German april 2014

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D i e i n t e r n a t i o n a l e Z e i t s c h r i f t f ü r S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n

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Von der

Hölle zur

Hoffnung 14

Das große Ganze unserer Theologie

Wer ist verantwortlich?

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Laodizeas einzige Hoffnung 27


Apr il 2 01 4

T I T E LT H E M A

D i e i n t e r n a t i o n a l e Z e i t s c h r i f t f ü r S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n

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Apr i l 2 01 4

Von der Hölle zur Hoffnung

Von Claude Richli

Von der

Hölle

Vor 20 Jahren geschah der Völkermord in Ruanda. Heute erleben das Land und unsere Kirche eine Renaissance.

zur

Hoffnung 14

Das große Ganze unserer Theologie

Wer ist verantwortlich?

26

27

Laodizeas

einzige Hoffnung

14 Das große Ganze unserer Theologie

G

L A U B E N S Ü B E R Z E U G U N G E N

Von Lothar Wilhelm

Wie wir zu unseren Glaubenspunkten gekommen sind und warum es 28 davon gibt.

22 Die Ellen G. White Enzyklopädie E

L L E N

W H I T E

E N T D E C K E N

Von Denis Fortin und Jerry Moon

8 Wie unsere Kirche arbeitet

Ein neues, umfassendes und grundlegendes Werk zu einer bemerkenswerten Frau und ihrem Dienst für unsere Kirche.

Einheit, Struktur und Autorität unserer Kirche verstehen, Teil 1

24 Die Kirche wächst wie ein

I M

B L I C K P U N K T

Von Ted N. C. Wilson

A N D A C H T Durch seine Wunden sind wir ­geheilt

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Von Gerald A. Klingbeil

Hören wir auf die Geschichte, die uns Lahme und Blinde erzählen.

D I E A D V E N T G E S C H I C H T E E R Z Ä H L T

­Senfkorn

Von Geoffrey Mbwana

Der Anfang der Ost-Zentralafrikanischen Division war klein, doch das blieb nicht so.

RESSORTS 3 K I R C H E

I N

A K T I O N

3 Aus aller Welt 6 Blick in die Welt 10 GLOW Geschichten

11 G E S U N D H E I T Neue Richtwerte für ­Bluthochdruck

27 B I B E L S T U D I U M Laodizeas einzige ­Hoffnung

F R A G E N Z U R B I B E L 26 Wer ist verantwortlich?

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www.adventistworld.org In 12 Sprachen online

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Adventist World | April 2014

L E S E R F O R U M


Die Kraft der Auferstehung

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ein Lehrer hat mir zwei Weisheiten vermittelt: 1. Unterschätze nie die Ungeheuerlichkeit der menschlichen Bosheit. 2. Unterschätze nie die Kraft des Evangeliums, die Ungeheuerlichkeit der menschlichen Bosheit zu überwinden. Die Verlorenheit sündhafter Menschen wird in jedem Bereich unseres Lebens deutlich. Auf dem Hof zanken und schimpfen Kinder, um ihr Besitzrecht auf Teile aus Stoff und Plastik zu behaupten, die sie „Spielsachen“ nennen. Am Arbeitsplatz wird gestichelt und betrogen, weil jeder eine Sprosse auf der Karriereleiter hinaufklettern will, die Erfolg und Wohlstand verspricht. In den Krisengebieten dieser Erde werden mit Waffen die Ansprüche von Souveränität und der „Nation“ geltend gemacht. Selbst in der Gemeinde beobachten wir, wie durch Stolz und Vorurteile denen Schmerz zugefügt wird, für die Christus gestorben ist. Der Apostel Paulus hat es treffend formuliert: „Wenn der Glaube an Christus uns nur für dieses Leben Hoffnung gibt, sind wir die bedauernswertesten unter allen Menschen.“ (1 Kor 15,19 Hfa) Der christliche Glaube ist ohne die Botschaft von der Auferstehung Christi – und die Kraft seiner Auferstehung in unserem Leben – nichts weiter als ungerechtfertigter Optimismus angesichts todernster Tatsachen. Aber angesichts der guten Nachricht, die wir verkündigen und leben sollen, müssen wir anerkennen: Unser auferstandener Herr will, dass wir als seine Jünger seine umwandelnde Macht schon heute in unseren Aufgaben und Beziehungen erfahren. Durch seine Gnade entscheiden sich Polemiker für gemäßigtere Rhetorik. Durch seine Kraft vergeben Feinde einander. Angesteckt von seinem Beispiel drängen Männer und Frauen den Strom des Bösen durch ein Leben der Freundlichkeit, Großzügigkeit und Treue zurück. „Jeder von uns ist eine Erzählung der Gnade”, sagte ein Dichter. Die zahllosen Menschen, die durch den Tod und die Auferstehung Christi heil wurden, geben der Welt eine hoffnungsvolle Vision von der Welt, die bald kommen wird. Wenn du das Titelthema dieser Ausgabe über Wiederaufbau und Erneuerung nach Gewalt und Grauen liest, dann entschließe dich, aufgrund der Gnade Gottes solch ein erneuertes Leben zu führen.

A U S A L L E R W E LT

Monteiro besucht

Generalkonferenz und bedankt sich für Unterstützung ■■ Der kürzlich von allen Anschuldigungen freigesprochene und aus der Haft in einem Gefängnis in Togo entlassene adventistische Pastor Antonio Monteiro sprach am 18. Februar im Rahmen der Andacht bei der Generalkonferenz in Silver Spring, USA. Bei dieser Gelegenheit bedankte er sich bei den Mitarbeitern der Weltkirchenleitung und allen Gemeindegliedern weltweit für ihre Unterstützung. Der Besuch der Generalkonferenz gehörte zu Nach fast zwei Jahren im Gefängdem Programm, das Monteiro, nis wurde Antonio Monteiro vom seine Frau Madalena und ihre ­Präsidenten der Generalkonferenz, beiden Söhne Anderson und Ted N. C. Wilson, begrüßt. Alessandro während eines einwöchigen Besuchs in der C l a u d e R i c h l i Region absolvierten. In einem Interview mit der Zeitschrift Adventist Review erklärte Monteiro, der im Januar nach 22 Monaten hinter Gittern aus dem Gefängnis entlassen worden war, dass er Ähnlichkeiten zwischen seiner Erfahrung und der biblischen Geschichte von Josef erkennen könne: „Ich hätte niemals gedacht, dass ich meine Gefängniszelle verlassen würde, um am Ende die Generalkonferenz zu besuchen. Nach dem Kampf empfangen wir die Krone.“ Als er als Missionar nach Togo kam, so Monteiro, lag es ihm am Herzen, die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten im Land bekannter zu machen. Sein ursprünglicher Plan, offizielle Regierungsvertreter zu besuchen und sie mit der Kirche bekannt zu machen, führte leider zu nichts. Doch heute, nach zwei Jahren, in denen seine Notlage die Aufmerksamkeit der nationalen Medien erregt hat, erkennt er, dass Gott diese Umstände benutzt hat, um den Blick der Menschen in Togo auf unsere Kirche zu verändern. Selbst auf den Kapverdischen Inseln, seiner Heimat, erhielt Monteiros Fall höchste Aufmerksamkeit, sodass er nach seiner Entlassung vom Präsidenten, dem Justizminister und anderen Kabinettsmitgliedern, die sich für ihn eingesetzt hatten, empfangen wurde. Er bedankte sich bei ihnen und stellte ihnen einige Lehren unserer Kirche vor. Auch im Gefängnis war Monteiro nicht untätig gewesen. Er erkannte, dass Gott ihn zu einem bestimmten Zweck an diesen Ort gebracht hatte. Er nahm die Gefängnisinsassen als seine Gemeinde an – die größte, die er je hatte. Zweimal pro Woche hielt er Gebetsversammlungen ab und gab einer Gruppe von 15 bis 20 Personen Bibelstunden.

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Neuer Standort für ­ Fulton-College eröffnet ■■ Für das Fulton College auf den Fidschi Inseln begann eine neue Ära, als 600 Gäste die Eröffnung des neuen College-Geländes in Sabeto feierten. Unter den geladenen Gästen waren der GeneralkonferenzPräsident Ted N. C. Wilson und Fidschis Bildungsminister Filipe Bole. Der umgerechnet etwa 7,3 Millionen Euro teure Bau ist fast fertig, der Unterricht begann am 10. März. Die Gebäude einschließlich der Wohnmöglichkeiten für Mitarbeiter, 240 Studierende plus 20 Wohneinheiten für Ehepaare, Unterrichtsräume, ein Verwaltungs- und ein Mehrzweckgebäude müssen noch eingerichtet werden. Nach einer Reihe von juristischen Auseinandersetzungen mit den Grundeigentümern am ursprünglichen Standort in Tailevu, wurde 2007 beschlossen, das College zu verlegen. Der Umzugsplan sah vor, den neuen Standort im März 2010 zu eröffnen. Angesichts der langen Verzögerung scherzte Fultons Direktor Steven Currow, dass spät besser sei als nie: „Heute eröffnen wir mit nur 1420 Tagen Verspätung den neuen Standort, aber wir haben es geschafft.“ Currow dankte dem ehemaligen Vorsteher der Fidschi-Missionsvereinigung Waisea Vuniwa für dessen Rolle bei der Suche nach dem neuen Standort. Das Projekt wurde durch den Überschuss einer 13. Sabbatschulgaben-Sammlung und einer

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TED-Präsident geht in Pension ■■ Der Präsident der Transeuropäischen Division (TED), Bertil Wiklander, gab am 12. Februar bei einer Mitarbeiter-Andacht während einer zweitägigen Leiterschaftsausbildung vor Verbandsvorstehern und Divisionsmitarbeitern bekannt, dass er plant, zum 31. Juli 2014 in den Ruhestand zu treten. Wiklander sagte: „Meine Arbeit hat mir viel Freude gemacht, besonders auch, dass ich in den verschiedenen Teilen unserer Division so viele Menschen kennenlernen konnte. Ich überlasse meine Verantwortung mit dankbarem Herzen Gott und meinen Kollegen.“ Bevor Wiklander in die Divisionsdienststelle kam, arbeitete er als Schulleiter, Verbandssekretär und Verbandsvorsteher in seiner Heimat Schweden. In den vergangenen 19 Jahren hat Wiklander eine Begeisterung dafür gezeigt, Gott in den herausfordernden, säkularen Gesell-

N e w s

Spende von einer Million US-Dollar (730.000 Euro) unterstützt. Die Entscheidung umzuziehen, stieß auch auf Kritik. Doch der neue Standort liegt nur 15 Minuten vom Internationalen Flughafen Nadi entfernt und kommt damit den Bedürfnissen der ausländischen Studierenden sehr entgegen. Die offiziellen Vertreter des Colleges würdigten Barbara Allen, die für ihren verstorbenen Ehemann Graham an der Eröffnung teilnahm. Er war der ursprüngliche Projektmanager des Neubaus gewesen. Sein Neffe Greg Allen übernahm das Projekt gemeinsam mit Mike Dickson, nachdem Graham bei einem Fahrradunfall ums Leben gekommen war. Unter den Ehrengästen waren der Bildungsminister der Solomon Inseln, Vertreter der Grundeigentümer und leitende Mitarbeiter der Südpazifischen Division, des Transpazifischen Verbands und der Fidschi-Missionsvereinigung. Bericht: Jarrod Stackelroth

A d v e n t i s t

Während seiner Zeit im Gefängnis gab Monteiro 30 Bibeln und Dutzende von Exemplaren von Adventist World weiter, die voller Eifer und Begeisterung gelesen wurden. Als Monteiro – oder „Pastor Maranatha“, wie er genannt wurde – das Gefängnis verließ, ließ er viele Menschen zurück, deren Leben durch seinen Dienst und das Wirken des Heiligen Geistes verändert worden war, dazu noch Hunderte von Häftlingen, die seinen Mut, sein Zeugnis und seinen Dienst der Ermutigung nie vergessen werden. Bericht: Claude Richli

N e t w o r k

A U S A L L E R W E LT Bertil Wiklander, 19 Jahre lang Präsident der Transeuropäischen Division, kündigte seinen Ruhestand für Ende Juli an. schaften vieler Länder seiner Division bekannt zu machen. Unter seiner Führung erlebte die Division zwei Gebietsreformen. Die Leiterschaftsausbildung war ein passender Rahmen für Wiklanders Ankündigung, denn er hatte sich stets für die Förderung von Nachwuchsleitern eingesetzt und ihnen Gelegenheiten verschafft, neue Ideen auszuprobieren. TEDnews

ADRA-Rumänien startet nationale Kampagne gegen häusliche Gewalt ■■ ADRA-Rumänien hat eine neue Kampagne gegen häusliche Gewalt gestartet. Die letzten Kampagnen von ADRA waren darauf ausgerichtet, Frauen, die Missbrauch erfahren, darin zu bestärken, etwas zu unternehmen und den Missbrauch bei den Behörden anzuzeigen. Die diesjährige Aktion ermutigt zu positivem Verhalten und würdigt Männer, die ihr wichtigstes Gut – ihre Familien – „lieben, schätzen und beschützen“! „Was macht einen echten Mann aus? Wie können wir echten Männern öffentlich Anerkennung zollen und damit zeigen, dass die gewalttätigen Männer nicht die Regel sind? Diese Fragen waren der Ausgangspunkt für unsere diesjährige Kampagne“, erklärte Sorin Goleanu, Geschäftsführer von ADRA Rumänien. Um echte Männer auszuzeichnen, hat ADRA-Rumänien als Symbol einen blauen Schal kreiert, den Ehefrauen, Freunde oder


Familien verschenken können, um ihre Wertschätzung den Männern gegenüber zum Ausdruck zu bringen und sie zu positivem, fürsorglichem und respektvollem Umgang mit ihren Lieben zu ermutigen. Auf den speziell angefertigten Schals ist das Logo der Kampagne eingestickt. Sie sollen den Träger als wahren Mann auszeichnen. „Die Kampagne wurde von den Partnern, mit denen ADRA zusammenarbeitet, begeistert aufgenommen, auch von Geschäftsketten wie Carrefour, Sano Vita (die größte Gesundkostfirma in Rumänien) und öffentlichen Institutionen“, erklärte Goleanu. „Die Aktion wurde über 36.000 Mal im Internet angeklickt; fast 20 nationale und lokale Medien haben darüber berichtet. Außerdem wurden an 50 Ständen in Carrefour-Geschäften in 21 Städten 250.000 Broschüren verteilt. Dadurch konnte die Botschaft in einem Ausmaß verbreitet werden, das wir mit früheren ADRA-Kampagnen nicht erreicht haben.“ Die Aktion bietet eine kreative und wirksame Möglichkeit, die in Rumänien

weit verbreitete Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen. Außerdem weist sie auf praktische Wege hin, wie man Betroffenen helfen kann und nennt Stellen, an die sich Leidtragende wenden können, wie die E-Mail Adresse, Notfallnummer und Informationen über die im ADRA-Haus angebotene Hilfe. Seit 2009 betreibt ADRA-Rumänien eine Notunterkunft für Opfer häuslicher Gewalt, das ADRA-Haus. Frauen, die Fälle von häuslicher Gewalt bei Behörden anzeigen, erhalten Unterkunft, Nahrung und ärztliche Notversorgung. Außerdem gibt es die Möglichkeit zur Einzel- oder Paarberatung, Unterstützung bei der Beantragung von Sozialhilfe und Informationen über Rechtsberatung. Sorin Goleanu, EUDnews

AD R A

R o m a n i a

Adventisten gegen ­Diskriminierung durch Sonntagsallianz

Zwei der vielen Freiwilligen, die für ADRA-Rumänien in über 20 Einkaufszentren des Landes Informationsmaterial über häusliche Gewalt verteilten.

■■ Bei einer Konferenz im Januar in Brüssel wiederholte die Allianz zur Förderung der Ausgewogenheit zwischen Arbeitsund Privatleben (Work-Life-Balance) und des sozialen Zusammenhalts ihren Ruf nach einem arbeitsfreien Sonntag. Die Europäische Sonntagsallianz – ein 2011 gegründeter Zusammenschluss von nationalen Sonntagsallianzen, Gewerkschaften, kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Organisationen – gewinnt im Europäischen Parlament an Einfluss, während sie Verfechtern der Religionsfreiheit weiterhin Sorgen bereitet. Bei der zweiten Konferenz für arbeitsfreie Sonntage und menschenwürdige Arbeit startete die Allianz eine Initiative Petition, die sich an gegenwärtige und zukünftige Mitglieder des Europäischen Parlaments richtet. Sie sollen den Gesetzgeber auffordern, Gesetze voranzutreiben, die den Sonntag als „Ruhetag“ „respektieren“ und entsprechende Arbeitszeiten garantieren. Abseits der wirtschaftlichen Argumente machen sich religiöse Minderheiten in Europa – wie zum Beispiel Muslime,

Juden und Siebenten-Tags-Adventisten – Sorgen darum, dass der Antrag trotz des auf den ersten Blick wohlmeinenden Zieles, Stress und Überarbeitung zu reduzieren, das freie Ausleben religiöser Überzeugungen einschränken könnte. Millionen europäischer Bürger, die zu religiösen Minderheiten gehören, könnten von den Bestrebungen nach einem EUweiten Sonntagsgesetz betroffen sein“, erklärte Liviu Olteanu, Leiter der Abteilung für Öffentliche Angelegenheiten und Religionsfreiheit der Kirche der SiebentenTags-Adventisten in der Intereuropäischen Division (EUD). In einer Pressemitteilung vom 21. Januar 2014 begrüßte die EUD die Position von Hannu Takkula, einem finnischen Mitglied des EU-Parlaments, der sich gegen den arbeitsfreien Sonntag ausgesprochen hatte. „Die Gesetzgebung darf niemals religiös begründete Unterschiede machen. Ein Gesetz, das den Sonntag generell als arbeitsfrei definiert, würde aber genau das tun“, stellte Takkula in einer Pressemitteilung fest, in der es weiter heißt: „Religionsund Überzeugungsfreiheit ist ein grundlegendes europäisches Recht … Die Europäische Union muss allen das gleiche Recht und die gleiche Freiheit gewähren, den Ruhetag ihrer Überzeugung zu halten.“ John Graz, Leiter der Abteilung für Öffentliche Angelegenheiten und Religionsfreiheit an der Generalkonferenz in Silver Spring, USA, zeigte sich zufrieden darüber, dass Takkula und andere Parlamentsmitglieder klar gegen den arbeitsfreien Sonntag Stellung beziehen. „Wir ersuchen die Gesetzgeber in Europa, die Rechte aller gläubigen Menschen zu schützen, einschließlich derer, die den Sonntag nicht als Ruhetag halten“, so Graz. Siebenten-Tags-Adventisten in Europa stellen die positiven Auswirkungen arbeitsfreier Sonntage in Frage, seit die Europäische Sonntagsallianz 2011 gegründet wurde. Damals hatte Raafat Kamal, Leiter der Abteilung für Öffentliche Ange-

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B L I C K I N D I E W E LT legenheiten und Religionsfreiheit für die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in der Transeuropäischen Division, erklärt: Adventisten „unterstützen das Anliegen, dass Menschen einen Ruhetag brauchen, um ein ausgewogenes Arbeits- und Privatleben zu führen … Uns ist aber auch wichtig, dass diejenigen, für die der Sonntag kein religiöser Ruhetag darstellt, mit ihrer Auffassung respektiert und toleriert werden.“ Gegenwärtig appelliert Olteanu an die Mitglieder des Europäischen Parlaments, „nicht in Angelegenheiten der Religionsund Gewissensfreiheit einzugreifen, indem sie Gesetze vorschlagen und verabschieden, die sich auf die Religionsfreiheit religiöser Minderheiten auswirken.“ Außerdem rief er Adventisten in Europa auf, für die Situation zu beten und Kontakt mit ihren Parlamentsabgeordneten oder Kandidaten für das EU-Parlament aufzunehmen, um sie zu bitten, ihre Interessen zu vertreten und die Religionsfreiheit zu schützen. „Wir sollten uns weise, ausgewogen und mit einer positiven Einstellung als Botschafter für Freiheit, Hoffnung und Frieden engagieren. Wir sollten unsere Mitmenschen lieben und dennoch darauf achten, die Religionsfreiheit für alle Menschen zu fördern und zu verteidigen“, so Olteanu. Adventist News Network

Adventistische Universität bringt Licht nach Medellín ■■ Unter dem Motto „Licht für Medellín“ startete die Gemeinde der adventistischen Universität von Kolumbien am 1. Februar 2014 ein Projekt, das als wichtigste Missionsinitiative der Universität für dieses Jahr vorgestellt wurde. „Licht für Medellín“ hat das Ziel, Einflusszentren der Liebe Gottes in der Stadt zu gründen, um für die Bedürfnisse der Menschen zu sorgen und ein Umfeld zu schaffen, welche die Verbreitung einer Botschaft der Hoffnung begünstigen.

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Abraham Acosta, Rektor der Universität, erklärte: „Viele Menschen warten auf eine Botschaft der Hoffnung und Rettung. Unser Ziel ist es, durch diese Initiative Zentren des Einflusses zu gründen, die es uns ermöglichen, freundliche, liebevolle Beziehungen zu Menschen aufzubauen, damit sie Jesus als ihren persönlichen Retter finden können. Wenn die Zentren etabliert sind, planen wir in einem zweiten Schritt, Gemeinden in Stadtgebieten zu gründen, in denen es noch keine Adventisten gibt.“ Während der Einführung des Projekts hörten die Anwesenden auch vom Fortschritt eines weiteren Missionsprojekts: „Mache dich auf und erobere“. Diese vor einem Jahr gestartete Initiative lädt Studenten ein, ihre Zeit und Begabungen zur Verfügung zu stellen, um das Evangelium in der Provinz Antioquía in Dörfern zu verbreiten, in denen es keine Adventisten gibt. Die ersten Ergebnisse konnten im Leben der Menschen gesehen werden, die sich entschieden haben, Jesus nachzufolgen und sich taufen zu lassen. Das neue Projekt wurde zwar von der adventistischen Universität konzipiert, wird jedoch zusammen mit dem Nordkolumbianischen Verband (UCN) und der WestZentralkolumbianischen Vereinigung ausgeführt und soll die Evangelisationspläne des Verbandes für dieses Jahr unterstützen. Gonzalo Cardona, Vorsteher der WestSüd-Region, sagte: „In unserer Region setzen sich die Pastoren voll und ganz für das Ziel ein, Medellín für Jesus zu gewinnen. Wir arbeiten besonders mit Kleingruppen und beziehen jetzt den hervorragenden Plan unserer adventistischen Universität mit in unsere Arbeit ein.“ Efraín Lucumi, Sekretär der WestZentralkolumbianischen Vereinigung ist überzeugt: „Für unser Feld wird mit diesem Projekt ein Traum wahr. Es ist ein umfassender Plan, um Medellín zu erreichen und auch in die Gegenden zu gelangen, in denen wir uns als Gemeinde bisher nicht lange halten konnten.“ Shirley Rueda

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m 7. Januar 2014 verstarb Sir Run Run Shaw im Alter von 106 Jahren. Die weltweiten Medienberichte rühmten am Tag nach seinem Tod seine Arbeit und sein Vermächtnis als Filmproduzent, der gemeinsam mit seinem Bruder die ersten Kung Fu-Filme in die Kinos brachte. Für die Loma LindaUniversität und die Kirche der SiebentenTags-Adventisten jedoch bleibt er als Philanthrop und Förderer des Gesundheitswesens in Erinnerung. Seiner Großzügigkeit ist es zu verdanken, dass das Sir Run Run Shaw-Krankenhaus zunächst als Vision entstand, dann tatsächlich gebaut und 1994 in der chinesischen Provinz Zhejiang eröffnet wurde. Das Krankenhaus veränderte die Gesundheitsfürsorge für die damals arme Bevölkerung. „Von einer Kindheitserinnerung und der Achtung vor guter medizinischer Versorgung vor fast 100 Jahren zu einem modernen Krankenhaus in unserer Zeit – die Verbindung zwischen Loma Linda und Sir Run Run Shaw ist wirklich sagenhaft“, stellte Richard H. Hart, Präsident der Loma Linda-Universität, fest. Sir Run Run Shaw, ein Filmmagnat aus Hong Kong, träumte davon, in seiner Heimat China ein Krankenhaus westlichen Stils zu bauen. Anfang der 1990er Jahre stellte er der Provinzregierung von Zhejiang einen Teil der Mittel für den Bau eines Krankenhauses in der Provinzhauptstadt Hangzhou zur Verfügung. Seine einzige Bedingung war, dass das Krankenhaus gemeinsam mit der Kirche der SiebentenTags-Adventisten geleitet werden sollte. Viele Jahre zuvor war Sir Run Run Shaws Mutter in einem fortschrittlichen chinesischen Krankenhaus vom adventistischen Arzt Dr. Harry Miller behandelt worden. Sir Run Run Shaw war beeindruckt von der mitfühlenden, den ganzen Menschen berücksichtigenden Pflege, die allen Schichten – vom Regierungsvertreter zum Hilfsarbeiter – gleichermaßen zuteil wurde. Er schwor sich, eines Tages


LLU

Sir Run Run Shaw (rechts) bei der Rede anlässlich der Eröffnung des nach ihm benannten Krankenhauses. Eine Bedingung für den Bau war die Zusammenarbeit mit der Loma LindaUniversität.

Sir Run Run Shaws

Von Nancy Yuen und James Ponder, Loma Linda University

Vermächtnis

Sein Beitrag ermöglichte das nach ihm benannte Krankenhaus ein ähnliches Niveau medizinischer Pflege in seine Heimatprovinz zu bringen. „Er hat die ausgezeichnete Behandlung, die seine Mutter von Dr. Miller erhalten hat, nie vergessen“, erklärte Joan Coggin, ehemalige Vizepräsidentin für Weltmission am adventistischen Zentrum für Gesundheitswissenschaften an der Loma Linda-Universität. Als Sir Run Run Shaw begann, Pläne für den Bau eines Krankenhauses zu fassen, bat er die Kirche der Siebenten-TagsAdventisten, die Loma Linda-Universität und das Loma Linda-Krankenhaus, sich an dem Projekt zu beteiligen. Am 9. Mai 1994 wurde das Sir Run Run Shaw-Krankenhaus eröffnet. Am Anfang hatte es 400 Betten und bot medizinische Versorgung nach westlichem Vorbild in allen medizinischen Fachgebieten, die es auch in den USA gibt. Im Dezember 2006 erhielt es als erstes Krankenhaus in China die Akkreditierung der Joint Commission International. Diese Anerkennung

und dieser Erfolg wurden mit den wiederholten Akkreditierungen 2009 und 2013 erneut erworben. Heute werden in dem 1200-Betten-Großkrankenhaus täglich über 6000 Patienten behandelt. Jan Zumwalt, stellvertretende Direktorin des Global Health Institute und geschäftsführende Direktorin für Internationale Angelegenheiten an der Loma Linda-Universität, war vor Ort, als Sir Run Run Shaw das Krankenhaus, das seinen Namen trägt, besuchte. Sie erinnert sich: „Er wollte nicht, dass man ihm besondere Aufmerksamkeit schenkte oder viel Aufhebens um ihn machte. Er erzählte, dass das Krankenhaus in der Provinz steht, in der er geboren wurde, und dass die Gegend in der Zeit, in der das Krankenhaus gebaut wurde, sehr arm war … Es war ihm so wichtig, dass die Bewohner von Hangzhou von der bestmöglichen Gesundheitsversorgung profitieren konnten – inklusive Ausbildung von Personal, moderner Geräte und Gebäude.“

Weiter erinnert sich Zumwalt, dass ein Kollege während der Feiern zum zehnjährigen Jubiläum des Krankenhauses davon gesprochen hatte, wie wichtig die Einrichtung für Sir Run Run Shaw gewesen war und dass das Krankenhaus ihm von den vielen philanthropischen Projekten, die er gefördert hatte, die größte Freude be­reitete. Sir Run Run Shaw machte ein Vermögen als Produzent von Kampfkunstfilmen. Später in seinem Leben erwarb er sich verbreiteten Respekt als Philanthrop. Im Jahr 2002 stiftete er den Shaw-Preis, der als Nobelpreis Asiens angesehen wird. 1977 wurde er von Königin Elisabeth II für seine langjährige Unterstützung des Roten Kreuzes zum Ritter geschlagen. Zusätzlich zu seinem Engagement für das Krankenhaus stellte Sir Run Run Shaw Millionenbeträge für Projekte in Asien, Großbritannien und den USA zur Verfügung. Er hinterlässt seine Frau Mona Fong und vier Kinder. n

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B L I C K P U N K T

Wie

unsere Kirche ar    Einheit, Struktur und Autorität unserer Kirche

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uf meinen Reisen begegne ich Gemeindegliedern aus aller Welt. Dabei werde ich immer wieder gefragt, wie die Kirche der Siebenten-TagsAdventisten strukturiert ist und wie sie organisiert wurde. Wie werden Veränderungen in die Tat umgesetzt und wer hat die Autorität, Veränderungen einzuführen? Was hält unsere Kirche zusammen? Wie „funktioniert“ unsere Kirche? Über diese wichtigen Fragen könnten wir stundenlang diskutieren, doch in dieser Ausgabe von Adventist World wollen wir zunächst betrachten, wie und warum unsere Kirche offiziell als formale Organisation gegründet wurde. In der nächsten Ausgabe werden wir dann ganz praktisch auf Fragen der Autorität, Einheit und Einflussmöglichkeiten jedes Einzelnen eingehen.

Bescheidene Anfänge

Wenn wir heute unsere Kirche betrachten, sehen wir eine gut organisierte, weltweit 18 Millionen Mitglieder zählende Glaubensgemeinschaft, die in 13 Weltdivi­ sionen und ein direkt der Generalkonferenz unterstelltes Gebiet [Nahost-Verband] gegliedert ist. Wir haben zehntausende Gemeindehäuser, betreiben tausende Bildungseinrichtungen, hunderte Krankenhäuser, zahlreiche Verlage und andere Institutionen. Es ist kaum vorstellbar, dass es vor etwas mehr als 150 Jahren noch nichts von all dem gab. Nichts – außer einer kleinen Gruppe gläubiger Menschen, die „nach der Wahrheit suchten wie nach einem verborgenen Schatz“, wie Ellen White es ausdrückte.1 Weiter schrieb sie über diese ersten Jahre: „Wir kamen zusammen mit einer Last auf unseren Seelen und beteten, dass

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Siebenten-Tags-Adventisten aus der ganzen Welt trafen sich zur General­ konferenz-Vollversammlung in San Francisco im Jahr 1936 – das letzte Treffen vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. wir im Glauben und in der Lehre eins seien, denn wir wussten, dass Christus nicht gespalten ist … Ehrfürchtig öffneten wir die Heilige Schrift … und flehten ernstlich, dass Gott uns helfen möge, völlig darin übereinzustimmen, dass wir eins seien, wie Christus und der Vater eins sind.“2 Dadurch, dass die kleine Gruppe Adventgläubiger Gottes Wort sorgfältig, eifrig und unter Gebet studierte, wurde sie eins in Seele und Geist und vergrößerte sich allmählich. Zunächst versammelten sie sich in ihren Privathäusern, in großen Küchen, in Scheunen, unter Bäumen oder in Schulzimmern. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sie mit Gottes Segen „bescheidene Gotteshäuser“ bauen konnten.3

Organisation: wesentlich für die Mission

Als die Gruppe weiter wuchs, wurde deutlich, dass eine Form der Organisation nötig war, „um den Evangeliumsdienst zu unterhalten, das Werk in neue Felder zu tragen und sowohl die Gemeinde als auch den Dienst am Evangelium vor unwürdigen Mitgliedern zu schützen. Damit die Gemeinde Grundbesitz erwerben und die Wahrheit durch das gedruckte Wort verbreitet werden konnte sowie aus vielen anderen Gründen war eine Organisation unerlässlich.“4 Es gab jedoch einige, die völlig gegen eine offizielle Organisation waren. Sie fürchteten, dass dies zu dem gleichen eng-


Von Ted N. C. Wilson

beitet verstehen, Teil 1

stirnigen Festhalten an einem Glaubensbekenntnis führen würde, das sie in den etablierten Kirchen erlebt hatten, aus denen sie gekommen waren, oder dass daraus eine übertrieben komplizierte Struktur entstehen könnte, die ihre Mission behindern werde. Sie erkannten jedoch bald, dass eine sorgfältig organisierte Gemeindestruktur sehr wichtig und von Gott vorgesehen war – wie Ellen White bezeugte. In der Kontroverse über dieses Thema suchten die Adventgläubigen Gott erneut in ernstem Gebet, um seinen Willen zu verstehen. „Und sie erhielten durch seinen Geist die Erkenntnis, dass in der Gemeinde Ordnung und eine sorgfältige Disziplin herrschen sollen – dass eine Organisation unerlässlich ist … Das Gesetz des Himmels ist Ordnung und es sollte auch das Gesetz der Gemeinde Gottes auf der Erde sein. Im Himmel herrscht Ordnung und so sollte es auch in der Gemeinde Gottes auf der Erde sein.“5 Ordnung bedeutet jedoch nicht, dass sich alle wie Roboter verhalten und handeln, ohne zu denken. Es bedeutet, sich dem Wort Gottes zu unterstellen, ferner die Führung durch den Heiligen Geist, der Rat durch die Gabe der Prophetie und die Entscheidungen, die von der weltweiten Kirche in ihren repräsentativen Gremien wie dem Exekutivausschuss und der Vollversammlung der Generalkonferenz getroffen werden, um eine Ordnung zu gewährleisten, die es uns ermöglicht, unsere Mission zu erfüllen. Obwohl einige sehr dagegen waren, schritten die Gründer unserer Kirche voran und gründeten in der Gewissheit, von Gott geführt zu sein, eine offizielle Organisation.

Meilensteine des Aufbaus unserer Kirche

Als wir im vergangenen Jahr das 150-jährige Jubiläum der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten begingen, haben wir uns einige Meilensteine des Aufbaus unserer Kirche in Erinnerung gerufen. Im Jahr 1860 wurde ein Verlag gegründet und ein offizieller Name für unsere Kirche gewählt. Die erste Vereinigung auf Bundesstaatsebene wurde 1861 in Michigan organisiert, weitere folgten in den Jahren danach. Und im Jahr 1863 kamen Delegierte aus den Vereinigungen in Battle Creek zusammen, gründeten die Generalkonferenz, verabschiedeten eine Verfassung und wählten einen Präsidenten und weitere Führungskräfte. Bei dieser ersten GeneralkonferenzVollversammlung wurden auch viele wichtige Richtlinien verabschiedet, so zum Beispiel ein System zur regelmäßigen Entlohnung der Pastoren durch „systematisches Geben“. Eine Richtlinie, die verabschiedet wurde, sah vor, dass Pastoren einen offiziellen Nachweis ihrer Beglaubigung bei sich zu tragen hatten, der sie als „Sprecher für die Bewegung“ auswies. Wieder eine andere regelte, dass offizielle Einladungen an Pastoren durch die beteiligten Vereinigungen weitergeleitet werden sollten, statt dass Pastoren auf eigene Faust oder auf Wunsch einer Ortsgemeinde von einer Vereinigung zur anderen reisen durften. Der Segen der Organisation

Im Prozess der Organisation und des Aufbaus der Gemeinde wurde Gottes Segen sichtbar und seine Gemeinde wuchs weiter. Es wurden Schulen gegründet, in denen die Schüler in Übereinstimmung mit der Bibel unterrichtet wurden, Gesundheitseinrichtungen wurden eröffnet, die vielen zum Segen wurden. Ellen White nannte diese neuen Entwicklungen „Missionsarbeit von größter Wichtigkeit“. Darüber hinaus erkannte die Gemeinde, wie wichtig es war, die dritte Engelsbotschaft nicht nur im Land ihrer

Entstehung – den USA – zu verkündigen, sondern sie auch nach Europa und darüber hinaus zu tragen. So wurde ein bedeutendes Missionswerk gegründet, durch das die Adventbotschaft in der ganzen Welt verbreitet wurde. Heute wirken Missionare aus verschiedenen Kontinenten in unterschiedlichen Gebieten der Welt. Die Kirche wuchs weiter, und es wurden mehr Gemeinden und Vereinigungen gegründet, mehr Schulen, Krankenhäuser und Verlage gebaut. In der weiteren Entwicklung wurden Verbände als übergeordnete Institutionen der Vereinigungen organisiert, die die Mission der Gemeinde in bestimmten geografischen Gebieten leiten sollten. Dies geschah in Übereinstimmung mit den von der regelmäßig tagenden Vollversammlung der Generalkonferenz – oder in den Zeiten dazwischen vom Exekutivausschuss der Generalkonferenz – verabschiedeten Richtlinien. Heute gibt es 122 Verbände und über 500 Vereinigungen und Missionsfelder. Eine geistliche, biblische Grundlage

Wir dürfen nicht vergessen, dass die Organisation der Kirche der SiebentenTags-Adventisten auf einer festen geistlichen, biblischen Grundlage beruht. Die Gründer unserer Kirche zimmerten nicht auf die Schnelle eine Organisation zusammen, die ihnen zweckmäßig erschien, sondern machten sich tiefe Gedanken und baten Gott um Weisheit. Durch seine klare Führung anhand der Bibel und der Gabe der Prophetie, wurde die Ordnung und Organisation unserer Kirche gegründet. Die Gemeinde ist in Wirklichkeit eine geistliche Organisation – und so muss es auch sein. Alles muss auf dem Wort Gottes und den wunderbaren Ratschlägen, die wir durch die inspirierten Schriften von Ellen White erhalten haben, gegründet sein. Der Gemeinde gilt Gottes größte Aufmerksamkeit. Er hätte sich anderer Mittel bedienen können, um den Milliarden Bewohnern der Erde seine Botschaft zu bringen, doch er hat die Gemeinde erwählt – dich und mich. April 2014 | Adventist World

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B L I C K P U N K T

Damit wir die Mission erfüllen, die Gott uns gegeben hat, müssen Leiter und Ge­meindeglieder geistlich vorgehen: die Bibel studieren, die inspirierten Ratschläge Ellen Whites befolgen, intensiv beten und auf die Führung des Heiligen Geistes hören. Deshalb sind Erweckung und Reformation so wichtig – nicht nur für die Gemeindeglieder, sondern für Pastoren, Leiter, Mitarbeiter der Generalkonferenz, der Divisionen, Verbände und Vereinigungen. Das trifft auf uns alle zu, weil wir alle Sünder am Fuß des Kreuzes sind. Christus muss an erster Stelle stehen. Wir müssen uns auf Christi Gerechtigkeit ausrichten und uns ihm unterordnen. Dann wird seine in uns wirkende Kraft die letzte Endzeitbewegung hervorbringen.

Geschichten Licht für unsere Welt GLOW – Licht in unsere Welt tragen – ist eine Missionsinitiative, die ihren Ursprung in den USA hat und sich nun auf weitere Divisionen unserer weltweiten Glaubensgemeinschaft ausweitet. Die Initiative beruht auf der Idee, dass Gemeindeglieder die kleinen GLOW-Hefte immer bei sich tragen und sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit kostenlos weitergeben. Die Heftchen werden gegenwärtig in 29 Sprachen gedruckt. Hier ist eine kurze Begebenheit, die zeigt, wie durch GLOW Menschen berührt wurden.

Kein Selbstzweck

Auch wenn die Organisation wichtig ist, müssen wir aufpassen, dass sie nicht zu einem Selbstzweck wird. Der Zweck von Ordnung und Organisation besteht darin, unsere eigentliche Mission als Kirche zu erfüllen, nämlich die dreifache Engelsbotschaft und die Wiederkunft Christi zu verkündigen. Alles, was wir tun, muss aus diesem Blickwinkel betrachtet werden. Im nächsten Heft werden wir uns anschauen, wie unsere Kirche heute geleitet wird und wie jeder einzelne sich einbringen und Veränderungen bewirken kann. Kein Gemeindeglied sollte sich von der Gemeindestruktur abgeschnitten fühlen. Niemand sollte sich durch Positionen eingeschüchtert fühlen. Es ist wichtig, nicht zu vergessen, dass wir alle der Gemeinde dienen – egal auf welcher Ebene. n 1 Testimonies to Ministers, S. 24. 2 Ebenda. 3 Ebenda, S. 26. 4 Ebenda. 5 Ebenda. wwwwww

Ted N. C. Wilson ist Prä-

sident der Weltkirchenleitung der Siebenten-TagsAdventisten.

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KUBA: Als Marias Eltern eine Reise nach Kuba planten, um Angehörige zu besuchen, bereitete sie verschiedene Geschenke vor, die ihre Eltern für ihre Verwandten mitnehmen sollten. Gott gab ihr den Gedanken, unter anderem ein GLOW-Heftchen für ihre Tante mitzugeben. Dazu schrieb Maria auch einen Brief an ihre Tante, in dem sie ihr für die schönen Erlebnisse dankte, die sie als Kind in ihrer Familie hatte. Leider war Edgar, der Sohn ihrer Tante, im Alter von nur drei Jahren gestorben. Deshalb erklärte Maria in ihrem Brief auch, dass Jesus solche Kinder bei seiner Wiederkunft auferweckt und ihren Müttern wiedergeben wird. Sie erzählte: „Ich schrieb ihr, dass ich zwar nicht wissen konnte, wie schrecklich der Schmerz ist, wenn man ein Kind verliert, dass ich es mir aber trotzdem fantastisch vorstellte, zu sehen, was Jesus tun würde. Da meine Tante nicht an Jesus glaubt, fragte ich sie auch, wem Jesus nach ihrem Wunsch Edgar geben sollte. Ich schrieb ihr, dass es mir eine Ehre wäre, ihn in Empfang zu nehmen, aber dass sie doch wohl lieber selbst diejenige wäre.“ Das GLOW-Heftchen, das Maria für ihre Tante mitgab, trug den Titel „Gibt es Hoffnung nach dem Tod?“ Marias Mutter erzählte Maria später, dass die Tante weinte, als sie den Brief und das Heftchen las, und dass sie den Entschluss fasste, in die Gemeinde zu gehen. Die Geschichten werden vom GLOW-Direktor der Pacific-UnionVereinigung, Nelson Ernst, zusammengestellt. Mehr über GLOW gibt es im Internet unter sdaglow.org. Weitere Erfahrungen finden sich unter vimeo.com/user13970741. B ILD

v o n

R i c a r d o

C a m a c h o


Neue Richtwerte für

G E S U N D H E I T

Bluthochdruck Von Peter N. Landless und Allan R. Handysides

Mein Arzt hat mir gesagt, dass ich an Bluthochdruck leide und Medikament dagegen einnehmen solle. An die genauen Werte kann ich mich nicht erinnern, aber ich fühle mich nicht krank und möchte nicht für den Rest meines Lebens Tabletten einnehmen. Gibt es Alternativen? Meine Mutter hatte ebenfalls Bluthochdruck und erlitt mit 60 Jahren einen Schlaganfall mit dauerhaften Einschränkungen.

D

as ist eine sehr wichtige Frage. Es ist entscheidend, dass du die Problematik von Bluthochdruck (Hypertonie) verstehst, um die besten Entscheidungen für deine Gesundheit zu treffen. Hypertonie ist als der „stille Killer“ bekannt, weil man einen erhöhten Blutdruck haben kann, ohne es zu merken. Das erste Symptom – ein Schlaganfall – kann bereits sehr schwer sein und zu dauerhaften Schäden führen – was ja leider bei deiner Mutter der Fall war. Deine Familiengeschichte gibt Grund zur Besorgnis. In den meisten Fällen ist die direkte Ursache für Hypertonie unbekannt, doch es gibt viele Anhaltspunkte dafür, dass die Vererbung mit eine Rolle spielt. Verschiedene Gene sind dabei mitbeteiligt. Zusätzlich tragen auch so genannte Umweltfaktoren wie Rauchen, Alkohol, Fettleibigkeit, Bewegungsmangel und unkontrollierter Stress zur Entstehung bei. Wichtig ist, dass du deine Werte kennst! Das bedeutet, dass du deine Blutdruckwerte regelmäßig aufzeichnen solltest, damit du Veränderungen dokumentieren und entsprechend eingestellt werden kannst. Die Richtwerte für die Behandlung von Bluthochdruck sind vor kurzem geändert worden. Beim Blutdruck werden zwei Werte angegeben; 120/80 mmHg gilt als normal. Der höhere Wert gibt den systolischen Druck an, der erzeugt wird, wenn das Blut durch die Kontraktion des Herzens in die Gefäße gepumpt wird und im Körper zirkuliert. Der niedrigere Wert ist der diastolische Druck, der sich aus der Muskelaktivität in den kleineren Blutgefäßen oder Arterio-

len ergibt. Er bezeichnet den Druck im Gefäßsystem, wenn das Herz in der Entspannungsphase vor der nächsten Kontraktion wieder mit Blut gefüllt wird. Dauerhaft erhöhter Blutdruck führt zu einer Belastung und Schädigung des Herzmuskels sowie zur Schädigung der Blutgefäße und Nieren. Häufig sind die Blutgefäße des Gehirns von der Schädigung betroffen, was zu einem Schlaganfall (Absterben von Gehirnteilen mit entsprechenden Funktionsausfällen) führen kann. Sogar das größte Blutgefäß unseres Körpers, die Aorta, kann auf Grund von unkontrolliertem Bluthochdruck geschädigt werden und reißen. Das kann sehr rasch zum Tod führen. Hypertonie wird in der Regel nach drei Blutdruckmessungen bei verschiedenen Gelegenheiten diagnostiziert. Das hilft sicherzustellen, dass eine Behandlung tatsächlich nötig ist. Deshalb raten wir dir dringend, deinen Arzt erneut aufzusuchen, um deinen Blutdruck messen zu lassen und mit der erforderlichen Behandlung zu beginnen. Eine Behandlung besteht aus zwei Elementen, nämlich Lebensstil und Medikation. Lebensstilveränderungen sind grundlegend für die Behandlung von Hypertonie. Dazu gehören regelmäßige Bewegung, Gewichtsreduktion zur Erlangung des Idealgewichts, eine Ernährungsumstellung und der Verzicht auf Tabak und Alkohol. Ebenfalls hilfreich ist eine Stressreduktion durch bewusstes Entspannen und konstruktiven Umgang mit Ärger. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass eine Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse und

wenig gesättigten Fettsäuren und wenig Salz zu einer Reduktion des Blutdrucks beiträgt. Mit der Bewegung sollte in Absprache mit dem Arzt begonnen werden, um mögliche Risiken zu vermeiden. Darüber hinaus gibt es verschiedene Medikamente zur stufenweisen Behandlung von Hypertonie. Bereits bei Patienten mit mässigem Bluthochdruck kann der Einsatz von zwei oder mehr Medikamenten nötig sein. Falls Medikamente eingesetzt werden müssen, so ist es wichtig, diese zuverlässig einzunehmen. Ebenso unerlässlich ist die Änderung der Lebensgewohnheiten. Das Ziel ist laut Empfehlung der jüngsten Leitlinien des achten Joint National Committee ein behandelter Blutdruck von unter 150/90 mmHg bei Personen über 60 Jahren und von weniger als 140/90 mmHg bei Personen zwischen 30 und 59 Jahren.1 Wir empfehlen allen, sich einen gesunden Lebensstil anzugewöhnen, ob sie unter Bluthochdruck leiden oder nicht. Wenn eine Hypertonie besteht, sind Änderungen im Lebensstil, regelmäßige Kontrollen und wenn nötig auch eine medikamentöse Therapie notwendig, um die ungewollten, oft katastrophalen Folgen eines unkontrollierten Bluthochdrucks zu vermeiden. n 1 JAMA. doi:10.1001/jama.2013.284427. Veröffentlicht online am 18. Dezember 2013.

Peter N. Landless, Facharzt für Nuklearkardiologie, ist Direktor der Gesundheitsabteilung der Generalkonferenz der Kirche der Siebenten-TagsAdventisten in Silver Spring (Maryland, USA). Allan R. Handysides, Facharzt für Gynäkologie, war bis zu seinem Ruhestand Direktor der ­Gesundheitsabteilung der Generalkonferenz. April 2014 | Adventist World

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A N D A C H T

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s gibt Dinge im Leben, die lassen sich nicht reparieren – so sehr wir uns auch darum bemühen mögen. Es gibt Momente, die nicht zurückkommen. Es gibt Worte, die wir nicht auslöschen oder neu formulieren können. Meine Frau Chantal und ich waren etwas mehr als ein Jahr verheiratet, als ich beschloss, mir einen eigenen Schreibtisch für mein Büro zu bauen. Nicht, dass ich ein Büro gehabt hätte. Wir lebten damals in einem kleinen Studentenapartment am Helderberg-College in Südafrika. Unser winziges Wohnzimmer war angefüllt mit unseren Bücherregalen und ein paar Stühlen, und in unser Schlafzimmer passten gerade einmal unser Bett und mein Schreibtisch mit einem klobigen Computer darauf. Ich hatte bis dahin keine Gelegenheit gehabt, mich im Tischlern zu üben, aber ich hatte mich mit dem Werklehrer am Helderberg-Gymnasium angefreundet. Er nahm sich während der Ferien freundlicherweise die Zeit, mich in die Geheimnisse der Tischlerei einzuführen. Wir fingen von Null an – mit unbehandeltem Holz, aus dem wir zunächst Bretter schnitten, die dann noch gehobelt und zuletzt fein zugeschnitten werden mussten. Zwei Wochen lang hatte ich jeden Tag acht Stunden gearbeitet; es hatte mir viel Freude gemacht, mit meinen Händen zu arbeiten und neue Fertigkeiten zu erlernen. An einem Nachmittag musste ich ein Brett mit einem leistungsstarken elektrischen Tischhobel bearbeiten. Ich hatte den ganzen Tag intensiv gearbeitet und war dabei, die Arbeit abzuschließen. Ich war schon müde und für den Bruchteil einer Sekunde ließ meine Aufmerksamkeit nach. Meine Hand rutschte vom Brett ab und geriet in den Hobel. Zunächst tat es nicht weh, aber überall war Blut. Mein Bruder und der Werklehrer brachten mich auf schnellstem Weg ins Krankenhaus. Als der Chirurg die Wunde gesäubert und sich die Verletzung angesehen hatte, wurde mir gesagt, dass das, was von der Fingerkuppe meines linken kleinen Fingers noch übrig war – einschließlich des Nagelbetts und Teilen des Knochens – abgenommen werden musste. Als ich am späten Abend endlich wieder nach Hause kam, wurde mir plötzlich klar: Es gibt Dinge im Leben, die nicht mehr zu reparieren sind. Der heilende Messias

Die letzte Woche im öffentlichen Wirken von Jesus begann mit einem Donnerschlag. Eine Menschenmenge säumte die Straßen, die nach Jerusalem führten. Jesus, der Wunderheiler aus Galiläa, kam auf einem Esel in die Stadt geritten. „Hosianna“-Rufe schallten ihm von den Massen entgegen, Palmzweige und Kleidungsstücke bedeckten die Straße vom Ölberg in die Stadt. Jesus war der „Sohn Davids“, die Prophetie erfüllte sich vor den Augen der Menschen (vgl. Sach 9,9; Ps 118,26). Ganz Jerusalem schien auf den Beinen zu sein (Mt 21,10). Unter den Jüngern herrschte aufgeregte Erwartung. Endlich würde Jesus die ihm zustehende Position beanspruchen. Jesus bewegte sich zielstrebig auf den Tempel zu. Das Haus seines Vaters (vgl. Lk 2,49) war beherrscht von lärmenden Geldwechslern, Händlern, die vom Tempel bewilligte Opfertiere verkauften, und Tausenden von Menschen, die über Preise feilschten.

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Durch seine

Wunden sind wir

geheilt Von Gerald A. Klingbeil

KUNSTWE R K

VON

J a m e s T i s s o t


Der Vorhof wirkte wie ein Viehstall. Alle waren in ihre Geschäfte vertieft, niemand ahnte, dass das eigentliche Lamm Gottes den Tempel betrat. Doch plötzlich wandte sich die Aufmerksamkeit aller ihm zu. Im Bruchteil einer Sekunde war Jesus völlig unerwartet nicht mehr der Sohn des Zimmermanns aus Nazareth. „Das Göttliche brach durch das Menschliche hindurch und bekleidete Christus mit einer Würde und Herrlichkeit, wie er sie nie zuvor offenbart hatte“, schrieb Ellen White.1 Bei seinem Gang durch den Vorhof zitierte Jesus Prophetenstimmen aus der Vergangenheit (Jes 56,7; Jer 7,11). Schnell leerte sich das Bethaus, das zu einer Räuberhöhle geworden war (vgl. Mt 21,12–13). Tische wurden umgestoßen, Münzen ausgeschüttet; Tiere entkamen aus ihren Käfigen. Niemand stellte die Autorität dieses Mannes infrage. Niemand stellte sich dem Sohn Gottes in den Weg. Ich stelle mir vor, dass nach der panischen Flucht der Händler Ruhe einkehrte – und kurz darauf zögernde Schritte zu hören waren. Eine interessante Bemerkung in Matthäus 21,14 weist uns auf die wahre Mission von Jesus hin: „Und es gingen zu ihm Blinde und Lahme im Tempel und er heilte sie.“ Der Ort, an dem diese in einem einzigen Vers erwähnten Wunder stattfanden, war wahrscheinlich der Vorhof für die Heiden. Die jüdische Tradition untersagte behinderten Menschen, Opfer „vor dem Herrn“ zu bringen. Die Texte der jüdischen Gemeinschaft in Khirbet Qumran gingen sogar soweit, alle Menschen mit Verkrüppelungen und Behinderungen aus der Versammlung und dem zukünftigen messianischen Reich auszuschließen.2 Die Gelähmten, die Blinden und Gehörlosen durften das Innere des Tempels nicht betreten, weil sie Unreinheit und Unvollkommenheit in den Ort, der Gott vorbehalten war, gebracht hätten. Jesus räumte mit solchen Ansichten gründlich auf. Er lud alle in die Gegenwart seines Vaters ein, um Heilung zu finden. Er hatte Zeit für die Randgruppen, Kranken, Unwürdigen und Außenseiter – und die Kinder (Mt 21,16). Dadurch, dass Jesus den Tempel reinigte und die Kranken heilte, wies er über die hervorragende Architektur und überwältigende Schönheit des Gebäudes hinaus auf dessen eigentlichen Zweck hin. Sünder, die Vergebung und Erneuerung brauchen, werden durch das Opfer des wahren Gotteslammes erlöst. Durch seine Wunden …

Wenige Tage später wurde aus den „Hosianna“-Rufen der Ruf „Kreuzige ihn“. Drei Kreuze standen auf dem Weg nach Jerusalem. Der mächtige Wunderheiler war gestorben, die meisten seiner Jünger waren geflohen oder standen verzweifelt und verstört am Fuß des Kreuzes. Der Messias ruhte in seinem Grab. Einige der Frauen, die Jesus nachgefolgt waren, machten sich trotz ihrer Hoffnungslosigkeit entschlossen auf den Weg zur Gruft. Noch ahnten sie nicht, dass Jesus die wohlriechenden Öle, mit denen sie ihn salben wollten, nicht brauchen würde. Das leere Grab ließ ihre Herzen schneller schlagen. Ihre Hoffnungen, Träume und Erwartungen wurden neu entfacht, als Engel ihnen verkündigten, dass Jesus auferstanden sei. Könnt ihr euch

vorstellen, wie sie in die Stadt zurückliefen, um es ihren Angehörigen und Freunden – ja der ganzen Welt – weiterzusagen? Die Opfer im Tempel, die auf Jesus hinwiesen, hatten ihre Bedeutung verloren. Das wahre Lamm Gottes hat die Last einer ganzen Welt auf sich genommen – und lebt! … sind wir geheilt

Plötzlich ergaben Texte wie Jesaja 53 Sinn: „Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen … er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen … und durch seine Wunden sind wir geheilt.“ (Jes 53,4–5) Endlich verstanden die Jünger, worum es ging – und mit ihnen alle, die in ihren Fußtapfen gehen. Der Wunderheiler wollte nicht nur Augenlicht, Hör-, Sprech- oder Gehvermögen wieder herstellen. Nein, er schaute hinter das vordergründige Anliegen und sah das eigentliche Problem. Er kümmerte sich um unsere großen und kleinen Sünden, unsere hässlichen, schmutzigen Taten, Gedanken und Motive. Er nahm unsere Missetaten auf sich und konnte „vielen Gerechtigkeit schaffen“ (V. 11) – nämlich all jenen, die – zunächst noch zögerlich, doch dann voll froher Erwartung – in seine offenen Arme liefen, um wahre Heilung zu finden. Der Auferstehungsmorgen ist eine gute Gelegenheit, sich an die Heilungen Christi zu erinnern. An meinem linken kleinen Finger fehlt immer noch die Fingerkuppe samt Nagel und manchmal spüre ich bei Wetterumschwung Schmerzen. Und obwohl er bei Kindern immer wieder ein guter Einstieg in ein Gespräch ist, erinnert er mich doch vor allem an mein Bedürfnis nach wahrer Heilung und Wiederherstellung. Wie die Lahmen, Blinden und Verkrüppelten, die nach der Tempelreinigung zu Jesus kamen, laufe auch ich immer wieder in seine Arme. Mein verdrehtes Verständnis von Gerechtigkeit muss immer wieder daran erinnert werden, dass Christi Opfer ausreicht, dass der Wunderheiler nicht auf meine kläglichen Versuche der Selbstheilung angewiesen ist. Ja, es gibt Dinge in diesem Leben, die nicht repariert werden können, doch wir kennen den, der es kann. Seine Gnade ist überreich Seine Vergebung bedingungslos; Seine Wiederherstellung vollkommen. Er ruft uns auf, ihm unser Leben auszuliefern. Sein Anspruch an uns ist absolut. Sein Sieg ist großmütig – und verändert alles. n 1 Ellen G. White, Das Leben Jesu, S. 582. 2 D. A. Carson, „Matthew“, in Frank E. Gaebelein (Hrsg) The Expositor’s Bible Commentary, 12 Bde., Grand Rapids, Zondervan, 1984, Bd. 8, S. 442.

Gerald A. Klingbeil ist stellvertretender Chef­

redakteur von Adventist World. Mit seiner Frau und ihren drei Töchtern lebt er in Silver Spring, im US-Bundesstaat Maryland.

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G L A U B E N S Ü B E R Z E U G U N G E N

Das

d ie präambel

Von Lothar Wilhelm

große Ganze unserer

Die Präambel unserer Glaubensartikel verstehen

F

ürchtet Gott und gebt ihm die Ehre“. Mit dieser Aufforderung beginnt die Botschaft der drei Engel in der Offenbarung (Offb 14,7). Die Ehre Gottes ist also das zentrale Anliegen des Glaubens für alle Menschen, die in der Endzeit treu zu Gott halten. Wir mögen fragen: Wie ehren wir Gott? Die Verehrung Gottes soll sich in allen Lebensbereichen widerspiegeln, also unser ganzes Denken, Fühlen und Tun umfassen. Das geschieht auf der Grundlage der Achtung vor dem Wort Gottes. Siebenten-Tags-Adventisten bringen ihre besondere Ehrfurcht vor der Heiligen Schrift in der Präambel zu den Glaubensüberzeugungen zum Ausdruck, mit denen sie beschreiben, welche biblischen Lehren für die Gemeinde in der Endzeit wichtig sind.

Unsere Glaubenspunkte und die Bibel

Die Einleitung der Glaubensüberzeugungen ist äußerst bedeutsam, denn darin bekennen die Adventisten: Allein die ganze Bibel ist Richtschnur (Credo) für Glauben und Leben.1 Die Bibel enthält zwar Lehren, aber mit ihrer ganzen Vielfalt an Geschichte und Geschichten, Gesetzen und Poesie, an Mahnungen und Verheißungen lässt sie sich nicht in ein Credo oder Dogma fassen, durch das der Glaube definiert werden könnte. Wer die ganze Bibel als Wort Gottes annimmt und als alleinige Richtlinie (Kanon) für den Glauben anerkennt, muss darum zwischen der Heiligen Schrift, ihren Lehren und dem Verständnis ihrer Lehren unterscheiden. Die Heilige Schrift ist als Wort Gottes unveränderlich. Schon ein Vergleich verschiedener Übersetzungen zeigt aber, wie unterschiedlich ihr Text verstanden werden kann. Die biblische Wahrheit ist zeitlos. Die Lebensumstände und die Denk- und Verhaltensweisen der Menschen ändern sich jedoch mit der Zeit. Biblische Lehren können daher entsprechend den Anforderungen der Zeit unterschiedliche Bedeutung oder eine andere Wichtigkeit

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haben. Wo die Gemeinde nicht auf einzelne Lehrsätze festgelegt wird, sondern die ganze Bibel Maßstab des Glaubens bleibt, gibt es Raum für notwendige Veränderungen im Verständnis ihrer Lehren. Siebenten-Tags-Adventisten bekennen, dass die Heilige Schrift grundlegende Lehren enthält, die von der Gemeinde verstanden, beschrieben und geglaubt werden. Wie sie diese Lehren verstehen, beschreiben sie in den einzelnen Artikeln ihrer Glaubensüberzeugungen. Das schließt jedoch neue Erkenntnisse für eine bestimmte Zeit oder geeignetere Lehrformulierungen für die ewige biblische Wahrheit nicht aus. Darum kann der Text der Glaubensüberzeugungen geändert werden, „wenn die Gemeinde durch den Heiligen Geist zu einem tieferen Verständnis der biblischen Wahrheit gelangt oder bessere Formulierungen findet, um die Lehren des heiligen Gotteswortes auszudrücken.“ Glaubensbekenntnisse in der Kirchengeschichte

In der Kirchengeschichte finden sich zahlreiche Beispiele dafür, dass die Gläubigen auf ein formuliertes Glaubensbekenntnis verpflichtet wurden. Dieses Credo wurde dann zur Norm der Rechtgläubigkeit gemacht und damit praktisch über die Heilige Schrift gestellt. Wer mit dem Wortlaut dieses Credos nicht übereinstimmte, konnte ausgegrenzt und als Ketzer verurteilt werden. In Kenntnis der Kirchengeschichte und aus Ehrfurcht vor dem Wort Gottes lehnten die Gründer der Adventgemeinde ein festgeschriebenes Credo ab. James White schrieb bereits im Jahre 1847: „Die Bibel ist eine vollkommene und vollständige Offenbarung. Sie ist unsere einzige Richtschnur für Glauben und Leben.“2 Als 1861 im Zusammenhang mit der Organisation der ersten Generalkonferenz über ein formuliertes Glaubensbekenntnis diskutiert wurde, nannte John N. Loughborough „fünf Schritte zum Abfall“: „Der erste Schritt zum Abfall besteht darin, ein Credo


Es ist nicht zu entschuldigen, wenn jemand den Standpunkt vertritt, es gäbe keine Wahrheit mehr neu zu entdecken. aufzustellen, das uns sagt, was wir zu glauben haben. Der zweite ist, dieses Credo zum Test für die Kirchenzugehörigkeit zu machen. Im dritten Schritt wird die Rechtgläubigkeit der Mitglieder an diesem Credo überprüft. Im vierten Schritt werden alle, die nicht an dieses Credo glauben, zu Ketzern erklärt. Im fünften Schritt wird ihre Verfolgung veranlasst.“3 Wo einzelne Lehrsätze zur Norm des Glaubens erhoben werden, besteht die Gefahr, dass die Wahrheit der Bibel darauf begrenzt wird und das Forschen nach der großen Vielfalt des Wortes Gottes und nach der Wahrheit für die Gegenwart verloren geht. Darum schrieb Ellen G. White schon 1859: „Geht nicht mit eurem Glaubensbekenntnis (Credo) an die Bibel heran, um dann die Schrift im Lichte dieses Credos zu lesen. Wenn ihr erkennt, dass eure Meinung einem klaren ‚So spricht der Herr‘, einem Gebot oder Verbot Gottes gegenübersteht, dann achtet auf das Wort Gottes und nicht auf das, was Menschen gesagt haben. Löst alle Meinungsverschiedenheiten oder Streitfragen nur mit einem ‚Es steht geschrieben!‘“4� Später schrieb sie: „Wir dürfen nicht denken: ‚Wir haben die ganze Wahrheit, wir haben die Grundpfeiler unseres Glaubens begriffen und können uns nun auf unserem Wissen ausruhen’. Die Wahrheit schreitet ständig voran und wir müssen uns in ihrem zunehmenden Licht bewegen.“5� „Es ist nicht zu entschuldigen, wenn jemand den Standpunkt vertritt, es gäbe keine Wahrheit mehr neu zu entdecken und all unsere Schriftauslegung wäre ohne Irrtum. Die Tatsache, dass bestimmte Lehren von unserer Gemeinschaft über viele Jahre als Wahrheit vertreten werden, ist kein Beweis dafür, dass unsere Vorstellungen unfehlbar sind. Die Zeit macht einen Irrtum nicht zur Wahrheit, und Wahrheit kann es sich leisten, fair zu sein. Keine wahre Lehre wird etwas verlieren, wenn sie einer gründlichen Überprüfung unterzogen wird.“6

Präambel Siebenten-Tags-Adventisten anerkennen allein die Bibel als Richtschnur ihres Glaubens und betrachten die folgenden Glaubensüberzeugungen als grundlegende Lehren der Heiligen Schrift. Diese Glaubensaussagen stellen dar, wie die Gemeinde die biblische Lehre versteht und bezeugt. Eine Neufassung ist anlässlich einer Vollversammlung der Generalkonferenz (Weltsynode) dann zu erwarten, wenn die Gemeinde durch den Heiligen Geist zu einem tieferen Verständnis der biblischen Wahrheit gelangt oder bessere Formulierungen findet, um die Lehren des heiligen Gotteswortes auszudrücken.

Zurück zur Bibel

Die Tatsache, dass nicht einzelne Lehrsätze über die Rechtgläubigkeit entscheiden, sondern die ganze Heilige Schrift, gibt der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten eine Offenheit, die vor dogmatischer Erstarrung und ideologischer Engstirnigkeit schützen kann. Das erlegt aber der Kirchenleitung, den Pastoren und jedem einzelnen Gläubigen eine besondere Verantwortung auf, denn Diskussionen um notwendige Veränderungen können die Einheit bedrohen. Darum sind alle Gläubigen gefordert, in Demut auf den Rat aus dem inspirierten Schrifttum von Ellen White zu hören: „Die Bibel, und nur die Bibel allein, soll die Richtschnur unseres Glaubens sein, das einzige Band der Einheit.“7� „Wir dürfen nicht meinen, die Einheit der Gemeinde hinge davon ab, dass jeder Text der Heiligen Schrift von allen genau gleich verstanden wird. Die Gemeinde kann einen Beschluss nach dem andern fassen, um alle Meinungsverschiedenheiten zu beenden, doch Denken und Wollen lassen sich nicht zwingen und darum kann man die Uneinigkeit so nicht ausmerzen. Solche Beschlüsse könnten Unstimmigkeiten vielleicht verschleiern, aber nicht beseitigen und keine wirkliche Einheit herstellen. Nur eins kann die Einheit der Gemeinde wachsen lassen: Der Geist der christusähnlichen Langmut! ... Die großen Wahrheiten des Wortes Gottes sind so klar, dass niemand sie falsch verstehen muss. Wenn du als einzelnes Gemeindeglied Gott über alles liebst und deinen Nächsten wie dich selbst, dann bedarf es keiner besonderen Anstrengungen für die Einheit, dann wird sich das Einssein in Christus als natürliches Ergebnis einstellen.“8 n 1 Auch in der neuen Fassung der adventistischen Enzyklopädie heißt es unverändert: „Siebenten-Tags-Adventisten haben kein formales Glaubensbekenntnis … [Sie] betrachten die gesamte Bibel als ihr Glaubensbekenntnis.“ The Seventh-day Adventist Encyclopedia. Review and Herald Publishing Association, Hagerstown, 2002. 2 A Word to the Little Flock, The Seventh-day Adventist Encyclopedia, S. 13. 3 Protokoll der Generalkonferenz-Sitzung am 5. Oktober 1861 in Battle Creek, Bericht in Review and Herald, 8. Oktober 1861. Ausführlicher erläuterte J.N. Loughborough diese Punkte 1907 in seinem Buch: The Church, its Organisation, Order and Discipline. Kapitel 15, Submission versus creed, power and force, S.76–77. 4 Advent Review and Sabbath Herald, 13. August 1859; Ellen G. White Writings, DVD-Rom Comprehensive Research Edition, 2008. 5 Advent Review and Sabbath Herald, 25. März 1890. 6 Advent Review and Sabbath Herald, 20. Dezember 1892; Counsels to Writers and Editors, S. 33,35. 7 Für die Gemeinde geschrieben, Band 1, S. 438, revidiert. 8 E.G. White, Manuscript 24, 1892: Manuscript Releases, Bd. 11, 1990 MR No. 898 – Ms. 24, 1892, S. 1–9. The Ellen G. White 1888 Materials, Bd. 3, S. 1091–1093.

Lothar Wilhelm ist Pastor im Ruhestand, ehemaliger Vereinigungsvorsteher und VerbandsAbteilungsleiter in Deutschland. Er lebt mit seiner Frau Erika in Celle. Viele Jahre war er Vorsitzender des Ausschusses für die Übersetzung der Gemeindeordnung in der Intereuropäischen Division (EUD). April 2014 | Adventist World

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T I T E LT H E M A

Von Claude Richli

Oben: Professor Mutuku Mutinga, Claude Richli und Rektor Jozsef Szilvasi (von links nach rechts) gehörten zum Untersuchungskomitee über die Zukunft von Mudende, das 2004 das alte Universitätsgelände inspizierte. Oben rechts: Dr. Jesse Tabaranza, ein Chirurg am MugoneroKrankenhaus, und Josue Rusine, Vorsteher des West-RuandaMissionsfelds, vor einer Liste mit den Namen der Familien, die dem Völkermord zum Opfer fielen.

Von der

Hoffnung

„In der Hölle gibt es keine Teufel mehr“, sagte der Missionar. „Sie sind alle in Ruanda.“ So lautete die Schlagzeile auf der Titelseite des Magazins Time vom 16. Mai 1994.1 Ich erinnere mich daran, wie es mir kalt den Rücken hinunter lief, als ich sie entdeckte. Mein Vater und Freunde von mir hatten als Missionare an der adventistischen Universität von Zentralafrika (AUCA) gewirkt, deshalb konnte mir die Not in diesem schönen Land mitten in den Bergen Zentralafrikas nicht egal sein. Überhaupt konnte niemand, der kein Herz aus Stein hatte, ihr gleichgültig gegenüber stehen – außer vielleicht die Mächte des

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Hölle

zur

Ruanda, 20 Jahre nach dem Völkermord Westens, die von der Gewalt und Zerstörung, von der das Land erschüttert wurde, kaum berührt wurden. In rund hundert Tagen des Völkermords in Ruanda kamen fast eine Million Menschen ums Leben. Genau zehn Jahre später – in der ersten Aprilwoche 2004 – reiste ich mit einer Delegation der neu gegründeten Ost-Zentralafrikanischen Division nach Mudende. Unsere Aufgabe bestand darin, eine Empfehlung für die Zukunft des verfallenen Universitätsgeländes zu geben. Da stand ich nun. Auch auf diese ehemalige adventistische Institution traf die Bezeichnung „Schlachtfeld Ruanda“ des Time-Magazins zu. Im Gebäude der Naturwissenschaften ALLE

F OTOS

VON

C l a u d e

hatten tausend Menschen Zuflucht gesucht und waren von einer rasenden Meute zu Tode gehackt worden. Auch 32 unserer Studenten verloren ihr Leben. An der Ostseite des Virunga-Gebirges auf über 2000 Meter Höhe gelegen, ist der Ort praktisch immer in Nebel eingehüllt. Jetzt schien es mir, als würde er immer damit zu kämpfen haben, die Geister der Vergangenheit zu vertreiben. Überhaupt machte das ganze Land den Eindruck, als hätte es die Tragödie noch nicht verarbeitet. Über allem schien ein düsterer Schleier zu liegen. Felder waren unbestellt, schwarze Baumstümpfe ragten in die Höhe, wo früher einmal Wälder standen,

R i c h l i ,

F ALLS

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ANDE R S

AN G E G E B EN


F o t o

v o n

A .

S e b a h a s h y i ,

AU C A

Oben: Das alte, verfallene Hauptgebäude der Universität in Mudende im Jahr 2004. Links: Das neue Hauptgebäude der Adventistischen Universität von Zentralafrika außerhalb von Kigali.

und überall sah man verfallene Häuser. Ruandas Hauptstadt Kigali wirkte leblos, es gab praktisch keinen Straßenverkehr. Was noch wichtiger war: Die von Natur aus reservierten Einwohner Ruandas rangen immer noch mit ihrer Trauer und hatten angesichts ihrer unfassbaren Verluste resigniert. Ganze Familien waren ausgelöscht worden. Würde das Land, würde unsere Kirche, die so stolz auf die Universität in Mudende gewesen war, mit der Tragödie fertig werden und sich der Zukunft stellen? Damals konnte ich nicht ahnen, dass Gott die Architekten für den Neubeginn unserer Kirche in Ruanda bereits bestimmt hatte.

Architekten der Hoffnung

Sie kamen aus vier Kontinenten. Der erste war Jozsef Szilvasi, der seinen Charakter und seine Entschlossenheit als Vorsteher des Ungarischen Verbands nach der kommunistischen Ära unter Beweis gestellt hatte. Im Jahr 2001 hörte er Gottes Ruf und kam mit seiner Frau Suzsana nach Ruanda, um als Rektor der adventistischen Universität von Zentralafrika zu wirken. Sein Büro befand sich damals auf einem kleinen Campus in Kigali mit dem Namen Gishushu. Als Szilvasi bei seiner Ankunft sah, wie heruntergekommen der Campus war, wäre er beinahe auf der Stelle wieder umgekehrt. Der Ort glich nicht einem Uni-

versitätscampus, sondern eher einer Volksschule ohne jegliche Ausstattung. Die Bibliothek war etwa so groß wie ein mittelgroßes Wohnzimmer in den USA. In seinem Büro war kaum Platz für einen kleinen Schreibtisch, ein Bücherregal und einen Stuhl für Besucher. Nur 320 Studenten hatten sich angemeldet. Doch obwohl Szilvasi mehrmals mit dem Tod bedroht wurde, blieb er – denn er hatte eine Vision. Für Schäden, die in Mudende in der Zeit entstanden waren, als das Gelände nach dem Völkermord für das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen als Flüchtlingslager diente, hatte unsere Kirche eine Entschädigungszahlung von 200.000 US-Dollar erhalten. Mit einem Teil des Geldes kaufte Szilvasi 2004 auf den Masoro-Hügeln, ganz in der Nähe des internationalen Flughafens, ein schönes Grundstück, das ihm von der Stadt Kigali angeboten worden war. Doch wie sollte es jetzt weitergehen? Im gleichen Jahr bewegte Gott die Herzen eines jungen Ehepaars auf den Philippinen – Dominique und Angie Pagarigan – ebenfalls nach Ruanda zu gehen. Dominique war Architekt und Angie Leiterin der Finanzabteilung im adventistischen Krankenhaus in Manila. Sie ging mit ihrem Mann nach Ruanda, um an der adventistischen Universität Buchhaltung zu unterrichten, während er April 2014 | Adventist World

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T I T E LT H E M A Angie Pagarigan, Vizerektorin für Finanzen, stellte die Universität wieder auf eine solide finanzielle Grundlage.

Dominique Pagarigan, der Architekt, der die Pläne für die neue Universität ­erstellte und verwirklichte.

Rektor Abel Sebahashyi während einer Besichtigung auf dem Baugelände in Gishushu. die Pläne für die Gebäude zeichnete, die auf dem neuen Grundstück entstehen sollten. Obwohl sie sich dessen nicht bewusst waren, legten sie gemeinsam mit Szilvasi den Grundstock nicht nur für die Neugründung der Universität, sondern auch für den Neubeginn unserer Kirche in Ruanda. Der Weg dorthin sollte jedoch sehr beschwerlich sein. Der erste Meilenstein war die Entscheidung, was mit der Universität in Mudende geschehen sollte. Der Wendepunkt

Am Montag, den 13. Mai 2004, fand im Novotel in Kigali eine historische Sitzung statt. Der Exekutivausschuss der OstZentralafrikanischen Division hielt seine Halbjahressitzung ab und der wichtigste Punkt auf der Tagesordnung war der Bericht eines Untersuchungsausschusses als Grundlage für die Entscheidung über die Zukunft von Mudende.

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Das Komitee unter der Leitung von Mutuku Mutinga, einem Universitätsprofessor aus Kenia, empfahl der Kirchenleitung, das Angebot der Regierung anzunehmen, die das zerstörte Universitätsgelände kaufen wollte, und mit dem Erlös den Campus auf den Masoro-Hügeln weiter aufzubauen. Dieser Vorschlag stieß auf heftige Opposition. Viele Mitglieder im Exekutivausschuss konnten sich noch gut an die „glorreiche Zeit“ der Universität in Mudende erinnern. Sie hatten dort studiert oder gelehrt und die Menschen, die dort ihr Leben verloren hatten, waren ihre Freunde gewesen. Wie konnten sie solch einem wichtigen Teil ihres Lebens und der Geschichte Ruandas einfach den Rücken kehren? Sie baten inständig darum, Mudende eine zweite Chance zu geben. Schließlich ließ Geoffrey Mbwana, der damalige Divisionspräsident und Vorsit-

zender des Ausschusses – ein Mann des Ausgleichs, mit klarem Urteilsvermögen – die Argumente zusammenfassen und abstimmen.2 Die Auszählung wurde von allen mit angehaltenem Atem erwartet. Die Empfehlung des Komitees wurde mit knapper Mehrheit angenommen. Nun war der Weg in eine vielversprechende Zukunft offen. Eine vielversprechende Zukunft

Heute ist das Gelände auf den Masoro Hügeln nicht wiederzuerkennen. Der neue Rektor, Abel Sebahashyi, ein Ruander, der ein Mitglied im Untersuchungs­ komitee über die Zukunft Mudendes gewesen war, begrüßt mich in seinem geräumigen Büro mit Blick auf den gepflegten Campus mit seinen verstreut liegenden Gebäuden, auf die die Gemeindeglieder zu Recht stolz sind. Die Gebäude wurden vom philippinischen Architekten Pagarigan geplant und gebaut, die Finanzen sorgfältig von seiner Frau Angie verwaltet. Im Jahr 2006 wurde Angie zur Leiterin der Finanzabteilung der Universität und somit dafür verantwortlich, in einer chaotischen Situation eine stabile finanzielle Grundlage wiederherzustellen. Um es mit F o t o s

v o n T . Tj e r a n s o n ,

NO R U C


Die Galilaya-Adventgemeinde in Ruhengeri wird nach ihrer ­Fertigstellung Sitzplätze für 2000 Personen bieten.

Sebahashyis Worten auszudrücken: „Vier Jahre lang war sie mit ‚Ausgrabungen‘ beschäftigt: Die Bücher waren lückenhaft, ein Buchführungssystem gab es praktisch nicht und der Finanzfluss befand sich in einer schwierigen Situation. Doch schließlich waren wir in der Lage, Geld zu sparen und konnten diese schöne Universität und außerdem auch noch ein neues Universitätsgelände in Gishushu bauen, ohne Schulden zu machen.“ Die „Grundschule“ die dort einmal stand, wurde abgerissen und durch ein großes Gebäude ersetzt, das sich noch im Bau befindet. In den 24 Klassenräumen, die entstehen, sollen die erfolgreichen Abteilungen für EDV und BWL unter­ gebracht werden. Die Zahl der Studierenden ist von 320 auf 3200 in die Höhe geschnellt. Neben Pädagogik und Theologie sollen in Zukunft auch Fächer wie Softwareentwicklung, Gesundheitswissenschaften, Mathematik, Volkswirtschaftslehre, Geographie und sogar Medizin angeboten werden. Investition in die Zukunft des Landes

Vor einigen Monaten erhielten Sebahashyi und der stellvertretende Rektor, Ndahayo Claver, eine Einladung vom Bildungsminister des Landes. Zunächst würdigte er ihre Arbeit und dankte ihnen für die Qualität der Ausbildung auf der Universität, von der das ganze Land profitiere. Dann beauftragte er sie im Namen der Regierung mit der Planung der ersten medizinischen Hochschule in Ruanda. Die Regierung werde diesen Auftrag mit der Bereitstellung von Praxissemestern, Stipendien und die Vermittlung von Partnern

Über

Von Claude Richli

1.000.000 Sabbathalter in Ruanda

Es war der letzte Sabbat im Januar, morgens um halb zehn. Die Straßen in Ruandas Hauptstadt Kigali waren – abgesehen von einigen Polizisten – menschenleer. Mein Fahrer, der adventistische Pastor Karangwa Nephtal, hatte mich schon vorgewarnt, dass wir wohl nicht zur Gemeinde kommen würden, ohne angehalten zu werden. Und wir wurden tatsächlich angehalten, dreimal auf einer Strecke von 4,5 Kilometern. Immer wurde die gleiche Frage gestellt: „Sind Sie Siebenten-Tags-Adventist?“ „Ja.“ „Zeigen Sie Ihren Ausweis.“ Gehorsam zeigte der Pastor eine Karte vor, die von unserer Kirche ausgegeben wird und die ihn als Siebenten-Tags-Adventisten ausweist. Ohne diesen Ausweis wäre er bis 11.00 Uhr am Straßenrand festgehalten worden. An diesem Sabbat ist „Umuganda“, der landesweite Tag der gemeinnützigen Arbeit. Einmal im Monat müssen alle Einwohner Ruandas an einem Samstagvormittag ehrenamtliche Arbeit leisten: beim sozialen Wohnungsbau mithelfen, Schulen bauen, Straßen und öffentliche Plätze reinigen, Müll aufsammeln, Büsche und Bäume pflanzen und andere Maßnahmen zur Verbesserung der Umwelt unterstützen. Alles ist geschlossen – außer den Adventgemeinden. Niemand darf auf den Straßen fahren – außer Einsatzfahrzeuge und Adventisten. Siebenten-Tags-Adventisten müssen ihren Arbeitseinsatz am Sonntagmorgen nachholen. Als die Regierung das Arbeitsprogramm 2006 einführte, musste unsere Kirche Ausweise für die Mitglieder ausstellen. Innerhalb eines Monats beantragten allein in Kigali 980.000 Personen den Ausweis, weitere Hunderttausende im Rest des Landes. Nicht alle wurden in den Gemeindelisten geführt, aber alle gaben an, Sabbathalter zu sein. Sie besuchen vielleicht nicht die Gottesdienste, aber sie kennen den Sabbat, weil sie in adventistischen Familien aufgewachsen sind, und sie arbeiten am Sabbat nicht. Heute gibt es laut Gemeindeberichten „nur“ 604.000 Gemeindeglieder in Ruanda. Doch wir wissen, dass mindestens zweimal so viel angeben, Siebenten-Tags-Adventisten zu sein. Der Regierungsstatistik zufolge sind 11,1 Prozent der zwölf Millionen Einwohner Ruandas Siebenten-Tags-Adventisten. Das sind mehr als 1,3 Millionen ­Sabbathalter – eine der höchsten Konzentrationen von Adventisten weltweit.

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T I T E LT H E M A

Der künftige Verwaltungssitz des Ruandischen Missionsverbands in Kigali im Bau.

unterstützen. Noch fehlen vier Millionen Dollar, doch die Vorbereitungen für die Aufnahme der ersten 45 Medizinstudenten im September 2015 sind in vollem Gang. Ein weiterer Baumeister

„Der Neubeginn der Universität bedeutet auch den Neubeginn unserer Kirche“, erklärt Hesron Byilingiro, ein bescheidener Mann, trotz seiner hohen Bildung und beeindruckenden akade­ mischen Zeugnissen. In Ruanda geboren, ging er zum Studium in die USA und wurde schließlich US-amerikanischer Staatsbürger. Er hat einen Master in Theologie (M.Div.) und Betriebswirtschaft sowie einen Doktor in Praktischer Theologie (D.Min.) der Andrews-Universität im US-Bundesstaat Michigan. Er hätte überall eine ausgezeichnete Zukunft gehabt. Doch im Gegensatz zu anderen Afrikanern beschlossen er und seine Frau Anna im Jahr 2003, in ihre Heimat zurückzukehren.

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Adventist World | April 2014

Hesron übernahm dort die Aufgabe des stellvertretenden Verbandsschatzmeisters. Die ersten zwei Jahre verbrachte er damit, Abläufe und Verfahren einzusetzen, die eine sichere finanzielle Zukunft für die dortige Kirche gewährleisten würden. Im Jahr 2005 wurde er Vorsteher des Ruandischen Missionsverbands. Am Ende eines sonnigen Nachmittags in Kigali stehe ich mit ihm auf der Dachkonstruktion eines im Bau befindlichen neunstöckigen Gebäudes in der Botschaftsgegend von Kigali. Hier entsteht das neue Verwaltungsgebäude unserer Kirche in Ruanda. Die meisten Büros werden fremdvermietet, um weitere Bauvorhaben finanzieren zu können: Schulen, deren Abgänger an der Universität studieren können, Krankenhäuser, die der Gesundheit der Bevölkerung dienen, und Gemeindehäuser. Wenn Hesron Byilingiro über die Pläne unserer Kirche spricht, kommt


Die Kinder auf dem Gelände der adventistischen Schule in Ruhengeri können sich auf eine glänzende Zukunft in ihrem wieder aufgebauten Land freuen.

Leben in den sonst ruhigen Mann. Zum Beispiel, wenn er von Gitarama im Zentrum des Landes spricht, wo eine neue Zweigstelle eröffnet wurde, um die Präsenz unserer Kirche zu erhöhen. „Aber das war noch nicht genug“, erklärt er. „Wir sagten uns: Lasst uns noch eine Sekundarschule dazu bauen, damit wir das Denken der jungen Leute gewinnen können. Und jetzt haben wir 24 Klassenräume fertiggestellt.“ Außerdem gibt es zwei Wohnheime für bis zu 800 Kinder. „Wir wollen die Kinder mit unserem Glauben und unserem Auftrag vertraut machen“, erklärt Byilingiro. „Dann war da ein Stück Land, das verkauft werden sollte. Wir nutzten die Gelegenheit und kauften das Land. Ich sprach mit dem Bürgermeister und sagte ihm, dass wir es für eine Erweiterung unserer Universität nutzen werden.“ Weiter berichtet Byilingiro: „Pagarigan hat bereits ein Gesamtkonzept entworfen. Wenn wir die Zweigstelle der Universität haben werden – die höhere Schule und den Verwaltungssitz unseres Missionsverbands – bin ich mir sicher, dass das die Präsenz unserer Kirche in der Stadt stärken wird.“

Bei einer Fahrt durch das Land zeigt Byilingiro mir die neue Krankenpflegeschule, die an das adventistische Krankenhaus in Mugonero angrenzt. Sie ist bezugsfertig und muss nur noch von der Regierung genehmigt werden. In Gisenyi, an der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo, zeigt er mir eine weitere Zweigstelle und eine große Sekundarschule. Auf dem Grundstück in guter Lage, das mit Hilfe der Gemeindeglieder gekauft wurde, steht bereits ein Lagerhaus, das zuvor von einer Ortsgemeinde einer anderen Glaubensgemeinschaft gemietet worden war. Als die Mitglieder dieser Kirchengemeinde erfuhren, dass das Gebäude von den Adventisten gekauft worden war, waren einige ärgerlich. Andere wollten wissen, was unsere Kirche lehrt. Am Ende einer Evangelisation, die auf dem Gelände gehalten wurde, baten 140 Personen darum, getauft zu werden und schlossen sich der Gemeinde an. Heute gibt es dort eine blühende Adventgemeinde. In Ruhengeri halten wir bei einer Gemeinde mit 324 Gemeindegliedern, die erst vor einem Jahr gegründet wurde. Sie plant jedoch, in den nächsten Jahren auf 2000 Glieder anzuwachsen. Der Bau eines

neuen Gebäudes ist bereits weit fortgeschritten. In der gleichen Stadt werden zwei weitere Kapellen mit mindestens 2000 Sitzplätzen gebaut. Der Bau einer Schule für 1400 Schüler ist fast abgeschlossen. Gérard Karasira, Absolvent der adventistischen Universität von Zentralafrika und Präsident des Nord-Ruanda-Felds, empfängt mich in seinem Büro im neuen Verwaltungssitz: Ein modernes, dreistöckiges Gebäude mit geräumigen Büros, mit eigenem Server und dem SunPlus Buchführungssystem, das mit dem Verband und der Generalkonferenz verbunden ist. In diesem Monat liegt der Völkermord in Ruanda genau 20 Jahre zurück. Wie viel hat sich in dieser Zeit verändert! Damals wäre das Land vom Hass beinahe zerstört worden. Heute erlebt es einen Aufschwung – ebenso wie unsere Kirche. Die Menschen haben gelernt, einander zu vergeben und zusammenzuarbeiten. Die Korruption wurde eingedämmt, Recht und Ordnung wiederhergestellt; es herrscht Disziplin.� Alles im Land läuft ohne Zwischenfälle. Rasch entwickelt es sich zu einem Vorbild in Afrika. Und im Land selbst wird unsere Kirche zu einer Quelle der Inspiration, geistlichen Stärke und des intellektuellen Fortschritts. n 1 Siehe auch: „Why? The Killing Fields of Rwanda,” TIME Magazine, http://content.time.com/time/magazine/ article/0,9171,980750,00.html#ixzz2rUsszqKi. 2 Seit 2010 ist Geoffrey Mbwana einer der Vizepräsidenten der Generalkonferenz. 3 Siehe Text in der Seitenleiste.

Claude Richli ist

Mitherausgeber von Adventist World.

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E L L E N

W H I T E

E N T D E C K E N

D

as kürzlich erschienene Buch Ellen G. White Encyclopedia steht für etwa 13 Jahre Erwartung, Planung und Arbeit. Es ist auf dem besten Weg, zu einem der nützlichsten Werke über Ellen White, die Adventgeschichte und die adventistische Theologie zu werden.

che der Siebenten-Tags-Adventisten, einer weltweiten Glaubensbewegung, die heute 20 Millionen Anhänger hat, und in der Öffentlichkeit dennoch weitgehend unbekannt ist. George Knight stellte sich das Buch als das Standardwerk über Ellen White vor, geschrieben sowohl für Akademiker und Studenten als auch für interessierte Gemeindeglieder und die allgemeine Öffentlichkeit. Im Wesentlichen sollte es aus allgemeinen Artikeln und alphabetischen Einträgen bestehen. Einzelne Artikel sollten von Gastautoren geschrieben und

Die

seinen Ruhestand zu planen, wurde ihm klar, dass er noch zu viele Bücher zu schreiben oder redaktionell zu bearbeiten hatte. Als er die Buchprojekte nach ihrer Priorität ordnete, sah er ein, dass die Ellen G. White Encyclopedia ein Werk werden würde, das er hauptsächlich redaktionell begleiten würde. Einen großen Teil der Arbeit würde er an andere delegieren müssen. Im November 2000 fragte George Knight uns, ob wir bereit wären, die geplante Enzyklopädie gemeinsam zu redigieren. Er bot an, weiterhin als beratender

Von Denis Fortin und Jerry Moon

Ellen G. White

Enzyklopädie Neues Material für unsere Gemeinden Der Hintergrund

George Knight – seinerzeit Professor für Kirchengeschichte am adventistischen Theologischen Seminar der Andrews-Universität – startete das Projekt Ende der 1990er Jahre. Als er ein Inserat für die C. S. Lewis Encyclopedia sah, kam ihm der Gedanke, ein ähnliches Werk über Ellen White zu erstellen. Obwohl es Tausende von Seiten gibt, die von ihr oder über sie geschrieben wurden, gab es bislang keine umfassende Quelle, in der Leser, die sich noch nicht mit ihr befasst haben, einen leichten Zugang zu speziellen Informationen erhalten. Ellen White war eine produktive Autorin, erfolgreiche Gesundheitsreformerin und Mitbegründerin der Kir-

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von Fachkollegen kommentiert werden. Die Bibliographien sollten wenn möglich von Spezialisten in den entsprechenden Fachgebieten verfasst werden. Ein weiterer wichtiger Punkt: Das Buch sollte in einer für die Allgemeinheit verständlichen Sprache geschrieben sein. George Knight begann, Indexe und Inhaltsverzeichnisse veröffentlichter Werke über White und Adventgeschichte zu überfliegen und eine vorläufige Liste von benötigten Artikeln zu erstellen. Er stellte seine Idee dem Review and Herald-Verlag vor und bemühte sich um die Unterstützung des Ellen-White-Estate. Das war der Stand des Projekts im Herbst 2000. Als George Knight anfing,

Dieses Buch wurde nicht nur von Experten auf ihrem Gebiet ­geschrieben, es wurde auch mehrmals von Fachleuten, die unterschiedliche Sichtweisen vertreten, durchgesehen … So entstand eine ausgewogene Sicht der Ratschläge Ellen Whites. In einem Zeitraum von 14 Jahren haben fast 200 Experten etwa 1300 kurze ­Artikel und sieben Hauptbeiträge zu dem Werk beigesteuert. George Knight in einer Werbebroschüre des Review and Herald-Verlags


Redakteur zu fungieren, übergab uns jedoch die Verantwortung dafür, einen Verlag zu finden, Autoren zu verpflichten, die Artikel zu redigieren und das ganze Projekt bis zum Abschluss zu betreuen. Wir übernahmen das Projekt gern, ohne zu ahnen, wie viel Arbeit darin steckte und wie lange es dauern würde, es abzuschließen. Von Anfang an war das Buch als ein benutzerfreundliches Standardwerk konzipiert, das für Leser ohne Vorwissen leicht verständlich sein und zugleich so viel wissenswerte Informationen enthalten sollte, dass es auch für Spezialisten brauchbar wäre. Mit Beiträgen von etwa 180 Autoren aus aller Welt ist das Werk ein kompaktes und zugleich umfassendes Handbuch zu den vielen Veröffentlichungen über Ellen White, die es bereits gibt, bietet aber auch einen beträchtlichen Teil an neuen Erkenntnissen. Sowohl langjährige Leser der Schriften von Ellen White als auch Leser, die neu beginnen, sich mit ihrer Literatur zu beschäftigen, finden verlässliche Informationen, oft aus einer neuen Perspektive dargestellt. Um die Richtigkeit aller Angaben zu gewährleisten, wurde das gesamte Manuskript von angesehenen Experten überprüft, von den Redakteuren überarbeitet und vom Review and HeraldVerlag noch einmal lektoriert. Ein Werk dieser Größenordnung hätte ohne die Hilfe und Unterstützung vieler Beteiligter nicht geleistet werden können. Zahlreiche Autoren, Redakteure, Sekretärinnen, wissenschaftliche Hilfskräfte der Andrews-Universität und Kollegen an verschiedenen Forschungszentren haben an der Verwirklichung des Projekts mitgearbeitet. Unter anderem waren das Center for Adventist Studies an der AndrewsUniversität, das Ellen-White-Estate und das Büro für Archivierung und Statistik an der Generalkonferenz in Silver Spring involviert. Das Redaktionsteam des Review and Herald-Verlags leistete mit seiner Kompetenz und Unterstützung in allen Phasen einen bedeutenden Beitrag zum Gelingen des Projekts.

Wie die Enzyklopädie zu ­verwenden ist

Die Ellen G. White Encyclopedia ist in drei vom Leser leicht unterscheidbare Teile gegliedert. Im ersten Teil finden sich wichtige einleitende Artikel über Ellen White: ihre Lebensgeschichte, die wesentlichen Themen ihres Schrifttums, ihre Theologie, Interpretationsprinzipien, Forschungsmittel und ein Verzeichnis der Sekundärliteratur. Er besteht aus längeren einspaltig gesetzten Artikeln mit Endnoten. Der zweite Teil enthält das biografische Material – unter anderem Informationen über Menschen, mit denen Ellen White zu tun hatte, Briefverkehr pflegte oder über die sie schrieb. In einem thematisch gegliederten Abschnitt werden historische Persönlichkeiten wie Martin Luther und John Calvin einbezogen, die keine Zeitgenossen von ihr waren, und deren Einfluss auf ihre Theologie beschrieben. Dieser Teil ist beim Durchblättern leicht an den überwiegend kurzen Artikeln über Einzelpersonen und an den vielen eingefügten Fotos zu erkennen. Der dritte und umfangreichste Teil enthält unterschiedlich lange Artikel – von einigen tausend bis weniger als hundert Wörtern – über eine Vielzahl an Themen. Dieser Teil, der ebenso wie der zweite alphabetisch geordnet und zweispaltig gesetzt ist, enthält auch Einträge über Themen oder Lehrmeinungen von Ellen White, über Bücher, die sie geschrieben hat, historische Ereignisse und Orte sowie Institutionen, mit denen sie in Verbindung stand. Die Artikel im biografischen und thematischen Teil des Buches sind alphabetisch geordnet und durch fettgedruckte Überschriften gegliedert. In Klammern wird mit den Standardabkürzungen auf das jeweilige Schrifttum von Ellen White hingewiesen. Mit einem Sternchen (*) wird auf Themen oder Personen hingewiesen, zu denen es eigene Artikel in der Enzyklopädie gibt. Außerdem werden Querverweise genannt. Am Ende jedes Artikels steht der Name des jeweiligen

Ellen White war die einflussreichste Persönlichkeit in der Adventgeschichte. Dennoch gibt es eine Menge Missverständnisse über ihr Schrifttum und darüber, warum sie manche Dinge schrieb. Bis heute hat es kein Referenzwerk gegeben, das die meisten Fragen, die es in unserer Kirche hinsichtlich Ellen White gibt, beantworten kann. [Dieses Buch] ist für Menschen, die gern denken und die Ellen Whites Leben und Wirken besser verstehen wollen. George Knight in einer Werbebroschüre des Review and Herald-Verlags

Autors. Unsignierte Artikel stammen von den Redakteuren. Die meisten unsignierten Artikel im biografischen Teil stammen vom Redaktionsmitglied Michael W. Campbell, Assistenzprofessor für historische und theologische Studien am Adventist International Institute of Advanced Studies auf den Philippinen. Wir hoffen, dass die Enzyklopädie durch die Systematisierung des gegenwärtigen Wissensstandes nicht nur einen leichten Zugang zu der großen Menge an Informationen über Ellen White bietet, sondern auch eine neue Welle des Interesses und der Erforschung dieser einflussreichen geistlichen Führungspersönlichkeit und Autorin des 19. Jahrhunderts hervorrufen wird. n

Denis Fortin und Jerry Moon sind Professoren für Theologie am Theologischen Seminar der Andrews-Universität April 2014 | Adventist World

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Adventgeschichte erzählt Von Geoffrey Mbwana

Die Kirche wächst wie ein

W h i t e

E s tat e

DIVISION

G .

o ST - Z ENT R AL a fr i k a n i s c h e

E l l e n

Die

L. R. Conradi

Senfkorn

Adventisten in der Ost-Zentralafrikanischen

D

as Wachstum der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in der Ost-Zentralafrikanischen Division (ECD), zu der elf Länder Ost- und Zentralafrikas gehören, veranschaulicht die Kraft der Guten Nachricht von Jesus Christus, wie sie im Gleichnis vom Senfkorn zum Ausdruck gebracht wird. Jesus sagte über das Senfkorn: „Wenn es gesät ist, so geht es auf und wird größer als alle Kräuter und treibt große Zweige, sodass die Vögel unter dem Himmel unter seinem Schatten wohnen können.“ (Mk 4,32) Ende 2013 durfte sich die Ost-Zentralafrikanische Division über eine Zahl von 2.648.520 getauften Mitgliedern in mehr als 11.549 Ortsgemeinden unter der Leitung von 2090 ordinierten und nicht-ordinierten Pastoren freuen. Die Tatsache, dass ein Pastor im Durchschnitt für etwa 1257 getaufte Gemeindeglieder verantwortlich ist, hat die Kirchenleitung dazu bewogen, auch Gemeindeglieder ohne theologische Ausbildung für den Einsatz im Werk Christi zu mobilisieren, auszubilden und zuzurüsten. Über 500.000 Schüler und Studenten erhalten in mehr als 2000 Bildungseinrich-

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tungen – darunter auch von der Kirche beglaubigte aber von der Regierung unterhaltene Universitäten – eine adventistische Bildung. Der medizinische Dienst, den unsere Kirche in sechs kircheneigenen Krankenhäusern und 130 Ambulanzen in ländlichen Regionen anbietet, wird von der Öffentlichkeit sehr geschätzt. Ein Heer von über 6000 Buchevangelisten verkauft jedes Jahr große Mengen an Gesundheitsliteratur und religiösen Büchern. Der Heilige Geist wirkt ganz offensichtlich im Leben der Gläubigen in diesem Teil der Welt. Die Anfänge

Der Samen des Evangeliums, wie es die Siebenten-Tags-Adventisten verkündigen, wurde Ende des 19. Jahrhunderts auf die an traditionellen Religionen reiche afrikanische Erde – mit ihrem Ahnenkult, ihren Geistern und ihrem Aberglauben – ausgesät. Die ersten Adventisten kamen aus allen Himmelsrichtungen auf den Kontinent. Im Osten fanden sie durch Tanganjika, dem heutigen Tansania, Zugang zu dem riesigen, damals wenig bekannten Kontinent.

Im 19. Jahrhundert war die Glaubensgemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland die stärkste im europäischen Adventismus. Ludwig Richard Conradi, ihr dynamischer Leiter, gründete und unterstützte eine starke „Auslandsmission“ in verschiedenen Teilen der Welt. Da das Deutsche Reich eine Kolonie in Ostafrika erworben hatte, sandten deutsche Adventisten Missionare ins damalige Deutsch-Ostafrika, das die heutigen Länder Tansania, Ruanda und Burundi umfasste. Conradi brachte 5000 US-Dollar auf, um die ersten Missionare nach Ostafrika zu senden. Einzelne Gemeindeglieder in Europa und den USA und einige Gemeindeinstitutionen steuerten ebenfalls etwas zu den Mitteln bei. Am 22. Oktober 1902 stellte Conradi einen Antrag an die deutsche Regierung, Missionare nach Tanganjika senden zu dürfen. Als im Dezember desselben Jahres der damalige Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, Gustav Adolf von Götzen, auf Heimaturlaub in Berlin war, suchte Conradi ihn zu einer Unterredung auf und erhielt eine positive Antwort.


Division Die ersten Missionare

Die beiden ersten Missionare waren Abraham C. Enns, ein Gärtner, der auch auf den Predigtdienst vorbereitet war, und Johannes Ehlers, ein Mitarbeiter der Druckerei der Adventgemeinde in Deutschland. Am 22. Oktober 1903 gingen die beiden an Bord des Dampfschiffs „General“ mit Kurs auf Ostafrika. Enns ließ seine Verlobte, Ehlers seine Ehefrau zurück. Um Geld zu sparen, fuhren sie dritter Klasse. Der ursprüngliche Plan war, mit der Missionsarbeit im Norden von Tanganjika, am Victoriasee, zu beginnen. Man hoffte, über den Seeweg leichten Zugang zu Missionsstationen zu haben. Doch als sie am 9. November 1903 in Daressalam – heute Wirtschaftsmetropole und größte Stadt Tansanias – ankamen, wurden sie vom Gouverneur zum Abendessen eingeladen und angewiesen, in den Nordosten zu reisen. Am 25. November schickten sie ein Telegramm an die Kirche in Deutschland und informierten sie über die Errichtung der ersten Missionsstation unter dem Volk der Wapare im südlichen Pare-Gebirge. Sie ließen sich in einem idyllischen Tal nieder, das sie „Friedenstal“ nannten.

Die beiden Missionare taten viel mehr als nur zu predigen: Sie bauten Schulen und Kliniken. Die Schulen zogen eine beträchtliche Anzahl von Schülern von den Wapare an, obwohl sie bei einigen Anführern auf Opposition stießen. Die adventistische Bildungsphilosophie, die besonderen Wert auf praktische Arbeit und Fleiß als Ausgleich zum theoretischen Lernen legt, um eine ganzheitliche Bildung zu gewährleisten, wurde von der Regierung immer wieder sehr gelobt. In einer der Schulen, in Kihurio, bauten die Schüler Baumwolle an. Sie ernteten 10.500 Pfund und nahmen 600 US-Dollar ein. Der Gouverneur stattete der Schule einen Besuch ab und spendete Bücher im Wert von 150 US-Dollar. In seinem Begleitschreiben hieß es: „Ich betrachte die Effizienz und den Fortschritt der Missionsschule in Kihurio mit großer Zufriedenheit.“ Erst 1908 – am 4. April – wurden die ersten sechs Männer aus dem Volk der Wapare getauft. Einige der Neubekehrten wurden im Predigtdienst und zu Lehrern ausgebildet. Als das Werk wuchs, machten sich ausländische Missionare gemeinsam mit einigen Wapare auf den Weg in das Gebiet am Victoriasee – besonders nach Mwanza und Mara – und bauten weitere Missionsstationen, Schulen und Kliniken. Sowohl beim Ausbruch des Ersten als auch des Zweiten Weltkriegs entstand erheblicher Schaden für das Werk unserer Kirche. Etliche deutsche Missionare und einheimische Gemeindeglieder kamen ums Leben, andere wurden in die Armee eingezogen. Am Ende des Ersten Weltkriegs wurden die meisten deutschen Missionare inhaftiert oder aus dem Land gewiesen, da die Kolonie an Großbritannien überging. In der Übergangszeit zwischen der deutschen und der britischen Kolonialherrschaft gab es keine ausländischen Missionare. In dieser Zeit führten die Afrikaner das Werk fort, das die scheidenden Missionare begonnen hatten. Von den 26 Schulen, die von den Deutschen in der Pare-Region gegründet worden waren, wurden 15 während des Krieges weitergeführt. Anlagen und Gebäude wurden von

Menschen erhalten, die in diesen Schulen ausgebildet worden waren. In der Region am Victoriasee wurden die meisten Schulen während des Krieges zerstört. Wapare-Gemeindeglieder, die die ausländischen Missionare dorthin begleitet hatten, hielten das Werk aufrecht, indem sie – fern der Heimat und ohne Gehalt – unterrichteten und predigten. Von den Einwohnern wurden sie und ihr Dienst geschätzt. „Die Wapare-Lehrer, welche die Deutschen während des Krieges zurückließen, haben besser und gründlicher gearbeitet als die Deutschen selbst. Sie haben uns geliebt und sogar ihre Kleider mit uns geteilt“, sagte ein prominenter Regierungsvertreter in Tansania, der von ihrem Dienst profitiert hatte. Der Krieg war 1918 zu Ende, doch es war für lange Zeit nicht möglich, Missionare nach Tanganjika zu senden. Bis 1922 zählte die Gemeinde in Tanganjika 266 getaufte Gemeindeglieder, 16 Missionsstationen, sechs Kirchengebäude und 43 Schulen mit 2370 Schülern. Obwohl sich die Kirche während und nach dem Zweiten Weltkrieg großen Herausforderungen gegenüber sah, kam das Werk nicht zum Erliegen. Bis 1960 hatte unsere Kirche im Norden des Landes 176 Schulen eröffnet. Im Dezember 2013 gab es in Tansania 477.273 getaufte Gemeindeglieder; dazu zahlreiche Schulen, eine Universität, 45 Kliniken, ein Krankenhaus und ein größeres Krankenhaus, das sich im Bau befindet. Das rapide Wachstum hat es notwendig gemacht, unsere Kirche in Tansania in zwei Verwaltungseinheiten zu organisieren: den Nord-Tansania-Verband und den Süd-Tansania-Missionsverband. Das Reich Gottes ist tatsächlich wie ein Senfkorn. Lasst uns deshalb die Gute Nachricht von Jesus Christus säen. n

Geoffrey Mbwana, ein

ehemaliger Präsident der Ost-Zentralafrikanischen Division, ist heute einer der Vizepräsidenten der Generalkonferenz der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten.

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F R A G E N

Z U R

B I B E L

Warum schrieb Paulus, dass die Sünde durch Adam in die Welt kam, wenn doch Eva als erste gesündigt hat?

Wer ist

verantwortlich?

Über die Rolle, die Eva beim Eintritt der Sünde in diese Welt spielte, ist seit jeher diskutiert worden. In der jüdischen Literatur wird ihre Verantwortung weitgehend ignoriert, obwohl ihr in manchen Fällen die Schuld für das Problem der Sünde gegeben wird. Wir finden auch den Gedanken, dass Adam für ihre Übertretung verantwortlich war und deshalb die Verantwortung dafür hatte, dass die Sünde in diese Welt kam. Heute lautet die gängigste Erklärung, dass Adam in der Theologie des Apostels Paulus als Repräsentant für die gesamte Menschheit steht. Deshalb wirkte sich sein Handeln auf alle Menschen aus. Ich werde einige Bibelstellen besprechen, die auf das Wesen von Adams Sünde eingehen und dann eine Erklärung vorschlagen. 1. Adam und Eva: Eva wird im Neuen Testament nur an zwei Stellen erwähnt: in 2. Korinther 11,3 und 1. Timotheus 2,13–14. Im Brief an die Korinther brachte Paulus seine Sorge zum Ausdruck, „dass, wie die Schlange Eva durch ihre List verführte [exapatao¯, „jemanden dazu führen, falsche Vorstellungen anzunehmen“], so vielleicht euer Sinn von der Einfalt und Lauterkeit Christus gegenüber abgewandt und verdorben [phzeirō, „zerstören, verderben“] wird“. (2 Kor 11,3 EB) Die Irrlehrer waren wie die Schlange und es bestand die Gefahr, dass die Gläubigen wie Eva sein könnten. Sie sollten nicht ihrem Beispiel folgen. Evas Sünde bestand darin, dass sie sich von ihrer Hingabe und Verpflichtung Gott gegenüber abbringen ließ; die Folge war innere Verdorbenheit. Ihre Sünde war nicht unvermeidbar, deshalb war sie dafür verantwortlich. In 1. Timotheus 2,13–14 diente Evas Erfahrung dem Apostel Paulus als Veranschaulichung für die Gefahr, auf Irrlehrer zu hören. Bei der Schöpfung wurde Adam als erster erschaffen, vor Eva. Doch Eva wurde „betrogen“ (apatao¯, „betrügen, täuschen, irreführen“). Der Reihenfolge bei der Schöpfung wird hier die Reihenfolge beim Sündenfall gegenübergestellt. Damit soll darauf hingewiesen werden, dass die Verführung nicht unvermeidlich war. Adam wurde nicht betrogen, folglich musste Eva nicht sündigen. Deshalb ist es unentschuldbar, dass sie – ebenso wie die Epheser – betrogen wurde. 2. Adams Sünde: Obwohl Paulus die Tatsache, dass Eva gesündigt hat, bestätigte, stellte er fest, dass die „Sünde“ (hamartia, „Sünde, Böses“) durch Adam in die Welt kam (vgl. Röm 5,12 EB). Adams Sünde wird als „Übertretung“ bezeichnet (V. 15;

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paraptoma, „Fehlverhalten“), weil er von der Frucht aß, und als Akt des „Ungehorsams“ (V. 19, parakoe¯, „nicht hören wollen“), weil er ein Gebot Gottes übertrat. Doch die Sünde, die in die Welt kam, ist nicht die gleiche Sünde, die Adam verübte. Paulus personifizierte die Sünde als Macht des Bösen, die als Folge der Sünde Adams in die Welt kam und sie mit tödlicher Macht beherrscht (6,22). Deshalb beschrieb Paulus am Beispiel von Adam den natürlichen Zustand der Menschheit: Im gefallenen Zustand Adams, dem die Menschheit unterworfen ist, müssen alle sterben (1 Kor 15,22), doch im zweiten Adam werden alle Leben finden. Der Gegensatz ist bezeichnend: Das Leben in Adam endet mit dem Tod, doch der Tod Christi endet durch die Auferstehung mit dem Leben. Das natürliche Leben – repräsentiert durch das Leben von Adam – wird vergehen, während die Leben spendende Macht Christi neues Leben gibt (vgl. V. 44–49). Dem Bösen, das in die Welt kam, stellte sich Christus entgegen; er kam vom Himmel, um es zu besiegen. 3. Adam und die Herrschaft über die Erde: Die Ausführungen von Paulus in Römer 6,16 und 8,18–23 beziehen sich auf 1. Mose 1,28. Hier ist die Erklärung, die ich vorschlagen möchte: Dem Schöpfungsbericht in 1. Mose zufolge, betraute Gott Adam und Eva gemeinsam mit der Herrschaft über die Erde. Damit die Sünde über die Erde herrschen konnte, war es nötig, dass beide ihre eigene Herrschaft aufgaben. Die Sünde Evas reichte nicht aus, damit die Herrschaft verloren ging. Solange einer von beiden Gott treu blieb, würden die Sünde und das Böse nicht die Herrschaft über die Erde übernehmen können. Obwohl also Eva als erste sündigte, kam die Sünde erst in die Welt und versklavte sie, als auch Adam sündigte. So waren die Konsequenzen von Adams Übertretung in gewisser Weise schwerwiegender als die Folgen von Evas Sünde. Paulus hatte Recht, als er schrieb, dass die Sünde als herrschende Macht durch Adam in die Welt kam. Doch Gott sei Dank für den zweiten Adam – Jesus Christus – der uns von der versklavenden Macht der Sünde befreit (Röm 6,8–11) und am Ende auch die ganze Schöpfung befreien wird (Röm 8,18–23). n

Angel Manuel Rodríguez wirkte vor seinem Ruhestand als Direktor des Biblischen Forschungsinstituts der Generalkonferenz.


B I B E L S T U D I U M

F OTO

VON

E n r i c o

C a cc i a

Laodizeas einzige Hoffnung Von Mark A. Finley

D

ie antike Stadt Laodizea, etwa 160 Kilometer östlich von Ephesus gelegen, war ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt. Die Straße von Ephesus zum Euphrat führte direkt durch das Tal, in dem Laodizea lag. Die Stadt war Mittelpunkt für Wirtschaft, Banken, Bildung und Medizin. Wenn der römische Politiker und Philosoph Cicero sich in der Gegend aufhielt, löste er seine Kreditbriefe in Laodizea ein. Als die Stadt im Jahr 61 durch ein Erdbeben zerstört wurde, lehnten die stolzen, unabhängigen Einwohner das Angebot Roms, sie beim Wiederaufbau zu unterstützen, ab. Sie wollten die Stadt selbst wieder aufbauen. Laodizea war eine wohlhabende, kultivierte Stadt. In dieser Atmosphäre von Geld und Materialismus, waren die Christen in Laodizea offensichtlich halbherzig geworden. Sie hatten ihren Glauben nicht aufgegeben, er begeisterte sie einfach nicht mehr. Sie waren nicht geistlich tot, aber sie befanden sich im geistlichen Schlaf. Der Brief an die Gemeinde in Laodizea ist ein ernster Aufruf zu einer Erneuerung der Glaubenserfahrung.

1

Welche drei Titel verwendete der Apostel ­Johannes in Offenbarung 3,14 für Jesus, um die ­Botschaft an Laodizea einzuleiten? Die drei Titel, die Johannes in seiner Einleitung der Botschaft an Laodizea für Jesus verwendete, haben eine tiefe Bedeutung. Laodizea ist die letzte der sieben Gemeinden. Jesus ist das „Amen“, mit einer letzten Botschaft an seine Gemeinde, bevor er wiederkommt. Er ist der „treue und wahrhaftige Zeuge“, der unsere tiefsten Geheimnisse kennt und uns dennoch nie aufgibt. Er bleibt uns treu, wenn wir ihm untreu sind. Er ist der „Anfang der Schöpfung Gottes“. Dieser Ausdruck bedarf vielleicht der Erläuterung. Er bedeutet nicht, dass Jesus als erster erschaffen wurde. Das Wort, das im Grundtext für „Anfang“ steht, kann auch mit „derjenige, der beginnt“ oder „der Anfänger“ übersetzt werden. Jesus ist derjenige, der die Schöpfung begonnen hat. Der allmächtige Christus der Schöpfung hatte eine Botschaft für die Christen in Laodizea, in der er ihnen versprach, das Wunder der Neuschöpfung in ihrem Leben zu bewirken und ihnen geistliches Leben einzuhauchen.

2 Wie beurteilte Jesus in Offenbarung 3,15–17 den geistlichen Zustand der Gemeinde in Laodizea? Die Christen in Laodizea waren weder heiß noch kalt, sondern lau. Welch ein passendes Symbol für Laodizea! Nur wenige Kilometer entfernt lag die Stadt Hierapolis mit ihren heißen Quellen, deren Wasser über Aquädukte nach Laodizea geleitet wurde. Bis

das Wasser dort angekommen war, war es jedoch nur noch lauwarm. Die Christen in Laodizea hatten Jesus nicht verworfen, sie lehnten sich nicht gegen seine Lehren auf, sie waren einfach gleichgültig, abgestumpft und selbstgefällig.

3 Wie beschrieben die Christen in Laodizea selbst ihren geistlichen Zustand? Inwiefern unterschied sich ihre Sicht von der Beurteilung durch Jesus? Offb 3,17 Manchmal stimmt unsere Sicht von unserem Zustand vor Gott nicht mit der Wirklichkeit überein. Wir sehen uns vielleicht als gerecht und heilig, doch Gott, der das Herz ansieht, sieht etwas ganz anderes.

4 Wie beschreibt die Bibel die Natur des ­ enschen ohne die Gerechtigkeit Christi? M Jes 64,5; Jer 17,9; Röm 3,10–11.23. 5 Welchen Rat gab Jesus der Gemeinde in ­Laodizea in Offenbarung 3,18? Die Christen hielten sich für religiös, ohne das wahre Wesen geistlichen Lebens zu verstehen (vgl. Joh 9,39–41). Jesus sagte in Lukas 4,18 von sich, dass er gekommen war, um zu verkündigen „den Blinden, dass sie sehen sollen“. Der Apostel Paulus betete, dass Gott der Gemeinde den „Geist der Weisheit“ geben möge, damit die „Augen eures Verständnisses“ geöffnet würden (Eph 1,17–18 SLT). Obwohl Laodizea für seine Augensalbe berühmt war, war die Gemeinde geistlich blind. Nur der Heilige Geist kann uns die geistliche Einsicht schenken, die wir brauchen, um unseren wahren Zustand vor Gott zu erkennen und im Glauben seine Gerechtigkeit anzunehmen.

6 Warum ließ Jesus seiner Gemeinde in Offen­ barung 3,19 einen scharfen Tadel übermitteln? 7 Welche Sehnsucht hat Christus laut Offenbarung 3,20–21? Was verspricht er uns? Jesus sehnt sich danach, innige Gemeinschaft mit uns zu haben. Durch das ansprechende Symbol eines orientalischen Abendessens beschrieb Jesus, wie er mit uns an einem Tisch sitzt, sich mit uns unterhält, auf unsere innersten Wünsche hört und uns ermutigt. Diese besonderen Augenblicke mit Jesus sind einfach zu kostbar, um sie zu verpassen. Diejenigen, die schon jetzt diese Beziehung mit Jesus eingehen, werden bis in Ewigkeit die Freude haben, mit ihm auf seinem Thron zu sitzen und seine Freude zu teilen. n April 2014 | Adventist World

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LE S ER F O R U M Jesus lenkt den Blick auf das „Wichtigste im Gesetz“, nämlich Gerechtigkeit, Gleichheit, Barmherzigkeit, Annahme und Liebe. Keisha Welsh, England

Leserbriefe Missionsbemühungen in ­Australien

Vielen Dank für die beiden Artikel von Sandra Blackmer über die Arbeit unserer Kirche in Australien, „Warum der Dienst am Nächsten wirklich zählt“ und „Für Gesundheit und Hoffnung“ (Februar 2014). Es ist erfreulich zu lesen, wie Adventisten sich bemühen, Menschen in einer der säkularsten Gesellschaften der Welt zu erreichen. Ich frage mich, warum nicht mehr von uns bewusste, überlegte Schritte unternehmen, um die Menschen in unseren Heimatorten mit praktischen Angeboten zu erreichen, sie zu informieren, sie zu unterstützen und zu inspirieren. Vielleicht helfen uns diese Artikel, keine Ausreden mehr zu suchen und die Talente zu nutzen, die Gott uns genau für diesen Zweck gegeben hat. Jan Smith Kalifornien, USA Radikale Begegnungen

Ich gratuliere Frauke Gyuroka zu ihrem Mut in ihrem Artikel „Radikale Begegnungen“ die Frage zu stellen: „Was macht unse-

Dankw

ren Lebensstil christlich?“ In dem Abschnitt, der folgt, könnte man den Eindruck bekommen, dass das, was wir essen und anziehen die Kriterien sind, anhand derer diese Frage beantwortet werden kann. Doch wie Frauke Gyuroka ganz richtig aufzeigt, ist der wahre Maßstab für die Aussagekraft unseres christlichen Glaubens, wie sehr er uns Christus annähert. Jesus hat nicht viel über Ernährung und Kleidung gesagt, außer dass er die Pharisäer dafür zurechtwies, dass sie so viel Wert darauf legten. Stattdessen lenkte er ihren Blick auf das „Wichtigste im Gesetz“, nämlich Gerechtigkeit, Gleichheit, Barmherzigkeit, Annahme und Liebe. Wenn Gottes Gemeinde heute diese Merkmale deutlicher an den Tag legen würde, wären wir in unserer Gesellschaft vielleicht glaubwürdiger. Keisha Welsh, England Ideen für die Mission in postmodernen Gesellschaften

Ich habe Claude Richlis Bericht „Konferenz in Montenegro befasste sich mit Mission in postmodernen Gesellschaften“ (Januar 2014) gelesen und habe eine Idee, wie wir die Menschen in Europa erreichen können. Vielen Menschen ist es ein Anliegen, Gutes zu tun, gesund zu essen und dazu beizutragen, die Klimaveränderung aufzuhalten. In jeder Zeitung kann man über „grüne“ Projekte lesen, Gesundheit und Umwelt sind für die Menschen hier wichtige Themen. Wie wäre es, wenn wir diese Anliegen in der Gemeinde thematisie-

ren würden? Wenn unsere Pastoren in Europa solche Themen in der Gemeinde ansprechen würden, könnten die Menschen positiv beeinflusst werden, zum Beispiel die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen. Das ist eine Möglichkeit, wie wir authentische Christen sein und den Menschen auf dieser Erde helfen könnten. Der zweite positive Aspekt wäre, dass Adventisten den Menschen, denen sie dann in den Zügen begegnen, von ihrem Glauben erzählen könnten. Werner Prandstätter Österreich Floyd Morris, Senatspräsident von Jamaika

Ich bin begeistert von der Nachrichtenmeldung über Floyd Morris („Blinder Adventist neuer Senatspräsident von Jamaika“, August 2013), der als erster blinder Senatspräsident von Jamaika, dem Oberhaus des Parlaments, in die Geschichte eingeht. In der Geschichte des Volkes Gottes hat Gott immer wieder Menschen in einflussreiche Positionen in Regierungen gebracht. Jakobs Sohn Josef, der zunächst für ein Verbrechen ins Gefängnis musste, das er nicht begangen hatte, wurde später Premierminister von Ägypten, nur der König stand über ihm. Der Prophet Daniel führte durch seine Rechtschaffenheit, seine Werte und seine ausgezeichnete Leistung unter mehreren Herrschern über Jahrzehnte eine gute Regierung. In den letzten Tagen wählt der allmächtige Vater, der König des Universums, besondere Männer und Frauen aus, denen

ANLIEGEN

Ich habe schon mein Leben lang eine Freundin, die womöglich eine Herztransplantation braucht. Bitte betet um Heilung und darum, dass Gott tut, was das Beste ist. Carol, USA Wir haben sehr große Probleme in unserer Familie. Meine Frau hasst Adventisten und

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es scheint, dass wir in unserem Haus mit echten Dämonen zu kämpfen haben. Bitte betet für uns! Gott wird helfen. Dan, Norwegen

gebraucht, um den Menschen in meiner zukünftigen Praxis in seiner Liebe und Freundlichkeit zu dienen. Samuel, Sierra Leone

Ich studiere Medizin. Bitte betet darum, dass Gott mir durch die restlichen Jahre meines Studiums hilft und dass er mich

Betet für meine Erlösung. Ich schäme mich sehr für Dinge in meiner Vergangenheit. Pierre, Kanada


er die Verpflichtung anvertraut, einen Staat zu regieren, sodass seine Macht auf einzigartige Weise offenbart wird. Morris ist in einer einzigartigen Position. Seine Schwierigkeiten sind kein Hindernis für die Erfüllung seiner Aufgabe. Ich glaube, dass dies eine Ermutigung für all jene ist, die mit ähnlichen Behinderungen geboren wurden und auch für diejenigen, die alles im Leben haben. Diese Meldung hat meinen Glauben an die gewaltige Kraft und unendliche Liebe unseres himmlischen Vaters gestärkt. Larry R. Valorozo Niederlande

Wo in aller

Welt ist das?

Schöne Zeitschrift

ANTWORT: In Mugonero, in West-Ruanda. Das Genozid-Museum ist rechts, die Büros des West-Ruanda-Missionsfelds links im Bild. Im Hintergrund sieht man das Krankenhaus mit der neuen Krankenpflegeschule.

Herzlichen Glückwunsch zu eurer schönen Zeitschrift. Adventist World baut uns auf, wir werden durch die Zeitschrift informiert und ermutigt. Wir sind sicher, dass der Heilige Geist durch sie unseren Glauben, „der einst den Heiligen anvertraut wurde“, stärkt. Gott segne euch. Miguel Augusto Rivas Ecuador Richtigstellung

In der Februarausgabe von Adventist World waren die Angaben zur Person von Michael Sokupa, dem Autor des Artikels „Auf den Spuren der Missionare“ nicht ganz vollständig. Er ist Dozent für Neues Testament und Kirchengeschichte am Helderberg College in Kapstadt (Südafrika) und Leiter des dortigen Ellen-White-Forschungsinstituts. Die Herausgeber Leserbriefe bitte an letters@adventistworld.org schicken. Bitte

klar und zum Punkt schreiben; höchstens 250 Wörter. Titel des Artikels, Ausgabe und Seitenzahl angeben; Namen und Wohnort (Stadt und Land) nicht vergessen. Redaktionelle Bearbeitung (Kürzung und Präzisierung) vorbehalten. Nicht alle Zuschriften können veröffentlicht werden.

Betet für meine Ehe und meine Schwiegermutter, und dafür, dass ich vergeben kann. Awino, Kenia Bitte betet für meinen Sohn und meine Schwiegertochter. Beide finden es in Ordnung, in Ehebruch zu leben. H. H., Österreich

Advent is t Wor ld

Frühjahrssitzung Frühjahrssitzung Frühjahrssitzung 17. April 2012 17. April 2012 17. April 2012

GK-Vollversammlung GK-Vollversammlung GK-Vollversammlung Juli 2015 Juli 2015 Juli 2015

Gemeinsam die Bibel durchlesen Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten Siebenten-Tags-Adventisten Kirche der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten

www.erneuertdurchseinwort.de

www.revivalandreformation.org www.revivalandreformation.org www.revivalandreformation.org

Erneuert durch sein Wort Eine gemeinsame Entdeckungsreise durch die Bibel Gott spricht durch sein Wort zu uns. Schließe dich bibelgläubigen Menschen in mehr als 180 Ländern an, die jeden Tag ein Kapitel in der Bibel lesen. Informatio­nen erhältst du unter www.erneuertdurchseinwort.de/category/allgemein. Auf dieser Website kannst du dich auch anmelden, um das Kapitel für den jeweiligen Tag per E-Mail zugeschickt zu bekommen. Wenn du mitmachen willst, dann beginne am 1. MAI 2014 mit Jesaja 66

Bitte betet dafür, dass ich meine mündliche Aufnahmeprüfung an meiner neuen Schule bestehe. Masereka, Uganda

Gebetsanliegen sowie Lob und Dank für erhörte Gebete bitte an prayer@adventistworld.org schicken. Anliegen bitte kurz und präzise formulieren, höchstens 50 Wörter. Kürzung und Präzisierung vorbehalten. Nicht alle Anliegen werden veröffentlicht. Bitte Namen und Land nicht vergessen. Gebetsanliegen können auch gefaxt oder per Post geschickt werden. Fax: 1-301-6806638. Postanschrift: Adventist World, 12501 Old Columbia Pike, Silver Spring, MD 20904-6600 USA

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LE S ER F O R U M

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Vor Jahren

Am 30. April 1919 öffnete das Instituto Industrial (Lima Training School) in einem kleinen gemieteten Gebäude in Miraflores, einem Vorort der peruanischen Hauptstadt Lima, seine Tore. Direktor und einzige Lehrkraft des Instituts war H. B. Lundquist. Als die Eröffnung der Bildungseinrichtung bekannt wurde, kamen Agustín Alva und zwei seiner Cousins von Contumazá, Cajamarca. Diese drei jungen Männer und ein weiterer aus Laraos, einer entlegenen Stadt im Verwaltungsbezirk Lima, waren die einzigen Studierenden. Alva war der erste Student, der sein Studium abschloss und daraufhin begann, als Prediger zu arbeiten. Alle Studenten der zweiten und dritten Abgangsklasse (1928 und 1930) wurden adventistische Missionare. Heute hat die Bildungseinrichtung (Complejo Educativo Adventista Union) drei Standorte, einschließlich einem in Ñaña, wo sich die höhere Schule und die Universität des Peruanischen Verbands befinden.

Wie sie

wachsen 90 60

Riesentang kann an einem Tag bis zu 60 Zentimeter wachsen. Bambus kann an einem Tag bis zu knapp 90 Zentimeter wachsen. Quelle: Smithsonian

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WAchstum in Zentimeter pro tag

So wirkt die

bewegung Medaillengewinner bei Olympischen ­Spielen leben im Schnitt 2,8 Jahre länger als die allgemeine Bevölkerung.

Kalzium Bei Frauen, die über einen Zeitraum von zehn Jahren täglich 1 Gramm Kalzium zu sich nahmen, reduzierte sich die Sterblichkeitsrate um 22 Prozent. Kalzium ist außer in Milchprodukten auch in Bohnen und grünem Gemüse enthalten. Quelle: The Journal of Clinical Endocrinology und Metabolism/ Women’s Health


„Siehe, ich komme bald …“

5O 5O

Unser Auftrag ist es, Jesus Christus zu erhöhen und Siebenten-Tags-Adventisten überall im Glauben und Leben, in ihrer Hoffnung und Mission zu einen.

WÖRTER – NICHT MEHR

Mein Lieblings-

Buch in der Bibel n Die Offenbarung hat mich schon immer interessiert. Ich

habe sie nicht verstanden, bis mich meine Nachbarin zu einem einwöchigen Offenbarungsseminar einlud. Ich ließ keinen Abend aus und lernte nicht nur viel über die Endzeit, sondern erfuhr Gott persönlich und ließ mich taufen. Patricia, Buenos Aires, Argentinien

Herausgeber: Adventist World ist eine internationale Zeitschrift der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Sie wird herausgegeben von der Nordasien-Division der Generalkonferenz der Siebenten-TagsAdventisten. Geschäftsführender Herausgeber: Bill Knott Mitherausgeber: Claude Richli Internationaler Verlagsleiter: Chun Pyung Duk Herausgeberausschuss: Ted N. C. Wilson, Vorsitz; Benjamin D. Schoun, stellvertretender Vorsitzender; Bill Knott, Sekretär; Lisa Beardsley; Daniel R. Jackson; Robert E. Lemon; Geoffrey G. Mbwana; G. T. Ng; Juan Prestol; Michael Ryan; Ella S. Simmons; Mark Thomas; Karnik Doukmetzian, Rechtsberater Koordinationsausschuss: Lee Jairyong, Vorsitz; Akeri Suzuki; Kenneth Osbom; Guimo Sung; Glenn Mitchell; Chun Pyung Duk Chefredakteur: Bill Knott V. i. S. d. P. (deutschsprachige Ausgabe): Elí Diez-Prida, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg Redakteure in Silver Spring, Maryland, USA: Lael Caesar, Gerald A. Klingbeil (stellvertretende Chefredakteure), Sandra Blackmer, Stephen Chavez, Mark A. Kellner, Kimberly Luste Maran Redakteure in Seoul, Korea: Chun, Jung Kwon; Choe, Jeong-Kwan Redakteur der Online-Ausgabe: Carlos Medley

n Mein Lieblingsbuch ist die Apostelgeschichte. Die

Geschichte, wie Paulus auf dem Weg nach Damaskus Jesus begegnet, fasziniert mich. Gott ist ein barmherziger Gott. Nathalie Beauelus, Port-au-Prince, Haiti n Mir ist das 5. Buch Mose das liebste. Darin lese ich, wie

ich den Herrn lieben soll und dass ich Gottes Gebote und Anweisungen befolgen sollte. Gottes Verheißung lautet: „Dann werdet ihr am Leben bleiben und es wird euch gut gehen und ihr werdet immer in dem Land wohnen können, das ihr jetzt in Besitz nehmt.“ (5 Mo 5,33 GNB) Pauline, Harare, Simbabwe

Schreibt uns bis zum nächsten Mal in höchstens 50 Wörtern etwas über eure Lieblingsverheißung. Schickt die E-Mail an ­letters@AdventistWorld.org und schreibt „50 Words or Less“ in die Betreffzeile. Vergesst nicht, die Stadt und das Land, aus dem ihr schreibt, anzugeben.

Technische Koordination: Merle Poirier Finanzmanagerin: Rachel J. Child Assistentin des Chefredakteurs: Gina Wahlen Redaktionsassistentin: Marvene Thorpe-Baptiste Leserservice: Merle Poirier Layout und Design: Jeff Dever, Fatima Ameen Berater: Ted N. C. Wilson, G T Ng, Robert E. Lemon, Delbert W. Baker, Guillermo E. Biaggi, Lowell C. Cooper, Daniel R. Jackson, Geoffrey G. Mbwana, Armando Miranda, Pardon K. Mwansa, Michael L. Ryan, Blasious M. Ruguri, Ella S. Simmons, Alberto C. Gulfan jr, Erton Köhler, Jairyong Lee, Israel Leito, John Rathinaraj, Paul S. Ratsara, Barry D. Oliver, Benjamin D. Schoun, Artur A. Stele, Bruno Vertallier, Gilbert Wari, Bertil A. Wiklander Verlag der deutschsprachigen Ausgabe: Saatkorn-Verlag GmbH, Abt. Advent-Verlag, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg Übersetzung ins Deutsche: Frauke Gyuroka, Graz Layoutanpassung der deutschsprachigen Ausgabe: Ingo Engel, München Druck der deutschsprachigen Ausgabe: Thiele & Schwarz GmbH, Werner-Heisenberg-Str. 7, 34123 Kassel Rötzerdruck, Mattersburgerstr. 25, 7000 Eisenstadt (Österreich) Autoren: Wir freuen uns über Beiträge. Unsere Anschrift: 12501 Old Columbia Pike, Silver Spring, MD 20904-6600, USA. E-Mail: worldeditor@gc.adventist.org, Website: www.adventistworld.org Die Bibelzitate sind – falls nichts anderes vermerkt ist – der Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers (revidierter Text 1984), durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 2007 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, entnommen. Adventist World erscheint monatlich und wird in Korea, Brasilien, Indonesien, Australien, Argentinien, Deutschland, Österreich und den USA gedruckt. 10. Jahrgang, Nr. 4

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Jeden Adventist EveryMonat month,beliefert Adventist World World die Adventistische sponsors the Adventist Universit채t Zentralafrika University von of Central Africa (AUCA) in in Kigali Kigali,(Ruanda). Rwanda.

Informationen 체ber die Adventistische Go to www.auca.ac.rw for Universit채t von Zentralafrika information on AUCA. gibt es unter www.auca.ac.rw

Eine Familie. One Family. Eine Welt. One World. Adventist World.


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