AW German 2012-1007

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D i e i n t e r n a t i o n a l e Z e i t s c h r i f t f ü r S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n

Ju l i 2 01 2

Zwei

Herzen, eine

12

Unterschlagung

in der

Gemeinde

Mission 20

Die

Zungenrede

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Wer war der

„gewaltige Jäger“?


Juli 2012 The International Paper for Seventh-day Adventists

Ju ly 201 2

T I T E LT H E M A

14 Mission

12

Embezzlement

in the

Church

20

G E L E B T E R

Zwei Herzen, eine Mission

Von Bill Knott/Sandra Blackmer

Two

Hearts

One

Speaking inTongues

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Who Is That

“Mighty Hunter”?

I M

Als Hein und Melissa Myburgh fortzogen, um einen Missionsdienst zu beginnen, gingen sie, um zu bleiben.

Von Robert E. Lemon

Natürlich gibt es böse Menschen, doch einige können günstigen Gelegenheiten einfach nicht widerstehen.

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G L A U B E N S Ü B E R Z E U G U N G E N

Von Ted N.C. Wilson

Nimmst du dir Zeit, deine Batterien körperlich, emotional und geistlich aufzuladen?

Von Lynn Burton

Zulässige Gabe oder Relikt aus einer vergangenen Zeit?

22 „Die Stunde ist gekommen“ S O N D E R T H E M A

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A N D A C H T

Das Wagnis des Glaubens

G L A U B E

Die Zungenrede

B L I C K P U N K T

Erholung und Erweckung

12

Unterschlagung in der Gemeinde

Von Chantal J. Klingbeil

Sie hatte nicht viel, als ein Fremder ihr auch das Wenige noch nahm.

Von Joshua Nebblett

Gemeinsamer Kongress von GYC und europäischen Jugendabteilungen.

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E L L E n

W H I T E

E N T D E C K E N

Unter guter Führung

RESSORTS 3 K I R C H E

Von Merlin D. Burt

Was uns Ellen Whites Visionen über sie und ihren Dienst sagen.

I N

A K T I O N

3 Aus aller Welt 6 Blick in die Welt

19 G E S U N D H E I T Leichte Schlaganfälle

27 B I B E L S T U D I U M Positive Entscheidungen

F R 26

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A G E N B I B E L

Z U R

L E S E R F O R U M

Wer war der „gewaltige Jäger“?

www.adventistworld.org In 13 Sprachen online

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Adventist World | Juli 2012

C ov e r f oto s

m i t f r e u n d l i c h e r g e n e h m i g u n g vo n M e l i s sa u n d H e i n M y b u r g h


A U S A L L E R W E LT

Adventistischer Flugdienst

öffnet in Papua Neuguinea neue

Landebahn S t a c k e l r o t h / R e c o r d . n e t. a u

D

iese Zahl ist so groß, dass die Augen vor Erstaunen ganz groß werden. „Wer hat denn diese Zahl ermittelt?“, fragen wir ungläubig. „So viele können es nicht sein. Vielleicht ist es ja ein Druckfehler.“ Aber nein, die Zahl ist kein Fehler – es sei denn, Jesus macht Fehler. Die Zahl ist größer als die Einwohnerzahl der Niederlande oder als die Einwohner von Israel und Schweden zusammengenommen, mehr auch als die zusammengerechnete Einwohnerzahl von Laos, El Salvador und Liberia. Es sind mehr Menschen als die Bevölkerung von Buenos Aires, Moskau, Paris oder Los Angeles. Und auch wenn die Zahl überraschend groß ist, repräsentiert sie ganz korrekt die Art und Weise, wie die weltweite Mitgliederzahl der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten im Himmel gesehen wird. Jedes Gemeindeglied ein Missionar. Jeder Gläubige ein Zeuge. So zählt Jesus. Und letztlich zählt nur seine Rechnung. Sein Auftrag gilt nicht nur den bezahlten Angestellten unserer Kirche oder denen, die eine besondere Redegabe oder gute Nerven haben. Immer wieder erinnert uns Jesus daran: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“ (Joh 20,21) In diesem Monat stellen wir euch in unserer Zeitschrift zwei bemerkenswerte Menschen vor, die sich gern zu diesen 17 Millionen zählen. Wie so viele andere dienen sie an einem schwierigen Ort unter herausfordernden Umständen. Aber sie haben herausgefunden – wie ihr auch –, dass Gottes Gnade schon dort ist, wohin Gott uns auch rufen mag. Wenn ihr vom gelassenen, praktischen Glauben Hein und Melissa Myburghs lest, werdet ihr sicher spüren, dass es etwas gibt, was auch ihr in eurem Alltag und eurer Umgebung für das Reich Gottes tun könnt. Ich bete darum, dass jeder von euch sich so sieht, wie Jesus uns sieht: als Missionar für sein Reich. Mit dieser besonderen Identität werden wir die anhaltende Freude erfahren, die damit verbunden ist, mitten im Willen Gottes zu leben.

Dieses Archivbild zeigt ein Flugzeug der Adventist Aviation ­Services (AAS) auf einer entlegenen Landebahn in Papua Neuguinea. In dem abgelegenen Dorf Sisimin wurde von AAS eine neue Landebahn eröffnet.

Ja r r o d

17 Millionen Missionare …

■■ Die Einwohner von Sisimin in Oksapmin, in der Provinz Sandaun, Papua Neuguinea, hatten die Freude, in ihrem Dorf eine neue Landebahn zu eröffnen und baten die Siebenten-Tags-Adventisten, die Zeremonie durchzuführen. Der gebürtige US-Amerikaner Captain Bennett Spencer, ein Pilot der Flugorganisation Adventist Aviation Services (AAS), zerschnitt das Band, um die Landebahn offiziell zu eröffnen. Neben Spencer waren auch Max Zaccias, der Vorsteher der Western Highlands-Mission, Luke Tanop, Bezirksvorsteher von Sandaun, sowie mehrere Leiter der Gemeinde und Bewohner der umliegenden Dörfer anwesend. Da es in dieser Gegend keine Straßen gibt, hatten die Leute von Sisimin in den vergangenen 40 Jahren keinerlei Zugang zu grundlegenden Versorgungseinrichtungen wie Schulen oder Krankenhäusern. Die einzige Möglichkeit, zu anderen Landesteilen zu gelangen, bestand darin, zu Fuß 20 Stunden zur nächsten Landebahn zu gehen, die sich in Oksapmin befindet. So beschlossen die Einwohner von Sisimin – sowohl Gemeindeglieder als auch Nicht-Gemeindeglieder – im Jahr 2009, eine Landebahn zu bauen,

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WORLD REPORT damit AAS ihren Flugdienst auf diese entlegene Gegend ausweiten konnte. Sie wandten traditionelle und moderne Baumethoden an und brauchten drei Jahre, bis sie fertig waren. Die Gäste landeten in einem Flugzeug von AAS auf der neuen Landebahn – zur großen Freude der Einheimischen, die zur offiziellen Eröffnungsfeier gekommen waren.

Start einer adventistischen Online-Universität in Mittelamerika

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L i b n a

Während der Eröffnungszeremonie am 7. Mai 2012 überreichte Israel Leito, Präsident der Interamerikanischen Division der Siebenten-Tags-Adventisten, dem Präsidenten der HFU, David Siguelnitzky, den Amtsstab.

S t e v e n s / IAD

Am 7. Mai 2012 startete die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Mittelamerika offiziell ihre Online-Universität. An der farbenfrohen Zeremonie, die in Miami, Florida, stattfand, nahmen hochrangige Vertreter der Kirchenleitung sowie Lehrende der zwölf auf dem Gebiet der Interamerkanischen Division (IAD) befindlichen Hochschulen teil – alle in vollem akademischen Ornat. Die neu eröffnete Universität trägt den Namen Herbert Fletcher University (HFU) und bietet den Erwerb eines Hochschulab-

schlusses über das Internet an. Bereits im vergangenen Jahr bot die Universität als anerkannte Tochtereinrichtung der Griggs University und der Andrews University die ersten Kurse an, die auf Englisch und Spanisch verfügbar sind. So gibt es Masterstudiengänge in Kirchenverwaltung und Leadership sowie Didaktisches Design für E-Learning. Außerdem können Zertifikate in Kirchenverwaltung und Leadership, Didaktisches Design für E-Learning, Bildungstechnologie und Adventistische Studien erworben werden. In seiner Rede während der besonderen Feierstunde würdigte Israel Leito, Präsident der IAD, den bereits verstorbenen Herbert L. Fletcher, nach dem die HFU benannt ist. Fletcher war im adventistischen Bildungswesen auf dem Gebiet der IAD lange Jahre leitend tätig. „Herbert Fletcher war die Verkörperung all dessen, wofür die adventistische Bildung steht“, sagte Leito. „Sein Einfluss bewegt noch heute viele Männer und Frauen, nach den Idealen eines echten Christen zu leben.“ Unter seinen Angehörigen, die der Zeremonie beiwohnten, waren auch Fletchers Witwe Olive sowie sein Sohn, seine Tochter und Enkelkinder. „Für viele ist die Welt ein besserer Ort, weil Herbert Fletcher gottesfürchtig auf dieser Erde lebte und sein Bestes tat, um den Menschen zu helfen“, so Leito weiter. Herbert Fletcher diente unserer Kirche mehr als 44 Jahre als Lehrer, Bezirkspastor, Jugendabteilungsleiter und Bildungsabteilungsleiter. Außerdem war er Präsident des damaligen West Indies College in Jamaika und später 14 Jahre lang Leiter der Abteilung Bildung und Erziehung der IAD, bevor er 1995 in den Ruhestand trat. Im Jahr 2009 starb er. Sitz der Herbert Fletcher University ist in Mayaguez, Puerto Rico. In der Inter­ amerikanischen Division gibt es zwölf Universitäten und ein Junior-College.

Mehr Informationen über die Herbert Fletcher University findet sich unter www.hfuniversity.org/. Libna Stevens, Interamerikanische Division

Adventist World Radio eröffnet Radiostationen in Armenien Angaben von Medienvertretern der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten zufolge werden zwei neue FM-Sender von Adventist World Radio (AWR) in Armenien eine Verbindung zu den Einwohnern des ältesten offiziell christlichen Landes der Welt herstellen. Vor kurzem begann AWR, Sendungen auf Armenisch zu senden. Das ist die neueste Sprache in einer Liste von mehr als100 Sprachen, die vom Radiowerk der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten angeboten werden. Eine Radiostation in der Hauptstadt Eriwan und eine weitere in Vanadzor werden die Sendungen über geistliches Leben, Gesundheit und Familie ausstrahlen. „Viele junge Menschen ziehen auf der Suche nach Bildung und Arbeit in die Hauptstadt und das Land steht vor wirtschaftlich harten Zeiten, insbesondere in den Dörfern und kleinen Städten“, sagte Vigen Khachatrjan, Direktor des Medienzentrums der Trans-Kaukasischen-Mission mit Sitz in Tiflis, Georgien. „Radiosendungen können die Missionsbemühungen der Gemeinde in Armenien unterstützen“, erklärte Khachatrjan und fügte hinzu, dass die Nation, die eine lange christliche Geschichte hat, offener für geistliche Themen ist als viele säkulare europäische Länder. Knarik Petrosjan, eine Studentin an der staatlichen Universität von Eriwan, leitet ein Produktionsteam in einem von AWR errichteten Studio. Weitere Mitglieder im Team sind Tigran Stepanjan, ein Geschäftsmann, der als Moderator und


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Philippinen: 1300 neue Gemeinde­ glieder an einem Tag Die Negros Occidental-Vereinigung (NOC) der Kirche der Siebenten-TagsAdventisten in den Zentralphilippinen

p h oto

cken des Colleges statt und dauerte zwei Stunden. Einer der Pastoren, die die Taufe durchführten, war der Präsident der Südasien-Pazifik-Division (SSD) unserer Kirche, Alberto Gulfan Jr. Auch schätzungsweise 10.000 Gemeindeglieder waren anwesend. Im Gebiet der Negros Occidental-Vereinigung gibt es 280 Gemeinden, 116 Gruppen und mehr als 33.000 Gemeindeglieder. Teresa Costello/AND

AND

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f r e u n d l i c h e r

g e n e h m i g u n g vo n

Programmierer mitarbeitet, sowie die ganze Familie Mkhitarjan. Hovik ist Journalist, seine Frau Gegecik ist Lehrerin. Ihr Sohn Joseph ist zehn Jahre alt. Die Familie hat bereits Radioerfahrung, weil sie früher schon beim Radiowerk in Vanadzor mitgearbeitet hat. „Die größten Probleme hier in Armenien sind Rauchen, Alkohol, der Verfall familiärer Werte, Atheismus und Armut“, so Khachatrjan. „Unsere Sendungen bieten Hoffnung, unterstützen beim Bewältigen des Säkularismus, handeln von Prinzipien für intakte Familien, bieten Hilfe bei der Tabak- und Alkoholentwöhnung und vieles mehr.“ In den nächsten Monaten werden die armenischen Sendungen auch online zu hören sein – auf Anforderung unter awr. org und als Podcast über awr.org und iTunes. Vertreter von AWR betonen, dass der Online-Zugriff von besonderer Bedeutung ist, da mehr als vier Millionen Armenier außerhalb des Landes leben. Armenien hat etwa 2,5 Millionen Einwohner, etwa 800 davon sind SiebentenTags-Adventisten. Shelley Nolan Freesland, AWR

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Ein Team von Adventist World Radio in Armenien beginnt mit Sendungen in armenischer Sprache. Familie Mkhitarjan (rechts) hat bereits Radioerfahrung durch frühere Mitarbeit im Radiowerk in Vanadzor.

beging vor kurzem den 50. Jahrestag adventistischer Präsenz in ihrem Gebiet. Seit Januar hielten Mitarbeiter der Vereinigung Satellitenevangelisationen, die mehr als 800 Taufen zur Folge hatten. Gary Gibbs, Leiter der Abteilung ­Missionarische Dienste in der nordamerikanischen Chesapeake-Vereinigung, war der Gastsprecher der Evangelisation, die vom 30. April bis zum 7. Mai im Rahmen der Feierlichkeiten zum Jahrestag stattfand. Bei der Eröffnung der Feierlichkeiten zu diesem goldenen Jubiläum sprachen verschiedene Vertreter der Kirchenleitung, darunter Agapito Catane Jr., Präsident unserer Kirche in den Zentralphilippinen (CPUC), und Luisito Tomado, der Vorsteher der NOC, sowie Alfredo Amada, Präsident des Central Philippine Adventist College (CPAC), der alle Anwesenden willkommen hieß. Unter den Ehrengästen waren der 92-jährige Orlando Aguirre Sr., der erste Schatzmeister der damaligen Negros-Mission, und weitere Pensionäre. Auch Chester Clarke III, Organisator der ASI Youth-for-Jesus-Programme und Jugenddelegierter der Kirche im Exekutivausschuss der Generalkonferenz, sowie offizielle Vertreter der lokalen Regierung und die Kongressabgeordnete Cynthia A. Villar vom Bezirk Las Piñas-Stadt waren erschienen. Während der einwöchigen Evangelisation meldeten sich etwa 7000 Personen für das Ereignis auf dem Campus des CPAC an. Die Wohnheime und Klassenzimmer waren überfüllt mit Gästen, überall auf dem Gelände standen Zelte und alle Straßen schienen zum College zu führen. Die abendlichen Vorträge fanden in der College-Kapelle statt und wurden auf eine Leinwand in der Turnhalle für weitere Zuschauer übertragen. Am abschließenden Sabbat nahmen mehr als 1300 Menschen Christus als ihren Retter an und wurden getauft. Die Taufe fand im Schwimmbe-

Massentaufe auf dem Campus des Central Philippine Adventist College, wo sich an einem einzigen Tag 1300 Menschen der Kirche der SiebentenTags-Adventisten anschlossen.

115 Jahre Adventisten in Estland Die Estland-Vereinigung der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten feierte Ende April ihr 115-jähriges Bestehen in der größten Konzerthalle in Südestland. Zu dem Ereignis kamen Adventisten und Freunde der Kirche aus verschiedenen C ound n t i aus n u edem d o nAusland. next page Teilen Estlands

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B LWI CO KR L IDN RDEI PE OWR TE L T

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Weltkongress zur Religionsfreiheit mit

schwierigen Themen IRLA-Präsident rät, sich nicht von einer säkularen Gesellschaft leiten zu lassen Mark A. Kellner, Nachrichtenredakteur und Bettina Krause, IRLA Kommunikationsdirektor, berichten aus Punta Cana, Dominikanische Republik

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Während das Generalthema des Kongresses „Säkularismus und Religionsfreiheit – Konflikt oder Partnerschaft?“ auf den ersten Blick nichts mit den Ländern zu tun zu haben scheint, in denen Menschen wegen ihres Glaubens verfolgt werden, vertrat Lotz eine andere Sicht. Er erklärte: „Die meisten Menschen leiden weltweit unter einem Mangel an Religionsfreiheit. 70 Prozent der Weltbevölkerung lebt unter religiöser Repression.“ Vor Vertretern der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, der Mennoniten, der römisch-katholischen Kirche, der Baptisten, Mormonen, Scientologen und anderer Glaubensgemeinschaften wies der Generalsekretär der IRLA, der Adventist John Graz, darauf hin, dass der Weltkon-

O l i v e r / ANN

or fast 900 Delegierten und Gästen auf dem 7. Weltkongress zur Religionsfreiheit der Internationalen Gesellschaft für Religionsfreiheit (IRLA) fasste Denton Lotz, angesehener Baptistenpastor und IRLA-Präsident, das Anliegen der dreitägigen Veranstaltung zusammen: „Wir sind heute hier, weil wir glauben, dass Religionsfreiheit wesentlich für alle Menschenrechte ist.“ Diese Sicht wird leider in vielen Regionen der Welt nicht geteilt, was Lotz zufolge die Konferenzen umso wichtiger mache. „Es ist unsere Aufgabe, zusammenzuarbeiten, damit wir in Harmonie und Eintracht zusammenleben können“, erklärte Lotz den anwesenden Leitern christlicher, muslimischer, jüdischer und anderer Glaubensgemeinschaften. „Wir brauchen keine Religionskriege.“ Dass Gewalt gegen Gläubige nach wie vor ein Problem darstellt, wurde anhand einer Videopräsentation zu Beginn der Konferenz deutlich. Darin ging es um die über Christen in Pakistan und im Iran aufgrund von „Blasphemie“ verhängte – jedoch noch nicht vollstreckte – Todesstrafe sowie um die Ermordung zweier pakistanischer Politiker – Salman Taseer, Gouverneur der pakistanischen Provinz Punjab, und Shahbaz Bhatti, Minderheitenminister Pakistans – im Jahr 2011. Außerdem wurden die extremen religiösen Repressionen in Nordkorea angesprochen.

A n s e l

„Das 115-jährige Bestehen der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Estland wird als ein historisches, besonderes Ereignis im Gedächtnis bleiben“, sagte David Nõmmik, Vorsteher der Estland-Vereinigung. „Das Leitthema lautete ‚Im Licht des Anfangs‘. Die Predigten und alle Aktivitäten waren auf das bisherige Gemeindewachstum und die Mission und auf unsere Hoffnung auf Christus für die Zukunft ausgerichtet“, erklärte er weiter. „Wir brauchten solch ein Ereignis, um zurückzublicken und den Fortschritt unserer Adventgemeinde in Estland zu erkennen. So können wir auf Evangelisation und die Einheit in unserer Gemeinde ausgerichtet bleiben. Es war großartig, Gäste aus Finnland, Schottland, England, Lettland und Litauen unter uns zu haben und ihre Unterstützung und ihre Ermutigung zu spüren.“ Während der vergangenen 115 Jahre hat Estland immer wieder schwere Zeiten durchgemacht. Nach dem Ersten Weltkrieg herrschte in Estland 20 Jahre lang Freiheit, auf die der Zweite Weltkrieg und 50 Jahre sowjetische Besatzung folgten. Doch wie Eduard Vari, ein langjähriges Gemeindeglied der Adventgemeinde in Tartu, es formuliert, konnte die Sowjet-Ära die geistliche Gesundheit der Gemeinde nicht zerstören. Die Gemeinden wuchsen weiterhin und trotz strenger Beschränkungen missionarischer Tätigkeiten waren die Adventisten aktiv und nutzten alle Möglichkeiten, die sie hatten. „Heute ist Estland nicht mehr politisch besetzt, doch die geistiche ‚Besatzung‘ – Habgier, Manipulation, Selbstsucht, Stolz etc. – bedroht uns alle“, sagte Bertil Wiklander, Präsident der Transeuropäischen Division, Hauptredner bei der Jubiläumsfeier. Zugleich ermutigte Wiklander die Menschen, das Licht weiterzugeben und sich nicht darauf zu beschränken, die Dunkelheit zu beklagen. Lauri Beekman in Tartu, Estland

Denton Lotz, Präsident der IRLA, sagte in seiner Grundsatzrede über Säkularismus und Religionsfreiheit: „Die Religion stirbt, wenn sie sich nicht mehr an Gott, sondern nur am autonomen Menschen ausrichtet. Religion lebt auf, wenn sie sich an Gott ausrichtet.“


R e v i e w K e l l n e r / A dv e nt i st A .

O l i v e r / ANN

M a r k O l i v e r / ANN A n s e l

gress eine facettenreiche Veranstaltung sei. „Auf diesem Kongress geht es um die Re­ligionsfreiheit, doch es ist keine religiöse Veranstaltung“, so Graz. „Wir sind alle hier zusammengekommen. Wir repräsentieren verschiedene Glaubensüberzeugungen, verschiedene Religionen, verschiedene Kirchen. Wir sind verschieden, aber wir begegnen einander mit Respekt.“ Während der Konferenz sprachen die Redner und Delegierten über die Herausforderungen einer Welt, die zunehmend feindselig auf Ausdrucksformen religiöser Überzeugungen in der Öffentlichkeit reagiert. Lotz, der für eine Trennung von Kirche und Staat eintritt, rief gleichwohl dazu auf, dass sich die Religion nicht von einer säkularen Gesellschaft leiten lassen dürfe. „Dem Säkularismus zu gestatten, religiöse Überzeugungen zu definieren, ist meines Erachtens nach die größte Herausforderung für die Religionsfreiheit“, sagte Lotz vor den Delegierten. „Wenn wir zulassen, dass die Säkularisierung unseres Glaubens gegenüber dem Transzendenten die Oberhand gewinnt, verliert der Glaube seine Bedeutung.“

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Ted N. C. Wilson, Präsident der Generalkonferenz der SiebentenTags-Adventisten, wandte sich mit einem leidenschaftlichen Appell für Religionsfreiheit an die Dele­ gierten des 7. Weltkongresses der Internationalen Gesellschaft für Religionsfreiheit.

Lotz zufolge „stirbt die Religion, wenn sie sich nicht mehr an Gott, sondern nur am autonomen Menschen ausrichtet. Religion lebt auf, wenn sie sich an Gott ausrichtet.“ In einer Erklärung des Präsidenten der Dominikanischen Republik, Leonel Fernández Reyna, die vor den Delegierten verlesen wurde, hieß dieser sie „aufs Herzlichste in der Dominikanischen Republik, einem Land der Freiheit, willkommen. Die Dominikanische Republik ist ein Ort der Freiheit für Christen, Muslime, Juden und Menschen anderer Glaubensüberzeugungen.“ In seiner Rede am 26. April 2012 rief Ted N. C. Wilson, Präsident der Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten, dazu auf, dass gläubige Menschen die Gelegenheiten zum offenen Diskurs nutzen sollten, die ein säkularer Staat bietet und schützt. Er räumte zwar einen unausweichlichen Konflikt zwischen den Werten gläubiger Menschen und denen einer säkular geprägten Gesellschaft ein, stellte jedoch fest: „Wir müssen diese Spannung als Teil einer freien Gesellschaft akzeptieren. Wir müssen die Herausforderungen annehmen und unter der Führung Gottes angemessen damit umgehen.“ Wilson unterschied zwischen „radikalem“ oder „extremem“ Säkularismus, der danach trachte, die Religion aus dem öffentlichen Bereich auszuschließen, und einer „säkularen Staatsführung“, die einen neutralen Standpunkt zwischen den Religionen einnimmt und das Recht auf Religionsfreiheit für Minderheiten schützt. „Wenn ein intoleranter, ideologischer Säkularismus unsere religiösen Werte angreift, müssen wir für unsere Überzeugung eintreten“, so Wilson. Er nannte Beispiele, in denen der Säkularismus zu weit gegangen sei, wie zum Beispiel das Kopftuchverbot oder die Verfügung, Abtreibungen auch in Kliniken durchzuführen, in denen diese aus Gewissensgründen abgelehnt werden.

John Graz, Generalsekretär der IRLA, sagte in seiner Eröffnungsrede zum 7. Weltkongress der von der General­ konferenz der Siebenten-Tags-Adventisten getragenen Organisation: „Wir sind hier, weil wir an die Würde des Menschen glauben und weil Religionsfreiheit ein Teil der Menschenwürde ist. Religionsfreiheit gehört zu Gottes Geschenk der Liebe für alle Menschen an allen Orten.“

Nigel Coke, ein führender Vertreter der IRLA in Jamaika, war einer der fast 900 Delgierten auf dem 7. Weltkongress der IRLA vom 24.– 26. April 2012 in Punta Cana, Dominikanische Republik. Wilson warnte jedoch davor, der Versuchung zu erliegen, einen „Religionsstaat“ als annehmbare Alternative zur säkularen Staatsführung zu betrachten. Seine eigene, lebenslange Leidenschaft für die Förderung der Religionsfreiheit führte er auf Erinnerungen an seinen Vater, Neal Wilson, der als Präsident der adventis­ tischen Weltkirchenleitung oftmals Stunden mit Regierungsvertretern verbrachte, um ihnen den Wert der Gewissensfreiheit zu erklären. n C o n t i n u e d o n n e x t p a g e

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B L I C K P U N K T

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ier in Maryland, wo ich lebe, befinden wir uns jetzt mitten im heißen Sommer. Es ist die Zeit, in der sich unsere Gedanken wie von selbst auf Erholung und die Natur richten und darauf, etwas außerhalb unserer alltäglichen Routine zu tun. Selbstverständlich ist Erholung – ganz unabhängig von der Jahreszeit – immer ein wichtiger Teil meines und ich hoffe auch deines Lebens. Sie bringt ein Gefühl der Befreiung von der Belastung, dem Ernst und dem Druck, die mit unserer Arbeit und der uns auferlegten Verantwortung verbunden sind. Ich habe schon oft gesehen, dass eine gesunde Unterbrechung unserer Routinetätigkeiten uns gerade den Impuls geben kann, der nötig ist, um Körper und Geist zu erfrischen und uns mit neuer Energie zu versorgen, damit wir Herausforderungen und schwierige Situationen bewältigen können. Mich erinnert das immer an das „Neustarten“ meines Computers, wenn er langsam wird oder abgestürzt ist. Die Herausforderung: Zeit

Aber wie du wahrscheinlich auch schon erlebt hast, kann es ein Problem sein, sich Zeit für eine hilfreiche Unterbrechung zu nehmen oder um etwas Entspannendes zu tun. Wenn ich im Büro bin, sind meine Tage in der Regel mit unzäh­ ligen Einzelgesprächen, Sitzungen und Ausschüssen angefüllt. Zwischen den Terminen und in den Abendstunden stehen dann noch die E-Mails und Briefe auf dem Programm, die mein Leben in Beschlag zu nehmen scheinen. Wenn ich auf Reisen bin, was ziemlich häufig der Fall ist, kann die Hektik der Aktivitäten sogar noch eine größere Herausforderung bilden. Normalerweise ist solch eine Reise angefüllt mit der Ausübung öffentlicher Funktionen. Dazu gehören die Teilnahme an Ausschüssen, der Besuch bei öffentlichen Stellen oder Repräsentanten und die Begegnung mit Gemeindegliedern. Hinzu kommt noch das Problem des Jetlags. Der vermeintliche „Zauber“ des Reisens verliert angesichts der Last der ständigen Bereitschaft für Aktivitäten im

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Von Ted N. C. Wilson

Erholung und Erweckung

Es gibt einen Zusammenhang

Licht der Öffentlichkeit sowie der Notwendigkeit zu repräsentieren und Menschen zu ermutigen schnell seinen Glanz. Manchmal finde ich es sehr schwierig, ausreichend Ruhe und Erholung, Sonnenlicht und die nötige Bewegung zu bekommen, wenn ich auf Reisen bin. Zeit finden

Das Zeitproblem, das wir alle auf die eine oder andere Weise haben, ist nicht neu. Ellen White schrieb 1867: „Mir wurde gezeigt, dass die Sabbathalter als Volk zu schwer arbeiten, ohne sich selbst Abwechslung oder Zeiten der Ruhe zu gönnen. Erholung ist notwendig für alle, die körperlich arbeiten, und sie ist noch wichtiger für diejenigen, die hauptsächlich geistig arbeiten. Es ist weder für unsere Erlösung nötig, noch dient es zur Verherrlichung Gottes, das Denken ständig und übertrieben arbeiten zu lassen – nicht einmal wenn es um religiöse Themen geht.“ (Testimonies for the Church, Bd. 1, S. 514) f oto s

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Und so nehme ich mir trotz aller Herausforderungen gern Zeit für die Erholung. Für mich ist es immer besonders belebend, etwas Sinnvolles zu tun, während ich mich entspanne. Ob du es glaubst oder nicht, ich habe Freude daran, die ganz normalen Arbeiten auszuführen, die in einem Haus anfallen. Ich finde, sogar eine Glühbirne zu wechseln oder andere Heimwerkerarbeiten können Freude machen! Zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehören Tischler- und Renovierungsarbeiten. Bei Renovierungsarbeiten an unserem Haus kann ich oft sehr viel lernen. Ich finde die Kreativität, die für diese Art von Projekten nötig ist, sehr nützlich, wenn es darum geht, kreative Herangehensweisen für meine reguläre Arbeit zu finden. Aktivitäten im Freien

Besonders erfrischt mich der Aufenthalt an der frischen Luft. Ich arbeite gern in unserem Garten, egal ob ich allgemeine Gartenarbeiten erledige oder ob ich den

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d e r w i l s o n

fa m i l i e


Links: Die Wilsons gehen gern mit ihren Kindern und Enkelkindern wandern (von links nach rechts): Catherine und Robert Renck Jr. mit Tochter Charlotte Rose, Nancy und Ted Wilson, David und Elizabeth Wright mit ihren Kindern ­Matthew, Lauren und Maryanne, Emilie und Kameron DeVasher mit Sohn Henry. Unten: Ted Wilson entspannt sich beim Umbau der Familienküche.

die Aussicht von den Bergen zu genießen und mit der Familie zusammen zu sein. Selbst unsere jüngsten Enkelkinder machen bei diesen Ausflügen gern mit. Zuhause walken meine Frau Nancy und ich gern. Früher sind wir gejoggt, doch jetzt gehen wir lieber zügig etwa 30 bis 45 Minuten, wann immer wir können. Wenn wir Zeit haben, fahren wir auch gern mit dem Fahrrad auf einem der vielen wunderschönen Radwege im Großraum Washington. Im Büro finde ich oft neue Energie, wenn ich auf meinen Wegen durch das Gebäude einfach kurz mit Mitarbeitern rede, bevor ich wieder zu Sitzungen oder anderen Aufgaben zurückkehre. Viele Mitarbeiter bei der Generalkonferenz gehen in den zwei 15-Minuten-Pausen, die sie haben, im Freien spazieren (oder bei schlechtem Wetter auch im Gebäude). Gottes Ideal für uns

Garten gestalte. Früher hatten Nancy und ich einen wunderbaren Gemüsegarten, an dem wir große Freude hatten. Aber in den letzten Jahren haben wir keine Zeit mehr dafür gehabt. Es gibt nichts Schöneres, als mit einem leeren Korb durch den Garten zu gehen, der bei der Rückkehr in die Küche übervoll mit gelbem Kürbis, Zucchini, Zwiebeln, Tomaten und vielen Salatgurken (eines meiner Lieblingsgemüse) ist. In einem Sommer haben wir etwa 800 Salatgurken geerntet; die meisten haben wir verschenkt! Seit vielen Jahren gehen meine Familie und ich wandern und bergsteigen. Es macht Freude, gemeinsam zu wandern, besonders mit unseren Kindern und Enkeln. Wir planen unseren Familienurlaub, in dem wir meistens wandern gehen, gern frühzeitig. Es ist so erholsam, in Gottes freier Natur zu sein, seine Schöpfermacht zu bewundern, die frische Luft und

Gott hat uns so geschaffen, dass wir Freude an vielen Dingen haben, und das ist wunderbar. Durch sein Wort fordert er uns auf, ein ausgeglichenes, maßvolles, gesundes Leben zu führen. Er möchte, dass wir ein Leben im Überfluss führen. In 3. Johannes 2 lesen wir, wie umfassend dieser Wunsch ist: „Mein Lieber, ich wünsche, dass es dir in allen Dingen gut gehe und du gesund seist, so wie es deiner Seele gut geht.“ Wenn dein Leben voller Stress ist, ermutige ich dich, dir Zeit für positive christliche Aktivitäten für dich und zusammen mit deiner Familie zu nehmen. Vielleicht wirst du angenehm überrascht sein über die Gelegenheiten, die du erhalten wirst, noch besser für andere da zu sein. Ich finde, dass die Freizeitaktivitäten, die mir am meisten Freude machen, einfache Dinge sind, die man in der Natur unternehmen kann oder die einen Nutzen für Andere haben. Gott ist jeder Aspekt unseres Lebens wichtig, auch unser Bedürfnis nach Freizeit und Erholung. Ganz egal, wo wir sind – wenn wir Gott bitten, uns zu führen, wird er uns Freizeitaktivitäten und Gelegenheiten zum Dienen geben, die uns körperlich und seelisch gut tun und zugleich

ihn verherrlichen. Er wird dieses Gebet ganz sicher erhören! Ich habe gelernt, dass vielleicht nicht jede Freizeitaktivität sämtliche dieser Vorteile bietet, doch viele erfüllen zumindest eine große Zahl davon. Und natürlich ist allgemein bekannt, dass „Zuschauersport“ diese Art körperlichen und seelischen Gewinn nicht bietet und deshalb in der Regel nicht so lohnend ist. Mir gefällt, wie Ellen White Familien ermutigt, gemeinsam Zeit in der Natur zu verbringen: „Eltern und Kinder sollten frei von Sorgen, Arbeit und Niedergeschlagenheit sein. Eltern sollten mit ihren Kindern selbst zu Kindern werden und alles so angenehm wie möglich für sie machen. Lasst den ganzen Tag zur Erholung dienen.“ (Testimonies for the Church, Bd. 1, S. 515) Erweckung und Erholung

Wahre, praktische christliche Freizeitaktivitäten können ein echter Teil von Erweckung und Reformation werden, wenn wir Gott bitten, uns in unserer Arbeit und in unseren Freizeitaktivitäten zu führen. Wir können jeden Morgen mit einer Erfrischung beginnen, indem wir uns ganz bewusst und aktiv Zeit reservieren, die wir mit unserem Schöpfer verbringen. Ich tue dies in der Regel am Beginn eines Tages. Es ist eine besondere Zeit für persönliches Gebet, Bibelstudium und das Studium der Schriften Ellen Whites. Ich finde Gottes geschriebenes Wort ebenso wie sein zweites Buch, die Natur, erfrischend. Da die geistliche Dimension im Leben grundlegend für jede positive Leistung im beruflichen und persönlichen Leben ist, ist es so wichtig, dass Gott die Grundlage für alle unseren Aktivitäten in Beruf und Freizeit ist. Der gleiche Gott, der mächtig genug war, uns zu erschaffen (siehe 1 Mo 1,27), kann und will uns wieder in sein Ebenbild verwandeln. n

Ted N. C. Wilson

ist Präsident der Kirche der Siebenten-TagsAdventisten in Silver Spring, Maryland, USA.

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A N D A C H T

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llein die Welt umsegeln, die Antarktis in einem Schlitten durchqueren oder von Haien verseuchte Meere durchschwimmen – immer wieder versuchen Männer und Frauen, Rekorde zu brechen und in die Schlagzeilen zu kommen. Vor ungefähr 3000 Jahren schloss sich eine Frau aus einer kleinen Stadt in einem Staat, den es heute nicht mehr gibt, einer besonderen Gruppe von Menschen an, indem sie das mutigste Wagnis einging, das ein Mensch eingehen kann: das Wagnis des Glaubens. Das war kein leichter Schritt. Sie blickte dem Tod ins Angesicht. Sie hatte mit ansehen müssen, wie ihr Mann starb. Und jetzt sah sie hilflos zu, wie alles um sie herum starb. Das Gras verdorrte, die Bäume ließen ihre Blätter fallen, die Kühe waren bis aufs Skelett abgemagert und die Ziegen meckerten mitleiderregend. Jeden Tag suchte sie mit ihren Augen den wolkenlosen Himmel ab, in der Hoffnung, eine Wolke, einen Vorboten des ersehnten Regens zu entdecken. Sie hatte Mehl und Öl rationiert, um es – wenn möglich – bis zum Ende der Dürre zu strecken. Der kleine runde Brotlaib, den es jeden Tag gab, wurde ungleich aufgeteilt. Ihr Sohn brauchte alle Nahrung, die sie ihm geben konnte. Es tat ihr weh, den Jungen so dünn und kraftlos zu sehen. Aber es war zwecklos – sie wusste es. Bald würden sie beide verhungern. Es war noch genug da für eine letzte Mahlzeit. Die Witwe ging vor die staubige Stadt Zarpat, um Feuerholz für diese letzte Mahlzeit zu suchen. Und hier betritt die Frau, deren Namen wir nicht erfahren, die biblische Geschichte. Hier begegnet sie einer der größten Gestalten der Bibel: dem Propheten Elia. Elia sah wahrscheinlich nicht sehr beeindruckend aus. Er war staubig und müde von der Reise. Er hatte einen langen Weg hinter sich. Und im Gegensatz zu unserer Witwe hatte Elia keine Zeit damit verbracht, den Himmel abzusuchen. Für ihn war diese Dürre keine Überraschung. Er hatte sie ja sogar angekündigt. Auf den Befehl Gottes hin war er vor König Ahab von Israel getreten und hatte eine aufsehenerregende Ankündigung gemacht: „So wahr der HERR, der Gott Israels, lebt, vor dem ich stehe: Es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen, ich sage es denn.“ (1 Kön 17,1)

Hinter den Kulissen

Lasst uns einen kurzen Blick hinter die Kulissen werfen. Was motivierte Gott zu dieser Machtprobe? Israel, das Volk Gottes, hatte sich einen neuen Gott gesucht: Baal. Der Gott Baal war aus dem Nachbarland Sidon eingeführt worden, zusammen mit König Ahabs neuer Frau, der berüchtigten Königin Isebel. Baal war der Wettergott. Meist wurde er mit einem Blitz in der Hand dargestellt. Normalerweise legt man sich nicht mit einem Gott an, der Blitze schleudert, aber der wahre Gott lässt sich nicht einschüchtern. Nach dem plötzlichen Auftritt Elias vor König Ahab und der überraschenden Ankündigung an ihn wies Gott Elia an, sich allein auf

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Von Chantal J. Klingbeil

Wagnis des Glaubens Das


eine ausgedehnte Campingtour in eine abgelegene Berggegend zu begeben. Dort campte Elia an einem Fluss. Seine Mahlzeiten wurden morgens und abends auf übernatürliche Weise von großen schwarzen Vögeln eingeflogen. Schließlich erreichte die vorausgesagte Dürre auch die abgelegene Berggegend und der Fluss trocknete aus. Und jetzt sandte Gott Elia auf eine sogar noch seltsamere Reise. Er wurde in die Stadt Zarpat gesandt – mitten in das Gebiet des Feindes. Zarpat lag im Heimatland Isebels. Alles oder nichts

In Zarpat trifft Elia auf unsere Witwe, die Feuerholz sammelt, um die letzte Mahlzeit zuzubereiten. Elia bittet sie um etwas zu trinken. Der Brunnen war offensichtlich noch nicht ausgetrocknet. Als sie sich umdreht, um das Wasser zu holen, ruft Elia ihr nach, als wäre es ihm gerade noch eingefallen: „Bringe mir auch einen Bissen Brot mit!“ (1 Kön 17,11). Brot! Er bittet um Brot. Wahrscheinlich sieht er nicht, wie schlecht es mir geht. So mag die Witwe gedacht haben. Ich werde es ihm erklären, dann wird er sicher verstehen, dass ich ihm wirklich nicht helfen kann. Und so erwidert sie: „So wahr der HERR, dein Gott, lebt: Ich habe nichts Gebackenes, nur eine Hand voll Mehl im Topf und ein wenig Öl im Krug. Und siehe, ich hab ein Scheit Holz oder zwei aufgelesen und gehe heim und will mir und meinem Sohn zurichten, dass wir essen – und sterben.“ (Vers 12)

mir einen Tausch an. Er will alles, was ich habe, und bietet mir dafür das Leben. Was haben wir zu verlieren? Wir sind sowieso verloren. Er fordert mich auf, den Sprung ins Dunkle zu wagen. Die Witwe von Zarpat zögert – doch dann wagt sie den Sprung. Ein großes Wagnis – bemessen in ein paar Tropfen Öl und einer Hand voll Mehl. Sie bringt Elia ihr letztes Brot. Und? Die biblische Geschichte ist eindeutig: Jeden Tag gab es sowohl für Elia als auch für die Frau und ihren Sohn etwas zu essen. „Das Mehl im Topf wurde nicht verzehrt, und dem Ölkrug mangelte nichts nach dem Wort des HERRN, das er durch Elia geredet hatte.“ (Vers 16)

Ausgerechnet meine letzte Mahlzeit will er mir nehmen.

Nichts zu verlieren

Elias Blick zeigt keine Enttäuschung oder gar Mitleid. Seine Augen blicken vielmehr hoffnungsvoll. „Fürchte dich nicht!“, sagt er. Sagen das nicht immer die Engel, wenn sie Menschen begegnen? „Geh hin und mach’s, wie du gesagt hast. Doch mache zuerst mir etwas Gebackenes davon und bringe mir’s heraus; dir aber und deinem Sohn sollst du danach auch etwas backen.“ (Vers 13) Ausgerechnet meine letzte Mahlzeit will er mir nehmen. Er will meinem Sohn buchstäblich das Essen wegessen. „Denn so spricht der HERR, der Gott Israels: Das Mehl im Topf soll nicht verzehrt werden, und dem Ölkrug soll nichts mangeln bis auf den Tag, an dem der HERR regnen lassen wird auf Erden.“ (Vers 14) Der Gott Israels – Moment mal, wir sind doch gar nicht in Israel, wir sind im Land Baals, in Sidon. Kann der Gott Israels hier überhaupt wirken? Seine Trockenheit hat sich auf das Land Baals ausgedehnt. Gott bietet

Den Sprung wagen

Die meisten Kinder lieben Spielplätze. Auch ich fand Spielplätze als Kind ganz okay – außer den Rutschen. Diese habe ich wirklich gehasst. Ich war einfach zu ängstlich. Während meine Spielkameraden immer ganz fröhlich und vor Vergnügen kreischend ins Ungewisse gerutscht sind, bin ich starr vor Angst oben auf der Rutsche stehengeblieben. Alles Rufen und Schieben von hinten konnte mich nicht dazu bewegen, ins Ungewisse hinabzurutschen. Im Rückblick denke ich, dass ich wohl einfach das Gefühl nicht mochte, keine Kon­ trolle zu haben, und dass ich mich davor fürchtete, am Ende der Rutsche auf den Boden aufzuschlagen. Es gab nur eine Möglichkeit für mich, von einer Rutsche zu rutschen: Mein Vater musste am Ende der Rutsche stehen, um mich aufzufangen. Die Geschichte von der Witwe von Zarpat weckt in mir die Erinnerung an meine Spielplatz-Erfahrung. Ich habe inzwischen größere Herausforderungen bestanden, als damals von der Rutsche zu rutschen, aber manchmal habe ich noch genau so viel Angst, wenn ich spüre, wie mir die Kontrolle über mein Leben entgleitet. Die Witwe von Zarpat gibt mir Mut, den Sprung ins Ungewisse zu wagen, in dem Wissen, dass, ebenso gewiss wie mich mein Vater damals aufgefangen hat, mein himmlischer Vater heute da ist, und mich auffängt. Ganz egal, welche Herausfor­ derungen auf uns zukommen, wir können den Sprung des Glaubens wagen, weil wir wissen, dass wir in den Armen Gottes landen ­werden. n

Chantal J. Klingbeil ist Autorin und Mode­ ratorin der Livesendung StoryLine auf dem HOPE-Channel (amerikanisches Programm), zu sehen unter storyline.hopetv.org. Sie ist verheiratet mit Gerald Klingbeil und unterrichtet ihre drei Töchter Hannah, Sarah und Jemima zu Hause. Juli 2012 | Adventist World

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G E L E B T E R

G L A U B E

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or kurzem las ich folgende Schlagzeile: „Frau wegen Veruntreuung von einer Million Dollar von der Erzdiözese New York angeklagt.“ Über sieben Jahre hinweg hatte die 67-jährige Finanzangestellte heimlich Geld aus einem Fonds, der für die Bildung an katholischen Schulen bestimmt war, abgezweigt. Es waren jeweils Beträge unter 2500 Dollar, für die keine Unterschrift eines Vorgesetzten erforderlich war. Externe Rechnungsprüfer entdeckten zunächst einen Fehlbetrag von 350.000 Dollar und veranlassten polizeiliche Ermittlungen. Wie konnte so etwas sieben Jahre lang unentdeckt geschehen?

schen ermöglicht, ohne Angst vor Anschuldigungen des eigenen Fehlverhaltens zu arbeiten. Das Werk unterstützen

Die besten Absichten können manchmal zu einer Katastrophe führen. Stellt euch die Aufregung eines Gemeindeschatzmeisters vor, der eine E-Mail mit der Information erhielt, dass er ausgewählt worden sei, dem Absender zu helfen, einen Millionenbetrag von einem ausländischen Konto „zu retten“. Konnte das wahr sein? War es Gottes Führung, die ihn zu etwas Besonderem ausgewählt hatte?

Unterschlagung

Von Robert E. Lemon

in der

Gemeinde

Auch wenn es gut gemeint ist, es ist falsch! Durch einfachen Zugriff auf die Gelder der Kirche kann sich für Einzelne die Gelegenheit ergeben, die Organisation zu betrügen. In der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten kann das zum Beispiel ein für die Buchhaltung verantwortlicher Angestellter oder Ehrenamtlicher sein, der seine persönliche Gas-, Wasser- oder Stromrechnung mit den Rechnungen der Gemeinde vermischt und die Gesamtsumme zu Lasten der Organisation überweist. Diese Art von Aktivität kann lange Zeit unbemerkt vor sich gehen. Sind das nur vereinzelt vorkommende, bedauerliche Zwischenfälle? Leider nicht. Es zeigt sich, dass Unterschlagung und Diebstahl in gemeinnützigen und religiösen Organisationen zunehmen. Und selbst in der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten muss diesem Thema Aufmerksamkeit geschenkt werden. Unsere Kirche operiert auf der Basis einer Vertrauensbeziehung zu den Angestellten und Ehrenamtlichen. Wir danken Gott, dass die überwiegende Mehrheit so handelt, wie es gedacht ist: Sie arbeiten treu, um die Mission der Gemeinde zu erfüllen. Leider gibt es auch einige Wenige, die, aus welchen Gründen auch immer, das Gefühl haben, sie können sich bei den Gaben der Gläubigen bedienen. Die ganze Angelegenheit wird dadurch noch verkompliziert, dass einige es als einen Mangel an Vertrauen empfinden, wenn interne Kontrollen eingeführt werden. In Wirklichkeit sind solche Sicherheitsvorkehrungen auch eine Hilfe für die Aufrichtigen. Sie schaffen ein Umfeld, das es den ehrlichen Men-

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Mit dem Geld, von dem in der E-Mail die Rede war, hätte er sicherlich viele Möglichkeiten, seine Gemeinde zu unterstützen. Er dachte darüber nach. Wahrscheinlich betete er sogar darum, dass es eine echte Gelegenheit wäre. Er beantwortete die E-Mail und befand sich schon bald in der Abwärtsspirale eines Betrugs. Es wurde Geld von ihm gefordert, um bei der Auslösung des Vermögens zu helfen. Jeder Schritt in der Transaktion schien vernünftig zu sein. Wenn er den Prozess abbrechen würde, würde er das Geld verlieren, das er bereits „investiert“ hatte. Er selbst besaß nicht genügend Geld, um die Riesensumme zu bekommen, die man ihm versprochen hatte. Sicherlich verflogen angesichts all des Guten, das er mit dem Geld machen könnte, die Probleme oder Bedenken, die er gehabt haben mag, als er etwas von den Gaben seiner Ortsgemeinde „auslieh“. Er würde die Gemeindegelder von dem grandiosen Gewinn wieder zurückzahlen und zusätzlich noch etwas spenden. Ganz gleich, wie gut das alles gemeint war, es war Unterschlagung. Der Gemeindeschatzmeister, der nur das Beste wollte, bekam am Ende eine Gefängnisstrafe für die Veruntreuung von mehr als einer Million US-Dollar. Die Ortsgemeinde kämpft damit, den finanziellen Verlust zu bewältigen. Das Ergebnis war für alle Beteiligten katastrophal – außer für die Betreiber des Betrugssystems, bei denen das Gemeindegeld landete. So etwas könnte bei uns nie passieren? Von Wegen! Dieses Szenario fand tatsächlich in einer Adventgemeinde statt.


Wie Unterschlagungen verhindert werden können Die Gemeinde Gottes schützen

Kennst du deinen Gemeindeschatzmeister? Werden dem Gemeindeausschuss vierteljährliche Finanzberichte vorgelegt? Werden Fragen bezüglich der lokalen Gemeindefinanzen zeit­ gerecht und angemessen beantwortet? In einem Fall führte das Übersehen bestimmter Warnhinweise (siehe Kasten „Warnsignale“) dazu, dass man schließlich entdeckte, dass es gar keinen Schatzmeister gab! Der Pastor hatte ohne das Wissen der Gemeinde die Bücher geführt und Hunderttausende von Dollars waren unsachgemäß verwendet worden. Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten hat bereits erhebliche Verluste erlitten, einige bis zu einer Million US-Dollar – Tendenz steigend. Adventist Risk Management, die Institution der Generalkonferenz, die die Schadensverhütung und Versicherungen für unsere Kirche abwickelt, sichert Verluste dieser Natur durch außenstehende Versicherer ab. Leider ziehen höhere Verluste auch höhere Versicherungsbeiträge nach sich. Zu den Verlusten und den Unannehmlichkeiten bei der Bearbeitung der Versicherungsangelegenheiten kommen noch hohe Selbstbeteiligungen, die von den betroffenen Gemeindeorganisationen gezahlt werden müssen. In einigen Teilen der Welt ist die Selbstbeteiligung so hoch, dass es sich nicht lohnt, Versicherungsschutz in Anspruch zu nehmen. In den USA beträgt der Selbstbehalt 2500 Dollar. Es ist wichtig, nicht nur die finanziellen Folgen, sondern auch die Auswirkungen, die solche Veruntreuungen auf das Gemeindeleben haben, das Misstrauen, das dadurch entsteht, und die Ablenkung von unserem eigentlichen Auftrag zu bedenken. Hinzu kommt, dass, wie im Falle der Katholischen Kirche, die mediale Berichterstattung über solche Verluste dem Ruf schadet und von unserer Aufgabe für die Gesellschaft abhält. Es ist wichtig, die richtigen Schritte zu gehen, um die Gemeindegelder zu sichern und sowohl für ehrenamtliche als auch angestellte Mitarbeiter eine geschützte Arbeitsumgebung zu schaffen (siehe Kasten „Wie Unterschlagungen verhindert werden können“). Vergesst nicht: Als Haushalter der Güter Gottes haben wir eine große Verantwortung übertragen bekommen. Wenn uns die Gemeinde Gottes am Herzen liegt, müssen wir die höchsten Standards erfüllen. Eines Tages werden wir dafür zur Rechenschaft gezogen werden, was wir mit den Mitteln getan haben, die uns Gott anvertraut hat. „In eines Mannes Herzen sind viele Pläne; aber zustande kommt der Ratschluss des Herrn.“ (Spr 19,21) n

1. Die richtigen Personen einstellen. Jeder Angestellte und Ehren­ amtliche, der Zugang zu Gemeindegeldern hat, sollte gründlich auf seinen Hintergrund überprüft werden. Kriminalpolizeiliche Überprüfungen kosten nicht viel und können Aufschluss über eventuelle Vorstrafen bringen. Auch angegebene Referenzen sollten überprüft werden. 2. Ehrenamtliche nicht mit Geld umgehen lassen, wenn sie in der Ortsgemeinde neu oder unbekannt sind. 3. Aufgabenteilung. Es sollte niemals eine einzelne Person Zugang zu allen Bereichen im Umgang mit den Finanzen haben. Besonders sollte auf eine Trennung von Buchhaltung und Zahlungsverkehr (z. B. Überweisungen) geachtet werden. 4. Ein gutes Buchhaltungssystem. Die Buchungsunterlagen müssen immer auf dem neusten Stand sein. Verkäufer oder Lieferanten dürfen niemals ohne Rechnungsbeleg bezahlt werden. Von einer dritten Person sollte geprüft werden, ob es sich bei Zulieferern, die bezahlt werden, um rechtmäßige Firmen handelt, die tatsächlich Güter oder Dienstleistungen für Geld anbieten. 5. Klar festlegen, ab welcher Höhe Ausgaben genehmigt und Überweisungen gegengezeichnet werden müssen. 6. Buchprüfungen durch unabhängige Dritte. In der Ortsgemeinde werden diese Buchprüfungen in der Regel durch Mitarbeiter der Schatzmeisterei auf Vereinigungsebene durchgeführt. 7. Nicht warten, wenn ein Problem vermutet wird. In diesem Fall sollte der Vereinigungsschatzmeister informiert werden. Die Vereinigung hat Möglichkeiten zu helfen – bis hin zu Revisionen durch die Generalkonferenz.

Warnsignale! Auf diese Dinge sollte man bei Angestellten und Ehrenamtlichen achten, die Zugang zu Geld und zur Buchhaltung haben: 1. Finanzielle Probleme. Eine schlechte wirtschaftliche Situation oder persönliche finanzielle Schwierigkeiten können Menschen zu falschen Entscheidungen führen. Ein Angestellter, der immer wieder um einen Vorschuss bittet, könnte ein Hinweis auf ein größeres Problem sein. 2. Unzufriedene Angestellte. Mitarbeiter, die sich nicht genügend geschätzt oder überarbeitet fühlen, könnten das als Rechtfertigung für falsches Verhalten in finanziellen Dingen ansehen. 3. Enge Beziehungen zu Zulieferern und Dienstleistern.

Robert E. Lemon ist Schatzmeister

der Gene­ralkonferenz der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten und fungiert als Vorstandsvorsitzender des Adventist-Risk-Management-Ausschusses.

4. Auffälliges Verhalten. Angestellte und Ehrenamtliche, die ihre Arbeit nicht von jemandem überprüfen lassen wollen, keinen Urlaub nehmen wollen oder auch bei kurzer Abwesenheit niemand anderen ihre finanziellen Tätigkeiten übernehmen lassen. 5. Angestellte oder Ehrenamtliche, die offensichtlich über ihre Verhältnisse leben.

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T I T E LT H E M A

K

urzzeitige Missionsprojekte und Berichte darüber gibt es in der adventistischen Welt im Überfluss. Der Fokus unserer Kirche auf Gott und Menschen in Not hat unzählige Menschen angespornt, fern der Heimat Gottes Liebe weiterzugeben. Hein und Melissa Myburgh, die ein selbstunterhaltendes Missionsprojekt mit dem Namen Mukuyu Outreach in einer entlegenen Region in Südsambia, am Ufer des Sambesi-Flusses, leiten, nennen diesen Ort ihre Heimat und sind hierhergekommen, um zu bleiben. Die Myburghs zogen 2006 nach Mukuyu im Bezirk Siavonga in Sambia (der Name wird Mu-ke-u ausgesprochen und bedeutet „wilder Maulbeerfeigenbaum“). Zuvor war Heins Bruder Johann, der das Projekt begonnen hatte, im Alter von 34 Jahren auf tragische Weise ums Leben gekommen: Ein Elefantenbulle hatte ihn während eines Spaziergangs angegriffen und tödlich verletzt. Hein, ein Naturschützer, spürte Gottes Ruf, den Traum seines Bruders fortzuführen und den Menschen in Sambia das Evangelium weiterzugeben. Melissa wollte schon als Kind in die Mission gehen und auch sie glaubte, dass Gott sie nach Mukuyu führte. Das Missionsunternehmen im Herzen Afrikas dient der Landbevölkerung, die unter bitterer Armut und tiefstem Aberglauben leidet. Animismus und Zauberei sind überall anzutreffen. Die meisten Einwohner

Zwei  Herzen,

eine

Mission

Ein junges adventistisches Ehepaar lebt das Evangelium in Sambia auf dem Land der Region haben wenig oder gar keine Bildung und es gibt kein verlässliches Gesundheitswesen. In den sechs Jahren, in denen Hein und Melissa sich zur Arbeit an diesem Ort verpflichtet haben, konnten sie sich durch ihren Dienst einen Weg in die Herzen und in das Leben der Menschen bahnen. Inzwischen haben sie zahlreiche Möglichkeiten gefunden, die Menschen zu erreichen – und sind dabei, diese in die Tat umzusetzen. Dazu gehören ein Waisenheim, Zahn- und allgemeinmedizinische Ambulanzen unter freiem Himmel, ein Boot zur medizinischen Versorgung, das am Ufer des Sambesi entlangfährt; ein Zentrum zur Ausbildung von Frauen; ein Evangelisationsprogramm mit Bibelarbeitern; ein Sozialzentrum zur Nahrungsmittelversorgung älterer Menschen und eine adventistische Schule für einheimische Kinder der Klassen 1 bis 4. Was hat ein junges Ehepaar gereizt, ein komfortables Leben in Süd­ afrika aufzugeben und gegen ein Leben in einem schlangenverseuchten Gebiet, ohne sanitäre Einrichtungen, mit einem Generator als einziger Stromquelle und mit begrenzten medizinischen Ressourcen eine Autostunde von der nächsten Stadt entfernt einzutauschen? Adventist WorldChefredakteur Bill Knott und Redakteurin Sandra Blackmer sprachen mit Hein und Melissa, um es herauszufinden.

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A l l e

f oto s

m i t f r e u n d l i c h e r g e n e h m i g u n g vo n M e l i s sa u n d H e i n M y b u r g h


BILL KNOTT: Hein und Melissa, ihr lebt heute weit von eurer früheren Heimat entfernt. Wie würdet ihr euer jetziges Zuhause beschreiben? HEIN MYBURGH: Die Veranda vor unserem

fertig ist, kann sie es auch dafür nutzen. Die beiden Gebäude befinden sich nicht auf dem Mukuyu-Gelände, sondern im etwa einen Kilometer entfernten Dorf.

Haus ist etwa 3 bis 4,5 Meter vom Ufer des Sambesi entfernt. Man kann von dort fast direkt in den Fluss steigen. Es ist also eine wunderschöne Umgebung.

BK: Ihr lebt direkt am Sambesi, der im Grunde der einzige beständige Verkehrsweg in der Region ist, und soweit ich weiß, habt ihr auch einen Dienst mit einem Boot gestartet. Was hat es damit auf sich? HM: Als mein Bruder hier war, kaufte er

BK: Und wie sieht euer Haus aus? HM: Es ist ein strohgedecktes Haus mit

Gipswänden und hölzernen Stützbalken. Im Haus gibt es kein fließendes Wasser, Dusche und WC befinden sich außerhalb des Hauses, ein Generator versorgt uns mit Strom. BK: Verwendet ihr Quellwasser? HM: Das Quellwasser in unserer Gegend ist

ungenießbar. Aufgrund der leicht löslichen Steinschicht ist das Wasser sehr schwefelhaltig. Es wird nur zum Waschen verwendet. Deshalb verwenden wir hauptsächlich das Wasser aus dem Fluss. Zum Trinken kaufen wir Wasser in Flaschen. BK: Es ist schon mühsam genug, unter den Umständen, die du beschreibst, einen Haushalt zu führen, aber ihr habt außerdem auch noch eine ganze Reihe von Missionsaktivitäten gestartet. Erzähle uns mehr davon. HM: Viele Kinder in dieser Region verlieren

Von oben nach unten: Die Myburghs betreiben eine kleine Farm mit etwa 700 Schafen, um die Finanzierung der Mission in Mukuyu zu unterstützen. Hein repariert ein altes Boot, mit dem ein medizinischer Dienst gestartet werden soll. Das instand gesetzte Boot für die medizinische Mission wird ausprobiert. Links: Die Myburghs haben ein Heim gebaut, das zwölf der vielen Waisenkinder der Region aufnehmen kann.

ihre Eltern aufgrund von HIV/AIDS. Die große Armut führt dazu, dass sich niemand um sie kümmert. Deshalb haben wir ein Heim für etwa zwölf Waisenkinder errichtet. Wir haben selbst bis jetzt noch kein regelmäßiges Einkommen oder ausreichende finanzielle Mittel, um die Kinder mit dem Notwendigsten zu versorgen, aber wir haben ein Heim, in dem die Kinder, deren Finanzen in der Schwebe sind, untergebracht werden können. Gegenüber dem Waisenheim haben wir ein Dach mit Stützen – bis jetzt noch ohne Wände –, aus den einmal ein Sozialzentrum werden soll, in dem Mahlzeiten an ältere Menschen ausgegeben werden. Im Moment gibt Melissa direkt vor dem Waisenheim Nähunterricht unter freiem Himmel, aber wenn das Sozialzentrum

ein altes, rostiges Boot. Er wollte es instand setzen und als eine Art schwimmende Ambulanz auf dem Sambesi verwenden, aber er hatte nicht die Mittel, um es zu reparieren. Melissa und ich wollten seine Idee eigentlich verwirklichen, aber wir hatten auch nicht das Geld dafür. Dann haben wir vor etwa einem Jahr in Victoria Falls, Simbabwe, beim Bau einer Ein-TagKapelle mitgeholfen. Dort haben wir für alle ehrenamtlichen Helfer eine Präsentation über Mukuyu gezeigt – und auch über unseren Traum mit dem Boot gesprochen. Später kam ein Arzt, der bei dem Bauprojekt mitarbeitete, zu mir und bot mir an, die Mittel für die Reparatur des Bootes zur Verfügung zu stellen. Er berichtete mir, dass sein Bruder etwa 18 Monate zuvor verstorben war, und meinte dann: „Warum verwirklichen wir nicht die schwimmende Ambulanz zum Gedenken an meinen und deinen Bruder?“ Und so setzten wir das Boot instand und nannten es Bakwesu. Das heißt in der Sprache der Tonga „Brüder“. SANDRA BLACKMER: Wie werdet ihr das Boot einsetzen? HM: Weder Melissa noch ich haben eine

formale medizinische Ausbildung. Deshalb möchten wir kurze medizinische Missionsreisen mit dem Boot auf einer Strecke von etwa 40 Kilometern entlang des Sambesi zwischen unserer Missionsstation und der Grenzstadt Chirundu organisieren. Dazu wollen wir ehrenamtliche medizinische Helfer – Ärzte, Krankenschwestern und Zahnärzte – gewinnen. Ich habe ungefähr fünf verschiedene Abschnitte entlang des Flusses abgegrenzt, in denen es einigermaßen große Dörfer gibt. Wir wolJuli 2012 | Adventist World

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len an diesen Dörfern anhalten und einige Stunden oder einen ganzen Tag dort bleiben, damit die freiwilligen Helfer ihre medizinischen Dienste anbieten können. Die meisten Dörfer entlang des Flusses liegen weit entfernt von den Hauptstraßen, so dass es für die Einwohner schwierig ist, zu den staatlichen Kliniken zu gelangen. BK: Das hört sich ja recht abenteuerlich an. HM: Ja, das wird ein Abenteuer. Ein beson-

derer Vorteil eines solchen kurzzeitigen medizinischen Missionseinsatzes ist, dass die Teilnehmer an einem solchen Projekt viel von der faszinierenden Flora und Fauna entlang des Flusses werden sehen können. Es ist wunderschön hier mitten im afrikanischen Busch. BK: Du hast Pläne für eine Schule erwähnt. Das ist sicherlich ein sehr ehrgeiziges Projekt. Was kannst du uns über das Schulgebäude sagen? HM: Die Schule für die Kinder unseres

Dorfes liegt mehr als fünf Kilometer entfernt. Einen großen Teil des Jahres können sie den Weg nicht zurücklegen – besonders die kleineren Kinder –, denn in den trockenen Monaten gibt es überall Elefanten auf der Suche nach Nahrung. Wenn dann die Regenzeit kommt, sind die Wege vor lauter Schlamm unbegehbar. Von der öffentlichen Hand haben wir einen Hektar Land direkt gegenüber dem Waisenheim bekommen. Dort haben wir mit dem Bau einer Schule für die ersten vier Schulstufen begonnen. Wir arbeiten dabei mit dem Vereinigungsbüro der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten vor Ort zusammen; es wird also eine reguläre adventistische Grundschule. Es wird vier Klassenzimmer, ein Büro und ein Lehrerhaus geben. Die Dachkonstruktion für das erste Klassenzimmer steht bereits, allerdings gibt es noch keine Wände und keinen Boden. SB: Melissa, man muss eine außergewöhnliche Frau sein, um die Entscheidungen zu treffen, die du getroffen hast. Was für eine Erfahrung ist es für dich gewesen? Wie gut kannst du mit dem Leben in Mukuyu umgehen?

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Von oben nach unten: An gespendeten Nähmaschinen unterrichtet Melissa die Frauen in der Umgebung im Nähen. Das Haus von Hein und Melissa hat kein fließendes Wasser. Strom wird von einem Generator erzeugt. Rechts: Die Frauen der Region waschen die Wäsche im Sambesi-Fluss.


Melissa Myburgh: Als ich zum ersten Mal hier in den Busch kam, war es wirklich schwierig. Ich musste immer an die wilden Tiere denken, an die Elefanten und besonders an das, was mit Heins Bruder passiert ist. Ich habe mich sehr gefürchtet und auch meine Familie war nervös. Aber wir haben alle geglaubt, dass Gott uns führte. Seit ich ein kleines Mädchen war, habe ich Gott darum gebeten, mich ins Missionsgebiet zu senden und tief in meinem Herzen wusste ich, dass dies meine Mission war. So habe ich einfach über meine Ängste gebetet und jeden Tag wurde es dann besser. Jetzt habe ich das Gefühl, ich lebe am sichersten Ort überhaupt und dass Gottes Schutz ständig mit uns ist. SB: Ich habe gehört, dass du einmal einen beinahe tödlichen Asthmaanfall hattest. MM: Ja, ich hatte eine schwere allergische

Reaktion. Während Hein mich in das eine Autostunde entfernte Krankenhaus fuhr, musste er zwischendurch immer wieder stehenbleiben, um mir eine Mund-zuMund-Beatmung zu geben, bevor er wieder weiterfahren konnte. Nach etwa zwölf Kilometern sah er einen unserer Nachbarn auf der Straße und bat ihn um Hilfe. Der Nachbar sprang ins Auto und fuhr uns den Rest der Strecke, während Hein die Mundzu-Mund-Beatmung fortsetzte. Sie haben mir das Leben gerettet. Gott ist hier definitiv mit uns. SB: Welche anderen Herausforderungen gibt es hier für dich? MM: Eine Herausforderung sind sicher die

Schlangen, weil die meisten davon hier giftig sind – und sie sind überall. Wir haben einige in unserem Haus gehabt und sehr viele in der Dusche und im WC, weil diese sich außerhalb unseres Hauses befinden. Eine andere Herausforderung ist die Hitze. Hier in Sambia wird es sehr, sehr heiß. SB: Wie sieht ein ganz normaler Tag für dich aus? MM: Unter anderem bin ich Hausfrau, ich

erledige also alle Arbeiten, die im Haushalt zu tun sind. Jeden Dienstag fahre ich dann zum Waisenheim und treffe mich mit einigen Frauen zum Nähunterricht. Wir haben

zwei Nähmaschinen gespendet bekommen. Ich zeige ihnen, wie sie Steppdecken nähen können; außerdem wird gehäkelt und gestrickt. Die Stücke, die ich mache, verkaufe ich im Dorf und in der nächsten Stadt; eine Hälfte des Geldes bekommen die Frauen, die andere bekommt das Waisenheim. Ich bin gelernte Friseurin. Deshalb schneide ich einigen einheimischen Frauen die Haare und frisiere sie. Das Geld, das ich dafür bekomme, kommt wieder unseren Projekten zugute. Das ist eine wunderbare Möglichkeit, um Menschen zu erreichen, da ich ja meine Kundinnen besuche und etwas für sie tun kann. Ich besuche auch Menschen, die krank sind, und Mütter mit Babys und tue, was ich kann, um ihnen zu helfen. SB: Woher kommen die Mittel für all diese Projekte? HM: In der Vergangenheit sind wir sehr

stark von Spenden abhängig gewesen. Das Waisenheim haben wir ausschließlich mit Spenden gebaut. Aber wir bemühen uns, finanziell unabhängig zu werden. Wir haben jetzt eine kleine Farm mit 700 Schafen. Mit einem Traktor und einer Ballenpresse, die wir gespendet bekommen haben, stellen wir Heu her, um die Tiere zu füttern und es an die Farmer in der Umgebung zu verkaufen. Außerdem betreiben wir eine Getreidemühle, in der wir Maismehl für die Dorfbewohner mahlen. Das bringt etwas Geld. Und wir haben mit der Anlage von Fischteichen begonnen. Wir bemühen uns also auf unterschiedlichste Weise, unser Einkommen zu erhöhen. SB: Ich habe gehört, dass ihr euch einmal hinsichtlich des Geldbetrags auf eurem Bankkonto verschätzt habt. Wie war das? HM: Es war einen Tag vor Weihnachten,

ungefähr vor drei Jahren. Wir waren nach Lusaka gefahren, etwa drei Stunden von zuhause entfernt, um Lebensmittel einzukaufen. Ich war mir sicher, dass wir genug Geld auf dem Konto hatten, um alles zu kaufen, was wir brauchten, und auch noch den Treibstoff, um wieder nach Hause zu kommen. Melissa ging in den Supermarkt

und ich ging zur Bank, um das Geld abzuheben. Aber das Konto war leer. Ich weiß bis heute nicht, was mit dem Geld geschehen ist. Wir konnten jetzt nicht nur keine Lebensmittel kaufen, wir hatten auch kein Geld für das Benzin, um wieder nach Hause zu kommen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, und war sehr entmutigt. Wir hatten den Supermarkt verlassen und waren noch keine zehn Schritte gegangen, als mein Handy klingelte und ein mir unbekannter Mann mich fragte: „Sind Sie zufällig in der Stadt?“ Ich sagte: „Ja, wir sind in Lusaka.“ Dann fragte er, ob wir in sein Büro kommen könnten. Er hatte Geld für uns. Sein Büro lag etwa fünf Minuten entfernt. Wir waren außer uns! Als wir in sein Büro kamen, erklärte er uns, dass ihm jemand von unserer Arbeit erzählt hatte und dass wir eine von 20 Hilfsorganisationen waren, für die er Geld gesammelt hatte. Dann sagte er: „Ihr habt Glück, dass ihr euer Geld noch vor den Feiertagen bekommt.“ Offensichtlich hatte er schon, bevor die Spendenaktion stattfand, genau festgelegt, wie viel Prozent jede Hilfsorganisation – entsprechend ihrer Größe – bekommen sollte. Nach der Veranstaltung kam das Geld nach und nach herein. An jenem Tag hatte er gerade „zufällig“ genau den Betrag, der für uns gedacht war. Für keine der anderen Organisationen passte die Summe und so rief er uns an und sagte: „Sie können Ihr Geld abholen.“ Es war eine wirklich erstaunliche Erfahrung und eine Bestätigung dafür, dass Gott wirklich lebt und treu ist. BK: Die Erfahrungen, die ihr jeden Tag macht, scheinen sehr stark mit einem Bewusstsein der Gegenwart Gottes und der Macht des beständigen Gebets verbunden zu sein. HM: Auf jeden Fall! Diese Art zu leben

wirkt sich auf jeden Fall positiv auf unser Gebetsleben aus! Wir sind immer mit menschlicher Not konfrontiert und unsere eigene Begrenztheit macht uns bewusst, wie sehr wir uns auf Gottes Macht und seine Mittel verlassen müssen. Manchmal ist es nicht so leicht, das gebe ich zu, aber es ist wirklich ein großes Vorrecht, zu tun, was wir tun. Juli 2012 | Adventist World

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BK: Erzähle uns etwas über eure Beziehung zu dem, was wir manchmal die „organisierte Gemeinde“ nennen, zu den Strukturen der lokalen Vereinigung oder Union der Siebenten-Tags-Adventisten. HM: Wir sind eine unabhängige Organisa-

tion, die jedoch die Kirche der SiebentenTags-Adventisten uneingeschränkt unterstützt. Wir leben nach den Glaubensüberzeugungen und Prinzipien unserer Kirche und wir orientieren uns nach den Prinzi-

HM: Als wir hier ankamen, haben Melissa und ich einige Evangelisationen gehalten. Melissa hat über Gesundheit gesprochen und ich habe die Predigten gehalten. Wir haben einen kleinen Generator, ein paar Lautsprecher, einen Projektor und einige Scheinwerfer gehabt. Wo wir hingehen, gibt es keinen elektrischen Strom, so dass wir immer alles mitnehmen müssen. Aber wir kommen aus einer Kultur, die ganz anders ist als die der Menschen, die hier leben. Das

Zwei der Einheimischen, die von Mukuyu Outreach unterstützt wurden, um am Riverside Farm Institute eine Ausbildung zum Bibelarbeiter zu absolvieren.

pien aus dem Schrifttum von Ellen White. Aber was die Strukturen angeht, ist die Adventgemeinde hier nicht sehr gut vertreten. Wir haben einen Pastor für den gesamten Bezirk von etwa 1800 Quadratkilometern. Er hat zwar ein Fahrzeug, aber so gut wie nie den Treibstoff, den er braucht, um seine vielen Gemeinden zu besuchen. Eine organisierte Gemeindestruktur gibt es hier, wo wir leben, also kaum. Aber wenn wir eine Kapelle bauen, sprechen wir zuerst mit dem verantwortlichen Bezirkspastor und mit der Vereinigung, um sicherzugehen, dass es in ihre Pläne passt. BK: Ich habe gehört, dass ihr auch Bibelarbeiter beschäftigt. Erzähl uns mehr davon.

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ist ein Problem, wenn wir Evangelisationen halten. Wir brauchen auch einen Dolmetscher. Und so suchen wir jetzt Einheimische, die sich für Evangelisation interessieren, und schicken sie zu einer viermonatigen Ausbildung in das Riverside Farm Institute in Kafue. Dann kommen sie in ihr Heimatdorf zurück, wo sie die Leute bereits kennen und Einfluss auf sie haben, die gleiche Sprache sprechen und die lokale Kultur kennen. Wenn die Zeit für eine Evangelisation reif ist, unterstützen Melissa und ich sie. Im Moment haben wir drei Bibelarbeiter. BK: Habt ihr aufgrund dieser Evangeli­ sationen Menschen taufen können? HM: Ja, Gott sei gelobt – Hunderte! Samen,

den wir im Glauben säen, bringt immer eine Ernte.

BK: Was braucht ihr momentan am dringendsten? HM: Wenn ich einige nennen sollte, dann

auf jeden Fall Mittel für mehr Bibelarbeiter und für die Fertigstellung des Sozialzentrums. Dann einen Anhänger, den wir auf unseren Baustellen und in der Landwirtschaft einsetzen können. Wir brauchen auch ganz dringend freiwilliges medizinisches Personal für kurzzeitige Missionseinsätze zur medizinischen Versorgung der Bevölkerung in entlegenen Gegenden entlang des Flusses. Und natürlich brauchen wir Mittel und Freiwillige, um die Schule fertigzustellen. BK: Wenn du an die Millionen von Adventgläubigen weltweit denkst, die dieses Interview lesen werden, was würdest du ihnen gern sagen? HM: Die meisten Menschen wollen Frie-

den, sie versuchen alles Mögliche, um ihn zu erlangen. Aber es gibt nur einen Weg zu wahrem Frieden und echtem Glück in diesem Leben und der besteht darin, unser Leben dem Heiligen Geist zu unterstellen und das zu tun, was Gott uns aufträgt. Wenn wir unser Leben in Einklang mit dem Willen Gottes bringen, ist das das Ende unserer Ruhelosigkeit. Es ist zwar sicher nicht das Ende aller Probleme, aber wenn wir mit Gott leben, arbeiten wir mit jemandem zusammen, der allmächtig ist und weiß, was am besten für uns ist. Das ist das Wichtigste, was wir hier gelernt haben – und wir lernen es an jedem Tag, an dem wir hier dienen, neu. n

Mehr über Mukuyu Outreach, ein Mitglied der Organisation Outposts Centers International, findet ihr auf

www.mukuyu.org Hein und Melissa können per E-Mail unter hein@mukuyu.org kontaktiert werden.


Leichte

Von Allan R. Handysides und Peter N. Landless

G E S U N D H E I T

Schlaganfälle Jede Minute zählt.

Meine Frau ist 73 Jahre alt und hatte einige leichte Schlaganfälle. Ihr Arzt ist besorgt über die Aussicht, dass sie einen größeren Schlaganfall erleiden könnte. Das macht mir Sorgen, deshalb hätte ich gern einen Rat. Sie hat 13 Kilogramm Gewicht verloren und wiegt jetzt 69 Kilo.

D

u hast völlig Recht damit, dass ein leichter Schlaganfall besorgniserregend ist. Wenn man mehr als einen gehabt hat, gibt es auf jeden Fall Handlungsbedarf. Ein leichter Schlaganfall wird manchmal auch als transitorische ischämische Attacke (TIA) bezeichnet, ein zeitweiliger Verschluss von Blutgefäßen, die das Gehirn versorgen, der durch die Reparaturmechanismen des Körpers behoben werden kann. Als Ursache für den Verschluss wird im Allgemeinen ein kleines Blutgerinnsel angenommen, doch können auch Stücke von atherosklerotischen Plaques, die sich von einer Arterienwand gelöst haben, Auslöser sein. Jemand, der schon einmal eine TIA hatte, sollte die Plaquebildung in den Halsschlagadern mittels einer Ultraschalluntersuchung kontrollieren lassen. TIAs können nicht nur Vorläufer eines schweren Schlaganfalls sein, sie wurden auch mit einer doppelten Rate an Herzinfarkten in Verbindung gebracht (Journal of the American Heart Association, März 2011). Es ist sehr wichtig, die Anzeichen sowohl für eine TIA als auch für einen Schlaganfall zu erkennen. In den USA haben Ärzte ein Merkwort geprägt, mit dem man sich wesentliche Merkmale eines Schlaganfalls merken und sofort Maßnahmen ergreifen kann. Es ist das englische

Wort FAST (deutsch „schnell“), das für Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache) und Time (Zeit) steht. Face (Gesicht): eingeschränkte Fähigkeit zu lächeln Arms (Arme): Schwäche oder Lähmung Speech (Sprache): undeutliche Sprache, Verständnisstörung, Verwirrtheit Time (Zeit): ist von entscheidender Bedeutung! Deine Frau sollte eine Behandlung erhalten, die weitere TIAs und auch einen Herzinfarkt verhindert. Dazu gehört vor allem auch: 1. Bewegung. Jeden Tag 40 Minuten. Gehen ist eine ausgezeichnete Art der Bewegung. Die Geschwindigkeit sollte etwa 4,5 bis 6,5 Kilometer pro Stunde betragen und leichtes Schwitzen verursachen. 2. Ernährung. Auf Fleisch – sowohl rot als auch weiß – solltet ihr völlig verzichten. Dafür sollte eure Ernährung reichlich Vollgetreide, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse enthalten. Außerdem solltet ihr täglich etwa eine kleine Handvoll Nüsse und zwei Tassen fettarme Milchprodukte oder ein Äquivalent zu euch nehmen. Letzteres bedeutet, dass Sojadrink mit Vitamin B12, Kalzium und Vitamin D angereichert werden muss, um den Milchprodukten zu entsprechen. Wenn statt Milch Joghurt oder Hüttenkäse gegessen wird, ist es wichtig, auf die Menge zu achten. Bedenke, dass Sojadrinks viele Kohlehydrate und viel Fett enthalten können. Verwendet Fett nicht in großen Mengen und vermeidet Butter. Für das wenige Öl, das man braucht, ist – sofern bei euch erhältlich – nachweislich Olivenöl, Rapsöl, Sonnenblumenöl und Maiskeimöl geeignet. Am vernünftigsten ist es jedoch wohl, zwischen diesen Ölen zu wechseln und sie sehr sparsam zu verwenden. Leinöl ist reich an Omega-3-Fettsäuren und schmeckt mit Zitronensaft ausgezeichnet zu Salat.

Deine Frau sollte ihren Cholesterinspiegel beobachten. Ich würde auf jeden Fall raten, auf Eigelb zu verzichten. Die Reduktion der Salzmenge, die wir zu uns nehmen, ist für alle eine nützliche Maßnahme. Cholesterinsenkende Medikamente können eine sehr förderliche Rolle spielen. Eine niedrige Dosis Aspirin (81 Milligramm) täglich kann unter Umständen dazu beitragen, der Bildung von weiteren Blutgerinnseln vorzubeugen. Hier solltet ihr euch auf den Rat des Arztes eures Vertrauens verlassen. Bei einem Schlaganfall zählt jede Minute, deshalb präge dir die Warnsignale ein und lege eine Liste mit wichtigen Telefonnummern ans Telefon (wie zum Beispiel die Nummer eures Hausarztes oder die Notrufnummer). Außerdem solltest du wissen, wo die nächste Notfallambulanz ist und du solltest eine Liste aller Medikamente, die deine Frau einnimmt, sowie der Allergien, die sie hat, parat haben, um sie mit ins Krankenhaus nehmen zu können. Dann solltet ihr mit einer positiven Lebenseinstellung leben. Betet jeden Tag. Meidet Stresssituationen. Und legt euer Leben in Gottes Hand. Er sorgt für uns alle. n

Allan R. Handysides, Facharzt für Gynäkologie, ist Direktor der Gesundheitsabteilung der Generalkonferenz der Kirche der Siebenten-TagsAdventisten in Silver Spring, Maryland, USA. Peter N. Landless, Facharzt für Nuklearkardiolo-

gie, ist stellvertretender Direktor der Gesundheits­ abteilung der Generalkonferenz in Silver Spring, Maryland, USA.

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G L A U B E N S Ü B E R Z E U G U N G E N

A

m Abend vor seiner Kreuzigung sagte Jesus seinen Jüngern, dass er sie in dieser Welt zurücklassen würde und dass sie in seiner Abwesenheit das Werk, das er begonnen hatte, fortführen sollten. Sie sollten sogar die gleichen großartigen Taten ausführen wie er, mit noch größerer Wirkung (Joh 14,12). Darüber hinaus würden sie das Evangelium bis ans Ende der Erde verbreiten, während sein eigener Dienst auf das geografische Gebiet in und um Palästina beschränkt gewesen war. Es wurde nicht erwartet, dass die Jünger diese Aufgabe in ihrer eigenen Kraft ausführen könnten. Gott würde ihnen den Heiligen Geist senden, der sie alles lehren und an alles erinnern würde, was Jesus sie gelehrt hatte (Vers 26). Außerdem würde er Christus bezeugen (Joh 15,26), die Jünger in alle Wahrheit leiten (Joh 16,13), ihnen verkündigen, „was zukünftig ist“ (Vers 13), und ihnen die Kraft geben, Christi Zeuge zu sein (Apg 1,8). Die Zusage Christi erfüllte sich zunächst zu Pfingsten, als 120 Gläubige – einschließlich der Apostel – in Jerusalem mit dem Heiligen Geist getauft und erfüllt wurden (vgl. Apg 2,1–4). So wie jedes Glied am Körper eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen hat, scheint jeder Mensch, der mit dem Heiligen Geist erfüllt wird, eine bzw. mehrere geistliche Gaben zu bekommen (1 Kor 12), die zum „Nutzen aller“ oder zur Erbauung der Gemeinde verwendet werden sollen (Vers 7). Zu den Gaben, die Paulus speziell mit diesem Zweck auflistet, gehört auch die Zungenrede (vgl. Verse 8–10). Aufgrund der Aussage von Paulus, dass erstens niemand außer Gott versteht, was diejenigen, die in Zungen reden, sagen (1 Kor 14,2), und dass, zweitens, diejenigen, die in Zungen reden, sich selber erbauen und nicht diejenigen, die sie hören, sind viele der Ansicht, dass sich der Begriff Zungen auf eine nicht-menschliche Sprache bezieht und dass es eher eine private, keine öffentliche Gabe sei. Diese Interpretation basiert auf der Annahme, dass sich die beiden Aussagen auf das Phänomen der Zungenrede per se beziehen.

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Allerdings ist es wahrscheinlicher, dass sich die beiden Aussagen auf die Korinther beziehen, denen es mit ihrer Zungenrede nur um sich selbst ging, als dass sie die Zungenrede an sich ansprechen. Die Zungenrede in Korinth

Aus dem, was Paulus über die geistliche Überheblichkeit der Begabten in der Gemeinde von Korinth sagte (1 Kor 4,6–8), können wir schließen, dass einige Korinther Begabung mit Geistlichkeit gleichsetzten und sich aufgrund ihrer Begabung nicht nur für sehr wichtig, sondern auch für besonders geistlich hielten und deshalb keine weitere geistliche Nahrung mehr nötig zu haben meinten. Es scheint auch, dass sich diese irrige Sicht auf die Gemeindeglieder mit eher eindrucksvollen Gaben

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den neuen Gaben, die Paulus in 1. Korinther 12,8–10 nannte, in Kapitel 12 nur noch die Gabe der Zungenrede übrig blieb, ein starker Hinweis dafür, dass die Zungenrede dem Apostel ein besonders Anliegen war. Zweitens legt die Aussage „Wer prophetisch redet, ist größer als der, der in Zungen redet; es sei denn, er legt es auch aus, damit die Gemeinde dadurch erbaut werde“ (1 Kor 14,5) den Gedanken nahe, dass die Zungenredner ein aufgeblasenes Ego hatten. Darüber hinaus wird die Gabe der Zungenrede in allen drei Gabenlisten in 1. Korinther 12 (siehe Verse 8–10 und 28–30) an letzter Stelle oder sehr weit hinten genannt. Das scheint anzudeuten, dass Paulus versuchte, die Art und Weise, wie die Korinther die Zungenrede über alle

Von Lynn Burton

Die

Zungenrede Eine biblische Sichtweise zu einem schwierigen Thema

beschränkte. Diesen Eindruck erhält man zumindest, wenn man 1. Korinther 12,21– 25 liest, wo Paulus andeutet, dass diese Gruppe von Gläubigen sich den weniger begabten Glaubensgeschwistern geistlich überlegen fühlte und sich verhielt, als käme die Gemeinde ganz gut ohne diejenigen zurecht, die nur geringere Gaben hatten. Obwohl die Anführer in dem Abschnitt selbst nicht genannt werden, tragen zwei Dinge zu einer deutlichen Identifikation bei. Zum einen ist die Tatsache, dass von

anderen Gaben stellten, zu korrigieren und die Bedeutung dieser Gabe zurecht­­zu­rücken. Ähnlich schien Paulus in 1. Korinther 13,1–3 vorzugehen. Hier nannte er die Zungenrede gleich als erste der Gaben und christlichen Eigenschaften, die ohne Liebe geistlich wertlos sind, und wollte damit wohl sagen, dass die Korinther die Gabe der Zungenrede lieblos verwendeten, vielleicht sogar noch mehr als die anderen Gaben und Eigenschaften, die in den Versen genannt werden.


Auf der anderen Seite stellt Paulus fest, dass „Selbstsucht“, die er in 1. Korinther 10,24 austauschbar mit „Selbsterbauung“ verwendet, das Gegenteil von Liebe ist (1 Kor 13,5). Das würde darauf hinweisen, dass sich das Verwenden der Zungenrede beim öffentlichen Gebet in der Gemeinde (1 Kor 14,2) auf die lieblose Ausübung dieser Gabe bezog und nicht auf die Gabe selbst. Außerdem läuft die Verwendung der Zungenrede zur eigenen Erbauung dem eigentlichen Zweck der Gaben zuwider (1 Kor 12,7). Sie richtet sich gegen die frühere Ermahnung von Paulus, nicht sich selbst, sondern die anderen zu erbauen (1 Kor 10,23–24) und setzt sich über das Prinzip in 1. Korinther 10,31–33 hinweg, dass alles zur Ehre Gottes und zur Rettung von Menschen getan werden soll und nicht zum eigenen Nutzen oder Vorteil. Zungenrede und Mission

Im Gegensatz dazu passt die von Gott gegebene Fähigkeit, in Fremdsprachen zu sprechen, ohne sie vorher lernen zu müssen, nicht nur gut zu dem Ziel, die Gemeinde zu erbauen, sie war auch hervorragend geeignet, die damalige Welt zu evangelisieren. In der griechisch-römischen Welt des ersten Jahrhunderts nach Christus waren Griechisch und Latein universale Sprachen, mit denen man das Evangelium bis an die Enden der Welt hätte tragen können. Allerdings waren Ausländer bei Einheimischen in der Regel verpönt. Deshalb war es unumgänglich,

dass die Nachfolger Jesu mit den Menschen in der jeweiligen Muttersprache oder im entsprechenden Dialekt sprachen, wenn sie das Evangelium erfolgreich in anderen Ländern verkün­ digen wollten. Selbst eine weit verbreitet gesprochene Sprache wie Griechisch oder Latein wäre dazu nicht geeignet gewesen. Pfingsten ist ein typisches Beispiel dafür. Die Tatsache, dass einfache Galiläer plötzlich und auf übernatürliche Weise in der Lage waren, fließend ihre Sprache zu sprechen, erregte die Aufmerksamkeit der anwesenden Ausländer und in der Folge bekehrten sich viele zum Christentum (siehe Apg 2,5–11). Aus dem, was Paulus darüber schrieb, wie er den Menschen, unter denen er wirk­te, entgegenkam (siehe 1 Kor 9,19–23), geht hervor, dass auch er verstand, dass er mit den Menschen in deren Mutter­ sprache und Dialekt sprechen musste, wenn seine evangelistischen Bemühungen erfolgreich sein sollten. So ergibt seine Aussage „Ich danke Gott, dass ich mehr in Zungen rede als ihr alle“ (1 Kor 14,18) viel mehr Sinn, als wenn sie sich darauf beziehen würde, dass er mehr in unverständ­ lichen Sprachen reden könnte als irgend­ jemand anders. Folglich hat Paulus hier nicht stolz geprahlt, sondern seinen Dank für den Segen zum Ausdruck gebracht, der dadurch entstand, dass er die gute Nachricht von der Erlösung in so vielen verschiedenen Sprachen an andere weitergeben konnte.

Zudem gibt es in der Bibel viele Hinweise dafür, dass sich die Gabe der Zungenrede bei den Korinthern auf die von Gott gegebene Fähigkeit bezieht, Fremdsprachen zu sprechen, ohne sie lernen zu müssen, und dass diese Gabe für die Verbreitung des Evangeliums gedacht war. Dennoch glaubt die große Mehrheit der modernen Theologen, dass die Aussagen von Paulus in 1. Korinther 14 die Sichtweise stützen, es handle sich um nichtmenschliche Sprachen. Aus den vorangegangenen Ausführungen scheint jedoch klar hervorzugehen, dass diese Sichtweise teilweise auf der falschen Auffassung beruht, die Gabe der Zungenrede sei eine Gabe zur persönlichen Erbauung. Wie wir festgestellt haben, ist es wahrscheinlicher, dass die Personen, die in Korinth in Zungen sprachen, diese Gabe lieblos einsetzten, um sich selbst statt Gott zu verherrlichen. Das stand der Förderung des Evangeliums, zu der diese Gabe gedacht war, entgegen. n

Lynn Burton ist Pastor der Adventgemeinden Armadale und Bickley in Perth, Westaustralien. Vor kurzem hat er seinen MA in Biblischer Theologie mit dem Schwerpunkt der Gabe der Zungenrede in der Bibel abgeschlossen.

Gott rüstet die Glieder seiner Gemeinde zu allen Zeiten mit geistlichen Gaben aus. Jedes Glied soll die ihm verliehenen Gaben in liebevollem Dienst zum Nutzen der Gemeinde und der Mitmenschen einsetzen. Diese Gaben, die der Geist nach seinem Ermessen zuteilt, befähigen die Gläubigen zu allen Diensten, die die Gemeinde zur Erfüllung der ihr von Gott gestellten Aufgaben braucht. Gemäß der Schrift gehören dazu: Glaube, Heilung, Weissagung, Verkündigung, Lehre, Verwaltung, Versöhnung, Barmherzigkeit, selbstloser Dienst und Nächstenliebe, damit anderen geholfen wird und sie ermutigt werden. Einige Glieder werden von Gott berufen, vom Heiligen Geist ausgerüstet und von der Gemeinde anerkannt für den Dienst als Seelsorger, Evangelisten, Leiter oder Lehrer. Sie werden besonders gebraucht, die Glieder der Gemeinde für den Dienst auszubilden, die Gemeinde zur geistlichen Reife zu führen sowie die Einheit im Glauben und in der Erkenntnis Gottes zu fördern. Wenn die Gemeindeglieder diese geistlichen Gaben als treue Haushalter der vielfältigen Gnade Gottes einsetzen, bleibt die Gemeinde vor dem zerstörenden Einfluss falscher Lehre bewahrt, wird in der von Gott vorgesehenen Weise wachsen und in Glaube und Liebe gefestigt. (Röm 12,4–8; 1 Kor 12,9–11.27–28; Eph 4,8.11–16; Apg 6,1–7; 1 Tim 3,1–13; 1 Ptr 4,10–11)

Geistliche Gaben und

Dienste

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S O N D E RT H E M A

V

on Freitag, 20. Juli, bis Dienstag, 24. Juli 2012, kommt eine Gruppe begeisterter junger Leute aus ganz Europa und anderen Kontinenten zu einem Kongress der Organisation Generation of Youth for Christ (Jugendgeneration für Christus – GYC)1 in Europa unter dem Motto „Die Stunde ist gekommen“ zusammen. Viele Jahre lang sind junge Erwachsene aus Europa über den Atlantik gereist, um am alljährlich im Dezember in den USA stattfindenden GYC-Kongress teilzunehmen. Und jedes Jahr sind diese jungen Leute mit dem Wunsch wieder nach Hause gefahren, einmal eine ähnliche Veranstaltung auf ihrem eigenen Kontinent zu haben, damit noch viele andere die Inspiration und den Segen empfangen können, die sie selbst erfahren hatten.

Die

Von Joshua Nebblett

Stunde ist gekommen GYC verbindet sich mit adventistischer Jugendabteilung in Europa, um das Feuer der Reformation neu zu entfachen. Die jungen Leute wollen ihrer eigenen Aussage zufolge mithelfen, „diese Generation in Europa zu inspirieren, auszurüsten und zu mobilisieren, damit sie sich völlig der Aufgabe verschreibt, die Mission der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten durch die Verkündigung der dreifachen Engelsbotschaft zu erfüllen“. Ihr Wunsch ist es, diese Botschaft wie ein Lauffeuer im säkularen Europa verbreitet zu sehen – wie die Wahrheit in den Tagen der Reformation. Im Sommer in Österreich

In Absprache mit den Jugendabteilungsleitern der Transeuropäischen Division (TED) und der Euro-Afrika Division (EUD) wird dieser Wunsch Wirklichkeit: GYC wird diese einmalig stattfindende Veranstaltung diesen Sommer in Europa durchführen! Bei der Planung der Veranstaltung arbeitet GYC eng mit der Jugendabteilung der Österreichischen Union zusammen. Junge Leute werden nach Linz (knapp 200 Kilometer westlich von Wien) strömen, das unter anderem aufgrund seiner zentralen geografischen Lage als Veranstaltungsort ausgewählt wurde, damit möglichst viele Teilnehmer kommen können. Überall in Europa gibt es evangelisationsorientierte Jugendgruppen, die die Gute Nachricht bereits in ihren Ländern verbrei-

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ten. Aufgrund der sprachlichen und kulturellen Vielfalt in Europa ist es bisher für diese Gruppen jedoch schwierig gewesen, im großen Rahmen Verbindung mit Gleichgesinnten aufzunehmen, Gedanken auszutauschen und intensiven Kontakt zu pflegen. „GYC in Europa“ bietet einen Ort, an dem diese Gruppen zusammenkommen können, und gibt dadurch Jugendlichen aus verschiedenen Ländern Europas die Gelegenheit, sich darüber auszutauschen, wie mächtig Gott in den Teilen des Kontinents, von denen sie kommen, wirkt, sowie auch Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu erkunden. Ausbildung wird großgeschrieben

In Europa wird mehr Ausbildung und Training in Evangelisation gebraucht. GYC in Europa wird viele Aspekte der Evangelisation in den Mittelpunkt stellen und junge Erwachsene dazu ausrüsten, gemeinsam mit ihren Ortsgemeinden das Evangelium weiterzugeben. Die Kongresssprache wird Englisch sein, die Sprache, die in den europäischen Ländern am häufigsten gesprochen wird. Allerdings werden die Ansprachen für diejenigen, die den Kongress in ihrer Muttersprache verfolgen wollen, in zehn weitere Hauptsprachen gedolmetscht werden.


GYC in Europa … gibt … Jugendlichen aus ver­ schiedenen Ländern Europas die Gelegenheit, sich darüber auszutauschen, wie mächtig Gott in den Teilen des Kontinents, von denen sie kommen, wirkt. Die einmalige GYC-Zusammenkunft in Europa findet in Linz (Österreich), statt. Die Konferenz in Baltimore, Maryland (USA), im Jahr 2010, bot Gelegenheiten zum Networking und Zeugnisgeben (von links nach rechts).

Das Kongressprogramm ist ähnlich aufgebaut wie das der alljährlichen GYC-Kongresse in den USA. Morgens und abends werden Ansprachen für alle Teilnehmer gemeinsam stattfinden, dann steht eine Reihe von Workshops zur Wahl, in denen sie ihrem Interesse entsprechend evangelistisch geschult werden. Sprecher werden unter anderem Mark Finley, Martin Ryszewski, David Asscherick, Alan Hush und Sebastien Braxton sowie viele andere aus den verschiedensten kulturellen und geografischen Herkünften sein. Die Sprecher werden die Zuhörer zu einem tieferen Verständnis biblischer Glaubensgrundlagen der adventistischen Kirche führen sowie theoretisch und praktisch darin schulen, wie man diese Wahrheiten am besten an Andere weitergibt. Zu den Höhepunkten der GYC-Kongresse in den USA gehören immer die Missionseinsätze, bei denen Tausende junger Leute aus dem Konferenzgebäude in den Ort „ausschwärmen“, um von Tür zu Tür zu gehen, mit Menschen zu beten, Literatur und Bibelgutscheinkarten zu verteilen und den Menschen, die sie treffen, von der Liebe Jesu zu erzählen. Nach einem solchen Einsatz kommen die Teilnehmer verändert durch die gewaltigen Erfahrungen zum Konferenzzentrum zurück. Viele Menschen konnten so mit Jesus und der besonderen Adventbotschaft für diese Zeit bekannt gemacht werden. F o t o s

v o n

J a s o n

S l i g e r

Beim GYC-Kongress in Europa wird es einen ähnlichen Evangelisationseinsatz geben, bei dem das in den Workshops Gelernte praktisch umgesetzt werden kann. Gemeinsam mit der Gemeindeleitung in Linz sucht GYC nach den effektivsten Methoden, um die Bevölkerung vor Ort zu erreichen. GYC verbindet sich mit der adventistischen Jugendbewegung in Europa. Adventistische Jugendliche sind begeistert von dem Gedanken, die Evangeliumsverkündigung in Europa vollendet zu sehen, denn „die Stunde ist gekommen“. Du bist eingeladen, mit uns diese Zeit des gemeinsamen Trainings, Networkings, Evangelisierens und der intensiven Begegnung mit unserem Herrn durch sein Wort zu verbringen. n 1 GYC ist eine selbstunterhaltende adventistische Laienorganisation, die 2002 in den USA gegründet wurde. Sie wird von jungen Erwachsenen organisiert und geleitet.

Weitere Informationen über Sprecher, Programm, Kongressort und Anmeldung finden sich unter

www.gyceurope.org.

Joshua Nebblett gehört zum Führungsteam von GYC und ist hauptverantwortlich für die logistische Organisation des GYC-Europe Kongresses in Linz. Juli 2012 | Adventist World

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E L L E N

W H I T E

E N T D E C K E N

unter guter

Der Aufbau des Verlags-, Gesundheits-

G

laubt an den HERRN, euren Gott, so werdet ihr sicher sein, und glaubt seinen Propheten, so wird es euch gelingen.“ (2 Chr 20,20) Die Bibel lehrt, dass Gott sein Volk durch die Gabe der Prophetie führt. Die Siebenten-Tags-Adventisten glauben, dass Gott die Gründung der ersten wesentlichen Dienste durch Visionen und Träume Ellen G. Whites geleitet hat. Wir wollen kurz betrachten, wie Gott durch die Gabe der Prophetie das Verlags-, Gesundheits- und Bildungswesen der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten geführt hat.

Visionen führten zu einem Verlagswerk

Das Jahr 1848 war eine aufregende Zeit gewesen. Die Adventgläubigen hatten sich auf evangelistischen Sabbatkonferenzen vereinigt. Zum ersten Mal kamen sabbathaltende Adventisten zusammen, die die Bedeutung des Sabbats für die Endzeit in Verbindung mit der Versiegelung des Volkes Gottes verstanden. Am 17. und 18. Oktober 1848 fand eine Studienkonferenz im Haus von Otis Nichols in Dorchester, Massachusetts, statt, auf der um ein Verständnis dieser Verbindung gerungen wurde. Diese Zusammenkunft war eine Folgekonferenz einer Versammlung in Topsham, Maine, auf der die Versiegelung in Offenbarung 7 im Zusammenhang mit den drei Engeln in Offenbarung 14 studiert worden war. Man versuchte zu Das Review and Herald verstehen, wie der Sabbat Gottes Publishing House, ca. 1860 Willen gemäß als Teil des ewigen Evangeliums verkündigt werden sollte. Bei dieser Versammlung hatte Ellen White eine Vision. Nach der Vision wandte sie sich an ihren Mann James und sagte: „Ich habe eine Botschaft für dich. Du musst anfangen, eine kleine Zeitschrift zu drucken, und sie an die Leute ausschicken. Lass sie zuerst klein sein; aber indem die Leute lesen, werden sie dir die Mittel zum Drucken senden, und du wirst gleich von vornherein Erfolg haben.“ Dann machte sie eine verblüffende Vorhersage: „Es wurde mir gezeigt, dass sich aus diesem kleinen Anfang Lichtströme ergießen würden, welche um die ganze Welt herum reichten.“1 Diese und weitere Visionen führten James White dazu, im Juli 1849 eine Zeitschrift mit dem Titel Present Truth zu veröffentlichen. Die Zeitschrift diente dazu, die Adventisten von der Wichtigkeit des Sabbats im Licht der baldigen Wiederkunft Jesu zu

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überzeugen. Einige Jahre später kam die Zeitschrift unter dem Titel Second Advent Review and Sabbath Herald heraus. Diese Zeitschrift erscheint noch heute als Adventist Review (dem Schwesterblatt von Adventist World). Die Siebenten-Tags-Adventisten verdanken ihr ausgedehntes Verlagswerk zu einem großen Teil den prophetischen Visionen Ellen Whites. Visionen führten zu einem Ge­sundheitswerk

In den 1850er und 1860er Jahren standen die Siebenten-TagsAdventisten vor einem besonderen Problem. Wie viele andere Nordamerikaner litten sie an übertragbaren und lebensstilbedingten Krankheiten. TuberkuDas Health Reform Institute, 1868 lose, Cholera, Diphtherie und Lungenentzündung gehörten zu den Krankheiten, die immer wieder Menschenleben forderten. Prinzipien der Hygiene und Sauberkeit waren weitgehend unbekannt. Eine einseitige Ernährung, die hauptsächlich aus Fleisch, Fett und starken Gewürzen bestand, führte zu Schlaganfällen, Herzerkrankungen und Mangelernährung, welche die Nordamerikaner im Allgemeinen und auch die Adventisten schwächten. Ellen White hatte zwischen 1848 und 1865 vier Visionen über Lebensreformen. Im Jahr 1848 wurde ihr die schädliche Wirkung von Tabak, Tee und Kaffee gezeigt.2 Am 12. Februar 1854 hatte sie eine Vision über die Wichtigkeit von Sauberkeit, Mäßigkeit und die Gefahr fetter oder raffinierter Lebensmittel und Speisen: „Ich sah, dass einige Kranke unter den Heiligen selbst dazu beitrugen, indem sie ihrer Esslust frönten. Wenn wir uns guter Gesundheit erfreuen wollen, müssen wir uns besonders um unsere Gesundheit kümmern, die wir von Gott erhalten haben. Wir müssen dem ungesunden Appetit entsagen und mehr grobe [in natürlichem Zustand belassene] Nahrungsmittel mit wenig Fett essen.“3 Die Vision, die Ellen White am 6. Juni 1863 im Haus der ­Hilliards in Otsego, Michigan, erhielt, hatte den weitreichendsten Einfluss auf die Siebenten-Tags-Adventisten. Diese Vision ging noch weiter als die vorige Vision und befürwortete unter anderem einen vegetarischen Lebensstil, zumindest den Verzicht auf Schweinefleisch und wies auf die Verbindung zwischen der Gesundheit und der Abhängigkeit von der Kraft Gottes hin.


Führung

Von Merlin D. Burt

und Bildungswerks

Am 25. Dezember 1865 erhielt Ellen White in Rochester, New York, eine vierte Vision mit der Anweisung, dass die SiebentenTags-Adventisten eine eigene Gesundheitsinstitution aufbauen sollten. Während eine solche Institution zunächst nur für die Behandlung von Adventisten vorgesehen war, sah sie darin einen Dienst, durch den der Welt Heilung gebracht werden sollte. Sie schrieb: „Solch eine Institution würde – richtig geführt – viele mit unseren Ansichten in Kontakt bringen, die wir durch den üblichen Weg zur Verbreitung der Wahrheit unmöglich erreichen würden … Auf diese Weise dem Einfluss der Wahrheit ausgesetzt, werden einige nicht nur Linderung ihrer körperlichen Gebrechen erfahren, sondern auch eine heilende Salbe für ihre sündenkranken Seelen finden.“4 Auf diese Visionen hin begannen Adventisten, ihren Lebensstil umzustellen und die Botschaften der drei Engel auf neue Art und Weise zu verkündigen. Die Gesundheitsbotschaft wurde zum „rechten Arm“ des Evangeliums. Gottes Führung durch die Visionen und Träume, die Ellen White erhielt, hatten diesen neuen Das Battle Creek Schwerpunkt zur Folge gehabt. College, 1874 Visionen führten zum Bildungswerk

Vor den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts besaßen SiebentenTags-Adventisten nur relativ wenig Schulbildung. Allerdings waren sie leidenschaftlich an der Bibel und am Verständnis ihrer Botschaft interessiert. Diese Orientierung an der Bibel führte dazu, dass Lesen und klares Denken für sie besonders wichtig waren. Im Jahr 1872 veröffentlichte Ellen White Testimony for the Church, Nr. 22. Heute ist diese Schrift in ihrem neunbändigen Werk Testimonies for the Church enthalten. In einer Vision wurde ihr die Bedeutung christlicher und insbesondere adventistischchristlicher Bildung und Erziehung gezeigt. In einem fast 50-seitigen Artikel zeigte sie verschiedenste Prinzipien guter Erziehung und Bildung auf. Dazu gehörte zum Beispiel, dass es wichtig ist, Kinder und Jugendliche zu lehren, selbständig zu denken und eigenständige moralische Entscheidungen zu treffen, ihre Zeit richtig einzuteilen, und wie wichtig es ist, den ganzen Menschen zu entwickeln – seelisch, körperlich, moralisch und geistlich. Sie brachte auch die Gesundheit in VerF o t o s

m i t

f r e u n d l i c h e r

g e n e h m i g u n g

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g .

W h i t e

bindung mit der Bildung. Am Ende ihres Zeugnisses schrieb sie: „Das große Ziel von Erziehung und Bildung liegt darin, dass wir lernen, die Kräfte, die Gott uns gegeben hat, zur bestmöglichen Darstellung des biblischen Glaubens und zur Verherrlichung Gottes einzusetzen … Wir brauchen eine Schule, in der diejenigen, die gerade in den Dienst eintreten, zumindest in den grundlegendsten Bildungszweigen unterrichtet werden und auch die biblischen Wahrheiten für diese Zeit umfassender lernen können.“5 Diese Botschaft führte 1874 zur Gründung des Battle Creek College, des ersten in einem weltweiten Netzwerk von Colleges und Universitäten. In den 1890er Jahren gewannen Grund- und höhere Schulen an Bedeutung; heute legen Siebenten-Tags-Adventisten einen besonderen Schwerpunkt auf Bildung und Erziehung und unterhalten das größte protestantische Schulsystem der Welt. Wie schon die Verlags- und Gesundheitsarbeit hat auch das Bildungswerk die Art und Weise, wie Adventisten das Evangelium weitergeben, maßgeblich beeinflusst. Dahinter stand Gottes Führung durch die prophetischen Visionen und Schriften von Ellen White. Gottes klare Führung

Manchmal sind sich Siebenten-Tags-Adventisten und diejenigen, die von ihrem Verlags-, Gesundheits- und Bildungswerk pro­ fitieren, gar nicht bewusst, dass es Gott war, der die Gründung und beständige Weiterentwicklung dieser Dienste führte. Gott lag so viel an den Menschen und daran, einer sterbenden Welt möglichst wirkungsvoll eine Botschaft der Hoffnung zu vermitteln, dass er durch Träume und Visionen direkt führte. Kein Wunder, dass SiebentenTags-Adventisten die Schriften Ellen Whites schätzen. Die beste Reaktion wäre wohl, ihre Bücher Auf den Spuren des großen Arztes und Erziehung zu lesen. In diesen Büchern werden die Gesundheitsund Erziehungsprinzipien dargelegt, die ihr in ihren Visionen gezeigt wurden. n 1 Ellen G. White, Leben und Wirken, S. 141. 2 James White, „Western Tour“, Advent Review and Sabbath Herald, 8. November 1870, S. 165; Ellen G. White an „Brother and Sister Howland”, 12. November 1851 (Brief 8, 1851). 3 Ellen G. White, „Reproof for Adultery and Neglect of Children“, 12. Februar 1854 (Manuskript 1, 1854). 4 Ellen G. White, Testimonies for the Church (Mountain View, Calif.: Pacific Press Pub. Assn., 1948), Bd. 1, S. 492, 493. 5 Ellen G. White, Testimony for the Church, Nr 22 (Battle Creek, Mich.: Seventh-day Adventist Pub. Assn., 1872), S. 48.

Merlin D. Burt ist Dozent für Kirchengeschichte, Direktor des Center for Adventist Research und Direktor der Zweigstelle des Ellen G. White Estates an der AndrewsUniversität in Berrien Springs, Michigan, USA. E s tat e

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F R A G E N

Z U R

B I B E L

Wer war der

„gewaltige Jäger“?

Was kannst du uns über Nimrod, Nimrod war eine faszinierende Persönerzählen, der in 1. Mose lichkeit, über die in jüdischen, christli10,8–12 erwähnt chen und islamischen Schriften viel spekuliert wird? wurde. Was ihn so faszinie-

rend macht, ist die Tatsache, dass er in der Völkertafel in 1. Mose 10 der Einzige ist, von dem eine besondere Leistung erwähnt wird, auch wenn das, was über ihn ausgesagt wird, etwas unklar ist. Wir werden uns mögliche historische Parallelen anschauen, untersuchen, was der biblische Text sagt, und kurz auf einige nachbiblische Spekulationen über ihn eingehen. 1. Nimrod in der Geschichte: Der biblische Text sagt, dass Nimrod in der Gegend von Mesopotamien lebte. Wissenschaftler haben erfolglos versucht, im antiken Vorderen Orient eine Parallele zu finden, die zu dem passt, was die Bibel über ihn sagt. Man hat ihn für Gilgamesch gehalten, der der babylonischen Literatur zufolge die Sintflut überlebte, doch diese Theorie wurde verworfen. Auf breitere Akzeptanz stößt es, in ihm Eigenschaften des Gottes Ninurta, eines mesopotamischen Fruchtbarkeitsgottes, zu sehen. Doch auch hier sind die Parallelen nicht deutlich genug, um diesen Anspruch zu beweisen. Zudem legt der biblische Text keineswegs nahe, dass Nimrod göttlich war. Was wir über ihn wissen, ist das, was die Bibel sagt. 2. Nimrod in der Bibel: Das erste, was der Text über Nimrod aussagt, ist, dass er „der Erste [war], der Macht gewann auf Erden“ (1 Mo 10,8). Das heißt, er war der Erste seiner Art (vgl. 1 Mo 9,20). Das Wort „Macht“ bedeutet, wie der Abschnitt nahelegt, dass er politische und militärische Macht besaß. Mit ihm trat eine neue Art von Führern auf, die immer mehr Macht erstrebten. Zweitens wird er als „gewaltiger Jäger“ bezeichnet (Vers 9). Das bedeutet nicht nur, dass er ein guter Jäger, sondern auch, dass er ein mächtiger Eroberer war. Der Ausdruck „vor dem Herrn“ hat sich als schwierig zu deuten erwiesen. Die Hauptschwierigkeit besteht darin zu entscheiden, ob „vor dem Herrn“ so zu verstehen ist, dass Gott Nimrod zugetan war oder dass Nimrod aus Trotz dem Herrn gegenüber – „gegen ihn“ – handelte (vgl. Ps 66,7 SLT). Die Tatsache, dass Nimrod in einem Atemzug mit Babylon und dem Land Schinar genannt wird, weist auf eine negative Beziehung zum Herrn hin. Wenn wir überdies die hebräische Bedeutung des Namens Nimrod in Betracht ziehen („Wir werden rebellieren“), lässt sich daraus schließen, dass er rebellisch gegen Gott handelte.

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Wenn diese Interpretation korrekt ist, müsste mit der Bezeichnung „Ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn wie Nimrod“ im Text eine mächtige Person, die gegen den Willen Gottes handelte, gemeint gewesen sein. Drittens wird Nimrod als der erste Mensch genannt, der ein Reich aufrichtete (1 Mo 10,10: „Der Anfang seines Reiches war …“). Sein Reich umfasste die antiken Städte Babel (Babylon), Erech, Akkad und Kalne in der Region Schinar in Südmesopotamien. Von dort aus wandte sich Nimrod nach Norden, um das Land Assur (Vers 11) in Nordmesopotamien einzunehmen (siehe Micha 5,5). 3. Nimrod in nachbiblischen Spekulationen: Jüdischen Überlieferungen zufolge war Nimrod der erste Jäger und folglich war er es, der dem Speiseplan des Menschen das Fleisch hinzufügte. Weiter besagt die Tradition, dass er am Bau des Turms zu Babel (1 Mo 11,1–4) beteiligt war und nach der Zerstreuung der Menschen in Schinar blieb, um sein Reich aufzubauen. Sowohl jü­dische als auch islamische Überlieferungen besagen, dass eine Feindschaft zwischen Nimrod und Abraham bestand. Der Hauptgrund dafür war, dass Nimrod ein Götzen anbetete, während Abraham von Gott berufen wurde, ihn allein anzubeten. In einigen Überlieferungen heißt es, dass Nimrod Abraham in einen Feuerofen warf, der so heiß war, dass Tausende ums Leben kamen, während Abraham unverletzt blieb. In anderen Überlieferungen wird Nimrod als Amrafel identifiziert. Er war einer der Könige, die Sodom und Gomorra angriffen und von Abraham besiegt wurden (1 Mo 14,1). Die Überlieferungen und Spekulationen stellen Nimrod mit wenigen Ausnahmen als ein Symbol des Bösen dar. Ich habe einige nachbiblische Ansichten über Nimrod zusammengefasst, um auf die Gefahr aufmerksam zu machen, über das hinauszugehen, was in der Bibel geschrieben steht. Diese Überlieferungen sollten nicht dazu verwendet werden, persönliche Überzeugungen zu belegen oder über die prophetische Rolle Babylons zu spekulieren. Wir können nur das bejahen, was der biblische Text über Nimrod sagt. n

Angel Manuel Rodríguez hat viele Jahre als Direktor des Biblischen Forschungsinstituts der Generalkonferenz (BRI) gedient. Jetzt lebt er im Ruhestand in Texas, USA.


B I B E L S T U D I U M

Positive

Von Mark A. Finley

Entscheidungen D

ie Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, wurde von einem liebenden Schöpfer fest in unserem Gehirn verankert. Wir sind keine Maschinen, die darauf programmiert sind, in einer bestimmten Art und Weise zu funktionieren – keine Roboter, die von einem kosmischen, überirdischen Computer gesteuert werden. Wir sind menschliche Wesen, nach dem Bild Gottes geschaffen, mit der Fähigkeit, vernünftig zu denken und Entscheidungen zu treffen. Unser Bibelstudium heute beschäftigt sich mit der gravierenden Bedeutung unserer Entscheidungen.

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Lies 1. Mose 2,8–9.16–17. Welche beiden Bäume platzierte Gott mitten in den Garten Eden? Was zeigen uns diese beiden Bäume über unsere Fähigkeit zu wählen und zu entscheiden? Der Baum des Lebens steht für die Summe aller unserer positiven, dem Leben förderlichen und gesunden Entscheidungen. Der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen repräsentiert die Summe aller negativen, Leben zerstörenden und ungesunden Entscheidungen. Die beiden Bäume stehen für zwei Wege: Leben und Tod.

nicht für die Qualität. Kein Landwirt würde ein einziges Maiskorn setzen, wenn er dafür nur ein Maiskorn als Ernte zu erwarten hätte. Wir ernten viel mehr, als wir säen. Das gilt nicht nur für die negativen Entscheidungen, die wir treffen, sondern auch für die positiven.

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Der Prophet Daniel ist bekannt für seine weisen Entscheidungen. Lies Daniel 1,8.20; 2,19–22.48; 6,1–3. Was waren die Folgen seiner Entscheidungen? Daniels feste Vorsätze und sein unbedingter Gehorsam Gott gegenüber führten zu positiven Entscheidungen, die ihn darauf vorbereiteten, in besonderer Weise von Gott gebraucht zu werden, um das ganze babylonische und später auch medo-persische Weltreich zu beeinflussen.

2 Lies 1. Mose 3,6–13.16–17 und fasse die vier verheerenden Folgen zusammen, die Adams und Evas Entscheidung hatte, vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen.

6 Lies 2. Mose 32,25–26 und Josua 24,15. Unter der Führung von Mose und später auch zur Zeit Josuas erlebten die Israeliten eine moralische Krise. Welche eindringlichen Aufrufe kamen in diesen Situationen von den beiden mutigen Gottesmännern?

3 Als Eva Kain zur Welt brachte, sagte sie: „Ich habe einen Mann gewonnen mit Hilfe des Herrn.“ (1 Mo 4,1) Garantierten bereits die Tatsachen, dass Kain ein Geschenk Gottes an Eva war und dass er von gottesfürchtigen Eltern erzogen wurde, dass er positive Entscheidungen treffen würde? Lies 1. Mose 4,3–8. Welche innere Einstellung führte Kain dazu, eine der schlimmsten Entscheidungen zu treffen, die für ihn möglich waren?

7 Lies die folgenden Verheißungen: Johannes 15,5; Römer 8,11; Galater 5,16–17 und Philipper 4,13. Woher bekommen wir die Kraft, die richtigen Entscheidungen zu treffen und diese auch in die Tat umzusetzen? Welche Verheißung bedeutet dir am meisten?

4

Lies 1. Mose 4,9–16. Welche Konsequenz hatte Kains schlechte Entscheidung? Kains Entscheidung wirkte sich für den Rest seines Lebens sowohl auf ihn als auch auf seine zukünftige Frau und die Kinder, die er haben würde, aus. Ganze Generationen sind sowohl von der Sünde Adams und Evas als auch von Kains Auflehnung betroffen. Auch wenn wir von der Art her „ernten, was wir säen“, gilt das

Selbst als die Israeliten im Götzendienst gefangen waren, konnten Einzelne immer noch die positive Entscheidung treffen, frei von der Sklaverei der Sünde zu sein. Ganz egal, wie viele schlechte Entscheidungen wir getroffen haben, es ist nie zu spät, mit dem Treffen richtiger Entscheidungen zu beginnen.

Der gleiche Heilige Geist, der uns von der Sünde überzeugt und uns mahnt, gute Entscheidungen zu treffen, lässt uns nicht allein, wenn wir sie getroffen haben. Wir mögen das Gute tun wollen und uns auch dafür entscheiden, aber ohne die Kraft des Heiligen Geistes können wir nicht tun, was wir uns vorgenommen haben. Die gute Nachricht ist, dass der Heilige Geist uns die Kraft für unsere Entscheidungen gibt. Wenn wir uns dafür entscheiden, das Richtige zu tun, verwandelt der Heilige Geist unsere Entscheidungen in Taten. n Juli 2012 | Adventist World

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Dunkelheit

Ich bin 22 Jahre alt und glücklich, gläubiger Adventist zu sein. Ich freue mich auch, Adventist World lesen zu können und so von adventistischen Jugendlichen aus aller Welt zu lernen. Vielen Dank! Marvin Otieno Kenia

Endzeit-

Glaube

Leserbriefe

Die Macht der Hoffnung

Gottes Willen erfahren und ausleben

Ich schreibe zum Jugend-Schwerpunkt, der mir in den Artikeln von Adventist World aufgefallen ist. Bei unserem Bemühen, mehr Jugendliche zu ermutigen, sich der Adventbewegung anzuschließen, ist es gut, sie zu erinnern: „Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an. Lasst euch vielmehr von Gott umwandeln, damit euer ganzes Denken erneuert wird. Dann könnt ihr euch ein sicheres Urteil bilden, welches Verhalten dem Willen Gottes entspricht, und wisst in jedem einzelnen Fall, was gut und gottgefällig und vollkommen ist.“ (Röm 12,2 GNB) Wir Jugendlichen sollten uns der Art Gottes anpassen und sollten Gottes Anordnungen nicht so verdrehen, dass sie zu unserer Art passen. Kevin Obell per E-Mail

White zu sprechen. Dieser Artikel, den ich von eurer Website habe, hat ins Schwarze getroffen. Vielen herzlichen Dank. Am Sabbat habe ich die Kinder gefragt, ob sie wissen, wer Ellen White war. Es zeigte sich, dass sie nichts von ihr wissen, außer wie sie aussieht. Wie wir in ihren Schriften lesen können, ist dies das richtige Alter, um sie mit ihr bekannt zu machen. Lorraine Ntsikane Durban, Südafrika

Ein Lied in der Dunkelheit

Gerald A. Klingbeils Artikel „Ein Lied in der Dunkelheit“ (April 2012) hat mir sehr gut gefallen. Vielen Dank, dass ihr ihn abgedruckt habt. Zephanja 3,17 ist seit vielen Jahren mein Lieblingstext. Heather Krick Fresno, Kalifornien, USA Die Vision lebt weiter

Zum Artikel „Die Vision lebt weiter“ von Humberto Rasi (März 2012): Der Gedanke, dass es jemanden gibt, der uns hilft, den Kindern ein Verständnis von Ellen White zu vermitteln, ist mehr als großartig. Ich unterrichte Kinder im Alter zwischen sechs und neun Jahren in der Kindersabbatschule. Dieses Jahr habe ich damit begonnen, mit ihnen über Ellen

Dankw

Pastor Ely Magtanong aus Florida, USA, führte im März dieses Jahres eine einwöchige Evangelisation durch, die für uns wirklich ein Segen war. Bei den Vorträgen erhielt ich eine Ausgabe von Adventist World. Sie ist meine Lieblingszeitschrift! Ich bin so dankbar für die Märzausgabe. Ich habe den Artikel „Die Macht der Hoffnung“ von Mark A. Finley gelesen. Danach musste ich weinen, weil ich weiß, dass Gott immer für mich da ist. Mein Familie und ich empfangen so viel Inspiration dadurch, dass wir jeden Monat die Artikel in Adventist World lesen. Grace Delorosa Pureza Lucena City, Philippinen Gute Zeitschrift, späte Zustellung

Die aktuellen Meldungen in Adventist World sind gut, es ist nur schade, dass die Zeitschrift erst so spät [bei uns] ankommt.

ANLIEGEN Ich habe einen Freund, der viel durchmacht und die Leute von sich stößt, die er liebt. Bitte betet darum, dass er Kraft in Gott und nicht in den Dingen dieser Welt findet. Mutinta, Sambia

Wir sind eine Gemeinde mit vier sehr treuen Gemeindegliedern. Ich habe gehört, dass unsere Gemeinde vielleicht aufgelöst werden soll. Bitte betet für uns. Jesus ist

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mitten unter uns, selbst wo nur zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind. Mauritius, Chile Bitte betet für meine Mutter. Sie hat einen Tumor, der operativ entfernt werden muss. Gerson, Brasilien Bitte betet für Hassan und Kaizer. Die beiden sind in einem Hochsicherheitsgefäng-

nis in Sambia inhaftiert. Die beiden sind Adventisten geworden und haben Angehörige, um die sie sich Sorgen machen. E in besorgter Freund, per E-Mail Bitte betet für mich, damit ich mein Studium beenden und meine Studiengebühren bezahlen kann. Samuel, Malawi


An unserer Universität zum Beispiel haben wir die Ausgabe vom November 2011 erst im Januar 2012 erhalten. Was können wir tun, um dieses Problem zu lösen? Nduwayo Rutebuka Enos Kigali, Rwanda In einigen Teilen der Welt kommt Adventist World mit Verspätung an. Die Zeitschrift wird per Überseefracht verschifft, um die Gesamtkosten gering zu halten, damit möglichst viele Gemeindeglieder die Zeitschrift jeden Monat erhalten können. In unserem Produktionszeitplan werden lange Versandzeiten bereits berücksichtigt. Wir freuen uns, dass ihr Adventist World empfangt – wenn auch ein wenig verspätet – und dass euch die Zeitschrift gefällt. – Die Redaktion.

Religionen auf dieser

Die sieben Milliarden Bewohner dieser Welt gehören den folgenden Glaubensüberzeugungen an:

Welt

Christentum 2,2 Milliarden: 31%

Islam 1,6 Milliarden: 23%

Keine Religion 1,1 Milliarden:

16%

Hinduismus 1 Milliarde:

14%

Buddhismus 500 Millionen:

7%

7%

Andere 500 Millionen: Judentum 14 Millionen:

0,2%

Quelle: The World Fact Book

Leserbriefe bitte an letters@adventistworld.org schicken. Bitte klar und zum Punkt schreiben; höchstens 250 Wörter. Titel des Artikels, Ausgabe und Seitenzahl angeben; Namen und Wohnort (Stadt und Land) nicht vergessen. Redaktionelle Bearbeitung (Kürzung und Präzisierung) vorbehalten. Nicht alle Zuschriften können veröffentlicht werden.

Zu Gast bei unseren

Nachbarn

D

Bitte betet für mich. Ich muss mein Englisch verbessern und eine Arbeit finden. Und ich hätte gern eine Freundin. A mandio, Wales, Großbritannien Gebetsanliegen sowie Lob und Dank für erhörte Gebete bitte an prayer@adventistworld.org schicken. Anliegen bitte kurz und präzise formulieren, höchstens 75 Wörter. Kürzung und Präzisierung vorbehalten. Wir beten in unserer wöchentlichen Mitarbeiterbesprechung auch für die Anliegen, die wir nicht veröffentlichen können. Bitte Namen und Land nicht vergessen. Gebetsanliegen können auch gefaxt oder per Post geschickt werden. Fax: 1-301-680-6638. Postanschrift: Adventist World, 12501 Old Columbia Pike, Silver Spring, MD 20904-6600 USA.

ie Gemeindeglieder der „Younger Generation Church“ (Junge Gemeinde, YG) in Arlington, Texas (USA), möchten ihre Hingabe zu Jesus vertiefen und ihre Mitmenschen mit der Hoffnung der Gnade erreichen. Dazu arbeiten sie mit verschiedenen Organisationen im Großraum Dallas-Fort Worth zusammen, unter anderem auch im Unity Park. In dem Park, der mitten in Fort Worth liegt, halten sich die Obdachlosen während des Tages auf, wenn die Obdachlosenheime der Stadt geschlossen sind. YG stellt frohe Beziehungen zu denen her, die Gottes Güte besonders brauchen, indem sie Picknicks und Ballspiele für alle organisiert oder Erfrischungen und die Möglichkeit zu Gesprächen anbietet. Regelmäßig krempeln die Freiwilligen von YG ihre Ärmel hoch, um bei der North Texas Food Bank (Lebensmittelhilfe von Nord-Texas) mitzuhelfen. In Zusammenarbeit mit dieser Organisation bereiten sie Tausende von Mahlzeiten zu. Dazu sortieren sie die Lebensmittel und packen sie zu Paketen zusammen. So werden aus Zehntausenden Pfund Lebensmitteln Mahlzeiten für Familien in Not. Juli 2012 | Adventist World

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LESERFORUM

Unser

Vater

in …

Jedes Jahr kommen etwa 1OOO Briefe, die an Gott adressiert sind, in Jerusalem an. Quelle: National Geographic, April 2012

mit freund licher genehmigu n Siegfried H g des . Horn

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Vor Jahren Im Juli 1944 begann ein Team von adventistischen Archäologen unter der Leitung von Siegfried H. Horn mit Ausgrabungen in Jordanien an dem Ort, wo sie die biblische Stadt Heschbon vermuteten, in der Region, in der vormals die Amoriter, Ammoniter und Moabiter beheimatet waren. Seither sind die Ausgrabungen beständig ausgedehnt worden und finden nun an drei Orten östlich des Jordans mit Blick auf das Tote Meer statt: in Hesban, Umayri und Jalul, zusammengefasst unter dem Namen „Madaba-Plains-Projekt“, an dem immer noch aktiv gearbeitet wird. Mehr Informationen [auf Englisch] auf http://www.hesba.org/madaba/index.html. Z I T A T

Gut für die

Gesundheit Als „Faustregel“ für eine gesunde Ernährung kann man an einen Regenbogen denken und folgende farbenfrohe Nahrungsmittel mit in die Ernährung aufnehmen: Rotkohl Vitamin A, Ballaststoffe und Glucosinolate können bestimmte Krebsarten verhindern. Schwarzbohnen Reich an Ballaststoffen und für das Gehirn förderlichen Anthocyanen. Butternusskürbis Reich an Betacarotin. Spinat Reich an Folsäure, einem B-Vitamin, das nachweislich die Denkfähigkeit stärkt. Bananen Reich an Kalium, enthalten prebiotische Ballaststoffe zur Förderung der Darmgesundheit.

D E S

M O N A T S

Wenn wir Berühmtheit erlangen, sollten wir nicht unsere Beschaffenheit vergessen: Wir sind nur Staub. Akanbi Joseph, Global Mission-Pioneer, Lagos, Nigeria

Hörst du mich

84

%

16%

jetzt? Laut einer Umfrage, die das Gallup-Institut vor kurzem in 17 Ländern südlich der Sahara durchführte, gibt es in Südafrika mit 84 Prozent der Einwohner die meisten Handybenutzer. Die wenigsten gibt es mit 16 Prozent in der Zentral­ afrikanischen Republik.

Quelle: The Rotarian, März 2012 Quelle: Men’s Health, Januar/Februar 2012

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Museum


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„Siehe, ich komme bald …“

wörter – nicht mehr

Meine Lieblingsverheißung

in der Bibel

n Als Kind und Jugendliche bin ich oft beschimpft und belei-

digt worden. Als Albino war ich eine Ausgestoßene. Das machte mich zornig. Im Buch Jesaja gibt es viele wunderbare Verheißungen, die mir bei meiner seelischen Heilung geholfen haben, so zum Beispiel Jesaja 49,15–16; 54,17. Gott sei gelobt! Sonia, Toronto, Kanada n Jesaja 40,31 gibt mir große Hoffnung und Zuversicht für die

Zukunft. Wenn wir uns auf Gott verlassen, können wir mit Kraft erfüllt werden. Wir können uns über unsere Trägheit und Schwachheit zu ausgedehnten, wachsenden Möglichkeiten erheben. Wie ein Adler können wir zu grenzenlosen Höhen emporsteigen. Lillian, Massachusetts, USA n „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich

bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“ (Jes 41,10) Ich denke immer wieder an Gottes unermessliche Liebe zu mir. Er gibt Verheißungen in den schwierigsten Situationen im Leben. Gott ist wunderbar. Diana, per E-Mail n „Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht.“

(Ps 121,4) Gott ist 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr für uns erreichbar. Bhekisisa, per E-Mail Schreibt uns bis zum nächsten Mal in höchstens 50 Wörtern etwas über eure Lieblingsverheißung in der Bibel. Schickt die E-Mail an: letters@ AdventistWorld.org. und schreibt „Verheißung“ in die Betreffzeile.

Unser Auftrag ist es, Jesus Christus zu erhöhen und Siebenten-Tags-Adventisten überall im Glauben und Leben, in ihrer Hoffnung und Mission zu einen. Herausgeber: Adventist World ist eine internationale Zeitschrift der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Sie wird herausgegeben von der Generalkonferenz, Nordasien-Division der Siebenten-TagsAdventisten. Geschäftsführender Herausgeber: Bill Knott Mitherausgeber: Claude Richli Internationaler Verlagsleiter: Chun Pyung Duk Herausgeberausschuss: Ted N. C. Wilson, Vorsitz; Benjamin D. Schoun, stellvertretender Vorsitzender; Bill Knott, Sekretär; Lisa Beardsley; Daniel R. Jackson; Robert E. Lemon; Geoffrey G. Mbwana; G. T. Ng; Juan Prestol; Michael Ryan; Ella S. Simmons; Mark Thomas; Karnik Doukmetzian, Rechtsberater Koordinationsausschuss: Lee, Jairyong, Vorsitz; Akeri Suzuki; Kenneth Osbom; Guimo Sung; Glenn Mitchell; Chun, Pyung Duk Chefredakteur: Bill Knott V. i. S. d. P. (deutschsprachige Ausgabe): Elí Diez-Prida, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg Redakteure in Silver Spring, Maryland, USA: Lael Caesar, Gerald A. Klingbeil (stellvertretende Chefredakteure), Sandra Blackmer, Stephen Chavez, Mark A. Kellner, Kimberly Luste Maran Redakteure in Seoul, Korea: Chun, Jung Kwon; Choe, Jeong-Kwan Redakteur der Online-Ausgabe: Carlos Medley Technische Koordination: Merle Poirier Finanzmanagerin: Rachel J. Child Assistentin des Chefredakteurs: Gina Wahlen Redaktionsassistentin: Marvene Thorpe-Baptiste Leserservice: Merle Poirier Layout und Design: Jeff Dever, Fatima Ameen Berater: Ted N. C. Wilson, G T Ng, Robert E. Lemon, Delbert W. Baker, Guillermo E. Biaggi, Lowell C. Cooper, Daniel R. Jackson, Geoffrey G. Mbwana, Armando Miranda, Pardon K. Mwansa, Michael L. Ryan, Blasious M. Ruguri, Ella S. Simmons, Alberto C. Gulfan jr, Erton Köhler, Jairyong Lee, Israel Leito, John Rathinaraj, Paul S. Ratsara, Barry D. Oliver, Benjamin D. Schoun, Artur A. Stele, Bruno Vertallier, Gilbert Wari, Bertil A. Wiklander Verlag der deutschsprachigen Ausgabe: Saatkorn-Verlag GmbH, Abt. Advent-Verlag, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg Übersetzung ins Deutsche: Frauke Gyuroka, Graz Layoutanpassung der deutschsprachigen Ausgabe: Ingo Engel, München Druck der deutschsprachigen Ausgabe: Thiele & Schwarz GmbH, Werner-Heisenberg-Str. 7, D-34123 Kassel Rötzerdruck, Mattersburgerstr. 25, A-7000 Eisenstadt Autoren: Wir freuen uns über Beiträge. Unsere Anschrift: 12501 Old Columbia Pike, Silver Spring, MD 20904-6600, USA. E-Mail: worldeditor@gc.adventist.org, Website: www.adventistworld.org Die Bibelzitate sind – falls nichts Anderes vermerkt ist – der Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers (revidierter Text 1984), durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 2007 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, entnommen. Adventist World erscheint monatlich und wird in Korea, Brasilien, Indonesien, Australien, Argentinien, Deutschland, Österreich und den USA gedruckt. 8. Jahrgang, Nr. 7

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* Als dieses Foto aufgenommen wurde, war Professor Ongeri Bildungsminister der Republik Kenia. Inzwischen ist er zum Außenminister seines Landes aufgestiegen.

Jeden Monat gelangt Adventist World in die Hände dieses Lehrers. Seine Exzellenz Professor Sam K. Ongeri* liest Adventist World, um mit seiner adven­ tistischen Glaubensfamilie auf der ganzen Welt in Verbindung zu bleiben. Auch du hast diese Möglichkeit, mit deiner Glaubens­ familie verbunden zu bleiben. Wenn du Adventist World nicht regelmäßig kostenlos bekommst, frage den Büchertischverwalter deiner Gemeinde danach.

Eine Familie. Eine Welt. Adventist World.


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