October 2015 german

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D i e i n t e r n a t i o n a l e Z e i t s c h r i f t f 端 r S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n

O k tob e r 2 01 5

Die

WELT erreichen

Die mutige Initiative der Kirche f端r die n辰chsten f端nf Jahre


O ktob e r 2015 D i e i n t e r n a t i o n a l e Z e i t s c h r i f t f ü r S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n

O k tob e r 201 5

T i t e lt h e m a

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Die Welt erreichen

Von Andrew McChesney

Die

Durch eine mutige Initiative soll die frohe Botschaft weiter getragen werden als je zuvor.

WELT erreichen

Die mutige Initiative der Kirche für die nächsten fünf Jahre

18 Hoffnung, die Verlust überwindet A N D A C H T

Von Wilona Karimabadi

Bis Jesus kommt, werden wir beides erfahren.

20 Beim Tross bleiben G E L E B T E R

G L A U B E

Von Shandra Kilby

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I M

B L I C K P U N K T

Vertreibt die Finsternis

Von Ted N. C. Wilson

Wir können nicht immer wichtige Dinge tun, oder doch?

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E L L E N

W H I T E

E N T D E C K E N

Man braucht nicht viel Licht, um die Dunkelheit zu durchdringen.

Gottes Botin: Weltweite Motivation aus Australien

16 Erwachsene Christen

Von John Skrzypaszek

G

L A U B E N S Ü B E R Z E U G U N G E N

Von Elizabeth Camps Wir ehren Christus, wenn wir uns gut behandeln.

Theologische Vorstellungen, die während Ellen Whites Aufenthalt in Australien entwickelt wurden.

24 Stets Vorreiter gewesen

A D V E N T G E S C H I C H T E

Von DeWitt S. Williams

Thomas und Henrietta Branchs Platz in Afrika und in der Geschichte.

RESSORTS 3 K I R C H E

I N

A K T I O N

3 Aus aller Welt 6 Blick in die Welt

10 G E S U N D H E I T Linderung bei Arthroseschmerzen

27 B I B E L S T U D I U M Elia: Ein gewaltiger Mann des Glaubens

26 F R A G E N Z U R B I B E L 28 Sex, ernst genommen

L E S E R F O R U M

www.adventistworld.org In 10 Sprachen online

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Adventist World | Oktober 2015

C O V E R F O T O S : G L O B U s : K a s i a B i el / i stock / t h i n kstock P ortr Ä ts : D a v i d B . S h er w i n


I

A U S ALLE R W EL T

Weltweites

Von Joanne Ratsara

gemeinsames Projekt

von WHO und Adventisten Beide Seiten hoffen, das Sterben von Müttern und Säuglingen einzudämmen

J oa n n e

R a ts a r a

J a so n

B l a n c h a rd

F oto :

F oto :

n einer ruhigen Straße im Westen von Chicago lernte ich etwas Wichtiges über das Zeugnisgeben. Als junger Pastor wurde ich im Zusammenhang mit einer öffentlichen Vortragsreihe in die Nacharbeit (mit Hausbesuchen) eingebunden. Am Tag, nachdem der Evangelist, Mark Finley, über die biblische Lehre vom Zustand der Toten gesprochen hatte, kam ich voller Befürchtungen zur Tür einer Teilnehmerin. Sie war verwitwet, mindestens 70 Jahre alt, lebte allein in einem kleinen Ziegelhaus und hatte offensichtlich keinen Freundeskreis. Als ich mit ihr die Bibelstellen wiederholte, über die Bruder Finley gesprochen hatte, wappnete ich mich für ihre unausweichliche Reaktion. Sie gehörte einer anderen Glaubensgemeinschaft an, die lehrt, dass wir sofort in die Gegenwart Jesu kommen, wenn wir sterben, und ich erwartete, dass sie die Sichtweise, die ich ihr näherbrachte, höflich aber bestimmt ablehnen würde. Stell dir vor, wie erstaunt ich war, als sie gegen Ende der Bibelstunde ausrief: „Das ist ja eine wunderbare Botschaft!“ „Tatsächlich?“ fragte ich vorsichtig. „Was ist denn das Wunderbare für Sie?“ „Nun“, antwortete sie, „vor zehn Jahren ist mein Mann gestorben, und seither streiten unsere Kinder heftig darüber, wie sie seinen Besitz aufteilen können. Sie reden kaum noch miteinander. Ich hatte immer gedacht, dass mein Mann im Himmel auf die ganze Streiterei und Bitterkeit herabsehen müsse. Jetzt weiß ich, dass er gar nichts davon weiß!“ Eine Welle der Erleichterung und Dankbarkeit überkam mich. Trotz all meiner Ängste und Sorgen hatte ich eine äußerst eindrückliche Lektion über das Zeugnisgeben gelernt: Der Heilige Geist ist schon bei denen gewesen, zu denen er uns schickt, um unseren Glauben an Jesus weiterzugeben. Jesus hatte schon vor mir an die Tür der Dame geklopft. Wenn du das Titelthema dieser Ausgabe, „Die Welt erreichen“, liest, lass dich von Gott daran erinnern, dass alles Weitergeben unseres Glaubens nichts anderes ist, als dorthin zu gehen, wo der Heilige Geist bereits gewesen ist, um Herzen zu öffnen, das Denken vorzubereiten und zu neuem Leben mit Jesus zu rufen.

Links: Dieses Baby wurde im Malamulo-Krankenhaus in Malawi geboren. Rechts: Annette Mwansa Nkowane, Paul Ratsara und Patricia Jones (v. l.n.r.).

D

ie Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Kirche der SiebentenTags-Adventisten haben erstmals eine globale Partnerschaft begonnen. Ziel ist es, die Sterberate bei Müttern und Säuglingen zu reduzieren. Fünfzig internationale Führungs- und Lehrkräfte kamen in Bloemfontein (Südafrika) zusammen, um mit der Verwirklichung eines fünfjährigen Projekts zur Ausbildung von Hebammen in vier afrikanischen Ländern zu beginnen. Das Eine-Million-Dollar-Projekt wird vom OPEC-Fonds für Internationale Entwicklung über die WHO finanziert und wurde von Vertretern der WHO, der Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten und der Fakultät für Krankenpflege an der Loma-Linda-Universität konzipiert. „Wir sind dankbar, diese Partnerschaft beginnen zu können. Wir werden etwas bewirken, von dem die Welt profitieren wird“, erklärte Annette Mwansa Nkowane, die oberste Krankenschwester der WHO, die das Projekt maßgeblich vorangetrieben hat. „Ich habe geglaubt und war davon überzeugt, dass wir Erfolg haben würden. Ich glaube, dass mit Gott alle Dinge möglich sind.“ Es ist das erste Mal, dass die WHO, die Behörde für das internationale öffentliche Gesundheitswesen der Vereinten Nationen, weltweit mit einer Glaubensgemeinschaft zusammenarbeitet, sagte die in Sambia ausgebildete Krankenschwester und Hebamme Nkowane, deren voller Titel „weltweite technische Referentin für Krankenpflege und Geburtshilfe“ lautet. Die WHO geht davon aus, dass das Projekt dazu beitragen wird, eines der Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen zu erreichen, nämlich die Reduzierung der Mütter- und Säuglingssterblichkeit. Bereits 2009 wurden auf der ersten Weltkonferenz über Gesundheit in Genf erste Kontakte für die Zusammenarbeit geknüpft. Organisiert wurde die Konferenz von der Gesundheitsabteilung der Generalkonferenz, dem obersten Ver-

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waltungsgremium der weltweiten Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Der damalige Leiter der Abteilung, Allan Handysides, und sein Nachfolger, Peter Landless, stellten auf der Konferenz eine gute Verbindung zur WHO her, die daraufhin begann, die Kirche zur Zusammenarbeit bei dem Hebammen-Projekt zu drängen. Leiter der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten beschlossen den Vorschlag der WHO 2010 während der Frühjahrssitzung des Generalkonferenzausschusses am Verwaltungssitz der Kirche. Das Projekt konnte jedoch erst jetzt gestartet werden, weil die Vertreter der WHO auf Probleme bei der Finanzierung stießen. Patricia Jones, stellvertretende Leiterin für Krankenpflege bei der Gesundheitsabteilung der Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten, bedankte sich bei der WHO für deren Ausdauer. Die in Genf sitzende WHO hat in einem weltweiten Mangel an qualifizierten Hebammen einen Faktor für das Sterben von Müttern und Säuglingen ausgemacht und zur Lösung des Problems auf das weltweite adventistische Netzwerk von Lehrenden und Krankenhäusern gesetzt. Das neue Projekt konzentriert sich auf vier Institutionen in Afrika: das Malamulo-College für Gesundheitswissenschaften am Malamulo-Krankenhaus in Malawi, das Maluti-College für Krankenpflege am Maluti-Krankenhaus in Lesotho, das Adventistische Kanye-College für Krankenpflege am Kanye-Krankenhaus in Botswana und das Krankenhaus an der Adventistischen Universität Cosendai in Kamerun. Paul Ratsara, Präsident der adventistischen Verwaltungsregion SüdlichesAfrika-Indischer-Ozean, in der drei der Institutionen liegen, sagte, dass das Projekt eine heilige Verantwortung von Gott sei. Er sagte: „Das Leben von Müttern wird gerettet werden. Babys werden gerettet werden“. n

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E U D

A U S ALLE R W ELT

Sieben Pfadfinder bei ihrer Taufe am Neuenburgersee.

Pfadfinder auf Camporee in der Schweiz getauft 2500 Jugendliche bei Zeltlager der Intereuropäischen Division Von Andrew McChesney nach einem Bericht der Intereuropäischen Division

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ährend eines einwöchigen Camporees auf einem Grundstück am Ufer des Neuenburgersees ließen sich sieben Pfadfinder in dem See taufen. Insgesamt waren etwa 2500 Kinder, Jugendliche und erwachsene Leiter zu dem Camporee gekommen. Das Camporee der Adventjugend wird alle vier Jahre von der Intereuropäischen Division (EUD) der Kirche der SiebentenTags-Adventisten veranstaltet. Dieses Jahr hatten Pfadfinder zwischen 12 und 16 Jahren die Gelegenheit, anhand der biblischen Geschichte von Jona etwas über die Gnade Gottes zu lernen, neue Pfadfindertechniken einzuüben und Zeit mit Gleichaltrigen aus 20 Ländern zu verbringen. Als am Freitag die Sonne zu sinken begann, kamen die Camporee-Teilnehmer in Scharen zum Ostufer des Neuenburgersees, um die Taufe zu feiern. Die Täuflinge wurden in ihren Pfadfinderhemden von ihren Pfadfinderleitern getauft. Für jeden von ihnen ließ man beim Ausstieg aus dem Wasser einen weißen Helium-Ballon aufsteigen. „Die Taufe war der Höhepunkt des Tages“ ließen die Organisatoren auf der Webseite des Camporees, AYcamporee.org,

verlauten. „Sieben Pfadfinder treffen öffentlich die Entscheidung, Jesus nachzufolgen und mit ihm zu leben! Gesegneten Sabbat!“ Das Camporee fand auf dem im Privatbesitz befindlichen Bauernhof La Corbière im Schweizer Estavayer-le-Lac statt, einem kleinen Touristenort mit 6000 Einwohnern. Thema war die Geschichte von Jona und welche Wege Gott in seiner Gnade mit den Menschen geht („The Whale Way, Surprised by Grace“). Außerdem standen jeden Tag 90 Workshops und andere Aktivitäten von den unterschiedlichsten Pfadfindertechniken bis zu Umweltaktionen auf dem Programm, aus denen die Pfadfinder auswählen konnten. Die Hauptveranstaltungen wurden in einem großen, gemieteten Zirkuszelt abgehalten. Auf der Bühne wurde immer Französisch oder Deutsch gesprochen und in die jeweils andere Sprache gedolmetscht. Wo es notwendig war, wurde in den verschiedenen Bereichen des Zeltes für die unterschiedlichen Gruppen in weitere Sprachen gedolmetscht. Untereinander kommunizierten die Pfadfinder meist auf Englisch. Die meisten Pfadfinder kamen aus den 13 Ländern der Intereuropäischen Division: Belgien, Bulgarien, Deutschland,


Adventistische Schule in Panama bewirkt

Frankreich, Italien, Luxemburg, Österreich, Portugal, Rumänien, Schweiz, Slowakei, Spanien und die Tschechische Republik. In diesen Ländern gibt es der Statistik der Division zufolge 1346 Pfadfindergruppen mit über 19.000 Mitgliedern zwischen 6 und 16 Jahren. Beim Camporee waren auch drei Gastdelegationen vertreten, und zwar aus Brasilien, Großbritannien und Thailand. Das letzte EUD-Camporee fand 2011 in Rom statt und das nächste ist für 2019 in der Tschechischen Republik geplant. n

1. ESSEN: Die Pfadfinder verzehrten 3000 Kilogramm Brot, 8000 Kilogramm Gemüse und Hülsenfrüchte, 7300 Kilogramm Obst und 1000 Kilogramm Kartoffeln. Die Mahlzeiten wurden von 80 Köchinnen zubereitet. 2. MÜLL: Der Müll wurde jeden Tag von Freiwilligen eingesammelt. Insgesamt wurden 16 Kubikmeter komprimierter Müll verbrannt. 3. SANITÄRE EINRICHTUNGEN: Im Camp gab es 80 Duschen und

89 Toiletten, in denen jeden Tag 49.000 Liter Wasser verbraucht wurden. Weitere 21.000 Liter Wasser wurden täglich zum Kochen verwendet. Insgesamt wurden 1900 Rollen WC-Papier verbraucht.

4. Budget: Die Kosten für das Camporee betrugen rund 410.000 Euro. 5. ÜBERNACHTUNG UND VERSAMMLUNGen: Die rund

2500 Teilnehmer schliefen in 650 Zelten, die Versammlungen fanden in einem Zirkuszelt mit 3000 Sitzplätzen statt. Das Gelände, auf dem das Camporee stattfand, war 80.000 Quadratmeter groß, so groß wie 11 Fußballfelder.

Junge Freiwillige treffen auf blühende adventis­ tische Gruppe, wo Maranatha eine Schule baute. Von Julie Z. Lee, Maranatha Volunteers International

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or einigen Wochen reiste eine Gruppe von 150 jungen Freiwilligen zu der aktiven adventistischen Schule, um zwei neue Klassenräume zu bauen und an zwei Kapellen für Gemeinden zu arbeiten, die durch die Schule entstanden sind. Eine einheimische Gemeindeleiterin, Malania Peña de Barria, war sprachlos, als die Freiwilligen während ihrer zweiwöchigen Missionsreise ein neues Gebäude für ihre Gemeinde errichteten. Die Reise war von der Organisation Maranatha Volunteers International organisiert worden, die eng mit der Kirche der Siebenten-TagsAdventisten zusammenarbeitet. „Ich bin sehr glücklich, aufgeregt und dankbar. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll“, sagte Peña de Barria, eine der Gründerinnen der Adventgemeinde Finca 6. Ihre Gemeinde hatte acht Jahre kein eigenes Zuhause. Sie trafen sich in Privathäusern der Gemeindeglieder, in einem Bürgerhaus und zuletzt in einem leerstehenden Lebensmittelgeschäft. Am letzten Sabbat der Missionsreise feierte eine überglückliche Gemeinde gemeinsam mit den jungen freiwilligen Helfern in ihrem neuen Gebäude Gottesdienst. Der Arbeitseinsatz fand im Rahmen von „Ultimate Workout“1 statt, Maranathas jährlicher Missionsreise für junge Leute. Diese Initiative feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen.

M a r a n at h a

Wissenswertes

Gemeindewachstum

Ella Bates (links) aus Minnesota und David Shafer aus Kentucky beim Bau der Klassenräume für die adventistische Schule in Changuinola, Panama.

Das Schulprojekt in Changuinola begann vor 18 Jahren, als Freiwillige von Maranatha auf Antrag der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Panama den größten Teil des Campus errichteten. Inzwischen ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler auf über 450 angewachsen, sodass die freiwilligen Helfer von „Ultimate Workout“ in diesem Sommer zwei weitere Klassenräume bauten. Die Schule wird als Grund für das Wachstum der Gemeinde in der Gegend angesehen, so dass zwei neue Gemeinden gegründet wurden, Finca 6 und Las Tablas.

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Is h M el i ss a

A U S ALLE R W ELT Ein Team der diesjährigen Missionsreise arbeitete an Finca 6, während sich ein zweites Team auf die Gemeinde Las Tablas konzentrierte. Schon Anfang des Jahres hatte eine Gruppe von freiwilligen Maranatha-Arbeitern den Gottesdienstraum für die Gemeinde Las Tablas errichtet; die Arbeit wurde von dem UltimateWorkout-Team mit einem Anstrich abgeschlossen. Die jungen Leute halfen auch auf andere Weise vor Ort mit. So behandelten sie in einer zweiwöchigen kostenlos abgehaltenen Tierambulanz unter der Leitung der Tierärztin Becky Childers aus Kalifornien mehr als 300 Hunde, Katzen, Hühner, Kühe und Schweine. Tierärztliche Mission mag als ein eher ungewöhnlicher Dienst empfunden werden, doch Childers sagte, dass die Teenager dadurch einen neuen Blick für das Dienen bekommen haben. „Ich denke, sie haben gesehen, dass man Menschen lieben und ihnen zeigen kann, dass sie einem am Herzen liegen, wenn man sich um das kümmert, was ihnen wichtig ist“, so Childers. n

„Pathway to Health“

Gesundheitsaktion in Spokane Vier bewegende Geschichten von einer kostenlosen Mega-Sprechstunde in den USA. Von Tom Ish

I

M a r a n at h a

1 Auf Deutsch etwa: Ultimatives Arbeitsprogramm.

Becky Childers, Tierärztin aus Kalifornien, bei der Behandlung eines Hundes während einer zweiwöchigen kostenlos abgehaltenen Tierambulanz.

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m US-Bundesstaat Washington fand eine großangelegte, von SiebentenTags-Adventisten finanzierte Gesundheitsaktion statt, auf der medizinische Untersuchungen und andere Dienstleistungen im Wert von acht Millionen US-Dollar kostenlos angeboten wurden. Einer, der in den Genuss dieses Angebotes kam, war der 48-jährige Obdachlose Anthony Fry, der die Bluttests und die anderen Untersuchungen sehr schätzte. Noch viel augenfälliger war seine äußerliche Veränderung durch einen Haarschnitt und einen neuen Anzug. Die dramatische Veränderung vollzog sich Schnitt für Schnitt vor den Augen faszinierter Zuschauer während der Gesundheitsaktion „Your Best Pathway to Health“1 in Spokane. Hier versorgten 1600 freiwillige Helfer in zwei Tagen 3111 Personen mit kostenlosen medizinischen Dienstleistungen, Haarschnitten und Kleidung. Fry – gutmütig und mit ungepflegtem Bart – wollte zuerst gar nicht viel von seinem Haar abschneiden lassen. Doch dann beschloss er, dass etwas Einschneidendes mit seinen weit über Schulter langen, grau melierten, von einem abgetragenen Lederhut zusammengehaltenen Haaren geschehen müsse, wenn er einen neuen Job bekommen wolle. Für Page Colson, einem Friseur aus dem US-Bundesstaat Tennessee, der seinen Beruf seit 17 Jahren ausübt und für die Friseure bei der Gesundheits-

aktion verantwortlich war, entsprach der Haarschnitt für Fry drei gewöhnlichen Haarschnitten. Fry war zufrieden mit dem Ergebnis. „Sie machen hier eine wunderbare Arbeit“, meinte er vom Friseurstuhl aus. Der aus dem etwa 270 Kilometer westlich von Spokane stammende Fry erzählte, dass er früher bei der freiwilligen Feuerwehr und auf einem Campingplatz gearbeitet hatte und vor etwa zehn Wochen durch eine Reihe unglücklicher Umstände obdachlos geworden war. Er war durch eines der Zehntausende Flugblätter auf die Gesundheitsaktion aufmerksam geworden, die von Freiwilligen und der Stadt Spokane verbreitet worden waren. Nach dem Haarschnitt nahmen Lebensstilberaterin Dorothy Nelson aus Loma Linda und ihre Tochter Janet Penner aus Auburn Fry mit auf verschiedene Stationen der Gesundheitsaktion. So brachten sie ihn zu einer mobilen Kleiderkammer, in der Kleidungsstücke ausgeteilt wurden. Dort wurde Fry vom Leiter der Kleiderkammer, Sam Knnabliam empfangen, der ihm einen neuen Anzug gab und mit ihm betete. Der überwältigenden äußerlichen Veränderung folgte eine weitere, noch im Prozess befindliche Wandlung: Fry hat beschlossen, Bibelstunden zu nehmen und möchte getauft werden. Nelson wies auf die ermutigende biblische Wahrheit hin: „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der


Links: Anthony Fry vor und nach seiner dramatischen Verwandlung. Rechts: Friseurin Jody Meyer beim Entwirren von Nicoles verfilztem Haar. Unten: Paul Pitts im Gespräch mit dem Studenten Kerwin Foster.

Außerdem wurden bei ihr noch Bluttests gemacht, sie erhielt eine Massage und eine Behandlung für ihre Hautprobleme. Auf die Frage, ob jemand mit ihr gebetet hätte, meinte sie, dass das mindestens acht Mal der Fall gewesen sei. M el i ss a

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Acht Stunden frisiert

M el i ss a

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Herr aber sieht das Herz an.“ (1 Sam 16,7) Fry möchte Jesus folgen. Hochzeitsträume

„Ich würde dich nie heiraten!“ Diese harten Worte machten nicht nur die Hochzeitspläne von Christopher Amonson zunichte, sondern führten auch dazu, dass er für zwei Jahre von seiner Heimat in Spokane in die Wüste von Nevada zog. Doch der junge Mann konnte seine Freundin Crystal Parmer nicht vergessen und kehrte zu ihr zurück. Als Parmer sah, dass der Mann, mit dem sie fast fünf Jahre eine Beziehung gehabt hatte, nicht ohne sie leben konnte, bat sie ihn, sie zu heiraten. Doch das Paar hatte ein Problem. Beide waren arbeitslos und konnten sich eine Hochzeitsfeier nicht leisten. Dann kamen sie zur Gesundheitsaktion, weil sie Hilfe für gesundheitliche Probleme brauchten. Der 33-jährige Amonson erhielt eine neue Brille, während die 31-jährige Parmer eine Massage genoss. Eine freiwillige Helferin hörte, dass die beiden heiraten wollten und schickte sie zur mobilen Kleiderkammer, wo Parmer ein Brautkleid und Amonson einen Smoking erhielt. „Ich musste weinen“, erinnerte sich Parmer an den Augenblick, als sie das Brautkleid erhielt. „Es ist ein Segen, ein Geschenk von Gott.“

Nicole, eine 31-jährige Schneiderin aus Spokane, die auch Nähen unterrichtet, kam mit einer ungewöhnlichen Bitte zur Gesundheitsaktion: Sie brauchte jemanden, der ihr Haar entwirrte. Nicole, die nicht will, dass ihr Nachname veröffentlicht wird, war nach einer Operation Ende letzten Jahres bettlägerig und nicht in der Lage, ihre langen, rotbraunen Locken selber zu pflegen. Die staatliche Gesundheitsunterstützung deckte keine nicht-medizinischen Leistungen wie Haarpflege ab, sodass sie nach acht Monaten völlig verfilzte Haare hatte. Nicole erfuhr durch einen Brief eines Mitarbeiters der Hauskrankenpflege von der Gesundheitsaktion in Spokane. Die Friseurin Jody Meyer, die in Spokane wohnt und als Ehrenamtliche bei der Gesundheitsaktion mitmachte, arbeitete etwa acht Stunden daran, die Haare Strähne für Strähne zu entwirren und zu kämmen. Sie sagte, dass Nicole sehr tapfer war, wenn es weh tat. Nicole selbst sagte: „Es ist, als wären die Haare in einer Autotür eingeklemmt und man würde die Straße entlanggeschleift“. Immer wieder zuckte sie im Friseurstuhl vor Schmerzen zusammen. Seit einer Operation war es für sie auch schwierig gewesen, Essen bei sich zu behalten, doch sie hatte keinen Anspruch mehr auf staatliche Beihilfe für Behandlungen. Nicole sagte, dass die Behandlung bei der Gesundheitsaktion ihr zum ersten Mal seit ihrer Operation die Schmerzen genommen hatte. „Es war einfach toll. Wenn ich nicht gelegen hätte, wäre mein Unterkiefer bis zum Boden heruntergeklappt.“

Ein Patient aus Florida

Als der Zustrom von Menschen am ersten Nachmittag der Gesundheitsaktion etwas abflaute, fuhren Paul Pitts, einer der Geistlichen unter den freiwilligen Helfern, und seine Frau Karyl aus Arizona zur Busstation in der Innenstadt, um Einladungszettel für die Pathway to Health-Gesundheitsaktion zu verteilen. Sie trafen Kerwin Foster, einen Studenten, der sich für die Veranstaltung interessierte, aber um 17 Uhr einen Bus erreichen musste. Als Foster sie fragte, ob sie ihn zur Gesundheitsaktion mitnehmen könnten, fuhr das Paar ihn kurzerhand in ihrem Auto. „Ich dachte, ich sollte die Gelegenheit wahrnehmen, Segen zu empfangen“, sagte Foster. „Das ist alles sehr freundlich.“ Foster ist nicht versichert und benötigte eine Zahnbehandlung. Da dieser Dienst keine freien Plätze mehr hatte, begleitete Pitts ihn zu verschiedenen anderen Stationen: allgemeine Bewertung des Gesundheitszustands, Blutabnahme, körperliche Untersuchung, Massage, Lebensstilberatung und Seelsorgegespräch. „Das ist keine Eintagsfliege“, versicherte Paul Pitts Foster als er zwischen zwei Stationen auf eine Behandlung wartete. „Wir bleiben in Verbindung.“ Nachdem die Pitts Foster auf dem Rückweg zur Busstation noch zum Essen eingeladen hatten, bedankte sich der Mann überschwänglich bei ihnen. „Ich kann meine Dankbarkeit nicht mit Worten ausdrücken“, sagte Foster, der als Methodist erzogen wurde. „Jetzt muss ich es weitergeben und etwas tun, um jemand anderem zu helfen.“ n 1 Auf Deutsch etwa: Ihr bester Weg zur Gesundheit.

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I M

B L I C K P U N K T

E

s ist kein Zufall, dass Christus seinen Nachfolgern zu Beginn und am Ende seines irdischen Dienstes besondere Lehren durch Hochzeiten vermittelte. Bei der ersten Hochzeit, der Hochzeit in Kana, ging es um die Lektion des Glaubens, Vertrauens und Gehorsams – um den Glauben, dass Gott geben kann, was wir brauchen, das Vertrauen, dass er das Beste tut und den Gehorsam, Gottes Anweisungen zu befolgen, auch wenn sie keinen Sinn zu ergeben scheinen. Das betraf die an die Diener gerichtete Aufforderung, die Gefäße mit Wasser zu füllen (vgl. Joh 2,1–11), angesichts der Tatsache, dass unvergorener Wein gebraucht wurde.1 Die zweite Lehre vermittelte Jesus an einem Abend, als er mit seinen Jüngern auf dem Ölberg saß, von wo aus sie eine klare Sicht über die Hügel und Täler rund um Jerusalem hatten. Die Sonne war gerade untergegangen, und der Himmel leuchtete in den Farben der Abenddämmerung. Als sie diesen herrlichen Anblick in sich aufnahmen, fiel ihnen ein Haus auf, das hell erleuchtet war. Sie hörten Lachen und bemerkten zehn junge Frauen in weißen Kleidern, die mit hell leuchtenden Lampen in den Händen draußen standen. Es war eindeutig eine Hochzeitsgesellschaft, die auf die Ankunft des Bräutigams wartete.

Jesus nahm den vertrauten, festlichen Anblick auf und nutzte die Gelegenheit, um seinen Jüngern durch alle Zeiten hindurch eine wichtige Lektion zu erteilen. Wir kennen die Geschichte aus Matthäus 25,1–13 – das „Gleichnis von den zehn Jungfrauen“ – gut. Es erzählt die Geschichte von fünf weisen und fünf törichten jungen Frauen, die auf das Erscheinen des Bräutigams warteten. Sie alle hatten zwar brennende Lampen bei sich, aber nur die weisen hatten so viel Öl mitgebracht, dass es für die ganze Nacht reichte. Die Weisen

Das Gleichnis will viele Dinge verdeutlichen, doch lasst uns für einen Augenblick die wichtige Arbeit der weisen Jungfrauen betrachten. Ihre Lampen leuchteten, und sie hatten genug Öl, um ihr Licht leuchten zu lassen, auch durch die dunkelste Nacht. In der Bibel ist Öl oft ein Symbol für den Heiligen Geist (s. Sach 4,1–6). Bevor wir unser Licht leuchten lassen können, müssen wir mit diesem besonderen Öl erfüllt werden. Im Buch Bilder vom Reiche Gottes erklärte Ellen White sehr schön, wie der Heilige Geist uns dafür zubereitet, zu leuchten: „So sollen auch die Christen Licht in das Dunkel der Welt bringen. Durch den Heiligen Geist wirkt Gottes Wort wie ein

Licht und erweist sich im Leben des Menschen, der es annimmt, als eine Kraft, die alles verändert. Wenn der Heilige Geist den Menschen die Grundsätze des Wortes einprägt, bringt er in ihnen die Wesensmerkmale Gottes zur Entfaltung. Das Licht seiner Herrlichkeit – also sein Wesen – sollen seine Nachfolger ausstrahlen. Damit verherrlichen sie Gott und erhellen gleichzeitig den Weg zum Haus des Bräutigams in der Stadt Gottes, wo das Hochzeitsmahl des Lammes vorbereitet ist.“2 Ein falsches Verständnis von Gott und seinem Charakter hüllt unsere Welt in Dunkelheit. Gott ruft jeden einzelnen von uns, unser Licht hell für ihn leuchten zu lassen, nicht nur um der Helligkeit willen, sondern – wie es die weisen Frauen im Gleichnis taten – um anderen den Weg zu erhellen, damit sie den Weg zum Bräutigam Christus und zu seinem Haus, dem Himmel, finden können. Wie wir unser Licht leuchten lassen können

Aber wie können wir unser Licht leuchten lassen? In Bilder vom Reiche Gottes heißt es weiter: „Dabei ist es natürlich viel wirkungsvoller, praktische Arbeit zu leisten, als bloß fromme Reden zu halten. Wir sollen den Hungrigen zu essen geben, die Nackten kleiden und die Obdachlosen beherbergen

Vertreibt die

Finsternis

Lasst euer Licht leuchten Von Ted N. C. Wilson

F oto :

emre

n a c i g i l


– und wir sollen noch mehr tun als das. Nur die Liebe Christi kann den Hunger der Seele stillen. Wohnt Jesus in uns, dann haben wir im Herzen göttliches Erbarmen, und bislang verschüttete Quellen echter christlicher Liebe brechen hervor. Gott will, dass wir nicht nur materielle Hilfe leisten, sondern darüber hinaus ein freundliches Wesen zeigen, Hoffnung verbreiten und den anderen unsere Anteilnahme spüren lassen. Wenn Christus Kranke heilte, legte er ihnen die Hände auf. Auch wir müssen in enge Berührung mit allen kommen, denen wir helfen wollen. Viele sind verzweifelt; gib ihnen neue Hoffnung! Viele haben den Lebensmut verloren; muntere sie auf! Bete für sie! Manche hungern nach dem Brot des Lebens; mache sie mit dem Wort Gottes bekannt! Viele leiden seelisch, ohne dass irdische Medizin oder ärztliche Kunst etwas ausrichten könnten; bete für sie, führe sie zu Jesus!“3 Den Ruf annehmen

Lasst uns diesen Ruf von Gott sehr persönlich und ernst nehmen. Wir können nichts aus uns selbst heraus tun, doch wenn wir uns ganz und gar auf den Herrn und sein Führen verlassen, können wir seinem Ruf folgen. Christus und seine Gerechtigkeit müssen unser Leben durchdringen. Unsere Welt ist überflutet von existentialistischen Denkweisen; die Menschen meinen, alles sei relativ, doch das ist es nicht! Es gibt Dinge, die absolut sind; wir finden sie im Wort Gottes. Jesus sagt uns in Offenbarung 3,11: „Siehe, ich komme bald; halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme!“ Als Siebenten-Tags-Adventisten sind wir gerufen, Gott treu zu sein. Hand in Hand arbeiten

Liebe Gemeindeglieder, ich rufe euch auf, euch mehr als je zuvor an der täglichen Mission unserer Kirche zu beteiligen. Wir zählen auf euch! Gott zählt auf euch! Die Evangelisation ist der Lebensnerv unserer Kirche. Wir alle müssen involviert sein, durch persönliches Glaubenszeugnis,

Kleingruppenarbeit oder die verschiedenen Formen öffentlicher Evangelisation. Ich lade euch ein, euch zu engagieren, selbst wenn ihr meint, dass etwas in eurer Gegend nicht funktioniert. Passt eure Methoden an, aber missioniert. Jede Mühe, die ihr unter der Führung Gottes aufwendet, um Menschenherzen zu erreichen, wird Frucht bringen. Leiter der Gemeinden und Gemeindeglieder sollen in der Mission Hand in Hand arbeiten. Im Buch Testimonies for the Church lesen wir: „Gottes Werk auf Erden wird nicht eher vollendet, bis die Männer und Frauen, die unsere Gemeinde bilden, an die Arbeit gehen und ihre Kräfte mit denen der Prediger und Gemeindeverantwortlichen vereinen.“4 Revolutioniert euer Denken

Liebe Gemeindeglieder, lasst den Heiligen Geist euer Denken revolutionieren. Nehmt die Mission unserer Kirche, die Menschen zu erreichen, jeden Tag in die Hand und arbeitet eng mit den Verantwortlichen der Gemeinde und Pastoren zusammen. Beteiligt alle, lasst niemanden aus, jedes Gemeindeglied ein Missionar – die Beteiligung aller Gemeindeglieder ist gefragt. Tut etwas für Jesus und für andere Menschen. Lasst euch von niemandem einreden, dass ihr nicht gebraucht werdet; der Heilige Geist wird euch die Kraft geben, eure Nachbarschaft als Boten des Himmels zu erleuchten. Erweckung und Reformation werden persönlich und real werden. „Jeder Mensch hat das Vorrecht, der Welt die Schätze der Gnade Gottes und den unerforschlichen Reichtum Christi zu vermitteln. Nichts wünscht Christus sich mehr als menschliche Mitarbeiter, die die Sünder auf den Heiligen Geist und sein Wesen hinweisen … Der ganze Himmel wartet darauf, dass er durch uns das heilige Öl der Freude und des Segens den Menschen zukommen lassen kann.“5 In Matthäus 9,37–38 konfrontiert uns Jesus mit der herausfordernden Wahrheit: „Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. Darum bittet den Herrn der

Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.“ Und in Jakobus 1,25 werden wir ermahnt „Täter des Werkes“ (EB) zu sein. An der Schwelle zur Ewigkeit

Ich rufe jeden von uns auf, zu erkennen, dass wir an der Schwelle zur Ewigkeit stehen. Jesus kommt wirklich bald wieder! Gott will in und durch uns wirken. Wenn es je eine Zeit gab, um unser Licht leuchten zu lassen, dann ist es jetzt! (Vgl. 1 Ptr 2,9) In den Testimonies for the Church lesen wir: „Nicht gelehrte, beredsame Sprecher sind jetzt unbedingt erforderlich, sondern bescheidene, Christus ähnliche Männer und Frauen, die von Jesus von Nazareth Sanftmut und Demut gelernt haben und die im Vertrauen auf seine Kraft hinausgehen auf die Landstraßen und an die Zäune und einladen: ‚Kommt, denn es ist alles bereit!‘ Lukas 14,17“.6� Jesus kommt bald! Haltet euer Licht hoch und gebt es auf praktische Art und Weise weiter. Weist die Menschen um euch herum auf den Einen hin, der uns erlöst und versprochen hat, uns bald nach Hause zu holen! Dies ist eure Kirche und euer Werk, bei dem ihr euch völlig auf Christus verlassen müsst – die Beteiligung aller Gemeindeglieder. Es ist unser Werk, das uns von Gott selbst anvertraut wurde. Möge Gott jeden einzelnen von uns in der vor uns liegenden Zeit führen, wenn wir „Die Welt erreichen“ – für Christus. Steh auf! Werde Licht! Jesus kommt wieder! n 1 Vgl. Ellen G. White, Das Leben Jesu, S. 134f. 2 Ellen G. White, Bilder vom Reiche Gottes, S. 337f. 3 Ebenda, S. 340. 4 Testimonies for the Church, Bd. 9, S. 117 (1909); zitiert in Im Dienst für Christus, S. 86. 5 Bilder vom Reiche Gottes, S. 341. 6 Ellen G. White, Aus der Schatzkammer der Zeugnisse, Bd. 3, S. 259.

Ted N. C. Wilson ist

Präsident der Weltkirchenleitung der SiebentenTags-Adventisten.

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Von Peter N. Landless und Allan R. Handysides

G E S U N D H E I T

Linderung bei

Arthroseschmerzen

Ich habe Arthrose, genau wie mein Vater. Ich frage mich, ob ich die Krankheit geerbt habe und was ich dagegen tun kann. Das größte Problem sind Schmerzen im Knie, die ich fast ständig spüre. Ich bin 67 Jahre alt und zugegebenermaßen etwas übergewichtig.

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u hast nicht erwähnt, ob du eine Frau oder ein Mann bist. Das kann unter Umständen von Interesse sein, weil Frauen häufiger an Kniearthrosen erkranken als Männer. Etwa 25 Prozent der über 55-Jährigen haben Arthrose in den Knien, und die Häufigkeit steigt mit zunehmendem Alter. Arthrose der Hände kann ebenso wie andere Formen der Arthrose erblich bedingt sein. Weitere Faktoren, die bei der Arthrose eine Rolle spielen können, sind frühere Verletzungen, arbeitsbedingte Belastungen des Knies und natürlich Übergewicht. Unter Arthritis versteht man eine entzündliche Gelenkserkrankung, eine Arthrose ist eine degenerative Gelenkserkrankung. Beide Formen können aufgrund der Schmerzen zu Muskelschwäche führen. Durch den Abbau des Gelenksknorpels wird die Oberfläche unregelmäßig, was sie noch anfälliger für eine weitere Schädigung macht – ein typischer Teufelskreis. Eine Gelenksfehlstellung führt zu einer ungleichmäßigen Belastung. Im Knie tritt der Schmerz hauptsächlich zwi-

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schen der Kniescheibe und dem Oberschenkelknochen auf. Eine Arthrose des Knies ist typischerweise beim Treppensteigen, Aufstehen von einem Stuhl oder Gehen langer Strecken besonders schmerzhaft. Manche Patienten beklagen sich, dass ihr Knie „nachgibt“; das kann an einer Schädigung des Gelenkbands oder Knorpels liegen; häufiger jedoch weist es darauf hin, dass die Muskeln, die das Gelenk stützen, schwach sind. Entzündete Sehnen können Schmerzen verursachen, die fälschlicherweise für eine Arthrose gehalten werden können. Normalerweise wird eine Arthrose durch eine Röntgenuntersuchung nachgewiesen, doch kommt es vor, dass eine Arthrose Schmerzen verursacht, ohne dass im Röntgenbild Veränderungen sichtbar sind. Für die Patienten ist die Schmerzlinderung meist das vordringliche Anliegen. Studien haben gezeigt, dass nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) zur Schmerzlinderung besser sind als Schmerzmittel wie Paracetamol. Da die Nebenwirkungen von Paracetamol jedoch geringer sind als die der NSAR, wird es als Mittel der Wahl vorgezogen. Die Injektion von Hyaluronsäure in das Gelenk bringt keinen Nutzen. Durch CorticosteroidInjektionen wird zwar der Schmerz gelindert, jedoch auch der Gelenkknochen angegriffen, sodass sie nur beschränkt eingesetzt werden. Glucosamine und Chondroitinsulfat werden häufig zur Schmerzlinderung eingesetzt. Obwohl Studien bei diesen Substanzen nur eine geringe Toxizität nachgewiesen haben, lassen die Ergebnisse auf eine gewisse Wirksamkeit schließen. Meiner Ansicht nach lindern Übungen zur Stärkung der Muskeln im Kniebereich in vielen Fällen den Schmerz und fördern die Stabilität des Gelenks. Die Übungen sollten auf eine Verbesserung

von Alltagsbewegungen wie Bücken, Treppensteigen, gleichzeitiges Knie beugen und Heben schwerer Gegenstände sowie ein verbessertes Gleichgewicht abzielen. Gewichtsreduktion und Kräftigungsübungen haben sich als besser erwiesen als allgemeine Bewegung. Wenn eine Fehlstellung des Gelenks vorliegt, kann manchmal eine Stütze hilfreich sein. Es gibt die von einigen Fakten bedingt gestützte These, dass das Gewürz Kurkuma entzündungshemmende Eigenschaften besitzt. Damit Kurkuma als ausreichend geprüfte Arthrose-Therapie zugelassen wird, wäre eine umfassende Studie nötig. Ich rate dir, dein Gewicht zu reduzieren, deine Muskeln zu stärken und bei deinem Übungsprogramm eventuell einen Physiotherapeuten zu Rate zu ziehen. Einfache Lebensstilumstellungen sind oft am effektivsten! Wir sind in diesem Artikel nicht auf operative Behandlungsmethoden eingegangen, da diese mit einem Gelenksspezialisten besprochen werden sollten. Wir beten, dass Gott dich stärkt und dass du Linderung deiner Beschwerden erfährst, wenn du Hilfe suchst und die gegebenen Ratschläge befolgst.1 n 1 Artikel mit Ergänzungen von Dr. med. Ruedi Brodbeck.

Peter N. Landless, Facharzt für Nuklearkardio­ logie, ist Direktor der Gesundheitsabteilung der Generalkonferenz der Kirche der Siebenten-TagsAdventisten in Silver Spring (Maryland, USA). Allan R. Handysides, Facharzt für Gynäkologie, ist bis zu seiner Pensionierung Direktor der Gesundheitsabteilung der Generalkonferenz gewesen. F oto : T h i n kstock P h otos / i stock


T I T ELT HEMA

Von Andrew McChesney

„Die WELT erreichen“ EINE PERSÖNLICHE ANGELEGENHEIT

Der neue strategische Plan unserer Kirche ruft jeden auf, Christus zu bezeugen

E

ine kleine Gebetsgruppe, die 2011 von dem adventistischen Ehepaar Rono in Westkenia gegründet wurde, ist auf 400 Personen angewachsen. Während der 100 Tage des Gebets im Vorfeld der Generalkonferenz-Vollversammlung, wurden am 18. Juni 16 Pas­ toren anderer Glaubensgemeinschaften, die zu dieser Gebetsgruppe kamen, getauft. Der Unternehmer Philip Rono und seine Frau Calvin Chepchumba Rono, sind überzeugt, dass die Taufen direkte Auswirkung einer Ausgießung des Heiligen Geistes während der 100 Tage des Gebets waren. Die Gebetsinitiative lief vom 25. März bis

zum Beginn der GK-Vollversammlung in San Antonio (Texas) am 3. Juli. „Die 100 Tage des Gebets wurden zu einem großen Wunder, das uns alle überrascht hat“, sagte Philip Rono am Telefon. „Es ist eine alte Tradition bei uns, auch Nichtadventisten dazu einzuladen, doch dieses Mal kamen sehr, sehr viele und wir waren überrascht, wie der Herr ihre Herzen bewegte.“ Die Leitung der Kirche der SiebentenTags-Adventisten hofft, dass sich die gleiche Leidenschaft, mit der die Ronos anderen Menschen von Jesus erzählen, in den nächsten fünf Jahren bei allen 18,5 Millionen Gemeindegliedern zeigt. Ein

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Schwerpunkt des neuen strategischen Plans unserer Kirche, „Die Welt erreichen“, der von 2015 bis 2020 verwirklicht wird, besteht darin, für jeden Adventisten eine Möglichkeit zu finden, evangelistisch aktiv zu werden. Der strategische Plan gründet sich auf die Ergebnisse einer zwei Jahre dauernden Umfrage unter mehr als 41.000 derzeitigen und ehemaligen Gemeindegliedern. Er zielt darauf ab, eine Vorstellung und Richtung für die Erfüllung unserer Mission vorzugeben, Menschen auf die Wiederkunft Christi vorzubereiten. Die Abteilungsleiter der Generalkonferenz und die Leiter der Divisionen werden Oktober 2015 | Adventist World

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darin aufgefordert, Programme zu erstellen, durch die die Beziehung der Gemeindeglieder zu Gott gefördert wird und mehr Möglichkeiten zur Evangelisation zu schaffen. Bisher gibt es Programme wie „777“, eine Gebetsinitiative, bei der Gemeindeglieder an sieben Tagen der Woche um 7 und um 19 Uhr beten; ferner „10 Tage des Gebets“ jährlich im Januar und „100 Tage des Gebets“. Außerdem gibt es das Bibelleseprogramm „Believe His Prophets“ (Glaubt seinen Propheten), bei dem jeden Tag ein Bibelabschnitt und zweimal pro Woche Abschnitte aus dem Schrifttum von Ellen G. White, einer Mitbegründerin der Kirche, gelesen werden. Diese Programme werden von der Predigtamtsabteilung der Generalkonferenz betreut. Andere Initiativen unserer Kirche sind zum Beispiel „Mission to the Cities“ (Mission in den Großstädten), der „Ganzheitliche Gesundheitsdienst“ und „Erweckung und Reformation“. Der Präsident der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, Ted N. C. Wilson, erklärte, dass diese Programme dazu dienen sollen, jedes Gemeindeglied zu ermutigen, sich an evangelistischen Aktivitäten zu beteiligen. „Das ist wesentlich für unsere vollständige Verkündigung der dreifachen Engelsbotschaft und die Ausgießung des Heiligen Geistes im Spätregen“, sagte er. „Alle müssen sich daran beteiligen, Christus und seine kostbare Adventbotschaft in einem Rahmen weiterzugeben, in dem sie sich wohlfühlen – so wie der Heilige Geist sie führt.“ Weiter sagte er, dass die Leiter der Gemeinde und die Gemeindeglieder in ihren Missionsbemühungen Hand in Hand arbeiten sollten. Dabei bezog er sich auf ein Zitat von Ellen White: „Gottes Werk auf Erden wird nicht eher vollendet, bis die Männer und Frauen, die unsere Gemeinde bilden, an die Arbeit gehen und ihre Kräfte mit denen der Prediger und Gemeindeverantwortlichen vereinen.“1 Die „Beteiligung aller Gemeindeglieder“, wie Wilson es nennt – wird in den

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Gebetsversammlungen in Eldoret, Kenia, sind von einigen Dutzend auf einige Hundert Teilnehmer angewachsen, als sich die Teilnehmer auf Gebet und Erweckung konzentrierten. nächsten fünf Jahren ein wesentlicher Schwerpunkt für die Kirche sein. Dazu unterstellte Wilson die Abteilung Sabbatschule und Persönliche Dienste direkt seinem Büro und machte den neugewählten Leiter Duane McKey zu seinem Berater. Alle Abteilungen werden in die Planung und Verwirklichung dieses Plans zu Mission und Evangelisation eingebunden werden. Wie es zur Taufe von 16 Pastoren kam

Der Gebetskreis von Philip und Chepchumba Rono in Eldoret, Kenia, gibt einen Einblick in die Beteiligung aller Gemeindeglieder, wie sie sich die Leiter unserer Kirche im Tausende Kilometer entfernten Verwaltungssitz im US-Bundesstaat Maryland vorstellen. Die Ronos begannen 2011 im Rahmen der Initiative Erweckung und Reformation unserer Kirche mit fünf Personen eine kleine Gebetsgruppe. Die Teilnehmer der Gruppe beteten jeden Montag zwischen zwei und vier Stunden. Als die Gebetsinitiative 777 und die „10 Tage des Gebets“ eingeführt wurden, ermutigten sie einander, diese täglichen Gebetszeiten für sich persönlich einzuhalten. Als das Ehepaar eine noch größere Betonung auf das Gebet legte und im Februar 2014 eine zweite Gebetsgruppe in einem größeren, in adventistischem Besitz befindlichen Gebäude gründete, stieg die

Vier Jahre lang nutzten Chepchumba Rono und ihr Mann Philip verschiedene Aktionen im Rahmen der Initiative „Erweckung und Reformation“, um Bibelkreise in ihrem Ort zu halten. Zahl der Teilnehmer rapide an. Die zweite Gebetsgruppe wuchs im Jahr 2015 von 50 zunächst auf 150 Mitglieder, dann auf 200, die Anfang 2015 an den „10 Tagen des Gebets“ teilnahmen. Als Ende März die 100 Tage des Gebets begannen, waren es bereits 300 Teilnehmer und im Mai über 400. Die neue Gruppe hatte zunächst vereinbart, sich an zwei Tagen im Monat zu sogenannten „Erweckungs- und Reformations-Versammlungen“ zu treffen, doch das war ihr bald zu wenig. „Wir merkten, dass das nicht ausreichte und begannen, uns an drei Tagen


im Monat zu treffen, normalerweise donnerstags, freitags und Sabbats“, erklärte Philip Rono. „Sabbats beteten wir am Nachmittag, gingen dann für einige Stunden nach Hause und kamen um 19 Uhr wieder zusammen, um die ganze Nacht zu beten.“ Im Mai, während der hunderttägigen Gebetsinitiative, luden zwei Teilnehmer der Gruppe zwölf Pastoren anderer Glaubensgemeinschaften zu den Gebetsnächten ein.

nennen. Ein Teilnehmer der Gebetsgruppe spendete 12.400 US-Dollar für den Erwerb ihrer Liegenschaften, und die örtliche Vereinigung sagte zu, die fehlende Summe zu zahlen. Für den Herbst sind weitere Versammlungen geplant, um die ehemaligen Gemeinden der getauften Pastoren zu erreichen. Darüber hinaus hat eine weitere Gruppe von Pastoren aus einer benachbarten Region um private Seminare gebeten,

Philip Rono und andere hielten Gebetsversammlungen ab, die die ganze Nacht hindurch dauerten und dazu führten, dass 16 Pastoren in die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten getauft werden wollten. Philip Rono erinnert sich: „Sie waren so beeindruckt davon, wie sie aufgenommen wurden und von den Themen, die behandelt wurden, dass sie mehr über die Siebenten-Tags-Adventisten wissen wollten.“ Sofort wurde ein dreitägiges Seminar in Eldoret organisiert, zu dem 50 Pastoren eingeladen wurden. Am Ende des Seminars fragte eine Gruppe von Pastoren, ob in ihrer Heimatstadt eine weitere dreitägige Versammlung stattfinden könnte, damit auch ihre Gemeindeglieder die Gelegenheit hätten, daran teilzunehmen. Nach dieser Versammlung baten 16 Pastoren darum, getauft zu werden. Im August beschlossen die Gemeindeglieder zweier Kirchen, deren Pastoren Adventisten geworden waren, ihre Ortsgemeinden in Adventgemeinden umzubeF O T O s :

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um den Adventismus kennenzulernen. Jetzt übernehmen Rono und seine Frau auch die Initiative „Mission in den Großstädten“ unserer Kirche und gründen im Zentrum von Eldoret ein Einflusszentrum. Es wird ein Zentrum für Gesundheit und Wohlbefinden werden, in dem sich Behandlungsräume, eine Bibliothek, eine Kapelle, in dem jeden Tag um 13 Uhr gebetet werden soll, und ein Restaurant seinen Platz finden wird. Im Sommer hat sich das Ehepaar mehrere Wellnesszentren in den USA angesehen, um Ideen und Ratschläge zu erhalten. Was verschiedene Divisionen tun

Blasious Ruguri, der Präsident der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in der

Ost-Zentralafrikanischen Division, zu der Kenia gehört, sagte, dass das Gebet entscheidend für die Erreichung der Ziele sei, die sich unsere Kirche mit der Initiative „Die Welt erreichen“ gesteckt hat. Er erklärte, dass in seiner Division „das Gebetsleben aller Gemeindeglieder in allen Gemeinden unterstützt wird, um das Feuer in allen Herzen am Brennen zu erhalten.“ Außerdem sagte Ruguri, dass in seiner Division Kinder ausgesprochen effektiv bei der Verkündigung der guten Nachricht sind und dass die Botschaft bereitwilliger angenommen wird, wenn Frauen an Missionsinitiativen beteiligt werden. Die Leiter unserer weltweiten Kirche ermutigen die einzelnen Regionen, ja jedes einzelne Gemeindeglied, die Methoden zu finden, die bei ihnen am erfolgreichsten sind. In der Südamerikanischen Division hat sich zum Beispiel die Initiative „Revived by His Word“, die inzwischen durch „Believe His Prophets“ abgelöst wurde, unter den Gemeindegliedern beträchtlich ausgeweitet. „Wir motivieren unsere Leute, die erste Stunde nach dem Aufstehen dazu zu verwenden, Gott zu suchen, in dem sie „Revived by His Word“ und „Believe His Prophets“ unter den Hashtags #RBHW und #BHP bei Twitter folgen, ihre Sabbatschullektion studieren und beten“, erklärte Divisionspräsident Erton Köhler. #RBHW und #BHP sind die Hashtags (Schlagworte) für die Bibellesepläne. Adventisten in Südamerika gehören weltweit zu den aktivsten Nutzern des sozialen Mediums Twitter. „Der einzige Weg, wie wir erneuert werden können besteht darin, zur besten Zeit des Tages persönlich Zeit mit Gott zu verbringen. Dann ist unser Denken offen, um zu lesen, zu verstehen und Gott nahe zu sein“, sagte Köhler. Paul Ratsara, Präsident der SüdlichesAfrika-Indischer-Ozean-Division, sagte, dass die größte Herausforderung in seiner Region mit der Verfügbarkeit von RessourOktober 2015 | Adventist World

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Kleingruppen in Indonesien verwenden moderne Hilfsmittel für ihre wöchentlichen Treffen im Rahmen ihres „Integrated Evanglism Lifestyle“Programms.

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cen zu tun hat. „Ich träume davon, dass es für alle unsere Gemeindeglieder genügend Bibeln und Bücher von Ellen White gibt. Wir müssen dafür sorgen, dass jedes Gemeindeglied mehr liest“, so Ratsara. Weiter sagte er, dass er die Initiativen „Erneuert durch sein Wort“ und jetzt auch „Believe His Prophets“ sehr schätze und den Leseplan energisch unterstützen werde. „Da es immer mehr Smartphones gibt und das Internet sich immer weiter ausbreitet, werden immer mehr Gemeindeglieder Zugang zum großen Segen der täglichen Lesungen bekommen.“ Zugang zur Bibel und zum Schrifttum von Ellen White ist auch in der Südpazifischen Division eine Herausforderung. Der Präsident dieser Division, Glenn Townend, plant, einen besonderen Schwerpunkt auf Jüngerschaft zu legen. „Im Südpazifik ist es für die meisten Menschen nicht schwer, an eine Bibel in den beiden Hauptsprachen Englisch und Französisch oder den regionalen Sprachen der Pazifikinseln zu kommen“, erklärte Townend. „Doch nicht jeder kann lesen – auch nicht alle Adventisten.“ Demnach haben drei Dienststellen – It Is Written Ozeanien, der Papua-Neuguinea-Verband und die Salomonen-Missi-

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onsvereinigung – daran gearbeitet, die Bibel und einige Bücher von Ellen White auf solarbetriebenen MP-3 Spielern („Godpods“) anzubieten. „Darüber hinaus werden unsere Leiter lehren und vorleben, wie man auf kreative biblische Weise beten kann, und der Hope Channel wird Sendungen über geistliche Gewohnheiten ausstrahlen, die Menschen mit Gott verbinden“, so Townend. „Der Bibelleseplan wird ganz sicher unterstützt. Jüngerschaft findet nur statt, wenn wir durch geistliche Gewohnheiten eine enge Verbindung mit Jesus haben.“ In der Südasien-Pazifik-Division sieht sich Präsident Leonardo R. Asoy vor dem schwierigen Problem zahlreicher unerreichter Gruppen und Millionen von Anhängern der drei großen Weltreligionen Buddhismus, Hinduismus und Islam. Er sagte, dass die Division weiterhin mit Initiativen wie „Mission in Großstädten“ und „Ein Jahr in der Mission“ arbeiten wird, um diese Menschengruppen zu erreichen, dass sie sich aber stärker darauf konzentrieren wird, das geistliche Wachstum zu fördern und zu vermeiden, dass Gemeindeglieder die Gemeinde wieder verlassen.

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„Neue Gemeindeglieder brauchen intensive Begleitung, ein Zugehörigkeitsgefühl, Ausbildung in persönlicher Evangelisation und Jüngerschaftsprogramme, damit sie frohe, aktive Christen werden können, welche die Menschen durch ihr Leben und ihr Vorbild mit Jesus bekannt machen. Das trifft besonders zu, wenn es sich um neue Gemeindeglieder aus nichtchristlichen Religionen handelt“, so Asoy. Er äußerte sich besonders begeistert über ein neues regionales Programm mit dem Namen „Integrated Evangelism Lifestyle“ (auf Deutsch etwa: ganzheitlich evangelistischer Lebensstil), für das sich sein Amtsvorgänger, Alberto Gulfan Jr. engagiert hat. Er sagte, dass dieses Programm die Ziele der Initiative „Die Welt erreichen“ fördern werde. „Es geht dabei um die Vorgehensweise Christi bei der Evangelisation, und die Gemeindeglieder werden zu persönlicher Erweckung und Reformation ermutigt“, so Asoy. Im Rahmen des Programms verbringen die Gemeindeglieder zunächst zwei Monate mit Gebet, gezieltem Bibelstudium und persönlicher Vorbereitung. Danach laden sie ihre Angehörigen, Freunde und Nachbarn zu wöchentlichen Kleingruppentreffen in ihrem Zuhause oder in einem anderen zwanglosen Rahmen ein. Dabei geht es vor allem darum, Beziehungen aufzubauen. Bei den wöchentlichen Treffen wird über Themen von allgemeinem Interesse wie Gesundheit, Familie, Erfolg und soziales Engagement gesprochen und dabei auf biblische Sichtweisen hingewiesen. Darüber hinaus starten die Gruppen gemeinnützige Projekte in ihrem Wohnort oder der Nachbarschaft. Der Ausgangspunkt für eine Kleingruppe ist normalerweise eine Familie, die eine andere Familie einlädt, doch Kleingruppen können auch aus mehreren Ein-


Die Welt erreichen zelpersonen mit ähnlichem Hintergrund bestehen, zum Beispiel Studierende, junge Berufstätige, Alleinerziehende oder Senioren. „Der Schwerpunkt liegt nicht auf der Evangelisation als einem Ereignis; bei dem ganzheitlich evangelistischen Lebensstil geht es um Evangelisation als Prozess durch langfristigen persönlichen Kontakt und darum, Menschen im geistlichen Wachstum zu begleiten“, so Asoy. „Das braucht Zeit, aber wir freuen uns darauf zu sehen, wie Gott führen wird.“ n 1 Testimonies for the Church, Bd. 9, S. 117 [1909]; zitiert in Im Dienst für Christus, Advent-Verlag, Lüneburg, S. 86.

Zur WEITEREN INFORMATION: Der vollständige Strategieplan „Reach the World“ findet sich auf Englisch unter www.adventistarchives.org/ reach-the-world.pdf. Die Ergebnisse der Umfrage von 2011–2013, auf die sich der Strategie­ plan gründet, können auf Englisch unter http://documents.adventistarchives. org/Statistics/Other/ACRep2013.pdf eingesehen werden. Eine Kurzfassung der Strategie ist auf Englisch im Adventist Review unter www.adventistreview.org/churchnews/story2921-%E2%80%8Bwhatyou-need-to-know-about-the-adventist-churchs-new-strategy zu lesen.

Andrew McChesney ist

Nachrichtenredakteur für Adventist World.

Ziel der Initiative

Drei Kategorien, 21 Zielsetzungen Gott Suchen 1. Adventisten zu täglichem Bibelstudium motivieren. 2. Alle Gemeindeglieder zu einem für geistliches Wachstum wichtigen Studium der Glaubenslehren bewegen. 3. Alle Gemeindeglieder besser mit Ellen Whites Ratschlägen und ihrem prophetischen Dienst vertraut machen. 4. Das Ausleben biblisch authentischer geistlicher Gewohnheiten unter Gemeindegliedern verbessern. 5. Eine größere Wertschätzung für und größere Erkenntnis durch das Studium der Heiligen Schrift unter Pastoren, Lehrern, Gemeindegliedern und Studierenden in adventistischen Institutionen fördern, unter Anwendung der historisch-grammatischen Methode und des historizistischen Ansatzes zur Interpretation – auch für das Verständnis der Prophetie. 6. Gemeindeglieder ermutigen, regelmäßige Andachtszeiten einzuhalten.

Mit Gott Gemeinde Bauen 7. Einheit und Gemeinschaft unter den Gemeindegliedern stärken. 8. Die Gläubigen in ihrer Jüngerschaft fördern und in Dienste einbeziehen. 9. Das Engagement der Jugendlichen am Gemeindeleben verstärken. 10. Die administrative Rolle der Pastoren in der Leitung der Gemeinde bestätigen. 11. Leitungsfähigkeiten verbessern, um die Glaubwürdigkeit der Verwaltung zu erhöhen und das Vertrauen in die Kirche, ihr Wirken und ihre Missionsaktivitäten zu stärken.

Mit Gott Die Menschen Erreichen 12. Adventistische Präsenz im Gebiet des 10/40 Fensters verstärken und unsere Bemühungen intensivieren, die Menschen in diesem Gebiet zu erreichen. 13. Adventistische Präsenz in Ballungsgebieten weltweit verstärken und unsere Bemühungen intensivieren, die Menschen in diesen Gebieten zu erreichen. 14. Gründung neuer Gruppen von Gläubigen überall auf der Welt zur Priorität machen. 15. Unser Missionsverständnis und die Missionsmethoden substanziell neu ausrichten. 16. Engagement aller Gemeindeglieder, Pastoren und Leiter unserer Kirche in vollständiger Partnerschaft fördern. 17. Verstärkter Einsatz von jungen Leuten in der Mission unserer Kirche. 18. Ermutigung von Ortsgemeinden, bei der Verkündigung der dreifachen Engelsbotschaft und der Erfüllung der Mission unserer Kirche die Initiative zu ergreifen. 19. Verstärkung der Mission unter nichtchristlichen Religionen und Glaubenssystemen. 20. Die Konsolidierung der Mittel für die Mission in unserer weltweiten Kirche. 21. Optimierung der Kommunikation und Methodik, um die Arbeit und das Zeugnis unserer Gemeinden zu stärken.

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G L A U B E N S Ü B E R Z E U G U N G E N

Von Elizabeth Camps

NUMMER 22

Erwachsene Ein christusähnlicher Charakter

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or einer Weile habe ich mich mit einer Freundin an unser erstes Jahr im College zurückerinnert, als alles so neu und aufregend war. Wir waren auf einem riesigen Campus mit Hunderten von neuen Leuten, die wir jeden Tag treffen konnten. Die Möglichkeiten schienen endlos zu sein, und es ist nicht übertrieben zu sagen, dass wir sehr aufgeregt waren. Meine Freundin und ich unterhielten uns auch über all die Dinge, die wir im College zum ersten Mal taten. Zum Beispiel, dass wir im Wohnheim lebten und ein Zimmer mit einer Zimmerkollegin teilten. Außerdem mussten wir uns selbst um unsere Mahlzeiten kümmern und durften nicht vergessen, ab und zu unsere Wäsche zu waschen, wenn wir etwas Sauberes zum Anziehen haben wollten. Noch etwas war sehr wichtig: Zum ersten Mal waren wir in jeder Hinsicht für uns verantwortlich. Wir waren wirklich auf uns selbst gestellt. Da waren keine Eltern mehr, die uns jeden Morgen aufweckten, darauf achteten, dass wir regelmäßig und gesund aßen und uns drängten, abends früh schlafen zu gehen. Im College entschieden wir zum ersten Mal selbst, wann wir aufstanden, aßen und schlafen gingen. Auch wenn es uns damals vielleicht gar nicht bewusst war, ist ein eigenverantwortliches Leben eine große Verantwortung! So wie wir als junge Erwachsene volle Verantwortung für uns selbst hatten, hat Gott uns die volle Verantwortung anvertraut, für körperliches Wohlbefinden zu sorgen.

Erwachsene Christen

Der Ausdruck „christlicher Lebensstil“ ruft eine ganze Reihe von Gedanken und Vorstellungen hervor. Wir denken vielleicht daran, wie wir andere behandeln sollten, oder daran, dass wir im Umgang mit Menschen, die noch nie etwas von der dreifachen Engelsbotschaft gehört haben, Gott und die Gemeinde repräsentieren. Deshalb achten wir oft sehr genau darauf, wie wir handeln und denken daran, immer einen positiven Einfluss auszuüben. Aber wenn wir genauer hinsehen, können wir erkennen, dass der Gedanke eines christlichen Lebensstils nicht nur unsere Beziehungen mit anderen betrifft, sondern auch die Art und Weise, wie wir mit uns selbst umgehen. Ein kurzer Blick auf die aktuelle Formulierung der Glaubensüberzeugung Nr. 22 ist aufschlussreich:

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„Wir sind berufen, ein gottesfürchtiges Volk zu sein, das in allen Aspekten1 in Übereinstimmung mit den Grundsätzen des Wortes Gottes denkt, fühlt und handelt.“ Anders gesagt: Wir üben uns darin, Jesus auf allen Gebieten unseres Lebens nachzufolgen. Das gilt nicht nur für unseren Umgang mit anderen, sondern auch dafür, wie wir uns kleiden. Wir sind uns gleichwohl bewusst, dass Kleidung das Erscheinungsbild wandeln, aber nicht unseren Charakter verändern kann. Solch ein christusähnlicher Charakter verkörpert nicht nur innere Schönheit, sondern hat auch mit unserem Körper zu tun. Es scheint, dass Gott möchte, dass wir nicht nur andere, sondern auch uns selbst in christlicher Weise behandeln. In 1. Korinther 6,19–20 heißt es, dass unser Körper ein Tempel des Heiligen Geistes ist. Das heißt, dass Jesus in uns lebt und wir ihn vor der Welt repräsentieren. Wir sind gerufen, Gott mit unserem Körper zu ehren. Wie könnten wir Gott besser ehren als dadurch, dass wir gut für den Tempel sorgen, den er uns anvertraut hat? Das bedeutet, dass wir uns um unsere gesundheitlichen Grundbedürfnisse kümmern, indem wir zum Beispiel darauf achten, jede Nacht ausreichend zu schlafen, gut zu essen und während des Tages genügend Flüssigkeit zu uns zu nehmen. In 1. Korinther 10,31 betonte Paulus die Notwendigkeit, für unsere körperlichen Bedürfnisse zu sorgen, mit den Worten: „Ob ihr nun esst oder trinkt oder was ihr auch tut, das tut alles zu Gottes Ehre.“ Essen und trinken hat mit unserem Leben mit Jesus zu tun. Erwachsen zu sein ist schwer

Als ich mit etwa 18 Jahren ins College kam, waren Ess- und Schlafgewohnheiten so ziemlich das Letzte, was mich interessierte. In der Hektik, die mit all dem Neuen – Unterricht, Arbeit und vielen anderen Pflichten – verbunden war, vergaß ich oft, zu einer vernünftigen Zeit schlafen zu gehen. Manchmal war es zwei oder drei Uhr morgens, bis ich endlich zu Bett ging. Mit meinen Essgewohnheiten war es ähnlich. Ich ging so in der Betriebsamkeit des Lebens auf, dass ich vergaß zu essen und meine Mahlzeiten nicht bewusst plante. Ich kaufte oder machte mir einfach möglichst schnell irgendetwas, das mich in Schwung hielt.


CHRISTEN

beginnt damit, dass wir auf uns selbst achten Auch nach dem College ist es oft nicht unsere oberste Priorität, auf uns selbst zu achten, und es ist genauso schwierig. Mit Arbeitsprojekten, Familie und Gemeindeaktivitäten wird unser Leben sogar noch gestresster. Es scheint, dass wir in allen Altersstufen darum kämpfen müssen, gut auf unseren Körper zu achten. Doch inmitten aller Pflichten des Lebens wird meine Aufmerksamkeit auf Johannes 14,15 gelenkt und Jesus sagt mir: „Liebst du mich, so wirst du meine Gebote halten.“ Meine Motivation für einen christlichen Lebensstil, der meinen Charakter, meinen Körper und mein Denken umfasst, muss von Liebe getrieben sein. Wenn wir Gott lieben, werden wir ihn ehren wollen; und Gott fordert uns auf, ihn zu ehren, indem wir für unseren Körper sorgen. Wenn wir uns auf Gott ausrichten und ihn lieben, werden wir den Wunsch und die Bereitschaft haben, gut auf uns selbst zu achten. Es ist gut zu wissen, dass Gott sich um jeden Bereich unseres Lebens kümmert, den geistlichen, den emotionalen und den kör-

perlichen. Er denkt für uns selbst an die winzigsten Details und erinnert uns in der Bibel, seinem Liebesbrief an uns, immer wieder daran. Wenn er uns zu einem christusähnlichen Leben aufruft, dürfen wir nicht vergessen, dass davon nicht nur unsere Mitmenschen betroffen sind, sondern dass es sich auch auf uns selbst bezieht. n 1 Neue, in San Antonio verabschiedete Formulierung.

Elizabeth Camps ist Autorin und Spezialistin für Öffentlichkeitsarbeit bei Adventist Risk Management in Silver Spring und übt ihre Tätigkeit leidenschaftlich aus.

Christlicher Lebensstil Wir sind berufen, ein gottesfürchtiges Volk zu sein, das in allen Aspekten des persönlichen und sozialen Lebens in Übereinstimmung mit den Grundsätzen des Wortes Gottes denkt, fühlt und handelt. Damit der Heilige Geist in uns einen christusähnlichen Charakter ausprägen kann, beschäftigen wir uns bewusst mit dem, was in uns Reinheit, Gesundheit und Freude fördert. Freizeitgestaltung und Unterhaltung sollen dem hohen Anspruch von Geschmack und Schönheit entsprechen, wie sie christlichem Glauben angemessen sind. Während wir durchaus kulturelle

Unterschiede berücksichtigen, sind wir darauf bedacht, uns schlicht, anständig und geschmackvoll zu kleiden; denn wahre Schönheit besteht nicht in Äußerlichkeiten, sondern in dem unvergänglichen Schmuck der Freundlichkeit und Herzensgüte. Das schließt auch ein, dass wir für unseren Leib, der ein Tempel des Heiligen Geistes ist, in vernünftiger Weise Sorge tragen. Neben ausreichender körperlicher Bewegung und Ruhe wollen wir uns so gesund wie möglich ernähren und uns der Speisen enthalten, die in der Heiligen Schrift als unrein bezeichnet werden. Weil

wir uns nicht schaden wollen, enthalten wir uns auch alkoholischer Getränke, des Tabaks, jeglicher Drogen und lehnen den Missbrauch von Medikamenten ab. Stattdessen befassen wir uns mit dem, was unsere Gedanken und unseren Körper unter den Einfluss Christi stellt. Er wünscht uns Freude, Gesundheit und Wohlergehen. (1 Mo 7,2; 2 Mo 20,15; Ps 106,3; Röm 12,1–2; 1 Joh 2,6; Eph 5,1–21; Phil 2,4; 4,8; 1 Tim 2,9–10; Tit 2,11–12; 2 Kor 10,5; 6,14–18; 7,1; 1 Ptr 3,1–4; 1 Joh 2,6; 1 Kor 6,19–20; 10,31; 3 Mo 11; 3 Joh 2)

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A N D A C H T

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ährend meiner Grundschulzeit hatte ich eine sehr innige Beziehung zu meinen Großeltern, die leider weit entfernt von uns lebten. Doch ein paar Mal im Jahr kamen sie uns besuchen und blieben dann jedes Mal für einige Wochen. Für mich war das stets ein willkommenes Vergnügen, denn verbunden mit ihrem Besuch war immer eine gewisse Lockerung der Alltagsregeln: Es gab besonders leckeres Essen, das schon fertig war, wenn ich aus der Schule kam; bis spät am Abend lasen sie mir Geschichten vor und taten noch andere Dinge, die Großeltern gern tun, wenn sie ihre Enkel verwöhnen wollen. Für mich erschien die Alltagsroutine aus Schule, Hausaufgaben und strikten Schlafenszeiten viel unbeschwerter und die Zeit ihres Besuchs glich eher Schulferien. Die fröhliche Zeit verging jedoch immer viel zu schnell. Und ehe ich mich versah, waren wir schon wieder am Flughafen und mussten Abschied nehmen. Dann ging wieder alles seinen gewohnten Gang, was sich umso schlimmer anfühlte, denn wenn wir ehrlich sind, stechen Großeltern die Eltern immer aus. Sie versprachen, gleich bei ihrer Ankunft anzurufen und sagten, dass es bis zu ihrem nächsten Besuch ja nicht lange dauern würde, doch ich kann mich nicht erinnern, dass mir das viel geholfen hätte. Vielleicht war ich ein hypersensibles Kind; jedes Mal, wenn ihr Flugzeug aus meinem Blickfeld verschwand – es war noch zu Zeiten vor den Terroranschlägen am 11. September 2001 – versank ich in eine regelrechte Depression. Ganz im Ernst – ich weinte jeden Tag, ging teilnahmslos im Haus umher und war nicht in der Lage zu lächeln. Zum Glück dauerte dieser Zustand nur etwa eine Woche, doch ich verhielt mich, als würde ich trauern. Das ging so weit, dass meine Eltern sehr bald frustriert über meine Tränen und mein düsteres Gesicht wur-

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Hoffung,

Verlust überstrahlt

die

Von Wilona Karimabadi


Ich glaube, dass ihre schweren Herzen in diesem Augenblick durch eine Kraft leichter wurden, die auch heute noch unsere Lasten leichter macht: Hoffnung. den und mich daran erinnerten, dass meine Großeltern quicklebendig und nur einen Anruf weit entfernt waren. Natürlich konnte ich ihre Stimmen hören, wann immer ich es wollte, doch das zählte überhaupt nichts im Vergleich mit ihrer physischen Gegenwart – sie zu sehen und jeden Tag mit ihnen zusammen zu sein. Noch heute kann ich mich daran erinnern, wie elend ich mich fühlte, wenn sie abgereist waren. Nichts machte mehr Spaß, ich fühlte mich einfach abgrundtief traurig. Die armen Jünger

Ich habe einen Bibelleseplan durchgearbeitet, bei dem man in einem Jahr die Bibel durchliest. Es ist eine tolle Erfahrung gewesen, denn ich bin an viele Bibelstellen erinnert worden, die ich schon kannte und die mir gut gefallen, und habe mich in viele neue Abschnitte vertieft. Bei einigen habe ich gestaunt, bei anderen habe ich mich am Kopf gekratzt. Doch als ich die Evangelien durchgelesen und über die Erfahrungen der Jünger mit Jesus nachgedacht habe, haben sie mir wirklich leid getan. Als Christus gekreuzigt wurde und schließlich in den Himmel auffuhr, müssen sie ihren Verlust als furchtbar empfunden haben. Sie hatten alles und alle zurückgelassen, um ihrem Heiland nachzufolgen und waren Jahre mit ihm zusammen gewesen – und dann war er fort. Ich kann mir ein wenig vorstellen, wie elend sie sich in den dunklen Stunden nach seinem Tod am Kreuz gefühlt haben. Natürlich wussten sie, was er sie gelehrt hatte. Ich stelle mir auch vor, dass sie an seine Verheißungen glaubten, dass er sie nie verlassen würde, auch wenn sie nicht mehr in seiner physischen Gegenwart sein konnten. Und doch muss es ein bittersüßes Gefühl für sie gewesen sein, als er in den Himmel zurückkehrte. Wir wissen, dass Jesus seine Jünger nach seiner Auferstehung noch nicht gleich verließ. „Ihnen zeigte er sich nach F oto :

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bus i n ess

seinem Leiden durch viele Beweise als der Lebendige und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes.“ (Apg 1,3) Die Jünger fragten den Herrn über seine Pläne, das Reich Israel wieder aufzurichten. Vielleicht wünschten sie sich in ihrem menschlichen Denken so sehr, dass Christus sie nicht enttäuschen würde, wie sie es sich immer von ihm gewünscht hatten, dass er sofort und ein für allemal die Erlösung seines Volkes vollenden würde. Ich bin sicher, dass sie gegen alle Hoffnung hofften, dass es am Ende bedeuten würde, dass ihr geliebter Heiland sie in Wirklichkeit nicht noch einmal physisch verlassen würde. Doch Christus erinnerte sie daran, dass nur der Vater den absolut richtigen Zeitrahmen kannte. In der Zwischenzeit plante er jedoch, sein Versprechen, immer bei ihnen zu sein tatsächlich wahrzumachen und, was das wichtigste war, ihnen Kraft zu geben. „Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.“ (V. 8 EB) Ein Versprechen wird gehalten

Wenn meine Großeltern nach ihrer Abreise gesund bei sich zuhause angekommen waren, ermutigten sie mich über das Telefon. Dann glaubte ich, dass es tatsächlich nicht mehr lange dauern würde, bis wir uns wiedersehen würden. Und wenn meine Depression nach einer Woche dann endlich nachließ, wurde es leichter, sich darauf zu freuen. Sicher half es auch, dass ich mit Schule, Freunden und anderen Dingen, die ein Kinderleben ausmachen, beschäftigt war. Die Jünger hatten jetzt selbst große Aufgaben zu erfüllen, nämlich hinzugehen und ihre Erlebnisse zu erzählen. Christus hatte sie aufgefordert, in seinem Namen zu predigen und zu lehren,

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sein Reich auf der Erde aufzurichten und sein Volk auf seine Wiederkunft vorzubereiten. Diese Aufgabe ist auf uns übergegangen. Ich bin sicher, dass es sich überwältigend angefühlt haben muss, auch nur daran zu denken, was vor ihnen lag, als sie sahen, wie Jesus in den Himmel aufgenommen wurde, bis eine Wolke ihn vor ihren Blicken verbarg (V. 9). Doch er ließ sie nicht zurück, ohne ihnen noch mehr Ermutigung zu geben –großartige Ermutigung. „Und als sie gespannt zum Himmel schauten, wie er auffuhr, siehe, da standen zwei Männer in weißen Kleidern bei ihnen, die auch sprachen: Männer von Galiläa, was steht ihr und seht hinauf zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird so kommen, wie ihr ihn habt hingehen sehen in den Himmel.“ (V. 10–11 EB) Ich glaube, dass ihre schweren Herzen in diesem Augenblick durch eine Kraft leichter wurden, die bis heute unsere Lasten leichter macht: Hoffnung. Als Kind wurde meine Traurigkeit schließlich durch das Versprechen bezwungen, dass ich meine geliebten Großeltern schon bald wiedersehen würde. Als sie Jahre später starben, wurde meine Traurigkeit als Erwachsene und die Sehnsucht, die ich manchmal immer noch nach ihnen habe, durch die gleiche Hoffnung überwunden. Ich werde sie wiedersehen, und zwar bald. Diese Hoffnung ließ die Jünger vorangehen. Und es ist die gleiche Hoffnung, die auch uns heute trägt, bis zu dem Augenblick, wenn Abschiede tatsächlich der Vergangenheit angehören werden. Wir haben so viel, worauf wir uns freuen können! n

Wilona Karimabadi ist Redaktionsassistentin für Adventist World. Oktober 2015 | Adventist World

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G E L E B T E R

G L A U B E

Von Shandra Kilby

Tross bleiben Beim

Geistliche Erfüllung im Verrichten alltäglicher Aufgaben

E

ine heftige Windböe weht in mein Büro. Ich stehe auf und schließe das Fenster. Wie gewohnt halte ich dabei einen kurzen Moment inne und betrachte die Aussicht, bei der sich mir immer der Magen zusammenzieht. Wenn ich aus meinem Fenster blicke, überkommt mich jedes Mal ein Gefühl der Hilflosigkeit, das mich zu zerreißen droht; und doch kann ich mich irgendwie nicht von dem Anblick losreißen. Eingefallene Türme und Mauern voller Einschusslöcher, Autos, die in dichtem Verkehr vorbeirasen, zahllose Wäscheleinen, an denen die Wäsche von den Balkonen in der schmutzigen Luft von Beirut hängt. Die Aussicht steht für Millionen von unerreichten Menschen. Während meine Hände den Fensterrahmen umschließen, beginnt in einer Moschee in der Nähe der schwermütige Ruf zum Gebet. Einen Augenblick lang bedenke ich die bloße Anzahl von Menschen, die nie etwas von der guten Nachricht gehört haben – Menschen direkt vor meinem Fenster –, und mein Herz droht zu zerspringen.

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Doch ergeben schließe ich das Fenster und setze mich wieder an meinen Schreibtisch. Schließlich ist es nicht meine Aufgabe, diese Menschen zu erreichen. Ich arbeite als persönliche Assistentin in einer adventistischen Einrichtung im Nahen Osten. Wie zahllose andere Angestellte unserer Kirche weltweit schreibe ich Berichte, fülle Statistikformulare aus und sammle Informationen aus den verschiedenen Gebieten unserer Region. Wenn nicht so viel los ist, gieße ich die Topfpflanzen und putze die Fenster. Es ist eine Arbeit, für die es viele Bezeichnungen gibt – persönliche Assistentin, Sekretärin oder Assistentin der Administration –, doch wie immer man sie auch nennen mag, bin ich mir doch ziemlich sicher, dass ich nicht die Einzige in unserer Glaubensgemeinschaft bin, die manchmal das Gefühl hat, dass die Stapel von Berichten eine gnadenlose Trennlinie ziehen zwischen mir, der Büroangestellten, und „ihnen“, den Menschen, an die sich die Mission unserer Kirche richtet: die Menschen ohne Namen und ohne Gesicht, die darauf warten, durch F oto :

S teve

persönlichen Einsatz berührt zu werden. Wir wollen da draußen sein und Menschen zu einer persönlichen Beziehung mit Christus führen, doch Gott hat einige von uns – aus welchen Gründen auch immer – zu Aufgaben gerufen, in denen es wenig direkte missionarische Aktivität gibt. Sind Büroangestellte Missionare? Sind diejenigen, die in unterstützenden Rollen in unserer Kirche tätig sind, wirklich am Dienst der Kirche beteiligt? Vor einiger Zeit begann ich beim Lesen des Wortes Gottes danach zu suchen, ob es etwas für Büroangestellte zu sagen hat. Beim Tross bleiben In 1. Samuel 30 steht die erschütternde Geschichte, wie David mit seinen 600 Männern nach Ziklag zurückkehrte und die Stadt geplündert und niedergebrannt vorfand. Ihre Frauen und Kinder und ihr Vieh waren geraubt worden. Wie zu erwarten verfielen David und seine Männer zunächst in Verzweiflung. Doch dann machten sie sich eilig auf, um die Amalekiter zu verfolgen. Das war kein leichtes Unterfangen! H i x / S omos

Im a ges / F use / t h i n kstock


Schwer bepackt mit Waffen, Verpflegung und vermutlich weiterem militärischen Gerät machten sie sich hastig auf den Weg. Die Bibel sagt nicht im Detail, wie schnell sie unterwegs waren, doch als sie zum Bach Besor kamen, berichtet sie, dass ein Drittel der 600 Männer zu erschöpft war, um weiterzuziehen. David beschloss, keine Rast zu machen, sondern die 200 erschöpften Soldaten am Bach zurückzulassen. Um die Last der 400 Männer zu erleichtern, die den Feind weiter verfolgten, sollten sie ihr Gepäck bei den erschöpften Männern zurücklassen. Die Bibel berichtet, dass 200 Männer „beim Tross [meint hier Material] geblieben sind“ (1 Sam 30,24). Viele Büroangestellte fühlen sich wie die 200 Männer, die beim „Gepäck“ geblieben waren, während die anderen voranmarschierten, um für den Herrn zu kämpfen. Wir haben das Gefühl, dass unsere Rolle unbedeutend und bedeutungslos ist und unterschätzt wird. Doch wie die Männer, die vor Erschöpfung nicht weitergehen konnten, hat jeder von uns eigene Dinge, die uns davon abhalten, über den Bach zu gehen. Gesundheitsprobleme, familiäre Verpflichtungen, Alter, mangelnde Erfahrung oder Bildung oder andere Umstände können auch treue Christen davon abhalten, an vorderster Front Menschen zu gewinnen. Dann kann es sein, dass wir uns fragen, ob wir wirklich einen Beitrag zur Mission unserer Kirche leisten. Wenn du dir diese Frage stellst, bist du nicht der Erste. Tatsächlich beschuldigten Davids Männer ihre 200 erschöpften Kameraden nach der erfolgreichen Verfolgungsjagd, keine Belohnung verdient zu haben. In Vers 22 wird berichtet, dass einige von Davids Soldaten nach der Befreiung ihrer Familien und der Rückgewinnung ihres Besitzes der Meinung waren, dass die 200, die beim Tross geblieben waren, keinen Anteil an der Beute haben sollten. „Weil sie nicht mit uns gezogen sind, soll man ihnen nichts geben von der Beute, die wir zurückgewonnen haben; sondern jeder nehme nur seine

Frau und seine Kinder mit sich und gehe seines Weges.“ Es war so, als ob die unterstützenden Kräfte, die nicht mit ihnen am Kampf teilgenommen hatten, minderwertig und faul waren und keine Belohnung verdient hatten. Die Frontkämpfer drängten darauf, dass sie lediglich ihre Frauen und Kinder nehmen und keine weiteren Ansprüche stellen sollten. Nicht so David. David muss erkannt haben, dass die 200 Männer ein wertvoller Teil seiner Armee waren, auch wenn sie nicht am Kampf Mann gegen Mann auf dem Schlachtfeld teilgenommen hatten. Wenn sie nicht beim Tross geblieben wären und damit die Last derjenigen, die die Verfolgung fortsetzten, erleichtert hätten, wären die Verfolger womöglich gar nicht schnell genug gewesen, um den Feind einzuholen. David gab den verärgerten Kämpfern eine mitreißende Antwort: „Ihr sollt nicht so tun, meine Brüder, mit dem, was uns der Herr gegeben hat; er hat uns behütet und diese Schar, die über uns gekommen war, in unsere Hände gegeben … Wie der Anteil derjenigen, die in den Kampf gezogen sind, so soll auch der Anteil derjenigen sein, die beim Tross geblieben sind; jeder soll den gleichen Anteil haben.“ (Verse 23–24) Im Buch Bilder vom Reiche Gottes findet sich ein interessantes Detail darüber, wie Gott diejenigen sieht, die beim „Tross“ – oder heute vielleicht im Büro – bleiben: Nicht wie viel wir geleistet haben oder wie erfolgreich wir gewesen sind, zählt vor Gott, sondern die innere Einstellung, die wir für unsere Arbeit mitbringen.“1 Nicht jeder kann an der Front kämpfen, aber wir können zuverlässig die uns übertragenen Pflichten erfüllen. Wir können uns treu um das Material kümmern und für die beten, die im Kampf stehen. Am Ende wird Gott uns die gleiche Belohnung geben, ob wir ein Schwert geführt oder unterstützende Aufgaben ausgeführt haben. Auch wenn wir Büroangestellte vielleicht keine Evangelisationen halten oder Menschen taufen, sieht Gott

unsere bescheidenen, treuen Bemühungen als genauso belohnungswürdig an! Sinn in den alltäglichen Aufgaben finden Der Blick aus meinem Bürofenster auf eine Großstadt voller verlorener Menschen gibt mir einen Stich ins Herz. Wenn ich ein sechs oder sieben Jahre altes Mädchen an einer Straßenkreuzung betteln sehe, wenn mein Blick auf eine betörend schöne Muslimin fällt, die versucht, ihr blau geschlagenes Auge zu verbergen oder syrische Flüchtlinge beobachte, die noch so jung sind und schon auffällige graue Haarsträhnen bekommen, dann kann ich nur dafür beten, dass mehr Mitarbeiter an die vorderste Front kommen. Was mich betrifft, so wüsste ich gerne, dass mein Leben hier etwas für jemanden verändert. Es gibt mir Kraft zu wissen, dass das, was ich im Büro tue – so alltäglich es auch sein mag –, einen kleinen Teil dazu beiträgt, die „400“ zu unterstützen, die an die Front gerufen sind. So lesen wir im Leben Jesu: „Das Wirken vieler Menschen mag durch bestimmte Umstände räumlich begrenzt erscheinen; doch wo immer es auch geschieht, erfolgt es im Glauben und mit ganzem Einsatz, so wird es bis an die äußersten Enden der Erde zu spüren sein. Als Christus auf dieser Erde weilte, schien sein Aufgabenbereich nur auf ein kleines Feld beschränkt, und doch vernahmen zahllose Menschen aus allen damals bekannten Ländern seine Botschaft. Gott gebraucht oft die einfachsten Mittel, um die größten Ergebnisse zu erzielen.“2 Ob wir am Bach Besor warten oder in der Hitze des Kampfes stehen, wollen wir Mut daraus schöpfen, dass Gott unsere Arbeit für wichtig hält. Wenn wir treu sind, wird sich unsere Arbeit bis zu den äußersten Enden der Erde auswirken. n 1 Ellen G. White, Bilder vom Reiche Gottes, S. 326. 2 Ellen G. White, Das Leben Jesu, S. 826.

Shandra Kilby ist ein Pseudonym. Oktober 2015 | Adventist World

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LEGACY of LIGHT

TEIL 5: 1891–1900

Die australischen Jahre

Gottes Botin

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llen Whites Ankunft in Australien im Dezember 1891 und ihr neunjähriger Aufenthalt dort fallen mit einer bedeutenden Periode ihres literarischen Beitrags für unsere weltweite Kirche zusammen. Das Thema des großen Kampfes als Realität und seine Auswirkung auf das geistliche Leben der Gemeinde hatte sich in ihrem Denken geklärt und gefestigt. Sie sprach von der Auswirkung der Auseinandersetzungen nicht nur „auf die Menschenherzen in Amerika“, sondern auch „auf das menschliche Denken in jenem fernen Land“.1 Vor ihrer Ankunft in Australien rang Ellen White mit der Herausforderung, dass die Zukunft unbekannt vor ihr lag, insbesondere, weil sie keine klare Anweisung von Gott über ihre bevorstehende Reise erhalten hatte. „Heute Morgen bin ich besorgt und unruhig, was meine Pflicht betrifft. Kann es Gottes Wille sein, dass ich nach Australien reise? … Ich habe kein konkretes Licht erhalten, dass ich Amerika verlassen und in dieses ferne Land reisen soll. Doch wenn ich wüsste, dass es Gottes Stimme ist, würde ich gehen.“2 Ellen White war schon nahe dem Pensionsalter und hatte eine angegriffene Gesundheit. Ihr Hauptziel war es, ihr Buch über das Leben Christi abzuschließen. „Ich sehne mich nach Ruhe und Frieden und danach, Das Leben Jesu herauszubringen.“3 Doch ihr beständiges Bemühen, Gottes Wirken im Leben des Menschen zu verstehen, stärkte ihr Vertrauen in seine Gegenwart und Führung. Sie schrieb: „Ich bringe die Angelegenheit vor den Herrn und vertraue darauf, dass er mich führt.“4 Mit diesem tiefen Vertrauen in Gott kam sie am 8. Dezember 1891 an Bord der S.S. Alameda in Sydney an. Die Zeit im Ausland gab ihr neue Gelegenheiten, darüber nachzudenken, was für Gott wichtig ist. Der Beitrag, den Ellen White während ihres Aufenthalts in Australien für unsere

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Weltweite Motivation aus Australien

Ellen Whites Leben und Vermächtnis Von John Skrzypaszek Kirche geleistet hat, lässt sich in drei bedeutende Abschnitte teilen. Erstens förderte sie das geistliche Leben der noch relativ jungen Gemeinde. Zweitens vermittelte sie von der Dringlichkeit der Mission geprägte motivierende Zukunftsvisionen für den Fortschritt der Institutionen. Drittens waren die neun Jahre in Australien von besonderer Bedeutung für ihre produktivste Schaffensperiode von 1888 bis 1911. Sie rückte das geistliche Leben der weltweiten Kirche in bemerkenswerter Weise in den Vordergrund. Im Zusammenhang mit dem Thema des „großen Kampfes“ drang sie in ihren Veröffentlichungen in die Tiefen der Liebe Gottes vor, die den Wert, die Würde und die Einzigartigkeit des Menschen betont.5 Im Mittelpunkt ihrer Bewunderung stand Jesus. Geistliche Fürsorge

Ellen Whites geistliche Fürsorge für die junge Gemeinde begann in dem Augenblick, als sie in Sydney ankam. An ihrem ersten Sabbat in Sydney sprach sie über Johannes 17. In einem Brief an Ole A. Olsen erklärte sie: „Sie haben noch nie zuvor Worte gehört, die ihnen im Hinblick auf die Rechtfertigung aus Glauben und die Gerechtigkeit Christi so viel Hoffnung vermittelten.“6 Der Brief legt den Gedanken nahe, dass dieses wichtige Thema allgemein nicht sehr gut verstanden wurde. In Bezug auf Arthur G. Daniells schrieb sie: „Er hat nur ein sehr schwaches Licht über das Thema der Rechtfertigung aus Glauben und der Gerechtigkeit Christi als freier Gabe.“7

Am Mittwoch nach ihrer Ankunft in Australien kam Ellen White nach Melbourne, wo sie unter den Mitarbeitern der Echo Publishing Company schlechte Zustände vorfand. Aufgrund einer Vision, die sie 1875 erhalten hatte, sprach sie von mangelnder Einheit und Harmonie unter den Arbeitern.8 Sie warnte vor den Gefahren der vorherrschenden Gesinnung und erreichte die Herzen. „Die Brüder bekannten einander [ihre Schuld], fielen sich gegenseitig um den Hals, weinten und baten um Vergebung.“9 Am 27. Dezember 1891 schrieb sie in ihr Tagebuch: „Ich fühlte mich sehr frei, den Erlösungsplan und die wunderbare Liebe Gottes für die sündigen Menschen darzustellen.“ Das Thema der Liebe Gottes und die Authentizität ihrer geistlichen Fürsorge sorgten für eine starke und innige Beziehung zwischen Ellen White und der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Australien, die mit dem Einfluss einer Mutter auf ihr kleines Kind verglichen worden ist.10 Motivierende Zukunftsvisionen

Ellen White prägte die Vision der Gemeinde für den Fortschritt der Institutionen und die Dringlichkeit der Mission. Diese Dringlichkeit stand in Verbindung mit einer Vision am 1. April 1874, in der ihr von einem Boten gesagt wurde: „Ihr habt zu beschränkte Ansichten von dem Werke für diese Zeit … Ihr müsst eure Blicke erweitern.“11 Die Aufforderung war erstaunlich, denn sie bezog sich auf die ganze Welt: „Die Botschaft wird mit Macht nach allen


TEIL 6: 1900–1915

Ellen Whites Vision für die globale Gemeinde

Während ihrer Zeit in Australien wurde Ellen White der Kern des Themas des großen Kampfes klar gemacht. Der zuvor niedergeschriebene historische Überblick über die Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse unterstrich die Realität der Wechselwirkung zwischen den beiden entgegengesetzten Mächten, Gott und Satan. Ellen Whites Schrifttum zwischen 1888 und 1911 lenkte die Aufmerksamkeit der Leser auf die Hauptsache, nämlich die Bedeutung des persönlichen Glaubensweges mit Gott in einem Leben, das von den Mächten des Bösen bekämpft wird. In ihrem Klassiker Das Leben Jesu, den sie 1898 in Australien fertigstellte, schrieb sie folgendes Kleinod: „Um den Willen Gottes ausreichend zu erkennen, müssen wir persönliche Erfahrungen in unserem geistlichen Leben haben. Wir müssen Gott zu jedem einzelnen von uns sprechen hören, und wenn jede andere Stimme schweigt und wir ruhig auf ihn harren, wird durch das Stillesein die Stimme Gottes uns vernehmbar werden.“14

W h i te

Ab dem Jahr 1897 dann begann Ellen White, sich auf ein anderes Thema zu konzentrieren, nämlich den Wert christlicher Erziehung und Bildung. In einem Kommentar über ihr Buch Erziehung schrieb Willie White 1903 über den Inhalt des Buches, dass „mehr über den Erlösungsplan aus Mutters bisher veröffentlichten Büchern wie Patriarchen und Propheten, Der große Kampf, Das Leben Jesu, Gedanken vom Berg der Seligpreisungen (Das bessere Leben im Sinne der Bergpredigt) und Bilder vom Reiche Gottes eingeflossen ist“.15 Es ist offensichtlich, dass Ellen White das Herzstück christlicher Erziehung und Bildung sowie ihre Rolle in der Wiederherstellung des Wertes, Potentials und der Einzigartigkeit des Menschen im Zusammenhang des Kampfes zwischen Gut und Böse darstellte. Während die Mächte des Bösen das Leben der Menschen zerstören, ist es Gottes Gegenwart, die die Menschen inspiriert und ihr Potential zum Dienen und zur Besserung der Gesellschaft wiederherstellt. Während ihrer Zeit in Australien lenkte Ellen White die Aufmerksamkeit der Weltgemeinde darauf, wie wichtig es ist, sich nicht durch Zeitspekulationen zu profilieren, sondern durch ein persönliches, vorbehaltloses Vertrauen zu Jesus. Für sie hatte solch ein Glaube seine Ursache in der Zuverlässigkeit der Zusagen Gottes in der Bibel. In allem motivierte ihr Schrifttum die weltweite Gemeinde, die ausgestreckten Hände von Jesus zu werden. Von Australien aus konnte sie durch ihre Briefe sogar das Werk in den USA beleben, indem sie die in ihren Worten herrschaftliche Macht rügte, die die USA ausübten.

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In „Sunnyside“, ihrem Haus in Cooranbong in der Nähe von Sydney, lebte Ellen White den überwiegenden Teil ihres Aufenthalts in Australien.

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Teilen der Welt gehen, nach Oregon, nach Europa, nach Australien, nach den Inseln des Meeres.“12 Einige Monate, nachdem sie sich in Australien niedergelassen hatte, konnte sie sagen: „Heute sehe ich alles als Teil des großartigen Planes Gottes zum Wohl seines Volkes in diesem Land, seiner Kinder in Amerika und auch zu meinem eigenen Wohl.“13 Mit dieser Sicht wirkte Ellen White 1892 bei der Errichtung einer Bibelschule für Missionsarbeit und 1897 bei der Gründung einer Bildungseinrichtung mit, die heute als Avondale College of Higher Education bekannt ist. Sie weckte ein Interesse an medizinischer Versorgung und gesunder Lebensweise und ermutigte die Kirche, den Bereich der Mission auszuweiten. Ihre visionären Impulse führten zur Gründung des Sydney Adventist Hospital und der Sanitarium Health Food Company.

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Die Elmshaven Jahre

Ein großer Verlust

Als Ellen White im August 1900 in die USA zurückreiste, erlebte die Gemeinde in Australien ihre Abreise als großen Verlust. Während ihres neunjährigen Wirkens spürten die Menschen ihre Freundlichkeit und ihre liebevolle Fürsorge. n 1 E llen G. White, Manuskript 29, 1891, in Sermons and Talks, Ellen G. White Estate, Silver Spring, 1990, Bd. 1, S. 155f. 2 E llen G. White, Manuskript 44, 1891, in Manuscript ­Releases, Ellen G. White Estate, Silver Spring, 1990, Bd. 18, S. 155. 3 E llen G. White, Manuskript 29, 1891, in Sermons and Talks, Bd. 1, S. 156. 4 E llen G. White, Brief 57, 1891; in Arthur L. White, Ellen G. White: The Australian Years, Review and Herald, Washington, 1983, Bd. 4, S. 18. 5 F olgende Bücher schrieb Ellen White zwischen 1888 und 1911: Der große Kampf (1888); Patriarchen und Propheten (1890); Der bessere Weg (1892); Das bessere Leben im Sinne der Bergpredigt (1896); Das Leben Jesu (1898); Bilder vom Reiche Gottes (1900); Erziehung (1903); Auf den Spuren des großen Arztes (1905); Das Wirken der Apostel (1911) und mehrere Bände der Testimonies for the Church. 6 E llen G. White, Brief 21, 1891. Siehe auch: Arthur L. White, Ellen G. White: The Australian Years, Bd. 4, S. 22. 7 Ebenda. 8 E llen G. White Estate Document File 105j.: William C. White, „A Comprehensive Vision”. 9 E llen G. White, Manuskript 45, 1891, in Arthur L. White, Ellen White: The Australian Years, Bd. 4, S. 26. 10 Arthur Patrick, „Ellen White: Mother of the Church in the South Pacific“, Adventist Heritage, Frühjahr 1993, S. 30. 11 Ellen G. White, Leben und Wirken von Ellen G. White, S. 239. 12 Ebenda. 13 Ellen G. White, Für die Gemeinde geschrieben, Bd. 2, S. 236 (rev). 14 Ellen G. White, Das Leben Jesu, S. 356. 15 Arthur L. White, Ellen G. White: The Early Elmshaven Years, Review and Herald, Washington, 1981, Bd. 5, S. 181.

John Skrzypaszek ist Direktor des Ellen G. White Forschungszentrums am Avondale College in Australien. Oktober 2015 | Adventist World

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C O N F E R E N C E G E N E R A L

D

er ziemlich unabhängig denkende Engländer Joseph Booth hatte eine Missionsidee für William A. Spicer, den Sekretär des Ausschusses für Adventistische Auslandsmission. Als Spicer ihm zuhörte, kam er zu der Überzeugung, dass die Idee ein großer Segen für das Werk in Zentralafrika sein würde. Booth behauptete, dass die Region erheblich vom Einsatz „farbiger“ Mitarbeiter profitieren würde. Spicer schrieb, dass sie „einen besonderen Dienst leisten könnten, wo Weiße keinen Zugang haben“.1 Außerdem stand Booth ein Grundstück von über 800 Hektar im Wert von 25.000 US-Dollar zur Verfügung, auf dem sich Gebäude befanden, die als Missionsstation und zu vielen anderen Zwecken genutzt werden konnten. Die Eigentümer des Grundstücks, Siebenten-Tags-Baptisten, waren bereit, es den Adventisten für nur 4000 US-Dollar zu übergeben. Doch jemand musste den Missionsstützpunkt führen, das Gelände verwalten und sein Potential entwickeln.

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A D V E N T G E S C H I C H T E

Henrietta und Thomas Branch (sitzend) mit Mabel (hinten Mitte), Robert (hinten ganz links) und Paul (hinten ganz rechts).

STETS

Vorreiter

Thomas und Henrietta Branch

Die Colorado-Vereinigung empfahl eine „farbige“ Familie und war bereit, das Gehalt für sie während ihres Aufenthalts in Afrika zu zahlen, wenn die Generalkonferenz die Reisekosten übernehmen würde. Es handelte sich um den am 24. Dezember 1856 in Jefferson County, im US-Bundesstaat Missouri, geborenen Thomas H. Branch und die am 12. März 1858 in Roanoke, ebenfalls im US-Bundesstaat Missouri, geborene Henrietta Paterson, das jüngste Kind einer großen Familie. Sie heirateten am 7. Dezember 1876 in Kansas City, im US-Bundesstaat Kansas. Ihr erstes Kind, Mabel, kam 1878 auf die Welt. Bis sie sich 1892 der Adventgemeinde anschlossen, wurden im Juni 1887 Thomas und im März 1891 Paul geboren. Im Januar 1896 kam noch ihr Sohn Robert zur Welt. Vorreiter aus Colorado

Als sie von der Colorado-Vereinigung ausgesucht wurden, waren die Branches

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Adventist World | Oktober 2015

Von De Witt S. Williams

GEWESEN

Die erste adventistische afroamerikanische Missionarsfamilie in Afrika bereits Vorreiter. Henrietta hatte eine Grundausbildung in Krankenpflege erhalten und ließ sich noch weiter ausbilden, um als Missionsärztin arbeiten zu können. Thomas war ein begabter Redner, ein gewissenhafter Bibelforscher und begeisterter Mitarbeiter in der Gemeinde in Pueblo, im US-Bundesstaat Colorado. Heute bringt der Same, den er vor einem Jahrhundert ausgestreut hat, in vier großen afroamerikanischen Adventgemeinden in Pueblo und Denver reiche Frucht. Die Branches waren älter als die meisten anderen Missionare, die von der Gemeinde ausgesandt wurden. Thomas war 46, Henrietta 44 Jahre alt. Ihre unver-

heiratete Tochter Mabel war gerade 24 geworden; die drei Söhne waren 15, 11 und 6 Jahre alt, und zumindest die beiden jüngeren freuten sich auf die neue Erfahrung. Ob der älteste Sohn, Thomas, seine Eltern und Geschwister auf der abenteuerlichen Expedition begleitete, ist nicht bekannt. Da die Kirche der Siebenten-TagsAdventisten keine weiteren schwarzen Missionare nach Afrika ausgesandt hatte, waren die Branches auch hier wieder Vorreiter. Am 22. Mai wurde Thomas Branch von der Colorado-Vereinigung eingesegnet. Über ihre Abreise berichteten sie wie folgt: „Wir verabschiedeten uns sofort von den Brüdern, von unseren Mitarbeitern und


von denen, für die wir gearbeitet hatten, und reisten nach Denver, unserer ehemaligen Heimat, um uns auf die Reise vorzubereiten … Wir packten einige notwendige Dinge, verabschiedeten uns von unseren Freunden und machten uns auf den Weg nach Chicago. Dort trafen wir mit Bruder Spicer zusammen, der uns alle notwendigen Anweisungen für unsere Reise gab.“2 Auf dem Weg nach Afrika

Die Branches segelten am 4. Juni 1902, einem Mittwochmorgen, nach London, wo sie am 12. Juni eintrafen. An ihrem ersten Sabbat in England besuchten sie den Gottesdienst in Duncombe Hall, wo ihnen „von allen Brüdern ein herzlicher Empfang bereitet wurde“.3 Zwei Wochen nach ihrer Ankunft in London stachen sie erneut in See; dieses Mal in Begleitung des eigenwilligen Joseph Booth, dessen Idee und Initiative sie überhaupt erst auf diese Reise gebracht hatte. Vor ihnen lag eine siebenwöchige Seereise von Southampton nach Ostafrika, wo sie Gott in einem neuen Arbeitsfeld dienen sollten. Booth, der Rebell

An der Mündung des Sambesi wurden sie neun Tage lang vom britischen Konsul festgehalten. Das gab den Branches anscheinend die Gelegenheit zu erkennen, wer Joseph Booth wirklich war und in welche Situation er sie gebracht hatte. Es stellte sich heraus, dass Booth ein begeisterter Verfechter extrem pro-afrikanischer politischer und sozialer Gedanken war. Die Behörden waren bereits in Sorge, dass die Lehren einiger Afro-Amerikaner einen Geist der Unabhängigkeit, ja der Aufsässigkeit unter den Afrikanern erzeugten. Der Äthiopismus, eine nationalafrikanische Bewegung, kam etwa 1890 in Südafrika auf. Damals bildeten sich unabhängige afrikanische Kirchen auf der Grundlage eines eher ungewöhnlichen Verständnisses der biblischen Verheißung: „Äthiopien soll seine Hände ausstrecken zu Gott“. (Ps 68,32 EB) Die Kolonialisten setzten den Äthiopismus mit gebildeten Afroamerikanern gleich, obwohl es eher der Engländer

Joseph Booth war als der Afroamerikaner Thomas Branch, dessen Ideen und Taten mit diesem Denken in Verbindung gebracht werden konnten. Booth hatte das Buch Africa for the African geschrieben, in dem er ein Programm zur Abschaffung des britischen Kolonialismus entwarf. Er glaubte an die völlige Gleichheit der Rassen und fühlte sich von Gott dazu berufen, gegen Ungleichheit Stellung zu beziehen. Seine Industriemission war ein Weg, um die Afrikaner zu finanzieller und bildungsmäßiger Unabhängigkeit zu führen. Davon wussten weder Spicer noch die Adventisten etwas, als er ihnen das Grundstück in Afrika zum Verkauf anbot. Es bedurfte einiger Mühe, die Behörden davon zu überzeugen, dass die Branches nichts mit dem Äthiopismus zu tun hatten. Die Missionsstation Plainfield Mission verursachte große Probleme zwischen Branch und Booth. Die Branches hatten kein Interesse an Booths Plänen; sie wollten lieber unterrichten und das Evangelium verkündigen. Booth war immer in irgendeinem Projekt involviert und hatte nie genug Geld, um die Rechnungen der Mission oder das Gehalt der Branches zu zahlen. Nach nur sechs Monaten rief der Ausschuss für Auslandsmission Booth zurück und beauftragte ihn, als Buchevangelist in England zu arbeiten. Die Leitung in Plainfield

Als Booth abgereist war, arbeitete Branch allein als Direktor der Plainfield Mission, bis der Ausschuss für Mission Joseph H. Watson mit Frau und Sohn sandte, um mit Branch zusammenzuarbeiten. Doch in weniger als einem Jahr hatte das Klima Watson zugrunde gerichtet. Er starb mit 33 Jahren und wurde auf dem Gelände der Missionsstation beerdigt. Seine Frau und sein Sohn kehrten in die Heimat zurück. Branch wirkte weiter als Direktor und gründete am 14. Juli 1906 die erste Adventgemeinde in Malawi. Im Jahr 1907 gab ein anderer Missionar, Joel C. Rogers, der Missionsstation den Namen „Malamulo“, das ChichewaWort für „Gebote“. Im gleichen Jahr zogen

die Branches nach Südafrika, weil das Klima dort besser für sie war und weil sie ihre Söhne dort auf eine Schule schicken wollten. Zu ihrer großen Enttäuschung konnten ihre Söhne nicht auf die adventistischen Schulen für Weiße gehen. Deshalb und weil Henrietta Probleme mit ihrer Gesundheit hatte, kehrten sie ein Jahr später in die USA zurück. Thomas wurde wieder die Verantwortung für die Arbeit unter den Farbigen in Denver übertragen. Im Jahr 1911 wurde Branch in die OstPennsylvania-Vereinigung gerufen und hinterließ damit eine weitere Spur als Wegbereiter im Werk der Gemeinde. Er organisierte die First African Seventh-day Adventist-Adventgemeinde in Philadelphia. Später erhielt die Gemeinde den Namen Ebenezer und wurde die Muttergemeinde von fast einem Dutzend afroamerikanischer Adventgemeinden, die es heute in der Gegend um Philadelphia gibt. Henrietta Branch starb am 4. April 1913 in Philadelphia. Die Branches waren Vorreiter in Colorado, Malawi und Philadelphia. Statt auf Politik und Vorurteile konzentrierten sie sich auf die Verkündigung des Evangeliums und brachten vielen dadurch wahre Freiheit. Das bedeutende Vermächtnis, das sie der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten hinterlassen haben, ist eine Inspiration und ein bahnbrechendes Modell für die internationale Mission unserer Kirche durch alle – aus allen Herkunftsländern, in allen Zielländern – bis die ganze Welt es weiß. n 1 William A. Spicer, „The New Missionary Enterprise: Nyasaland“, Advent Review and Sabbath Herald, 27. Mai 1902, S. 17. 2 Mr. and Mrs. T. H. Branch, „Called to Africa“, Advent Review and Sabbath Herald, 15. Juli 1902, S. 20. 3 Ebenda.

DeWitt S. Williams

leitete von 1990 bis zu seiner Pensionierung 2010 Gesundheitsdienste für die Nordamerikanische Division. Er diente der Gemeinde 46 Jahre lang. Unter anderem wirkte er als Pastor und Missionar in Afrika.

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F R A G E N

Z U R

B I B E L

Sex, ernst genommen Die Frage der Todesstrafe ist besonders in westlichen Kulturen sehr sensibel, deshalb verstehe ich die Sorge hinter dieser Frage. Aber bei der Frage geht es um konkrete Fälle, die im Alten Testament gesetzlich geregelt waren. Zunächst wollen wir die Gesetzgebung verstehen, dann die Grundlage dafür klären. 1. Rechtliche Angelegenheiten: Ich werde nur auf drei konkrete Rechtsfälle eingehen. Der erste ist Ehebruch (5 Mo 22,22). Ehebruch wurde in der Antike im ganzen Vorderen Orient als große Sünde angesehen, die für den Mann und die Frau die Todesstrafe erforderte. In der Bibel wird er auch als gravierende Sünde gegen Gott, gegen den Ehemann und gegen die Gesellschaft angesehen. Durch die Todesstrafe sollte das Volk „das Böse aus Israel entfernen [ba’ar, „ausrotten, beseitigen]“. (Vers 22 GNB) Ehebruch war keine Privatangelegenheit, sondern eine Sache, die das Potential hatte, Gottes Volk zu schaden. Deshalb war es nötig, ihn aus ihrer Mitte zu entfernen. Konnte die Todesstrafe in eine geringere Strafe umgewandelt oder vom Ehepartner vergeben werden? Im Vorderen Orient der Antike war das der Fall, und es gibt Hinweise darauf, dass es auch in Israel möglich gewesen sein könnte. Sprüche 6,32–35 lässt den Schluss zu, dass der Ehemann einer finanziellen Entschädigung durch den Ehebrecher zustimmen und die Ehe – oder zumindest das Leben der beiden Ehebrecher – retten konnte (vgl. auch Hos 3,1–3). Auch konnten reuige Sünder Gottes Vergebung erfahren (Ps 51). Der zweite Fall ist der voreheliche Verlust der Jungfräulichkeit, der erst nach der Eheschließung entdeckt wird (5 Mo 22,20– 21). Der Ehemann merkte, dass seine Ehefrau, entgegen der allgemeinen Erwartung, keine Jungfrau mehr war und fühlte sich von ihr nicht nur betrogen, sondern hintergangen. Sie musste hingerichtet werden, weil sie durch ihre sexuelle Freizügigkeit [zanah, wie eine Prostituierte, Mangel an moralischer Integrität] eine Schandtat [nebalah, eine Tat, die die moralische und soziale Ordnung erschüttert] in Israel verübt hatte. Die Angelegenheit wurde wie ein Fall von Ehebruch behandelt. Der dritte Fall ist der eines Mannes, der Geschlechtsverkehr mit einer bereits verlobten Jungfrau hatte – mit ihrem Einverständnis (Verse 23–24). Auch das wurde als ein Fall von Ehebruch gesehen, der für beide die Todesstrafe vorsah. Ob es dem Ehemann in den beiden letzten Fällen möglich war, die Strafe umzuwandeln, ist nicht klar, obwohl es sein kann, dass diese Möglichkeit bestand. 2. Eine mögliche Begründung: Zu diesem Thema müssen einige Dinge gesagt werden. Erstens handelte es sich bei diesen

Warum wurden sexuelle Vergehen im Alten Testament mit dem Tod bestraft?

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Gesetzen nicht einfach um bürgerliche Angelegenheiten; sie offenbarten die Natur und das moralische Wesen Gottes. Die Todesstrafe weist darauf hin, wie ernst es Gott mit der sexuellen Moral war. Zweitens gab es für reuige Sünder immer die Möglichkeit, die Strafe in eine geringere umzuwandeln und Gottes Vergebung zu erhalten. Drittens konnte sich die Übertretung der Sexualgesetze negativ auf die Gesellschaft auswirken, indem der Ernst des Vergehens nicht gesehen und dadurch die moralische Integrität gelockert wurde. Solche Vergehen wurden als tödliche Wunden für die Familie und die soziale Ordnung gesehen, weil sie Gottes Absicht für die Menschheit bedrohten. Viertens schadete die sexuelle Freizügigkeit den beiden betroffenen Personen; sie wurden dadurch zu Werkzeugen persönlichen Vergnügens, denen der gegenseitige Respekt, die Verantwortung und die Verantwortlichkeit fehlten, die eine Ehe mit sich bringt. In einer Ehe dient der Geschlechtsverkehr dazu, einen Mann und eine Frau durch das Band göttlicher Liebe zu vereinen; außerhalb der Ehe ist er ein Zeichen für Respektlosigkeit dem anderen gegenüber und schadet dem Selbstverständnis des Paares. Fünftens ist die Sexualität nicht etwas, das uns persönlich gehört. In gewisser Weise gehört sie der Menschheit; ein Missbrauch schadet auf irgendeine Weise uns allen. Sechstens ist die Jungfräulichkeit eine Gabe, die es zu schützen gilt, bis die Sexualität im liebenden Rahmen der göttlichen Institution der Ehe zur Erfüllung kommt. Dieses Ziel wird nicht immer erreicht, doch die Gabe muss im Gehorsam Gott gegenüber bewahrt werden. Diese Gedanken sind der Welt, in der wir leben, fremd. Wenn wir uns mit dem Thema der sexuellen Moral beschäftigen, müssen wir uns fragen, wer bestimmt, was moralisch gut und richtig ist. Ist es das Rechtssystem einer säkularen Gesellschaft oder die sexuelle Freizügigkeit, die in ihr herrscht, nach dem Motto: „Das macht doch jeder!“? Für Christen ist die Antwort klar: Gott hat seinen Willen in der Heiligen Schrift offenbart. Wenn Rechtssysteme christliche Moral preisgeben, müssen wir Gott gehorchen. Denen, die von der Absicht Gottes für die menschliche Sexualität abgewichen sind, möchte ich mit Jesus sagen: „Geh hin [dir ist vergeben] und sündige hinfort nicht mehr.“ (Joh 8,11) n

Angel Manuel Rodríguez hat in unserer Kirche als Pastor, Professor und Theologe gewirkt. Er lebt jetzt im Ruhestand in Texas.


B I B E L S T U D I U M

Elia

Ein gewaltiger Mann des Glaubens Von Mark A. Finley

B I L D :

I

n diesem Monat beginnen wir eine neue Bibelstundenserie. Wir werden uns mit den großen Glaubenshelden der Bibel beschäftigen. Dabei geht es um mehr, als nur darum, Fakten über die treuen Männer und Frauen Gottes zu lernen. Wir wollen die Herausforderungen, die ihnen begegneten, und ihre Reaktionen darauf untersuchen und das Geheimnis ihres unerschütterlichen Glaubens entdecken. Wir werden aus ihren Erfolgen und Fehlern, ihren Siegen und Niederlagen, ihren Bergund Talerfahrungen lernen. Heute beginnen wir mit Elia, der uns besonders interessiert, weil er Gott in einer Zeit des Abfalls treu war und in den Himmel entrückt wurde, ohne den Tod erfahren zu haben. Wir, die wir uns darauf vorbereiten, bei der Wiederkunft Christi ebenfalls entrückt zu werden, können von diesem gewaltigen Gottesmann wichtige Dinge für unseren Glauben lernen.

1 In welcher geistlichen Verfassung befand sich das Volk Israel 1. Könige 16,29–33 zufolge zur Zeit von König Ahab und dem Propheten Elia? König Ahab regierte 22 Jahre in Israel. Er war mit Isebel, einer heidnischen Königin verheiratet. Gemeinsam führten sie das Volk Gottes zur Anbetung Baals und in tiefen Abfall. Die Bibel berichtet, dass Ahab „tat, was dem Herrn missfiel, mehr als alle, die vor ihm gewesen waren“. (V. 30) Welch ein schreckliches Vermächtnis!

2 Welche Botschaft sandte Gott in 1. Könige 17,1 durch den Propheten Elia an König Ahab? Welche Eigenschaften muss Elia gehabt haben, um solch eine schlimme Nachricht überbringen zu können? 3 Wie sorgte Gott laut 1 Könige 17,1–5 und 8–14 in der Zeit der landesweiten Hungersnot für Elia? Was lehrt uns das über Gott?

Der Refrain eines alten Glaubensliedes lautet: „Vertraue und gehorche, denn es gibt keinen anderen Weg, in Jesus glücklich zu sein, als zu vertrauen und zu gehorchen.“ Wenn wir Gott bedin-

D a n i ele

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V olterr a

gungslos vertrauen und seinen Geboten aus Liebe gehorchen, übernimmt er die Verantwortung dafür, sich um unsere Bedürfnisse zu kümmern (s. Phil 4,19). Er hält, was er verspricht. Wenn wir den Angelegenheiten seines Reiches die erste Stelle einräumen, verspricht er uns, uns mit dem zu versorgen, was wir zum Leben brauchen (s. Mt 6,28–33).

4 Welche Anweisung gab Gott Elia nach dreieinhalb Jahren? Wie reagierte Elia darauf? 1. Könige 18,1–3. 5 Wozu forderte Elia die Baalspropheten auf dem Berg Karmel in 1. Könige 18,21–24 auf? Weshalb ließ er sie deiner Meinung nach zuerst beten?

Zum Baalskult gehörte die Anbetung von Götterbildern, Sonnenanbetung und sexuelle Unmoral. Die Natur wurde über den Gott der Natur gestellt. Die Geschöpfe wurden höher geachtet als der Schöpfer. Auf dem Berg Karmel demonstrierte Elia, wie unsinnig es ist, menschliche Theorien über göttliche Offenbarung zu stellen. Humanistische Formen der Religion haben keinerlei Macht, Menschenleben zu verändern.

6 Wie reagierte Gott in 1. Könige 18,38–39 und 44–45 auf Elias Treue?

Treue zu Gott und Vertrauen in seine Versprechen bereiten uns darauf vor, seinen Segen in überreichem Maß zu empfangen.

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Was wird im Neuen Testament, in Jakobus 5,17, über Elia gesagt? Inwiefern ist er ein Vorbild für uns?

„Elia war ein schwacher Mensch wie wir.“ Er hatte Herausforderungen und Charaktermängel wie jeder andere auch. Doch durch Glauben an die Versprechen Gottes und Vertrauen in seine Macht, wurde Elia ein gewaltiger Mann des Glaubens. Aus dem Leben von Elia lernen wir etwas über Vertrauen, Gehorsam und völlige Hingabe. In der nächsten Ausgabe studieren wir noch einmal das Leben von Elia, der schließlich entrückt wurde, ohne den Tod erfahren zu haben. n Oktober 2015 | Adventist World

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LESERFORUM Gebete werden manchmal schneller als erwartet erhört. Ernie Schultz, Edmond, Oklahoma, USA

Leserbriefe „Es ist eine demutfördernde Erfahrung“

Danke für die Veröffentlichung des Interviews, das Bill Knott mit dem wiedergewählten Präsidenten der Generalkonferenz geführt hat (September 2015). Und vielen Dank, Bruder Wilson, dass du uns an die Aussage von Ellen White in den Zeugnissen für die Gemeinde erinnert hast: „Gottes Werk auf Erden wird nicht eher vollendet, bis die Männer und Frauen, die unsere Gemeinde bilden, an die Arbeit gehen und ihre Kräfte mit denen der Prediger und Gemeindeverantwortlichen vereinen.“ (Testimonies for the Church, Bd. 9, S. 117 (1909); zitiert in Im Dienst für Christus, S. 86.) Alexander Becker Frankreich Ich schätze die Gedanken des Präsidenten unserer Weltkirchenleitung im Zusammenhang mit wahrer Demut vor unserem Schöpfer und der Verbreitung der dreifachen Engelsbotschaft, wenn wir uns alle beteiligen.

Dankw

Lasst uns bitte für die Ausgießung des Heiligen Geistes in Fülle beten. Wenn wir ihn empfangen haben, können wir lieben und geliebt werden. Danke. (Isaac) B. K. Aidoo Accra, Ghana

Erstaunliches Wachstum

Am 20. Juli 2015 habe ich mich in einem Brief an Adventist World zum großen Unterschied in dem Verhältnis der Zahl der Gemeindeglieder zur allgemeinen Bevölkerung in Afrika und den USA geäußert und angeregt, einen Artikel zu diesem Thema zu bringen. Bereits 15 Tage später fand ich einen solchen Bericht in der August-Ausgabe, nämlich Pardon K. Mwansas Artikel „Erstaunliches Wachstum“! Der Artikel wurde offensichtlich schon lange vor dem Eintreffen meines Briefes vorbereitet, ein Beweis dafür, dass Gebete manchmal schneller als erwartet erhört ­werden. Ernie Schultz E dmond, Oklahoma, USA

Sein Alles für Jesus

Ich schreibe zu Dyhann Buddoo-Fletchers Artikel „Mann aus Jamaika gibt seine Rastalocken – sein Alles – für Jesus“ (August 2015). Es geht in dieser Erfahrung darum, dass der Mann aus Jamaika so sehr an die Botschaft des Evangeliums glaubt, die er in der Bibel kennengelernt hat, dass er bereit war, die Bindungen an sein altes Leben aufzugeben. Mir scheint, dass er wollte, dass es keinen Zweifel mehr an seinem Wunsch gab, Jesus durch die Taufe nachzufolgen und seine Treue nicht mehr in Frage gestellt werden konnte. Deshalb nahm er eine für alle sichtbare Veränderung vor. Solch ein Glaube und Mut ermutigen mich! Anne Oyerly B errien Springs, Michigan, USA

Engel am Werk für Südafrika

Danke für die gute Bearbeitung meines Artikels „Engel am Werk für Südafrika“ (April 2015). Ich war ein wenig enttäuscht darüber, dass nicht genug Platz war, um das Foto meines

ANLIEGEN

Bitte betet dafür, dass meine Familie einen finanziellen Durchbruch erlebt, die Vergangenheit vergisst und sich auf die Zukunft vorbereitet. Außerdem brauchen wir himmlischen Schutz. Kipkosgei, Kenia

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Bitte betet für unsere Kleingruppe. Wir wollen ungeachtet der Schwierigkeiten in unserem Gebiet die Adventbotschaft weitergeben. Außerdem würde ich gern heiraten. Perfect, Elfenbeinküste

Ich bin zutiefst enttäuscht. Ich habe Gott einige Anliegen vorgelegt, aber noch keine Antwort erhalten. Bitte betet darum, dass Gott bald antwortet. E.S.A., Brasilien Bitte betet dafür, dass meine Mutter ihre Arbeitsstelle behält. Carolina, Kolumbien

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Neffen David Otis mit seiner Familie abzubilden, die 2012 einen Missionseinsatz in Südafrika unternahmen. Dies hätte den Kreis des himmlischen Einflusses geschlossen, der im 19. Jahrhundert begonnen hatte. Eine kleine Korrektur: Nach meinen Aufzeichnungen war mein Opa David Fletcher Tarr das 11. der 15 Kinder von James und Hennah (Brent), nicht das 12. von 16. Kindern, wie im Artikel geschrieben. Elaine Tarr Dodd Collegedale, Tennessee, USA Danke

Ich bin Siebenten-Tags-Adventist und lebe in einem abgelegenen Dorf in der kenianischen Provinz Rift Valley. Adventist World zu lesen hat mich so inspiriert und berührt, dass ich die Zeitschrift gern per Post erhalten würde, um mit meinen Glaubensgeschwistern in Glauben, Leben, Hoffnung und Mission verbunden zu sein. Danke und Gott segne euch. Lel Richard Kenya Adventist World wird von der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten produziert und unentgeltlich an Gemeindeglieder verteilt. Setze dich mit deiner Vereinigung oder Division in Verbindung, um Adventist World über deine Gemeinde zu erhalten. Die Zeitschrift kann unter www.adventistworld.org in mehreren Sprachen auch im Internet gelesen werden, darunter auch Englisch. – Die Redaktion

Nahrung kontra Nahrungsergänzungsmittel Leute, die Nahrungsergänzungsmittel verkaufen, wollen uns oft glauben machen, dass es leichter und bequemer ist, solche Mittel zu sich zu nehmen, als einfach nährstoffreich zu essen. Mit einigen einfachen Nahrungsmitteln kann man sich teure Nahrungsergänzungsmittel sparen. Außerdem schmeckt Gemüse besser und sättigt besser als Pillen. Brokkoli enthält Antioxidantien, die im Kampf gegen Krebs helfen. Das in Rote Bete enthaltene Nitrat unterstützt Blutzirkulation und Kreislauf. Oligosaccharide und die vielen Ballaststoffe in Bohnen verbessern die Verdauung. F O T O s : J e a n S c h e i je n / s a n j a gje n ero

Ein 30-Sekunden Jesus, lieber Hirte, denke an uns. Lass uns ein Leib in dir sein.

Gebet

Lass Bosheit und Streit fern von uns sein, damit unsere Gemeinschaft durch nichts gehindert wird. Leserbriefe bitte an letters@adventistworld.org schicken. Bitte

klar und zum Punkt schreiben; höchstens 250 Wörter. Titel des Artikels, Ausgabe und Seitenzahl angeben; Namen und Wohnort (Stadt und Land) nicht vergessen. Redaktionelle Bearbeitung (Kürzung und Präzisierung) vorbehalten. Nicht alle Zuschriften können veröffentlicht werden.

Bitte betet für meine Gesundheit und dafür, dass ich eine Arbeit und einen passenden Ehepartner finde. Karen, Großbritannien Bitte betet für Rachel. Sie lebt nur noch in ihrem Auto und ringt mit der Entscheidung, wo sie zur Schule gehen soll. Judy, USA

Wir werden nur durch einen einzigen Erlöser gerettet. Vereine uns in heiliger, starker Liebe und lass uns barmherzig mit den Fehlern anderer umgehen. Maria Aparecida Araujo, São Paulo, Brasilien

Ich bitte um eure Fürbitte für meine Familie. Meine Frau und ich haben unsere Arbeit verloren, wir brauchen Geld, damit unsere Tochter auf eine weiterführende Schule gehen kann, und wir haben einen sieben Monate alten Sohn. Bitte betet dafür, dass Gott Türen für uns öffnet, damit wir Arbeit bekommen und für unsere kleine Familie sorgen können. Fredrick, Kenia

Gebetsanliegen sowie Lob und Dank für erhörte Gebete bitte an prayer@adventistworld.org schicken. Anliegen bitte kurz und präzise formulieren, höchstens 50 Wörter. Kürzung und Präzisierung vorbehalten. Nicht alle Anliegen werden veröffentlicht. Bitte Namen und Land nicht vergessen. Gebetsanliegen können auch gefaxt oder per Post geschickt werden. Fax: 1-301-680-6638. Postanschrift: Adventist World, 12501 Old Columbia Pike, Silver Spring, MD 20904-6600 USA

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LESERFORUM

Vor

89 Jahren

Am 2. Oktober 1926 wurde im Haus von Marius Raspal die erste offizielle Sabbatschule in Madagaskar abgehalten. Das Interesse am adventistischen Glauben in Madagaskar entstand 1917, als André Rasamoelina, ein Schulinspektor für protestantische Schulen, einen jungen Mann namens Tuyau kennenlernte, der mehrere adventistische Versammlungen auf Mauritius besucht hatte. Rasamoelinas Interesse war geweckt und er schrieb an Paul Badaut, den ersten Missionar auf Mauritius. Die Adresse hatte er von Tuyau erhalten. Badaut schickte Rasamoelinas Namen und Adresse weiter an die Generalkonferenz. Im Dezember 1918 schickte J. L. Shaw adventistisches Schrifttum zu Rasamoelina. Nach weiterem Schriftverkehr erhielt Rasamoelina 1919 weitere Literatur von der Abteilung für Heimatmission, darunter auch eine Ausgabe des Buches Der bessere Weg von Ellen White. Rasamoelina übersetzte das Buch in seiner Freizeit in die madagassische Sprache. Im Juli 1922 besuchte Raspal, ein adventistischer Missionar auf Mauritius, Rasamoelina für zehn Tage und gab ihm Bibelstunden. Die Generalkonferenz stellte 800 US-Dollar für die Veröffentlichung von Rasamoelinas Übersetzung des Buches Der bessere Weg zur Verfügung.

Aaah Sagen

Positive Gefühle wie Ehrfurcht oder Bewunderung stehen womöglich in Verbindung mit Proteinen, die dem Immunsystem signalisieren, intensiver zu arbeiten und damit Symptome einer labilen Gesundheit oder Depression zu mildern. Forschungen der University of California in Berkeley zufolge können Bewunderung hervorrufende Aktivitäten wie ein Spaziergang in der Natur, das Betrachten von Kunstwerken oder das Hören von Musik die Gesundheit verbessern und die Lebenserwartung erhöhen. Quelle: Emotion/The Rotarian F oto : F reeIm a ges . com / D a n n y de B ru y n e

Rezeptpflichtig

Gesundheit Durch intensive Bewegung wie Laufen, Radfahren, Holzhacken oder Schneeschaufeln werden bekanntermaßen Kalorien verbrannt. Es gibt aber noch weitere Vorteile: Herz und Ausdauer werden gestärkt. Das Risiko, an Diabetes oder Herzkrankheiten zu erkranken, wird verringert. Durch die Regulierung von chemischen Substanzen, die wichtig für das Erfassen und Speichern von Informationen sind, wird die Auffassungsgabe geschärft. Quelle: Women’s Health F oto : F reeIm a ges . com / J oel R or a b a ug h

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Die Anzahl von Menschen, bei denen 2014 das Polio Virus nachgewiesen wurde – bei einer Weltbevölkerung von über sieben Milliarden. 10 Schluckimpfungen gegen Polio kosten nur 1 US-Dollar. Quelle: The Rotarian F oto :

C D C

G lob a l

He a lt h


5O 5O W Ö R T E R – N I C H T M E H R Meine Lieblings...

Person in der Bibel

n Gott vergab David und war trotz dessen Missetaten

immer für ihn da. Ich bin froh zu wissen, dass ich mich auf Gott verlassen kann. Wie David bin ich anfällig für Fehler. Aber ich erkenne, dass Gott andere Pläne für mich hat. Ich möchte, dass Gott mein Leben führt. Rachel, Frankreich n Meine Lieblingsperson in der Bibel ist Josef. Als er

gehorsam im Auftrag seines Vaters unterwegs war, landete er unschuldig im Gefängnis. Doch durch Gottes Eingreifen wurde er Premierminister in einem fremden Land. Seine Geschichte begeistert mich. Gloria, Kumasi, Ghana n Meine Lieblingsperson in der Bibel ist Jesaja. Er war

mutig und entschieden. In unserer heutigen Zeit voller Versuchungen, Fallen und den Verlockungen der Technik gibt es nicht mehr viele Menschen wie ihn. Tayo, Lagos, Nigeria n Meine Lieblingsperson ist Königin Esther. Sie war

mutig und vertraute in jeder Situation auf Gott. Sie trat vor König Ahasveros ohne zu wissen, ob es sie das Leben kosten würde. Ich möchte mein Leben in jeder Situation Gott anvertrauen. Esther, Österreich Das nächste Mal schreibt uns etwas über eure Lieblingsverheißung in der Bibel. Schreibt an letters@AdventistWorld.org und in die Betreffzeile: „50 Words“.

„Siehe, ich komme bald …“

Unser Auftrag ist es, Jesus Christus zu erhöhen und Siebenten-Tags-Adventisten überall im Glauben und Leben, in ihrer Hoffnung und Mission zu einen. Herausgeber: Adventist World ist eine internationale Zeitschrift der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Sie wird herausgegeben von der Nordasien-Division der Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten. Geschäftsführender Herausgeber: Bill Knott Mitherausgeber: Claude Richli Internationaler Verlagsleiter: Chun Pyung Duk Herausgeberausschuss: Ted N. C. Wilson, Vorsitz; Benjamin D. Schoun, stellvertretender Vorsitzender; Bill Knott, Sekretär; Lisa Beardsley; Daniel R. Jackson; Robert E. Lemon; Geoffrey G. Mbwana; G. T. Ng; Juan Prestol; Michael Ryan; Ella S. Simmons; Mark Thomas; Karnik Doukmetzian, Rechtsberater Koordinationsausschuss: Lee Jairyong, Vorsitz; Akeri Suzuki; Kenneth Osbom; Guimo Sung; Glenn Mitchell; Chun Pyung Duk Chefredakteur: Bill Knott V. i. S. d. P. (deutschsprachige Ausgabe): Elí Diez-Prida, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg Redakteure in Silver Spring, Maryland, USA: Lael Caesar, Gerald A. Klingbeil (stellvertretende Chefredakteure), Sandra Blackmer, Stephen Chavez, Andrew McChesney, Kimberly Luste Maran Redakteure in Seoul, Korea: Chun, Jung Kwon; Choe, Jeong-Kwan Redakteur der Online-Ausgabe: Carlos Medley Technische Koordination: Merle Poirier Finanzmanagerin: Rachel J. Child Editors-at-large: Mark A. Finley; John M. Fowler Redaktionsassistentin: Marvene Thorpe-Baptiste Leserservice: Merle Poirier Layout und Design: Jeff Dever, Brett Meliti Berater: Ted N. C. Wilson, G T Ng, Robert E. Lemon, Delbert W. Baker, Guillermo E. Biaggi, Lowell C. Cooper, Daniel R. Jackson, Geoffrey G. Mbwana, Armando Miranda, Pardon K. Mwansa, Michael L. Ryan, Blasious M. Ruguri, Ella S. Simmons, Alberto C. Gulfan jr, Erton Köhler, Jairyong Lee, Israel Leito, John Rathinaraj, Paul S. Ratsara, Barry D. Oliver, Benjamin D. Schoun, Artur A. Stele, Bruno Vertallier, Gilbert Wari, Bertil A. Wiklander Verlag der deutschsprachigen Ausgabe: Saatkorn-Verlag GmbH, Abt. Advent-Verlag, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg Übersetzung ins Deutsche: Frauke Gyuroka, Graz Layoutanpassung der deutschsprachigen Ausgabe: Sylvia Mucke, Ingo Engel, München Druck der deutschsprachigen Ausgabe: Thiele & Schwarz GmbH, Werner-Heisenberg-Str. 7, 34123 Kassel Rötzerdruck, Mattersburgerstr. 25, 7000 Eisenstadt (Österreich) Autoren: Wir freuen uns über Beiträge. Unsere Anschrift: 12501 Old Columbia Pike, Silver Spring, MD 20904-6600, USA. E-Mail: worldeditor@gc.adventist.org, Website: www.adventistworld.org Die Bibelzitate sind – falls nichts anderes vermerkt ist – der Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers (revidierter Text 1984), durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 2007 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, entnommen. Adventist World erscheint monatlich und wird in Korea, Brasilien, Indonesien, Australien, Argentinien, Deutschland, Österreich und den USA gedruckt. 11. Jahrgang, Nr. 10

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* Isaac Bediako ist Landwirt in Nkoranza, Westghana. Er hat seit 2006 über 130.000 Exemplare von Adventist World in Nachbardörfern verteilt und so mitgeholfen, Hunderte von Menschen zu Christus und über 40 in die Adventgemeinde zu führen.

Jeden Monat gelangt Adventist World in diese engagierten Hände. Isaac Bediako* liest Adventist World, um mit seiner Gemeindefamilie auf der ganzen Welt Kontakt zu halten. Auch du kannst auf die gleiche Weise mit deiner Glaubensfamilie in Verbindung bleiben. Wenn du Adventist World nicht regelmäßig kostenlos bekommst, frage den Büchertischverwalter deiner Gemeinde danach.

Eine Familie. Eine Welt. Adventist World.


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