Ein weiter gemeinsamer Weg 75 Jahre Saint-Gobain ISOVER
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Ein kurzer Blick zurück Vorwort
2012 feiert Saint-Gobain ISOVER sein 75-jähriges Bestehen. Ist es angebracht, in unserer kurzlebigen Zeit überhaupt einen Gedanken an solche Jahrestage zu verschwenden? Geht es nicht einfach darum, nach vorn zu blicken und jeden Tag sein Bestes zu geben? Ich finde: Gerade in unserer Zeit ist es richtig und wichtig, ein Jubiläum zu feiern. Einerseits ist es nicht selbstverständlich, dass ein Schweizer Industriebetrieb schon so lange erfolgreich bestehen kann. Darüber dürfen wir uns mit gesundem Selbstbewusstsein freuen. Andererseits bietet uns das Jubiläum die gute Gelegenheit, allen unseren Partnern und Mitarbeitenden für ihren Beitrag zum Erfolg von Saint-Gobain ISOVER zu danken. Der Blick auf die Geschichte zeigt uns darüber hinaus, dass unsere Umwelt sich ständig verändert und wir jeden Tag gefordert sind, um mit diesen Veränderungen Schritt zu halten. Dies ist die Konstante in der Welt von früher, heute und morgen. Wenn Sie diese Broschüre durchblättern, werden Sie feststellen, dass unser Unternehmen nicht nur Schritt gehalten hat, sondern dank Innovationen oft auch voraus ging. Also feiern wir unser Firmenjubiläum und werfen einen Blick auf 75 Jahre Saint-Gobain ISOVER – mit Dankbarkeit und Stolz!
Richard Krebs | CEO Saint-Gobain ISOVER AG
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Fokussierung sichert den Erfolg Die Produkte von Saint-Gobain ISOVER
Bereits 1713 stellte René-Antoine Réaumur fest, dass man Glas zu hauchdünnen Fäden ziehen kann. Der französische Naturwissenschaftler erkannte, dass sich diese Fäden zu Textilien verarbeiten lassen. Glasseide war zunächst denn auch das Kerngeschäft der 1937 gegründeten Glasfasern AG, die heute Saint-Gobain ISOVER heisst.
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Vom Allrounder für Glasgewebe … Zunächst stellt die 1937 gegründete Glasfasern AG nur Glasseide her. 1940 nimmt sie zusätzlich die Produktion von Glaswolle auf. Die zwei Rohprodukte unterscheiden sich durch das Herstellverfahren und die Faser: Glaswollfasern sind kürzer und dicker. Die Glasfasern des jungen Unternehmens werden bei vielen Anwendungen eingesetzt, zum Beispiel zu Matten verarbeitet für die thermische und akustische Dämmung in Gebäuden und von Leitungen. Doch die Glasfasern AG betreibt auch Band- und Tuchwebmaschinen und stellt selbst Glasfasertextilien her, die sie unter dem Namen Vetrotex vertreibt. Die Produkte von Vetrotex dienen der elektrischen Isolation von Kabeln, als Korrosionsschutz, als Filtergewebe für Säuren und zur Verstärkung von Kunststoffen – zum Beispiel in Helmen, Autokarosserien oder Bootsrümpfen. Im Bereich des Textilglases ist die Konkurrenz allerdings gross. 1969 entscheidet sich die Glasfasern AG deshalb, die veralteten Anlagen nicht
mehr zu erneuern und aus diesem Geschäft auszusteigen. Zwei Jahre später wird die Produktion von Textilglas eingestellt. Die meisten Beschäftigten wechseln in die Produktion von Glaswolldämmung, die dank eines neuen Herstellverfahrens seit 1961 floriert. … zum Spezialisten für Glaswoll-Dämmung Seither konzentriert sich Saint-Gobain ISOVER AG ganz auf Dämmmaterial aus Glaswolle für Dächer, Wände und Böden sowie für industrielle Anwendungen. Glaswolle eignet sich ausgezeichnet zur thermischen und akustischen Dämmung. Seine geringe Wärmeleitfähigkeiten verdankt das Material einem einfachen Prinzip, das oft auch in der Tierwelt vorkommt: das Gewebe aus feinsten Fasern schliesst Luftkammern ein, die den Wärmeverlust wirkungsvoll verhindern – genau wie das Federkleid der Vögel. Darüber hinaus ist Glaswolle feuerbeständig, chemisch neutral, leicht, geschmeidig, einfach zu verarbeiten und alterungsbeständig. Saint-Gobain ISOVER führt ein Sortiment mit über 400 Produkten und hält mit dieser umfassenden Palette für alle Anwendungsbereiche und für jedes Bedürfnis das passende Erzeugnis bereit. Dämmmaterial ist in zahlreichen Breiten, Längen, Dicken und Dichtigkeiten, als Matten, Platten, Streifen oder lose Wolle erhältlich. Je nach Einsatzgebiet werden ISOVER-Produkte mit einer Dampfbremse aus Papier oder Glasvlies beschichtet. Spezialisten arbeiten kontinuierlich daran, die guten ISOVER-Produkte noch besser zu machen. Die neuesten Produkte erreichen mit noch weniger Material oder weniger dicken Matten eine bessere Dämmleistung. Ein Durchbruch ist der Firma kürzlich auch bei den Bindemitteln gelungen. Bei den neuen, naturfarbenen Platten verwendet Saint-Gobain ISOVER ein Bindemittel aus pflanzlichen, nachwachsenden Rohstoffen.
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Wachstum dank Innovation Die Produktion bei Saint-Gobain ISOVER
Seit 1939 produziert Saint-Gobain ISOVER in Lucens. In den vergangenen sieben Jahrzehnten vergrösserte sich das Werksgelände um das Siebenfache auf heute 100’000 m2 – der Wert der produzierten Ware stieg von knapp 300’000 auf knapp 80 Millionen Franken an. Dieses enorme Wachstum verdankt das Unternehmen auch seiner Pionierrolle bei der Entwicklung neuer Produktionsverfahren.
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Pioniergeist und Handarbeit … 1933 nimmt Verisolant SA in Henniez die Produktion auf. Vier Jahre später geht die Firma Konkurs. Im gleichen Jahr wird unter Beteiligung des Industriekonzerns Saint-Gobain die Glasfasern AG gegründet und das Werk in Henniez übernommen. Allerdings erweist sich das Werksgelände als wenig geeignet: Es ist abschüssig, lässt sich nicht vergrössern und kann auch nicht direkt mit der Bahn erschlossen werden. Deshalb erwirbt das Unternehmen 1938 in Lucens Land und baut darauf ein neues Werk.
Hager-Maschinen hergestellten Fasern recht grob sind, sucht Saint-Gobain nach einer neuen Methode. Der Konzern entwickelt in den 1950er-Jahren das TEL-Verfahren. Lucens testet das neue Verfahren 1953 als erstes Werk des Konzerns, und 1961 löst TEL die Produktion mit dem Hager-Verfahren endgültig ab.
1939 eröffnet die Glasfasern AG in Lucens ihr neues Werk mit Bahn anschluss. Das Gebäude misst 61 auf 29 Meter, die Produktionsfläche beträgt 1700 m2. Sie wird bis 1995 laufend auf 14’000 m2 erweitert. Das Werksgelände wächst von 13’682 m2 auf 100’000 m2.
… führen zum perfekt automatisierten Prozess Bis heute hat sich das TEL-Verfahren nicht mehr grundsätzlich verändert, doch die Produktion wurde laufend ausgebaut, ist inzwischen vollständig automatisiert und wird von hoch qualifiziertem technischen Personal überwacht – von der Produktion der Glaswolle bis zur Verpackung der fertigen DämmstoffPlatten. Heute produzieren eine Wanne und sechs Zerfaserungsmaschinen rund um die Uhr.
Etwas verzögert durch die Generalmobilmachung, nimmt die Glasfasern AG 1939 in Lucens die Produktion auf. Das Unternehmen produziert Glasseide mit dem Gossler-Verfahren; dabei wird heisses Glas mechanisch zu einem durchgehenden Faden in die Länge gezogen und auf eine Walze aufgewickelt. Vier Gossler-Poduktionseinheiten werden aus Henniez überführt, bis 1947 kommen weitere sechs Maschinen hinzu.
Hier drehen sich Schleuderringe aus hitzefestem Stahl um eine senkrechte Achse. Die Zentrifugalkraft presst die Glasschmelze durch kleine Löcher von einem Millimeter Durchmesser in den Ringen – das Glas zerfasert in viele Fäden. Um die Fasern noch dünner zu machen, werden sie in einem heissen Gasstrom weiter ausgezogen. Danach sind sie drei bis fünf Tausendstel Millimeter dünn und damit rund 20 Mal feiner als ein Haar.
Ab 1940 produziert die Glasfasern AG auch Glaswolle, die durch Zerfaserung entsteht. Weil aber die mit
In der Glasproduktion ist die gleichmässige Mischung der Rohstoffe entscheidend. Früher sorgten Arbeiter mit Schaufel, Eimer und Schubkarren dafür. 1943 wird eine erste Mischmaschine installiert, die 1973 durch eine voll automatisierte Anlage ersetzt wird. Auch die Weiterverarbeitung der Glasfasern zu Dämmmatten wird anfänglich von Hand erledigt: Die Matten werden manuell geschichtet und dann genäht.
Nach dem Ausziehen werden die Fasern mit Bindemittel besprüht und in einem 250°C heissen Tunnelofen durch Polymerisierung des Bindemittels zu einer Matte gebunden. Einige Produkte werden anschliessend beschichtet, danach wird die Matte mit einem Hochdruckwasserstrahl auf die gewünschte Breite und mit einer Schlagschere auf die richtige Länge zugeschnitten. Zuletzt werden die Dämmstoffe gerollt oder gestapelt, verpackt und palettiert – alles automatisch.
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Die wichtigste Ressource Arbeiten bei Saint-Gobain ISOVER
Die Arbeit und die Arbeitsbedingungen haben sich bei Saint-Gobain ISOVER seit 1937 stark verändert. Zwei Dinge aber sind gleich geblieben: Zum einen entscheiden das Wissen und Können der Mitarbeitenden über den Geschäftserfolg. Zum anderen setzt sich das Unternehmen seit seiner Gründung dafür ein, seinen Mitarbeitenden beständige und sichere Arbeitsplätze zu fortschrittlichen Bedingungen anzubieten.
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Vom Fabrikarbeiter … Als die Glasfasern AG in Henniez die Produktion aufnimmt, beschäftigt sie rund 15 Personen. Schon vor dem Krieg stellen die Frauen rund die Hälfte der Belegschaft. Trotzdem muss die Arbeit in Lucens zu Beginn der Generalmobilmachung für zwei Wochen unterbrochen werden, weil viele Männer fehlen. Bis etwa 1960 bleibt der Frauenanteil im Unternehmen hoch. 1946 unterzeichnen die Glasfasern AG und die Vorläuferin der Gewerkschaft UNIA einen Gesamtarbeitsvertrag, der seither periodisch geprüft wird. 1944 beschliesst man über eine paritätisch finanzierte Krankenversicherung, und zu Beginn des Jahres 1946 wird eine firmeneigene Vorsorgeeinrichtung mit dem Namen «Caisse de Prévoyance» eingerichtet. Sie erlaubt dem Unternehmen, auch die Renten nach eigenen sozialen Massstäben zu gestalten. In den 1950er-Jahren werden die Arbeitskräfte in der Schweizer Industrie knapp; auch die Glasfasern AG stellt erste Fremdarbeiter ein. Bis zu den 1980er-Jahren wächst deren Anteil auf rund die Hälfte der 120 Mitarbeitenden. Bis 1970 ist es üblich, dass die Arbeiter zur Monatsmitte einen Anteil des Lohns erhalten und zum Monatsende den Rest. Ausbezahlt wird der Betrag bar in Lohntüten, die der Direktor in
seiner Aktentasche von Lausanne nach Lucens transportiert. Später stellt das Unternehmen auf eine einmalige Zahlung zum Monatsende um, die von der Post nach Hause gebracht wird. In der Glasverarbeitung müssen die Öfen technisch bedingt rund um die Uhr betrieben werden. Das technische Personal arbeitet deshalb seit jeher in drei Schichten. Im Lauf der Zeit hat sich aber die Arbeitszeit stark verringert: Sie sinkt von anfänglich 48 Wochenstunden auf 40 im Jahr 1992. … zum qualifizierten Prozessverantwortlichen Heute arbeiten bei Saint-Gobain ISOVER rund 165 Beschäftigte; die Mehrheit von ihnen stammt aus der Broye. Etwa zwei Drittel aller Mitarbeitenden sind in der Produktion beschäftigt, ein Drittel ist in der Verwaltung und im Verkauf tätig. Sie alle verbindet, dass sie den familiären Umgang schätzen und dem Unternehmen lange treu bleiben – im Schnitt während zwölf Jahren. Deshalb bleiben dem Unternehmen wertvolle Erfahrung und über Jahre erarbeitetes Fachwissen erhalten. Im Lauf der Zeit ist die Arbeit im Werk immer anspruchsvoller geworden. Heute haben die meisten Mitarbeitenden in der Produktion eine technische Ausbildung. Alle sind auf einen bestimmten Prozess im komplexen Produktionsablauf spezialisiert. Damit sich auch die Mitarbeitenden innerhalb des Unternehmens entwickeln können, setzt Saint-Gobain ISOVER rund ein Prozent der gesamten Lohnsumme für die Weiterbildung ein und organisiert interne Schulungen sowie Management- und Sprachkurse mit externen Ausbildnern. Das Unternehmen bietet zudem rund ein Dutzend Lehrstellen für kaufmännische Angestellte, Polymechaniker, Laboranten, Logistiker und Informatiker an. Die Beziehung zwischen Saint-Gobain ISOVER und seinen Mitarbeitenden ist geprägt von gegenseitigem Vertrauen und gemeinsamen Wertvorstellungen. Diese Werte sind in den «Verhaltens- und Handlungsprinzipien» des Konzerns Saint-Gobain explizit festgehalten. Die Mitarbeitenden sind durch ihre aktiven Kommissionen vertreten, die in regelmässigen Sitzungen mit der Direktion im Austausch stehen.
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Chronologie Die Geschichte von Saint-Gobain ISOVER
1933
Verisolant SA nimmt die Tätigkeit auf. Das Unternehmen stellt mit dem Gossler-Verfahren Glasseide her und verarbeitet diese zu verschiedenen Produkten.
1937
Das Unternehmen geht Konkurs und wird unter Beteiligung von Saint-Gobain neu gegründet. Es firmiert fortan unter dem Namen Glasfasern AG.
1939
Die Produktion wird von Henniez ins neue Werk Lucens verlegt.
1940
Die Glasfasern AG beginnt, mit dem Hager-Verfahren Glaswolle herzustellen.
1943
Die erste mechanische Mischmaschine für Rohstoffe und eine Zuführung mit Förderband werden installiert.
1946
Die Glasfasern AG unterzeichnet mit der Vorläuferin der Gewerkschaft UNIA einen Gesamtarbeitsvertrag, der seither periodisch geprüft wird.
1953
In Lucens findet der erste industrielle Versuch zur Herstellung von Glaswolle mit dem neuen TEL-Verfahren statt.
1961
Das TEL-Verfahren löst das Hager-Verfahren ab.
1971
Die Produktion von Glasfasertextilien wird eingestellt.
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1973
Im Werk wird eine moderne Misch- und Zuführanlage für Rohstoffe in Betrieb genommen.
1974
Glasfasern AG wird in FIBRIVER AG umbenannt. Im selben Jahr wird eine Rauchreinigungsanlage eingebaut.
1976
Die elektronische Datenverarbeitung hält Einzug.
1985/86
1986
1992/93
Ofenbau: neu wird der Ofen mit Strom beheizt.
FIBRIVER AG wird zu ISOVER AG.
Der Altglasanteil der ISOVER-Produkte überschreitet die 50% -Marke.
2001
Die ISOVER AG wird in Saint-Gobain ISOVER AG umbenannt.
2003
Eine vollautomatische Palettieranlage wird montiert.
2004
Um die palettierten Produkte besser lagern zu können, kauft das Unternehmen weitere 11’500 m2 Land.
2007
Rekord: erstmals werden mehr als 32’000 Tonnen Glaswolle produziert. Zum ersten Mal werden die «ISOVER ENERGY EFFICIENCY The Best of Awards» verliehen.
2009
Lancierung der «CPI – Weiterbildungsplattform für nachhaltiges Dämmen».
2011
Einführung eines neuen, pflanzlichen Bindemittels.
Saint-Gobain ISOVER AG Rte de Payerne 1, 1522 Lucens, info@isover.ch, www.isover.ch