Inhalt | Contents
Prolog | Prologue........................................................... 6
Gabi Dewald Das Summen Gottes................................................ 8 God Humming............................................................. 14
Frank Nievergelt Zeigen und Bewahren......................................... 64 Showing and Preserving .................................. 68
Larry Weinberg Sonja Duò-Meyer in Amerika .................. 134 Sonja Duò-Meyer in America................... 138
Ausstellungen | Exhibitions....................... 153 Wettbewerbe | Competitions.................... 154 Sammlungen und öffentliche Arbeiten | Collections and Public Works ............................................................... 155 Publikationen | Publications ..................... 155 Dank | Acknowledgements ........................ 156
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Inhalt | Contents
Prolog | Prologue........................................................... 6
Gabi Dewald Das Summen Gottes................................................ 8 God Humming............................................................. 14
Frank Nievergelt Zeigen und Bewahren......................................... 64 Showing and Preserving .................................. 68
Larry Weinberg Sonja Duò-Meyer in Amerika .................. 134 Sonja Duò-Meyer in America................... 138
Ausstellungen | Exhibitions....................... 153 Wettbewerbe | Competitions.................... 154 Sammlungen und öffentliche Arbeiten | Collections and Public Works ............................................................... 155 Publikationen | Publications ..................... 155 Dank | Acknowledgements ........................ 156
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»Liebespfand 1«, 1992 Porzellan, geschnitten, glasiert porcelain, cut, glazed 110 × 110 × 35 mm
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»Liebespfand 1«, 1992 Porzellan, geschnitten, glasiert porcelain, cut, glazed 110 × 110 × 35 mm
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»Fünf Tonstangen – dreissig Objektdosen«, 1995 Porzellan, geschnitten, bemalt porcelain, cut, painted 550 × 440 × 40 mm 4. Triennale de la porcelaine, Nyon, CH, 1995
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»Fünf Tonstangen – dreissig Objektdosen«, 1995 Porzellan, geschnitten, bemalt porcelain, cut, painted 550 × 440 × 40 mm 4. Triennale de la porcelaine, Nyon, CH, 1995
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Zeigen und Bewahren Frank Nievergelt
So gegensätzlich die aktuellen Werke von Sonja Duò-Meyer strukturiert sind – sie
dend, denn wie könnten sonst die »geistigen Wahrheiten« im verwendeten Mate-
haben sehr viel miteinander zu tun und stehen in einem engen Dialog zueinander.
rial sichtbar und wirksam werden? Die im sanften Licht zu vibrieren scheinenden
Die linearen Wandarbeiten und die vom Boden aufstrebenden Gefäßplastiken tei-
Oberflächen der Gefäßlaibungen lassen eine impressionistische Vision erleben.
len nicht nur ihr Material Porzellan, sondern sie bestehen sichtbar oder nicht mehr
Der Entstehungsprozess bleibt nachvollziehbar und gibt den Körpervolumen et-
erkennbar aus der gleichen Ausgangsform: aus dickeren und dünneren Tonwülsten.
was Gewachsenes. Die im weißen Porzellan erkennbaren Schichten erzählen als
Einzig bei zwei schwarzen Henkelgefäßen sind beide Elemente, Körper und Linie,
Sedimente gelebter Zeit vom langsamen Werden der Form. Kein anderes Medium
anschaulich vereint. Ein Grund, weshalb Sonja Duò-Meyer mit Keramik arbeitet,
vermag unsere Lebensspur, die wir auf unserem Planeten Erde hinterlassen, in-
liegt im expressiven Reichtum des Materials, seiner Fähigkeit, die Spuren der form-
haltlich und formal wie hier durch Fingerabdrücke so ideal zu veranschaulichen.
gebenden Finger aufzunehmen, den unerschöpflichen Möglichkeiten, die immer
Zusätzlich ist es ein Material mit einem extremen Vorher und Nachher. Der Brenn-
wieder zu finden sind. Dabei ist es für sie von Bedeutung, dass mit dem richtigen
prozess verändert nicht nur drastisch die Natur des Materials, sondern generiert
Material und der notwendigen Hingabe eine Geschichte erzählt oder eine Empfin-
eine Vielzahl von inhaltlichen Aspekten zum Thema der Metamorphose. Er ersetzt
dung kommuniziert wird, um jemanden dafür zu fesseln. Die Beherrschung des
die Jahrmillionen, während denen die Sauriertrittsiegel im Lehm als Versteine-
Handwerklichen wird nie zum »Virtuosenstück«, sie dient als notwendige Grund-
rung konserviert wurden. Die Ästhetik des matten, naturbelassenen, weißen oder
lage, um der persönlichen Intention und Vorstellung Gestalt geben zu können.
schwarz engobierten Porzellans stellt keinen Selbstzweck dar, sondern dient als Instrument, um eine bildhauerische Idee lebendig zu gestalten. Durch die Offenle-
Seiten | pages 62 / 63 Kunsthalle Wil, CH, 2008 64
Wie sich ein einzelner Bleistiftstrich durch dichte Aneinanderreihung zur struk-
gung materialimmanenter Inhalte und das Erscheinen des Körperhaften, die zum
turierten Fläche verdichtet, baut Sonja Duò-Meyer ihre Gefäßkörper aus dünnen
persönlichen Vokabular von Sonja Duò-Meyer gehören, vermag sie uns ihr Erleben
Tonschnüren auf. Das ist eine klassische Aufbautechnik, die weit in prähisto-
auszudrücken. Das Geheimnis der großen ein- bis dreiteiligen Gefäßplastiken liegt
rische Zeiten zurückweist und den Werken in der besonderen Formgebung eine
in den sanften Schwüngen der Silhouette, der leichten Verschiebung der Körper-
ursprüngliche, archaische Ausstrahlung verleiht. Die eigenhändige Arbeit am wei-
symmetrie sowie der subtilen, bewegten Gestaltung der Grate und Mündungen, die
chen Porzellan, die Spuren der aufbauenden und glättenden Finger sind entschei-
bewirken, dass die an sich ruhenden Formen eine atmende Dynamik erhalten. Ihre
»Sie stehen da, als ob sie schon immer da gewesen wären ...«
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Zeigen und Bewahren Frank Nievergelt
So gegensätzlich die aktuellen Werke von Sonja Duò-Meyer strukturiert sind – sie
dend, denn wie könnten sonst die »geistigen Wahrheiten« im verwendeten Mate-
haben sehr viel miteinander zu tun und stehen in einem engen Dialog zueinander.
rial sichtbar und wirksam werden? Die im sanften Licht zu vibrieren scheinenden
Die linearen Wandarbeiten und die vom Boden aufstrebenden Gefäßplastiken tei-
Oberflächen der Gefäßlaibungen lassen eine impressionistische Vision erleben.
len nicht nur ihr Material Porzellan, sondern sie bestehen sichtbar oder nicht mehr
Der Entstehungsprozess bleibt nachvollziehbar und gibt den Körpervolumen et-
erkennbar aus der gleichen Ausgangsform: aus dickeren und dünneren Tonwülsten.
was Gewachsenes. Die im weißen Porzellan erkennbaren Schichten erzählen als
Einzig bei zwei schwarzen Henkelgefäßen sind beide Elemente, Körper und Linie,
Sedimente gelebter Zeit vom langsamen Werden der Form. Kein anderes Medium
anschaulich vereint. Ein Grund, weshalb Sonja Duò-Meyer mit Keramik arbeitet,
vermag unsere Lebensspur, die wir auf unserem Planeten Erde hinterlassen, in-
liegt im expressiven Reichtum des Materials, seiner Fähigkeit, die Spuren der form-
haltlich und formal wie hier durch Fingerabdrücke so ideal zu veranschaulichen.
gebenden Finger aufzunehmen, den unerschöpflichen Möglichkeiten, die immer
Zusätzlich ist es ein Material mit einem extremen Vorher und Nachher. Der Brenn-
wieder zu finden sind. Dabei ist es für sie von Bedeutung, dass mit dem richtigen
prozess verändert nicht nur drastisch die Natur des Materials, sondern generiert
Material und der notwendigen Hingabe eine Geschichte erzählt oder eine Empfin-
eine Vielzahl von inhaltlichen Aspekten zum Thema der Metamorphose. Er ersetzt
dung kommuniziert wird, um jemanden dafür zu fesseln. Die Beherrschung des
die Jahrmillionen, während denen die Sauriertrittsiegel im Lehm als Versteine-
Handwerklichen wird nie zum »Virtuosenstück«, sie dient als notwendige Grund-
rung konserviert wurden. Die Ästhetik des matten, naturbelassenen, weißen oder
lage, um der persönlichen Intention und Vorstellung Gestalt geben zu können.
schwarz engobierten Porzellans stellt keinen Selbstzweck dar, sondern dient als Instrument, um eine bildhauerische Idee lebendig zu gestalten. Durch die Offenle-
Seiten | pages 62 / 63 Kunsthalle Wil, CH, 2008 64
Wie sich ein einzelner Bleistiftstrich durch dichte Aneinanderreihung zur struk-
gung materialimmanenter Inhalte und das Erscheinen des Körperhaften, die zum
turierten Fläche verdichtet, baut Sonja Duò-Meyer ihre Gefäßkörper aus dünnen
persönlichen Vokabular von Sonja Duò-Meyer gehören, vermag sie uns ihr Erleben
Tonschnüren auf. Das ist eine klassische Aufbautechnik, die weit in prähisto-
auszudrücken. Das Geheimnis der großen ein- bis dreiteiligen Gefäßplastiken liegt
rische Zeiten zurückweist und den Werken in der besonderen Formgebung eine
in den sanften Schwüngen der Silhouette, der leichten Verschiebung der Körper-
ursprüngliche, archaische Ausstrahlung verleiht. Die eigenhändige Arbeit am wei-
symmetrie sowie der subtilen, bewegten Gestaltung der Grate und Mündungen, die
chen Porzellan, die Spuren der aufbauenden und glättenden Finger sind entschei-
bewirken, dass die an sich ruhenden Formen eine atmende Dynamik erhalten. Ihre
»Sie stehen da, als ob sie schon immer da gewesen wären ...«
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»23 Knäuel«, 2008 Porzellan, schwarz engobiert porcelain, black slipped 4000 × 1000 × 100 mm
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»23 Knäuel«, 2008 Porzellan, schwarz engobiert porcelain, black slipped 4000 × 1000 × 100 mm
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»Nishikigoi«, 2008 Porzellan, Handaufbau, bemalt porcelain, hand-built, painted 260 × 230 mm 200 × 190 mm Seiten | pages 84 / 85 Artist in residence, Tajimi, JP, 2008
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»Nishikigoi«, 2008 Porzellan, Handaufbau, bemalt porcelain, hand-built, painted 260 × 230 mm 200 × 190 mm Seiten | pages 84 / 85 Artist in residence, Tajimi, JP, 2008
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»Monumental«, 2013 2-teilig, Porzellan, Handaufbau, schwarz engobiert two parts, porcelain, hand-built, black slipped 700 × 430 mm
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»Monumental«, 2013 2-teilig, Porzellan, Handaufbau, schwarz engobiert two parts, porcelain, hand-built, black slipped 700 × 430 mm
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Wandinstallation | wall installation, 2011 6-teilig, Porzellan, modelliert six parts, porcelain, modelled 100 Ă— 100 Ă— 50 mm
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Wandinstallation | wall installation, 2011 6-teilig, Porzellan, modelliert six parts, porcelain, modelled 100 Ă— 100 Ă— 50 mm
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Gefäße | vessels, 2013 Porzellan, Handaufbau porcelain, hand-built 200 – 500 × 130 – 200 mm
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Gefäße | vessels, 2013 Porzellan, Handaufbau porcelain, hand-built 200 – 500 × 130 – 200 mm
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»Luxe, calme & volupté«, 2015 Biennale Swiss Ceramics, Musée Ariana, Genève, CH, 2015
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