AW Deutsche - Juli 2016

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D i e i n t e r n a t i o n a l e Z e i t s c h r i f t f ü r S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n

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Das Lamm im Zentrum der Offenbarung

8 Die große Aufgabe, die vor uns liegt 22 Prüfung bestanden 27 Veränderte Menschen verändern die Welt


Juli 2016

D i e i n t e r n a t i o n a l e Z e i t s c h r i f t f ü r S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n

Ju li 2016

8 Die große Aufgabe, die vor uns liegt 22 Prüfung bestanden 27 Veränderte Menschen verändern die Welt

Das Lamm im Zentrum der Offenbarung

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T I T E LT H E M A

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G L A U B E N S Ü B E R Z E U G U N G E N

Unsere Gemeinde, unsere Mission, unsere Jugendlichen

Arnion

Von Gerald A. Klingbeil

Das Buch der Offenbarung im ­Mittelpunkt eines einmaligen ­Verkündigungsansatzes.

Von Pako Mokgwane

Das Alter sollte kein Hindernis sein, wenn wir das Reich Gottes bauen.

22 Prüfung bestanden G E L E B T E R

G L A U B E

8 Die große Aufgabe, die vor uns liegt I M

B L I C K P U N K T

Von Ted N. C. Wilson

Jesus durchbrach viele Barrieren, um so viele Menschen wie möglich zu erreichen.

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E L L E N

Eingesperrt?

W H I T E

E N T D E C K E N

Erwachsenwerden – Ein Geschenk mit weitreichenden Folgen

A N D A C H T

Von Joice Manurung

Die Herausforderung für Adventisten: Gott treu bleiben oder Erfolg im Beruf haben.

Von Dwain N. Esmond

Um Ellen White zu schätzen, muss man sie lesen.

Von Lael Caesar

Freiheit in Christus ist mehr als eine Vorstellung.

RESSORTS 3 K I R C H E

I N

A K T I O N

3 Aus aller Welt 6 Blick in die Welt 10 Ein-Tag-Kapelle

11 G E S U N D H E I T Osteoporose – Sind nur Frauen betroffen?

27 B I B E L S T U D I U M Veränderte Menschen verändern die Welt

26 F R A G E N Z U R B I B E L 28 Die Schöpfung und der Geist Gottes

L E S E R F O R U M

www.adventistworld.org In 12 Sprachen online

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Adventist World | Juli 2016

T i t e l b i l d

m i t

f r e u n d l i c h e r

e r l a u b n i s

d e s

I n t e r - E u r o p e a n

M e d i a

C e n t e r


Wasser aus dem Felsen

A

A U S A L L E R W E LT

Erstmals mehr als

19 Millionen Gemeindeglieder Wachstum trotz umfassender Listenbereinigungen

M e n e n d e z

/

IAD

Von Andrew McChesney

G u s tav o

ls junger Pastor im US-Bundesstaat Massachusetts ging ich manchmal auf einen weitläufigen, lieblichen Hügel am Rande einer der malerischen Dörfer Neuenglands, die zu meinem ausgedehnten Dienstbezirk gehörten. Ja, ich hatte ein Auge auf diesen Grund geworfen in der ungestümen Hoffnung, dass es eines Tages vielleicht als Baugrund für zwei Gemeinden, die wir damals zusammenlegten, zur Verfügung stehen würde. Doch noch wichtiger als dieser Gedanke war mir der massive Granitfelsen auf der Hügelkuppe, auf der ein verwittertes Hinweisschild angebracht war. Die Inschrift lautete: George Whitefield – Early Methodist Evangelist – Preached from this rock – October 16, 1740 – On his first tour of America (Der methodistische Evangelist George Whitefield predigte am 16. Oktober 1740 auf seiner ersten Amerikareise von diesem Felsen.) Aus historischen Aufzeichnungen aus der Kolonialzeit ist zu ersehen, dass fast 500 Menschen auf diesem Hügel über Brookfield zusammenkamen, um dem pathetischen, ergreifenden Evangelisten zuzuhören – zweifellos zum Ärger vieler Pastoren in den mit Kirchturm versehenen Versammlungshäusern der benachbarten Dörfer. Whitefield verwendete wie die Brüder John und Charles Wesley, mit denen er jahrzehntelang zusammenwirkte, ausgesprochen unorthodoxe Methoden, um das Evangelium von Jesus zu verkündigen. Er predigte auf Feldern, verkündigte die Botschaften vor Bauern, einmal sprach er sogar vor mehr als 30.000 Menschen in dem Boston Common, einem öffentlichen Park. Damals war die Gesamtbevölkerung von Boston nur halb so groß, gerade einmal 15.000. Im 20. Jahrhundert predigten Pioniere der Evangelisation wie Billy Graham in großen Sportstadien, aus denen die Veranstaltung im ganzen Land übertragen wurde. Tausende – einschließlich mir – wurden bewegt, ihr Herz Jesus zu geben. Auch adventistische Evangelisten wie Mark Finley und Alejandro Bullon haben an Orten, die überhaupt keine Ähnlichkeit mit traditionellen Kirchengebäuden hatten, vor Zehntausenden von Menschen gesprochen. Jeder dieser erfolgreichen und innovativen Verkündiger des Evangeliums stieß auf vernichtende Kritik derer, die glaubten, dass ihre unkonventionellen Methoden nicht zu der Botschaft passten, die sie verkündigten. Dennoch triumphiert das Evangelium auch heute noch und spricht auf neue Art und Weise neue Zuhörerschaften mit unverminderter Kraft an. Wenn du das Titelthema für diesen Monat liest: ARNION: Das Lamm im Zentrum der Offenbarung, dann bete um ein Herz, das offen dafür ist, neue Methoden, neue Ansätze und neue „Evangelisten“ zu unterstützen, wenn sie das altbekannte Evangelium auf dramatisch frische und spannende Art und Weise weitergeben.

Zwei von 1000 Täuflingen bei einer Massentaufe im Lago de Atitlán in Guatemala im März 2015.

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ie offizielle Zahl der Mitglieder der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten hat erstmals 19 Millionen überschritten. Gleichzeitig hat sich die Anzahl der Ortsgemeinden weltweit in nur zwei Jahrzehnten auf mehr als 80.000 verdoppelt. Das geht aus kürzlich veröffentlichten Zahlen hervor. Ende letzten Jahres (31. Dezember 2015) hatte die Kirche der SiebentenTags-Adventisten 19.126.447 Mitglieder. Das ist laut der Abteilung Archiv, Statistik und Forschung ein Nettozuwachs von 647.144 Personen oder 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. David Trim, Direktor der Abteilung Archiv, Statistik und Forschung erklärte: „Die 2741 neuen Gemeinden, die wir 2015 gegründet haben, ist die größte Zahl an jährlichen Gemeindegründungen in unserer Geschichte. Die Zahl übertrifft die 2445 Ortsgemeinden, die wir 2014 gegründet haben. Und erst seit 1995 haben wir mehr als 40.000 Gemeinden.“ Das Wachstum ist umso bemerkenswerter, weil unsere Kirche, die 1863 mit nur 3500 Mitgliedern gegründet wurde, derzeit die Mitgliederzahlen umfassend überprüft, um sicherzustellen, dass die Statistik der Realität entspricht. „Wir preisen Gott für dieses wunderbare Wachstum“, erklärte Ted N. C. Wilson, Präsident der Weltkirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten. „Es zeigt mir, dass selbst mit der angemessenen, sorgfältigen Überprüfung der Mitgliederlisten, die das Generalsekretariat in den vergangenen Jahren weltweit begonnen hat, Gottes Wort durch die Kraft des Heiligen Geistes wunderbar vorangeht und das Werk Gottes sich ausbreitet.“ G. T. Ng, Generalsekretär der weltweiten Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, dessen Abteilung die Überprüfung begonnen hat, stimmte in Wilsons Freude über die Zahlen ein, die das Gemeindewachstum zeigten: „Das

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ANN

A U S A L L E R W E LT rasche Wachstum ist ein Zeugnis für 2. Chronik 20,20: ‚Glaubt an den HERRN, euren Gott, so werdet ihr sicher sein, und glaubt seinen Propheten, so wird es euch gelingen‘“, erklärte Ng. „Unsere Kirche hat sich positiv entwickelt, weil wir Gottes Anweisungen in Matthäus 24,14, die Welt zu evangelisieren, treu befolgt haben.“ Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, die weltweit in 13 Verwaltungseinheiten – Divisionen – und zwei der Generalkonferenz direkt unterstellte Gebiete organisiert ist, hat das stärkste Wachstum im vergangenen Jahr in der West-Zentralafrikanischen Division verzeichnet. Hier wuchs die Mitgliederzahl um 7,6 Prozent auf 683.318 Adventisten. Die beiden Divisionen mit dem größten Nettozuwachs waren die Südliches-Afrika-Indischer-Ozean Division und die Südamerikanische Division. In Afrika stieg die Mitgliederzahl 2015 auf über eine Million. Evangelistische Vorträge in Simbabwe führten im Mai 2015 zu 30.000 Taufen. Ein Teil des Wachstums in der Südamerikanischen Division ist inzwischen auf ein Programm zurückzuführen, mit dem ehemalige Gemeindeglieder wiedergewonnen werden. Im April 2015 berichtete der Adventist Review, dass 15 Prozent der Täuflinge in Südamerika ehemalige Gemeindeglieder waren. Nach Meinung von Gary Krause, der als Direktor der Abteilung für Adventmission die Gründung neuer Gemeinden betreut, wird das Gemeindewachstum generell am meisten dadurch gefördert, dass neue Gemeinden gegründet werden. Das ist quasi der Lebensnerv des Gemeindewachstums. Deshalb freute sich Krause besonders darüber, dass im vergangenen Jahr neben vielen Gruppen alle 3,2 Stunden auch eine neue Gemeinde gegründet wurde. Wörtlich sagte er: „Ich ermutige jede Gemeinde, nicht nur für das Wachstum ihrer eigenen Gemeinde aktiv zu sein, sondern auch dafür zu beten und zu planen, neue Gruppen von Gläubigen zu gründen.“ n

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Homer Trecartin Rick McEdward (rechts) bei einer Reise nach Indien im Jahr 2016 in einem überfüllten Eisenbahnabteil. FO T O :

Rick McEdward

R i c k

M c E d w a r d

Von Andrew McChesney

neuer MENA-Vorsteher

McEdward kehrt in die Region zurück, in der er seine Jugend verbrachte

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ick McEdward (50), der neue Vorsteher des Nahost-NordafrikaVerbands der Kirche der SiebentenTags-Adventisten (MENA) erinnert sich noch daran, dass er als Teenager fasziniert beobachtet hat, wie in der saudischen Hafenstadt Dschidda große Menschenmengen auf ihrer Pilgerreise nach Mekka von Bord der dort anlegenden Schiffe gingen. In jüngerer Vergangenheit überkam McEdward ein Gefühl der Ehrfurcht und des Respekts, wenn er auf den belebten Straßen Istanbuls ging oder von dem Hügel oberhalb unserer adventistischen Middle East University auf die ausladende Metropole Beirut blickte. Ihn bewegte die schwierige Frage, wie jeder einzelne dieser Menschen mit der Liebe Jesu erreicht werden kann. „Auf uns liegt die schwere Verantwortung, ein Licht zu sein, das Licht weitergibt. Wie werden wir Licht sein?“ fragte McEdward. Wir alle müssen die Herrlichkeit und Liebe Gottes in unserem Leben erfahren, und ich würde mich freuen, wenn wir das hier auf wunderbare Weise zeigen könnten.“ Die Frage wurde für McEdward noch persönlicher, als er im April zum Vorsteher des Nahost-Nordafrika-Verbands gewählt

wurde. Die Region, in der eine halbe Milliar­de Menschen leben, gehört zu den herausforderndsten Gebieten der Welt, wenn es darum geht, das Evangelium zu verkündigen. Die weltweiten Leiter unserer Kirche beschlossen, dass McEdward, die Aufgabe von Homer Trecartin übernimmt, der darum gebeten hatte, aus gesundheitlichen und familiären Gründen in die USA zurückkehren zu können. Trecartin und seine Frau Barbara haben vier Jahre lang am Sitz des Verbands in der Nähe der Middle East University gewirkt. Trecartin wird im Gegenzug McEdwards Position übernehmen. McEdward ist schon seit Langem in der Gemeindegründung tätig, und hat zuletzt als Direktor für das Globale Missionszent­rum für Weltreligionen sowie als Direktor für das Büro für Adventmission gearbeitet. Seine Frau Marcia, Krankenschwester der Generalkonferenz, und er haben zwei Kinder. „Wir sind Homer und Barbara für den unglaublichen Beitrag, den sie im geistlichen, administrativen und missionarischen Bereich für die Arbeit in MENA geleistet haben, sehr dankbar“, sagte Ted N. C. Wilson, Präsident der weltweiten Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. „Wir preisen


Gott für die Fortschritte, die gemacht wurden und die weiterhin gemacht werden“, so Wilson weiter. „Wir sind dankbar, dass Rick und Marcia diese neue, wichtige Aufgabe angenommen haben.“ Für McEdward ist der Umzug in den Nahen Osten so etwas wie eine Heimkehr. Er verbindet mit dem Ort viele gute Erinnerungen an freundliche Menschen und daran, dass er hier seine Beziehung zu ­Jesus fand. McEdward wuchs in einer adventistischen Familie in Seattle, im US-Bundesstaat Washington, auf. Als er 12 Jahre alt war, zog er mit seiner Familie nach Dschidda, wo sein Vater eine Stelle als Röntgenassistent in einem großen Militärkrankenhaus angenommen hatte. Soweit der Familie bekannt war, gab es außer ihnen keine Adventisten in der Stadt. Das Haus, in dem die McEdwards in den darauffolgenden fünf Jahren lebten, lag am sandigen Ufer des Roten Meeres. Dort sah Rick zahllose Menschen aus großen Schiffen aussteigen, um die Pilgerreise nach Mekka zu unternehmen. Am Ufer des Roten Meeres entwickelte er eine persönliche Beziehung zu Jesus. „Zum Teil lag das an der Großzügigkeit unserer Nachbarn, die keine Christen waren“, erklärt er. Sie waren so fürsorglich und freundlich uns Amerikanern gegenüber. Das machte mir meinen Egoismus bewusst, und ich bat den Herrn, mich zu verändern.“ McEdward machte seinen BA 1990 am Walla Walla College und seinen Master of Divinity drei Jahre später an der AndrewsUniversität. Im Jahr 2012 promovierte er in Missiologie an der Fuller Graduate School. Im Blick auf die Zukunft sagte McEdwards Vorgänger Trecartin (60), dass Marcia McEdward eine wichtige Rolle in der Region spielen könne und ermutigte Rick, sie auf seinen Reisen mitzunehmen: „Wenn sie deine Arbeit versteht, kann sie für Menschen wirken, für die du nicht wirken kannst.“ n

Von Andrew McChesney

Beerdigungsinstitut in Seoul hilft, Menschen zu Jesus zu führen Mehr als 140 Taufen jährlich im Sahmyook Medical Center

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er südkoreanische Arzt Sugsik Ha glaubte nicht an Gott, obwohl er drei Jahrzehnte im adventistischen Krankenhaus in Seoul gearbeitet hatte. Dann starb ein Verwandter von ihm und Ha hörte die Beerdigungsansprache des Krankenhausseelsorgers in der Aufbahrungshalle des Krankenhauses, die besonders schön mit glänzendem Marmor ausgestattet ist. Die Ansprache über die Verheißung, dass Jesus wiederkommt und dass wir eine Auferstehungshoffnung haben, berührte ihn zutiefst. Kurze Zeit darauf starb Has Schwiegermutter und wieder nahm er an der vom Krankenhausseelsorger durchgeführten Beerdigung teil. Sein Herz wurde erneut von der Botschaft der Hoffnung berührt. Er begann, die Bibel zu lesen und wurde einige Monate später in die Adventgemeinde getauft. „Ich habe mein Leben lang als Arzt hier gearbeitet“, sagte der untersetzte, freundlich lächelnde Ha in einem Interview in dem adventistischen Krankenhaus Sahmyook Medical Center (SYMC) in Seoul, wo er heute als leitender medizinischer Direktor arbeitet. „Das Krankenhaus hat eine Art unwiderstehlich Anziehungskraft auf mich ausgeübt. Allmählich wurde ich Adventist.“ Als heilende Hände Jesu zu dienen – und Menschen mit dem Heiland bekannt zu machen – ist die Mission des Sahmyook Medical Centers, seit es 1908 als einfaches Krankenhaus in einem schlichten Haus vom ersten Missionsarzt in Korea, Dr. Riley Russell, gegründet wurde.

Heute werden in dem 426-Betten Haus jährlich eine halbe Million Patienten von über 800 Mitarbeitern behandelt. Außerdem betreibt das Krankenhaus auch ein Pflegeheim mit 120 Betten und das Beerdigungsinstitut, eine luxuriöse, zweistöckige Einrichtung mit Wohnungen, die Familien für mehrere Tage mieten, um den Verlust ihrer Angehörigen zu betrauern. Viele Familien hören dabei auch eine ermutigende Hoffnungsbotschaft vom Krankenhausseelsorger. Um zu verstehen, wie das Beerdigungsinstitut wirkt, muss man das koreanische Gesundheitsversicherungssystem verstehen, das 1970 gegründet wurde. Anfänglich nahmen die Koreaner die Krankenversicherung nur zögerlich an. Deshalb setzte die Regierung die Prämien für die Versicherung sehr niedrig an und drängte die Leute, der Versicherung beizutreten. Heute hat fast jeder Koreaner diese Versicherung. Da die Versicherungsprämien immer noch niedrig sind, sind auch die Summen, die für die Behandlungen erstattet werden, gering, wie Ji Yoon Lee, einer der stellvertretenden Direktoren des Krankenhauses erklärte. Deshalb gaben die Behörden den Krankenhäusern die Erlaubnis, Beerdigungsinstitute zu betreiben. Koreaner geben meist sehr viel Geld für Beerdigungen aus, weshalb ein Beerdigungsinstitut laut Lee ein wirtschaftlich sehr einträgliches Unternehmen ist. Das adventistische Krankenhaus ist da keine Ausnahme. Wie Lee erklärte, sind es die Erträge aus dem Beerdigungsinstitut, die dafür sorgen, dass sie am Ende einen Gewinn erwirtschaften.

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B L I C K I N D I E W E LT

Brasilien:

Von Andrew McChesney

S Y MC

Dutzende Täuflinge

Ein Krankenhausseelsorger bei einer Beerdigungsansprache im Beerdigungs­ institut des Sahmyook Medical Center. Im Beerdigungsinstitut werden 20 bis 30 Beerdigungen pro Woche abgehalten. 14 Prozent der Beerdigungszeremonien werden von Adventisten geleitet. Die Hinterbliebenen können einen eigenen Geist­ lichen zur Durchführung der Beerdigung einladen, doch das Krankenhaus hat zwei ordinierte Pastoren und einen Pastor-Assistenten, die ebenfalls zur Verfügung stehen. „Die meisten haben nach dem Tod eines Angehörigen keine Hoffnung“, erklärte Yung Han Yoon, der leitende Krankenhausseelsorger. „Ich lese Bibelabschnitte vor, die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod ein ewiges Leben geben. Das ist neu für sie.“ Nach einer Beerdigung bringt das Krankenhaus die Familie in Kontakt mit einer Adventgemeinde in ihrer Nähe. Yoon erzählte, dass unter denen, die durch den Einfluss des Beerdigungsinstituts getauft wurden, auch ein bekannter koreanischer Filmschauspieler ist, dessen Herz bei der Beerdigung seines Bruders berührt wurde, der kurz vor seinem Tod ebenfalls getauft worden war. Das Krankenhaus hat auch einen sehr wirksamen Seelsorgedienst, der durch die drei Pastoren und eine Vollzeitdiakonin betrieben wird. Die vier führen laut Lee jedes Jahr über 140 Menschen zur Taufe. Im Jahr 2014 war Dr. Ha einer von 174 Täuflingen. n

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durch

Facebook

42-jähriger Polizist an vorderster Front

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agsüber ist Roberto Roberti Polizist. Am Abend – und in jeder anderen freien Minute – surft er durch die am meisten frequentierte adventistische Facebook-Seite in Brasilien, um auf Kommentare und Fragen von Facebook-Nutzern zu antworten. Durch sein ehrenamtliches Engagement auf der portugiesischsprachigen Facebook-Seite der Südamerikanischen Division wurden seit Juli 2015 45 Personen getauft. Der 42-jährige Roberti ist eine beeindruckende Erscheinung: groß, muskulös, mit einem entschlossenen Kinn. Mit ihm legt man sich auf der Straße lieber nicht an, selbst wenn er außer Dienst in den Vororten von São Paulo (Brasilien) unterwegs ist. Doch Roberti hat auch ein freundliches Lächeln und eine tiefe Baritonstimme, mit denen er leicht das Vertrauen von Menschen gewinnt. Und was noch wichtiger ist: Er weiß, wie man online Menschen gewinnt. Sein Geheimnis liegt nach seinen eigenen Worten darin, dass er sofort auf die Fragen der Leute reagiert. „Die Leute, die das Internet nutzen, wollen schnelle Antworten“, sagte er. „Seit ich mit dieser Arbeit begonnen habe, haben immer mehr Leute auf Facebook Fragen gestellt. Das Geheimnis ist, dass ich ihnen unverzüglich antworte.

Die Adventgläubigen in Südamerika sind in unserer Kirche weltweit für ihren innovativen Einsatz von Technik zur Evangeliumsverkündigung bekannt. An vorderster Front arbeitet Roberti an einer seiner Ansicht nach unerschlossenen Goldmine, indem er einfach auf Kommentare von Facebook-Nutzern eingeht. Die Arbeit ist wie geschaffen für ihn und drei weitere Freiwillige. Mit fast 1,1 Millionen Likes ist die portugiesischsprachige Facebook-Seite der Südamerikanischen Division die Facebook-Seite in der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten mit den meisten Followern. Die Seite ist hauptsächlich auf Brasilien ausgerichtet, für die anderen Länder in ihrem Gebiet betreibt die Division eine spanischsprachige Facebook-Seite. Fast 200 Personen wurden seit Januar 2015 durch die Arbeit von Roberti und den anderen Freiwilligen getauft. Roberti ist verheiratet und hat drei Kinder. Seit 22 Jahren ist er Polizist. Mit seinem Engagement in den adventistischen sozialen Medien begann er nach eigenen Worten kurz nach seiner Taufe 2010, weil er anderen die Angst ersparen wollte, die er hatte, als er die Bibel zum ersten Mal las. „Ich wollte die neue Hoffnung, die ich in der Adventgemeinde kennengelernt hatte, an andere weitergeben“, erzählte er


AR / M c C h e s n e y A n d r e w

Roberto Roberti, Polizist und Facebook-Moderator in der Lobby des südamerikanischen adventistischen Medienzentrums Novo Tempo. am Rande einer Konferenz für adventistische Kommunikationsspezialisten aus ganz Südamerika, die kürzlich in São Paulo stattfand. Wenn die Leute eine Nachricht auf Facebook hinterlassen und Interesse an weiteren Informationen zeigen, bietet er ihnen Bibelstunden per E-Mail an. Die Arbeit kann recht zeitaufwändig sein. Er schreibt etwa 100 Nachrichten am Tag, ungefähr die Hälfte davon auf Facebook, den Rest auf weitere Anfragen und in Bibelstunden per E-Mail. Viele Leute, die Fragen auf Facebook posten, sind Millennials (junge Erwachsene), die in ihren EMails von Depressionen, Selbstmordgedanken und kaputten Familien sprechen, aus denen sie verzweifelt ausbrechen wollen. Laut Roberti ist es auf Facebook entscheidend, schnell zu antworten. Jeden Morgen steht er früh auf, um nach den Nachrichten auf der Facebook-Seite der Gemeinde und dem G-Mail-Konto, das die Gemeinde für die Korrespondenz über die sozialen Medien eingerichtet hat, zu sehen. Eines Morgens fand er die Nachricht einer jungen Frau namens Elena. Sie schrieb, dass sie gern getauft werden würde. Weniger als zwei Stunden nach ihrer

Nachricht hatte er schon mit einer Einladung zu vorbereitenden Bibelstunden per E-Mail geantwortet. Etwa vier Monate später war sie getauft. Währenddessen sahen zwei andere junge Frauen Elenas Facebook-Eintrag und posteten in ihren Kommentaren ihr eigenes Interesse an der Taufe. Roberti lud auch sie ein, die Bibel zu studieren. Beide sind jetzt getaufte Gemeindeglieder. Elena gehört zu den drei Moderatoren, die gemeinsam mit Roberti über die Facebook-Seite der Division arbeiten. Weitere 20 Leute, die alle getauft wurden, nachdem sie sich auf Facebook für die Adventgemeinde interessiert hatten, werden von Roberti ausgebildet, um ebenfalls als Moderatoren zu wirken. Kurz nachdem er begonnen hatte, sich über Facebook zu engagieren, machte Roberti eine bemerkenswerte Erfahrung, die für ihn eine Bestätigung der Wichtigkeit dieser Arbeit war. Ein Ehepaar aus einer Stadt im südlichen Bundesstaat Santa Catarina, in der es keine Adventgemeinde gab, postete eine Frage zur Bibel. Sofort lud Roberti sie ein, per E-Mail die Bibel mit ihm zu studieren. Als sie zum biblischen Ruhetag kamen, begann das Ehepaar, ihren Pastor zu be-

drängen, ihnen zu erklären, warum sie in ihrer Kirche den Sonntag und nicht den biblischen Sabbat am Samstag hielten. Es dauerte nicht lange, bis auch die anderen 28 Kirchenmitglieder sich an der Diskussion beteiligten und den Pastor mit ihren Fragen belagerten. „Er konnte ihnen keine Antwort geben“, sagte Roberti. „Am Ende verließ er die Stadt. Er ließ seine Kirche einfach im Stich.“ Daraufhin kontaktierte Roberti einen adventistischen Pastor, der in der Nähe der Stadt wohnte. Der Pastor besuchte die Kirche und sprach mit den Mitgliedern. Alle 30 Kirchenglieder baten um die Taufe. Als Roberti davon hört, weinte er. „Es war wie immer, wenn ich höre, dass jemand von den Leuten, mit denen ich die Bibel studiere, getauft werden möchte: Ich musste weinen. Das so etwas passieren konnte, war nur durch die Kraft Gottes möglich.“n Dies ist eine von sechs Geschichten, die Nachrichtenredakteur Andrew McChesney über die Siebenten-TagsAdventisten in Südamerika und ihren Einsatz moderner Technik bei der Evange­ liumsverkündigung geschrieben hat. Die anderen Geschichten sind auf Englisch unter bit.ly/SouthAmericaGospel zu lesen.

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B L I C K P U N K T

Dieser Artikel ist die bearbeitete Fassung einer Predigt, die Ted Wilson am 30. Januar 2016 in Linthicum Heights, im US-Bundesstaat Maryland, gehalten hat. Elemente des mündlichen Vortrags wurden beibehalten. Die Redaktion.

W

elch ein Segen und Vorrecht ist es, an Gottes Mission teilzuhaben und die gute Nachricht von der Liebe Christi und seiner baldigen Wiederkunft in diesen letzten Tagen der Weltgeschichte zu verkündigen! Aber wie werden die Menschen je davon erfahren, wenn wir uns nicht ganz bewusst darum bemühen, mit ihnen in Kontakt zu kommen? In Lukas 15,1–2 lesen wir: „Es nahten sich ihm aber allerlei Zöllner und Sünder, um ihn zu hören. Und die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen.“ Die Rabbis waren wütend und machten ihrer Empörung Luft: „Dieser Mann hat Gemeinschaft mit Sündern; er isst sogar mit ihnen.“ Wo immer im Laufe der Geschichte egoistische und eigennützige Interessen Herzen kontrolliert haben, haben sich verschiedene Klassen von Menschen entwickelt: diejenigen, die haben und diejenigen, die nicht haben, diejenigen, die gebildet sind und diejenigen, die die Vorteile einer guten Bildung nicht genossen haben, die Exklusiven und diejenigen, die niemanden haben, der für sie spricht; die Heiligen und die Sünder. Allerdings sind wir alle Sünder und müssen jeden Tag zum Fuß des Kreuzes kommen, um Christi Kleid der Gerech­tig­ keit und seine verändernde Kraft anzunehmen. Wir müssen uns jeden Tag vor dem Herrn demütigen – niemand ist immun gegen Selbstsucht und egoistisches Denken. Interkulturelles Verständnis

Als Kirche mit einer missionarischen Gesinnung wollen wir durch die Führung des Heiligen Geistes ein interkulturelles Verständnis für die Verkündigung der dreifachen Engelsbotschaft von der Liebe Gottes und baldigen Wiederkunft Christi lernen. Lasst uns im Bewusstsein, dass die Advent-

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Die

große Au  die vor uns liegt Eine vereinte Kirche, die für die verschiedenen botschaft überall die gleiche ist, die Verkündigungsmethode jedoch sehr verschieden sein kann, sensibler für unterschiedliche Kulturen und Hintergründe werden. Lasst uns auch sensibel für örtliche Gegebenheiten sein, damit unser Verhalten unserem wichtigen Werk nicht im Weg steht. Ich erinnere mich noch, wie ich nach Moskau kam und meine Arbeit in der Euro-Asien Division aufnahm. Als ich einmal pfeifend über einen Gang im Divisionsgebäude ging, wurde ich später von einem Kollegen im Stillen darauf hingewiesen, dass Pfeifen als Zeichen von mangelnder Bildung angesehen wurde und manche Leute glaubten, dass man böse Geister herbeiruft, wenn man pfeift. Drei Jahre lang fiel es mir ausgesprochen schwer nicht zu pfeifen, aber ich achtete darauf, mich zu fügen, weil mein Verhalten meinen Möglichkeiten, Gottes Werk positiv zu beeinflussen geschadet hätte. Etwas anderes, was ich gelernt habe, um Missverständnisse zu vermeiden, betraf meine Gebetshaltung. Einmal betete ich mit meinen Händen auf dem Rücken und erhielt später von dem gleichen Leiter den Hinweis, dass man immer mit vor dem Körper gefalteten Händen betete, weil man Gott sonst grobe Respektlosigkeit

erwies. Ich passte mich schnell an, da es ja nicht um eine Gewissensfrage ging. Es ist wichtig, dass wir demütig werden, ethnozentrisches Denken ablegen und Gott bitten uns zu helfen, unser Verhalten zu verändern, wenn es unserem Bemühen schaden könnte, Christus zu erhöhen. Christozentrisches Denken muss an die Stelle von allem treten, was zu Reibungen und Missverständnissen führt. Lasst unsere Büros und Gemeinden, unsere Familien und unseren Umgang miteinander erfüllt sein von den großen Themen der Adventbotschaft, in deren Mittelpunkt Christus und seine Gerechtigkeit stehen. Alle unsere internen und externen Streitereien und unser Gerangel um Wichtigkeit werden verschwinden, wenn Jesus in seiner Fülle mit all seinen kostbaren Lehren erhoben wird. Lehre und Glaube

In allen Kulturen sind die Lehren Christi der Kern dessen, was wir glauben und weitergeben. Zu sagen, dass wir nur auf Jesus sehen und nicht auch seine Lehren im Blick haben müssen, bedeutet, einen oberflächlichen Glauben ohne die solide Grundlage der Botschaft Christi zu akzeptieren. Lehre und Glaube stammen von Christus. Seine Fülle und die Breite seiner


Engelsbotschaft zu verkündigen und Einflüssen der Mystik und der EmergingChurch-Bewegung entgegenzuwirken. Die große Aufgabe, die vor uns liegt

fgabe, Von Ted N. C. Wilson

Kulturen sensibel ist Liebe kennzeichnen das große Feld der Wahrheit, die in Christus besteht. „Christus ist der Mittelpunkt aller wahren Lehre.“1 Jesus ist die Verkörperung christozentrischer Lehre und Glaubens. Lasst euch von niemandem einreden, dass man die Lehre abschaffen muss, um Christus zu sehen. Christus und seine Lehren gehören zusammen und bilden die Adventbotschaft, die wir als vereinte, multikulturelle Kirche verkündigen. An manchen Orten sehe ich schädliche Auswirkungen der Emerging-Church-Bewegung, die sich ihren Weg auch in die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten bahnt. Im Mittelpunkt dieser Bewegung steht ein eher auf Erfahrungen beruhendes Glaubensverständnis als auf die kognitiven und in der Bibel begründeten Glaubensüberzeugungen, die einen hohen Stellenwert bei uns haben und ein wichtiger Teil unserer engen täglichen Beziehung zu Christus sind. Seht euch vor, dass diese subtilen Bemü­ hun­gen nicht die Bedeutung der biblischen Glaubenslehren mindern und durch die Unterminierung unserer charakteristischen Botschaft die Adventbotschaft unwirksam machen. Bittet um die Führung und ­Hilfe durch den Heiligen Geist, um über die Kulturen hinweg die charakteristische dreifache

Die große Aufgabe, die vor uns als vereinte, für kulturelle Unterschiede sensible Kirche liegt, besteht darin, die Aufgabe anzunehmen, die Gott uns für diese letzten Tage anvertraut hat. Wir dürfen niemals die Richtung der Wahrheit, wie sie in Jesus ist, wechseln. Überall wo wir hinsehen, scheint die Welt zu zerfallen. Jetzt ist die Zeit sich auf eine Art und Weise, die für kulturelle Unterschiede sensibel ist, hinter Gottes einzigartigem Ruf zu sammeln. Du und ich – wir alle sind Teil der letzten Verkündigung der Hoffnung für die Welt, des Höhepunkts von Offenbarung 14. Wir dürfen bei unserer abschließenden Verkündigung der Adventbotschaft nicht zögern. „Wir sollen uns nicht ducken und bei der Welt entschuldigen, weil wir ihnen die Wahrheit sagen. Alles Heimlichtun sollten wir von uns weisen. Entrolle dein Banner vor Menschen und Engeln. Lass es eine Selbstverständlichkeit sein, dass Siebenten-Tags-Adventisten keinen Kompromiss machen können.“2 Es ist eine bedauerliche Tatsache, dass Siebenten-Tags-Adventisten an manchen Orten, abgesehen von der Neutralisierung kostbarer biblischer Wahrheiten, auch dem Druck „politischer Korrektheit“ und der Übereinstimmung mit unbiblischen, moralischen und sozialen Veränderungen nachgeben. Lasst uns fest auf allen Wahrheiten und Prinzipien für unser persönliches Leben und das Leben der Gemeinde stehen und dabei kulturübergreifend mit Menschen Umgang suchen und sie auf den Einen hinweisen, der alles ins rechte Licht rückt. Unser Herr kommt bald; wir alle müssen dem Beispiel Christi folgen und über alle Kulturen hinweg Menschen suchen, die bereit sind, zuzuhören. Sucht unter der Führung des Heiligen Geistes den Kontakt mit den Menschen, um missionieren zu können. Wenn es darum geht, unseren Glauben zu bezeugen, können wir uns nicht vertreten lassen. Ein persönliches

Glaubenszeugnis kann man nicht per Fernbedienung geben oder von einer Drohne abwerfen. Um einen Eindruck zu hinterlassen, müssen wir mit den Menschen in Kontakt kommen. Forschungen im Bereich der Evangelisation haben gezeigt, dass der persönliche Kontakt unter der Führung des Heiligen Geistes der bedeutendste Faktor ist, um Menschen zu Christus und unsere auf ihn ausgerichteten Überzeugungen zu führen. Wir brauchen Fernsehen, Radio, Internet, Bücher und Zeitschriften, soziale Dienste, Gesundheitsmission und viele andere Möglichkeiten, um die Aufmerksamkeit auf die Wahrheit zu lenken, aber am Ende kommt es auf den persönlichen Kontakt und das persönliche Zeugnis an. Die Verlorenen suchen

Christus hatte das brennende Verlangen, alle Menschen gerettet zu sehen. Er schaute nicht gleichgültig auf Sünder und Ausgestoßene. Gott hat uns beauftragt, seinem Beispiel zu folgen und die Verlorenen zu suchen. Wir sollen mit Sensibilität anderen Kulturen begegnen und mit Liebe Menschen erreichen und uns aktiv daran beteiligen, der Welt die letzte Botschaft zu verkündigen. Kommen wir unserem Retter näher und nehmen wir seinen Charakter der Liebe zu anderen an? Sind wir bereit, alles zu tun, was notwendig ist, um die Menschen zu suchen, die sich von der Wahrheit entfernen? Ellen White schrieb: „Jeder, der durch Christus Rettung erfahren hat, ist dazu aufgerufen, im Namen Jesu anderen Verlorenen das Evangelium zu bringen … Hast nicht auch du schon Menschen links liegen gelassen, die gerade keinen viel versprechenden Eindruck auf dich machten? War dir dabei bewusst, dass Christus auch sie sucht … Engel haben Mitgefühl für diese verirrten Menschen, während uns das oft kalt lässt und wir unser Herz verschließen …Wir brauchen viel mehr von der Gesinnung Jesu und die Bereitschaft, unsere eigenen Interessen auch einmal zurückzustellen.“3 Wir sollen in unserer Arbeit dem Vorbild Christi folgen und jeden Tag proaktiv Berührungspunkte und Kontakt mit MenJuli 2016 | Adventist World

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B L I C K P U N K T

schen suchen, die von Gottes Gnade und Kraft hören müssen, die ihr Leben verändern kann. Egal, ob durch Telefon, E-Mail, Brief, persönlichen Kontakt oder öffentliche Veranstaltungen: Gott will, dass wir wie er Kontakt mit Menschen haben und sie umsichtig und unter Gebet auf die vollständige biblische Wahrheit hinweisen. Er möchte, dass Menschen durch uns vom Erlösungsplan Christi erfahren, der seinen Höhepunkt bei seiner kurz bevorstehenden Wiederkunft haben wird. Lasst uns dem Heiligen Geist gestatten, uns dabei zu helfen, auf die richtige Art und Weise mit Menschen Umgang zu pflegen und dabei nicht zu vergessen, dass auch wir Sünder sind und die rettende Kraft Christi brauchen. Im Garten Gethsemane litt Jesus schrecklich für dich und mich. „Er nimmt die Bluttaufe an, damit Millionen Verdammter das ewige Leben gewinnen können. Er hatte die himmlischen Höfe, wo Reinheit, Freude und Herrlichkeit herrschten, verlassen, um das eine verlorene Schaf – die durch Übertretung gefallene Welt – zu retten. Er will sich seiner Aufgabe nicht entziehen.“4 Er bietet uns heute eine interkulturelle Mission an – die Beteiligung aller Gemeindeglieder der Endzeitgemeinde Gottes, gestärkt, um die letzte Botschaft der Liebe und Warnung zu verkündigen. Christus ging ans Kreuz, starb für uns, stand vom Tod auf, tritt jetzt für uns im Allerheiligsten des himmlischen Heiligtums ein und wird bald wiederkommen, um uns zu sich in den Himmel zu holen. Ich kann es nicht mehr erwarten! Wir wollen uns selbst auf seine kurz bevorstehende Wiederkunft vorbereiten und auch andere vorbereiten, indem wir uns mit ihnen anfreunden und sie für Jesus gewinnen. n 1 Ellen White, Manuscript Releases, Nr. 13, S. 261. 2 Ellen White, Evangelisation, S. 160. 3 Ellen White, Bilder vom Reiche Gottes, S. 152f. 4 Ellen White, Das Leben Jesu, S. 688.

Ted N. C. Wilson ist

Präsident der Weltkir­ chenleitung der Sieben­ ten-Tags-Adventisten.

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Adventist World | Juli 2016

Ein-Tag-Kapelle

Von Carrie Purkeypile

Gessés Traum: Eine Ein-Tag-Kapelle in Oriximiná, Brasilien

Links: Gessé Viera Matios und seine Frau sind begeistert über die neue Kapelle, die eine Starthilfe für die Evangelisationsbemühungen in der neu entstehenden Wohngegend in Brasilien ist. Rechts: Die Baukolonnen von Maranatha bauen eine Ein-Tag-Kapelle an einem Werktag zusammen. Das Gerüst für eine Kapelle zu haben, ist für viele Gemeinden eine großartige Lösung. Wände und Boden werden von ihnen selbst nach ihren eigenen Bedürfnissen fertiggestellt. Entlang des Amazonas in Brasilien gibt es Tausende von Orten, die am besten mit dem Boot oder Schiff zu erreichen sind: kleine Dörfer, Städte oder Großstädte. MaranathaTeams im Bundesstaat Pará in Nordbrasilien verwenden ebenfalls den Wasserweg, um Kapellen zu bauen, wo sie gebraucht werden. Eine solche Stadt am Amazonas ist Oriximiná, eine mittelgroße Stadt mit schönen Parks, kleinen Geschäften und zwei Adventgemeinden, die schon bald von einer dritten verstärkt werden! Gessé Viera Matios bemüht sich seit einiger Zeit, eine neue Gemeinde in der Wohnge­ gend zu gründen, die am Rand der Stadt entsteht. Die Gemeindeglieder suchten gemein­ sam nach einem Stück Land in dem neuen Viertel und kauften ein Grundstück, das gerade noch innerhalb der Stadtgrenzen liegt. Obwohl Gessé in der Innenstadt arbeitet, kauften er und seine Frau das Grundstück, das direkt an der neuen Kapelle anschließt. Dass er bei der Gründung der Gemeinde helfen kann, ist für ihn wichtiger, als die Distanz, die er jeden Tag auf seinem Motorrad zu seiner Arbeit zurücklegen muss. Er träumt davon, dass er bei jeder Veranstaltung, die während der Woche in der Gemeinde stattfindet, der Erste ist, der kommt und der Letzte, der wieder geht. „Wir wollen eine gutes Gemeindehaus bauen für eine Gemeinde, die ein Zuhause für die Leute hier ist“, erklärt er. Das Maranatha-Team baute die Ein-Tag-Kapelle an einem Sonntag auf und bereits am folgenden Abend fand der erste Evangelisationsvortrag in der Gemeinde statt! Die Gemeinde in Oriximiná hat bereits Pläne, wie sie die Mauern aufbau­ en und einen schönen Fliesenboden legen kann. Diese Gemeinde wird bald das beste, schönste Ziel in der ganzen Gegend. Und was noch wichtiger ist: die Gemeinde heißt schon jetzt jeden mit offenen Armen willkommen. Maranatha Volunteers International ist eine gemein­ nützige Organisation, die Adventkapellen und Schulen an Orten baut, wo sie dringend gebraucht werden. f O T OS :

M a r a n at h a

V o l u n t e e r s

I n t e r n at i o n a l


G E S U N D H E I T

Von Peter N. Landless und Allan R. Handysides

Osteoporose

Sind nur Frauen betroffen?

Ich bin 64 Jahre alt und habe meine Frau jedes Jahr im Rahmen ihrer Vorsorgeuntersuchung gewissenhaft zur Knochendichtemessung gebracht. Nun hat sie mir gesagt, dass auch Männer gefährdet sind, an Osteoporose zu erkranken. Stimmt das? Ich dachte immer, dass diese Krankheit nur Frauen betrifft.

W

ir sind wunderbar gemacht. Obwohl Knochen unbeweglich und unveränderlich zu sein scheinen, wird doch ständig neuer Knochen produziert und altes Knochengewebe abgebaut. Das ist ein permanenter, dynamischer Prozess, der die Knochen stark und gesund erhält. Osteoporose entsteht, wenn die Knochen dünner und poröser werden. Die Dichte und Qualität der Knochen nehmen ab, und sie werden brüchiger. Osteoporose betrifft nicht nur Frauen, sondern auch Männer. Besonders gefährdet sind allerdings Frauen nach den Wechseljahren. Auf die Vorsorgeuntersuchungen und Behandlung von Frauen wird viel größeres Gewicht gelegt, obwohl es Daten gibt, denen zufolge Männer, nach einer Hüft­ frak­tur ein doppelt so hohes Sterblichkeitsrisiko aufweisen wie Frauen. Diese Daten haben zu der Überlegung geführt, Vorsorgeuntersuchungen für Männer mit einem erhöhten Osteoporose-Risiko einzuführen. Es ist wichtig, das eigene Osteoporose-Risiko zu kennen. Das gilt besonders für Männer, denn bei ihnen wird die Krankheit oft übersehen. Ein allgemeingültiger Risikofaktor ist das Alter, dazu kommen Knochenbrüche nach dem 50. Lebensjahr. Bestimmte Hormonstörungen wie zum Beispiel ein Testosteronmangel oder Überfunktionen der Schilddrüse und der Nebenschilddrüsen (Epithelkörperchen) erhöhen das Osteoporose-Risiko.

Auch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und Zöliakie (Glutenintoleranz) können das Risiko steigern, an Osteoporose zu erkranken. Eine über einen längeren Zeitraum andauernde Einnahme von Corticosteroiden kann zu einer Verminderung der Knochendichte führen. Ein weiterer Risikofaktor bei Männern tritt bei der Behandlung von Prostatakrebs auf, die oft auf die Reduktion des Testosterons abzielt. Auch regelmäßiger Alkoholkonsum und Rauchen erhöhen das Osteoporose-Risiko. Weitere Kennzeichen eines erhöhten Risikos sind ein niedriges Körpergewicht und die Abnahme der Körpergröße. Das wird häufig übersehen, sollte es aber nicht! Außerdem ist es wichtig, die eigene Familiengeschichte zu kennen, die auf ein erhöhtes Risiko hinweisen kann. In unserer Gesundheitskolumne sprechen wir oft darüber, wie wichtig Bewegung ist, damit wir gesund bleiben. Bewegungsmangel ist ein bedeutender Risikofaktor für die Entwicklung einer Osteoporose. Ob es um die Gesundheit unseres Gehirns, des Herzens oder auch der Knochen geht, Bewegung spielt eine wichtige Rolle dabei, unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden zu erhalten! Es gibt Aussagen, denen zufolge Bewegung der Faktor mit der größten Auswirkung auf unsere Langlebigkeit ist. Vielleicht sollten wir es einfach tun!

Osteoporose betrifft also tatsächlich Männer und Frauen. Gefährdete Männer sollten regelmäßig eine Knochenmineraldichtemessung zum Beispiel durch eine Dual-Röntgen-Absorptiometrie (DEXA) durchführen lassen. Diese Untersuchung hilft, das Krankheitsrisiko und die Wirksamkeit der Behandlung zu beurteilen. Zu allgemeinen vorbeugenden Maßnahmen gehören die Zufuhr von 1000 Milligramm Kalzium (enthalten in grünen Gemüsen wie Grünkohl und Brokkoli sowie fettarmen Milchprodukten) und 1000 IU Vitamin-D täglich, sowie tägliche Bewegung, vor allem Gehen und Krafttraining. Vielleicht verschreibt dir dein Arzt bis­ phosphonathaltige Medikamente, die den Knochenabbau und die Verminderung der Knochendichte verlangsamen. Du solltest dein Osteoporose-Risiko unbedingt mit deinem Arzt besprechen. Er wird, wenn nötig, die entsprechenden Untersuchungen und Behandlungen anordnen.1 n 1 Artikel durchgesehen von Dr. med. Ruedi Brodbeck.

Peter N. Landless, Facharzt für Nuklearkardio­ logie, ist Direktor der Gesundheitsabteilung der Generalkonferenz der Kirche der Siebenten-TagsAdventisten in Silver Spring (Maryland, USA). Allan R. Handysides, Facharzt für Gynäkologie, war bis zu seiner Pensionierung Direktor der ­Gesundheitsabteilung der Generalkonferenz. Juli 2016 | Adventist World

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A N D A C H T

J

eremia hat Ärger; er sitzt im Hochsicherheitsgefängnis von Juda. Er steckt nicht nur im übertragenen Sinn im Schlamassel, sondern sinkt in der Zis­ terne, in die man ihn geworfen hat, buchstäblich im Schlamm ein.

Der Widerspruch

Jeremia wusste, dass er einmal fällig sein würde. Gott hatte es ihm angekündigt. Schon als er ihn in jungen Jahren berief, hatte Gott ihm gesagt, dass er Schwierigkeiten haben würde – mit Königen, Priestern und den einfachen Leuten. Aber sie würden ihm nichts anhaben können, denn Gott hatte ihm versprochen: „Ich bin bei dir … dass ich dich errette.“ (Jer 1,19) Da waren sie also, die Schwierigkeiten. Aber wo war die Rettung? In Schlamm und Dunkelheit fühlte sich Jerry nicht gerade gerettet. Eine Sache gab es da allerdings, einen Widerspruch zu seiner Gefangenschaft: Die Leute, die ihn gefangen hielten, waren offensichtlich nicht in der Lage, ihn weit genug wegzusperren, um ihn zu isolieren. „Und des HERRN Wort geschah zu Jeremia … als er noch im Wachthof gefangen war.“ (Jer 33,1) Da drängt sich doch die Frage auf: Wie kam es, dass der Gefangene Jerry mit Leuten außerhalb seines Gefängnisses reden konnte? Wir haben Jerry gefangengenommen, ihm Handschellen angelegt, ihn eingebuchtet und weggesteckt. Er hat kein Festnetz in seiner Zelle, kein Handy irgendwo am Körper versteckt; wir haben Störsender installiert; alle Funksignale werden blockiert, damit in diesem Hochsicherheitsgefängnis niemand mehr Probleme macht – weder uns noch sich selbst. Doch Jerry ist dennoch in ­ständigem Kontakt mit jemandem von draußen. Das Paradox ist nicht zu übersehen: Jeremia ist freier als diejenigen, die ihn eingesperrt haben. Er hat Mittel und Ebenen zur Kommunikation, zu denen sie anscheinend keinen Zugang haben und die sie nicht kontrollieren können. Der Herr, der mit Jeremia kommuniziert, ist von niemandem zu kontrollieren. Er ist nicht von entstörter Satellitenkommuni-

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Von Lael Caesar

Widersprüchliches über Freiheit kation abhängig. Er braucht niemanden, der ihm hilft Apple-Verschlüsselungscodes zu knacken. Er ist Kommunikation, er ist das Wort, und er ist frei, sich zu bewegen, wie es ihm gefällt: In ein Gefängnis in Philippi rauscht er im Sturm mit großem Getöse, löst alle Handfesseln und zerbricht alle Ketten; in ein Verlies des Herodes gleitet er so leise, dass Petrus ungestört weiterschläft und geweckt werden muss. Das einzige, was seine Kommunikation mit uns blockiert, ist die Sünde; sie verbirgt sein Angesicht vor uns (Jes 59,1–2). Worum es eigentlich geht, sind nicht Gottes Kommunikationsfähigkeiten, sondern unsere Bereitschaft zuzuhören. Um wirklich frei zu sein, ist mehr nötig, als aus einem Schlammloch im antiken Juda gezogen zu werden – es bedarf der Befreiung von der Sklaverei der Sünde (Röm 6,17.20).

Warum Jeremia im Gefängnis sitzt

Die Frage ist allerdings, warum Jeremia überhaupt im Gefängnis sitzt. Er ist dort, weil „Zedekia, der König von Juda, ihn hatte gefangen setzen lassen, indem er sagte: Warum weissagst du und sprichst: So spricht der HERR: Siehe, ich gebe diese Stadt in die Hände des Königs von Babel und er soll sie erobern.“ (Jer 32,3) Jerry ist im Gefängnis, weil er den Untergang verkündigt hat. König Zedekia, seine Berater und die Bevölkerung wollen die Geschichten eines Schwarzmalers über das Ende von Jerusalem, das Ende ihres Reiches und das Ende ihrer Welt nicht wahrhaben. Weltuntergangsbotschaften werden von denen, die in der Welt leben, oft genug eher negativ aufgenommen. Die Lösung besteht in Jeremias Fall darin, ihn dafür einzusperren, dass er die Wahrheit sagt, statt ihre Lüge zu f o t o :

CONNOR T AR T ER


Reformation wählen. Er warnte davor, dass der Preis für die Ablehnung ihres Gottes Tod, Schwert, Hungersnot und Gefangenschaft sein würde (Jer 15,2). Nachdem Paschhur Jeremia geschlagen und seine Hände in einen Block gesperrt hatte, verkündigte dieser ihm, dass Gott seinen Namen von Paschhur – was wahrscheinlich „Befreiung“ bedeutet – in Magor-Missabib – „Schrecken ringsum“ – änderte (Jer 20,3). Außerdem würde Paschhur hilflos mit ansehen, wie Gott seine Freunde dem Schwert preisgeben würde. Und Gott versicherte: „Ich werde ganz Juda in die Hand des Königs von Babel geben, damit er sie nach Babel gefangen wegführt.“ (V. 4 EB) Jerusalems Güter, aller Besitz und alle Schätze würden geplündert und nach Babylon gebracht werden (V. 5). Die Erfüllung der Ankündigung

und Gefangenschaft bestätigen wie der Prophet Hananja (Jer 28). Jeremia bleibt für seine emotionale Sanftheit in Erinnerung, aber wenn es um die Wahrheit geht, beugt er sich nicht. Die Lüge, die sie glauben, ist, dass Jerusalem nicht von Babylon besiegt werden wird. Es ist eine höchst erstaunliche Lüge; sie leugnet, was sich vor ihren Augen abspielt. Die Tatsache, dass sie so etwas Unmögliches glauben und so etwas Offensichtliches leugnen konnten, sollte all denen zu denken geben, die sich heute dagegen sperren, wenn vor dem Ende der Welt gewarnt wird: „Vom dreizehnten Jahr des Josia an, des Sohnes Amons, des Königs von Juda“ (Jer 25,3) bis zu dem Tag, an dem Jeremia sich in der schlammigen Zisterne wiederfindet, hat der Prophet geweint und gewettert – gegen Könige, Priester und Bevölkerung, weil sie Abtrünnigkeit und Auflehnung statt Erweckung und

Die Jahre haben Jeremias Warnungen gerechtfertigt. Nebukadnezar ist immer wieder gekommen und hat jedes Mal mehr geplündert, zerstört und Menschen gefangen genommen. Die Glaubenshelden Daniel und seine Freunde wurden –zweifellos mit vielen unehrenhaften Mitläufern, deren Namen wir nie erfahren werden – schon zwei Jahrzehnte zuvor weggeführt. König Jojachin und der Prophet Hesekiel haben nach einem weiteren zerstörerischen Angriff Babylons bereits ein ganzes Jahrzehnt im Exil gelebt. Vier katastrophale Regierungen sind auf Josia gefolgt und die vierte ist die katastrophalste. Gelähmt von Unentschlossenheit und verkehrten Ratschlägen sitzt Zedekia auf dem Thron Davids und verschließt die Augen vor der Wahrheit. Auf sein zehntes Regierungsjahr (Jer 32,1) wird noch ein elftes folgen – sein letztes. Im Gefängnis seiner eigenen Feigheit, der Angst vor seinen eigenen Bürgern und Ratgebern, lässt er den Gefangenen zu einer geheimen Unterredung über den Kurs, den er verfolgen soll, holen. (Jer 38,14–18) Wer ist hier wirklich frei?

Unser menschliches Vermögen, einer Lüge zu glauben und anzuhängen ist ein unergründliches Geheimnis für sich, das

Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die

Wahrheit wird euch frei machen.“ (Johannes 8,32) an der Farce der schwankenden Persönlichkeit und Regierung Zedekias deutlich zu beobachten ist. Denn Jeremia wird von ihm und seinen Ratgebern nicht aus Mangel an Beweisen als falsch, verrückt oder aus irgendeinem anderen Grund gefährlich verworfen. Als am Ende die Mauer durchbrochen wird und die Worte des Propheten eintreffen, findet Zedekia es immer noch unmöglich, den Rat des Propheten zu befolgen. Mag sein, dass er König war, doch er war auch immer gebunden – durch seinen schwachen Charakter, seine Feigheit, seine Unfähigkeit, für die Wahrheit zu stehen. Mag sein, dass er König ist, aber er findet keine Freiheit. Seine Söhne werden vor seinen Augen abgeschlachtet, dann werden seine Augen ausgestochen und er wird nach Babylon verschleppt (Jer 39,6–7). Jeremia, dem Gefangenen, steht das Land offen. Nebukadnezars Offizier sagt ihm: „Siehe, du hast das ganze Land vor dir; wo dich‘s gut dünkt und dir‘s gefällt, da zieh hin.“ (Jer 40,4) Und es stellt sich heraus, dass Jeremia trotz Verlies und Block immer frei gewesen ist. Denn die Wahrheit hat ihn immer frei gemacht. (Joh 8,33) n

Lael Caesar, stellvertre­ tender Chefredakteur von Adventist World, liebt die Freiheit in Jesus. Juli 2016 | Adventist World

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G L A U B E N S Ü B E R Z E U G U N G E N

NUMMER 13

Gemeinde, unsere Mission, Twittern, posten, die Botschaft unsere Jugendlichen verkündigen I Unsere

Von Pako Mokgwane

ch bin in einem Dorf in Botswana aufgewachsen. Dort lernte ich die Attraktivität und Bedeutung von sozialen Beziehungen kennen. Menschen sind von Natur aus soziale Wesen. Wir alle leben in Gemeinschaft. In diesem Kontext gibt Gott jedem von uns einen Auftrag: seine Liebe und seine Wiederkunft zu verkündigen. Jeder Gläubige hat eine Rolle zugewiesen bekommen. Männer und Frauen, jung und alt, Gemeindeglieder und Prediger sind gerufen, ihre persönliche Rolle zu erfüllen. „Darum geht zu allen Völkern und macht sie zu Jüngern …Und ich versichere euch: Ich bin immer bei euch bis ans Ende der Zeit.“ (Mt 28,19–20 NLB) Ganz klar: „Gott hat sein Volk nicht gerufen, um sie zu Zuschauern zu machen.“1 Dazu kommt, dass unser Engagement nicht nur denen dient, denen gegenüber wir Zeugnis ablegen. Unser Einsatz schützt auch uns selbst, denn „…dem Bösen [kann] am ehesten durch kämpferischen Dienst widerstanden werden“.2

Die Gaben

Jedes Gemeindeglied ist eingeladen, sich an diesem kämpferischen Dienst zu beteiligen und ist durch seine geistlichen Gaben zur Erfüllung seiner Aufgabe befähigt. Welch ein großartiges Vorrecht! In seiner Gnade gewährt Gott das Vorrecht, in einer für jeden einzelnen unnachahmlichen und einzigartigen Art und Weise für die Erlösung von Menschen mitzuarbeiten. Der Heilige Geist gibt jedem Gläubigen eine besondere Begabung und Fähigkeit, Zeugnis abzulegen (1 Kor 12,4.8–10; Eph 4,7–11). Jeder Gläubige hat mindestens eine geistliche Gabe, auch wenn manche mehr besitzen. Und alle Gaben sind entscheidend für das harmonische Zusammenwirken bei der Verbreitung des Evangeliums. Keine Aufgabe ist wichtiger als andere. Die verschiedenen Aufgaben wirken zusammen wie der Körper mit seinen harmonisch aufeinander abgestimmten Teilen und Systemen. Das Auge kann nicht gehen, die Knochen können nicht reden. Jeder Körperteil muss seine ihm zugewiesene Aufgabe erfüllen, denn die unterschiedlichen Systeme brauchen einander. Die Metapher von verschiedenen Körperteilen wie Augen, Knochen usw. lässt sich ebenso angemes-

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Adventist World | Juli 2016

sen auf verschiedene Gruppen innerhalb der Gemeinde anwenden: Kinder und Senioren, Jugendliche und junge Erwachsene usw. Damit Gottes Werk abgeschlossen werden kann und alle gerettet werden können, müssen alle Teile zusammenarbeiten.

Soziale Beziehungen

Die Kreise, in denen wir uns bewegen, bieten großartige Gelegenheiten für ein Missionsumfeld und Missionsaktivitäten. Gott, der uns alle eingeladen hat zu dienen, rüstet uns auch alle aus und gibt uns den Raum, den wir brauchen, um seinen Anweisungen zu folgen. Beziehungen sind ein natürlicher Kontext, um unseren Missionsauftrag auszuführen. Soziale Interaktion kann digital und/ oder physisch stattfinden. Auch wenn elektronische Kommunikation etwas völlig Neues und ganz Fremdes zu sein scheint, stellt Julia Roy fest: „Die sozialen Medien sind heute noch genauso wie gestern. Sie haben heute lediglich eine kritische Masse erreicht; man kann sie einfach nicht mehr ignorieren. Man möchte einfach nicht ‚der Typ‘ oder ‚die Marke‘ sein, die sich weigert, sich Veränderungen anzupassen und den Bezug zur Realität zu verlieren.“3 Die Meinung, dass die sozialen Medien nichts Neues sind, mögen vielleicht nicht alle teilen. Manche interessiert vielleicht, wie alt Julia Roy ist. Dennoch können wir die Realität der sozialen Medien nicht leugnen. Wir müssen vielmehr ihr Potenzial für unsere wichtigste Aufgabe, nämlich die der Evangelisation, nutzen. Das bedeutet, dass wir die Jugendlichen von heute mit ihrer High-Tech-Intelligenz einbeziehen, die sie schon allein aufgrund der Tatsache mitbringen, dass sie in diese von der Dynamik der sozialen Medien geprägten Zeit hineingeboren wurden. Und da es heißt, dass junge Menschen zwischen 16 und 30 Jahren die Mehrheit unserer Gemeindeglieder ausmachen, ist unsere Gemeinde gut aufgestellt, um unsere Missionsarbeit voranzutreiben, wenn sie das Potenzial der jungen Leute nutzt und am Vermächtnis vorangegangener Generationen festhält. Die Jugendabteilung hat ihre eigene, spezielle Anwendung für die Initiative „Beteiligung aller Gemeindeglieder“ der General-


Die gute Nachricht vom Reich Gottes wird von kreativen adventistischen Millennials … verkündigt werden. konferenz geschaffen und ihr den Namen „Beteiligung aller ­Jugendlichen“ gegeben. Während der Vollversammlung der Generalkonferenz in San Antonio, im US-Bundesstaat Texas berichtete das Generalsekretariat, dass unsere Kirche zahlenmäßig die Hälfte all derer, die sie tauft, wieder verliert. Der Sekretär der Generalkonferenz G. T. Ng sprach davon, dass die Anzahl der Jugendlichen, die wir verlieren, dramatisch steigt. Er erklärte, dass ein Weg, diesen Verlust zu stoppen, darin besteht, „den jungen Leuten die Schlüssel [für die Gemeinde] zu geben.“ Die Initiative der Generalkonferenz ist die Reaktion auf die Herausforderung des Gliederverlusts in allen Altersgruppen, besonders unter den Jugendlichen. Es bedeutet für die Gemeinde auf allen Ebenen eine Herausforderung, die Jugendlichen zu stärken, indem sie ihnen die Schlüssel der Leitung und Mission anvertraut. Das erlaubt den adventistischen Jugendlichen, besser zu verstehen, dass sowohl ihr himmlischer Vater als auch ihre irdische Glaubensfamilie ihren Dienst und Einsatz schätzen. Es erlaubt ihnen, mehr als je zuvor zu spüren, dass sie zur Familie Gottes gehören und eine gemeinsame Mission haben. Mit diesem Verständnis wird es nicht schwer sein, sie davon zu überzeugen, ihre von Gott gegebene Bestimmung zu erkennen. Eine Aufgabe für alle

Die Jugendlichen unserer Kirche zu retten und die Mission unserer Kirche zu erfüllen, sind nicht zwei verschiedene, eigen-

Die

Übrigen und ihr Auftrag

Die weltweite Gemeinde setzt sich zusammen aus allen, die wahrhaft an Christus glauben. Doch in der letzten Zeit, einer Zeit weit verbreiteten Abfalls, ist eine Schar der Übrigen her­ ausgerufen, um an den Geboten Gottes festzuhalten und den Glauben an Jesus zu bewahren. Diese Übrigen weisen darauf hin, dass die Stunde des Gerichts gekommen ist. Sie predigen, dass es Erlösung allein durch Christus gibt, und verkündigen das Herannahen seiner Wiederkunft. Die drei Engel in Offen­ barung 14 sind Sinnbild dieser Verkündigung. Sie geht einher mit dem Gerichtsgeschehen im Himmel und führt auf Erden zu einer Bewegung der Buße und Erneuerung. Jeder Gläubige ist aufgefordert, sich an diesem weltweiten Zeugnis persönlich zu beteiligen. Dan 7,9–14; Jes 1,9; 11,11; Jer 23,3; Mi 2,12; 2 Kor 5,10; 1 Ptr 1,16–19; 4,17; 2 Ptr 3,10–14; Jud 3,14; Offb 12,17; 14,6–12; 18,1–4.

ständige Dinge. Ellen White hat von der Kraft unserer Jugendlichen geschrieben, mit der die Aufgabe erfüllt werden kann, die Gott uns gegeben hat: „Mit solch einem Heer von gut ausgebildeten jungen Menschen könnte die Botschaft vom gekreuzigten, auferstandenen und wiederkommenden Christus in kurzer Zeit in alle Welt getragen werden.“4� Wir rufen unsere Jugendlichen auf, sich zum Dienst in diesem großen Heer zur Verfügung zu stellen. Und wir danken Gott für alle Leiter, Ältesten, Pastoren und Gemeindeglieder in den Ortsgemeinden, die sich unablässig und bewusst dafür einsetzen, ihre Jugendlichen für Führung und Mission aufzubauen. Auf dem letzten Konsultationstreffen der weltweiten Jugendabteilung (World Youth Advisory) haben wir beschlossen: „Die Ortsgemeinde muss das primäre Ziel der weltweiten Jugendarbeit sein. Unsere Kernfunktion besteht darin, die Jugendarbeit in der Ortsgemeinde auszustatten und aufzubauen. Jugendarbeit ist nur dann effektiv, wenn sie eine Antwort auf die Bedürfnisse vor Ort ist, von den Überzeugungen der Menschen vor Ort gesteuert und von den Leuten vor Ort durchgeführt wird.“ Die Antworten, die Ortsgemeinden auf die Bedürfnisse der Menschen in ihrem Ort geben, wird in politischen Bezirken und Gemeinden überall auf der Welt zeigen, dass die gute Nachricht von der Erlösung in Christus die Antwort ist, die Menschen auf ihre ganz persönlichen Fragen suchen. Wir können diese Antworten twittern oder unseren Kontakten posten und sie über eine Million Apps in den sozialen Medien teilen. Oder wir können sie mit Mitteln weitergeben, die es lange vor Facebook und WhatsApp gegeben hat. Die gute Nachricht vom Reich Gottes wird von kreativen adventistischen Millennials5 und von bewährten Babyboomern verkündigt werden: per Telefon, Laptop oder Tablet; auf der Terrasse, über den Gartenzaun hinweg oder quer durch die elektronische Welt; in Wohnzimmern oder Chatrooms, Wintergärten oder Esszimmern; in Parks und auf Sportplätzen, in Schwimmbädern und Begegnungsstätten – zu einem Zeugnis für alle unsere Lieben, Freunde und Nachbarn. Und dann wird das Ende kommen. n 1 K. Kenaope, Grassroots Mobilization, Tribute Books, Berrien Springs, 2008, S. 21. 2 Ellen G. White, Das Wirken der Apostel, S. 109. 3 Julia Roy in P. R. Scott und J. M. Jacka, Auditing Social Media: A Governance Risk and Guide, John Wiley and Sons, New York, 2011, S. 85. 4 Ellen G. White, Erziehung, S. 271. 5 Auch Generation Y, die Generation, die etwa zwischen 1980 und 1999 geboren wurde.

Pako Mokgwane ist stellvertretender Leiter

der Jugendabteilung an der Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten.

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Von Gerald A. Klingbeil

Das Lamm im Zentrum der Offenbarung

Viele Szenen aus ARNION, die in Bolivien gedreht wurden, entstanden auf dem Altiplano, in 3400 Metern Hรถhe. f o t o g r a f :

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B o r i s

C h a m b i

Adventist World | Juli 2016


T I T E LT H E M A Kameramann Manuel Wildemann bereitet die Kamera für die Aufnahme einer Szene auf dem Zugfriedhof in Uyuni (Bolivien) vor.

f o t o g r a f :

B o r i s

C h a m b i

quenzen, ergibt sich eine ansprechende Fernsehserie, die den Zuschauer mit dem Zentrum der Apokalypse – Jesus Christus – und dem kosmischen Konflikt zwischen Christus und Satan bekannt macht. Die Botschaft

S

tell dir vor, du gehst durch einen großen Wald. Umgeben von riesigen Bäumen, versuchst du, deinen Weg zu finden. Du siehst eine majestätische Eiche, dann eine massive Fichte neben einer schlanken Buche; eine kleinere Birke steht direkt neben einem beeindruckenden Ahorn. Du siehst dich um und entdeckst immer mehr Bäume, die sich immer ähnlicher sehen, bis du schließlich vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen kannst. Du weißt sicher, worauf ich hinauswill. Wir alle konzentrieren uns manchmal so auf die Details, dass wir das Gesamtbild aus den Augen verlieren. Wir lassen uns durch die Einzelheiten vom großen Überblick ablenken. Diese typisch menschliche Neigung war der Grund, weshalb sich das Team des Medienzentrums der Intereuropäischen Division, die Stimme der Hoffnung, Gedanken darüber machte, einen kreative Ansatz für das Studium der Offenbarung zu entwickeln, der Relevanz für Menschen in säkularen Kulturen hat. Die Fernsehserie, die daraus entstand, erhielt den Titel ARNION, das griechische Wort für „Lamm“. Die beiden Gesichter der deutschsprachigen Fassung dieser ansprechenden 10-teiligen Serie über die Offenbarung sind Judith und Sven Fockner, die in Sprechersegmenten der etwa 30-minütigen Sendungen das Gesamtbild der Off o t o s

m i t

f r e u n d l i c h e r

e r l a u b n i s

fenbarung präsentieren, wie man es noch nie gesehen hat. Die Zielgruppe

In den Teilen der Welt in denen die Einstellung zum Leben überwiegend von Säkularismus und postmodernem Denken geprägt wird, kann Evangelisation eine Herausforderung sein. Egal, ob in Westeuropa, Australien, Neuseeland, Nordamerika oder zunehmend auch in vielen Großstädten der Welt – für Gott und die Bibel ist in der Öffentlichkeit wenig Raum. Das Konzept, ein Buch wie die Bibel oder gar das häufig als schwer verständlich betrachtete Buch der Offenbarung im Fernsehen zu studieren, lockt die Menschen, die in diesen Regionen leben, nicht mehr hinter dem Ofen hervor. Wie kann man säkulare Menschen, die keine Ahnung von der Bibel oder dem prophetischen Buch der Offenbarung haben, erreichen? Diese Frage stand beim Nachdenken über kreative Wege zur Vermittlung des Evangeliums und der einzigartigen prophetischen Botschaft der Offenbarung ganz oben auf der Agenda des Teams der Stimme der Hoffnung. ARNION entstand aus der Erkenntnis, dass postmoderne Menschen sich Geschichten über das große Ganze anhören und sich von dem ansprechen lassen, was sie auf ihr Leben beziehen können. Zusammen mit spannenden, an internationalen Schauplätzen in Bolivien, Südafrika und Deutschland gedrehten Videosed e s

I n t e r - E u r o p e a n

M e d i a

C e n t e r

Eines der Schlüsselelemente der Serie ist die besondere Betonung der persönlichen und existenziellen Dimension von ARNION. So wird in jeder Episode ganz konkret die Frage gestellt, welche Bedeutung das jeweilige Thema aus der Offenbarung für das persönliche Leben hat. In der sechsten Folge zum Beispiel steht das Lamm aus Offenbarung 5 im Mittelpunkt. In der Anfangsszene ist ein Mann zu sehen, der sich durch eine karge, gnadenlose Wildnis quält. Die dramatische Musik, mit der die Szene untermalt ist, vermittelt Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Am Anfang seiner Erläuterung erinnert sich Sven Fockner an Situationen in seiner Vergangenheit, als er mit seinen „schlagfertigen“ Kommentaren Mitmenschen verletzte. Wir alle können uns daran erinnern, wie wir Menschen um uns herum verletzt haben – bewusst oder auch unbewusst. „Wenn Gott der Schöpfer von allem ist, dann ist Schuld am Menschen immer auch Schuld an ihm“, argumentiert Sven mit Blick in die Kamera. Schuld erfordert Hilfe von außen – die wir oft nicht gerne annehmen. Wie wir an verletzenden Bemerkungen sehen können, lässt sich Schuld nicht einfach beseitigen. Was wir gesagt haben, kann nicht zurückgenommen werden, was wir tun, lässt sich nicht ungeschehen machen, es hinterlässt Spuren und wirkt sich auch auf Dritte aus. In einer Art Dominoeffekt vermehrt sich der verletzende Effekt und der Schmerz pflanzt sich fort. Während Judith und Sven Fockner die Szene vor dem Thron Gottes in Offenbarung 4 schildern, werden immer wieder Rückblenden der Eingangsszene eingespielt, in der sich jemand mit letzter Kraft durch eine Wildnis schleppt. Dann wenden sie sich Offenbarung 5 zu, mit dem Blick auf eine versiegelte Schriftrolle, die niemand öffnen kann. Die feierliche HerrJuli 2016 | Adventist World

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T I T E LT H E M A f o t o g r a f : T o b i a s

P r at z

Ein anderer Kameramann macht sich für den Dreh einer Szene in einer stillgelegten Spreng­ stofffabrik im deutschen Hirschhagen fertig.

lichkeit der Szene im Thronsaal Gottes wird von verzweifelten Tränen abgelöst: Wer wird die Siegel öffnen können, die das Buch verschlossen halten? Judith formuliert es folgendermaßen: „Johannes sucht den mächtigen Löwen – und er findet ein kleines Lamm.“ Das Lamm ist Gottes Weg, um mit der großen Rebellion fertig zu werden, in der sich unser Planet befindet. Die Reaktionen

quenzen manchmal als verwirrend empfinden. Diesen Eindruck schilderten eine Reihe älterer Zuseher, während jüngere sie für spannend und gelungen hielten. Das bedeutet, dass die Medien auf spezifische Zielgruppen zugeschnitten werden müssen, wenn wir effektiv kommunizieren wollen. Ein Sprecher der Deutschen Bibelgesellschaft, die die BasisBibel für die Serie zur Verfügung gestellt hatte, berichtete, dass das Format der Folgen sehr gut angekommen ist. Ein weiterer Zuschauer schrieb folgende persönliche Bemerkung an Sven Fockner: „Ich bin begeistert! … Innerhalb unserer Kirche spricht mich sehr wenig an.

Altvertraute Verse gewinnen in diesem Zusammenspiel von Kommentaren, Musik und Videosequenzen, die als Veranschaulichung dienen, plötzlich neue Bedeutung. Zuschauer der deutschen Version von ARNION haben sehr positiv auf die Serie reagiert. „Endlich mal etwas im Hope Channel, das mich auch interessiert“, erzählte eine Siebzehnjährige dem Team. Den Leuten gefällt die Authentizität und das persönliche Format der Serie, und dass sie einen Bezug zum wirklichen Leben hat. Die Reaktionen reichen von „Super! Nur zu kurz!“ bis „super Bilder und tolle Illustrationen“ – obwohl manche die Wechsel zwischen den Sprechern und den Videose-

Die richtige Reihenfolge

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Adventist World | Juli 2016

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Die ARNION-Serie beginnt nicht mit Offenbarung 1, sondern startet die Entdeckung­ sreise in die Apokalypse Offenbarung mit dem Kampf zwischen dem Drachen und der Frau in Offenbarung Kapitel 12, in der Mitte des Buches. Im Mittelpunkt stehen die Protagonisten der Offenbarung und die Rolle, die sie im kosmischen Konflikt zwischen Christus und Satan spielen. Das betont den narrativen Ansatz des Projekts.

Etliches provoziert mich, vieles ernüchtert mich … Wenn sich meine Kirche auf so etwas einigen kann, wenn das die Adventgemeinde repräsentiert, möchte ich gern in dieser Kirche bleiben.“ Simret Mahary, ein Pastor im RheinMain-Gebiet, meinte: „Kameraführung, Inszenierung, Musik, Stille, Nahaufnahmen der Sprecher und Ausbalancierung zwischen den beiden Narrativen fand ich stimmig und angenehm.“ Die Zusammenarbeit

Wir leben in einer vernetzten Welt, in der wir durch soziale Medien, Hollywood und jederzeit topaktuelle Nachrichten verbunden sind, ob wir in Buenos Aires, Bangkok, Berlin, Kairo oder Kapstadt leben. Wir mögen unterschiedlichen Kulturen angehören und verschiedene Sprachen sprechen, doch das Grundbedürfnis, Antworten auf unsere tiefsten Lebensfragen zu finden, haben wir gemeinsam. Woher komme ich? Was ist der Sinn meines Lebens? und Wohin gehe ich? sind Fragen, die sich Menschen in den meisten Kulturen stellen. ARNION ist der Versuch, diese existentiellen Fragen anzusprechen und sie aus dem Blickwinkel der Offenbarung zu betrachten. Von Anfang an war das Projekt global angelegt. Beim Schreiben der Drehbücher und bei der Auswahl der Drehorte war die internationale Zusammenarbeit eine wichtige Richtschnur. Mit Bolivien, Südafrika


und Deutschland hat man sehr unterschiedliche Regionen gewählt, und dadurch, dass die Filmszenen in verschie­ denen Teilen der Welt spielen, wurde ­ARNION zu einem globalen Projekt, das von verschiedenen Einrichtungen und aus unterschiedlichen Quellen finanziert und für verschiedene Kulturen angepasst wurde. Das Ergebnis ist beeindruckend, wie die zunehmende Zahl von fremdsprachigen Adaptionen zeigt (siehe auch die Informationen „In welchen Sprachen und Ländern ist ARNION zu sehen?“ in der Seitenleiste). Allerdings richten sich die Filmszenen nicht nur an ein internationales Publikum. Die einmalige Mischung aus spannender Hintergrundmusik und bildgewaltigen Filmaufnahmen bei jeder Folge dient als Veranschaulichung des Schlüsselthemas und hilft dem Zuschauer, sich auf emotionaler und ästhetischer Ebene auf das Thema einzulassen. Sven Fockner meint sogar, dass „diese Bilder als Metaphern dienen“, die den Kern der Botschaft jeder Folge ausdrücken. Das Lamm ist die Zukunft

ARNION erinnert uns daran, dass das Lamm im Zentrum von allem, was wir tun, stehen muss – auch im Mittelpunkt unserer Interpretation und Verkündigung der Botschaft der Offenbarung. Das Gesamtbild des kosmischen Konflikts zwischen Christus und Satan zu betrachten, bietet eine einmalige Möglichkeit, Gottes Sicht der Geschichte mit unserem menschlichen Bedürfnis nach Antworten auf existentielle Fragen zu verbinden. Das Logo von ARNION spiegelt die Absicht dieses kreativen evangelistischen Ansatzes ein wenig wider: Drei Personen stehen unter einem wolkenlosen Himmel und schauen erwartungsvoll in die Zukunft. Sie stehen auf einem massiven Felsen, und ich stelle mir vor, dass sie an das Lamm denken, das geschlachtet worden ist. n

Gerald A. Klingbeil ist

ein stellvertretender ­Chef­redakteur von Adventist World. Er bemüht sich zu lernen, das Gesamtbild zu sehen.

Das ganze interview ist zu sehen unter

www.adventistreview.org/artv

Interview mit

Sven und Judith Fockner Gerald Kingbeil, einer der stellvertretenden Chefredakteure von Adventist World interviewte Judith (JF) und Sven (SF) Fockner, die beiden Sprecher der deutschen Version von ARNION über ihre Erfahrungen und Einsichten.

Ich habe mir die verschiedenen Folgen von ARNION auf Deutsch angeschaut und konnte sehen, mit welcher Leidenschaft ihr existenzielle Fragen mit dem großen Handlungsverlauf der Offenbarung verbindet. Warum seid ihr mit so großer Begeisterung dabei? JF: Ich bin voller Leidenschaft, weil ARNION Christus in einer Tiefe zeigt, die von seinem leidenschaftlichsten Brief inspiriert ist. In diesen kurzen Folgen wird unser adventistisches Weltbild vermittelt. Außerdem hat die Sendung ein professionelles und modernes Format und spricht eine neue Generation an. Jeder, der tiefe, existenzielle Fragen über das Leben hat, kann sie mithilfe von ARNION ergründen.

Welche Reaktionen habt ihr von den Zuschauern bekommen? SF: Vielen Leuten gefällt die Gestaltung mit zwei Sprechern; ein Mann und eine Frau bringen verschiedene Perspektiven ein, eine mehr emotionale und eine eher rationale, wenn man so will. Das Feedback war insgesamt sehr positiv, besonders von Leuten, die am Rand des Christentums oder noch neu im Glauben sind. Sie schätzen den direkten Ansatz, etwas nachvollziehbar darzustellen.

JF: Die Leute haben sich für die Serie bedankt, weil es „die erste Serie“ ist, die sie sich mit ihren nichtadventistischen Freunden oder mit Angehörigen ohne Verbindung zur Gemeinde anzuschauen „getrauen“. Die Bildqualität und künstlerische Ausstrahlung „riechen“ nicht nach Missionsmaterial. Ich würde mir die Sendung auch mit jedem anschauen, der neugierig ist, was Lebensfragen angeht – wenn ich nicht die Sprecherin wäre.

Gibt es altersbedingt unterschiedliche Reaktionen? SF: Ich denke, ja. In unseren persönlichen Gesprächen mit den Zuschauern haben wir diesen Eindruck bekommen. Die jüngere Generation kann mehr mit dem Format anfangen, als die ältere.

Warum habt ihr die Videoszenen an verschiedenen Orten gedreht? SF: Zuerst hatten wir die Idee, kurze Geschichten in Bildern darzustellen. Dann merkten wir, dass wir Drehorte brauchten, die ins Auge stechen, und so sprachen wir unsere Partner im globalen Netzwerk von Hope Channel an. Am Ende drehten wir an Orten mit einer starken Hope ChannelPräsenz wie Südamerika – und hier Bolivien – und Südafrika. Zwei Folgen drehten wir auch in Deutschland.

Weshalb habt ihr ARNION so international angelegt? SF: Als ich bei dem Projekt einstieg, war es schon so konzipiert. Die Produzenten Juli 2016 | Adventist World

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F o t o g r a f :

A d r i a n

D u r é

Sven Fockner, einer der Sprecher von ARNION bereitet sich auf den Dreh der nächsten Szene vor.

wollten eine weltweite Zusammenarbeit fördern – und dachten dabei auch an die finanziellen Vorteile. Allein hätten wir das Projekt nicht stemmen können. Aber wir wollten auch ein breiteres Publikum erreichen. Wir haben die Sendung so aufgebaut, dass die Szenen mit den Sprechern leicht einzufügen sind. Wir haben sie völlig von den Videoclips, in denen es keine Dialoge gibt, getrennt.

Ist es möglich, eine wirklich globale Serie zu produzieren? SF: Wir haben von Anfang an gesagt: „Wenn es für euch etwas anzupassen gibt, dann tut das.“ Und es hat solche Anpassungen gegeben. Das Team aus Brasilien zum Beispiel hat ein Online-Spiel um die Serie herum konzipiert. In Großbritannien wurden die Sprecherpassagen in eine Wohnzimmeratmosphäre verlegt, aber was den Inhalt angeht, war ich überrascht, wie wenig verändert wurde. Ich habe den Ein-

druck, dass die existenziellen Lebensthemen bei Menschen unterschiedlicher Kulturen auf Resonanz stoßen.

Was habt ihr bei eurer Arbeit in diesem Projekt gelernt? SF: Hier und da gibt es einige kleine Schwachstellen in der Serie. Aber was in der Vorgehensweise insgesamt gut funktioniert hat, war die Sache mit der Zusammenarbeit. Man kommt zusammen und macht etwas gemeinsam. Dieses Modell hat sich als sehr effektiv erwiesen. Was nicht ganz so gut war, war das Marketing, nämlich, die Leute von dem Projekt und seinen Qualitäten zu informieren. JF: Für mich gab es drei große Herausforderungen: Erstens: wie lassen sich komplexe Bibelabschnitte auf ihre Kernaussage reduzieren? Zweitens: wie kann man im Team erfolgreich zusammenarbeiten? Wenn man als Team zusammenarbeitet, kann man nicht alles

In welchen Sprachen und Ländern ist Das Projekt ARNION ist eine weltweite Initiative. Von Anfang an arbeiteten die Produzenten Wolfgang Schick und Adrian Duré von der Stimme der Hoffnung mit Medienzentren und anderen adventistischen Institutionen in aller Welt zusammen, um das Projekt zu finanzieren. Die Videosequenzen wurden so konzipiert, dass sie für verschiedene Kulturen einsetzbar sind. Die englischen Drehbücher, Musik, editierbare Dateien, Trailer etc. wurden an alle interessierten Partner weitergege­ ben. Die Partner übersetzten die Drehbücher und drehten die Sprechszenen mit Muttersprachlern. Das ermöglichte auch adventistischen Institutionen mit einem knapperen Medien­ budget, eine Serie zu produzieren, die den Eindruck erweckt, ausschließlich für ihre Region entwickelt worden zu sein. Bis­ her wurde ARNION in den folgenden Ländern ausgestrahlt:

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kontrollieren. Ich musste lernen, loszulassen und zu vertrauen – und es hat sich gelohnt. Und schließlich mussten wir lernen, ruhig und mit Autorität zu sprechen. Wir haben sogar einen Crashkurs bei einem Profisprecher gemacht – da habe ich viel Neues gelernt.

Welche anderen Projekte habt ihr mit dem Medienzentrum STIMME DER HOFFNUNG in Zukunft noch vor? SF: Ich nenne einmal das Projekt, das mir am meisten am Herzen liegt. Es ist wieder eine Fernsehserie, aber dieses Mal nicht über ein biblisches Buch, sondern über geistliches Leben und Glauben allgemein. Zielgruppe soll die Generation sein, die etwa zwischen 1980 und 1999 geboren wurde, die so genannte Generation Y. Titel der Serie ist Encounters; sie zeigt Studierende in verschiedenen Situationen in ihrem Alltag, wie sie mit schwierigen Themen konfrontiert werden und mit schwierigen Entscheidungen ringen – und wie der Glaube in diesen Situationen helfen kann.

Arnion zu sehen?

Deutschland, Österreich, Schweiz: https://vimeocom/channels/702945 Norwegen: http://www.hopechannel.no/innhold/hva-skjer/arnion/ Brasilien: Hier wurde das Material als Spiel adaptiert. http://terradearnion.com.br/ https://www.youtube.com/watch?v=EMQH1XuS_Xc Großbritannien: https://www.youtube.com/playlist?list=PL8capq8wh9HY5JD0p-GbHPAH51ujy04h In den folgenden Ländern und Divisionen, in denen noch an der Über­ setzung der Serie gearbeitet wird, sollte sie demnächst zu sehen sein: Italien Rumänien Spanien Nordamerikanische Division Portugal Interamerikanische Division


Team Adventist

Für Videos mit Untertiteln versehen

I

n den letzten Jahren ist die Zahl an Videos im Internet explosionsartig gestiegen. Bei YouTube gibt es monatlich eine Milliarde Zuschauer. Man sagt, dass Videos 60 Prozent des gesamten Internetverkehrs ausmachen. Adventistische Produzenten in aller Welt gestalten immer wieder neue Videos mit aussagekräftigen, lebensverändernden Botschaften. Auch das für digitale Medien zuständige Team bei Adventist World und Adventist Review hat vor kurzem begonnen, Kurzvideos zu drehen. Geplant ist, bis zu sieben neue Videos wöchentlich auf verschiedene digitale Plattformen zu stellen, die gerade entwickelt werden. Wir hätten gern, dass alle unsere Leser und die ganze Online-Gemeinschaft weltweit in den Genuss dieser Videos kommen können. Wie können wir jedoch angesichts hunderter verschiedener Sprachen auf der Welt mit allen in ihrer eigenen Sprache kommunizieren? Hier dürfen wir euch „Team Adventist“ vorstellen, eine Gemeinschaft von Ehrenamtlichen, die in Form eines Crowdsourcing in ihrer Freizeit Videos transkribieren (verschriftlichen) und übersetzen. Gegenwärtig beteiligen sich etwa 200 Personen, die in 45 Sprachen arbeiten. Aber wir brauchen viel mehr Helfer – tausende, ja zehntausende. Hast du Interesse? Alles, was du brauchst ist eine Internetverbindung. Sobald du angemeldet bis, kannst du ein Video auswählen und anfangen, daran zu arbeiten. Zu finden ist „Team Adventist“ auf der Amara-Plattform, einem preisgekrönten Editorprogramm, das es leicht macht, Videos mit ­Untertiteln zu versehen und zu übersetzen. Die Videos kommen zurzeit von verschiedenen adventistischen Abteilungen. Du könntest zum Beispiel ein Kurzvideo für Adventist World auswählen und übersetzen oder an einem von Adventist Mission produzierten Missionsvideo arbeiten. Vielleicht findest du es auch reizvoll, ein Video für Hope Sabbath School in deine Sprache zu übersetzen oder ein Video für den neuen Gehörlosenkanal von Hope Channel, Hope Deaf Channel, zu transkribieren. Amara ist leicht zu lernen und macht Spaß. Du kannst mit einem Projekt beginnen, es speichern und später weiterarbeiten. Wir brauchen Leute, die transkribieren, Übersetzer, Korrekturleser und Sprachenmanager. Mach mit bei Team Adventist. Mach diese Arbeit zu deinem persönlichen Dienst. Auf amara.org/teams/adventist kannst du dich anmelden. So einfach ist es! n

F E A T U R E

Amara macht Videos weltweit zugänglich. Es gibt 504.000 angemeldete Anwender in 230 Ländern. In 311 Sprachen sind bereits Inhalte angelegt worden. Das System unterstützt mehr als 330 Sprachen. Team Adventist hat über 200 Freiwillige, die in 45 Sprachen arbeiten.

Warum ich bei

Team Adventist mitmache

„Ich will, dass die gute Nachricht von Jesus Christus so schnell wie möglich die ganze Welt erreicht.“ – Alexandra, Deutschland. „Chinesisch ist meine Muttersprache. Ich habe Englisch gelernt und einmal ein Zeugnis von Ellen White zu Missionszwecken übersetzt.“ – Liyan, China. „Ich möchte gerne Untertitel schreiben, damit Leute, die nicht hören können, sich an unseren Videos erfreuen und von ihnen profitieren können wie ich.“ – Donna, USA. „Ich spreche Französisch und sehne mich danach, dass meine Landsleute, das segens­ reiche Material, das es auf Englisch gibt, auf Französisch bekommen, um die dreifache Engelsbotschaft in neuen Dimensionen zu verkündigen.“ – Mihindou, Gabun. „Ich glaube, dass Gott mir die Gabe gegeben hat, Fremdsprachen zu beherrschen, deshalb möchte ich mein Talent in seinen Dienst stellen.“ – Leandra, France. „Wie Übersetzer, die das Vorrecht haben, Predigten und andere ermutigende Botschaften zu übersetzen, werde ich von der Bibel lernen können und von Dingen erfahren, die überall auf der Welt geschehen, wenn ich unter Gebet die Videos mit Unter­ titeln versehe.“ – Amyra, Canada. Juli 2016 | Adventist World

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G E L E B T E R

G L A U B E

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ndlich war der Tag gekommen. Einige von uns hatten bis zu zwölf Jahre gebetet und auf die Gelegenheit gewartet, das juristische Staats­ examen in Indonesien an einem anderen Tag als dem Sabbat ablegen zu können. Jetzt saß ich gemeinsam mit etwa 20 Siebenten-Tags-Adventisten in einem Raum im Gebäude des Westindonesischen-Missionsverbands in der indonesischen Hauptstadt Jakarta, um die Prüfung abzulegen, nach deren Bestehen wir vollwertige Rechtsanwälte sein würden. Gelobt sei Gott, dachte ich, denn wir waren an einem Sonntag zusammengekommen. Jahrelang schien es ziemlich unwahrscheinlich, dass Adventisten in Indonesien das juristische Staatsexamen überhaupt je würden ablegen können. Ich selbst hatte die Prüfung 1999 bei meinem ersten Versuch nicht bestanden. Damals war sie noch vom Obersten Gerichtshof geleitet und immer an einem Wochentag angesetzt worden. Doch 2003 wurde die Leitung der Prüfung durch die nationale Gesetzgebung der indonesischen Juristenvereinigung übertragen, die unter dem Akronym PERADI bekannt ist. PERADI setzte nun alle juristischen Staatsexamen an Samstagen an. Nachdem ich das Staatsexamen 1999 nicht bestanden hatte, unterbrach ich meine berufliche Laufbahn, heiratete und gründete eine Familie. Doch als ich mich 2008 entschloss, meinen Beruf wieder aufzunehmen, erfuhr ich, dass das juristische Staatsexamen mit dem Sabbat kollidierte, sodass ich es nicht wiederholen konnte. Ich beschloss, alle Namen von Adventisten zusammenzutragen, die ebenfalls Anwälte werden wollten, um gemeinsam mit ihnen bei PERADI um die Verlegung des Prüfungstags für das Juristische ­Staatsexamen auf einen anderen Tag an­ zusuchen. Meine ersten Bemühungen waren nicht sehr erfolgreich. Ich verschickte eine Flut von E-Mails, bekam jedoch nur von einer Person, Markus Setiawan, eine Antwort. Er sagte, dass PERADI seine schriftliche Anfrage, die Staatsprüfung an einem

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Von Joice Manurung

Prüfung bestanden

Der Kampf für die Verlegung des juristischen Staatsexamens in Indonesien anderen Tag zu absolvieren, abgelehnt hatte und dass er daraufhin seine Ambitionen auf eine juristische Laufbahn zurückgestellt hatte und Gesundheitsmissionar geworden war. Ich war mir nicht sicher, was ich als nächstes tun sollte. So vergingen mehrere Jahre. Am Ende sollte mein Kampf neun Jahre lang dauern. Mein nächster wichtiger Versuch

Im Jahr 2011 nahm Apriani Sijabat, eine adventistische Juristin, Kontakt mit mir auf und sagte mir, dass ihr Arbeitgeber von ihr verlangte, das juristische Staatsexamen abzulegen. Wir trafen uns mehrmals und beschlossen, dem Beauftragten für Fragen der Religionsfreiheit unserer Kirche vor Ort, Samuel Simorangkir, von unserem Dilemma zu berichten. Simorangkir war außerordentlich hilfsbereit; auf seinen Vorschlag hin gründeten wir eine Organisation, die die Interessen unserer adventistischen Gruppe vertreten sollte. Die Organisation mit dem Namen „Rechtshilfeinstitut“ stellte mit Unterstützung des Westindonesischen Missionsverbands, bei dem Simorangkir arbeitet, den schriftlichen Antrag bei PERADI, das juristische Staatsexamen an einem anderen Tag durchzuführen. Tage vergingen, ohne dass wir eine Antwort erhielten. Ich erkundigte mich bei einem Mitglied des Kontrollausschusses von PERADI, ob unser Brief angekommen

war. Er bestätigte den Eingang des Briefes, erklärte jedoch, dass unser Antrag zu spät kam. Für das bevorstehende juristische Staatsexamen waren bereits die letzten Vorbereitungen getroffen worden. Wir waren enttäuscht, hörten jedoch nicht auf zu beten und zu hoffen. Die Gruppe von Adventisten, die das juris­ tische Staatsexamen ablegen wollten, wuchs auf 25. Im Jahr 2013 unternahmen wir einen neuen Vorstoß, der von PERADI ebenfalls zurückgewiesen wurde. Ein Durchbruch scheint möglich

Dann schien im Dezember 2014 ein Durchbruch möglich. Ein adventistischer Glaubensbruder, Timbang Pangaribuan, erzählte mir, dass er sich unabhängig von uns ebenfalls seit einiger Zeit bei PERADI eingesetzt und gerade erfahren hatte, dass die Juristenvereinigung bereit sei, das juristische Staatsexamen für Adventisten am Samstag nach Sonnenuntergang abzuhalten. Allerdings wollte PERADI, dass die Adventisten den ganzen Tag an einem abgesonderten Ort verbringen sollten, um zu gewährleisten, dass die Prüflinge, die die Prüfung zur regulären Zeit ablegten, keine Möglichkeit hatten, Informationen über die Fragen durchsickern zu lassen. Wir kamen mehrmals mit PERADI und der Kommission, die die Prüfung vorbereitete, zusammen, um die Details zu besprechen. Man sagte uns, dass wir nun auf den nächsten Schritt warten müssten,


Überraschende Neuigkeiten

Oben: Im Gebäude des Westindonesischen Missionsverbands in der indonesischen Hauptstadt Jakarta wurde die juristische Staatsprüfung abgehalten. Rechts: Die Autorin des Artikels (erste Reihe 2. von rechts) mit anderen Adventisten nach dem juristischen Staatsexamen.

nämlich PERADIS Zustimmung zur entsprechenden Beschlussfassung. Diese Zustimmung kam nie. Die Funktionäre von PERADI überlegten es sich völlig überraschend anders und sagten die Pläne ab, das juristische Staatsexamen nach Sabbatschluss abzuhalten. Wir waren zutiefst enttäuscht. Wir hatten so lange gebetet und schienen einer Lösung so nahe gewesen zu sein. Ich musste an eines meiner letzten Gespräche mit führenden Vertretern von PERADI denken. Ich hatte sie daran erinnert, dass es uns nicht darum ging, als Juristen eine Ausnahmeregelung zu erhalten, sondern entsprechend dem Gesetz Gottes den Sabbat zu halten. Ich hatte hervorgehoben, wie wichtig es ist, dem Gesetz Gottes zu gehorchen. Doch den Führern der PERADI schien unser Anliegen gleichgültig zu sein. Sie waren damit beschäftigt, einen Kongress vorzubereiten, auf dem ein neuer Vorsitzender gewählt werden sollte. Ein Monat nach dem Kongress zerbrach die Juristenvereinigung überraschend in drei Organisationen, die alle den Anspruch stellten, die rechtmäßige PERADI zu sein. Die Spaltung verwirrte uns. Wir wussten nicht, an welche der drei Orf o t o s

m i t

f r e u n d l i c h e r

e r l a u b n i s

ganisationen wir uns mit unserem Sabbatanliegen wenden sollten. Ich überlegte, was geschehen war. Warum war es so schwierig für uns, das juristische Staatsexamen abzulegen? Was war Gottes Absicht? Als ich über die Situation nachdachte und betete, erhielt ich durch meinen kleinen Sohn eine Antwort. Als er eines Tages ins Zimmer kam, schaute ich ihn an und erkannte, dass ich mich schrecklich fühlen würde, wenn er einmal beschließen sollte, Anwalt zu werden und ich nicht mein Bestes getan hätte, um eine Verlegung des Staatsexamens auf einen anderen Tag zu erwirken. Ich verstand, dass ich nicht nur für mich selbst und unsere Gruppe von 25 Adventisten kämpfte, sondern auch für künftige Generationen. Zur gleichen Zeit kam mir der Gedanke, dass Gott die Schwierigkeiten mit dem Staatsexamen vielleicht zuließ, um uns klar zu machen, dass wir nicht mittelmäßige Rechtsanwälte und Verteidiger sein können, wenn wir dem Vorbild Jesu Christi – unserem besten Rechtsanwalt und Verteidiger – folgen wollen. Wie können wir die Gesetze der Welt durchsetzen, wenn wir Gottes Gesetz übertreten? d e s

a u t o r s

Im September 2015 überraschte uns die Nachricht, dass das oberste indonesische Gericht verfügt hatte, dass alle juristischen Vertretungen das juristische Staatsexamen abnehmen konnten – inklusive der drei Organisationen, die sich von PERADI abgespaltet hatten. Mithilfe des Westindonesischen Missionsverbands stellten wir einen Antrag beim Indonesischen Anwaltsverband, der sich bereits Jahre zuvor von PERADI abgespalten hatte, und erhielten eine positive Antwort. Am Sonntag, den 24. Januar 2016 nahm der Indonesische Anwaltsverband einer Gruppe von Adventisten und Nichtadventisten im Gebäude des Westindonesischen Missionsverbands das juristische Staatsexamen ab. Die Organisation hatte sogar ein großes Transparent am Verbandsgebäude befestigt, auf dem zu lesen war, dass hier in Zusammenarbeit mit der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten das juristische Staatsexamen stattfand. Unter den 20 Adventisten, die zur Prüfung antraten, waren auch Markus Setiawan und Apriani Sijabat. Bevor wir mit der Prüfung begannen, neigten wir unsere Köpfe und beteten. Wir hatten schwer gearbeitet und uns intensiv auf die Prüfung vorbereitet. Wir hatten die Gesetzesbücher studiert. Wir hatten jahrelang für das Recht gebetet, Gottes Sabbatgesetz zu halten und uns mit unseren Eingaben dafür eingesetzt. Jetzt waren wir voller Dankbarkeit und hatten nur den Wunsch, Gott mit unseren Prüfungsergebnissen zu verherrlichen. Zwei Wochen nach dem juristischen Staatsexamen erfuhren wir, dass alle adventistischen Prüflinge die Prüfung bravurös bestanden hatten. Wieder einmal bewahrheitete sich, was der Psalmist sagte: „Habe deine Lust am HERRN; der wird dir geben, was dein Herz wünscht.“ (Psalm 37,4) Gott gibt es wirklich und die Religionsfreiheit in Indonesien ist wohlauf, auch wenn wir manchmal für sie kämpfen müssen. n

Joice Manurung ist Anwältin in Jakarta,

Indonesien.

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E L L E N

W H I T E

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s war der Beginn meines dritten Jahres an einem Großstadtgymnasium mit all seinen negativen Begleiterscheinungen: Gewalt, Drogen, sexuelle Unmoral usw. Ich war 17, unerfahren und hatte Probleme mit aggressivem Verhalten. Meinen Eltern war klar, dass sie mich an einen besseren Ort bringen mussten. Pine Forge Academy, ein adventistisches Internat in den sanften Hügeln von Pine Forge im US-Bundesstaat Pennsylvania, war das perfekte Heilmittel zum Problemviertel der Großstadt. Mir gefiel der Gedanke, dort meine Zeit im Gymnasium abzuschließen, denn ich hatte genug von dem, was sich in meiner alten Schule ständig abspielte. Mir war allerdings nicht bewusst, dass etwas anderes als der Schulwechsel einen viel größeren Einfluss auf mein Leben haben würde. Das Geschenk

Als mein Vater unser Auto für die Fahrt nach Pine Forge fertig machte, schenkte er mir ein zweibändiges Buch von Ellen G. White. Leider wurden ihre Schriften allzu oft herangezogen, um Verhaltensweisen anzusprechen, die überwunden werden mussten; und so bemerkte ich zu Beginn meiner Jugendzeit gar nicht, wie wunderbar und liebenswürdig ihre Ratschläge sind. Trotzdem nahm ich das Geschenk meines Vaters an, und wir machten uns auf den Weg. Als ich endlich die beiden Bände von Intellekt, Charakter und Persönlichkeit aufschlug, geschah etwas mit mir. Ich sah meine Zeit auf dem Internat als Gelegenheit, noch einmal von vorn zu beginnen und positive Veränderungen in meinem Leben vorzunehmen. Und nichts half mir bei diesem Unterfangen mehr als diese beiden Bücher.

Auf meinem Weg erwachsen zu werden und angesichts meiner Prägung durch die Großstadtkultur, begann Gott, durch Ellen White seinen Finger auf wunde Punkte in meinem Leben zu legen, die mich festhielten. Ich wuchs in einer Familie auf, in der Gott überaus wichtig war, Andachten zum Alltag gehörten und das Gemeindeleben geschätzt wurde. Dennoch begann ich, vom Weg abzukommen. Ich wollte unbedingt ein guter Schüler sein. Gott gab mir durch seine berufene Dienerin die Hilfsmittel, die ich brauchte, um ein Überflieger zu werden. Es war in dieser Zeit meines Lebens, dass ich das folgende Zitat las: „Als Erziehungsmittel ist die Bibel konkurrenzlos. Nichts wird sich so stärkend auf alle Fähigkeiten auswirken, wie von den Studierenden zu erwarten, die gewaltigen Wahrheiten der Bibel zu erfassen. Der Verstand passt sich allmählich den Themen an, mit denen man ihn oft beschäftigt … Wenn man nie mit schwierigen Fragen ringen oder sich anstrengen muss, um wichtige Wahrheiten zu verstehen, wird er nach einer Weile die Fähigkeit zu wachsen nahezu verlieren.“1 Kein Kapitel in dieser erstaunlichen zweibändigen Kompilation hat mich mehr geprägt als das Kapitel „Bibelstudium und Verstand“ im ersten Band. Als ich dieses Kapitel gelesen hatte, studierte ich die Bibel bewusst und genau. Ellen Whites Schrifttum wirkte in meinem jungen Leben gerade so, wie es das nach ihren eigenen Worten sollte: als kleineres Licht, das auf das größere Licht des Wortes Gottes hinwies.2 Heute liebe und schätze ich die Bibel und Ellen Whites Schrifttum, aber ich bin mir sicher, dass mir beide nicht so wichtig wären, wenn mein Vater mir nicht die beiden Bücher geschenkt hätte.

Erwachsen werden Ein Geschenk mit ausdauernden Folgen Von Dwain N. Esmond

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Gott gab mir durch seine berufene Dienerin die Hilfsmittel, die ich brauchte, um ein Überflieger zu werden. Eine große Herausforderung

Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten befindet sich heute in einer nüchternen Realität: Die Anzahl der Gemeindeglieder, die regelmäßig die inspirierten Ratschläge von Ellen White lesen, sinkt rapide. Das ist deshalb so besorgniserregend, weil es bedeutet, dass die Gemeindeglieder nicht den reichen Segen dieser geistlichen Unterweisungen erfahren. Allerdings gibt es noch weitere Gründe, beunruhigt zu sein. In einer Studie unter 8200 Siebenten-Tags-Adventisten in 193 Adventgemeinden in der Nordamerikanischen Division, fanden Roger L. Dudley und Des Cummings Jr. heraus: Diejenigen, die regelmäßig das Schrifttum von Ellen White studieren, sind mit größerer Wahrscheinlichkeit auch in ihrem persönlichen Glaubensleben und in ihrem Zeugnis ihren Mitmenschen gegen über stabilere Christen als Gemeindeglieder, die das nicht tun.3 Was tun?

Das war 1982 – dem Jahr, in dem einige Ergebnisse der Studie in der Oktoberausgabe der adventistischen Pastorenzeitschrift Ministry veröffentlicht wurden. In der Zwischenzeit ist die Zahl der Adventisten, die Ellen White überhaupt –geschweige denn regelmäßig – lesen, stark zurückgegangen. Zurzeit erleben wir den Anbruch einer digital und visuell geprägten Generation, die anders liest. Wie eine aktuelle Studie des amerikanischen Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center besagt, liest die Generation der zwischen 1980 und 1999 Geborenen – die so genannten Millennials oder Generation Y – mehr als die über 30-Jährigen. Das gilt zumindest für Nordamerika, wo die Studie durchgeführt wurde. „Insgesamt lasen 88 Prozent der Amerikaner unter 30 im vergangenen Jahr ein Buch, verglichen mit 79 Prozent der Personen, die 30 oder älter sind. Mit 37 Prozent der 18- bis 29-Jährigen, die angaben, im vergangenen Jahr ein E-Book gelesen zu haben, hat diese Altersgruppe die 30- bis 49-Jährigen beim elektronischen Lesen eingeholt.“4 Wie können wir also in adventistischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen des 21. Jahrhunderts die Liebe für Ellen Whites Schrifttum entfachen? Hier sind einige Vorschläge für den Anfang. 1 Wir müssen daran denken, dass Wahrheit – ewige Wahrheit – vor allem eine Sache der Beziehung ist. Jesus erklärte, dass er die Wahrheit ist (Joh 14,6). Die Wahrheit ist also eine Person zum Kennenlernen. Die Jugendlichen konsumieren Informationen heute immer mehr durch das Netzwerk der sozialen Medien. Sie sind davon abhängig, dass andere ihnen die Informationen, die für ihr Leben Bedeutung haben, liefern und für sie aufarbeiten. Um Jugendliche heute mit dem Schrifttum

von Ellen White zu erreichen, muss es also auf ihre speziellen Bedürfnisse abgestimmt sein. Anstatt einem Teenager, der mit seinem Glauben an Gott kämpft, zu empfehlen, das Kapitel „Der Umgang mit Zweifeln“ im Buch Der bessere Weg zu einem neuen Leben zu lesen, könnte man einen speziellen Absatz daraus auswählen und in einem kurzen Video erklären, warum diese Information wichtig ist. Das Video kann man dann zum Beispiel über Handy oder Tablet verschicken, begleitet von einer kurzen Notiz dass man den Empfänger gern hat und schätzt. Dass man einer Sache Bedeutung zuordnet – ein Prozess, denn man Kontextualisierung nennt – ist entscheidend, wenn wir Jugendlichen heute Wahrheit weitergeben wollen. 2 Wir sollten nie den Einfluss von Eltern, Erziehungsberechtigten und Nahestehenden unterschätzen, wenn es darum geht, Wahrheit weiterzugeben. Dass mein Vater meine geistliche Entwicklung für so wichtig hielt, dass er mir ein Geschenk machte, das mein Leben veränderte, verfehlte seine Wirkung auf mich nicht. Ich nahm die beiden Bücher an, weil sie von meinem Vater kamen, den ich liebe, respektiere und bewundere. Familien sind eine grundlegende Einheit, wenn es darum geht, Wahrheit weiterzugeben. Ich bin davon überzeugt, dass Gott durch alle wirkt, die bereit sind, Anteil an der Rettung seiner Jugendlichen zu nehmen – auch wenn sie ohne Eltern aufwachsen müssen. Wenn ein Vater, eine Mutter, ein Erziehungsberechtigter oder ein Nahestehender einen Abschnitt von Ellen White markiert und einem Jugendlichen, für den er oder sie Verantwortung hat, sagt: „Das habe ich heute gelesen, und es hat mir wirklich geholfen; würde es dir etwas ausmachen, es auch zu lesen und mir zu sagen, was du davon hältst?“ gibt es sicherlich nicht viele, die diese Bitte abschlagen würden. Heute habe ich die ausgesprochene Ehre, in einer der großen Institutionen der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten zu arbeiten, dem Ellen G. White Estate. Ich bezweifle ernsthaft, dass ich hier wäre, wenn meine Eltern mich nicht schon in jungen Jahren mit ihrem Schrifttum bekannt gemacht hätten. In dem Maße, in dem es unserer Kirche gelingt, adventistische Familien in ihrer Mission zu unterstützen, den Erziehungsauftrag in 5. Mose 6 zu erfüllen, werden wir Gottes Endzeitgemeinde – und unseren Jugendlichen – einen großen Dienst erweisen. n 1 Ellen G. White, Mind, Character, and Personality, Southern Publishing Association, Nashville, 1977, Bd. 1, S. 91. 2 Ellen G. White, Selected Messages, Review and Herald, 1958, 1980, Bd. 3, S. 30. 3 Roger L. Dudley und Des Cummings Jr., „Who Reads Ellen White?“, Ministry 55, Nr. 1, 1982, 10–12. 4 Kathryn Zickhur und Lee Rainie, „Younger Americans and Public Libraries“, Pew Research Center, 10. September 2014.

Dwain N. Esmond ist Pastor, Autor, Redakteur, Sprecher und ein stellvertretender Direktor des Ellen G. White Estates. Er ist seit über 20 Jahren mit Kemba M. Esmond verheiratet. Sie sind stolze Eltern von Dwain Jr., der ebenfalls schon gern Literatur von Ellen White liest. Juli 2016 | Adventist World

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F R A G E N

Die

Z U R

B I B E L

Schöpfung

Was bedeutet die Aussage „Und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser“ in 1. Mose 1,2 (EB)?

Geist Gottes

Hier wird der Geist Gottes zum ersten Mal in der Bibel erwähnt, und zwar im Zusammenhang mit der Schöpfung. Es ist schwierig, die Bedeutung der Aussage, die du zitierst, zu erkennen, weil sie nicht unmittelbar geklärt wird. Wir können sie nur anhand der Sprache und des Zusammenhangs verstehen. Ich werde beides ­untersuchen. 1. Der Geist (hebr. ruach; auch „Hauch“ oder „Wind“) Gottes: Auch wenn „der Geist Gottes“ hier von einigen mit „der Wind Gottes“ oder „starker Wind“ übersetzt wurde, gibt es keinen stichhaltigen Grund dafür, die traditionelle Übersetzung abzulehnen. Im Alten Testament bedeutet diese hebräische Wendung immer „der Geist Gottes“. In Psalm 104,30 (NLB) wird die Gegenwart des Geistes während der Schöpfung persönlich mit „dein lebendiger Geist“ beschrieben, den Gott sandte, um in der Natur tätig zu sein. Die Bibel sagt nicht viel über die Rolle, die der Geist im Schöpfungshandeln Gottes spielte. Psalm 104,30 nennt den Geist als Gottes Werkzeug für die Schöpfung und für die Erneuerung und Bewahrung der Schöpfung. Wir wissen auch, dass „der Himmel … durch das Wort des HERRN gemacht [ist] und all sein Heer durch den Hauch [ruach, „Wind“, „Geist“] seines Mundes.“ (Ps 33,6; vgl. Hiob 26,13) In diesem Fall schuf Gott durch das „Wort“ und den „Atem/Geist“. Das Neue Testament setzt das „Wort“ in Johannes 1,1–3 mit Christus als dem Mensch gewordenen Wort Gottes gleich. Da sie alle an der Schöpfung beteiligt sind und die Schöpfung ein Privileg Gottes ist, sind sie von Natur aus göttlich. 2. Das Verb „schweben“ (hebr. rachaph): Das Verb rachaph ist von einigen mit „brüten“ übersetzt worden, als wäre die Welt eine Art kosmisches Ei, das vom Geist ausgebrütet wird. Der Grund dafür liegt im mythologischen Gedankengut der Antike. Doch das Verb bedeutet ganz und gar nicht „brüten“. Es könnte „zittern“ (Jer 23,9) oder „schweben“ (5 Mo 32,11) ­be­deuten. In 5. Mose 32,11 wird es verwendet, um die schnelle ­Bewegung eines Adlers zu beschreiben, der seine Jungen auf ­seinen Flügeln aufnimmt, wenn sie fliegen lernen. Der Begriff vermittelt den Gedanken eines raschen, ständigen Hin- und ­Herbewegens. In unserem Vers weist er darauf hin, dass der Geist in der Schöpfung selbst aktiv ist. Zu 1. Mose 1 heißt es

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Adventist World | Juli 2016

und der

meist, dass Gott der transzendente Schöpfer ist, aber die aktive Gegenwart des Geistes bei der Schöpfung spricht über einen ­immanenten Gott. 3. Der Geist und die Schöpfung: Wenn wir den unmittelbaren und den größeren biblischen Kontext unseres Abschnittes betrachten, können wir gefahrlos die folgenden Dinge feststellen: Erstens: Da der Geist Gottes in 1. Mose der gleiche Geist ist, der im Rest der Bibel offenbart wird, könnte das, was an anderen Stellen über ihn gesagt wird, hilfreich dabei sein, seine Rolle bei der Schöpfung zu verstehen. Wir wissen zum Beispiel, dass der Geist Menschen bevollmächtigt, indem er unter anderem ihr Potenzial für das Ausführen bestimmter Aufgaben entwickelt. Er ist bei der Schöpfung direkt involviert, indem er ihr Potenzial bewahrt und entwickelt. Zweitens können wir auch das Offensichtliche bekräftigen, nämlich, dass der Geist auf unserem Planeten präsent war, bevor er als Lebensraum für den Menschen eingerichtet wurde. Deshalb können wir mit Sicherheit davon ausgehen, dass der Geist in Verbindung mit dem Schöpfungswerk steht, das in den folgenden Versen beschrieben wird. Anders gesagt: Der Geist Gottes wird bereits am Anfang des Berichts vorgestellt, um darauf hinzuweisen, dass seine Tätigkeit eine Vorbereitung für das Handeln Gottes in der Schöpfungswoche darstellt. Drittens schuf Gott das Ausgangsmaterial mit einem Potenzial, das nur er bewahren und entwickeln konnte (z. B. 1 Mo 1,11.24) Das Potenzial der Schöpfung verwirklicht sich nicht selbst, wie es die theistische Evolution nahelegt. Es wird durch das Wort in Übereinstimmung mit der Absicht Gottes verwirklicht. Im Blick auf diese Erklärungen möchte ich folgendes vorschlagen: Durch die Gegenwart des Geistes bei der Schöpfung – seine beständige Aktivität beziehungsweise Bewegung, die durch das Verb „schweben“ ausgedrückt wird – wurde das Potenzial der begrenzten Schöpfung bewahrt und es wird in Verbindung mit dem Schöpfungswort Gottes aktiviert. Das Wort Gottes und der Geist Gottes haben auf übernatürliche Weise zusammengewirkt, um unsere Welt ins Dasein zu bringen. n

Angel Manuel Rodríguez hat in unserer Kirche als Pastor, Professor und Theologe gewirkt und lebt jetzt im Ruhestand.


L e p i c i e

B I B E L S T U D I U M

N i c o l a s - B e r n a r d

Von Mark A. Finley

Veränderte Menschen

D

verändern die Welt

er Einfluss, von Menschen, die ihr Leben völlig Jesus geweiht haben, lässt sich nicht hoch genug einschätzen. Menschenleben, die durch die Kraft Gottes verändert wurden, verwandeln die Welt, in der sie leben. Beim Apostel Paulus traf das sicherlich zu! Die Kraft des lebendigen Christus machte aus dem religiösen Eiferer und Christenverfolger einen Apostel des Kreuzes Christi und Evangelisten. Diesen Monat beschäftigen wir uns in unserem Bibelstudium mit der unfassbaren Kraft unfassbarer Gnade.

1 Mit welcher Absicht reiste Saulus laut Apostel­ geschichte 9,1–2 nach Damaskus? Welche Einstellung hatte er Christen gegenüber?

4 Wohin sollte Paulus laut Apostelgeschichte 9,6.11–12.15–17 sofort gehen? Warum erhielt Paulus diese Anweisung deiner Meinung nach?

Saulus, dessen Name später in Paulus geändert wurde, war ein erbitterter Christenverfolger. Es bereitete ihm Genugtuung, so viele Nachfolger Christi wie möglich festzunehmen und ins Gefängnis zu werfen. In unserem heutigen Bibelstudium lernen wir, dass Gott seinen verlorenen Kindern unermüdlich nachgeht und dass seine Gnade auch die härtesten Herzen verändern kann.

Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie der Heilige Geist neu bekehrte Menschen schon bald nach ihrer Bekehrung in Kontakt mit der Gemeinde bringt, damit sie dort noch mehr lernen.

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5

Was tat Paulus laut Apostelgeschichte 9,20 nach ­seiner Bekehrung? Inwiefern ist das auch auf uns als Nachfolger von Jesus anwendbar?

Wie verlief die Bekehrung von Paulus in Apostel­ geschichte 9,3–6? Verlaufen alle Bekehrungen so dramatisch wie die von Paulus? Vergleiche die Bekehrung von Paulus mit dem Gespräch zwischen Jesus und Nikodemus in Johannes 3,3–8.

Als Jesus das Leben von Paulus veränderte, sehnte sich Paulus danach, anderen von Christus zu erzählen. Wenn Christus uns verändert, werden wir vollmächtige Zeugen seiner Gnade und Botschafter seiner Liebe.

Manche Bekehrungen sind dramatisch wie die vom Apostel Paulus. Der Heilige Geist wirkt ein plötzliches, unerklärliches göttliches Wunder im Leben dieser Menschen. Andere Bekehrungen verlaufen eher wie die von Nikodemus: Der Heilige Geist wirbt sanft um sie und allmählich geben sie seinem beharrlichen Wirken nach und übergeben ihr Leben Christus. Ob eine Bekehrung plötzlich oder allmählich geschieht, dramatisch oder kaum merklich – das Endergebnis ist immer dasselbe. Ein durch die Kraft Gottes verändertes Leben.

Ein Gott geweihtes Leben veränderte die Welt. Paulus hörte auf die Stimme des Heiligen Geistes und gründete die ersten christlichen Gemeinden in Europa. Die Botschaft des Apostels verbreitete sich überall in Kleinasien und auf dem ganzen europäischen Kontinent.

3 Was können wir aus den Worten lernen, die Jesus in Apostelgeschichte 9,5 an Saulus richtete: „Es wird dir schwer sein, wider den Stachel zu löcken?“ Ein Stachel war ein spitzer Eisenstock, mit dem man Ochsen zur Eile antrieb. Der Ausdruck „wider den Stachel löcken“ oder ausschlagen, war eine in der Antike geläufige griechische Redewendung, mit der Bedeutung, dass man sich gegen etwas wehrte oder widersetzte. Es kann gut sein, dass der Heilige Geist Saulus hier sagen wollte: „Es wird schwer für dich sein, weiter gegen das Wirken des Heiligen Geistes auf dein Gewissen zu kämpfen.“

6 Erkläre die Erfahrung, die Paulus in Apostel­ geschichte 16,9 hatte. Warum ist sie so wichtig?

7 Nach seiner Bekehrung hatte Paulus einen neuen Sinn im Leben und eine neue Leidenschaft. Welche ­Leidenschaft war das laut Apostelgeschichte 28,28–31? Wenn wir durch die Gnade Gottes verändert werden, ist es unser größter Wunsch, anderen seine Liebe zu bezeugen. Wir können nicht still sein. Wir leben vor allem für ein Ziel: Gottes Botschaft vom ewigen Leben weiterzusagen und unseren Mitmenschen die Klarheit seiner Wahrheit und die Schönheit seines Charakters zu zeigen. Der Apostel Paulus veränderte seine Welt, und auch wir können die Welt um uns herum verändern. Lasst uns Christus erlauben, uns durch den Heiligen Geist zu bevollmächtigen, heute die Welt zu verändern. n Juli 2016 | Adventist World

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LESERFORUM großartig und eine beständige Ermutigung. Ich bekomme Adventist World fast nie zeitgerecht, weil es sehr lange dauert, bis sie bei mir ankommt. Aber ich werde immer sehr angesprochen. Macht weiter so! David Amos Banda David Amos Banda Malawi Eine Kinderseite?

Leserbriefe Freude

Die Januarausgabe von Adventist World hat mir viel Freude und Kraft gegeben. Eine wunderbare Ausgabe! Gott segne euch und eure Arbeit! Es ist ein großer Segen, Christus in den Mittelpunkt zu stellen. Dort gehört er hin! Sylvia Renz Alsbach-Hähnlein, Deutschland Gehorsam ist Dienst

Danke für den Artikel „Eine Frage des Gehorsams“ von Angel Manuel Rodriguez (November 2013). Es war ein interessantes Thema. Ich bin völlig einer Meinung mit dem Autor: „Gehorsam ist Dienst … eine praktische Reaktion des ganzen Menschen auf das Reden Gottes.“ Ich habe aus dem Artikel gelernt, dass ich Gottes Wort immer in die Praxis umsetzen soll. Ich danke euch für die Veröffentlichung von Adventist World. Die Zeitschrift ist

Dankw

Ich lese Adventist World sehr gerne, aber ich habe eine Anregung. Wie wäre es, eine Kinderseite mit Spielen oder Fragen zur Bibel für Kinder zu gestalten? Nur ein Gedanke. Sisa Nkomanzana Simbabwe Wir tun gern etwas für die Kinder unserer Gemeinde. Schau einmal unter kidsviewmag.org nach. Die Redaktion. Informativ

Vielen Dank an die Organisation, dass sie uns darüber aufklärt, was in der adventistischen Welt geschieht. Nicholas Koech Kenia Ihm treu sein

Vielen Dank für die Andacht von Ty Gibson, „Eine erzählenswerte Geschichte“ (April 2016). Die Artikel, die ihr veröffentlicht und die uns helfen, uns ganz von Jesus durchdringen zu lassen, hinterlassen einen Einfluss zur Verherrlichung Gottes. Mir hat besonders die Aussage gefallen: „Als Gott war er in seiner Beziehung zu

den Menschen treu; als Mensch war er in seiner Beziehung zu Gott treu.“ Unser Staatsoberhaupt, Königin Elizabeth, hat vor kurzem gesagt, dass sie Gott treu ist, weil er ihr treu ist. Wenn wir nur von Gottes unfassbarer Liebe reden und sie ausleben würden, würde das ausreichen, die Menschen zu ihm zu ziehen. Wir müssen diese Liebe und Treue selbst erfahren. Tina Bunker, England

Wir möchten von euch

hören!

Wir möchten gern von euch hören, deshalb schickt uns bitte eure Briefe an letters@adventistworld.org. Das einzige, worauf ihr achten solltet, ist, dass die Schrift leserlich ist und der Brief höchstens 100 Wörter umfasst. Bitte gebt auch den Artikel, auf den sich euer Brief bezieht, und das Erscheinungsda­ tum an und vergesst nicht euren Namen sowie die Stadt, das Bundesland und das Land zu nennen, aus dem ihr schreibt. Wir behalten uns vor, Leserbriefe zur Kürzung oder Präzisierung redaktionell zu bearbeiten. Nicht alle Briefe werden veröffentlicht, aber wir freuen uns auf jeden Fall, von euch zu hören!

ANLIEGEN

Betet für meine Familie. Wir brauchen wirklich Segen von Gott. Ludovic, Haiti Ich möchte in einem Bereich studieren, der Gott Ehre bringt, aber ich bin unsicher. Reine, Mauritius

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Ich bin Steuerberater. Bitte betet für mich, dass ich eine gute Frau finde und meine Firma besser läuft. Shawky, Ägypten Bitte betet für mich. Ich brauche Geld, um mein Studium zu beenden. Andrew, Uganda

Bitte betet, dass ich eine gute Arbeit bekomme. Sammy, Kenia Gebetsanliegen sowie Lob und Dank für erhörte Gebete bitte an prayer@adventistworld.org schicken. Anliegen bitte kurz und präzise formulieren, höchstens 50 Wörter. Kürzung und Präzisierung vorbe­ halten. Nicht alle Anliegen werden veröffentlicht. Bitte Namen und Land nicht vergessen. Gebetsanliegen können auch gefaxt oder per Post geschickt werden. Fax: 1-301-680-6638. Postanschrift: Adventist World, 12501 Old Columbia Pike, Silver Spring, MD 20904-6600 USA


Ein

Gebet

(nach Psalm 15)

Herr, Wer wird im Himmel neben dir wohnen? Wer wird zu deinen Nachbarn gehören? Diejenigen, die aufrichtig leben. Diejenigen die das Richtige tun, weil es das Richtige ist. Diejenigen, die die Wahrheit sagen. Diejenigen, die gut über andere reden. Diejenigen, die wahre Freunde sind. Diejenigen, die ihre Nächsten wie sich selbst behandeln. Diejenigen, die sich nicht mit Bösem abgeben. Diejenigen, deren Leben deine Gnade widerspiegelt. Diejenigen, die um jeden Preis zu ihrem Wort stehen. Diejenigen, die Menschen in Not Geld leihen, ohne Zinsen zu verlangen. Diejenigen, die unbestechlich sind. Diejenigen, die einen ehrbaren Charakter haben. Mein Gebet heute ist, dass ich eingeladen bin, für immer in deiner Nachbarschaft zu leben. Amen. Andrew Hanson, Chico, Kalifornien, USA

A l i

27Jahren

Am 1. Juli 1989 wurde das Adventistische Zentrum für Islamstudien (Seventh-day Adventist Global Center for Islamic Studies) gegründet. Es entstand aus einer Strategie, die vom damaligen Generalkonferenzpräsidenten Neal C. Wilson auf der Jahressitzung 1986 in Rio de Janeiro dargelegt und auf der Vollversammlung der Generalkonferenz in Indianapolis 1990 als Teil der Missionsinitiative Globale Mission vorgestellt wurde. Die Begründung für die Errichtung eines Islamstudienzentrums war die Tatsache, dass unsere Kirche bei ihren weltweiten Missionsaktivitäten in vielen Teilen der Welt rasche Fortschritte machte, das Wachstum unter muslimischen Bevölkerungsgruppen – die fast 20 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen – jedoch nur minimal war. Heute nennt sich das Zentrum Globales Zentrum für Beziehungen zwischen

Adventisten und Muslimen (Global Center for Adventist-Muslim Relations – gcamr. globalmissioncenters.org) und befindet sich im Newbold College in Bracknell, England. Es ist eines von sechs Zentren für die Globale Mission, die sich bemühen, Brücken des Verständnisses und der Freundschaft zu Menschen anderer großer Religionen und Philosophien der Welt zu bauen. Die anderen Zentren sind das Zentrum für Jüdisch-Adventistische Freundschaft, das Zentrum für ostasiatische Religionen, das Zentrum für Studien zu Säkularismus und Postmoderne, das Zentrum für südasiatische Religionen und das Globale Zentrum für Mission in den Großstädten.

A l i

Vor

Weitere Informationen finden sich unter

Z a f e r

Z a f e r

gm.adventistmission.org/globalmission-centers

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LESERFORUM

Aller

Chancen beraubt

Obwohl Sklaverei in jedem Land der Welt illegal ist, waren 2014 Schätzungen des Global Slavery Indexes zufolge 35,8 Millionen Menschen durch unsichtbare Ketten der Angst, psychologischer Kontrolle und Gewalt gebunden. Der illegale Gewinn durch Menschenhandel wird auf 150 Milliarden US-Dollar jährlich geschätzt. International Children’s Care Australien, eine offizielle unterstützende Organisation der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, setzt sich für gefährdete Kinder in Kambodscha, den Philippinen, Sri Lanka und Thailand ein (iccaustralia.org). Quelle: The Rotarian/International Children’s Care Australia

30 Sekunden PREDIGT Der

Durchgang Die Tür geht auf, und ich weiß ohne es zu versuchen, dass ich sie nicht schließen kann.

Schieß

doch !

„Spielen ist für Menschen überlebenswichtig. Spielen ist eine der effektivsten Therapien für jede Art von Trauma oder Not, ob in Flüchtlingslagern oder in Stadtzentren, die unter Bandenkriminalität leiden – überall, wo Kinder unter der Verletzung von Menschenrechten oder den Auswirkungen von Armut oder Naturkatastrophen leiden. Spielen erlaubt ihnen, zu genesen und in Verbindung mit ihren Mitmenschen zu ­treten.“ —Tim Jahnigan, von der Organisation One World Play Project, die in beinahe zehn Jahren über 1,5 Millionen Fußbälle in mehr als 175 Ländern gespendet hat (oneworldplayproject.com).

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Ich schmecke meine Furcht und bewege mich in die äußerste Ecke des Raumes. Ich bete um Mut. Ich bete um Vergebung. Ich bete um Kraft. Am Ende bete ich um Frieden. Dann sehe ich das Licht und ich weiß, dass es die ganze Zeit da gewesen ist. Donalda Thorn, Nine Mile Falls, Washington, USA


„Siehe, ich komme bald …“

Zwischendurch

Unser Auftrag ist es, Jesus Christus zu erhöhen und Siebenten-Tags-Adventisten überall im Glauben und Leben, in ihrer Hoffnung und Mission zu einen.

essen mit

Herausgeber: Adventist World ist eine internationale Zeitschrift der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Sie wird herausgegeben von der Nordasien-Division der Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten. Geschäftsführender Herausgeber: Bill Knott

Verstand

Mitherausgeber: Internationaler Verlagsleiter: Chun Pyung Duk Herausgeberausschuss: Ted N. C. Wilson, Vorsitz; Guillermo Biaggi, stellvertretender Vorsitzender; Bill Knott, Sekretär; Lisa Beardsley-Hardy; Williams Costa; Dan Jackson; Peter Landless; Robert Lemon; Geoffrey Mbwana; G. T. Ng; Daisy Orion; Juan Prestol-Puesán; Ella Simmons; Artur Stele; Ray Wahlen; Karnik Doukmetzian, Rechtsberater

Wer ein Stück Obst isst, bevor er Lebensmittel einkaufen geht, kauft mit größerer Wahrscheinlichkeit kein kalorienreiches, ungesundes Junkfood. Einer Studie der US-amerikanischen Cornell University zufolge kauften Personen, die vor dem ­Einkauf Äpfel aßen, um 28 Prozent mehr Obst und Gemüse, als Verbraucher, die Kekse aßen. Die Moral: Wenn wir eine gesunde Zwischenmahlzeit essen, führt uns unser ­Unterbewusstsein weiter in die gleiche Richtung.

Koordinationsausschuss: Jairyong Lee, Vorsitz; Yutaka Inada, German Lust, Pyung Duk Chun, Suk Hee Han, Gui Mo Sung Chefredakteur: Bill Knott V. i. S. d. P. (deutschsprachige Ausgabe): Elí Diez-Prida, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg

Quelle: Men’s Health

Redakteure in Silver Spring, Maryland, USA: André Brink, Lael Caesar, Gerald A. Klingbeil (stellvertretende Chefredakteure), Sandra Blackmer, Stephen Chavez, Kimberly Luste Maran, Andrew McChesney

Wo in aller

Redakteure in Seoul, Korea: Pyung Duk Chun, Jae Man Park, Hyo Jun Kim

Welt

Redakteur der Online-Ausgabe: Carlos Medley Technische Koordination: Merle Poirier

ist das?

Finanzmanagerin: Rachel J. Child Editors-at-large: Mark A. Finley; John M. Fowler Redaktionsassistentin: Marvene Thorpe-Baptiste Leserservice: Merle Poirier Layout und Design: Jeff Dever, Brett Meliti Berater: Ted N. C. Wilson, Juan Prestol-Puesán, G. T. Ng, Leonardo R. Asoy, Guillermo E. Biaggi, Mario Brito, Abner De Los Santos, Dan Jackson, Raafat A. Kamal, Michael F. Kaminskiy, Erton C. Köhler, Ezras Lakra, Jairyong Lee, Israel Leito, Thomas L. Lemon, Geoffrey G. Mbwana, Blasious M. Ruguri, Ella Simmons, Artur A. Stele, Glenn Townend, Elie ­Weick-Dido Verlag der deutschsprachigen Ausgabe: Saatkorn-Verlag GmbH, Abt. Advent-Verlag, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg Übersetzung ins Deutsche: Frauke Gyuroka, Wien Layoutanpassung der deutschsprachigen Ausgabe: Ingo Engel, München

MERLE

POI r i e r

Druck der deutschsprachigen Ausgabe: Thiele & Schwarz GmbH, Werner-Heisenberg-Str. 7, 34123 Kassel Rötzerdruck, Mattersburgerstr. 25, 7000 Eisenstadt (Österreich) Autoren: Wir freuen uns über Beiträge. Unsere Anschrift: 12501 Old Columbia Pike, Silver Spring, MD 20904-6600, USA. E-Mail: worldeditor@gc.adventist.org, Website: www.adventistworld.org Die Bibelzitate sind – falls nichts anderes vermerkt ist – der Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers (revidierter Text 1984), durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 2007 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, entnommen. Adventist World erscheint monatlich und wird in Korea, Brasilien, Indonesien, Australien, Argentinien, Deutschland, Österreich und den USA gedruckt. 12. Jahrgang, Nr. 7

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ANTWORT: Die selige Hoffnung – ein Gemälde im Gebäude der Generalkonferenz in Silver Spring, das die Wiederkunft Christi darstellt. Digitaldrucke des Originals von Na­ than Green wurden kürzlich den Präsidenten der Divisionen für ihre Büros überreicht. Darüber hinaus erhält jedes adventistische Gymnasium in Nordamerika eine Kopie des Gemäldes.


“   noch Abstammung, ,weder die Zugehörigkeit zu einem  , bestimmten Volk oder einer  , privilegierten Religion sind  , das Erkennungs­ merkmal dass dafür,  wir in Familie  Gottes   aufgenommen   wurden.  G; Nur die Agape-Liebe,   , eine selbstlose Liebe,     die alle Menschen umfasst, beweist dies.“ ”  . „Weder soziale Stellung,

EllenG. G.White White —Ellen

Das imMount Sinne der Bergpredigt, Thbessere oughts Leben From the of Blessing, p.  S. 78

ADRA.org | 1.800.424.ADRA (2372) 12501 Old Columbia Pike | Silver Spring, MD 20904 Siehe auch adra.de, adra.at, adra.ch

16-074 | 04-16 | © 2016 ADRA Intl., Chris LeBrun


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