Extrait de "Alchimie"

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Jörg

Völlnagel JÖRG VÖLLNAGEL, historien de l’art, conservateur aux Staat-

alchimie

lichen Museen de Berlin, a écrit une thèse sur le Splendor solis et les manuscrits enluminés des XVe et XVIe siècles. Il est l’auteur, avec H. G. Bachmann, de L’Or, mythes et objets (2006) et de Der Kult des Künstler (Hirmer, 2006). Il a organisé plusieurs expositions d’envergure : Melancholia. Génie et folie dans l’art (2006), Immortal ! The Cult of the Artist (2008) et The Art of Enlightment (2011), installée une année entière au New China Museum de Pékin.

alchimie

Outre les manuscrits et les incunables, l’autre richesse du livre est de montrer les représentations par la peinture, hollandaise et flamande en particulier, de l’alchimiste au travail dans son laboratoire : œuvres de van Ostade, Teniers, van der Straet, Rembrandt, surtout, puis, au XVIIIe siècle, de l’Anglais

Chez le même éditeur :

L’Art fantastique

Jörg Völlnagel

Werner Hofmann

Athanasius Kircher. Le Théâtre du monde Joscelyn Godwin

Le Songe de Poliphile Francesco Colonna

Illustration de la couverture : Splendor solis, Luna © The British Library, Londres. Au dos : Livre de la Sainte Trinité, l’alchimiste, ou l’hermaphrodite mercurial © Staatliche Museen, Berlin.

Peu de disciplines ont autant fasciné, autant fécondé l’imaginaire des hommes que l’alchimie, qui, dès la haute antiquité, dans les civilisations indienne et chinoise, égyptienne, perse, arabe, s’est affrontée aux questions cruciales de la transmutation des métaux, de l’élixir d’éternité, de la panacée, et aux grandes énigmes métaphysiques où culmine l’œuvre de Paracelse : fusion de l’esprit et de la matière, de Dieu et de la Création, unité perdue par la Chute et retrouvée par la Rédemption christique, assimilée au Grand Œuvre. Avicenne a pu la contredire au XIe siècle et Rabelais la moquer : Newton lui-même la pratiquera après Roger Bacon, Pic de la Mirandole, Giordano Bruno. Seul l’avènement, à la fin du XVIIIe siècle, de la chimie rationnelle et quantifiée (Priestley, Lavoisier, Scheele) la disqualifiera en tant que science. On connaît son exceptionnelle fortune littéraire : l’homoncule du second Faust de Goethe et le personnage central du drame ; les récits de Novalis et de Hoffmann, le Soleil noir de Nerval, l’ « Alchimie du verbe » de Rimbaud, la fascination d’André Breton et des surréalistes pour les arcanes ; les analyses de Jung, de Koyré, d’Eliade ; L’Œuvre au noir de Yourcenar et jusqu’à L’Alchimiste de Coelho… Or, l’esprit alchimique, fondé non sur le principe logique d’identité mais sur l’analogie et la puissance authentiquement « créatrice » de l’imagination, trouve dans l’image son expression la plus parfaite. Par l’assemblage complexe de ses composantes symboliques, l’image figure tout à la fois la révélation et les voies de l’initiation : le nom même de l’un des principaux livres, le Mutus Liber (« livre muet »), indique assez la valeur allégorique et initiatique de l’image seule. D’autres manuscrits enluminés, Aurora consurgens, Splendor solis, s’y réfèrent aussi, tandis que Le Livre de la Sainte Trinité ou le Donum Dei mettent l’accent sur la convergence des mystères alchimique et chrétien.

59€ prix T.T.C. France ISBN : 978-2-330-01194-9

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L’art royal

Joseph Wright of Derby. Mais l’influence du thème déborde largement cette représentation stricte : elle s’étend jusqu’à l’œuvre d’artistes majeurs du XXe siècle, tels Max Ernst, Jackson Pollock, Juan Miró ou Yves Klein.


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DAS BUCH DER HEILIGEN DREIFALTIGKEIT

{28} Alchemistischer oder merkurialer Hermaphrodit

(S. 52)

Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Cod. 78 A 11, um 1410–1419, fol. 121v

Das Bildprogramm des Buchs der heiligen Dreifaltigkeit hat – einzigartig in der Bildlichkeit der Alchemie – zwei Hermaphroditen aufzuweisen, die gegensätzlicher Natur sind: Wir sehen hier den alchemistischen Rebis, der für die uneigennützige, die innerliche Alchemie der seelischen Läuterung steht. Er symbolisiert das Große Werk, das aus dem harmonischen Ausgleich der Gegensätze resultiert, worauf auch der Sonnen- und der Mondbaum deuten, die durch den Hermaphroditen mit einander verbunden werden.

{29} Luziferischer Hermaphrodit Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Cod. 78 A 11, um 1410–1419, fol. 122v

Antithetisch gegenübergestellt ist dem alchemistischen Hermaphroditen der luziferische Hermaphrodit, der die äußerliche, die materielle Goldherstellung verkörpert und mit den sieben Todsünden verknüpft ist. Schwert und Krone deuten auf Macht und Reichtum als erhoffte Resultate der falschen Alchemie. Dass es besser ist, diesen verderblichen Verlockungen zu widerstehen, darauf verweist das vielköpfige Teufelswesen zu Füßen des Rebis, das sich an dessen Beinen emporschlängelt. Diese materialistisch-egoistische Spielart der Alchemie, so die Botschaft, ist des Teufels und führt in die Verdammnis.

bekanntesten und schönsten Illuminationen der Handschrift sind die beiden Hermaphroditen (Abb. 28, 29). Der zu den Grundsymbolen der Alchemie zählende Hermaphrodit oder Rebis – ein doppelköpfiges Zwitterwesen aus Mann und Frau – taucht in zahlreichen Bilderhandschriften auf; zwei Hermaphroditen, die zudem ihrerseits auch noch gegensätzlicher Natur sind, gibt es jedoch ausschließlich in der Bildtradition des Buchs der heiligen Dreifaltigkeit. Dem alchemistischen oder auch christlichen Rebis, der für die innerliche Alchemie der seelischen Läuterung steht, ist antithetisch der luziferische oder vermaledeite Hermaphrodit gegenübergestellt: Schwert und Krone deuten auf Gewalt und Reichtum, zu denen die falsche Alchemie befähigt; eine solche Alchemie aber, so der Text, ist des Teufels und führt unzweifelhaft zur Verdammnis.

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DIE ILLUMINIERTE ALCHEMIE

{72} Mars

(S. 92)

Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Cod. 78 D 3, 1531/32, fol. 23

das größte, universelle Laboratorium und Vorbild alchemistischen Strebens, die besten Beispiele vom ewigen

Der Planetengott Mars regiert, wie in der Miniatur deutlich wird, eine Welt voller Krieg, Gewalt und Rohheit; entsprechend ist ihm das waffenfähige Eisen zugeordnet. In der bekrönten Phiole befindet sich in der aufrechten Haltung eines Wappentieres ein weißer dreiköpfiger Vogel, dessen Häupter ebenfalls je eine goldene Krone tragen. Er ist ein Sinnbild der mehrfachen Sublimation, bei der die Materie durch Wiederholungsprozesse von ihren unreinen Rückständen geschieden wird.

Werden und Vergehen. Auch in der Bibel findet sich das Gleichnis vom Samenkorn, das erst verfaulen muss, um

{73} Sol

dann reiche Frucht zeugen zu können (Joh 12,24):

Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Cod. 78 D 3, 1531/32, fol. 24

»Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es ein einzelnes Korn; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.« Es dürfte vor allem diese biblische Formulierung gewesen sein, die Goethe später in seinem Gedicht Selige Sehnsucht aus dem West-östlichen Divan zu seinem Dik-

(S. 93)

Sonnenschein bestimmt die Atmosphäre im Herrschaftsgebiet des Planeten Sol, dessen Kinder sonnigen Gemüts sind und sich der körperlichen Ertüchtigung sowie aristokratischen Spielen widmen. Der Inhalt des Glases, das im Splendor solis der Sonnenherrschaft zugeordnet ist, gibt Rätsel auf: Für die einen stellt das Fabelwesen einen dreiköpfigen Löwen, Symbol des Eisenvitriols, dar, andere erkennen einen dreiköpfigen Drachen. Auch der zugehörige Text, der erneut von der Reinigung der Materie handelt, gibt keinen zweifelsfreien Aufschluss. Die Ambivalenz des Ungeheuers zwischen Drache und Löwe dürfte jedoch vom Maler bewusst erzeugt worden sein.

tum vom »Stirb und werde!« führen sollte. Zudem wirken kosmologische Vorstellungen wie die des täglichen

{74} Venus

Todes der Sonne und ihrer Wiedergeburt am folgenden

Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Cod. 78 D 3, 1531/32, fol. 28

Morgen auf die Alchemie, ist es doch das Sonnenmetall Gold, das die Alchemie durch die Lösungs- und Verfaulungsprozesse der Transmutation zu erzielen trachtet. Und so ist es naheliegend, dass auch der Splendor solis mehrere Miniaturen zum Thema von Tod und Wiedergeburt präsentiert. Die Vorstellung von der Wirkmacht der sieben Planeten

Der sogenannte Pfauenschweif dient der Alchemie als Deckname für wechselnde Farberscheinungen, die auf einer bestimmten Stufe der Transmutation in der Phiole sichtbar werden. Die Darstellung des (radschlagenden) Pfauen, der im Mittelalter als Noble oiseau höheren Gesellschaftsschichten zugeordnet wurde, erfolgt hier auf der fünften Stufe des Verwandlungsprozesses (Kupfer) im Planetenbild der Venus, de ren Wagen von zwei Tauben gezogen wird. Die beiden der Ve nus zugeordneten Vögel galten dabei als Aphrodisiaka: Pfauenfleisch sollte die männliche Potenz erhöhen und Taubenfleisch die Hingebungsbereitschaft der Frauen. Vom Liebeswerben und -treiben künden auch die genreartigen Szenen in der Landschaft rund um das innere Bildfeld.

ist ebenfalls eines der großen Themen der Alchemie, dessen Bedeutungsfacetten offenbar erstmals im Splendor solis bildlich umgesetzt wurden: Die sieben damals bekannten Planeten korrespondieren mit den sieben Hauptmetallen und damit den sieben Schritten der Transmutation von der Prima materia zum Opus magnum, von Blei zu Gold (Abb. 70–76). Die sieben Darstellungen entsprechen dem klassischen Aufbau des Planetenkinderbildes. Im Zenit des Himmels erscheint der jeweilige Planetengott in seinem


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AMPHITHEATRUM SAPIENTIÆ ÆTERNÆ Das Amphitheater ewiger Weisheit

Von gänzlich anderem Charakter als die Bildsequenz in

{113} Das Oratorium-Laboratorium

der Pretiosa Margarita Novella, eine fortlaufend erzählte

Kolorierter Kupferstich aus Heinrich Khunrath, Amphitheatrum Sapientiæ Æternæ, Hamburg oder Basel 1595

Geschichte mit einem klar definierten Plot, sind die neun hochkomplexen, teilweise diagrammartigen intellektuellen Bildsysteme im Amphitheatrum Sapientiæ Æternæ (Amphitheater ewiger Weisheit) von Heinrich Khunrath. Dieser, wohl im Jahr 1560 in Leipzig geboren, soll aufgrund seiner Befähigung bereits als Zehnjähriger das

Im einschlägigen Schrifttum wird immer wieder betont, dass sich das alchemistische Werk aus theoretischen und praktischen Aspekten konstituiert. Diesen Grundgedanken illustriert der Kupferstich des »Laboratoriums« – ein Wort, aus dem sich die beiden entscheidenden Bestandteile labora (lat. arbeiten) und ora (lat. beten) ableiten lassen. Das Musikalienstillleben im Vordergrund der rasanten zentralperspektivischen Konstruktion, deren Ziel optisch undefiniert bleibt, verweist auf die Harmonie, die der Alchemist bei seiner Ora et labora-Strategie verfolgen muss, will er das Werk zu einem guten Ende führen.

Studium an der Universität seiner Geburtsstadt aufgenommen und als Vierzehnjähriger die Alchemie für sich entdeckt haben. Sicher ist, dass er am 3. September 1588 in Basel zum Doktor der Medizin promoviert wurde; ebenso sicher die Tatsache, dass er bis zu seinem Tod im Jahre 1605 in Dresden an verschiedenen Orten als Arzt tätig war und zahlreiche Schriften zu Medizin und Alchemie publizierte. Deren mit Abstand bekannteste ist das Amphitheatrum Sapientiæ Æternæ mit großformatigen Kupferstichen von hoher Qualität. Auch im Fall von Khunrath waren es also anscheinend die Illustrationen, die die erhöhte Aufmerksamkeit der Leserschaft auf eine alchemistische Publikation lenkten. Der berühmten und weit verbreiteten Hanauer Ausgabe aus dem Jahre 1609 ging eine frühere, sehr seltene Version des Amphiteatrum voran, die 1595 in sehr großem Format (etwa 47 × 42 cm) mit 24 Textseiten und vier kreisrunden Kupfertafeln erschienen war. Der Erscheinungsort bleibt ungenannt, doch kommen Hamburg und aufgrund des Wasserzeichens auch Basel in Betracht (Töllner 1991, S. 11 ff.). War die Erstausgabe von 1595 noch mit einem – laut Inschrift – »göttlichen« Privileg erschienen, verlieh Kaiser Rudolf II.


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lichen Museen de Berlin, a écrit une thèse sur le Splendor solis et les manuscrits enluminés des XVe et XVIe siècles. Il est l’auteur, avec H. G. Bachmann, de L’Or, mythes et objets (2006) et de Der Kult des Künstler (Hirmer, 2006). Il a organisé plusieurs expositions d’envergure : Melancholia. Génie et folie dans l’art (2006), Immortal ! The Cult of the Artist (2008) et The Art of Enlightment (2011), installée une année entière au New China Museum de Pékin.

alchimie

Outre les manuscrits et les incunables, l’autre richesse du livre est de montrer les représentations par la peinture, hollandaise et flamande en particulier, de l’alchimiste au travail dans son laboratoire : œuvres de van Ostade, Teniers, van der Straet, Rembrandt, surtout, puis, au XVIIIe siècle, de l’Anglais

Chez le même éditeur :

L’Art fantastique

Jörg Völlnagel

Werner Hofmann

Athanasius Kircher. Le Théâtre du monde Joscelyn Godwin

Le Songe de Poliphile Francesco Colonna

Illustration de la couverture : Splendor solis, Luna © The British Library, Londres. Au dos : Livre de la Sainte Trinité, l’alchimiste, ou l’hermaphrodite mercurial © Staatliche Museen, Berlin.

Peu de disciplines ont autant fasciné, autant fécondé l’imaginaire des hommes que l’alchimie, qui, dès la haute antiquité, dans les civilisations indienne et chinoise, égyptienne, perse, arabe, s’est affrontée aux questions cruciales de la transmutation des métaux, de l’élixir d’éternité, de la panacée, et aux grandes énigmes métaphysiques où culmine l’œuvre de Paracelse : fusion de l’esprit et de la matière, de Dieu et de la Création, unité perdue par la Chute et retrouvée par la Rédemption christique, assimilée au Grand Œuvre. Avicenne a pu la contredire au XIe siècle et Rabelais la moquer : Newton lui-même la pratiquera après Roger Bacon, Pic de la Mirandole, Giordano Bruno. Seul l’avènement, à la fin du XVIIIe siècle, de la chimie rationnelle et quantifiée (Priestley, Lavoisier, Scheele) la disqualifiera en tant que science. On connaît son exceptionnelle fortune littéraire : l’homoncule du second Faust de Goethe et le personnage central du drame ; les récits de Novalis et de Hoffmann, le Soleil noir de Nerval, l’ « Alchimie du verbe » de Rimbaud, la fascination d’André Breton et des surréalistes pour les arcanes ; les analyses de Jung, de Koyré, d’Eliade ; L’Œuvre au noir de Yourcenar et jusqu’à L’Alchimiste de Coelho… Or, l’esprit alchimique, fondé non sur le principe logique d’identité mais sur l’analogie et la puissance authentiquement « créatrice » de l’imagination, trouve dans l’image son expression la plus parfaite. Par l’assemblage complexe de ses composantes symboliques, l’image figure tout à la fois la révélation et les voies de l’initiation : le nom même de l’un des principaux livres, le Mutus Liber (« livre muet »), indique assez la valeur allégorique et initiatique de l’image seule. D’autres manuscrits enluminés, Aurora consurgens, Splendor solis, s’y réfèrent aussi, tandis que Le Livre de la Sainte Trinité ou le Donum Dei mettent l’accent sur la convergence des mystères alchimique et chrétien.

59€ prix T.T.C. France ISBN : 978-2-330-01194-9

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L’art royal

Joseph Wright of Derby. Mais l’influence du thème déborde largement cette représentation stricte : elle s’étend jusqu’à l’œuvre d’artistes majeurs du XXe siècle, tels Max Ernst, Jackson Pollock, Juan Miró ou Yves Klein.


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