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Ausgabe 1 | M채rz 2010 | www.ju-stormarn.de | Kostenlose Ausgabe
Das Mitgliedermagazin der Jungen Union Stormarn
profil los?
Das Profil der Union | sozialer, liberaler oder doch wieder konservativer? Wohin steuert der Iran? | ein Einblick in die aktuelle Lage Stille Zeugen | warum die T채ter viel zu oft 체ber den Opfern stehen
EDITORIAL
WERKBERICHT
Die ersten Ansätze gab es sogar vor den ersten guten Vorsätzen. Schon vor Weihnachten legten wir den Grundstein für diese, neueste Ausgabe des Blickwinkels. Die Vorsätze für das neue Jahr wurden also gleichsam zu Fortsätzen degradiert, denn wie von den Pessimisten unter uns gefürchtet ging das Konzept der nächsten Ausgabe über die Feier- und Urlaubstage im, noch schneefreien Winterpanorama der Alpen und in einer gewissen Ignoranz seitens der meisten Angesprochenen verloren. Da der Blickwinkel nun wieder einmal einen Personalwechsel zu beklagen aber auch zu feiern hat, sei hier auf die prächtige Arbeit und nun den Abschied von unserem langjährigen Redakteur Johan v. Hülsen hingewiesen, unter dessen Führung auch dieses Magazin den Sprung hin zum Farbdruck und hinein ins neue Jahrzehnt gemeistert hat. Ebenso wie auf unseren neuen Redakteur Thorben Ole Hellweg, auf dessen eingängige Artikel und Diskussion wir uns noch freuen können.
ZUM TITEL
Immer wieder und in jüngster Zeit auch immer heftiger taucht die Frage nach einem Profil auf, nicht etwa nach dem, schon zur Genüge breitgeredeten, Schul- oder besser Oberstufenprofil ist die Rede. Nein, vielmehr einem inhaltlichen Profil, dessen Abwesenheit vielerorts beklagt und kritisiert wird. Die CDU nimmt mehr und mehr eine Monopolstellung als einzige, wirklich noch vorhandene Volkspartei ein, aber gleichsam beginnt ihr Profil mehr und mehr zu verschwimmen. Oder kommt das nur so vor, ist vielmehr unser Urteilsvermögen unscharf oder falsch eingestellt? Auf diese und andere Fragen wollen wir in dieser ersten Ausgabe im zweiten Jahrzehnt des zweiten Jahrtausends eingehen. Und wenn wir schon nicht alle davon beantworten, so können wir vielleicht Anregung oder Meinung bilden.
L AGE DER NAT I O N
Ein neues Jahrzehnt ist immer geprägt von den letzten großen Ereignissen des Vorangegangenen und so wirft auch das Letzte, nun noch sehr deutlich, seine Schatten, aber auch sein Licht, auf das noch junge Neue. Für unsere Republik kommt ein Regierungswechsel in einer seit elf Jahren erstmals wieder auftauchenden Koalitionssituation hinzu. Wie gehen die Deutschen damit um, was brachte der Wahlkampf, was bringt uns nun die neue Regierung? Ausgabe 1 / 2010
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Hubertus J. Schwarz Redaktion 3
I N H A LT
international
titelthema
Atommacht Iran? 6 Afrika am Ball 10
Die CDU liberaler oder konservativer 16 Der Weg ist das Ziel 18 Gebt mir ein Gesicht! 22
6 16
weg weiser 4
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I N H A LT
deutschland Die neue Kristina Schröder 24 Stille Zeugen 26
26 Foto: BMFSFJ
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Ausgesperrt 2.0 30 Bargteheide Aktuell 32 Der Kreisvorstand 2010 34 Lütjensee Seminar 2009 36 Rückblicke 38
Lasst es nicht so weit kommen! 40 Energiedebatte 42 Johan - Ein Abschied 44
kreisverband vermischtes Ausgabe 1 / 2010
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INTERNATIONAL
Atommacht
IRAN?
Der Iran als neues, altes Schreckgespenst. Wie mit einer Nation umgehen, die sich anschickt in den Kreis der Atommächte einzutreten? und tut sie es überhaupt.
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ür den Westen ist Mahmud Ahmadinedschad, ultrakonservativer Präsident der Islamischen Republik Iran, ein Schreckgespenst. Denn sein Regime, das sich mit diktatorischen Mitteln an der Macht hält, innenpolitisch einen radikalen Islam zu integrieren versucht, außenpolitisch die völlige Vernichtung des Staates Israel fordert und zudem noch den Holocaust leugnet, versucht mit allen Mitteln zur Atommacht zu werden. Ahmadinedschad gilt weltweit als eine der gefährlichsten Personen überhaupt. Seit 2005 ist der 54 Jahre alte Sohn einer provinzialen Familie im Iran an der Macht. Seine Machtergreifung war von Anfang an umstritten, erreichte er als Kandidat der Religiös-Konservativen doch doppelt so viele Stimmen, wie nach Hochrechnungen zu erwarten waren. Doch Ahmadinedschad genießt in den Provinzen viel Vertrauen. Das liegt zum einen an seiner ländlichen Herkunft, zum anderen an seinem Versprechen, die Lebenssituation der Landbevölkerung verbessern zu wollen, z.B. durch eine durchgehende Energieversorgung. Nicht seine Versprechen an die Provinzen sind es, die für Angst und Schrecken in den westlichen Staaten sorgen. Es sind seine radikalen Äußerungen gegenüber den USA und Israel. Ahmadinedschad steht für einen ausgeprägten Antisemitismus, seine Drohungen gegenüber „dem zionistischen Regime in Jerusalem“ , mit denen er im Nahen
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Osten nicht alleine steht, geben Anlass zur Sorge – denn unter seiner Führung begeht der Iran eine massive militärische Aufrüstung. So besitzt der Iran mittlerweile Interkontinentalraketen, seit Februar 2010 Tarnkappenflugzeuge, die für das Radar praktisch unsichtbar sind, sowie seit neuestem auch Drohnen – unbemannte Kampfflugzeuge – die israelisches Territorium erreichen können. Doch das Schlimmste: Das iranische Regime steht im Verdacht, im Rahmen eines Atomprogramms zur Energiesicherung den Bau von Atomwaffen anzustreben.
Der Iran hat ein großes Energieproblem Als einer der größten Ölexporteure besitzt der Iran nicht genug Raffinerien, um das eigene Land mit Energie zu versorgen. Folglich exportiert der Staat zuerst das Rohöl, um Energie und Benzin dann wieder teuer aus dem Ausland einzukaufen. Das hemmt die wirtschaftliche Entwicklung massiv; die Inflation liegt bei ca. 15%. Und so schickt sich der Iran an, in den Kreis der Atommächte aufzusteigen. Die Nutzung der Atomenergie soll, so Teheran, rein friedlich erfolgen – also in der Medizin und in der Stromversorgung. In Verbindung mit Ahmadinedschads Kriegsrhetorik gegenüber dem Westen, der militärischen Aufrüstung des Landes und dem Erstarken der Ahmadinedschad treu ergebenen Revolutionsgarden
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– einer paramilitärischen Organisation zur Wahrung der Errungenschaften der Islamischen Revolution – schleicht sich aber der Verdacht ein, dass dieses Atomprogramm nicht nur für friedliche Zwecke genutzt wird.
einer bedeutenden Regionalmacht im Nahen Osten entwickelt hatte, von sowjetischen und britischen Truppen besetzt. Der Schah musste unter dem Druck der Besatzer abdanken; sein Sohn wurde inthronisiert.
Mit Schrecken vernahm die Welt dann auch die Nachricht der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, die am 18.02. mitteilte, dass nach ihr vorliegenden Informationen der Iran Nuklearsprengköpfe und neue Raketensysteme entwickelt. Mit Sicherheit kann in diesem Konflikt nichts gesagt werden. Teheran verweigert den Inspekteuren der Vereinten Nationen den Zutritt zu den Anlagen; diese liegen zum Schutz vor Angriffen und Sabotageakten in geheimen, unterirdischen Anlagen im gesamten Iran verstreut.
Selbiger trat alsbald in den Krieg gegen das Deutsche Reich ein. Nach dessen Ende verließen die Briten das Land, nicht ohne wichtige Wirtschaftsbereiche den eigenen Unternehmen zuzuschanzen, während die Sowjets das Land erst nach heftigen Protesten des Westens verließen.
Sollte der Iran in den Besitz von Atomwaffen gelangen, steht die Weltgemeinschaft vor einem großen Problem. Der Westen, der ja erklärter Feind der Islamischen Republik Iran ist, muss sich fragen, wie darauf zu reagieren ist.
Zum Land Der Iran hat eine bewegte und lange Geschichte. Lange Zeit stand das in Europa noch vielen als „Persien“ geläufige Land unter der Vorherrschaft von verschiedenen – teils ausländischen – Herrscherdynastien.
Die wirtschaftliche Entwicklung des Landes blieb in den Folgejahren auf der Strecke. Der in der Bevölkerung ungeliebte Schah, der bald aufgrund von Wirtschaftskrise, sowie Streitigkeiten mit seinem Premierminister Mossadegh im Jahre 1953 das Land verlassen musste, wurde kurz darauf durch die CIA wieder an die Macht geputscht. Ab 1963 nahm der Schah im Rahmen der sogennanten „Weißen Revolution“ die wirtschaftliche Entwicklung, sowie soziale Reformen in Angriff. Die industrielle Revolution im Iran führte zu Spannungen mit den konservativen, schiitischen Kräften im Staat. Nach Anschlägen und gewaltsamen Umsturzversuchen sah sich der Schah 1979 gezwungen, den Iran zu verlassen. Der Revolutionsführer Ajatollah Chomeini wurde zum neuen Staatsoberhaupt. Die Islamische Revolution hatte zu diesem Zeitpunkt schon gesiegt. Mit seiner Machtergreifung verschlechterte sich die Beziehung zum Westen rapide.
Mit Beginn der Neuzeit veränderte sich auch die Bedeutung des Irans. Durch Ölfunde und eine beginnende Industrialisierung entwickelte sich das ehemals islamische Kalifat zu einem stark am Westen orientierten modernen Staat. Die daraus resultierenden Neuerungen fanden keinen Anhang in der Bevölkerung, folglich entfremdete sich die monarchische Regierung unter dem Schah Reza Pahlavi zunehmend vom Volk. Im 2. Weltkrieg wurde das neutrale Reich, das sich zu
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INTERNATIONAL
Iran Amtssprache
Persisch
Hauptstadt
Teheran (Tehran)
Staatsform
Islamische Republik
Staatsoberhaupt
Mahmüd Ahmadi-Nežad
Fläche
1.648.195 km²
Einwohnerzahl
74.196.000 (2009)
Bevölkerungsdichte
44,9 Einwohner pro km²
BIP
382,3 Mrd US-Dollar
BIP/Einwohner
5.221,8 US-Dollar
HDI
0,759 (94.)
Die neue, anti-westlich gepolte islamische Republik ist seither im inneren Konflikt zwischen den konservativen Mächten und den liberalen Reformern. Zwischenzeitlich erstarkten die reformwilligen Parlamentarier im Zuge der überraschenden Wahl von Mohammad Chàtemì im Jahr 1997.
Ali Chamene‘i
Regierungschef
1980 entlud sich die Spannungen zwischen dem Iran und Irak im ersten Golfkrieg. Es handelte sich um einen Grenzkonflikt um die Vormachtstellung am Persischen Golf. Mit einem Waffenstillstandsabkommen 1988 endete dieser Krieg ohne klaren Sieger, mit jedoch enormen Verlusten auf beiden Seiten.
Währung
1 Iranischer Rial = 100 Dinars
Zeitzone
UTC +3,5
Kfz-Kennzeichen
IR
Internet-TLD
.ir
Telefonvorwahl
In jüngster Zeit jedoch konnten die liberalen Reformen nicht greifen oder wurden gar durch den sogenannten „Wächterausschuss“ rückgängig gemacht, was eine grassierende Distanzierung der iranischen Bevölkerung von der Regierung zur Folge hat. Bei den Regionalwahlen 2003 lag die Wahlbeteiligung bei 36%. Die Wahl des erzkonservativen Mahmud Ahmadinedschad zum Präsidenten im Jahr 2005 und dessen repressiver innenpolitischer Kurs führen seither zu einer erneuten internationalen Isolation des Iran. Für massive Proteste sorgte seine Wiederwahl 2009, da diese durch zahlreiche Manipulationsvorwürfe geprägt war. Mit der gewaltsamen Niederschlagung auch friedlicher Demonstrationen nahm die Gewalt Ende 2009 weiter zu.
+98
Thorben Ole Hellweg Der 18 Jährige aus Elmenhorst ist stellvertretender Ortsvorsitzender der JUNGEN UNION Ahrensburg/Großhansdorf und seit mittlerweile einem Jahr aktiv in der JU. Außerdem ist er Redakteur des Blickwinkels.
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I NI nT tEeRr Nn Aa Tt iI oOnNa Al L
FRIKA M BALL
Die Fußball-Weltmeisterschaft ist nur noch wenige Wochen entfernt und in der Geschichte dieses Sportes wird es das erste Mal sein, dass dieses Turnier auf dem afrikanischen Kontinent stattfindet. Wie gut ist Südafrika vorbereitet, und was bedeutet dieses Ereignis für die Menschen?
S
eit dem Sturz der Apartheid haben viele, insbesondere die positiv eingestimmten Reformer der neuen Nation von einem Regenbogenland gesprochen. Südafrika das Regenbogenland, ein Land in dem es die unterschiedlichsten ethnischen Gruppen gibt. Und die Hoffnung, dass diese durch einen Prozess der Versöhnung friedlich miteinander werden leben können. Das Miteinander funktioniert nicht, ja nicht einmal das Nebeneinander ist von wirklichem Erfolg gekrönt. Diese unschöne Bilanz ist es, die man nun, sechzehn Jahre nach dem Regierungsende der „National Party“ zieht. Das wirklich Erschreckende daran ist jedoch, dass die größten Pessimisten die Südafrikaner selbst sind. Wenige glauben, dass der eingeschlagene Weg ihrer Regierung der richtige für das Land ist. Zwar ist Südafrika das wirtschaftsstärkste Land des Kontinents, es gibt gute Universitäten und einen florierenden Tourismus. Dem gegenüber jedoch stehen nach wie vor hohe Arbeitslosenzahlen, eine große Kriminalitätsrate und die noch größere Schwelle zwischen Arm und Reich. Bekannt sind sie, diese schlimmen Aufnahmen aus den Townships, wo Familien dicht an dicht in Wellblechver-
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schlägen hausen, wo Aids, Drogen und Vergewaltigungen auf der Tagesordnung stehen. Statistisch gesehen muss auch heute noch jede zweite Frau in Südafrika damit rechnen einmal in Ihrem Leben vergewaltigt zu werden. Zwar ging die Mordrate im letzten Jahr auf ein Rekordminimum zurück, dafür jedoch stiegen die Drogendelikte um 89% an. 34% der Bürger dieser jungen Republik sind arbeitslos. Und dennoch kommen mehr und mehr Menschen in das Land, nicht etwa als Touristen, sondern als Flüchtlinge. Denn im Gegensatz zu Somalia oder anderen Krisenherden Afrikas herrschen in Südafrika immer noch vergleichsweise gemäßigte Zustände. Und so ist es ein stetiger Strom an, von Hoffnung getriebenen Afrikanern, die ihr Glück im eigenen Land nicht mehr finden können. Nur um dann von einem Übel ins nächste zu geraten. Denn man begegnet diesen unfreiwilligen Besuchern skeptisch. Übergriffe auf Ausländer sind keine Seltenheit. Die armen Bewohner der Townships fühlen sich um ihre Arbeit betrogen, sehen in den Flüchtlingen eine ernste Konkurrenz und erwehren sich dieser. Lassen ihre
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Ausgabe 03 / 2009
INTERNATIONAL
Frustration an den Ärmsten der Armen aus und so sterben Menschen. Es geht längst nicht mehr nur um „Weiß gegen Schwarz“. die Reichen und zu Wohlstand gekommenen Afrikaner verschanzen sich in hochgesicherten Siedlungskomplexen, während rund herum das Elend wuchert und sich selbst zu verzehren beginnt. Die Regierung steht dem oft ratlos gegenüber, es fehlt an Erfahrung, an Mitteln und Initiative. Zwar gibt es Programme zum Wohnungsbau um den Bewohnern der Townships ein menschenwürdiges Heim zu bieten, doch das reicht nicht aus. Es gibt Projekte, in denen Familien verwaistes Farmland, Mittel und Geld zugesprochen werden, um die Urbarmachung des Landes voranzutreiben. Doch das reicht nicht aus. Es gibt die Fußball-Weltmeisterschaft, die dem Land zwar keine großen finanziellen Sprünge bringen wird, doch
Tausende Freikarten an diejenigen die sich ein Spiel nie würden leisten können sind verschenkt. Die Inspektorengruppe der FIFA spricht von guter Telekommunikation, Hotellerie, medizinischer Versorgung und einem Transportwesen auf hohem Niveau.
„Wir wollen von dieser Weltmeisterschaft auch im Nachhinein noch profitieren (...) Viele Dinge bleiben. Dies ist eine bemerkenswerte Errungenschaft, die auch nach dem Turnier ohne Zweifel zu einer besseren Sicherheit in Südafrika beitragen wird.“ Sagt Bheki Cele, Landeskommissar der Südafrikanischen Polizei. Ihm stehen 188.00 Polizisten zur Verfügung, womit Südafrika beim Verhältnis von Bevölkerung zu Polizisten auf dem dritten Platz weltweit rangiert. Dazu kommt die zugesicherte intensive Hilfe Interpols, bestehend aus
Das „First-NationalBank“ oder auch „Soccer City“ Stadion ist das größte in Afrika. Im Messezentrum von Johannesburg gelegen, befindet es im Südwesten der Stadt. Als reines Fussballstadion für die Weltmeisterschaft komplett umgebaut fasst es nun 94.700 Zuschauer. Architekt für den Umbau ist das südafrikanische Architekturbüro „Boogertman + Partner“.
shanediaz120 / Wikipedia Commons
vielleicht etwas Anderes. Die Frage ist nur: was und reicht das aus? Was wohl auf jeden Fall ausreichen wird ist die Kapazität, die das Land aufbringen muss, um diesen Wettkampf ausrichten zu können. Die zehn Stadien stehen, Polizei und Sicherheitskräfte sind laut der FIFA optimal auf das Ereignis vorbereitet.
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Personal, aber auch Informationen über Aktivitäten gewaltbereiter Organisationen oder deren Mitglieder. Dennoch bleibt Skepsis, ob all das auch ausreichen wird um einen friedlichen Ablauf zu garantieren. Vielerorts werden Stimmen laut, die es nicht gutheißen ein so labi-
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I NI Tn Et eR rNn Aa Tt Ii oO nNaAl L
les Land wie Südafrika solch ein Turnier ausrichten zu lassen. Das ist allerdings nur ein Teil der Stimmen die sich Gehör verschaffen. Eine der Reaktionen darauf stammt von Joseph S. Blatter, Präsident der FIFA. Er sagte dazu im Rahmen der Vorstellung des Sicherheitsplanes für die Weltmeisterschaft am 5. März:
„Wir ziehen nicht in den Krieg, wir sprechen über ein Fest.“ Und wirklich ist Fußball für die Südafrikaner ein wichtiger Lebensinhalt. Es gibt kaum ein so gutes Ventil um Frustration oder Stress abzubauen, wie mit Anderen auf einen Ball einzutreten. Fußball ist eine urmenschliche Komponente, Kampfgeist, Kampfsport; wenn alles so gut und glatt über den Rasen geht, wie es die Veranstalter voraussagen und nicht müde werden zu beteuern, so ist dieser Wettkampf eine gute, ja sehr gute Gelegenheit für den Zusammenhalt der Menschen in Afrika. Die Vorstellung, dass es die Mannschaft um Carlos A. Parreira, welche von ihren Landsleuten liebevoll „Bafana bafana“ genannt wird, was so viel wie „unsere Jungs“ bedeutet, schaffen könnte. Eine nicht sehr realisti-
sche Vorstellung, aber dennoch, vielleicht überrascht der momentan Weltranglisten 81. Fakt bleibt, Südafrika ist ein Land voller Probleme. Daran wird selbst dieses sportliche Großereignis nichts Gravierendes ändern. Auch wenn es auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung ist, Länder die im Weltgeschehen eher abseits stehen, durch die Ausrichtung solcher Spektakel, etwas mehr teilhaben zu lassen und ihnen die Möglichkeit zu geben, nicht nur durch negative Schlagzeilen auf sich aufmerksam zu machen. Denn wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Zum Land
Seit dem Anbeginn der Menschwerdung leben Menschen in Südafrika. Es wurden dort einige der ältesten menschlichen Fossile überhaupt entdeckt. So fand man etwa in den Höhlen von Sterkfontein Überreste des Australopithecus africanus, dessen älteste Knochen auf etwa 3,5 Millionen Jahre datiert werden. Abgesehen von diesen Vormenschen lebten noch andere Gattungen Homo wie Homo erectus, Homo habilis und der moderne Mensch, Homo sapiens. Es gibt auch heute noch ansässige Jäger und Sammler,
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Südafrika die sich San und Khoikhoi nennen. Sie wurden mit der Zeit durch die Bantuvölker aus Zentralafrika verdrängt und siedelten sich weiter im Süden an. Der Beginn der modernen Geschichtsschreibung in Südafrika wird mit dem Eintreffen und Siedeln der Niederländer Anno Domini 1652 gleichgesetzt. Am 6. April diesen Jahres errichtete Jan van Riebeeck im Auftrag der Ostindien-Kompanie am Kap der Guten Hoffnung eine Versorgungsstation. Mehr als zwei Jahrhunderte blieb die Region unter holländischem Einfluss. Sie brachten zahlreiche Sklaven, zumeist aus Indonesien, Indien und Madagaskar ins Land, was ein Hauptargument für die heute herrschende ethnische Vielfalt ist. Im 19. Jahrhundert besetzten, nach dem Bankrott der niederländischen Ostindien-Kompanie, Truppen des Königreichs Großbritannien die Regionen am Kap. Die Nachkommen der niederländischen Siedler, die sich selbst Buren nennen, revoltieren gegen die Besatzer, es kommt zu den sog. Burenkriegen und Gründung einiger Freistaaten. Nach erfolgreichen Widerständen gegen die Briten kommt es 1910 zur Gründung der Südafrikanischen Union. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges festigt die weiße Bevölkerung in Form der Nation Party ihre Macht und errichtet das Apartheid-System, mit dem Ziel die schwarze Bevölkerung in Reservate zu verdrängen. Eine Zeit der Isolation begann. Die Widerstände erreichten 1976 mit dem Mord an 176 protestierenden Studenten und Schülern ihren Höhepunkt. Die ersten freien Wahlen wurden 1994 abgehalten, in denen Nelson Mandela, einer der bekanntesten Widerstandskämpfer, als erster schwarzer Präsident des Landes gewählt wurde. Seitdem haben sich die Zustände gebessert, dennoch leben noch immer Millionen Südafrikaner, hauptsächlich Schwarze, in Armut.
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Hauptamtssprache
Afrikaans, Englisch
Hauptstadt
Pretoria
Exekutive: Pretoria
Regierungssitz
Legislative: Kapstadt
Judikative: Bloemfontein
Staatsform
Präsidialrepublik
Staatsoberhaupt
Präsident Jacob Zuma
Fläche
1.219.912 km²
Einwohnerzahl
48.782.756
Bevölkerungsdichte
40 Einwohner pro km²
BIP
255 Mrd. US-Dollar
BIP/Einwohner
5.384 US-Dollar
HDI
0,674 (121.)
Rand
Währung
Unabhängigkeit
31. Mai 1910
Zeitzone
UTC +2
Kfz-Kennzeichen
ZA
Internet-TLD
.za
Telefonvorwahl
+27
Hubertus J. Schwarz
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Soziale Liberaler Libera Liberaler K Konser vative r Liberaler Ko n s e r v a t i v al e r Soz i a l e r Liberaler L iberaler Liberaler Ko n s Liberaler Ko n s e r v a t i v e r Ko n ser vativer Sozial e r Liberaler Ko n s er Kon s e r v a t i v e r e ra l er Sozialer Libe Liberaler r Liberaler Liberale r aler Ko n s e r v a t i v e r Lib Konser vative r Ko n s e r v a Sozialer L i b e r a l e r o n s er vativer Sozialer Ko n s e r v a t i Liberal e r va t i v er Soz i a l e r L i b e r a l e Liberaler Liberaler
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DISKUSSION UND MEINUNG
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Johan fordert eine deutliche Positionierung der CDU. Die Frage ist dabei seiner Meinung nach nicht zuerst in welche Richtung diese Positionierung stattfindet, sondern ob und wann. Denn die Mitglieder, die Bürger und damit die Wähler brauchen Orientierung um sich für die CDU engagieren zu können.
DIECDU NOCH LIBERALER ODER DOCH WIEDER KONSERVATIVER
M
an bat mich einen Artikel über das Thema „Die CDU noch liberaler, oder wieder konservativer“ zu schreiben. Dieser Bitte komme ich gerne nach, auch wenn sich die Frage so für mich nicht stellt. Zum einen war die CDU nie konservativ oder liberal, sondern hat immer aus drei Flügeln bestanden: - Dem sozialen Flügel (vor allem durch die CDA und Jürgen Rüttgers repräsentiert) - Dem konservativen Flügel (Zurzeit durch unter anderem Roland Koch repräsentiert) - Dem liberalen Flügel (Seid dem Abgang von Friedrich Merz kaum repräsentiert) Diese Flügel haben immer gleichzeitig auf die Gesamtausrichtung der Partei Einfluss genommen. Die Stärke der einzelnen Strömungen variiert dabei immer wieder. Derzeit ist meine Einschätzung, dass der soziale Flügel tonangebend ist. Nicht weil er die beeindruckendste Führungspersonen hat, sondern weil man sich von der SPD den Schneid hat abkaufen lassen und keine Parteiführung existiert, die Interesse daran hat, ernsthaft das Profil der CDU in die eine oder andere Richtung zu schärfen. Stattdessen verharrt die CDU in einer „MachtmanagementStarre“. Während der großen Koalition hat man sich angewöhnt Kompromisse mit der SPD zu schließen, auch im
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vorauseilenden Gehorsam. Und irgendwie hat man damit noch nicht wieder aufgehört. Auch hat man kein Interesse an einer offenen parteiinternen Debatte. Alle Ansätze hierzu werden gleich im Keim erstickt. So notwendig sie eigentlich wären. Schließlich ist die CDU schon seit Jahren ziemlich orientierungslos. Diese Orientierungslosigkeit ist vor Ort gut zu bemerken, wenn man mit den Mitgliedern spricht. Kaum einer kann wirklich sagen, dass er ernsthaft hinter der CDU steht, denn er weiß nicht, wofür die CDU wirklich steht. Sicher hat sich in konservativeren und sozialen Kreisen teilweise Unmut breit gemacht, als Friedrich Merz die CDU wirtschaftspolitisch liberaler ausrichten konnte. Mancherorts hieß es, die CDU gäbe die Unterscheidbarkeit von der FDP preis. Gleichzeitig wurde aber in anderen politischen Bereichen (innere Sicherheit zum Beispiel) ein deutlich konservativeres Profil gepflegt, so dass eine solche Analyse deutlich zu kurz gegriffen hatte. Rechtzeitig zur schwierigen Lage in der großen Koalition, die viele Kompromisse verlangt hat, wurde ein neues Grundsatzprogramm beschlossen, dass diese Ausprägungen weichgespült hat, mit dem Ziel die CDU zu einer konturenlosen Partei der Mitte zu machen mit einem Grundsatzprogramm, das grundsätzlich für alles offen ist. Jetzt in der Regierungskoalition mit der FDP fehlt der
„Die CDU ist eine konturenlose Partei mit einem Grundsatzprogramm, das grundsätzlich in alle Richtungen offen ist.“
In der Schulpolitik (also auf Länderebene) dürfte sie durchaus gerne konservativer agieren. In gesellschaftspolitischen Fragen würde ich mir auch stärkere freiheitliche
„Während der großen Koalition hat man sich angewöhnt Kompromisse mit der SPD zu schließen, auch im vorauseilenden Gehorsam. Und irgendwie hat man damit noch nicht wieder aufgehört.“ Positionen wünschen (in Fragen der Medienpolitik würde ich mir übrigens vor allem kompetentere Positionen wünschen). Ich weiß, dass diese Ansichten vielen, auch in der JUNGEN UNION nicht gefallen, aber darum geht es auch nicht. Viel wichtiger ist, dass der Weg frei gemacht wird für eine offene Debatte in welche Richtung die CDU sich entwickeln soll. Die CDU muss ein klares Profil erhalten, welches auch Durchaus nicht meienr Psoition entsprechen muss, aber es würde den Mitgliedern ermöglichen sich wieder mit der CDU zu identifizieren, sich wieder hinzustellen und dem Bürger zu sagen „Dafür stehen wir ein!”. Der derzeitige Kurs ist vor allem eines, nämlich unbestimmbar und das schadet der Überzeugungskraft der Partei gegenüber dem Bürger und vor allem auch der Motivation der Mitglieder.
CDU ein klares Profil, mit dem man sich vor den Wählern hinstellen und sagen kann „Dafür habt Ihr uns gewählt“. Um die Eingangsfrage also zu beantworten: Wenn es nach mir ginge, müsste die CDU an vielen Stellen, vor allem in Fragen der inneren Sicherheit und der Wirtschaft ein liberaleres Gesicht zeigen.
Johan von Hülsen ist 26 Jahre alt und Projektmanager in einer Unternehmensberatung für Online-Marketing. Johan ist ehemaliger Kreisvorsitzender der JU- Stormarn und saß von 2003 bis 2010 für die CDU Stormarn im Stormarner Kreistag.
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Der Weg ist das Ziel Warum eine einfache Debatte über einen konservativeren oder wirtschaftsliberalen Kurs unserer Mutterpartei zu kurz gesprungen ist und das Problem an einer anderen Stelle liegt.
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n vielen Diskussionen in der Partei wird darüber gestritten, ob die Union ein vermeintlich konservativeres oder auch ein liberaleres Profil braucht. Dabei wird häufig erklärt, die CDU sei heute sozialdemokratischer denn je. Natürlich hat sich die Union in den letzten Jahren inhaltlich verändert. Dies ist der Lauf der Dinge, gerade für eine Volkspartei wie die CDU, die mithin die einzige Partei ist, die diesen Titel noch verdient, gehört eine gewisse inhaltliche Entwicklung mit dazu. Auch halte ich es für vollkommen verfehlt, die drei Säulen, die die CDU seit ihrer Gründung zu dem gemacht hat, was sie heute ist, gegen einander auszuspielen. Die christlich-soziale Säule ist genauso wichtiger Bestandteil der CDU wie die konservative und die liberale. Es gab immer Vertreter der unterschiedlichen Säulen in der CDU wie Franz Josef Strauß, Norbert Blüm, Heiner Geißler, Alfred Dregger oder in jüngerer Zeit Friedrich Merz und Oswald Metzger, die alle in der CDU eine Heimat gefunden haben, obgleich sie inhaltlich teilweise diametrale Ansichten vertreten. Dies macht die CDU aus und ist eines der Pfunde, mit dem wir wuchern können. Das Problem, das die Unzufriedenheit bei vielen Mitgliedern auslöst, liegt doch an einer anderen,
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viel wichtigeren Stelle. Es ist gar nicht das Problem, dass das Profil der Partei falsch ausgerichtet ist, vielmehr ist es gar nicht mehr zu erkennen oder wenn es doch noch an einigen Stellen durchscheint, dann nur schemenhaft. Wir haben kaum noch inhaltliche Diskussionen in der Partei. Die CDU schlingert durch die Weiten der politischen Beliebigkeit, getrieben von den vermeintlichen Experten der politischen Kommunikation in Agenturen, denen es nur um die Vermittelbarkeit von Einzelbotschaften geht und unter Oberaufsicht von Angela Merkel, die mehr verwaltet als zu gestalten. Diese Beliebigkeit ist für eine Partei in meinen Augen eine Gefahr für ihr Selbstverständnis. Im Grundgesetz haben die Väter unseres Grundgesetzes in Artikel 21 den Parteien mit auf den Weg gegeben, dass sie an der „politischen Willensbildung des Volkes“ mitwirken. Aber dazu bedarf es zunächst einer politischen Willensbildung der Partei selbst. Wenn eine Partei, oder wichtiger, ihre Mitglieder nicht wissen, wofür die Partei verlässlich steht, dann kann ich das auch niemandem vermitteln, der mich um Gründe für seine Stimmabgabe fragt.
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DISKUSSION UND MEINUNG
Der Bundesparteitag 2007 in Hannover, auf dem das Grundsatzprogramm der „Volkspartei der Mitte“ beschlossen wurde, war symptomatisch für den Stellenwert, den die Diskussion mit den Mitgliedern in der Parteimittlerweile auf Bundeseben einnimmt. Die Geschwindigkeit, mit der die Änderungsanträge dort abgehandelt wurden, war abenteuerlich. Wie dort durch die Masse an Anträgen gejagt wurde, spottet jeder Beschreibung. Auch in Schleswig-Holstein tun wir uns übrigens keinen Gefallen damit, wenn man Wahlprogramme zu Landtagswahlen lediglich vorstellt, anstatt sie mit den Mitgliedern, die sie an den Markständen vertreten müssen, zu diskutieren. Natürlich ist es einfach, sich immer auf die aktuellen Umfragen zu stürzen und mit dem Blick auf die nächsten zwei, drei Sonntagsfragen Entscheidungen zu treffen. Aber eine Partei ist eben kein privatwirtschaftlich ausge-
richtetes Unternehmen, welches die Absatzzahlen für den nächsten Quartalsbericht im Blick haben darf. Wer nicht versteht, dass eine gewonnene Wahl zwar eine gute Sache ist, aber nicht das Maß aller Dinge, der sollte sich überlegen, ob er in Führungspositionen einer Partei richtig ist. Wer nur aus kurzfristigen taktischen Erwägungen die Partei beliebig werden lässt, der gefährdet langfristig den Bestand derselben. Immer mehr Mitglieder fühlen sich auf dem Weg, den die CDU seit einigen Jahren beschreibt, nicht mitgenommen. Und diese Mitglieder, die wirklich aus Überzeugung in die Partei eingetreten sind und zum Kern der Aktivität auf Orts- und Kreisebene gehören, sehen vielfach nicht mehr den Sinn, sich ehrenamtlich in die Strukturen einzubringen. Diese Entwicklung ist viel problematischer, als eine mangelnde konservative oder liberale Ausrichtung es je sein könnte, denn sie gefährdet den strukturellen Kern
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der Partei. Wenn immer mehr Mitglieder den Weg in die „innere Immigration“ wählen, dann kann dies nicht im Sinne der Partei sein. Die Mitglieder, die aus inhaltlichen Gründen – und damit meine ich nicht die inhaltliche Ausrichtung – ihre Aktivität in der Unionsfamilie reduzieren oder aufgeben, sind gerade die Mitglieder, die wir dringend brauchen. Es ist zu kurz gesprungen, wenn das Potential, welches dort verloren geht, ad acta gelegt wird und man sich dem Tagesgeschäft zuwendet. Aber dieses Problem kann nur erkennen, wer auch die Partei kennt. Und da kommt man nicht umhin, an die Spitze unserer Partei zu schauen. Merkels Problem ist, dass sie die Partei nicht kennt. Sie hat nie die Ochsentour durchgemacht, die zwar vielfach verschrien ist, die aber dazu führte, dass ihre Vorgänger im Amt des Parteivorsitzenden wussten, wie die Partei tickt. Es ist nun mal unerlässlich, dass man versteht, warum Leute sich in Ortsverbänden engagieren und wie der CDU Kreisverband vor Ort tickt. Und vor allem, wie die Junge Union funktioniert, die in meinen Augen immer noch die wichtigste Vereinigung in der Union darstellt, weil dort auch die künftigen Funktionsträger der Union ihre ersten Erfahrungen machten und auch weiterhin machen werden. Natürliche sind die Vereinigungen das Salz in der Suppe der Partei und wenn man sich die Arbeit der Senioren Union anschaut, dann kann man neidisch werden, aber in der Jungen Union laufen sich die Leute warm für Aufgaben in der CDU und dies bietet keine andere Vereinigung. Die CDU muss erkennen, dass eine inhaltliche Ausrichtung der Partei nicht nur pro forma stattfindet. Sie muss als Leitlinie des Handelns der Partei und der Fraktion gel-
ten und dabei auch immer erkennbar bleiben. Dies bedeutete keine stupides Verharren, sondern einen steten Wandel. Dabei muss die Partei mitgenommen werden und25 im Rahmen der Gegebenheiten eingebunden werden. Vor 5 Ort muss es wieder mehr inhaltliche Veranstaltungen geben. Nur durch solch eine stetige Diskussion kann das0 Bild, das wir ein Kanzlerwahlverein sind, der sich damit begnügt, alle Jahre wieder die Plakate rauszustellen, getilgt werden. Wenn die Partei erkennt, dass inhaltliche Entwicklung eine ihrer Kernaufgaben ist, wahrscheinlich die entscheidendste, dann wird dies entscheidend sein für die Zukunft der Partei in den nächsten Jahren. Es kann doch nicht zufrieden stellend sein, dass begeistert festgestellt wird, man sei nun größte Partei, weil die SPD schneller schrumpft als die CDU. Politische Mitarbeit ist immer noch ein Anreiz für die Menschen, sie müssen nur die Möglichkeit dazu sehen. Und wenn diese Möglichkeiten in der CDU wieder stärker in den Fokus rücken und diese Inhalte dann auch nicht als störendes Beiwerk, sondern als Richtschnur des Handelns gesehen werden, dann ist dies die Weichenstellung für eine erfolgreiche Union in den kommenden Jahren.
„Entscheidend ist, was hinten rauskommt!“ Diesen Spruch prägte Helmut Kohl 1984 in einer Pressekonferenz. Wollen wir hoffen, dass sich dieser Spruch zu Herzen genommen wird und irgendwann die Erkenntnis reift, dass damit nicht nur die Sonntagsfrage gemeint sein kann.
Patrick Ziebke Studiert Jura an der Universität Hamburg und vertritt die JUNGE UNION als stellvertretender Landesvorsitzender im Landesvorstand der JUNGEN UNION SchlewsigHolstein. Außerdem ist er Stadtverordneter in Reinbek.
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DISKUSSION UND MEINUNG
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Gebt mir ein
Gesicht!
Dieser Wandel zu einer Volkspartei der Mitte und die damit verbundene Konturlosigkeit muss nicht zwangsläufig ein Weg in die Beliebigkeit sein, vielmehr ist sie doch die Voraussetzung für eine positive Profilbildung.
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er Sieg im Wahlkampf letztes Jahr war keiner den ich persönlich für sonderlich glorreich halte. Das liegt nun nicht an einem unwürdigen Sieger, sondern vielmehr an der Tatsache, dass die CDU es mit einem schwachen Gegner zu tun hatte. Im Klartext hat die CDU nicht gewonnen, die SPD hat verloren. Und das gewaltig. Vielleicht keine sonderlich originelle Feststellung, jedoch wichtig genug, um sie sich noch einmal zu vergegenwärtigen. Denn mit der neuen, schwarzgelben Koalition kam zunächst wieder etwas frischer Wind in die ermatteten, ehemals dunkelroten Segel der Regierung. Schade nur, dass der Dampfer Deutschland nicht mit Windkraft fährt.
„Diese Konturlosigkeit der CDU erreicht doch nur, dass uns die Anderen vielleicht ein bisschen weniger Sch**** finden, aber das bedeutet noch lange nicht, dass sie uns deswegen auch wählen.“ So klar und auf den Punkt gebracht drückt Patrick Z. das Problem der profilfreien Partei der Mitte aus. Die gewollt und gewünschte Profillosigkeit, welche die CDU für jeden wähl- und annehmbar machen sollte, ist derart gut gelungen, dass sie nun projektiv doch nach hinten losgegangen ist. Niemand wählt eine Partei die für Alles steht, für Alles und Nichts, für Nichts und gegen Alles. So oder ähnlich hat es schon mehr als ein Kabarettist ausgedrückt. Und natürlich ist das so nicht ganz korrekt, die Union steht für Einiges und nicht die schlechtesten
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Dinge, nur kann sie es bisher nicht zeigen und wenn, dann viel zu wenig oder zaghaft. Es dringt schlicht nicht bis in das kollektive Gedächtnis der Menschen vor, was die CDU eigentlich ausmacht. Nun, wo sie bewusst den Weg der ultimativen Wählbarkeit geht, weniger denn je. Wenn nicht einmal die eigenen Mitglieder mehr sagen können wofür sie sich hier einsetzen, dann ist es höchste Zeit dem ganzen schwarzen Konstrukt Union wieder mehr Farbe, mehr Inhalt zu geben. Gerade daher hat diese Nullrunde des Profils dieser Partei auch etwas für sich, denn jetzt, gerade wo sie an der Regierung ist, besteht die Möglichkeit durch Taten wieder an Inhalt zu gewinnen. Und wenn schon nicht durch diese, dann doch durch den Auftritt und die positive Präsenz der Personen an sich. Wozu sagte der Wahlkampf von sich, ein Personenbezogener zu sein, wenn jetzt, wo eine der beiden Protagonisten das Joggen um den Sieg gewonnen hat, nicht weiter diesen Kurs läuft? Die mäßig und oberflächlich an Politik interessierten Bundesbürger, und das sind eben doch die Meisten, sehen Frau Bundeskanzlerin viel zu selten. Was man hingegen pausenfrei mitbekommt, sind Negativ-Schlagzeilen. Und wenn selbst Anne Will sich nicht zu helfen weiß und ihren Sonntagabend mit Diskussionen über das Schneeschaufeln in Berlin füllt, kommt mir der leise aufkeimende Verdacht, dass es wirklich über nichts Anderes zu reden gibt. Man hört von der neuen, alten Opposition zwar auch nicht viel mehr, aber das darf kein Maßstab sein, denn für das Walten und Wandeln Deutschlands sind nun mal
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nicht die Verlierer der Wahl verantwortlich, zumindest nicht offiziell. Zwar bin ich nicht der Meinung, und möchte dies hier auch nicht falsch suggerieren, dass Frau Merkel, Herr Westerwelle und ihre Regierung zu wenig tun. Ich bin, im Gegensatz, sogar sicher, dass sie mit nichts Anderem beschäftigt sind, als zu regieren. Nur bekommt man davon zu wenig mit, die Medien sind gefüllt von Katastrophenmeldungen, realen im Ausland und eingebildetenaus dem Inland. Es geistern die Schatten von vergangenen Straftaten durch die Nachrichten und parallel dazu werden immer die gleichen Diskussionen über Auslandseinsätze in die mediale Aufbereitungsmaschinerie eingeschoben. Wenn man dann, im Subtext etwas über die deutsche Politik mitbekommt, so sind es eben meist keine guten Themen. Dagegen gilt es etwas zu unternehmen. Die Menschen sind weder so abgebrüht und gleichgültig, noch so desillusioniert wie einem weiß gemacht wird. Ich bin überzeugt, dass es auch heute noch möglich ist, die Leute aus ihren eingeredeten Überzeugungen zu korrigieren. Das beste und gleichzeitig erschreckendste Beispiel dafür ist das Wirken der NPD oder ähnlich radikaler Gruppierungen. Was sie mit ihren Mitgliedern ins Hässliche hinein bewerkstelligen und die Art, wie sie sie motivieren, muss doch auch anders herum gehen. Und ich spreche hier nicht von der verbreiteten, antifaschistischen Vorstellung, eine NPD Kundgebung zu vereiteln. Das Gewalt nicht mit noch mehr Gewalt gestoppt werden kann, ist eine Wahrheit die eigentlich jedem denkenden Wesen einleuchten muss. Wenn wir über die Medien öfter von unseren hohen PolitTieren hören würden, könnte das schon einiges ausmachen. Und zwar nicht ausschnittsweise auf irgend einer inhaltlichen Debatte zu einem aktuellem Skandal, die im Endeffekt eh nur ein Bruchteil der Zuschauer beurteilen und somit konstruktiv verfolgen kann, sondern stimmig, präzise und offen an die Bevölkerung gerichtet. Zu oft melden sich Politiker nur mit Anklagen oder entschuldigenden Phrasen auf eine aktuelle Skandalösität zu Wort, viel zu selten mit einer neuen Idee oder Motivation. Dass ist es, was der CDU fehlt, um wieder ein Profil zu bekommen: Die Personen, die sich aus ihr heraus zu Wort melden und durch gutes Auftreten der Partei ein vielschichtiges Gesicht verleihen. Hubertus J. Schwarz
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Die junge Hoffnung der CDU
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rst 32 Jahre jung und bis dato bundespolitisch wenig bekannt, erregte die Berufung unserer neuen Familienministerin Kristina Schröder, die damals noch ihren Mädchennamen Kristina Köhler besaß, großes Aufsehen. In der Presse war die Rede vom neuen „Politküken“ oder „Merkels Mädchen“. Einigen gilt sie als konservative Hardlinerin, anderen als neue Hoffnung der CDU. Doch wer ist diese junge Frau, von der die Öffentlichkeit bisher wenig erfahren durfte,wirklich? Kristina Schröder stellte die Weichen für ihre politische Zukunft schon in der Pubertät, so trat sie bereits mit 14 Jahren als begeisterter Helmut-Kohl-Fan der Jungen Union bei.Während Mädchen in ihrem Alter alles andere, nur nicht die aktuelle Tagespolitik im Kopf hatten, übernahm sie schon wichtige Posten in ihrem Ortsverband, der wie so viele Politorganisationen eher Testosteron-belastet war. Ihre Zuneigung zur CDU und Helmut Kohl entwickelte
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Schröder schon mit 12 Jahren. Damals saß sie fasziniert vor dem Fernseher, als die Mauer fiel. „Die anderen Mädchen schwärmten für Pferde, ich für Helmut Kohl“, erzählte Schröder dem „Handelsblatt“. Schröder, promovierte Soziologin, sorgte aber auch später in der CDU für Furore! Mit zarten 20 Jahren Kreisvorsitzende, mit 25 Mitglied im Landesvorstand der hessischen CDU und Bundestagsabgeordnete – eine so steile Karriere in diesem Alter können nur wenige Politiker und andere Polit-Jungstars aufweisen. Zu allem Überfluss schaffte sie es bei der Bundestagswahl 2009 auch noch überraschenderweise der gestandenen SPD-Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul das Wiesbadener Direktmandat wegzuschnappen.Und das obwohl diese es drei Wahlen hintereinander gewonnen hatte! In der vergangenen Legislaturperiode war der CDU-Star
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Obfrau im BND-Untersuchungsausschuss, schoss sich dort auf den damaligen SPD-Außenminister Frank-Walter Steinmeier ein und verdiente sich so Ansehen in ihrer Partei. Aber auch Themenfelder wie die Integrationspolitik, Extremismus und religiös motivierter Extremismus waren und sind ihr von großer Wichtigkeit. In der Vergangenheit hat sie sie mehrmals härteres Vorgehen gegen den Islamismus gefordert und warnte zudem vor der Zunahme deutsch-feindlicher Gewalt. Kristina Schröder sieht sich selbst als liberale Konservative, womit sie auf derselben Ebene mit unserer Kanzlerin Angela Merkel liegt, was bei ihr bei der Nominierung zur Familienministerin sicher Pluspunkte gebracht hat. Auch mit den neuesten Medien scheint Schröder bestens vertraut zu sein, so nutzt sie etwa regelmäßig ihren Twitter-Account, um der Welt mitzuteilen, was sie gerade treibt oder bewegt. Wir sind gespannt, was diese junge, motivierte Frau in den nächsten Wochen bzw. Monaten alles auf die Beine stellen wird und sind uns sicher. Sie ist die richtige Besetzung für das Amt der Familienministerin!
Jakob Kauffeldt Der 18 Jährige Schüler des Eckhorst Gmynasiums in Bargteheide ist Beisitzer in der JUNGEN UNION Ahrensburg/Großhansdorf. Seid mittlerweile einem Jahr in der JU, davor aktiv bei den Jung Liberalen.
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Deutschland hat ein altes Schreckgespenst, dass nun durch etliche neue Fälle, wieder an Interesse gewinnt. Doch dreht sich die Aufmerksamkeit viel zu sehr um die Täter und zu wenig um die Opfer.
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till sind sie geworden, die Opfer und Zeugen von grausamen, verbrecherischen Taten oder sexuellem Missbrauch. Und als solche zeichnen sie sich auch aus, denn die wenigsten Betroffenen von Gewaltverbrechen trauen sich mit ihren Erlebnissen an die Öffentlichkeit. Sie versuchen allein und im Hintergrund mit ihren Erinnerungen fertig zu werden. Doch bleibt es meistens bei dem Versuch, die Bewältigung endet in chronischer Verdrängung und irgendwann in einer seelischen Zerrüttung, die nie mehr kurierbar ist. Die Gründe für die Zurückhaltung der meisten Leidtragenden sind vielseitig, aber oft sehr menschlich und nachvollziehbar. Die einen haben schlicht Angst davor, sich dem Ereignis als solchem zu stellen, sei es auch nur in Form eines Gespräches, zu schmerzlich sind die Erinnerungen daran. Andere treibt die Scham zur Schweigsamkeit, gerade Opfer von sexuellem Missbrauch. Dritte wieder fühlen sich in gewisser Weise mitschuldig an dem Verbrechen und fürchten eine öffentliche Ächtung. Das Erschreckende daran ist jedoch die Tatsache, dass
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selbst wenn es jemandem gelingt, über die Schatten seiner Vergangenheit zu springen und in der Öffentlichkeit davon berichtet, was ihm widerfahren ist, die Menschen sich entweder kopfschüttelnd abwenden und die betroffene Person als mediengeil abstempeln oder aber sich wie die Geier auf den Täter stürzen. Früher gab es Pranger, heute gibt es Medien. So wie damals die Menschen im Morgengrauen aufstanden um Mittags zu einer Hinrichtung im Nachbardorf zu sein, sitzen sie heute vor den Fernsehern oder klicken sich gierig durch das Internet. Die Opfer stehen allzu oft vergessen zurück, werden allein gelassen und müssen selbst mit ihren Problemen zurande kommen. Frei nach dem Motto:
„Der Täter wird doch bestraft, was also willst du noch!?“
Besonders in Deutschland fällt die Abkehr des öffentlichen Interesses von den Opfern hin zu den Tätern auf. Es ist ja auch so viel einfacher jemanden zu bestrafen und andere dann aufräumen zu lassen. Das beginnt bei der schon so prekären Auseinandersetzung mit unserer Landesgeschichte. Zwar wird der ermordeten Juden allerorten und meiner Meinung nach auch sehr gewissenhaft gedacht, doch mit dem Gedenken der anderen Opfer des Krieges, im Besonderen der gefallenen Deutschen ist es sehr viel komplizierter. Im Grunde werden die meisten entweder als Kollaborateure und Mitläufer des national-sozialistischen Regimes oder aber als unentschlossene Zauderer über einen Kamm geschoren. Wer gedenkt schon gerne seines toten Großvaters, wo dieser
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doch für Verbrecher ins Feld gezogen ist. Wir betrauern die ermordeten Juden und verdammen die Nazionalsozialisten. Aber ist damit wirklich allem Genüge getan? Derlei Bespiele ziehen sich wie etliche hässlich rote Fäden durch die Geschichte; wir alle kennen Namen wie Jack the Ripper, Manson oder Shipman. Wer aber kennt die ihrer Opfer? Wohl die Wenigsten.
“Die Kriminalgeschichte ist nur die Geschichte der Täter. Ihre Namen werden überliefert, die Opfer dagegen bleiben namenlos. Sie wurden ermordet, gefoltert, geschändet, verbrannt. Das Gedächtnis der Nachwelt ist seltsam, Opfer haben darin einfach keinen Platz“ So heißt es im Internet über das Wirken und die Wirkung von Gewaltverbrechen. Beinahe schon obligatorisch zentriert sich die mediale Aufmerksamkeit auf die Tat, die Motive des Täters und dessen Strafe. Zwar wird durchaus der Versuch unternommen, dass Interesse auf die Opfer zu lenken. So etwa gedachten kürzlich hunderte Angehörige der Opfer des Amokläufers von Winnenden und in den Nachrichten wurde darauf verwiesen, dass dieser Akt der Bewältigung den Opfern galt, um Nachahmung und Verherrlichung der Verbrecher vorzubeugen. Doch sollte nicht an allererster Stelle Fürsorge stehen, anstatt der Angst vor Verherrlichung? Die Täter müssen ihre Strafe erhalten, da gibt es überhaupt keinen Anlass zum Zweifel. Und zuallererst muss diese in der Missachtung durch das sonst so subtil wie morbide, öffentliche Interesse bestehen. Denn gesteigerte Aufmerksamkeit gibt den meisten kranken Geistern zu allererst die Genugtuung auch jetzt noch, in gewisser Weise, über dem Opfer zu stehen.
geklärten Europa ist dies nicht nur durch Einzelfälle ein Problem, sondern grassiert regelrecht und in zunehmendem Maße. Laut Bundeskriminalamt ist der Konsum von Kinderpornographie in Deutschland, verglichen mit dem Jahr 2007 um 110% angestiegen. Nie zuvor gab es so viele dieser pädophilen Kranken wie heute und dass, durch die Ausbreitung von Aids, die Erwachsenen immer noch nach jüngeren Kindern verlangen, verschlimmert die Sache um ein Vielfaches. Denn je jünger das Opfer, desto geringer das Risiko sich mit einer Geschlechtskrankheit zu infizieren. Trotz des öffentlichen Geißelns des sexuellen Missbrauchs von Kindern, etwa durch Königin Silvia von Schweden, die es als Sklaverei verdammte, werden die Fördermittel für Hilfsprojekte immer knapper. Besonders im Inland wird dieses Thema nach Meinung von Experten unterschätzt. Ein Versäumnis das nun, wo sich in jüngster Zeit die Bekanntmachungen über vergangene aber auch aktuelle Delikte dieser Art häufen, hoffentlich ausgeräumt wird. Stephanie von und zu Gutenberg ist Mitglied und Präsidenten der Hilfsorganisation Innocence in Danger. Diese setzt sich in mittlerweile 25 Ländern für missbrauchte Kinder ein. Auf deren Internetseite heißt es, dass ca. 30% der Handybesitzer wissen, dass gewalthaltige oder pornographische Foto- oder Videodateien im Freundeskreis kursieren, ein Umstand der erschreckend anmutet. So setzt sich die Hilfsorganisation unter anderem stark gegen die Verbreitung kinderpornographischer Inhalte über die neuen Medien ein, organisiert Tagungen und Vorträ-
Unverzeihlich werden Verbrechen besonders dann, wenn sie an Kindern verübt werden. Und auch hier im so auf-
Hubertus J. Schwarz Ist 19 Jahre alt, Chefredakteur des Hamburger Blickwechsels und angehender Journalist. Für die JUNGE UNION seit mittlerweile 2007 aktiv als Redakteur des Blickwinkels tätig.
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ge, die informieren und aufrütteln sollen und vermittelt Hilfe für die Opfer. Die engagierte Stephanie zu Gutenberg selbst warnt vor einer reinen Fokussierung auf die katholische Kirche, im Bezug auf die jüngsten Fälle von Missbrauch.
„Wir haben hier kein Kirchenproblem, wir haben ein Gesellschaftsproblem. Missbrauch ist nicht automatisch ein Problem von Lebenswegen oder religiöser Ausrichtung (…) Die Kirchen haben die zusätzliche Herausforderung, dass sie so hohe moralische Ansprüche anlegen. Und wenn ich Moral predige, aber mich selbst nicht daran halte, fällt es natürlich härter auf mich zurück.“ Viele, insbesondere Kirchenkritiker, nutzen diese Missbrauchsfälle um die katholische Kirche im Ganzen zu geißeln. Die Folge sind zu oft schamlose, dreckige Schlammschlachten, in welchen die Angegriffenen sich ebenso hemmungslos verteidigen, wie sie durch die Kläger verurteilt werden. Die eigentliche Tat wird mehr und mehr zur Strohpuppe einer Grundsatzdiskussion und wieder sind die letztendlich Leidtragenden die missbrauchten Opfer. Der Umstand, dass in diesem Fall die Kirchen viel zu sehr damit beschäftigt sind, ihre generelle Lebensweise zu rechtfertigen, trägt zusätzlich dazu bei, dass eine Lösung für die eigentliche Problematik meist nicht in angemessener Form stattfindet. Dies ist nur eines von vielen Projekten von und für Opfer und dennoch wird noch lange nicht genug getan. Das gilt uns allen. Jeder kann und muss helfen, sei es in Form einer Spende, aktiver Hilfe oder auch nur durch Diskussionen und Interesse für das Thema, den Opfern vergessen zu helfen und im Gegenzug sie nicht zu vergessen. Kaum einer hat dies so gut auszudrücken gewusst wie der Sonderbotschafter von UNESCO und UNICEF Sir Peter Ustinov:
„Auf einem erwachsenen Gesicht sind Spuren böser Ernüchterung nichts Ungewöhnliches, absolut unzulässig sind sie jedoch auf dem Gesicht eines kleinen Kindes, das unter dieser Hässlichkeit vorzeitig gealtert ist. Hier ist nicht mehr von Dichtung die Rede, sondern nur noch von schierer Wahrheit, sie ist so hart und gemein wie nur die Wirklichkeit sein kann.“
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Hamburg schult Schleswig-Holsteiner ab:
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achdem Hamburg das Gastschüler-Abkommen 2009 gekündigt hatte, wird im Sommer mit der Abschulung der Schleswig -Holsteiner Schüler von Hamburger Schulen begonnen. Im Juni letzten Jahres kündigte die Stadt Hamburg das Gastschüler-Abkommen mit Schleswig-Holstein. Dieses regelte den Schulbesuch im jeweils anderen Bundesland und die damit verbundenen Ausgleichszahlungen. Die vorläufige Einigung zwischen den beiden Bundesländern sieht vor, dass Schleswig-Holsteiner Schüler von den Hamburger Schulen abgeschult werden. Von nun an muss jeder Schleswig-Holsteiner nach der Beendigung der Grundschule oder Mittelstufe die Schule verlassen. Diese Einigung gilt bis Jahresende, allerdings gehen beide Landesregierungen davon aus, noch vorher ein endgültiges Abkommen schließen zu können.
Hamburger darüber, dass dieser Ausgleich nicht ausreiche und vielmehr jährliche Zahlungen von 30 Millionen notwendig seien. In jahrelangen Verhandlungen zwischen den beiden Bundesländern konnte keine Einigung erzielt werden. Nachdem nun der Einspardruck im Hamburger Haushalt deutlich gestiegen ist, entschloss man sich das Gastschüler-Abkommen zu kündigen, um entweder durch höhere Ausgleichszahlungen oder durch niedrigere Schülerzahlen Geld einsparen zu können. Die Schleswig-Holsteinische Regierung hingegen geht davon aus, dass freie Schulkapazitäten vorhanden sind und es daher günstiger für sie ist, diese Kapazitäten auszulasten, statt die hohen Ausgleichszahlungen zu leisten. Da beide Bundesländer in den vergangenen Jahren wiederholt betont haben, dass ihnen eine weitere Vernetzung von Hamburg und Schleswig-Holstein am Herzen liege, ist es doch verwunderlich, warum hier gewachsene Strukturen künstlich getrennt werden sollen.
Weshalb dieser Kompromiss? Zurzeit gehen um die 6.000 Schleswig-Holsteiner in Hamburg zur Schule, zweidrittel davon auf staatliche Schulen. Dagegen werden nur sehr wenige Hamburger in Schleswig-Holstein unterrichtet. Zumeist handelt es sich dabei um Heimkinder, die Hamburg in SchleswigHolstein untergebracht hat. Aufgrund dieser sehr ungleichen Belastung durch die entstehenden Schülerkosten, zahlt Schleswig-Holstein einen jährlichen Ausgleich von 8,3 Millionen Euro an Hamburg. Seit längerem klagen die
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Alexander Schröter Der 25 Jährige ist JU Bezirksvorsitzender in Süd-Stormarn. Der ehemalige Kreisgeschäftsführer engagiert sich seit zehn Jahren in in der JUNGEN UNION und studiert Politikwissenschaften.
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Die Neuregelung des Abkommens bietet jedoch Ausnahmen. Sogenannte Härtefälle müssen die Schule nicht verlassen. Zu diesen Härtefällen gehören Schüler, die einen zu langen Schulweg zu einer vergleichbaren Schule in Schleswig-Holstein haben oder deren spezielles Profil nur in Hamburg angeboten wird. Diese Ausnahmen mildern die Auswirkungen des Abkommens besonders für Stormarner Schüler ab. Denn zu diesen Härtefällen gehören die meisten Privatschüler, da es in Schleswig-Holstein praktisch keine Privatschulen gibt. Dies gilt insbesondere für die konfessionellen und die Waldorfschulen. Auch gehören Barsbütteler Gymnasiasten dazu, da der Schulweg zum nächsten Stormarner Gymnasium zu lange dauern würde.
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junior-projekt
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ehrere Wochen überlegten die Schülerinnen und Schüler des 12. Jahrgangs des Eckhorst-Gymnasiums – dann war eine Geschäftsidee geboren. „Das Internet wird immer mehr zur bevorzugten Informationsquelle, aber es gibt nur wenige lokale Angebote. Wir wollen diese Lücke für Bargteheide und Umgebung mit unserem Portal BargteheideAktuell.de schließen,“ so Lennart Prange, Vorstandsvorsitzender. Die Berichterstattung soll ein möglichst breites Themenspektrum abdecken. Dabei beschränken sich die elf SchülerInnen aber nicht nur auf Berichte, sondern bieten schon jetzt eine Jobbörse, einen Terminkalender und ein erstes Gewinnspiel – weiteres ist in Vorbereitung. Lam Le: „Wir wollen unser Angebot ständig erweitern, aktuell berichten und attraktive Zusatzangebote für die Region anbieten.“ Wer weitere Ideen hat, kann sich natürlich melden. Die SchülerInnen freuen sich immer über konstruktive Vorschläge. Bargteheideaktuell ist eine Gründung im Rahmen des Junior-Projektes. Ziel ist eine möglichst realistische wirtschaftliche Simulation eines Unternehmens. Ein elfköpfiges Team arbeitet in den getrennt operierenden Bereichen Buchhaltung, Marketing, Redaktion und Technik, ein Schüler fungiert als Vorstandsvorsitzender. Die Anschubfinanzierung erfolgt durch die Ausgabe von Aktien. www.BargteheideAktuell.de startete in der Nacht vom 13. auf den 14. November 2009 um 0:00 Uhr mit 5 Artikeln. Bereits in den ersten vier Tagen konnte die Seite über 1300 Besucher verzeichnen.Wie jedes Unternehmen will auch BargteheideAktuell.de Profit machen. Dafür gibt es auf der Seite verschiedene Werbeplätze, die vor allem für Unternehmen aus der Region interessant sind. Die SchülerInnen bieten außerdem die Veröffentlichung und sogar die Erstellung von kommerziellen Artikeln an. Aus einer Kooperation zwischen dem „Institut der deutschen Wirtschaft“ und der Investitionsbank entstand das „ JUNIOR“-Projekt. Im Rahmen des Projektes können Schüler/innen ab der 9. Klasse an allgemeinen und berufsbildenden Schulen Unternehmen gründen. Ziel ist es
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verschiedenste Qualifikationen, wie Teamfähigkeit, Eigenverantwortlichkeit oder Selbstständigkeit zu fördern und wirtschaftsnahe Erfahrungen zu sammeln. Im Rahmen eines Schuljahres gründen Schüler ein Unternehmen und führen es selbstständig unter realen Marktbedingungen. Das „Institut für deutsche Wirtschaft“ übernimmt die Rolle des Staates. Die jungen Unternehmer erhalten 90 Anteilsscheine zu jeweils 10 Euro, für welche Abnehmer gefunden werden müssen. Am Ende des Schuljahres wird den Anteilseignern neben den gezahlten 10,– eine Dividende, abhängig vom Gewinn des Unternehmens, ausgehändigt.
dieses Wettbewerbs treffen dann beim Bundeswettbewerb aufeinander. Das dort siegende Unternehmen vertritt Deutschland schließlich im europäischen Wettbewerb. Das „ JUNIOR“-Projekt startete 1994. Neben den Partnerprojekten (wie z.B. „fit für die Wirtschaft“ oder „Go! To school“ ) ist „ JUNIOR“ bis heute eine der besten Möglichkeiten das Prinzip des „learning-by-doing“ auszuüben, da hier alles in der Schule Gelernte praxisnah erprobt wird.
bargteheide AKTUELL
Alle Unternehmen werden vom zuständigen Institut anhand der Buchführungsunterlagen bewertet. Nach Abschluss des Geschäftsjahres messen sich die besten zehn Unternehmen in einem Landeswettbewerb. Die Gewinner
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Christopher Voigt Kreisvorsitzender
Lukas Kilian Stellvertreter
Sebastian B端nger Stellvertreter
Hubertus J. Schwarz Blickwinkel Redakteur
Thorben Hellweg Blickwinkel Redakteur
Jonas Emde Kooptiertes Mitgleid
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tand Markus Kilian Schatzmeister
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Patrick Ziebke Vertreter des Landesvorstands
Bjรถrn Wagner Beisitzer
Constantin Magos Beisitzer
Mark Vogelgesang Besitzer
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ie immer einen Besuch wert: Das Lütjensee-Seminar der JU Stormarn. Ein Wochenende feiern und interessante Seminare – gemeinsam mit Gästen aus mehreren JU Kreisverbänden.
Auch 2009 fand das traditionelle Seminar am Lütjensee statt. Christopher Voigt, Kreisvorsitzender der Jungen Union Stormarn, zieht eine Bilanz.
Das Seminar begann wie im Vorjahr am Freitag mit der Anreise der Gäste und einem gemütlichen Grillabend, bevor es dann am Samstag richtig losging. Wie gewohnt gab es zwei Workshops zu unterschiedlichen Themen: Rhetorik mit Matthias Fischer, Geschäftsführer der Staatspolitischen Gesellschaft Hamburg und Nicole Falkenberg für den Themenkomplex Internet und Urheberrecht. Kräftig gefeiert wurde dann am Samstagabend beim traditionellen Kaminabend mit Feuerzangenbowle und dem dazugehörigen Film.
Lütjensee Semin 2009 Am Sonntag kann dann noch Mark-Oliver Potzahr, frischgebackener Landtagsabgeordneter und JU Ehrenvorsitzender zu Besuch und diskutierte mit den Seminarteilnehmern über die Bildungspolitik in Schleswig-Holstein.
Zukunftsweisende Debatte
Im inhaltlichen Schwerpunkt wurde ein, gerade auch für unsere Generation, zentrales Thema bearbeitet: Internet und Urheberrechtsfragen. Das Thema wurde (und wird) im politischen Deutschland häufig mehr emotional als faktenbasiert diskutiert. Die einen betrachten das neue Medium sehr einseitig als Bedrohung. Andere sehen das Internet, völlig unkritisch, als Lösung aller Probleme. Im Workshop sollten die Grundlagen für eine Versachlichung der Debatte gelegt werden, was auch gelang. Das lag auch an der guten Vorbereitung der Referentin, insbesondere aber am hohen Niveau der Debatte insgesamt; viele Teilnehmer (insbesondere Johan von Hülsen und Andre Jagusch) brachten ein erhebliches Vorwissen mit. Ein Tag reichte selbstverständlich nicht für eine vollständige Behandlung eines Themas aus, das in unserer
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Mutterpartei und vor allem in der JUNGEN UNION noch breit diskutiert werden sollte – vielleicht im Rahmen eines Schleswig-Holstein-Rats? Matthias Fischer ist ein hervorragender Rhetorikreferent – nicht umsonst war Matthias schon zum zweiten Mal im Jahr 2009 zu Gast bei der JUNGEN UNION Stormarn. Nachdem Anfang April 2009 Argumentationstechniken im Vordergrund gestanden hatten, lag der Schwerpunkt dieses Mal in der öffentlichen Rede. Ein Seminar mit hoher Alltagstauglichkeit: Gute rhetorische Fähigkeiten sind schließlich nicht nur in der politischen Debatte von Nutzen, sondern auch bei Referaten, Präsentationen oder mündlichen Prüfungen. Jeder Auftritt wurde mit der Videokamera aufgezeichnet, so dass jeder die Gelegenheit hatte genauer zu beobachten wie „man rüberkommt“. Matthias gab dazu jeweils ein umfangreiches Feedback mit praktischen Tipps für eine bessere Wirkung auf die Zuhörer. Der Erfolg zeigte sich in deutlich verbesserten Reden im Tagesverlauf.
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Am prasselnden Kaminfeuer erholten wir uns dann vom anstrengenden Tag. Feuerzangenbowle, nebst dem gleichnamigen Film mit Heinz Rühmann war der letzte Programmpunkt am Samstagabend. Im Anschluss feierten (und diskutierten) viele Teilnehmer noch bis tief in die Nacht.
Update Bildungspolitik Dem einen oder anderen war die vergangene (lange) Nacht noch deutlich anzumerken, die meisten hörten aber trotzdem gespannt dem Gast am Sonntagmorgen zu. Thema des Referats war schließlich die Bildungspolitik in Schleswig-Holstein, bei der sich – siehe Gastschülerabkommen, Abschaffung der Realschulen, Einführung von Regional- und Gemeinschaftsschule, Profiloberstufe – derzeit einiges tut. Mark-Oliver Potzahr, ehemaliger JU Kreisvorsitzender, frischgebackener Landtagsabgeordneter und Bildungsexperte, brachte uns auf den aktuellen Stand und stand in der anschließenden Diskussion für viele Fragen zu Verfügung. Insgesamt war Lütjensee auch in diesem Jahr der Jahreshöhepunkt im JU Kalender. Ich freue mich jetzt schon auf das nächste, gute und anspruchsvolle Seminar in familiäre Atmosphäre!
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Christopher Voigt Ist Kreisvorsitzender der JUNGEN UNION Stormarn. Der 24 jährige engagiert sich seit 2003 in der Politik und ist nun in der Endphase seines Studiums der Medizin in Lübeck.
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Rückblicke Deutschlandtag der Jungen Union in Münster vom 16-18. Oktober 2009 Kreisverbandstag der Jungen Union Stormarn in Großhansdorf am 16. Januar 2010
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2009 / 2010 Patrick Ziebkes Verabschiedung auf dem Kvt 2010 in Großhansdorf
Fotoshooting in Glinde am 15. Februar 2009 Dänemarkreise der Jungen Union Stormarn im Sommer 2009
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Lasst esnicht sowei t kommen! W
e r säuft ist cool. Wer kifft ist noch cooler. Wer beides macht ist extrem cool. Du bist 15 und hattest noch keinen Sex? Du bist uncool. Du hast dich noch auf keiner Party übergeben? Dann bist du erst recht uncool. Du bist 14 und hast noch kein Wodka getrunken? Peinlich. Eine Party, Altersdurchschnitt 14, zwanzig Partygäste und eine Menge Alkohol. Offensichtlich der Traum vieler Jugendlicher in diesem Alter. Es scheint egal, dass sich von den zwanzig Partygästen 15 übergeben und dass einige Gäste auch nur 13 Jahre alt sind – Hauptsache man ist dabei, man ist kein Außenseiter. Wer pünktlich zum Partybeginn kommt, muss ein Neuling sein.
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Pünktlichkeit braucht unsere Generation nicht. Verabredet wird sich über das Schülerverzeichnis im Internet: „Fotzenqueen“ (eigentlich Beate (13)) verabredet sich schon einmal mit „Partypeople“ (eigentlich Tobias (17)) zum Vorglühen. Auf der Party macht Beate mit sechs verschiedenen Jungs rum – deren Namen weiß sie nicht. Ehre braucht unsere Generation nicht. In der Schule wird der Schlaf dann nachgeholt. Wen kümmern schon die Schulnoten? Und wenn man 100 unentschuldigte Fehlstunden hat, hat das auch nur Vorteile. Bildung braucht unsere Generation nicht. „Ladys First“ gilt nur, wenn die Frau sich die Tür selber aufmacht. In der Schlange hinten anstellen? Wieso? Höflichkeit braucht unsere Generation nicht. Bei Konflikten muss nicht geredet werden, schlagen tut es doch schließlich auch. Wenn ein Junge einem Mädchen droht, sie zu schlagen, weil sie ihm im Weg steht, dann ist das natürlich genau der richtige Weg. Anstand braucht unsere Generation nicht. U-Bahn-Fahren wird erst in der Gruppe cool, besonders cool ist es natürlich, wenn man sich noch über alte Menschen lustig machen kann – sie können sich ja auch nicht wehren. Respekt braucht unsere Generation nicht. Der ABFFIUE (Aller-Beste-FreundFür-Immer-Und-Ewig), den man vor 2 Tagen kennengelernt hat, wird sitzen
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gelassen. Der ABFFL (Aller-BesterFreund-Fürs-Leben) wird verarscht. Freundschaft braucht unsere Generation nicht. Liegt die beste Freundin im Krankenhaus, besucht man sie nicht - das ist schließlich ihr Problem. Wenn jemand hinfällt, lacht man ihn ja schließlich auch aus. Nächstenliebe braucht unsere Generation nicht. Jemandem sein Herz schenken? Klar. Jede Woche findet man schließlich immer wieder eine neue „Liebe fürs Leben“. Liebe braucht unsere Generation nicht. Wenn das Leben gerade Scheiße läuft, dann sind natürlich die Eltern Schuld. Die Eltern versauen einem sowieso das ganze Leben. Erziehung braucht unsere Generation nicht. Kleine Geschwister sind sehr praktisch – sie lassen sich schließlich super ausnutzen- eigentlich sind sie nur für den Aggressionsabbau da. Familie braucht unsere Generation nicht.
Jakob Pape Ist 16 Jahre alt und Ortsvorstand der JUNGEN UNION Ahrensburg/Großhansdorf. außerdem Schülersprecher am Emil von Behring Gymnasium.
Dein Sporttrainer, dein Klassensprecher, die Leute von der Freiwilligen Feuerwehr und alle anderen, die sich für andere einsetzen, sind eigentlich total dumm. Warum sollte man etwas für andere tun? Soziales Engagement braucht unsere Generation nicht. Als „Bitch“ oder „Player“ ist man sich selbst natürlich am wichtigsten. Die Anderen sind scheißegal. Gemeinschaft braucht unsere Generation nicht. Lasst es nicht soweit kommen!
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Energieversorgung als Waffe:
WENN DIE HEIZU D
er Gasstreit 2006 zwischen Russland und der Ukraine hat es gezeigt: Rohstoffe, insbesondere fossile Brennstoffe wie Erdgas und Erdöl, die als Energiequelle dienen können, werden zunehmend als Waffe zur Durchsetzung politischer Interessen eingesetzt. Bedroht sind insbesondere Länder, die über geringe eigene Energiereserven, aber gleichzeitig über eine hochentwickelte Wirtschaft verfügen und somit einen hohen Bedarf an Energie haben. Länder wie Deutschland.
Ausgebeutete Energiereserven Das Problem wird dadurch verschärft, dass Öl- und Gasvorkommen in den sicheren Regionen der Welt zunehmend ausgebeutet sind. So sind nach Experteneinschätzung beispielsweise in Norwegen 75 % der Erdölvorräte abgebaut worden. In Ländern, in denen es eine stabile Sicherheitslage erlaubt, ist auch meist intensiv nach evtl. vorhandenen Vorkommen gesucht und mit der Ausbeu-
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tung begonnen worden. Somit können wir getrost davon ausgehen, dass hier keine weiteren größeren Reserven hinzukommen werden. Weitere größere Vorkommen werden also aller Wahrscheinlichkeit nach in Ländern mit kritischer Sicherheitslage entdeckt werden, in denen sich die Suche nach Rohstoffen die Erschließung bekannter Vorkommen bisher nicht gerechnet hat. Gleichzeitig verschärft der Aufstieg einiger Staaten der „dritten Welt“, wie China und Brasilien das Problem zusätzlich, weil auch dort die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen wächst.
Lösungsansätze Es ist daher im deutschen und europäischen Interesse, ein Konzept zur Sicherung der Energieversorgung zu entwickeln. Wichtigster Punkt dabei ist wohl, sich nicht allzu sehr von einer Energiequelle oder gar einem bestimmten Land abhängig zu machen. Ein breiter Mix unterschiedlicher Energiequellen ermöglicht es, Probleme bei einzelnen Energiequellen zumindest zeitweise auszugleichen. Ein weiterer Ansatz sind Projekte zur Senkung des Energieverbrauchs, sowohl im privaten als auch industriellen Bereich.
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UNG KALT BLEIBT Zusätzlich ist es wichtig „eigene Energiequellen“ nicht aufzugeben. Aus strategischer Sicht ist daher der Ausstieg aus der Kernenergie ein großer Fehler. Hier wird freiwillig eine Möglichkeit der Stromerzeugung aufgegeben, die die Bereitstellung von großen Mengen Energie bei geringer Abhängigkeit von instabilen Regionen ermöglicht. Die Wiederaufbereitung von Brennstäben verlängert die Lebensdauer des (ebenfalls endlichen) Rohstoffs Uran noch einmal.
Zukunftsprojekte wie DESERTEC (der Aufbau von Solarkraftwerken in der Sahara), werfen neue Probleme auf, da hier mit großem finanziellem Aufwand Kraftwerke in politisch ebenfalls instabilen Regionen aufgebaut werden. Christopher Voigt
Langfristig mögen alternative Energieträger, die Lösung unserer Versorgungsprobleme darstellen. Aktuell stehen dem noch einige ungelöste Probleme entgegen: Die fehlende Grundlastfähigkeit (außer Wasserkraft) und die endlichen Möglichkeiten effizient Energie zu gewinnen. Schließlich weht nicht überall genug Wind um effektiv ein Windrad aufzustellen.
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Johan von Hülsen
Ein Abschiedsgruß E
s gibt Menschen mit denen es sich lohnt eine Zigarette rauchen zu gehen, auch als Nichtraucher. Denn bei so einem ZigarettenGespräch bringt es richtig Spaß, wenn das Gegenüber ein interessanter Gesprächspartner ist. Johan von Hülsen kann ich als solch einen Gesprächspartner nur empfehlen. Auch wenn man sich bei ihm davor wappnen muss, mit Schlagfertigkeit und Ironie überrumpelt zu werden.
rechtfertigen. Er war Ortsvorsitzender und hatte verschiedenste Vorstandsämter in der JU Ahrensburg, war JU-Kreisvorsitzender, Abgeordneter im Kreistag und in der Ahrensburger Stadtvertretung,
on Stormarn ein Volkssport ist, die versprochenen Artikel gar nicht oder sehr viel zu spät abzugeben. Es kann auch mal vorkommen, dass die einzigen fertigen Artikel zum Redaktionsschluss von der Redakti-
mehrere Jahre lang Redakteur des Blickwinkels und hat bei unzähligen Wahlkämpfen, Aktionen, Flyern, Seminarvorbereitungen etc. mitgeholfen.
on selber sind. Die Kunst dabei ist es, die Artikel, wenn man sie dann endlich abgegeben hat, im falschen Format und ohne die geforderten Überschriften und Zwischenüberschriften abzugeben. Damit der „Spannung, Spaß und AbenteuerEffekt“ dabei noch vergrößert wird, stoßen die immer wieder geäußerten Redaktionswünsche nach möglichst vielen Fotos auf taube Ohren. Zum Ausgleich wird der Finger in die Wunde bei jedem Druck-,
Neben diesen Zigaretten-Gesprächen hat Johan aber noch eine ganze Reihe von Dingen vorzuweisen, die solch eine Danksagung
Jahrelang als Blickwinkel-Redakteur durchzuhalten und dann den Blickwinkel noch vom inhaltlichen Niveau und Design geradezu zu revolutionieren ist wirklich beeindruckend. Denn man muss dazu wissen, dass es in der Jungen Uni-
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Design- oder Rechtschreibfehler gelegt. Angesicht dieser Umstände ist es wirklich beeindruckend, dass Johan nicht nur so lange als
Blickwinkel hervor getan hat, ist dieses für mich nur ein Teil des Johan den ich aus der JU kenne. Insbesondere als Kreisgeschäftsführer
organisiert. Johan als ein kreativer, begeisterungsfähiger und spontaner Kopf und auf der anderen Seite ich als ein skeptischer und manchmal
Redakteur durchgehalten hat, sondern sich für den Blickwinkel auch sehr bemüht und engagiert hat. Ich glaube den Wenigsten in der JU ist bekannt, dass die Blickwinkel Ausgaben und Verbesserungen in den letzten Jahren, wie den Blickwinkel in Farbe und A4, ohne Johan nicht möglich gewesen wären. Und ich wage die These, dass sich noch weniger JU-Mitglieder dafür bei Johan bedankt haben. Dieses möchte ich nun hiermit nachholen! Im letzten Jahr hat Johan sein Studium beendet, angefangen zu arbeiten und ist deswegen auch nach Hamburg gezogen. Daher hat er nicht mehr als Blickwinkel-Redakteur kandidiert. Aus diesen Grund wurde ich auch gebeten diese Würdigung zuschreiben. Auch wenn Johan sich in den letzten Jahren hauptsächlich beim
habe ich ihn immer wieder als jemanden kennengelernt, der bereit war, mit zu helfen und sich zu engagieren, ohne zu fragen, welchen Nutzen er daraus zieht und zuweilen auch zum eigenen Nachteil Dinge auf sich zu nehmen. Auch gehört er zu den seltenen Exemplaren Mensch, der zuverlässig ist und eine zugesagte Aufgabe auch macht. Wir beide sind wohl sehr unterschiedliche Menschen mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen davon, wie man etwas
etwas kreativloser Organisator der alles durchgeplant haben möchte und grundsätzlich die Möglichkeit eines „WorstCase-Szenario“ annimmt. Trotz dieser Unterschiede hat unsere Zusammenarbeit sehr gut geklappt. Dafür möchte ich mich bedanken und freue mich auf unser nächstes Zigaretten-Gespräch.
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Alexander Schröter
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NACHWORT & IMPRESSUM
Zu guter Letzt... Anspruch und Wirklichkeit miteinander zu vereinen ist nicht immer ganz einfach. Im Falle des Blickwinkels ist der Anspruch Diskussionen (und durchaus auch einmal interessante Einzelmeinungen) aus der Jungen Union Stormarn aufzugreifen und zu kommentieren. Dem neuen Redaktionsteam um Hubertus und Thorben ist es meiner Meinung nach hervorragend gelungen.
renden CDU/CSU-FDP Koalition mitunter ganz schön weit auseinander: Vor allem in der FDP scheinen noch nicht alle gemerkt zu haben, dass die Zeit der großen Worte (Oppositions- oder Wahlkampfzeiten) schon seit einer ganzen Weile vorbei und die Zeit für Taten angebrochen ist. Sei es bei der Rente, in der Gesundheits-, oder der Steuerpolitik: Hier gibt es in den nächsten Jahren noch viel zu erreichen. Vier weitere verschenkte Jahre große Kuschelkoalition kann sich unser Land nicht leisten. Die Junge Union muss dabei als ständiger Mahner die „große Politik“ an die anstehenden Aufgaben erinnern; im Interesse unserer Generation.
Anspruch und Wirklichkeit standen auch bei der Arbeit im Einklang die Johan von Hülsen viele Jahre für den Blickwinkel geleistet hat. In seiner Zeit als „Mr. Bliwi“ hat er entscheidend daran mitgewirkt das heutige Niveau zu erreichen. Dafür noch einmal vielen Dank! Andernorts klappt das nicht immer so gut: Anspruch und Wirklichkeit klaffen bei der regie-
Christopher Voigt
Kontakt zum Vorstand:
ViSdP:
Dank:
Vorsitzender & Landesvorstand: Christopher Voigt chrisvoigt85@googlemail.com
Hubertus J. Schwarz hubertus.schwarz@hotmail.de
Alexander Schröter für sein Engagement und seine Flexibilität, vielen Dank!
Stellvertreter: Lukas Kilian lukas.kilian@gmx.de
Redaktion:
Layout:
Hubertus J. Schwarz hubertus.schwarz@hotmail.de
Hubertus J. Schwarz hubertus.schwarz@hotmail.de
Sebastian Bünger s_buenger©gmx.de Schatzmeister: Markus Kilian Markus.kilian@gmx.net
Thorben O. Hellweg thorben.hellweg@googlemail.com
Ansprechpartner der Sponsoren: Sebastian Albrecht sebas.albrecht@web.de
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