D i e i n t e r n a t i o n a l e Z e i t s c h r i f t f 端 r S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n
Ju n i 2 01 5
oder
beschenkt?
Wie eine Familie in Sibirien ihren Glauben bewahrte
22
Der Geist von 1863
In der Kraft des Heiligen Geistes leben
27
Weil die Layout-Dateien dieser Ausgabe uns erst einen Tag vor dem Drucktermin zur Verfügung gestellt wurden, konnte das gestaltete Heft nur noch oberflächlich Korrektur gelesen werden. Für etwaige Fehler bitten wir um Nachsicht.
Juni 2015
T I T E LT H E M A
D i e i n t e r n a t i o n a l e Z e i t s c h r i f t f ü r S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n
16
Ju ni 2 01 5
Verbannt oder beschenkt?
Von Barbara J. Huff
oder
Sascha und Valentina Ivanov wurden nach Sibirien verbannt. Doch das war nicht das Ende der Welt.
beschenkt?
Wie eine Familie in Sibirien ihren Glauben bewahrte
22
Der Geist von 1863
In der Kraft des Heiligen Geistes leben
27
8
I M
B L I C K P U N K T
Mache dich auf! Werde Licht! Jesus kommt!
Von Ted N. C. Wilson
Wir sind gerufen, bereit zu sein, wenn Jesus kommt.
12 Krummes Holz – aufrechter Gang
A N D A C H T
Von Gerald A. Klingbeil
Jesus macht gerade, was krumm ist – sei es körperlich oder seelisch.
14 Ehrfurcht vor Gott
G L A U B E N S Ü B E R Z E U G U N G E N
20 Alles geben
E L L E N
W H I T E
E N T D E C K E N
Von Ellen G. White
Stets für Christus leben.
22 Der Geist von 1863
A D V E N T G E S C H I C H T E
Von David Trim
Ein Rückblick auf die erste Generalkonferenz- Vollversammlung.
Vollversammlung der Genrealkonferenz 2015 Offizielle Bekanntmachung: Die 60. Vollversammlung der Generalkonferenz der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten findet vom 2. bis 11. Juli 2015 im Alamodome in San Antonio/Texas statt. Die erste Sitzung beginnt am 2. Juli 2015 um 8.00 Uhr. Alle Delegierten sind aufgefordert, anwesend zu sein. Ted N. C. Wilson, Präsident und G. T. Ng, Generalsekretär Bekanntmachung: Die nächste reguläre Sitzung aller Mitglieder der Körperschaft der Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten findet am Dienstag, 7. Juli 2015 um 14.00 Uhr im Alamodome in San Antonio/Texas zur Wahl des Vorstands und zur Abwicklung anfallender Angelegenheiten statt. Daisy Jane F. Orion, Körperschaftssekretärin Körperschaft der Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten
Von Marcos Paseggi
Es gibt so viel an Gott zu bewundern.
RESSORTS 3 K I R C H E
3 Aus aller Welt 6 Blick in die Welt 10 Ein-Tag-Kapelle
26 F R A G E N Z U R B I B E L Der Unterschied zwischen den Schätzen und dem Ersehnten
11 G E S U N D H E I T Potlucks: Freude oder Frust?
27 B I B E L S T U D I U M In der Kraft des Heiligen Geistes leben
2
I N
A K T I O N
Adventist World | Juni 2015
28
T I T E L F o t o :
L E S E R F O R U M
www.adventistworld.org In 10 Sprachen online
s e r g i y T r o fi m o v / i s t o c k / t h i n k s t o c k
A U S A L L E R W E LT
Überraschung für die Einwohner von
San Antonio
Von Andrew McChesney
N A D
„Geliebte, lasst euch durch die unter euch entstandene Feuerprobe nicht befremden, als widerführe euch etwas Fremdartiges.“ (1 Ptr 4,12 SLT) Wir können nicht so tun, als hätten wir es nicht gewusst. Wir sind darauf hingewiesen und vorgewarnt worden, dass der Weg der Nachfolge früher oder später den Weg des Leidens kreuzen wird. Vielleicht ist es ein angeborener Optimismus, der uns die Realität vergessen lässt, die uns Jesus und seine engsten Freunde in der Bibel in Erinnerung rufen. Vielleicht lässt uns die Verzerrung der biblischen Wahrheit derer, die ausschließlich ein Evangelium des Wohlstands und Friedens anpreisen, annehmen, dass es ungewöhnlich, ja unnormal ist, wenn wir für unseren Glauben an Jesus leiden. Unsere Lieblingslieder sind voller Botschaften des Friedens und der Freude – und das zu Recht, denn auch das sind Meilensteine auf dem Glaubensweg. Doch wo sind die Lieder, die uns daran erinnern, dass wir fast unausweichlich Verfolgungen erleben werden, wenn wir Jesus treu bleiben? Solche Lieder haben die protestantischen Gläubigen der Reformation getröstet und ermutigt. Vor fünfhundert Jahren schrieb Martin Luther in weiser Einsicht: „Der alt böse Feind mit Ernst er’s jetzt meint; groß Macht und viel List sein grausam Rüstung ist, auf Erd ist nicht seinsgleichen.“ Vor einer Generation erinnerte Martin Luther King Jr. eindringlich an die schmerzlich ehrlichen afroamerikanischen Spirituals, in denen Sklaverei und Unterdrückung beklagt wurden. Wer lehrt uns heute noch solche Lieder? Wo sind die Sabbatpredigten, in denen wir aufgerufen werden, den Zorn und die Feindschaft einer Welt, die Jesus nicht als Herrn ehrt, als etwas Normales zu erwarten? Die letzte der Seligpreisungen von Jesus in Matthäus 5,2–12, in der es darum geht, als seine Nachfolger Verfolgung zu erwarten, ist die längste und macht mit der Erklärung, die er noch hinzufügte, über 40 Prozent dieser berühmten Aussprüche aus. Wenn du die bemerkenswerte Titelgeschichte über Mut und Widerstandskraft in Russland zur Zeit des Kommunismus liest, bete für die Tausende Christen in aller Welt, die noch heute ihr Kreuz in einer Weise tragen, die uns wohl erst im Reich Gottes völlig bewusst werden wird.
Evangelist Mark Finley betet mit Marcus Daniel nach der Zahnbehandlung, die Dr. Shaun Rusk (li.) bei der Gesundheitsaktion in San Antonio an ihm vornahm.
■■ Wie Kirchenleiter berichteten, fand vom 8. bis 10. April im AlamodomeStadion in San Antonio eine große adventistische Gesundheitsaktion statt, bei der fast 6200 Menschen medizinische Dienstleistungen im Wert von rund 20 Millionen US-Dollar erhielten. Die Verantwortlichen erzählten Geschichten, die sich hinter den Kulissen abspielten. So berichtete Duane McKey, Vizepräsident für Evangelisation des Südwest-Verbands in der Nordamerikanischen Division, einer der Sponsoren der kostenlosen Gesundheitsaktion, von einem völlig überlasteten Röntgengerät. Im Normalfall liefert ein Röntgengerät in zweieinhalb Tagen 45 Röntgenbilder, doch das Gerät, das von der Firma General Electric zur Verfügung gestellt worden war, machte laut McKey während der Gesundheitsaktion insgesamt 338 Aufnahmen. „Das Gerät wurde so heiß, dass es ausfiel“, erzählte er auf der Frühjahrstagung am Hauptsitz der Generalkonferenz in Silver Spring. „Doch der Techniker meinte: ‚Das bekomme ich wieder hin‘. Dann hantierte er an dem Gebläse und brachte das Gerät wieder zum Laufen.“ McKey erzählte auch von einer Patientin, die in einem nahegelegenen adventistischen Krankenhaus eine Operation im Wert von 25.000 Dollar erhielt. Sie hatte zuvor ihren Arzt von ihrem Vorhaben informiert, sich kostenlos operieren zu lassen. Als der Arzt bezweifelte, dass jemand solch eine
Juni 2015 | Adventist World
3
A U S A L L E R W E LT Von Andrew McChesney
Global Youth Day
4
Adventist World | Juni 2015
I A D
mungen an, besuchten Krankenhäuser und spendeten Blut. Das Motto für den Global Youth Day lautete: „Sei die Predigt“. Die Aktivitäten fanden in 132 der 192 von den Vereinten Nationen anerkannten Ländern der Erde statt. Junge Menschen zwischen 13 und 34 Jahren machten laut Cangy, dem Organisator der Veranstaltung, 73 Prozent der Teilnehmer aus. Er führte aus, dass dies eine kritische Altersgruppe sei, aus der sich in den letzten Jahren viele von der Gemeinde entfernt hätten. „Der Global Youth Day widersetzt sich diesem Trend“, so Cangy. „Er zeigt, dass unsere Jugendlichen bereit sind, sich in der Mission unserer Kirche einzubringen, wenn wir bereit sich, ihnen leitende Verantwortung zu geben. Ich bin sehr stolz auf unsere jungen Leute.“ Wie viele Menschen genau am Global Youth Day teilgenommen haben, lässt sich nicht genau ermitteln. Kennzahlen bei Google und in den Sozialen Medien deuten darauf hin, dass es deutlich mehr waren als in den vergangenen zwei Jahren. So war 2014 Ägypten das einzige Land in
/
teure Operation kostenlos tätigen würde, gab sie ihm ein Verteilblatt, in dem die Aktion angekündigt wurde. Einige Zeit später war eine andere Patientin bei diesem Arzt, die ebenfalls dringend eine Operation brauchte, aber keine Krankenversicherung besaß, die dafür bezahlt hätte. Auf die Frage der Patientin, wie sie denn die 25.000 Dollar für die Operation aufbringen solle, gab der Arzt ihr das Verteilblatt mit der Ankündigung der kostenlosen Behandlungen. Auf der Frühjahrssitzung gesellte sich Evangelist Mark Finley, der stundenlang mit den verschiedenen Patienten gebetet hatte, zu McKey, um einen Zusammenschnitt von Medienberichten über die kostenlosen Behandlungen zu präsentieren. Er erinnerte die Zuhörer daran, dass die Veranstaltung das Ziel hatte, die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten bei den Einwohnern von San Antonio bekannt zu machen, bevor Tausende Adventgläubige im Juli zur Generalkonferenz-Vollversammlung, der alle fünf Jahre stattfindenden Weltsynode der Kirche, einträfen. „Die dominierende Schlagzeile in der Stadt lautete: ‚Siebenten-Tags-Adventisten … helfen Menschen‘“, sagte Finley. „Wenn wir zur Generalkonferenz-Vollversammlung nach San Antonio kommen, wissen die Leute, wer die Siebenten-TagsAdventisten sind.“
■■ Hunderttausende adventistische Jugendliche gaben am 21. März, dem Global Youth Day, Gottes Liebe in 132 Ländern weiter und setzten damit einen neuen Rekord, der die Erwartungen der Organisatoren übertraf. Gilbert Cangy, Leiter der Jugendabteilung der weltweiten Kirche der SiebentenTags-Adventisten, sprach von einem überwältigenden Erfolg. „Ich darf wohl sagen, dass heute ein großer Augenblick für unsere Kirche und ein großer Augenblick für die Jugendabteilung war“, sagte Cangy am Sabbat, 21. März, abends am Telefon. „Es war ein Schlüsselmoment. Wieder einmal wurde deutlich, dass unsere Jugendlichen stets unsere Erwartungen übertreffen werden, wenn wir eine Atmosphäre schaffen, in der sie sich einbringen können.“ Am Global Youth Day waren die Jugendlichen aufgefordert, „Hände und Füße von Jesus zu werden“ und Möglichkeiten zu finden, anderen seine Liebe zu zeigen. Unter anderem trugen die Jugendlichen Lieder vor, boten kostenlose Umar-
Galla r d o
Tausende Menschen standen am 8. April schon am frühen Morgen vor dem Alamodome-Stadion Schlange.
alle Rekorde
D a n iel
N A D
bricht
Adventistische Jugendliche in Monterrey (Mexiko) beim Pizzaessen mit Obdachlosen.
Präsident der Weltkirchenleitung trifft UN-Generalsekretär
/ S c h n eide r
■■ Bei einem inoffiziellen Treffen mit dem Präsidenten der Weltkirchenleitung (Generalkonferenz, GK) der SiebentenTags-Adventisten, Ted N. C. Wilson, äußerte der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, seine Besorgnis über die weltweit zunehmende religiös motivierte Intoleranz. Er lud die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten ein, bei der Hilfe für Menschen mit den Vereinten Nationen zusammenzuarbeiten. Wilson ist der erste GK-Präsident, der mit einem UNO-Generalsekretär zusammentraf. Er betonte, dass unsere Kirche sich seit langem für die Religionsfreiheit einsetzt, und brachte seine Bereitschaft zum Ausdruck, bei Initiativen zusammenzuarbeiten, die dem Dienst Christi entsprächen, den Menschen körperlich, geistig, in sozialer Hinsicht und geistlich zu helfen. Bei dem 45-minütigen Treffen zwischen Ban und Wilson, das am 6. April im Sitz der Vereinten Nationen in New York stattfand, waren auch John Graz, Leiter der Abteilung Öffentliche Angelegenheiten und Religionsfreiheit, und dessen Stellvertreter, Ganoune Diop, anwesend. Das Treffen war durch das persönliche Engagement von Botschafter Joseph Verner Reed, einem Untergeneralsekretär und Sonderberater bei den Vereinten Nationen und Freund der Siebenten-Tags-Adventisten, möglich geworden, der zu diesem Zweck regelmäßig mit Diop korrespondierte. „Es war wirklich ein Vorrecht, den Generalsekretär zu treffen und zu hören, wie er dazu aufrief, den Menschen zu helfen“, sagte Wilson gegenüber Adventist World. „Als Siebenten-Tags-Adventisten sollten wir bereit sein, überall, wo wir hin-
U N
Von Andrew McChesney
E va n
der Region des Nahen Ostens und Nordafrika, in dem Aktivitäten stattfanden, während sich dieses Jahr Libanon, Jordanien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate beteiligten, wie Cangy berichtete. Zum ersten Mal wurde über Livestream und auf dem Hope Channel 24 Stunden lang direkt vom Global Youth Day berichtet. Weltweit gab es 19 UplinkStationen, die Videos einspeisten. Virgil R. Bakulu twitterte aus der indonesischen Stadt Manado, dass seine Gruppe mit Erfolg Obst im Tausch gegen Zigarettenpackungen verteilte. Auf einer Polizeistation in Südafrika drückte eine Gruppe von Jugendlichen ihren Dank den Polizisten gegenüber aus, idem sie „Amazing Grace“ sang. In Indien teilten Jugendliche Essen an Straßenkinder aus, und eine Gruppe in Botswana winkte Passanten zu. Ted N. C. Wilson, Präsident der weltweiten Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, ermutigte die Jugendlichen, auch über den Global Youth Day hinaus eine Predigt zu sein – jeden Tag, bis Jesus wiederkommt. Wilson, der sich jedes Jahr an dem Global Youth Day beteiligte, sprach seine Botschaft inmitten einer Versammlung von 5000 Jugendlichen in Kolumbien. Seit den 60-minütigen „Let’s Talk“Fernsehprogrammen Anfang dieses Jahrtausends, in denen der damalige GK-Präsident Jan Paulsen an verschiedenen Orten der Welt mit jungen Adventisten zusammenkam, um sich ihren Fragen zu stellen, hat sich viel getan. „Jetzt haben wir eine 24-stündige Sendung von 19 Orten in der Welt, in der die Jugendlichen nicht nur diskutieren, sondern das Geschehen planen und aufzeichnen“, erklärte André Brink, assoziierter Leiter der Kommunikationsabteilung der Kirche der SiebentenTags-Adventisten. Er war an der Aufzeichnung von drei „Let’s Talk“-Sendungen beteiligt gewesen und bereitete einen Videobericht vom Global Youth Day vor. „Das ist absolut sensationell.“
UN-Generalsekretär Ban Ki-moon mit Generalkonferenzpräsident Ted N. C. Wilson bei ihrem Treffen am 6. April.
kommen, ein Zeugnis für Gott abzulegen. Unser Leben soll ein Zeugnis für Gottes Segen sein und dafür, was wir in seinem Namen tun können. Die Welt wartet auf diese Art von Zeugnis, das Gott uns gibt und das klare Antworten für die Probleme unserer Zeit bietet.“ Ban sprach über weltweite Probleme wie Armut und fehlende Bildungsmöglichkeiten, bevor er seine Besorgnis über religiös bedingte Intoleranz ansprach. Außerdem würdigte er die Arbeit der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten für die Förderung von Religionsfreiheit, Bildung, Gesundheit und humanitäre Hilfe durch die Adventistische Entwicklungsund Katastrophenhilfe ADRA, die mit der UNO bereits bei Hilfsprojekten für Flüchtlinge im Nahen Osten und anderswo zusammengearbeitet hat.
Juni 2015 | Adventist World
5
B L I C K I N D I E W E LT
Wo
15derProzent Täuflinge
Von Andrew McChesney
ehemalige Adventisten sind Südamerika führend bei der Wiedergewinnung ehemaliger Gemeindeglieder ■■ Auf einer zehntägigen Reise durch drei Länder der Südamerikanischen Division wollte G. T. Ng, Generalsekretär der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) der Siebenten-Tags-Adventisten, herausfinden, warum die Gemeinden in dieser Division so erfolgreich Gemeindeglieder taufen und halten. Was er herausfand, überraschte ihn. Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Südamerika tut mehr, als nur solide Evangelisationen abzuhalten und kommunale Initiativen zu starten, wie es Adventisten in anderen Teilen der Welt auch tun. In Südamerika werden die Gemeindeschreiber, zu deren Aufgaben üblicherweise das Führen der Mitgliederliste gehört, ersucht, ein außergewöhnliches Programm zu betreuen, das sich an ehemalige Adventisten wendet. Die Ergebnisse des Programms „Wiedersehen“ zur Wiedergewinnung von ehemaligen Adventisten sind fantastisch. In den letzten drei Jahren ist die Rate der Wiedertaufen bei den allgemeinen Taufzahlen auf überwältigende 12 bis 15 Prozent gestiegen. Das ist ein Rekord in der weltweiten Adventgemeinde. „Der Kern des Programms ist, dass die Gemeindeschreiber über ihre traditionelle Aufgabe, die Mitgliederlisten zu führen, hinausgehen“, erklärte Ng Adventist World gegenüber. „Um den tragischen Verlust von Gemeindegliedern zu beseitigen, werden Gemeindeschreiber darin ausgebildet, sich
6
Adventist World | Juni 2015
aktiv um die Gemeindeglieder ihrer Ortsgemeinde zu kümmern“, so Ng weiter. „Sie achten darauf, welche Gemeindeglieder fehlen. Sie organisieren Teams, die verloren gegangene Gemeindeglieder besuchen, um sie zurückzugewinnen. Es ist eine innovative Methode, um Gemeindeglieder zu retten, die doppelt verloren gewesen sind.“ Ng hat in seiner fünfjährigen Amtsperiode als Generalsekretär der Generalkonferenz ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass Gemeindeglieder in der Gemeinde gehalten werden. Gegenwärtig zählt die Kirche der Siebenten-TagsAdventisten weltweit 18,5 Millionen Mitglieder; eine Zahl, die viel höher wäre, wenn nicht fast ein Drittel der in den letzten 40 Jahren getauften Gemeindeglieder aus der Gemeinde ausgetreten oder einfach aus den Gottesdiensten weggeblieben wäre. Das zeigt eine Statistik, die Ngs Büro im vergangenen Herbst veröffentlicht hat. „Die Rate der Gemeindeglieder, die wir in der Gemeinde halten, ist für uns als Kirche bedrückend“, so Ng. Adventistische Leiter in aller Welt bemühen sich seit Jahren, ehemalige Adventisten erneut zu erreichen, doch Kirchenleitern zufolge ist keine Region so erfolgreich damit wie die Südamerikanische Division. Ngs erste Reise führte ihn im März nach Chile, Peru und Ecuador, um zu ergründen, warum die Wiedertaufen 2014 erstaunliche 29.866 der insgesamt 195.509 Taufen ausmachten. Die Zahl zeigt einen
stetigen Anstieg von 28.299 Wiedertaufen von insgesamt 190.314 Taufen im Jahr 2013 und 24.732 Wiedertaufen von insgesamt 174.767 Taufen im Jahr 2012. Insgesamt hat die Division 2.333.487 Gemeindeglieder. Laut Magdiel E. Pérez Schulz, dem Sekretär der Südamerikanischen Division, sind nicht alle Wiedertaufen das Ergebnis des Wiedergewinnungsprogramms. „Aber wir können mit Sicherheit sagen, dass es die Mehrheit waren, und jedes Jahr steigt die Zahl der Wiedertaufen“, so Schulz. „Willkommen zurück, verlorener Sohn!“
Das Wiedergewinnungsprogramm wurde 2012 ins Leben gerufen. Damals erkannten Vereinigungssekretäre der Südamerikanischen Division auf einer Tagung bestürzt, dass eine große Anzahl Gemeindeglieder die Gemeinde verließen und dass sie keinen Plan hatten, wie sie sie wieder zurückgewinnen konnten. Als sie kontaktiert wurden, brachten viele ehemalige Gemeindeglieder laut Schulz den Wunsch zum Ausdruck, wieder zurückzukehren, aber der Gedanke, ohne vorherigen Besuch oder persönliche Einladung wieder in die Gemeinde zu kommen, gab ihnen das Gefühl der Angst, Scham oder Entfremdung. „Wir haben sogar von Fällen gehört, in denen einige, die von sich aus zurückkamen, von wohlmeinenden Leitern mit den Worten begrüßt wurden: ‚Willkommen zurück, verlorener Sohn! Hast du genug von der Welt, oder hat der Teufel dich losgelassen?‘“, so Schulz. Die Vereinigungssekretäre beschlossen, die Rückgewinnung ehemaliger Gemeindeglieder zu einem vorrangigen Anliegen zu machen und delegierten die Verantwortung an die Gemeindeschreiber, ihr Gegenstück in den Ortsgemeinden. Das hatte zur Folge, dass die Gemeindeschreiber ein- oder zweimal im Jahr ein besonderes Sabbatprogramm mit Predigt organisieren, zu dem ehemalige Gemein-
S A D
eine Kapelle im Jahr in den von Global Mission benannten unerreichten Gebieten gebaut werden kann. Ng war bei der Einweihung von zwei Gemeinden in zwei Vereinigungen in Ecuador dabei. Eine Kapelle kostete 28.000, die zweite 16.000 US-Dollar. G. T. Ng bei der Eröffnung einer von Gemeindeschreibern finanzierten Kapelle in Ecuador. Im Hintergrund mit dem Mikrofon, Magdiel E. Pérez Schulz, der übersetzte.
deglieder eingeladen werden. Die Division stellt dazu Material wie zum Beispiel Bibelstunden und DVDs für die Initiative zur Verfügung, die an die ehemaligen Gemeindeglieder verteilt werden können. Die DVD enthält die Einladung, wieder zur Gemeinde zurückzukehren. „Dadurch sind nachweislich ehemalige Gemeindeglieder zurückgekommen“, sagte Pérez. Außerdem hat sich laut Pérez erwiesen, dass die Bemühungen auch nützlich sind, um neue Gemeindeglieder in der Gemeinde zu halten, die gemeinsam mit den Gemeindeschreibern Familienangehörige und Freunde in die Gemeinde einladen. Einheit und Gehorsam sind die Schlüssel
Ng, der das Programm einige Zeit beobachtet hat, ist der Überzeugung, dass es so gut läuft, weil die Gemeindeschreiber von einer Kirche unterstützt werden, die einig in ihrer Vision von Mission ist und der Bibel und den Ratschlägen Ellen Whites, einer Mitbegründerin der Kirche, gehorcht. „Zu den ersten Dingen, die mich beeindruckten, gehörte die Einheit in allen Bereichen der Kirche. Egal ob Verband, Vereinigung oder Institution – durch die gesamte adventistische Infrastruktur fühlt man den gleichen Puls“, so Ng. Weiter sagte er, dass sich die Adventgläubigen auf 2. Chronik 20,20 stützen, wo es heißt: „Glaubt an den HERRN, euren Gott, so werdet ihr sicher sein, und glaubt seinen Propheten, so wird es euch gelingen.“ Außerdem setzen sie
großes Vertrauen auf das Schrifttum von Ellen White, besonders auf die Aussage, dass „das Werk der Erziehung und das Werk der Erlösung … im höchsten Sinne eins“ sind. (Erziehung, alte Ausgabe, S. 26)1� „Hunderte von Grundschulen, höheren Schulen und Universitäten bezeugen diese Verpflichtung“, sagte Ng. „In Peru zum Beispiel gibt es drei Universitäten mit fast 10.000 Studierenden. Wo Schulen gegründet werden, blüht die Evangelisation.“ Auch die Leiter der Kirche in der Region haben Ng zufolge eine klare Vision von der Mission; sie alle haben das Verständnis gemeinsam, dass jede Gemeinde und jede Institution allein zum Zweck der Mission besteht. „In den Missionsvereinigungen und Vereinigungen, die wir besucht haben, nahmen sich die Leiter die Zeit zu formulieren, was ihrer Überzeugung nach die Mission der Gemeinde ist und wie die Ressourcen zur Evangelisation hingelenkt werden“, so Ng. „Kein Wunder, dass Gemeindegründungen in der Südamerikanischen Division so erfolgreich sind.“ Die Anzahl der Gemeinden und Gruppen in der Division ist von 21.345 im Jahr 2010 auf 25.942 im Jahr 2014 gestiegen. Das entspricht einem Wachstum von 21,5 Prozent in vier Jahren. Zusätzlich zu der Aufgabe, die ehemaligen Gemeindeglieder zu erreichen, haben die Gemeindeschreiber auch die Verantwortung übertragen bekommen, Gemeinden zu gründen; sie arbeiten zusammen, um Geld einzuwerben, damit mindestens
„Danke, dass ihr uns nicht aufgegeben habt.“
Adventist World interviewte zehn Gemeindeschreiber, die alle gleichermaßen begeistert über ihre zusätzliche Aufgabe waren, ehemalige Gemeindeglieder zu erreichen. „Unsere Verantwortung besteht nicht nur darin, die Gemeindelisten zu führen und auf dem neuesten Stand zu halten. Wir arbeiten mit Jesus in seiner Mission zusammen, um unsere Gemeindeglieder zu suchen, zu bewahren und zu retten“, erklärte der 31-jährige Jacilane Maria da Silva Ibiapino, Gemeindeschreiber in der Flughafengemeinde im brasilianischen Rio Largo. Jacinta Marta de Azevedo Perpetuo, eine 46-jährige Gemeindeschreiberin in Ipatinga, ebenfalls in Brasilien, sagte, dass es ihre größte Freude gewesen sei, als eine ehemalige Glaubensschwester am Ende eines besonderen Sabbatgottesdienstes mit Tränen in den Augen auf sie zukam und sagte: „Danke, dass du mich nicht aufgegeben hast. Wenn du mich nicht eingeladen hättest, wäre ich nicht hier.“ „Alles, was wir tun, um das Programm vorzubereiten – die ganze Mühe, Arbeit und die Gebete –, ist es mehr als wert“, sagte Perpetuo. 1 In der neuen Ausgabe wird sinngetreu übersetzt: „In diesem Sinne gehören Erlösung und Erziehung zusammen.“ (S. 28)
Das Video der Division für ehemalige Gemeindeglieder „Wir vermissen dich“ (2012)
goo.gl/uZF7d6
Juni 2015 | Adventist World
7
I M
B L I C K P U N K T
D
ie Hoffnung auf die Wiederkunft Christi hat im Herzen des Volkes Gottes gebrannt, seit seine Jünger auf dem Ölberg standen und ihren Herrn in den Wolken des Himmels auffahren sahen. Sicher hofften sie, dass er zu ihren Lebzeiten wiederkehren würde. Durch die Jahrhunderte haben treue Gläubige an der Verheißung von Jesus festgehalten: Ich will „wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin“ (Joh 14,3). Charles Wesley, der große Liederdichter des 18. Jahrhunderts, fasste diese langgehegte Sehnsucht in dem Lied „Come, Thou Long-Expected Jesus“ in Worte. Während der großen Erweckungsbewegung im frühen 19. Jahrhundert waren es der Baptistenprediger William Miller und zahllose andere, die den Ruf „Jesus kommt bald!“ auf ihren Lippen hatten, während sie die Prophezeiungen in den Büchern Daniel und Offenbarung erforschten. Als nach der großen Enttäuschung von 1844 eine Gruppe von Menschen zusammenkam, um die Heilige Schrift zu studieren, fand sie die nahe bevorstehende Wiederkunft ihres Retters erneut bestätigt. Diese Gruppe gab sich 1860 den Namen Siebenten-Tags-Adventisten, um die zentrale Bedeutung dieser Hoffnung zum Ausdruck zu bringen. Brennt diese Hoffnung auf einen bald wiederkommenden Christus heute, im Jahr 2015, noch immer in unseren Herzen? Manche mögen sagen: Schließlich haben auch frühere Generationen erwartet, dass Jesus zu ihren Lebzeiten wiederkommen
würde, was aber nicht der Fall war; warum also sollten wir ihn zu unseren Lebzeiten erwarten?
söhnung“ – die Entwicklungen gehen blitzschnell vor sich. Eine der größten Gefahren
Wo bleibt die Verheißung?
Wir Menschen erliegen leicht der Versuchung zu denken, dass das Leben immer so weitergeht wie in der Vergangenheit. Dieses Denken wird explizit in 2. Petrus 3,4 erwähnt: „Wo bleibt die Verheißung seines Kommens? Denn nachdem die Väter entschlafen sind, bleibt es alles, wie es von Anfang der Schöpfung gewesen ist.“ Aus rein weltlicher Sicht betrachtet und selbst aus einer persönlichen Perspektive heraus könnten wir manchmal versucht sein, so zu denken. Doch sogar in meiner Lebenszeit habe ich erlebt, wie sich die Zeiten geändert haben. Früher schien das Leben einigermaßen vorhersehbar und verlässlich abzulaufen; heute dagegen ist das Leben voller Unsicherheit, und man muss immer mit Überraschungen rechnen. Wenn man bewusst schaut, kann man überall erkennen, dass die Politik keine Lösungen mehr hat; was die finanzielle Situation unserer Welt angeht, schwanken wir zwischen einem Zusammenbruch des Finanzsystems und kurzzeitigem Wohlstand hin und her – und wissen von einem Tag zum anderen nicht, was sich durchsetzen wird. Sozial und moralisch gesehen erleben wir, dass sittliche Wertmaßstäbe überall auf der Erde verfallen. Und was die Ökumene angeht, strecken der Papst und andere religiöse Persönlichkeiten die Hand zu den Leitern vieler Glaubensgemeinschaften aus und bemühen sich um „Ver-
Doch wenn wir nicht wachsam sind – wenn wir nicht bewusst hinsehen –, erkennen wir die Welt, in der wir leben, nicht. Und das ist eine der größten Gefahren des Denkens, dass Jesus nicht bald kommt; es ist die Einladung, so sehr in der Welt aufzugehen, dass unser Denken vor lauter Arbeit und Vergnügen betäubt wird. Wir werden den Eindruck haben, dass alles immer so weitergehen wird wie bisher, obwohl tatsächlich gewaltige Veränderungen stattfinden. Deshalb mahnt Jesus in Offenbarung 3,14–22, dass wir in dieser Endzeitsituation Laodizea sind und dringend eine Erweckung und Reformation brauchen; und er rät uns: „Ich rate dir, dass du Gold von mir kaufst, das im Feuer geläutert ist, damit du reich werdest, und weiße Kleider, damit du sie anziehst und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde, und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du sehen mögest.“ (Vers 18) Deshalb wartet Jesus geduldig an unserer Herzenstür, klopft und sagt: „Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er
Von Ted N. C. Wilson
8
Adventist World | Juni 2015
o f
Ein Aufruf zum Handeln
L i b r a r y
Jesus kommt!
C o n g r e s s
Mach dich auf! Werde Licht!
mit mir.“ (Vers 20) Jesus möchte wiederkommen, doch er wartet darauf, dass wir uns vor ihm demütigen, damit er uns gebrauchen kann, seine Endzeitbotschaft der Welt mitzuteilen, während wir auf seine baldige Wiederkunft warten. Satans Schlichen
Im Buch Gottes Gaben verwalten heißt es: „Satan freut sich, wenn er sieht, dass er damit Erfolg hat, den Verstand vom Nachdenken über wichtige und heilige Dinge, die mit dem ewigen Leben zu tun haben, abzuhalten. Er versucht, den Gedanken an Gott zu ersticken und weltliches, kommerzielles Denken an seine Stelle zu setzen … Es ist seine gut überlegte Absicht, Menschen dazu zu bringen, Gott und den Himmel zu vergessen … Zu diesem Zweck denkt er sich Unternehmungen und Erfindungen aus, die die Aufmerksamkeit der Menschen so sehr in Anspruch nehmen, dass sie keine Zeit mehr haben, über himmlische Dinge nachzudenken.“1 Und in ihrer Beschreibung gerade der Zeit, in der wir leben, betonte Ellen White im Buch Der große Kampf folgenden Punkt: „Satan erfindet unzählige Pläne, um unsere Gedanken zu beschäftigen, damit sie sich nicht mit dem Werk befassen können, mit dem wir am besten vertraut sein sollten … Er weiß, dass für ihn alles davon abhängt, die Gedanken von Jesus und seiner Wahrheit abzulenken … Statt kostbare Stunden dem Vergnügen, dem Aufwand oder der Gewinnsucht zu opfern, wäre es besser, sie einem ernsten, andachtsvollen Studium des Wortes der Wahrheit zu widmen.“2 Lasst uns der Nähe der Wiederkunft Christi bewusst sein und um die Ausgießung des Heiligen Geistes im Spätregen flehen! Ein Aufruf zum Handeln
Das Motto der Generalkonferenz-Vollversammlung in San Antonio in diesem Sommer ist ein Aufruf zum Handeln: „Mache dich auf! Werde Licht! Jesus kommt!“ Im letzten Buch der Offenbarung verkündigte Jesus dreimal: „Ich komme schnell.“ Das bedeutet nach dem kosmischen Zeitplan, dass es bald sein wird. Wie wir aus den Büchern Daniel und Offenba-
rung wissen, gibt es nach 1844 keine prophetischen Fixpunkte mehr. Wir erkennen, dass wir zur Zeit der Zehenspitzen des Standbilds in Daniel 2 leben; das nächste Ereignis wird sein, dass der Stein ohne Zutun von Menschenhänden herunterkommen wird, der die Wiederkunft Christi symbolisiert. Wie können wir uns also in Vorbereitung auf die Wiederkunft Christi aufmachen und Licht werden? Im Buch Aus der Schatzkammer der Zeugnisse können wir dazu Folgendes lesen: „Die SiebentenTags-Adventisten sind der Welt in einem besonderen Sinne als Wächter und Lichtträger gesetzt worden. Ihnen ist die letzte Warnung für eine untergehende Welt aufgetragen; herrliches Licht scheint ihnen aus dem Worte Gottes entgegen. Ihnen ist eine sehr wichtige Aufgabe übertragen worden, die Verkündigung der ersten, zweiten und dritten Engelsbotschaft. Es gibt keine Aufgabe von gleicher Bedeutung. Deshalb sollten sie auch nicht zulassen, dass irgendetwas anderes ihre Aufmerksamkeit gefangennimmt.“3 Siebenten-Tags-Adventisten ist seit langem bewusst, dass ihre Eigenart und ihre einzigartige Mission ihren Ursprung in Offenbarung 14,6–12 haben, in der dreifachen Engelsbotschaft, dem Wort Gottes für die letzten Tage der Weltgeschichte. Manche mögen sagen, dass diese Botschaft nicht politisch korrekt ist und es nicht ratsam ist, sie bekannt zu machen. Ich möchte euch sagen, dass die Botschaften der drei Engel die wichtigsten Botschaften sind, die verbreitet werden müssen. Sie sind unsere Theologie und Mission und der Grund, warum Gottes wunderbare Endzeitgemeinde existiert. Die Botschaften der drei Engel stehen in direkter Verbindung mit der Wiederkunft Christi, denn die Ereignisse, die sie beschreiben, finden unmittelbar vor seinem Kommen statt. Deshalb ist es so wichtig, diese Botschaften jetzt zu verkündigen – ewige Schicksale stehen auf dem Spiel! Wir sind aufgerufen
Dieser Aufruf gilt allen Siebenten-TagsAdventisten, nicht nur Predigern und Evangelisten. Niemand ist von diesem
außerordentlich wichtigen Werk ausgenommen. Wir sind alle aufgerufen, kreative und effektive Wege zu finden, die wichtigen, lebensrettenden Botschaften aus Offenbarung 14 in liebevoller, christusähnlicher Weise an die Menschen um uns herum weiterzugeben. Am Anfang steht vielleicht eine Freundschaft; wir knüpfen Kontakte bei einem Kochkurs, in einem Einflusszentrum, am Arbeitsplatz, wo immer Gott uns hinstellt. Verbringe jeden Tag Zeit mit Gott in seinem Wort und im Gebet; bitte ihn, dir zu zeigen, wie du die Menschen ansprechen kannst, mit denen du in Kontakt kommst. Halte Ausschau nach Begegnungen, die Gott dir schenkt, bei denen du die Gelegenheit hast, Menschen etwas Gutes zu tun und ihnen die Wahrheit zu erzählen, wie sie in Jesus ist. Eines Tages, sehr bald
Brüder und Schwestern, Jesus kommt bald! Welch ein Tag wird das sein, wenn Jesus wiederkommt! Die Wiederkunft Christi wird der Höhepunkt der Vollendung des Werkes Gottes sein! Eines Tages – sehr bald – werden wir im Osten eine kleine, dunkle Wolke am Himmel sehen, etwa halb so groß wie eine Männerfaust. Sie wird immer größer und immer strahlender werden; die ganze Herrlichkeit des Himmels wird ausgegossen in diesen Höhepunkt der Weltgeschichte. Durch ein Wunder wird Christus von allen gleichzeitig gesehen werden. Und inmitten von Millionen von Engeln sitzt der, auf den wir gewartet haben – nicht das niedrige, zerschlagene Lamm, nicht der Hohepriester, sondern der König aller Könige und Herr aller Herren, Jesus Christus, unser Erlöser! Wir werden aufsehen und sagen: „Das ist unser Gott, auf den wir hofften“ (Jes 25,9). Christus wird herabsehen und sagen: „Recht so, ihr tüchtigen und treuen Knechte … geht hinein zu eures Herrn Freude.“ (vgl. Mt 25,21), und wir werden emporgehoben und dem Herrn in der Luft begegnen, um mit ihm nach Hause zu gehen, wo wir für immer bei ihm sein werden! „Denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschalJuni 2015 | Adventist World
9
B L I C K P U N K T
Bist du bereit?
Lasst uns unser Leben, unsere Energie, Talente, Mittel und Zeit der Vollendung des Werkes Gottes weihen, damit wir nach Hause gehen können! Gott hat versprochen, uns seine Kraft zu geben, damit wir sein Werk abschließen können. Er wird den Spätregen ausgießen, damit wir als vereinte Kirche die dreifache Engelsbotschaft verkündigen und sein Werk abschließen können. Bist du bereit für die Wiederkunft Christi? Bist du bereit zur Mission? Bist du bereit, alles zu tun, was nötig ist, um Gottes Endzeitbotschaft den Millionen und Abermillionen von suchenden Menschen in den großen Städten und ländlichen Regionen in dem Teil der Welt zu verkündigen, in dem du lebst? Bist du bereit, dich am umfassenden Gesundheitsdienst zu beteiligen und den Menschen zu helfen, ein Leben in Fülle schon hier und in der Ewigkeit zu erfahren? Bist du bereit, Gott um Erweckung und Reformation und den Heiligen Geist im Spätregen anzuflehen und dabei biblische Wahrheiten zu verkündigen? Bist du bereit, in Gottes Mission voranzugehen? Wir wollen uns alle miteinander aufmachen und Licht werden! Denn Jesus kommt! n 1 Ellen G. White, Gottes Gaben verwalten, S. 221. 2 Ellen G. White, Der große Kampf, S. 487f. 3 Ellen G. White, Aus der Schatzkammer der Zeugnisse, Bd. 3, S. 246.
Ted N. C. Wilson ist Prä-
sident der Weltkirchenleitung der Siebenten-TagsAdventisten.
10
Adventist World | Juni 2015
Ein-Tag-Kapelle I n te r n ati o n al
Blühende Gemeinden
V o lu n tee r s
len, herabkommen vom Himmel, und zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen. Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit.“ (1 Ths 4,16–17)
Ma r a n at h a
I M
Links: Edward Khatsalira, der Gemeindeälteste in Kaphentenga, freut sich darüber, wie sich das neue Gebäude auf die evangelistischen Bemühungen der Gemeinde auswirkt. Rechts: Die adventistische Kapelle in Kaphentenga ist ein echtes Evangelisationszentrum. Hast du dich schon einmal gefragt, was mit einer Ein-Tag-Kapelle geschieht, wenn die freiwilligen Helfer die Grundkonstruktion aufgebaut haben und abgereist sind? Wenn die Helfer mit dem Rahmen fertig sind, ist das der Beginn einer ganz neuen Zeit. Von dem Augenblick an übernehmen die Gemeindeglieder das Steuer. Sie arbeiten zusammen und malen das weiße Zelttuch, das mitgeliefert wird, nach ihren Vorstellungen so perfekt wie möglich an. Vor kurzem haben wir Malawi besucht, wo Maranatha Volunteers International vor einigen Jahren über 1000 Kapellen gebaut hat. Wir wollten wissen, was seitdem passiert ist. Durch Malawi zu fahren ist schön und verwirrend zugleich. Auf den sanft geschwungenen Hügeln sieht man ein Maisfeld nach dem anderen, aber nirgends sind Straßenschilder zu entdecken. Als wir endlich in der Adventgemeinde von Kaphentenga ankamen, erlebten wir eine erfreuliche Überraschung! Seit die freiwilligen Helfer von Maranatha am 25. Mai 2011 die Grundkonstruktion errichtet haben, ist eine Menge passiert. Edward Khatsalira, der Gemeindeälteste, empfing uns und brachte uns auf den neuesten Stand. Die Gläubigen haben ihre Kapelle gemeinsam mit handgemachten roten Ziegeln, die sie in riesigen, von Hand gearbeiteten Ziegelöfen unter freiem Himmel hergestellt hatten, aufgebaut. Als sie die Wände ihrer Kapelle fertiggestellt hatten, führten sie eine Evangelisation durch und tauften 22 neue Gemeindeglieder. Jetzt gibt es insgesamt 55 getaufte Gemeindeglieder und 40 Kinder; jeden Sabbat – und an vielen Wochentagen – ist die Gemeinde voller Energie. Manchmal fragen nichtadventistische Mitbürger, ob sie die schöne Kapelle verwenden dürfen. Khatsalira erzählt von einer Beerdigung, die vor kurzem stattgefunden hat. Einer Familie ging der adventistische Gottesdienst sehr zu Herzen; sie kommt seither jeden Sabbat zum Gottesdienst. Das Projekt Ein-Tag-Kapellen und Ein-Tag-Schulen wird von ASI und Maranatha Volunteers International finanziert und durchgeführt. Seit dem Beginn des Projekts 2009 wurden mehr als 4500 Ein-Tag-Kapellen in aller Welt errichtet.
Potlucks Freude oder Frust? Von Peter N. Landless und Allan R. Handysides Ich bin viel auf Reisen und habe dadurch die Gelegenheit, Adventgemeinden an verschiedenen Orten zu besuchen, was mir viel Freude macht. Mich stört allerdings, dass die Potlucks so unterschiedlich sind – nicht so sehr kulturell als vielmehr, was das Angebot von vegetarischen und nichtvegetarischen Speisen angeht. Gibt es in diesem Zusammenhang Richtlinien in unserer Kirche?
D
as ist eine häufige Frage. Es gibt keinen offiziellen Beschluss über das Essen bei Potlucks oder gemeinsamen Mittagessen in unserer Kirche. Wir richten uns da eher nach bewährten Prinzipien und Empfehlungen als nach Verordnungen und Vorschriften. Der Ernährungsausschuss der Generalkonferenz hat umfassende Empfehlungen für gemeinsame Mittagessen in der Gemeinde erstellt, die für viele hilfreich gewesen sind.1 Was deine Frage über vegetarisches und nichtvegetarisches Essen angeht, gibt es in der Arbeitsrichtlinie der Generalkonferenz eine Richtlinie und Empfehlung unserer Kirche hinsichtlich der gesündesten Ernährung: „Unsere Kirche tritt dafür ein, positive Schritte zur Entwicklung eines gesunden Lebensstils zu setzen und befürwortet eine ausgewogene vegetarische Ernährung … Unsere Kirche empfiehlt eine fleischlose Ernährung. Das Trinken koffeinund teeinhaltiger Getränke und der Konsum schädigender Stoffe allgemein werden abgelehnt. Körperliches Wohlbefinden und ein klarer Verstand gehen gewöhnlich Hand in Hand; ein klarer Verstand ist unerlässlich, um zwischen richtig und falsch, zwischen Wahrheit und Irrtum, zu unterscheiden.“2 Diese Arbeitsrichtlinie wurde 2007 von den Leitern unserer weltweiten Kirche beschlossen. Sie fasst die Informationen zusammen, die der Kirche der SiebentenTags-Adventisten in Gottes Wort und dem Schrifttum Ellen Whites offenbart wurden und von der wissenschaftlichen Fachliteratur nachdrücklich gestützt werden. F O T O :
Me r le
P o i r ie r
Eine ausgewogene vegetarische Ernährung hat nachweislich enorme Vorteile für unsere körperliche Gesundheit und außerdem positive Auswirkungen auf unsere seelische Gesundheit und unser allgemeines Wohlbefinden. Bei einer ausgewogenen vegetarischen Ernährung wird ein vermindertes Auftreten von Krankheiten wie Übergewicht, Herzerkrankungen, Bluthochdruck und verschiedenen Krebserkrankungen beobachtet. Diese Ergebnisse werden von den Adventistischen Gesundheitsstudien, daraus resultierenden wissenschaftlichen Arbeiten und anderen, unabhängigen und eigenständigen Studien bekräftigt. In Übereinstimmung mit den Richtlinien unserer Kirche und allgemeinen Gesundheitsempfehlungen sollen Potlucks aus ausgewogenen vegetarischen Speisen bestehen. Es ist traurig, aber wahr, dass es Gemeinden gibt, die sich über die Frage, was eine „ausgewogene vegetarische Ernährung“ ist, spalten. Solch eine Ernährung kann aus einer ovo-lakto-vegeta rischen Ernährung bestehen, in der Milchprodukte quasi als „Beiwerk“ verwendet werden, um Vitamin B12, D und Kalzium zuzuführen. Bei einer veganen Ernährung, bei der auch Milchprodukte und Eier weggelassen werden, müssen Vitamin B12 und oft auch Vitamin D und Kalzium ergänzt werden. Wichtig ist, dass das Essen auf unserem Teller nicht zum künstlichen Maßstab wird, an dem unsere Beziehung zu Gott oder zur Gemeinde
G E S U N D H E I T
gemessen wird. Wir sollten nicht aggressiv verkünden, welche vegetarische Ernährung die bessere ist. Unsere Mahlzeiten – ob zuhause oder in der Gemeinde – sollten Gelegenheiten liebevoller, zuvorkommender, herzlicher und fürsorglicher Gemeinschaft sein, vollendet durch die gesündesten Speisen, die wir in der Region, in der wir leben, zubereiten können. Die Verfügbarkeit von angereicherten Lebensmitteln und Nahrungsmittelergänzungen ist von Land zu Land und manchmal von Region zu Region verschieden, weshalb die zitierte Richtlinie unterschiedlich zu verwirklichen sein wird. Du wirst auf deinen Reisen viele verschiedene Potlucks erleben. Leider wirst du auch auf viele verschiedene Einstellungen treffen, bei denen du dich fragst, worum es bei unseren gemeinsamen Mahlzeiten eigentlich geht. Wenn wir die Anweisungen, die Gott uns gegeben hat, so gut wir können befolgen und unser Bestes gegeben haben, tun wir gut daran, die Warnung und heilsamen Worte unseres liebevollen, gnädigen Retters Jesus Christus zu beherzigen: „Hört zu und begreift›s: Was zum Mund hineingeht, das macht den Menschen nicht unrein; sondern was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein.“ (Mt 15,10–11) Wenn wir Essen füreinander bereiten, füreinander sorgen und Tischgemeinschaft haben, wollen wir Kanäle der Gnade und Barmherzigkeit sein. n 1 Im Internet unter http://healthministries.com/articles/ gc-nutrition-council/planning-fellowship-meals. 2 General Conference Working Policy, 2013–2014, S. 331.
Peter N. Landless, Facharzt für Nuklearkardio logie, ist Direktor der Gesundheitsabteilung der Generalkonferenz der Kirche der Siebenten-TagsAdventisten in Silver Spring (Maryland, USA). Allan R. Handysides, Facharzt für Gynäkologie, ist bis zu seiner Pensionierung Direktor der Gesundheitsabteilung der Generalkonferenz gewesen. Juni 2015 | Adventist World
11
A N D A C H T
Krummes Holz –
Von Gerald A. Klingbeil
aufrechter Gang Was ist nötig, um aufrecht zu gehen?
A
chtzehn Jahre sind eine lange Zeit. Achtzehn ist in vielen Ländern das Alter, mit dem man vor dem Gesetz voll verantwortlich ist. Mit 18 darf man Auto fahren, an Wahlen teilnehmen oder verfügen, dass der eigene Leichnam zur medizinischen Forschung verwendet wird. Achtzehn Jahre sind eine lange Zeit. So lange musste die Frau warten, bevor sie das Wunder der Heilung erlebte. Doch wir wollen nicht vorgreifen, sondern am Anfang beginnen. Sabbat in der Synagoge
Es ist Sabbat in Judäa. Wie die meisten gottesfürchtigen Juden befand sich Jesus in der Synagoge, wo er lehrte (Lk 13,10). Die einzige andere Stelle, in der im Lukasevangelium erwähnt wird, dass Jesus am Sabbat in einer Synagoge lehrte, findet sich in Lukas 4,31–37 und ist ebenfalls mit einer Heilung verbunden. Erster wichtiger Hinweis: Achte auf den Tag – es ist Sabbat. Die Beschreibung, die der Arzt Lukas von der namenlosen Frau gibt, ist mehrdeutig. Sie war „zusammengekrümmt“, hatte „einen Geist der Schwäche“ und war „völlig unfähig, sich aufzurichten“. (Lk 13,11 EB) Obwohl die Heilung, die Jesus bewirkte, nicht im Austreiben von bösen Geistern bestand, stellte Dr. Lukas eine klare Verbindung zwischen Krankheit und dem zerstörerischen Werk dämonischer Kräfte her. Als Jesus seinen Blick über seine Zuhörer schweifen ließ, blieb er an der Frau
12
Adventist World | Juni 2015
hängen, die durch Jahre der Schmerzen zusammengekrümmt war und keine Hoffnung am Horizont sehen konnte. Er rief sie heraus. Dann sprach er Worte, die die Welt der Frau in ihren Grundfesten erschüttert haben müssen. Zweiter wichtiger Hinweis: Jesus sieht, was wir brauchen – immer und überall. Und er handelt entsprechend. Das Wunder
Wie Jesus mit der Frau umging, muss bei seinen Zuhörern einige Unmutsäußerungen ausgelöst haben. Ein Mann, der eine Frau, die nicht mit ihm verwandt war, öffentlich anspricht, war etwas völlig Ungewöhnliches – eine Tatsache, die auch der Samariterin in Johannes 4,9 nicht entgangen war.1 „Frau, du bist gelöst von deiner Schwäche“, sagte Jesus (EB), oder, wie Luther es formulierte: „Frau, sei frei von deiner Krankheit.“ (Lk 13,12) Dann brach er das nächste kulturelle Tabu: Er „legte
die Hände auf sie“ (V. 13). „Sofort wurde sie gerade“, heißt es bei Lukas weiter. Sofort – mit dieser Formulierung zeichnet Lukas uns das Bild eines allmächtigen Schöpfergottes, dessen Macht eindeutig die beschränkten Fähigkeiten von Dr. Lukas überstieg.2 Ähnlich den Leben gebenden Worten des Einen, durch dessen Wort Himmel und Erde entstanden (1 Mo 1-2), hatten die Worte von Jesus auch hier sofortige Wirkung. Der Knochenbau veränderte sich, Muskeln wurden angespannt, Sehnen gedehnt – und plötzlich wurde das Unmögliche Wirklichkeit: Die Frau stand aufrecht da und pries Gott. Dritter wichtiger Hinweis: Jesus ruft uns, aufrecht und gerade zu stehen. Das Nachspiel
Die Reaktion des Synagogenvorstehers auf dieses unglaubliche Wunder überrascht nicht – zumindest nicht die Leser F o t o :
Mi g uel
Viei r a
Wie können wir zerbrechliche menschliche Wesen inmitten ständig zunehmender Ungerechtigkeit, Zerstörung, Zerstreuung, Krankheit und Sinnlosigkeit hoffen, je aufrecht zu gehen und einen Sinn im Leben zu haben? des Lukasevangeliums. Lukas berichtet von vier Heilungen am Sabbat (4,31–41; 6,6–11; 14,1–6 und unsere Geschichte in 13,10–17), und jedes Wunder wird von Kritik und einer wachsenden Spannung zwischen Jesus und den jüdischen Oberen begleitet. Die Zurechtweisung des Synagogenvorstehers, die vordergründig dem Volk galt, war in Wirklichkeit eine Beleidigung für Jesus. Im Denken des jüdischen Oberen war Heilen gleichzusetzen mit Arbeit, deshalb sollten Heilungen nur während der Woche stattfinden, um das vierte Gebot zu halten. (Lk 13,14) Die Antwort von Jesus, die Lukas berichtet, ist wichtig. Vor unseren Augen wird aus „Jesus“ „der Herr“. Seine Zurechtweisung war scharf („Heuchler!“ – V. 15), seine Argumentation korrekt. Er nannte die Frau „Abrahams Tochter“ (V. 16), eine Formulierung, die nur dieses eine Mal in der Bibel vorkommt. Die Juden wiesen gern auf ihre Abstammung von Abraham, dem Glaubensvater, hin (Joh 8,33.39.53). Als Jesus die Frau als „Abrahams Tochter“ bezeichnete, hob er ihre Wichtigkeit hervor. Vierter wichtiger Hinweis: Unser Wert vor Gott basiert nicht auf unserem Geschlecht oder unserer Rasse – Gottes Gnade gleicht die Unterschiede aus, die uns trennen. Der Sabbat
In Lukas 13,16 hob Jesus eine Schlüsselwahrheit über den Sabbat hervor. Der Tag, den Gott bei der Schöpfung abgesondert hat, ist in Wirklichkeit ein Tag der Befreiung und Neugestaltung (2 Mo 20,8– 11; 5 Mo 5,12–15). Die Wunder von Jesus, die in den Evangelien berichtet werden, bezeugen, dass Gott jeden Sabbat bewusst in diese Welt tritt und seine Gnade demonstriert, die genug für uns ist. So stellen die Heilungen, die Jesus am Sabbat tat, bewusste Handlungen dar, durch die seine Zuhörer aufgefordert werden, biblischer – und weniger traditionell – über den Sabbat zu denken. Darüber hinaus
sind wir jeden Sabbat aufgerufen, uns an unsere frühere Gebundenheit und „Gekrümmtheit“ zu erinnern und den Sieg, den Christus für uns errungen hat, zu feiern – wie die Frau, die 18 Jahre wartete, um Befreiung zu erfahren.3 Fünfter wichtiger Hinweis: Gottes Sabbat ist unsere Zuflucht. Krummes Holz
Helmut Gollwitzer (1908–1993) lehrte nach seiner Rückkehr aus einem russischen Kriegsgefangenenlager und einer kurzen Zeit als Pastor der EvangelischLutherischen Kirche von Berlin-Dahlem mehrere Jahrzehnte Systematische Theologie in Deutschland. Während des Naziregimes Mitglied der Bekennenden Kirche und entschieden gegen Hitlers Weltherrschaftswahn, wurde er zu einer wichtigen Stimme in der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Im Jahr 1970 veröffentlichte er das Buch Krummes Holz – aufrechter Gang, in dem er sich mit der Frage nach dem Sinn des Lebens auseinandersetzte. Der Titel war eine stille Zustimmung zu Gedanken, die zuvor von zwei deutschen Philosophen, Immanuel Kant und Ernst Bloch, ausgedrückt worden waren. Kants „krummes Holz“ wies auf die Sinnlosigkeit und Niedrigkeit der menschlichen Existenz hin – niemand kann etwas Gerades aus krummem Holz machen. Der „aufrechte Gang“ verkörpert Blochs Vorstellung vom Streben und der Würde des Menschen auf der Grundlage der sozialistischen Ideologie, die auf eine perfekte menschliche Gesellschaft in der Zukunft hofft, auch wenn sie sich der menschlichen Beschränkungen bewusst ist. Der paradoxe Titel von Gollwitzers Buch ist eine Herausforderung für unser Denken und Fühlen. Wie können wir zerbrechliche menschliche Wesen inmitten ständig zunehmender Ungerechtigkeit, Zerstörung, Zerstreuung, Krankheit und Sinnlosigkeit hoffen, je aufrecht zu gehen
und einen Sinn im Leben zu haben? Wir können es gar nicht. Wir sind für immer krummes Holz, gekrümmt, hoffnungslos und unfähig, uns aufzurichten – es sei denn, wir erlauben dem Herrn und Meister Jesus Christus, unsere gekrümmte Gestalt zu berühren und in unser Leben hineinzusprechen. Welche Bereiche deines Lebens sind krumm und aus der Form geraten? Wie Jesus in Lukas 13,10–17 mit dem Synagogenvorsteher umgeht, zeigt uns, dass es etwas Schlimmeres gibt, als körperlich krumm zu sein und den Schmerz der namenlosen Frau zu ertragen, die Dr. Lukas in seiner Beschreibung von dem Wunder, das Jesus am Sabbat tat, verewigte. Krumme Herzen und Gedanken und verbogene Ansichten sind Dinge, die eine Berührung von Jesus und sein Wort des Lebens nötig machen. Die gute Nachricht in Lukas 13,10–17 ist, dass Jesus bereit ist, krumme Herzen, Gedanken und Körper zu verändern und etwas Gerades, Aufrechtes und Schönes daraus zu machen. Ein letzter wichtiger Hinweis: Erlaube dem Herrn und Meister, Jesus Christus, dir zu helfen, aufrecht zu gehen, zu reden und zu träumen. n 1 Darüber hinaus erkannte die Frau am Jakobsbrunnen auch, wie ungewöhnlich es war, als Samariterin von einem Juden angesprochen zu werden. 2 In Lukas 1,64; 4,39; 5,25; 8,44.47.55; 18,43; 19,11 und 22,60 verwendete Lukas den gleichen griechischen Begriff bei der Beschreibung weiterer Wunder. 3 Siehe auch das hilfreiche Kapitel „The Sabbath and the Healing Minstry of Jesus“ in: Sigve K. Tonstad, The Lost Meaning of the Seventh Day, Andrews University Press, Berrien Springs, 2009, S. 181–203.
Gerald A Klingbeil ist
stellvertretender Chefredakteur von Adventist World und wartet sehnsüchtig auf den Augenblick, wenn Jesus Christus wiederkommt und alle krummen, aus der Form geratenen Herzen für immer gerade gemacht werden.
Juni 2015 | Adventist World
13
G L A U B E N Ü B E R Z E U G U N G E N
NumMer 6
Ehrfurcht vor
Gott
Von Marcos Paseggi
I
m Glauben – wie in der Liebe – gibt es keine dauerhafte Beziehung ohne Bewunderung. Versetz dich doch einmal für einen Augenblick in die Lage einer zukünftigen Ehefrau. Du findest deinen Verlobten attraktiv, unterhaltsam und begabt. Du bist davon überzeugt, dass deine Aussichten im Leben sich erheblich verbessern werden, wenn du mit ihm zusammenbleibst. Er gilt als „eine gute Partie“. Doch stell dir vor, dass du tief in dir Verachtung für ihn hegst. Niemand außer dir weiß es. Vielleicht liegt es an der herablassenden Art, mit der er dich behandelt, oder er ist ein eingebildeter Snob. Vielleicht hat er völlig falsche Prioritäten. Der Grund ist nicht wichtig – nur die Tatsache, dass du ihn verachtest – selbst wenn du ihn anlächelst und ihn „Liebling“ nennst. Und es gibt nichts, was du dagegen tun kannst. Unter diesen Umständen ist eure Beziehung mit großer Wahrscheinlichkeit zum Scheitern verurteilt. Ohne Bewunderung ist Liebe nur Schein. Man mag formal all „die richtigen Dinge“ tun, aber niemals kommt es dahin, dass natürliche, starke Liebe daraus wird. Auf die Gemeinde übertragen gehörst du vielleicht zu den wenigen Getreuen, die keinen Gottesdienst, keine Versammlung oder andere Veranstaltung verpassen. Aber du bist nur aus Angst oder reinem Pflichtgefühl dort. Du bist vielleicht nicht besser als ziemlich viele Zeitgenossen von Jesus, die in ihrem erzwungenen Gehorsam „das Wesen Gottes falsch“ darstellten „und die Welt veranlassten, ihn als Tyrannen zu betrachten“.1 Wenn wir wirklich an einen Gott glauben, der „seine Kinder glücklich machen möchte“2, muss es einen besseren Weg geben, in Beziehung mit ihm zu treten. Und gewiss ist einer dieser Wege zu lernen, seine Werke zu bewundern. (vgl. Röm 1,20)
Wahrer Glaube beginnt mit einem Schöpfer, zu dem wir aufblicken können. schufen sie ein höchst kompliziertes Universum von rachedurstigen, lustgetriebenen, inzestuösen Göttern, eine armselige Nachahmung der Menschen selbst, die ihre eigenen, verkehrten Wege verfolgen. Wen wir anbeten, ist oft fehlgeleitet und widersprüchlich. Tatsächlich liegt keine Weisheit darin, „die Weisheit der Mutter Natur“ zu preisen, und keine Güte darin, die „Güte von Mutter Erde“ zu zelebrieren. Ehrfurcht an sich ist so sinnlos wie der Versuch, unseren Durst mit dem Auswendiglernen der Eigenschaften von Wasser zu stillen. Ohne eine zugrunde liegende „Meta-Erzählung“ – für Siebenten-Tags-Adventisten ist es das Thema des kosmischen Konflikts – werden wir irgendwann zu dem Schluss kommen müssen, dass unsere besten Bemühungen „völlig sinnlos“ sind und dem Versuch gleichen, „den Wind einzufangen“. (Pred 1,2.14 NLB) Und wieder könnte es dahin kommen, dass wir unsere Ehrfurcht fälschlicherweise auf die vergänglichen Früchte unserer eigenen Hände richten.
Bewunderung in die richtige Richtung lenken
Im Laufe der Geschichte hat ein Gefühl der Ehrfurcht vor dem, was man nicht völlig begreifen konnte, oft zu großen Erfindungen, Entdeckungen und Theorien geführt. Denken wir nur an Galileo oder Newton. Doch ohne einen allumfassenden Bezugsrahmen können unsere besten schöpferischen Leistungen – verdorben durch unsere von der Sünde getrübten Brille – uns schon bald vom Schöpfer wegführen. Wir beginnen, die erbärmlichen „Götter“ anzubeten, die wir uns selbst gemacht haben. Denken wir nur an die alten Griechen: In tiefer Ehrfurcht vor Phänomenen, die sie mit ihrer Vernunft nicht erklären konnten,
14
Adventist World | Juni 2015
Das größte aller Wunder
Wir leben in einer Zeit, in der unsere Bewunderung leicht zu eng gesteckt ist. Angesichts der neuesten Technik schlagen unsere Herzen höher, doch für die Wunder der Natur, für die schwindelerregende Weite des Universums oder dafür, wie wunderbar unser Körper funktioniert, sind wir blind. Wir sind ständig von Wundern umgeben, aber wir geben uns stattdessen mit abgestandenen, farblosen Erfahrungen zufrieden. In Matthäus 6,29 heißt es, „dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen“, näm-
Doch ohne einen allumfassenden Bezugsrahmen können unsere besten schöpferischen Leistungen – verdorben durch unsere von der Sünde getrübte Brille – uns schon bald vom Schöpfer wegbringen. Wir beginnen, die erbärmlichen „Götter“ anzubeten, die wir uns selbst gemacht haben. lich den Lilien auf dem Feld. Hast du beim Lesen dieses Verses schon einmal gedacht, dass Jesus etwas übertrieben hat? Hast du je an König Salomo als den weisen Richter und klugen Staatsmann gedacht und dabei ganz seine Beschreibung von Bäumen, Vögeln, Gewürm und Fischen übersehen? Hast du Ellen Whites Aussage, „Gott ist Liebe – steht auf jeder sich öffnenden Knospe und jedem Blatt geschrieben“3, einfach als „schöne“ Metapher verstanden? Wie „die See des Glaubens“ sich beständig zu „den weiten, trostlosen Enden … der Welt“ zurückzieht4, finden diejenigen, die noch wagen, ihr Vertrauen in den Allmächtigen zu bekunden, sich allzu oft verstrickt in Entschuldigungen und Rechtfertigungen – zum Nachteil einer proaktiven Annäherung an das Schöpfungswerk Gottes. Doch als frohe Menschen, die „auf einen neuen Himmel und eine neue Erde“ warten (vgl 2 Ptr 3,13), sind wir aufgerufen, den tadellosen Zustand der Schöpfung unseres Schöpfers und seine beständige Fürsorge für die Natur widerzuspiegeln, um die zukünftige Wiederherstellung zu verkündigen. Den Schöpfer anbeten
Das letzte Buch der Bibel scheint sich auf die Botschaften der drei Engel in Offenbarung 14,6–11 zu fokussieren. Diese drei Botschaften sollen von den Boten Gottes verkündigt werden, „auf die das Ende der Zeiten gekommen ist“ (1 Kor 10,11). Doch selbst diese ernsten letzten Warnungen sind durchdrungen von
6. Die Schöpfung Gott ist der Schöpfer aller Dinge. Er hat in der Heiligen Schrift den zuverlässigen Bericht seines schöpferischen Wirkens offenbart. In sechs Tagen schuf der Herr „Himmel und Erde“ und alle Lebewesen auf der Erde und ruhte am siebenten Tag dieser ersten Woche. So setzte er den Sabbat ein als eine beständige Erinnerung an sein vollendetes schöpferisches Werk. Der erste Mann und die erste Frau wurden als Krönung der Schöpfung „zum Bilde Gottes“ geschaffen. Ihnen wurde die Herrschaft über die Erde übertragen und die Verantwortung, sie zu bewahren. Die Schöpfung war nach ihrer Voll endung „sehr gut“ und verkündete die Herrlichkeit Gottes. (1 Mo 1 und 2; 2 Mo 20,8–11; Ps 19,2–7; 33,6.9; 104; Hbr 11,3)
dem klaren Ruf: „Betet an den, der gemacht hat Himmel und Erde und Meer und die Wasserquellen!“ (Offb 14,7) Diese eine Aufforderung ist vielleicht die wichtigste in Gottes letztem Ruf. Denn ohne eine ursprüngliche Anerkennung eines Schöpfers hat es kaum einen Sinn, die restlichen Botschaften zu verkünden. Alles andere – von der Ankündigung des Gerichts bis zum Fall von Babylon und dem Befehl, das Tier nicht anzubeten – spiegelt sich in der ersten Schöpfungswoche, als Gott alles „sehr gut“ machte (1 Mo 1,31). Auf dieses Ideal müssen wir oft zurückblicken und noch öfter hinweisen. Auf der Suche nach dem Wunder
In unserem Bemühen, unsere ramponierte Ehrfurcht wiederzuerlangen, kommen wir vielleicht darauf, dass in Gottes Schöpfung die großen Antworten oft in den einfachsten Freuden des Lebens zu finden sind. Noch immer zieht Gott uns durch „Sonnenschein und Regen“, „Höhen … und Meere“ zu sich.5 Er spricht zu uns durch „liebliche Vögel … zartgefärbte Blumen“ und „erhabene Bäume“.6 Ich lade dich ein, in einem Park spazieren zu gehen, dein Lieblingshaustier zu streicheln, mit einem pummeligen Baby zu spielen oder in deinem Garten zu arbeiten. Du kannst auch ein paar schöne Naturszenen fotografieren, dein liebstes Bio-Rezept kochen oder einen Sonnenuntergang betrachten. Und wenn du dabei bist, vergiss nicht, die unermessliche Weisheit des Einen zu bewundern, „der uns alles reichlich darbietet, es zu genießen“ und schon sehr bald alles neu machen wird, wie er es versprochen hat. (vgl. Offb 21,5) Dann wird unsere Ehrfurcht in Ewigkeit kein Ende haben. n 1 Ellen G. White, Das Leben Jesu, S. 27. 2 Ellen G. White, Der bessere Weg zu einem neuen Leben, S. 8. 3 Ebenda. 4 Matthew Arnold, „Dover Beach“, in: William Harmon, Hrsg., The 500 Top Poems, Columbia University Press, New York, 1992, S. 707. 5 Ellen G. White, Der bessere Weg zu einem neuen Leben, S. 7 (rev.). 6 Ellen G. White, Steps to Christ, S. 10.
Marcos Paseggi ist Pastor, Übersetzer und Autor und lebt in Ottawa (Kanada).
Juni 2015 | Adventist World
15
T I T E LT H E M A
Von Barbara J. Huff
oder beschenkt?
Wie eine Familie Gott und dem biblischen Sabbat in Sibirien treu blieb
N
iemand, der das Leuchten in den Augen von Valentina Ivanova sieht und die Energie spürt, die sie ausstrahlt, würde auf den Gedanken kommen, dass sie den größten Teil ihres Lebens unter einfachsten Umständen in Sibirien gelebt hat. Viele russische Frauen haben mit 60 Jahren keine Kraft mehr; ein beschwerliches Leben, mangelnder Komfort und Enttäuschungen haben Spuren in ihren Gesichtern hinterlassen. Doch bei Valentina ist das nicht der Fall! Sie geht dynamisch, federnden Schritts – so schnell, dass sie fast läuft. Ihr Lächeln bringt den dunkelsten Raum zum Leuchten und in ihren blauen Augen spiegelt sich ihre Liebe zu Jesus. Der Anfang
Alexander Ivanov, kurz Sascha genannt, beendete 1959 sein Medizinstudium in Moskau. Absolventen der medizinischen Fakultät wurde damals für drei Jahre ein Arbeitsplatz zugewiesen, danach waren sie frei zu arbeiten, wo sie wollten. Sascha konnte wählen, ob er in Moskau bleiben und an der medizinischen Fakultät unterrichten oder nach Ossinniki in Sibirien gehen und dort arbeiten wollte. Sascha wusste, dass er in Moskau Probleme mit dem Sabbat bekommen würde. Er dachte sich, dass es weit entfernt in Sibirien weniger wahrscheinlich war, Repressalien ausgesetzt zu werden. So entschied er sich für Sibirien. Ein Jahr später heiratete er Valentina. Von Anfang an hatte Sascha in seiner Berufslaufbahn Schwierigkeiten wegen des
16
Adventist World | Juni 2015
Oben: Das Leben als Familie in Sibirien war geprägt von einer andauernden Routine von Überlebenskunst und Treue. Links: Nach 55 gemeinsamen Jahren sind Sascha und Valentina für vieles dankbar.
Links: Sibirien war mit seiner riesigen Wildnis und dem rauen Wetter ein idealer Ort, um jene zu verbannen, die man als nicht loyal ansah. Oval: Dieses Foto von Sascha und Valentina aus dem Jahr 1960 zeigt den Optimismus und die Treue, mit der sie in die Zukunft blickten.
Sabbats. An seinem ersten Sabbat in Ossinniki musste er nicht arbeiten, doch zu Beginn der folgenden Woche wurde er entlassen, weil er sich weigerte, an den kommenden Sabbaten zu arbeiten, an denen er eingeteilt war. In den ersten zwei Jahren nach seinem Studienabschluss arbeitete Sascha in acht verschiedenen Städten; nur eine Stelle konnte er ein ganzes Jahr lang behalten. Tag und Nacht wurde er überwacht, um ihm eine Übertretung der kommunistischen Gesetze nachweisen zu können. Als der Geheimdienst KGB herausfand, dass Sascha eine Hausgemeinde besuchte, druckte die Lokalzeitung einen einseitigen Bericht über den Mann, der die Bibel dem Skalpell vorzog. Sascha fürchtete, dass ihm die Approbation entzogen werden würde. Die ganze Zeit über hielt Valentina zu Sascha und zog fröhlich mit ihm von einem Ort zum anderen. Dann wurde Nadia geboren, die erste ihrer beiden Töchter. Im Jahr 1962 bewarb sich Sascha in Anzherka um eine Stelle als Notarzt. Er bot an, jederzeit zu arbeiten, außer freitags und samstags, aber er wurde dennoch für diese Tage eingeteilt. „Das kann ich nicht“, sagte er seinem Vorgesetzten und wurde wieder entlassen. Einige Wochen lang hatte er nun gar keine Arbeit. Am Beginn der folgenden Woche wurde Sascha vom KGB vorgeladen und darüber informiert, dass er verhaftet werden würde, wenn er bis zum Ende der Woche keine Arbeit fände. In dieser Woche suchte er irgendeine Arbeit. In verschiedenen Geschäften sah er Schilder mit der Aufschrift „Hilfe gesucht“, aber überall, wo er nachfragte, wurde er abgewiesen. Die Leiter der Geschäfte sagten zwar, dass sie tatsächlich Hilfe brauchten, doch wenn Sascha seinen Pass vorzeigte, hieß es immer: „Tut uns leid, wir brauchen Sie nicht.“ F O T OS
M I T
F R E U N D L I CH E R
E R L A U BN I S
Seine Festnahme schien unausweichlich. Einmal sah Sascha ein Schild, auf dem eine Stelle als Maler ausgeschrieben war. Erwartungsvoll ging er in das Gebäude. Der Geschäftsführer sagte: „Ja, wir brauchen einen Maler. Lassen Sie mich Ihren Pass sehen.“ Als er im Pass den Namen ‚Ivanov‘ sah, sagte er: „Ich dürfte Ihnen das gar nicht sagen, aber der KGB hat allen Arbeitgebern in der Region untersagt, Sie anzustellen. Es tut mir leid.“ Nach dieser Niederlage ging Sascha in dem Wissen nach Hause, dass er sich am folgenden Tag bei den Behörden würde melden müssen. Die Woche war vorbei, und er hatte keine Arbeit. Verhaftet
Am nächsten Morgen ging er zögerlichen Schrittes zum Büro des KGB. Als er nicht nach Hause kam, wusste Valentina, dass er verhaftet worden war. Nach drei Tagen Gefängnis und einem Scheinprozess wurde Sascha zu drei Jahren Verbannung und Arbeit auf einer Kolchose1� in Mariinsk verurteilt. Erst nach einem Monat erfuhr Valentina, wo ihr Mann war. Sie war damals 25 Jahre alt, ihre Tochter Nadia 13 Monate. Endlich erhielt Valentina einen Brief von Sascha, in dem er ihr mitteilte, dass die Kolchose in der Nähe von Mariinsk, auf die er verbannt worden war, den Namen „Sieg“ trug. Das war die einzige Information, die Valentina hatte, als sie sich mit einer großen Tasche und einem Rucksack auf den Weg machte, um ihren Mann zu suchen. Ihre Tochter Nadia ließ sie bei einer Freundin. Nach einer siebenstündigen Zugfahrt kam sie in Mariinsk an. Es dauerte eine Weile, bis sie jemanden gefunden hatte, der wusste, wo die Kolchose lag. Schließlich hörte sie von einem d E S
A U T ORS
Mann, der mit einem LKW Versorgungsgüter zur Kolchose lieferte, und als sie ihn fand, war er bereit, sie mitzunehmen. In jenen Jahren wurden die unterschiedlichsten Leute nach Sibirien verbannt: politische Häftlinge, Menschen wie Sascha, die aufgrund falscher Anklagen ins Exil geschickt wurden, und Kriminelle, die hier ihre Strafe abbüßten. Valentina war sich sicher, dass der LKW-Fahrer in die letzte der drei Kategorien fiel. Aber sie hatte keine andere Möglichkeit, zur Kolchose zu kommen. Sie musste Sascha sehen, denn sie wusste, dass er nicht genug zu essen hatte und Ermutigung brauchte. Etwa einen Kilometer vor der Kolchose blieb der LKW auf einer ansteigenden Straße in einem Schneesturm stecken. Valentina beschloss, ihre schwere Last lieber den Hügel hinauf zu schleppen, als im LKW sitzen zu bleiben. Kurz vor der Kolchose sah sie ein Gebäude, das aussah wie eine Kaserne. Als sie näher kam, sah sie einen Mann aus dem Gebäude kommen. Sie sprach ihn an und fragte: „Gibt es hier einen Mann namens Sascha Ivanov?“ Voller Freude hörte sie, wie der Fremde bestätigte, dass ihr Mann dort war. Sascha war sprachlos, als er seine tapfer lächelnde Frau sah. Sie übernachtete auf der Kolchose und fuhr dann nach Hause zurück, um den Umzug nach Mariinsk vorzubereiten, denn es war erlaubt, dass die Ehepartner und Familien bei den Verbannten wohnten. Als Valentina und Nadia in der Kolchose ankamen, erhielten sie ein winziges Haus, in dem schon eine Frau wohnte, deren Mann 1937 dorthin verbannt worden war. Dieser war inzwischen verstorben, aber die Frau war geblieben, weil sie nicht wusste, wohin sie sonst gehen sollte. Der Raum, den Familie Ivanov in dem kleinen Haus beziehen durfte, war eigentlich nur ein zugiger Hausflur. Trotz dieser Juni 2015 | Adventist World
17
T I T E LT H E M A
Unterkunft waren sie glücklich, wieder zusammen zu sein. Zehn Tage lang konnten sie sich über diese Situation freuen. Eines Abends kam Sascha nicht von seiner Arbeit auf der Kolchose zurück. Er war wieder an einen anderen Ort überstellt worden. Später erzählte er Valentina, dass die Parteiverantwortlichen ihm gesagt hatten, dass das Land es sich nicht leisten konnte, ihre Ärzte auf Schweinefarmen arbeiten zu lassen. Die Kommunisten mögen für viele Dinge blind gewesen sein, doch sie waren nicht blind für Saschas ungenutzte Talente und seine Integrität. Wieder wartete Valentina gespannt darauf, etwas über den Verbleib ihres Mannes zu erfahren. Endlich konnte Sascha Pastor Zozulin einen Brief zukommen lassen, der sich darum kümmerte, dass Valentina und Nadia mit dem Zug zu ihm fahren konnten. So machte sich Valentina ein zweites Mal auf die Suche nach ihrem Mann. Gute und treue Knechte
Als Sascha seine kleine Familie vom Bahnhof abholte, waren sie froh, wieder vereint zu sein. Allerdings war die Reise bis hierher der leichteste Teil gewesen. Die nächsten 50 Kilometer legten die drei mit einem LKW zurück. Für die letzten 50 Kilometer bis zu ihrem Ziel fand Sascha ein kleines, „halbtotes“ mongolisches Pony. Sie luden ihre Habseligkeiten auf einen Pferdeschlitten, setzten die kleine Nadia dazu und gingen zu Fuß hinterher. „Die Landschaft war atemberaubend“, erzählt Valentina. Sie befanden sich in einem stillen, friedlichen Flusstal, umgeben von Bergen. Zeitweise gingen sie auf dem gefrorenen Fluss. Der hatte an manchen Stellen jedoch zu tauen begonnen, sodass auf beiden Seiten des Weges das Wasser stand. Auch als die Nacht hereinbrach, setzten sie ihren Weg fort. Plötzlich wurde die Stille vom Geräusch eines ihnen entgegenkommen-
18
Adventist World | Juni 2015
den Pferdeschlittens unterbrochen. Kurz darauf standen die beiden Pferde fast Kopf an Kopf auf dem Pfad, der so schmal war, dass die beiden Beförderungsmittel unmöglich aneinander vorbeifahren konnten. Der Mann auf dem entgegenkommenden Gefährt war stockbetrunken und sich der gefährlichen Lage gar nicht bewusst. Sascha löste die Situation, indem er den anderen Schlitten kippte, sodass eine Kufe vom Eis abhob, und ganz vorsichtig die beiden Tiere aneinander vorbeiführte. So erschöpft sie von den Strapazen waren, hatten sie doch keine Wahl, als weiter zu gehen. Als sie zu einer kleinen Siedlung kamen, in der sie eine Familie fanden, bei der sie die Nacht verbringen konnten, schöpften sie neue Hoffnung. Inzwischen hatten sie die Hälfte des Weges – etwa 25 Kilometer – zurückgelegt. Am nächsten Tag erreichten sie ihr Ziel und fanden die Hütte, die ihnen zugewiesen worden war. Obwohl sie keine Fenster hatte, war es für die Reisenden ein willkommener Anblick. Die Hütte lag in einer wunderbaren, friedlichen Umgebung an einem Berghang; durch das Tal floss ein Fluss. Sie kamen im März an, so hatte Valentina genügend Zeit, einen Garten anzulegen und die Früchte zu ernten, bevor Sascha im September erneut an einen anderen Ort versetzt wurde. In den drei Jahren seiner Verbannung lebten sie an vier verschiedenen Orten. Als Saschas Verbannung sich dem Ende näherte, wurde die zweite Tochter, Tanya, geboren. Nun war die Frage, wo er Arbeit suchen sollte. Während die Adventisten in den Städten oft keine Arbeit hatten oder undankbare, niedrige Arbeiten ausführen mussten, konnte Sascha hier die F O T OS
M I T
Arbeit tun, die er liebte und für die er ausgebildet war. In den Städten wurden Adventisten oft schikaniert, doch die Ivanovs wurden in Ruhe gelassen. Die fruchtbare sibirische Erde lieferte einen reichen Ertrag in ihrem Garten, sodass sie mehr als genug gute Sachen zu essen hatten. Es waren glückliche Jahre für die kleine Familie. Sie waren überrascht und erleichtert, als der Verwalter des regionalen sibirischen Gefängnissystems Sascha eine Arbeit anbot. Während seines Exils hatte Sascha nicht selbst bestimmen dürfen, wo er arbeitete, doch nun hatte er eine Wahl. Er war kein Gefangener mehr, sondern ein freier Mann. „Dr. Ivanov“, sagte der Gefängnisverantwortliche zu Sascha, „Sie werden überall mit Ihrem Sabbat Probleme bekommen, ganz egal, wo sie versuchen werden, Arbeit zu finden. Wir schätzen Ihre Arbeit und möchten, dass Sie in einer anderen Einrichtung für uns arbeiten.“ Die Gefängnisbehörde schickte einen Hubschrauber, der die Familie und ihre Habseligkeiten zu ihrem neuen Wohnort flog. Sie kaufte Möbel für die Familie und richtete ein neues Heim in Novokuznetsk ein. Hier lebten sie 25 Jahre in der gleichen Wohnung und Nadia und Tanya gingen zehn Jahre lang in die gleiche Schule. Obwohl ihre kleine Wohnung im zweiten Stock keine Toilette, keine Abwasserrohre und kein fließendes Wasser hatte und sie auf einem Holzofen kochen mussten, fühlten sich die Ivanovs reich gesegnet. Kinder Gottes
Von da an hatte Sascha nie wieder Probleme mit dem Sabbat. Insgesamt arbeitete er 30 Jahre als Chirurg in Sibirien. Auf die F R E U N D L I CH E R
E R L A U BN I S
d E S
A U T ORS
Links: Valentina war geschickt im Umgang mit der Axt, um das Feuerholz zurecht zu schlagen.
Nadia Ivanova, hier in ihrem Garten in Moskau, ist Abteilungsleiterin für Gesundheitsdienste der Euro-AsienDivision. Sie ist die älteste Tochter von Sascha und Valentina. Ihre Schwester Tanya ist verstorben. Frage, welche Zeit die schwierigste in ihrem Leben war, winkt Valentina ab: „Ach, es war alles leicht.“ Dann wird sie wieder ernst und fährt fort: „Als Nadia in die Schule kam, bekam ich wirklich Angst. Wir schickten sie am Sabbat nicht in die Schule, und der KGB drohte damit, sie uns wegzunehmen und in ein Waisenhaus zu stecken.“ Eines Sabbats kam Nadias Lehrerin zu den Ivanovs und forderte Nadia auf, mit ihr zur Schule zu kommen. „Sonst bringe ich dich in ein Waisenheim“, drohte sie der Erstklässlerin. Nadia erwiderte freundlich, dass sie am Sabbat nicht in die Schule gehe. Die Lehrerin fuhr in die Stadt, um mit dem Leiter der Bildungsbehörde zu sprechen. Auf seine Frage nach dem Schulerfolg des Mädchens musste die Lehrerin zugeben, dass Nadia eine Einserschülerin war. Daraufhin sagte der Behördenleiter: „Lassen Sie
sie zu Hause bleiben. Wir haben Schülerinnen und Schüler, die die ganze Woche kommen und bei weitem nicht so gut sind.“ Nach der fünften Schulstufe wurde es jedoch wieder schwieriger, den Sabbat zu halten. Der Unterricht in der Schule fand in Schichten statt; die Schülerinnen und Schüler gingen entweder morgens oder nachmittags in die Schule. Der Nachmittagsunterricht begann um 14 Uhr. Im Dezember und Januar ging die Sonne bereits um 15 Uhr unter. Das hieß, dass Nadia und später auch Tanya den ganzen Winter über jede Woche zwei Schultage versäumten. Nadia erinnert sich noch daran, dass sie jeden Sonntag damit verbrachte, zu lernen und ihre umfangreichen Hausaufgaben zu erledigen. Wenn sie den Unterricht am Freitag und Sabbat versäumte, wusste sie nie ganz genau, was im Unterricht durchgenommen und was als Hausaufgabe aufgegeben worden war. Wenn sie ihre Mitschüler danach fragte, taten sie, als wüssten sie nichts. Sie hatten die Anweisung, ihr nichts zu sagen. Um das wettzumachen, lernte Nadia umso intensiver und wurde Klassenbeste. Man könnte meinen, dass Valentinas Töchter eine einsame Kindheit hatten, doch Nadia sagt, dass das nicht der Fall war. Sie fühlten sich nicht einsam. Sie akzeptierten diese Situation als ihre Art zu leben. Die Lehrerinnen und Lehrer redeten vor den anderen Schülerinnen und Schülern ganz offen negativ über die beiden Mädchen. Nadia erzählt, dass in der Schule niemand mit ihr sprach. Ihre Familie galt als verrückt und gefährlich, und die meisten Eltern erlaubten ihren Kindern nicht, die Ivanov-Kinder zu Hause zu besuchen. Doch als Nadia in die siebte Schulstufe ging, gab es endlich einen Durchbruch. Einige Kinder in der Nachbarschaft waren viel allein zu Hause und kamen oft zu den Ivanov-Mädchen, weil sie Hilfe mit ihren Hausaufgaben brauchten. Daraufhin wagten sich auch andere Mädchen zu ihnen. Sie
entdeckten, dass die Ivanovs eine ganz normale, glückliche Familie waren, die in einem gemütlichen Zuhause lebten und sogar ein Radio und ein Klavier besaßen! Diese Information machte bald überall die Runde. Statt der Angst, dass ihre Kinder ihr weggenommen werden könnten, war Valentina nun von der Gewissheit erfüllt, dass es möglich ist, Gott treu zu sein und zugleich Akzeptanz und Freundschaft in der Gesellschaft zu finden. Valentina kann nicht verstehen, warum man angesichts ihrer Verbannung nach Sibirien Mitleid mit ihrer Familie haben sollte. „Wir kennen niemanden, der immer nur Freude, Glück und Rosen in seinem Leben hat. Jeder hat auch Probleme und Schwierigkeiten“, sagt sie. „Diese Schwierigkeiten machen uns stärker. Wir haben keine Angst vor der Zukunft. Wir versuchen einfach, Wege zu finden, zu überwinden und zu überleben. Das hält uns nah bei Gott, weil wir seine Führung und Weisheit jeden Tag brauchen.“ Sibirien ist eine karge, kalte Region mit unberührten Wäldern, Wind, Wölfen und Bären. Doch inmitten dieser unfreundlichen Lebensumstände erlebte Valentina Wärme, Freude, Frieden und Glück. War sie wirklich im Exil? Was meinst du? n 1 Ein landwirtschaftlicher Großbetrieb in der ehemaligen Sowjetunion, genossenschaftlich geleitet und unter staat licher Aufsicht.
Barbara J. Huff und ihr Mann
Lee leben im US-Bundesstaat Florida. Das Material zu diesem Artikel stammt aus einem Interview, das die Autorin mit Valentina führte, als sie in Russland lebte. Inzwischen leben Sascha (80) und Valentina (77) im Ruhestand in Belgorod. Nadia Ivanova hat ein Masterstudium in Gesundheitswesen an der Loma Linda-Universität abgeschlossen, lebt in Moskau und ist Leiterin der Gesundheitsabteilung der EuroAsien-Division. Tanya ist bereits verstorben.
Juni 2015 | Adventist World
19
E L L E N
W H I T E
E N T D E C K E N
Von Ellen G. White
Alles geben
E
in großes Werk ist denen anvertraut, die die Wahrheit in Europa verkündigen. Kein Zweig unserer Arbeit ist ein wichtigeres Feld als die Zentraleuropäische Mission. Da sind Frankreich und Deutschland mit ihren großen Städten und den Massen von Menschen. Außerdem Italien, Spanien und Portugal, die, nach so vielen Jahrhunderten der Dunkelheit von der römischen Tyrannei befreit, offen für das Wort Gottes sind, um die letzte Botschaft der Warnung an die Welt zu empfangen. Da sind auch Holland, Österreich, Rumänien, die Türkei, Griechenland und Russland, die Heimat von Abermillionen, deren Seelen in der Sicht Gottes so wertvoll sind wie die unseren, und die noch nichts von den besonderen Wahrheiten für diese Zeit wissen. Die Menschen, die allein in diesem Feld leben, sind schon viermal so viele wie in den USA. Ein gutes Werk ist in diesen Ländern bereits getan worden. In beinahe jedem Lande sind, wie Lichtträger zerstreut, diejenigen zu finden, welche die Wahrheit angenommen haben.“1 Wir haben nahezu dreihundert Sabbathalter in der Schweiz. In Frankreich, Deutschland und Italien haben wir kleine Gruppen und in Russland dreihundert Seelen, die Gottes Gesetz halten. Außerdem gibt es eine Gemeinde mit vierzig Gliedern weit im Osten, fast an der Grenze zu Asien. In Holland ist das Fundament für eine Gemeinde gelegt worden. In Rumänien und Korsika gibt es einige wenige, die sich bemühen, Gottes Gebote zu halten und auf die Wiederkunft seines Sohnes zu warten …
20
Adventist World | Juni 2015
W e r da n A . v o n :
„Es werden Hindernisse da sein, um das Werk aufzuhalten. Solchen haben wir überall begegnen müssen, wo wir Missionen gegründet haben. Mangel an Erfahrung, Unvollkommenheiten, Fehler, unheilige Einflüsse haben überwunden werden
F O T O
Hindernisse, die überwunden werden müssen
Ratschläge für die frühe Adventmission in Europa können uns heute inspirieren.
müssen. Wie oft haben diese den Fortschritt des Werkes in Amerika aufgehalten! Wir erwarten in Europa nicht weniger Schwierigkeiten anzutreffen. Einige, die sich in diesen auswärtigen Feldern mit dem Werke verbanden, wurden, wie in Amerika, entmutigt und bringen, die Handlungsweise der unwürdigen Kundschafter folgend, einen entmutigenden Bericht. Wie unzufriedene Weber sehen sie sich das Gewebe von der falschen Seite an. Sie können den Plan des göttlichen Architekten nicht verfolgen; es ist ihnen alles Verwirrung, und anstatt zu warten, bis sie den Plan Gottes erkennen können, teilen sie anderen schnell ihren Geist des Zweifels und der Finsternis mit. Aber wir haben keinen solchen Bericht zu bringen. Nach einem zweijährigen Aufenthalt in Europa sehen wir in dem Zustande des Werkes dort nicht mehr Grund zur Entmutigung als bei seinem Aufkommen in den verschiedenen Feldern in Amerika. Wir sahen dort, wie der Herr das Material, das er benutzen wollte, prüfte. Einige würden das Prüfen Gottes nicht bestehen. Sie wollten nicht gehobelt und gerade gemacht werden. Jeder Stoß des Meißels, jeder Schlag des Hammers erregte ihren Zorn und ihren Widerstand. Sie wurden beiseitegelegt, und anderes Material wurde herbeigeschafft, um auf gleiche Weise geprüft zu werden. All das verursachte Verzögerung. Über ein jedes Stück, das abgebrochen wurde, wurde Leid getragen und getrauert. Einige dachten, dass diese Verluste das Gebäude ruinieren würden, aber im Gegenteil: Durch die Beseitigung dieser Elemente der Schwäche wurde es nur verstärkt. Das Werk ging stetig voran. Mit jedem Tage wurde es klarer, dass Gottes Hand alles leitete und eine hohe Absicht das Werk vom Anfang bis zum Ende durchzog. Wir sehen, wie das Werk in Europa in gleicher Weise begründet wird. Eine der großen Schwierigkeiten daselbst ist die Armut, der wir überall
Für das Universum ist Gott die Quelle des Lebens, des Lichtes und der Freude. Wie Lichtstrahlen aus der Sonne fließen Segnungen von ihm aus zu allen Wesen, die er erschaffen hat. begegnen. Diese hält den Fortschritt der Wahrheit auf, die gewöhnlich ihre ersten Anhänger unter den niederen Klassen findet. Aber wir hatten eine ähnlich Erfahrung in unserem eigenen Lande, sowohl östlich als auch westlich von dem Rocky Mountain-Gebirge. Diejenigen, die die Botschaft zuerst annahmen, waren arm; aber als sie sich im Glauben an die Arbeit machten, um mit ihren Fähigkeiten und Mitteln zu tun, was sie konnten, kam ihnen der Herr zu Hilfe. In seiner Vorsehung brachte er Männer und Frauen in die Wahrheit, die willigen Herzens waren; sie hatten Mittel, und sie wünschten, das Licht an andere zu senden. So wird es jetzt sein. Aber der Herr verlangt von uns, dass wir im Glauben ernstlich arbeiten, bis jene Zeit kommt. Vorangehen
An Europa ist das Wort ergangen: ,Zieht vorwärts!‘ Der niedrigste Arbeiter für die Rettung von Seelen ist ein Mitarbeiter Gottes und ein Mitarbeiter Christi. Engel dienen ihm. Wenn wir in dem sich öffnenden Pfade seiner Vor sehung vorangehen, wird Gott fortfahren, den Weg vor uns zu öffnen. Je größer die zu überwindenden Schwierigkeiten sind, desto größer wird der gewonnene Sieg sein ...“2 „Für das Universum ist Gott die Quelle des Lebens, des Lichtes und der Freude. Wie Lichtstrahlen aus der Sonne fließen Segnungen von ihm aus zu allen Wesen,
die er erschaffen hat. In seiner unendlichen Liebe hat er den Menschen das Vorrecht gegeben, ‚Teilhaber der göttlichen Natur‘� zu werden und selbst wiederum Segnungen an ihre Mitmenschen zu verbreiten. Dies sind die höchste Ehre und die größte Freude, die Gott den Menschen verleihen kann. Wer es ablehnt, ein ‚Mitarbeiter Gottes‘3 zu sein – jemand, der aufgrund selbstsüchtiger Bequemlichkeit den Mangel seiner Mitmenschen ignoriert, der Geizhals, der hier seine Schätze aufhäuft –, verzichtet auf den reichsten Segen, den Gott ihm geben kann.“4 Brüder, „ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus: obwohl er reich ist, wurde er doch arm um euretwillen, damit ihr durch seine Armut reich würdet“ (2 Kor 8,9). „Wie jeder eine Gnadengabe empfangen hat, so dient damit einander als gute Verwalter der verschiedenartigen Gnade Gottes!“ (1 Ptr 4,10 EB) Während wir von den zahllosen Gnadenerweisen unseres Gottes erzählen und über seine beispiellose Liebe nachdenken, während wir das wunderbare Opfer unseres Retters betrachten – möge in unseren Herzen Dankbarkeit entfacht werden, die zu einer Flamme heiliger Liebe wird, die die Menschen selbst im weit entfernten Europa erreicht. n 1 Leben und Wirken von Ellen White, S. 349f, rev. 2 Ebenda, S. 350–352. 3 2 Ptr 1,4b EB. 4 Ellen G. White, Gottes Gaben verwalten, S. 25f.
Diese Botschaft ist im Englischen dem Artikel „Our Missions in Europe“ entnommen, der am 6. Dezember 1887 im Review and Sabbath Herald erschien. Passagen des Artikels, die bereits in deutschsprachigen Publikationen von Ellen White enthalten sind, wurden von diesen übernommen (s. Endnoten). SiebentenTags-Adventisten sind der Überzeugung, dass Ellen G. White (1827-1915) während ihres mehr als siebzigjährigen öffentlichen Wirkens die biblische Gabe der Prophetie ausübte.
Juni 2015 | Adventist World
21
A D V E N T G E S C H I C H T E
Geist 1863
Von David Trim
Der A
ls Siebenten-Tags-Adventisten haben wir schon immer gern auf die ersten Adventgläubigen geschaut, um von ihnen Inspiration zu erhalten. Auch bei unseren Vorbereitungen für die 60. Generalkonferenz-Vollversammlung im texanischen San Antonio im Juli 2015 können wir von der ersten Vollversammlung vor 152 Jahren lernen und inspiriert werden. Zu dieser Gründungsversammlung kamen die Leiter der Siebenten-Tags-Adventisten im Mai 1863 in Battle Creek zusammen. Die Formulierung: „die Leiter der Siebenten-Tags-Adventisten kamen zusammen“, hört sich so einfach an, doch noch 32 Monate zuvor hätte man das nicht sagen können. Denn erst am 1. Oktober 1860 hatten sich die Gläubigen bei einer Versammlung in Battle Creek darauf geeinigt, „dass wir uns Siebenten-TagsAdventisten nennen“.1 Davor war der Begriff Siebenten-Tags-Adventisten ebenso oft als Schimpfwort von Feinden des Adventglaubens verwendet worden wie von den wenigen Mitgliedern der undefinierten Bewegung, die nach der großen Enttäuschung von 1844 auf der Grundlage des Glaubens an den biblischen Sabbat, die bedingte Unsterblichkeit und den hohepriesterlichen Dienst Christi im himmlischen Heiligtum entstanden war. Bei der Versammlung 1860 diskutierten die Anwesenden vier Tage lang, um sich darauf zu verständigen, dass die formale Gründung von lokalen Gemeinden und die Annahme eines gemeinsamen Namens für ihre Bewegung nicht bedeutete, dass Gottes Endzeitvolk wieder nach Babylon zurückkehrte. Doch weiter gingen die Adventisten damals nicht. Die Vorstellung einer Organisation über eine lokale Gemeinde hinaus war indiskutabel.
22
Adventist World | Juni 2015
von
Die erste GeneralkonferenzVollversammlung
Oben links: James White, ein Gründer der Kirche der SiebentenTags-Adventisten, wurde zwar bei der ersten Generalkonferenzversammlung 1863 zum Präsidenten gewählt, lehnte das Amt jedoch ab. Oben rechts: Handschriftliche Beglaubigung für J. N. Andrews, erstellt auf der Generalkonferenzversammlung 1864.
Der erste Vorstand der Generalkonferenz (von links): Eli Walker (Schatzmeister), John Byington (Präsident), Uriah Smith (Sekretär).
Vereinigungen und die Generalkonferenz
Bemerkenswerterweise hatten die Siebenten-Tags-Adventisten in den US-Bundesstaaten Michigan, Iowa, Vermont, Wisconsin, Illinois, Minnesota und New York innerhalb von zweieinhalb Jahren sieben eigenständige Zusammenschlüsse von Gemeinden gegründet, die sie Vereinigungen nannten: zwei in Iowa, eine für Illinois und Wisconsin, die anderen für jeweils einen Bundesstaat; später schlossen sich die beiden Vereinigungen in Iowa zusammen. Doch vielen Adventisten war klar, dass es sich dabei faktisch um sechs adventistische Glaubensrichtungen handelte, nicht um eine. So veröffentlichte James White, der inoffizielle – jedoch unangefochtene – Leiter der Siebenten-TagsAdventisten, in der Zeitschrift Advent Review and Sabbath Herald, die die weit verstreuten Adventgläubigen verband und damals als Review and Herald bekannt war, heute als Adventist Review, einen Aufruf zu einer „Generalkonferenz“. Der Begriff Generalkonferenz war von den Milleriten Anfang der 1840er-Jahre verwendet worden; Joseph Bates war sogar Vorsitzender einer solchen Konferenz gewesen. In den 1850er-Jahren verwendeten die Adventisten, die den biblischen Sabbat hielten, diesen Begriff für Versammlungen, die allen Anhängern der besonderen Lehren der Sabbathalter offen standen – das heißt, es waren eher allgemeine als lokale Konferenzen oder Versammlungen. Um 1860 jedoch verwendeten mehrere protestantische Glaubensrichtungen in den USA den englischen Begriff conference für einen dauernden Zusammenschluss von Gemeinden, und in dieser Bedeutung war er von den Vereinigungen der Bundesstaaten übernommen worden. Darüber hinaus verwendeten Mennoniten, Baptisten und Methodisten den Begriff general conference für den Zusammenschluss solcher Vereinigungen. Die Siebenten-Tags-Adventisten, unter denen sich viele ehemalige Baptisten und Methodisten befanden, waren sich dieser Verwendung des Begriffes sicher bewusst. Dennoch war die Ankündigung von James White in der Ausgabe des Review vom 10. F o t o s : E lle n G . W h ite A r c h i v e s , u n d Ce n te r
März 1863 für viele Sabbathalter wahrscheinlich nur die Einberufung einer weiteren allgemeinen Versammlung, obwohl sie Hinweise darauf enthielt, dass wichtige Angelegenheiten von allgemeinem Interesse diskutiert werden würden. James White schrieb: „Wir schlagen vor, die Generalkonferenz in Verbindung mit der Michigan State Conference in Battle Creek abzuhalten, sobald solch eine Versammlung einberufen werden kann … Wir gehen davon aus, dass die Brüder in den anderen Bundesstaaten und Kanada gerne entweder Delegierte oder Briefe senden werden, um ihre Meinung für das beste Vorgehen und ihre Anliegen an die Konferenz kundzutun.“2 White schlug Ende Mai als besten Zeitpunkt vor, und kurz danach einigte man sich auf diesen Termin. Der erste Tag der ersten Vollversammlung
Und so kamen am Mittwoch, den 20. Mai 1863, zwanzig Leiter der im Entstehen begriffenen adventistischen Kirche in Battle Creek zusammen. Einige kamen erst im Laufe des Tages an, sodass die erste Versammlung erst um 18 Uhr im zweiten adventistischen Versammlungshaus in Battle Creek stattfand. Es waren 18 Delegierte aus fünf der sechs bestehenden Bundesstaaten-Vereinigungen anwesend: Michigan, New York, Illinois, Wisconsin, Minnesota und Iowa. Die Vermont-Vereinigung, zu der auch Gemeinden jenseits der kanadischen Grenze in Québec gehörten, schickte keine Delegierten nach Battle Creek, dafür waren zwei Delegierte von den Adventgemeinden in Ohio geschickt worden, die noch nicht als Vereinigung organisiert waren. Außerdem waren auch eine ganze Reihe von Gemeindegliedern aus der Gemeinde in Battle Creek gekommen, die keine offiziellen Delegierten der MichiganVereinigung waren, sondern die Beratungen einfach als interessierte Beobachter verfolgten. Alle offiziellen Delegierten waren Männer, doch unter den Zuschauern war zumindest eine Frau, nämlich Ellen White. Die erste Aktion der Delegier-
E s tate , Ge n e r al C o n fe r e n c e f o r A d v e n ti s t Re s ea r c h
ten bestand darin, einen vorläufigen Vorsitzenden und Sekretär zu wählen. Vorsitzender wurde Jotham M. Aldrich, Sekretär wurde Uriah Smith. Aldrich war 35 Jahre alt und hatte sich erst 1860 bekehrt. Smith war erst 31 und bemerkenswerterweise gar kein Delegierter, sondern einer der interessierten Beobachter aus Battle Creek. Diese zwei Tatsachen sagen uns etwas über die Gründer unserer Kirche. Viele von ihnen waren jung, und sie waren weder versnobt, noch elitär. Wenn sie ein Talent in jemandem sahen, nutzten sie es zur Verkündigung der dritten Engelsbotschaft. Nach der Wahl des Vorsitzenden und Sekretärs sangen Delegierte und Zuschauer gemeinsam das Lied Nummer 233, „Long Upon the Mountains“ von Annie R. Smith aus dem Liederbuch, das James White 1861 herausgegeben hatte – eine überarbeitete Neuauflage des Liederbuches, das er erstmals 1849 veröffentlicht hatte. Als nächstes wurden John N. Loughborough aus Michigan, Charles O. Taylor aus dem Bundesstaat New York und Isaac Sanborn aus Wisconsin als Ausschuss gewählt, um die Legitimation der Delegierten zu prüfen. Auch das sagt uns etwas über die Männer, die die Generalkonferenz gründeten: Sie sangen gern geistliche Lieder und schätzten korrekte Abläufe und Ausschüsse. Einige Merkmale unserer Kirche lassen sich bis in ihre allerersten Anfänge zurückverfolgen! Die Delegierten legten ordnungsgemäß ihre Legitimation zur Bestätigung vor. Von diesen ersten Legitimationen ist keine im Original erhalten, wohl aber einige von der Vollversammlung 1864, von denen eine abgebildet ist. Als der erste Ausschuss der Generalkonferenz seine Aufgabe erfüllt hatte – was bei nur 20 Legitimationen, die zu prüfen waren, nicht lange gedauert haben kann –, wurde die Versammlung auf den nächsten Morgen vertagt. Die Gründung der Generalkonferenz
Am nächsten Tag, Donnerstag, 21. Mai 1863, war der große Tag. Der erste Schritt war, dass acht Männer ausgewählt wurden, um eine Verfassung zu entwerfen. Es waren Juni 2015 | Adventist World
23
A D V E N T G E S C H I C H T E
Isaac Sanborn aus Wisconsin, John N. Loughborough und Joseph H. Waggoner aus Michigan, John N. Andrews und Nathan Fuller aus New York, B. F. Snook aus Iowa, Washington Morse aus Minnesota und H. F. Baker aus Ohio. Sie waren so schnell mit ihrer Arbeit fertig, dass schon vor der Vollversammlung einiges an Vorarbeit geleistet worden sein muss; dann wurde die Verfassung einstimmig angenommen. Damit war die Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten formal gegründet. Sie war nicht nur eine regelmäßige Versammlung, sondern eine ständig bestehende Körperschaft mit einer Verfassung, einem Vorstand aus Präsident, Sekretär und Schatzmeister, einem Exekutivausschuss und jährlichen Vollversammlungen. Als nächstes gab es Wahlen. Am Ende wurde John Byington zum Präsidenten gewählt, und er übernahm den Vorsitz von Aldrich. Eli Walker, ein weiterer Besucher aus Battle Creek, der kein Delegierter war, wurde Schatzmeister, und Uriah Smith Sekretär. George Amadon aus Michigan und John Andrews wurden als Mitglieder des Exekutivausschusses gewählt, den sie gemeinsam mit J. Byington bildeten. Dann wurde ein weiterer Ausschuss gebildet, der aus J. N. Loughborough, I. Sanborn, W. H. Brinkerhoff, J. M. Aldrich und W. Morse bestand und die Aufgabe hatte, eine Musterverfassung für alle Bundesstaaten-Vereinigungen zu erarbeiten. Die Vollversammlung wurde auf Sabbatabend, den 23. Mai, vertagt. Auf der nach Sonnenuntergang stattfindenden Sitzung stimmten die Delegierten für die Musterverfassung, die alle Vereinigungen, die sich der Generalkonferenz anschließen wollten, übernehmen mussten. Dann wurde ein weiterer Ausschuss aus White, Andrews und Smith gebildet, der bis 1864 Regeln ausarbeiten sollte, die bei der formalen Gründung von Ortsgemeinden zu befolgen waren. Damit war die Vollversammlung beendet. Während die allgemeine Konferenz (general conference) Ende 1860 vier ganze Tage gedauert hatte, erledigte die erste Generalkonferenz-Vollversammlung ihre Geschäfte in einem vollen Tag und zwei kurzen Abendsitzungen.
24
Adventist World | Juni 2015
Aufrichtigkeit, Liebe und Demut
Die Tatsache, dass in so kurzer Zeit so viel erreicht wurde, ist bemerkenswert, denn die ersten Adventisten konnten sehr wohl direkt und offen diskutieren, wenn sie unterschiedlicher Meinung waren. Wenn sie eine andere Ansicht hatten, sagten sie das geradeheraus. Doch die Neigung unserer Vorväter, sich offen auszudrücken, sollte nicht missverstanden werden. Am ersten Tag der Konferenz im Jahr 1860 begann James White seine erste Ansprache damit, dass er sich an den Vorsitzenden wandte, was korrekte parlamentarische Vorgehensweise war; doch er tat dies auf einzigartige Art und Weise. White kannte den Vorsitzenden, Joseph Bates, seit 20 Jahren und sprach ihn wie folgt an: „Bruder Vorsitzender (du gestattest, dass ich dich mit Bruder Vorsitzender anrede, denn ‚Herr‘ kling so überaus kalt).“� Dass White „Bruder Vorsitzender“ statt des konventionellen „Herr Vorsitzender“ gebrauchte, zeigt, dass die Gründer unserer Kirche ihr ganzes Leben in die große Wiederkunftsbewegung investiert hatten. Sie waren in tiefster Zuneigung miteinander verbunden. Sie konnten heftige Kont-
roversen ausfechten, aber auch gemeinsam geistliche Lieder singen und beten. Dass es 1863 weniger Diskussionen gab als 1860 lag zum Teil daran, dass ein christusähnlicher Geist vorherrschte, und zum Teil auch daran, dass die Delegierten über Schlüsselfragen bereits weitgehend eine Übereinstimmung erzielt hatten, bevor sie nach Battle Creek kamen. In seinem Bericht in der ersten Ausgabe des Review nach der Vollversammlung schrieb Uriah Smith zufrieden: „Es hat vielleicht noch nie eine Versammlung gegeben, die so sehr von Einheit im Fühlen und Harmonie der Meinungen charakterisiert war. In allen wichtigen Schritten, die bei der Konferenz eingeleitet wurden …, gab es keine abweichende Stimme, und wir … bezweifeln, dass es einen abweichenden Gedanken gab.“3 Das war der Grund, weshalb so viel in etwas mehr als einem Tag erreicht wurde. Natürlich hatten einige der acht Mitglieder des Verfassungsausschusses, wie bereits erwähnt, auch schon im Vorfeld an dem Entwurf gearbeitet. Das war völlig in Ordnung, denn alle, die 1863 in Battle Creek zusammenkamen, wussten, dass sie einheitlicher und organisierter auftreten mussten – so wie sie es am 23. Mai 1863
F o t o s : E lle n G . W h ite E s tate , Ge n e r al C o n fe r e n c e A r c h i v e s , u n d Ce n te r f o r A d v e n ti s t Re s ea r c h
Links: Jotham Aldrich und Uriah Smith wurden zeitweilig zum Vorsitzenden bzw. Sekretär der Generalkonferenzversammlung gewählt. Unten: B. F. Snook, Isaac Sanborn, Joseph H. Waggoner, John Loughborough, J. N. Andrews, Nathan Fuller, Washington Morse sowie H. F. Baker (nicht abgebildet) schrieben den ersten Entwurf der Verfassung der Generalkonferenz.
beschlossen hatten –, [wenn] „das große Werk, Licht auf die Gebote Gottes, den Glauben an Jesus und die mit der dritten Engelsbotschaft verbundenen Wahrheiten zu werfen“ vollendet werden sollte. Wie es in der Präambel der Verfassung der Generalkonferenz heißt, wurde sie gegründet „zu dem Zweck, Einheit und Effektivität in der Arbeit zu gewährleisten und die allgemeinen Interessen der Sache der gegenwärtigen Wahrheit zu fördern“.4 Auch daraus können wir etwas über unsere Gründerväter lernen: Worüber sie auch in den 1850er-Jahren debattiert haben mochten, 1863 war ihnen klar, dass sie vereint sein mussten, wenn sie den Auftrag, den Gott ihnen gegeben hatte, erfüllen wollten. Das war es, was sie wirklich vor allem anderen im Sinn hatten, nicht irgendwelche persönlichen Dinge. Wir können uns dieser Sache ganz sicher sein, denn trotz der Aussagen von Uriah Smith gab es 1863 eine Situation, in der es Meinungsverschiedenheiten gab. James White war einstimmig zum Präsidenten bestimmt worden, lehnte jedoch ab, in dieser Position zu dienen. Nach einer umfangreichen Diskussion, in der die Anwesenden Gründe dafür vorbrachten,
warum er die Aufgabe annehmen sollte und er im Gegenzug argumentierte, warum er es nicht tun sollte, wurde sein Verzicht schließlich angenommen und John Byington an seiner Statt zum Präsidenten gewählt.5 Es wurden keine Gründe dafür angegeben, warum James White die Position ablehnte, aber ich denke, dass wir sie erahnen können. Da er schon einige Jahre für die formale Organisation einer Kirche eingetreten war, wollte er gewiss klar machen, dass ihm dies ein Anliegen war, weil es gut und wichtig für die Bewegung war und nicht, damit er Präsident werden konnte. Außerdem wollte er als Ehemann von Ellen White ganz sicher vermeiden, mit den Mormonen Joseph Smith und Brigham Young verglichen zu werden, den Präsidenten der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage und selbsternannten Propheten. James White hatte einige Charakterfehler, aber seine persönlichen Qualitäten werden nirgends besser sichtbar als in dieser Situation, in der er ausgiebig mit seinen Glaubensbrüdern argumentierte, um nicht von ihnen zum Leiter gemacht zu werden. Er stellte die Einheit und Mission der neuen Glaubensgemeinschaft über alle persönlichen Erwägungen. Ein evangelistischer Geist
Während die Vollversammlung zwischen Donnerstagabend und Sabbatabend unterbrochen war, wandten sich die adventistischen Leiter ihrer Lieblingsbeschäftigung zu: der Evangelisation. Am Freitag, den 22. Mai, wurde das Evangelisationszelt der MichiganVereinigung, das von späteren Generationen von Adventisten einfach nur „großes Zelt“ genannt wurde, „auf der Wiese“ neben dem Büro des Review-and-Herald-Verlags aufgebaut, wie Uriah Smith berichtete. Acht evangelistische Vorträge wurden gehalten, an denen die Delegierten teilnahmen. Außerdem wurde am Sabbat, den 23. Mai, im zweiten Versammlungssaal ein Gottesdienst abgehalten. Die Vollversammlung wurde erst am Sonntagmorgen, den 24. Mai, mit der Taufe von acht Täuflingen beendet.6 Hier ist ein letzter Punkt, den wir über unsere Gründer lernen. Sie schätzten Ausschüsse, parlamentarische Abläufe und
Organisation – aber nur als Mittel zum Zweck. Der Zweck, den sie im Auge hatten, war das Ende der Zeit und die Wiederkunft Christi. Der Geist von 1863
Der Geist von 1863 ist für uns als Siebenten-Tags-Adventisten, die wir der 60. Vollversammlung und der Zukunft der großen Wiederkunftsbewegung entgegensehen, immer noch relevant. Wir müssen uns ebenso wie sie der Einheit und Mission verpflichtet wissen, weiterhin an korrekten, fest etablierten Vorgehensweisen festhalten und die gleiche Bereitschaft haben, alle Gemeindeglieder einzubinden, unabhängig vom Alter oder irgendwelchen anderen Gesichtspunkten außer Fähigkeiten und Hingabe. Wir brauchen die gleiche Bereitschaft, klar und deutlich miteinander zu reden, aber auch die gleiche Liebe füreinander als Brüder und Schwestern in Christus und die gleiche Bereitschaft, die prophetische Mission unserer Kirche über alle persönlichen Überlegungen zu stellen. Ohne diese Eigenschaften wäre die Generalkonferenz 1863 nicht gegründet worden; ohne sie hätte sich unsere Kirche nicht auf der ganzen Welt ausgebreitet. Nur mit ihnen und einer engen persönlichen Beziehung zu unserem Herrn und Heiland Jesus Christus werden wir die prophetische Mission erfüllen, die Gott den SiebentenTags-Adventisten aufgetragen hat, die sich 1863 bei der ersten Generalkonferenz zu einer gemeinsamen Mission vereinten. n 1 „Fifth Session“, Review and Herald, 23. Oktober 1860. 2 James White, „General Conference“, Review and Herald, 10. März 1863. 3 „Business Proceedings“, Review and Herald, 9. Oktober 1860. 4 Uriah Smith, „The Conference“, Review and Herald, 26. Mai 1863. 5 „Report of General Conference“, Review and Herald, 26. Mai 1863. 6 Ebenda.
David Trim ist Direktor der Abteilung Archiv, Statistik und Forschung bei der Generalkonferenz in Silver Spring. Juni 2015 | Adventist World
25
F R A G E N
Z U R
B I B E L
Der Unterschied zwischen den und dem
Schätzen
Die Antwort auf deine Frage ist etwas technisch, weil sie mit Syntax und Grammatik der hebräischen Sprache zu tun hat. Lange Zeit wurde dieser Abschnitt als eine messianische Prophezeiung – also eine Ankündigung des Messias – betrachtet. Doch die meisten Bibelkommentare haben sich von dieser Lesart des Textes abgewandt, was sich in modernen Bibelübersetzungen widerspiegelt. Ich werde versuchen, einige Schwierigkeiten des Textes zu erklären und einige Argumente nennen, die eine der Übersetzungen unterstützt. 1. Das Problem: Im Hebräischen steht das Verb, das mit „wird kommen“ übersetzt wird, in der 3. Person Plural, und kann sich auf ein männliches oder weibliches Nomen beziehen. Das Nomen, das für„Schätze“ oder „Ersehntes“ steht (khemdat), ist Femininum, Singular. Zwischen dem Numerus des Verbs – Plural oder Mehrzahl – und des Nomens – Singular oder Einzahl – besteht also keine Übereinstimmung. Das bedeutet, dass „Schätze“ beziehungsweise „das Ersehnte“ kaum das Subjekt des Verbes sein kann. Deshalb ist „das Ersehnte … wird kommen“ möglicherweise nicht die beste Übersetzung. Ein zweites Problem ist, dass das Nomen khemdat mit „Sehnsucht“ oder „wertvoll, kostbar“ übersetzt werden kann. Wie entscheiden wir, welches der beiden in diesem Abschnitt korrekt ist? Diese Probleme öffnen die Tür für verschiedene Interpretationen und Übersetzungen. 2. Mögliche neue Übersetzungen: Um das Problem eines Nomens im Singular und eines Verbes im Plural zu lösen, wurde vorgeschlagen, das Nomen für „Ersehntes/Schätze“ als Kollektivsingular zu verstehen. Das heißt, es ist formal grammatisch ein Singular, doch von der Bedeutung Plural. Das ist eine mögliche Lösung, doch die Übersetzung „die begehrenswerten Dinge/der Reichtum der Nationen wird [zum Tempel] kommen“ ist unklar. Andere sehen diesen Vorschlag als zu schwach an und folgen lieber der griechischen Übersetzung, in der das hebräische Nomen als Plural übersetzt wurde. Das heißt, das hebräische khemdat wurde zu khamudot im Plural. Man beachte, dass dabei nur die Vokale verändert wurden. Auch das ist eine mögliche Lösung, doch da sie den hebräischen Text korrigiert, ist sie nicht „ersehnenswert“.
Warum übersetzen manche Bibelübersetzungen Haggai 2,7 „und die Schätze aller Nationen werden kommen“ (NLB) statt „das Ersehnte aller Heidenvölker wird kommen“ (SLT)?
26
Adventist World | Juni 2015
Ersehnten
Solche Schwierigkeiten haben andere zu der Argumentation geführt, dass die beste Übersetzung lauten sollte: „Sie [die Nationen] werden den Reichtum aller Nationen kommen/bringen.“ Das ist etwas besser. Die Frage ist jedoch, ob khemdat „das Ersehnte“ oder „Reichtum“ bedeutet. Es wird argumentiert, dass die Übersetzung „Reichtum“ durch den Kontext gestützt wird, weil im nächsten Vers speziell darauf eingegangen wird (V. 8). Demnach verhieß Gott seinem Volk, dass die Nationen finanzielle Mittel zum Aufbau des Tempels zur Verfügung stellen würden, um ihm zu huldigen (vgl. Jes 60,5; Sach 14,14.17). 3. Die Sehnsucht der Nationen: Ich bin der Ansicht, dass es besser ist, sich an den hebräischen Text zu halten, wie wir ihn vorliegen haben, und ihn wie folgt wiederzugeben: „Sie [alle Nationen, die in Haggai 2,7 erwähnt werden] werden zur Sehnsucht aller Nationen kommen, und ich werde diesen Tempel mit Herrlichkeit [mit der Herrlichkeit des Messias] erfüllen.“ Das möchte ich wie folgt erklären: Erstens bezeichnet das Nomen khemdat etwas, das wertvoll und deshalb ersehnenswert ist. Es wurde nicht nur auf Dinge bezogen, sondern auch für Israels Könige verwendet, als „Ersehnte“ des Volkes für den König, den das Volk wollte. (1 Sam 9,20; im Gegensatz zu 2 Chr 21,20; vgl. Dan 9,23; 10,11.19) Zweitens geht, vom Kontext gesehen, Haggai 2,7 die Beschreibung einer Manifestierung Gottes oder Theophanie voraus, durch die der Kosmos und in besonderer Weise auch die Nationen der Erde erschüttert werden. Gott kommt mit Macht, und das Ergebnis ist, dass die Nationen im Messias die wahre Sehnsucht ihres Herzens finden. Drittens weist der Bezug auf Gold und Silber in Haggai 2,8 darauf hin, dass diese Dinge für Gott nicht so wichtig sind. Was wichtig ist, ist, dass seine Herrlichkeit, die sich im Messias manifestiert, den neuen Tempel erfüllen und zu Frieden führen wird (V. 9). Viertens findet sich die Verknüpfung einer Theophanie mit einer messianischen Prophezeiung auch in Haggai 2,21–23. Anhand der machtvollen, den Kosmos erschütternden Gegenwart Gottes wird eine weitere messianische Prophezeiung eingeführt. Der aus königlicher Linie stammende Serubbabel war das Vorbild für den neuen David, den kommenden Messias, der der „Siegelring Gottes“ wird, das heißt, er wird als auserwählter Knecht Gottes königliche Autorität haben (Hag 2,23). Möge Christus stets die Sehnsucht unseres Herzens sein! n
Vor seinem Ruhestand war Angel Manuel Rodríguez Direktor des Biblischen Forschungs instituts der Generalkonferenz.
B I B E L S T U D I U M
In der
Kraft des
Heiligen Geistes
leben
Von Mark A. Finley
E
ine der großen Herausforderungen, denen sich Christen gegenüber sehen, ist nicht unbedingt das, was sie glauben, sondern wie sie leben. Glaubensüberzeugungen sind wichtig, weil sie unser Verständnis vom Leben formen und zu Veränderungen in unserem Lebensstil führen. Biblische Wahrheiten – richtig verstanden – verändern unser Leben durch die Kraft des Heiligen Geistes. Wenn sich unsere Glaubensüberzeugungen kaum darauf auswirken, wie wir leben, haben wir ihren Zweck nicht richtig verstanden. In diesem Monat entdecken wir, wie der Heilige Geist uns die Kraft gibt, die Wahrheit, die wir glauben, in unserem Alltag zu verwirklichen und dadurch ein gottesfürchtiges Leben zu führen.
1
Vergleiche Jesaja 42,1–4 mit Matthäus 12,18–21 und beschreibe den Einfluss des Heiligen Geistes auf das Leben und den Dienst von Jesus. Jesus wurde durch den Heiligen Geist empfangen (Lk 1,35), führte seinen Dienst durch die Kraft des Heiligen Geistes durch (Lk 4,14) und stellte sich in der Wüste den Versuchungen Satans in der Kraft des Heiligen Geistes (Mt 4,1). Jesus führte ein vom Geist erfülltes Leben und lädt uns ein, es ebenso zu tun.
2 Wie wirkt sich der Heilige Geist laut Römer 8,11–14 auf unser tägliches Leben aus? Wenn wir diese Verse aufmerksam lesen, wird klar, dass der Heilige Geist drei sehr praktische Dinge für jeden Gläubigen tut. Erstens schenkt er uns geistliches Leben (Vers 11), zweitens ermöglicht er uns, über die Neigungen und Begierden des Fleisches zu triumphieren (Vers 13), und drittens lässt er uns die Tatsache erkennen, dass wir schon auf dieser Erde Kinder Gottes sind (Vers 14).
3
Welche große Sehnsucht hatte Paulus laut Epheser 3,14–21 für die Gläubigen in Ephesus? Welche Rolle sah er den Heiligen Geist in ihrem Leben spielen? F O T O :
Vae r ia
R o d r i g ue s
4
Welche Sorgen machte sich Paulus laut Galater 3,1–5 über die Gemeinde in Galatien? Welchen tragischen Fehler begingen einige Christen dort? Wie können wir den Rat des Apostels auf unser Leben anwenden? Offensichtlich gab es Gläubige in Galatien, die versuchten, ihr Leben als Christen in ihrer eigenen Kraft anstatt in der Kraft des Heiligen Geistes zu führen. Jeder Versuch, den Einflüsterungen des Teufels in unserer eigenen Kraft zu begegnen, ist zum Scheitern verurteilt. In der Kraft des Heiligen Geistes gegen das Böse zu kämpfen garantiert den Sieg.
5 Was lesen wir in Jakobus 4,5; 1. Petrus 3,18 und 1. Johannes 3,24 über den Dienst des Heiligen Geistes im Leben jedes einzelnen Gläubigen? 6 Was sagte Jesus in Johannes 14,17 und 16,13 über eine der Aufgaben des Heiligen Geistes? Der Heilige Geist lässt uns die Wahrheit über Jesus und sein Wort verstehen. Er führt uns dahin, dass wir die Bibel und die in ihr enthaltenen Wahrheiten verstehen, und wirkt in uns, dass wir in Übereinstimmung mit diesen ewigen Wahrheiten leben. Wir können Gott dafür preisen, dass der Heilige Geist uns nicht nur in alle Wahrheit leitet, sondern uns auch stärkt, sodass wir diese Wahrheiten in unserem Leben umsetzen. Unser Herz kann darüber jubeln, dass der Eine, der die Wahrheit offenbart, unser Leben durch diese offenbarte Wahrheit verändert, sodass wir seine Liebe vor unseren Freunden und Nachbarn bezeugen können. Es ist eine Sache, die Wahrheit zu kennen, aber etwas ganz anderes, dass unser Herz durch den Heiligen Geist zerbrochen und unser Leben durch seine in uns wirkende Kraft verändert wird. Lade den Heiligen Geist heute in dein Leben ein. Bitte ihn, dich zu stärken, damit du die Wahrheit ausleben kannst, an die du glaubst. n Juni 2015 | Adventist World
27
L E S ER F O RUM Wir werden alle ein schlechtes Gewissen für die Vergangenheit haben, doch wir haben nur eine ärmliche Sichtweise. Was wird die Ewigkeit offenbaren?
Leserbriefe
Gordon Cochran, Australien
Vereinigung für Religionsfreiheit in Jamaika
100-jähriger malawischer Pastor bedauert Schiffsunglück
Danke für Rhoma Tomlinsons Artikel „Adventisten gründen Vereinigung für Religionsfreiheit in Jamaika“ (April 2015). Welch einem mächtigen Gott dienen wir! Ich erinnere mich noch an die Zeit, als ich als junger Mann in Jamaika die Adventbotschaft und alle damit verbundenen Herausforderungen annahm. Einige Probleme waren fast unerträglich. Es gab sehr viele Vorurteile gegen Adventisten. Aufgrund der Religion gab es weder Arbeit noch soziale Unterstützung. Wie anders ist es heute! Trevor Bonney New York, USA
Ich schreibe zum Artikel „Am 100. Geburtstag: Pastor in Malawi bedauert Schiffsunglück“ von Andrew McChesney (April 2015). Ich wurde in Sambia geboren und besuchte zwischen 1960 und 1970 die Anderson-Internatsschule im damaligen Rhodesien, dem heutigen Simbabwe. Ich war damals zehn Jahre alt, und wir Kinder drangen oft in Camp-Meeting-Geschäfte oder benachbarte Obstgärten ein, um Essen zu stehlen – dabei fehlte es uns an nichts! Wir hatten Taschengeld und bekamen sogar jede Woche ein Essenspaket aus der Stadt und ab und zu einen Kuchen von zu Hause. Warum haben wir es getan? Wir wurden immer wieder erwischt und wurden mit dem Stock geschlagen und erhielten noch andere Strafen, wie zum Beispiel Löcher in den harten, mit Steinen übersäten Boden zu graben. Heute danke ich Gott für die Lehrer, die uns bestraften, weil sie es gut mit uns meinten. Wenn die Sünde voll ausgereift ist, führt sie zum Tod, von dem es keine Wiederkehr gibt. Wir tragen zum Unter-
Ein Wort der Warnung: Wir sollten nicht vergessen, dass Ellen White davor warnt, dass Rom alles in seiner Macht stehende tut, um die Religionsfreiheit zu beschränken, derer wir uns im Moment zu erfreuen scheinen. Derrick Baker Jamaika
Dankw
gang derjenigen bei, die in Ungehorsam leben, wenn Emotionen und Diskussionen üblich sind, wie das Stehlen von Getreide oder auch nur einem Stück Obst. Das Tolerieren von Sünde hat Konsequenzen für die Ewigkeit. Wir werden alle ein schlechtes Gewissen für die Vergangenheit haben, doch wir haben nur eine ärmliche Sichtweise. Was wird die Ewigkeit offenbaren? Wir leben in harten Zeiten, lasst uns dankbar sein, einen oder zwei Gänge zulegen und uns darauf konzentrieren Gott gegenüber und in Christus gehorsam zu sein. Gordon Cochran Australien Wenn Arten sich verändern
Vielen Dank für L. James Gibsons Artikel „Wenn Arten sich verändern“ (März 2015). Wie interessant und erfrischend ist es zu sehen, wie ein bei der Kirche angestellter Wissenschaftler mit wissenschaftlichen Themen ringt, die scheinbar im Widerspruch zur traditionellen Interpretation der Bibel durch unsere Kirche stehen! Mir als Laie klingt die Erklärung, dass Anpassun-
ANLIEGEN
Ich bitte um Gebete für meine Mutter und für mich, damit ich Arbeit und eine passende Ehepartnerin finde. Vincent, Kenia Bitte betet für uns, dass wir eine Kapelle bekommen. Wir sind viele Gemeindeglieder, aber unsere Kapelle ist sehr klein Sabati, Madagaskar
28
Adventist World | Juni 2015
Bitte betet dafür, dass meine Hochzeit dieses Jahr stattfinden kann. Wir warten auf Papiere von einer Botschaft. Bitte betet auch für meinen Vater, meine Großmutter und meine Freundin, die finanzielle Hilfe und/oder Heilung brauchen. Margaret, Indonesien
Ich bitte euch, dafür zu beten, dass ich ein normales, gesundes Baby bekomme. Das Baby ist groß, und ich werde einen Kaiserschnitt brauchen. Sarah, Großbritannien Ich hoffe, dass ich mein Promotionsstudium bald abgeschlossen haben werde, aber ich habe Probleme mit meinem
Glaube und
sittliches Verhalten
gen und Veränderungen bei Tieren langsam und über lange Zeiträume hinweg auftraten, jedoch vernünftiger, als der Gedanke, dass Satan in böser Absicht und auf übernatürliche Weise Veränderungen in der Anatomie und Funktionsweise von Tieren vornahm, die sie zu Raubtieren machten. Michael Wortman North Carolina, USA
Ist es notwendig, an Gott zu glauben, um nach moralischen Werten zu leben? Die folgenden Zahlen geben an, wie viele Menschen in den entsprechen den Ländern dieser Meinung sind. Kanada
grossbritannien USA
Bibelstudium
Ich möchte Mark A. Finley zu den Bibelstunden gratulieren, die er uns als Lesern von Adventist World gibt. Besonders hat mir die Bibelstunde im November 2014 gefallen, in der es um Frieden ging. Möge Bruder Finley weiterhin von Gott inspiriert werden, mehr solcher Botschaften zu bringen. Gloria Ayimwaa Adu Kumasi, Ghana Dankbarkeit
Danke für die christliche, biblische Botschaft, mit der ihr uns durch Adventist World versorgt. Ivan Kateregga Mityana, Uganda
31%
Brasilien
53% 86%
China 14% SÜDKorea 54% IndonesieN
99%
Quelle: Pew Research/Global Attitudes
Advent is t Wor ld
Frühjahrssitzung Frühjahrssitzung Frühjahrssitzung 17. April 2012 17. April 2012 17. April 2012
GK-Vollversammlung GK-Vollversammlung GK-Vollversammlung Juli 2015 Juli 2015 Juli 2015
Gemeinsam die Bibel durchlesen Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten Siebenten-Tags-Adventisten Kirche der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten
Leserbriefe bitte an letters@adventistworld.org schicken. Bitte
klar und zum Punkt schreiben; höchstens 250 Wörter. Titel des Artikels, Ausgabe und Seitenzahl angeben; Namen und Wohnort (Stadt und Land) nicht vergessen. Redaktionelle Bearbeitung (Kürzung und Präzisierung) vorbehalten. Nicht alle Zuschriften können veröffentlicht werden.
20%
www.erneuertdurchseinwort.de
www.revivalandreformation.org www.revivalandreformation.org www.revivalandreformation.org
Erneuert durch sein Wort Eine gemeinsame Entdeckungsreise durch die Bibel Gott spricht durch sein Wort zu uns. Schließe dich bibelgläubigen Menschen in mehr als 180 Ländern an, die jeden Tag ein Kapitel in der Bibel lesen. Informationen erhältst du unter http://www.erneuertdurchseinwort.de/category/allgemein/. Auf dieser Website kannst du dich auch anmelden, um das Kapitel für den jeweiligen Tag per E-Mail zugeschickt zu bekommen. Wenn du mitmachen willst, dann beginne am 1. JULI 2015 mit Offenbarung 4
Betreuer. Bitte betet für mich in dieser Situation. Danke! Andrea, USA
dafür, dass meine Schwangerschaft gut verläuft. Cécilia, Martinique
Bitte betet für meine Freundin. Sie ist verzweifelt und hat Selbstmordgedanken, weil sie vier Jahre lang nichts von ihren erwachsenen Kindern gehört hat (keine Anrufe, keine Briefe). Betet bitte auch
Bitte betet dafür, dass ich bald genug Geld gespart habe, um ein Auto zu kaufen, damit ich meiner verwitweten Mutter helfen kann, die vereinsamt. Beth, USA
Gebetsanliegen sowie Lob und Dank für erhörte Gebete bitte an prayer@adventistworld.org schicken. Anliegen bitte kurz und präzise formulieren, höchstens 50 Wörter. Kürzung und Präzisierung vorbehalten. Nicht alle Anliegen werden veröffentlicht. Bitte Namen und Land nicht vergessen. Gebetsanliegen können auch gefaxt oder per Post geschickt werden. Fax: 1-301-680-6638. Postanschrift: Adventist World, 12501 Old Columbia Pike, Silver Spring, MD 20904-6600 USA
Juni 2015 | Adventist World
29
L E S ER F O RUM
Vor
52
Jahren
Am 13. Juni 1963 starb Vaiola Kerisome Head auf der südpazifischen Insel Niue. Im März 1909 kam der Australier Joseph E. Steet, der damals in Samoa lebte, in Kontakt mit der von der Insel Niue stammenden Vaiola Kerisome, die die Adventbotschaft annahm. Im darauffolgenden Januar begleitete sie Steed nach Australien und besuchte das Avondale College. Nachdem Kerisome bis 1915 im Werk für die Maori in Neuseeland mitgearbeitet hatte, kehrte sie nach Niue zurück. Später heiratete sie Allan Head, einen englischen Geschäftsmann, der auf der Insel lebte. Allein und ohne Entlohnung diente sie der Gemeinde auf der Insel, indem sie Bibelstunden gab, drei Tage in der Woche in ihrem Haus Schulunterricht erteilte, eine Kindersabbatschule hielt, das Buch Patriarchen und Propheten von Ellen White auf Niueanisch übersetzte und sich um neugetaufte Gemeindeglieder kümmerte. Der neuseeländische Minister für Inselangelegenheiten, Sir Maui Pomare, der ihr pädagogisches Talent erkannte, ermutigte sie, Lehrerin zu werden und ein Bildungsprogramm auf der Insel einzuführen. In späteren Jahren war sie in Niue als „Mutter der Pädagogik“ bekannt.
Besser mit
Haustier Menschen mit Haustieren leiden weniger unter innerer Unruhe und haben niedrigere Blutdruckwerte und gesundere Herzkranzgefäße. In einer Studie hatten Frauen, die einen Hund als Haustier hielten, weniger Herz-Kreislauf-Probleme, wenn sie mit ihrem Hund zusammen waren, als in der Gesellschaft ihrer menschlichen Freunde. Warum? Weil Hunde unvoreingenommen und treu sind. Quelle: The Rotarian F O T O :
30
Adventist World | Juni 2015
Mi g uel
Saa v ed r a
top Die Länder mit der höchsten jähr lichen Wachstumsrate – unter Berücksichtigung der Einwande rung und Abwanderung – waren von 2010 bis 2014: O man K atar S Ü D S udan N iger K uwait
7,9% 5,9% 4% 3,9% 3,6%
Quelle: United Nations State of World/USA Today
4.7 Liter Erwachsene haben im Durchschnitt 4,7 Liter Blut in ihrem Körper. Bluttransfusionen gibt es seit etwa 350 Jahren. Früher gab es Menschen die glaubten, dass Menschen, die zu Zornausbrüchen neigten, beruhigt werden könnten, wenn man ihnen das Blut von sanftmütigen Tieren übertrug. Quelle: The Rotarian
Hoffnung ist nichts Magisches. Hoffnung ist mühsam erworben. Hoffnung ist nicht, was wir haben, sondern was wir tun.“ F rank Bures, Minneapolis, Minnesota, USA
T F A KR Die folgenden Nahrungsmittel geben Energie, regen den Stoffwechsel an, verbrennen Fett und lindern Schmerzen:
„Siehe, ich komme bald …“
Unser Auftrag ist es, Jesus Christus zu erhöhen und Siebenten-Tags-Adventisten überall im Glauben und Leben, in ihrer Hoffnung und Mission zu einen.
Nahrung
für mehr energie
zur schmerzlinderung
Haferflocken sorgen für mehr Ausdauer.
Ingwer hilft gegen Übelkeit und Muskelschmerzen.
Rosinen geben einen natür lichen Energiekick.
Sauerkirschen neutralisieren freie Radikale.
Bananen tragen zu einem ausgeglichenen Elektrolyt haushalt bei.
Kurkuma lindert Gelenk schmerzen.
Herausgeber: Adventist World ist eine internationale Zeitschrift der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Sie wird herausgegeben von der Nordasien-Division der Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten. Geschäftsführender Herausgeber: Bill Knott Mitherausgeber: Claude Richli Internationaler Verlagsleiter: Chun Pyung Duk Herausgeberausschuss: Ted N. C. Wilson, Vorsitz; Benjamin D. Schoun, stellvertretender Vorsitzender; Bill Knott, Sekretär; Lisa Beardsley; Daniel R. Jackson; Robert E. Lemon; Geoffrey G. Mbwana; G. T. Ng; Juan Prestol; Michael Ryan; Ella S. Simmons; Mark Thomas; Karnik Doukmetzian, Rechtsberater Koordinationsausschuss: Lee Jairyong, Vorsitz; Akeri Suzuki; Kenneth Osbom; Guimo Sung; Glenn Mitchell; Chun Pyung Duk Chefredakteur: Bill Knott V. i. S. d. P. (deutschsprachige Ausgabe): Elí Diez-Prida, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg Redakteure in Silver Spring, Maryland, USA: Lael Caesar, Gerald A. Klingbeil (stellvertretende Chefredakteure), Sandra Blackmer, Stephen Chavez, Andrew McChesney, Kimberly Luste Maran Redakteure in Seoul, Korea: Chun, Jung Kwon; Choe, Jeong-Kwan
Zum Muskelaufbau
zur ankurbelung des stoffwechsels
Redakteur der Online-Ausgabe: Carlos Medley
Eier unterstützen die Reparatur von Muskeln.
Pistazien zügeln den H unger.
Finanzmanagerin: Rachel J. Child
Molke dient zum Aufbau von Muskeln.
Rote Beete stärken die Aus dauer
Editors-at-large: Mark A. Finley; John M. Fowler
Quelle: Women’s Health
Edamame (Sojabohnen) unter stützt die Fettverbrennung
der Erde
Layout und Design: Jeff Dever, Brett Meliti
1. Mawsynram, Indien 2. Cherrapunji, Meghalaya State, Indien 3. Tutendo, Kolumbien 4. Cropp River, Neuseeland 5. San Antonio de Ureca, Äquatorialguinea
Übersetzung ins Deutsche: Frauke Gyuroka, Graz, Angelika Kaiser Layoutanpassung der deutschsprachigen Ausgabe: Ingo Engel, München Druck der deutschsprachigen Ausgabe: Thiele & Schwarz GmbH, Werner-Heisenberg-Str. 7, 34123 Kassel Rötzerdruck, Mattersburgerstr. 25, 7000 Eisenstadt (Österreich)
Durchschnittliche Regenmenge in Millimeter
Mi g uel
Leserservice: Merle Poirier
Verlag der deutschsprachigen Ausgabe: Saatkorn-Verlag GmbH, Abt. Advent-Verlag, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg
Die feuchtesten Orte
F O T O :
Redaktionsassistentin: Marvene Thorpe-Baptiste
Berater: Ted N. C. Wilson, G T Ng, Robert E. Lemon, Delbert W. Baker, Guillermo E. Biaggi, Lowell C. Cooper, Daniel R. Jackson, Geoffrey G. Mbwana, Armando Miranda, Pardon K. Mwansa, Michael L. Ryan, Blasious M. Ruguri, Ella S. Simmons, Alberto C. Gulfan jr, Erton Köhler, Jairyong Lee, Israel Leito, John Rathinaraj, Paul S. Ratsara, Barry D. Oliver, Benjamin D. Schoun, Artur A. Stele, Bruno Vertallier, Gilbert Wari, Bertil A. Wiklander
top
Quelle: DailyTelegraph.com.au.travel
Technische Koordination: Merle Poirier
11.871 11.777 11.770 11.516 10.450
Autoren: Wir freuen uns über Beiträge. Unsere Anschrift: 12501 Old Columbia Pike, Silver Spring, MD 20904-6600, USA. E-Mail: worldeditor@gc.adventist.org, Website: www.adventistworld.org Die Bibelzitate sind – falls nichts anderes vermerkt ist – der Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers (revidierter Text 1984), durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 2007 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, entnommen. Adventist World erscheint monatlich und wird in Korea, Brasilien, Indonesien, Australien, Argentinien, Deutschland, Österreich und den USA gedruckt. 11. Jahrgang, Nr. 6
Saa v ed r a
Juni 2015 | Adventist World
31
If Für youalle, can’t die nicht in make it to San Antonio San Antonio, mit raise your abstimmen hand. können. Like
Du verpasst von der Don’t missnichts a moment of ollversammlung V der Generalkonferenz. the General Conference Session. (July 2-11, (2. bis 11. Juli2015) 2015)
Unser Reporterteam ist unterwegs undonberichtet (Englisch). Follow our team of reporters our liveunter blogswww.adventistreview.org at www.adventistreview.org Sei durch Facebook und Twitter live dabei! Get stories and pictures on Facebook, and tweets on Twitter Deutschsprachige Berichte täglich aktuell unter www.advent-verlag.de sowie auf www.adventisten.de/at/ch
Like usauf on Facebook Werde unser Fan
Followuns us on Folge aufTwitter Twitter