifen auch ausreichend belastbar sind. Was ist das Besondere an
diesem Material, das den Namen FLÖHR von florale Röhre bekam? Die organische Lochstrucktur der so entstandenen Platten und Körper, die Unregelmäßigkeit durch die unterschiedlichen Durchmesser der Röhren, ihre glänzende Innenhaut und die durch die Dicke des Materials entstehenden Lichteffekte schaffen eine ganz
oben links // Rundsessel
unten mitte // Stehlampe mit Eisenfuß
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Sommer 2013 // flöhr design
eigene Ästhetik, fast als wäre es so gewachsen. Das Grundmaterial, eine einjährig nachwachsende Pflanze und Abfall aus der Holzverarbeitung in Verbindung mit biologisch abbaubarem Weißleim lassen FLÖHR auch aus ökologischer Sicht interessant erscheinen. Das Herstellungsverfahren ist als Patent angemeldet.
rechts // Einblick in das Herstellungsverfahren absolut mv
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flรถhr design // Sommer 2013
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Sommer 2013 // flöhr design
interview mit christian reder // Erfinder und Inhaber von Flöhrdesign
Wie kamen Sie zu Ihrer Berufung? Ich bin leider ein Opfer von blauäugig naivem Idealismus. So kam das eine zum anderen und heute bin ich wo ich bin. Das war keine bewusste Entscheidung. Wie wurden Sie was sie sind? Als erstes absolvierte ich ein Studium der Malerei. Aber seit ca. 15 Jahren erfinde und stelle ich Dinge mit Funktion her, hauptsächlich Möbel und Lampen. Seitdem bin ich auf dem mühsamen Weg vom Kunsthandwerk zum Design. Was verbinden Sie mit Mecklenburg-Vorpommern? Ganz ehrlich? Viel Platz - viel Natur - viele alte Menschen und leider auch immer weniger junge Menschen. Mit Mecklenburg-Vorpommern verbinde ich den Traum vom Leben auf dem Lande und dazu so autark wie möglich zu sein. Warum ist Mecklenburg ein guter Produktionsstandort? Weil Werkstatt- und Lebenskosten hier noch viel geringer sind als in den Großstädten und vielen Gegenden Westdeutschlands. In Hamburg oder Berlin könnte ich nicht so leben und arbeiten, wie ich es gerade tue. Inwiefern beeinflusst die Umgebung Ihre Arbeit? Abgeschiedenheit macht halt kreativ. Man hat hier keine andere Wahl als sich auf das zu konzentrieren was man tut. Hier hat man Platz und Zeit zum Arbeiten. Welchen Charakter haben Ihre Arbeiten? Wenn ich sie schlagwortartig bezeichnen müsste, in etwa so: ungewohnt – organisch – benutzbar!
Welche Qualitätsmerkmale kennzeichnen Ihr Schaffen? Ich bewundere die Sinnlichkeit alter Handwerkskunst. Diese Sinnlichkeit strebe ich für meine Produkte auch an. Ich mag die heutige sterile Massenproduktion nicht und was sich daraus für die Einrichtung und den Alltag der Menschen in ihren Häusern und Wohnungen ergibt. Was ist Ihnen besonders wichtig? Im wesentlichen Originalität. Ich möchte nichts wiederkauen oder nochmal aufwärmen. Das wäre mir zuwieder. Wer sind Ihre Vorbilder? So richtige Vorbilder in dem Sinne habe ich nicht. Aber japanische Handwerker haben mich zum Beispiel immer fasziniert. Die könnte ich aufführen. Was ist Ihr Erfolgsrezept? Naja, um ein Erfolgsrezept haben oder beschreiben zu können müsste sich der Erfolg erstmal einstellen. Wo sehen Sie sich in 10 Jahren? Entweder oben oder unten. Halt sehr erfolgreich oder dort wo ich jetzt bin. Beschreiben Sie Ihre Philosophie! Querdenken - Dinge neu erfinden, selbst wenn es ein Stuhl ist - ein Höchstmaß an Schönheit und Poesie eines Dinges anstreben ohne Funktionalität und Nachhaltigkeit zu vernachlässigen.
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Sommer 2013 // flöhr design
groß linke seite // Schale aus Sachalin-Knöterich oben mitte // Arbeits- oder Küchenstuhl unten mitte // Rundsessel unten links // Interieur aus Sachalin unten rechts // Wild wachsender Sachalin-Knöterich
flöhrdesign Christian Reder Hauptstraße 1 19374 Bergrade kontakt Telefon: 0387 282 024 3 E-mail: bergreder@freenet.de www.flöhrdesign.de
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Sommer 2013 // kloster rhena
KLOSTER REHNA Im Herzen Rehnas
Dort, wo die einst wichtigste Wegverbindung zwischen verwendeten Kräuter und Heilpflanzen gezeigt werden. der Hansestadt Lübeck und dem Fürstensitz Schwerin Insgesamt finden sich Im Kräutergarten über 3500 verdas Flüsschen Radegast überquerte, liegt die Stadt Rehna. schiedene Pflanzenarten. Jedoch locken auch viele VerZwischen 1230 und 1236 wurde im Kirchdorf Rehna ein anstaltungen nach Rehna. So findet alle zwei Jahre am Prämonstratenserinnenkloster gegründet. Heute ist die dritten Juni-Wochenende das Klosterfest statt. Neben privat geführte Klosteranlage nach langjährigen Sanie- Mittelalterlicher Musik locken aber auch klassische Konrungsarbeiten durch eine Bürgerintiative von 200 Leuten zerte, Jazzveranstaltungen sowie Pop, Oper und Musicalmit eigenen finanziellen Mitteln sowie Spenden wieder vorstellungen. ein Ort der Kultur und des Wissens. So finden sich 6 natürliche Brunnen im Garten die kühles Wasser aus 75 Weitere Interessante Informationen über das umfangMetern Tiefe für die Kneippanlage fördern. Desweiteren reiche Spektrum der Veranstaltungen, die Klosteranlage, ist im umfangreichen Kräutergarten eine Sonderabteilung den Verein zum Erhalt der Anlage, sowie die Stadt Rehna für Hildegard von Bingen vorhanden, in dem ihre meist- erfährt man in der eigenen Kloster- und Stadtinformation.
oben // Musiktheater im Nonnengarten absolut mv
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Sommer 2013 // reingard berger
REINGARD BERGER
... lässt Tradition wieder auferstehen
Man stelle sich eine kleine gemütliche Arbeitsstube mit Die vier Jahreszeiten, das Thema des Lebens oder dem einem alte Kamin in einer kleinen Seitengasse in der Wechsel von Tag und Nacht. Alles präzise durchdacht Wismarer Altstadt vor. Hier findet man Frau Berger. und geplant und der Betrachter entdeckt, selbst nach Herrin über unzählige Stoffe und Stoffreste und eine langer Zeit immer wieder etwas Neues. Bei Frau Berriesige Knopfsammlung. Mit kunstvoller Fingerfertig- ger steht alles in einem Wechselspiel. Das Gute braucht keit lässt sie eine alte Tradition wieder auferstehen. Mal auch das Böse, um etwas Neues zu schaffen. Der Winter näht sie von Hand und mal mit der Maschine, doch im- trägt auch zum Frühling bei. Altes vereint sich mit Neumer präzise genau. Was sie näht sind farbenfrohe Kissen, em und alles trägt in sich einen Geist von Geschichten, Decken und Quilts. Kleinen Arbeiten bis hin zu großen Erinnerungen und von dem was noch kommen wird. Tagesdecken und immer gibt sie sich neues ein Thema.
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reingard berger // Sommer 2013
abbildung oben // Frau Berger bei der Arbeit 74
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Sommer 2013 // reingard berger
interview mit reingard berger // Inhaberin des Knopfmuseums
Wie kam es dazu, dass Sie sich für Ihr Metier entschieden? Ich hatte mich für einen Mann entschieden, also für eine Liebe und der brauchte so viel Platz in meinem Hotel, dass ich mich zurückzog, um der Beziehung willen. Da hatte ich einen Raum, in dem ich Knöpfe und mein Knopfmuseum hatte, aber ich konnte nicht den ganzen Tag Knöpfe sortieren und so fing ich an zu nähen. Mit Hilfe einer Praktikantin aus dem Hotel lernte ich an meiner Tretmaschine zu nähen, da ich davor ausschließlich alles mit der Hand genäht hatte. Zugeschnitten hatte ich davor, in dem ich mit Bleistift alles aufmalte und mit einer Schere schnitt. In einem Kurs lernte ich mit einem Rollschneider zu schneiden. Um des lieben Friedenswillen war ich wenig im Hotel und meine ganze Zeit hatte ich für Stoff und Knöpfe. Da meine Zimmer von mir sehr individuell eingerichtet sind, kam ich auf die Idee Bettdecken und für das Restaurant, Mitteldecken und Abdecker für Platzteller (kleine Serien) zu nähen. So entstanden Tischdecken für Frühling, Sommer, Herbst und Winter oder thematisch: Äpfel, Oliven, Weihnachten..., die unterschiedlichen Farben verändern den Raum völlig, man braucht nicht ständig neu zu streichen oder andere Möbel. Im Hotel bekam das Hochzeitszimmer eine »Große Liebe« als Decke, das Jugenstilzimmer »Morgendämmerung«, Biedermeierzimmer »Oranien«, Musikzimmer zwei Decken mit Instrumenten - mein Urgroßvater war Hofmusikinstrumentenbauer beim Preußischen König -, das Bauernzimmer »Natur und Kultur«, das Jagdzimmer »Ausblick«... In der Zwischenzeit habe ich »Regenbogen im Park«, »Meine Erinnerungen« - ausschließlich aus gebrauchten Stoffen von Menschen, mit denen ich im Leben verbunden bin, also von meinen Eltern, meinen Söhnen, bis zum Steuerberater, meiner Architektin... mit
der Hand genäht, über »Gut und Böse« - nur per Hand genäht, bis »Tag und Nacht« - auch alles per Hand, eine Rosendecke in gebrochenen Farben und einer Apfeldecke bei der ich das Muster (Betlehemstern) völlig in etwas Rundes auflösen, lediglich auf der Rückseite sieht man durch das quilten, es ist ein 8-eckiger Stern. Mein jetziges Projekt ist Jahreszeiten in ihrer Bewegung, d.h. ich habe »Es schneit« fertig, bin bei »Es blüht« und werde in der Bewegung der Jahreszeiten weiter arbeiten. Andere Serien sind:Frühling, Sommer Herbst und Winter, Feuer, Wasser, Erde und Luft - nur per Hand genäht, entstanden. Ich denke über ein Thema nach und habe es dann im Kopf, d.h. ich mache keine Entwürfe, ich nähe nach meinem Bild im Kopf. Wie wurden Sie was sie sind? Das ist eine lange Geschichte. In der Kindheit habe ich wenig zum Spielen gehabt, bei den Großmüttern gab es immer Knöpfe, die offentsichtlich meine Kreativität angeregt haben. Knöpfe und Stoff gehören zusammen. Als Schülerin habe ich mir meine Kleidung mit der Hand genäht, weil ich keine Maschine hatte. Eigentlich habe ich immer aus wenig etwas hergestellt - das als Muster. Und vielleicht habe ich das Talent aus einer unangenehmen Situation etwas Positives zu gestalten. Ich hatte mal eine Knopfausstellung sehr weit weg von Wismar gemacht, war dort mit einem Mal ohne Hilfe und abends ignorierte man mich, obwohl ich dem Handarbeitsgeschäft durch die Ausstellung sehr viel Kundschaft brachte. An dem Abend war die über 80 Jahre alte Mutter der Inhaberin da, die abends in einer Ecke nähte. Ich setzte mich dazu und fragte, ob ich helfen könnte. Die Frau brachte mir an dem Abend eine japanische Methode bei, am nächsten Tag kaufte ich sehr viel Stoff und daraus wurde »Gut und Böse«.
abbildung oben // Verschiedene Kissenbezüge absolut mv
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reingard berger // Sommer 2013
Jetzt weiß ich, alles ist Material aus dem man gestalten kann und gerade ein kaputter Bettbezug, ein Rest aus einer Schürze, ein Oberhemd, eine kaputte Tischdecke daraus können wunderbare neue Textilien entstehen. Ich möchte auch anderen Mut machen, es liegt in unseren Schränken genug, mit wenig kann man so viel schaffen, zur eigenen Freude und natürlich auch für andere. Beschreiben Sie Ihre Philosophie! Ich liebe immer die Arbeit, die ich verrichte, egal, ob ich einen Garten entwerfe, oder koche oder Servietten falte oder Knöpfe sammele oder Stoff in Bilder verwandele. Alles ist für etwas gut, man weiß es nur nicht sofort, in Unglück wohnt Glück, man muß nur richtig hinsehen,wie im Kleinen so im Großen, wichtig ist es Strukturen oder einen Rhythmus zu erkennen. Was verbinden Sie mit MV? Als Kind habe ich jedes Jahr meine schönsten Ferien an der Ostsee verlebt, d.h. unsere Eltern zelteten jeden Sommer auf Usedom mit meiner Schwester und mir. Ich lernte andere Kinder kennen, mit denen ich über das Jahr schrieb und wir trafen uns auf dem Zeltplatz neu. Meine erste Liebe lernte ich hier kennen und der Vater meiner Söhne kam auch aus MV, ich zog der Liebe wegen nach MV. Es ist die Liebe, die mich mit diesem Land verbindet. Warum ist Mecklenburg ein guter Produktionsstandort? Die Weite des Landes und damit die Freiheit mit den Gedanken bei sich zu sein und daraus schöpfen zu können. Man ist in seiner Ursprünglichkeit nicht beeinflußt, ich kann autentisch sein. Werden Sie von Ihrer Umgebung beeinflußt? Wir sind Natur und machen Kultur. Die Wechselseitigkeit beider Seiten ist klar und rein, es ist nichts verbaut, es gibt keinen Krach, die Einmaligkeit der Gutshauskultur in Mecklenburg impliziert einen hervorragenden Umgang mit Textilien in der Vergangenheit. Schönheit und Schutz vereint früher und heute in meinen Arbeiten mit dem Luxus sich thematisch frei beschäftigen zu können. Welchen Charakter haben Ihre Arbeiten? Meine Arbeiten sind sogar in freien Techniken äußerst genau, das ist wohl meine preußische Erziehung. Hohe handwerkliche Umsetzung, klares Farbempfinden und thematische Sicherheit. Eine Übereinstimmung von Funktion und Inhalt mit meiner Liebe zu der Arbeit macht wohl, das meine Arbeiten eine große Ausstrahlung haben. Sogar gebrochene Farben strahlen dann.
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Welche Qualitätsmerkmale kennzeichnen Ihr Schaffen? Was ist Ihnen besonders wichtig? Ich hoffe, das meine Arbeiten anderen Freude bringen, das ich andere Menschen anregen kann ihre Kreativität auszuprobieren und daran zu wachsen. Eigentlich ist es wie mit sehr gutem Wein, mit den Jahren wird es immer besser – ich möchte mit meiner Liebe, in Stoff zu arbeiten, ansteckend sein. Es muß dann nicht sofort eine große Decke per Hand genäht sein, das dauert auch über mehr als zwei Jahre, aber ein Erinnerungskissen wäre doch auch ein Anfang. Ich tue es auch gern mit jemanden zusammen und zeige wie es gehen könnte. Wer sind Ihre Vorbilder? Innerhalb der Textilen Kunst habe ich keine Vorbilder, ich habe schon Sachen gesehen, war auch zu Austellungen – sogar im Ausland, das ist ganz nett, aber für mich kein Weg, wo ich am liebsten hinterher will. Meine Großmütter und Urgroßmütter, die aus Allem was Gutes gemacht haben, die sind mir in dem Sinn Vorbild. Jeder Mensch hat Muster in sich und dem Ausdruck zu geben ist doch schon ein großes Vergnügen. Man braucht auch Zeit dafür um sich die Zeit zu nehmen, man kann auch Gedichte schreiben, wichtig ist es, sich auszudrücken - das tue ich u.a. mit Textilien. Was macht Sie so erfolgreich? Ich kann gut zuhören und gut erzählen. Mit meinen Textilen Arbeiten erzähle ich Geschichten, man kann sich in ihnen verlieren, wie in einem guten Bild, man kann mich und sich selbst entdecken. Mit etwas Zeit und Konzentration Lösungen finden, ich versuche Anregungen zu geben ohne vorzuschreiben - also Beispiele. Das gibt es in Büchern, Filmen auch, aber ich bin in meiner Arbeit zurückhaltender, es gelingt dem Betrachter nur, wenn er sich selbst die Zeit nimmt und sich einläßt. Damit zeige ich Wege zu meiner Seele und lade den Betrachter ein Wege zu seiner Seele zu finden. Das bedeutet Heilung. Wo sehen Sie sich in 10 Jahren? Vielleicht gebe ich Kurse, vielleicht stelle ich in Berlin und New York aus... Vielleicht eröffne ich eine Galerie für Textile Kunst in meinem Gutshaus, oder ich schreibe Erzählungen über mein Hotel und Gutshäuser, Erklärungen zu meinen Arbeiten. Mit den Geschichten habe ich vor vielen Jahren angefangen, ich denke beides ist wertvoll und wichtig und sinnreich. Mit allen Sinnen unsere Welt in MV spiegeln, damit Menschen diese Schönheiten für sich finden können. Mit Liebe MV der Welt zeigen, MV ist wunderschön und hat viel Platz und Freiheit für Kreative und Denkende.
Sommer 2013 // reingard berger
Knopfmuseum Reingard Berger WeberstraĂ&#x;e 10 23966 Wismar kontakt Telefon: 0174 / 996 790 2 Fax: 0385 / 521 94 61 E-mail: buero@reingard.de
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segelmacherei schwerin // Sommer 2013
segelmacherei schwerin Inhaberin, Kati Jäger-Froese Bornhövedstraße 103 19055 Schwerin Kontakt Tel.: 0385 / 581 33 12 Funk: 0177 / 581 33 12 E-mail: info@segelmacherei-schwerin.de www.segelmacherei-schwerin.de
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Sommer 2013 // segelmacherei schwerin
SEGELMACHEREI SCHWERIN »Wir bauen Motoren«
Auf dem Wasser herrschen eigene Regeln. Es gibt unterschiedliche Faktoren, die das Boot und den Menschen beeinflussen, so dass man eine Weile braucht um dem Sport ganz auf den Grund gehen zu können. Besonders das Segeln ist eine sehr anspruchsvolle Disziplin, ob als Touren- oder Regattasegler, das Führen eines Seglers ist vielschichtig und benötigt eine Menge Erfahrung. Segel-
macher nutzen jeden dieser Faktoren um das Segel auf sein Optimum zu trimmen. Informationen über den Bootstypen, spezielle Bauweisen, das Gewicht des Bootes und die Menschen, die darauf für gewöhnlich fahren, die bevorzugte Fahrweise und die Gewässertypen liefern den Hintergrund für die Arbeit des Segelmachers. Für sie ist das Segel der Motor des Bootes und es gilt ihn zu »performen«.
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segelmacherei schwerin // Sommer 2013
interview mit kati jäger-froese // Segelmacherei Schwerin
Wie kam es dazu, dass Sie sich für diesen Beruf entschieden? Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Ich bin schon immer gerne gesegelt und das Leben auf dem See und mit dem Wind bildet meinen Kosmos. Wie wurden Sie was sie sind? Ich habe klein angefangen und eine Ausbildung zum Segelmacher absolviert, danach kam der Meisterbrief und heute bin ich öffentlich bestellter Gutachter für das Segelmacherhandwerk. Meine Kenntnisse sind in der Arbeit mit den Segeln und Materialien immer mehr ausgereift. Was verbinden Sie mit mit Ihrer Umgebung? Mecklenburg-Vorpommern und seine Seen sind meine Heimat. Besonders auf dem Schweriner See fühle ich mich zuhause. Warum ist MV für Sie ein guter Produktionsstandort? Für mich ist MV ideal. Es gibt so viele Seen hier und wir sind sehr nahe an der Ostsee. Hier kann man den Wassersport leben, in all seinen Facetten. Welche Qualitätsmerkmale kennzeichnen ihr Schaffen? Wir konzentrieren uns auf Einzelanfertigungen, die mit den Kunden bis zur vollen Zufriedenheit durchgesprochen und umgesetzt werden. Vom Regatta- über Tourensegler bis hin zur Bootsplane, haben wir alles für das jeweilige Boot genau bedacht.
oben // Einblick in die Werkstatt 80
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Was ist Ihnen besonders wichtig? Mir ist wichtig, dass das Handwerk in Deutschland nicht ausstirbt und nur noch alles in China produziert wird. Es soll bei »guten« ausgebildeten Menschen bleiben. Wir achten auf jede Kleinigkeit und das hat seine Wertigkeit und einen Effekt der stimmt. Haben Sie ein bestimmtes Vorbild? Gunther Froese! Was ist Ihr Erfolgsrezept? Unser Erfolgsrezept ist die Qualität. Wer einmal ein Segel von uns gefertigt bekommt, hat etwas, dass genau zu seinen und den Bedürfnissen des Bootes passt. Das beste Material, genauste Berechnungen, unsere Liebe für das Segeln, ausgezeichnete Kenntnisse und einen sehr hohen Anspruch in der Fertigung lassen unsere Arbeiten lange funktionieren Wo sehen Sie sich in der Zukunft? Hier in unser Werkstatt. Ihre Einstellung zu unserer Region? Es lohnt sich das Leben auf unseren schönen Seen zu verbringen.
Sommer 2013 // segelmacherei schwerin
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wissenswertes // Sommer 2013
WISSENSWERTES ÜBER MV
Handwerk in Mecklenburg-Vorpommern in Zahlen Zahl der Unternehmen in M-V die zum Handwerk zählen Zahl der Unternehmen in Deutschland die zum Handwerk zählen Zahl der Lehrlinge die derzeit im Handwerk ausgebildet werden Beschäftigte im Handwerk in M-V Jahresumsatz des Handwerks in M-V Anzahl der Betriebe pro 1.000 Einwohner in M-V Anzahl der Betriebe pro 1.000 Einwohner im Bundesdurchschnitt
Im Norden des Landes liegt die Ostsee, mit der Mecklenburg-Vorpommern eine Küstenlänge von insgesamt etwa 1.700 km aufweist. Das ist die längste Küste aller deutschen Bundesländer. Im flächenmäßigen Vergleich mit den anderen 15 deutschen Ländern liegt Mecklenburg-Vorpommern auf Platz sechs. Dennoch weist das Bundesland, das von der Einwohnerzahl lediglich noch vom Saarland und von Bremen unterboten wird, die geringste Einwohnerdichte aller deutschen Bundesländer auf; sie liegt gegenwärtig bei rund 72 Menschen pro km². Das überwiegend dörfliche bzw. mittel- und kleinstädtisch geprägte Land besitzt mit Rostock die einzige Großstadt. Mecklenburg-Vorpommern, dessen Hauptstadt Schwerin ist, wurde 1945 aus dem einstigen Frei-
staat Mecklenburg sowie dem westlichen Teil von Pommern geschaffen, in der DDR aber 1952 aufgelöst und in die drei Bezirke Rostock, Schwerin und Neubrandenburg zerteilt. Im Rahmen der Wiedervereinigung wurde es 1990 als neues Bundesland erneut gebildet. Das heutige Land wird zu mehr als 60% vom Gebiet Mecklenburg bestimmt und ist politisch in sechs Landkreise sowie zwei kreisfreie Städte gegliedert. Mit der Ostseeküste und den zahlreichen Seen im Inneren des Landes gehört das Land mittlerweile zu den führenden Touristikzielen aus Deutschland und dem Ausland. Bemerkenswert sind u.a. die Schlösser von Schwerin und Güstrow, sowie die Altstädte von Stralsund oder Wismar.
Wussten sie schon, dass... das Handwerk in M-V das wirtschaftliche Rückgrat ist? das in M-V mehr als 150 unterschiedliche Handwerkberufe existieren? das am 15. September seit 2011 bundesweit »Tag des Handwerks« ist?
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20.206 1.000.385 6.337 98.000 ca. 9 Mrd. Euro 12,4 11,8
Sommer 2013 // atelier mückenfisch
ATELIER MÜCKENFISCH Annett Deppe
atelier Mückenfisch Anett Deppe Lübsche Straße 32 23966 Wismar kontakt e-mail: mueckenfisch@gmx.de Tel.: 0160 / 522 53 42 www.mueckenfisch.com öffnungszeiten Dienstag bis Freitag 13:00 bis 18:00 Uhr Samstag 10:00 bis 16:00 Uhr und nach Vereinbarung
Die studierte Flächen- und Textilgestalterin Annett Deppe ist nach ihrem Studium an der Burg Giebichenstein in Halle einige Jahre beruflich tätig gewesen und hat auch den Einzug der Computertechnik in der gestalterischen Arbeit miterlebt. Gelernt hatte sie noch das klassische Gestalten per Hand und wollte auch irgendwann wieder dahin zurückkommen. 1999 fing sie an sich künstlerisch auszutoben. Sie entdeckte die Kunst des Origamies und
diese ließ sie nicht mehr los. Mittlerweile erschafft sie große Bilder, bestehend aus tausenden kleinen gefalteten Kranichen und anderen Tieren. Die dafür nötige Geduld musste auch sie erstmal lernen, doch inzwischen ist sie eine Meisterin ihres Fachs. Mit Ausstellungen von Wismar bis Düsseldorf hat sie sich einen Namen gemacht. Die Einzigartigkeit ihrer Arbeiten zeugt von enormer Ruhe und absoluter Präzision.
oben // Zitrone A
unten // Schauräume im »kreativen Tatort« absolut mv
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Sommer 2013 // dagmar schefe
DAGMAR SCHEFE Gut gebäumt ist halb gewebt.
734 dünne Fädchen, die akribisch auf den Baum eines werkerin anerkannt und arbeitet seit 34 Jahren behände musealen Webstuhl gefädelt sind, bilden die Nahrung, in ihrer kleinen Werkstatt in der Schweriner Innenstadt für die scheinbar federleicht entstehenden Muster unter und ist einer der ältesten Kunsthandwerksbetriebe der den Händen der Handeweberin Dagmar Schefe. »Die Region. Dort entstehen filigrane Stoffe mit aparten Vorbereitung ist das wichtigste bei dieser Arbeit und Mustern, hauchdünne Transparente die kompliziert veres ist höchste Konzentration dabei gefragt, schließlich knotet sind und farbenfrohe Wandbehänge. Die zarte kann man bei den hunderten Metern von Baumwoll- Anmutung der Handweberin findet sich in jeder Ihrer fäden leicht einmal durcheinander kommen.« Im An- Arbeit wieder. Wer also auf der Suche nach sensiblen schluß an ihre Meisterprüfung wurde Sie als Kunsthand- Webereien ist, trifft hier auf eine Fundgrube.
oben // Mit Gesellschaft arbeitet es sich besser
links // altes Spinnrad absolut mv
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Sommer 2013 // dagmar schefe
interview mit dagmar schäfe // Textil-Kunst mit Kultur
Wie kam es, dass Sie Sich für das Metier entschieden haben? Meine Mutter war auch Kunsthandwerkerin, Malerin – und ich interessierte mich für das Weben, da ich schon als Kind webte und gerne mit Fäden umging. Wie wurden Sie was Sie sind? Ich machte eine Ausbildung als Handweberin, danach den Meister und bekam dann im Grassimuseum in Leipzig die Anerkennung als Kunsthandwerkerin. Was verbinden Sie mit MV? Ich lebe gerne hier – viel ursprüngliche Natur und feine liebenswerte Menschen begegnen mir im Beruf und auch privat. Warum ist Mecklenburg ein guter Produktionsstandort? Hier bin ich 34 Jahre freischaffend tätig und habe eine gute Anerkennung in meinem seltenen Beruf erlangt. Welchen Charakter haben Ihre Arbeiten? Meine Arbeiten, besonders die in Leinen gewebten, sind zarte Transparenz. Auch die Wandbehänge, bei denen ich
Wolle benutze sind sehr klar in Ihrem Ausdruck. Was ist Ihnen besonders wichtig? Es ist mir wichtig, dass kulturelle Arbeiten entstehen, die ansprechen und auch in der Zukunft von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Wer sind Ihre Vorbilder? Mein großes Vorbild ist die Bauhausschülerin Grete Reichardt, bei der ich von 1966–1968 in Erfurt-Bischleben gearbeitet habe Was ist Ihr Erfolgsrezept? Mein Rezept ist es mmer Neues und Schönes zu schaffen. Wo sehen Sie sich in 10 Jahren? Wenn ich gesund bleibe, sehe ich mich hier in Schwerin weiterhin künstlerisch arbeitend. Beschreiben Sie Ihre Philosophie! Meine Aufgabe sehe ich in meinem künstlerischen Schaffen darin, allen Menschen die Kultur haben, mit meinen gewebten Arbeiten zu erfreuen.
links // Ohne die nötige Konzentration – keinen Überblick! absolut mv
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loza fina // Sommer 2013
LOZA FINA Drei M채dels haben eine Idee: eine kleine Werkstatt im Herzen der Landeshauptstadt.
abbildung // Margerite, Kornblume, Rose und Lavendel
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Sommer 2013 // loza fina
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loza fina // Sommer 2013
links // Nach dem Schr端hbrand geht der Scherben auf die Glasurstrecke 90
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rechts // Innenansicht des Ladens
Sommer 2013 // loza fina
Loza fina – das sind drei Mädels die gemeinsam eine Idee hatten und sie in einer kleinen Werkstatt im Herzen der Landeshauptstadt umsetzten. Unweit des Marktplatzes ist ihr Laden zu finden. Gleich mit drin ist die Werkstatt mit Ofen, Drehscheiben und vielem mehr. Man kann ihnen bei der Arbeit zusehen und genau den Entstehungsprozess ihrer Keramik nachvoll-
ziehen. Denn jeder einzelne Schritt steht in der ein oder anderen Form stehts in der Ladenwerkstatt. Die drei Frauen fertigen dabei viel in Serie und alles von Hand. Oft sind die Keramiken mit kleinen BlĂźten filigran bemalt. Das was am Ende dabei herauskommt ist stehts leicht und schlicht, aber grade deswegen so beliebte Gebrauchskeramik.
oben // Verkaufsraum absolut mv
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Sommer 2013 // loza fina
interview mit dem team von loza fina // Inhaberinnen der Keramikwerkstatt
Wie kommen Sie zu diesem Handwerk? Das war wohl eher Zufall.Wer weiß, vielleicht wären wir auch gute Bäckerinnen, Bürokauffrauen, Fernfahrerinnen, Bundeskanzlerinnen oder gar Astronautinnen geworden. Wir wurden mal nach der Schulzeit losgelassen mit dem Auftrag »was anständiges zu lernen«, dies ist dabei rausgekommen. Beschreiben Sie Ihre Philosophie! Wir arbeiten, um zu leben und wie sagte unser Keramikvorbild Hedwig Bollhagen so schön:»Eine Vase ist eine Vase,-und wenn sie runterfällt dann war se«. Wir nehmen unsere Arbeit ernst, und hoffentlich uns nicht zu wichtig. Sollte also jemandem eine Vase runterfallen, fertigen wir gern wieder eine neue an. Und wie hat sich alles entwickelt? Zuerst waren da mal Mutti und Vati. Dann prägte uns unsere Schulzeit. Später unsere Lehrmeister. Und als dies geschafft war und die Welt dann doch nicht ganz so funktionierte, wie uns bis dahin komischerweise immer angedroht wurde, da machten wir uns »gerade« und probierten einfach mal aus, was uns Spaß macht. Seitdem arbeiten wir viel und fleißig, dafür aber in einem von uns geschaffenen Umfeld, welches uns ermöglicht mit Freude, Vertrauen und Humor unserer Arbeit nachzugehen. Gibt es Verbindungen zu MV? Wir sind hier geboren und nie wirklich weggekommen,
bzw. einfach immer wiedergekommen. Hier zu leben ist einfach schön. Warum ist Mecklenburg ein guter Produktionsstandort? Im Winter hat man so viel Ruhe, dass man für die Sommerzeit, in der Touristen da sind, vorarbeiten kann. Inwiefern beeinflusst die Umgebung Ihre Arbeit? Naja, irgend ein schlauer Mensch hat mal gesagt, »Kreativität entsteht aus Mangel«. Daher ist diese Umgebung vermutlich das Beste für uns. Was machen Sie denn aus diesem Mangel? Schlichte Arbeiten, die geradlinig und zeitlos sind. Worin liegen Ihre Stärken? Wir fertigen leichte und schlichte Gebrauchskeramik Und was ist Ihnen dabei besonders wichtig? Möglichst positiv und humorvoll dem Leben zu begegnen, auch wenn nicht immer alles gelingt. Wer sind Ihre Vorbilder? Sabrina Lüdtke, Evelyn Eggers, Monique Machate, Richard David Precht. Was ist Ihr Erfolgsrezept? Wir folgen nicht wirklich einem Rezept. Wir entscheiden vieles aus dem Bauch heraus. Wo steht Loza Fina in zehn Jahren? Wenn wir zu viel arbeiten, in einer verfrühten Alters-WG, ansonsten in Italien, Kurse gebend unter dem Motto »angstfreies Töpfern in der Toskana« ...
Keramikwerkstatt Loza Fina Susanna Neetz Puschkinstraße 51-53 19055 Schwerin kontakt Telefon: 0385 / 202 341 22 e-Mail: loza.fina@gmx.de Öffnungszeiten Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr Samstags von 10 bis 16 Uhr
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Sommer 2013 // mückenschwein verlag
MÜCKENSCHWEIN VERLAG »Der beste Verlag der Welt«
1993 wurde dieser Verlag ins Leben gerufen. Es war eine Reaktion auf die Frustration der Jugend. Denn es gab auch solche, die kreativ waren und schrieben und sich nicht dem Grundtonus fügten. Ihnen sollte ein Sprachrohr geschaffen werden. Es entstanden erste Bücher in Handarbeit gedruckt, gebunden und in kleinen Auflagen vertrieben. Mittlerweile sind die Autoren reifer geworden und auch der kleine Verlag ist gewachsen. Aber die
Produktion ist nach wie vor reine Handarbeit. Es wird Wert auf die Qualität und nicht auf die Masse gelegt. Der Verlag zeichnet sich durch hervorragende und liebevoll hergestellte Bücher aus. Die Bücher die hier entstehen sind keine kurzlebigen Publikationen, die irgendwann ihren Weg zum Flohmarkt finden, sondern einen festen Platz in den Regalen von Sammlern verdienen.
oben und links // Illustrationen aus »Nüppelchen und Züppelchen«
reihe links // Impressionen aus »Ricardo« absolut mv
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mückenschwein verlag // Sommer 2013
interview mit mückenschweinverlag // Das »Mückenschwein« ist keine »Eintagsfliege«
Beschreiben Sie Ihre Bücher! Bücher mit Jugendlichen aus MV, einer von diesen war Wir produzieren keine Wegwerfbücher. Inhalt und Ge- Gunter Lampe, damals einer der ersten jungen Autoren staltung sind uns wichtiger als Gewinn und so suchen wir aus Stralsund. Auch er wurde älter, wollte also weiter unsere Bücher auch aus und stellen sie ausschließlich in schreiben. Wir veränderten unsere Zielgruppe und wurHandarbeit her. Dass das auf den ersten Blick mehr Auf- den so auch eine Plattform für Autoren. Besonders gerne wand und Kosten bedeutet als die industrielle Buchpro- veröffentlichen wir Bücher von Studenten (oft Diplomarduktion, ist uns klar. Auf den zweiten Blick sieht man beiten an Kunsthochschulen) und Künstlern aus MV. vielleicht, dass es nur ein anderer Aufwand und andere Was verbinden Sie mit diesem Land? Kosten sind. So haben wir die Möglichkeit, Arbeits- und Dieses Land ist nicht unbedingt als Buchland bekannt, Ausbildungsplätze zu schaffen und auch zu erhalten. trotzdem ist es unser Anliegen, Traditionen (Stralsund Wie kam es dazu, dass Sie sich für Bücher entschieden? war einst Sitz der ersten Spielkartenfabrik auf deutschem Als in Rostock-Lichtenhagen Asylbewerberheime brann- Boden) aufrecht zu erhalten oder wieder neu zu beleben. ten, entstand in den Medien ein Bild von Jugendlichen, In einem Land mit wenig Industrie halten wir es für sehr die aus Langeweile zu ausländerfeindlichen Brandstiftern wichtig, handwerkliche Arbeitsangebote vorzuhalten. In geworden waren. Aus meiner Arbeit in einer Jugendkunst- enger Zusammenarbeit mit dem Förderverein Jugendschule in Stralsund kannte ich aber auch andere Jugend- kunst e.V. (bis 2009 Träger des Verlages) orientieren liche, die leise Gedichte schrieben, um Ihre Ängste und wir Jugendliche in Handwerksberufen und bilden sehr Ideen auszudrücken, denen wollten wir ein Sprachrohr erfolgreich aus. sein. So gründeten wir 1993 den Mückenschweinverlag. Warum ist Mecklenburg ein guter »Arbeitsplatz«? Wie wurde dieser Verlag, was er heute ist? Handwerkliches Produzieren von Büchern braucht Ruhe Die ersten 13 Jahre produzierte der Verlag ausschließlich und Gelassenheit. Davon findet man in diesem Land ge-
oben // Impressionen aus dem Buch »Bernstein« 96
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Sommer 2013 // mückenschwein verlag
nug. Die Zahl der in diesem Bereich arbeitenden Mitstreiter ist überschaubar und es herrscht ein kollegiales Miteinander. Dies kann man immer wieder auf der einzigen Messe hiesiger Verlage in Ahrenshoop und bei der »Langen Nacht des Buches« bei Hugendubels (Rostock) Podiumsdiskussion erleben. Inwiefern beeinflusst Mecklenburg ihre Arbeit? Trotz der handwerklichen Arbeitsweise ist es im Verlagswesen – vor allem vor Messen – sehr hektisch. Eine Auszeit mit dem Paddelboot auf Sund oder Ostsee rund um Stralsund lädt dann verbrauchte Energie sehr schnell wieder auf. Welchen Charakter haben Ihre Bücher? Handwerklich anspruchsvoll, mit viel Liebe zum Detail. Am wichtigsten ist es immer, die optimale Form der Umsetzung für den Inhalt zu finden. Welche Qualitätsmerkmale kennzeichnen ihr Schaffen? Nach einer Zeit, in der Sammler sehr viel Geld für handgemachte Künstlerbücher bezahlten, ist der Markt in diesem Bereich am Zusammenbrechen. Fast eine ganze Generation ist seitdem aufgewachsen, ohne zu wissen,
was Buchdruck, Papierqualität und Laufrichtung bedeutet. Im Moment wächst eine Generation heran, die diese Form der Verarbeitung, die Einzigartigkeit neu zu schätzen lernt. Das lässt uns hoffen, handwerkliche Qualitätsmerkmale wieder beleben zu können und dadurch ein neues Publikum zu finden. Was ist für sie von Bedeutung in Ihrem Beruf? Bücher für Leser zu produzieren, die nicht mit Massenproduktion zugeschüttet werden wollen. Bücher nicht für die Schublade von Sammlern zu produzieren. Wer sind Ihre Vorbilder? Die Edition Thurnhof in Österreich und Rita Lass´ Atelier für Buchkunst. Was ist Ihr Erfolgsrezept? Der entscheidende Punkt unseres Erfolgskonzept ist der Folgende: Wir sind authentisch und versuchen, immer »der beste Verlag der Welt« zu bleiben, dabei wissen wir aber gleichzeitig, dass dies nicht möglich ist. Wo sehen Sie sich in 10 Jahren? Wenn es Google noch gibt, findet man uns dort noch immer unter »der beste Verlag der Welt«.
oben // Impressionen aus dem Buch »Viktor« absolut mv
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mรถbeldesigner kurtze // Sommer 2013
oben // Schimmel mit hautfarbener Hose 98
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Sommer 2013 // möbeldesigner kurtze
MÖBELDESIGNER KURTZE Raum für das Wesentliche schaffen
Präzision und Schnelligkeit zeichnen die Arbeiten von Ingo Kurtze aus. Der seit 1995 in Schwerin selbständig tätige Möbeldesigner legt großen Wert auf Kreativität in der Herangehensweise, bei der Planung und Umsetzung seiner Möbel und Räume. Die Objekte werden in den Raum integriert, sie fügen sich lautlos in die Architek-
tur ein und setzen konkrete Akzente. Dabei fordert ihn der Anspruch an eine hohe Funktionalität stetig heraus und er verwandelt die schwierigsten Ecken in nutzbare Räume. Schlichte Ästhetik und Schnörkellosigkeit lassen nichts überflüssig und reduzieren das Mobiliar auf das Wesentliche.
links // Auch vor schrillen Farben wird nicht zurückgeschreckt
rechts // Seine Möbel sind wie er, ehrlich und kantig absolut mv
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möbeldesigner kurtze // Sommer 2013
interview mit susanne wetzel // Textil-Kunst mit Kultur
Wie kam es dazu, dass Sie sich für Möbel entschieden? Das ist eine schwierige Frage, das hat sich eher so entwickelt. Ich habe viel gebastelt, mit Holz und es hat mich gereizt, dass man sich als Tischler kreativ entfalten kann. Wie wurden Sie was sie sind? Mich haben die armen Zeiten aus meiner Kindheit sehr geprägt. Wir haben auf so viel verzichten müssen und ich habe mir damals geschworen, unabhängig zu werden. Seitdem rege und bewege ich mich und lasse keine Minute ungenutzt. Was verbinden Sie mit MV? Eigentlich Weite, Wasser, Wald. Die Natur im Großen. Es ist meine Heimat und ich lebe hier. Warum ist Mecklenburg ein guter Produktionsstandort? Das weiß ich nicht, es gibt »für Tischler wie mich« sicher bessere. Jedoch finde ich, dass Schwerin ein guter Produktionsstandort für MV ist. Nach und nach entwickelt sich hier ein Klientel, welches die Arbeiten zu schätzen weiß und zunehmend ein Gespür für gute Dinge entwickelt. Inwiefern beeinflußt MV, bzw. Schwerin Ihre Arbeit? Die Umgebung gibt mir die Möglichkeit, meine eigenen Interessen nicht zu vergessen – Wasser, ein Funken Freiheit, zurücklehnen und genießen. Nach dem Feierabend weiß ich, dass ich aufs Boot steigen kann und auf dem Wasser bin, das ist das schöne an meiner Umgebung. Welchen Charakter haben Ihre Möbel? Kreativ, lösungsorientiert, funktionell und exakt. Die Arbeiten überzeugen durch Qualität der Materialien und eine hochwertige Verarbeitung. Alle Dinge, die ich mache, haben den gewissen Aha-Effekt. Die Sachen müssen so aussehen, dass die Kunden sagen »Alter, ist das geil!«.
reihe rechts // Funktionalität im Bad aus »einem Guss« 100
absolut mv
Charakteristisch sind auch die Besonderheiten, die sich in jedem Stück zeigen. Es ist alles genau auf die Situation, den Lebensraum zugeschnitten. Welche Qualitätsmerkmale bestimmen Ihr Schaffen? Jeder Zentimeter muss stimmen, Präzision ist wichtig und die Liebe zum Detail. Schlussendlich muss es eine Runde Sache sein. Vom Service bis zur Umsetzung. Ich hatte immer die Möglichkeit fleißig zu sein, dafür bin ich dankbar. Was ist Ihnen besonders wichtig? Ich will rausgehen und der Kunde soll mich anlachen. Ich mache eher etwas mehr, damit er zufrieden ist, als dass ich anschließend Probleme mit ihm bekomme. Ich arbeite gerne und ich arbeite umso lieber wenn ich vernünftig Geld verdienen kann. Ehrlichkeit ist mir wichtig. Wer sind Ihre Vorbilder? Ich glaube ich habe gar keine, nein, irgendwie nicht. Ich bewundere Menschen, die sich trotz ihrer Beschwerlichkeiten im Leben immer durchgebissen haben. Was ist Ihr Erfolgsrezept? Ich denke, viele Leute mögen das Geschleime nicht. Ich bin eher der ehrliche Typ. Wenn ich etwas sage, dann ist auch Verlass drauf. Schlussendlich sind die Kunden zufrieden mit meiner Arbeit, weil sie weniger erwarten, als sie bekommen.
Wo sehen Sie sich in 10 Jahren? Ich hoffe immer noch unabhängig. Was cool wäre, wenn ich ohne die Handwerkskammer mein Wissen weitergeben könnte. Ich würde gerne jungen Leuten, meine Erfahrung weitergeben. Beschreiben Sie Ihre Philosophie! Ich sag mal: »Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.«
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Impressum
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Herausgeber: Formost e.V. <verein@form-ost.de> Chefredaktion: Henning Penske <henningo@komind.org> Gorden Jasmund <gorden.jasmund@gmx.de> Layout: Philipp Schättler <Philipp.Schaettler@gmx.de> Autoren: Gorden Jasmund, Henning Penske, und alle Teilnehmer an dieser Ausgabe. Wir danken herzlich für die vielen gewissenhaft ausgefüllten Interviews. Foto/Illustration: Henning Penske, Gorden Jasmund, Philipp Schättler, Nicole Hollatz, Anne Schönharting sowie auch alle Beteiligten die uns eigene Fotos zur Verfügung gestellt haben. Ihnen gilt ein besonderer Danke für diese Hilfe. Redaktionsadresse: Formost e.V., Puschkinstraße 28, 19055 Schwerin Internet: www.netzwerknordost.jimdo.com
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