Im Dschungel der Städte - In den Bergen Kurdistans

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e t d ä t S r e d l e g n u h c s D m I s n a t s i d r u K n e g r e B n e d In

Ausstellung: Leben und Kampf von Andrea Wolf „Lisa“ in den Städten - „Ronahi“ in den Bergen Leben und Kampf von Andrea Wolf


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Andrea Wolf wird am 15. Januar 1965 gemeinsam mit ihrem Zwillingsbruder Tom in München geboren. Sie wächst in München-Haidhausen auf und beginnt sich sehr früh politisch zu engagieren. Mit anderen gründet sie Anfang der 1980er Jahre die Gruppierung «Freizeit 81» - das Ziel: die Verschmelzung von Kampf, Kunst, Punk und Politik. Mit 16 Jahren wird sie das erste Mal verhaftet und verbringt sechs Monate in Untersuchungshaft in Aichach. Ab 1985 engagiert sie sich beim Aufbau des Münchner Infoladens, gegen Nazis, im bayerischen und süddeutschen Autonomenplenum, gegen den Weltwirtschaftsgipfel in Bonn und die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf und immer mehr auch in autonomen Frauenzusammenhängen. Die Sache der politischen Gefangenen - in diesem Land und weltweit - ist dabei immer auch ihre Sache. 1986 geht Andrea nach Frankfurt am Main und Offenbach. Dort beteiligt sie sich an Frauengruppen, am Startbahnwiderstand und bei Hausbesetzungen. 1987 wird sie erneut verhaftet und ins Frauengefängnis Preungesheim gesteckt. Ein Spitzel des Verfassungsschutzes beschuldigt sie, einen Anschlag auf das Amtsgericht Offenbach geplant zu haben. Nach drei Monaten muss sie wieder entlassen werden - der Spitzel ist wegen allzu offensichtlicher Lügen unglaubwürdig. Nach dem Knast organisiert sich Andrea im antiimperialistischen Widerstand und beteiligt sich am Revolutionären Kollektiv «Kein Friede». Bei der Initiative gegen den Weltwirtschaftsgipfel 1992 in München setzt sich Andrea auf dem Gegenkongress und auch praktisch auf der Straße für die internationale Zusammenarbeit mit Genossen und Genossinnen aus aller Welt ein. Als Konsequenz wird Andrea Gründungsmitglied von Libertad! und setzt bei Reisen nach Mittelamerika die internationale Diskussion mit politischen Gefangenen und revolutionären Organisationen fort.

Nach der Polizeiaktion in Bad Kleinen 1993, bei der durch den Verrat eines Verfassungsschutzagenten Wolfgang Grams starb und Birgit Hogefeld verhaftet wurde, gerät Andrea wieder ins Visier des Staatsschutzes: Sie hat das Motorrad des Spitzel übernommen - ein Ansatz für das BKA. Es behauptet, Andrea sei an der RAF-Aktion gegen den Knastneubau in Weiterstadt beteiligt gewesen, obwohl sie nachweislich zu dieser Zeit in Mittelamerika war. Nach mehreren Hausdurchsuchungen und einem angesetzten Verhörtermin bei der Bundesanwaltschaft, beschließt Andrea im Juni 1995, sich abzusetzen und die Entwicklung erst einmal von einem sicheren Ort zu beobachten. Im Januar 1997 geht sie von dort aus nach Kurdistan. Ihre Annäherung an den kurdischen Befreiungskampf war nicht aus der Not geboren, der Repression zu entfliehen. Sie hatte ihre Wurzeln in dem Wissen, dass eine revolutionäre Perspektive nur international erkämpft werden kann. Sie hat das für sich praktisch gemacht. Am 23.Oktober 1998 wurde Andrea Wolf als Hevala Ronahî in Çatak in Nordwestkurdistan gemeinsam mit weiteren Freund/innen von türkischen Soldaten, nachdem sie lebend gefangen genommen wurden, ermordet. Andrea war Mitglied der ARGK, der Volksbefreiungsarmee Kurdistans und Mitglied einer Fraueneinheit der YAJK, dem freien Frauenverband Kurdistans.

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. n e d n u b r e v r e d n iteina m n e d r e w le ie Z n acht“, m t t u p a k h c u Die verschiedene e s tt wa u p a k t h c a m „ s e ll eL r e iv t k e ll o k d n Es geht gegen a eier u r f g n u z t e s m U e tig Beim u z ie w t u a b und für die sofor e g rden e w r e f r ö d n e t t ü H die m u , t r u f k n a bensstrukturen. r F in t 8 Wes 1 n h a b t r a . t S n r r e e d d in n h a r h e c v u u a z l s ie sp hafen g lu F s e d g n u r e it rwe geht s e , t ll e t s e Abholzung und E g r e h n werde e g n ä h n e im m m ie a s d u n Z e e g h e c g is h t c li Po ern au d n o s “ ld a W n e d tet nicht nur um „Ret . s n e f a h g lu F s e d g litärische Nutzun zern o k k n u P e t b e li . Sie ll a r e b ü d n u in r d . n e e t t r it ie m is r n a a w g r a o e r d d n n A ersta id W d n u g in g s o em tiv, k a r e m Im . n e m te so wie sie auf D usam z ie s r ü f e t r ö h e g f äßilm e g e r in n n Kultur und Kamp a d d rüh un f n o h c s ie s r a w . t r ie t n o r f immer initiativ n o k lt a sgew t a a t S r e d it m n e gen Abständ

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Andrea kam mit einer Freundin aus München. Später kam auch Danae. Sie lebten in verschiedenen WG‘s und nahmen sich später eine Wohnung in Offenbach. Sie organisierten sich mit einigen Frauen. Eine der ersten öffentlichen Aktionen war die Besetzung eines Hauses in der Basaltstraße in Frankfurt- Bockenheim, im Juni 1987.

STRATEGIEN GEGEN HERRSCHAFTSARCHITEKTUREN UND BEVÖLKERUNGSKONTROLLE; Hiermit erklären wir als Kämpferinnen für die Freiheit, daß wir unsere Angelegenheiten selbst regeln wollen und dazu nur die Freiheit nötig haben! Uns dieses Haus zu nehmen, das uns zum Leben, und vielen anderen Frauen als Treffpunkt und Kommunikationsmöglichkeit dienen soll, ist für uns ein Versuch unseren Widerstand gegen das Herrschaftssystem zu organisieren und unsere Utopien von einem befreiten Leben wenigstens ein Stück weit zu verwirklichen. An die Herren dieser Welt: Macht uns nicht weis, daß wir euch gleich sind wir scheißen auf eure Gleichheit, auf gleichen Lohn für eure Drecksarbeit; gleiches Recht auf eure Lügenparagraphen; gleiche Behandlung in euren Knästen; gleiche Ausbildung für eure Verbildung; gleichen Anspruch aufs Leiden in der Ehe Wir wollen weder gleichberechtigt mit anderen Menschen unterdrückt werden, noch gleichberechtigt über andere Menschen herrschen. Wir wollen nicht ein Teil der Machtstrukturen werden, wir wollen diese Machtstrukturen brechen!!! JAWOLL!! UNSERE KRIEGSERKLÄRUNG IST EINE DOPPELT- UND DREI- FACHE!!! aus: Flugblatt zur Besetzung in der Basaltstr. Juni 1987

Am 18.9.87 wurde Andrea erneut verhaftet. Dirk Strandenaes, ein Spitzel belastete Andrea und ihre Freundin Danae, verschiedene Anschläge u.a. auf das Amtsgericht Offenbach geplant und dafür Sprengstoffdepots angelegt zu haben. Wenige Tage vor der Verhaftung von Andrea war Strandenaes von verschiedenen GenossInnen mit dem Verdacht konfron-

Das Haus wurde noch in der Nacht brutal geräumt. An der Besetzung hatten zur Unterstützung auch Männer teilgenommen, allerdings war das Einbeziehen von Männern immer eine strittige Frage. Andrea vertrat die Meinung, daß Frauenorganisierung gemeinsam mit Männern kämpfen müsse um wirklich revolutionäre Durchsetzungsfähigkeit zu erhalten, allerdings nicht in der Form über patriarchale Strukturen hinwegzusehen, sondern in der ständigen Auseinandersetzung.

tiert worden als Spitzel für den Staatsschutz zu arbeiten. Der Haftbefehl gegen Andrea und Danae lautete auf „Verdacht der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, die in mehreren Städten existiere, sich als Teil des antiimperialistischen Kampfes verstehe und danach trachte , sich durch die Verübung von Brand- und Sprengstoffanschlägen in die von der RAF propagierte Einheitsfront von Guerilla und Widerstand einzuordnen“. (aus dem Haftbefehl). Andrea wurde verhaftet, Danae, die auch in der Wohnung wohnte war gerade nicht zuhause und setzte sich ab. Andrea kam für zwei Monate in den Knast nach Frankfurt Preungesheim.

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Die Mitte der 1980er Jahre waren in Westeuropa von einer Intensivierung militanter Kämpfe geprägt, die sich vom punktuellen Protest zum umfassenderen Widerstand entwickelten. In diesem Zusammenhang gewann die Rote Armee Fraktion (RAF) und der Kampf der Gefangenen zunehmend an Bedeutung. Der Hungerstreik der Gefangenen aus RAF und Widerstand im Winter 1984/85 für ihre Zusammenlegung war von einer starken militanten Mobilisierung begleitet. Sie war darauf orientiert - über die Verbesserung der Haftbedingungen hinaus - die Vorstellung einer revolutionären Front in Westeuropa umzusetzen und weiterzuentwickeln. Die RAF und die französische Action Directe (AD) gründeten eine westeuropäische Guerilla, Gruppen aus legalen militanten Strukturen bezogen sich mit Aktionen direkt auf diese Entwicklung, die Gefangenen gaben ihrem Hungerstreik einen internationalistischen Bezug. 1985 führten Guerilla und Militante eine Reihe Aktionen gegen NATO-Strukturen durch. Parallel gab es starke Mobilisierungen und Massenkämpfe gegen Großprojekte wie NATO-Startbahn-West und die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf. Die Befreiungsbewegungen im Trikont (Afrika, Asien, Lateinamerika) rückten stärker in das Bewußtsein der Bewegungen hier, und der Kampf um Zusammenlegung war Bestandteil von Veranstaltungen, Diskussionen und Mobilisierungen. Auf internationaler Ebene wurden Diskussionen und Kongresse organisiert. Bedeutung hatten die Sylvestertage 1985/86 der besetzten Häuser der Hamburger Hafenstraße wie auch der Kongreß „antikapitalistischer und antiimperialistischer widerstand in westeuropa“ in Frankfurt/Main Anfang Februar 1986. Weltweit schienen sich die Entwicklungen zuzuspitzen. Das rassistische Apartheitsregime in Südafrika begann zu wanken, der palästinensische Befreiungskampf entwickelte sich zum allgemeinen Aufstand (Intifada), überhaupt gewannen Guerillabewegungen an Stärke, wie z.B. im NATO-Land Türkei. In dieser Phase allerdings kündigte Gorbatschow das Ende der bipolaren Welt an. Die Angriffe von Guerilla und Widerstand in dieser Zeit nahmen stärker Bezug zu den verschiedenen Bewegungen als vorher. Weite Teile der Linken waren von einer Aufbruchstimmung erfaßt. Entsprechend waren die staatlichen Reaktionen: z.B. wurden Veranstaltungen, in denen es um Fragen des Internationalismus, die Situation und Forderungen der revolutionären Gefangenen und die Diskussion um militante Organisierung ging, mit dem §129a kriminalisiert; der §129a selbst wurde erweitert, weil z.B. die Angriffe auf die Infrastruktur der Kernkraftwerks-Betreiber massenhaften Charakter annahmen. Die Repression wurde sehr bestimmend und es gab überall darüber Diskussionen, wie politischer Raum zurückzuerobern sei. Ende 1986 war deutlich geworden, daß die anti-imperialistische Front mit der Guerilla zwar militärisch entwickelt war, aber politisch schwach und als gesellschaftliche Perspektive nicht existierte. Hier brauchte es neue Initiativen.

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Auf der Suche nach einer umfassenderen Veränderung bekam die Hamburger Hafenstraße eine große Bedeutung, da in der Auseinandersetzung um dieses Projekt sowohl die eigenen Ziele, als auch der Feind definierbar waren: Kollektives Leben, das nicht Träumen von schöner wohnen nachhängt sondern sich solidarisch mit internationalen Kämpfen begreift, muß gegen die Staatsmacht durchgesetzt werden. Ende 1987 mündete der Widerstand gegen Räumungsabsichten in die sogenannten Barrikadentagen. Den Schüssen an der Startbahn-West am 2.11.1987 und den toten Polizisten folgte ein Schock durch die darauf folgende Repressionswelle: Darauf war die Bewegung nicht vorbereitet. Dennoch: In den verschiedenen Auseinandersetzungen - um Hafenstraße, Rassismus, Patriarchat, Repression, Gefangene, Front, das vereinheitlichte Europa als imperialistisches Zentrum - sind nationale Grenzen überwunden worden; sowohl im Bewußtsein als auch in den konkreten Beziehungen untereinander. Die Auseinandersetzungen und Mobilisierungen gegen den EG- und den IWF-Gipfel, die beide in diesem Jahr in der BRD stattfanden, waren getragen von der Vorstellung, den Herrschenden nicht die Ruhe zu lassen, die sie für ihre Planungen brauchen, sondern ihre Arbeit zu behindern, die Straße zu erobern und so den eigenen Forderungen Gehör und Gewicht zu verschaffen.

Nach der Haftentlassung 1987 schloss sich Andrea Wolf mit anderen Genoss/innen zu einer Gruppe zusammen, aus der dann später das Kollektiv Kein Friede wurde. In dieser Zeit wurden zahlreiche Projekte in Gang gesetzt, an denen Andrea massgeblich beteiligt war, zum Beispiel: - Die Besetzung des Grünen-Büros während des Hungerstreiks der Gefangenen aus der RAF und Widerstand 1989 - aber auch andere z.T. militante Interventionen in diesem Zusammenhang - Nach den ersten rassistischen Pogromen nach 1989 Gründung und Vernetzung antirassistischer Stadtteilgruppen als Basisorganisationen (ARBO) - Begleitung des Prozesses gegen vier Genoss/innen wegen des Angriffs auf die Frankfurter Börse 1989 mit Prozessgruppe und Prozess-Cafè - Mobilisierung gegen den Weltwirtschaftsgipfel 1992 in München. Dort aktiv im Forum des Gegenkongresses und internationale Diskussionen - Aus diesem Forum entstand die Idee ein internationales Netzwerk der Solidarität mit politischen Gefangenen aufzubauen: Libertad! wurde als Sektion in Deutschland gegründet. - Schaffung eines antifaschistischen/antirassitischen Notruf- und Infotelefons, das ab dem 24.10.1991 dreieinhalb Jahre kontinuierlich besetzt und bereit war. Zahlreiche Mobilisierungen und Aktionen in diesem Rahmen. - und und und „Lisa“ in den Städten - „Ronahi“ in den Bergen Leben und Kampf von Andrea Wolf


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Andrea lebte von Ende 1991 bis zu ihrem Weggang in der Fritze. Das Haus in der Fritzlarerstraße in FrankfurtBockenheim war damals noch ein teilbesetztes Haus. Am 27. Juni 1993 wird bei einer Schießerei auf dem Bahnhof Bad Kleinen der RAF-Genosse Wolfgang Grams erschossen und Birgit Hogefeld verhaftet. Schon bald gibt es Hinweise, dass die Polizei der RAF durch Verrat auf die Spur kam. Dem Kollektiv von Andrea, „Kein Friede“ kam in dieser Situation die Aufgabe zu, diese Hinweise zu recherchieren. Sie bestätigten sich: ein langjährig eingeschleuster Informant des Verfassungsschutzes - Klaus Steinmetz aus Wiesbaden - konnte enttarnt werden. Aber auch, dass die Gruppe und insbesondere Andrea ihn kannten. Dieser erneute Verrat stürzte Andrea in eine erhebliche Krise. Im Dezember 1993 wurden die vier Genoss/innen, die wegen der Börsenaktion im Knast saßen, entlassen.

Rote Armee Fraktion am 29.11.96: ...verunsichert sein sollen alle, die irgendwann auch nur in der nähe von steinmetz gewesen sind. sie behaupten, daß legale den sprengstoff in einem motorradkoffer für uns transportiert hätten. das ist so unwahr wie unrealistisch. die tatsache, dass unser kommando gut 11 tonnen sprengstoff in weiterstadt benutzte - was heute eigentlich uninteressant ist - zeigt aber, wie absurd die geschichte ist. natürlich weiß der staat, daß die von ihm angegebene, wesentlich geringere menge quatsch ist. aber selbst um diese zu transportieren, würde uns besseres einfallen, als „szene“- motorräder zu benutzen. diesen unsinn, den die baw und das bka behaupten, soll die verfolgung einer genossin wegen der angeblichen beteiligung an weiterstadt ermöglichen. soweit also alles normal- könnte man meinen. das spezielle an dieser geschichte ist aber, dass der vs über seinen spitzel steinmetz und dessen beziehung zu andrea wolf explizit weiss, daß sie absolut nichts mit dieser aktion in weiterstadt zu tun hat...

Im Mai 1994 gab es in der Fritze die erste Hausdurchsuchung im Zusammenhang mit dem VS-Agenten Klaus Steinmetz (es folgten bis Ende 1995 noch drei weitere). Andrea hatte dessen Motorrad erstanden. Das BKA behauptete in den Motorradtaschen Sprengstoffspuren gefunden zu haben. Am 16. Oktober 1994 stirbt Danae, ihre langjährige Freundin, mit der sie gemeinsam aus München kam. Andrea hat Danae geliebt und ihr Tod war ein harter Schlag für sie. Im Dezember 1994 dann trat sie mit ihrem Freund eine fünfmonatige Reise in die USA und zu ihrer Mutter in Guatemala an. In den USA trafen sie sich mit ehemaligen politischen Gefangenen, zu denen es Kontakte seit dem Anti -WWG 1992- Kongreß gab. In Guatemala besuchten sie ihre Mutter und beteiligten sich an den Schutzdelegationen für zurückkehrende Mayas aus den in den Bergen gelegenen geheimen Widerstandsdörfern. Dort haben die Familien aufgrund der Repressionen des Militärs, oft über Jahre oder sogar Jahrzehnte in den Wäldern des Hochlandes versteckt gelebt. Nach ihrer Rückkehr nach Frankfurt im Mai 1995 stellten sich Fragen für die Zukunft. Wie weiter? Im Juni 1995 erschien Andrea nicht zu einem Verhörtermin bei der Bundesanwaltschaft - und setzte sich ab. Nach einem Jahr in der Illegalität ging sie nach Kurdistan.

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Kurz vor dem 15. Jahrestag des Massakers vom 23. Oktober 1998 haben mutige Menschen in den kurdischen Bergen in der Nähe des Dorfes Andicen (Kelahere) ein Mahnmal in Erinnerung an die 41 damals getöteten PKK- Militanten errichtet. Dieses Mahnmal, das den Namen der deutschen Internationalistin Andrea Wolf trägt, die bei diesem Massaker als unbewaffnete Gefangene gefoltert und anschließend extralegal hingerichtet wurde, haben am 14. September 2013 hunderte Menschenrechtsaktivist/innen, Angehörige der Getöteten, Vertreter/innen von NGOs, BDP-Politiker/innen und viele Menschen aus der Region Catak und Van (Wan) offiziell eingeweiht. Wenige Tage danach hat der türkische Gouverneur von Catak die Zerstörung des Mahnmals gefordert und einen entsprechenden Beschluss erwirkt. Die geplante Zerstörung eines Mahnmals sowie von Grabstätten im Andenken an getötete Menschen verweigert den in allen Kulturen tief verankerten Respekt gegenüber Toten – auch denen des politischen Gegners. Zugleich verstößt der Zerstörungsbeschluss gegen internationales Recht. Seit dem 23. September 2013 zelten Vertreter/innen von Menschenrechtsorganisationen, Angehörigen sowie der Bevölkerung von Catak neben dem Mahnmal und haben eine unbefristete Mahnwache begonnen. „Wir werden auf unbestimmte Zeit hier bleiben und halten Wache. Wir warnen die Behörden davor, das Mahnmal oder die Gräber zu zerstören.“ Ein anderer Sprecher betonte: „Eine Zerstörung oder ein Angriff auf die Mahnwache würde einen Bruch des Waffenstillstands bedeuten.“ Anstatt Gedenkstätten und Gräber zu zerstören, sollten die Behörden in der Türkei und in Deutschland endlich damit beginnen, die Kriegsverbrechen in der gesamten Region aufzuklären und die verantwortlichen Täter zu bestrafen sowie die Mordanklage gegen die Mörder von Andrea Wolf, die am 16. September 2011 beim Staatsanwalt in Catak erneut von VertreterInnen einer internationalen Menschenrechtsdelegation eingereicht wurde, endlich mit Nachdruck zu bearbeiten. Das Mahnmal ist auch eine Mahnung und Erinnerung daran, dass bis heute, fast 16 Jahre nach dem Kriegsverbrechen der türkischen Armee in den Bergen bei Andicen (Kelahere) die türkischen und deutschen Behörden noch immer nicht die Hintergründe des Massakers juristisch aufgeklärt und die Täter zur Verantwortung gezogen haben. Der Ort des Massakers in den Bergen von Catak nahe des Mahnmals und das provisorische Sammelgrab, in dem die Ermordeten 1998 begraben worden sind, wurde zuletzt im Sommer 2013 von einer Gruppe internationaler Menschenrechtsaktivist/innen besucht und dabei ausführlich dokumentiert. Es mag wie in Argentinien, Guatemala oder Chile Jahrzehnte dauern, aber eines Tages werden auch die Mörder und Folterer, die für das Kriegsverbrechen vom 23. Oktober 1998 verantwortlich sind, zur Rechenschaft gezogen werden – ebenso ihre Helfer und Unterstützer. Denn ohne Gerechtigkeit kann es keinen Frieden geben.

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ls a r h e m n o v n e h Leic ie d n e n e d in , r e b grä ua r G r e d n o v n e Über 120 Massen g , zeu n e d r e w t e t u m r e v en Beh c is d r u k r 1.500 Menschen e d n a chen e r b r e v s g ie r K n d e n u s g a t s m a S samkeit und d ie ich d s n e h ü m e b n e r h örih e g n A d n u völkerung. Seit Ja e in e r tsve h c e r n e h c s n e M , r en um g n u g in d Friedensmütte e B n e t s chwer s r e t n u n n e e n d io in t a e is e n m a r g A r o n n e e h g ürkisc t r e d r e k a s s a M r e Bini, r a k k a H , n a m eine Aufklärung d t a Van, B , ir k a b r a iy D , s li it tep. n A d n u ir d lg Regionen Siirt, B , im s ri, Der g A , ig z la E , in d r a göl, Sirnak, M n des io t a g le e D e in e r 1 wa 1 0 2 r e b m e t p e S . ei Cab n a V n io g e R Vom 14. bis 25 r e in d lf o W a e r d n A s e t is r o D . n e h c u s r e t n Freund/innenkre er zu u b ä r g n e s s a M d n u ürt s e d n io t a r e tak, um Sammelp O iner e i e b 8 9 9 1 r e b o t eb s lk o V r e d n e n waren am 23. Ok pferln m ä k la il r e u G 0 4 . a tötet e g d n u t is e r kischen Militärs c k e g ) ein K G R (A s n a t is d r u freiungsarmee K worden. in a g r o s t h c e r n e h c Mens n o v n e g n u h ü m e eten d r o m r E r e d n Trotz intensiver B e n nd/in u e r F d n u n e ig r ö en r h a J 3 1 h c a n h c sationen, Angeh re - au e d n a ie w r e k a s s e t u e h is b h ic s wurde dieses Ma n e t muss r e t ä T ie D . t r lä k e noch nicht aufg . n e t r o w t n a r e v n eche r b r e V e r ih r ü f t h nic eD d n u s n e d ie r F t, dass ig e z e g h ic s t a h log ia D n e n e ff o In vielen Ländern n e in ber e ü r u n e s s e z o r p s re v s g ie r K r e d g mokratisierung n rteilu u r e V d n u g n u it e , dass g n u z t e s s u a sowie eine Aufarb r r o V eine t is r ü f r ie H . t is h gräc n e s s a M r e d g n brechen mögli u e Öffn t r ie z fi li a u q d n u und g n u r e d in h r die fachgerechte e V r lle zu o k o t o r P N U r e ürd lk il w r e d o r e h c ber im Rahmen is r mma u s , r e h c li t h ic r e g r Aufklärung auße wird. t ll e t s e g r e h ic s n ge licher Hinrichtun

„Lisa“ in den Städten - „Ronahi“ in den Bergen Leben und Kampf von Andrea Wolf


r e t h c o T e n i e m , a e r And Andrea ist tot. Andrea meine Tochter ist tot. Die Schmerzen sind schlimmer als bei der Geburt. Wir verabschieden sie tagelang mit Kerzen, Blumen, Musik, Meditation. Unendlich schwer fällt mir dieser Prozeß des sich damit Abfindens. Jetzt habe ich meine ganze Familie verloren. Ein buddhistisches Gedicht. Es soll mir helfen. Immer wieder steigst du hernieder, in der Erde wechselnden Schoß bis du gelernt hast, im Licht zu leben daß Leben und Sterben eins gewesen und alle Zeiten zeitenlos. Bis sich die mühsame Kette der Dinge zum immer ruhenden Ringe in dir sich reiht In deinem Willen ist Weltenwille.

Botschaft aus den guatemaltekischen Bergen nach Kurdistan Liebe Freundinnen, Freunde, IUK, Freundeskreis und Angehörige der ebenfalls Ermordeten bei dem Massaker Ich werde bei euch in Gedanken an dem Platz sein, mit all meiner Liebe und im Gedenken an meine Tochter Andrea und an alle, die auch ermordet wurden. Auch Traurigkeit umfängt mich. Aber Andrea wird mir nah sein, immer, auch wenn sie nicht mehr lebt. Es ist wirklich wichtig, etwas gegen die Mächte zu tun, die töten, morden, auch gegen das Gesetz des Krieges. Dieses sinnlose Töten muss aufhören In dem Land, in dem ich lebe, gibt es die gleichen Probleme. Im Moment gibt es einen Prozess gegen drei Militärs, die verantwortlich sind für ein Massaker an 203 Personen. Kinder, Frauen, Männer. Das Massengrab wurde vor Kurzem entdeckt. Da ich aus gesundheitlichen Gründen nicht reisen kann, werde ich zur gleichen Zeit am 16. Sept. hier in die Berge gehen. Ein Schamane Maya wird eine Zeremonie machen für Andrea, und für alle Ermordeten bei dem Massaker. Die Geister der Mayagötter werden uns hören und helfen, dass unsere Toten ihre Ruhe finden I N L I E B E U ND Z U V E R S I C H T sende ich Grüße Lilo Wolf Verlesen vom Freundinnenkreis Andrea Wolf an einem Sammelgrab in den kurdischen Bergen am 18. September 2011

Am 23. April 2013 starb Lilo Wolf in Guatemala

„Lisa“ in den Städten - „Ronahi“ in den Bergen Leben und Kampf von Andrea Wolf


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