AW German 2013-1005

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D i e i n t e r n a t i o n a l e Z e i t s c h r i f t f 체 r S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n

Ma i 2013

Die

anf채nge einer

Bewegung s p e z i a l a u s g a b e

Die

z u m

k i r c h e n j u b i l 채 u m

Adventgeschichte erz채hlt Der Beginn der organisierten Adventgemeinde


Ma i 2013

8 Wer sind wir? I M

B L I C K P U N K T

Von Ted N. C. Wilson

Unsere Identität bestimmt unsere Mission.

12 Verabredung mit dem Schicksal A N D A C H T

Von Gerald A. Klingbeil

Wir sind keine von unsichtbarer Hand gelenkten ­Marionetten – wir sind in Gottes Hand.

T I T E LT H E M A

16

n

14

Die Anfänge einer Bewegung

Der kosmische Konflikt

ottes Uhr offenbart G seinen Plan

Was Gott aufs Spiel setzte, als er seinen Geschöpfen Entscheidungsfreiheit gab.

Von Aleta Bainbridge

Von Alice R. Voorheis

n

22

ie Bewegung beginnt D zu wachsen

n Auf

n

Von James R. Nix

dem Weg zur Organisation

Stanley D. Hickerson

ie Gründung der Kirche D wird besiegelt

Alberto R. Timm

RESSORTS

3 K I R C H E

I N

A K T I O N

3 Aus aller Welt 6 Blick in die Welt

Ein viel versprechender Mann mit einer ­enttäuschenden Karriere.

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E L

Adventist World | Mai 2013

L E N

W H I T E

E N T D E C K E N

Geführt durch die Gabe der Prophetie Von Merlin D. Burt

Adventistische Verlage, Gesundheits- und Bildungs­ institutionen gibt es in ihrer heutigen Form vor allem wegen Ellen White.

11 G E S U N D H E I T Gesunder Lebensstil

27 B I B E L S T U D I U M Zweitausend Jahre und immer noch warten

26 F R A G E N Z U R Der Erste oder Erstgeborene?

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www.adventistworld.org In 13 Sprachen online 2

A D V E N T G E S C H I C H T E

Moses Hull

Benjamin Baker

G L A U B E N S Ü B E R Z E U G U N G E N

B I B E L L E S E R F O R U M

T I T E L B I L D v o n N A S A / NO A A / G S F C / S u o m i N P P / V I I R S / N o r m a n K u ri n g / D I G I TA L B E A R B E I T E T


I

n den Aufzeichnungen heißt es, dass an jenem Donnerstagmorgen vor 150 Jahren 20 Männer beisammen waren. Alle waren Amerikaner. Fast alle Delegierten waren Prediger, nur zwei Laien waren darunter. Drei der 20 sollten der Gemeinde innerhalb des nächsten Jahrzehnts den Rücken kehren und vom Glauben abfallen. Drei andere sollten mindestens ein Jahr lang als Präsident der Organisation wirken, die sie gründeten. Zwei sollten Redakteure des Advent Review and Sabbath Herald werden, des heutigen Adventist Review – der Schwesterzeitschrift von Adventist World. Praktisch alle sollten ständig mit den Finanzen zu kämpfen haben, sowohl im Privatleben als auch in der Kirche, die sie gründeten. Die Kirchenstruktur, die sie aufbauten, überlebte nicht nur, sondern gedieh. Doch fast alles andere an dieser Kirche hat sich verändert. Die Männer sind heute in der Minderheit, sie machen weniger als 40 Prozent der Mitglieder aus, nur noch sechs Prozent der Kirchenmitglieder sind US-Amerikaner. Pastoren und alle anderen Angestellten umfassen weniger als zwei Prozent der Mitglieder. Die Zehnten und Gaben, die die Gemeindeglieder jährlich geben, belaufen sich auf über eine Milliarde US-Dollar – ein Mehrfaches dieses Wertes steckt in Gebäuden, Krankenhäusern, Bildungs- und Missionseinrichtungen. Obwohl es auch schon vor diesem Treffen am 21. Mai 1863 mehrere „Bundesstaaten-Vereinigungen“ gegeben hat, haben die Siebenten-Tags-Adventisten damals und in den nachfolgenden Generationen immer diesen Tag – einen Donnerstag – als die Geburtsstunde ihrer Kirche angesehen, die sich heute über den ganzen Erdball erstreckt. Sie ist in über 200 Ländern vertreten, zählt mehr als 17 Millionen getaufte Mitglieder und unterhält das größte protestantische Bildungssystem, Verlagswesen und Gesundheitssystem der Welt. Millionen Andere fühlen sich als Familienmitglieder oder Freunde von getauften Mitgliedern ebenfalls als Teil dieser weltweiten Bewegung. „Der Einfluss dieser Versammlung kann nicht anders als gut sein“, schrieb der damals 31-jährige Uriah Smith, als frisch gewählter Generalsekretär der Generalkonferenz nur fünf Tage nach der Zusammenkunft. Seine vorsichtige Prognose scheint heute allzu bescheiden gewesen zu sein: Gott hat die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten so sehr gesegnet, dass sich heute jeden Tag mehr Menschen unserer Kirche anschließen als am biblischen Pfingstfest getauft wurden. Wenn du in dieser besonderen Ausgabe von Adventist World von Gottes Führung liest, dann denke daran: Gott kann aus wenig – dem Mehlkrug einer Witwe, fünf flachen Steinen aus einem Bach oder fünf Broten und zwei Fischen – unvorstellbar Großes vollbringen. n

A U S A L L E R W E LT

Global Youth Day,

mobilisiert durch

Soziale Netze

Links: Jugendliche bei einer Aktivität in Alberton, Südafrika, als Teil des adventistischen Global Youth Day am 16. März 2013. Rechts: Jugendliche und Kinder auf den Philippinen machen sich bereit, um am 16. März 2013 in San Pablo City Zeichen praktischer Nächstenliebe zu setzen. Hunderttausende adventistischer Jugendlicher beteiligten sich weltweit an verschiedenen karitativen Einsätzen.

■■ Anlässlich des ersten weltweiten Jugendtages (Global Youth Day) am 16. März 2013 konnten so viele Siebenten-Tags-Adventisten wie nie zuvor durch Soziale Netzwerke mobilisiert werden. Das berichtete Gilbert Cangy, Leiter der Jugendabteilung der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung). Weltweit berichteten die Jugendabteilungen der Kirche über den Hope Channel in Australien, Deutschland und den USA von Hunderttausenden adventistischen Jugendlichen, die sich an karitativen Aktionen beteiligten. Mehr als 80.000 Jugendliche waren durch die Sozialen Netzwerke – einschließlich Facebook und Twitter – verbunden; mehr als vier Millionen Menschen kommunizierten im Internet über die Initiative. Die Teilnehmer der Aktionen ließen eine Predigt ausfallen und demonstrierten echtes Christentum durch praktische Nächstenliebe. „Es war ein historisches Ereignis, das uns als Adventjugend weltweit unglaublich vereint hat“, so Cangy. „Wir selbst haben gar nichts gemacht, wir haben uns nur Gott zur Verfügung gestellt, als seine Hände und Füße, um seine Arbeit zu tun. Die Ergebnisse waren überwältigend.“ In Spanien beteiligten sich Hunderte junger Leute an einem Flash-Mob in einem der größten Einkaufszentren Madrids. In England arbeiteten Jugendliche einen Tag lang in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Eine andere Gruppe öffnete ihre Gemeinde als Anlaufstelle für misshandelte Frauen. In Tansania folgten junge Adventisten einem dringenden Aufruf, Blut zu spenden. In Puerto Rico beteten Jugendliche auf einer stark befahrenen Straße für die Autofahrer.

Mai 2013 | Adventist World

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T E D

Ne w s

A U S A L L E R W E LT In Südafrika bereiteten die jungen Leute Frühstück für Polizeibeamte vor. Eine Schlagzeile in der Guyana Times lautete: „Adventistische Jugendliche bringen Hoffnung durch praktische Nächstenliebe.“ „Es war einfach wunderbar zu sehen, wie die Jugendabteilung die Führung übernommen und die ganze Kirche auf diese Weise mobilisiert hat“, sagte Daryl Gungadoo, Netzwerktechniker bei Adventist World Radio Europe und einer der Organisatoren des Events. Der nächste Global Youth Day findet am 15. März 2014 statt. Bericht: Intereuropäische Division und Adventist News Network

Wilson besucht ­Adventisten in Ungarn ­anlässlich 100-jährigen Jubiläums der Kirche ■■ Tausende von Mitgliedern und Freunden der Kirche der Siebenten-TagsAdventisten hießen den Präsidenten der Weltkirchenleitung, Ted N. C. Wilson, auf der letzten Station seiner zehntägigen Europavisite im März 2013 in Ungarn willkommen. Wilsons Besuch fiel mit den Feierlichkeiten zum 100-jährigen-Jubiläum des Ungarn-Verbands (ehemals Duna-Verband) zusammen. Der Adventglaube kam 1860 durch M. B. Czechowski, einen ehemaligen polnischen Priester, der Adventist geworden war, nach Ungarn. Während der Jubiläumsfeier am 17. März wurde auch das Projekt „Die große Hoffnung“ gestartet. Durch diese Initiative der weltweiten Kirche soll auch in Ungarn „Hoffnung in jedes Herz“ gebracht werden. Dazu werden Adventisten ermutigt, das Buch The Great Hope (Die große Hoffnung) an Freunde und Nachbarn weiterzugeben.

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Adventist World | Mai 2013

Links: Der Präsident der weltweiten Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, Ted Wilson (links) und seine Frau Nancy (zweite von rechts) im Gespräch mit Gemeindegliedern nach der Feier zum 100-jährigen Bestehen der Kirche in Ungarn. Rechts: Vertreter der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten bei ihrem Treffen mit ungarischen Regierungsvertretern, in dem es um den Schutz der Rechte von Minderheitenreligionen ging. Links der ungarische Staatssekretär für Religion, György Hölvényi, flankiert von zwei Mitarbeitern, und rechts Ted Wilson mit Bertil Wiklander zu seiner Linken und Tamás Ocsai zu seiner Rechten. „Das ist keine Aktion der Gemeinde, sondern etwas, was die Gemeindeglieder tun können, um ‚Hoffnung in jedes Herz‘ in Ungarn zu bringen“, so Tamás Ocsai, Präsident des ungarischen Verbands. The Great Hope ist eine moderne Fassung des Buches Der große Kampf von Ellen G. White.� Darin wird geschildert, wie Menschen im Laufe der Geschichte Gott treu nachgefolgt sind. Unter anderem handelt das Buch von den Waldensern und anderen kleinen Gruppen, die auch im Mittelalter ein unverfälschtes Christentum bewahrten. „Die Kirche der Siebenten-TagsAdventisten ist Gottes Endzeitgemeinde der Übrigen“, erklärte Wilson. „Gott bereitet die Menschen, die ihm treu folgen, auf etwas ganz Besonderes vor und wir sollen den Menschen die Liebe Christi auf ansprechende Weise weitergeben. Ich wünsche euch, dass ihr voller Hoffnung für die Zukunft von hier weggehen könnt.“ Am Nachmittag trafen Wilson, Ocsai und der Präsident der Transeuropäischen Division, Bertil Wiklander, den für Religion und Minderheitenfragen zuständigen Staatssekretär György Hölvényi.

Wilson gab einige Informationen über Größe und Aktivitäten der 17 Millionen Mitglieder zählenden protestantischen Kirche und dankte den ungarischen Behörden dafür, dass sie sich für die Förderung der Religionsfreiheit in ihrem Land einsetzten. Ein Jahr zuvor hatte die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten durch das ungarische Parlament wieder ihren offiziellen Status im Land zurückerhalten. Dem waren Monate der Unsicherheit vorausgegangen, nachdem 2011 ein umstrittenes Gesetz verabschiedet worden war, das über 300 Minderheitenreligionen – darunter auch die Kirche der Siebenten-TagsAdventisten – die staatliche Anerkennung verwehrte. Die Kirchen hätten sich unter strengeren Auflagen neu registrieren lassen müssen. Der Regierung zufolge war diese Maßnahme Teil umfassender Bemühungen, mit denen verhindert werden sollte, dass Scheinreligionen die Rechte und Privilegien der rechtlich anerkannten Kirchen für sich in Anspruch nehmen können. Während des Treffens betonte Hölvényi mehrmals, dass sich Ungarn dem Schutz der Rechte von Minderheitenreligi-


onen verpflichtet fühle. „Die Regierung beabsichtigt nicht, die religiösen Aktivitäten in unserem Land einzuschränken“, sagte Hölvényi und hob auch die Schlüsselrolle der Internationalen Gesellschaft für Religionsfreiheit (International Religious Liberty Association) für den weltweiten Schutz der Glaubensfreiheit hervor. Bericht: Jóhann E. Jóhannsson, tedNEWS, und Adventist News Network

Adventistisches ­Gemeinschaftszentrum in Beirut eröffnet ■■ Im Februar eröffnete die außerhalb von Beirut gelegene adventistische Middle East University ein Gemeinschafts- und Sozialzentrum direkt in der Stadt – als ein Zeichen dafür, dass die Universität Dienste für ihre Nachbarn anbieten kann. Nach dem Bürgerkrieg im Libanon hatte man zunächst längere Zeit darum gerungen, den Hochschulbetrieb aufrechterhalten zu können. Das Gemeinschaftszentrum mit dem Namen „Für dein Leben“ (For Your Life Community Center) liegt zwei Kilometer unterhalb des auf einem Hügel gelegenen Universitätsgeländes und bietet Gesundheits-, Koch- und Kunstkurse, Musikunterricht und Computerlehrgänge an. Mehr als 600 Personen haben bereits an Gesundheitskursen teilgenommen – durchgeführt von einer Gruppe, die vom Weimar Center of Health and Education aus den USA angereist war. „Ich bin total begeistert von dem neuen Zentrum“, sagte Leif Hongisto, Präsident der Universität. „Es war nicht absehbar, dass die Leute das Zentrum unterstützen und so positiv aufnehmen würden. Gott segnet unsere Bemühungen, wieder in Kontakt mit der Bevölkerung zu kommen.“ Die Adventisten sind seit 1939 in dieser Gegend vertreten.

Die Eröffnung des Zentrums, das im Erdgeschoss eines zehnstöckigen Wohnhauses liegt, zog Dutzende von Menschen an, welche die Einrichtung begrüßen, darunter auch Antoine Kaysar Jbara, Gemeindevorsteher der Stadt Jdeideh Bouchrieh Sed . Auch in Zeitungen, Fernseh- und Radiosendungen wurde über die Eröffnung berichtet. Das Zentrum konnte verwirklicht werden, nachdem Hongisto im vergangenen Jahr einen Gesundheits-Volkslauf organisierte, eine Aktion, die auf das wachsende Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung abgestimmt war. „Die Leute haben gemerkt, dass wir etwas zu dem Thema zu sagen haben“, sagte er mit Blick auf das lange Engagement der Kirche für einen gesunden Lebensstil. Nach dem Bürgerkrieg von 1975 bis 1990 herrschten auf dem Campus der Universität chaotische Zustände, doch nach Jahren des Wiederaufbaus

erlebt die Einrichtung nun einen Aufschwung. Homer Trecartin, Vorsteher des Nahost-Verbandes der Kirche der SiebentenTags-Adventisten, sagte, dass sich das Gelände seit der Zeit, als er als Generalsekretär und Finanzvorstand des Verbands dort gearbeitet hat, stark verändert hat. „Ihr hättet [den Campus] sehen sollen, als ich hier vor zwölf Jahren zu Besuch war. Die meisten Häuser waren ausgebombt; Vögel und andere Tieren lebten darin. Im Wohnheim gab es einen einzigen Studenten und nur wenige Lehrer waren Adventisten.“ Vor etwa zehn Jahren wurde ernsthaft mit dem Wiederaufbau begonnen. „Heute ist es ein interessanter und attraktiver Ort“, so Trecartin über die Universität, an der 250 Studenten aus 23 Ländern studieren und von deren Gelände aus man einen Blick auf Beirut und das Mittelmeer hat. Bericht: Jason Lemon und Ansel Oliver/ANN

Oben: Das Gemeinschaftzentrum „Für dein Leben“ befindet sich im Erdgeschoss eines zehnstöckigen Wohngebäudes in Beirut, etwa zwei Kilometer vom Universitätsgelände entfernt. Rechts: Die Middle East University liegt auf dem Sabtieh Hill (Sabbathügel). Der Hügel hat seinen Namen von den sabbathaltenden Adventisten, die sich 1939 in der Gegend niederließen. Vom Campus aus hat manCeinen o n t i nBlick u e d oauf n nBeirut e x t p aund ge das Mittelmeer.

Mai 2013 | Adventist World

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B L I C K I N D I E W E LT Von Mark A. Kellner, Nachrichtenredakteur

Sammlung adventistischer Sekretärinnen

hilft zum Bau

Das nagelneue Gotteshaus, das mit Spendengeldern von adventistischen Gemeindesekretärinnen in Nova Mutum Paraná im Bundesstaat Rondônia im Nordwesten Brasiliens erbaut wurde, am Tag der Einweihung.

einer

neuen Kirche

Siebenten-Tags-Adventisten bauen ein neues Gemeinde­ zentrum in der zwei Jahre alten Stadt Nova Mutum Paraná

E

in riesiges neues Wasserkraftwerk verändert das Landschaftsbild im Bundesstaat Rondônia im Nordwesten Brasiliens. Ebenso soll auch die neu eingeweihte Adventgemeinde in dem vor zwei Jahren entstandenen Ort Nova Mutum Paraná das geistliche Leben der 1600 Einwohner verändern. Das neue Gemeindezentrum wurde am 24. Februar 2013 im Rahmen eines besonderen Gottesdienstes eingeweiht. Die Stadt entstand aufgrund der Errichtung des Jirau-Wasserkraftwerks, das den Fluss Madeira im Bundesstaat Rondônia aufstauen wird. Die 50 Turbinen des Kraftwerks sollen nach der Fertigstellung 3750 Megawatt Strom erzeugen, der für die regionale Versorgung bestimmt ist und über das nationale Stromverteilernetz auch in andere Teile Brasiliens geleitet werden soll. Durch das Bauprojekt wurden Umsiedelungen notwendig, daher wurde die

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Adventist World | Mai 2013

Stadt Nova Mutum Paraná, etwa 120 Kilometer südöstlich von Poro Velho, der Hauptstadt des Bundesstaates Rondônia, gegründet. Medienberichten zufolge hatte die Stadt bei der Einweihung im Januar 2011 etwa 1600 Einwohner. Geplant ist sie für etwa 6000 Einwohner. Vor der Einweihung der neuen Kapelle mussten die in der Gegend lebenden Adventisten immer in den Nachbarbezirk zur Gemeinde fahren. Deshalb konnten sie nur sabbats den Gottesdienst besuchen. Jetzt können sie auch an Gemeindeveranstaltungen während der Woche teilnehmen, da sie keine großen Entfernungen mehr zurücklegen müssen, um zur Gemeinde zu gelangen. Die finanziellen Mittel zur Errichtung des neuen Gebäudes wurden von Gemeindesekretärinnen in der Südamerikanischen Division aufgebracht. Gebaut wurde es mit der Unterstützung freiwilliger Helfer der

aus den Bundesstaaten Rondônia und Acre bestehenden West-Amazonas-Vereinigung (WAC). Vertreter der Vereinigung wiesen darauf hin, dass dies das erste Gemeindehaus sei, das durch den begeisterten ehrenamtlichen Einsatz von Sekretärinnen der Adventgemeinden gebaut werden konnte. Die Gemeinde wurde im Baustil der neuen Stadt errichtet. An der Fassade prangt das adventistische Logo und erregt die Aufmerksamkeit der Menschen. Der Saal hat 100 Sitzplätze, doch die Platzkapazität war bei der Einweihung, zu der 150 Besucher kamen, schon mehr als ausgelastet. Viele der Besucher waren nichtadventistische Einwohner der Stadt. Der Einweihungsgottesdienst fand in Anwesenheit von Magdiel E. Pérez Schulz, Generalsekretär der Südamerikanischen Division, Sergio Alan, Generalsekretär des


F O T O S

M I T

F R E UN D L I C H E R

E R L A U B N I S

D E R

S Ü D A M E R I K A

D i v isi o n

Magdiel E. Pérez Schulz, General­ sekretär der Südamerikanischen ­Division, predigt beim Einweihungsgottesdienst. In der ersten Reihe sitzen zwei Täuflinge. Das neue ­Gemeindehaus in Nova Mutum ­Paraná im Bundesstaat Rondônia ist bei seiner Einweihung überfüllt.

Viele der Gemeindesekretärinnen die mitgeholfen hatten, den Bau der neuen Gemeinde in der Stadt Nova Mutum Paraná zu finanzieren, nahmen am Einweihungsgottesdienst teil.

Nordwest-Brasilien-Verbands, Moisés Batista, Präsident der WAC, Abdoval Cavalcanti, Generalsekretär der WAC und Marcelo Miranda und Fernando Rias, Generalsekretäre von benachbarten Vereinigungen, statt. Batista sagte „Mit großer Freude weihen wir diese Kapelle ein, welche durch die finanziellen Mittel jeder einzelnen Sekretärin im Gebiet der West-Amazonas-Vereinigung erbaut wurde. Gewiss wird diese Initiative einen Anstoß für andere Vereinigungen geben, es uns gleich zu tun.“ Pérez Schulz erklärte, dass sich die Sekretärinnen dazu verpflichteten hatten, umgerechnet durchschnittlich 40 Euro für den Bau des Gemeindehauses zu spenden. Die Gesamtkosten für den Bau betrugen umgerechnet etwa 23.000 Euro. Pérez sagte: „Es ist bemerkenswert, dass in der Gemeinde schon 15 Menschen getauft wurden, besonders nach einer

Evangelisation, die gehalten wurde.“ Während der Einweihungsfeier wurden fünf weitere Menschen getauft. Schulz hob auch die Tatsache hervor, dass „obgleich die Arbeit von Sekretärinnen eher administrativer oder verwaltungstechnischer Art ist, zeigen solche Aktionen die Hingabe und den Missionsgeist dieser Frauen, die sich unentgeltlich für die Verkündigung des Evangeliums einsetzten.“ Sheila do Nascimento, Sekretärin im Bezirk Santa Ines, im Bundesstaat Acre, fand das Projekt sehr inspirierend: „Alle Anstrengungen, die wir unternommen haben, um das Geld für den Bau der Gemeinde zusammenzubringen, haben sich wirklich gelohnt. Wir haben viel mehr Geld aufgebracht als wir ursprünglich erwartet hatten. Die Menschen haben von Herzen gegeben, weil sie Gelegenheiten für andere Menschen schaffen wollten, von

der Hoffnung zu erfahren, die wie wir Adventisten verkünden.“ Gemeindegründungen sind ein wich­ tiger Schwerpunkt in der Division. Gemeindeglieder werden ermutigt, systematisch und gezielt neue Gemeinde zu gründen. Das Ziel der Division ist die Gründung von 9000 neuen Gemeinden bis Ende 2015. Es geht jedoch nicht nur darum, neue Gemeinden zu gründen; sie sollen durch eine starke Leitung, finanzielle Unabhängigkeit und eine missio­narische Ausrichtung auch fest ­etabliert werden. Im Jahr 2011 gründeten die Sieben­ten-Tags-Adventisten in Südamerika 1658 neue Gemeinden; 2012 waren es 1302. Schätzungsweise entsteht alle 6 Stunden und 43 Minuten eine neue Gemeinde. Mit Informationen von Jeane Barboza und Felipe Lemos, Südamerikanische Division.

Mai 2013 | Adventist World

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I M

B L I C K P U N K T

I

m Jahr 1863 befanden sich die Vereinigten Staaten in einem heftigen Bürgerkrieg. Auf den amerikanischen Schlachtfeldern kämpften die verfeindeten Bundesstaaten gegeneinander – jede Partei in der Überzeugung, Gott auf ihrer Seite zu haben. Das Blut floss in Strömen; am Ende waren 625.000 Männer dem Krieg zum Opfer gefallen (was im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung heute einer Opferzahl von über sechs Millionen entsprechen würde). Während dieser Zeit der Spaltung und Zerstörung fand im Norden der USA in Battle Creek (Michigan) etwas Bemerkenswertes statt: Anstatt gegeneinander zu kämpfen, kamen Glaubensbrüder aus verschiedenen Bundesstaaten zusammen, um sich zu einer vereinten Kirche zusammenzuschließen – der Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten. Die Entscheidung für den Namen „Siebenten-Tags-Adventisten“ war bereits über zwei Jahre zuvor, am 1. Oktober 1860, bei einer anderen Versammlung in Battle Creek gefallen. In den darauffolgenden zwei Jahren hatten sich Adventgemeinden in sieben Bundesstaaten zu Vereinigungen zusammengeschlossen. Die erste war die Michigan-Vereinigung im Oktober 1861. Auf ihre Einladung kamen Vertreter der anderen Vereinigungen vom 20.–23. Mai 1863 in Battle Creek zusammen, um sich offiziell zu einer vereinten Glaubensgemeinschaft zu organisieren, sich eine Verfassung zu geben, Verantwortliche zu wählen und die Aufgaben der Generalkonferenz und ihrer Verantwortlichen zu definieren. Das war eine völlig andere Erfahrung als die, welche die Adventgläubigen weniger als zwei Jahrzehnte zuvor durchmachen mussten, als sie am 22. Oktober 1844 mit tränenden Augen sahen, wie die Uhr Mitternacht schlug und Jesus nicht wiedergekommen war.

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Adventist World | Mai 2013

Wer

sind wir?

Warum es wichtig ist,

Grundlegende biblische ­Wahrheiten

So bitter diese Erfahrung auch war – eine kleine Gruppe von Adventgläubigen gab ihren Glauben nicht auf. Demütig und unter ernstem Gebet forschten sie in der Bibel. Sie nahmen biblische Lehren an, von denen einige jahrhundertelang in Vergessenheit geraten waren: n Die Wiederkunft Christi findet buchstäblich statt und wird auf der ganzen Welt gleichzeitig wahrgenommen. n Christus dient als unser Fürsprecher in einem tatsächlichen Heiligtum im Himmel, in dem am 22. Oktober 1844 das sogenannte „Untersuchungsgericht“ begonnen hat (vgl. Dan 7,9–14). n Der siebte Wochentag ist Gottes wahrer Sabbat, den wir heiligen sollen. n Die Toten befinden sich in einem unbewussten Zustand, bis Christus wiederkommt. n Die Botschaften der drei Engel in Offenbarung 14 sollen in der ganzen Welt gehört werden: die Verkündigung des „ewigen Evangeliums“, die Ankündigung des Gerichts, der Aufruf zur Anbetung des Schöpfers, das Aufzeigen des Falls des geistlichen „Babylons“, die Warnung vor dem „Malzeichen des Tieres“ und die Identifizierung der treuen „Übrigen“ Got-

tes in der letzten Zeit als diejenigen, „welche die Gebote Gottes und den Glauben Jesu bewahren“ (Offb 14,12 EB)! n Diese Gruppe der „Übrigen“ hat „das Zeugnis Jesu“ (Offb 12,17). „Das Zeugnis Jesu aber ist der Geist der Weissagung.“ (Offb 19,10) Diese Gabe der Prophetie wurde in den Visionen und Schriften von Ellen G. White erkannt und als beständige Führung für die Gemeinde der Übrigen geschätzt. Keine andere Kirche hat alle diese biblischen Lehren angenommen. Damals und heute

Die Entdeckung dieser wichtigen Lehren, ihre weitere Verbreitung und der Auftrag, sie der Welt zu verkündigen, führten am 21. Mai 1863 zur Gründung der Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten. Diese neue Kirche zählte damals etwa 3500 Mitglieder in den nördlichen Bundesstaaten der USA. Heute sind wir eine weltweite Denomination mit mehr als 17 Millionen Mitgliedern in über 73.500 Gemeinden und 67.300 Gruppen in 208 Ländern. Die Kirche arbeitet und publiziert in 924 Sprachen; 1,7 Millionen Schüler und Studenten besuchen weltweit 7883 Bildungseinrichtungen. Millionen von Menschen werden P h o t o

v o n

C reati o n S w ap


Von Ted N. C. Wilson

sich zu erinnern. in 172 kircheneigenen Krankenhäusern und Sanatorien, 238 Ambulanzen, 133 Alten- und Pflegeheimen und 36 Kinderund Waisenheimen betreut.1 Wir preisen Gott für die wunderbaren Dinge, die er getan hat! Doch wenn wir das 150-jährige Bestehen der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten begehen, feiern wir nicht die Errungenschaften der Vergangenheit; vielmehr ist uns bewusst, dass wir lieber mit Jesus in unsere himmlische Heimat gehen würden, als ein weiteres Jubiläum zu feiern. Dennoch ist dieses Jubiläum eine gute Gelegenheit zu betrachten, was die Siebenten-Tags-Adventisten vor eineinhalb Jahrhunderten dazu führte, eine neue Kirche zu gründen, und herauszufinden, ob diese Gründe überholt oder heute noch gültig sind. Das religiöse Umfeld im 19. Jahrhundert

Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in den Industriestaaten bereits eine Vielzahl christlicher Kirchen. In Nordeuropa, den britischen Kolonien und den USA blühte der Protestantismus. Es gab Lutheraner, Reformierte, Presbyterianer, Kongregationalisten, Episkopale, Baptisten und Methodisten. Die Römisch-Katholische

Kirche hatte ihre Hochburgen in Südeuropa, Lateinamerika und einigen Teilen Asiens. Die erste Römisch-Katholische Kirche in den USA wurde ebenfalls 1863 von Immigranten aus Irland und Deutschland in Battle Creek gegründet. Die Adventgläubigen hatten ursprünglich nicht die Absicht, eine neue Kirche zu gründen. Sie wollten vielmehr in den Ortsgemeinden nach dem Gelernten leben. Doch mit dem Wachstum der Bewegung und speziell ihres Verlagswerkes ergaben sich rechtliche und organisatorische Schwierigkeiten. Gedrängt von James White und geleitet von einigen Visionen, die Ellen White in den 1850er-Jahren empfing, erkannten die Adventisten: Um ihre von Gott gegebene Mission effektiv ausführen zu können, war es nötig, sich offiziell zu organisieren. Bis 1863 hatten die Siebenten-TagsAdventisten ein klares Bild davon, wer sie waren – nämlich die „Übrigen“ von Offenbarung 12,17 und 14,12 –, und auch ihre Mission deutlich vor Augen: die Verkündigung der drei Engelsbotschaften in der ganzen Welt. Sie wuchsen weiter, doch den Kern ihrer Identität verloren sie nie aus den Augen. Eine Identitätskrise?

Sind uns unsere Identität und unsere Aufgabe heute noch so klar wie vor 150 Jahren? Oder hat sich unser Blick getrübt und sind wir uns nicht mehr so sicher, ob wir einen einzigartigen Auftrag haben? Ich erinnere mich an eine Begebenheit vor einigen Jahren. Jemand fragte mich, worin ich meine größte Herausforderung sah. Ich dachte einen Moment nach und antwortete, dass eine unserer größten Herausforderungen darin besteht, die Vision in unserer Kirche aufrechtzuerhalten, dass wir eine einzigartige Bewegung sind. Die Person, die mir die Frage gestellt hatte, schaute mich an und fragte: „Sind wir das

wirklich?“ Dann fuhr sie fort: „Ich bin zuallererst Christ und erst in zweiter Linie Adventist.“ Natürlich sind wir Christen, doch als Siebenten-Tags-Adventisten haben wir eine besondere Aufgabe, die Andere nicht erfüllen. Bedeutet einzigartig auch ­besser?

Wer sind wir und unsere einzigartige Bewegung? Gottes Gemeinde der „Übrigen“. Bedeutet das, dass wir besser sind als Andere? Natürlich nicht. Wir alle brauchen Gottes rechtfertigende und heiligende Gnade. Wir verdanken Christus unsere Rettung und schulden ihm unseren Dank für seine allumfassende Gerechtigkeit. Aber wir sind auch eine einzigartige, prophetisch vorhergesagte Bewegung, ein „Volk der Bibel“ – Christen, die an die Prophezeiungen in den Büchern Daniel und Offenbarung glauben. Wir glauben an die vorhergesagten Marksteine in der Geschichte, die uns zeigen, wo wir uns in der Weltgeschichte befinden. Daniel 8,13– 14 offenbart (in Verbindung mit anderen Bibeltexten) die Wahrheit über das, was 1844 im Himmel geschah, und zeigt, dass die Heiligtumsbotschaft der Bibel zu allen Zeiten eine bedeutungsvolle Botschaft für die Welt war. Das trifft noch viel mehr für die letzte Zeit dieser Welt zu. Unsere Berufung

Wir leben in der entscheidenden Zeit der Weltgeschichte. Wir sind berufen, Gottes wunderbare Botschaft von der Rettung durch Christus und dessen Gerechtigkeit zu verkündigen. Wenn wir diese Botschaft durch die Kraft des Heiligen Geistes verkündigen wollen, müssen wir auch wissen, wer wir sind. Wir müssen verstehen, warum es uns als Adventbewegung gibt. Wir müssen unsere besondere Berufung von Gott erkennen. Mai 2013 | Adventist World

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I M

B L I C K P U N K T

Dieses Jubiläum ist eine gute Gelegenheit zu betrachten, was die Siebenten-TagsAdventisten vor eineinhalb Jahrhunderten dazu führte, eine neue Kirche zu gründen, und herauszufinden, ob diese Gründe überholt oder heute noch gültig sind. Wir verstehen unsere Identität nicht auf uns bezogen oder egoistisch, sondern sehen in aller Demut, dass die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten die Merkmale der Endzeitgemeinde Gottes, die in Offenbarung 12,17 genannt werden, erfüllt. Wir wissen, dass sich unsere Kirche am Ende als einig und stark erweisen wird. „Gott hat mich beauftragt, den Adventgläubigen in aller Welt zu beteuern, dass wir für ihn ein wertvoller Schatz sind. Er hat seine Gemeinde auf Erden dazu ausersehen, bis zum Ende der Zeit in Übereinstimmung mit seinem Geist und seinen Weisungen zu bleiben.“2 Wir sind eine wunderbar vielfältige Kirche und dennoch durch Christus und die Botschaft der Bibel vereint. Wir sind eine internationale Familie, deren Mitglieder überall auf der Welt leben, Gottes Gnade verkündigen und durch den Heiligen Geist und grundlegende Glaubensüberzeugungen vereint sind. Ein großes Vorrecht

Wir haben das große Vorrecht, nicht nur eine von vielen Kirchen zu bilden. Wir gehören zu einer Bewegung, die im Himmel beschlossen und am Ende der Zeit von Gott mit einem einzigartigen Auftrag berufen wurde. Wir sind eine Kirche, die

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Adventist World | Mai 2013

problematische Zeiten durchgemacht hat und der biblischen Prophetie und dem Schrifttum Ellen Whites zufolge auch noch große Herausforderungen vor sich hat. Wir verlassen uns nicht auf Traditionen oder menschliche Argumente; unsere einzige Grundlage ist das geschriebene Wort Gottes und das lebendige Wort, Jesus Christus. Wir stützen uns als Kirche nicht auf unsere eigene Kraft, sondern unterstellen uns der Anweisung Gottes in Sacharja 4,6: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen.“ Kein Grund, uns zu schämen

Wir brauchen uns nicht dafür zu ­schämen, Siebenten-Tags-Adventisten zu sein und zu Gottes Gemeinde der „Übrigen“ zu gehören. Millionen von Menschen auf der ganzen Welt warten darauf, dass Siebenten-Tags-Adventisten sich aufmachen und die kostbaren Botschaften verkündigen, auf denen unsere Kirche gegründet wurde. Die Verkün­ digung der drei Engelsbotschaften ist der Grund, weshalb Gott die Advent­ bewegung ins Leben rief. Wir haben den Auftrag Gottes, das ewige Evangelium und die Gerechtigkeit Christi zu ­predigen, mutig den „Fall“ Babylons zu

verkündigen, die Welt davor zu warnen, das „Malzeichen des Tieres“ anzunehmen und sie aufzurufen, sich stattdessen mit dem ewigen Zeichen der Autorität Gottes – dem biblischen Sabbat – versiegeln zu lassen. Jesus kommt bald! Schon bald werden wir im Osten eine dunkle Wolke am Himmel sehen, die etwa halb so groß ist wie die Faust eines Mannes. Sie wird immer größer und heller werden.3 Der ganze Himmel wird an diesem Höhepunkt der Weltgeschichte beteiligt sein. Inmitten von Millionen von Engeln werden wir den Einen sehen, auf den wir gewartet haben. Durch ein Wunder wird er von allen Menschen gleichzeitig gesehen werden – nicht als getötetes Lamm, nicht als Hoherpriester, sondern als „König aller Könige und Herr aller Herren“ (Offb 19,16b): Jesus Christus, unser Retter! Wir werden zu ihm aufsehen und sagen: „Dies ist unser Gott! Auf ihn haben wir gewartet.“ (Jes 25,9 NLB) Und Christus wird auf jeden von uns herabsehen und sagen: „Gut gemacht, mein guter und treuer Diener … Lass uns miteinander feiern!“ (Mt 25,21 NLB) Dann werden wir in die Luft aufsteigen, um dem Herrn zu begegnen, mit ihm nach Haus zu gehen und in Ewigkeit bei ihm zu bleiben (vgl. 1 Ths 4,17). So wird der Weg der Adventgläubigen ein wunderbares Ende nehmen! n 1 www.adventistarchives.org/quick-statistics-on-the-seventhday-adventist-church. 2 Ellen G. White, Für die Gemeinde geschrieben, Bd. 2, S. 408. 3 Vgl. Ellen G. White, Der große Kampf zwischen Licht und Finsternis, S. 640.

Ted N. C. Wilson ist

­ räsident der WeltkirP chenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten.


Gesunder

G E S U N D H E I T

Lebensstil

Keine neue Idee

Ich bin noch nicht lange getauft, und es fällt mir schwer zu verstehen oder überhaupt zu glauben, dass meine körperliche Gesundheit Einfluss auf mein geistliches Leben hat. Ich esse keine unreinen Speisen und trinke keinen Alkohol. Reicht das nicht?

G

esundheit ist kein Übergangsritus zum ewigen Leben. So wichtig Wohlbefinden sein mag – Jesus betonte die Ausgewogenheit: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können.“ (Mt 10,28) Durch Gottes Gnade können wir auch in unserem Zustand der Gebrochenheit Ganzheit erfahren. Schon früh gab Gott seinem Volk Anweisungen zu einer gesunden Lebensweise; sie schlossen Ernährung, Hygiene und Sexualität mit ein (3 Mo 11–15; 18). Die levitischen Gesetze dienten zur Vorbeugung von Krankheiten und waren einzigartig. Während seines irdischen Dienstes heilte Jesus körperliche und seelische Krankheiten. Dabei verband er Sündenvergebung mit Wohlbefinden und einem Leben in Fülle. Gott gab Ellen White ihre erste ausführliche Vision zum Thema Gesundheit im Juni 1863. Daraufhin begann sie, der jungen Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten Ratschläge über gesunde Lebensweise zu geben. Der herausragende Aspekt ihrer ersten Botschaft war „der Zusammenhang zwischen dem körperlichen Wohlergehen und der geistlichen Gesundheit oder Heiligkeit“.1 Während ihres ganzen Lebens gab sie Informationen weiter, die die Gesundheitsphilosophie unserer Kirche prägten. Schon lange, bevor die Medizin die Gefahren des Rauchens entdeckte, sprach sich Ellen White entschieden dagegen aus und äußerte sich auch über andere Gesundheitsrisiken, darunter der Gebrauch von Alkohol und arsen- und quecksilberhaltigen Medikamenten. Vom Genuss von Schwarzem Tee, Kaffee und anderen Genussmitteln riet sie ebenso ab wie später

auch vom Verzehr von Fleisch. Diese Praxis wird von der Kirche der Siebenten-TagsAdventisten noch immer unterstützt. Ellen White empfahl eine vegetarische Ernährung unter vernünftiger Einbeziehung von Milchprodukten – und das zu einer Zeit, als das Vitamin B12 noch unentdeckt war. Darüber nannte sie die innerliche und äußerliche Anwendung von sauberem Wasser, frische Luft, angemessene Bewegung und Ruhe, Mäßigkeit, Gottvertrauen, Sonnenschein, ein integres Leben und soziale Beziehungen als Gesundheitsfaktoren. Die Zeitschrift TIME bezeichnete die Ergebnisse der ersten adventistischen Gesundheitsstudie in einem Bericht als den „adventistischen Vorteil“.2 Dazu gehört eine deutlich geringere Häufigkeit von Krebserkrankungen und Leberzirrhosen. Spätere Studien haben eine deutlich höhere Lebenserwartung bei Personen gezeigt, die den adventistischen Lebensstil pflegen. Im Jahr 2005 wurden die Vorzüge eines adventistischen Lebensstils in der Zeitschrift National Geographic sehr positiv hervorgehoben. Die Stadt Loma Linda, wo viele Adventisten wohnen, wurde sogar als eine „blaue Zone“ bezeichnet. Damit gehört sie zu den Gebieten der Welt, deren Bewohner sich höchster Lebensdauer und Lebensqualität erfreuen. Diese positiven Ergebnisse waren so überzeugend, dass das Nationalen Gesundheitsinstitut der USA Millionen Dollar in die Durchführung einer zweiten adventistischen Gesundheitsstudie investieren. Diese Studie ist repräsentativ in Bezug auf die Verschiedenartigkeit und ethnische Vielfalt in unserer Kirche. Sie wurde so konzipiert, dass mit ihren Daten auch die Auswirkun-

Von Allan R. Handysides und Peter N. Landless

gen einer gesunden Lebensweise auf die Spiritualität erfasst werden können. Dass solche Auswirkungen bestehen, ist durchaus zu erwarten, denn „unser Gehirn steuert über die Nervenbahnen alle körperlichen, seelischen und geistigen Prozesse. Über genau diesen Weg nimmt auch Gott Einfluss auf unser Denken, Fühlen und Wollen. Alles, was die elektrochemischen Vorgänge im Nervensystem stört oder blockiert, verringert die geistige Aufnahmefähigkeit und schwächt zugleich das moralische Empfinden.“3 Dass unser Lebensstil die Funktion des Gehirns beeinflusst, haben verschiedene Studien bestätigt. Gott hat uns durch verschiedene Quellen immer wieder Richtlinien für ein gesundes, glückliches und gottgefälliges Leben gegeben. Und noch wichtiger: Gesundheit und Wohlbefinden sollen zum Dienst für unsere Mitmenschen dienen (siehe Joh 9,4). Es gibt eine Fülle von Hinweisen, die uns bei unseren Entscheidungen helfen, wie wir ein Leben zur Ehre unseres Schöpfers führen können (vgl. 1 Kor 10,31), der uns das Leben gegeben hat!4 n 1 D. E. Robinson, The Story of Our Health Message, Southern Pub., Nashville 1965, S. 77. 2 TIME, 28. Oktober 1966. 3 Erziehung (1998), S. 215 4 Artikel mit Ergänzungen von Dr. med. Ruedi Brodbeck.

Allan R. Handysides, u. a. Facharzt für Gynäko-

logie, ist Direktor der Gesundheitsabteilung der Generalkonferenz der Kirche der Siebenten-TagsAdventisten in Silver Spring (Maryland, USA).

Peter N. Landless, u. a. Facharzt für Nuklear­ kardiologie, ist stellvertretender Direktor der Gesundheitsabteilung der Generalkonferenz. Mai 2013 | Adventist World

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A N D A C H T

D

as Leben in Jerusalem war nicht mehr das, was es einmal war. In den vergangenen Jahren war es immer wieder auf und ab gegangen – wie auf einer Achterbahn. Doch wie passte das mit den Verheißungen Gottes zusammen? War Jerusalem nicht der Ort, von dem Gott verheißen hatte, dass sein Volk für immer dort leben würde (2 Sam 7,10.11)? Hatte er nicht David zugesagt, dass dessen Nachfahren für immer auf dem Thron sitzen würden (2 Sam 7,12–16)? Diese Verheißungen schienen unwirklich angesichts der Tatsache, dass die Welt außerhalb Jerusalems in Flammen stand und diese Flammen ihrer geliebten Stadt bedrohlich näherkamen. König Josia war vom Volk geliebt worden. Obwohl er bei seiner Krönung noch sehr jung gewesen war, hatte er eine umfassende

Nicht dem

nach Babylon bringen ließ, diese und ähnliche Fragen bewegten. Schließlich war dies Gottes Stadt und Gottes Tempel. Wie konnte Daniel später schreiben: „Der Herr gab Jojakim, den König von Juda, in [Nebukadnezars] Hand“ (Dan 1,2 EB)? Immerhin war es ein heidnischer König, der so mit dem Bundesvolk, mit der heiligen Stadt und mit der Dynastie Davids umging, die der Herr erwählt hatte. Lässt sich ein Sinn in den Umständen erkennen, wenn sie sich nicht so entwickeln, wie sie es unserer Meinung nach sollten? Und wie kommen wir mit unserer eigenen Geschichte zurecht (geschweige denn mit den größeren Themen der Weltgeschichte), wenn wir uns wie Marionetten fühlen, an deren Fäden die Mächtigen ziehen?

Von Gerald A. Klingbeil

Schicksal unterworfen

Gottes Plan entfaltet sich in der Geschichte Reform in Angriff genommen (siehe 2 Kön 22–23). Der Tempel war ausgebessert worden, das Gesetz Gottes – jahrzehntelang vernachlässigt – war wiederentdeckt und verkündigt worden. Das Volk hatte seinen Bund mit Gott erneuert. Die Dinge hatten gut ausgesehen; es war Josia sogar gelungen, die Grenzen seines Reiches auszudehnen, sodass es teilweise Gebiete umfasste, die zum untergegangenen Reich Israel gehörten (vgl. 2 Kön 23,15.19). Aber nun – nach einer Reihe von kurzen, verhängnisvollen Regierungszeiten mittelmäßiger und gottloser Könige – wurde Jerusalem belagert. Das große Reich Assyrien war untergegangen; Babylon, die neue Macht aus dem Osten, hatte die Gebiete eingenommen. Sein Kronprinz Nebukadnezar hatte mit seiner Armee und einigen Verbündeten Jerusalem eingenommen – Gottes erwählte Stadt (2 Kön 24,1.2). Was ergab das für einen Sinn angesichts der Verheißungen Gottes? Wo war Gott, als er gebraucht wurde? Rätsel

Ich kann mir vorstellen, dass die jungen Männer, die der babylonische Herrscher im Jahr 605 vor Christus, dem „dritten Jahr der Herrschaft Jojakims, des Königs von Juda“ (Dan 1,1),

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Adventist World | Mai 2013

F O T O

M I T

Eine unangenehme Wahrheit

Das Buch Daniel ist nicht nur ein prophetisches Buch mit apokalyptischen Bildern, in dem es um die Endzeit geht. Daniel macht uns auch auf einzigartige Weise mit einer Geschichtsphilosophie bekannt, die biblisch ist und zuzeiten auch zutiefst beunruhigend sein kann. Im Buch Daniel finden wir mehrere Male die Formulierung „Gott gab“: Er gab Jerusalem in die Hand Nebukadnezars (Dan 1,2), aber er gab auch Daniel und seinen Freunden Gunst in den Augen des Kämmerers des Königs (1,9). Es war auch Gott, der den vier jungen Männern am babylonischen Hof Einsicht, Verstand und Weisheit gab (1,17). Gleich zu Anfang seines wichtigen Buches machte Daniel einen wesentlichen Punkt deutlich: Gott, der Schöpfer des Universums, hat das Sagen – über Leib und Leben, über Zeit und Zukunft und sogar über heidnische Könige. Gott gebrauchte einen heidnischen König, um sein Volk zu bestrafen; zugleich bereitete er seine Getreuen vor, diesem heidnischen König zu dienen und ihn für das Reich Gottes zu beeinflussen. Die Geschichten in Daniel 2 bis 6 sind vielen von uns vertraut: ein vergessener Traum von einer kolossalen Statue, ein Feuerofen mit vier Männern, ein König, der wahnsinnig wurde und dann seine psychische Gesundheit wiedererhielt, eine rätselhafte

F R E UN D L I C H E R

E R L A U B N I S

des

P erga m o n

M u se u m s

i n

B erli n


Botschaft an der Wand, die Gott Menschen in einem Palast gab, die nicht auf die „Zeichen der Zeit“ achteten, und die Herausforderung, seiner Überzeugung angesichts von drohender Verfolgung treu zu bleiben. In allen diesen Geschichten hatte Gott die Kontrolle. Manchmal verbreiten Christen den Mythos, das Leben mit Christus bestünde nur aus Erfolg, Segen und Reichtum. Die Geschichten im Buch Daniel lehren uns etwas anderes. Menschen, die Gott vertrauen, leiden und werden um ihrer Überzeugungen willen verleumdet (Dan 3 und 6). Ihr Weg ist nicht immer einfach und sie erleben nicht immer ein „Happy End“ à la Hollywoodfilm. Doch trotz der Probleme, die Schadrach, Meschach und Abed-Nego oder auch Daniel selbst hatten, blie-

Gott hat die Kontrolle – auch über den großen Verlauf der Weltgeschichte. ben sie immer dem Gott treu, der in ihnen wirkte und ihr Denken verändert hatte. Die Frage ist allerdings, ob ihre Entscheidungen die generelle Einstellung und Überzeugung der deportierten Juden widerspiegelten. Waren sie wirklich die einzigen, die nicht vor der Statue niederfielen?1 Gott hat die Kontrolle

Was bedeutet es, wenn wir behaupten, dass Gott die Kontrolle über die Geschichte hat? Wird diese theologische Wahrheit im Leben bestätigt? Ist Gott verantwortlich für Herrscher wie Hitler, Stalin, Pol Pot oder Nero, die so viel Leid verursacht haben? Um diese Frage sinnvoll beantworten zu können, müssen wir einen Gesamtblick auf den kosmischen Konflikt werfen, der hinter den Kulissen der Weltgeschichte tobt. Von Anfang an – seit der ersten Anklage Luzifers und dem Samen des Misstrauens, den er säte – ging es bei diesem Konflikt um den Charakter Gottes: Ist Gott ein Marionettenspieler wie Satan im Garten Eden, als dieser die Schlange benutzte, um die Menschen Gott abspenstig zu machen (1 Mo 3)? Wie kann ein allmächtiger Gott Raum für freie Entscheidungen lassen und diese Entscheidungen respektieren und gleichzeitig seinen Erlösungsplan umsetzen?

Daniel 2 gibt einige hilfreiche Hinweise. Der babylonische König Nebukadnezar hatte einen beunruhigenden Traum, konnte sich dann aber nicht mehr an ihn erinnern. Er rief seine Astrologen, Hellseher und Berater zusammen und forderte sie auf, ihm den Traum zu erzählen und zu deuten. Doch dazu war niemand in der Lage – außer Daniel. Daniel muss ein hervorragender Schüler gewesen sein; er war intelligent und kreativ. Doch er konnte den Traum nicht aus sich selbst heraus wiedergeben und deuten. Gemeinsam mit seinen drei Freunden betete er eine ganze Nacht (Dan 2,17–19). Während sie Gott um Führung baten und auf seine Hilfe warteten, wurden Daniel in einer Vision der Traum und die Deutung gezeigt. Daniels Lob für Gottes Vorsehung ist eine sehr gute Zusammenfassung einer biblischen Geschichtsphilosophie: Gott „ändert Zeit und Stunde; er setzt Könige ab und setzt Könige ein; er gibt den Weisen ihre Weisheit und den Verständigen ihren Verstand, er offenbart, was tief und verborgen ist; er weiß, was in der Finsternis liegt, denn bei ihm ist lauter Licht.“ (Dan 2,21–22) Gott hat die Kontrolle – auch über den großen Verlauf der Weltgeschichte. Er ließ es zu, dass ein heidnischer König seinen Tempel und die von ihm erwählte Stadt zerstörte, um seinen umfassenden Plan umzusetzen. Er wollte sein eigensinniges Volk retten; er wollte den überheblichen König von Babylon erreichen; und vor dem Hintergrund des kosmischen Konflikts will er die ganze verlorene Menschheit zurückgewinnen. Dazu ist er letztlich bereit, den höchsten Preis zu zahlen. Oft rang Daniel mit den Einzelheiten des Planes Gottes (siehe Dan 9), doch er kannte seinen Erlöser persönlich und vertraute Gott sein Leben an. Er hatte Gottes Eingreifen in seinem Leben erfahren – das war ihm genug. Weit weg von der Heimat, umgeben von Menschen, die nichts vom lebendigen Gott wissen wollten, verstand er dennoch, dass Gott die Kontrolle besitzt. Er hat sie auch heute noch und möchte an den großen und kleinen Ereignissen unseres Lebens Anteil haben. Unser Leben ist nicht einem blinden Schicksal unterworfen, wenn wir es in Gottes Hand legen. n 1 Angesichts der Tatsache, dass Nebukadnezar offensichtlich alle Fürsten der Provinzen seines Reiches vorlud (Dan 3,2), kann man davon ausgehen, dass auch König Zedekia von Juda anwesend war (vgl Jer 51,59b).

Gerald A. Klingbeil ist stellvertretender Chefre-

dakteur von Adventist World. Es macht ihm Freude zu sehen, wie sich Gottes Plan in der Geschichte entfaltet. Mit seiner Frau Chantal und seinen drei Töchtern lebt er in Silver Spring (Maryland, USA).

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G L A U B E N S Ü B E R Z E U G U N G E N

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eschichten sprechen eine Sprache, die zu Herzen geht. Wir fühlen uns nie zu alt für eine gute Geschichte. Wir lernen aus ihnen wichtige Lehren für unser Leben und erfahren Antworten auf die großen Lebensfragen. Einige der größten Geschichten der Weltliteratur handeln von der Spannung zwischen Gut und Böse, dargestellt durch zwei Mächte, die im ständigen Widerstreit liegen. Immer wenn das Gute über das Böse triumphiert, entspannt sich der Knoten in unserem Magen. Die Bibel zeigt uns den Ursprung dieses großen Konflikts zwischen Gut und Böse und wer dafür verantwortlich ist. Sie ermöglicht uns einen Blick hinter die Kulissen, damit wir den Kampf in seiner kosmischen Realität sehen können, und gibt uns ein tieferes Verständnis davon, worum es in dieser Auseinandersetzung geht. Die Bibel versucht nicht, das Böse zu erklären, ebenso wenig wie sie versucht, Gott zu beweisen. Sie erzählt einfach, wie das Böse begann, wie es sich auswirkt und wie es enden wird. Güte andererseits hat keinen Anfang und kein Ende, denn sie geht von Gott aus, der einfach ist (vgl. 2 Mo 3,14). Er ist der Schöpfer und Herrscher des Universums, und sein Wesen ist Liebe (vgl. 1 Joh 4,8b.16b). Die biblische Geschichte vom Bösen beginnt im Himmel, der Heimat Gottes und der Engel. Sie beginnt in einem Universum, das frei vom Bösen war, bewohnt von vollkommenen, nach dem Bild Gottes erschaffenen Wesen, die sich freiwillig in völliger Übereinstimmung mit dem Gesetz der Liebe befanden. Der höchste Engel in diesem Universum war Luzifer, ein makelloses, vollkommenes Wesen.

Der freie Wille

Bevor wir mit der Geschichte fortfahren können, müssen wir verstehen, dass Gott jedem intelligenten Wesen, das er schuf, die Fähigkeit gab, vernünftig zu denken und sich zu entscheiden. Nur so waren die Entfaltung ihres vollen Potentials als individuelle Persönlichkeiten und eine persönliche Beziehung zu ihrem Schöpfer und ihren Mitmenschen möglich. Gott wusste, dass dieses wertvolle Geschenk des freien Willens mit einem Risiko verbunden war: Es bestand die Möglichkeit, dass eines Tages jemand eine falsche Entscheidung treffen und das Universum ins Chaos der Gesetzlosigkeit stürzen würde. Doch wenn Gott sich selbst treu bleiben will, kann er sein Handeln nicht davon diktieren lassen, welche Resultate er sich wünschen würde. Er handelt vielmehr entsprechend seiner ehrlichen Absichten. Wenn er sein Handeln darauf ausrichten würde, die von ihm erwünschten Resultate zu erzielen, wäre er ein Diktator, der seine Geschöpfe und die Ereignisse so manipuliert, dass sie seinen eigenen Zielen dienen. Das Geheimnis des Bösen

Gott beklagte Luzifers Rebellion zutiefst. Hören wir sein herzzerreißendes Klagen: „Wie, o wie konntest du nur so etwas tun? Wie konntest du es nur über dich bringen, diese furchtbare Ent-

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Adventist World | Mai 2013

NUMMER 8 Der

Von Aleta Bainbridge

kosmische

KonfliKt Wo ist unser Platz in Gottes Plan?

scheidung zu treffen, o Morgenstern, mein Sohn der Morgenröte? Ich habe dich gesalbt und dich dazu bestimmt, an meinem Thron zu stehen und an meiner Seite zu wirken. Du warst geliebt, der Inbegriff der Vollkommenheit. Wie konntest du zulassen, dass sich dein Herz mit Gewalt füllte? Wie bist du nur so tief gesunken?“ (Umschreibung von Jes 14,12–15 und Hes 28,14–15) Die Entstehung des Bösen ist völlig irrational, ebenso unerklärlich wie unentschuldbar. Die Bibel gibt uns allerdings einen Hinweis auf die Ursache: „Deine Schönheit hat dein Herz zum Hochmut verführt. Du hast deine Weisheit verdorben, weil dir dein Glanz so wichtig war.“ (Hes 28,17 NLB) Luzifer bildete sich auf die ihm verliehenen Eigenschaften etwas ein und setzte statt Gott sich selbst auf seinen Herzensthron. Er wurde neidisch auf Gottes Sohn und wollte am Ende selbst auf dem Thron Gottes sitzen (vgl. Jes 14,13–14). Als Satan oder Widersacher brachte er vor dem gesamten Universum falsche Anschuldigungen gegen


Gott vor und täuschte damit ein Drittel der Engel. Die Rebellion wuchs sich zu einem Kampf aus, und er und seine Engel wurden schließlich nach der Auferstehung Christi endgültig aus dem Himmel ausgestoßen (siehe Offb 12,5.7–11). Satan war es gewesen, der den Geist der Rebellion auf die neu erschaffene Erde gebracht hatte. Als es ihm gelungen war, Adam und Eva zum Ungehorsam gegenüber Gott zu verleiten, beanspruchte er sie als seinen Besitz (vgl. Hiob 1,6–7). Gott gestattete ihm, sich als „Fürst dieser Welt“ zu bezeichnen (Joh 14,30). Das war der Beginn der Schreckensherrschaft des Bösen auf unserem Planeten. Das ganze Universum beobachtet das Drama, das sich hier abspielt (vgl. 1 Kor 4,9b). Wir kennen die Ursachen für den Konflikt und spüren ihn jeden Tag in unserem Herzen. Tatsächlich dreht sich der ganze Sinn des Lebens der Menschheit um diesen Kampf. In der Mitte des 19. Jahrhunderts gewährte Gott einer neuen Generation Einblick in die Wahrheiten seines Wortes und in die Problematik des kosmischen Konflikts, der in seiner Endphase erschreckend an Heftigkeit zunehmen würde. Die Gruppe, die berufen wurde, die besondere Endzeitbotschaft „allen Nationen und Stämmen und Sprachen und Völkern“ zu verkündigen (Offb 14,6), gab sich selbst einen Namen, der den Kern der Auseinandersetzung zwischen Gott und Satan in drei Wörtern zusammenfasst. Siebenten-Tags-Adventisten

Die Anschuldigungen, die Satan gegen Gott vorbrachte, drehten sich um dessen Charakter, Gesetz, Herrschaft und Oberhoheit. Indem Menschen Gott am biblischen Sabbat anbeten, bringen sie ihre Loyalität gegenüber Gott als dem rechtmäßigen Herrscher des Universums, ihrem Schöpfer und Erlöser zum Ausdruck. Am Ende der Schöpfungswoche beging Gott die Vollendung seines vollkommenen Schöpfungswerkes, indem er ein heiliges Monument in der Zeit einsetzte: den Sabbat (1 Mo 2,1–2). Durch ihn sollten alle Menschen zu allen Zeiten daran erinnert werden, dass Gott als unser Schöpfer allein der Anbetung würdig ist. Dann

starb an einem Freitagnachmittag – dem Wendepunkt der Zeit – Gottes Sohn für die Sünden der Welt. Am Kreuz sehen wir die beiden im Kampf befindlichen Mächte: Liebe und Selbstsucht. Ihre Absichten sind ganz klar. Die Selbstsucht lässt nichts unversucht, um uns zu zerstören; die Liebe dagegen tut alles in ihrer Macht Stehende, um uns zu retten. Gott gab sein Leben „als Lösegeld für alle“ (1 Tim 2,6 EB). Und wieder ruhte Gott am Sabbat, um uns daran zu erinnern, dass er als unser Erlöser allein unsere Loyalität verdient. Der Begriff Adventisten vermittelt Hoffnung für eine verlorene Welt. Wir beten einen Gott an, der zu uns kommt. Er bleibt nicht in sicherer Entfernung, während wir hier auf feindlichem Territorium leiden. Die Bibel sagt uns: „Das Wort wurde Mensch“ (Joh 1,14a Hfa) und kam genau zur rechten Zeit (vgl. Gal 4,4a) auf die Erde, um das Los der sterblichen Menschen zu teilen. Wenn Jesus als „König aller Könige und Herr aller Herren“ (Offb 19,16) wiederkommt, wird er die treuen Gläubigen aus dem Grab oder aus einem sterblichen, sündigen Leben herausholen und mit sich in den Himmel nehmen, um die Wunden und Narben zu heilen, die sie sich im Kampf zugezogen haben. Wenn er wiederkommt, wird er die Sünde mit Stumpf und Stiel ausrotten und diese Erde neu schaffen (Offb 22,1) und ewig als unangefochtener Herrscher des Universums regieren. Die Erlösten werden ewig mit ihm in Frieden und Harmonie zusammenleben. Am Anfang der Geschichte vom Kampf zwischen Gut und Böse herrschte Vollkommenheit, und so wird es auch am Ende sein. Es ist die beste Geschichte aller Zeiten. n

Aleta Bainbridge ist Koordinatorin der Initia-

tive Partners in Ministry für die Groß SydneyVereinigung in Australien. Sie arbeitet eng mit ihrem Mann zusammen, der der Predigt­ amtssekretär ist. Sie haben vier Kinder und acht Enkelkinder.

Der große kampf

D

ie ganze Menschheit ist hineingezogen in eine große Auseinandersetzung zwischen Christus und Satan, bei der es um das Wesen Gottes, sein Gesetz und seine Herrschaft über das Universum geht. Dieser Streit hatte seinen Ursprung im Himmel, als ein geschaffenes Wesen, ausgestattet mit Entscheidungsfreiheit, durch Selbsterhöhung zum Satan, zum Widersacher Gottes wurde. Auch

einen Teil der Engel verführte er zum Aufruhr. Als Satan Adam und Eva zur Sünde verleitete, brachte er den Geist des Aufruhrs auch auf unsere Erde. Die Sünde hat das Bild Gottes im Menschen entstellt und die geschaffene Welt in Unordnung gebracht. Sie wurde schließlich durch eine weltweite Flut verwüstet. Unsere Erde ist vor der gesamten Schöpfung zum Austragungsort eines universalen Konflikts geworden, in dem sich der Gott der Liebe schließlich als rechtmäßiger Sieger erweisen wird. Christus sendet den Heiligen Geist

und seine Engel, um seinem Volk in diesem Kampf beizustehen, es zu führen, zu schützen und auf dem Weg des Heils zu bewahren. (Offb 12,3–9; Jes 14,12–14; Hes 28,12–18; 1 Mo 3; Röm 1,19–32; 5,12–21; 8,19–22; 1 Mo 6–8; 2 Ptr 3,6; 1 Kor 4,9; Hbr 1,14)

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T I T E LT H E M A Von Alice R. Voorheis

goTTES

U HR

offenbart seinen plan 1843-1847

I

n seiner Heimat in Low Hampton im Bundesstaat New York verkündigte 1832 der Baptistenprediger William Miller, dass die Prophezeiung von den „2300 Abenden und Morgen“ in Daniel 8,14 im Jahr 1843 oder 1844 enden würde. Er fühlte die Verantwortung, der Welt zu verkünden, dass Jesus bald wiederkommen würde und jeder sich darauf vorbereiten sollte, ihm zu begegnen. In Maine nahm der 21-jährige Lehrer James White die Botschaft Millers an. Im Januar 1843 verließ er sein Elternhaus auf einem geborgten Pferd und begann einen lebenslangen Dienst als Verkündiger der baldigen Wiederkunft Christi. Im kleinen Ort Washington im Bundesstaat New Hampshire sprach Rachel Oakes, eine Siebenten-Tags-Baptistin, 1844 mit Pastor Frederick Wheeler über die Gültigkeit und Wichtigkeit des biblischen Sabbats. Schon bald hielt eine kleine Gruppe von Milleriten Gottes heiligen Ruhetag. Der pensionierte Schiffskapitän Joseph Bates aus Fairhaven in Massachusetts erfuhr von dieser neuen Wahrheit und verbreitete sie fortan ebenfalls münd-

lich und durch Bücher. Er wurde als der „Apostel des Sabbats“ bekannt. Einige Hunderttausend Menschen in den nordöstlichen Bundesstaaten der USA erwarteten die baldige Wiederkunft Christi und verbreiteten schließlich voller Begeisterung die Nachricht, dass der 22. Oktober 1844 der Tag sei, an dem Jesus wiederkommen würde. Als dieser Tag verging, ohne dass er kam, verwandelte sich ihre freudige Erwartung in Traurigkeit und Verzweiflung. Viele hatten so fest damit gerechnet, schon bald im Himmel bei ihrem besten Freund zu sein, dass sie ihre Farmen verkauft, ihre Geschäfte geschlossen und alle Rechnungen beglichen hatten. Zu den enttäuschten Adventgläubigen gehörte auch Hiram Edson aus Port Gibson im Bundesstaat New York. Er lud einige Freunde zu einer Gebetsversammlung in seine Scheune ein. Gemeinsam wollten sie Gott um eine Erklärung dafür bitten, warum Jesus nicht wie erwartet gekommen war. Gott antwortete schnell auf ihr Gebet. Schon am nächsten Morgen, als Edson auf dem Weg zu anderen enttäuschten Gläubi-

gen, die er ermutigen wollte, durch ein Maisfeld ging, wurde ihm die Sicht eröffnet, dass Jesus in das Allerheiligste des himmlischen Heiligtums eingetreten war, um dort sein abschließendes Werk für die Errettung der Menschen vor seiner Wiederkunft zu beginnen. Es schloss einen Gerichtsvorgang ein. Ein vertiefendes Studium von Daniel 7 und Hebräer 8/9 verdeutlichte diese neue Erkenntnis noch. Im Dezember 1844 empfing die erst 17-jährige Ellen Harmon aus Portland in Maine eine Vision von Gott, in der ihr eine Gruppe Adventgläubiger gezeigt wurde, die einen schmalen Weg von der Erde zum Himmel gingen. Trotz ihrer Schwäche und Schüchternheit akzeptierte Ellen den Ruf Gottes, als seine besondere Botschafterin Anderen weiterzugeben, was ihr gezeigt wurde. Ihr ganzes weiteres Leben lang ermutigte, ermahnte und leitete sie die Adventgläubigen durch ihre gesprochenen und geschriebenen Botschaften. Die Boten kommen zusammen

Während des Jahres 1845 reiste Ellen Harmon in andere Orte Maines, um auf verschiedenen Versammlungen von Milleriten die Botschaften weiterzugeben, die sie von Gott erhalten hatte. Auf diesen Reisen begleitete sie James White, den sie kurz zuvor auf einer Versammlung kennengelernt hatte. Da es in ihrer Familie keinen Mann gab, der sie begleiten konnte, bot er sich dafür an und war bald von ihrer prophetischen Gabe überzeugt. Um keinen Anlass für üble Nachrede zu geben, schlug er Ellen im Sommer 1846 vor, ihn zu heiraten.

6. Juni 1844: In London wird die Young Men’s Christian Association (YMCA, Christlicher Verein Junger Männer [heute: Menschen], CVJM) gegründet.

1. Juni 1843: Sojourner Truth beginnt ihre Arbeit als Aktivistin gegen die Sklaverei.

1843-1847 22. Oktober 1844: Tag der „großen Enttäuschung“.

Adventistische Ereignisse

im historischen kontext

A lle F O T O S M I T F R E UN D L I C H E R E R L A U B N I S VON E lle n G . White E state A U S S E R D E N A N D E R S G E K E NN Z E I C H N E T E N

1843: Darstellung der Milleriten über die Prophezeiungen Daniels.

Dezember 1844: In Portland (Maine) empfängt Ellen Harmon (später White) ihre erste Vision.


Joseph Bates verkündigte begeistert die gegenwärtige Wahrheit vom biblischen Sabbat und brachte ein Traktat, das man an interessierte Personen weitergeben konnte, heraus. Nach ihrer Heirat bekamen James und Ellen White ein Exemplar davon in die Hand und wurden ebenfalls vom Sabbat überzeugt.1 Nachdem sie sich auch über die Heiligtumslehre und den Zustand der Toten einig geworden waren, arbeiteten die drei ab April 1847 zusammen und wurden die Begründer der späteren Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Im Jahr 1847 wirkten die neuen Boten in ganz Neuengland und betonten in ihrer Verkündigung den Platz der dritten Engelsbotschaft (mit dem „Malzeichen des Tieres“ im Gegensatz zum Sabbat) in der Adventbewegung. Bates veröffentlichte eine erweiterte Broschüre über den Sabbat. Langsam aber sicher führte Gott die richtigen Leute und die passenden Teile zur Verkündigung der letzten Botschaft vor der Wiederkunft zusammen. Bates nannte sie als Erster die „gegenwärtige Wahrheit“.2 Ja, Jesus würde wiederkommen, das glaubten sie von ganzem Herzen. n 1 Näheres siehe George R. Knight, Joseph Bates, AdventVerlag, Lüneburg 2007, S. 112f. 2 Siehe ebd., S. 131.

Alice R. Voorheis, pensionierte Lehrerin, widmet sich der Bewahrung und Förderung adventistischen Kulturerbes. Zuletzt war sie Präsidentin der Organisa­ tion Adventist Heritage Ministry, für die sie heute noch als Redakteurin tätig ist.

Von Benjamin Baker

Die

B ewegung

beginnt zu wachsen 1848-1853

S

tell dir eine Zeit vor, als es die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten nicht gab mit ihren gegenwärtig mehr als 17 Millionen Mitgliedern in über 71.000 Gemeinden und 66.000 Gruppen, die fast 1000 Sprachen und Dialekte sprechen und auf allen Kontinenten und in über 200 Ländern vertreten sind. Stell dir stattdessen eine kleine, nur lose verbundene Gruppe vornehmlich junger Erwachsener vor, die überall im Nordosten der USA verstreut lebten und im Oktober 1844 erfahren hatten, wie die Hoffnung, auf die sie alles gesetzt hatten, zerbrochen war. Nun versuchten sie langsam, die Bestandteile dieser Hoffnung – die Wiederkunft Christi, die Wahrheit der Bibel und ihre eigene Rolle in der Geschichte – wieder zusammenzufügen. Vergiss dabei nicht, dass die Zukunft für diese Menschen in ihrem aufreibenden Alltag bei weitem nicht so sicher oder unausweichlich war, wie es uns im Rückblick fast 170 Jahre später erscheinen mag. Die Anfänge der Sabbat ­haltenden Adventisten

Die Millerbewegung mit ihrer leidenschaftlichen Verkündigung, ihrer dringlichen Vorbereitung, ihrem umfangreichen

Zeugnis, intensiven Gebet und der resultierenden, unbeschreiblichen Enttäuschung blieb bei den Gläubigen natürlich frisch im Gedächtnis. Einige von ihnen, wie zum Beispiel Joseph Bates und James White, hatten den Wunsch, den Grund für ihre Enttäuschung zu verstehen und dann daraus stärker hervorzugehen. Sie besuchten Adventgläubige, um sie zu trösten, zu stärken und zu lehren. Während dieser Zeit wurden lange vernachlässigte biblische Lehren wiederentdeckt. Sie einten die wachsende Bewegung, die inzwischen vom 56-jährigen Joseph Bates und vom fleißigen, 27-jährigen James White und dessen 21-jähriger Frau Ellen geleitet wurde. Die Ergebnisse gemeinsamen Bibelstudiums wurden zuweilen durch deren eindrucksvolle Visionen bestätigt, durch die Gott die kleine Gruppe der Sabbat haltenden Adventisten weiterführte. Diese Einsichten einten sie. Diese Erkenntnisse waren von unterschiedlichen und überraschenden Seiten gekommen. Auf dem Gang durch ein Maisfeld erhielt Hiram Edson bereits am 23. Oktober 1844 eine Erleuchtung über Christi Mittlerdienst im himmlischen Heiligtum, die erklärte, weshalb er noch nicht

Februar 1848: Karl Marx und Friedrich Engels veröffentlichen ihr Kommunistisches Manifest.

J o h n

Ma y all

J u n

1848-1853

1844: In Washington (New Hampshire) führt die Siebenten-Tags-Baptistin Rachel Oakes einige Milleriten und den Prediger Frederik Wheeler dazu, den biblischen Sabbat zu halten.

November 1846: In Topsham (Maine) findet eine wichtige Konferenz Sabbat haltender Adventisten statt, auf der Joseph Bates von der prophetischen Gabe Ellen Whites überzeugt wird.

April 1848: Die Kerngruppe Sabbat haltender Adventisten beginnt in den Neuenglandstaaten und im Bundesstaat New York mit der Abhaltung von „Sabbat­ konferenzen“ zur Verbreitung ihrer neuen Lehren unter ehemaligen Anhängern Millers.

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T I T E LT H E M A wiedergekommen war. Bereits ein halbes Jahr zuvor hatte Rachel Oakes, eine unermüdliche Siebenten-Tags-Baptistin, Frederick Wheeler, den Prediger einer Methodistenkirche, in einer plötzlichen und humorvollen Begegnung vom Sabbat als dem biblischen Ruhetag überzeugt. Joseph Bates erhielt im Februar 1845 durch einen Artikel von Thomas M. Preble Kenntnis über den biblischen Sabbat und verband ihn bald mit der dritten Engelsbotschaft. Und Charles Fitch hatte schon im Januar 1844 aufgrund von bereits 1841 veröffentlichten Predigten von George Storrs die Erkenntnis gewonnen, dass die Toten kein Bewusstsein besitzen und im Grab auf den Auferstehungsruf Christi bei dessen Wiederkunft warten.1 Die Verbreitung der neuen Lehren

Nachdem der innere Kern der Sabbat haltenden Adventisten bis Anfang 1848 über die vier Grundpfeiler ihrer Lehren Einigkeit erzielt hatten, veranstalteten sie sogenannte Sabbatkonferenzen. Vom April 1848 bis Dezember 1850 fanden fast zwei Dutzend Konferenzen statt, zu denen interessierte Adventgläubige eingeladen wurden. Diese Versammlungen wurden übers Wochenende in Scheunen, Häusern und anderen Veranstaltungsorten überall in den Neuenglandstaaten und dem Bundesstaat New York abgehalten. Dabei fanden oft äußerst kontrovers geführte Streitgespräche statt. Bei den langen Diskussionen, die durchaus auch laut werden konnten, wurden teilweise abenteuerliche Überzeugungen vertreten. Doch es wurde auch intensiv gebetet, und der Heilige Geist

überzeugte immer mehr ehemalige Milleriten von der Richtigkeit der „neuen“ Lehren der Sabbat haltenden Adventisten. Der Beginn der Zeitschriften

Während der Sabbatkonferenz in Dorchester (Massachusetts) Mitte November 1848 erhielt Ellen White eine Vision, in der ihr gezeigt wurde, dass die bis dahin noch kleine und unbedeutende Bewegung eines Tages auf der ganzen Welt verbreitet sein würde. Ihr Mann sollte „eine kleine Zeitschrift … drucken und an die Leute ausschicken“. Ihr wurde gezeigt, dass sich aus einem kleinen Anfang „Lichtströme ergießen würden, welche um die ganze Welt herum reichten“.2 Das muss James und Ellen White völlig unmöglich erschienen sein, denn zum Zeitpunkt dieser Vision hatten sie kein eigenes Zuhause, waren mittellos, und die Bewegung umfasste nur etwa 100 Gläubige. Doch James White gehorchte und gab ab Juli 1849 eine achtseitige Zeitschrift mit dem Titel The Present Truth (Die gegenwärtige Wahrheit) heraus. Sie war der Vorläufer Hunderter Zeitschriften mit Zehntausenden von Ausgaben, die über den Erdball verbreitet wurden – und noch verbreitet werden. Dank des gedruckten Wortes und der wachsenden Zahl von Predigern wuchs die Zahl der Sabbat haltenden Adventisten zwischen 1848 und 1852 von 100 auf etwa 2000.

1 Ausführlich dazu siehe George R. Knight, Es war nicht immer so, S. 56–69. 2 Ellen G. White, Leben und Wirken von Ellen G. White, S. 141.

Benjamin Baker ist Doktor der Geschichte und arbeitet als Archivar in der Weltkirchenleitung der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Silver Spring, Maryland (USA).

Die Frage der Organisation

Aufgrund der weiter rasch ansteigenden Zahl ihrer Anhänger wurde eine Form von Organisation nötig. Anfang der 1850erJahre stand kein System oder Plan bereit,

23. Januar 1849: Elizabeth Blackwell schließt als erste Frau in den USA ein Medizinstudium an einer Universität ab.

Herbst 1848: Nach einer Vision Ellen Whites über die schädliche Wirkung von Tabak, Tee und Kaffee drängt Joseph Bates die Sabbat haltenden Adventisten, das Rauchen aufzugeben.

um sich verantwortlich um die Bedürfnisse der Gemeindeglieder zu kümmern, finanzielle Angelegenheiten zu regeln, Prediger offiziell zu beglaubigen oder die Eigentumsverhältnisse für die Druckerei und für Gemeindehäuser gut zu regeln. James White drängte die anderen Leiter und die Gemeindeglieder zu einer Form von Organisation der Bewegung. Die Notwendigkeit dazu war zunehmend Gegenstand seiner Artikel in der Gemeindezeitschrift The Second Advent Review and Sabbath Herald. Doch die ehemaligen Milleriten waren aufgrund der negativen Erfahrungen, die sie in ihren jeweiligen Herkunftskirchen gemacht hatten, allen kirchlichen Strukturen gegenüber misstrauisch und wollten keinerlei Organisation haben. n

13. November 1851: Zwischen London und Paris wird eine Telegrafenleitung gelegt.

Juli 1849: Beginn der Herausgabe der Zeitschrift The Present Truth zur Verbreitung der Lehren der Siebenten-TagsAdventisten. 1852: In Rochester (New York) richtet James White die erste Druckerei der Adventisten ein.

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Von Stanley D. Hickerson

AUF DEM WEg ZUR

O rganiSation 1854-1859

A

us der Perspektive dreier verschiedener Adventisten können wir sehen, wie Gott die Adventgläubigen in den Jahren 1854 bis 1859 Schritt für Schritt zur Gründung einer Gemeindeorganisation führte.

Henry Nichols White (1847–1863)

Als Henry etwa zehn Monate alt war, wurde er in die Obhut von Clarissa Bonfoey gegeben, damit seine Eltern Ellen und James White ungehindert ihrer Reisetätigkeit nachgehen konnten.1 Einige Monate später kam er nach Topsham in Maine zur Familie Howland.2 Frances, die 19-jährige Tochter der Familie, kümmerte sich während der nächsten fünf Jahre um Henry. In dieser Zeit sahen ihn seine Eltern nur selten. Der kleine Henry kannte sie kaum, was für seine Eltern eine große Belastung war. Im Jahr 1854 kam Henry zurück zu seiner Familie nach Rochester im Bundesstaat New York, und die Familie war wieder vollständig. Doch neben Henry, seinen Eltern und zwei jüngeren Brüdern gehör-

ten noch viele Mitarbeiter des Review and Herald-Verlages zur großen „Familie“. Seine Eltern arbeiteten beide pausenlos, sein Vater manchmal 16 bis 18 Stunden am Tag. Für die Familie blieb nur wenig Zeit.3 Im Jahr 1855 zog Familie White mit den Verlagsmitarbeitern von Rochester nach Battle Creek in Michigan um. Hier genoss Henry zum ersten Mal das Privileg eines halbwegs normalen Familienlebens. Zwar gehörten immer noch eine oder zwei junge Frauen zur Familie, die bei der Hausarbeit oder der Kinderbetreuung halfen, und ab und zu kamen auch die Großeltern, doch Henry musste sein Heim nicht mehr mit einem Dutzend Druckern, Korrekturlesern, Schriftsetzern und Buchbindern teilen. Seine Eltern waren immer noch oft und lange unterwegs, doch jetzt hatten er und seine Brüder ein eigenes Zuhause. Ellen White erinnerte sich: „Von der Zeit an, da wir nach Battle Creek zogen, wandte der Herr unser Gefängnis.“4 Zum Plan Gottes für die Kirchenorganisation gehörte die Zusammengehörigkeit und Sicherheit der Familie. Er führte

seine Gemeinde zur formalen Organisation und verhalf damit Henry White und seinen kleineren Brüdern zu einem eigenen Zuhause. Mary Jane Loughborough (1832–1867)

Im Jahr 1851 heirateten Mary Jane Walker und John Norton Loughborough. John war von Beruf Anstreicher und verkaufte auch Fensterbeschläge. An Wochenenden wirkte er als Prediger der Sonntag haltenden Adventisten. Etwa ein Jahr nach ihrer Hochzeit wurden beide von der Gültigkeit des biblischen Sabbats überzeugt und schlossen sich den Adventgläubigen in Rochester an. John empfand es als seine Pflicht, in den vollzeitigen Predigtdienst zu treten, doch Mary machte sich Sorgen um ihre finanzielle Lage. Mit gemischten Gefühlen winkte Mary ihrem Mann nach, als dieser sich auf den Weg machte, um in verschiedenen Städten im Westen des Bundesstaates New York den Sabbat zu verkündigen. Als er begann, auch in anderen Bundesstaaten wie Ohio, Michigan, Illinois und Wisconsin zu arbeiten, wurden die Trennungszeiten immer länger. Als „Lohn“ erhielt John einmal einen Mantel, einige Kilo Äpfel und Kartoffeln, etwas Fleisch und ab und zu auch einmal einen Dollar. Im Jahr 1856 enfernten sich Mary und John frustriert und entmutigt heimlich von Rochester und zogen nach Waukon in Iowa. Dort fand John eine

17. November 1855: David Livingstone entdeckt die Victoriafälle an der heutigen Grenze zwischen Sambia und Simbabwe.

1854-1859

Frühling 1855: Beginn der finanziellen Unter­stützung von Predigerfamilien nach einem Beschluss zum plan­mäßigen Geben (systematic bene­volence) der Adventisten in Battle Creek.

S m iths o n ia n L ibrar y / T h o m as B ai n es

24. November 1859: Der britische Natur­ forscher Charles Darwin veröffentlicht sein Buch über Die Entstehung der Arten durch natürliche Auslese.

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T I T E LT H E M A Arbeit im Baugewerbe. Doch Gott verstand sie. In einer beeindruckenden Aktion schickte er James und Ellen White, um sie zu ermutigen und in den Predigtdienst zurückzuholen. Mary war sehr bewegt und drängte John unter Tränen, wieder zu predigen. Am 16. Januar 1859 fasste die Gemeinde in Battle Creek einen Beschluss, durch den eine regelmäßige Bezahlung der Prediger möglich wurde.5 Gott führte seine Gemeinde weiter zur Gründung einer Organisation, die den vollzeitlichen Predigern und ihren Familien finanzielle Sicherheit gewährte. Joseph Bates (1792–1872)

Joseph Bates gehörte zu den älteren Sabbat haltenden Adventisten, weshalb er auch „Vater“ Bates genannt wurde. Als Schiffskapitän mit eigenem Schiff war er es bis 1828 gewohnt gewesen, das Sagen zu haben. Ab und zu hatte er Probleme damit, jüngeren Leitern – insbesondere James White – den Respekt zu zollen, der ihnen zukam. Manchmal stand er – wie einige andere Prediger auch – in der Gefahr, unabhängig zu arbeiten. Damit

untergrub er gelegentlich unabsichtlich die Arbeit seiner Predigerkollegen. Doch tief in seinem Herzen vertraute Bates der Führung Gottes. Im Jahr 1855 hatte er den Vorsitz bei einer Konferenz, bei der am Ende eine Veränderung des generellen Sabbatbeginns beschlossen wurde. Bates persönlich war lange für 18 Uhr als richtige Zeit eingetreten. Aber dann war er nach einer biblischen Darlegung von John N. Andrews und einer Vision Ellen Whites bereit, die Entscheidung der Versammelten anzunehmen, statt einer bestimmten Uhrzeit den Sonnenuntergang als Sabbatbeginn zu empfehlen.6 John O. Corliss erinnerte sich an Bates: „Er hatte ein weiches Herz und war sich nicht zu gut, einen Irrtum einzusehen.“7 Gottes Plan, seine Gemeinde zu organisieren, war dabei, verwirklicht zu werden. Auch wenn der Weg manchmal steil war, begann Gott in jenen Jahren damit, eine Kirche zu gründen, in der eine Atmosphäre des gegenseitigen Vertrauens und der Zusammenarbeit herrschte. n 1 Ellen G. White, Christian Experience and Teachings, S. 118. 2 Ellen G. White, Leben und Wirken, S. 135f. 3 Ellen G. White, Spiritual Gifts, Bd. 2, S. 204. 4 Leben und Wirken, S. 180. 5 The Advent Review and Sabbath Herald, 3. Februar 1859, S. 84. 6 Näheres siehe George R. Knight, Joseph Bates, AdventVerlag, Lüneburg 2007, S. 192. 7 Review and Herald, 16. August 1923, S. 8.

Stanley D. Hickerson

lebt in Michigan (USA) und arbeitet zurzeit im Ellen G. White-Estate an einem Projekt bezüglich ihrer Briefe und Manuskripte.

Die

G ründung K irche der

1860-1863

D

ie ersten Sabbat haltenden Adventisten waren strikt gegen jede Form von Gemeindeorganisation über die Ortsgemeinde hinaus. In ihren Ohren klangen noch die Worte von George Storrs nach, einem Prediger der Millerbewegung, der Anfang 1844 schrieb: „Keine Kirche kann von Menschen organisiert werden, die nicht im Augenblick ihrer Organisation zu Babylon wird.“1 Zwei Hauptfaktoren führten jedoch dazu, dass sie schließlich doch eine Organisationsstruktur aufbauten, durch welche die verstreuten Gemeinden zu einem harmonischen Ganzen zusammengefügt werden konnten. Der erste Faktor waren die praktischen Herausforderungen, die sich aus dem zahlenmäßigen und geografischen Wachstum der Bewegung ergaben. Zu Beginn der 1860er-Jahre gab es bereits mehrere Gemeinden von Sabbathaltern überall in den Neuenglandstaaten; im Westen hatten sie sich bis nach Iowa und Wisconsin ausgebreitet. Wenn man sie sich selbst überlassen hätte, hätte das mit großer Sicherheit zu Kongregationalismus und Lehrstreitigkeiten geführt. Ein weiterer wesentlicher Faktor, der

12. April 1861: Der Beschuss von Fort Sumters durch Truppen der Südstaaten löst den amerikanischen Bürgerkrieg aus.

1860-1863

16. Januar 1859: Beginn der finanziellen Unterstützung von Predigerfamilien nach einem Beschluss zum planmäßigen Geben (systematic benevolence) der Adventisten in Battle Creek.

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1. Oktober 1860: Auf einer allgemeinen Versammlung von Delegierten aus den Adventgemeinden von fünf Bundesstaaten in Battle Creek (Michigan) wird der Review and Herald-Verlag rechtlich gegründet und der Beschluss gefasst, sich Siebenten-Tags-Adventisten zu nennen.

L ibrar y o f C o n gress


Von Alberto R. Timm

wird

b esi ege lt den Organisationsprozess gefördert hat, war das biblische Verständnis von der Einheit aller Gläubigen (siehe Joh 17,20–23; 1 Kor 12,12–30; Eph 4,11–16). Dieses Verständnis ließ sich nur durch ein Modell der Kirchenorganisation verwirklichen, das innerhalb jeder einzelnen Gemeinde und übergeordnet über alle Gemeinden funktionierte. Nachdem in den 1850erJahren Leiter auf der Ebene der Ortsgemeinde gewählt worden waren, wurde der Organisationsprozess mit Delegierten dieser Gemeinden fortgesetzt, die 1861 die ersten regionalen und schließlich 1863 auch die überregionalen Leiter wählten. Die Namenssuche

Entscheidend für den Organisationsprozess war die Auswahl eines offiziellen Namens für das Verlagswerk und im Zuge dessen auch für die Glaubensgemeinschaft. Am 1. Oktober 1860 fasste eine Konferenz in Battle Creek (Michigan) mit Delegierten aus fünf Bundesstaaten folgenden Beschluss: „Beschlossen, dass wir uns Siebenten-TagsAdventisten nennen.“2 Später erklärte Ellen White: „Nur ein solcher Name ist für uns passend, der mit unserem Bekenntnis über-

einstimmt, unseren Glauben zum Ausdruck bringt und uns als ein besonderes Volk kennzeichnet … Der Name Siebenten-TagsAdventisten stellt die Merkmale unseres Glaubens in den Vordergrund und wird suchende Menschen überzeugen.“3 Strukturen werden geschaffen

Der erste entscheidende Schritt zur Organisation einer Kirche über die lokale Ebene hinaus war die Bildung von Vereinigungen auf Ebene der Bundesstaaten. Im Oktober 1861 wurde die erste Vereinigung der Siebenten-Tags-Adventisten in Michigan gegründet. Der Vereinigungsausschuss bestand aus John N. Loughborough, Moses Hull und M. E. Cornell. 1862 wurden sechs weitere Vereinigungen gegründet: Süd-Iowa (am 16. März), Nord-Iowa (10. Mai), Vermont (15. Juni), IllinoisWisconsin (27. September), Minnesota (4. Oktober) und New York (25. Oktober). Am 25. Januar 1863 wurden die beiden Vereinigungen in Iowa zusammengelegt. Der Organisationsprozess gipfelte in der Gründung einer Generalkonferenz, welche die Aktivitäten der BundesstaatenVereinigungen koordinierte und leitete. Vom 20. bis 23. Mai 1863 versammelten sich Delegierte aus New York, Ohio, Michigan, Wisconsin, Iowa und Minnesota in Battle Creek, um eine Verfassung zu formulieren und die Vorstandsmitglieder zu wählen. Es wurde eine repräsentative Kirchenorganisation beschlossen, in der die Delegierten aus den verschiedenen Bundesstaaten-Vereinigungen jährlich die Vorstandsmitglieder der Generalkonferenz wählten. James White wurde einstimmig zum

ersten Präsidenten der Generalkonferenz gewählt, lehnte die Aufgabe jedoch ab, um nicht den Eindruck aufkommen zu lassen, er hätte dieses Amt mit seinen Bemühungen um die Organisation der Gemeinde angestrebt. Schließlich wurde John Byington statt James White gewählt. Uriah Smith wurde Sekretär und E. S. Walker Schatzmeister. Der Generalkonferenzausschuss bestand aus James White, John Byington, John N. Loughborough, John N. Andrews und George W. Amadon.4 Bis Mitte 1863 hatte die Kirche der SiebentenTags-Adventisten die folgenden drei organisatorischen Ebenen aufgebaut: Ortsgemeinden, Vereinigungen auf Bundesstaatenebene und die Generalkonferenz. Verbände und Divisionen kamen Anfang des 20. Jahrhunderts hinzu. Zusammenarbeit notwendig

Ellen White betrachtete eine Organisationsstruktur für die Kirche in allen Phasen – auch in den letzten Tagen der Weltgeschichte – als unabdingbar. Sie warnte: „Einige haben den Gedanken verbreitet, dass mit dem Herannahen des Endes jedes Kind Gottes unabhängig von irgendeiner religiösen Organisation handeln werde. Der Herr hat mich unterwiesen, dass es in diesem Werk keine solche Unabhängigkeit gibt. So wie die Sterne am Himmel einem Gesetz unterstehen, wie einer den andern zur Ausführung des Willens Gottes beeinflusst, wie alle gemeinsam einem Gesetz gehorchen, das ihre Bewegungen beherrscht, so muss sich auch Gottes Volk aneinander anschließen, um das Werk des Herrn ununterbrochen und wahrhaft zu fördern.“5 n 1 Siehe Gerald Wheeler, James White, Advent-Verlag, Lüneburg 2006, S. 124. 2 Ebd. S. 148. 3 Aus der Schatzkammer der Zeugnisse, Bd. I, S. 71f. 4 Näheres zu diesem Organisationsprozess siehe bei Wheeler, James White, S. 152–160. 5 Aus der Schatzkammer der Zeugnisse, Bd. III, S. 351.

Oktober 1861: Gründung der ersten Vereinigung von Adventgemeinden in Michigan. Zum Vorsteher wird Joseph Bates gewählt, zum Sekretär Uriah Smith.

Alberto R. Timm, Ph.D.,

20.–23. Mai 1863: In Battle Creek gründen Delegierte aus den inzwischen gebildeten Vereinigungen die Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten. Erster Präsident wird John Byington.

ist gebürtiger Brasilianer und arbeitet seit kurzem als einer der stellvertretenden Direktoren beim Ellen G. White-Estate. Er ist mit Marly verheiratet und gemeinsam haben sie drei Kinder.

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A D V E N T G E S C H I C H T E

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ie Adventgemeinde, die sich am 20. September 1863 in Manchester im US-Bundesstaat New Hampshire versammelte, war sehr erstaunt, als der Sprecher verkündete, er werde nicht mehr predigen, sondern nach Indiana zurückkehren, wo er zuhause war.1 Moses Hull, ein ausgesprochen beliebter Redner, schlagfertiger Debattierer und überzeugender Autor, verließ den adventistischen Predigtdienst. Die meisten Adventisten erfuhren von Hulls Untreue durch eine Mitteilung in der Gemeindezeitschrift Advent Review and Sabbath Herald (dem heutigen Adventist Review) vom 5. Januar 1864. Dort hieß es, dass Hull Spiritist geworden war.2 Eine Woche später folgte im Review der Bericht über eine von Hull in Battle Creek gehaltene öffent­ liche Versammlung, auf der er erstmals den Spiritismus vertreten hatte.3 Wer war dieser beliebte Redner, der sich so schnell von einem überzeugten Adventisten zu einem Verfechter des Spiritismus wandelte? Kindheit und Jugend

Moses Hull wurde 1835 als siebtes von 16 Kindern in Ohio geboren.4 In der Familie gab es drei Zwillingspärchen. Auch Moses hatte einen Zwillingsbruder, der jedoch jung starb.5 Ihr Vater, Dr. James Hull, war Mitglied einer Baptistenkirche. Jahre später wurde er als „knapp mittelgroß, stämmig mit sehr aufrechter Haltung“ beschrieben. „Er hatte einen großen Kopf, regelmäßige Gesichtszüge und lächelte viel.“6 Außerdem wurde ihm eine „klare Tenorstimme“ bescheinigt.7 Mit 19 Jahren heiratete Hull zum ersten Mal. Tragischerweise starb seine Frau nur acht Wochen später.8 Bald darauf heiratete er erneut und zwar die 16-jährige Elvira Lightner.9 Sie bekam vier Töchter; drei Wochen nach der Geburt der jüngsten gab der Vater seine Trennung von der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten bekannt.10 Bevor sich Hull 185711 den Sabbat haltenden Adventisten anschloss, hatte er bereits drei anderen Kirchen angehört.12 Für eine dieser Kirchen hatte er bereits mit 16 Jahren angefangen zu predigen.13 Kurz nachdem er den biblischen Sabbat angenommen hatte, begann er, seinen neuen Glauben zu verkündigen. Bis zu seiner Trennung von der Adventgemeinde im Jahr 1863 erschienen viele Berichte von Hull im Review. Evangelist und Debattierer

Im August 1858 wurde Moses Hull als Prediger eingesegnet, wahrscheinlich von James White.14 Die beiden Männer hatten sich offensichtlich im Juli kennengelernt, als White nach Iowa City reiste, wo Hull und Joseph H. Waggoner eine Zeltversammlung abhielten.15 Zu Beginn des Jahres hatte sich Hull mit Waggoner zusammengetan, um eine Zeltevangelisation in Iowa zu halten.16 Schon bald darauf hielt er in mehreren Bundesstaaten allein Evangelisationen. Mit der Zeit predigte Hull nicht nur, sondern beteiligte sich auch an öffentlichen Debatten, worin er besonders

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F O T O

M I T

Von James R. Nix

Moses ull H Vom Adventistenprediger zum Verfechter des Spiritismus

gut war. Obwohl Hull die Debatten in der Regel aufgrund seiner Argumente gewann, war er bei weitem nicht so erfolgreich darin, Menschen davon zu überzeugen, dann auch tatsächlich ihre Kirche zu verlassen und sich den Sabbathaltern anzuschließen. Im Jahr 1901, viele Jahre nachdem er Spiritist geworden war, räumte er während einer Debatte ein, dass „durch Debatten nur selten Menschen gewonnen oder Fragen geklärt werden“.17 Beginnende Unsicherheit

Moses Hull nahm an zwei wichtigen Konferenzen in Battle Creek teil. Auf der ersten, die 1860 stattfand, wurde – wie bereits mehrfach erwähnt – der Name „Siebenten-Tags-Adventisten“ gewählt. Die zweite war die Konferenz, auf der 1863 die Generalkonferenz gegründet wurde.18 In den Jahren zwischen diesen beiden Konferenzen begann Hull, mit Spiritisten zu debattieren. Er wurde davor von Ellen White und anderen gewarnt, doch er ließ sich nicht davon abbringen. Bei einer Debatte in Paw Paw (Michigan) im Oktober 1862, zu der er bewusst ohne Begleitung eines Predigerkollegen ging, wurde er verwirrt und räumte seinem Debattengegner gegenüber schließlich ein, dass er Spiritist werden

F R E UN D L I C H E R

E R L A U B N I S

D E S

A n dre w s

U n i v ersit y

R esearch

C e n ter


Moses Hull war in den 1860er-Jahren ein ­adventistischer Evangelist und Debattierer. würde. Der Gegner riet Hull dringend, vor einer solchen Entscheidung ernstlich darüber nachzudenken.19 Kurz nach dieser Debatte kamen mehrere adventistische Leiter im Haus von John N. Loughborough mit Moses Hull zusammen, um für den verunsicherten Prediger zu beten. An jenem Abend erhielt Ellen White in einer Vision von Gott eine Botschaft für Hull.20 „Mir wurde gezeigt, dass er vor einem schrecklichen Abgrund steht, bereit zu springen. Wenn er diesen Sprung unternimmt, wird das endgültig sein; dann wird sein ewiges Schicksal feststehen.“21 Das Gebet für ihn schien Hull zu helfen. Im Review erschien im Januar 1864 ein offener Brief von ihm. Darin gab er zum Teil zu, die Debatte in Paw Paw mit W. F. Jamieson geführt zu haben – oder genauer gesagt mit „einem Dämon, der sich als Geist von Mr. Downing ausgab und durch W. F. Jamieson sprach“. Dann fügte Hull hinzu: „Ich bezweifle inzwischen, dass es angebracht ist, mit solchen Geistern zu diskutieren.“22 Als Hull zugab, nicht mit Jamieson, sondern mit einem Dämon debattiert zu haben, der sich als der Geist eines Mr. Downing ausgab, wusste er genau, was er tat. Mit Sicherheit hatte er die veröffentlichten Kommentare Ellen Whites über den Spiritismus23 gelesen. Außerdem hatte er mit Joseph Waggoner zusammengearbeitet, dem Autor des ersten wichtigen adventistischen Buches über den Spiritismus.24 Darüber hinaus hatte er selbst ein Traktat über das Thema geschrieben.25 Hull verlässt die Gemeinde

Nach der Gründung der Generalkonferenz im Juni 1863 wurde Hull nach New England geschickt, um dort gemeinsam mit John Loughborough zu evangelisieren. Dort kehrten die alten Zweifel zurück, und zwar in solchem Ausmaß, dass Hull im September die Adventgemeinde verließ und Spiritist wurde.26 Er nahm seine Frau,27 seine vier Töchter28 und seinen älteren Bruder Daniel W. Hull mit,29 der als Laienglied manchmal bei Evangelisationen mit ihm zusammengearbeitet hatte.30 In seiner Zeit als Spiritist gab Moses Hull nicht nur einige Zeitungen heraus31 und schrieb Bücher und Traktate, in denen er für den Spiritismus warb32 – er verließ auch seine Frau und lebte mit Mattie Sawyer, einem spiritistischen Medium, zusammen.33 Ihr unverblümtes Eintreten für die „freie Liebe“ verursachte solch einen Skandal, dass selbst die Spiritisten eine Weile davon Abstand nahmen, sie zu unterstützen.34 Ab 1902 war Hull der erste Präsident des Morris-Pratt-Instituts, einer Bildungseinrichtung, in der spiritistische Medien ausgebildet wurden.35 Viele Jahre zuvor hatte Ellen White an Hull geschrieben: „Wärest du ein frommer, gottesfürchtiger Mann – auf der Kanzel und auch sonst –, hätte dein Predigen einen gewaltigen Einfluss.“36 Das war leider nicht der Fall. Was wir aus dem Leben von Moses Hull lernen können, hat er selbst einmal am besten 1860 ausgedrückt: „Mag sein, dass ich auf dem Weg zu Fall

komme; doch wenn das geschieht, werde ich immer dankbar sein, dass die Stadt [Gottes] für diejenigen, die sie erlangen, einen billigen Preis hat.“37 n   1 John N. Loughborough, Rise and Progress of the Seventh-day Adventists, General Conference Association, Battle Creek 1892, S. 252.  2Advent Review and Sabbath Herald, 5. Januar 1864, S. 45.   3 Advent Review and Sabbath Herald, 12. Januar 1864, S. 56.   4 The Psychic Era, März 1902, S. 2; The Greatest Debate Within a Half Century Upon Modern Spiritualism (zwischen Moses Hull and W. F. Jamieson), 1904, S. 4 (ein von Moses Hull verfasster autobiographischer Bericht). Daniel Hull gab ein anderes Geburtsjahr an: Er schrieb, dass sein jüngerer Bruder 1836 zur Welt kam (Moses Hull, 1907, S. 13).   5 The Psychic Era, März 1902, S. 2; The Greatest Debate Within a Half Century, S. 4.   6 Victoria Barnes, Hg., Centennial Book of Modern Spiritualism, 1948, S. 128.   7 Youth’s Instructor, 22. November 1938, S. 3.   8 D. Hull, S. 22; The Psychic Era, März 1902, S. 6f.   9 Informationen auf ancestry.com zufolge heirateten sie 1854. 10 Informationen auf ancestry.com zufolge wurde Alfaretta Hull am 2. September 1863 geboren. 11 D. Hull, S. 22. 12 In der Seventh-day Adventist Encyclopedia (Review and Herald, Hagerstown, Maryland, 1996, Bd. 10, S. 718) heißt es, dass er zuvor zwei anderen Kirchen angehört hat; dabei bleibt allerdings unberücksichtigt, dass er für kurze Zeit wahrscheinlich auch Methodist war (s. D. Hull, S. 19). 13 The Psychic Era, März 1902, S. 4. 14 Advent Review and Sabbath Herald, 23. September 1858, S. 140. 15 Ebd., 5. August 1858, S. 92f. 16 Ebd., 27. Mai 1858, S. 12f.; 22. Juli 1858, S. 76. 17 The Greatest Debate Within a Half Century, S. 103. 18 Advent Review and Sabbath Herald, 23. Oktober 1860, S. 178f.; 26. Mai 1863, S. 204–206. 19 Pacific Union Recorder, 6. Juni 1912, S. 2; Advent Review and Sabbath Herald, 19. April 1906, S. 9. 20 J. H. Loughborough, S. 246–248, 251; Pacific Union Recorder, 13. Juni 1912, S. 1. Siehe auch E. G. White, Testimonies for the Church, Bd. 1, S. 426–433. 21 Testimonies for the Church, Bd. 1, S. 427. 22 Advent Review and Sabbath Herald, 27. Januar 1863, S. 69. 23 S iehe E. G. White, A Sketch of the Christian Experience and Views of Ellen G. White (James White, Sarasota Springs, New York, 1851), S. 47; E. G. White, Supplement to the Experience and Views of Ellen G. White (James White, Rochester, New York, 1854); E. G. White, Spiritual Gifts (Steam Press, Battle Creek, 1858), Bd. 1, S. 173-179. 24 J. H. Waggoner, Nature and Tendency of Modern Spiritualism, 2. Ausg. 1860. Die erste Ausgabe war 1857, noch vor der Zusammenarbeit von Hull und Waggoner, veröffentlicht worden. 25 M oses Hull, Infidelity and Spiritualism, 1862. 26 P acific Union Recorder, 13. Juni 1912, S. 1; Loughborough, S. 251f. 27 E lvira L. Hull, Brief in Woodhull and Claxton Crucible, 6. September 1873, S. 5. Siehe auch Alice Thompson Edwards, „My Memories of Moses Hull”, S. 7; (unveröffentlichtes Manuskript, Fotokopie in der Sammlung des Autors). Teile des Manuskripts wurden im Youth’s Instructor vom 22. November 1938 auf den Seiten 1, 3, 10, 13 abgedruckt. 28 D . Hull, S. 40. Hier wird diese Information impliziert, wenn auch nicht ausgedrückt. An anderen Stellen habe ich Aussagen darüber gefunden, dass einige seiner Töchter mit dem Spiritismus zu tun hatten, allerdings nicht alle. 29 A dvent Review and Sabbath Herald, 28. Juli 1868, S. 16. 30 E bd., 20. Oktober 1859, S. 176. 31 J ulia Schlesinger, Workers in the Vineyard, 1896, S. 56f. 32 E bd. S. 57f. Ich kenne elf Bücher und acht Broschüren (Werke mit weniger als 100 Seiten), die Hull als Spiritist schrieb. 33 M attie Hull, Wayside Jottings, 1888, S. xv, xvi; siehe auch Youth’s Instructor, 22. November 1938, S. 13. 34 D . Hull, S. 40–42. 35 E bd., S. 67–70; siehe auch die Website des Morris-Pratt-Instituts. 36 E . G. White, Testimonies for the Church, Bd. 1, S. 433. 37 A dvent Review and Sabbath Herald, 29. März 1860, S. 149.

James R. Nix ist der Direktor des

Ellen G. White-Estate in Silver Spring, ­Maryland (USA).

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E L L E N

W H I T E

E N T D E C K E N

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laubt an den HERRN, euren Gott, dann werdet ihr bestehen! Glaubt seinen Propheten, dann wird es euch gelingen!“ (2 Chr 20,20 EB) Die Bibel lehrt, dass Gott sein Volk durch die Gabe der Prophetie führt. Siebenten-Tags-Adventisten glauben, dass Gott durch Visionen und Träume, die er Ellen G. White gab, die ersten wichtigen Dienste der Kirche ins Leben rief.

Das Verlagswesen

Das Jahr 1848 war für die Gruppe Sabbat haltender Adventisten von evangelistischen „Sabbatkonferenzen“ geprägt. Das waren hochinteressante Zusammenkünfte. Adventisten kamen zum ersten Mal zusammen, um die Endzeitbedeutung des Sabbats im Zusammenhang mit der Versiegelung des Volkes Gottes zu studieren. Auf einer solchen Studienkonferenz am 17. und 18. November 1848, die im Haus von Otis Nichols in Dorchester (Massachusetts) stattfand, wurde um ein Verständnis dieser Frage gerungen. Die Konferenz bildete die Fortsetzung einer Versammlung in Topsham (Maine), auf der Adventisten die Versiegelung in Offenbarung 7 im Zusammenhang mit der dreifachen Engelsbotschaft in Offenbarung 14 studiert hatten. Sie bemühten sich zu verstehen, wie sie den Sabbat als Teil des ewigen Evangeliums dem Willen Gottes gemäß verkündigen sollten. Auf der Konferenz im November hatte Ellen White eine Vision. Nach deren Ende wandte sie sich an ihren Mann James und sagte: „Ich habe eine Botschaft für dich. Du musst anfangen, eine kleine Zeitschrift zu drucken, und sie an die Leute ausschicken. Lass sie zuerst klein sein; aber indem die Leute lesen, werden sie dir die Mittel zum Drucken senden, und du wirst gleich von vorn herein Erfolg haben.“ Dann machte sie eine erstaunliche Vorhersage: „Es wurde mir gezeigt, dass sich aus diesem kleinen Anfang Lichtströme ergießen würden, welche um die ganze Welt herum reichten.“1 Diese und einige weitere Visionen führten dazu, dass James White im Juli 1849 begann, die Zeitschrift Present Truth (Gegenwärtige Wahrheit) zu veröffentlichen. Sie diente dazu, Adventisten der Millerbewegung von der Bedeutung des biblischen Sabbats im Licht der bevorstehenden Wiederkunft Christi zu überzeugen. Im Jahr 1850 wurde die Zeitschrift vom Advent Review and Sabbath

Herald abgelöst, den es bis heute in Form des Adventist Review gibt. Das umfassende Verlagswerk der Kirche der Siebenten-TagsAdventisten lässt sich zum großen Teil auf die prophetischen Visionen Ellen Whites zurückführen. Der Gesundheitsdienst

In den 1850er- und 1860er-Jahren hatten viele Siebenten-TagsAdventisten gesundheitliche Probleme. Sie litten wie die meisten Nordamerikaner unter ansteckenden Krankheiten und an Erkrankungen, die mit dem Lebensstil zusammenhingen. Viele starben an Tuberkulose, Cholera, Diphtherie, Lungenentzündung und ähnlichen Krankheiten. Selbst einfache Prinzipien der Hygiene und Sauberkeit waren vielfach unbekannt. Die Ernährung bestand vorwiegend aus Fleisch, Fett und scharfen Gewürzen. Das führte zu Schlaganfällen, Herzkrankheiten und Mangelerscheinungen.

Von Merlin D. Burt

Geführt

Am Beginn wichtiger Dienste standen Träume und Visionen

Gabe der p rop h e t i e durch die

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H A rr y

A n ders o n / R e v ie w

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P u blishi n g

A ss o ciati o n


Ellen White erhielt zwischen 1848 und 1865 vier Visionen über Themen der Gesundheit. 1848 wurden ihr die gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Tabak, Kaffee und schwarzem Tee gezeigt.2 Am 12. Februar 1854 hatte sie eine Vision über die Wichtigkeit von Sauberkeit und Mäßigkeit und über die Gefahr von fetten oder raffinierten Speisen. „Ich sah unter den Gläubigen einige, die kränklich waren. Sie waren dafür selbst verantwortlich, weil sie ihrem Appetit nachgaben. Wenn wir gesund sein wollen, müssen wir auf die Gesundheit achten, die Gott uns gegeben hat. Wir dürfen nicht unserem ungesunden Appetit nachgeben und müssen mehr rohe [d. h. unraffinierte] Lebensmittel mit weniger Fett essen.“3 Am 6. Juni 1863 erhielt Ellen White im Haus der Geschwister Hillard in Otsego (Michigan) die Gesundheitsvision, die den größten Einfluss auf die Siebenten-Tags-Adventisten haben würde. Darin wurde noch umfassender geschildert, was ihr bereits in früheren Visionen gezeigt worden war. Unter anderem wurden eine vegetarische Ernährung empfohlen, der Verzehr von Schweinefleisch abgelehnt und der Zusammenhang zwischen Gesundheit und Gottvertrauen betont. Am 25. Dezember 1865 erhielt Ellen White eine vierte Gesundheitsvision mit der Anweisung, dass die Siebenten-TagsAdventisten eine eigene Institution aufbauen sollten. Obwohl diese hauptsächlich Adventisten zugutekommen sollte, sah Ellen White darin einen Dienst für die ganze Welt. Sie schrieb: „Solch eine Institution würde – richtig geführt – die Möglichkeit bieten, unsere Sichtweisen vielen nahezubringen, die wir auf dem üblichen Weg unmöglich mit der Wahrheit erreichen könnten … Auf diese Weise dem Einfluss der Wahrheit ausgesetzt, werden einige nicht nur Linderung ihrer körperlichen Schwächen erfahren, sondern auch Heilung für ihre sündenkranken Seelen finden.“4 Aufgrund dieser Visionen begannen die Adventisten damit, Änderungen in ihrem Lebensstil und in der Art und Weise vorzunehmen, wie sie die drei Engelsbotschaften verkündigten. Die Gesundheitsbotschaft wurde zum „rechten Arm“ des Evangeliums. Zu dieser neuen Betonung führte Gott durch die Visionen, die er Ellen White gab. Adventistische Bildungseinrichtungen

Bis in die 1870er-Jahre hinein besaßen viele Siebenten-TagsAdventisten keine abgeschlossene Schulbildung. Sie waren jedoch leidenschaftlich daran interessiert, die Bibel zu lesen und ihre Botschaft zu verstehen. Diese grundlegende Ausrichtung auf die Bibel ließ sie großen Wert auf die Fähigkeiten, zu lesen und klar zu denken, legen. Im Jahr 1872 veröffentlichte Ellen White ihr Zeugnis Nr. 22, das heute in den neunbändigen Testimonies for the Church enthalten ist. In einer Vision wurde ihr gezeigt, wie wichtig eine christlichadventistische Bildung ist. In einem fast 50 Seiten langen Artikel legte sie verschiedene Prinzipien richtiger Bildung dar. Dazu gehörte zum Beispiel, dass man Kinder und Jugendliche lehren sollte, selbständig zu denken und moralische Entscheidungen zu treffen. Auch Themen wie den richtigen Umgang mit der Zeit

und die Notwendigkeit, den ganzen Menschen – seelisch, körperlich, moralisch und geistlich – zu entwickeln, sprach sie an. Außerdem stellte sie eine Verbindung zwischen den Gesundheitsprinzipien und der Bildung her. Sie schloss ihr Zeugnis mit den Worten: „Das große Ziel der Bildung besteht darin, dass wir lernen, die Fähigkeiten einzusetzen, die Gott uns gegeben hat, um so gut wie wir können den biblischen Glauben zu repräsentieren und Gott zu verherrlichen … Wir brauchen eine Schule, in der diejenigen, die ihren Predigerdienst gerade beginnen, zumindest eine grundlegende Bildung erhalten und in der sie die Wahrheiten des Wortes Gottes für diese Zeit besser kennenlernen.“5 Diese Botschaft führte 1874 zur Gründung des Battle CreekColleges, der ersten Bildungseinrichtung in einem heute weltweiten Netz von Colleges und Universitäten. In den 1890er-Jahren kamen Grund- und Sekundarschulen hinzu. Heute legen Siebenten-Tags-Adventisten besonderen Wert auf Bildung und betreiben weltweit das größte protestantische Bildungssystem. Ähnlich wie das Verlagswesen und die Gesundheitsbotschaft hat auch der Bildungsschwerpunkt einen entscheidenden Einfluss darauf gehabt, wie Adventisten das Evangelium verkündigen. Das war möglich, weil Gott sie durch die Visionen führte, die er Ellen White gab. Führung durch die Gabe der Prophetie ist ein Geschenk

Manchmal erkennen weder Siebenten-Tags-Adventisten noch die Menschen, die durch das Verlagswesen, die Gesundheitseinrichtungen und das Bildungswesen unserer Kirche gesegnet werden, Gottes Hand in der Gründung und Entwicklung dieser Dienste. Gott liegen die Menschen so sehr am Herzen, und die effektive Verkündigung seiner Botschaft der Hoffnung in einer sterbenden Welt ist ihm so wichtig, dass er durch Träume und Visionen direkte Weisungen gab. Kein Wunder, dass SiebentenTags-Adventisten das Schrifttum von Ellen White schätzen. Die beste Art, mit diesem Geschenk umzugehen, ist sicher, ihre Ratschläge zu lesen und umzusetzen. In den Büchern Auf den Spuren des großen Arztes und Erziehung sind die meisten der Gesundheits- und Bildungsprinzipien nachzulesen, die ihr in Visionen gezeigt wurden. n 1 Ellen G. White, Leben und Wirken, Pacific Press, 1916, S. 141 (auf der CD-ROM des AdventVerlags Lüneburg enthalten). 2 James White, „Present Truth, and Present Conflicts: Or, the Duties and Dangers of Our Time“, Advent Review and Sabbath Herald, 8. November 1870, S. 164; Ellen G. White, Brief 8, 1851 an „Brother and Sister Howland“. 3 „Reproof for Adultery and Neglect of Children”, 12. Februar 1854, Manuskript 1, 1854. 4 Testimonies for the Church, Bd. 1, S. 492f. 5 Testimonies for the Church, Bd. 3, S. 160.

Merlin D. Burt ist Direktor der Zweigstelle

des Ellen G. White-Estate an der AndrewsUniversität in Berrien Springs, Michigan (USA).

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F R A G E N

Der

Z U R

B I B E L

Erste oder Erstgeborene?

Was bedeutet es, dass

Christus in Kolosser 1,15

Dieser Vers wird häufig von Personen angeführt, der „Erstgeborene vor die die Göttlichkeit Christi ablehnen. Sie sagen, dass er aller Schöpfung“ (LB) das erste Wesen war, das Gott geschaffen hat. Um die Frage genannt wird? zu beantworten, werde ich den Gebrauch des Begriffs „Erstgeborener“ im Alten Testament, dessen Verwendung im Neuen Testament und dessen Anwendung auf Jesus zusammenfassen. 1. „Erstgeborener“ im Alten Testament: Dort bezieht sich der Begriff vorwiegend auf erstgeborene Tiere und Menschen. Sie gehören beide dem Herrn, da er deren Leben bewahrte, als er die Erstgeburt der Ägypter tötete (vgl. 2 Mo 13,15). Erstgeborene reine Tiere wurden dem Herrn geopfert, während erstgeborene unreine Tiere ausgelöst wurden (2 Mo 13,13b; 3 Mo 27,26–27). Erstgeborene Menschen mussten ebenso ausgelöst werden (2 Mo 13,13b.15). Später wurden die Leviten dem Herrn dargebracht, um im Heiligtum an Stelle der anderen erstgeborenen Männer Israels zu dienen. So wurden die Erstgeborenen der Israeliten dauerhaft ausgelöst (4 Mo 8,16–18). Ein erstgeborener Mensch war „der Erstling meiner Stärke“ (1 Mo 49,3), ein Hinweis auf die Zeugungsfähigkeit des Vaters. Aus der Sicht der Mutter war der Erstgeborene der „zuerst den Mutterschoß durchbricht“ (2 Mo 13,2). Die Bedeutung des erstgeborenen Sohnes liegt wahrscheinlich darin, dass er nach dem Tod seines Vaters die Führung der Familie übernahm. Er erhielt den doppelten Anteil des Erbes und die Ehre und den Respekt der Familie (5 Mo 21,17). Der Titel „Erstgeborener“ verweist auf den Ersten als Symbol des Besten und betont die Einzigartigkeit des ersten Sohnes und seine Vormachtstellung über den Rest der Familie. Dies führte zu einem Verständnis des Ausdrucks „Erstgeborener“ jenseits des Gedankens der Geburt. So wurde Israel als „erstgeborener Sohn“ des HERRN bezeichnet (2 Mo 4,22) in dem Sinn, dass Israel Gottes „Eigentum vor allen Nationen“ und „ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk“ sein würde (2 Mo 19,5–6). David wird ebenso als „Erstgeborener“ bezeichnet im Sinne des „Höchsten unter den Königen auf Erden“ (Ps 89,28). 2. „Erstgeborener“ im Neuen Testament: Jesus wird als erstgeborener Sohn Marias bezeichnet (Lk 2,7), der ihren Mutterschoß durchbrach. Andere Textstellen im Neuen Testament

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gebrauchen den Begriff „Erstgeborener“ metaphorisch. Laut Hebräer 12,23 gibt es eine „Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel aufgeschrieben sind.“ Das ist ein anderer Ausdruck, um zu sagen, dass das geistliche Israel der Erstgeborene des Herrn ist. Von Jesus heißt es, dass er „der Erstgeborene unter vielen Brüdern“ ist (Röm 8,29). Dieser Ausdruck verweist auf Jesu Vormachtstellung unter den von ihm Erlösten, die er auch zu seinen Brüdern gemacht hat. Christus ist auch der „Erstgeborene von den Toten“ (Kol 1,18; Offb 1,5). Dieser Ausdruck weist darauf hin, dass er der einzige ist, der die Macht des Todes überwunden hat und diesen Sieg auch Anderen zugänglich gemacht hat. 3. „Der Erstgeborene vor der Schöpfung“: Der Textzusammenhang in Kolosser 1,15 zeigt deutlich, dass sich der auf Jesus bezogene Begriff „Erstgeborener“ auf seine Vorrangstellung in der Schöpfung und seine Macht und Herrschaft über die Schöpfung bezieht. Der Abschnitt bezieht sich auf den Ursprung der Schöpfung, nicht auf den Ursprung Christi. Er hat alles erschaffen und er war „vor allem“ (V. 16a.17a). Er wird als „der Anfang“ bezeichnet (V. 18b), das heißt als derjenige, der im Anfang schuf (1 Mo 1,1). Es ist also die Schöpfung, die einen Anfang hatte, nicht Jesus! Jesus ist auch der „Erstgeborene von den Toten“ (Kol 1,18b). Hier liegt der Gegensatz in der Darstellung der Schöpfung, die am Anfang frei vom Tod war, und dem Sieg Christi über den Tod bei seiner Wiederkunft (1 Kor 15,55.57). Als „Erstgeborener von den Toten“ hat er Macht über den Tod. Das Ziel Gottes in all dem war, dass Christus „in allem der Erste sei“ (Kol 1,18c). Sowohl als Schöpfer als auch als Erlöser gebührt Jesus der erste Platz im Universum. Er ist der unangefochtene Herrscher, der alles zusammenhält (V. 17b). Christus ist das „Ebenbild“ Gottes, weil in ihm die „Fülle“ Gottes wohnt (V. 15a.19b). Darum beruht seine Vormachtstellung nicht nur auf dem, was er getan hat, sondern darin, dass er von Natur Gott ist. n

Angel Manuel Rodríguez hat unserer Kirche

viele Jahrzehnte lang gedient, zuletzt als Direktor des Biblischen Forschungsinstituts der Generalkonferenz. Jetzt ist er im Ruhestand.


B I B E L S T U D I U M

Von Mark A. Finley

Zweitausend Jahre

immer warten

und noch

K

urz vor seiner Kreuzigung, gab Jesus seinen Jüngern das Versprechen: „Wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin.“ (Joh 14,3; EB) Aber das war vor fast 2000 Jahren. Das Versprechen hat sich nicht erfüllt; Jesus ist noch nicht wiedergekommen. Treue Gläubige haben seine Wiederkunft in mehreren Jahrhunderten erwartet. Manche haben sogar Daten dafür festgelegt – und wurden jedesmal schwer enttäuscht. Warum ist Jesus noch nicht wiedergekommen? Warum hat sich seine Wiederkunft verzögert? Worauf wartet er? In unserer Betrachtung dieses Monats werden wir einige Antworten entdecken.

1

Wer allein kennt nach Mathäus 24,36 die genaue Zeit der Wiederkunft Christi? Gott hat die genaue Zeit der Wiederkunft Christi nicht offenbart. Einmal angenommen, die Jünger hätten erfahren, dass Christi Wiederkunft 2000 Jahre in der Zukunft liegen würde, dann wären sie sicherlich sehr entmutigt gewesen. Dass wir nicht wissen, wann Jesus wiederkommen wird, motiviert uns, jeden Tag dafür bereit zu sein (vgl. V. 44).

2

Was wünscht sich Gott laut 1. Timotheus 2,3–4?

Es gibt nichts Wichtigeres für Gott als die Erlösung der Menschen, für die Jesus kam. Er sehnt sich danach, dass jeder Mensch dessen Opfer annimmt und für immer gerettet wird.

3

Wie sollen wir Gottes Versprechen bezüglich der Wiederkunft Christi betrachten? Sind sie noch gültig? 2. Petrus 3,9–10 Die Versprechen Gottes sind noch gültig. Der Apostel Petrus gibt hier eine entscheidende Einsicht, was die Verspätung der Wiederkunft unseres Herrn betrifft. Einer der Gründe, warum Jesus noch nicht wiedergekommen ist, besteht darin, dass Gott „Geduld mit uns hat. Denn er möchte nicht, dass auch nur ein Mensch verlorengeht, sondern dass alle Buße tun und zu ihm umkehren.“ F O T O

VON

C R E A T I ON S W A P

(V. 9b NLB). Gott wartet und leidet selbst an der Sünde dieser Welt. Er tut alles, was in seiner Macht steht, um jeden Menschen zu retten.

4 Was muss laut Matthäus 24,14 und Offb. 14,6 noch geschehen, bevor Jesus wiederkommt? Wenn jeder Mensch eine angemessene Gelegenheit hatte, Jesus und seine Endzeitbotschaft anzunehmen und eine endgültige Entscheidung für oder gegen Christus zu treffen, wird Jesus wiederkommen. Lies auch Offenbarung 22,10–12.

5 Welche anderen Faktoren tragen zur Ver­zögerung der Wiederkunft Christi bei? Markus 4,26.29 und Offenbarung 14,14–16 Durch das gesamte Neue Testament zieht sich die Vorstellung der Ernte im Zusammenhang mit der Wiederkunft Christi. Jesus wird wiederkommen, wenn „die Ernte der Erde reif geworden ist“. Die Frucht des Heiligen Geistes manifestiert sich im Leben der Kinder Gottes und offenbart der Welt und dem beobachtenden Universum den Charakter Christi. Die Liebe Gottes wird durch seine Gemeinde offenbart. Die verändernde Kraft und überfließende Gnade des lebendigen Christus werden durch das Volk Gottes dem gesammten Universum gezeigt (vgl. Eph 3,8–12). Der Egoismus, die Gier und der Stolz des Bösen wird durch dessen Anhänger aufgezeigt. Es wird eine unmissverständliche Linie gezogen zwischen Liebe und Hass, Selbstlosigkeit und Egoismus. Das gesamte Universum wird erkennen, dass Gottes Weg der liebenden Güte der beste ist.

6

Wie beeinflusst die Hoffnung auf die baldige Wiederkunft Christi unseren Alltag? Titus 2,11–14

7 Was ist das größte Ergebnis der Liebe G­ ottes, die er uns zuteilwerden lässt? Wie verändert seine Liebe unser Verhalten? 1. Johannes 3,1–3 Wenn wir eine bewusste Entscheidung treffen, um Jesus anzunehmen, werden wir zu Söhnen und Töchtern Gottes. Durch seine Gnade werden wir gerechtfertigt und gerettet. Durch Christi Liebe werden wir geheiligt und verändert, wenn wir jeden Tag mit ihm leben. So unmöglich es erscheinen mag: Er wird uns sich selbst ähnlich machen und uns die Kraft geben, der Welt seinen Charakter zu offenbaren (vgl. 2 Kor 3,18). Die Erlösung ist von Anfang bis Ende ein Wunder der erstaunlichen, lebensverändernden Gnade Gottes. n Mai 2013 | Adventist World

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LESERFORUM

I

Christus und der

m September 1989 beauftragte das Ellen G. White Estate den bekannten adventistischen Künstler Elfred Lee, ein etwa 9 x 2,5 Meter großes Wandgemälde der ersten Vision von Ellen White zu malen. Diese Vision schilderte die Reise der Adventgläubigen auf einem geraden, schmalen Pfad, nach dem himmlischen Jerusalem. „Hinter ihnen, am Anfang des Weges, war ein helles Licht, das der ‚Mitternachtsruf‘ war, wie mir [Ellen White] ein Engel sagte. Dieses Licht schien den ganzen Pfad entlang und war ein Licht für ihre Füße, damit sie nicht straucheln möchten.“ „Solange die Gläubigen ihre Augen auf Jesus gerichtet hielten, der sie nach der Stadt führte, waren sich sicher. Wenn nicht, strauchelten sie und fielen von dem Pfad herab in die Dunkelheit unter ihnen.1 Das Wandgemälde mit dem Titel Christus und der schmale Weg besteht aus drei Tafeln. Die erste stellt Menschen, Ereignisse, Institutionen und Aktivitäten aus der Adventgeschichte in der Mitte des 19. Jahrhunderts dar. Auf der zweiten Tafel ist Christus die beherrschende Gestalt. Er wird als einziger Weg zur Erlösung und einzige Autorität der Gemeinde dargestellt. Seine weit ausgestreckten Arme weisen auf seine liebevolle Einladung an alle Menschen hin, ihn als Herrn und Erlöser anzunehmen. Tafel zwei enthält auch eine Darstellung der Bibel, der Zehn Gebote, der drei Engel aus Offenbarung 14 und der inspirierten Schriften von Ellen White. Tafel drei setzt den Akzent vorwiegend auf Menschen und Geschehnisse des 20. Jahrhunderts.2 Das Wandgemälde wurde am 22. Oktober 1991 enthüllt. Es ist im Eingangsbereich des White Estates am Sitz der Generalkonferenz der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Silver Spring, Maryland, USA, ausgestellt. Wahrscheinlich handelt es sich um das größte Gemälde dieser Art innerhalb unserer Kirche. 1 Ellen G. White, Frühe Schriften von Ellen G. White, Wegweiser-Verlag Wien, 1999, S. 12f 2 Die Informationen entstammen dem Flugblatt „Christus und der schmale Weg“, das vom Ellen G. White Estate herausgegeben wurde.

Näheres zu diesem Wandgemälde und den dargestellten Personen gibt es unter teachers.ellenwhite.org/mural/mural.htm

1. Jesus Christus  2. Die Zehn Gebote  3. Die drei Engel  4. Die Bibel  5. Das Schrifttum von Ellen White  6. William Miller (1782–1849)  7. Der große Sternenfall (12./13. November 1833)  8. Ellen G. White (1827–1915)  9. Die Vision von den Lichtstrahlen (18. November 1848)

Adventist World | Mai 2013

25. Western Health Reform Institute (Gesundheitsinstitut) 26. Review and Herald 27. Das norwegische Verlagshaus (gegründet 1882) 28. Dime Tabernacle (eingeweiht am 20. April 1879) 29. Battle Creek College (gegründet 1874)

10. Das himmlische Heiligtum

30. Vigilant Missionary Society (gegründet am 8. Juni 1869)

11. Die Gemeinde in Washington, New Hampshire

31. Battle Creek Sanatorium (1877–1902)

12. Joseph Bates (1792–1872)

32. Luther Warren (1864–1940)

13. Rachel Oakes Preston (1809–1868)

33. Zeltevangelisation

14. Frederick Wheeler (1811–1910)

34. J. N. Andrews (1829–1883) mit seinen beiden Kindern, Mary und Charles

15. Uriah Smith (1832–1903) 16. Annie R. Smith (1828–1855) 17. Michael Belina Czechowski (1818–1876) 18. John N. Loughborough (1832–1924) 19. Martha D. Amadon (1834–1937) 20. Stephen N. Haskell (1833–1922) 21. James White (1821–1881) 22. John Byington (1798–1887) 23. Goodloe Harper Bell (1832–1899)

28

24. Die Washingtoner Handpresse (1852)

35. Kate Lindsay, Ärztin (1842–1923) 36. John Harvey Kellogg, Arzt (1852–1943) 37. William H. Anderson (1870–1950) 38. Kapelle in Minneapolis, Minnesota (gebaut 1888) 39. Ellet J. Waggoner (1855–1923) 40. Alonzo T. Jones (1850–1923) 41. Sunnyside (1896–1900)


schmale Weg D arr y l T h o m ps o n ;

42. Avondale College (gegründet 1897) 43. Abram La Rue (1822–1903) 44. Arthur G. Daniells (1858–1935) 45. Pitcairn (erste Fahrt 1890) 46. Skodsborg Sanatorium (gegründet 1898) 47. Oakwood University (gegründet 1896) 48. Charles M. Kinney (1855–1951) 49. Anna Knight (1874–1972) 50. Morning Star (1894) 51. James Edson White (1849–1928) 52. Brand des Battle Creek Sanato­ riums (18. Februar 1902) 53. Elmshaven (1900–1915) 54. Madison College (1904–1964)

C o p y right

©

2 01 3 ,

E lle n

G .

White ®

55. Edward A. Sutherland (1865–1955); Sally (Bralliar) Sutherland (1871–1953)

67. Einweihung des Loma Linda Sanatoriums (15. April 1906)

81. L oma-Linda-Universität (eröffnet 1967)

56. Sydney Sanatorium (gegründet 1903)

68. John A. Burden (1862–1942) 69. Newton Evans, Arzt (1874–1945)

82. P ioneer Memorial Church an der Andrews-Universität

57. Sanitarium Reformkostfirma (gegründet 1897)

70. Percy T. Magan, Arzt (1867–1947) 71. William C. White (1854–1937)

58. Loma Linda Sanatorium (gegründet 1905)

72. Arthur L. White (1907–1991)

59. Marcial Serna (1860–1935)

74. Fernando Stahl (1874–1950); Ana (Carlsen) Stahl (1870–1968)

60. Verlagswerk 61. William H. Green (1871–1928) 62. William A. Spicer (1865–1952) 63. Frank L. Peterson (1893–1969) 64. G. E. Peters (1885–1965) 65. L. Flora Plummer (1862–1945) 66. Eva B. Dykes (1892–1986)

73. Fortschritt der Adventmission

E state ,

83. D er barmherzige Samariter Statue in Loma Linda, Kalifornien 84. S itz der Generalkonferenz (offiziell eröffnet am 3. Oktober 1989) 85. Die Taube

75. Harry W. Miller, Arzt (1879–1977) 76. Missionsflugzeuge 77. Leo B. Halliwell (1891–1967); Jessie (Rowley) Halliwell (1894–1962) 78. Luzeiro (Lichtträger) 79. Harold M. S. Richards (1894–1985) 80. Fernsehen und Radio

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I n c .


LESERFORUM

In

Zahlen ausgedrückt:

Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten

Verhältnis

STA zu Nicht-STA

Mitglieder

1: 407

17.214.683 30. Juni 2011

Pro Kopf

mitgliederz ahlen

181

Gesamtanzahl der Länder

232 209

Medienzentren

63

Verlage Zweigstellen

173

Krankenhäuser & Sanatorien

Adventist World | Mai 2013

Zehnten & Gaben

US-$

2010

14

20

Lebensmittelfabriken Produktion 30

US-$

2.900.945.610

Mit STA-Präsenz

INSTITUTIONEN

FINANZEN

1.668.754

Schüler und Studenten in STAEinrichtungen

BILDUNG

7.883

STA-Bildungsein­ richtungen auf allen Ebenen


„Siehe, ich komme bald …“

Ein-Tag-Kapelle Raymond Memorial Higher Secondary School

Unser Auftrag ist es, Jesus Christus zu erhöhen und Siebenten-Tags-Adventisten überall im Glauben und Leben, in ihrer Hoffnung und Mission zu einen. Herausgeber: Adventist World ist eine internationale Zeitschrift der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Sie wird herausgegeben von der Nordasien-Division der Generalkonferenz der SiebentenTags-Adventisten. Geschäftsführender Herausgeber: Bill Knott Mitherausgeber: Claude Richli Internationaler Verlagsleiter: Chun Pyung Duk Herausgeberausschuss: Ted N. C. Wilson, Vorsitz; Benjamin D. Schoun, stellvertretender Vorsitzender; Bill Knott, Sekretär; Lisa Beardsley; Daniel R. Jackson; Robert E. Lemon; Geoffrey G. Mbwana; G. T. Ng; Juan Prestol; Michael Ryan; Ella S. Simmons; Mark Thomas; Karnik Doukmetzian, Rechtsberater Koordinationsausschuss: Lee Jairyong, Vorsitz; Akeri Suzuki; Kenneth Osbom; Guimo Sung; Glenn Mitchell; Chun Pyung Duk Chefredakteur: Bill Knott V. i. S. d. P. (deutschsprachige Ausgabe): Elí Diez-Prida, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg

Mani Kerketta (rechts), eine der ersten Schülerinnen der RaymondSchule, erinnert sich an die primi­ F o t o s v o n R ichard D u erkse n tiven Bedingungen, unter denen der erste Unterricht gehalten wurde. Diese Erinnerungen waren über­ wiegend verblasst, als die neuen Schulgebäude eröffnet wurden.

Redakteure in Silver Spring, Maryland, USA: Lael Caesar, Gerald A. Klingbeil (stellvertretende Chefredakteure), Sandra Blackmer, Stephen Chavez, Mark A. Kellner, Kimberly Luste Maran Redakteure in Seoul, Korea: Chun, Jung Kwon; Choe, Jeong-Kwan Redakteur der Online-Ausgabe: Carlos Medley Technische Koordination: Merle Poirier Finanzmanagerin: Rachel J. Child

Die „Raymond Memorial Higher Secondary School“ bietet in der Stadt Falakata im indischen Bundesstaat Westbengalen mehr als 1200 Schülern eine adventistische Schulbildung. Das Raymond Memorial war das erste adventistische Gymnasium in Indien. Bei der Eröffnung im Jahr 1949 mussten die meisten Schüler noch in Zelten am Rand des etwa 2,5 Quadratkilometer großen Schulgrundstücks wohnen, das zum größten Teil aus unberührtem Dschungel bestand. „Sie haben uns dafür bezahlt, dass wir zur Schule gehen“, erinnert sich Mani Kerketta, der zur ersten Gruppe von Schülern gehörte. „Den Rest des Tages verbrachten wir damit, das Grundstück zu erschließen.“ Maranatha Volunteers International hatte seinen ersten Einsatz am Raymond Memorial im Jahr 1999. Damals wurden einige Gemeindehäuser in der Gegend gebaut und bei der Gelegenheit wurde bei notwendigen Bauarbeiten an der Schule geholfen. Im Januar 2013 tat sich ein Team von Maranatha-Freiwilligen aus sechs Ländern zusammen, um die ersten acht von insgesamt 16 Ein-Tag-Klassenzimmern für die Grundschule des Raymond Memorial zu bauen. Am Tag der Einweihung der acht Klassenzimmer kamen alle Schüler, aber auch viele hinduistische und muslimische Familien zur Schule. Im Mittelpunkt der Feier standen Bildung und Hoffnung. Mehr als 80 Prozent der ortsansässigen Geschäftsleute schicken ihre Kinder zum Raymond Memorial. „Natürlich besuchen unsere Kinder die Raymond-Schule“, meinte der Elektrohändler. „Dort gibt es die die beste Schulbildung in der Gegend. Sie vermitteln echte Werte.“ Das Programm zum Bau von „Ein-Tag-Kapellen“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, Adventist-Laymen’s Services and Industries (ASI) und Maranatha Volunteers International. Die Geschichten werden jeden Monat von Maranathas „Geschichtenerzähler“ Dick Duerksen erzählt.

Assistentin des Chefredakteurs: Gina Wahlen Redaktionsassistentin: Marvene Thorpe-Baptiste Leserservice: Merle Poirier Layout und Design: Jeff Dever, Fatima Ameen Berater: Ted N. C. Wilson, G T Ng, Robert E. Lemon, Delbert W. Baker, Guillermo E. Biaggi, Lowell C. Cooper, Daniel R. Jackson, Geoffrey G. Mbwana, Armando Miranda, Pardon K. Mwansa, Michael L. Ryan, Blasious M. Ruguri, Ella S. Simmons, Alberto C. Gulfan jr, Erton Köhler, Jairyong Lee, Israel Leito, John Rathinaraj, Paul S. Ratsara, Barry D. Oliver, Benjamin D. Schoun, Artur A. Stele, Bruno Vertallier, Gilbert Wari, Bertil A. Wiklander Verlag der deutschsprachigen Ausgabe: Saatkorn-Verlag GmbH, Abt. Advent-Verlag, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg Übersetzung ins Deutsche: Frauke Gyuroka, Graz Layoutanpassung der deutschsprachigen Ausgabe: Ingo Engel, München Druck der deutschsprachigen Ausgabe: Thiele & Schwarz GmbH, Werner-Heisenberg-Str. 7, 34123 Kassel Rötzerdruck, Mattersburgerstr. 25, 7000 Eisenstadt (Österreich) Autoren: Wir freuen uns über Beiträge. Unsere Anschrift: 12501 Old Columbia Pike, Silver Spring, MD 20904-6600, USA. E-Mail: worldeditor@gc.adventist.org, Website: www.adventistworld.org Die Bibelzitate sind – falls nichts anderes vermerkt ist – der Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers (revidierter Text 1984), durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 2007 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, entnommen. Adventist World erscheint monatlich und wird in Korea, Brasilien, Indonesien, Australien, Argentinien, Deutschland, Österreich und den USA gedruckt. 9. Jahrgang, Nr. 5

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Jeden Monat gelangt Adventist World in die Hände dieses Athleten. Abel Kirui* liest Adventist World, um mit seiner Gemeindefamilie auf der ganzen Welt Kontakt zu halten. Auch du kannst auf die gleiche Weise mit deiner Gemeindefamilie in Verbindung bleiben. Wenn du Adventist World nicht regelmäßig kostenlos bekommst, frage den Büchertischverwalter deiner Gemeinde danach.

*Abel Kirui aus Kenia gewann die Marathon-Weltmeisterschaft 2009 in Berlin und 2011 in Daegu (Südkorea). Außerdem errang er die Silbermedaille bei den Olympischen Sommerspielen 2012 in London.

Eine Familie. Eine Welt. Adventist World.


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