Tomorrow Today 02/2020 (deutsch)

Page 1

DAS MAGAZIN FÜR PARTNER UND KUNDEN Wissensvorsprung sichern AIT-Events unterstützen die Industrie

Climate Research @ AIT Wie das AIT zum Gelingen der Energiewende beiträgt

02/20

Molekulargenetik bei Feldfrüchten Verbesserung der Lagerfähigkeit Discussing Technology Neue Blicke auf eine komplizierte Welt


AIT und Christof Industries wollen gemeinsam zukunftsorientiere Sensornetzwerke und Umweltlösungen erarbeiten, die in stark luftverschmutzten urbanen Regionen eingesetzt werden. Ein wichtiger Zielmarkt ist dabei Asien.

Holger Link/unsplash.com

CLIMATE RESEARCH @ AIT Am AIT Austrian Institute of Technology werden industrielle Anwendungen entwickelt, die zum Gelingen der Energiewende beitragen werden – beispielsweise in einer Partnerschaft mit dem Umwelttechnologie-Spezialisten Christof Industries. Damit gilt das AIT als Enabler für die Industrie, Dekarbonisierung und Digitalisierung in Angriff zu nehmen und daraus auch neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Luftverschmutzung und Treibhausgas-Ausstoß nehmen weltweit weiter zu – die Folgen der Covid-19-Pandemie hinterlassen in diesem langfristigen Trend nur einen temporären Impact. Das Monitoring von Luftschadstoffen in allen Regionen der Welt gewinnt an Bedeutung, um zielgerichtet Maßnahmen gegen Emissionen setzen zu können. Nun verbünden sich zwei führende Unternehmen zu einer zukuftsweisenden Allianz: Das AIT Austrian Institute of Technology 2

und der Umwelttechnologie-Spezialist Christof Industries bündeln ihr Knowhow, um weltweit ausgereifte Lösungen für die Erfassung und Auswertung von Umweltschadstoffen zur Anwendung zu bringen. „Unsere Partnerschaft zielt darauf ab, durch kommunales Umweltmonitoring einen signifikanten Beitrag in der Reduktion von CO2-Emissionen und Luftschadstoffen zu leisten“, sagt dazu Wolfgang Nestler, Geschäftsführer von Christof Systems, Tochterunternehmen

des Grazer Familienunternehmens Christof Industries. Das Unternehmen entwickelt, baut und vermarktet erfolgreich integrierte Abfallmanagement- und Umweltkonzepte für Städte und Regionen. Kommunale Abfallmanagementkonzepte in Südostasien, Anlagen in Südafrika zur nachhaltigen Verwertung von biologischem Abfall durch Insektenlarven, innovative Technologien zur raschen, sicheren und kostengünstigen Desinfizierung und Sterilisierung von infektiösen, AIT AUSTRIAN INSTITUTE OF TECHNOLOGY


kontaminierten medizinischen Abfällen oder Aufbereitungsverfahren aus biogenen Roh- und Abwässern zur Reduktion von StickoxidEmissionen und Nitrat-Belastung von Böden zählen zu den Christof-Entwicklungen. Auch für Helmut Leopold, Head of Center for Digital Safety & Security am AIT, macht die Kooperation viel Sinn: „Ein modernes und zukunftsfähiges Umweltmanagement braucht digitale Kommunikationslösungen und höchst sichere IT-Systeme, die durch Hightech-Forschung am AIT in den letzten Jahren entwickelt wurden. In einer beispielhaften Kooperation mit dem Umwelttechnologie-Spezialisten Christof Industries können wir gemeinsam führende digitale Lösungen made in Austria auf dem Weltmarkt positionieren.“ AIT und Christof Industries wollen nun gemeinsam zukunftsorientiere Sensornetzwerke und Umweltlösungen erarbeiten, die in stark luftverschmutzten urbanen Regionen eingesetzt werden – wobei man insbesondere Asien als Zielmarkt im Auge hat. Christof Industries betreibt in Südostasien eine Niederlassung mit eigener, sehr großer Fertigungsmöglichkeit nach westlichen Qualitätsstandards. Klimaschutz als Teil der AIT-DNA Das AIT gilt seit vielen Jahren als Spezialist im Bereich Umweltanalyse & -monitoring sowie Umwelt-Szenario-Simulation als Decision Support für Entscheidungsträger und öffentl. Hand. Doch nicht nur dort: Forschung im Bereich Umwelttechnologien und Klimaschutz sind Teil der AIT-DNA. Dabei geht es um mehr als das Verfassen von Papers oder Studien – es geht um die Industrialisierung und Kommerzialisierung von wegweisenden Technologien und damit auch um neue Chancen für den Industrie- und Innovationsstandort Österreich. Entscheidend dafür sind Top-Expert*innen, die in ihren Fachbereichen zur europäischen Spitze zählen, sowie eine Forschungsinfrastruktur auf neuestem Stand. Wie wichtig gerade DAS MAGAZIN FÜR PARTNER UND KUNDEN

Wolfgang Nestler, Geschäftsführer Christof Systems: „Unsere Partnerschaft zielt darauf ab, durch kommunales Umweltmonitoring einen signifikanten Beitrag in der Reduktion von CO2-Emissionen und Luftschadstoffen zu leisten.“

letzteres ist, zeigt sich an einem nationalen Leuchtturmprojekt des Klima- und Energiefonds, das unter Leitung des AIT Centers for Energy mit Partnern aus der Forschung, Industrie und Netzbetreibern durchgeführt wurde. Die steigende Anzahl von Photovoltaikanlagen sowie zusätzliche elektrische Verbraucher wie Wärmepumpen, Speichersysteme oder Elektrofahrzeuge stellen die örtlichen Verteilnetze vor neue Herausforderungen. Im vierjährigen Forschungsprojekt Leafs (Integration of Loads and Electric Storage Systems into advanced Flexibility Schemes for LV Networks) wurde die Nutzung von Flexiblitäten im Niederspannungsnetz in vier Feldversuchen in der Steiermark, in Oberösterreich und in Salzburg untersucht. Ziel war es, Flexibilitäten im Niederspannungsnetz vor Ort besser zu nutzen, um die Netze zu entlasten. Neben technologischen Lösungen standen auch die Haushalte mit ihren Bedürfnissen und mögliche Anreizsysteme für die lokale Nutzung von Strom im Fokus des Projekts. „Die Ergebnisse aus den vier unterschiedlichen Feldversuchen mit den Einsatzmöglichkeiten von Speichern und flexiblen Lasten im Stromnetz zeigen das Potenzial der Nutzung von Flexibilitäten, der zeitlichen Verschiebung von Lasten und Erzeugung, sehr gut auf und geben ein umfassendes Bild zu Möglichkeiten der

Christof Industries

netzfreundlichen Nutzung“, sagt Leafs-Projektleiter Johannes Kathan, Senior Research Engineer am Center for Energy des AIT. Untersucht wurden die optimierte Deckung des lokalen Eigenbedarfs, die Sicherstellung eines möglichst netzfreundlichen Betriebs und schließlich auch die aktive Teilnahme der Flexibilitäten an Energiemärkten. Im Rahmen des Projektes konnten erfolgreich die technische Machbarkeit verschiedener Systeme zur Nutzung von Flexibilität gezeigt sowie regulatorische Lücken deutlich gemacht werden. Es konnte auch gezeigt werden, dass durch die Nutzung der Flexibilität je nach Anwendungsfall und Situation der jeweiligen Kunden zusätzliche Erlöse generiert werden können. Nutzung von industrieller Abwärme Auch in anderen Projekten beweist das AIT seine hohe Kompetenz in der Gestaltung der Energiewende. Entscheidend dafür ist der Blick auf das Gesamtsystem: Abwärme aus industriellen Prozessen wurde bisher meist völlig ungenutzt an die Umgebung abgegeben. Im Rahmen des EU-Projekts DryFiciency wurde unter Leitung des AIT eine spezifische Wärmepumpentechnologie in den letzten drei Jahren entwickelt und ein Demonstrator im Trocknungsprozess integriert. Im Ziegelwerk Uttendorf der Wienerberger 3


Veronika Wilk, Koordinatorin DryFiciency: „Wärmepumpen sind für viele Trocknungsprozesse nachhaltige Alternative zu Gasbrennern."

AG wird die Hochtemperatur-Wärmepumpe erstmals in realer industrieller Umgebung getestet. „Im Entwicklungsprojekt DryFiciency wurde ein Meilenstein Richtung Dekarbonisierung der Ziegelindustrie gesetzt“, so Carlo Callegati, Head of R&D Operations and Engineering Wienerberger AG, anläßlich der Präsentation der Hochtemperatur-Wärmepumpe. „Wärmepumpen werden in Zukunft ein wesentliches Element der Energieinfrastruktur sein, auch im industriellen Kontext. Demons– trationsprojekte wie DryFiciency zeigen, wie Industrieprozesse durch Abwärmenutzung effizienter gestaltet werden können und stärken durch wissenschaftliches Monitoring das Vertrauen in diese neue Technologie“, betont Wolfgang Hribernik, Head of Center for Energy am AIT. „Wärmepumpen sind für viele Trocknungsprozesse eine echte Alternative zu herkömmlichen Gasbrennern“, ergänzt Veronika Wilk, wissenschaftliche Koordinatorin des DryFiciency-Projekts und Thematische Koordinatorin für Efficiency in Industrial Processes & Systems am Center for Energy. Im Vergleich zu konventionellen Gaskesseln haben Wärmepumpen das Potenzial, die Energieeffizienz um bis zu 80 Prozent zu steigern, CO2-Emissionen um bis zu 75 Prozent zu reduzieren und zudem bis zu 20 Prozent weniger Produktionskosten zu verursachen. Die vom AIT entwickelten

Technologien können in vielen Industriesektoren – von Papier, Lebensmittel und Getränke über Textilien und andere chemische Industriezweige – eingesetzt und in bestehende Anlagen integriert werden.

4

Unterstützung für Kommunen Der Klimawandel stellt aber nicht nur die Industrie, sondern auch Städte vor neue Herausforderungen. Die zunehmende Urbanisierung verstärkt dies noch. Auch hier bietet das AIT smarte Lösungen für die digitale Energiewelt. So setzt beispielsweise nun die Stadt Linz auf eine AIT-Technologie im Kampf gegen den Klimawandel: In dem vom AIT koordinierten und von der EU geförderten Horizon2020-Projekt CLARITY (Integrated Climate Adaptation Service Tools for Improving Resilience Measure Efficiency) werden „Climate-Services“ als innovative digitale Werkzeuge und Dienstleistungen entwickelt, mit deren Hilfe künftige negative Auswirkungen des Klimawandels auf Europas Städte analysiert, bewertet und diesen dadurch frühzeitig entgegengewirkt werden kann. Die Stadt Linz ist ein Partner im Forschungskonsortium, das vom AIT bzw. dem Center for Digital Safety & Security sowie dem Center for Energy angeführt wird. „In CLARITY bauen wir smarte IT-Systeme, um Klimarisiken und entsprechende Anpassungsmaßnahmen einfacher

AIT AUSTRIAN INSTITUTE OF TECHNOLOGY

Fotos: AIT/Wolf

Wolfgang Hribernik, Head of Center for Energy: „Industrieprozesse durch Abwärmenutzung effizienter gestalten."

bewertbar zu machen, damit eine moderne und zielgerichtete Stadtplanung unterstützt werden kann. Die entwickelten Lösungen können von Klimaexpert*innen als auch von Anwender*innen aus Verwaltung und Städteplanung eingesetzt werden“, erläutert Projektleiter Denis Havlik vom AIT Center for Digital Safety & Security. Durch unterschiedliche, meist frei zur Verfügung gestellte Services wird es Benutzer*innen möglich, klimarelevante Indikatoren zu untersuchen und beispielsweise zur Minderung lokaler Auswirkungen (z. B. hinsichtlich Hitzeinseln, Städteplanung, Verkehrsinfrastruktur, Überschwemmungen etc.) positive Effekte von Anpassungsmaßnahmen abschätzbar zu machen. Gemeinsam mit der Stadt Linz, die sich das ambitionierte Ziel gesetzt hat, Klimahauptstadt Europas zu werden (als eine von vier Schwerpunktregionen neben Schweden/Stockholm, Italien/ Neapel und Spanien/Madrid), wurden im Rahmen von CLARITY lokale und stadtweite Klimasimulationen für aktuelle und künftige Klimaperioden durchgeführt. Um die zunehmende städtische Hitzebelastung mindern zu können, demonstrierte das AIT Center for Energy unter Leitung des Stadtklimaexperten Wolfgang Loibl aus dem Forschungsbereich Digital Resilient Cities anhand von Mikro-Klimasimulationen für drei verschiedene Stadtteile in Linz, welche Entwicklungen in diesen Gebieten mit und ohne Gegenmaßnahmen zu erwarten wären. Damit konnte etwa die hohe Wirksamkeit von Entsiegelungsund Begrünungsmaßnahmen demons– triert werden. Die Berechnungen dafür basieren auf dem im AIT Center for Digital Safety & Security entwickelten Komplettsystem EMIKAT, das seit vielen Jahren zur Berechnung von Emissionsbelastungen und Energiebilanzen von österreichischen Bundesländern eingesetzt wird – und auch in der Christof-Kooperation eine wichtige Rolle spielt.


TRANSFORMATION DES ENERGIESYSTEMS ­ERMÖGLICHEN Seit 1. Mai verstärkt René Hofmann in seiner neuen Position als Principal Scientist das Team des Center for Energy. Er widmet sich in seiner Forschungsarbeit der wissenschaftlichen Untersuchung der Kopplung des Energiesektors im industriellen Kontext mittels digitaler Technologien und neuartiger Methoden.

Foto: AIT

„Principal Scientists am AIT verfügen über ausgewiesene Branchenexpertise in ihren Forschungsbereichen und sorgen mit ihren Teams für führende anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung. Davon profitieren die industriellen Partner des AIT. Derzeit gibt es am AIT acht Principal Scientists, die neben ihren forschenden Aufgaben auch dazu beitragen, neue Geschäftsmodelle aus ihren Arbeiten heraus zu definieren und zu implementieren", erklärt Wolfgang Knoll, wissenschaftlicher Geschäftsführer am AIT. Seit Mai ist René Hofmann Principal Scientist am AIT Center for Energy. Hofmanns aktuelle Forschung konzentriert sich auf den Entwurf und die Betriebsoptimierung von komplexen Systemen für eine nachhaltige Energieversorgung in der Prozessindustrie. Im Fokus steht u. a. die wissenschaftliche Untersuchung der Kopplung des Energiesektors im industriellen Kontext mittels digitaler Technologien und neuartiger Methoden. Tiefgreifender Wandel „Die Energiewirtschaft befindet sich mitten in einem tiefgreifenden Wandel. Dazu gehören veränderte Rahmenbedingungen durch die Erreichung von Klimazielen ebenso wie die steigenden Anforderungen an die Dekarbonisierung industrieller Prozesse. Das AIT begleitet DAS MAGAZIN FÜR PARTNER UND KUNDEN

diesen Transformationsprozess mit der Entwicklung innovativer, digitalisierter und klimafreundlicher industrieller Energiesysteme“, betont Hofmann. Der neue AIT Principal Scientist war bereits von 2015 bis 2020 im Rahmen einer Stiftungsprofessur in Kooperation zwischen dem AIT und der TU Wien an der erfolgreichen Etablierung von Forschungsaktivitäten zu industriellen Energiesystemen beteiligt. Auf diesem Gebiet hat er sich 2019 an der TU Wien habilitiert. 2015 begann René Hofmann als Senior Scientist am AIT und übernahm 2018 die Rolle des Thematischen Koordinators für den Forschungsbereich „Effizienz in industriellen Prozessen und Systemen“, der sich auf Technologieentwicklung und Systemintegration konzentriert. Industrielle Kernkompetenz Hofmann verfügt über langjährige Erfahrung in der Grundlagen- und angewandten Forschung und publiziert über Energietechnologie in hochrangigen wissenschaftlichen Zeitschriften und Konferenzbänden. Er lehrt Methoden zur Modellierung, Simulation und Optimierung von Anwendungen thermischer Prozesse und Komponenten und hat mehrere Patente angemeldet. Hofmann arbeitete als Verfahrenstechniker und im Bereich Forschung und Entwicklung für den industriellen Dampferzeugerherstel-

AIT Principal Scientist René Hofmann entwickelt mit seinem Team Lösungen für die Energiezukunft.

ler Josef Bertsch GmbH & Co. KG in Wien und Bludenz an Einsätzen in der ganzen Welt. Als wissenschaftlicher Koordinator der kooperativen Doktoratsschule SIC! [Smart Industrial Concept] ist er an mehreren großen Forschungsprojekten zu Effizienz, Flexibilität und Digitalisierung von Industrieprozessen an TU und AIT beteiligt und Mitglied in vielen internationalen Netzwerken. Seine aktuellen Forschungsschwerpunkte liegen in der Design- und Betriebsoptimierung von Systemen für komplexe Energieversorgungen in der Industrie. 5


CONFERENCES GO DIGITAL Das AIT ist Veranstalter und Partner zahlreicher internationaler Kongresse. Coronabedingt finden heuer viele Events digital und als Hybrid-Event statt – eine Chance mehr, vom breiten Kompetenzspektrum des AIT zu profitierten.

Die Alpbacher Technologiegespräche werden von AIT Austrian Institute of Technology und ORF Radio Österreich 1 in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Forum Alpbach veranstaltet. Heuer finden diese digital vom 27. bis 29. August statt. Damit bietet sich eine bisher einmalige Chance, an diesem Event der Superlative auch zu günstigen Konditionen teilzunehmen: „Um 90 EUR gibt es Tickets für das gesamte Europäische Forum Alpbach. Die Technologiegespräche stellen sich – wie unsere gesamte Gesellschaft – den großen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie und werden daher digital abgehalten. Die hochkarätigen Plenary und Breakout Sessions werden in Alpbach live produziert und per Stream ausgestrahlt. Für die Online-Konferenz wird das Tool Hop-in verwendet", sagt Projektleiter Michael Hlava.

Generalthema „Fundamentals" Unter dem Generalthema „Fundamentals“ nähern sich die Alpbacher Technologiegespräche zentralen Fragen unserer Gegenwart und Zukunft, die von einem rasanten und weitreichenden Wandel in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft geprägt sind. Die Digitalisierung treibt diese Entwicklung voran. Die Alpbacher Technologiegespräche machen sich auf die Suche nach neuen Antworten: Wie sehen unsere Grundlagen heute aus? Worauf ist künftig zu achten? Was bedeutet das für Technologien der Zukunft? Welchen Herausforderungen muss sich die Industrie stellen, um wettbewerbsfähig zu bleiben? Diskutiert werden dabei u. a. neue Sichtweisen auf Gesellschaft und Wirtschaft, wie sie etwa die Komplexitätsforschung eröffnet, und neue europäische Perspektiven zur Bewältigung der aktuellen Krisenerscheinungen. Wertvolle Beiträge zum Umgang mit den drängenden Zukunftsfragen

AIT Kommunikationschef Michael H. Hlava: „2020 bietet die einmalige Chance, die Alpbacher Technologiegespräche und alle anderen Gespräche des Europäischen Forums um 90 EUR digital mitzuverfolgen."

können auch die Künste liefern, denen breiter Raum eingeräumt wird. Neben hochrangig besetzten Debatten über die künftige Politik für Technologie, Innovation und Industrie werden unterschiedliche Sichtweisen auf unser Leben mit Künstlicher Intelligenz thematisiert. In Kooperation mit der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren wird über Klima- und Umweltthemen diskutiert, Komplexitätsforscher*innen berichten über erste Erkenntnisse aus der Corona-Pandemie und deren Folgen. Wie gewohnt finden überdies knapp ein Dutzend Breakout Sessions rund um das Generalthema der Technologiegespräche statt. Laufende Updates unter: #EFAtec ait.ac.at/efatec20 Tickets auf: 2020.alpbach.org/

Heuer bietet sich ein anderes Bild, die Alpbacher Technologiegespräche finden digital statt – in gewohnt hoher Qualität. Die Sessions werden aus Alpbach live ausgetrahlt. 6

AIT AUSTRIAN INSTITUTE OF TECHNOLOGY

Fotos: EFA, AIT/Husar

ALPBACHER TECHNOLOGIE­GESPRÄCHE


BERLIN SCIENCE WEEK 2020 Die Berlin Science Week ist ein 10-tägiges internationales Festival, das heuer vom 1. bis 10. November digital in Szene geht. Die innovativsten wissenschaftlichen Einrichtungen der Welt, unter ihnen auch das AIT Austrian Institute of Technology, kommen zusammen, um zu diskutieren, Kontakte zu knüpfen und sich mit der lokalen und internationalen Community und der Öffentlichkeit auszutauschen. Die Berlin Science Week gibt Wissenschaft, Forschung und Innovation eine größere Sichtbarkeit und ist die globale Plattform für den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, um gemeinsam ein tieferes Verständnis unserer Welt zu fördern. Im Vorjahr waren mehr als 20.000 Teilnehmer*innen bei über 140 Veranstaltungen von 130 Organisationen dabei, darunter auch 26 internationale Veranstalter. Auch heuer werden internationale Speaker drängende Themen unserer Zeit gemeinsam diskutieren und auch Lösungsansätze aufzeigen – von der Arbeitswelt über Energie, Klimawandel, Cyberspace oder Mobilität. An den grundlenden Ansprüchen der Berlin Science Week ändert auch Corona nichts: Berlin bringt die innovativsten Wissenschaftsorganisationen der Welt zusammen! Mehr dazu auf: berlinscienceweek.com/de/

11. RANSHOFENER LEICHTMETALLTAGE – DIE DIGITALKONFERENZ Die Ranshofener Leichtmetalltage, das renommierte Fachforum für Leichtmetall-Expert*innen, finden heuer zum 11. Mal statt und werden aufgrund der Corona-Situation in einer adaptierten digitalen Form ausgetragen. Die Konferenz wird ausschließlich am 3. September (Donnerstag) ganztags stattfinden. Unter dem diesjährigen Motto „Leichtmetalle, Werkstoff- und Prozesstechnologien im Kontext von Dekarbonisierung und Digitalisierung“ werden namhafte Referenten und Keynote-Speaker über die Anforderungen bei der Entwicklung und Umsetzung von Innovationen in Werkstoff- und Prozessentwicklung sprechen. Die Teilnahme an den LTM2020 ist via Browser, Tablet oder Smartphone möglich, die Vorträge können wie die Keynotes live per Stream verfolgt werden. Geboten werden 3 Sessions, 3 Keynotes und 9 Fachvorträge. Interaktive Q&A und Diskussionen beziehen das Publikum ein, Poster-Kurzpräsentationen per Video on demand runden das spannende Programm ab. Mehr dazu auf: lmt.ait.ac.at

Digitalkonferenz: Die LMT2020 gehen virtuell in Szene.

Die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine gewinnt immer mehr an Bedeutung.

Fotos:Aris Venetikidis, AIT/LKR Lang

SYMPOSIUM MENSCHMASCHINE-PRODUKTION Moderne Assistenzsysteme werden ein immer relevanteres Thema. Sie steigern die User Experience, erleichtern die Höherqualifizierung von Mitarbeiter*innen und stärken deren Kompetenz. Gemeinsam mit Profactor und dem WEKA Verlag widmet sich das AIT Center for Technology Experience daher am 14. Oktober 2020 im Rahmen eines virtuellen Symposiums dem Thema „Mensch-Maschine-Produktion“. Dabei wird unter anderem Fragen nachgegangen, wie Assistenzsysteme in der Fertigung die Qualität verbessern, die Produktivität steigern und die Einführung neuer Technologien beschleunigen können. Anlass ist der Abschluss des Forschungsprojekts MMAssist II, das zum Ziel hat, modulare Assistenzsysteme zu entwickeln sowie diese in industriellen Umgebungen experimentell umzusetzen und zu evaluieren. Die Erkenntnisse über die Akzeptanz bzw. das Benutzer*innen– erlebnis bei der Verwendung von Assistenzsystemen helfen dabei, ein profundes empirisches und soziotechnisch orientiertes Verständnis über den Bedarf und die Anforderungen an Assistenzsysteme im Produktionskontext zu erhalten und diese künftig entsprechend zu gestalten. Mehr dazu auf: mmp-symposium.at/

DAS MAGAZIN FÜR PARTNER UND KUNDEN

IST2020-KONFERENZ ONLINE HOSTED BY AIT UND WU Das AIT Center for Innovation Systems and Policy veranstaltet im Sommer gemeinsam mit dem WU-Forschungsinstitut für Urban Management and Governance die 11. International Sustainability Transitions Conference (IST2020). Die Konferenz findet in einem innovativen, klimafreundlichen Format online vom 18.-21. August statt. Zum Konferenzthema „Governance in an era of change – Making Sustainability Transitions Happen“ werden sich weltweit Forscher*innen gemeinsam mit Stakeholdern aus Politik und Praxis austauschen. Die Beiträge zur Konferenz beschäftigen sich u. a. mit folgenden Fragen: Wie können die mehrdimensionalen Ursachen aktueller Krisen und deren kausale Zusammenhänge am besten adressiert werden? Was befähigt Akteur*innen, systemischen und strukturellen Wandel anzustoßen, und welcher politische, rechtliche und institutionelle Kontext muss bei Governance-Strategien berücksichtigt werden? Wie kann eine „gerechte Veränderung“ aussehen, wie geht man mit konfligierenden Nachhaltigkeitszielen um? Um den Dialog zu ermöglichen, gemeinsame Ideen zu diskutieren und Kontakte zu knüpfen, wurden neue Formate entwickelt – beispielsweise die IST2020-Galerie, die einen flexiblen On-Demand-Zugang zu den einzelnen Beiträgen kombiniert und die Möglichkeit einer spannenden Live-Diskussion mit den Autor*Innen bietet. Mehr dazu auf: ist2020.at

7


FOCUS ON PERFORMANCE Phytotoxische Bakterien Umweltfreundliches und ­nachhaltiges Biopestizid

Regina Hemm überzeugte die Jury mit ihrer Arbeit.

Mit dem Poster Award hat das AIT gemeinsam mit den NÖ-Förderagenturen tecnet equity und accent in den vergangenen Jahren mehr als 200 junge Talente gefördert. Diesmal standen innovative Konzepte zur Energiewende und Technologien zur intuitiven Erfassung von Gesundheitsdaten hoch im Kurs. Siegerin wurde Regina Hemm aus dem Center for Energy. Mit ihrer Arbeit „Prosumer flexibilities to electricity markets“ hat Hemm einen innovativen Ansatz für eine intelligente Schnittstelle zwischen Prosumern und Stromlieferanten vorgestellt. Dank dieser Schnittstelle können sich Privathaushalte zukünftig am kurzfristigen Handel mit Strom beteiligen. Der zweite Platz ging an Andreas Ziegl aus dem Center for Health & Bioresources, der sich mit dem Timed Up-and-Go (TUG) Tool beschäftigt. Das Gerät misst autonom jene Zeit, die eine Person benötigt, um sich von einem Stuhl drei Meter zu entfernen, umzudrehen und wieder zurück zum Stuhl zu gehen, und dient als Basis dafür, das Sturzrisiko älterer Menschen zu bewerten. Den dritten Platz erreichte Theresa Fink aus dem Center for Energy. Sie arbeitet im City Intelligence Lab des AIT an inte– grierten Stadtplanungslösungen durch digitale Modellierung. Dank modernster Technik teilt Fink ihre digitalen Entwürfe mit Projektpartnern auf der ganzen Welt. 8

wirtschaftlich tragfähigen Biopestizidlösungen entwickelt, die in Kombination sowohl auf das phytopathogene Bakterium Xylella als auch auf den Insektenvektor, der die Krankheit überträgt, abzielen können. BIOVEXO wird seine neuen Biopestizide groß angelegten Feldversuchen in Apulien, Mallorca und auf dem spanischen Festland unterziehen und die vollständige Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen sicherstellen, um sie für den Einsatz im integrierten Pflanzenschutz bereitzustellen.

Telehealth-Lösung Globale Partnerschaft mit Siemens Healthineers

Ziel von BIOVEXO ist die biologische ­Bekämpfung von Xylella und ihres Überträgers in Olivenbäumen.

Das AIT koordiniert das Projekt BIOVEXO zur Bekämpfung phytotoxischer Bakterien. Ziel ist die Bekämpfung des phytopathogenen Bakterium „Xylella fastidiosa“, das durch Insekten übertragen wird und in Spanien und Italien zum Sterben von Olivenbäumen führt („olive quick decline syndrome"). Die Krankheit hat sich zu einer Hauptsorge der Oliven- und Obstbaumzüchter entwickelt und verursacht neben dem erwarteten Verlust des mediterranen Landschaftserbes immense wirtschaftliche, soziale und gesellschaftliche Probleme. Das Projekt wird von der in Wien ansässigen RTDS-Vereinigung koordiniert, wobei das AIT die wissenschaftliche Koordination mit dem Experten Stéphane Compant von der Competence Unit Bioresources des Center for Health & Bioresources inne hat. Im Projekt werden zwei Arten von ökologisch nachhaltigen und

Elke Guenther, Head of Center for Health & Bioresources: „ Wir wollen mit Siemens Healthineers die AIT-Technologie weiter internationalisieren.“

Das AIT und das AIT-Spin-off Telbiomed haben Siemens Healthineers als internationalen Kooperations-, Vertriebsund Entwicklungspartner gewonnen. Dadurch wird, basierend auf der AIT Telehealth Plattform, eine neue flexible Telemedizinlösung weiterentwickelt und internationalisiert. Mit der AIT Telehealth Plattform wird die Betreuung von Patient*innen mit chronischen Krankheiten in das Zeitalter der Digitalisierung gehoben. Diese Telegesundheitslösung ist bereits als HerzMobil erfolgreich in Tirol und der Steiermark im Routineeinsatz für Patient*innen mit chronischer AIT AUSTRIAN INSTITUTE OF TECHNOLOGY

Fotos: AIT/Husar, Janine Joles/Unsplash, AIT/Zinner

AIT Poster Award 2020 The winner is: FLEXConnect


Herzinsuffizienz. Gesundheitsdienstleister können ihre eigenen Telemedizinprogramme planen und die zugrundeliegende Technologie flexibel an ihre Bedürfnisse anpassen. Die TelehealthLösung unterstützt Patient*innen bei der einfachen Erfassung ihrer Gesundheitsdaten und das medizinische Personal bei der schnellen und effizienten Betreuung der ihnen zugeordneten Patient*innen. Für den aktuellen Anwendungsfall der COVID-19-Pandemie wurde die AIT Telehealth Plattform adaptiert, um für Gesundheitsbehörden und medizinisches Fachpersonal die Betreuung von Personen mit unklarem COVID-19-Status zu erleichtern.

Fotos: AIT/Zinner, AIT/APA-Fotoservice/Hinterramskogler

Potenzialanalyse Smarte Textilien Vom intelligenten Sportshirt, das den Puls misst, über die automatisch kühlende Matratze bis hin zu Gebäudesicherheit – durch den Verbund von modernen Fasern mit Elektronikbauteilen ergeben sich völlig neue Anwendungsgebiete. Das Projekt „Smart Textiles“ hat sich mit der Frage beschäftigt, wie smarte Textilien von morgen aussehen können und welche Voraussetzungen es braucht, damit Österreich hier eine Vorreiterrolle einnehmen kann. Schwerpunkte der vom AIT geleiteten Studie waren einerseits die Identifizierung von Forschungs- und Entwicklungsthemen mit hohem Zukunftspotenzial und andererseits die Ausarbeitung von Handlungsoptionen, um diese für Forschung und Industrie am Standort Österreich in Zukunft auch tatsächlich bestmöglich zu nutzen. Wichtig dabei wäre vor allem die Vernetzung von Textil- und Elektronikindustrie. Die Studie ist im Auftrag des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) entstanden und wurde mit Mitteln des Programms "Produktion der Zukunft" finanziert. DAS MAGAZIN FÜR PARTNER UND KUNDEN

IW-NET Innovationen in der Binnenschifffahrt

Matthias Prandtstetter, Thematischer Koordinator für Transportoptimierung und Logistik am AIT: „Nur durch ganzheitliche Betrachtung des Mobilitätssystems ist eine nachhaltige, zukunftssichere Gestaltung europäischer Gütertransporte möglich.“

Die Binnenwasserstraße spielt v. a. im europäischen Kontext eine wichtige Rolle mit viel Entwicklungspotenzial. Bis 2050 soll der CO2-Ausstoß in diesem Sektor um rund zwei Drittel vermindert werden. Mit dem Forschungsprojekt „IW-NET“ (Innovation Driven Collaborative European Inland Waterways Transport Network) unterstützt ein breit aufgestelltes Konsortium die strategischen Bemühungen der EU. Dabei werden verschiedene konkrete Innovationen für die europäische Binnenschifffahrt entwickelt und erprobt. Koordiniert wird das auf 36 Monate angelegte Projekt, das im Rahmen des Förderprogramms „Horizon 2020“ läuft, durch das Bremische Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL). Das AIT Center for Mobility Systems sowie fünf weitere österreichische Forschungs- und Umsetzungspartner sind Teil des „IW-NET“-Projekts. Zu den F&E-Schwerpunkten zählen u. a. proaktive und vorausschauende Transportplanung in der Transportlogistik, nachhaltige Infrastruktur und intelligentes Verkehrsmanagement sowie die

Automatisierung in der städtischen Güterverteilung. Herzstück von „IW-NET“ sind sogenannte „Living Labs“, die als Testumgebung für die technologischen und organisatorischen Ansätze dienen werden und mehrere Anwendungsszenarien in Deutschland, Belgien, Frankreich und Österreich beinhalten. Auf der Donau in Österreich werden die Entwicklung neuer Schubschiffe und die datengetriebene Planung der Navigation untersucht, um den immer extremer auftretenden Hoch- und Niedrigwassersaisonen gut gerüstet begegnen zu können.

Künstliche Intelligenz Windströmungssimulation für digitale Stadtplanung

Das City Intelligence Lab ist eine interaktive Plattform zur Erforschung neuer Formen und Technologien für die Stadtplanungspraxis der Zukunft.

Forscher*innen des City Intelligence Lab (CIL) am AIT Center for Energy entwickelten eine AI-gestützte Simulation für Windströmungen im urbanen Kontext. Diese ermöglicht es, innerhalb von Sekunden Windfaktoren in der Planung zu bestimmen, wodurch Entwürfe in jeder Planungsphase in Echtzeit unter Berücksichtigung der Windfaktoren analysiert und optimiert werden können. Windströmungen haben in Zeiten von extremen Wetterbedingungen große 9


Partizipation Empowerment der mobilen Jugend in der EU EMY (Empowerment of Mobile Youth in the EU) ist ein von der EU kofinanziertes Projekt, dessen Ziel es ist, junge mobile

Junge Menschen sollen dazu animiert werden, aktiv am politischen Diskurs teilzunehmen.

Menschen in der EU über ihre Rechte als Unionsbürger*innen zu informieren und sie dazu zu motivieren, ihre demokratischen Rechte und Möglichkeiten zur politischen Teilhabe in einem vereinten Europa besser zu nutzen. Dazu sollen Verbesserungsvorschläge für die Einbeziehung dieser EU-Bürger*innen in das politische und gesellschaftliche 10

Leben in ihren jeweiligen Gastländern erarbeitet werden. Die Untersuchungen werden in Estland und Österreich durchgeführt. Das AIT Center for Digital Saftey & Security fungiert als Konsortialführer und bringt seine technologische Expertise im Bereich ePartizipition ein. Es ist u. a. für Konzeption und Erstellung eines SW-Prototypen verantwortlich, der junge mobile Menschen unterstützt, die für ihre Teilnahme am politischen Geschehen notwendigen Informationen zu erhalten, in Dialog mit Stakeholdern (wie Behörden oder Interessensvertretungen) treten zu können und Austausch und Diskussion zu Themen und Problemen, mit denen diese Zielgruppe konfrontiert ist, zu erleichtern. Mehr dazu auf: www.europeanmobileyouth.eu

Technology Experience CPUX-F Training jetzt neu am AIT Seit kurzem bietet das AIT Center for Technology Experience Trainings für Usability und User Experience – Foundation Level (CPUX-F) an. CPUX-F ist die ideale Aus- und Weiterbildung für Personen, die Kenntnisse und Fähigkeiten in der benutzerzentrierten Entwicklung von Services und Produkten erwerben, festigen und sich zertifizieren möchten. Es werden die grundlegenden Begriffe und Konzepte aus dem Fachgebiet Usability und User Experience behandelt und somit wesentliche Aspekte für die Erzielung hoher Nutzungsqualität. Die Trainings finden unter der Leitung der geprüften AIT Expert*innen statt, welche die Teilnehmer*innen optimal auf ein erfolgreiches Bestehen der Basiszertifizierung vorbereiten. „Als Österreichs größte Research and Technology Organisation freuen wir uns, im Rahmen des CPUX-F Trainings nun unser umfangreiches Wissen teilen zu können", sagt Manfred Tscheligi, Head of Center for Technology Experience.

Baudynamik Dynamische Messungen an Österreichs ältester ­Eisenbahnbrücke

Das AIT bestimmt mit berührungslosem Laser Doppler Vibrometer die Schwingungen in Bogenmitte und an den Kämpferpunkten während der Überfahrt.

Die Hammelbachbrücke, die in drei Bögen den Bernhardstaler Teich überbrückt, gilt als älteste Eisenbahnbrücke Österreichs. Sie wurde als Teil der Nordbahnstrecke Wien-Brünn-Krakau 1839 in Betrieb genommen und ist bis heute im Einsatz. Errichtet wurde sie vom österreichischen Brückenbaupionier Carl Ritter von Ghega, der als Bauleiter der Nordbahnstrecke tätig war, bevor er als Gesamtplaner mit der Südbahnstrecke Wien–Triest beauftragt wurde. Im Auftrag der ÖBB führte nun das Baudynamik-Team des AIT Center for Mobility Systems umfangreiche Messungen an der Hammelbachbrücke durch. Das dynamische Verhalten von Brücken ist von wesentlicher Bedeutung, da vor allem durch die Interaktion zwischen Fahrzeug und Brücke nachteilige Belastungen oder Schwingungen auftreten können. Die Ergebnisse fließen nun in eine Neubewertung im Zuge von geplanten Baumaßnahmen ein.

PV-Süd Photovoltaik-Überdachung für die Autobahn Das AIT leitet den Projektcluster „PVSÜD“, in dessen Fokus die Entwicklung AIT AUSTRIAN INSTITUTE OF TECHNOLOGY

Fotos: Alexis Brown/Unsplash, AIT

Bedeutung hinsichtlich gefährlicher Geschwindigkeiten bei Stürmen, aber auch zur Feinabstimmung der mikroklimatischen Bedingungen eines Viertels. Diese Anwendung konnte trotz der Maßnahmen zu COVID-19 in der interaktiven Online-Plattform des CIL über Ländergrenzen hinweg mit den Partnern von Giraffe Technologies entwickelt werden. Die Entwicklung kann Gebiete mit potenziell gefährlichen Windgeschwindigkeiten bei Stürmen lokalisieren und durch gezielte Maßnahmen den Einfluss abschwächen. Zudem können die Ergebnisse zur Feinabstimmung der mikroklimatischen Bedingungen eines Viertels verwendet werden – etwa zur Abkühlung oder zur Aufrechterhaltung der Wärme.


Straßenzustandsevaluierung Roadscanner für Straßen­betreiber

zusätzliche Auswertungen bereitstehen. So können Expert*innen mit Hilfe digitaler Modelle z. B. Abrollgeräusch, Griffigkeit, Alterung der Deckschicht und Benzinverbrauch beurteilen. Ziel ist es, diese Parameter mit Blick auf den Klima- und Umweltschutz zu optimieren.

AIT Science Blog Nutzen von Forschung anschaulich vermitteln

Fotos: AIT/Zinner, AIT, AIT/APA-Fotoservice/Hinterramskogler

Projektleiter Manfred Haider, AIT Center for Mobility Systems: „Wir erhoffen uns wertvolle Erkenntnisse für den zukünftigen Einsatz von Photovoltaiksystemen auf Autobahnen.“

eines Konzepts und der Einsatz eines Demonstrators zur Gewinnung von Solar– energie im Straßenraum stehen. Einerseits wird untersucht, ob eine PV-Überdachung der Fahrbahn neben der Energiegewinnung den erhofften Mehrwert für den Straßenerhalter bietet, wie die Schonung der Fahrbahndecken. Andererseits geht das Konsortium der Frage nach, ob die solare Nutzung des Straßenraums praxistauglich und ins bestehende Erhaltungsmanagement integrierbar ist, etwa in Bezug auf Wartung oder Schneeräumung. Gemeinsam mit den Projektpartnern Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE und Forster Industrietechnik GmbH wird im ersten Teil des Projekts ein Entwurf für einen Prototypen einer derartigen PV-Straßenüberdachung ausgearbeitet, der in weiterer Folge als Demonstrator fungiert, mit Messtechnik ausgerüstet ist und wissenschaftlich begleitet wird. So können die Forscher*innen untersuchen, wie eine derartige Konstruktion den vielfältigen Anforderungen im hochrangigen Straßennetz gerecht werden kann – beispielsweise in Bezug auf Entwässerung, Wind- und Schneelasten, Standsicherheit und Anprallsicherheit, Wartungsmöglichkeiten und Verkehrssicherheit. DAS MAGAZIN FÜR PARTNER UND KUNDEN

Neuartiges Verfahren im Straßenbau erfordert automatisierte Abnahmetests.

Zur Beurteilung des aktuellen Straßenzustandes ist eine genaue Information über den Oberflächenzustand der Deckschicht notwendig. Nun kann dieser Prozess automatisiert im fließenden Verkehr erfolgen. Der AIT Roadscanner erfasst und prüft mit höchster Qualität und Präzision die Straßenoberflächen in einer einzigen Messfahrt. Der Roadscanner wurde in Zusammenarbeit der Center for Vision, Automation & Control und Mobility Systems entwickelt. Derzeit ist er in das mobile Labor RoadSTAR zur Straßenzustandserfassung integriert. Der hochperformante, high-speed 3D Scanner nimmt den Straßenzustand mit einer Messgeschwindigkeit von 130 km/h auf. D. h. auch bei fließendem Verkehr kann der Oberflächenzustand automatisiert inspiziert und überwacht werden. Dabei entsteht ein digitales 3D-Profil der Straßenoberfläche in einer Auflösung von 60µm in alle drei Raumrichtungen. Die Daten werden mit einer Datenrate von 2,4 GB pro Sekunde aufgenommen und in Echtzeit gespeichert. In einem separaten Arbeitsschritt entstehen aus den Daten hochauflösende 3D-Texturmodelle der Straßenoberfläche, die für

Was nervt besonders im Homeoffice? Warum sind Smart Grids gefährdet? Wie kann man das unendliche Potenzial der Sonne nutzen? Wie sehen Städte der Zukunft aus? Was ist Künstliche Intelligenz? Fragen wie diese beschäftigen die Menschen. Das AIT als Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung leistet mit dem neuen AIT Science Blog einen Beitrag dazu, dass die Erkenntnisse von Wissenschaft und Forschung einem breiten Publikum zugängig gemacht werden. Dazu werden neueste Erkenntnisse u. a. aus den Bereichen Klimaschutz, Energie, Mobilität, Digitalisierung, Medizin oder Innovation vorgestellt – Themen, an denen die rund 1.400 Expert*innen am AIT täglich arbeiten. Als Ergänzung dazu werden vom AIT laufend Corporate Videos produziert, die Sie auf dem Youtube-Channel des AIT (youtube.com/ user/AITTomorrowToday) mitverfolgen können.

Die Forschungsarbeiten des AIT sind auch in den sozialen Medien abrufbar. 11


Tara Esterl, Head of Competence Unit Integrated Energy Systems (IES), und Wolfgang Hribernik, Head of Center for Energy, im SmartEST Labor

HIER ENTSTEHT ZUKUNFT Mit 400 m2 Nutzfläche verfügt das SmartEST (Smart Electricity Systems and Technologies) Labor über Innen- und Außentestanlagen mit vielen verschiedenen Funktionen und ist eine in Europa einzigartige Entwicklungsplattform. Die Infrastruktur umfasst drei konfigurierbare Labornetzwerke, die mit einer konstanten Leistung von bis zu 1.000 kW betrieben werden können. Zur Ausstattung gehören Netzsimulatoren, PV-Simulatoren, eine Einrichtung zum Aufbau von Inselsystemen, Einrichtungen zur "Power-Hardware-in-the-Loop"-Simulation (P-HIL) sowie eine Umwelttestkammer für Tests unter definierten Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen. Das Labor bietet der Industrie maßgeschneiderte Testmöglichkeiten für ihre Entwicklungen und Produkte im Leistungsbereich bis 1 12

MVA für den Betrieb von Niederspannungskomponenten und -Systemen. Mit der aktuellen Erweiterung des Labors, die planmäßig Mitte 2021 fertiggestellt wird, können im AIT SmartEST Labor auch umfassende Tests an Gleichstrom (DC)-Komponenten durchgeführt werden. Treiber für Innovationen Das Labor dient aber ebenso als Entwicklungsplattform für AIT-Innovationen, die später in den Markt übergeleitet werden. Elektrische Energiespeichersysteme und deren aktuelle und zukünftige Aufgaben im Energiesystem zählen gegenwärtig zu nachgefragten Technologien. Durch Hardware-in-the-Loop (HIL)-Methoden unterstützt das AIT Center for Energy Systembetreiber und Hersteller in praktisch allen signifikanten Demonstra-

tionsprojekten für Großspeichersysteme. Im Themenfeld der leistungselektronischen Systeme bildet der AIT Smart Grid Converter den Schwerpunkt. Das AIT ist seit vielen Jahren eine international aktive Drehscheibe in der Smart-Grid-Forschung und als Gründungsmitglied von DERLab aktiv an der Europäischen Energieforschungsallianz (EERA) und an Technologieplattformen im Zusammenhang mit der Umsetzung des SET-Plans beteiligt. Neben der technischen Kompetenz ist der interdisziplinäre Ansatz von strategischer Bedeutung: Energiesysteme werden Systemarchitekturen und Regeln unterworfen. Daher sind integrierte Systembetrachtungen auf allen Ebenen erforderlich, um die Transformation des Energiesystems nachhaltig zu unterstützen. AIT AUSTRIAN INSTITUTE OF TECHNOLOGY

Fotos: AIT/Zinner

Das AIT SmartEST Labor ist eine einzigartige, groß angelegte Test- und Forschungsinfrastruktur für intelligente Energienetze.


DISCUSSING TECHNOLOGY Jahrbuch zu den Alpbacher Technologiegesprächen: Blick auf eine immer komplexere Welt. Viele Menschen nehmen die Welt zu Recht als zunehmend komplex und unübersichtlich wahr. „Nicht zuletzt die Coronapandemie zeigt die enge Verflechtung verschiedenster Bereiche, aus der auch eine hohe Anfälligkeit gegenüber Störungen erwächst. Hand in Hand damit nimmt die Dringlichkeit der großen Herausforderungen zu, vor denen die Menschheit steht – etwa die demografische Entwicklung, der Klimawandel und die Digitalisierung", sagt Buchautor Martin Kugler. Alle diese Problemfelder sind systemischer Natur und lassen sich mit herkömmlichen Mitteln nicht mehr bewältigen. Es wird

für die Politik immer schwieriger, die Entwicklungen in eine erwünschte Richtung zu steuern. Das Jahrbuch zu den Alpbacher Technologiegesprächen 2020 (mehr über das innovative Format auf Seite 6) widmet sich neuen Sichtweisen und Zugängen, um komplexe Systeme besser verstehen und managen zu können. Neben einem Einblick in die Methoden und Themen der neuen Wissenschaft der Komplexitätsforschung wird in zahlreichen Fachgebieten nachgezeichnet, wie wir mit zunehmender Komplexität umgehen können. Neue Impulse dafür kommen auch aus der Welt der Künste.

INNOVATION CALENDAR Redaktionsschluss: 22.7.2020

18.-21. 8. 2020

3. 9. 2020

IST 2020 – 11th International Sustainability Transitions C ­ onference Im Mittelpunkt der vom AIT organisierten Konferenz steht das Thema „Governance in an era of change“. Für die Online-Konferenz wurden neue Formate entwickelt, etwa die IST2020-Gallery. AIT-Kontakt: Gudrun Haindlmaier Ort: Wien/virtuell #IST2020

11. Ranshofener Leichtmetalltage 2020 Die Ranshofener Leichtmetalltage finden heuer in einer adaptierten digitalen Form statt. Im Fokus stehen neueste Erkenntnisse aus der Leichtmetall-Forschung und der Technologieentwicklung für innovative Produkte. Ort: Ranshofen/virtuell AIT-Kontakt: Christian Chimani lmt.ait.ac.at

2.-6. 9. 2020 ESOF2020 European Science Forum Das EuroScience Open Forum (ESOF) bringt über 4.500 führende Denker*innen, Innovator*innen, politische Entscheidungsträger*innen oder Pädagog*innen aus mehr als 90 Ländern zusammen, um aktuelle und zukünftige Durchbrüche in der zeitgenössischen Wissenschaft zu diskutieren. Ort: Triest AIT-Kontakt: Thomas Scherngell https://www.esof.eu/

15. 9. 20 FSV Verkehrstag Der FSV-Verkehrstag ist die zentrale Anlaufstelle und Treffpunkt für Experten der Verkehrsbranche des deutschsprachigen Raums. Das AIT Center for Mobility Systems ist auf dieser bedeutenden Fachveranstaltung mit einem eigenen Messestand vertreten. Ort: Wien AIT-Kontakt: Anna Huditz fsv.at

DAS MAGAZIN FÜR PARTNER UND KUNDEN

29. 9. 2020

15.-17.10.2020

Jahresevent Vorzeigeregion Energie „Innovationen für den Klimaschutz“ lautet das Motto des Jahresevents der Vorzeigeregion Energie. NEFI -New Energy for Industry wird mit aktuellen Projekten dabei sein. Ort: Linz AIT-Kontakt: Bernhard Gahleitner klimafonds.gv.at/anmeldung-vzr2020/

The Battery Show Europe 2020 Die Battery Show Europe, kombiniert mit der Electric & Hybrid Vehicle Technology Expo, bringt mehr als 10.500 Branchenexpert*innen und mehr als 500 führende Zulieferer zu einer einzigartigen Veranstaltung zusammen. Ort: Stuttgart AIT-Kontakt: Marcus Jahn https://www.thebatteryshow.eu/en/ Home.html

14.10.2020 1. Mensch-Maschine­Produktions-Symposium Online-Symposium für Assistenz– systeme in der Produktion. Ort: voestalpine, Linz/virtuell AIT-Kontakt: Sebastian Egger-Lampl Infos: https://mmp-symposium.at/ #mmp-symposium 15. 10. 2020 FH Karrieremesse Wels Professionelle Plattform zum Networking mit Personalist*innen von fast 100 hochkarätigen Firmen aus ganz Österreich sowie Angebote von Praktika, Themen für Abschlussarbeiten bis hin zu Jobangeboten in den Bereichen Technik und Umwelt. Ort: Wels AIT-Kontakt: Martin Schnall fh-ooe.at/campus-wels/karriere/ fh-karrieremesse-wels/

Weitere Termine finden Sie online unter: ait.ac.at/news-events/events/ Bitte überpürfen Sie aufgrund der aktuellen Situation rund um die Coronavirus-Schutzmaßnahmen die jeweiligen Termine. Infos dazu bei Ihren AIT-Ansprechpartner*innen oder online. 13


SCIENTIFIC PAPER

VERBESSERUNG DER LAGERFÄHIGKEIT VON FELDFRÜCHTEN Eine integrative, vergleichende Transkriptomanalyse1 an sechs Zuckerrübensorten, die einen unterschiedlich hohen Verlust an Saccharose während der Lagerung zeigten, deckte spezifische Gene und molekulare Muster zur Verbesserung der Lagerfähigkeit auf.

Der Transport und die Lagerung von Nahrungsmitteln bzw. deren Rohstoffen sind ein zentraler Bestandteil unserer globalen Ökonomie. Der Weg von Feldfrüchten, Gemüse und Obst von der Ernte bis zum Direktverbraucher oder zu ihrer Weiterverarbeitung dauert oft lange. Die Lagerfähigkeit ist daher ein essenzieller Faktor, der sich aber von Art zu Art 14

und sogar von Sorte zu Sorte unterscheidet. Insbesondere Wurzeln und Knollen weisen im Vergleich die geringste Lagerfähigkeit auf. Dies ist nicht verwunderlich, da diese physiologisch dafür ausgerichtet sind zu überleben, um in der nächsten Vegetationsperiode wieder neue Triebe zu bilden. Durch eine Standardisierung der Lagerbedingungen (wie kontrol-

lierte Temperatur und Luftfeuchtigkeit), aber auch durch die Behandlung mit Fungiziden oder Pflanzenhormonen (wie Ethylen) lassen sich Qualitätsverluste und Reifeprozesse während der Lagerung regulieren. Darüber hinaus spielt aber auch die Konstitution der Sorte selbst eine wichtige Rolle. Aus diesem Grund fokussiert sich die PflanzenzüchAIT AUSTRIAN INSTITUTE OF TECHNOLOGY

Fotos: AIT/Zinner

Von Silvia Madritsch und Eva M. Sehr, Center for Health & Bioresources


tung schon seit geraumer Zeit auf die Entwicklung neuer Sorten mit verbesserten Lagereigenschaften. Zuckerrübe bietet viel Potenzial Während die Lagerfähigkeit bei einigen Nutzpflanzen schon seit langem erforscht und angewendet wird, steckt die Erforschung der Lagerfähigkeit bei anderen Arten noch in den Anfängen; so auch bei der für Europa wirtschaftlich wichtigen Zuckerrübe (Beta vulgaris subsp. vulgaris L.). Sie ist aufgrund ihrer Fähigkeit zur Speicherung von Saccharose neben dem Zuckerrohr der bedeutendste Rohstoff zur Zuckergewinnung. Da der Verarbeitungszeitraum der Zuckerrübe die mögliche Ernteperiode übersteigt, muss ein Großteil der geernteten Rübenmenge gelagert werden; in Österreich oft bis zu 80 Tage und mehr. Während dieser Lagerzeit laufen aber biologische und physiologische Prozesse aufgrund des aktiven Stoffwechsels der Rübe weiter. Die Begleiterscheinungen dieser Prozesse (wie Pathogenbefall, Verrottung, Saccharoseabbau) sind ökonomisch von großem Nachteil, da sie nicht nur Schaden durch Verlust an Saccharose, sondern auch durch eine wesentlich erschwerte Verarbeitung mit sich bringen – Faktoren, die eine künftige Züchtung von lagerstabilen ZuckerrübenSorten unabdingbar machen. In der modernen Pflanzenzucht werden sogenannte molekulargenetische Marker eingesetzt, welche eine effizientere Züchtung durch eine frühe Analyse im Jungpflanzen-Stadium zulassen. Molekulargenetische Marker sind kurze DNAAbschnitte, deren Ort im Genom bekannt ist und die mit einer bestimmten gewünschten Eigenschaft assoziiert sind (zum Beispiel einem geringen Saccharoseabbau während der Lagerung). Im Falle der Zuckerrübe waren bis dato keine mit der Lagerstabilität assoziierten molekulargenetischen Faktoren bekannt, welche als Grundlage in eine solche Präzisionszucht mitaufgenommen hätten werden können. Dieser Herausforderung DAS MAGAZIN FÜR PARTNER UND KUNDEN

Eva M. Sehr und Silvia Madritsch leisten wichtige Forschungsarbeiten zur Erhöhung der Resilienz von Pflanzen. Die AIT-Expert*innen widmen sich der Entwicklung und Anwendung von DNA-basierten genetischen Markern zur Identifizierung von Marker-Trait-Assoziationen für die Genotypisierung in Zucht- und Selektionsprozessen, zur Speziesidentifikation, Diversitätsanalyse oder zum Nachweis der Herkunft und Authentizität einer Probe.

widmete sich das Team um Eva M. Sehr, Center for Health & Bioresources, in Kooperation mit dem IPK Gatersleben, AGRANA Research & Innovation Center GmbH und dem Züchterhaus Strube Research GmbH & Co. KG. Analyse der Lagerfähigkeit Im Rahmen eines Lagerversuches wurden gut und schlecht lagerfähige Zuckerrübensorten mittels eines integrativen Analyseansatzes verglichen, der neben Transkriptom- und Metabolom– analysen auch die klassische Zuckeranalytik sowie die Anatomie des Rübenkörpers beinhaltete. Schon vor der Einlagerung zeigten sich Unterschiede, wobei gut lagerfähige Sorten kleinere Zellen und ein dünneres Abschlussgewebe (Periderm) aufwiesen. Diese anatomischen Ausprägungen unterstützend, wurden in den gut lagerfähigen Sorten aktive Gene charakterisiert, deren Aufgabe die Modifikation von Zellwänden ist. Nach der maximalen Lagerdauer von 13 Wochen konnten über 900 unterschiedlich aktive Gene zwischen gut und schlecht lagerfähigen Sorten identifiziert werden – wobei schlecht lagerfähige Sorten durch eine erhöhte Stressantwort und die Aktivierung von Mechanismen zur Abwehr von Pathogenen gekennzeichnet waren. Neben diesen grundlagenforschungsorientierten Ergebnissen zur Analyse der Lagerfähigkeit lässt der

Vergleich auf Gensequenz-Ebene die Charakterisierung von molekulargenetischen Marken zu. So konnten rund 90 Marker charakterisiert werden, welche soeben an weiteren Zuckerrübensorten getestet werden und nach einer entsprechenden Validierungsphase künftig in der Züchtung von lagerstabilen Zuckerrübensorten eingesetzt werden können. 1

Die Analyse des Transkriptoms, auch bekannt als

Genexpressionsanalyse, ermöglicht die Charakterisierung deraktiven Gene zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt, was Rückschlüsse über den aktuellen (Gesundheits-)Status des Organismus zulässt.

Zugehörige Publikation: S. Madritsch, S. Bomers, A. Posekany, A. Burg, R. Birke, F. Emerstorfer, R. Turetschek, S. Otte, H. Eigner, E. M. Sehr (2020) Integrative transcriptomics reveals genotypic impact on sugar beet storability. Accepted in Plant Molecular Biology. Zugehörige geförderte Projekte: 2017 – 2020: “BeetStore - Transkriptomik und Metabolomik zur Charakterisierung der Lagerfähigkeit von Zuckerrüben”, FFG Bridge Projekt (Proj. Nr. 6914314), http://www.dnabank.at/sugarbeet/ 2018 – 2020: Arbeitspaket “Entwicklung von Biomarkern zur Charakterisierung der Lagerstabilität von Feldfrüchten” im Rahmen von FFoQSI - Austrian Competence Centre for Feed & Food Quality, Safety and Innovation (FFG COMET K1-Zentrum), https://www.ffoqsi.at/area-1/

15


SCIENTIFIC PAPERS

5G-Vernetzung von Fahrzeugen ZukĂźnftige 5G-Systeme sollen die Vernetzung von Fahrzeugen und kooperative Robotik ermĂśglichen. Hohe Zuverlässigkeit und eine rasche Ăœbermittlung der Information vom Sender zum Empfänger (ohne längere Wartezeit) sind Grundvoraussetzungen. Die Funkwellen mĂźssen dafĂźr optimal an die jeweils aktuelle Umgebung, bestehend aus Gebäuden, Bergen, Fahrzeugen oder Vegetation angepasst sein. Die Herausforderung besteht nun darin, dies auch bei schnell bewegten Fahrzeugen zu ermĂśglichen. Im AIT Software Defined Radio Lab wurde dafĂźr ein Mobilfunkstationsprototyp mit 64 Antennenelementen ausgestattet, um sowohl die Empfangsrichtung als auch die Senderichtung genauer zu bestimmen und ein 5G- Funksignal mit mĂśglichst wenig Sendeleistung zuverlässig an einen gewĂźnschten Empfangsort zu Ăźbermitteln. Zusätzlich wird das Funksignal noch vorverzerrt, um alle vorhandenen Ausbreitungspfade zu nutzen und somit die Diversität auch bei hoher Geschwindigkeit zu maximieren und die Fehlerrate zu minimieren. T. Zemen, D. Loeschenbrand, M. Hofer, C. Pacher, and B. Rainer: "Orthogonally precoded massive MIMO for high mobility scenarios", IEEE Access, vol. 7, no. 1, pp. 132979-132990, December 2019.

Handhabungssysteme fĂźr biegeschlaffe Materialien Flexible Materialien wie Stoff, Leder, Klebefolien finden vielseitige Anwendungen. In den Produktionsprozessen erfolgt ihre Verarbeitung meist manuell oder semiautomatisiert, da Maschinen das flexible Material noch nicht richtig handhaben kĂśnnen. In der AIT Competence Unit Complex Dynamical Systems am Center for Vision, Automation & Control wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut fĂźr Automatisierung und Regelungstechnik (ACIN) der TU Wien ein prototypisches Handhabungssystem entwickelt, das hier

ansetzt und den maschinellen Umgang mit flexiblen Materialien optimiert und automatisiert, wie z. B. fĂźr den Bereich automatisiertes Nähen. Untersucht wird das Potenzial der modellbasierten Regelungstechnik fĂźr den Umgang mit biegeschlaffem Material – im vorliegen Fall: glasfaserverstärkte Kunststoffe (GFK). SchlĂźsselmärkte fĂźr die GFK-Komponenten sind z. B. die Luftfahrt- und Automobilindustrie. DafĂźr wurde eigens ein Demonstrator konzipiert, der verformbares Material auf eine mehrfach gekrĂźmmte Form appliziert. Die Bewegungen aller Manipulatoren werden in Echtzeit berechnet, sodass sofort auf StĂśrungen reagiert werden kann. Die Ergebnisse unterstreichen die Umsetzbarkeit und Leistungsfähigkeit des vorgestellten Ansatzes auch fĂźr geringe Produktionsmengen. Das Paper wurde mit dem Mechatronics Paper Prize Award fĂźr seine herausragende Abhandlung auf dem Gebiet der Mechatronik ausgezeichnet. S. Flixeder, T. GlĂźck, A. Kugi, “Force-based cooperative handling and lay-up of deformable materials: Mechatronic design, modeling, and control of a demonstratorâ€?, Mechatronics, Volume 47, 2017, pp 246–261.

QoE-Evaluierung von adaptivem Point-Cloud Raimund Schatz erhielt fĂźr das Paper mit dem Titel „Objective and Subjective QoE Evaluation for Adaptive Point Cloud Streamingâ€? den Best Paper Award auf der internationalen IEEE Konferenz QoMEX 2020. In dem Beitrag geht es um den Vergleich und die Weiterentwicklung von Messmethoden zur verlässlichen Erfassung der Qualität von animierten 3DPunktwolken im Kontext von adaptivem Multimedia-Streaming. Vorgestellt werden die Ergebnisse einer umfassenden objektiven und subjektiven Quality of Experience (QoE)-Evaluierung von volumetrischem 6DoF-Streaming. Mit Hilfe einer grĂźndlichen Analyse untersuchten 785 PEFC/06-39-364/17 Nur gekennzeichnete Produkte sind FSC- bzw. PEFC-zertiďŹ ziert

die Expert*innen die wahrgenommene Qualitätsauswirkung der verfßgbaren Bandbreite, des Ratenadaptionsalgorithmus, der Ansichtsfenster-VorhersageStrategie und der Bewegung der Benutzer*innen innerhalb der Szene. Es wurde analysiert, welcher dieser Aspekte mehr Einfluss auf die QoE des Users hat und inwieweit subjektive und objektive Bewertungen aufeinander abgestimmt sind. J. van der Hooft, M. Torres Vega, C. Timmerer, A. C. Begen, F. De Turck, R. Schatz: "Objective and Subjective QoE Evaluation for Adaptive Point Cloud Streaming"; Vortrag: 12th International Conference on Quality of Multimedia Experience (QoMEX 2020), Athlone, Ireland; 26.05.2020 - 28.05.2020; in: "2020 Twelfth International Conference on Quality of Multimedia Experience (QoMEX 2020)", IEEE, (2020)

EigentĂźmer und Herausgeber: AIT Austrian Institute of Technology, Corporate and Marketing Communications, Giefinggasse 4, 1210 Wien / Coverfoto: AIT/PicturePeople / Redaktionsleitung: Michael H. Hlava, Harald Hornacek (Verlag Holzhausen GmbH) / Produktionsleitung: Daniel Pepl / Redaktionsteam: Beatrice FrĂśhlich-Rath, Florian Hainz, Martin Kugler, Iman Kulitz, Michael MĂźrling, Margit Ă–zelt, Fabian Purtscher, Vanessa Schuster, Juliane ThoĂ&#x; / Produktion: Verlag Holzhausen GmbH/Repromedia GmbH / Design: WHY.Studio / Druck: Donau Forum Druck Ges.m.b.H., 1230 Wien / Feedback bitte an: presse@ait.ac.at

(8 (FRODEHO $7

785

PEFC/06-39-364/17

Nur gekennzeichnete Produkte sind FSC- bzw. PEFC-zertiďŹ ziert

EU Ecolabel : AT/28/026

201920038

(8 (FRODEHO $7 EU Ecolabel : AT/28/026


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.