Autor:in des Monats
Alexandra Michel-Kwapinski Die Verbindungen zwischen der Autorin und dem MANZ Verlag reichen bis 1999 zurück. Aktuell hat sie mit ihrem Kollegen Babek Oshidari den Kurzkommentar zum StGB auf den neuesten Stand gebracht.
Strukturalistin im Strafrecht Alexandra Michel-Kwapinski mag die Klarheit im österreichischen Strafrecht. Dieses Gebiet ist seit fast 30 Jahren ihre Welt, sagt die Hofrätin am Obersten Gerichtshof. Anfang Juli ist es heiß im Justizpalast. Durch die Glaskuppel scheint die Sonne und heizt nicht nur die Aula auf, sondern auch die Büros rundherum. In ihrem großen Arbeitszimmer im dritten Stock sind die Fensterläden zu, die dämmrige Atmosphäre hat etwas Südliches. „Wir haben hier keine Klimaanlagen“, sagt Alexandra MichelKwapinski entschuldigend, noch viel anstrengender seien derzeit die Verhandlungen, „niemand macht sich Vorstellungen darüber, wie warm so ein schwarzer Talar ist“, lacht sie. Doch an sich kommt sie sehr gern in den Justizpalast. „Die Senatsarbeit ist abwechslungsreich“, sagt sie, vor allem mag sie die Diskussionen im Fünfersenat, wenn über die Zulassung von Rechtsmitteln und Rechtsbehelfen debattiert und entschieden wird. „Diese Art von gegenseitiger Kritik ist überaus konstruktiv und führt zu guten Entscheidungen“, sagt sie, und schließlich geht es genau darum. Die Dynamik am OGH macht ihr Spaß, genauso wie die Rechtswissenschaften im Allgemeinen und das Strafrecht im Besonderen. Es beschäftigt sie seit nunmehr beinahe 30 Jahren. SPRACHEN UND STRAFRECHT Alexandra Michel-Kwapinski, Jahrgang 1971, kommt aus dem Burgenland und wuchs als jüngste von drei Töchtern auf dem Land 14 | RECHTaktuell · 4 | 2022 · manz.at
in Oberwart auf. Mit 15 Jahren übersiedelte sie nach Wien und fand „als Teenager die Stadt toll“. Im Gymnasium in der Hegelgasse mochte sie Sprachen und entschied sich nach der Matura 1989 für ein Studium der Handelswissenschaften an der Wirtschaftsuniversität Wien. „Das fand ich dann aber sehr langweilig“, sagt sie und sah sich nach Alternativen um. Nach einer einzigen Vorlesung am Juridicum war ihr klar, „dass das meine Welt ist, weil die Dinge hier Struktur und Logik haben“. Sie wurde eine engagierte Studentin. Eine besonders gute Klausurarbeit machte den Strafrechtsexperten Manfred Burgstaller auf sie aufmerksam. Sie wurde Studienassistentin. „Von ihm habe ich das wissenschaftliche Arbeiten so richtig gelernt“, sagt sie und ist ihm bis heute dankbar, weil er ihr die zentrale Bedeutung von Sachlichkeit und Exaktheit vermittelt hat. Diese juristischen Tugenden waren in ihrer gesamten Karriere wichtig. Nach fünf Jahren Assistentinnentätigkeit an der Universität wollte sie als junge Strafrechtsexpertin die Praxis kennenlernen und machte die Richterausbildung. Nach Abschluss entschied sie sich, Staatsanwältin zu werden, weil es „ein sehr kreativer Beruf mit viel Einblick in eine Causa ist“. Sie vertiefte sich zunächst ins Jugendstrafrecht, später ins Wirtschaftsstrafrecht.