DER HANDGEKNÜPFTE TEPPICH EIN UMFASSENDER AKTUELLER ÜBERBLICK ÜBER HANDGEMACHTE TEPPICHE FRITZ LANGAUER UND ERNST A. SWIETLY
TEIL 1
DER HANDGEKNÜPFTE TEPPICH
1
2
TEIL ZWEI: TEPPICHFERTIGUNG
TEIL DREI: EINE WELT VOLLER TEPPICHE
TEIL VIER: KAUFEN, VERKAUFEN UND BEWAHREN
ANHANG
17
61
141
235
290
19
75
151
TEIL EINS: TEPPICHE IM KONTEXT
11
Vorwort
13
Über die Autoren
Einführung: Der Begriff „Teppich“
Der Pazyryk – Der älteste Teppich der Welt
25
Benennung von Teppichen
33
Merkmale, Funktionen und Bedeutung
45
Ästhetik, Schönheit und Kunst
49
Warum und wie man Teppichsammler wird
55
Religionen und Teppiche
Ursprünge des Teppichhandwerks
Werdegang eines Orientteppichs
93
Teppichwerkstoffe
97
Vom Schaf über die Wolle bis zum Färben
103
Knoten
109
Flachweben
121
Maschinenteppiche
125
Soziologie der Teppichproduktion
131
Neuentwicklungen auf dem Teppichmarkt
6
Teppiche im Kontext
3 4
Iran/Persien
Turkmenistan
157
Türkei/Anatolien
165
Der Kaukasus
173
Tibet und Nepal
189
Indien und Pakistan
201
China
Europa und die Westwanderung der Orientteppiche
249
Teppichdynastien
259
Verkaufsstrategien
265
Auktionen
269
Teppiche erkennen und bewerten
120 Jahre handgeknüpfte Teppiche – Rückschau und Ausblick
293
Teppichrekorde
294
Teppichmuseen der Welt
298
Bibliografie
301
Danksagung
275
Handhabung von Teppichen
286
Tipps für Käufer
211
Afghanistan
219
Nicht-orientalische Teppiche
7
TEIL 1
DER HANDGEKNÜPFTE TEPPICH
1
2
TEIL ZWEI: TEPPICHFERTIGUNG
TEIL DREI: EINE WELT VOLLER TEPPICHE
TEIL VIER: KAUFEN, VERKAUFEN UND BEWAHREN
ANHANG
17
61
141
235
290
19
75
151
TEIL EINS: TEPPICHE IM KONTEXT
11
Vorwort
13
Über die Autoren
Einführung: Der Begriff „Teppich“
Der Pazyryk – Der älteste Teppich der Welt
25
Benennung von Teppichen
33
Merkmale, Funktionen und Bedeutung
45
Ästhetik, Schönheit und Kunst
49
Warum und wie man Teppichsammler wird
55
Religionen und Teppiche
Ursprünge des Teppichhandwerks
Werdegang eines Orientteppichs
93
Teppichwerkstoffe
97
Vom Schaf über die Wolle bis zum Färben
103
Knoten
109
Flachweben
121
Maschinenteppiche
125
Soziologie der Teppichproduktion
131
Neuentwicklungen auf dem Teppichmarkt
6
Teppiche im Kontext
3 4
Iran/Persien
Turkmenistan
157
Türkei/Anatolien
165
Der Kaukasus
173
Tibet und Nepal
189
Indien und Pakistan
201
China
Europa und die Westwanderung der Orientteppiche
249
Teppichdynastien
259
Verkaufsstrategien
265
Auktionen
269
Teppiche erkennen und bewerten
120 Jahre handgeknüpfte Teppiche – Rückschau und Ausblick
293
Teppichrekorde
294
Teppichmuseen der Welt
298
Bibliografie
301
Danksagung
275
Handhabung von Teppichen
286
Tipps für Käufer
211
Afghanistan
219
Nicht-orientalische Teppiche
7
DER HANDGEKNÜPFTE TEPPICH
TEIL 1
Teppiche im Kontext
EINFÜHRUNG: DER BEGRIFF „TEPPICH“
Beim Wort „Teppich“ denken die meisten Menschen aus den westlichen Industriestaaten an kunst- und fantasievoll geknüpfte Bodenbeläge oder Wandbehänge, die im Orient in Handarbeit hergestellt werden und als repräsentativer Schmuck für Privatwohnungen und festliche Räume dienen. Die ErfinderInnen des Teppichs allerdings verfolgten ganz alltägliche Zwecke. Für sie dienten Teppiche einerseits als notwendiges Hausgerät, z. B. als Tragetasche, als Bodenbelag zum Schutz vor Kälte und Feuchtigkeit oder zur Befestigung von Nomadenzelten. Anderseits dienten sie als zeremonielle Ziergegenstände, die Menschen, Tiere und heilige Gegenstände schmückten, wie z. B. die Thora bei den Juden oder Altäre bei den Christen. Es ist bis heute unklar, wann und wo Teppiche zum Kulturgut wurden. Ähnlich ungeklärt ist die Etymologie des Wortes „Teppich“. ExpertInnen meinen, die Bezeichnung gehe auf das griechische Wort tapesetos zurück, dessen Ursprung in manchen Fremdwörterbüchern als „orientalisch“ angegeben wird; präzisere Quellen weisen ihn als „iranisch“ aus. Der Begriff bezeichnet dabei nicht nur Bodenbeläge, sondern auch Wandbehänge und andere Textilien mit ornamentaler Gestaltung, wie beispielsweise Festkleider.
16
Das heutige persische Wort für Teppich lautet farsh und stammt aus dem Arabischen. Auf Türkisch heißt Teppich hali, auf Latein tap(p)etum oder tapete/ tapes, von welchem sich das italienische tappeto ableitet. Bei den Griechen und Römern, die beide wenig Bedarf nach wärmenden Bodenbedeckungen hatten, bezeichnete das Wort tapes alle Textilien, die zur Gestaltung von Wohnräumen dienten. In Frankreich heißen die dort sehr beliebten gestickten bzw. flachgewebten Wandteppiche tapisserie. Auf Angelsächsisch nennt man Knüpfteppiche taeppet, woraus das deutsche Wort Teppich abgeleitet wurde. Diesem Begriff verwandt sind Tapeten, mit welchen im Deutschen Stoffe oder Papiere zum Bedecken der Wände bezeichnet werden. Vom byzantinischen tapetion stammen der spanische und portugiesische Begriff tapete und der französische Ausdruck tapiz (oder tapis). Auch das arabische Wort tinfisa wurde über das Aramäische vom byzantinischen tapetion abgeleitet. Die arabische Bezeichnung zarbya für Teppich verdankt sich Knüpfwerken mit Streifen, die an Zebras erinnern.
bezeichnet einen raumfüllenden, leichten, oft flachgewebten Spann- bzw. Maschinenteppich; rug meint einen einzelnen handfesten Knüpfteppich; pile rug ist ein hochfloriger, fellartiger Knüpfteppich; runner oder galery meint einen langen schmalen Läuferteppich; und tapestry nennt man ein festlich gemustertes Parament, das auch geknüpft sein kann, an Wänden und Balustraden hängt oder feierliche Gegenstände bedeckt. In vielen englischsprachigen Texten werden rug und carpet als austauschbare Synonyme verwendet. Unter carpet verstehen die Engländer dabei meist einen großen Orientoder auch Maschinenteppich, unter rug eher kleinere Teppiche.
Bemerkenswert sind die vielfältigen Bezeichnungen für „Teppich“ im Englischen. Sie lehnen sich an deren äußerliche Beschaffenheit oder ihren Verwendungszweck an: carpet
04 Der „Ardebil-Teppich“, geknüpft im Jahr 1539/40 in NordwestPersien für das Grab von Scheich Safiat Ardebil, heute in der JarmeelAbteilung des Victoria & Albert Museums, London
Neben ihrer Bedeutung als Wohnraumund Zierobjekte haben Teppiche meist auch Repräsentations- und Identifikationscharakter: Sie demonstrieren den religiösen, finanziellen und sozialen Status ihrer BesitzerInnen sowie deren Abstammung oder Kulturkreis (siehe „Benennung von Teppichen“, S. 25)
17
DER HANDGEKNÜPFTE TEPPICH
TEIL 1
Teppiche im Kontext
EINFÜHRUNG: DER BEGRIFF „TEPPICH“
Beim Wort „Teppich“ denken die meisten Menschen aus den westlichen Industriestaaten an kunst- und fantasievoll geknüpfte Bodenbeläge oder Wandbehänge, die im Orient in Handarbeit hergestellt werden und als repräsentativer Schmuck für Privatwohnungen und festliche Räume dienen. Die ErfinderInnen des Teppichs allerdings verfolgten ganz alltägliche Zwecke. Für sie dienten Teppiche einerseits als notwendiges Hausgerät, z. B. als Tragetasche, als Bodenbelag zum Schutz vor Kälte und Feuchtigkeit oder zur Befestigung von Nomadenzelten. Anderseits dienten sie als zeremonielle Ziergegenstände, die Menschen, Tiere und heilige Gegenstände schmückten, wie z. B. die Thora bei den Juden oder Altäre bei den Christen. Es ist bis heute unklar, wann und wo Teppiche zum Kulturgut wurden. Ähnlich ungeklärt ist die Etymologie des Wortes „Teppich“. ExpertInnen meinen, die Bezeichnung gehe auf das griechische Wort tapesetos zurück, dessen Ursprung in manchen Fremdwörterbüchern als „orientalisch“ angegeben wird; präzisere Quellen weisen ihn als „iranisch“ aus. Der Begriff bezeichnet dabei nicht nur Bodenbeläge, sondern auch Wandbehänge und andere Textilien mit ornamentaler Gestaltung, wie beispielsweise Festkleider.
16
Das heutige persische Wort für Teppich lautet farsh und stammt aus dem Arabischen. Auf Türkisch heißt Teppich hali, auf Latein tap(p)etum oder tapete/ tapes, von welchem sich das italienische tappeto ableitet. Bei den Griechen und Römern, die beide wenig Bedarf nach wärmenden Bodenbedeckungen hatten, bezeichnete das Wort tapes alle Textilien, die zur Gestaltung von Wohnräumen dienten. In Frankreich heißen die dort sehr beliebten gestickten bzw. flachgewebten Wandteppiche tapisserie. Auf Angelsächsisch nennt man Knüpfteppiche taeppet, woraus das deutsche Wort Teppich abgeleitet wurde. Diesem Begriff verwandt sind Tapeten, mit welchen im Deutschen Stoffe oder Papiere zum Bedecken der Wände bezeichnet werden. Vom byzantinischen tapetion stammen der spanische und portugiesische Begriff tapete und der französische Ausdruck tapiz (oder tapis). Auch das arabische Wort tinfisa wurde über das Aramäische vom byzantinischen tapetion abgeleitet. Die arabische Bezeichnung zarbya für Teppich verdankt sich Knüpfwerken mit Streifen, die an Zebras erinnern.
bezeichnet einen raumfüllenden, leichten, oft flachgewebten Spann- bzw. Maschinenteppich; rug meint einen einzelnen handfesten Knüpfteppich; pile rug ist ein hochfloriger, fellartiger Knüpfteppich; runner oder galery meint einen langen schmalen Läuferteppich; und tapestry nennt man ein festlich gemustertes Parament, das auch geknüpft sein kann, an Wänden und Balustraden hängt oder feierliche Gegenstände bedeckt. In vielen englischsprachigen Texten werden rug und carpet als austauschbare Synonyme verwendet. Unter carpet verstehen die Engländer dabei meist einen großen Orientoder auch Maschinenteppich, unter rug eher kleinere Teppiche.
Bemerkenswert sind die vielfältigen Bezeichnungen für „Teppich“ im Englischen. Sie lehnen sich an deren äußerliche Beschaffenheit oder ihren Verwendungszweck an: carpet
04 Der „Ardebil-Teppich“, geknüpft im Jahr 1539/40 in NordwestPersien für das Grab von Scheich Safiat Ardebil, heute in der JarmeelAbteilung des Victoria & Albert Museums, London
Neben ihrer Bedeutung als Wohnraumund Zierobjekte haben Teppiche meist auch Repräsentations- und Identifikationscharakter: Sie demonstrieren den religiösen, finanziellen und sozialen Status ihrer BesitzerInnen sowie deren Abstammung oder Kulturkreis (siehe „Benennung von Teppichen“, S. 25)
17
TEIL 1
DER HANDGEKNÜPFTE TEPPICH
Teppiche im Kontext
Vom Design her könnte man diesen Teppich sowohl einen Ersari als auch einen Afghan nennen, Begriffe, die im 19. und 20. Jh. für einen überwiegend roten Grund verwendet wurden, der mit Reihen von achteckigen Medaillons gefüllt war. Heute spiegeln diese Namen nicht unbedingt die Bezeichnung einer Volksgruppe wider, und dieser Teppich beispielsweise ist Teil eines kürzlich durchgeführten Revival-Webprojekts.
Buchara, Turkmenien
Sogenannter „Adler-Kasak“ oder Tschelaberd
Maschhad, Ost-Iran
Beispiele für Teppichnamen: Täbris Stadt im Nordwesten des Irans
Saryken, Jomud oder Ersari – gesammelt und
Khal Mohammadi Diese Qualitätsbezeichnung
Khamsehbaft wurden von den fünf in der
Völker hin, die in Ostanatolien und im Westen
Kelley/Kellei sind Teppiche mit knapp 6 m2.
Heris Kleinstadt in Aserbaidschan, östlich v.
vermarktet wurden. Als Ende des 19. Jh. die
nach einem Farbstoffhersteller aus der
zweiten Hälfte des 19. Jh. konföderierten
oder Osten des Irans beheimatet sind.
Kenareh sind Läufer bzw. Galerien.
Täbris, südwestlich vom Kaspischen Meer
ersten turkmenischen Teppiche nach Europa
Kundus-Region im Nordosten Afghanistans
Nomadenvölkern gefertigt; das arabische
Maschad Stadt im Nordosten des Irans
kamen, wusste hier niemand über diese Völker
wurde erst Ende des 20. Jh. geprägt.
Wort „chamsah“ bedeutet „fünf“.
Manche Teppichnamen richten sich nach ihren
Teppiche, die doppelt so lang als breit sind.
Kayseri Ehemaliges Caesarea in Kappadokien
Bescheid, weshalb der Name „Buchara“ zum
Bergama Diese Teppiche stammen aus der
Ein Jomud/Yomut ist ein Erzeugnis
Formaten:
Farsh bedeutet einfach „Teppich“ auf Farsi.
in der Türkei
Synonym einer breiten Palette von Teppichen
gleichnamigen westtürkischen Stadt, können
turkmenischer Jomud.
Poshti bedeutet „dahinter“ und bezeichnet
Schiras Viele südpersische Erzeugnisse, die
wurde.
aber auch aus deren Umgebung kommen.
Bachtiar ist ein Produkt der Bachtiari aus
Teppichgrößen über 60 cm, die oft als Kissen
Andere Teppichnamen beruhen auf der
unter dem Namen „Schiras“ auf den Markt
Afghan Auch dieser alte Teppichname stammt
Teh(e)ran Ein Teppich mit dieser Bezeichnung
der Gegend westlich von Isfahan; Soraya, die
verwendet werden.
spezifischen Zeichnung, Mustervorlage oder
kommen, werden nicht dort hergestellt,
aus einer Zeit, in der man über die zahlreichen
kann aus der iranischen Hauptstadt oder aus
zweite Ehefrau von Shah Mohammad Reza
Zaronim heißt „eineinhalb Zar“; dies entspricht
dem Design, z. B.:
sondern von Nomaden in der Umgebung.
Völker Afghanistans in Europa kaum etwas
deren Umgebung stammen
Pahlavi und damit ehemalige Königin des
ca. 1,6 m2; das Zar ist ein altes persisches Maß
Stern-Us(ch)ak Teppiche mit einem großen
Buchara Ein typisches Beispiel für eine sehr
wusste. Später wurde z. B. der Name Ersari
Irans, war eine Bachtiari.
von knapp 1,1 m2, das bei Teppichen noch
Stern.
freie und damit irreführende Namensgebung.
für ein Nomadenvolk im Norden Afghanistans
Nomadenteppiche werden in der Regel nach
Yörük ist ein Teppich des gleichnamigen
immer gebräuchlich ist.
Chondzoresk (Wolkenband-Kasak) und
Es handelt sich um den Namen einer Stadt in
geprägt, das inzwischen sesshaft geworden
dem Volk benannt, das sie geknüpft hat:
anatolischen Volks (das türkische Wort yürük
Dozar sind zwei Zar, also ca. 2,15 m2.
Tschelaberd (Adler-Kasak) Beide Dörfer liegen
Usbekistan, in der die Knüpferzeugnisse vieler
ist. Andere afghanische Ortsnamen wie
Loribaft Von den Lori geknüpft.
bedeutet „wandern“).
Sedjadeh bedeutet auf Arabisch „drei Plätze“
in der Region Karabach und gehören zu den
turkmenischer Nomaden – Tekke, Saloren,
Aqcha, Andkhoy oder Shah kamen hinzu.
Kaschkulibaft Von den Kaschkuli geknüpft.
Kurdi/Kurdenteppiche weisen auf diverse
und bezeichnet Teppiche mit knapp 3 m2.
Karabach-Teppichen („schwarzer Garten“).
26
Hali ist die iranische Bezeichnung für kleinere
27
TEIL 1
DER HANDGEKNÜPFTE TEPPICH
Teppiche im Kontext
Vom Design her könnte man diesen Teppich sowohl einen Ersari als auch einen Afghan nennen, Begriffe, die im 19. und 20. Jh. für einen überwiegend roten Grund verwendet wurden, der mit Reihen von achteckigen Medaillons gefüllt war. Heute spiegeln diese Namen nicht unbedingt die Bezeichnung einer Volksgruppe wider, und dieser Teppich beispielsweise ist Teil eines kürzlich durchgeführten Revival-Webprojekts.
Buchara, Turkmenien
Sogenannter „Adler-Kasak“ oder Tschelaberd
Maschhad, Ost-Iran
Beispiele für Teppichnamen: Täbris Stadt im Nordwesten des Irans
Saryken, Jomud oder Ersari – gesammelt und
Khal Mohammadi Diese Qualitätsbezeichnung
Khamsehbaft wurden von den fünf in der
Völker hin, die in Ostanatolien und im Westen
Kelley/Kellei sind Teppiche mit knapp 6 m2.
Heris Kleinstadt in Aserbaidschan, östlich v.
vermarktet wurden. Als Ende des 19. Jh. die
nach einem Farbstoffhersteller aus der
zweiten Hälfte des 19. Jh. konföderierten
oder Osten des Irans beheimatet sind.
Kenareh sind Läufer bzw. Galerien.
Täbris, südwestlich vom Kaspischen Meer
ersten turkmenischen Teppiche nach Europa
Kundus-Region im Nordosten Afghanistans
Nomadenvölkern gefertigt; das arabische
Maschad Stadt im Nordosten des Irans
kamen, wusste hier niemand über diese Völker
wurde erst Ende des 20. Jh. geprägt.
Wort „chamsah“ bedeutet „fünf“.
Manche Teppichnamen richten sich nach ihren
Teppiche, die doppelt so lang als breit sind.
Kayseri Ehemaliges Caesarea in Kappadokien
Bescheid, weshalb der Name „Buchara“ zum
Bergama Diese Teppiche stammen aus der
Ein Jomud/Yomut ist ein Erzeugnis
Formaten:
Farsh bedeutet einfach „Teppich“ auf Farsi.
in der Türkei
Synonym einer breiten Palette von Teppichen
gleichnamigen westtürkischen Stadt, können
turkmenischer Jomud.
Poshti bedeutet „dahinter“ und bezeichnet
Schiras Viele südpersische Erzeugnisse, die
wurde.
aber auch aus deren Umgebung kommen.
Bachtiar ist ein Produkt der Bachtiari aus
Teppichgrößen über 60 cm, die oft als Kissen
Andere Teppichnamen beruhen auf der
unter dem Namen „Schiras“ auf den Markt
Afghan Auch dieser alte Teppichname stammt
Teh(e)ran Ein Teppich mit dieser Bezeichnung
der Gegend westlich von Isfahan; Soraya, die
verwendet werden.
spezifischen Zeichnung, Mustervorlage oder
kommen, werden nicht dort hergestellt,
aus einer Zeit, in der man über die zahlreichen
kann aus der iranischen Hauptstadt oder aus
zweite Ehefrau von Shah Mohammad Reza
Zaronim heißt „eineinhalb Zar“; dies entspricht
dem Design, z. B.:
sondern von Nomaden in der Umgebung.
Völker Afghanistans in Europa kaum etwas
deren Umgebung stammen
Pahlavi und damit ehemalige Königin des
ca. 1,6 m2; das Zar ist ein altes persisches Maß
Stern-Us(ch)ak Teppiche mit einem großen
Buchara Ein typisches Beispiel für eine sehr
wusste. Später wurde z. B. der Name Ersari
Irans, war eine Bachtiari.
von knapp 1,1 m2, das bei Teppichen noch
Stern.
freie und damit irreführende Namensgebung.
für ein Nomadenvolk im Norden Afghanistans
Nomadenteppiche werden in der Regel nach
Yörük ist ein Teppich des gleichnamigen
immer gebräuchlich ist.
Chondzoresk (Wolkenband-Kasak) und
Es handelt sich um den Namen einer Stadt in
geprägt, das inzwischen sesshaft geworden
dem Volk benannt, das sie geknüpft hat:
anatolischen Volks (das türkische Wort yürük
Dozar sind zwei Zar, also ca. 2,15 m2.
Tschelaberd (Adler-Kasak) Beide Dörfer liegen
Usbekistan, in der die Knüpferzeugnisse vieler
ist. Andere afghanische Ortsnamen wie
Loribaft Von den Lori geknüpft.
bedeutet „wandern“).
Sedjadeh bedeutet auf Arabisch „drei Plätze“
in der Region Karabach und gehören zu den
turkmenischer Nomaden – Tekke, Saloren,
Aqcha, Andkhoy oder Shah kamen hinzu.
Kaschkulibaft Von den Kaschkuli geknüpft.
Kurdi/Kurdenteppiche weisen auf diverse
und bezeichnet Teppiche mit knapp 3 m2.
Karabach-Teppichen („schwarzer Garten“).
26
Hali ist die iranische Bezeichnung für kleinere
27
TEIL 1
DER HANDGEKNÜPFTE TEPPICH
1 2 4
3
5 6 7 8
9
1
Oberes Paneel
2
Schrift in einer Kartusche
3
Kamm
4
Gebetsnische (Mihrab)
5
Hand der Fatima
6
Wasserkanne
7
Ewiges Licht
8
Giebel
9
Mihrab – Gebetsplatz
10
Säulen
11
Baum des Lebens
12
Datierung (1328 AH)
11
15 Gebetsteppiche zeigen eine Reihe verschiedener Motive, von denen viele symbolische Bedeutung tragen. Diese Abbildung zeigt die am häufigsten verwendeten Motive. Auch wenn einige von ihnen auf Teppichen erscheinen, sind es keine erforderlichen Elemente, abgesehen von der Gebetsnische bzw. Mihrab, in der sich der Betende niederwirft und seine Verehrung gen Mekka richtet. 16 Inschriften erscheinen auf vielen Teppichen, sind aber typisch für Gebetsteppiche. Es können Widmungen an den Besitzer und/oder Koransuren oder poetische Verse sein. Arabisch kann in vielen verschiedenen Schriftstilen geschrieben werden, die alle sehr unterschiedlich aussehen können, wenn sie im Flor geknotet werden. Hier sind die gängigsten arabischen Schriftstile dargestellt.
10
12
15
vorgeschriebenen fünf täglichen Gebete (frühmorgens, mittags, nachmittags, bei Sonnenuntergang und nachts) sowie als Schutz vor Verunreinigung durch den Boden, auf dem das Gebet stattfindet. Die Gebete sind nach Ansicht frommer Muslime nur dann gottgefällig, wenn diese sich vorher rituell Augen, Mund, Nase, Ohren, Füße und Unterarme waschen – im Brunnen vor der Moschee oder im Sand der Wüste – und sich auch am Ort ihres Gebets vor Verunreinigungen bewahren. Dazu wurden früher einfache Tücher benutzt, die die Gläubigen vor sich in Richtung Mekka ausbreiteten. Nach und nach wurden die Gebetstücher wohlhabender Muslime repräsentativ gestaltet und als Kelim gewebt oder als Teppich geknüpft und mit Symbolen für Licht und Wasser versehen. Insbesondere auf aserbaidschanischen Gebetsteppichen ist oft ein Kamm abgebildet, der den Gläubigen an die Pflicht zur körperlichen Reinigung erinnert. Die Formen und Gestaltungsdetails
34
traditioneller islamischer Gebetsteppiche weisen eine Vielfalt von Strukturen und Symbolen auf; dies zeugt von der beinah grenzenlosen Fantasie gläubiger Muslime, die sich auch aufs Knüpfen verstehen. Im Vergleich dazu erscheinen moderne Gebetsteppiche selten so vielgestaltig und ausdrucksstark. Ältere Gebetsteppiche sind in der Regel schlank und kleinformatig und den Maßen des menschlichen Körpers angepasst, also etwa 60 bis 120 cm breit und 110 bis 160 cm lang. In jedem Fall müssen sie ausreichend Raum für das „Salāt“ (Gebet) bzw. alle „Rak’a“ bieten. So heißen die acht rituellen Gebetsabschnitte: stehen, Hände erheben, Hände verschränken, sitzen, knien, niederwerfen und mit der Stirn den Boden berühren, aufsetzen und den Kopf zum Nachbarn drehen. Ein gläubiger Muslim lässt seinen Gebetsteppich nach dem Salāt nicht einfach liegen, sondern rollt ihn säuberlich auf und verwahrt ihn sorgfältig, damit der Teufel ihn nicht benutzt.
Teppiche im Kontext
Im Iran, wo Schiiten die große Bevölkerungsmehrheit bilden, werden statt bzw. zusätzlich zu Gebetsteppichen vier- oder achteckige Gebetssteine aus gehärtetem Lehm als „Stück der Erde“ verwendet. Der Betende legt den Gebetsstein so vor sich hin, dass er ihn bei den Niederwerfungen mit der Stirn berührt. In Nordafrika und Indonesien sind Gebetsteppiche nicht üblich. In Indien wiederum gibt es sie schon seit dem 17. Jh., gestalterisch dominieren dort allerdings große Blumen bzw. der Welten- oder Lebensbaum. Bäume gelten bei vielen Völkern mit schamanistischen Religionen als heilig; in Zentralasien spielt die Verehrung von Bäumen, besonders von Zypressen, eine wichtige Rolle. Jeder Muslim kann in der Moschee mit anderen Glaubensgenossen gemeinsam oder, wenn er auf Reisen oder zu Hause ist, allein beten. Dazu legt er den Gebetsteppich so vor sich hin, dass die halbrunde, treppen- oder pultdachförmige
QUADRATKUFI
NASHK
TULUTH
RIQA
DIWANI
16
Gebetsnische – die der Mihrab in der Moschee nachempfunden ist – in Richtung Mekka weist, also in Richtung der Kaaba bzw. Mohammeds Grab. Aus Ostturkestan, besonders aus der ostanatolischen Stadt Kayseri, kommen Reihengebetsteppiche (Saf oder Saph), die quer zu betrachten und zu verwenden sind und als sogenannte Familiengebetsteppiche fünf, gelegentlich sogar bis zu neun Gebetsnischen nebeneinander zeigen. Die Bezeichnung „Familiengebetsteppich“ ist allerdings irreführend, weil laut islamischer Vorschrift Männer und Frauen getrennt beten müssen. Seit einiger Zeit wird in der muslimischen Glaubensgemeinschaft allerdings die Lockerung dieser strikten Geschlechtertrennung diskutiert. Heute sind in Moscheen nur noch selten einzelne Gebetsteppiche zu finden und wenn, dann nur unmittelbar in der (manchmal zurückgesetzten oder vertieften) Mihrab. Zumeist sind die Moscheeböden heute mit riesigen Maschinenteppichen belegt, oft in Form eines extrem großen Safs. Die verschiedenen älteren Gebetsteppiche werden heute in vielen Moscheen im Hinterzimmer gestapelt und nur bei besonderen Anlässen präsentiert. Gebetsteppiche aus Seide sind das Ergebnis der steigenden Marktnachfrage nach aufwändigen Luxusgütern und keinesfalls Ausdruck einer besonders tiefen Religiosität.
Ein orthodoxer Muslim würde nie auf einem Seidenteppich beten, da dieser Stoff als unrein gilt. Die Erzeugung von Seide geht nämlich auf Kosten der Seidenraupen, deren Kokons durch das Kochen getötet werden, ehe der Seidenfaden von ihnen abgespult werden kann. Der Koran schreibt dem Gläubigen lediglich das regelmäßige Gebet vor, nicht aber die Verwendung eines Teppichs. Gebetsteppiche verdanken wir demnach dem kreativen Schaffen der Menschen, dem Bedürfnis der Gläubigen nach Kunst und ihrem Wunsch, ein Stück Moschee zu Hause zu haben. Traditionelle Gebetsteppiche sind klar in sich gegliedert: Oben, unter der Gebetsnische, befindet sich der oft durch seitliche Säulen oder Kerzen gestützte Moscheeraum, darunter der Vorhof der Moschee. Weiter unten bringt der Knüpfer gelegentlich seinen Namen und das Entstehungsjahr des Teppichs an. Da der Islam, wie auch der jüdische Glaube, keine bildliche Darstellung Gottes erlaubt, finden sich auf Gebetsteppichen vorzüglich Naturdarstellungen (z. B. ein Weltenbzw. Lebensbaum), Tierdarstellungen (Vögel gelten als Mittler zwischen Gott und Menschen), Kartuschen mit ornamental-kalligrafisch gestalteten Koransuren zwischen den Pfeilern oder in den Winkeln des Giebels, Licht-Ampeln (Öllampen), Vasen mit Blumen sowie Symbole wie Wasserkrüge oder Kämme (als Erinnerung an die Reinigungspflicht vor dem Gebet) oder die Hand Fatimas
(Tochter des Propheten Mohammed) als Fürbitterin. Es gibt Gebetsteppiche mit leeren Gebetsnischen oder einem zarten Blütensaum; oft werden Nelken verwendet, die im Islam als göttlich gelten. Werden zusätzliche Borten in den Gebetsteppich eingefügt, dann meist sieben, um die sieben Himmel des Islam zu versinnbildlichen. Ältere Gebetsteppiche sind keine Massenprodukte, sondern Erzeugnisse herausragender KnüpferInnen bzw. Manufakturen für urbane Bevölkerungsschichten und sind gefragte Sammlerobjekte geworden. Insgesamt zählen Gebetsteppiche zu den jüngeren Erzeugnissen der orientalischen Knüpfkunst. Es gibt einzelne frühe Exemplare aus dem 15. und 16. Jh.; die meisten sind jedoch erst nach Ende des 18. Jh. entstanden. Ein seltener, relativ kleiner Gebetsteppich ist der zentralasiatische Bashir. Als besonderes Motiv weist er einen hängenden, hellroten Granatapfel auf einem weißen äußeren Mihrab auf. Granatäpfel werden auch auf Teppichen aus Ostturkestan verwendet. Die Form der Mihrab als „Schlüsselloch“ oder als KopfSchulter-Anordnung erinnert an anatolische Gebetsteppiche. Beim Bashir jedoch krönt das Kotschak-Motiv die innere Mihrab und wird im äußeren nochmals aufgenommen. Aufgrund seiner harmonischen Gestaltung hat dieser Teppich ein besinnliches und elegantes Erscheinungsbild und ist ideal als Gebetsteppich geeignet.
35
TEIL 1
DER HANDGEKNÜPFTE TEPPICH
1 2 4
3
5 6 7 8
9
1
Oberes Paneel
2
Schrift in einer Kartusche
3
Kamm
4
Gebetsnische (Mihrab)
5
Hand der Fatima
6
Wasserkanne
7
Ewiges Licht
8
Giebel
9
Mihrab – Gebetsplatz
10
Säulen
11
Baum des Lebens
12
Datierung (1328 AH)
11
15 Gebetsteppiche zeigen eine Reihe verschiedener Motive, von denen viele symbolische Bedeutung tragen. Diese Abbildung zeigt die am häufigsten verwendeten Motive. Auch wenn einige von ihnen auf Teppichen erscheinen, sind es keine erforderlichen Elemente, abgesehen von der Gebetsnische bzw. Mihrab, in der sich der Betende niederwirft und seine Verehrung gen Mekka richtet. 16 Inschriften erscheinen auf vielen Teppichen, sind aber typisch für Gebetsteppiche. Es können Widmungen an den Besitzer und/oder Koransuren oder poetische Verse sein. Arabisch kann in vielen verschiedenen Schriftstilen geschrieben werden, die alle sehr unterschiedlich aussehen können, wenn sie im Flor geknotet werden. Hier sind die gängigsten arabischen Schriftstile dargestellt.
10
12
15
vorgeschriebenen fünf täglichen Gebete (frühmorgens, mittags, nachmittags, bei Sonnenuntergang und nachts) sowie als Schutz vor Verunreinigung durch den Boden, auf dem das Gebet stattfindet. Die Gebete sind nach Ansicht frommer Muslime nur dann gottgefällig, wenn diese sich vorher rituell Augen, Mund, Nase, Ohren, Füße und Unterarme waschen – im Brunnen vor der Moschee oder im Sand der Wüste – und sich auch am Ort ihres Gebets vor Verunreinigungen bewahren. Dazu wurden früher einfache Tücher benutzt, die die Gläubigen vor sich in Richtung Mekka ausbreiteten. Nach und nach wurden die Gebetstücher wohlhabender Muslime repräsentativ gestaltet und als Kelim gewebt oder als Teppich geknüpft und mit Symbolen für Licht und Wasser versehen. Insbesondere auf aserbaidschanischen Gebetsteppichen ist oft ein Kamm abgebildet, der den Gläubigen an die Pflicht zur körperlichen Reinigung erinnert. Die Formen und Gestaltungsdetails
34
traditioneller islamischer Gebetsteppiche weisen eine Vielfalt von Strukturen und Symbolen auf; dies zeugt von der beinah grenzenlosen Fantasie gläubiger Muslime, die sich auch aufs Knüpfen verstehen. Im Vergleich dazu erscheinen moderne Gebetsteppiche selten so vielgestaltig und ausdrucksstark. Ältere Gebetsteppiche sind in der Regel schlank und kleinformatig und den Maßen des menschlichen Körpers angepasst, also etwa 60 bis 120 cm breit und 110 bis 160 cm lang. In jedem Fall müssen sie ausreichend Raum für das „Salāt“ (Gebet) bzw. alle „Rak’a“ bieten. So heißen die acht rituellen Gebetsabschnitte: stehen, Hände erheben, Hände verschränken, sitzen, knien, niederwerfen und mit der Stirn den Boden berühren, aufsetzen und den Kopf zum Nachbarn drehen. Ein gläubiger Muslim lässt seinen Gebetsteppich nach dem Salāt nicht einfach liegen, sondern rollt ihn säuberlich auf und verwahrt ihn sorgfältig, damit der Teufel ihn nicht benutzt.
Teppiche im Kontext
Im Iran, wo Schiiten die große Bevölkerungsmehrheit bilden, werden statt bzw. zusätzlich zu Gebetsteppichen vier- oder achteckige Gebetssteine aus gehärtetem Lehm als „Stück der Erde“ verwendet. Der Betende legt den Gebetsstein so vor sich hin, dass er ihn bei den Niederwerfungen mit der Stirn berührt. In Nordafrika und Indonesien sind Gebetsteppiche nicht üblich. In Indien wiederum gibt es sie schon seit dem 17. Jh., gestalterisch dominieren dort allerdings große Blumen bzw. der Welten- oder Lebensbaum. Bäume gelten bei vielen Völkern mit schamanistischen Religionen als heilig; in Zentralasien spielt die Verehrung von Bäumen, besonders von Zypressen, eine wichtige Rolle. Jeder Muslim kann in der Moschee mit anderen Glaubensgenossen gemeinsam oder, wenn er auf Reisen oder zu Hause ist, allein beten. Dazu legt er den Gebetsteppich so vor sich hin, dass die halbrunde, treppen- oder pultdachförmige
QUADRATKUFI
NASHK
TULUTH
RIQA
DIWANI
16
Gebetsnische – die der Mihrab in der Moschee nachempfunden ist – in Richtung Mekka weist, also in Richtung der Kaaba bzw. Mohammeds Grab. Aus Ostturkestan, besonders aus der ostanatolischen Stadt Kayseri, kommen Reihengebetsteppiche (Saf oder Saph), die quer zu betrachten und zu verwenden sind und als sogenannte Familiengebetsteppiche fünf, gelegentlich sogar bis zu neun Gebetsnischen nebeneinander zeigen. Die Bezeichnung „Familiengebetsteppich“ ist allerdings irreführend, weil laut islamischer Vorschrift Männer und Frauen getrennt beten müssen. Seit einiger Zeit wird in der muslimischen Glaubensgemeinschaft allerdings die Lockerung dieser strikten Geschlechtertrennung diskutiert. Heute sind in Moscheen nur noch selten einzelne Gebetsteppiche zu finden und wenn, dann nur unmittelbar in der (manchmal zurückgesetzten oder vertieften) Mihrab. Zumeist sind die Moscheeböden heute mit riesigen Maschinenteppichen belegt, oft in Form eines extrem großen Safs. Die verschiedenen älteren Gebetsteppiche werden heute in vielen Moscheen im Hinterzimmer gestapelt und nur bei besonderen Anlässen präsentiert. Gebetsteppiche aus Seide sind das Ergebnis der steigenden Marktnachfrage nach aufwändigen Luxusgütern und keinesfalls Ausdruck einer besonders tiefen Religiosität.
Ein orthodoxer Muslim würde nie auf einem Seidenteppich beten, da dieser Stoff als unrein gilt. Die Erzeugung von Seide geht nämlich auf Kosten der Seidenraupen, deren Kokons durch das Kochen getötet werden, ehe der Seidenfaden von ihnen abgespult werden kann. Der Koran schreibt dem Gläubigen lediglich das regelmäßige Gebet vor, nicht aber die Verwendung eines Teppichs. Gebetsteppiche verdanken wir demnach dem kreativen Schaffen der Menschen, dem Bedürfnis der Gläubigen nach Kunst und ihrem Wunsch, ein Stück Moschee zu Hause zu haben. Traditionelle Gebetsteppiche sind klar in sich gegliedert: Oben, unter der Gebetsnische, befindet sich der oft durch seitliche Säulen oder Kerzen gestützte Moscheeraum, darunter der Vorhof der Moschee. Weiter unten bringt der Knüpfer gelegentlich seinen Namen und das Entstehungsjahr des Teppichs an. Da der Islam, wie auch der jüdische Glaube, keine bildliche Darstellung Gottes erlaubt, finden sich auf Gebetsteppichen vorzüglich Naturdarstellungen (z. B. ein Weltenbzw. Lebensbaum), Tierdarstellungen (Vögel gelten als Mittler zwischen Gott und Menschen), Kartuschen mit ornamental-kalligrafisch gestalteten Koransuren zwischen den Pfeilern oder in den Winkeln des Giebels, Licht-Ampeln (Öllampen), Vasen mit Blumen sowie Symbole wie Wasserkrüge oder Kämme (als Erinnerung an die Reinigungspflicht vor dem Gebet) oder die Hand Fatimas
(Tochter des Propheten Mohammed) als Fürbitterin. Es gibt Gebetsteppiche mit leeren Gebetsnischen oder einem zarten Blütensaum; oft werden Nelken verwendet, die im Islam als göttlich gelten. Werden zusätzliche Borten in den Gebetsteppich eingefügt, dann meist sieben, um die sieben Himmel des Islam zu versinnbildlichen. Ältere Gebetsteppiche sind keine Massenprodukte, sondern Erzeugnisse herausragender KnüpferInnen bzw. Manufakturen für urbane Bevölkerungsschichten und sind gefragte Sammlerobjekte geworden. Insgesamt zählen Gebetsteppiche zu den jüngeren Erzeugnissen der orientalischen Knüpfkunst. Es gibt einzelne frühe Exemplare aus dem 15. und 16. Jh.; die meisten sind jedoch erst nach Ende des 18. Jh. entstanden. Ein seltener, relativ kleiner Gebetsteppich ist der zentralasiatische Bashir. Als besonderes Motiv weist er einen hängenden, hellroten Granatapfel auf einem weißen äußeren Mihrab auf. Granatäpfel werden auch auf Teppichen aus Ostturkestan verwendet. Die Form der Mihrab als „Schlüsselloch“ oder als KopfSchulter-Anordnung erinnert an anatolische Gebetsteppiche. Beim Bashir jedoch krönt das Kotschak-Motiv die innere Mihrab und wird im äußeren nochmals aufgenommen. Aufgrund seiner harmonischen Gestaltung hat dieser Teppich ein besinnliches und elegantes Erscheinungsbild und ist ideal als Gebetsteppich geeignet.
35
TEIL 1
DER HANDGEKNÜPFTE TEPPICH
18
Knüpfersignaturen enthalten konkrete Informationen zum Teppich: sein Entstehungsjahr in altarabischen Ziffern und nach dem islamischen Kalender berechnet, d. h. im Jahr nach der Hedschra. Außerdem enthält das Signum meist den Namen des Knüpfers oder der Werkstatt, den Namen des Auftraggebers oder des Handelshauses. Es gibt z. B. einen wunderschönen persischen Kaschan aus der Manufaktur der Familie Mohtashem vom Ende des 19. Jh., der am oberen Rand eine Kartusche mit folgender, deutlich lesbarer Inschrift trägt: „Dieser Teppich wurde für Hadschi Mohammed Taghi Aga, einen Kaufmann aus Kaschan, bei Hadschi Mullah Mohtashem in Auftrag gegeben“. Wenn eine Signatur den Knüpfernamen angibt, dann meist in dieser Form: zunächst amale („Dies ist das Werk von ...“), dann karkhane („dies ist die Arbeit der Werkstatt ...“) und schließlich der Name des Knüpfers. Oft wird als KnüpferIn nicht der Arbeiter, sondern der Meister angegeben, der das Muster entworfen oder die Arbeit in der Manufaktur überwacht
42
hat. Einige Signaturen kombinieren religiöse oder philosophische Zitate mit Knüpfer- bzw. Werkstattnamen und Herstellungsdatum. Manchmal enthalten sie auch Zahlenangaben, die nicht das Entstehungsjahr des Teppichs angeben, sondern eine religiöse Bedeutung haben: z. B. steht „110“ in einem Gebetsteppich für „Ali“, den Namen des Führers der Schiiten; eine derartige Inschrift im Teppich hat für Gläubige die Funktion eines Amuletts zum Schutz vor Schicksalsschlägen. Auch auf armenischen, russischen, chinesischen oder tibetanischen Teppichen gibt es solche Inschriften.
auch zu einer Herausforderung der textilen Knüpfkunst im Orient geworden. Daher gibt es von vielen orientalischen Regenten außerordentlich kunstvolle Porträts, die wie abendländische Bilder den Stil ihrer Entstehungszeit erkennen lassen. Daneben gibt es mythologische Darstellungen, Abbildungen bedeutender historischer Ereignisse oder wichtiger Feierlichkeiten. Aus dem Iran etwa kennt man seltene, fein geknüpfte Darstellungen von Liebespaaren wie Leila und Madjnun oder Chosrau und Schirin – vergleichbar mit Romeo und Julia – innerhalb eines großen blütenumrankten Boteh-Motivs.
Manchmal können weder Händler noch SchriftexpertInnen orientalische Teppichinschriften übersetzen oder deuten. Man sollte beim Teppichkauf daher versuchen, die Übersetzung herauszufinden und sie ins Echtheitszertifikat eintragen lassen, um böse Überraschungen zu vermeiden. Denn seit einiger Zeit gibt es neue wunderschöne Teppiche mit edel anmutenden Inschriften, die allerdings weder eine zeremonielle noch philosophische Bedeutung haben, sondern kämpferisch-aggressive Botschaften verbreiten. Zwischen lieblichen Mustern und zarten Farben versteckt, wird dort zu Terrorismus und Krieg aufgerufen.
Wertvolle Bildteppiche stammen auch aus dem Indien des 16. und 17. Jh. Sie dienten als dekorativer Wandschmuck in Palästen und stellten meist Tiere und Menschen naturalistisch und gelegentlich sogar mit perspektivischer Wirkung dar. Auch aus China kommen Bildteppiche, die edle Tiere und schöne Landschaften wiedergeben. Sie entstanden allerdings in zwei völlig unterschiedlichen Milieus: einerseits bei Nomaden und Bauern in Hausarbeit, andererseits in höfischen Manufakturen.
BILDTEPPICHE Diese Teppiche werden oft „geknüpfte Mythen“ genannt, weil in ihnen uralte, kulturhistorisch interessante bzw. umstrittene orientalische Vorstellungswelten, Märchen und Fabeln zum Ausdruck kommen. Solche Bildwerke enthüllen die kulturelle Entwicklung von Völkern und legen damit auch ihre geheimen Sehnsüchte und Fantasien offen. Trotz des strengen Bilderverbots im Koran gibt es in der islamischen Welt faszinierende Bildteppiche. Sie stammen überwiegend aus Persien – der Glaube der Schiiten erlaubt sogar das Abbilden von Personen – und entspringen dem menschlichen Wunsch nach einem Abbild geliebter Personen oder der Verehrung von höheren Wesen. Der Wille, Vergängliches bildlich festzuhalten, ist so
Der Widerspruch zwischen religiösem Bilderverbot und Tradition des Bildteppichs im Islam wird wie folgt erklärt: Die Nomaden, die im kaum kontrollierten Süden Persiens oder in den unwegsamen Landstrichen des Zagros-Gebirges lebten, scherten sich wenig um islamische Verbote, die von Mullahs und Imamen in den großen Städten verkündet wurden. Die höfischen Manufakturen aber, die sich der strengen Aufsicht der islamischen Geistlichkeit nicht entziehen konnten, durften sich Verstöße gegen das strenge Bildnisverbot nur leisten, wenn sie solch „blasphemische“ Werke im Auftrag eines Schahs oder von jemandem unter dessen Schutz anfertigten. Manche Fachleute zweifeln jedoch an der Bedeutung vieler in neuerer Zeit angefertigter Bildteppiche. Ihrer Meinung nach haben diese weder einen hohen künstlerischen Gehalt noch einen besonderen Handelswert, werden überwiegend als Souvenirs für Touristen hergestellt und nur in jenen Läden angeboten, die auf den Trampelpfaden
Teppiche im Kontext
geführter Reisegruppen liegen. Viele dieser jüngeren Bildteppiche kommen derzeit aus der iranischen Provinz Kerman. Dagegen werden heute vor allem in Täbris zum Teil sehr feine Teppiche produziert, die ein gemaltes Bild ersetzen können und zu diesem Zweck von Liebhabern gern gekauft werden. Landschaften und Gärten als Bildteppichmotive mit einer halben bis einer Million Knoten pro Quadratmeter sind bei iranischen Kunden noch immer sehr beliebt. Nach dem Tod von Präsident John F. Kennedy etwa wurde sein Abbild in geknüpfter Form zigtausende Male verkauft, was nach der Iranischen Revolution 1978 selbstverständlich verboten wurde.
KRIEGSTEPPICHE Bei Kriegsteppichen handelt es sich um eine erst in jüngster Zeit aufgetretene Spielart orientalischer Knüpfwerke, die auf die politischen Ereignisse in aller Welt zurückzuführen sind. Kriegsteppiche werden vorwiegend im häuslichen Bereich mit Schafswolle handgeknüpft, und zwar von Menschen, die in Kriegsregionen wie Afghanistan oder Pakistan leben. Sie zeigen militärische Motive wie Waffen, Abzeichen, Kriegshandlungen oder umstrittene geografische Regionen. Manche Teppiche dienen zum Gedenken, andere als politische Propaganda oder zur Abschreckung. Die genauen Umstände ihrer Herstellung wurden noch nicht ausreichend erforscht. Der jahrzehntelange Krieg zwischen Russland und Afghanistan hat viele TeppichknüpferInnen der Region inspiriert, dem blutigen Konflikt zu gedenken. Ein Export aus Afghanistan ist zwar verboten, dennoch findet man Kriegsteppiche aus der Region oft auch im Westen in Teppichläden und Sammlungen. Es gibt inzwischen weltweit Sammlergruppen, die für Kriegsteppiche große Summen zahlen, was ihren Preis gegenüber traditonellen orientalischen Teppichen in die Höhe getrieben hat. Wahrscheinlich hängt dies direkt mit dem strafbaren Export und Handel in den kriegsführenden Ländern zusammen.
19
18 Teppich der südpersischen Gaschgai aus dem späten 19. Jh. Dieses fein geknüpfte Exemplar einer Manufaktur zeigt den Gaschgai Khan Nader Schah (1736–1747) auf dem Pfauenthron; von den Mughals in Indien erbeutet
19 Kleiner Teppich mit Inschriften gegen Eindringlinge aus Shibergan, einer Stadt im Norden Afghanistans
43
TEIL 1
DER HANDGEKNÜPFTE TEPPICH
18
Knüpfersignaturen enthalten konkrete Informationen zum Teppich: sein Entstehungsjahr in altarabischen Ziffern und nach dem islamischen Kalender berechnet, d. h. im Jahr nach der Hedschra. Außerdem enthält das Signum meist den Namen des Knüpfers oder der Werkstatt, den Namen des Auftraggebers oder des Handelshauses. Es gibt z. B. einen wunderschönen persischen Kaschan aus der Manufaktur der Familie Mohtashem vom Ende des 19. Jh., der am oberen Rand eine Kartusche mit folgender, deutlich lesbarer Inschrift trägt: „Dieser Teppich wurde für Hadschi Mohammed Taghi Aga, einen Kaufmann aus Kaschan, bei Hadschi Mullah Mohtashem in Auftrag gegeben“. Wenn eine Signatur den Knüpfernamen angibt, dann meist in dieser Form: zunächst amale („Dies ist das Werk von ...“), dann karkhane („dies ist die Arbeit der Werkstatt ...“) und schließlich der Name des Knüpfers. Oft wird als KnüpferIn nicht der Arbeiter, sondern der Meister angegeben, der das Muster entworfen oder die Arbeit in der Manufaktur überwacht
42
hat. Einige Signaturen kombinieren religiöse oder philosophische Zitate mit Knüpfer- bzw. Werkstattnamen und Herstellungsdatum. Manchmal enthalten sie auch Zahlenangaben, die nicht das Entstehungsjahr des Teppichs angeben, sondern eine religiöse Bedeutung haben: z. B. steht „110“ in einem Gebetsteppich für „Ali“, den Namen des Führers der Schiiten; eine derartige Inschrift im Teppich hat für Gläubige die Funktion eines Amuletts zum Schutz vor Schicksalsschlägen. Auch auf armenischen, russischen, chinesischen oder tibetanischen Teppichen gibt es solche Inschriften.
auch zu einer Herausforderung der textilen Knüpfkunst im Orient geworden. Daher gibt es von vielen orientalischen Regenten außerordentlich kunstvolle Porträts, die wie abendländische Bilder den Stil ihrer Entstehungszeit erkennen lassen. Daneben gibt es mythologische Darstellungen, Abbildungen bedeutender historischer Ereignisse oder wichtiger Feierlichkeiten. Aus dem Iran etwa kennt man seltene, fein geknüpfte Darstellungen von Liebespaaren wie Leila und Madjnun oder Chosrau und Schirin – vergleichbar mit Romeo und Julia – innerhalb eines großen blütenumrankten Boteh-Motivs.
Manchmal können weder Händler noch SchriftexpertInnen orientalische Teppichinschriften übersetzen oder deuten. Man sollte beim Teppichkauf daher versuchen, die Übersetzung herauszufinden und sie ins Echtheitszertifikat eintragen lassen, um böse Überraschungen zu vermeiden. Denn seit einiger Zeit gibt es neue wunderschöne Teppiche mit edel anmutenden Inschriften, die allerdings weder eine zeremonielle noch philosophische Bedeutung haben, sondern kämpferisch-aggressive Botschaften verbreiten. Zwischen lieblichen Mustern und zarten Farben versteckt, wird dort zu Terrorismus und Krieg aufgerufen.
Wertvolle Bildteppiche stammen auch aus dem Indien des 16. und 17. Jh. Sie dienten als dekorativer Wandschmuck in Palästen und stellten meist Tiere und Menschen naturalistisch und gelegentlich sogar mit perspektivischer Wirkung dar. Auch aus China kommen Bildteppiche, die edle Tiere und schöne Landschaften wiedergeben. Sie entstanden allerdings in zwei völlig unterschiedlichen Milieus: einerseits bei Nomaden und Bauern in Hausarbeit, andererseits in höfischen Manufakturen.
BILDTEPPICHE Diese Teppiche werden oft „geknüpfte Mythen“ genannt, weil in ihnen uralte, kulturhistorisch interessante bzw. umstrittene orientalische Vorstellungswelten, Märchen und Fabeln zum Ausdruck kommen. Solche Bildwerke enthüllen die kulturelle Entwicklung von Völkern und legen damit auch ihre geheimen Sehnsüchte und Fantasien offen. Trotz des strengen Bilderverbots im Koran gibt es in der islamischen Welt faszinierende Bildteppiche. Sie stammen überwiegend aus Persien – der Glaube der Schiiten erlaubt sogar das Abbilden von Personen – und entspringen dem menschlichen Wunsch nach einem Abbild geliebter Personen oder der Verehrung von höheren Wesen. Der Wille, Vergängliches bildlich festzuhalten, ist so
Der Widerspruch zwischen religiösem Bilderverbot und Tradition des Bildteppichs im Islam wird wie folgt erklärt: Die Nomaden, die im kaum kontrollierten Süden Persiens oder in den unwegsamen Landstrichen des Zagros-Gebirges lebten, scherten sich wenig um islamische Verbote, die von Mullahs und Imamen in den großen Städten verkündet wurden. Die höfischen Manufakturen aber, die sich der strengen Aufsicht der islamischen Geistlichkeit nicht entziehen konnten, durften sich Verstöße gegen das strenge Bildnisverbot nur leisten, wenn sie solch „blasphemische“ Werke im Auftrag eines Schahs oder von jemandem unter dessen Schutz anfertigten. Manche Fachleute zweifeln jedoch an der Bedeutung vieler in neuerer Zeit angefertigter Bildteppiche. Ihrer Meinung nach haben diese weder einen hohen künstlerischen Gehalt noch einen besonderen Handelswert, werden überwiegend als Souvenirs für Touristen hergestellt und nur in jenen Läden angeboten, die auf den Trampelpfaden
Teppiche im Kontext
geführter Reisegruppen liegen. Viele dieser jüngeren Bildteppiche kommen derzeit aus der iranischen Provinz Kerman. Dagegen werden heute vor allem in Täbris zum Teil sehr feine Teppiche produziert, die ein gemaltes Bild ersetzen können und zu diesem Zweck von Liebhabern gern gekauft werden. Landschaften und Gärten als Bildteppichmotive mit einer halben bis einer Million Knoten pro Quadratmeter sind bei iranischen Kunden noch immer sehr beliebt. Nach dem Tod von Präsident John F. Kennedy etwa wurde sein Abbild in geknüpfter Form zigtausende Male verkauft, was nach der Iranischen Revolution 1978 selbstverständlich verboten wurde.
KRIEGSTEPPICHE Bei Kriegsteppichen handelt es sich um eine erst in jüngster Zeit aufgetretene Spielart orientalischer Knüpfwerke, die auf die politischen Ereignisse in aller Welt zurückzuführen sind. Kriegsteppiche werden vorwiegend im häuslichen Bereich mit Schafswolle handgeknüpft, und zwar von Menschen, die in Kriegsregionen wie Afghanistan oder Pakistan leben. Sie zeigen militärische Motive wie Waffen, Abzeichen, Kriegshandlungen oder umstrittene geografische Regionen. Manche Teppiche dienen zum Gedenken, andere als politische Propaganda oder zur Abschreckung. Die genauen Umstände ihrer Herstellung wurden noch nicht ausreichend erforscht. Der jahrzehntelange Krieg zwischen Russland und Afghanistan hat viele TeppichknüpferInnen der Region inspiriert, dem blutigen Konflikt zu gedenken. Ein Export aus Afghanistan ist zwar verboten, dennoch findet man Kriegsteppiche aus der Region oft auch im Westen in Teppichläden und Sammlungen. Es gibt inzwischen weltweit Sammlergruppen, die für Kriegsteppiche große Summen zahlen, was ihren Preis gegenüber traditonellen orientalischen Teppichen in die Höhe getrieben hat. Wahrscheinlich hängt dies direkt mit dem strafbaren Export und Handel in den kriegsführenden Ländern zusammen.
19
18 Teppich der südpersischen Gaschgai aus dem späten 19. Jh. Dieses fein geknüpfte Exemplar einer Manufaktur zeigt den Gaschgai Khan Nader Schah (1736–1747) auf dem Pfauenthron; von den Mughals in Indien erbeutet
19 Kleiner Teppich mit Inschriften gegen Eindringlinge aus Shibergan, einer Stadt im Norden Afghanistans
43
TEIL 1
DER HANDGEKNÜPFTE TEPPICH
Teppiche im Kontext
25
die Unsicherheit bei der Bewertung ab, Fehleinschätzungen werden seltener und man trifft Entscheidungen leichter und mit größerer Sicherheit.“
Auswählen und gezieltes Herstellen eines inneren Zusammenhangs in einer Kollektion; das bloße Reagieren auf künstlerische Trends und Moden und das passive Teilnehmen an Kunstereignissen stellen kein Sammeln im echten Sinne dar.
26
ZIELE Die Ziele des Kunstsammelns sind vielfältig und entwickeln sich oft in dieser Reihenfolge: a) Ideelle Ziele umfassen die persönliche Freude an Kunst, an der aktiven Beschäftigung mit ihr sowie am Entdecken von unbekanntem Neuen.
Den Sammlungsinhalt bestimmt immer die Breite des gewählten Spektrums; oft liegt dieses nicht schon am Beginn einer Sammlungstätigkeit fest, sondern wird vom Zufall, persönlichen Erfahrungen und dem Engagement des Sammlers im Lauf seines Lebens gelenkt.
b) Ein materielles Ziel ist die Hoffnung auf eine längerfristige Wertsteigerung der gesammelten Kunstwerke.
STRATEGIEN FÜR EINE TEPPICHSAMMLUNG
c) Soziale Ziele können sein, nur „gute Kunst“ zu besitzen, und/oder sich gemeinsam mit seinen sozialen Kreisen an ihr zu erfreuen und mit ihr zu beschäftigen. Das Sammeln erfordert ein aktives Handeln auf dem Markt, strategisches
50
Orientteppiche sind weit verbreitete Sammlungsobjekte. Es gibt eine Unmenge an Sammlungsspektren, hier nur eine kleine Auswahl: • Konzentration auf bestimmte Herstellungsmethoden, z. B. Flachweben, Knüpfprodukte, Broschierungen
24 Vorherige Seite Detail eines Yüncü-Kelims aus der Kollektion eines die Branche stark beeinflussenden Sammlers, Ignazio Vok. Die besonders archaische Ästhetik trifft oft den heutigen Geschmack. NordwestAnatolien um 1800. 258 × 206 cm. Foto: Rippon Boswell, Wiesbaden 25 Einer der großen Sammler in den USA um die Wende zum 20. Jh. war der Unternehmer James F. Ballard, der Richtlinien für die Sammlertätigkeit künftiger Generationen gesetzt hat. Sein Raum in St. Louis im Jahr 1916 war der Zurschaustellung seiner Teppiche gewidmet.
26 Teppichsammler haben oft sehr unterschiedliche Wege, um sich an ihrer Sammlung zu erfreuen und zu lernen. Die Sammlertätigkeit des argentinischen Künstlers Abel Trybiarz beschränkte sich auf Teppiche mit Mustern von Vögeln.
• nach einzelnen Stilrichtungen wie traditionell oder modern, antik oder neu, floral oder abstrakt • nach Knüpfarten, z. B. türkischer oder persischer Knoten, oder Werkstoffen, z. B. Tierwolle, Baumwolle, Seide • nach Provenienzen/Herkunftsregionen • nach bestimmten Ornamenten oder Musterkombinationen • nach historischen Entwicklungslinien, Variationen und Tendenzen eines Stils • nach ihrer Herkunft von einzelnen Ethnien, Völkern, Werkstätten, Familien • nach Zeitspannen der Produktion • nach Regionalitäten und deren besonderen Rahmenbedingungen
• nach besonderen Verwendungsarten wie Eingangs- oder Gebetsteppiche, Zelt- bzw. Nomadenbedarf • nach Sonderformen, z. B. Inschriftenteppiche, Kriegsteppiche, Moscheekuppelteppiche • nach der Art der Wollfärbung durch Natur- oder Chemiefarben • nach besonderen Farbeffekten Es ist ein Irrtum, dass die schönsten, seltensten und faszinierendsten Teppiche schon lange verkauft wurden oder streng gehütet werden und es sich daher nicht lohne, mit dem Sammeln von orientalischen Teppichen zu beginnen. Im Gegenteil: In Tausenden Teppichwerkstätten und Privathäusern,
51
TEIL 1
DER HANDGEKNÜPFTE TEPPICH
Teppiche im Kontext
25
die Unsicherheit bei der Bewertung ab, Fehleinschätzungen werden seltener und man trifft Entscheidungen leichter und mit größerer Sicherheit.“
Auswählen und gezieltes Herstellen eines inneren Zusammenhangs in einer Kollektion; das bloße Reagieren auf künstlerische Trends und Moden und das passive Teilnehmen an Kunstereignissen stellen kein Sammeln im echten Sinne dar.
26
ZIELE Die Ziele des Kunstsammelns sind vielfältig und entwickeln sich oft in dieser Reihenfolge: a) Ideelle Ziele umfassen die persönliche Freude an Kunst, an der aktiven Beschäftigung mit ihr sowie am Entdecken von unbekanntem Neuen.
Den Sammlungsinhalt bestimmt immer die Breite des gewählten Spektrums; oft liegt dieses nicht schon am Beginn einer Sammlungstätigkeit fest, sondern wird vom Zufall, persönlichen Erfahrungen und dem Engagement des Sammlers im Lauf seines Lebens gelenkt.
b) Ein materielles Ziel ist die Hoffnung auf eine längerfristige Wertsteigerung der gesammelten Kunstwerke.
STRATEGIEN FÜR EINE TEPPICHSAMMLUNG
c) Soziale Ziele können sein, nur „gute Kunst“ zu besitzen, und/oder sich gemeinsam mit seinen sozialen Kreisen an ihr zu erfreuen und mit ihr zu beschäftigen. Das Sammeln erfordert ein aktives Handeln auf dem Markt, strategisches
50
Orientteppiche sind weit verbreitete Sammlungsobjekte. Es gibt eine Unmenge an Sammlungsspektren, hier nur eine kleine Auswahl: • Konzentration auf bestimmte Herstellungsmethoden, z. B. Flachweben, Knüpfprodukte, Broschierungen
24 Vorherige Seite Detail eines Yüncü-Kelims aus der Kollektion eines die Branche stark beeinflussenden Sammlers, Ignazio Vok. Die besonders archaische Ästhetik trifft oft den heutigen Geschmack. NordwestAnatolien um 1800. 258 × 206 cm. Foto: Rippon Boswell, Wiesbaden 25 Einer der großen Sammler in den USA um die Wende zum 20. Jh. war der Unternehmer James F. Ballard, der Richtlinien für die Sammlertätigkeit künftiger Generationen gesetzt hat. Sein Raum in St. Louis im Jahr 1916 war der Zurschaustellung seiner Teppiche gewidmet.
26 Teppichsammler haben oft sehr unterschiedliche Wege, um sich an ihrer Sammlung zu erfreuen und zu lernen. Die Sammlertätigkeit des argentinischen Künstlers Abel Trybiarz beschränkte sich auf Teppiche mit Mustern von Vögeln.
• nach einzelnen Stilrichtungen wie traditionell oder modern, antik oder neu, floral oder abstrakt • nach Knüpfarten, z. B. türkischer oder persischer Knoten, oder Werkstoffen, z. B. Tierwolle, Baumwolle, Seide • nach Provenienzen/Herkunftsregionen • nach bestimmten Ornamenten oder Musterkombinationen • nach historischen Entwicklungslinien, Variationen und Tendenzen eines Stils • nach ihrer Herkunft von einzelnen Ethnien, Völkern, Werkstätten, Familien • nach Zeitspannen der Produktion • nach Regionalitäten und deren besonderen Rahmenbedingungen
• nach besonderen Verwendungsarten wie Eingangs- oder Gebetsteppiche, Zelt- bzw. Nomadenbedarf • nach Sonderformen, z. B. Inschriftenteppiche, Kriegsteppiche, Moscheekuppelteppiche • nach der Art der Wollfärbung durch Natur- oder Chemiefarben • nach besonderen Farbeffekten Es ist ein Irrtum, dass die schönsten, seltensten und faszinierendsten Teppiche schon lange verkauft wurden oder streng gehütet werden und es sich daher nicht lohne, mit dem Sammeln von orientalischen Teppichen zu beginnen. Im Gegenteil: In Tausenden Teppichwerkstätten und Privathäusern,
51
TEIL 2
DER HANDGEKNÜPFTE TEPPICH
17
sind hier nicht erwünscht. Die meisten heutigen „Manufakturteppiche“ werden im Hausfleiß, aber nach Vorgaben einer Manufaktur oder eines Händlers geknüpft. Kein Muster kann beliebig auf unterschiedliche Teppichformate kopiert werden. Jede Teppichgröße erfordert bestimmte Proportionen, z. B. die Größe und Zahl von Bordüren im Verhältnis zum Hauptfeld. Daher muss für jedes Teppichformat eine spezielle Musterzeichnung (Talim) angefertigt werden. Diese wird vom Designer auf Karton oder Millimeterpapier übertragen, damit die KnüpferInnen den Entwurf ausführen können. In den meisten Teppichen werden fünf bis sieben unterschiedliche Garnfarben verwendet. Bei größeren Teppichen werden die Musterzeichnungen zerschnitten und die Teile verschiedenen KnüpferInnen übergeben, die dann gemeinsam am selben Stück arbeiten. Bevor das Knüpfen beginnt, muss die Kette, d. h. müssen die senkrechten Fäden, die später in den Fransen zum Vorschein kommen, aufgebäumt
76
18
werden. Je feiner die Musterzeichnung des Teppichs, desto sorgfältiger muss das Aufbäumen erfolgen. Je feiner der künftige Teppich werden soll, desto mehr Kettfäden sind vorzusehen. Neben der Einhaltung des exakten Abstands der Kettfäden zueinander ist auch deren gleichmäßige Spannung wichtig. Denn bei unterschiedlicher Spannung würde sich der fertige Teppich verziehen. Bei einem Seidenghom im Format 6 x 4 m mit einer Feinheit von 1,200.000 Knoten pro m2 müssen 4.400 einzelne Kettfäden mit je 6 m Länge gespannt werden. Dies ist eine kräfteraubende Arbeit, die zudem große Genauigkeit erfordert. Für das Knüpfen von qualitativ hochwertigen Teppichen sind Art und Zahl der einzelnen Knoten, die Bildung des Flors sowie die abschließende Schur ausschlaggebend.
GESCHLECHTERROLLEN BEI DER TEPPICHHERSTELLUNG Das Knüpfen eines Teppichs ist eine repetitive, langwierige Handarbeit, die sich – im Gegensatz zu Knüpfstühlen – seit Jahrhunderten nicht verändert hat. Sie erfordert hohe Aufmerksamkeit sowie
Geschicklichkeit und wird überwiegend von Frauen erledigt, weil sie kleinere Hände haben als Männer. KnüpferInnen müssen sich bei der Arbeit jeden einzelnen Faden merken und dürfen nach dem Festziehen eines Knotens nicht vergessen, wo sie beim Ablesen der Knüpfvorlage zuletzt angekommen waren; sie benötigen daher ein geübtes und präzises visuelles Gedächtnis. Männer fungieren eher als Leiter von Knüpfteams, denen sie die Muster vorgeben bzw. vorlesen, so dass jede/r im Team gleichzeitig immer denselben Knoten knüpft. Die moderne westliche „GenderDiversity“ bei der Arbeit bzw. die gleiche Aufteilung der Arbeit auf Männer und Frauen ist im Orient unbekannt. Typische Männerarbeiten umfassen das Züchten, Füttern, Hüten und Scheren von Tieren, die die Knüpfwolle liefern (Schafe, Ziegen, Kamele, Dromedare); auch die Anlage und Bewirtschaftung von Baumwollfeldern ist Männerarbeit sowie das Suchen, Sammeln und Verarbeiten von Naturfarbstoffen, mit denen die Garne gefärbt werden. Männer mischen die Farben und besorgen den gesamten chemischen Prozess des
Teppichfertigung
19
17 Dieser indische Knüpfer bedient sich einer geschriebenen Vorlage (Talim), die an der Kette des vertikalen Knüpfstuhls befestigt ist. Früher wurden diese Angaben gesungen oder vom Meisterweber vorgesprochen. Foto: Label Step 18 Eine gewisse Dynamik erhalten neuzeitliche Teppiche durch verschiedene Techniken wie das Zuschneiden unterschiedlicher Florhöhen und die Verwendung von außergewöhnlichem Material wie Seide, Bambus oder Brennnesseln, wie viele moderne Konsumenten sie fordern. Foto: Label Step 19 Ein Knüpfer arbeitet an einem horizontalen Stuhl in Afghanistan. Man beachte die Fertigkeit des Knüpfers, der die Spannung im Flor aufrechterhält, indem er den Faden um ein hölzernen Schlagstock an seiner Seite wickelt. Foto: Label Step
Färbens, denn diese Arbeit ist anstrengend und stellt aufgrund des Einsatzes von Wasser und Säuren auch ein hohes Gesundheitsrisiko dar. Männer besorgen zudem das Absengen und mehrfache Waschen der fertiggeknüpften Teppiche, ihre Verpackung und den Transport zu Großhändlern oder Genossenschaften; dabei handeln die Männer auch den Preis für die Knüpfwerke aus. Typische Frauenarbeiten umfassen das Waschen der geschorenen Tierwolle, ihre Aufteilung in Farbsorten sowie das Kämmen, Kardieren und Verspinnen zu Teppichgarn. Auch entwickeln sie die von den Vorfahren ererbten Teppichmuster fantasievoll weiter und bereiten die Knüpfstühle sowie die erforderlichen Garne in den benötigten Mengen vor. Dann beginnen sie die Knüpfarbeit. Ist das geplante Format erreicht, wird der Teppich mit einem Webband unten abgeschlossen, die Ränder und Enden werden gegen das Ausfransen gesichert, die übrigbleibende Kette wird oben und unten zu gleich langen Fransen geschnitten und der Teppich wird
gespannt. Die Durchschnittsleistung einer/s Knüpferin/s liegt je nach Feinheit des Teppichs sowie Art und Qualität des Garns zwischen 6000 und 8000 Knoten pro Tag; bei sehr feinen Seidenteppichen ist die Tagesleistung deutlich geringer. Die Bildung eines Knotens erfolgt durch Verschlingung des Knüpffadens (Garns) mit den straff gezogenen Kettfäden. Dabei werden zwei nebeneinander gespannte vertikale Kettfäden ergriffen, ein Garnfaden wird quer (horizontal) darübergelegt und dessen Enden werden hinter den Kettfäden wieder nach vorn gezogen; anschließend ziehen die KnüpferInnen den sich bildenden Knoten fest und schneiden den Knüpffaden nach wenigen Zentimetern mit einem am Handgelenk hängenden kleinen, scharfen Messer ab. Dieser Vorgang wiederholt sich in Sekundenschnelle Dutzende bis Hunderte Male, so dass schließlich die gesamte Breite der Kettfäden durch Knoten verbunden ist. Zwischendurch vergewissern sich die KnüpferInnen durch einen schnellen Blick auf das vor ihnen angebrachte vorgezeichnete Musterpapierblatt, dass Zeichnung und
77
TEIL 2
DER HANDGEKNÜPFTE TEPPICH
17
sind hier nicht erwünscht. Die meisten heutigen „Manufakturteppiche“ werden im Hausfleiß, aber nach Vorgaben einer Manufaktur oder eines Händlers geknüpft. Kein Muster kann beliebig auf unterschiedliche Teppichformate kopiert werden. Jede Teppichgröße erfordert bestimmte Proportionen, z. B. die Größe und Zahl von Bordüren im Verhältnis zum Hauptfeld. Daher muss für jedes Teppichformat eine spezielle Musterzeichnung (Talim) angefertigt werden. Diese wird vom Designer auf Karton oder Millimeterpapier übertragen, damit die KnüpferInnen den Entwurf ausführen können. In den meisten Teppichen werden fünf bis sieben unterschiedliche Garnfarben verwendet. Bei größeren Teppichen werden die Musterzeichnungen zerschnitten und die Teile verschiedenen KnüpferInnen übergeben, die dann gemeinsam am selben Stück arbeiten. Bevor das Knüpfen beginnt, muss die Kette, d. h. müssen die senkrechten Fäden, die später in den Fransen zum Vorschein kommen, aufgebäumt
76
18
werden. Je feiner die Musterzeichnung des Teppichs, desto sorgfältiger muss das Aufbäumen erfolgen. Je feiner der künftige Teppich werden soll, desto mehr Kettfäden sind vorzusehen. Neben der Einhaltung des exakten Abstands der Kettfäden zueinander ist auch deren gleichmäßige Spannung wichtig. Denn bei unterschiedlicher Spannung würde sich der fertige Teppich verziehen. Bei einem Seidenghom im Format 6 x 4 m mit einer Feinheit von 1,200.000 Knoten pro m2 müssen 4.400 einzelne Kettfäden mit je 6 m Länge gespannt werden. Dies ist eine kräfteraubende Arbeit, die zudem große Genauigkeit erfordert. Für das Knüpfen von qualitativ hochwertigen Teppichen sind Art und Zahl der einzelnen Knoten, die Bildung des Flors sowie die abschließende Schur ausschlaggebend.
GESCHLECHTERROLLEN BEI DER TEPPICHHERSTELLUNG Das Knüpfen eines Teppichs ist eine repetitive, langwierige Handarbeit, die sich – im Gegensatz zu Knüpfstühlen – seit Jahrhunderten nicht verändert hat. Sie erfordert hohe Aufmerksamkeit sowie
Geschicklichkeit und wird überwiegend von Frauen erledigt, weil sie kleinere Hände haben als Männer. KnüpferInnen müssen sich bei der Arbeit jeden einzelnen Faden merken und dürfen nach dem Festziehen eines Knotens nicht vergessen, wo sie beim Ablesen der Knüpfvorlage zuletzt angekommen waren; sie benötigen daher ein geübtes und präzises visuelles Gedächtnis. Männer fungieren eher als Leiter von Knüpfteams, denen sie die Muster vorgeben bzw. vorlesen, so dass jede/r im Team gleichzeitig immer denselben Knoten knüpft. Die moderne westliche „GenderDiversity“ bei der Arbeit bzw. die gleiche Aufteilung der Arbeit auf Männer und Frauen ist im Orient unbekannt. Typische Männerarbeiten umfassen das Züchten, Füttern, Hüten und Scheren von Tieren, die die Knüpfwolle liefern (Schafe, Ziegen, Kamele, Dromedare); auch die Anlage und Bewirtschaftung von Baumwollfeldern ist Männerarbeit sowie das Suchen, Sammeln und Verarbeiten von Naturfarbstoffen, mit denen die Garne gefärbt werden. Männer mischen die Farben und besorgen den gesamten chemischen Prozess des
Teppichfertigung
19
17 Dieser indische Knüpfer bedient sich einer geschriebenen Vorlage (Talim), die an der Kette des vertikalen Knüpfstuhls befestigt ist. Früher wurden diese Angaben gesungen oder vom Meisterweber vorgesprochen. Foto: Label Step 18 Eine gewisse Dynamik erhalten neuzeitliche Teppiche durch verschiedene Techniken wie das Zuschneiden unterschiedlicher Florhöhen und die Verwendung von außergewöhnlichem Material wie Seide, Bambus oder Brennnesseln, wie viele moderne Konsumenten sie fordern. Foto: Label Step 19 Ein Knüpfer arbeitet an einem horizontalen Stuhl in Afghanistan. Man beachte die Fertigkeit des Knüpfers, der die Spannung im Flor aufrechterhält, indem er den Faden um ein hölzernen Schlagstock an seiner Seite wickelt. Foto: Label Step
Färbens, denn diese Arbeit ist anstrengend und stellt aufgrund des Einsatzes von Wasser und Säuren auch ein hohes Gesundheitsrisiko dar. Männer besorgen zudem das Absengen und mehrfache Waschen der fertiggeknüpften Teppiche, ihre Verpackung und den Transport zu Großhändlern oder Genossenschaften; dabei handeln die Männer auch den Preis für die Knüpfwerke aus. Typische Frauenarbeiten umfassen das Waschen der geschorenen Tierwolle, ihre Aufteilung in Farbsorten sowie das Kämmen, Kardieren und Verspinnen zu Teppichgarn. Auch entwickeln sie die von den Vorfahren ererbten Teppichmuster fantasievoll weiter und bereiten die Knüpfstühle sowie die erforderlichen Garne in den benötigten Mengen vor. Dann beginnen sie die Knüpfarbeit. Ist das geplante Format erreicht, wird der Teppich mit einem Webband unten abgeschlossen, die Ränder und Enden werden gegen das Ausfransen gesichert, die übrigbleibende Kette wird oben und unten zu gleich langen Fransen geschnitten und der Teppich wird
gespannt. Die Durchschnittsleistung einer/s Knüpferin/s liegt je nach Feinheit des Teppichs sowie Art und Qualität des Garns zwischen 6000 und 8000 Knoten pro Tag; bei sehr feinen Seidenteppichen ist die Tagesleistung deutlich geringer. Die Bildung eines Knotens erfolgt durch Verschlingung des Knüpffadens (Garns) mit den straff gezogenen Kettfäden. Dabei werden zwei nebeneinander gespannte vertikale Kettfäden ergriffen, ein Garnfaden wird quer (horizontal) darübergelegt und dessen Enden werden hinter den Kettfäden wieder nach vorn gezogen; anschließend ziehen die KnüpferInnen den sich bildenden Knoten fest und schneiden den Knüpffaden nach wenigen Zentimetern mit einem am Handgelenk hängenden kleinen, scharfen Messer ab. Dieser Vorgang wiederholt sich in Sekundenschnelle Dutzende bis Hunderte Male, so dass schließlich die gesamte Breite der Kettfäden durch Knoten verbunden ist. Zwischendurch vergewissern sich die KnüpferInnen durch einen schnellen Blick auf das vor ihnen angebrachte vorgezeichnete Musterpapierblatt, dass Zeichnung und
77
TEIL 2
DER HANDGEKNÜPFTE TEPPICH
Teppichfertigung
Chemiefarben gefärbt wurde, ist in keinster Weise schlechter als einer, der nur mit Naturfarben gefärbt wurde. Naturfarben sind aber relativ teuer. Niemand wird einen billigen Teppich herstellen und dessen Wolle mit Naturfarben färben. Es obliegt daher ausschließlich dem Kunden und seinem individuellen Farbempfinden, welche Art der Färbung er vorzieht.
REGIONALTYPISCHE FARBKOMBINATIONEN
30
Im Gegensatz zur Malerei – bei der es im Lauf der Jahrhunderte zu ausgeprägten Stiländerungen bei der Farbenwahl gekommen ist – hat sich die regionstypisch verwendete Farbskala für Teppiche kaum verändert. Die verwendeten Farben sind somit wichtig für die Lokalisierung eines Knüpfwerks.
31
Eine ursprüngliche Farbkraft, die beinahe expressionistische Farbkomposition und auffällige farbliche Gegensätze sind für kaukasische Meisterteppiche besonders charakteristisch. Persische Teppiche dagegen sind farblich dezent abgestuft, wirken harmonischer und stehen dem europäischen Geschmack näher. Turkmenische, nordpersische und afghanische Teppiche kommen mit weniger Farben aus – Rot, Dunkelblau und einige Brauntöne aus Kamelhaar –, wirken aber dennoch gefällig. In Ostturkestan und China wiederum dominieren sanft abgestimmte Pastelltöne, wobei chinesischen Teppichen oft das Rot fehlt.
34
der Vorbereitung der Werkstoffe eines Teppichs durch mehrfaches Waschen in gutem weichem Wasser und durch Beizen (z. B. mit Alaun). Ohne Beizen bleiben selbst Naturfarbstoffe nicht an Wolle haften. Aus den Grundtönen Blau, Rot und Gelb können durch geschickte Mischung bis zu 80 unterschiedliche Farbschattierungen erzielt werden.
FARBUNGLEICHHEITEN FÄRBEN ALS HANDWERKSDISZIPLIN 32
30 Die Knüpftechnik in tibetischer Tradition ist heute auch in Nepal üblich. Die Florwolle wird über einen Metallstab geschlungen. Aufgeschnitten bildet sie dann den Flor. Foto: Label Step
86
33
31 Gaschgai-Frauen in der iranischen Provinz Fars am horizontalen Knüpfstuhl. Nomaden verwenden nur eigene Wolle sowie ihre Intuition für Musterung und Farbwahl. Heute wird dort oft nur auf Bestellung produziert.
32 Das Abflammen der Rückseite des Teppichs, wie hier in Afghanistan, ist Teil des Ausfertigungsservices nach dem Knüpfen. Foto: Label Step 33 Die Erstwäsche nach dem Knüpfen und das Spannen sind die wichtigsten und arbeitsintensivsten Prozesse der Ausfertigung. Foto: Label Step
34 Das Spinnen hat großen Einfluss auf das Aussehen eines Teppichs. Das heute wieder vermehrt gebräuchliche Verspinnen von Hand bringt mehr Individualität und „Flair“, ähnlich wie das bei antiken Teppichen der Fall ist. Die Fertigkeit der händischen Herstellung von Teppichgarn ist in vielen teppicherzeugenden Gebieten, wie etwa im Kaukasus, weit verbreitet. Foto: Ryan Carter
Während viele DesignerInnen und KnüpferInnen von Teppichen berühmt sind und ihre Namen weltweit bekannt wurden, bleiben die Färber meist im Dunkel. Das Färben von Wolle ist jedoch eine hohe Kunst, die den Wert von Teppichen entscheidend beeinflusst. Je feiner die Knüpfung eines Teppichs ist, desto besser kommt die Zahl der verwendeten Farben zum Ausdruck. Die Muster werden eindrucksvoller und differenzierter, besonders wenn Wolle und Seide geschickt kombiniert werden. Zur Kunst des Färbens tritt die Kunst
Das Färben von Wolle und Seide ist überaus heikel und setzt großes Wissen und hohe technische Fertigkeiten voraus. Das konsequente Beibehalten eines beabsichtigten Farbtons hängt auch von der Beschaffenheit der Farbbehälter und der Dauer der Fermentation der Garne ab. Da bei Nomaden für einen größeren Teppich, auch aus finanziellen Gründen, meist nicht das gesamte Knüpfmaterial auf einmal gefärbt wird, kann es vorkommen, dass das neue Material beim Nachfärben nicht exakt dem vorherigen gleicht. Es kommt dann zum sogenannten Abrash (Wolke). So nennt man streifige Farbungleichheiten bei einem Teppich,
die auf eine unterschiedliche Struktur und Färbung handgesponnener Knüpfgarne zurückgehen. Sie ergeben sich aus einem abweichenden Gehalt an Kalk (Wasserhärte) oder anderen Mineralstoffen im Waschwasser bzw. dem schwankenden Fettgehalt der Wolle. Ein derartiger Wolken-Effekt ist vor allem bei antiken Nomaden-Teppichen häufig. Bei neueren Stücken aus Manufakturen werden Wolken oft absichtlich herbeigeführt, um ein höheres Alter und damit einen höheren Wert des Knüpfwerks vorzutäuschen.
AUSARBEITUNG VON TEPPICHMUSTERN Die Entwicklung und Weitergabe von Teppichmustern durch KünstlerInnen an KnüpferInnen ist ein künstlerisch subtiler, trotzdem systematisierter Vorgang, der im Folgenden beispielhaft geschildert wird: • Der Musterentwurf wird auf kariertes Papier übertragen; jedes Quadrat des Papiers stellt einen Knoten dar. • Das Papier wird, wenn es sich um einen größeren Teppich handelt, in Stücke geschnitten; diese richten sich in ihrem
87
TEIL 2
DER HANDGEKNÜPFTE TEPPICH
Teppichfertigung
Chemiefarben gefärbt wurde, ist in keinster Weise schlechter als einer, der nur mit Naturfarben gefärbt wurde. Naturfarben sind aber relativ teuer. Niemand wird einen billigen Teppich herstellen und dessen Wolle mit Naturfarben färben. Es obliegt daher ausschließlich dem Kunden und seinem individuellen Farbempfinden, welche Art der Färbung er vorzieht.
REGIONALTYPISCHE FARBKOMBINATIONEN
30
Im Gegensatz zur Malerei – bei der es im Lauf der Jahrhunderte zu ausgeprägten Stiländerungen bei der Farbenwahl gekommen ist – hat sich die regionstypisch verwendete Farbskala für Teppiche kaum verändert. Die verwendeten Farben sind somit wichtig für die Lokalisierung eines Knüpfwerks.
31
Eine ursprüngliche Farbkraft, die beinahe expressionistische Farbkomposition und auffällige farbliche Gegensätze sind für kaukasische Meisterteppiche besonders charakteristisch. Persische Teppiche dagegen sind farblich dezent abgestuft, wirken harmonischer und stehen dem europäischen Geschmack näher. Turkmenische, nordpersische und afghanische Teppiche kommen mit weniger Farben aus – Rot, Dunkelblau und einige Brauntöne aus Kamelhaar –, wirken aber dennoch gefällig. In Ostturkestan und China wiederum dominieren sanft abgestimmte Pastelltöne, wobei chinesischen Teppichen oft das Rot fehlt.
34
der Vorbereitung der Werkstoffe eines Teppichs durch mehrfaches Waschen in gutem weichem Wasser und durch Beizen (z. B. mit Alaun). Ohne Beizen bleiben selbst Naturfarbstoffe nicht an Wolle haften. Aus den Grundtönen Blau, Rot und Gelb können durch geschickte Mischung bis zu 80 unterschiedliche Farbschattierungen erzielt werden.
FARBUNGLEICHHEITEN FÄRBEN ALS HANDWERKSDISZIPLIN 32
30 Die Knüpftechnik in tibetischer Tradition ist heute auch in Nepal üblich. Die Florwolle wird über einen Metallstab geschlungen. Aufgeschnitten bildet sie dann den Flor. Foto: Label Step
86
33
31 Gaschgai-Frauen in der iranischen Provinz Fars am horizontalen Knüpfstuhl. Nomaden verwenden nur eigene Wolle sowie ihre Intuition für Musterung und Farbwahl. Heute wird dort oft nur auf Bestellung produziert.
32 Das Abflammen der Rückseite des Teppichs, wie hier in Afghanistan, ist Teil des Ausfertigungsservices nach dem Knüpfen. Foto: Label Step 33 Die Erstwäsche nach dem Knüpfen und das Spannen sind die wichtigsten und arbeitsintensivsten Prozesse der Ausfertigung. Foto: Label Step
34 Das Spinnen hat großen Einfluss auf das Aussehen eines Teppichs. Das heute wieder vermehrt gebräuchliche Verspinnen von Hand bringt mehr Individualität und „Flair“, ähnlich wie das bei antiken Teppichen der Fall ist. Die Fertigkeit der händischen Herstellung von Teppichgarn ist in vielen teppicherzeugenden Gebieten, wie etwa im Kaukasus, weit verbreitet. Foto: Ryan Carter
Während viele DesignerInnen und KnüpferInnen von Teppichen berühmt sind und ihre Namen weltweit bekannt wurden, bleiben die Färber meist im Dunkel. Das Färben von Wolle ist jedoch eine hohe Kunst, die den Wert von Teppichen entscheidend beeinflusst. Je feiner die Knüpfung eines Teppichs ist, desto besser kommt die Zahl der verwendeten Farben zum Ausdruck. Die Muster werden eindrucksvoller und differenzierter, besonders wenn Wolle und Seide geschickt kombiniert werden. Zur Kunst des Färbens tritt die Kunst
Das Färben von Wolle und Seide ist überaus heikel und setzt großes Wissen und hohe technische Fertigkeiten voraus. Das konsequente Beibehalten eines beabsichtigten Farbtons hängt auch von der Beschaffenheit der Farbbehälter und der Dauer der Fermentation der Garne ab. Da bei Nomaden für einen größeren Teppich, auch aus finanziellen Gründen, meist nicht das gesamte Knüpfmaterial auf einmal gefärbt wird, kann es vorkommen, dass das neue Material beim Nachfärben nicht exakt dem vorherigen gleicht. Es kommt dann zum sogenannten Abrash (Wolke). So nennt man streifige Farbungleichheiten bei einem Teppich,
die auf eine unterschiedliche Struktur und Färbung handgesponnener Knüpfgarne zurückgehen. Sie ergeben sich aus einem abweichenden Gehalt an Kalk (Wasserhärte) oder anderen Mineralstoffen im Waschwasser bzw. dem schwankenden Fettgehalt der Wolle. Ein derartiger Wolken-Effekt ist vor allem bei antiken Nomaden-Teppichen häufig. Bei neueren Stücken aus Manufakturen werden Wolken oft absichtlich herbeigeführt, um ein höheres Alter und damit einen höheren Wert des Knüpfwerks vorzutäuschen.
AUSARBEITUNG VON TEPPICHMUSTERN Die Entwicklung und Weitergabe von Teppichmustern durch KünstlerInnen an KnüpferInnen ist ein künstlerisch subtiler, trotzdem systematisierter Vorgang, der im Folgenden beispielhaft geschildert wird: • Der Musterentwurf wird auf kariertes Papier übertragen; jedes Quadrat des Papiers stellt einen Knoten dar. • Das Papier wird, wenn es sich um einen größeren Teppich handelt, in Stücke geschnitten; diese richten sich in ihrem
87
DER HANDGEKNÜPFTE TEPPICH
TEIL 4
12
13
12 Unter den 100.000 Objekten, die bei der Grossen Weltausstellung 1851 in London von den 14.000 Ausstellern gezeigt wurden, waren viele Teppiche und Textilien. Foto: British Library
Teppichproduktion wurde dadurch kostengünstiger und der Erwerb von Knüpfprodukten war dadurch nicht mehr der reichen Oberschicht vorbehalten.
13 Dieser Teppich aus dem frühen 19. Jh. gehört zu einer Gruppe von Axminster-Teppichen, die von Motiven aus dem safavidischen Persien inspiriert sind. Foto: Christie's
Gleichzeitig wurde durch die Französische Revolution die bisherige Vormachtstellung des Adels gebrochen und das Bürgertum gestärkt. Dies eröffnete der Teppichbranche breitere Käuferschichten. Der eigenständigen künstlerischen Gestaltung der Muster kam die damalige Stilmischung von Klassizismus und Historismus zu Hilfe sowie die Weltausstellungen in Paris, London und Wien in der zweiten Hälfte des 19. Jh., auf denen orientalische Teppiche als Dekoration für begüterte Privathaushalte besonders hervortraten.
14 „Transsilvanischer“ Teppich, westliches Anatolien, 17. Jh. Über eine Periode von ca. 200 Jahren wurden solche Teppiche in großen Zahlen angefertigt und nach Europa exportiert. Viele haben sich in evangelischen Kirchen im rumänischen Siebenbürgen erhalten. Foto: Austrian Auction Company
244
Die 1888 in England von William Morris gegründete Arts-and-crafts-Bewegung führte zur Abkehr von der massenhaften Industrieproduktion und zur Renaissance des Kunsthandwerks; das kam der Ornamentik des Orientteppichs sehr entgegen. Die von Morris entworfenen Donegal-Teppiche machten sich als englische Maschinenteppiche einen Namen; sie wurden von der schottischen Textilfabrik Alexander Morton & Co in der Provinz Donegal hergestellt. In Österreich gründete Christian Sindt 1672 in Linz die „älteste privilegierte Wollzeugfabrik“, die neben Möbel- und Tischtextilien auch Teppiche fertigte; sie wurde 1969 stillgelegt und samt Maschinen und Gebäuden abgerissen.
Es gibt nur zwei Teppiche, die dieser Manufaktur sicher zugeschrieben werden können: ein Samt-Teppich mit grünem Grund und Rosenbordüre von 1818 im Format 285 x 200 cm und einen unaufgeschnittener Teppich, 238 x 271 cm, in Graugelb mit buntem Dessin von 1822. Um 1880 ließ auch die Wiener Textilfirma Backhausen in ihren Waldviertler Faktoreien handgefertigte Teppiche herstellen. In Italien etablierte sich keine erwähnenswerte Teppichmanufaktur, denn die Italiener, besonders Venezianer und Genuesen, beherrschten den gesamten europäischen Handel mit Orientteppichen. Es war für sie daher billiger, Teppiche zu importieren als sie selbst herzustellen.
Kaufen, Verkaufen und Bewahren
14
Von der zweiten Hälfte des 15. Jh. bis zum Ende des 18. Jh. wurden in Transsilvanien und der Walachei westanatolische Teppiche nach importierten Mustern geknüpft. Man nennt diese Teppiche heute auch „Siebenbürger“, obwohl sie aus Uschak stammen. Sie gehen auf die Eroberung Transsilvaniens durch die Türken im 14. Jh. zurück. Diese importierten ottomanischen Teppiche – darunter anatolische Dorfteppiche, Teppiche aus der Uschak-Region, Gebetsteppiche aus Wolle und Seide – kamen aus Westanatolien. Zwischen dem 16. und 18. Jh. wurden solche Knüpfwerke in schlichter Qualität auch in Manufakturen vor Ort hergestellt. Initiator war die sächsisch-lutheranische
Kirche bzw. 60 sächsische und 50 ungarische reformierte Kirchen. Später wanderten mehrere dieser Stücke bis nach Berlin; der Rest befindet sich in transsilvanischen Museen und Kirchen. Zumeist handelt es sich um von reichen Kaufleuten erworbene hochwertige Stücke; ihre besondere Bedeutung liegt in ihrer geografischen Dimension. Experten bestätigen, transsilvanische Teppiche waren Gastgeschenke von Christen auf Pilgerreise von der Türkei nach Rumänien. Die Epoche transsilvanischer Teppiche in westanatolischem Stil und die Orte ihrer Verbreitung sind in dem Buch In praise of God, anatolische Teppiche in transsilvanischen Kirchen dokumentiert, das 2007 von der Sabancı-Universität, Istanbul, publiziert wurde.
245
DER HANDGEKNÜPFTE TEPPICH
TEIL 4
12
13
12 Unter den 100.000 Objekten, die bei der Grossen Weltausstellung 1851 in London von den 14.000 Ausstellern gezeigt wurden, waren viele Teppiche und Textilien. Foto: British Library
Teppichproduktion wurde dadurch kostengünstiger und der Erwerb von Knüpfprodukten war dadurch nicht mehr der reichen Oberschicht vorbehalten.
13 Dieser Teppich aus dem frühen 19. Jh. gehört zu einer Gruppe von Axminster-Teppichen, die von Motiven aus dem safavidischen Persien inspiriert sind. Foto: Christie's
Gleichzeitig wurde durch die Französische Revolution die bisherige Vormachtstellung des Adels gebrochen und das Bürgertum gestärkt. Dies eröffnete der Teppichbranche breitere Käuferschichten. Der eigenständigen künstlerischen Gestaltung der Muster kam die damalige Stilmischung von Klassizismus und Historismus zu Hilfe sowie die Weltausstellungen in Paris, London und Wien in der zweiten Hälfte des 19. Jh., auf denen orientalische Teppiche als Dekoration für begüterte Privathaushalte besonders hervortraten.
14 „Transsilvanischer“ Teppich, westliches Anatolien, 17. Jh. Über eine Periode von ca. 200 Jahren wurden solche Teppiche in großen Zahlen angefertigt und nach Europa exportiert. Viele haben sich in evangelischen Kirchen im rumänischen Siebenbürgen erhalten. Foto: Austrian Auction Company
244
Die 1888 in England von William Morris gegründete Arts-and-crafts-Bewegung führte zur Abkehr von der massenhaften Industrieproduktion und zur Renaissance des Kunsthandwerks; das kam der Ornamentik des Orientteppichs sehr entgegen. Die von Morris entworfenen Donegal-Teppiche machten sich als englische Maschinenteppiche einen Namen; sie wurden von der schottischen Textilfabrik Alexander Morton & Co in der Provinz Donegal hergestellt. In Österreich gründete Christian Sindt 1672 in Linz die „älteste privilegierte Wollzeugfabrik“, die neben Möbel- und Tischtextilien auch Teppiche fertigte; sie wurde 1969 stillgelegt und samt Maschinen und Gebäuden abgerissen.
Es gibt nur zwei Teppiche, die dieser Manufaktur sicher zugeschrieben werden können: ein Samt-Teppich mit grünem Grund und Rosenbordüre von 1818 im Format 285 x 200 cm und einen unaufgeschnittener Teppich, 238 x 271 cm, in Graugelb mit buntem Dessin von 1822. Um 1880 ließ auch die Wiener Textilfirma Backhausen in ihren Waldviertler Faktoreien handgefertigte Teppiche herstellen. In Italien etablierte sich keine erwähnenswerte Teppichmanufaktur, denn die Italiener, besonders Venezianer und Genuesen, beherrschten den gesamten europäischen Handel mit Orientteppichen. Es war für sie daher billiger, Teppiche zu importieren als sie selbst herzustellen.
Kaufen, Verkaufen und Bewahren
14
Von der zweiten Hälfte des 15. Jh. bis zum Ende des 18. Jh. wurden in Transsilvanien und der Walachei westanatolische Teppiche nach importierten Mustern geknüpft. Man nennt diese Teppiche heute auch „Siebenbürger“, obwohl sie aus Uschak stammen. Sie gehen auf die Eroberung Transsilvaniens durch die Türken im 14. Jh. zurück. Diese importierten ottomanischen Teppiche – darunter anatolische Dorfteppiche, Teppiche aus der Uschak-Region, Gebetsteppiche aus Wolle und Seide – kamen aus Westanatolien. Zwischen dem 16. und 18. Jh. wurden solche Knüpfwerke in schlichter Qualität auch in Manufakturen vor Ort hergestellt. Initiator war die sächsisch-lutheranische
Kirche bzw. 60 sächsische und 50 ungarische reformierte Kirchen. Später wanderten mehrere dieser Stücke bis nach Berlin; der Rest befindet sich in transsilvanischen Museen und Kirchen. Zumeist handelt es sich um von reichen Kaufleuten erworbene hochwertige Stücke; ihre besondere Bedeutung liegt in ihrer geografischen Dimension. Experten bestätigen, transsilvanische Teppiche waren Gastgeschenke von Christen auf Pilgerreise von der Türkei nach Rumänien. Die Epoche transsilvanischer Teppiche in westanatolischem Stil und die Orte ihrer Verbreitung sind in dem Buch In praise of God, anatolische Teppiche in transsilvanischen Kirchen dokumentiert, das 2007 von der Sabancı-Universität, Istanbul, publiziert wurde.
245
TEIL 4
DER HANDGEKNÜPFTE TEPPICH
Kaufen, Verkaufen und Bewahren
Beschreibung (Dokumentation) jedes einzelnen Stücks. Während der öffentlichen Besuchszeiten stehen Experten des Auktionshauses für persönliche Auskünfte zur Verfügung. Oft ist die Besichtigung der Ware auch am Auktionstag selbst noch möglich. Internationale Teppichauktionen beginnen zumeist am Nachmittag, damit auch wichtige Interessenten aus den unterschiedlichen Zeitzonen in den USA und im nah- und mittelöstlichen Raum teilnehmen können. Bei der Versteigerung werden die jeweiligen Los-Nummern aufgerufen, dann beginnt der Bietprozess mit der Ausrufung des Rufpreises. Das ist das Mindestangebot für das jeweilige Los, das im Voraus mit dem Eigentümer festgesetzt worden ist. Dies alles erfolgt durch den persönlich anwesenden Auktionator.
BIETPROZESS Die Bieter können entweder: a) einen bindenden schriftlichen Kaufauftrag vorab erteilen; b) persönlich vor Ort bieten; c) einen ausgewiesenen Vertreter oder Courtier beauftragen; d) telefonisch mitbieten; e) Live über das Internet an der Auktion teilnehmen.
31
Nordeuropa mit Zentrale in Stockholm, gegründet 1674 vom Stockholmer Gouverneur Baron Claes Ralamb.
• Tajan, führendes auf Kunst konzentriertes französisches Auktionshaus mit Sitz in Paris, gegründet von Jacques Tajan, seit 2004 im Eigentum von Rodart.
• Austria Auction Company in Wien, Österreich, gegründet von Udo Langauer.
• Dorotheum in Wien, Österreich. • Henry´s Auktionshaus in Mutterstadt, Rheinhessen, gegründet 1979, kooperiert mit den wichtigsten Auktionsplattformen der Welt. Die mehrmals im Jahr veranstalteten Auktionen sind öffentlich. Schon einige
266
Tage vor der eigentlichen Auktion wird die Auktionsware in den Räumen des Auktionshauses oder in einem größeren repräsentativen Raum, etwa einem Palais oder in einer Großwohnung, ausgestellt. Im Folgenden findet sich eine Beschreibung des typischen Ablaufs einer Auktion.
ABLAUF EINER TEPPICHAUKTION Jedes Los wird mit einer fortlaufenden Nummer, Namen, Ausmaß, Herkunft und Besonderheiten bezüglich Alter und Erhaltungszustand versehen sowie mit einem Schätzpreis und dem Rufpreis; letzterer ist der Preis, bei dem die Versteigerung beginnt. Meist gibt es entweder einen bebilderten Katalog über die Auktionsware oder eine über das Internet beziehbare illustrierte
Die Alternativen a), c), d) und e) gewähren Kaufinteressenten die volle Wahrung ihrer Anonymität. Erfahrungsgemäß ziehen 20 bis 25 % der Bieter die Online-Option vor. Wenn ein Kaufangebot nicht mehr überboten wird, erteilt der Auktionator den Zuschlag. Damit ist der sogenannte „Hammerpreis“ als Kaufpreis festgelegt. Die Bezahlung erfolgt sofort nach der Auktion in bar, per Kreditkarte oder – falls der Käufer dem Auktionshaus bekannt ist – durch Banküberweisung. Damit ist der Eigentumsübertrag vollzogen. Einzelstücke, die bei der Auktion nicht verkauft werden, bleiben entweder im Eigentum ihres bisherigen Besitzers oder werden in den der Auktion folgenden Tagen in einem Nachverkauf nochmals angeboten. Manche Interessenten
32
warten diese Chance auf einen Kauf zum Schnäppchenpreis ab; aber nicht immer klappt diese Strategie.
GÜNSTIGER ODER TEURER? Die Gretchenfrage lautet: Ist der Erwerb eines Teppichs bei einer Auktion günstiger als bei einem Händler? Das ist schwer zu sagen. Es kommt dabei auf verschiedene Faktoren an, die von Auktion zu Auktion variieren: von Art und dem Umfang des Angebotes, der Dynamik der Nachfrage, Anzahl der Kaufinteressierten sowie von der jeweiligen Stimmung im Raum.
Letztere sollte man nicht unterschätzen. Denn sehr oft lassen sich Bieter mitreißen und sind plötzlich bereit, weit mehr für ein Objekt zu zahlen, als sie sich vorgenommen hatten. Wichtig ist, dass sich die Interessenten auf die richtigen und vollständigen Angaben des Auktionshauses verlassen können.
31 Antike Teppiche aus Persien, Anatolien und dem Kaukasus werden bei der Austria Auction Company zur Vorbesichtigung ausgestellt 32 Präsentation der Auktion „Art of the Islamic and Indian Worlds“ in den Räumen von Christie’s, King Street, London
Man darf auch die üblichen Aufschläge zum Hammerpreis nicht vergessen, die bei etwa 25 % liegen. Dazu kommen meist noch Kosten für Transport und Versicherung. Der Einlieferer der Auktionsobjekte, also der vorherige Eigentümer bzw. der Verkäufer, wird mit rund 18 % des Hammerpreises belastet.
267
TEIL 4
DER HANDGEKNÜPFTE TEPPICH
Kaufen, Verkaufen und Bewahren
Beschreibung (Dokumentation) jedes einzelnen Stücks. Während der öffentlichen Besuchszeiten stehen Experten des Auktionshauses für persönliche Auskünfte zur Verfügung. Oft ist die Besichtigung der Ware auch am Auktionstag selbst noch möglich. Internationale Teppichauktionen beginnen zumeist am Nachmittag, damit auch wichtige Interessenten aus den unterschiedlichen Zeitzonen in den USA und im nah- und mittelöstlichen Raum teilnehmen können. Bei der Versteigerung werden die jeweiligen Los-Nummern aufgerufen, dann beginnt der Bietprozess mit der Ausrufung des Rufpreises. Das ist das Mindestangebot für das jeweilige Los, das im Voraus mit dem Eigentümer festgesetzt worden ist. Dies alles erfolgt durch den persönlich anwesenden Auktionator.
BIETPROZESS Die Bieter können entweder: a) einen bindenden schriftlichen Kaufauftrag vorab erteilen; b) persönlich vor Ort bieten; c) einen ausgewiesenen Vertreter oder Courtier beauftragen; d) telefonisch mitbieten; e) Live über das Internet an der Auktion teilnehmen.
31
Nordeuropa mit Zentrale in Stockholm, gegründet 1674 vom Stockholmer Gouverneur Baron Claes Ralamb.
• Tajan, führendes auf Kunst konzentriertes französisches Auktionshaus mit Sitz in Paris, gegründet von Jacques Tajan, seit 2004 im Eigentum von Rodart.
• Austria Auction Company in Wien, Österreich, gegründet von Udo Langauer.
• Dorotheum in Wien, Österreich. • Henry´s Auktionshaus in Mutterstadt, Rheinhessen, gegründet 1979, kooperiert mit den wichtigsten Auktionsplattformen der Welt. Die mehrmals im Jahr veranstalteten Auktionen sind öffentlich. Schon einige
266
Tage vor der eigentlichen Auktion wird die Auktionsware in den Räumen des Auktionshauses oder in einem größeren repräsentativen Raum, etwa einem Palais oder in einer Großwohnung, ausgestellt. Im Folgenden findet sich eine Beschreibung des typischen Ablaufs einer Auktion.
ABLAUF EINER TEPPICHAUKTION Jedes Los wird mit einer fortlaufenden Nummer, Namen, Ausmaß, Herkunft und Besonderheiten bezüglich Alter und Erhaltungszustand versehen sowie mit einem Schätzpreis und dem Rufpreis; letzterer ist der Preis, bei dem die Versteigerung beginnt. Meist gibt es entweder einen bebilderten Katalog über die Auktionsware oder eine über das Internet beziehbare illustrierte
Die Alternativen a), c), d) und e) gewähren Kaufinteressenten die volle Wahrung ihrer Anonymität. Erfahrungsgemäß ziehen 20 bis 25 % der Bieter die Online-Option vor. Wenn ein Kaufangebot nicht mehr überboten wird, erteilt der Auktionator den Zuschlag. Damit ist der sogenannte „Hammerpreis“ als Kaufpreis festgelegt. Die Bezahlung erfolgt sofort nach der Auktion in bar, per Kreditkarte oder – falls der Käufer dem Auktionshaus bekannt ist – durch Banküberweisung. Damit ist der Eigentumsübertrag vollzogen. Einzelstücke, die bei der Auktion nicht verkauft werden, bleiben entweder im Eigentum ihres bisherigen Besitzers oder werden in den der Auktion folgenden Tagen in einem Nachverkauf nochmals angeboten. Manche Interessenten
32
warten diese Chance auf einen Kauf zum Schnäppchenpreis ab; aber nicht immer klappt diese Strategie.
GÜNSTIGER ODER TEURER? Die Gretchenfrage lautet: Ist der Erwerb eines Teppichs bei einer Auktion günstiger als bei einem Händler? Das ist schwer zu sagen. Es kommt dabei auf verschiedene Faktoren an, die von Auktion zu Auktion variieren: von Art und dem Umfang des Angebotes, der Dynamik der Nachfrage, Anzahl der Kaufinteressierten sowie von der jeweiligen Stimmung im Raum.
Letztere sollte man nicht unterschätzen. Denn sehr oft lassen sich Bieter mitreißen und sind plötzlich bereit, weit mehr für ein Objekt zu zahlen, als sie sich vorgenommen hatten. Wichtig ist, dass sich die Interessenten auf die richtigen und vollständigen Angaben des Auktionshauses verlassen können.
31 Antike Teppiche aus Persien, Anatolien und dem Kaukasus werden bei der Austria Auction Company zur Vorbesichtigung ausgestellt 32 Präsentation der Auktion „Art of the Islamic and Indian Worlds“ in den Räumen von Christie’s, King Street, London
Man darf auch die üblichen Aufschläge zum Hammerpreis nicht vergessen, die bei etwa 25 % liegen. Dazu kommen meist noch Kosten für Transport und Versicherung. Der Einlieferer der Auktionsobjekte, also der vorherige Eigentümer bzw. der Verkäufer, wird mit rund 18 % des Hammerpreises belastet.
267
Viele weitere bemerkenswerte historische Teppiche sind in Museen auf der ganzen Welt zu sehen, was die hohe Wertschätzung beweist, die diese Meisterwerke genießen. Diese Karte zeigt die Museen mit bedeutenden Sammlungen in Europa, Asien, Nordamerika und dem Mittleren Osten.
21
22
15 07
23
16
11
09
14
18 19 20
13
12
08
05
10 03 01 06
04
02
17
296
01
Museu Calouste Gulbenkian, Lissabon
06
Teppichmuseum Iran, Teheran
11
Musée des Arts Décoratifs & Musée du Louvre, Paris
16
Museum of Fine Arts, Boston
21
Eremitage & Kunstkammer, St. Petersburg
02
Dar al Athar al Islamiyyah, Kuwait Stadt
07
Islamisches Kunstmuseum (MIK) & Staatliches Museum Berlin, Teppichsammlung, Islamische Abteilung, Berlin
12
Musée des Tissus et des Arts Décoratifs, Lyon
17
Museum für Islamische Kunst, Doha
22
Königliche Schwedische Sammlungen & Staatliches Historisches Museum, Stockholm
03
Halı Müzesi, Museum für Türkische und Islamische Kunst (TIEM) & Topkapı Palace, Istanbul
08
Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles
13
Museo Poldi Pezzoli, Mailand
18
Philadelphia Museum of Art, Philadelphia
23
Victoria and Albert Museum, London
04
Imam Reza Schrein Teppichmuseum, Mashhad
09
Metropolitan Museum of Art, New York
14
Museum für Angewandte Kunst, Wien
19
Textilmuseum, Washington D. C.
05
Iparmüvészeti Muzeum, Budapest
10
Miho Museum, Kyoto
15
Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg
20
Palastmuseum, Beijing
297
Viele weitere bemerkenswerte historische Teppiche sind in Museen auf der ganzen Welt zu sehen, was die hohe Wertschätzung beweist, die diese Meisterwerke genießen. Diese Karte zeigt die Museen mit bedeutenden Sammlungen in Europa, Asien, Nordamerika und dem Mittleren Osten.
21
22
15 07
23
16
11
09
14
18 19 20
13
12
08
05
10 03 01 06
04
02
17
296
01
Museu Calouste Gulbenkian, Lissabon
06
Teppichmuseum Iran, Teheran
11
Musée des Arts Décoratifs & Musée du Louvre, Paris
16
Museum of Fine Arts, Boston
21
Eremitage & Kunstkammer, St. Petersburg
02
Dar al Athar al Islamiyyah, Kuwait Stadt
07
Islamisches Kunstmuseum (MIK) & Staatliches Museum Berlin, Teppichsammlung, Islamische Abteilung, Berlin
12
Musée des Tissus et des Arts Décoratifs, Lyon
17
Museum für Islamische Kunst, Doha
22
Königliche Schwedische Sammlungen & Staatliches Historisches Museum, Stockholm
03
Halı Müzesi, Museum für Türkische und Islamische Kunst (TIEM) & Topkapı Palace, Istanbul
08
Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles
13
Museo Poldi Pezzoli, Mailand
18
Philadelphia Museum of Art, Philadelphia
23
Victoria and Albert Museum, London
04
Imam Reza Schrein Teppichmuseum, Mashhad
09
Metropolitan Museum of Art, New York
14
Museum für Angewandte Kunst, Wien
19
Textilmuseum, Washington D. C.
05
Iparmüvészeti Muzeum, Budapest
10
Miho Museum, Kyoto
15
Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg
20
Palastmuseum, Beijing
297
304