Fabisch’s Zimbabwean Dream by Percy Zvomuya

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CC: Die Mitglieder der Akademie der Künste der Welt fungieren als Think-Tank und geben den Orientierungsrahmen für das künstlerische Programm der Akademie vor. Im Members’ Corner gibt je ein Mitglied Einblick in ihre*seine aktuelle Arbeit.

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Fabischs simbabwischer Traum Text: Percy Zvomuya

In meiner prägendsten Erinnerung an Reinhard Fabisch – zwischen 1992 und 1995 Trainer der Fußballnationalmannschaft Simbabwes – wartet er am Cairo International Airport auf den Rückflug nach Harare. Man sieht ihn im Profil, den Kopf mit einer Art Turban bandagiert, nachdem seine Mannschaft gerade ein äußerst hitziges Spiel verloren hatte. Das Qualifikationsspiel zur Weltmeisterschaft 1994 am 28. Februar des Vorjahres gegen Ägypten ging mit 2-1 verloren. Gegen Ende des Spiels musste der deutsche Trainer auf dem Spielfeld liegend medizinisch versorgt werden, nachdem er von einer Rakete eines ägyptischen Hooligans am Kopf getroffen worden war. Im Falle eines Sieges im Nasser Stadium (heute Cairo International Stadium) wäre Simbabwe für die Weltmeisterschaft in den USA qualifiziert gewesen. Dabei hatte Stürmer Agent ‘Ajira’ Sawu Simbabwe mit einem Lupfer zunächst früh in Führung gebracht. Wenig später hätte Coventry City-Stürmer Peter Ndlovu – der erste afrikanische Spieler in der 1992 neu gegründeten englischen Premier League – den Vorsprung sogar ausbauen können, brachte den Ball alleine vor dem Keeper jedoch nicht im Tor unter. Die FIFA setzte das Spiel zwar aufgrund der damaligen instabilen Lage in Ägypten und den in diesem Zusammenhang aufgetretenen Sicherheitslücken an einem neutralen Ort (in Lyon/Frankreich) neu an. Dies sollte Simbabwe jedoch nichts nutzen: Das Spiel endete 0-0. Am 1. März 1993 brachte die staatliche Tageszeitung The Herald mit ihrer Titelschlagzeile das Ergebnis der Amtszeit des deutschen Trainers – die so viel versprach aber letztlich so wenig davon einhielt – treffend auf den Punkt: „Ein Traum geht zu Ende”. Doch auch wenn Fabischs Team ebenso wie die Mannschaften der Vorjahre letzten Endes scheiterte, vermochte es doch wie keines zuvor das Land zu elektrisieren. Zehntausende Zuschauer*innen strömten regelmäßig ins National Sports Stadium, um die liebevoll als „Dream Team” bezeichnete Mannschaft spielen zu sehen, und vor den Fernsehgeräten versammelten sich gar mehrere Millionen. © Gideon Mendel / Getty Images

Sein Amt als Cheftrainer der Nationalmannschaft trat der Deutsche (der von 1969 bis 1971 für Borussia Dortmund spielte, dort aber auf keinen Einsatz im Seniorenteam kam) im Jahr 1992 an. Zu Beginn seines Engagements mahnte er an, dass die fußballbegeisterte Nation keine „unmittelbaren Ergebnisse“ erwarten solle. Dieser vorsichtigen Einschätzung folgten jedoch in kürzester Zeit immense sportliche Verbesserungen. Im ersten Jahr seiner Amtszeit verlor das Team in 13 Spielen nur ein einziges Mal und das National Sports Stadium wurde zu einer Art Festung, in der die Mannschaft ungeschlagen blieb. Sogar erfolgreiche Nationalteams wie Ägypten und Kamerun konnten bezwungen werden. (Ägypten gewann den Afrika-Cup 1957, 1959 und 1986, Kamerun errang dieselbe Trophäe in den Jahren 1984 und 1988 und erreichte bei der Weltmeisterschaft 1990 das Viertelfinale.) Fabisch war ein Draufgänger und vermochte zu begeistern. Er brachte die simbabwischen Spieler dazu, immer an ihr Potential zu glauben, selbst wenn sie gegen vermeintlich stärkere Teams antraten. Fabisch ermutigte seine Mannschaft immer an die eigene Stärke zu glauben, ganz gleich wer der Gegner war. Vor einem Spiel in Kamerun – das zuvor 12 Jahre lang kein Heimspiel verloren hatte – ließ er verlauten: „Die Spieler der Nationalmannschaft können jedes Team der Welt schlagen.

Percy Zvomuya, © Mpofu

Ich glaube fest daran, dass wir eine sehr gute Chance haben in Kamerun zu gewinnen.” Er wusste, dass Spiritualität in Simbabwe eine große Rolle spielte und ging offen damit um: „Wenn wir am Sonntag verlieren bedeutet das nicht das Ende der Welt. Und was juju oder muti anbelangt: Solange es meiner Auffassung von Professionalität nicht in die Quere kommt, wäre es töricht von mir diese Dinge zu ignorieren.” Fabisch war in Simbabwe im Allgemeinen und bei seinen Spielern im Besonderen auch deshalb so beliebt, da er im Namen seiner Mannschaft auch nicht davor zurückschreckte, sich gegen korrupte Funktionäre zu stellen, die nur ihre persönlichen Interessen im Sinn hatten. Auch die Heirat mit einer Schwarzen simbabwischen Frau war seiner Beliebtheit sicherlich nicht abträglich. Als er einmal zu seiner Meinung über die Zimbabwe Football Association (ZIFA) gefragt wurde, gab er zu Protokoll: „Ich habe im Verlauf meiner Karriere in Asien und Afrika schon viele unfähige Funktionäre erlebt, aber hier ist es mit Abstand am Schlimmsten. Sie sollten einfach ihre Sachen packen und dem Fußball den Rücken kehren.” Im Nachhinein betrachtet war Fabischs Mannschaft möglicherweise auch deshalb derartig beliebt, da sie eine gewisse Aura umgab, ein in den 1990er Jahren generell in der Luft liegender Optimismus, der mit den Heldentaten des Teams einherging. Bedenkt man, dass Simbabwe nur einen Sieg von der Qualifikation für die Weltmeisterschaft sowie zehn Minuten von der Qualifikation für den Afrika-Cup entfernt war, überkommt einen das überwältigende Gefühl einer unerfüllten Bestimmung. Genauer betrachtet teilt das „Dream Team” dieses Schicksal mit Simbabwe als Nation, die sich in einer mittlerweile seit drei Jahrzehnten anhaltenden sozialen, wirtschaftlichen und politischen Krise befindet. Reinhard Fabisch wurde 1951 geboren und starb im Juli 2008 im Alter von 57 Jahren. Dies ist ein Arbeitsdokument und Teil eines längeren Artikels über Fabisch, sein Dream Team und die Jahre voller Optimismus während seiner Amtszeit als Fußballnationaltrainer Simbabwes.


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CC: The Members of the Akademie der Künste der Welt (Academy of the Arts of the World) act as think tank and provide the framework for the Academy’s artistic program. In the Members’ Corner, one of them gives an insight into their respective current project.

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Fabisch’s Zimbabwean Dream Text: Percy Zvomuya

The most enduring image I have of Reinhard Fabisch, the coach of Zimbabwe’s national football team between 1992 and 1995, is of the trainer in profile, his head tied up in bandages like a turban, as he waits at Cairo International Airport to catch his return flight to Harare after an ill-tempered match which his team had lost. Fabisch’s team lost the final World Cup qualifying match against Egypt 2–1 in a frosty encounter on 28 February 1993 in which, towards the end of the game, the German coach had to be treated while sprawled on the pitch’s shoulder having sustained a gash to the head after being hit by a missile thrown at him by an Egyptian hooligan. If Zimbabwe had won the match played at the Nasser Stadium (now known as the Cairo International Stadium), they would have qualified for the 1994 World Cup in the United States. Zimbabwe had led the match as early as the fourth minute when the striker Agent ‘Ajira’ Sawu scored a lobbed shot and could have doubled its lead when the Coventry City forward Peter Ndlovu, the first African to play in the English Premier League era which began in 1992, failed to score in a one-on-one situation. Even though FIFA ordered the match to be replayed in a neutral venue, in Lyon, France, citing the volatile situation and lapses in security which favoured the hosts, the score was a nil all draw which favoured the Egyptians. A 1 March 1993 report in the state-owned daily The Herald read, “Dream Comes To An End,” neatly capturing the reign of the German mentor which promised so much but, in the end, delivered so little. Even though, in the end, Fabisch’s squad is judged as a failure,

just like the teams before it, yet none of the teams managed to electrify the country the way Fabisch’s team did. His side, known affectionately as the ‘Dream Team’, brought tens of thousands of neutrals into the National Sports Stadium, and millions more to watch them on television. When the German, once signed to Borussia Dortmund between 1969 and 1971 whom he did not represent at senior level, was appointed as director of coaching in 1992, through a government to government treaty, Fabisch said the local football-loving nation was not to expect “immediate results”, yet his impact was instantaneous. In the first year of the German’s tenure, the team lost only once in 13 games and the National Sports Stadium became a veritable fortress, at which they never lost, even beating seasoned teams like Egypt and Cameroon – formidable, successful African teams. (Egypt had won the 1957, 1959 and 1986 African Cups, and Cameroon had won the same trophy in 1984 and 1988 and had reached the Quarter Finals of the World Cup in 1990.) He was a bullish man and inspirational figure who made the Zimbabwean players believe in their potential, even when ranged against giants. Who ever his team was facing, Fabisch always encouraged them not to think less of themselves. Before a match in Cameroon, where the home team hadn’t lost in 12 years, Fabisch still said, “The players in the national team are capable of beating any side in the world. And I strongly believe that the probability of winning in Cameroon is very high.” Realising that Zimbabweans were a spiritual lot, he was open to all kind of beliefs. “If we lose Sunday’s encounter, that is not the

end of the world, and in as far as juju or muti is concerned, I would be foolish if I ignored such things as long as it does not interfere with my professional beliefs.” One of the reasons why Fabisch was a much-loved man by Zimbabweans in general (marrying a Black Zimbabwean woman probably helped) and his players in particular, was his trait for fighting for his players against corrupt, self-serving administrators who looked out only for their own interests. Once, about the Zimbabwe Football Association (ZIFA) officials, the German said, “I have seen many bad executives in my career in Asia and Africa but this is by far the worst. They should just pack their bags and leave football.” With the benefit of hindsight, perhaps Fabisch’s team was much loved because there was something at its core, something in the air about the optimistic 1990s which chimed with the team’s derring-do. When you consider that Fabisch’s team was one victory short of qualifying for the World Cup, and ten minutes from qualifying for the African Cup of Nations, one gets an overwhelming sense of an unfulfilled destiny which, come to think of it, the ‘Dream Team’ shares with the nation of Zimbabwe now in its third decade of a long-running social, economic and political crisis. Reinhard Fabisch was born in 1951 and died in July 2008 at the age of 57. This is a working document, part of a long piece looking at Fabisch, his Dream Team and the optimistic years in which he was coach of the Zimbabwe national football team. © Gideon Mendel / Getty Images


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