Sheherazade
for Adult Learning Deutsch RedakteurInnen: Guy Tilkin und Michèle Paulus, Landcommanderij Alden Biesen, Bilzen, Belgien Jennifer Land, Meath Partnership, Kells, County Meath, Irland
Sheherazade
1001 Stories for Adult Learning
Deutsch
ISBN 9789081794114 Legal deposit: D/2013/8926/1 Published by: Lies Kerkhofs, Landcommanderij Alden Biesen, Kasteelstraat 6, B-3740 Bilzen Project Number: 2011-4676-518365-LLP-1-2011-1-BE-GRUNDTVIG-GMP Design & production: COMMIX Graphic Solutions – www.commix.be Translations of this manual in Bulgarian, Dutch, French, German, Norwegian, Spanish and Swedish are available on the Sheherazade website: www.sheherazade.eu Disclaimer: This project has been funded with support from the European Commission. This publication [communication] reflects the views only of the Sheherazade consortium, and the Commission cannot be held responsible for any use which may be made of the information therein.
Sheherazade 1001 Stories for Adult Learning
RedakteurInnen: Guy Tilkin und Michèle Paulus, Landcommanderij Alden Biesen, Bilzen, Belgien Jennifer Land, Meath Partnership, Kells, County Meath, Irland
Co-AutorInnen: Tilman Fromelt, Brunnenpassage, Wien, Österreich Dorinda Dekeyser und Els Borghys, CVO Leuven-Landen, Leuven, Belgien Eliza Stefanova, Sofia University St. Kl. Ohridski, Sofia, Bulgarien Stefanie Talley und Cecile Stola, Elan Interculturel, Paris, Frankreich Heidi Dahlsveen und Hilde Madsø Jacobsen, Oslo und Akershus University College, Oslo, Norwegen Ida Junker und Tomas Carlsson, Fabula Storytelling, Stockholm, Schweden Patsy Lang und Iwan Kushka, Superact CIC, Bristol, Großbritannien
Projekt Co-Ordinator
Vorwort
7
Das Sheherazade Projekt: Eine Einführung
8
Kapitel 1: „State of the Art“ und Bedarfsanalyse 11
Inhaltzverzeichnis
4
Analyse der Vorkommens von Storytelling in Ausbildungslehrplänen für ErwachsenenbildnerInnen Recherche zur Methodik Storytelling Theorie der Erwachsenenbildung Storytelling als pädagogisches Werkzeug
13 13 14
Die Anwendung von Storytelling als pädagogisches Werkzeug: ein methodologischer Ansatz Vorbereitung/warm-up Technische Aktivitäten Workshop Performance
16 17 18 19 20
12
Kapitel 2: Storytelling und Kompetenzentwicklung 21 Einführung
22
Was ist eine Kompetenz?
22
Kompetenzorientierte Bildung and Lernen
22
Kompetenzen zum Lernen von Sprachen und zur Förderung von Inklusion
23
Zusammenfassung
25
Kapitel 3: Pädagogische Leitlinien und Ansätze
27
Einführung
28
Praktische Übungen Vorbereitungsphase – Warm Up-Übungen Technische Übungen Workshop Performance
29 29 32 38 45
Good Practices von Storytelling Workshops in der LehrerInnenfortbildung
46
Tips und Tricks Was ist eine Geschichte? Wie wähle ich eine Geschichte? Ratschläge für neue ErzählerInnen Wo kann ich Geschichten finden? Wie kann ich mich an Geschichten erinnern? Was sind die Werkzeuge von ErzählerInnen?
50 50 50 51 53 53 53
Kapitel 4: Good Practice Beispiele Förderung sozialer Inklusion bei erwachsenen Lernenden Zeit.Geschichten – Österreich Lerngemeinschaft – Belgien Präsentieren Sie sich als ExpertIn durch die Geschichte Bulgarien Geschichten-Sammel-Workshop – Frankreich Wege in die Stadt - Deutschland Das internationale Projekt – Irland ARTikulieren – Norwegen Muttersprachen-Tag in Stadtteil Stovner – Norwegen Das Dilemma des verlorenen Sohnes – Spanien Für die Zukunft erzählen - Erzählungen vom Holocaust – Schweden MigrantInnen beschreiten Grenzen in ‘New Town’ – Niederlande Openstorytellers – Großbritannien Storytelling im Zweit- und Fremdsprachenunterricht Die Trauerpuppen – Belgien Storytelling Techniken im Sprachkurs
55
für Erwachsene – Belgien Lasst uns zusammen leben – Bulgarien Kunst integriert - Finnland Lebensgeschichten im Wagen – Irland In deinen Augen ist sichtbar, dass du verstanden hast! – Schweden
87 90 92 94 96
Kapitel 5: Pilotprojekte 99 Storytelling im Fremdsprachenerwerb auf dem Niveau A2 – Österreich Zuhause mit Sheherazade – Belgien Der Fischhändler Arnout und seine Liebe für Soetkin – Belgien Eine Geschichte mit Happy End – Bulgarien Sheherazade Workshop, 1001 Geschichten zur Erwachsenenbildung – Frankreich Lebenserfahrung und Geschichten – Irland Persönliche Geschichten und Inklusion – Norwegen Es ist in Ihren Augen – Schweden Storytelling mit Flüchtlingen – Grossbritanien
100 102 104 107 109 111 113 115 117
Literaturverzeichnis und hinweise
119
Anhang 1: Interviews mit ErzählerInnen
121
58 58 61 62 64 66 69 72 74 79 78 80 83 85 85 5
Pictures: Mats Rhenman (SE) Benjamin A. Ward (NO)
6
H. Timmerman (BE)
Vorwort Nach Nahrung, Obdach und Freundschaft, sind Geschichten das, was wir am meisten in der Welt brauchen. Philip Pullman Das vorliegende Handbuch ist ein Ergebnis des Projekts “Sheherazade – 1001 stories for adult learning”. Dieses multilaterale Grundtvig-Projekt möchte Bewusstsein für das Potenzial von Storytelling als pädagogisches Werkzeug schaffen. Im Rahmen dieses Projekts haben wir Methoden und Materialien für die Anwendung von Geschichten, sowie für das Geschichtenerzählen im Lehren und Lernen in der Erwachsenenbildung entwickelt. Mit der Anwendung von Geschichten und Storytelling-Techniken, binden die LehrerInnen ein großartiges Werkzeug in die Ausbildung mit ein. Indem fachliche Inhalte als Erzählung weitergegeben werden, und so in Bilder umgewandelt werden, werden die Inhalte besser an den Lernenden vermittelt. Die Einbindung von Geschichten und das Geschichtenerzählen als Werkzeug in der Erwachsenenbildung, bietet den Lernenden eine großartige Möglichkeit, ihre Kreativität und ihre sprachlichen, sozialen, emotionalen und künstlerischen Fähigkeiten zu verbessern. Die Zielgruppe des Sheherazade Ansatzes sind erwachsene Lernenden mit unterschiedlichen sozialen und kulturellen Hintergründen, unter anderem auch gering qualifizierte Erwachsene, benachteiligte BürgerInnen, NeuzuwandererInnen, MigrantInnen, und erwachsene Fremdsprachenlernende. Um diese Gruppen zu erreichen, richtet sich das Sheherazade Material und dessen Methoden in die LehrerInnenausbildung speziell an StudentInnen, KursleiterInnen, SozialarbeiterInnen und AusbildnerInnen. Sheherazade richtet sich auch an ErzählerInnen. Einerseits um ihnen den erzieherischen Wert und das Potenzial ihrer Kunst bewusst zu machen und andererseits um ihnen zu helfen, ihren Weg in die Erwachsenenbildung und Lehrerfortbildungsorganisationen zu finden. Dieses Handbuch bietet Ideen und Material für LehrerausbildnerInnen und ErwachsenenbildnerInnen, um Storytelling in ihrer täglichen Arbeit anzuwenden. Die Kapitel 1 und 2 des Handbuchs bieten einen Einblick in die Vorteile der Anwendung von Storytelling im Kontext der Erwachsenenbildung sowie einen methodischen Ansatz in Bezug auf die Kompetenzentwicklung. Kapitel 3 konzentriert sich auf die pädagogischen Richtlinien und bietet eine Reihe von praktischen Übungen, Tipps und Tricks, Good Practice Beispielen aus ganz Europa und enthüllt damit den wahren Wert von Geschichten und Geschichtenerzählungen in der Vielfalt der Erwachsenenbildung. Die Sheherazade Partner führen jeweils ein Pilotprojekt mit Geschichten und Geschichtenerzählen in der Erwachsenenbildung durch. Die Hintergrundberichte über diese Pilotprojekte im Kapitel 5 bieten zusätzliche Ideen, Motive, Einstellungen und Herangehensweisen. Dieses Handbuch liest sich nicht wie ein Roman von der ersten bis zur letzten Seite, sondern ist mehr eine Art Referenz, die je nach den Bedürfnissen der LeserInnen konsultiert werden kann. Die Website des Projekts www.sheherazade.eu bietet auch zusätzliches Material, einschließlich der Training Module für Train-the-trainer sowie Material, wie Sheherazade in internationale Grundtvig-Projekte integriert werden kann. Wir hoffen, dass Sie viel Spaß beim Lesen und beim Nachschlagen dieses Handbuchs haben werden und, dass das Sheherazade Projekt zur Einführung des Geschichtenerzählens in der Lehrer- und Erwachsenenbildung beitragen wird. Im Namen der Sheherazade Partnerschaft
Guy Tilkin, Project Co-ordinator Head European Department Landcommanderij Alden Biesen
Lies Kerkhofs Director Landcommanderij Alden Biesen
Projekt Co-Ordinator
7
Das Sheherazade Projekt: eine Einführung Der Titel unseres Projekts stammt aus der Sammlung der als Geschichten aus tausendundeiner Nacht bekannten Erzählungen. Die Rahmenhandlung der Geschichte erzählt von einem persischen König, der durch seine erste Frau getäuscht wurde. Das erfüllt ihn mit Hass gegen alle Frauen, und er beschließt, jede Nacht eine neue Jungfrau zur Frau zu nehmen und bei Sonnenaufgang zu töten. Nachdem der Wesir, ein hochrangiger Berater verantwortlich für die Suche nach neuen Ehefrauen, bereits seit längerer Zeit keine Jungfrauen für den König mehr finden kann, ist es schließlich seine älteste Tochter, die ihr Leben opfern muss. Als des Wesirs Tochter in ihrer Hochzeitsnacht zu Königs Kammer geht, kommt ihre kleine Schwester und bittet darum eine Geschichte zu hören, bevor sie schlafen geht. Der König gibt der Jungfrau Erlaubnis zu erzählen. Scheherazade erzählt tausendundeine Nacht lang über komplizierte, geheimnisvolle und spannende Geschichten. Dadurch kann die junge Frau den König umstimmen. Durch das Geschichtenerzählen ist sie in der Lage viele Leben, einschließlich ihres Eigenen, zu retten und die autoritären Strukturen ihrer Gesellschaft zu verändern.
Eine Definition von Storytelling Storytelling passiert nicht in einem Vakuum. Um dies zu verdeutlichen, möchten wir das Modell und die Prinzipien des Geschichtenerzählens von Heidi Dahlveen, einer norwegischen Geschichtenerzählerin, vorstellen.
Dies ist die Geschichte von Sheherazade nach Abdessalam el Hakouni, einem Professor für Literatur an der Universität Mohamed V in Rabat. Die Geschichte von Sheherazade ist eine Parabel über die Macht des Erzählens: “Die Moral der Geschichte ist, der Tyrannei nicht nachzugeben. Man sollte seine Fantasie benutzen, ruhig werden und an Liebe statt an Hass denken, an Hoffnung anstatt an Verzweiflung. Sheherazade konnte ihren Hals für tausendundeine Nacht retten, das war eine lange Zeit genug für den König, um seine Rache zu vergessen. Aber der Schlüssel war nicht eine physische Waffe. Scheherazade hatte nichts, bis auf gute Geschichten und die Fähigkeit, sie gut zu erzählen. Die Lektion ist, wenn Sie überleben wollen, dann haben Sie besser eine gute Geschichte auf Lager.”1 Wir haben dieses Projekt durchgeführt, weil wir überzeugt sind, dass das Erzählen und Zuhören von Geschichten eine positive Wirkung hat. Wir hoffen, dass Sie ähnliche Erfahrungen machen werden.
8
1 Hamilton R. (2011): The Last Storytellers: Tales from the Heart of Morocco. London: I.B.Tauris
Wie in der Grafik oben dargestellt, beginnt der Erzählungsprozess mit einem “Ereignis in einer Geschichte.” Wenn der/die ErzählerIn erstmals eine Geschichte eröffnet, dann in Form einer mündlichen oder schriftlichen Kommunikation (“Ereignis im Erzählen” oder “Ereignis in einer verschriftlichten Form”). Geschichten können auch durch die eigene Erfahrungsgeschichte weitergegeben werden, oder können gar aus fiktiven Teilen bestehen. Einige GeschichtenerzählerInnen agieren spontan und improvisieren ihre Geschichten. Wie immer ein/e GeschichtenerzählerIn eine Geschichte erhält, besteht eine Vielzahl an Faktoren, die ihre Weitergabe beeinflussen. Bevor eine Geschichte erzählt werden kann, muss sie in narrative Sequenzen eingeteilt werden. Die Wahl der zu erzählenden Geschichte ist individuell und beruht auf der persönlichen Bedeutung, die der/ die ErzählerIn einer bestimmten Geschichte beimisst. Der historische
und kulturelle Hintergrund des/der ErzählerIn, das Publikum und die Geschichte selbst, müssen auch berücksichtigt werden. “Intertextualität” bezieht sich auf die Verbindungen zwischen unterschiedlichen Geschichten. In verschiedenen Kulturen können zum Beispiel mehrere Versionen der gleichen Geschichte existieren. Was auch immer erzählt wird, ob Märchen, Mythos oder eine andere Art von Geschichte, für das Publikum muss immer eine zeitgenössische Relevanz bestehen. Es gibt jedoch bestimmte historisch mythologische Erzählungen, auf die bis heute Bezug genommen wird. Die Idee des “ÖdipusKomplex” ist ein solches Beispiel. Der Bezug der Geschichte zur heutigen Zeit wird zum Teil durch die intuitive Interpretation der/des Erzählenden erreicht. Außerdem kann der Zweck einer Geschichte auch ihre Überlieferung und Interpretation beeinflussen. Wir möchten betonen, dass Storytelling sowohl eine kreative als auch darstellende Kunstform ist und nicht nur die mündliche Rezitation eines geschriebenen Textes. Es ist eine interaktive Aktivität, die von anderen Arten kultureller und sozialer Aktivität unterschieden werden kann. Dies ist in der Grafik mit der Phase der “ästhetischen Interaktion” dargestellt. Durch das Erzählen einer Geschichte, kehren wir zurück zur ersten Stufe im Storytelling-Prozess, dem “Ereignis der Geschichte.” Einmal erzählte Geschichten, sind dazu bestimmt wieder erzählt zu werden. Oder aber sie scheinen der Funke in der Erschaffung weiterer Geschichten zu sein.
Formen von Geschichten für mündliches Storytelling GeschichtenerzählerInnen beziehen ihre Geschichten aus verschiedenen Genres. Eine beliebte Form des Erzählens ist die traditionelle Geschichtenerzählung, zu welchen u.a. folgende Gattungen gehören: Mythen, Legenden, Sagen, Märchen, städtische und ländliche Mythen, Märchen aus verschiedenen Kulturen und viele mehr. Einige sagen, dass diese Geschichten bloß fiktiv sind, andere haben eine emotionale Bindung zu ihnen und schöpfen kulturellen Glauben und Kraft aus diesen Geschichten. Geschichten können das Publikum emotional berühren und in unterschiedlichen Menschen sehr verschiedene Emotionen hervorrufen. Eine andere Geschichtsform ist die persönliche Geschichte. Im Rahmen dieses Projektes, definieren wir persönliche Geschichten als Geschichten, die für den/die Einzelne/n von Bedeutung sind: Lebensgeschichten, oder Familiengeschichten, Geschichten über die Nachbarn oder die Gemeinde, der man angehört. Diese Geschichten können entweder vollständig anekdotisch, autobiographisch, traditionell oder fiktiv sein. Persönliche Geschichten müssen nicht zur Gänze wahr sein. Erzählte, wahre Geschichten können allerdings kathartische Wirkungen haben. Während des Erzählens einer persönlichten Geschichte, sollte man sich grundsätzlich wohl fühlen.
Eine andere, gewagtere Form von Geschichte wird oft als die improvisierte Geschichte bezeichnet. Es handelt sich hierbei um eine Geschichte, die an Ort und Stelle frei erfunden wurde. Diese Geschichten können auf traditionellen, fiktiven oder absurden Geschichten basieren und enthüllen oft etwas sehr Tiefes und Bedeutungsvolles über den/die Erzählende/n, das Publikum und den Kontext des Erzählens.
Was ist traditionelles Storytelling? Während sich das Sheherazade Projekt verschiedener Arten von Geschichten bedient, sind wir besonders daran interessiert, wie diese Geschichten im traditionellen Prozess der Erzählkunst weitergegeben werden. Beim traditionellen Geschichtenerzählen bedeutet “traditionell” nicht zwangsläufig, dass es sich um traditionelle Geschichten handelt, sondern, dass der Akt des Erzählens an sich, traditionell ist. In den Lehrplänen am Akershus University College of Applied Sciences in Oslo, wo Kurse in Storytelling von der Abteilung für Technologie, Kunst und Design angeboten werden, wird das traditionelle Storytelling wie folgt beschrieben: “Traditionelles Storytelling ist eine Kunst und eine Form der Kommunikation, die bei den ZuhörerInnen innere Fantasiebilder erzeugt, anstatt sichtbare Bilder zu zeigen und zu dramatisieren. Die traditionelle Geschichtserzählung ist als offene und direkte Zwei-Wege-Kommunikation zwischen dem/der Erzählenden und dem Publikum strukturiert und erlaubt eine Interaktion zwischen den Anwesenden.” Diese Definition bezieht sich auf eine bestimmte Tradition und schließt daher möglicherweise eine Reihe von Stilen und Techniken der traditionellen Erzählkunst aus. Doch sie hebt auch etwas Wesentliches für das traditionelle Geschichtenerzählen hervor, nämlich die Fähigkeit, Bilder hervorzurufen. Dies unterstreicht auch die aktive Rolle des Zuhörers beim Erzählen. Im Werk The World of Storytelling von Anne Pellowski wird traditionelles Storytelling folgendermaßen beschrieben: “… der Augenblick, wenn eine mündliche Erzählung als Geschichte in Vers- und/oder Prosaform aufgeführt wird oder von einer Person vor einem Publikum erzählt wird; die Erzählung kann dabei gesprochen, gechanted oder gesungen werden, mit oder ohne musikalische, bildhafte und/oder andere Begleitung, und kann von mündlichen, gedruckten oder aufgezeichneten Quellen gelernt worden sein; einer seiner Zwecke muss jener der Unterhaltung oder Freude sein, und es muss mindestens ein kleines Element der Spontaneität in der Performance vorhanden sein.”2
2 Pellowski, A. The World of Storytelling. Hw Wilson Company, 1990
9
Analyse der Vorkommens von Storytelling in Ausbildungslehrplänen für ErwachsenenbildnerInnen Während Storytelling oft eine etablierte Präsenz in den Bildungsprogrammen für Kinder hat, ist seine Verwendung als pädagogisches Instrument in den Ausbildungsprogrammen für Erwachsene eher selten. Storytelling erweist sich jedoch in der Erwachsenenbildung als stark anpassungsfähig an eine Vielzahl von Angeboten in den Bildungseinrichtungen: von Workshops für BeraterInnen und Profis bis hin zur Ausbildung von SprachlehrerInnen und SozialarbeiterInnen. Die vorliegende Analyse des Vorkommens von Storytelling in Ausbildungslehrplänen für ErwachsenenbildnerInnen bietet einen Einblick in die Arten von Institutionen, die Storytelling in ihre Ausbildungsprogramme und Kurse einbinden. Es zeigt auch eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie Storytelling in einem derartigen Lehrplan angewendet werden kann. Das primäre Ziel unserer Recherche war es, besser zu verstehen, wie Storytelling in Lehrplänen für Erwachsenenbildung und in jenen für erwachsene Lernende in unseren Partnerländern verwendet wird. Wir haben auch entdeckt, wie Storytelling in pädagogischen Einrichtungen in allgemeiner Weise integriert wird. Ergebnisse der einzelnen Länder finden sich im Anhang 1 und enthalten eine Übersicht über die aktuelle Landschaft in jedem unserer Partnerländer. Wie folgt bieten wir einige Punkte zu einer Vergleichsbewertung an. Institutionen mit Storytelling im Lehrplan • Non-Profit Organisationen • Theatergruppen • Individuelle Storyteller (keine Institution, aber ein wichtiger Teil der Storytelling Ausbildung) • Festivals & Veranstaltungen • Bildungseinrichtungen für Erwachsenenausbildung, Schulen und Universitäten (meist in den Abteilungen für Schauspiel) • Psychologische und Wellness-Zentren & Kurse
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Neben der Vermittlung des Erzählens als Kunst, scheint das Storytelling selten in den formalisierten Erwachsenenlehrplänen als pädagogisches Instrument einbezogen zu werden. Wenn es in der Erwachsenenbildung verwendet wird, beweist Storytelling eine sehr hohe Anpassungsfähigkeit an die unterschiedlichen Angebote in den Bildungseinrichtungen. Die Beispiele von unseren PartnerInnen, beziehen sich auf die Ausbildung von Erwachsenen-TrainerInnen, wie PsychologInnen, FremdsprachenlehrerInnen und SozialarbeiterInnen, sowie erwachsene Lernende, wie MigrantInnen oder Fremdsprachenlernende. Wenn Storytelling in die Lehrpläne für die allgemeine Erwachsenenbildung aufgenommen wird, scheint es eher ein Teil der informellen methodischen Ansätze zu sein, die oft nicht aufgeschrieben werden. Die Lehrpläne, die wir entdeckt haben, enthalten keine Informationen über eine spezifische Anwendung von Geschichten, wie Storytelling-Techniken die einem Kurs speziell angepasst sind. Die Storytelling-Einheiten innerhalb der Ausbildungen sind in der Regel eine einmalige oder kurzfristige Angelegenheit. Die strukturierteste und langfristigste Anwendung von Storytelling findet in der Erwachsenenbildung, in Hochschulen und in Storytelling-Zentren statt.
“
des the teller and the In the oral tradition, storytelling inclu ce, while the audirien expe audience. The storyteller creates the mental images onal pers tes ence perceives the message and crea audience beThe . seen ures from the words heard and the gest om) ne.c Defi (Ask comes co-creator of the art.
Zielgruppen
• Erwachsene • Professionelle Storyteller • LehrerInnen & Erwachsenen AusbildnerInnen • SchauspielerInnen • TrainerInnen • Schulen • Kultur Organisationen • Bibliotheken • SozialarbeiterInnen • Gesundheit, Psychologie, Profis für Beratung und Wohlbefinden • Tourismus Branche • SprachlehrerInnen
”
Wie Storytelling in den Lehrplänen für Erwachsene AusbildnerInnen vorkommt • Trainings zur Kunst des Storytellings • Storytelling als Instrument im Rahmen eines Beratungsgesprächs • Storytelling im Sprachkurs • Storytelling Workshops für Stadtreiseführer und Tour Guides • Storytelling in Literaturkursen (Bedeutung von Symbolen und Themen) • Storytelling in der öffentlichen Rede und in Kommunikationskursen
KAPITEL 1
“State of the art” und Bedarfsanalyse
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Analyse der Vorkommens von Storytelling in Ausbildungslehrplänen für ErwachsenenbildnerInnen Während Storytelling oft eine etablierte Präsenz in den Bildungsprogrammen für Kinder hat, ist seine Verwendung als pädagogisches Instrument in den Ausbildungsprogrammen für Erwachsene eher selten. Storytelling erweist sich jedoch in der Erwachsenenbildung als stark anpassungsfähig an eine Vielzahl von Angeboten in den Bildungseinrichtungen: von Workshops für BeraterInnen und Profis bis hin zur Ausbildung von SprachlehrerInnen und SozialarbeiterInnen. Die vorliegende Analyse des Vorkommens von Storytelling in Ausbildungslehrplänen für ErwachsenenbildnerInnen bietet einen Einblick in die Arten von Institutionen, die Storytelling in ihre Ausbildungsprogramme und Kurse einbinden. Es zeigt auch eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie Storytelling in einem derartigen Lehrplan angewendet werden kann. Das primäre Ziel unserer Recherche war es, besser zu verstehen, wie Storytelling in Lehrplänen für Erwachsenenbildung und in jenen für erwachsene Lernende in unseren Partnerländern verwendet wird. Wir haben auch entdeckt, wie Storytelling in pädagogischen Einrichtungen in allgemeiner Weise integriert wird. Ergebnisse der einzelnen Länder finden sich im Anhang 1 und enthalten eine Übersicht über die aktuelle Landschaft in jedem unserer Partnerländer. Wie folgt bieten wir einige Punkte zu einer Vergleichsbewertung an. Institutionen mit Storytelling i m Lehrplan • Non-Profit Organisationen • Theatergruppen • Individuelle Storyteller (keine Institution, aber ein wichtiger Teil der Storytelling Ausbildung) • Festivals & Veranstaltungen • Bildungseinrichtungen für Erwachsenenausbildung, Schulen und Universitäten (meist in den Abteilungen für Schauspiel) • Psychologische und Wellness-Zentren & Kurse
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Neben der Vermittlung des Erzählens als Kunst, scheint das Storytelling selten in den formalisierten Erwachsenenlehrplänen als pädagogisches Instrument einbezogen zu werden. Wenn es in der Erwachsenenbildung verwendet wird, beweist Storytelling eine sehr hohe Anpassungsfähigkeit an die unterschiedlichen Angebote in den Bildungseinrichtungen. Die Beispiele von unseren PartnerInnen, beziehen sich auf die Ausbildung von Erwachsenen-TrainerInnen, wie PsychologInnen, FremdsprachenlehrerInnen und SozialarbeiterInnen, sowie erwachsene Lernende, wie MigrantInnen oder Fremdsprachenlernende. Wenn Storytelling in die Lehrpläne für die allgemeine Erwachsenenbildung aufgenommen wird, scheint es eher ein Teil der informellen methodischen Ansätze zu sein, die oft nicht aufgeschrieben werden. Die Lehrpläne, die wir entdeckt haben, enthalten keine Informationen über eine spezifische Anwendung von Geschichten, wie Storytelling-Techniken die einem Kurs speziell angepasst sind. Die Storytelling-Einheiten innerhalb der Ausbildungen sind in der Regel eine einmalige oder kurzfristige Angelegenheit. Die strukturierteste und langfristigste Anwendung von Storytelling findet in der Erwachsenenbildung, in Hochschulen und in Storytelling-Zentren statt.
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Zielgruppen
• Erwachsene • Professionelle Storyteller • LehrerInnen & Erwachsenen AusbildnerInnen • SchauspielerInnen • TrainerInnen • Schulen • Kultur Organisationen • Bibliotheken • SozialarbeiterInnen • Gesundheit, Psychologie, Profis für Beratung und Wohlbefinden • Tourismus Branche • SprachlehrerInnen
”
Wie Storytelling in den Lehrplänen für Erwachsene AusbildnerInnen vorkommt • Trainings zur Kunst des Storytellings • Storytelling als Instrument im Rahmen eines Beratungsgesprächs • Storytelling im Sprachkurs • Storytelling Workshops für Stadtreiseführer und Tour Guides • Storytelling in Literaturkursen (Bedeutung von Symbolen und Themen) • Storytelling in der öffentlichen Rede und in Kommunikationskursen
Unsere Recherchen verdeutlichen die Notwendigkeit nach einer formalisierten schriftlichen Anleitung für Storytelling als pädagogisches Instrument in der Erwachsenenbildung und in den Lehrplänen. Ein solches Dokument könnte als Instrument für TrainerInnen in der Erwachsenenbildung auf folgender Weise dienen: • Zeigt auf, wie eine Anleitung für Storytelling in der Erwachsenenbildung strukturiert sein sollte • Bietet einen Einblick in die Vorteile der Anwendung von Storytelling in der Erwachsenenbildung • Gibt Tipps für die Anwendung von Storytelling in Bezug auf unterschiedliche Zielgruppen • Verdeutlicht TrainerInnen die technischen Aspekte des Storytellings • Präsentation spezifischer Storytelling Aktivitäten und Ansätze, die in der Erwachsenenbildung eingesetzt werden können • Stellt den theoretischen Hintergrund für die Anwendung von Storytelling in der Erwachsenenbildung zur Verfügung Die folgenden Kapitel dieses Handbuches bieten eine Anleitung für die oben erwähnten Themen.
Möglichkeiten der Anwendung von Storytelling als pädagogisches Instrument hoch begeistert. Die Herausforderung ist, diese Gruppen zusammen zu bringen. Wie sollen Geschichten in das Klassenzimmer für Erwachsene gebracht werden? 1. Zunächst durchforsteten wir die wissenschaftliche Literatur auf dem Gebiet der Erwachsenenbildungstheorien nach den einzigartigen Bedürfnissen von erwachsenen Lernenden. 2. Als nächstes untersuchten wir die Methoden, die den Storytelling-Prozess strukturieren und gaben einen Überblick über die unterschiedlichen Bereiche des Erzählens. 3. Anschließend machten wir eine Evaluierung darüber, wie die Charakteristika des Erzählens auf die Bedürfnisse von erwachsenen Lernenden reagieren können. Anhand der Analyse von Interviews mit mehr als zwanzig verschiedenen ErzählerInnen aus ganz Europa, präsentieren wir Ihnen in diesem Kapitel einen methodischen Rahmen dafür, wie Storytelling als pädagogisches Instrument für erwachsene Lernende verwendet werden kann.
Theorie der Erwachsenenbildung
Recherche zur Methodik Storytelling
“
und lernt durch GeUnsere Spezies denkt in Metaphern 4 anthropologin) Catherine Bate 4 son, (MaryAnthropologin chten. Bateson, Mary schiCatherine
”
Das Erzählen von Geschichten ist ein integraler Bestandteil der menschlichen Erfahrung. Es erlaubt uns unsere Welt zu verstehen, mit anderen zu kommunizieren und uns auszudrücken. Der Wert von Geschichten und des Erzählens wird seit langem in den Bildungsprogrammen für Kinder und Jugendliche geschätzt, aber in der Erwachsenenbildung fehlen noch immer eine formalisierte Methodik und klare Lehrplan-Strukturen. Aus der Bemühung heraus auf diesen Bedarf zu reagieren, hat das Sheherazade Team ein Recherche durchgeführt, um nachzuforschen, wie Storytelling in der Erwachsenenbildung eingesetzt wird. Unsere Recherche hat gezeigt, dass ErwachsenentrainerInnen starkes Interesse an der Anwendung des Storytelling in ihren Ausbildungsprogrammen haben. Viele der interviewten ErzählerInnen sind über die 4 Bateson, M. C. Peripheral Visions: Learning Along the Way. New York: Harper Collins Publishers, Inc., 1994
Die Veröffentlichung des Buches von Malcolm Knowles’ 1973, The Adult Learner: A Neglected Species5, hat zur Theorie über die Erwachsenenbildung und Debatte über die Arbeitsstrategien mit erwachsenen Lernenden stark beigetragen. Das Buch geht von vier Annahmen aus. Zunächst macht Knowles deutlich, dass erwachsene Lernende Selbststeuerung beim Lernen bevorzugen. Weiter führt er an, dass experimentelle Techniken für sie nützlicher sind als passives Zuhören. Knowles findet auch, dass Erwachsene besondere Lernbedürfnisse haben, verursacht durch bestimmte Lebensereignisse, wie beispielsweise Wohnortswechsel, neuer Job, Ehe, etc. Anschließend erklärt er, dass Erwachsene “auf Kompetenz ausgerichtete” Lernende sind. In anderen Worten, wollen Erwachsene sofort ihr Erlerntes anwenden, sei es eine neue Fertigkeit oder auch Wissen. Ebenso wie Knowles, gehen Ron und Susan Zemke6 in ihrem Artikel “Adult Learning: What We Know for Sure” den Lernbedürfnissen von Erwachsenen nach. Sie präsentieren ihre Forschung als ein Ergebnis einer Zusammenfassung der Forschungsgeschichte zu diesem Thema seit den 1970er Jahren. Sie argumentieren, dass das Lernen für Erwachsene problemzentriert ist, was ihnen ermöglicht, Veränderungen im Leben oder schwierige Lebensereignisse besser zu bewältigen. Wenn es um den Aufbau der bestmöglichen Lernatmosphäre 5 Knowles, M. S. The adult learner: A neglected species Houston: Gulf Publishing Company species., 1973. Revised Edition, 1990 6 Zemke, R. & Zemke, S. Adult Learning: What Do We Know For Sure? Training. 32, 6, 31–40, 1995
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geht, betonen sie die Bedeutung einer sicheren und komfortablen Umgebung und ermutigen ErwachsenentrainerInnen auch auf das Ego der Erwachsenen im Klassenzimmer zu achten. Ein/e gute/r ModeratorIn, so argumentieren sie, “versteht, dass Erwachsene etwas Reales in einem Klassenzimmer zu verlieren haben. Ihr Ego ist bedroht, wenn sie gebeten werden, neues Verhalten vor ihrer Peergruppe zu zeigen”(ebd.).
Storytelling als pädagogisches Werkzeug Bisher haben wir gesehen, wie wichtig die Berücksichtigung von besonderen Lernbedürfnissen in der Arbeit mit Erwachsenen ist. Interaktivität, Unabhängigkeit und erfahrungsbasiertes Lernen haben sich als wichtige Faktoren in der Erwachsenenbildung gezeigt, während Vertrauen notwendig ist, um die ideale Lernumgebung zu gewährleisten. Außerdem haben wir untersucht, wie Storytelling strukturiert werden kann. Unsere Diskussion wendet sich nun der Verknüpfung der Erwachsenenbildung und Storytelling zu. Wir möchten aufzeigen, dass Storytelling auf die einzigartigen Bedürfnisse von erwachsenen Lernenden eingeht, indem es eine flexible und kreative Struktur anbietet, die in Lernprozessen mit Erwachsenen gut funktionieren kann. Wir stimmen Marsha Rossiter7 zu, dass der narrative Ansatz des Storytelling Implikationen sowohl für Methode wie auch Inhalt beinhaltet. Letztendlich, wenn als pädagogisches Instrument angewendet, kann Storytelling erwachsenen Lernenden eine Reihe von Möglichkeiten anbieten. Die Durchsicht der Literatur über den Einsatz von Storytelling in verschiedenen Kontexten der Erwachsenenbildung, hat ergeben, dass Storytelling als pädagogisches Instrument angewendet folgende Vorteile aufweist: a) b) c) d) e)
unterstützt den Lernenden bei der Erfassung des Lernprozesses ermutigt die erwachsenen Lernenden erleichtert die Kommunikation inspiriert persönliches Wachstum aktiviert und motiviert den erwachsenen Lernenden
Ein genauerer Blick auf jedes dieser Themen wird zeigen, warum Storytelling ein ideales Werkzeug für Kurse in der Erwachsenenbildung ist. a) Unterstützt den Lernenden bei der Erfassung des Lernprozesses M. Carolyn Clarke und Marsha Rossiter (ebd.), Befürworter der “narrativen Lerntheorie” betonen, dass Geschichten ideal sind, um er-
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7 Rossiter, M Narrative and stories in adult teaching and learning. ERIC Clearinghouse on Adult Career and Vocational education, Columbus, OH, 2002. ( Eric Reproduction Document No ED 473147 )
wachsenen Lernenden zu unterstützen den Lernprozess zu erfassen zu machen. Ebenso betont Peg C. Neuhauser8, dass Geschichten als Lehrmittel wirksam sind, weil sie “glaubwürdig, erinnerbar und unterhaltsam” sind. Mit Geschichten, können abstrakte Konzepte oder Ideen in einer verständlichen Alltagssprache mitgeteilt werden - durch den Blickwinkel der menschlichen Erfahrung. Nanci M. Burk9 hat in ihrer Arbeit mit Risiko-SchülerInnen festgestellt, dass “oral Sharing” ihren Studenten ermöglichte, Lebenserfahrungen besser zu erfassen. “Für viele Menschen”, erklärt sie, “bietet Storytelling einen größeren Einblick und ein tieferes Verständnis der Welt um uns herum, eine Art des Wissens, eine Suche nach dem Sinn und ein Mittel zur Reflexion.” b) Ermutigt den Lernenden Einer der Vorteile der gemeinsamen Lernerfahrung, welche beim Einsatz des Storytellings als pädagogisches Werkzeug entsteht, ist, dass dieses vertraute Umfeld Lernenden dabei hilft, den Wert ihrer eigenen Erfahrungen und Kenntnisse zu schätzen. Wie Burk erklärt, ermöglicht der Austausch von Geschichten Studenten “die Relevanz, Gültigkeit und Wirksamkeit ihres kulturellen Erbes und ihre Lernfähigkeiten, unabhängig von kulturellen Unterschieden zu erkennen”. Weil sie aktive Teilnehmer des Storytelling-Prozesses sind, haben die Lernenden eine “Stimme” in der Lernerfahrung und können sich daher stärker engagieren und proaktiv lernen (ebd.). Da ihren einzigartigen Fähigkeiten und Erfahrungen Wert beigemessen wird, entwickeln die Lernenden das Gefühl, dass ihre Beiträge im Unterricht gleichermaßen respektiert werden. c) Erleichterung der Kommunikation Eine Besonderheit des Erzählens ist dessen interaktiver Charakter. Eine erzählte Geschichte fördert Lernende auf der individuellen Ebene und erleichtert die Kommunikation innerhalb einer Gruppe. Diese Form der Interaktion trägt daher zur Schaffung einer vertrauten Gemeinschaft bei und fördert auch den interkulturellen Austausch. Wie Burk bemerkt, gibt Storytelling Lernenden und Lehrenden “die Möglichkeit, eine offene Lernumgebung für multikulturellen Dialoge zu schaffen, die ein Verständnis der verschiedenen Gewohnheiten, Überzeugungen und Standpunkte kultiviert.” Aus einer rein pädagogischen Sicht, kann der Austausch in der Lernumgebung, der beim Storytelling entsteht, als Lernwerkzeug dienen. Cooper und Stewart10 beschreiben, dass zum Beispiel in einem 8 Neuhauser, P C. Corporate Legends and Lore: The Power of storytelling as Management Tool. New york: McGraw-Hill, 1993. 9 Burk, N. M. Empowering at-risk Students: Storytelling as a pedagogical Tool. Paper presented at the annual meeting of the National Communication Association, Seattle, WA., 2000. 10 Cooper, P. & Stewart, L. Language skills in the classroom: What research says to the teacher. Washington, DC: National Education Association, 1982
Sprachkurs ein möglicher Weg, auf dem die LehrerInnen den Spracherwerb beeinflussen, die Nachahmung („modelling“) ist. Das ist der Prozess, in dem LehrerInnen den Lernenden aufzeigen, was sie tun müssen, (ein Wort richtig auszusprechen, zum Beispiel). Ohne Interaktion zwischen Lernenden und LehrerInnen hat die Nachahmung, laut Cooper und Stewart, wenig Auswirkung. Storytelling dient als eine kreative Möglichkeit für die Lernenden sich an diesem Prozess zu beteiligen. d) Inspiriert persönliches Wachstum Obwohl Storytelling eine interaktive Erfahrung ist, kann es auch die eigene Individualität fördern. Susan E. Metzger argumentiert, dass Geschichten dazu ermutigen, “über den Tellerrand hinaus” zu denken, was den Lernenden dabei hilft Dinge zu überdenken, die sie vielleicht nie davor in Frage gestellt haben. Nach Alterio11 ist “Storytelling […] ein ideales Lehr- und Lernmittel, indem es die Notwendigkeit nach eigener Sinnerfahrung ernst nimmt und indem sie ihre eigenen kulturell erzeugten Sinn-Prozesse anwenden.” Die Bedeutung des “reflektierenden Dialogs” ist ein weiteres wiederkehrendes Thema in der Erwachsenenbildungstheorie. Laut William Isaacs, der Autor des Buches „Dialogue and the Art of Thinking Together“12, ist ein reflektierender Dialog, ein Prozess, in dem “eine Person bereit ist, die zugrunde liegenden Regeln, denen sein/ihr Handeln unterliegt zu durchdenken, die Argumentation hinter den Gedanken und dem Handeln zu erkennen und deutlicher zu sehen was als selbstverständlich angenommen wurde. “Storytelling kann diesen reflektierenden Dialog erleichtern. Wie McDrury13 und Alterio es ausdrückten, “unsere Fähigkeit, uns durch Erzählformen auszudrücken, ermöglicht uns nicht nur neu zu gestalten und zu rekonstruieren, beziehungsweise bestimmte Ereignisse neu zu bewerten, es erlaubt uns auch in der Diskussion über unsere Erfahrungen mit Individuen zu lernen, indem uns alternative Ansichten geboten, phantasievolle Auswege angeregt und in dem uns anregende Fragen gestellt werden. “ e) aktiviert und motiviert die Lernenden Weil es ein aktiver Prozess ist, reduziert Storytelling die Passivität der Lernenden. Aus eigener Lehrerfahrung sprechend, betont Frances Miley14 wie Storytelling “lustlose Studenten” fördert, sich mehr zu 11 Alterio, M. G. Using Storytelling to Enhance Student Learning. Higher Education Academy, 2002 12 Isaacs, W. Dialogue and the art of t hinking together. New York: Doubleday, 1999. 13 McDrury, J and Alterio, M. G. Learning through Storytelling: using reflection and experience in higher education contexts. Palmerston North: Dunmore Press, 2002. 14 Miley, F. The storytelling project: innovating to engage students in their learning. Higher Education Research and Development, 28, No 4, August 2009, 357-369, 2009.
engagieren und Verantwortung für ihr eigenes Lernen zu übernehmen. Dies ist möglich, weil Storytelling einen vertrauten Bezugspunkt in neuen Themen anbietet, und damit Selbstvertrauen bestärkt. Einfach ausgedrückt: “interessierte Studenten sind engagierte Studenten”.(ibid.) Nach jahrelanger Buchhaltungslehre hatte Gary L. Kreps große Mühe, StudentInnen für dieses Fach zu interessieren. Er stellte heraus, dass Storytelling nicht nur als Lehrwerkzeug diente, um den Lernprozess zu erleichtern, sondern dass es ihm auch erlaubte, mit seinen SchülerInnen in Verbindung zu treten: “Geschichten machen meine Kurse persönlicher, fördern ein Gefühl der Kollegialität unter den Teilnehmenden, veranschaulichen die wichtigsten Konzepte und Theorien, und beleben wechselseitige Beziehungen in der Klasse. Die Geschichten helfen, eine persönliche Bindung aufzubauen, die die traditionelle Kurssituation transzendiert. Wir alle werden damit Teil einer ganz besonderen Erzählgemeinschaft. Wir werden Freunde und Vertraute, sowie geschätzte Klassenkameraden. Ich ermutige andere AusbildnerInnen Möglichkeiten zu nutzen um Storytelling zu verwenden, um ihre Klassen zu individualisieren, zu bereichern und zu humanisieren. “15 Storytelling ermöglicht somit erwachsenen Lernenden den TrainerInnen auf einer gemeinsamen Ebene zu begegnen und nicht nur in der typischen Lehrer-Schüler-Beziehung zu verharren. Ein weiterer Vorteil des Storytelling ist, dass es ein menschliches Element in den Lernprozess hinein bringt, welches aufzeigt, dass das Lernen nicht nur die Abspeicherung von Fakten ist, sondern, dass es manchmal auch eine emotionale Komponente beinhalten kann. Wie Maxine Alterio bekräftigt, ermutigt Storytelling StudentInnen dazu “Gefühle, Gedanken, die subjektiven und objektiven Möglichkeiten, in welchen wir Urteile über unsere Welt fällen, zu integrieren.”16 Laut Alterio, kann Storytelling, wenn es in einer bedachten, reflektierenden und formalisierten Weise angewendet wird, die „kooperative Tätigkeit“ fördern; die Fähigkeit zum kritischen Denken stimulieren; die Komplexität von Situationen erfassen, verschiedene Perspektiven eröffnen; Sinnerfahrungen machen; die SelbstBewertung verstärken und neue Erkenntnisse bringen”. Letztlich betont sie;
15 Kreps, G. L. The power of story to personalize, enrich, and humanize communication education: My own story about having fun spinning tales, and illustrating key points in the classroom. Paper presented at the annual meeting of the National Communication Association, New York, NY.,1998 16 Alterio, M. G. Using Storytelling to Enhance Student Learning. Higher Education Academy, 2002.
15
“Um durch Storytelling lernen zu können, ist es notwendig folgende Dinge ernst zu nehmen: das menschliche Bedürfnis, Sinn aus Erfahrung machen zu wollen, diese Bedeutung anderen zu kommunizieren, und in diesem Prozess über uns selbst und die Welten, in welchen wir leben zu lernen. Sinnvolle Storytelling Prozesse und Tätigkeiten bieten Chancen für reflektierende Dialoge, fördern kooperative Bemühungen, nähren den Geist der Forschung und tragen zum Aufbau von neuem Wissen bei.” (ebd). Wie wir gesehen haben, gibt es eine starke theoretische Grundlage, um den Einsatz von Storytelling als pädagogisches Instrument zu unterstützen. Um Storytelling effektiv als Instrument einzusetzen ist jedoch ein konkretes methodisches Vorgehen in einer Lernumgebung für Erwachsene notwendig. Durch die Interviews mit einer Reihe von professionellen GeschichtenerzählerInnen, haben wir einige Trends entdeckt, die bei der Integration von Storytelling in der Erwachsenenbildung in den methodischen Ansätzen angewendet werden.
Die Anwendung von Storytelling als pädagogisches Werkzeug: Eine methodologische Annäherung Wir sprachen mit GeschichtenerzählerInnen über ihre Anwendung von Geschichten im Ausbildungskontext, und fanden einige Gemeinsamkeiten in den methodischen Ansätzen bei der Einarbeitung von Storytelling in die Erwachsenenbildung. In der weiter unten angeführten Tabelle ist eine vorgeschlagene methodische Struktur, zu diesen gemeinsamen Themen, zu finden. Diese ist nicht unbedingt als chronologische Reihenfolge zu verstehen, wie ein Kurs mit Storytelling abzulaufen hat, sondern ist eher eine Liste der verschiedenen Ansätze, die die ErzählerInnen mit denen wir sprachen, als wichtig erachtet hatten. Die Erkenntnisse der ErzählerInnen gehören sowohl zu den allgemeinen methodischen Ansätzen, wie auch zu den spezifischen praktischen Tätigkeiten, die innerhalb dieser Ansätze verwendet wurden.
munication, to engage To master powerful and effective com to break down barrior s, fact people and ensure they remember g stories in some tellin ps, grou ers of isolation within or between (www.timsheppard.co.uk/story/) form is essential.
“
”
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Vorbereitung & Warm-Up
Technische Aktivitäten
Workshop Erzählen
Performance (optional)
Festlegung der Ausbildungsziele
Training an Beweglichkeit / Gestik / Atmung
Lernende “betreten die Bühne” um ihre Geschichte zu erzählen
Wortspiele / Sprachspiele
Aktivitäten, die bestimmte Themen erforschen / Herstellung eines Bezuges zwischen Storytelling und dem Ziel des Kurses
Atmosphäre für den Kurs schaffen Vertrauen zwischen den TeilnehmerInnen herstellen
Techniken zur Weitergabe und Erinnerung von Geschichten
Auszubildende erzählen von ihren eigenen Geschichten und hören denen der anderen zu
Die Performance dient sowohl ihr selbst wie auch dem Endergebnis des Lernprozesses
TeilnehmerInnen auf kreatives Denken vorbereiten (durch den Einstieg mit einer Geschichte)
Schwerpunktsetzung auf der Bedeutung von praktischen und technischen Aktivitäten
Vorbereitung/Warm-Up Viele der GeschichtenerzählerInnen, mit denen wir gesprochen haben sind der Meinung, dass eine Vorbereitungsphase entscheidend für den erfolgreichen Einsatz von Storytelling in der Erwachsenenbildung ist. Sie finden es sehr wichtig, dass die Lernenden eine Chance zum “Aufwärmen” vor ihrer Erzähldarbietung in einer Schulung haben, besonders wenn es neu für sie ist, Geschichten als Erwachsener zu erzählen und zu hören. “Warming up”-Aktivitäten müssen sie nicht nur auf die folgende Arbeit vorbereiten, sondern dienen auch zur Beruhigung und Entlastung eventueller Spannungen und Nervosität. Chlup und Collins kommen zu dem Schluss, dass das “Aufwärmen” selten in der Erwachsenenbildung eingesetzt wird und unterstreichen dessen Bedeutung in einer Gruppe; “Eisbrecher [Aufwärmübungen] fördern die Teilnahme von allen, und helfen dabei ein Gefühl der Verbundenheit und des gemeinsamen Fokus zu entwickeln. Re-Energizer können als Übergänge genutzt werden oder in einer Zeit eingebaut werden, um “den Kopf frei” zu bekommen, indem zur Vitalität und Begeisterung ermutigt wird. Beide Aktivitäten führen auch zu einem freien Austausch von Informationen und verbessern die Kommunikation zwischen den Gruppenmitgliedern. Wir haben auch festgestellt, dass Aufwärmübungen, außer dabei zu helfen, sich die Namen der SchülerInnen leichter einzuprägen, auch Humor in die Klasse bringen, Beziehungen herstellen, eine sichere Lernumgebung fördern, und allgemein beim Erlernen von Inhalten behilflich sind. “17 “Warming up” sollte also nicht nur am Anfang eines Kurses oder eines Schuljahres durchgeführt werden, sondern kontinuierlich und bei jeder Einheit oder jeden Tag. Re-Energizer sollten dann eingesetzt werden, wenn die Energie niedrig ist und die Klassenmoral nachlässt, wenn nicht alle teilnehmen, oder nach einer Pause, um sich wieder auf die Gruppe zu konzentrieren “(ebd.).
kann, die KursleiterInnen zunächst selbst selbstbewusst Geschichten erzählen können und dieses auch gerne tun müssen. Sie sagen, es sei sinnvoll, wenn die TrainerInnen die Hintergründe der Lernenden kennen und jene Geschichten auswählen können, die bei den Lernenden Anklang finden könnten. Caroline Sire, eine französische GeschichtenerzählerIn, sagt, dass sie vor jedem neuen Training mit Erwachsenen jede/n Lernende/n danach fragt, was er/sie vom Training erwarten würde und wie für ihn/sie ein optimales Training aussieht. Nach diesen Rückmeldungen richte ihr Training aus. Die bulgarische Geschichtenerzählerin Leah Davcheva hat eine weniger strukturierte Vorgehensweise, welche sie dem jeweiligen Training anpasst, doch sie ist den Geschichten der Lernenden gegenüber sehr wachsam und sensibel. Wenn es ihr angebracht erscheint, spricht sie mit den Lernenden vor Beginn einer Ausbildung, um einschätzen zu können, was sie von den Themen halten, die möglicherweise im Ausbildungsverlauf angesprochen werden. b) Atmosphäre schaffen Nach Davcheva ist die Schaffung der richtigen Atmosphäre ein entscheidender Schritt für den erfolgreichen Einsatz des Storytelling im Kontext der Erwachsenenbildung. Sie betont, dass TrainerInnen über den Kontext ihrer Lernenden Bescheid wissen müssen, beispielsweise über deren Hintergrund, Ziele usw., um eine Geschichte auswählen zu können, bzw. andere dazu einladen zu können, eine Geschichte zu erzählen. Mit anderen Worten ist es unerlässlich, Geschichten an die Zielgruppe anzupassen. Die Bereitschaft, sich der Gruppe ganz auszuliefern, ist eine weitere Voraussetzung, auf die sie besteht. Authentizität ist bei Schaffung von Vertrauen sehr wichtig. Damit in Verbindung stehend, heißt das, dass die Geschichte, die jemand erzählt, deckungsgleich mit seinem Verhalten ist. TrainerInnen sollten auch im Auge behalten, dass sie mehr Geschichten entlocken müssen, als sie selbst erzählen. Offenheit, Respekt und Wertfreiheit sind ebenfalls sehr wichtig. Schließlich fügt Davcheva hinzu, dass TrainerInnen in der Gestaltung ihrer Schulung genügend Zeit zum Austausch von Geschichten ermöglichen sollten.
Vier Schlüssel „Warming-Up“ Schritte wurden in den Interviews erwähnt: a) Festlegung der Ausbildungsziele b) Atmosphäre für den Kurs schaffen c) Vertrauen zwischen den TeilnehmerInnen herstellen d) TeilnehmerInnen auf kreatives Denken vorbereiten (durch den Einstieg mit einer Geschichte) a) Festlegung von Zielen Die GeschichtenerzählerInnen, die wir in Irland befragt haben, weisen darauf hin, dass bevor Storytelling im Unterricht eingesetzt werden 17 Chlup, D., & Collins, T. Breaking the ice: Using ice-breakers and re energizers with adult learners. Adult Learning, 21(3/4), 34-39, 2010.
17
c) Vertrauen schaffen
d) Vorbereitung der Teilnehmenden auf kreatives Denken
Um Storytelling im Kontext der Erwachsenenbildung erfolgreich anzuwenden, müssen sich die Lernenden beim Erzählen wohlfühlen. Der französische Geschichtenerzähler Jacques Combes empfiehlt es, den Lernenden den Wert ihrer Erzählung nahe zu bringen. Er sagt, AusbildnerInnen sollten dafür sorgen, dass sich die Lernenden wohlfühlen und müssen ihre Lebenserfahrungen berücksichtigen, wie zum Beispiel eine schwierige Migrationserfahrung. Combes findet auch, dass eine gute Gruppendynamik für einen erfolgreichen Kursverlauf sehr wichtig ist. In einem seiner aktuellen Kurse mit neuen EinwanderInnen konzentriert er sich auf die Herstellung von Geselligkeit unter den Studierenden, so dass sie untereinander offener und vertrauensvoller sind. Er versucht diese Offenheit und vertrauensvolle Atmosphäre durch Körperübungen, Phantasieübungen, Kommunikation und durch gemeinsame Mahlzeiten in der Gruppen, herzustellen. Bei den gemeinsamen Essen sollen die Lernenden ein traditionelles Gericht aus ihren Herkunftsländern mitbringen.
Vorbereitungstätigkeiten, die Vertrauen und Kreativität fördern sollen, können körperliche Bewegung, Spiel, Namensspiele, Voice-Warm-UpAktivitäten und Konzentrationsübungen involvieren. Eine Geschichte zu erzählen ist auch ein guter Einstieg in einen Kurs, der den Lernenden erlaubt zuzuhören und zu genießen und der in ihnen vielleicht den Wunsch erweckt selbst eine Geschichte zu erzählen. Danach können sie sich über die Geschichte und ihre persönlichen Gedanken diesbezüglich austauschen.
Der britische Erzähler David Heathfield konzentriert sich (wie Combes) auf den Aufbau von Vertrauen in seinen Kursgruppen. Teil seiner Strategie ist es, sicherzustellen, dass die KursteilnehmerInnen ähnliche Ziele im Kurs verfolgen. Daher macht er den Zweck, die Struktur und den Inhalt des Kurses so klar wie möglich in der Beschreibung, welche die Leute lesen, wenn sie ich anmelden. Er überprüft die Erwartungen und die Wünsche der TeilnehmerInnen vor und zu Beginn des Kurses und führt regelmäßige Gruppenreflexionen während des gesamten Programms durch. Um eine sichere Umgebung für die Lernenden zu schaffen, setzt Heathfield klare Grenzen, so dass es möglich ist, spielerisch, experimentier- und risikofreudig zu agieren, während die Erzählenden von ihm wie auch der gesamten Gruppe unterstützt werden. Nach Ende des Kurses, steht er zur Verfügung, um sich mit den Lernenden über ihre Erfahrungen auszutauschen und Fragen zu beantworten.
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Combes und Heathfield sind nicht die einzigen Erzähler, die die Bedeutung von Vertrauen für Storytelling in der Erwachsenenbildung betonen. Für Eirwen Malin, eine Geschichtenerzählerin aus Großbritannien, ist es sehr wichtig, dass die Beziehung zwischen TrainerInnen und Lernenden schnell aufgebaut wird. Malin schlägt eine angenehme und ruhige Umgebung vor und eine möglichst geringe Anzahl an StudentInnen. Auch für Suse Weisse, ist Entspannung ein wichtiger Aspekt, der insbesondere auch für die Schaffung von Gruppenidentität notwendig ist. Sie empfiehlt, dass die Lernenden am Kursbeginn die Möglichkeit haben sollten eine Geschichte anzuhören. Der Erzähler Johan Einar Bjerkem vertritt eine ganzheitliche Perspektive auf das Unterrichten. Er beginnt seine Kurse immer, indem er eine Geschichte erzählt, um den Lernenden eine Vorstellung davon zu geben, was sie lernen werden sowie vom Kontext in dem der Kurs steht. Diese Ausgangsgeschichte dient auch als Basis für darauffolgende Aktivitäten im Kurs.
Körperliche Aktivitäten können die Lernenden dazu anleiten im Klassenraum herum zu gehen. Der/Die TrainerIn gibt ihnen die Anweisung so zu gehen, als würden sie von einem bestimmten Köperteil geführt werden (z.B. Nase, Brust, Hüften, etc.). Dann werden sie aufgefordert, einfache Sätze miteinander auszutauschen, wie “was machst du denn hier?”. Den gleichen Satz sollen sie auf unterschiedliche Weise aussprechen, zum Beispiel indem sie durch die Zähne sprechen, mit vollen Lippen oder mit weit geöffneten Mund. Auf diese Art und Weise, können sie den gleichen Worten und Sätzen sehr unterschiedliche Bedeutungen geben. Um die richtige Atmosphäre für das Geschichtenerzählen zu schaffen, sollte der Klassenraum vor Kursbeginn entsprechend gestaltet werden. Die typische Klassenzimmer-Anordnung mit Tischreihen ist nicht förderlich für den gemeinsamen Austausch. Es empfiehlt sich eher einen Sesselkreis zu bilden und Kerzen anzuzünden oder ein anderes “Ritual” einzuführen, um die neue Situation zu etablieren.
Technische Aktivitäten Technische Aktivitäten sind zentrale Aspekte des Storytelling-Prozesses. Sie ermöglichen den Studierenden einerseits erzählerische Fähigkeiten zu verbessern, andererseits definieren sie auch wichtige Ziele des Kurses. In einem Sprachkurs, zum Beispiel, kann eine Sprachübung dazu dienen eine bessere Geschichte zu gestalten und gleichzeitig Sprachkenntnisse zu verbessern. Unsere GeschichtenerzählerInnen finden die folgenden Arten von Aktivitäten wichtig: • • • •
Körperübungen/Gestik/Atmung Wortspiele/Sprachspiele Techniken, Geschichten zu erzählen und sie zu erinnern Schwerpunkt auf der Bedeutung von praktischen und technischen Aktivitäten • Bedeutung von Dialog Den Übergangsprozess von geschriebener Sprache zu mündlichen Ideen zu vermitteln stellt eine Herausforderung im Storytelling dar. Caroline Sire betont die Bedeutung der Zusammenarbeit mit den Lernenden, so dass sie in der Lage sind, nicht nur auf die Bedeutung der Wörter zu hören,
sondern auch ihren Sound wahrzunehmen (Rhythmus, Wortwahl, etc.). Storyteller Fred Versonnen betont die Wichtigkeit, Lernende mit dem Konzept des “natürlichen Geschichtenerzählens” vertraut zu machen. Die TrainerInnen sollten demnach den Lernenden “die Tür” einen Spalt weit öffnen und ihnen diese Art und Weise des Erzählens zeigen. Es liegt dann schlussendlich natürlich an den TeilnehmerInnen selbst, ob und wie sie ‘durch diese Türe’ gehen wollen, erklärt Fred Versonnen. Zusätzlich sollen in einem Kurs mit Storytelling, neben Sprach- und Kommunikationsfähigkeit auch emotionale Fähigkeiten, wie Selbstvertrauen und Offenheit, entwickelt werden. Laut Diane Sophie Geerts, sollte ein Workshop immer eine subtile Mischung aus theoretischen Beitrag und praktischer Anwendungen sein. In jedem Workshop sollten der Respekt und die Integration der Einzelperson im Zentrum stehen, sagt sie. Die Kapazitäten aller TeilnehmerInnen sollten so bewertet werden, dass sie die vorgeschlagenen Instrumente angstfrei verwenden können. Wie Weisse, betont auch sie sowohl technische als auch emotionale Elemente des Erzählens. Ein Storytelling-Kurs lässt Lernende nicht nur den Reichtum in Geschichten entdecken, sondern bringt ihnen auch die technischen Aspekte des mündlichen Ausdrucks näher. Die Bedeutung des Dialogs wird durch eine Reihe von GeschichtenerzählerInnen hervorgehoben. Eine in der Erwachsenenbildungstheorie bekannte Vorstellung ist der kooperative Ansatz. Die Erzählerin Margarete Wenzel wendet diese Idee in ihrer Arbeit mit Erwachsenen an, und hebt hervor, dass die Lernenden ihre eigenen Kompetenzen und Erfahrung in den Kurs mitbringen. “Ich sage: ‘Ich bin die Geschichtenerzählerin und Sie sind Guides. Lassen Sie uns in der Mitte treffen “, meint sie. „Sie merken, dass sie in dem, was sie bereits wissen, geschätzt werden, und durch diese Ausbildung bekommen sie die Möglichkeit ihre Arbeit zu reflektieren”. Dieser kooperative Ansatz hat für Wenzel und ihre KursteilnehmerInnen folgendes ergeben: “Sie nutzen die Theorie, die ein Produkt unserer gemeinsamer Arbeit war, in ihrem Beruf und in der Praxis”, erklärt sie. Eine Reihe von Aktivitäten konzentriert sich auf die Verbesserung technischer Fähigkeiten. Das Erlernen grundlegender Strukturen einer Geschichte und ihrer Handlung (Beschreibung der Einstellung, Konflikt, Auflösung, etc.) hat sich in Bezug auf die Erinnerungsfähigkeiten der Lernenden sehr hilfreich erwiesen. Um aufwändigere erzählerische Fähigkeiten zu entwickeln, können die TrainerInnen die “guided tour” Aktivität mit ihren Lernenden anwenden. In dieser Aktivität gehen die TeilnehmerInnen nach dem Hören einer Geschichte paarweise zusammen und wandern im Raum herum. Ein Partner spielt dabei den Reiseleiter und liefert eine detaillierte Beschreibung darüber was er/sie sieht. Den Details aus der Geschichte wird hohe Beachtung geschenkt (das Schloss und seine leuchtenden Minarette, der dunkle Wald, die Einsiedler-Höhle, etc.). Die Person, die geführt wird, stellt Fragen und will immer mehr wissen und erfahren.
Andere Aktivitäten konzentrieren sich auf die Förderung des Dialogs. Spiele wie “Tratschen”, “Unterbrecher” und “Glück/Unglück” verfolgen hauptsächlich diesen Zweck. “Tratschen“, zum Beispiel, ist eine humorvolle Übung, bei der Leute in Duos sitzen und eine Geschichte erarbeiten, die sie alle davor gehört haben und füllen die Lücken in der Geschichte durch Tratsch. (z.B.: “Hast du das vor kurzem über Schneewitchen gehört? Sie lebte in einer Kommune mit diesen sieben fremden Männern, offenbar waren sie im Diamantenhandel... “). Im Spiel “Unterbrecher” gibt es eine/n Haupt-GeschichtenerzählerIn, der/die eine Geschichte erzählt, während gelegentlich mehrere “Unterbrecher”, die Geschichte durch ein Wort unterbrechen, welches in die Geschichte eingebaut werden muss. Die ErzählerInnen müssen improvisieren und ändern oft die Richtung der Geschichte. Ebenso beim Spiel “Glücklicherweise/Unglücklicherweise” ist Storytelling Gruppenaktivität. Eine Person beginnt eine Geschichte improvisierend zu erzählen und spricht für etwa eine Minute. Die ErzählerInnen beenden die Geschichte entweder mit “glücklicherweise ...” oder “unglücklicherweise …” und die nächste Person übernimmt die Geschichte von diesem Punkt an.
Workshop Fred Versonnen argumentiert, dass Storytelling ein wesentlicher Bestandteil des Unterrichts ist. Er verbindet die Eigenschaften eines/einer guten Geschichtenerzählers/Geschichtenerzählerin mit jenen eines/einer guten Pädagogen/Pädagogin: Ihr Publikum kennen und interessant sein, usw. Er erklärt: “Wenn ich Kurse für LehrerInnen gebe, frage ich immer: “Wer sind die LehrerInnen, an die du dich von deiner Jugend erinnerst? Sie beschreiben in der Regel zwei Kategorien von Lehrern: diejenigen, die sehr schlecht waren und diejenigen, die sehr gut waren. Wir werden nicht über die erste Kategorie, sondern über die zweite reden. Wenn ich sie frage, warum ihrer Meinung nach diese LehrerInnen sehr gut waren, geben sie zwei Gründe an. Der erste Grund ist ihre soziale Fähigkeit als Mensch und der zweite Grund bezieht sich auf ihre Fähigkeit ihre Themen leidenschaftlich zu unterrichten. “ Wie Versonnen sind auch wir der Meinung, dass Storytelling ein fester Bestandteil jedes Lehrplans sein kann. Storytelling-Workshops innerhalb eines Erwachsenenbildungsprogramms konzentrieren sich meistens auf die Storytelling-Methoden, die für die spezifischen Ziele eines Kurses notwendig sind. Einige Kurse eignen sich besonders gut für Storytelling, wie zum Beispiel Sprachkurse und Kurse zur Förderung der Integration von marginalisierten Gruppen. Die Möglichkeiten zur Einbindung von Storytelling in der Erwachsenenbildung sind sehr groß und sehr vielfältig. Erwachsene Lernende mit geringen Lesekenntnissen profitieren von
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Storytelling und können dadurch auch leichter eine Sprache lernen. Storyteller Aideen McBride versteht Storytelling als eine Herangehensweise, die es Menschen ermöglicht ihren Wortschatz zu erweitern und sich mit Sprachen vertraut zu machen ohne davor ein Buch zu öffnen. Sie erklärt, dass Storytelling eine “sehr ehrliche und informelle Art und Weise des Unterrichten ist. In der man ‘die eigentliche Mitteilung verpacken kann’, ohne die TeilnehmerInnen einzuschüchtern. Wenn man in der Gruppe Lernende hat, die nervös oder ängstlich der formellen Unterrichtsart gegenüber sind,” sagt McBride, “fallen all die Ängste beiseite, während die Geschichte erzählt wird.” Erwen Malin behauptet, dass die Erforschung von Ähnlichkeiten und Unterschieden zwischen den Geschichten aus verschiedenen Kulturen einen Ausgangspunkt für Diskussionen darstellen und somit als Instrument zur Integration und für interkulturellen Dialog angewendet werden kann.
ständige Geschichte dem Publikum erzählt und zwei neue Geschichten gewonnen. Doris Reininger legt nahe, dass eine Vorbereitungsaktivität für kleinere Gruppen nützlich sein könnte, indem Lernende an Dialogübungen in Paaren arbeiten, um ihnen mehr Vertrauen zu geben, bevor sie in die Monolog Phase eingehen. Sie betont die Wichtigkeit, ErzählerInnen Zeit zu geben, um deren Geschichte zu erzählen, auch wenn es sprachlich nicht perfekt ist und macht dadurch die anderen TeilnehmerInnen darauf aufmerksam, geduldig zu sein.
Die Einbeziehung von Storytelling kann Lernaktivitäten beleben. Rien Van Meensel deutet z.B. darauf hin, dass Storytelling in einem Spracherwerbskontext genutzt werden kann. “Wenn man Geschichten in einem Klassenzimmer in einem Sprachkurs verwendet, können Sie Ausdrücke wie ‘sie ist so schön, wie ..,’ verwenden,“ erklärt Van Meensel. “Die Lernenden können die Geschichte aus einer anderen Sicht erzählen. Die LehrerInnen können das Interesse der Lernenden an der Geschichte wecken, und helfen ihnen dabei ihren Wortschatz in der Sprache, die sie lernen, zu erweitern. “ Erzählen Im Performance Abschnitt eines Storytelling Trainings haben die Lernenden die Möglichkeit, ihre eigenen Geschichten einander zu erzählen und den Geschichten anderer zu lauschen. Die Wahl der richtigen Geschichte ist sehr wichtig. Wenn TrainerInnen ihre eigenen Geschichten erzählen, müssen sie auf drei Dinge besonders achten: eine Geschichte in Bildern zu erzählen, ihrer Leidenschaft Ausdruck zu verleihen und für Spannung zu sorgen. Nick Bilbrough endet typischerweise einen einwöchigen Kurs damit, indem die TeilnehmerInnen eine Geschichte präsentieren, an der sie die ganze Woche davor gearbeitet hatten.
Performance
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Eine Geschichte alleine vor einem Publikum zu erzählen kann für einige Lernende einschüchternd sein. In solchen Situationen ist es daher hilfreich ihnen eine Vorbereitungszeit zu geben. Außerdem können TrainerInnen Lernende dazu auffordern dreier Gruppen zu bilden, wobei jeder Gruppe eine Kurzgeschichte erzählt werden würde. Später würden sie die Geschichten einander erzählen und sie dabei in “Anfang, Mitte und Ende” teilen. Anschließend mischen die TrainerInnen die Dreiergruppen bis es drei verschiedene Geschichten in jedem Trio gibt. Jede/r TeilnehmerIn würde seine/ihre Geschichte mit den beiden anderen Mitgliedern des Trios teilen. Am Ende hätte jeder eine voll-
Caroline Sire nutzt die Performance-Periode ihres Trainings dazu, Selbstreflexionen anzuregen. Sie liebt es mit biografischen Erzählungen zu arbeiten und sich diesen aus verschiedenen Blickwinkeln anzunähern. Hierbei nehmen ihre SchülerInnen an Erinnerungsübungen teil, in dem sie die Geschichten der anderen erzählen und so in der Position sind einen Schritt Abstand von ihren eigenen Erinnerungen zu nehmen, wenn sie ihre Geschichten mit den anderen teilen. Bei der Überprüfung der Literatur zur Erwachsenenbildung und der Reflexion über die Prinzipien von Storytelling, haben wir uns darum bemüht einen methodischen Ansatz für die Anwendung von Storytelling als pädagogisches Instrument zu schaffen. Die Anwendung von Storytelling in der Erwachsenenbildung hat seine Multifunktionalität und Kraft bei der Lernförderung, Wertschätzung und interkulturellen Kommunikation zwischen erwachsenen Lernenden bewiesen. Es kann nicht zu oft betont werden, wie wir auch in diesem Kapitel beschrieben haben, dass das Storytelling ein mächtiges Werkzeug ist, wenn es im Kontext der Erwachsenenbildung angewandt wird.
“
and very personal, a neStorytelling is interactive, immediate ience at this time and in aud this gotiation between this teller and (R.C. Roney, 1996) this place, never to be duplicated.
”
KAPITEL 2
Storytelling und Kompetenzentwicklung
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Einführung In diesem Kapitel werden wir kurz die unterschiedlichen Kompetenzen bezüglich des Spracherwerbs und sozialen Zusammenhalts präsentieren und die Anforderungen für “kompetenzorientiertes Lehren und Lernen” aufzeigen. Dann werden wir aufzeigen, dass Bildungsund Trainingsansätze die Storytelling beinhalten, nicht nur diese Kompetenzen ansprechen, sondern auch Kompetenzen stärken, die in der Erwachsenenbildung gefragt sind.
Was ist eine Kompetenz?18 Eine Kompetenz ist die Fähigkeit, eine Kombination aus Wissen, Fertigkeiten und Einstellungen in einer bestimmten Situation mit einer bestimmten Qualität anwenden zu können. Kompetenzen bestehen aus drei miteinander verbundenen Bestandteilen:
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Zu den sozialen Kompetenzen “... gehören persönliche, zwischenmenschliche und interkulturelle Kompetenzen und betreffen alle Formen von Verhalten, die es Personen ermöglicht, in effizienter und konstruktiver Weise am gesellschaftlichen und beruflichen Leben teilzuhaben, insbesondere in zunehmend heterogenen Gesellschaften, und Konflikte zu lösen, wo nötig.” Interkulturelle Kompetenz (Definition des Europarates)20 befähigt zu: • Verständnis und Respekt anderen Menschen gegenüber, die andere kulturelle Zugehörigkeiten haben als man selbst • angemessene, effektive und respektvolle Reaktion in der Interaktion und Kommunikation mit diesen Menschen • positive und konstruktive Beziehungen mit diesen Menschen herstellen • Besseres Selbstverständnis und besseres Verstehen der eigenen kulturellen Zugehörigkeiten durch Begegnungen mit kultureller ‘Differenz’
1) Eine Wissens-Komponente (der Verständnis Teil) 2) Eine Werte-Komponente (einschließlich der Werte, Überzeugungen und Einstellungen) 3) Eine Verhaltens-Komponente (offenes Verhaltensrepertoire)
Durch die Kombination sozialer, interkultureller Kompetenzen und Fremdsprachenerwerb, deckt Sheherazade die Kernkompetenzen für sozialen Zusammenhalt.
Kompetenz wird als eine ganzheitliche Synthese dieser Komponenten definiert. Dies bedeutet, dass nicht nur das zählt, was wir über die Dinge wissen, sondern, was noch wichtiger ist, was wir in der Lage sind mit diesem Wissen zu tun, wie wir darüber denken und ob wir in der Lage sind auf die Entwicklung unserer Fähigkeiten einzugehen.
Kompetenzorientierte Bildung und Lernen
Da das Projekt Sheherazade den meisten Fokus auf Kompetenzen wie sozialen Zusammenhalt und das Erlernen von Fremdsprachen legt, möchten wir auch einen genaueren Blick auf die Spezifizierung dieser Kompetenzen legen, die im Europäischen Referenzrahmen als Schlüsselkompetenzen definiert sind19:
Kompetenzorientiertes Lernen und kompetenzorientierte Ausbildung bestehen nicht aus traditionellen Lehr-Situationen. Die Idee ist, dass sich die Lernenden aktiv an der Lernsituation beteiligen. Sie lernen am besten in sinnvollen Zusammenhängen und in Kooperation und Interaktion mit anderen und mit ihrer Umwelt.
Kommunikation in Fremdsprachen “... basiert auf der Fähigkeit Konzepte, Gedanken, Gefühle, Tatsachen und Meinungen zu verstehen, auszudrücken und zu interpretieren, sowohl mündlich als auch schriftlich (Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben) in einem geeigneten Bereich gesellschaftlicher und kultureller Kontexte (in der allgemeinen und beruflichen Ausbildung, Arbeit, Zuhause und Freizeit). Außerdem erfordert sie Vermittlungsfähigkeit und interkulturelles Verständnis. “
Die markantesten Merkmale dieses Ansatzes lassen sich wie folgt zusammenfassen:
18 Van Lakerveld, J. & Gussen, I. e.a. AQUEDUCT, Acquiring Key Competences through Heritage Education, Alden Biesen, 2011. 19 The Key Competences for Lifelong Learning, http://ec.europa.eu/dgs/education_culture/publ/pdf/ll-learning/keycomp_ en.pdf
• Aussagekräftige Kontexte - in denen die Lernenden die Relevanz und die Bedeutung der Kompetenzen auf natürliche Art und Weise erwerben • Interdisziplinärer Ansatz - integrativ und ganzheitlich • Konstruktives Lernen - ein Prozess der Konstruktion der eigenen Kenntnisse in Wechselwirkung mit seiner Umwelt, und nicht als ein Prozess der Aufnahme des Wissen, das von anderen übertragen wirdKooperatives, interaktives Lernen - mit Peers, TrainerIn20 Barrett, M. e.a. Developing Intercultural competences through education, Council of Europe DG 2, 2013.
nen usw • Entdeckendes Lernen - Lernen ist kein Prozess zum Empfangen von Informationen, sondern sollte einen Entdeckungsansatz inne haben • Reflektierendes Lernen - der Prozess des “Lernen lernen” • Persönliches Lernen - die Notwendigkeit des Lernenden sich mit den Kontexten, den Menschen, den Situationen und Interessen, die im Lerninhalt vorkommen zu identifizieren. (adaptiert von “Aqueduct”21) Die Good Practice Beispiele und Pilotprojekte des Sheherazade Projekts stellen unter Beweis, dass Lernen mit und durch Storytelling, für einen kompetenzorientierten Ansatz sehr geeignet ist. Geschichten sind nicht nur Träger von kulturellem und historischem Wissen und Werten, sondern führen auch zu praktischen Übungen. • Jedes Mal, wenn die Sitzungen interaktiv sind, agieren die TeilnehmerInnen oder das Publikum als Co-ErzählerInnen. • Sessions mit persönlichem Storytelling sind offenkundig sinnvoll und persönlich, jedoch auch Sessions mit traditionellen Geschichten geben Werte weiter, sind bedeutend und relevant für die persönliche Entwicklung und das Leben. • Storytelling Sessions sind in der Regel eine Einführung in die Themen und bieten in einem konstruktiven und multidisziplinären Ansatz weitere Aktivitäten an: Erzählen in Peer-Gruppen, die Entstehung einer neuen Geschichte, kreative Übungen usw. • Lernende können in der Arbeit mit KollegInnen aus den PeerGruppen die Bedeutung der Story-Elemente diskutieren.
Kompetenzen zum Lernen von Sprachen und zur Förderung von Inklusion Eine große Anzahl von Kompetenzen können durch die Einbindung in Storytelling entwickelt werden. Diese Kompetenzen beziehen sich sowohl auf Sprachgewandtheit, Lesen und Schreiben als auch auf das kulturelle Bewusstsein, die Identitätsbildung und auf soziale Kompetenzen. Eine signifikante Anzahl von Studien haben Storytelling in Bezug zur Kompetenzentwicklung untersucht, meistens jedoch mit einem Fokus auf Kinder oder Jugendliche. Beispiele aus diesen Forschungsberichten von Will Coleman22 oder Robin Mello23 können im 21 AQUEDUCT, Acquiring Key Competences through Heritage Education, Alden Biesen, 2011. 22 Coleman, W. Literacy through storytelling, Cornwall Learning Forum, 2001. 23 Mello, R. The Power of Storytelling, 2001.
Web eingesehen werden. Das Sheherazade Team konzentriert sich auf die Erwachsenenbildung. Jedes Pilotprojekt das von den jeweiligen Projektpartnern organisiert wurde, hat die Praxistests von Übungen in den Mittelpunkt gestellt, um die Effizienz des Lernens zu verbessern und eine bessere Ergebnisüberwachung zu gewährleisten. Es liefert auch einen Überblick über die Auswirkungen und Vorteile der Anwendung von Storytelling im Kontext der Erwachsenenbildung.
story and call it storytellTrainers often make people write a around: first sketching the ing. It is better to do it the other way story and only afterwards story (with drawings), then telling the er, 2013) Junk (Ida writing it down.
“
”
Sprachgewandtheit und Alphabetisierung: Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit Sprache ist die Wurzel unserer Kultur. Es ist wichtig, dass wir Erwachsenen und benachteiligten Gruppen reiche Erfahrungen mit Worten, Tönen, Intonation und Rhythmus anbieten können, während wir ihnen die Bedeutung durch den Gebrauch der Sprache vermitteln. Die Fähigkeit gut zu sprechen ist wichtig, um einen Zugang zur Gesellschaft zu gewinnen. Erwachsene sollten ermutigt werden, diese Fähigkeiten zu üben. Die Weitergabe von Geschichten schafft in Erwachsenen mehr Bewusstsein für das Sprechen, Hören, Lesen und Schreiben. Viele PädagogInnen und ForscherInnen vertreten die Meinung, dass Storytelling zur Entwicklung von Sprach- und Lesefähigkeiten beiträgt. Laut Lucy Parker Watkins24 umfassen diese Fähigkeiten Erinnerungsfähigkeit, Beobachtungsgabe, die Erweiterung des Wortschatzes, Problemlösung und Engagement in Spracherwerbspielen. Auch das Zuhören und Hören von Geschichten ist eine soziale Erfahrung, die zur Entwicklung mündlicher Erzählungen beiträgt. Traditionelle Geschichten bieten in der Regel einen größeren Wortschatz und eine komplexere Grammatik als reine Unterhaltung an. Die NCTE25 besagt, dass im Storytelling, “Zuhörern sowohl bekannte als auch neue Sprachmuster durch Geschichten begegnen. Sie erlernen neue Wörter oder neue Kontexte für bereits bekannte Wörter”. Ruth Kirkpatrick26 behauptet in ihrem Werk Stories Always (2012), dass Geschichten das Hörverständnis fördern. “Hörer sind motiviert 24 Parker Watkins, L. The Educational Benefits of the Art of Storytelling, 2010. 25 National Council of Teachers of English on: http://www.ncte.org/positions/ statements/teachingstorytelling 26 Kirkpatrick, R. Stories Always, 2012.
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zu hören, was als nächstes passieren wird ... Achtsamkeit wird teilweise durch die Alchemie des Erzählens, die Beziehung zwischen ErzählerInnen und ZuhörerInnen, wie auch zum Teil durch die Geschichte selbst hergestellt”. Storytelling fördert auch das Sprechen. “Teilweise geschieht das deshalb, weil die Synergie des Erzählens und Zuhörens schon ein “Gespräch” voraussetzt, es kann jedoch einseitig und oberflächlich erscheinen, während die Geschichte erzählt wird.” Die NCTE26 behauptet auch, dass es “Schülern, die mündlich detailliert in ihren Erinnerungen suchen, später leichter tun Details schriftlich festzuhalten. Schreibtheoretiker schätzen diese Probephase vor dem Schreibprozess. Wer regelmäßig Geschichten hört, wird unbewusst mit narrativen Mustern vertraut gemacht und beginnt daher Ereignisse vorherzusagen. Sowohl AnfängerInnen als auch erfahrene LeserInnen beziehen sich auf ihr Verständnismuster, wenn sie ungewohnten Texten begegnen. Dann erstellen sie diese Muster, sowohl im Mündlichen wie auch im Schriftlichen wieder neu. Lernende, die regelmäßig Geschichten erzählen, bekommen ein Gefühl davon, wie das Erzählen auf ein Publikum wirkt, und tragen dieses neue Bewusstsein in ihr Schreiben hinein. “
Tempo der Reaktion des Publikums entsprechend anzupassen. Storytelling lehrt Sie, spontan zu sein. Als ErzählerInnen lernen Sie, sich auf Ihre Fähigkeit zu verlassen, eine Geschichte während des Erzählens zu “sehen” . Storytelling hilft Ihnen über die tiefere Bedeutung Ihrer Inhalte nachzudenken. Wenn Sie persönliche Geschichten und Geschichten aus der Welt in ihre Präsentationen einbinden, werden Sie beginnen tiefer über die Bedeutung Ihrer Kommunikation nachzudenken.
Fantasie, Kreativität und das Lernen lernen Storytelling benutzt Phantasie, Sprache und Gesten, um Szenen im Kopf der ZuhörerInnen zu erstellen. Sowohl selbst Geschichten zu erzählen, als auch das Zuhören von gut erzählten Geschichten ermutigen Erwachsene ihre Fantasie anzuwenden.28 Lukas E. Yackley29 bringt es gut auf den Punkt: “wenn wir eine Geschichte hören, fabriziert das Gehirn die Szene und die Charaktere und bringt die Bilder in unseren Kopf. Offensichtlich baut jeder Mensch eine andere Bühne und unsere Charaktere werden wahrscheinlich anders aussehen, aber jeder baut an der Szene, die auf eine sehr persönliche Art und Weise sinnvoll und relevant für jeden einzelnen von uns ist”. Die Entwicklung von Phantasie trägt zu mehr Selbstbewusstsein und zu größerer persönlicher Motivation bei. Zusätzlich ermöglicht es Erwachsenen neue und innovative Ideen zu entdecken. “Durch die Beschäftigung mit der imaginären Welt entwickeln die ZuhörerInnen entscheidende Fähigkeiten für das Problemlösen und lernen, andere Optionen und Konsequenzen in Betracht zu ziehen” 30.
Kulturelles Bewusstsein und Identität
Kommunikationsfähigkeit Laut Sean Buvalas27 Webseite ist Storytelling die “Mutter” aller Kommunikation. Jede Kunstform beruht darauf, Bedeutung durch Geschichte zu vermitteln. Er nennt drei grundlegende Punkte, warum Storytelling bei der Verbesserung der Präsentationsfähigkeiten hilfreich ist: Storytelling lehrt sie schnell zu denken. Wenn Sie gute GeschichtenerzählerInnen sein möchten, müssen Sie lernen, Ihre Energie und das 24
27 Buvala, S. on www.seantells.com
Der Begriff “Identität” bezeichnet das Gefühl einer Person, wer sie/ er ist und bezieht sich auf die Selbst-Beschreibungen, die für die Person von Bedeutung und Wert sind. Die meisten Leute benutzen eine Reihe von verschiedenen Identitäten, um sich selbst zu beschreiben, sowohl persönliche als soziale Identitäten (Martyn Barrett et al.) “Storytelling kann ein interessanter Weg sein zu entdecken, wer wir als Menschen, als Familien und als Sub-Kulturen innerhalb der größeren Gesellschaft sind” 31. Geschichten bieten einen Einblick in die Kultur, aus der man kommt und sind ein Spiegel der Menschheit. Storytelling gibt Erwachsenen einen Sinn für Geschichte und kulturelles Erbe, ein Gefühl von Gemeinschaft und ein Verständnis für Generationszugehörigkeiten. 28 29 30 31
Forest, H. on www.storyarts.org Yackley, L.E. Storytelling, a Key to Adult Learning, 2007. Kirkpatrick, R. Stories Always, 2012. Forest, H. on www.storyarts.org
Storytelling ist ein Ausdruck individueller und kultureller Identität, eine Aufforderung an die ZuhörerInnen sich mit “dem anderen” zu identifizieren. Wer seine/ihre Geschichte zu erzählen und zu hören bekommt, findet ein Gefühl der Zugehörigkeit innerhalb der Gruppe. Gehört zu werden und andere zu hören kann eine verständnisvolle und respektvolle Verbindung schaffen. “Erzähler und Zuhörer finden eine Reflexion von sich selbst in den Geschichten. Durch die Sprachzeichen in einer Geschichte können Kinder und Erwachsene Ängste und Verstehensweisen, die in der alltäglichen Rede nicht leicht ausgedrückt werden, mitteilen. Charaktere in einer Geschichte können das Beste und das Schlechteste im Menschen aufzeigen. Durch die Erforschung des Territoriums mündlicher Geschichte erfahren wir uns selbst, gleich ob durch alte Mythen und Märchen, literarische Kurzgeschichten, moderne Bilderbücher oder Gedichte”.32 Durch Geschichten entwickeln wir auch Verständnis und Toleranz für Unterschiede.
Social Skills Um noch einmal Ruth Kirkpatrick27 zu zitieren: “nahe Beschäftigung mit einer Geschichte hilft bei der Entwicklung von Empathie und emotionaler Bildung (...) durch das Hören von Schwierigkeiten in einer Geschichte, kann der Hörer mitfühlen und die Handlungsweise des Protagonisten nachvollziehen. Dieser Prozess verbessert die Selbstreflexion und den Selbst-Ausdruck, neben der Bereitstellung von Rollenvorbildern “.
Zusammenfassung Storytelling ist sehr geeignet, um die Schwelle zur Bildung zu senken und innovative und attraktive Wege zum Erwerb von Schlüsselkompetenzen zu erstellen: Alphabetisierung, Fremdsprachen, kulturelles Bewusstsein, soziale und staatsbürgerliche Kompetenzen. Die Einführung von Storytelling in der Erwachsenenbildung wird auch zur Verbesserung der Attraktivität und des Zugangs zur Erwachsenenbildung, vor allem für gering qualifizierte Erwachsene, benachteiligte BürgerInnen und MigrantInnen mittragen. Storytelling ist eine ergänzende Sprache, verglichen mit der eher oft abstrakten Sprache in den Bildungsprogrammen; jene Programme, in denen viele Erwachsene unserer Zielgruppen nicht erfolgreich gewesen sind. Daher hat das Storytelling ein großes Potenzial Erwachsene zum Lernen zu motivieren.
“
e of human meaning Narrative is a fundamental structur (J. Bruner, 1986) making.
”
“Auf traditionellen Volksmärchen basierendes Storytelling ist ein sanfter Weg, um junge Menschen durch die Vorlage phantasievoller Situationen, in denen das Ergebnis kluger und unkluger Handlungen und Entscheidungen gesehen werden kann, zu konstruktiven persönlichen Werten anzuleiten. Durch die Verbesserung verbaler Fähigkeiten erwerben StudentInnen die Fähigkeit, zwischenmenschliche Konflikte gewaltfrei zu lösen. Verhandlung, Diskussion, und Taktgefühl sind Frieden stiftende Fähigkeiten.33
32 National Council of Teachers of English on: http://www.ncte.org/positions/ statements/teachingstorytelling 33 Forest, H. on www.storyarts.org
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KAPITEL 3
P채dagogische Leitlinien und Ans채tze
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Einführung Geschichten für das Lernen anzuwenden ist wirklich nichts Neues. Viele von uns wuchsen mit LehrerInnen auf, die am Ende des Tages mit den Grimm-, oder Andersonmärchen die Klasse in eine fabelhafte Welt der Ritter, Prinzessinnen und bösen Charakteren entführten. Allerdings neigen LehrerInnen dazu, keine Geschichten zu erzählen sobald die SchülerInnen älter werden und in der Erwachsenenbildung dienen Geschichten oft als Prosastücke für Grammatikübungen. In diesem Kapitel werden wir eine Reihe von praktischen Storytelling Übungen vorstellen, die wir mit erwachsenen Lernenden in unseren Pilotprojekten getestet haben, die im Kapitel 5 vorgestellt werden. Wir sind davon überzeugt, dass Storytelling die Motivation und das Engagement im Lernprozess bei Lernenden erhöht. Die Einführung neuer kreativer Techniken in den Lernprozess und in den Lehrplan, wie beispielsweise das Storytelling, kann auch für die erfahrenen AusbildnerInnen zunächst entmutigend sein. In diesem Kapitel haben wir Übungsbeispiele für LehrerInnen zusammengestellt, die leicht in Ausbildungsprogramme integriert werden können, ohne ein/e professionelle/r GeschichtenerzählerIn zu sein. Geschichten können auch ein interessantes Mittel sein, um Lernziele zu erreichen, indem LehrerInnen und TrainerInnen eine Geschichte oder eine Storytelling-Technik finden, die ihren Lehrbedürfnissen am meisten entspricht. Ob man mit traditionellen oder persönlichen Geschichten arbeitet, hängt von den Zielen der Ausbildung ab. Traditionelle Volkserzählungen zum Beispiel eignen sich besonders zum Erlernen einer Sprache, da es hier üblich ist Wörter und Sätze oft zu wiederholen. Diese Wiederholung bietet ein stabiles Gerüst an, die das Erlernen von Strukturen und Aussprache unterstützt. Es sind nicht nur Wörter und Phrasen, die in Geschichten wiederholt werden. Wiederholende Geräusche und Gesten können den Lernprozess auch unterstützen. Morgan und Rinvolucri34 nennen einige interessante Beispiele für LehrerInnen, die beim Lehren grammatischer Strukturen, wie z.B. das “Present Perfect Continous“ im Englischen, von der Geschichte von Goldlöckchen ausgehen. Oft wird eine besondere Grammatikstruktur Teil einer Wiederholung in der Geschichte, und die Wiederholung ist im Mittelpunkt der Geschichte. Das Storytelling als Lehrmittel kann einige LehrerInnen mit didaktischen Ansätzen, die an das Korrigieren von Fehler gewöhnt sind, stören. Als SprachlehrerInn muss man bewusst entscheiden, ob und wann die gehörten Fehler korrigiert werden. Viele LehrerInnen glauben, dass nur durch die systematische Korrektur der Fehler, die die Lernenden machen, Lernende richtig sprechen lernen, doch nicht alle Fehler haben den gleichen Stellenwert. In den Storytel-
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34 Morgan, J. and Rinvolucri, M. Once Upon a Time, Cambridge University Press, 1983.
ling Übungen sind Sinnfehler von größerer Bedeutung als Formfehler. Das wichtigste Ziel in den Storytelling Übungen ist, dass Lernende selbstbewusst sprechen lernen, auch wenn sie nicht fehlerfrei sprechen. Eine Korrektur sollte nur dann erfolgen, wenn die Lernenden sich für die Erzählung vorbereiten, dabei sind zu üben, oder in einem Zweiergespräch sind.
“
oral telling of stories, enStorytelling is understood to be live te a shared experience of stogaging directly with listeners to crea ming technological means of rytelling. While welcoming and affir ce is in real time and percommunication, the primary experien (www.FEST-network.eu) son to person.
”
Eine Korrektur könnte verdeckt erfolgen, zum Beispiel durch die Verwendung bestimmter Handbewegungen, die die TrainerInnen häufig in der Klasse verwenden (eine bestimmte Struktur einleiten, ....) oder durch eine Neuformulierung richtig stellen, damit die Fehlerkorrektur implizit erfolgt. Es könnte auch expliziter erfolgen, aber in diesem Fall sollten die TrainerInnen eher auf den Sinngehalt als auf die Form achten. Die TrainerInnen könnten den SchülerInnen mit einem Wort oder Phrase aushelfen, die der/die Lernende sich nicht einprägen kann, oder falsch anwendet. Wenn sich die TrainerInnen auf die formalen Aspekte der Sprache konzentrieren möchten, sollten sie sich auf ein oder zwei Aspekte konzentrieren. Dann ist sichergestellt, dass sich die Lernenden bewusst sind, dass sie sich auf diesen Aspekt zu konzentrieren haben. Zum Beispiel könnten TrainerInnen sagen, dass die meisten Geschichten in der Vergangenheitsform erzählt werden und die Lernenden sollten versuchen, die richtige Verbform zu verwenden. In diesem Fall kann es auch sein, dass eine Korrektur innerhalb der Gruppe stattfindet, indem sich die Lernenden gegenseitig helfen, die richtige Verbform zu verwenden. LehrerInnen können auch eine Geschichte auswählen, um bestimmte Sprachaspekte üben zu können. Im Abschnitt über “technische Tätigkeiten” sind die Übungen 20 und 21 Beispiele für derartige Aktivitäten. Am Ende dieses Kapitels finden Sie einige Tipps und Tricks für die Anwendung von Storytelling in einem Lernkontext. Wenn sie bei ihrer Suche auf Geschichten stoßen, ist es sinnvoll, sich das “Skelett” einer Geschichte sinnvoll einzuprägen. Hier ein Beispiel für ein “Skelett” : Die zwei Türen35 Der König hat Verbrecher nie zum Tode verurteilt – er tat folgendes: 35 ibid.
Der Verbrecher wurde in einer Arena mit 2 Türen geführt Hinter einer Tür lauerte ein gefräßiger Tiger Hinter der anderen ein schönes Mädchen Der Mann wusste nicht, was sich hinter welcher verbarg Er musste wählen – entweder gegessen werden oder das Mädchen heiraten Das war fair – weil das Schicksal des Mannes in seinen eigenen Händen war Der König hatte eine Tochter Sie verliebte sich in einen armen Soldaten Der König war sehr wütend - und der Mann wurde verhaftet In der Arena blickte er zum König und zu seiner Tochter hoch Die Prinzessin wusste, was sich hinter welcher Tür verbarg Welches Signal gab sie ihrem Geliebten?
kann sehr leicht gemacht und immer wieder wiederholt werden. Mit einer erfahrenen Gruppe oder bei länger andauernden Übungen, ergeben sich in den meisten Fällen von sich aus Links oder Verbindungen zwischen eigenen Beobachtungen. Variante: TeilnehmerIn 1 beginnt mit einer wahren Beobachtung, TeilnehmerIn 2 ändert die Beobachtung und so geht es immer weiter. Die TeilnehmerInnen können frei wählen, ob sie wahre oder frei erfundene Bemerkungen hinzufügen.
Übung 2: Frage, Antwort, Kommentar Zielgruppe: Ziele:
MuttersprachlerInnen, oder Level A2 + Üben von Modalverben und anderen grammatischen Besonderheiten Konjugationen üben Wortstellung in Fragen und Antworten, Training von Aktion-Reaktion Ball Gruppenaktivität, Zirkelkreis 4 - 8 Minuten
Technische Übungen
Durch die Interviews, die mit den GeschichtenerzählerInnen durchgeführt wurden, wurden einige Gemeinsamkeiten in den methodischen Ansätzen bei der Einbindung von Storytelling in die Erwachsenenbildung, sichtbar. Im Kapitel 1 haben wir vier Phasen skizziert und in den folgenden Abschnitten möchten wir wir jede Phase mit einigen Beispielen aus den Pilotprojekten illustrieren. Besonderes Augenmerk wird auf die praktische Anwendung der Übungen, die benötigten Materialien und die Rolle der LehrerInnen/AusbilderInnen gelegt.
Material: Form: Dauer:
Vorbereitungsphase – Warm Up - Übungen
Nun sollten die Fragen abgeschlossen sein. Der/Die EmpfängerIn der Frage antwortet, die TeilnehmerInnen auf der rechten und auf der linken Seite des/der EmpfängerIn wiederholt die Antwort in der dritten Person, z.B. Sind Sie gut im Kochen, Sind Sie ein guter Koch?”,” Ja, ich bin gut im Kochen”,” Ja, er ist gut im Kochen”. Dann stellt der/ die EmpfängerIn eine neue Frage und wirft den Ball.
Übung 1: Morgenkreis Zielgruppe: MuttersprachlerInnen oder Level A2 + Ziele: Monologe Alltagserfahrungen teilen Satzstrukturen üben Das Wort ergreifen Material: Keines Form: Gruppenaktivität, Zirkelkreis Dauer: 10 Minuten Inhalt und Ablauf: TeilnehmerIn 1 steht in der Mitte des Kreises und erzählt von dem einen oder anderen Vorfall von heute Morgen, z. B. “Heute Morgen habe ich eine Gruppe von blinden Kindern in den Bus einsteigen gesehen.” TeilnehmerIn 2 ergreift das Wort, indem er/sie ihm/ihr auf die Schulter tippt, übernimmt seinen/ihren Platz in der Kreismitte und erzählt von einer eigenen Beobachtung und so weiter. Diese Übung
Inhalt und Ablauf: Anfangsfragen gehen von TeilnehmerIn zu TeilnehmerIn durch das Werfen eines Balls. Es geht dabei, um eine schnelle Reaktion und die Sammlung von Hilfsverben. (“Haben Sie?” “Wollen Sie?” “Brauchen Sie?” “Mögen Sie?” “Können Sie?” “Magst du?”)
Variante: Die TeilnehmerInnen auf der rechten und auf der linken Seite konjugieren die Antwort auf eine andere Weise, z.B. “Wir sind auch gut im Kochen”. Oder sie kommentieren mit einer indirekten Antwort, z.B. “Er sagte, dass Sie gut im Kochen sind” - es gibt keine Grenzen für die Ideen der Fremd- und ZweitsprachenlehrerInnen.
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Übung 3: Meditatives Warm-Up Zielgruppe: Ziele:
erwachsene Lernende Die Geschichte wird nicht nur einfach von dem/ der GeschichtenerzählerIn erzählt, genau so viel Arbeit wird vom Publikum geleistet, da der Akt des Zuhörens genauso wichtig ist, wie das Erzählen selbst. Diese Übung lenkt die Aufmerksamkeit auf die allen Geschichten innewohnende Stille. Dabei können sich die TeilnehmerInnen in einer non-verbalen Weise begegnen. Material: Sessel Form: Gruppenaktivität, Sesselkreis Dauer: 2 Minuten Inhalt und Ablauf: Im Sesselkreis lädt der/die TrainerIn die TeilnehmerInnen dazu ein, ihm/ihr mit den Augen zu begegnen - eine kurze, aber nachhaltige Anerkennung aller im Kreis. Versuchen Sie dabei, niemanden auszulassen.
Übung 5: Übung mit den Himmelsrichtungen Zielgruppe: Ziele: Material: Form: Dauer:
erwachsene Lernende Verständnis und mündlicher Ausdruck Keines Diese Aktivität findet in einem Raum ohne Sessel statt – um Bewegung zu ermöglichen 15 Minuten
Inhalt und Ablauf: Der/Die TrainerIn weist im Raum auf die Himmelsrichtungen hin. Jede/r TeilnehmerIn muss sich selbst, je nachdem, wo sie lebt oder ihr Herkunftsland ist, positionieren. Das Land/die Stadt, wo die Ausbildung stattfindet, ist in der Mitte des Raumes vertreten. Nach der Postionierung im Raum, diskutieren die TeilnehmerInnen ihre kulturellen Unterschiede und Gemeinsamkeiten.
Übug 6: Sätze bilden Zielgruppe:
Versuchen Sie es anschließend nochmal, dieses Mal aber, indem zuerst auf die Hände gesehen und dann zu den Augen gewandert wird. Das ist eine einfache, aber leistungsstarke Übung, um eine unkonzentrierte und unruhige Gruppe “nach innen zu bringen”.
Übung 4: Sesseltanz Variation Zielgruppe: erwachsene Lernende Ziele: Präsentationsübung, Eisbrecher-Übung Material: genug Sessel, ein Sessel weniger als die Anzahl der TeilnehmerInnen Form: Sessel sind in einem Kreis in der Mitte des Raumes angeordnet Dauer: 15 Minuten Inhalt und Ablauf: Die Gruppe bildet einen Sesselkreis, in dem es weniger Sessel als TeilnehmerInnen gibt, zum Beispiel, wenn es 10 TeilnehmerInnen sind, sollte es folglich 9 Sessel geben. Dann sollten die TeilnehmerInnen rund um den Sesselkreis gehen bis der/die TrainerIn “Stopp” sagt. Die verbleibende Person, die nicht in der Lage ist, einen Sessel zu finden, hat in der Mitte des Kreises zu stehen. Er/Sie hat eine Aussage zu tätigen (z.B. “Ich spreche mehr als zwei Sprachen”, “Ich trage eine Brille”, “Ich liebe Horrorfilme”, etc.). Jede/r, der/die der Aussage zustimmt muss dann aufstehen und einen neuen Sessel finden. Dies lässt eine neue Person in der Mitte des Kreises ohne einen Sessel stehen und das Verfahren beginnt von neuem. 30
AnfängerInnen, MuttersprachlerInnen Fremd-/Zweitsprachenlernende ZIele: Satzstruktur Material: Mehrere Objekte Form: Zirkelkreis Dauer: 20 Minuten
oder
Inhalt und Ablauf: Reichen Sie ein Objekt herum und beauftragen Sie jemanden mit einer Aufgabe: stell eine Frage, erzähl eine Lüge, eine Wahrheit, mach einen Schrei, erzähl was gestern war, was morgen sein wird, was eines Tages sein wird, erzähl von der schönsten oder traurigsten Erinnerung, bring die Objekte zum Sprechen, ... z.B. eine Rose, ein Buch, ...
Übung 7: Klatschübung Zielgruppe: erwachsene Lernende Ziele: Gruppenzusammenhalt, Eisbrecher-Übung Material: Keines Form: Gruppenübung, Kreis Dauer: 4 - 8 Minuten Inhalt und Ablauf: Die Macht des Kreises darf nicht unterschätzt werden. Es ist das Gegenteil von Standard-Lehrsetting, dem Frontalunterricht. Hier sind alle gleich. Arbeitsweise im Kreis beeinflusst die Gruppe intensiv. 1. Geben Sie das Klatschen weiter: in einem Kreis stehend, drehen Sie sich zu Ihrem/Ihrer Nachbarn/In und klatschen in die Hände,
diese/r gibt das Klatschen weiter. Versuchen Sie dies so schnell wie möglich. Ermutigen Sie die Gruppe, der Musik und dem Klatsch-Rhythmus zu zuhören, wie es um den Kreis herum wandert. 2. Lösen Sie den Kreis und lassen Sie die TeilnehmerInnen durch den Raum umherwandern. Durch Blickkontakt wird das Klatschen weitergegeben. Stellen Sie einen schnelleren Rhythmus her, ohne nachzudenken übergeben Sie das Klatschen an die erste Person, die Sie sehen. 3. Gleichzeitiges Klatschen: wie in Schritt 2, aber jetzt ist die Person, die das Klatschen erhält, dazu aufgefordert, in perfektem Einklang mit der anderen Person, die das Klatschen sendet, zu klatschen. Die Weitergabe erfolgt in simultaner Weise, dies erfordert Blickkontakt und Koordination.
Übung 8: Samson und Delilah Zielgruppe: Ziele: Material: Form: Dauer:
erwachsene Lernende eine offene und entspannte Atmosphäre schaffen und die Konzentration schärfen Kein Gruppenübung, die Klasse in zwei Gruppen teilen. Mit dem Rücken zueinander aufstellen 8 Minuten
Inhalt und Ablauf: 1. Die Aufwärmübung ist eine Abwandlung des Kinder-Spiels: ‘Schere-Stein-Papier’. Der/Die ErzählerIn mimt dieses Spiel nach. Da einige SchülerInnen das Spiel vielleicht kennen, erleichtert es ihnen das System der Geschichte zu verstehen. 2. Der/Die ErzählerIn stellt die Charaktere aus der Geschichte von Samson und Delilah vor. Der Löwe ist stark. Er kann nicht geschlagen werden, mit Ausnahme von Samson. Samson hat mehr Macht, und seine Macht ist in seinen Haaren versteckt. Niemand kennt sein Geheimnis ... außer Delilah. Sie hat Macht über Samson, weil sie eine Schere hat. So ist Delilah stärker als Samson, Samson ist stärker als der Löwe und der Löwe ist stärker als Delilah. 3. Jeder der Charaktere hat seine eigene Gestik: • Samson: ein Schlachtruf und geballte Fäuste • Der Löwe: brüllen wie ein Löwe • Delilah: eine Scherenbewegung mit den Fingern 4. Beide Gruppen wählen insgeheim einen der Charaktere aus. Wenn sie fertig sind, reihen sie sich in einer Linie auf mit dem
Rücken zueinander. Der/Die ErzählerIn zählt bis drei, dann drehen sich die Lernenden zueinander und alle machen die Geste oder den Ton ihres Charakters. Wenn die erste Gruppe Samson und die zweite Delilah gewählt hat, dann hat die zweite Gruppe gewonnen, und so weiter ...
Übung 9: Ja/Nein: Schwarz/Weiß Zielgruppe: Ziele: Material: Form: Dauer:
erwachsene Lernende stellt Verspieltheit her, fördert schnelles Denken und den Zusammenhalt der Gruppe Kein sitzend oder stehend in einem Zirkel 3 Minuten
Inhalt und Ablauf: Das ist eine sehr einfache “Frage-Anwort”-Übung. Die Anweisungen an die Gruppe lauten wie folgt: wenn ich ‘Ja’ sage, sagst du ‘Nein’, wenn ich “Nein” sage, sagst du “Ja” (das Gleiche ist mit Schwarz und Weiß). Rufen Sie eine Reihe der Befehlswörter aus und lassen Sie die Lernenden Im Einklang antworten. Probieren Sie folgendes: - Ja, Ja, Ja, Ja, Ja - Nein, Ja, Ja, Ja, Nein - Schwarz, Ja, Nein, Weiß
Übung 10: Namensspiel mit Geschichte Zielgruppe:
Alle Altersgruppen, speziell für erwachsene Lernende Ziele: Dieses Spiel ist ein unprätentiöses Storytelling ‘Geschwätz’ und ist dafür entwickelt, um das Sprechen in einer sicheren und unterhaltsamen Art und Weise zu beginnen. Es hilft auch die Namen der Gruppenmitglieder zu erlernen, um die Konzentration auf eine gemeinsame Aktivität zu lenken, indem der Fokus geschärft wird und eine gemeinsame Verbundenheit erstellt wird. Gemeinsames Lachen stärkt die Verbundenheit in der Gruppe. Material: Sessel Form: Sesselkreis ohne Tische Dauer: 15 - 20 Minuten
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Inhalt und Ablauf: Die Hälfte der Gruppe sitzt im Sesselkreis, während die andere Hälfte hinter diesen Sesseln steht, die Hände hinter ihrem Rücken. Ein Sessel ist leer, aber mit einem/einer TeilnehmerIn hinter dem Sessel stehend. Die Person hinter dem leeren Sessel ruft den Namen von jemandem der/die im Sesselkreis sitzt aus. Die genannte Person versucht so schnell wie möglich aufzustehen, während die Person hinter ihrem Sessel versucht sie bei der Flucht zu stoppen, bevor sie ihren Platz verlässt. Je mehr die TeilnehmerInnen den Dreh des Spiels heraus bekommen, desto wird es schwieriger jemanden auszurufen, der/die nicht gefangen wurde. An diesem Punkt, beginnt der-/diejenige der/ die hinter dem leeren Sessel steht, eine kleine Geschichte zu erzählen und dabei den Namen eines/einer TeilnehmerIn einzubauen, um die “Fänger” zu überraschen. Nach einer Weile lassen Sie diejenigen die sitzen, und diejenigen die stehen ihre Plätze tauschen.
Technische Übungen Die ersten Übungen sind technische Storytelling Übungen. Sie helfen den Lernenden, ihre wahrgenommenen Bilder (Ton, Geschmack, Geruch ...) zur Sprache zu bringen oder den Rahmen der Geschichte klarer zu sehen. Dann konzentrieren wir uns folglich auf Übungen, die eher eine Form des ‘Sprachtrainings’ haben. Es kann nützlich sein die Aufmerksamkeit der Lernenden auf bestimmte sprachliche Aspekte zu ziehen, um sie vor Fehlern oder Problemen mit diesem Aspekt aufmerksam zu machen, wenn sie dann eine Geschichte erzählen. Die Übungen stehen oft in Verbindung mit einer Geschichte, die die TrainerInnen davor erzählten hatten, oder einer Geschichte, die darauf folgen kann. Daher sollten TrainerInnen diese Übungen als Beispiele sehen und sie in einer kreativen Art und Weise anwenden und bei Bedarf anpassen.
Übung 1: Auf der Spur der Sinne Zielgruppe:
Fortgeschrittene TeilnehmerInnen, MuttersprachlerInnen oder Level B1 Ziele: Empfindungen beschreiben Förderung der Phantasie der TeilnehmerInnen Die TeilnehmerInnen üben freies Sprechen Material: Bleistift und Notizblock Form: Sesselkreis, ohne Tische. Das ist zum Teil eine Gruppenübung. Dauer: 20 Minuten
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Inhalt und Ablauf: 1. Der/Die TrainerIn kündigt eine imaginäre Reise an, und fordert die TeilnehmerInnen, ihre Augen zu schließen. “Stellen Sie sich vor, sie sind im Urlaub. Stellen Sie sich vor, Sie sind am Strand.
Vor Ihnen liegt das weite Meer, unter Ihren Füßen liegt warmer, weicher Sand. Der Himmel ist klar und blau. Wie riecht es hier? Hören Sie etwas? Was sehen Sie sonst noch neben dem Himmel und dem Meer? Wie fühlt sich Ihre Haut und Ihr Haar an? Wie fühlen Sie sich? Haben Sie einen bestimmten Geschmack auf der Zunge?“ Der Trainer bittet die TeilnehmerInnen, ihre Augen wieder zu öffnen und in die Klasse zurückzukehren. Danach wird Raum für Feedback und Fragen geboten. 2. Für die nächste Storytelling Übung sind die 5 Sinne 4 Gruppen zugewiesen: a) Hören; b) Geruch und Geschmack; c) Berührung; d) Sehen. Die TeilnehmerInnen sind ebenfalls in vier Gruppen (A, B, C, D) eingeteilt. In einem gemeinsamen Gespräch sammeln sie wahrgenommene Empfindungen aus ihrer Kategorie. 3. In einer Plenarsitzung werden die Ideen der TeilnehmerInnen gesammelt. Variante: Beschreiben von Sinneswahrnehmungen aus verschiedenen Orten (fiktiven {z.B. aus einem Spukschloss, aus dem Paradies} oder realen Orten {z.B. Berggipfel, Bahnhof, Weinkeller}, aus spontanem Assoziieren in der Gruppe). Diese Übung eignet sich auch gut für TeilnehmerInnen mit guten Sprachkenntnissen. Übungen für Fortgeschrittene: 1. Jede Gruppe erhält eine Karte mit dem Namen einer (realen, bekannten) Stadt. In den kleinen Gruppen sammeln die TeilnehmerInnen Empfindungen aus allen Kategorien (A, B, C, D) und geben anschließend den anderen TeilnehmerInnen eine Beschreibung des Ortes, ohne den Namen zu nennen. Der Rest der Gruppe ratet. 2. Üben Sie die Beschreibung der Sinneswahrnehmungen durch die Nacherzählung einer bekannten Geschichte (siehe Übung “Kettenmärchen”).
Übung 2: Verwendung der Stimme Zielgruppe: Ziele: Material: Form: Dauer:
AnfängerInnen, MuttersprachlerInnen oder Fremd-/Zweitsprachenlernende Soll aufzeigen, dass mit Hilfe der Phantasie sich die Stimme verändert Kein Material notwendig Sesselkreis 50 Minuten
Inhalt und Ablauf: Die TrainerInnen beginnen mit einigen Stimmübungen und lehren den Lernenden anschließend ein einfaches Lied, um danach in einem Kreis gemeinsam zu singen. Die TeilnehmerInnen müssen das Lied unterschiedlich vorsingen, indem sie sich in verschiedene Situationen hineinversetzen:
• • • •
Unter der Dusche singen Ihr PartnerIn/FreundIn ist krank, beendete Beziehung Sie sind in einem Wald und ein Wolf jault Sie haben einen Songcontest gewonnen und singen den Gewinnersong
Fragen: Was macht den Unterschied? Hat die Situation einen Einfluss auf die Art, wie Sie ihre Stimme eingesetzt haben? Beschreiben Sie die Veränderungen.
3 positive Eigenschaften auf eine Seite der Papierkarte und auf die andere 3 negative Eigenschaften zu notieren, und während der Präsentation die positiven Seiten zu betonen oder den Umgang mit den negativen zu beschreiben. Jede/r TeilnehmerIn in der Gruppe präsentiert ihre positiven und negativen Charaktereigenschaften vor den anderen mittels Geschichten. Die Sitzung wird durch die Storyteller, die den Gruppen beiwohnen, begleitet und moderiert.
Übung 5: Prüfen Sie ihre Werte Übung 3: Hörverständnisarbeit Zielgruppe: Ziele: Material: Form: Dauer:
AnfängerInnen, MuttersprachlerInnen oder Fremd-/Zweitsprachenlernende Den Unterschied von Hören und Zuhören erlernen Bewusst werden, dass man sich selbst zuhören kann Kein Material notwendig in Paaren, Rücken an Rücken 20 - 30 Minuten
Inhalt und Ablauf: Ein/e gute/r GeschichtenerzählerIn braucht eine/n gute/n ZuhörerIn. Es gibt einen Unterschied zwischen Hören und Zuhören. Wie zeigen Sie, dass sie zuhören? Reines Hören bedeutet, dass nur Ihr Gehör funktioniert und dass Sie in der Lage sind, Töne und Geräusche wahrzunehmen. Zuhören bedeutet, dass Sie aufmerksam und konzentriert sind. Führen Sie diese Übung in Paaren aus, flüstern Sie ein Geheimnis (wahr oder unwahr) Rücken an Rücken. Danach drehen Sie die Stühle, aber lassen Sie eine Person sprechen, rumzappeln, Lärm machen, während die andere spricht. Dann soll er/sie Interesse durch Gesten, Augen, Mimik oder Worte zeigen. Wechseln sie ab.
Zielgruppe: arbeitslose Erwachsene Ziele: Ausdrucksfähigkeit mit bestimmten Worten Körpersprache mitberücksichtigen Kommunikationsfähigkeit erweitern Mündliche Präsentationstechniken verbessern Material: Alle verfügbaren Materialien können verwendet werden - Glas Wasser, Stift, Stuhl und Büro etc. Form: Halbkreis; ErzählerIn und eine/r der TeilnehmerInnen sitzen vor der Gruppe Dauer: 5 Minuten pro TeilnehmerIn Inhalt und Ablauf: Ein Vorstellungsgespräch für einen richtigen Job wird mit einer/einem TeilnehmerIn improvisiert. Am Anfang wird der/die TeilnehmerIn gebeten einen Job auszuwählen für den er/sie sich bewerben möchte. Der/Die ErzählerIn, in der Rolle des Arbeitgebers, befragt den/die BewerberIn in der Weise, dass der/die TeilnehmerIn eine Erzählung oder persönliche Geschichte erzählen muss, um zu beweisen, dass sie/er die geeignete Person für die gewünschte Position ist bzw. unter Anwendung von Geschichten sollen die persönlichen Eigenschaften und Werte der Person sichtbar werden. Nach dem Bewerbungsgespräch diskutieren alle TeilnehmerInnen, wie die erzählte Geschichte die Person darstellt, wie die Geschichte dabei hilft, wie Wörter in einer angemessenen Weise verwendet werden können, was durch die Körpersprache gesagt wurde und so weiter.
Übung 4: Drei Plus, drei Minus Zielgruppe: arbeitslose Erwachsene Ziele: mündliche Präsentationstechniken verbessern Eigene Persönlichkeitsmerkmale finden sich untereinander besser kennenlernen Material: Kleine leere Papier-Karten für jede/n TeilnehmerIn Form: Sesselkreis, kleine Gruppenübung mit 3-4 TeilnehmerInnen Dauer: 20 - 30 Minuten Inhalt und Ablauf: Die TeilnehmerInnen werden aufgefordert über ihre positiven und negativen Charaktereigenschaften nachzudenken und anschließend
Übung 6: Ein Lieblingsrezept weitergeben Zielgruppe: Fremd-/Zweitsprachenlernende, fortgeschritten Ziele: Erklären Sie das Rezept in der zu erlernenden Sprache erlernte Vokabel wiederholen und neue erlernen lernen Zusammenhänge herzustellen emotions- und sinnbetont die neue Sprache anwenden Material: Tafel Form: Paare Dauer: 30 - 40 Minuten
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Inhalt und Ablauf: 1. 10 Minuten: Der/Die ErzählerIn beschreibt mit allen Sinnen (Geschmack, Sehen, Hören, Riechen, Tasten) sein/ihr Lieblingsrezept. Das Rezept sollte so erzählt werden, dass die ZuhörerInnen gleich ans Kochen oder Essen möchten. 2. 5 Minuten: Der/Die ErzählerIn fordert die Lernenden auf ihr Lieblingsrezept ihrem/ihrer PartnerIn zu erklären, und stellt dabei weitere Fragen: Welche Geräusche hören wir bei der Zubereitung der Speise? Wie fühlen sich die Zutaten auf der Zunge an, im Mund, zwischen den Fingern? Wie fühlt es sich an die Zutaten zu schneiden, im Topf zu rühren? Wie sieht die Speise aus? Welche Farben sehen Sie? Wie riecht es? Wie schmeckt es? Die Fragen könnten aufgeschrieben oder auf einer Tafel projiziert werden. 3. 15 Minuten: Die Lernenden teilen ihr Lieblingsrezept mit einem/ einer PartnerIn. Sie können es auch anderen TeilnehmerInnen weitergeben und so das Rezept wiederholen. Die TrainerInnen gehen herum und helfen, wenn nötig. Der/Die AusbildnerIn kann die Form des Gesprächs korrigieren, den Lernenden sollte der Fokus des Gesprächs klar sein. 4. 10 Minuten: Wenn die Lernenden verschiedene Rezepte gehört haben, bilden sie größere Gruppen und teilen in der Gruppe mit, welches Rezept das meiste Interesse ausgelöst hat? Was sie am liebsten vorbereiten oder essen würden.
Übung 7: Reduzieren Sie die Geschichte Zielgruppe: Fremd-/Zweitsprachenlernende, fortgeschritten Ziele: Trennen der wesentlichen Teile von zusätzlichen Teilen einer Geschichte Über den realen Kern der Geschichte nachdenken. Worüber handelt die Geschichte? Die Struktur der Geschichte entwirren Material: Papier und Stift Form: in Paaren Dauer: 25 Minuten Inhalt und Ablauf: Der/Die TrainerIn erzählt eine Geschichte und bittet anschließend die Lernenden die Geschichte, die sie gerade gehört haben, zu reduzieren: • 7 Sätze (10 Minuten) • 3 Sätze (5 Minuten) • 1 Satz (1 Minute) Die Lernenden teilen den letzten Satz gemeinsam mit der Gruppe.
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“
in human experience, we Given the centrality of narrative of stories in teaching and can begin to appreciate the power lication of a narrative perlearning. We can also see that the app more than storytelling in the spective to education involves much (M. Rossiter, 2002) classroom.
”
Übung 8: Entwurf einer anderen Ansicht (APB) für einen der Charaktere (oder auch Tiere) Zielgruppe: fortgeschrittene Fremd-/Zweitsprachenlernende Ziele: Verbindung von Fantasie und Alltagsleben Verwendung eigenen Vokabulars Eine Person beschreiben Material: Eine Karte mit zusätzlichen Fragen (siehe Inhalt und Verfahren) Form: Die Lernenden arbeiten zunächst in Paaren und erzählen dann in einem Halbkreis vor der Gruppe Dauer: 15 Minuten Dauer und Ablauf: 10 Minuten: Lernende bereiten die Übung vor. In Paaren entscheiden sie, welche Person von den beiden als vermisst gilt. Die folgenden Fragen könnten auf eine Karte geschrieben werden, um ihnen bei der Vorbereitung zu helfen: • • • • •
Wo wurde die Person zuletzt gesehen? Was hatte sie/er zum Zeitpunkt des Verschwindens an? Welchen Gemüts war sie/er? Wie sieht die Person aus? Was wissen wir zuletzt von dieser Person? Was hat sie/er gemacht? • Hat jemand etwas Bestimmtes an dieser Person bemerkt? Haben Sie mehr Details? • Gibt eine Radio- oder Fernsehnachricht über das Verschwinden? • Welche Standard-Phrasen verwenden Sie, wenn es um einen Radio- oder Fernsehbeitrag geht? 5 Minuten: Die beiden Lernenden bringen ihre Geschichte vor der Gruppe dar. Kommentar: Diese Übung kann ein Teil einer ganzen Reihe von Storytelling Übungen sein, wo jede Übung die andere vervollständigt. Danach teilen die TeilnehmerInnen einer Übung ihre Aufgabe mit der Gruppe. Wenn die Gruppe groß genug ist, können die TrainerInnen zwei Gruppen bitten, jeweils einen anderen Blickwinkel einzunehmen.
Übung 9: Tratsch über einen der Geschichtscharaktere fortgeschrittene Fremd-/Zweitsprachenlernende (ab A2+) Ziele: Fantasie und Alltagsleben miteinander verbinden Fähigkeit, ein objektives Ereignis in eine subjektive Geschichte umzuwandeln spezifisches Vokabular anwenden, um zwischen positiven oder negativen Worten unterscheiden zu können Verbesserung der Erzählfähigkeit Material: Karte mit Zusatzfragen (siehe Inhalt und Ablauf) Form: Lernende arbeiten zunächst mit PartnerInnen, und erzählen dann anschließend im Halbkreis vor der gesamten Gruppe Dauer: 15 Minuten
Übung 11: Benenne 5 Übungen, 3 Beschreibungen, 3 Objekte, 3 Gefühle
Zielgruppe:
Inhalt und Ablauf: 10 Minuten: Lernende bereiten die Aufgabe vor. Mit ihrem/ihrer PartnerIn entscheiden sie über wen in der Geschichte getratscht werden soll. Folgende Fragen könnten bei der Vorbereitung behilflich sein:
Zielgruppe: Ziele:
Fremd-/Zweitsprachenlernende ab A2 + Definieren Sie Aktivitäten, Objekte, Gefühle und nehmen Sie die Beschreibungen dafür aus der Geschichte Material: Stift und Papier Form: in Partnerarbeit Duration: 10 Minuten Inhalt und Ablauf: 7 Minuten: Der/Die ErzählerIn bittet die Lernenden 5 Handlungen, 3 Beschreibungen, 3 Objekte und 3 Gefühle aus der Geschichte, die sie gerade gehört haben, zu notieren. Der/Die ErzählerIn kann Beispiele geben, um die Unterschiede zwischen den genannten Dingen zu klären. 3 Minuten: Die Lernenden präsentieren vor der Gruppe.
Übung 12: Machen Sie die Geschichte zu einer Nachricht • • • • •
Wer bist du? Über wen tratschst du? Was ist es, das du nicht glauben kannst? Was hast du gesehen, wann und wo? Warum missbilligst du dieses Verhalten? Warum tratschst du? Welchen Vorteil hast du davon?
5 Minuten: Zwei TeilnehmerInnen tragen ihre Geschichte vor der Gruppe vor.
Übung 10: Erzähle die Geschichte aus einem anderen Blickwinkel Zielgruppe: Ziele:
fortgeschrittene Fremd-/Zweitsprachenlernende Fantasie; eine Geschichte nacherzählen, ein wenig verändern und neue Elemente einfügen Material: Kein Form: in Partnerarbeit Dauer: 10 Minuten Inhalt und Ablauf: 10 Minuten: Der/Die ErzählerIn gibt ein Beispiel für eine alternative Sichtweise der Geschichte, aus dem Blickpunkt eines anderen Charakters. Es könnte eine Person sein, aber auch ein Tier oder sogar ein Objekt oder ein Element aus der Natur, wie ein Fluss, ein Baum ... Die Lernenden bereiten ihre Geschichte vor. 10 Minuten: Die Lernenden teilen ihre Geschichte der Gruppe mit.
Zielgruppe: Fremd-/Zweitsprachenlernende Ziele: Alltagsrealität mit Fantasie verbinden Material: Keines Form: Partnerarbeit Form: 10 Minuten Inhalt und Ablauf: 10 Minuten: Der /Die ErzählerIn hilft den Lernenden dabei, einige Standardsätze zu formulieren, um eine Radio- oder Fernsehnachricht zu formulieren. Die Lernenden bereiten dann ihre Geschichte vor. 10 Minuten: Die TeilnehmerInnen teilen ihre Geschichte mit der Gruppe.
Übung 13: Stimmung beschreiben Zielgruppe: Ziele: Material: Form: Dauer:
AnfängerInnen bis Fortgeschrittene Struktur und Ablauf einer bestimmten Geschichte entdecken Papier und Farbstifte, oder Pastellstifte am Boden oder auf den Tischen 10 - 15 Minuten
Form und Ablauf: Diese Übung eignet sich gut, wenn StudentInnen eine besondere Geschichte ausgewählt haben, an der sie tiefergehend arbeiten wollen.
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Ob nun wahre Geschichte oder Märchen, das spielt keine Rolle. Die TeilnehmerInnen setzen sich mit Papier und Farbstiften zusammen.
Übung 15: “Saperlipopette” Zielgruppe:
Anweisungen: Zeichnen Sie Stimmungen und Emotionen, die in Ihrer Geschichte erscheinen in einer abstrakten Art und Weise (keine Figuren Zeichnen). Vom Anfang bis zum Ende der Geschichte: wann ist Ihre Geschichte glücklich, traurig, voller Angst, in Einsamkeit etc. Setzen Sie sich in Paare zusammen und beschreiben Sie ihre Zeichnungen und Emotionen, die die Geschichte in Ihnen ausgelöst hat. Legen Sie später all ihre Gemälde in die Mitte und lassen Sie die TeilnehmerInnen alle Bilder sehen. Beenden Sie die Übung mit einer Plenarsitzung im Sesselkreis und teilen lassen Sie die TeilnehmerInnen ihre Beobachtungen teilen.
Übung 14: Meine Familienherkunft Zielgruppe:
AnfängerInnen, MuttersprachlerInnen oder Fremd-/Zweitsprachenlernende Ziele: Einerseits entdecken, wie einzigartig wir sind und wie viele Gemeinsamkeiten wir auf der anderen Seite haben Material: Kein Form: Partnerarbeit Dauer: 40 Minuten
Erwachsene mit Migrationshintergrund, Fremd-/ Zweitsprachenlernende Ziele: Sätze aus einfachen Wörtern bilden Eine Geschichte als Gruppe konstruieren Material: Kein Form: Erleichterte Diskussion und Interaktion, wenn die TeilnehmerInnen im Kreis stehen. Dauer: 20 Minuten Inhalt und Ablauf: Bei dieser Übung stehen die TeilnehmerInnen in einem Kreis und jede Person sagt einen Buchstaben des Alphabets, in alphabetischer Reihenfolge. Für die zweite Runde, tauschen die TeilnehmerInnen ihre Buchstaben mit einem Wort aus, das mit dem gleichen Buchstaben (z.B. “K” wird “Katze”) beginnt. Alle unbekannten Wörter werden erklärt. Für die dritte Runde der Übung, erstellt jede/r TeilnehmerIn einen Satz mit dem Wort, das sie/er gewählt hat. In der vierten Runde erstellen die TeilnehmerInnen eine gemeinsame Geschichte als Gruppe, indem jede Person durch Bindungswörter wie “und”, “aber”, “so” enthält, “dann”, etc., ihren Satz mit dem vorhergehenden verbindet.
Übung 16: “Vire-langue” Inhalt und Ablauf: Früher erzählte der Großvater und die Großmutter gerne über die alte Zeit. Auch Storyteller verfolgen die Geschichte der Nation. Wenn Sie Ihr Heimatland verlassen haben, haben Sie zum Teil auch Ihre Wurzeln verlassen. In dieser Übung erstellen wir eine Genealogie und ehren die eigene Herkunft und Familie. Arbeiten Sie mit PartnerInnen und sagen Sie wer Sie sind: “Ich bin die Tochter, die Enkelin, Schwester, bester Freund von ... UND ...”. Mit dem “UND” laden Sie die nächste Person dazu ein das Wort zu übernehmen. Sie regen sich gegenseitig zur Erinnerung an, es kann sogar eine Genealogie improvisiert werden. Beispiel: Ich bin die Tochter eines Vaters, der von kleiner Statur war, aber eine führende Persönlichkeit und er hörte einer Gruppe immer respektvoll zu. Und ... ich bin die Tochter einer Mutter, die eine Lehrerin war, aber als sie heiratete ihren Job beenden musste, als verheiratete Frau war es nicht möglich zu lehren. Und ... ich bin die Enkelin von einer Frau, die ein Geschäft und ein Café in Zeiten des Krieges hatte, die ihr dabei geholfen haben zu überleben. Ich bin die Enkelin eines fleißigen, bescheidenen Bauern, den ich nie kennenlernte, ich habe nur einen Schwarz-Weiß-Bild. Und ... 36
Zielgruppe: Ziele: Material: Form: Dauer:
Fremd-/Zweitsprachenlernende spielerisch neue Wörter erlernen Artikulation und Aussprache der Laute Unterschiedliche Zungenbrecher auf ein Stück Papier schreiben paarweise einander gegenüberliegende Sessel 20 Minuten
Inhalt und Ablauf: In Partnerarbeit üben die TeilnehmerInnen die Zungenbrecher auszusprechen. Danach werden einige eingeladen ihre Zungenbrecher vor der Gruppe vorzutragen. Anschließend erarbeiten die TeilnehmerInnen gemeinsam mit dem/der ErzählerIn die Bedeutung der Sätze und der einzelnen Wörter.
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surrounded by his own Man is always a storyteller, he lives Through them he sees everystories as well as those of others. his life as if he were telling thing that happens and he tries to live (Sartre, La Nausée) it.
Übung 17: Objekt Übung Zielgruppe: Ziele:
Material:
Form: Dauer:
Erwachsene mit Migrationshintergrund Anregung des emotionalen Gedächtnisses und Förderung des Sprechens durch die Anregung der Phantasie Verschiedene kleine Objekte unterschiedlicher Form und Struktur, und eine Tasche für die Objekte Sessel in einem Halbkreis und ein Sessel mit dem Blick auf den Halbkreis 30 Minuten
Inhalt und Ablauf: Die TeilnehmerInnen sitzen in einem Halbkreis vor der/dem GeschichtenerzählerIn. Ein/e Freiwillige/r nach dem/der anderen wird ausgewählt, um in einem Sessel vor den anderen TeilnehmerInnen zu sitzen. Der/Die Freiwillige legt seine/ihre Hände hinter ihrem/seinem Rücken, so dass der/die ErzählerIn ihr/ihm ein kleines Objekt reichen kann, ohne das sie/er noch die anderen TeilnehmerInnen es sehen können. Allein durch das Abtasten muss der/die Freiwillige beschreiben was das in der Hand haltende Objekt ist und die anderen TeilnehmerInnen müssen es erraten. Für die nachfolgende Kurseinheit sind die TeilnehmerInnen eingeladen, ihre eigenen Objekte mit zubringen und eine Geschichte zu erzählen.
Übung 18: ‘Es gibt eine Straße in Rom’ Zielgruppe: Ziele: Material: Form: Dauer:
AnfängerInnen bis Fortgeschrittene Fördert das visuelle Gedächtnis und Hörverständnis Keines Zirkelkreis 10 Minuten
Inhalt und Ablauf: Diese Übung ist vergleichbar mit dem Spiel ‘Ich fahre in den Urlaub und packe meine Tasche ...’, wo alle erwähnten Dinge erinnert werden müssen, aber in diesem Fall ist es eine Straßenszene, dass das Ganze viel interessanter macht. In der Gruppe wird ein Foto von einer Straße in Rom beschrieben, jeder beginnt indem sie/er sagt: “Es gibt eine Straße in Rom” und alle Autos, Bäume, Gebäude und Menschen, die andere schon erwähnt haben auflistet und mit einem neuen Element aus dem Bild endet. Beispiel: ‘Es gibt eine Straße in Rom, und in dieser gibt es...’
Person 1: eine Reihe großer Bäume auf der linken Seite des Gehsteigs. Person 2: große Bäume neben dem Gehsteig auf der linken Seite und es gibt eine Katze, die im ersten Baum der Baumreihe sitzt . Person 3: eine Reihe großer Bäume auf der linken Seite, eine Katze die im ersten Baum sitzt und ein Mann überquert die Straße, trägt eine Leiter und blickt zur Katze hinauf. Je nach Gruppengröße kann man ein bis drei Mal im Kreis durchgehen, und bis zu 20 Elemente im Bild aufzählen. Es ist nicht notwendig auf die Reihenfolge der Dinge, wie sie im Kreis wiederholt wurden zu achten, Sie können also auch mit dem Mann und der Leiter beginnen....
Übung 19: Das erste Mal Zielgruppe:
Fremd-/Zweitsprachenlernende mit Migrationshintergrund Ziele: Erlernen von direkter und indirekter Rede Material: Keines Form: Die Lernenden sitzen im Sesselkreis und hören einander zu und sehen einander an Dauer: 20 Minuten Inhalt und Ablauf: In dieser Übung beginnt der/die ErzählerIn mit einer kurzen Geschichte darüber, wie sie/er etwas zum ersten Mal getan hat (z.B. Besuch des Nachbarschaftspools). Die TeilnehmerInnen gehen dann zu zweit zusammen und erzählen einander ihre Geschichten von anderen „ersten Malen“. Im Gruppenkreis werden die TeilnehmerInnen eingeladen die Geschichte ihres/seines Partners/Partnerin nachzuerzählen.
Übung 20: Welche Präposition verwenden wir? Zielgruppe: Ziele:
Fremd-/Zweitsprachenlernende Konzentration auf den formalen Aspekt der Sprache und auf die Beseitigung von Fehlern Material: Lückensatz-Übung aus einer Geschichte. Form: Alleine oder zu zweit Dauer: 5 – 10 Minuten Inhalt und Ablauf: In einem Sprachkurs könnte man eine technische Übung machen, indem man den Fokus auf die Form der Aufgabe setzt, so dass die Lernenden sich bereits beim Sprechen über den gesetzten Schwerpunkt bewusst sind. Es ist nur eine Frage der Wiederholung. Wenn die Lernenden die Sätze aus der Geschichte durch die Betonung des/ der ErzählerIn hören, bekommen sie den ersten Eindruck. Im schrift-
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lichen Teil der Übung müssen die Lernenden die Sätze im Lückentext ergänzen. Auch wenn Sie sie nur teilweise kennen, werden sie herausgefordert die Sätze in ihrem Gedächtnis abzurufen.
Übung 21: Verständnisübung Zielgruppe: Fremd-/Zweitsprachenlernende ab Level A2 + Ziele: Neue Vokabel erlernen Material: Piktogramme, Bilder und Wort-Karten Form: Partnerarbeit Dauer: 5 Minuten Inhalt und Ablauf: Der/Die ErzählerIn erzählt vorher eine Geschichte über einen Fischhändler und die Liebe seines Lebens. Die Geschichte spielt im Mittelalter. Es gibt eine Multiple-Choice-Übung mit Berufen und Fischarten, die in der Geschichte vorkommen, mit einem Piktogramm oder einem Bild, und eine Karte mit dem Namen des Fisches oder Berufs, der auf die Karte geschrieben wird. Jede Verständnisübung mit Bildern, Piktogrammen und Karten kann verwendet werden, um den Wortschatz und Wortkombinationen zu trainieren.
Workshop In der Erwachsenenbildung ist der Workshop der entscheidende Ort, wo die besonderen Ziele eines Kurses und der Storytelling Methoden erreicht werden können. In den folgenden Storytelling Übungen werden die Ausbildungsziele erreicht. Grammatik Strukturen, WortCluster, Zeiten sowie Kreativität und Phantasie kommen alle hier zusammen.
Übung 1: Ein Schatz aus meiner Kindheit Zielgruppe: Ziele: Material: 38
AnfängerInnen, MuttersprachlerInnen oder Fremd-/Zweitsprachenlernende ab Level A2 Raum für kreatives Denken und Konzentration schaffen Einführung in die Welt der Märchen und des Storytellings Standardsprache hören Verständnisübungen von komplexen Sätzen und einer Kurzgeschichte folgen Etwas Persönliches verraten eine Erinnerung gemeinsam teilen und sich damit besser kennenlernen Die Brüder Grimm Geschichte Der goldene Schlüssel als Input
Form: Sesselkreis ohne Tische, zum Teil eine Gruppenarbeit Dauer: 20 - 30 Minuten Inhalt und Ablauf: 1. Der/Die ModeratorIn erzählt das Märchen vom goldenen Schlüssel. Und lässt ein offenes Ende mit dem Satz: “und jetzt müssen wir warten bis der Junge den Deckel geöffnet hat, um zu sehen, was sich im Inneren der Box befindet”. In der Gruppe wird diskutiert, Anregungen und Ideen gesammelt, was sich in der Box befinden könnte. 2. Der/Die ModeratorIn bittet die TeilnehmerInnen sich an ihre Kindheit zu erinnern. Sie sollen sich vorstellen, dass Sie eine Schatztruhe als 8-jähriges Kind hatten. Was war oder wäre drinnen gewesen? Gab es ein Lieblingsspielzeug, Süßes, einen schönen Stein oder einen geheimen Brief? 3. Die TeilnehmerInnen gehen zu zweit zusammen und erzählen einander, was in der Schatztruhe ihrer Kindheit verborgen ist. Der beschriebene Schatz kann einer wahren Geschichte entsprechen oder auch frei erfunden sein. Wichtig in der Beschreibung ist jedoch die Perspektive des Kindes. 4. Zurück im Plenum wird einfach nur das Ende des Märchens erzählt. Jede/r TeilnehmerIn zeigt einen Einblick in seine eigene Schatzkiste, diesmal mimisch dargestellt. So brauchen die TeilnehmerInnen nicht nochmals vor der Gruppe vorzusprechen und es verhindert die Wiederholung des 3. Schrittes.
Übung 2: Wie bist du hierher gekommen? Zielgruppe:
AnfängerInnen, für neue Gruppen, MuttersprachlerInnen, oder Level A2 + Ziele: Monologe Üben des Plusquamperfekts etwas Persönliches verraten Fantasie in das Alltagsleben bringen Form: Sesselkreis, ohne Tische begleitet von einer Gruppenarbeit Dauer: 10 Minuten
Inhalt und Ablauf: Die TeilnehmerInnen werden gebeten, Zweiergruppen zu bilden. Sie beginnen ihrem/ihrer PartnerIn davon zu erzählen, wie sie zum Kursort gekommen sind. Die Geschichte soll außer einem einzigen Vorfall der Wahrheit entsprechen – dieser soll ein Produkt der Fantasie der TeilnehmerInnen sein. Die TeilnehmerInnen erzählen in der Gruppe, wie ihr/e PartnerIn heute zum Kurs gekommen ist Gruppenübung: die TeilnehmerInnen müssen dabei den erfundenen Teil heraushören.
Übung 3: Alltagskette Zielgruppe:
AnfängerInnen, MuttersprachlerInnen oder ab A2 + Ziele: Monologe Übungen am Plusquamperfekt Fantasie und Alltag verbinden Anwendung des eigenen Vokabulars Kollektive Kreativität erleben Material: Karten beschriftet mit dem Namen eines bekannten Ortes Form: Sesselkreis ohne Tische, zum Teil Gruppenarbeit Dauer: 20 - 40 Minuten Inhalt und Ablauf: 1. Die TeilnehmerInnen bilden kleine Gruppen von 3 - 5 TeilnehmerInnen je nach Größe der Gruppe. Jede Gruppe erhält eine Karte mit einem ihnen bekannten Ort (z.B. Schwimmbad, Café, Bahnhof, Friseursalon, usw.) In der Vorbereitungsphase definieren sie, wie es dort riecht, sich anhört, aussieht, und welche Eindrücke sie haben, welche Gefühle ausgelöst werden. Danach beschreiben sie den Ort dem Rest der Gruppe, wobei sie anhand dieser Beschreibung den Ort erraten müssen. 2. Die Karten werden wieder durch den/die ModeratorIn gesammelt und in eine für alle sichtbare Reihe aufgestellt. 3. Beginn (Ort 1) // 1. Begegnung (Ort 2) // 2. Begegnung (Ort 3) // 3. Begegnung (Ort 4) // 4. Begegnung am Ende (PLACE 5). Je nachdem, wie viele Orte beschrieben wurden, könnte es besser sein, zwei verschiedene, kürzere Geschichtsketten zu konstruieren. 4. In neuen kleinen Gruppen oder gemeinsam in der Gruppe, wird eine neue Geschichtskette gebildet. Diese beginnt am Morgen und endet am Abend – wen trifft sie/er an den genannten Orten, was macht sie/er dort, was erlebt die Person dort – wahre und erfundene Geschichten sind erlaubt. 5. Fortgeschrittenen TeilnehmerInnen soll die Möglichkeit gegeben werden ihre eigenen Variationen dieser Alltagsgeschichte zu kreieren. Es soll in Partnerarbeit oder allein vor der Gruppe vorgetragen werden.
Übung 4: Alltagsgeschichte Zielgruppe: MuttersprachlerInnen oder ab A2 + Ziel: Monologe Anwendung von Modalverben Verbindung von Fantasie und Alltagsleben Anwendung eigenen Vokabulars Kollektive Kreativität erfahren Material: Karten (2 Farben) und Stifte Form: Sesselkreis ohne Tische, zum Teil Gruppenarbeit Dauer: 15 - 30 Minuten Inhalt und Ablauf: 1. Die TeilnehmerInnen bekommen zwei Karten (eine von jeder Farbe) zur Verfügung gestellt. Auf der ersten Karte sollten sie eine Person oder ein Tier aufschreiben, so wie etwas worin diese Person bzw. dieses Tier gut ist. Auf der zweiten Karte schreiben die TeilnehmerInnen eine Person/ein Tier, sowie etwas, dass die genannte Person bzw. Tier sehr mag, oder gar nicht mag. (z.B. Opa ist gut im Geschichten erzählen/der Hund mag Kindergeschrei nicht) 2. Die Karten werden eingesammelt und kleine Gruppen von 3 - 5 TeilnehmerInnen gebildet, je nach Gruppengröße. Jede Gruppe erhält zwei Karten von jeder Farbe. Jetzt sollten sie eine gemeinsame Geschichte erarbeiten. Eine Karte ist dafür bestimmt der/die ProtagonistIn zu sein, und die übrigen Personen/Tiere und ihre Fähigkeiten und Bedürfnisse sollen im Laufe der Erzählung in die Geschichte implementiert werden. 3. Zurück in der Gruppe werden die Karten eine nach der anderen gezeigt. Im Kreis entwickelt sich spontan eine Geschichte, in welcher die Personen/Tiere erscheinen, wie sie auf den Karten kommen. Diese Übung ist für fortgeschrittene TeilnehmerInnen geeignet oder muss unbedingt durch den Moderator geführt werden.
Übung 5: Erzähle mir über das Erzählen Zielgruppe: MuttersprachlerInnen oder ab A2 + Ziel: Monologe Erinnerungen teilen andere Kulturen kennenlernen an eigene Erfahrungen anknüpfen mehr über die Kultur des Storytelling erfahren Form: Sesselkreis ohne Tische, zum Teil Gruppenarbeit Dauer: 15 - 30 Minuten
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Inhalt und Ablauf: 1. Der/Die Moderatorin bittet die TeilnehmerInnen sich an ihre Kindheit zu erinnern. Sie sollten sich an eine Situation erinnern, in der sie als Kind Erwachsenen beim Erzählen oder Sprechen zugehört haben. Gab es Erwachsene, die einander Geschichten erzählt haben? Gab es Geschichten oder Erzählungen, die sie an dich als Kind gerichtet haben? Wer erzählte? Wie hat seine oder ihre Stimme geklungen? 2. TeilnehmerInnen werden gebeten kleine Kreise von 4 - 7 Personen zu bilden und sich näher zu kommen. Wer möchte gerne eine seiner/ihrer Erinnerungen teilen? Zu welcher Gelegenheit wurden Geschichten erzählt? Was waren die Inhalte der Geschichten oder Erzählungen? 3. In einem kleinen Kreis kann das Gespräch fortgesetzt werden: Warum denken Sie, erzählen Erwachsene Kindern Geschichten? Welche Bedeutung hat das Storytelling in verschiedenen Kulturen? Welchen Wert hat das Storytelling für Sie?
Übung 6: Das Haus in dem du aufgewachsen bist Zielgruppe:
AnfängerInnen, MuttersprachlerInnen oder Fremd-/Zweitsprachenlernende Ziele: Raum für kreatives Denken und Konzentration schaffen über innere Bilder und Erinnerungen erzählen eine Erinnerung teilen und sich damit näher kennenlernen Material: Keines Form: Sesselpaare, gegenüberliegend Dauer: 20 - 30 Minuten Inhalt und Ablauf: Partnerübung: Denken Sie an das Haus in dem Sie aufgewachsen sind. Versuchen Sie sich zu erinnern und denken über ein besonderes Ereignis während Ihrer Jugend, das in diesem Haus passierte, nach. Ihr/e PartnerIn, der/die Ihnen gegenüber ist, stellt Fragen, um die inneren Bilder klarer erscheinen zu lassen. Gehen Sie zu dem Ort, der Ihnen am besten gefiel. Eine Tür öffnet sich und eine Geschichte kommt heraus. Mit geschlossenen Augen. Der/Die PartnerIn hilft Ihnen, wenn Sie davon erzählen und versuchen das Bild klarer zu sehen. Was haben Sie gesehen, gehört, gefühlt, gerochen? Was war schön, was hast Sie gerührt? Teilen Sie danach die Geschichte in der Gruppe (keine Führung durchs Haus).
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Hilfe/Unterstützung: Wählen Sie einen Ort . Wenn es Ihnen leichter fällt, können Sie die Augen schließen, um sich an den Ort besser zu erinnern. War es ein Haus in einer Stadt oder in einem Dorf, ein großes Haus mit vielen Zimmern oder nur ein einfaches kleines Haus? Zu welcher Zeit haben Sie in diesem Haus gelebt? Wann war das? Gab
es einen Garten? Gab es einen Zaun? Wie sah die Fassade aus? Wie hat die Haustür ausgesehen? Wie war die Farbe des Hauses? Sehen Sie auch besondere Details? Gehe nun durch die Tür in das Haus hinein (bzw. auf die Art und Weise, wie Sie es gewohnt waren hineinzugehen). Schauen Sie sich an wie das Haus aussieht, woran können Sie sich noch gut erinnern? Gab es einen Gang? Eine kleine Halle? Welche Räume gab es im Haus? Werfen Sie einen Blick in die Küche: wissen Sie noch, wie alles arrangiert war? Während Sie in Ihren Gedanken durch das Haus gehen versuchen Sie die Atmosphäre, die Gerüche, die Geräusche, die Bilder einzufangen. Achten Sie auf interessante Details im Haus. Vielleicht können Sie sich nicht mehr genau erinnern wie es war, aber vielleicht wissen Sie noch ganz genau, wie die Türklinke aussah, oder wie man den Briefkasten aufmacht ... gibt es auch Menschen an Ihrem Lieblingsort?
Übung 7: Stellen Sie eine Marktszene nach Zielgruppe: fortgeschrittene Fremd-/Zweitsprachenlernende Ziele: einen typischen Verkaufsdialog am Markt nachstellen Material: Keines Form: Partnerarbeit Dauer: 15 Minuten Inhalt und Ablauf: 1. Anweisung (7 Min.): Die Lernenden suchen sich eine/n PartnerIn. Es wird ihnen aufgetragen, sich eine Marktszene auszusuchen und diese nachzustellen. Der Dialog sollte nicht länger als 3 Minuten sein. Sie entscheiden untereinander, wer KundIn und wer der/die VerkäuferIn sein wird. Wenn die Lernenden wenig Vorstellungskraft haben, können Sie ihnen eine Karte mit einer Marktsituation und einem Beispiel für einen Dialog vorlegen. 2. Das Nachstellen der Szene (8 Min.): Lassen Sie die Lernenden proben und die Szene nachstellen. Gehen Sie umher und geben Sie Unterstützung, falls nötig. Ermutigen Sie sie, die Szenen länger und komplexer zu gestalten. Suchen Sie Freiwillige, die ihre Szene vor der Klasse nachspielen. Wenn es eine kleine Klasse ist, können alle zweier Gruppen zeitgleich ihre Marktszene nachstellen.
Übung 8: Verkaufe einen Gegenstand aus der Geschichte Zielgruppe: Ziele: Material:
fortgeschrittene Fremd-/Zweitsprachenlernende ein Objekt im Detail und in einer schönen und klaren Art und Weise beschreiben Anwendung von Modalverben Fantasie und Alltagsleben verbinden Anwendung des eigenen Vokabulars Karten
Form: Dauer:
Partnerarbeit und dann im Halbkreis mit einer erzählenden Person 15 Minuten
Inhalt und Ablauf: 1. 10 Minuten: Lernende bereiten die Übung vor. Paarweise wählen sie zuerst ein Objekt oder sie bekommen eine Karte auf der ein Objekt geschrieben steht. • Die folgenden Fragen helfen ihnen bei der Vorbereitung: • Wie sieht das Objekt aus? • Wofür ist es, was kann man damit machen? Wie machst du das? Aus welchem Material ist es hergestellt? • Wie alt ist es? • Aus welchem Land kommt es? • Ist es ein seltenes oder ein herkömmliches Objekt? • Wieviel kostet es? • Die Lernenden improvisieren eine Verkaufssituation, wie verkaufen sie es, wie machen sie es für die KundInnen attraktiv..., so als ob sie auf einem Markt sind. 2. 5 Minuten: Eine ausgewählte zweier Gruppe bringt das Objekt vor die Gruppe und beschreibt es. Anmerkung: Diese Übung kann ein Teil einer ganzen Reihe von Storytelling Übungen sein, wo jedes Paar eine andere Übung hat. Danach teilt jedes Paar ihr Storytelling Objekt mit der Gruppe.
Übung 9: Meine Namensgeschichte Zielgruppe: Ziele: Material: Form: Dauer:
AnfängerInnen, MuttersprachlerInnen oder Fremd-/Zweitsprachenlernende Finde heraus, dass jeder Name eine Geschichte hat, die etwas über die Person erzählt Wörter: Vokabel zum Thema, die gelehrt und verinnerlicht werden sollen Sesselpaare, einander gegenüberliegend 20 - 30 Minuten
Inhalt und Ablauf: Namen sind wichtig. In vielen Ländern kennen die Menschen die Bedeutung ihres Namens, da die Bedeutung eine Art Wunsch für die Zukunft des Kindes zum Beispiel ist. Wie auch immer, niemand ist seinem/ihrem Namen gegenüber gleichgültig. In einigen Gesellschaften/indigenen Völkern ist der Name so wichtig, dass er sogar ein Geheimnis bleibt. Mögliche Fragen: • Nach wem bist du benannt? (einem Familienmitglied, einer Berühmtheit, ein Charakter aus einem religiösen oder literarischen Werk?) • Weißt du warum du so genannt wirst? • Hat dein Name eine besondere Bedeutung?
• Hast du einen Spitznamen, oder einen Kosenamen (Beinamen)? • Hast du je deinen Namen gewechselt? Hättest du gerne einen anderen Namen? • Gefällt dir dein Name? Beispiel einer Geschichte: Als ich klein war, war ich sehr krank. Meine Eltern dachten, ich würde sterben. Dann haben Sie den Rabbi gerufen. Der Rabbi hat meinen Namen für tot gesprochen, so dass der Todesengel ein Kind mit dem Namen nicht finden würde. Mir ging es dann besser und ich bekam einen neuen Namen.
Übung 10: Geschichtenreise mit Feuer Zielgruppe:
AnfängerInnen, MuttersprachlerInnen und Fremd-/Zweitsprachenlernende Ziele: Eine Geschichte mit Hilfe von Bildern erzählen Erlernen wie eine Geschichte beginnt: wo, wer, was und wann (WWWW) Material: Kerze Form: Im Sesselkreis sitzend, mit der Kerze in der Mitte. Zunächst wird einzeln gearbeitet, dann paarweise und schließlich in einer Gruppe Dauer: 60 Minuten, abhängig von der Gruppe Inhalt und Ablauf: 1. Erste Storytelling-Erfahrung mittels der Phantasie. Wie funktioniert unsere Vorstellungskraft? Wir denken in Bildern und nicht in Worten. 2. Wie? Kerze steht in der Mitte, alle schauen auf die Kerze. Alle verschließen die Augen und versuchen noch immer die Kerze mit geschlossenen Augen zu sehen. Die Kerze ist wie eine Flamme unserer Vorfahren, die sie auch sahen als sie um das Feuer herum saßen und Geschichten erzählten. Die Flamme wird ein Leitfaden für Ihre Phantasie. Suchen Sie nach Erinnerungen, die mit Feuer zu tun hatten. Gehen Sie zurück in Ihr Leben und lassen Sie sich an eine Zeit erinnern, wo etwas mit Feuer in Verbindung geschah. Sehen Sie, was dann passieren wird. Ihr Verstand erschafft eine Art Film, wie eine Kamera im Kopf, sehen Sie diesen Film durch seine Bilder nicht durch die Worte. Nehmen Sie die Geschichte auf und speichern Sie sie in Ihrem Gedächtnis ab. 3. Dann erzählen Sie die Geschichte ihrem/ihrer PartnerIn. Die Art und Weise, wie Sie das tun ist nicht wichtig. Sie sehen Ihren/Ihre PartnerIn und das Bild der Geschichte vor sich. 4. Beginnen Sie mit: wo, wer, was und wann? Danach teilen Sie die Geschichte mit der Gruppe.
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Übung 11: Übung mit der Postkarte Fremd-/Zweitsprachenlernende, leicht Fortgeschrittene Ziele: Erstellen Sie eine Geschichte als Gruppe mit voneinander unabhängigen Bildern (Postkarten). Regen Sie damit die Phantasie an und lassen Sie die TeilnehmerInnen ihre mündliche Ausdrucksweise verbessern Material: verschiedene Postkarten, mindestens eine pro TeilnehmerIn Form: Zusammenarbeit in kleinen Gruppen, im Raum verteilt Dauer: 45 Minuten
Übung 13: Ein ungewöhnlicher Morgen (Heidi Dahlsveen/Jan Blake)
Zielgruppe:
Inhalt und Ablauf: 1. Der/Die ErzählerIn führt in die Übung ein, durch das Erzählen einer auf 3-4 Postkarten basierenden Geschichte. 2. Die TeilnehmerInnen werden in kleine Gruppen aufgeteilt und jedem Gruppemitglied wird eine Postkarte ausgeteilt. In der Gruppe müssen sie mit allen Postkarten zusammen eine Geschichte erarbeiten und dann mit der gesamten Gruppe teilen. 3. Eine Alternative dazu wäre es mit Filmplakaten zu arbeiten und die TeilnehmerInnen zu bitten die Handlung des Filmes anhand des Plakates zu erfinden und ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen. Dann teilen Sie Ihren Eindruck den anderen Mitgliedern mit, warum sie den Film sehen (oder nicht) sollten.
Übung 12: Die Geschichte der Narbe (Betty Rosen 1988) Zielgruppe: Ziele: Material: Form: Dauer:
Erwachsene unterschiedlichen Hintergrunds, AnfängerInnen Eine persönliche Geschichte erzählen Sessel Partnerarbeit, sitzend 10 Minuten
Zielgruppe:
Erwachsene unterschiedlichen Hintergrunds, mit Erfahrung Ziele: Anwendung von Dramaturgie Material: Sessel Form: Zu Beginn arbeiten die TeilnehmerInnen allein, dann mit PartnerInnen und anschließend mit der gesamten Gruppe im Kreis Dauer: 20 Minuten Inhalt und Ablauf: 1. Die TeilnehmerInnen werden gebeten, eine Geschichte über einen Morgen zu erzählen. Die ModeratorIn erklärt den TeilnehmerInnen, dass wir oft Geschichten erzählen, wenn etwas Ungewöhnliches passiert ist, wenn wir hinfallen beim Gehen, wenn wir jemanden treffen, den wir seit einer langen Zeit nicht gesehen haben. Wir nutzen diese Gegebenheit für unsere Übung. Hier wird eine Geschichte erzählt, die an einem Morgen spielt, weil wir vor allem morgens viele Routinen haben. Wir tun die Dinge in einer bestimmten Reihenfolge, ohne es zu merken. Sie sollten daher eine Geschichte über einen gewöhnlichen Morgen erzählen, aber plötzlich geschieht etwas Unerwartetes, vielleicht verwandelte sich die Zahnpasta in eine Schlange, vielleicht beginnt Ihre Katze mit Ihnen zu reden usw. Um zum Ende der Geschichte zu kommen, kehren Sie zudem regulären Morgen zurück. Die TeilnehmerInnen haben drei Minuten Zeit, um individuell eine Geschichte über einen ungewöhnliche Morgen zu überlegen. 2. Die TeilnehmerInnen bilden Paare und erzählen einander ihre Geschichten 3. Alle TeilnehmerInnen sitzen im Sesselkreis und fordern ihre/n PartnerIn auf, seine oder ihre Geschichte zu erzählen.
Übung 14: Gedächnismappe Zielgruppe:
Inhalt und Ablauf: Das ist eine sehr einfache Methode, um das Erzählen von persönlichen Geschichten anzuregen. Hier hat jede/r eine Geschichte zu erzählen. Die Gruppe wird in zweier Gruppen geteilt und diese erzählen einander, wie es zu einer Narbe auf ihrem Körper kam. Wenn einer der PartnerInnen mit seiner Geschichte fertig ist, beginnt der/ die andere. Jede/r hat eine Narbe auf seinem/ihrem Körper. Oft sind es perfekte Geschichten, sie haben alles was Geschichten brauchen - eine klare und deutliche Struktur, sie sind dramatisch und wiedererkennbar. 42
Erwachsene unterschiedlichen Hintergrunds, mit etwas Erfahrung Ziele: Geschichten aus dem eigenen Erfahrungsschatz Material: Sessel, Papier und Stift Form: Alleinarbeit, anschließend in Zweiergruppen Dauer: 30 Minuten Inhalt und Ablauf: 1. Zeichnen Sie einen Kreis in der Mitte eines Papierblattes, schreiben Sie in diesen Kreis das Erste auf, was Ihnen in den Sinn kommt, wenn Sie an Ihre Kindheit denken. Es könnte ein Ort, ein Tier, ein Familienmitglied, ein/e FreundIn oder dergleichen sein. Mit diesem Wort assoziieren Sie einige Dinge, die Sie um den Kreis herum mit Li-
nien von der Wortmitte verbinden. Die neuen Wörter ergeben neue Assoziationen. Man soll so lange weiterassoziieren bis das Blatt voll ist. Jeder Kreis stellt den Samen einer neuen Geschichte dar. 2. TeilnehmerInnen gehen in zweier Gruppen zusammen und erzählen einander eine Geschichte, beginnend mit dem Wort in der Mitte des Blattes. Folgen Sie während der Erzählung nur einer der Linien, verraten Sie nicht alles, was auf dem Blatt ist, sondern nur einen Weg.
Übung 15: Von der Autobiografie bis zum Märchen (Iwan Kuchka)
schnell wie möglich). Dann, und nur dann, kann jemand anderer ein neues Wort hinausrufen, dass sie in die Geschichte einbauen müssen. Fahren Sie mit Ihrer Geschichte fort bis alle ein Wort in die Geschichte hineingebracht haben, dann sagen Sie: ‘keine Worte mehr“ und starten mit den Gruppen. Lassen Sie die SchülerInnen das Gleiche in Zweiergruppen nachmachen. Option 3: “Neue Wahl” – arbeiten Sie in Zweiergruppen, Person A beginnt eine improvisierte Geschichte, an jedem Punkt der Geschichte kann die Person B “Neue Wahl” sagen und Person A muss das zuletzt Gesagte in der Geschichte verändern.
Zielgruppe: AnfängerInnen und Fortgeschrittene Ziele: Hörverständnis und kreative Nacherzählung Material: Keines Form: Dreiergruppen Dauer: 10 - 15 Minuten Inhalt und Ablauf: • “Der Weg von echten Lebensgeschichten zu Märchen geht durch drei Paare von Lippen und drei Paar Ohren” (Irisches Sprichwort) • Person A erzählt Person B eine Episode aus dem eigenen Leben (in der ersten Person) • Person B erzählt Person C die gleiche Episode (in der dritten Person) • Person C erzählt Person A die Geschichte die er/sie gehört hat, aber als Märchen.
Übung 16: Improvisierte Geschichten Zielgruppe: Ziele: Material: Form: Dauer:
AnfängerInnen bis Fortgeschrittene Vertrauen schöpfen Keines in großer Gruppe oder in mehreren Gruppen 10 Minuten
Inhalt und Ablauf: Option 1: „Glücklicherweise“/„Unglücklicherweise “- Erzählen Sie eine Geschichte in einem Kreis, jede Person spricht 1 bis 2 Minuten und endet die Geschichte entweder mit “glücklicherweise” oder “unglücklicherweise”, und gibt das Wort an den/die NachbarIn weiter. Option 2: “Störenfried“- zeigen Sie die Methode zunächst allen TeilnehmerInnen im Plenum, bevor alle in Zweiergruppen gehen. Starten Sie eine improvisierte Geschichte. Jemand wirft spontan ein zufälliges Wort in die Geschichte hinein und Sie als GeschichtenerzählerIn haben die Aufgabe dieses Wort in die Geschichte zu integrieren (so
Beispiel: • A: … und der Prinz ging in den Wald, um nach dem jungen Mädchen zu suchen • B: Neue Wahl! • A: ... und der Prinz stieg auf den höchsten Berg, von wo aus er das ganze Reich sehen konnte und von wo aus er sehend seine Liebe finden würde... • B: Neue Wahl! • A: ... und der Prinz beschloss sich auf den Marktplatz zu setzen und sich nicht vom Fleck zu bewegen bis er eine Nachricht von ihr gehört hätte ... [und weiter geht die Geschichte]
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Übung 17: Eine Geschichte erarbeiten Zielgruppe:
Ziele: Material:
Form: Dauer:
Erwachsene Lernende. Wenn es in der Gruppe Analphabeten gibt, muss der/die GeschichtenerzählerIn die Geschichte mündlich vermitteln. Proben einer Geschichte und diese sich zu eigen machen Einige traditionelle Geschichten (kurzer Text, eine halbe A4 Seite) auf Papier. Sie müssen etwas Erfahrung im Storytelling mitbringen, um diese Geschichte führen zu können. Freier Raum ohne Tische 1 - 3 Stunden
Inhalt und Ablauf: 1. Jede/r Lernende erhält eine kurze traditionelle Geschichte in Textform. Jede/r liest diese in Stille ein oder zwei Mal, und dann wird die Geschichte beiseite gelegt. 2. In Zweiergruppen erzählen die TeilnehmerInnen unmittelbar einander ihre Geschichten. Sie sind meist sehr darüber überrascht, dass es so einfach war die Geschichte so schnell nachzuerzählen. 3. Die TeilnehmerInnen können ein weiteres Mal ihren Text ansehen, und erzählen dann die Geschichte ein zweites Mal einem/einer neuen ZuhörerIn (einer neuen Zweiergruppe). Diesmal integrieren sie eine Person oder einen Ort oder beides aus ihrem eigenen Leben oder ihrer Familie. 4. Die TeilnehmerInnen proben ihre Geschichte auf unterschiedliche Weise. Sie verändern ihre PartnerInnen und bekommen neue ZuhörerInnen für jede neue Übung. Die GeschichtenerzählerInnen beschränken die Erzählzeit auf vier Minuten. Während dieser Zeit unterbricht der/die ZuhörerIn den/die ErzählerIn an jedem Punkt und erteilt eine Anweisung - siehe 5. 5. Der/Die HörerIn kann unterbrechen, um folgende Fragen zu stellen: “Was kann man an diesem Ort sehen? Wie sieht es aus?” oder “Was kann man dort riechen?”. Es können natürlich auch andere, ähnliche Fragen gestellt werden, die mit Sinneseindrücken der Geschichte zusammenhängen. Der/Die ErzählerIn hält in der Erzählung an, lässt die Situation erstarren, um sich „umzusehen“ und die Antworten zu finden. 6. Nach einer kurzen Zeit sagt der/die ZuhörerIn “fortfahren” und der/die ErzählerIn nimmt die Erzählung wieder auf. Wenn es dem/der ErzählerIn gelingt, die Geschichte in den vier Minuten zu beenden, beginnt er/sie die Geschichte wieder von Anfang an. Nach vier Minuten tauscht das Paar die Rollen. 7. Sie können diese Übung stark variieren. Man sollte den Paaren in jeder Runde nur eine Frage stellen, ansonsten wird es zu kompliziert.
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Übung 18: Storytelling Mischmasch Zielgruppe: Ziele:
Material: Form: Dauer:
Erwachsene Lernende Steigerung des Erzählflusses von Lebensgeschichten durch gegenseitige Inspiration Den Erzähldrang wecken und aufzeigen, dass es viele Geschichten im eigenen Leben gibt. Stärkung des Zusammenhalts der Gruppe Papier, Stifte, Klebeband freier Platz, keine Tische 30 - 60 Minuten
Inhalt und Ablauf: 1. Der/Die ErzählerIn erzählt eine Anekdote aus seinem/ihrem eigenen Leben. 2. Alle TeilnehmerInnen erhalten ein Blatt Papier und ein Stück Klebeband. Jede/r teilt sein/ihr eigenes Papier in vier Abschnitte. Auf jeden Abschnitt schreiben sie einen Titel, der auf ein Ereignis in ihrem eigenen Leben beruht. Niemand sollte gezwungen werden, eine Geschichte für alle vier zu finden, wenn jedoch jemand mehr als vier Geschichten hat, sollten mehr Papierstücke für alle Titel zur Verfügung gestellt werden. 3. TeilnehmerInnen kleben die Titel ihrer Geschichten auf ihre Brust. Dann beginnen sie sich untereinander zu vermischen. Jeder bewegt sich langsam durch den Raum. Sie grüßen einander in Paaren, lesen einander die Titel vor, wählen einen davon und bitten darum die Geschichte erzählt zu bekommen. Wenn beide ihre Geschichten erzählt haben, danken sie einander, ohne die Geschichte zu kommentieren und suchen neue PartnerInnen. 4. Wenn jemand eine Geschichte zu oft erzählt hat, kann er/sie den Titel mit der Hand verdecken, wenn sie auf andere PartnerInnen treffen.
stories in the mind, is Storying, the process of constructing of making meaning and thus one of the most fundamental ways rdless of age. pervades all aspects of learning, rega ) 2005 s, Weis M. (M. Hamilton and
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Übung 19: Visualisierung Zielgruppe: Ziele: Material: Form: Dauer:
Erwachsene Lerndende Tiefere Kenntnisse im Erzählen einer Geschichte Hörverständnis Anregung der Fantasie Kein Sesselkreis, keine Tische 30 Minuten
Inhalt und Ablauf: 1. Die Gruppe sitzt im Kreis. Jede/r hat seine/ihre eigene separate Geschichte an der gearbeitet wird. Jede/r wählt eine Figur aus seine/ihre Geschichte und beschreibt sie der Gruppe. Er/Sie beginnt mit den Worten: “Ich sehe ...” 2. Die Figur soll so lebendig wie möglich beschreiben werden, jedoch nur durch unsere Sinneswahrnehmung, nicht durch Erklärungen oder die Beschreibung von Geschehnissen. Beschreiben Sie ihre Größe, Haarfarbe, Stimme, Geruch, Kleidung, die Art und Weise wie sie sich bewegt, usw. Die Aufgabe ist es, der Gruppe die Figur in ihrer Vorstellung so genau wie möglich zu beschreiben und näherzubringen. Die Ereignisse aus der Geschichte sollten nicht erwähnt werden. 3. Dann kommt die nächste Person im Kreis dran, und beschreibt die Figur aus ihrer Geschichte. Wiederholen Sie die Übung mit einem Ort oder einem Objekt, etc ... mit all den Elementen der Geschichte. 4. Eine andere Möglichkeit dieser Übung: Anstatt zu beschreiben, macht jede/r ein Geräusch, eine Geste, oder sagt einen Satz aus einem Dialog seiner/ihrer Geschichte.
Performance Der Performance-Aspekt des Geschichtenerzählens bietet den Lernenden die Möglichkeit ihre eigenen Geschichten einander zu erzählen und wiederum Geschichten erzählt zu bekommen. Eine Performance vor einem Publikum kann für einige Lernende einschüchternd sein und ist nicht eine wesentliche Anforderung im Lernprozess. Es kann daher sinnvoll sein, die Lernenden in Zweier- oder Dreiergruppen zu teilen und ihnen damit die Performance zu erleichtern. Eine Performance ist das vervollständigte Ende eines Storytelling Workshops, da es jedoch ein Hindernis für manche Lernende sein kann, ist es oft optional. Übung 1: Storytelling Spaziergang durch die Stadt Zielgruppe: Ziele:
Material:
Form:
Dauer:
Sprachenlerner von Level B1 + Eigene Erinnerung nutzen um Geschichten zu erzählen An einem Ort in der Stadt vor der Gruppe eine Geschichte erzählen (raus aus der sicheren Lernumgebung) Karten in 3 verschiedenen Farben. Diese Übung kann nur mit einer Geschichte durchgeführt werden, die in der Stadt, wo die Lernenden selbst sind, stattfindet. Zunächst wird im Kreis gearbeitet, dann verbreiten sich die Lernenden über das Klassenzimmer, um die Übung vorzubereiten. 55 Minuten Vorbereitung und mindestens 90 Minuten für einen Geschichtsspraziergang
Inhalt und Ablauf: 1. 25 Minuten: Anleitung und erste Reflexion. Der/Die ErzählerIn hat nummerierte Karten in 3 Farben (z.B. grün 1, gelb 1, rot 1). Er/Sie erklärt die Anweisungen auf den Karten. Die Zahlen auf den Karten entsprechen den Episoden in der Geschichte und mit dem Ort. In unserer Geschichte sollte eine Episode über den Fisch mit dem Teil in der Geschichte über den Fischmarkt entsprechen und wird an der Stelle erzählt, wo der Fischmarkt in früheren Zeiten war. 2. 10 Minuten: Auf der ersten Karte gibt es Fragen, die einige Erinnerungen aktivieren. Die Erinnerungen sollten einige Verbindungspunkte mit der zu erzählenden Geschichte und mit dem Ort in der Stadt, wo der/die Lernende seinen/ihren Teil der Geschichte erzählt, aufweisen. Nach dieser Erklärung verteilen die ErzählerInnen Erinnerungskarten (nur eine Farbe, z.B. grün). Die Lernenden bekommen etwas Zeit, um über ihre Erinnerungen nachzudenken. 3. 10 Minuten: Die zweite Karte deutet auf die Episode aus der Geschichte hin, die der/die Lernende erzählen soll. Die Storyteller erklären die Episodenkarten, verteilen diese (1 Farbe, zum Beispiel blau) und gibt den Lernenden etwas Zeit, um sich diesen Teil einzuprägen und den Erzählstil zu überlegen. 4. 5 Minuten: Die dritte Karte (in einer anderen Farbe) deutet auf den Ort hin, wo der/die Lernende seinen/ihren Teil der Geschichte erzählen wird. Die Storyteller fragen nach, ob sie diesen Ort in der Stadt kennen. 5. 15 Minuten: Die Lernenden bereiten sich individuell vor. Der/Die GeschichtenerzählerIn/TrainerIn leistet Unterstützung, wenn es notwendig ist. Der/Die ErzählerIn weist darauf hin, dass jede Geschichte die folgenden Elemente hat: Wer, was, wo, wann, wie, warum? 6. 15 Minuten: Die Lernenden teilen sich in Zweiergruppen und erzählen einander die Geschichte. 7. 90 Minuten: Der/Die ErzählerIn nimmt die Lernenden auf einen Spaziergang durch die Stadt. Von den vorherigen Geschichten und Erzählungen beeinflusst, wandern sie von Ort zu Ort und erzählen der Gruppe ihren Teil der Geschichte. Die Geschichte muss nicht chronologisch erzählt werden, es sind die Orte, die die Reihenfolge der Geschichte bestimmen.
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Good practices von Storytelling Workshops in der LehrerInnenfortbildung Storytelling Workshop für TrainerInnen in Erstaufnahmeklassen36 - Frankreich Hintergrund Zielgruppe: Dieser Workshop, geleitet von der französischen Geschichtenerzählerin Caroline Vater, war für TrainerInnen, die mit kürzlich eingetroffenen Migranten arbeiten, konzipiert. Kontext: Der Kurs wurde im Rahmen einer beruflichen Bildungsserie, Französisch als Fremdsprache (FLE) mit Ausbildnern im Rahmen des nationalen Bildungssystems (l‘Education Nationale) in Frankreich angeboten. Das Training wurde über 4 Tage gehalten. Die Good Practice Beispiele fanden am letzten Tag des Workshops statt. 18 TeilnehmerInnen waren anwesend. Ziele : • Förderung von Storytelling als Instrument im Fremdsprachenunterricht und als Förderung der Integration der kürzlich eingetroffenen Migranten. • Bereitstellung von TrainerInnen mit Storytelling-Werkzeugen für die Klassen.
Detaillierte Beschreibung Aktivitäten: Der Erzähler führte die TeilnehmerInnen in ein paar Warm-up-Spiele und körperliche Übungen ein, um sie körperlich und geistig zu entspannen. Weiter engagierten sich die TeilnehmerInnen in Sprach-
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36 „Erstaufnahmeklassen“ („classes d‘accueil“) bezeichnet man in Frankreich Klassen, die den Lernenden, die vor kurzem nach Frankreich gekommen sind, dabei helfen sollen, ihre Französisch-Kenntnisse zu verbessern. Aber auch Lernende aus Französisch sprechenden Ländern (vor allem in Afrika südlich der Sahara), die keinen Zugang zu Bildung in ihren Herkunftsländern haben, besuchen solche Klassen.
übungen. Es folgten mehrere Erzählübungen. In der letzen Übung lud der Geschichtenerzähler zwei TeilnehmerInnen ein, eine persönliche Geschichte zu erzählen. Methode: Nach dem Erzählen ihrer Geschichten wurden die beiden TeilnehmerInnen ermutigt, ihre Geschichten in einer einzigartigen Art und Weise erneut zu erzählen. Anstatt die Geschichte aus ihrer eigenen Sichtweise zu erzählen, sollten sie eine andere Figur in der Geschichte wählen und die Geschichte aus seiner/ihrer Sicht in erster Person erzählen. Die beiden TeilnehmerInnen wurden auch angehalten, abwechselnd ihre Geschichten zu erzählen. Wenn der Geschichtenerzähler das Signal dafür gab, unterbrach eine Person die Geschichte und die andere Person begann, seine/ihre Geschichte zu erzählen. Diese Unterbrechung würden in entscheidenden Momenten der Geschichte passieren. Involvierte PartnerInnen: Dieses Projekt wurde gemeinsam mit Caroline Sire, einer französischen Geschichtenerzählerin und der CASNAV, die zentrale Stelle der regionalen Bildungsautorität (académie) des Departments von Créteil verwirklicht, die sich auf die Bildung der kürzlich eingetroffenen Migranten konzentriert. Fragen im Zusammenhang mit der Geschichte: Eines der größten Hindernisse des Kurses war es, Vertrauen unter den TeilnehmerInnen aufzubauen, sodass sie sich wohlfühlten beim Erzählen ihrer Geschichten. Dieses Hindernis wurde durch den Aufbau von Vertrauen über mehrere Tage und durch Warm-up-Übungen überwunden. Beteiligung von Storytellern: Dieser Workshop wurde von einem Storyteller geleitet. Art der Geschichte: Die TeilnehmerInnen teilten persönliche Geschichten, Märchen, Volkssagen und manchmal auch eine Kombination aus allen drei Kategorien. Angewandte /verwendete Techniken: Der Aufbau von Vertrauen durch interaktive VermittlerInnen war ein wesentlicher Schritt bei der Vorbereitung der TeilnehmerInnen auf die Präsentation ihrer eigenen Geschichten am letzten Ausbildungstag. Zeitrahmen: Das Training fand 4 Tage lang statt (insgesamt 24 Stunden).
Die Funktion von Storytelling im Projekt Wie die Geschichte zur Verwirklichung der Ausbildungsziele beiträgt: Das Hauptziel des Kurses war das Storytelling als Werkzeug im Spracherwerb, sowie die Integration der lernenden MigrantInnen zu fördern. Der Workshop ist stark im Einklang mit diesem Ziel, weil er Kommunikation und Vertrauensbildung hervorhebt, die beide wichtige Ziele in einer Erstaufnahmeklasse sind. Dadurch, dass sich die TeilnehmerInnen mit dem Erzählen ihrer Geschichten abwechselten, vermischten sich die Emotionen beider Geschichten. Durch diese unbewusst erlangte Empathie konnten die TeilnehmerInnen besser aufeinander eingehen und fühlten sich beim Erzählen der eigenen Geschichte wohler. Dieser Effekt kann gut in den Kontext des Spracherwerbs übertragen werden. Storytelling erleichtert das Lernen und ist nicht nur reiner Spaß für die TeilnehmerInnen: Da dieser Workshop für TrainerInnen in der Französischen Sprache und nicht für Lernende gedacht war, ergaben sich einige Anleitungen für Lernerleichterungen. Die TrainerInnen eigneten sich nicht nur unterschiedliche Storytelling-Techniken an, die im öffentlichen Raum und in Kontexten der Vertrauensbildung verwendet werden könnten, sie lernten auch mehr darüber, wie Storytelling als pädagogisches Instrument eingesetzt werden kann. Die beiden TeilnehmerInnen, die ihre Geschichten in der Good Practice Übung freiwillig zeigten, nutzten die Kenntnisse, die sie im Laufe des Workshops entwickelt hatten.
Schwächen: Da dieser Workshop für TrainerInnen abgehalten wurde, wurde der Schwerpunkt auf Erzähltechniken anstatt auf den Spracherwerb gelegt. Es wäre schön gewesen, einen eigenen Abschnitt am Ende des Kurses zu haben, der den TrainerInnen aufzeigt, wie sie Storytelling in ihre Klassen zukünftig integrieren sollen. Der Zeitdruck machte dies unmöglich, doch die ErzählerInnen zeigten zahlreiche Aktivitäten und Übungen auf, die an einen Spracherwerbskontext angepasst werden könnten. Sie gaben auch Vorschläge, wie Geschichten in Lehrpläne für den Spracherwerb zu integrieren sind.
Weiterführende Literatur und Informationen Matéo, P. Le conteur et l’imaginaire. Aix-en-Provence, Édisud, 2007
Kontaktinfos zum Good Practice Projekt Name: Caroline Sire Email: caroline.sire@gmail.com
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each other of who they Human beings share stories to remind hear stories based on we n Whe ve. are and how they should beha remembering something these patterns, we feel more like were (Jonah Sachs) . forgotten than learning something new
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Evaluierung Einfluss auf die Lernenden: Die TeilnehmerInnen schienen den Workshop sehr zu genießen. Mehrere nahmen sich Zeit, um Geschichten mit den anderen zu teilen und im Voraus vorzubereiten, und nahmen dabei auf persönliche Erfahrungen, Märchen und anderen Quellen bezug. Sie schienen begierig darauf zu sein, einige der Techniken und Ideen aus dem Workshop gemeinsam mit ihren eigenen Lernenden anzuwenden. Stärken: Die Übungen in dieser Ausbildung bieten einen nicht-traditionellen Ansatz im Lehren der Fremdsprache Französisch und erleichtern die Integration von MigrantInnen in die Ausbildung. Durch die Anwendung von Spielen und interaktiven Übungen eignet sich diese Art des Unterrichts besonders für Lernende, die einen dynamischeren Ansatz bevorzugen. Durch den Fokus auf Erzähltechniken wird den Lernenden die Möglichkeit geboten, in einem sicheren und vertrauensvollen Kontext Spaß an der mündlichen Kommunikation zu haben. 47
Horizon Sprachtraining Großbritannien Hintergrund Zielgruppe/Bedürfnisse/Kontext: Mario Rinvolucri bezeichnet die Sprache als „des Lehrers älteste Technik37“. So ist Storytelling auch ein bemerkenswert vielseitiger Bestandteil des Lehrerwerkzeugs. Es ist für alles nützlich, vom Lernen der Aussprache einzelner Laute bis zu Präsentationstechniken und auch für Klassen mit erwachsenen Lernenden, die Business English lernen, kann es sehr dienlich sein. Trotzdem gibt es sehr wenig Trainingsangebote für SprachlehrerInnen, um die notwendigen Fähigkeiten zu erwerben, ein/e gute/r GeschichtenerzählerIn zu sein, oder um Storytelling als ein Ordnungsprinzip im Unterricht einsetzen zu erlernen. „Storytelling im Sprachunterricht“ ist ein einwöchiger intensiver Lehrerfortbildungskurs, der diese beiden Probleme erforscht. Es ist für LehrerInnen der Primar- und Sekundarstufen oder für Lehrende im Erwachsenenbereich und bietet eine Vielzahl an Ideen für die Unterstützung der Selbstständigkeit der TeilnehmerInnen im Geschichtenerzählen. Im Laufe des Kurses erfinden die LehrerInnen eine Reihe von Geschichten, die für verschiedene Unterrichtsbereiche geeignet sind und erarbeiten ihre eigene, individuelle Geschichte, die sie am Ende der Woche vorführen. Ziele: Der Workshop besteht aus 25 Stunden und hat drei Hauptziele: erstens, die Einbeziehung vieler auf Storytelling basierenden Übungen im Sprachprogramm, zweitens, Fähigkeiten zu stärken und das Vertrauen der TeilnehmerInnen in ihre Lernumgebung zu ermöglichen, und drittens eine Reihe von motivierenden und innovativen Storytelling Übungen zu kreieren, die im Sprachunterricht eingesetzt werden können.
Detaillierte Beschreibung Aktivitäten & Methodik: Montag • Namenspiele und “Mediatoren” - einfache Übungen mit Geschichten für das Erlernen der Namen der TeilnehmerInnen und um sich besser kennenzulernen. • Warum Geschichten? Welche Rolle können Geschichten und Er-
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37 Using Drama in Language Learning Workshop at SOAS, University on 13 November 2009
zählungen bei der Entwicklung einer zweiten Sprache spielen? Wie wurde Storytelling auf diese Weise verwendet? • Geschichten als Live-Audiomaterial: Diskussion über die Vorteile des Live-Hörens gegenüber aufgenommenem Material. Präsentation von einfachen Geschichten, die als Praxisbeispiele eingesetzt werden können. Dienstag • Aktivitäten vor dem Storytelling: eine Reihe von Übungen, die Interesse für das Geschichtenerzählen wecken sollen, und/oder vorbereitend für den Spracherwerb sind. • Geschichten laut vorlesen - Vergleiche die Vor- und Nachteile des Geschichtenerzählens und des Lesens. Geschichten, die sich für das Lesen eignen (zB. gereimte Geschichten) • Geschichten vorführen: am Ende der Woche erzählen die LehrerInnen ihre eigene Geschichte • Darstellung - wie macht man Sinnbedeutungen durch Einbeziehung von Mimik, Gestik und Körpereinsatz in Storytelling Übungen transparent. • Das Theater der LeserInnen – wie ist dieses am effektivsten zu nutzen Mittwoch • Marionetten Workshop (mit Tony Gee) - wie man einfache Marionetten für den Einsatz im Unterricht machen kann. Geschichten mit den Puppen entwickeln. • Spontanität: Geschichten improvisieren und spontan Storytelling im Unterricht integrieren. Donnerstag • Storytelling Techniken (mit David Heathfield): wie macht man Geschichten so interessant, verständlich und lehrreich als möglich? • Persönliche Geschichten lebendig machen – Übungen zur Förderung des Erzählflusses eigener persönlicher Geschichten und Anekdoten • Spontanes und kollaboratives Storymaking – Übungen mit der gesamten Klasse, wobei jede Idee in die Geschichtsentwicklung miteinbezogen wird. Freitag • Geschichten und Lernen mit Aufgaben: Wie passt Storytelling in einen auf Aufgaben basierenden Lehrplan? • Erzählung und Nacherzählung - der Wert der Aufgabenwiederholung und Nacherzählung von Geschichten und einige motivierende Aktivitäten, die diese fördern. • wie Geschichten eine ideale Form bieten, um Sprachen zu präsentieren und diese zu erlernen.
fangen, Geschichten in der Klasse zu erzählen und meine Lernenden mögen und schätzen es sehr. Sie sind sich in diesem Prozess nicht unmittelbar bewusst, dass sie Englisch lernen, sie hören einfach zu und genießen. Meine größte Klasse besteht aus 32 SchülerInnen und wenn ich eine Geschichte erzähle, können sie eine Stecknadel fallen hören, so leise ist es. Und wir reden hier über 15-Jährige. Das ist schon eine Leistung, wenn ich es so sagen darf. „
Involvierte PartnerInnen: Lehrerausbildner und Storyteller Fragen im Zusammenhang mit der Geschichte: Einige TeilnehmerInnen haben davor nie Geschichten erzählt. Der Kurs fordert auf, Geschichten live zu erzählen. Einbindung von GeschichteerzählerInnen: Storyteller sind ein integraler Bestandteil des Kurses. Sie erarbeiten Techniken für dramatisches und fesselndes Erzählen. Art der Geschichte: Traditionelle und persönliche Geschichten werden genutzt. Angewandte Techniken: Storytelling-Techniken, um gemeinsam lebendige und spannende Geschichten zu schaffen. Zeitrahmen: 5 Tage Kurs.
Die Funktion von Storytelling im Projekt Wie trägt eine Geschichte dazu bei, die Ziele des Kurses zu erreichen: Wie ein Teilnehmer es ausdrückte, „Ich würde sagen, dass das Geschichtenerzählen in der Tat ziemlich innovativ ist. Ich kenne keine Kurse (weder in England noch in meinem Heimatland), wo LehrerInnen lernen, wie sie Geschichten anstatt der üblichen Texte aus den Lehrbüchern oder Zeitungen in ihren Unterricht nutzen können. Der Kurs hat mir geholfen, mein Lehren sowohl für mich selbst als auch für meine Lernenden interessanter zu gestalten. Ich habe dabei eine unbekannte Seite von mir selbst entdeckt. Ich habe tatsächlich ange-
Wie das Geschichtenerzählen das Lernen erleichtert, so dass es nicht nur Spaß für die Lernenden ist: Der Kurs zeigt verschiedene Geschichten auf - Anekdoten, Bildgeschichten, Dramatisierungen, Legenden usw. und sogar wie sie im Muttersprachenunterricht angewendet werden können. LehrerInnen verwenden auch einen multi-sensorischen Ansatz im Fremdsprachenunterricht, um Informationen mit allen Sinnen wahrzunehmen. Dies macht es für Lernende unterschiedlichen Alters und für Lernende mit Behinderungen einfacher, den Lernstoff aufzunehmen.
Evaluierung Einfluss auf die Lernenden: „Ich bin glücklich, Ihnen sagen zu können, dass Sie durch Ihren Kurs mehr oder weniger meine Lehrphilosophie geändert haben. Seit dem Storytelling Kurs für Fremdsprachen habe ich viel mit erwachsenen Analphabeten in Finnland gearbeitet und große Fortschritte gemacht, nachdem ich erkannte, dass fast alles in Form einer Geschichte gelehrt werden kann. „ Irma (Finnland) Stärken: „Das Wichtigste, das ich durch diesen Kurs gelernt habe ist, dass die LehrerInnen oder die Lernenden nicht hoch talentierte GeschichtenerzählerInnen sein müssen, um von den Geschichten zu profitieren. Es gibt einige Techniken und verschiedene Arten von Übungen, aus denen Sie wählen können, um es ihren individuellen Talenten und ihrer Persönlichkeit anzupassen. Ich hoffe, dass andere LehrerInnen die Möglichkeit erhalten, diesen Kurs zu besuchen, so dass viele Lernende ihre Geschichten in einer lustigen, angenehmen und bereichernden Art und Weise erzählen können. „ Susana (Belgien) Schwächen: In einigen Fällen können traditionelle Geschichten schwierige TeilnehmerInnen nicht motivieren. In diesen Fällen sollten mehr persönliche Geschichten in den Vordergrund gerückt werden.
Weiterführende Literatur und Informationen www.worldstories.org.uk www.storymuseum.org.uk
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Kontaktinfos zum Good Practice Projekt Horizon Language Training 43 High Street, Totnes, Devon TQ9 5PB United Kingdom Tel: 00 44 1803 840230 www.horizonlanguagetraining.co.uk
Tipps und Tricks Wenn Sie mit Storytelling in ihrem Unterricht beginnen, werden Sie zwei Arten von Sprachen begegnen: 1. Die erste ist abstrakt, logisch und objektiv. Diese bezieht sich auf die Gedanken, sie erklärt, analysiert, bewertet und vermittelt Ideen und Konzepte. Der/Die HörerIn hat noch keine Bilder oder Empfindungen, wenn er/sie die Geschichte hört. Er/sie bewegt sich, kritzelt, schaut in die Tasche usw. Diese Sprache ist die häufigste - die Sprache der Information. 2. Die zweite ist eine visuelle und sinnliche Sprache, es ist die Sprache der Einsicht, Gerüche, Geräusche, Gefühle. Sie produziert Bilder im Kopf des/der Zuhörers/Zuhörerin. Sie ist konkret, subjektiv, detailliert und spezifisch. Sie bezieht sich auf unsere Sinne, unsere Emotionen und unsere menschlichen Erfahrungen. Sie ist die Sprache des Herzens. Schauen Sie sich die ZuhörerInnen jetzt an – sie sitzen ganz still. Der Unterschied zwischen diesen beiden Sprachen ist der Schlüssel bei der Anwendung des mündlichen Erzählens in der Erwachsenenbildung. Wer gut zwischen diesen beiden Sprachen hin und her wechseln kann, kann die ZuhörerInnen begeistern, beeinflussen und ihnen das Erzählte gut beibringen.
you have them do some You think of some good characters and go through hell and come out cool stuff that you can relate to and positive or negative way, and the other side of it changed in some (James Cameron) then it ends.
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Was ist eine Geschichte? Sie brauchen vier wichtige Grundzutaten, um eine gute Geschichte kreieren und erzählen zu können:
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1. Person A: die Hauptfigur oder Thema. Wenn wir nicht jemanden haben, durch dessen Nase wir riechen können oder in dessen
Schuhen wir gehen können, wie können wir unsere Sinne in Bezug auf diese Geschichte aktivieren? Oder genauer gesagt, die Erinnerungen der ZuhörerInnen an die eigenen sinnlichen Erfahrungen wecken. 2. Ein Ort: eine Umgebung, wo wir Töne hören, die Sonne scheint oder der Wind kalt weht. 3. Das Dilemma: ein Problem ist meistens der Grund, warum wir überhaupt Geschichten erzählen. Wir wollen verstehen wie es ist, Mensch zu sein. Probleme gibt es in allen Formen und Größen, ein Schnürsenkel kann reißen, ein Vulkan ausbrechen, es kann sich ein Börsencrash ereignen, oder ein Mann sagt “Nein” vor dem Altar. 4. Das Ende: das was am Anfang der Geschichte vorgeschlagen wurde, wird jetzt erfüllt. Entweder das Dilemma wird gelöst oder nicht. Das Ende spiegelt den Sinn wider, warum diese Geschichte erzählt wurde. Nicht jedes Ende einer Geschichte geht gut aus, aber Sie sollten wissen, wo Sie mit Ihrer Geschichte landen wollen. Es ist Ihr Ort der Sicherheit am Ende der Reise.
Wie wähle ich eine Geschichte? In einem Sprichwort amerikanischer Ureinwohner heißt es, “die Welt ist voller Geschichten und manchmal sind sie willig, erzählt zu werden.” Es wird auch gesagt, dass nicht Sie die Geschichten wählen, sondern die Geschichte Sie wählt. Das ist kein Hokuspokus, da einige Geschichten in Ihnen etwas auslösen können und Ihnen neue Ideen und Perpektiven aufzeigen können. In der Regel wählen Sie etwas aus, das Sie erzählenswert und aufregend finden. Die Auswahl der Geschichten kann sich auf eine bestimmte Kategorie oder Thema beziehen und ist in vielen Fällen von äußeren Umständen, wie die Wahl der pädagogischen Methode, abhängig. Sie können Ihre eigene Geschichte erzählen oder eine auswählen, die Sie gehört haben, oder eine die bereits geschrieben oder aufgezeichnet wurde. Wichtig ist, dass die Geschichte ihren eigenen Bedürfnissen und den der Lernenden entspricht. Bei der Suche nach Geschichtsmaterial, sollte folgendes beachtet werden: • • • •
ihr eigener Stil ihr Wohlgefühl die Lernenden das Lehrprogramm
Wenn Storytelling für Sie neu ist, kann ein zusammengestelltes Repertoire von Kurzgeschichten besser sein als lange Geschichten. Der Brunnen, aus dem Geschichten geschöpft werden, ist unendlich tief,
denken Sie nur an Ihr eigenes Leben, Ihre Familie und Ihre Traditionen. Geschichten können am Esstisch zu Hause gefunden werden, in der Bibliothek und im Internet. Aber wir müssen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Wir müssen Sensibilität gegenüber Geschichten und ihren Ursprüngen zeigen. Es gibt auch “verbotene” Geschichten, hier muss das Urheberrecht beachtet werden. Es ist oft einfacher eine Geschichte, die Sie gehört haben nachzuerzählen, und auf der sicheren Seite zu sein. Wenn Sie eine Geschichte gehört haben, die Sie erzählen wollen, fragen Sie einfach den/die GeschichtenerzählerIn um Erlaubnis, diese weitererzählen zu dürfen. Überprüfen Sie die Quellen Ihrer Geschichten und auch verschiedene Variationen dieser Geschichten und machen Sie die Geschichte zu Ihrer eigenen. Um Geschichten gut zu verarbeiten, empfehlen wir folgendes: 1. Wenn Sie und Ihre Lernenden/Studenten im Storytelling unerfahren sind, wählen Sie Kurzgeschichten. 2. Wenn Sie sich auf die Suche nach Geschichten begeben, beziehen Sie sich auf Ihren Hintergrund und Ihre Kultur. Wir können leicht fasziniert sein von Geschichten fremder Kulturen, aber Geschichten sind meist in einem bestimmten Kontext eingebettet, und wenn uns dieser unbekannt ist, kommt es zu Missinterpretationen. 3. Wenn Sie die Geschichte selbst gestalten, auf Ihrem eigenen Leben basierend oder frei erfunden, erzählen Sie diese zunächst ihrer Familie oder KollegInnen, bevor Sie es den Lernenden erzählen. 4. Wenn Sie eine Geschichte hören, die Sie nacherzählen möchten, fragen Sie bei der Person die sie erzählt, nach, ob das Weitererzählen in Ordnung ist oder fragen Sie nach dem Quellenverweis. 5. Wenn die Geschichte von einem/einer AutorIn geschrieben ist, bitten Sie um Erlaubnis, diese weitererzählen zu dürfen. In einigen Ländern ist es in Ordnung, Geschichten kostenlos für pädagogische Zwecke zu nutzen. 6. Wenn Sie die Geschichte im Internet finden, stellen Sie sicher, dass Sie Geschichten mit Quellenverweisen nutzen. 7. Wir empfehlen Ihnen wärmstens mit Ihren KollegInnen oder Freunden eine kleine Erzählrunde zu gründen. Sie können sich ein Mal im Monat treffen und Geschichten austauschen. Sie erhöhen somit Ihr Repertoire, geben sich gegenseitiges Feedback und üben sich im Erzählen. Zwei Beispiele Mensch und Tiere Vor langer Zeit kamen alle Tiere zusammen. Man hatte ihnen gesagt, dass Gott eine Kreatur erschaffen werde, die sie alle übertreffen würde, nämlich den Menschen. Doch die Tiere dachten, dass sie etwas hätten, das der Mensch nie bekommen würde und sie deshalb für immer bewundern würde. Die Tiere begannen, sich für ihre Fähigkeiten zu rühmen. Das Pferd sagte, der Mensch würde es für seine Schönheit bewundern, den Löwen für seine Stärke, der Elefant meinte, für seine Größe
und so weiter. Aus der Mitte dieser Zusammenkunft der Tiere hörte man eine kleine Stimme sagen: “Ich habe auch etwas, das die Menschen sich immer wünschen werden.” “Wer sagt das?“ fragten die Tiere und sahen sich um. Unter ihnen sahen sie eine kleine Schnecke. Alle Tiere lachten und sagten: “Du hässliches kleines Ding, was hast du, wonach sich die Menschen sehnen werden?” Mit einer leisen Stimme sagte die Schnecke: “Zeit.” (Orale Quelle: Helen Ost) Die Fledermaus Es gab einmal einen großen Konflikt zwischen den Vögeln und den anderen Tieren. Die Vögel und die anderen Tiere machten sich für den Krieg bereit. Die Fledermaus wollte sich nicht am Krieg beteiligen. Einige Vögel kamen an ihr vorbei und sagten: “Komm mit uns”, aber die Fledermaus sagte: “Ich bin doch ein Tier.” Später kamen einige Tiere bei ihr vorbei, blickten hinauf und sagten: “Komm mit uns”, aber die Fledermaus sagte: “Ich bin doch ein Vogel.” Als endlich Frieden geschlossen wurde und kein Kampf mehr stattfand, kam die Fledermaus zu den Vögeln und wollte mit ihnen mitjubeln, aber sie alle wandten sich gegen sie und sie musste wegfliegen. Dann ging sie zu den anderen Tieren, aber bald hatte sie auch hier den Rückzug angetreten, da sie sonst in Stücke gerissen würde. “Ah”, sagte die Fledermaus: “Ich sehe jetzt, dass ich weder das eine noch das andere bin und habe jetzt auch keine Freunde mehr.” (Quelle: Äsops Fabeln)
Ratschläge für neue ErzählerInnen • Sie können es: Menschen erzählen Geschichten seit Tausenden von Jahren. Die Kunst des Geschichtenerzählens wird niemals sterben. Sie erzählen jeden Tag Geschichten. Vielleicht haben Sie schon bemerkt, wie einfach es ist, die ZuhörerInnen einzufangen. Sie können es. • Proben Sie es: erzählen Sie die gleiche Geschichte immer und immer wieder. Finden Sie Leute die Ihnen zuhören. Die Geschichte wird sich ändern – Sie werden Sich ändern – je mehr die Geschichte Ihre eigene wird. Durch das Üben werden Sie sich im Storytelling sicherer fühlen und mehr in der Lage sein, die Geschichten Ihrem eigenen Stil anzupassen. • Wählen Sie Geschichten intuitiv: Die Geschichte, von der Sie instinktiv angezogen werden, ist Ihre Geschichte. Oder diejenige, die Sie bestaunen, oder diejenige, die Sie belästigt, ohne zu wissen warum. Lassen Sie es zu, dass eine Geschichte Sie auswählt. Seien Sie ihrer eigenen Logik gegenüber sensibel und überlegen Sie, was Sie mit der Geschichte aussagen möchten. Ändern Sie die Geschichte, damit Sie Ihnen passt, allerdings ohne der Geschichte “die Knochen” zu brechen. Machen Sie die Geschichte zu ihrer eigenen Geschichte. • Arbeiten Sie “die Knochen” der Geschichte heraus: Die Geschichte hat eine Grundform - ein Skelett - das unabhängig von dem Kontext oder dem Setting ist, in dem Sie sie gefunden haben. Teilen Sie diese “Knochen” Ihrer Geschichte auseinander, vielleicht in Form von kurzen Notizen oder Aufzählungen, in Zeichnungen oder als Text. Dann
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füllen Sie das Skelett der Geschichte mit neuem Fleisch. Ihren eigenen Einstellungen, Ihren Details, Ihrer Interpretation. Haben Sie “die Knochen” in alten Geschichten zusammengelassen?: Traditionelles Material gehört uns und wir können damit tun, was wir wollen. Aber es gibt auch gute Gründe mündliche Geschichten zu respektieren, die von Mund zu Mund seit Jahrhunderten weitergegeben wurden - manchmal Tausenden von Jahren. Viele Geschichten sind nicht verständlich, bis Sie beginnen, sie zu erzählen. Diese Geschichten waren nicht dazu bestimmt, Literatur zu werden. Storytelling ist eine Bilderwelt: eine Sprache der Sinne. Stellen Sie sich vor, Sie gehen in der Geschichte von Ort zu Ort: Was sehen Sie? Welche Art von Licht gibt es an diesen Orten? Zu welcher Tageszeit passiert es? Wie riecht es? Was die ZuhörerInnen mit Ihren Sinnen sehen und erleben können, ermöglicht es Ihnen, die Geschichte vor ihrem geistigen Auge zu sehen. Darin liegt der Trick. Erinnerungstechniken: um die Geschichte wirklich sehen zu können, Szene für Szene mit all ihren Details, muss man sich an die Geschichte in ihrer vollen Länge erinnern. Sehen und erleben Sie die Orte so, als wären Sie dort gewesen, und nicht als abstraktes Gebilde in ihrem Gedächnis. Storytelling ist kein Text: Mann mus keinen Text auswendig lernen. Ein Text kann die Quelle für eine Geschichte sein, aber stecken Sie den Text so schnell wie möglich weg und beginnen Sie die Geschichte zu erzählen. Der Beginn und das Ende: werden Sie sich darüber klar, wie Ihre Geschichte beginnen und wie sie enden soll. Diese beiden Punkte erlauben es Ihnen sich in der Geschichte sicher und frei zu bewegen. Am Anfang und am Ende der Geschichte ist auch der Sinn der Geschichte und Ihre eigene Bedeutung zu erkennen – was möchten Sie mit der Geschichte sagen? Das Ende entwirrt alle ineinander verwobenen Stränge vom Anfang der Geschichte. Warnung vor Erklärungen und vor abstrakter Sprache: vor allem am Anfang der Geschichte. Sie werden sofort sehen, dass die ZuhörerInnen Ihnen nicht folgen werden, dass sie schnell müde sind. Es sind die Bilder, die begeistern, das sind die wahren Geschichten. Je früher Sie Ihnen am Anfang das erste Bild liefern desto besser. Und lassen Sie die Geschichte lieber schweigend zu Ende gehen, anstatt sie zu erklären. Geschichten sprechen für sich: das ist Teil ihrer Magie. Storyteller zu sein ist keine Rolle: Der/Die GeschichtenerzählerIn sind Sie, und die Geschichte kommt aus Ihnen. Sie haben sie gewählt und machten sie zu Ihrer, oder Sie haben sie selbst kreiiert. Das macht Storytelling einzigartig. Das Treffen zwischen dem/der ErzählerIn und den ZuhörerInnen ist echt und authentisch. Daher sollte Ihre Stimme, Ihr Akzent, Ihre Gestik und Ihre Körperhaltung so weit wie möglich authentisch sein. Bitten Sie jemanden zuzuhören: Qualifizierte und liebevolle Kritik ist Gold wert. Gründen Sie eine Gruppe, in der Geschichten erzählt und gegenseitiges Feedback gegeben wird. Die Lüge ist ein Freund, der besser eine tiefere Wahrheit als eine kalte Realität erzählen kann. Das ist das Geheimnis hinter kulturellen Aus-
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drucksweisen. Storytelling ist immer subjektiv. “Eine gute Lüge kann von Bagdad nach Konstantinopel wandern, während die Wahrheit noch immer nach den Sandalen sucht”, besagt ein arabisches Sprichwort. Wer kann sagen, was die Wahrheit ist? Hatten Sie eine gemeine Großmutter, die Ihnen nie eine Geschichte erzählt hat? Wenn Sie eine nette in Ihre Geschichte einweben möchten, dann erfinden eine neue. Es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit zu haben. Aber es kann natürlich sein, dass Sie Fakten vermitteln möchten. Nichts ist besser dafür geeignet, als Fakten in eine Geschichte hineinzuweben. In eine Geschichte verwebte Fakten werden nicht so leicht vergessen. Wann die Wahrheit sagen und wann lügen?: Es ist sehr wichtig, den Zweck des Erzählens zu klären. Was wollen Sie erreichen? Fakten sind weder Selbstzweck noch Fiktion. Sie sind Ihr Werkzeug. Storytelling ist Kommunikation: Augenkontakt ist wichtig, Sie lesen in den Augen der ZuhörerInnen, wie Sie die Geschichte steuern sollten. Wie die ZuhörerInnen platziert sind ist wichtig, eine Aufstellung im Halbkreis auf gleicher Ebene ist ideal. Der Raum sollte gleichmäßige Ausleuchtung haben, nicht halbdunkel wie im Theater. Das Treffen mit den anderen ZuhörerInnen ist Teil der Magie. Sie können die Entwicklung der Kommunikation mitverfolgen und die ZuhörerInnen in die Geschichte auf unterschiedliche Weise mit Blicken und Gesten, direkter Ansprache und Improvisation miteinbeziehen. Es stärkt den Kontakt und macht ZuhörerInnen auch wacher. Ihre Geschichte ändert sich und wird ein wenig anders für jede/n neue/n ZuhörerIn. Gut so, so sollte es sein. Storytelling geschieht gemeinsam: die ZuhörerInnen sind nicht passive EmpfängerInnen. Im Gegenteil, sie arbeiten aktiv mit. Das Treffen der ErzählerInnen und der ZuhörerInnen im Storytelling ist kreativ und anregend. Aber Vorsicht, zeigen Sie Respekt für die ZuhörerInnen. Sie bleiben durch die Geschichte miteinander verbunden, weil sie durch das Setting einen Vertrag zwischen dem/der ErzählerIn und der Situation, in der sie sind, akzeptieren (oder weil sie dazu gezwungen sind). Die Kraft des Erzählens ist stark: Der/Die ErzählerIn hat die Macht, die inneren Bilder der ZuhörerInnen zu manipulieren. Seien Sie sich dessen bewusst und stellen Sie sicher, dass sich Ihre ZuhörerInnen wohlfühlen. Haben Sie etwas in Ihrer Geschichte vergessen? Kein Problem, Sie können es noch in die Geschichte einbauen und es wird wahrscheinlich immer noch funktionieren. Wahrscheinlich hat es auch niemand bemerkt. Oder fragen Sie die ZuhörerInnen - sie werden Ihnen sicherlich gerne und schnell helfen, wenn die TeilnehmerInnen einmal in die Geschichte eingetaucht sind. Reaktionen von Ihren ZuhörerInnen sind ein Zeichen ihrer Erzählkunst. Haben Sie sie noch nicht eingefangen? Wenn ja, sagen sie nicht: “Oh, sie sind nicht interessiert”. Sagen Sie stattdessen: “Oh, ich will ein/e bessere/r GeschichtenerzählerIn werden.” Nervös? Es ist nicht sichtbar. Niemand weiß das, bis auf Sie selbst, also sprechen Sie einfach nicht darüber. Atmen Sie ruhig und nutzen Sie
die Energie der Anspannung, diese gibt Ihnen einen besseren Fokus. • Seien Sie stolz auf sich. Es ist ansteckend. Es verschafft Respekt. Jeder braucht ein Zusammentreffen mit Menschen, die mit gutem Selbstbewusstsein für Ihre Arbeit einstehen. Wenn Sie Applaus bekommen, seien Sie glücklich. • Was können Sie erzählen: Parabeln, weise Geschichten, Fabeln, Witze, Anekdoten, Märchen, Mythen, Legenden und urbane Legenden - all dies ist traditionelles Material, das von Mund zu Mund über Jahrhunderte weitergegeben wurde. Es gehört Ihnen, zusammen mit allen anderen Menschen dieser Welt. Es ist ein wertvoller Schatz, aber kopieren Sie nicht alle Einzelheiten, sondern machen Sie Ihre eigene Geschichte daraus. • Ihre eigenen Erinnerungen, Erfahrungen, Beobachtungen, Geschichten aus dem Leben und Familiengeschichten. Dies ist vielleicht der wichtigste Schatz an unerzählten und einzigartigen Geschichten. Aber seien Sie persönlich, nicht privat. • Sagen und ortsgebundene Geschichten: Was ist hier passiert? Gibt es ortsspezifische Geschichten wie Märchen, Geistergeschichten, Anekdoten? Und was sind die Geschichten aus Ihrer Schule, Ihrer Arbeit oder Ihrem Unternehmen? Wie wurde diese Idee geboren? Wie wurde die Krise überwunden? Welche Geschichten stecken in Erfolgen? Welche Anekdoten spiegeln die Seele, Zweck oder Vision wider? Welche Werte wollen Sie vermitteln? Vielleicht haben Sie eine Geschichte über ein Objekt und seine Herkunft und Entstehung. Sie können verschiedene Interpretationen von diesen Themen mit Ihren Geschichten vermitteln. • Literatur und von Autoren geschriebene Märchen: Wenn der Autor noch am Leben ist, müssen Sie um Erlaubnis der Weiterverwendung fragen. Beachten Sie, dass einige GeschichtenerzählerInnen ihre eigenen Geschichten erzählen und sie darauf Urheberrechte haben können. • Fakten: Fakten in eine Geschichte einzubinden macht Spaß und ist effektiv. Vergessen Sie aber nicht das Rezept für die Geschichte. Selbst ein Stein kann eine Hauptfigur spielen, wenn man ihm menschliche Eigenschaften zuschreibt. • Gestalten Sie Ihre Geschichten selbst: alles kann eine Geschichte werden. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf und nehmen Sie alles auf, was Ihnen in den Sinn kommt. • Was Sie erzählen, muss nicht in irgendeiner Weise bemerkenswert, einzigartig oder genial sein. Ganz im Gegenteil, Ihre Freude und Ihre Hingabe sind wichtig.
Wo kann ich Geschichten finden? 1. Zuhören. Besuchen Sie Erzählveranstaltungen. Wenn es traditionelle Geschichten sind, können Sie sie leihen – aber Sie sollten zuerst fragen, bevor Sie sich die Geschichte zu eigen machen. Wenn Sie das Glück haben, und in der Nähe einer lebendigen alten Erzählkultur leben, sind Sie zu beglückwünschen. Halten Sie
einfach Ihre Ohren auf. 2. Lesen. Suchen Sie in der Bibliothek nach Kinder- und Jugendliteratur, Folklore und im Religionsbereich. Haben Sie Bücher zu Hause? Organisieren Sie sich ein kleines Storytelling-Regal, wo Sie anfangen, Bücher mit Geschichten zu sammeln. Suchen Sie auch im Internet, da können Sie Hunderte von Websites mit Geschichten finden. Suchen Sie nach mehreren Variationen einer Geschichte, sie bieten unterschiedliche Perspektiven an. 3. Interviewen Sie Verwandte oder ältere Menschen. Bitten Sie sie, ihre Geschichten zu teilen. Um Sie zum Erzählen anzuregen, fragen Sie sie nach bestimmten Objekten oder Fotos. Fragen Sie nach den Details. Wiederholen Sie auf freundliche Art und Weise die zuletzt gesagten Worte, und sie werden mit der Erzählung fortsetzen. 4. Erzählen Sie Scherze, Verlegenheiten oder Feinheiten aus Ihrem Leben oder aus Ihrem Unternehmen. Schreiben Sie frei, bis Sie einen roten Faden finden. 5. Beobachten. Halten Sie inne, wann auch immer Sie etwas Interessantes sehen - zu Hause, in der Stadt, im Wald. Geschichten entfalten sich überall!
usion of the interaction A focus on the story alone, to the excl ner, misses the point of storybetween the storyteller and the liste (S. Denning, 2001) telling.
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Wie kann ich mich an Geschichten erinnern? Es ist viel einfacher, sich an eine Geschichte zu erinnern, als Sie denken. Sie sind tatsächlich auf der Reise von Ort zu Ort, so wie Sie erzählen; also warum sollte man vergessen, dass man in einem Birkenwald ist oder dass die Vorhänge gelb sind und sich im Wind bewegen. Wir wissen wie es aussieht und wie es sich anfühlt, weil wir dort sind, während wir erzählen. Wenn Sie Erinnerungen an Orte und Menschen aus Ihrem Leben nehmen und in Ihre Geschichte einbauen, ist es noch einfacher. Aber wie werden Sie sich an zehn, dreißig oder hundert Geschichten erinnern? Wenn Sie sich weiter mit Storytelling beschäftigen, so wird sich Ihr Repertoire schnell erweitern. Sie müssen Ihr Repertoire gut anordnen, dokumentieren und leicht zugänglich machen. Denken Sie nach, wie Sie es in der Art organisieren können, die zu Ihnen passt. Nehmen Sie Geschichten auf, wenn Sie sie erzählen, oder machen Sie Skizzen oder Notizen davon, oder feilen Sie daran an Ihrem Computer. Seien Sie gewarnt, wenn Sie die Geschichten “Wort für Wort” zu schreiben beginnen, werden Sie sich in eine andere Kunstform bewegen und es kann für die mündliche Nacherzählung der Geschichte hinderlich sein.
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Was sind die Werkzeuge der ErzählerInnen? Unter den im Kulturbereich tätigen Menschen sind Storyteller einzigartig, denn sie erschaffen ihre Performance allein von Anfang bis zum Ende - mit einigen Ausnahmen. Die Liste der Werkzeuge ist zu lang, um ein vollständig detailiertes Handbuch zu liefern, aber jedes der Werkzeuge hat einen einzigen Zweck, nämlich den, der Erzählung zu dienen. Nachfolgend finden Sie eine Auflistung von 18 Werkzeugen, die von ErzählerInnen angewendet werden: 1. Wahl der Geschichte - Intuition, Bedürfnisse, Genres, Wahrheit und Lüge 2. Bearbeitung - Verweben der Geschichte, Anfang und Ende, Einführung, Chronologie, Rahmen, parallele Versionen, Kommentare 3. Situation - Beachtung des Raums, des Lichts, der Objekte und der Interaktion mit dem Publikum 4. Herangehensweise – wie und mit welcher inneren und äußeren Haltung präsentiere ich die Geschichte? 5. Beziehung - Interaktion mit den ZuhörerInnen und anderen Umweltfaktoren 6. Sprache – Ihre eigene Sprache, Dialekt, Umgangssprache oder Literatursprache 7. Intensität - plus, minus oder neutral 8. Stimme – Ton und Ausdruck 9. Tempo und Rhythmus - inklusive Tempo und Pausen
10. Dialog - Sie können die direkte oder indirekte Rede anwenden 11. Töne & Stille – verwenden Sie Töne anders als Ihre Stimme, und lassen Sie Pausen sprechen 12. Körper - Mimik, Körperhaltung, Gestik, räumliche Beziehungen, Bewegung im Raum 13. Konkretisierung – verlassen der konkreten Sprache, die Sprache der Sinne vermittelt die Geschichte, oder ist die Geschichte so abstrakt erzählt, dass bei den ZuhörerInnen kein “Film im Kopf” ensteht? 14. Kommentare - sind wir uns bewusst, wenn wir kommentieren und wenn wir wirklich etwas erzählen? Wie können wir Kommentare ein Teil der Geschichte werden lassen? 15. Perspektive – was wird passieren außerhalb der Geschichte, oder innerhalb der Geschichte, bewusst oder unbewusst 16. Unvorhergesehene Ereignisse im Moment des Erzählens - der eleganteste Weg eine Störung zu meistern ist, sie in die Geschichte miteinzubinden. 17. Kombination - wie werden die Komponenten der Geschichte miteinander verwoben? Sind Ausdrücke dupliziert, so dass eine Geste oder ein Ton das Gleiche wie die Worte ausdrückt oder hat jede Geste und jeder Ton seine eigene Bedeutung? 18. Und zum Schluß - in allen kreativen Tätigkeiten ist der Minimalismus eine Tugend. Wenn Sie mit der Geschichte fertig sind, machen Sie sie kürzer. Zwingen Sie sich, die Geschichte in der Hälfte der Zeit zu erzählen. Ihre Erzählung wird davon profitieren.
Viel Glück beim Storytelling
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KAPITEL 4
Good practice Beispiele
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Dieses Kapitel enthält eine Reihe von Beispielen aus der Praxis des Sheherazade Teams quer durch Europa. Diese Beispiele lassen sich in zwei Hauptgruppen unterteilen, nämlich in die Good Practice Beispiele zur Förderung der sozialen Integration und die der Good Practices zur Verbesserung der Sprachkenntnisse von erwachsenen Lernenden. Es gibt erkennbare Überschneidungen zwischen den beiden Gruppen, da die Verbesserung der Sprachkenntnisse die Integration in die Gesellschaft und damit die soziale Eingliederung fördert. Wir haben einige Beispiele vorgestellt und als eine Art Richtschnur des Projekts kategorisiert. Jede gute Praxis bietet Informationen über die Zielgruppe, das Setting oder den Zusammenhang, die Lernziele und die Rolle des Storytellings im Rahmen dieses Projektes. Wir wollen die Möglichkeiten und Storytelling-Techniken von GeschichtenerzählerInnen aufzeigen. Eine kurze Liste unserer Good Practice Beispiele ist in folgender Tabelle angeführt:
Förderung sozialer Inklusion bei erwachsenen Lernenden
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Titel
Land
Kurze Beschreibung
Seite
Zeit.Geschichten
Österreich
Geeignete Räume für die Geschichten der Menschen rund um den Wiener Brunnenmarkt finden
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Lerngemeinschaft
Belgien
Integration von Frauen mit Migrationshintergrund in die Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt
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Präsentieren Sie sich als ExpertIn durch die Geschichte
Bulgarien
persönliche Geschichten von Arbeitsuchenden für den Aufbau von Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl
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Geschichten-Sammel-Workshop
Frankreich
Aufbau des gemeinschaftlichen Zusammenhalts durch die Förderung der kulturellen Vielfalt
64
Wege in die Stadt
Deutschland
Sprachkurse für Frauen mit Migrationshintergrund
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Das internationale Projekt
Irland
Förderung des interkulturellen Dialogs und Integration durch die Arbeit mit MigrantInnen
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ARTikulieren
Norwegen
Förderung der Eingliederung in die Gesellschaft und Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit durch die Arbeit mit weiblichen Gefangenen
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Muttersprachen-Tag im Stadtteil Stovner
Norwegen
Aufbau des Selbstwertgefühls von KindergartenMitarbeiterInnen, die unterschiedlicher Herkunft sind, indem sie eine Geschichte/Performance auf der Bühne am Muttersprachen Tag erzählen/darbieten
74
Das Dilemma des verlorenen Sohnes
Spanien
Förderung des interkulturellen Austausches zwischen MigrantInnen und der spanischen Bevölkerung
76
Für die Zukunft erzählen – Erzählungen vom Holocaust
Schweden
Generationsüberschreitender Geschichtenaustausch von Menschen mit Holocaust-Erfahrungen
78
MigrantInnen beschreiten Grenzen in ‘New Town’
Niederlande
Arbeit mit Newcomern/Migranten aus Lelystad zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts unter den Bewohnern und ihrer Identität als BürgerInnen
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Openstorytellers
Großbritannien
Storytelling mit Menschen mit Behinderungen und schweren Lernbedürfnissen
83
Storytelling im Zweit- und Fremdsprachenunterricht Titel
Land
Kurze Beschreibung
Seite
Die Trauerpuppen
Belgien
Verbesserung des Schreibens, Hörens und Sprechens der Lernenden in Holländisch
85
Storytelling Techniken in einem Sprachkurs für Erwachsene
Belgien
Verbesserung der mündlichen Fertigkeiten in der Zielsprache der Lernenden
87
Lasst uns zusammen leben
Bulgarien
Mit Storytelling Ausdrucksfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit bei Erwachsenen mit Migrationshintergrund in Bulgarisch verbessern
90
Kunst integriert
Finnland
Arbeiten mit KünstlerInnen unterschiedlicher Herkunft, aufbauend auf ihren persönlichen Geschichten, ihre Sprachkenntnisse verbessern
92
Lebensgeschichten im Wagen
Irland
In Zusammenarbeit mit lokal reisenden Frauen, ihre Geschichten über ihre Bräuche und Kultur sammeln und dadurch ihre Kommunikationsfähigkeit verbessern
94
In deinen Augen ist sichtbar, dass du verstanden hast!
Schweden
Storytelling zum Sprachenlernen nutzen und die Integration von Flüchtlingen/Einwanderern beschleunigen
96
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Förderung sozialer Inklusion bei erwachsenen Lernenden Zeit.Geschichten - Österreich Hintergrund Zielgruppe: Die Menschen aus der gleichen Nachbarschaft mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen. Kontext/Bedürfnisse: Der Ausgangspunkt für das Projekt Zeit.Geschichten war der Gedanke, einen geeigneten Raum für die Geschichten der Menschen am Wiener Brunnenmarkt zu schaffen. Der Brunnenmarkt steht für lebendige, blühende Vielfalt. Menschen unterschiedlicher Herkunft leben hier Seite an Seite und beeinflussen das Leben auf diesem Marktgebiet. Analphabeten und Akademiker, verarmte und wohlhabende Menschen aus allen möglichen Religionen und Ländern. Hinter all diesen sogenannten „kulturellen, sozialen, religiösen und finanziellen Hintergründen“ stecken persönliche Geschichten. Während der ersten Einführung dieses Projekts im Jahr 2009 hatte sich der KunstSozialRaum Brunnenpassage bereits intensiv an Storytelling beteiligt. Internationale GeschichtenerzählerInnen kamen hier regelmäßig auf die Bühne, es gibt offene Erzählsessions in der Runde am Boden, wo jede/r willkommen ist, Geschichten zu erzählen, und es gibt Workshops, die für alle offen sind. Ziele: Mit diesem neuen Projekt wollte die Brunnenpassage den Lebensgeschichten von Menschen, die nicht zu den Veranstaltungen und Erzählrunden kommen, einen Raum geben.
Detailierte Beschreibung:
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Aktivitäten: Das Projekt besteht aus zwei Phasen: aus der Geschichtensuche und dem Geschichtenspaziergang. Die Geschichtensuche wird weiter unten (siehe „Methodik“) beschrieben. Der Geschichtespaziergang besteht aus 5 oder 6 persönlichen Geschichten aus der Kindheit oder auch etwas aus dem letzten Jahrzehnt, die so weit wie möglich vielfältige, lustige und tragische Geschichten sind. Sie werden an verschiedenen Orten in der Nachbarschaft erzählt, zum Beispiel in einem Café, im Friseursalon, in einem Privathaus, in einem Pub oder in einer
Arztpraxis. Aus Gründen des begrenzten Raums wird das Publikum auf 8 bis 15 Personen pro Spaziergang beschränkt. Aufgrund der notwendigen Zeit, um von einem Ort zum anderen zu gehen und der Tatsache, dass das Erzählen der Geschichten nie ganz wie geplant abläuft, dauert der Spaziergang in der Regel etwa 90 Minuten. Viele TeilnehmerInnen sagen, dass die Zeit zwischen den Geschichten gut für sie war, um die Geschichte zu „verdauen“ und um sich geistig auf die nächste vorzubereiten. Angewandte Techniken/Methoden: Ein wichtiger Teil der Geschichtesuche ist die der Kontaktaufnahme mit uns völlig unbekannten Personen, und solchen, zu denen wir zumindest noch keine persönlichen Bezug hatten. Der erste Schritt ist, eine Situation zu erzeugen, in der Menschen bereit sind, sich darauf einzulassen und zu erzählen. Der nächste Schritt ist, mögliche Erinnerungen anzuregen, aus denen eine Geschichte entstehen könnte. Ein Grundsatz war, dass alle erzählten Geschichten auf ein bestimmtes Jahr zurückzuführen sind. Diese Regel dient dazu, den Fokus leichter auf ein bestimmtes Ereignis zu richten. Zum Beispiel erinnerte sich ein Mann angesichts einer Jahreszahl daran, dass er in diesem Jahr sein erstes Auto gekauft hatte. Im Gespräch ob es mit diesem Auto irgendetwas besonderes oder Zwischenfälle gegeben hatte, fiel ihm dann ein, dass er im selben Jahr das Erdbeben in Istanbul erlebte, welches natürlich eine Quelle für viele Geschichten war. Die Suche nach Geschichten und die Vorbereitung der ErzählerInnen ist begleitet von aufmerksamem Zuhören und dem Fragestellen. Der
nächste Schritt besteht darin, ein Ereignis zu identifizieren, das genug Material für 5 bis 10 Erzählminuten bietet. Wenn die erzählte Geschichte sich erweitern sollte und die ErzählerInnen von vielen Details erzählen, ist die Geschichte in eine 4 bis 5 Punkt-Struktur zu gliedern. Diese Struktur kann von den GeschichtesucherInnen durch eine Zusammenfassung der Geschichte mit einigen Stichworten realisiert werden.
Beteiligung der Storyteller: Die Geschichten wurden in einem Team von drei Personen gesammelt, die in den Bereichen Theater und Storytelling tätig sind, in diesem Fall fungierten sie jedoch als Zuhörer, Moderatoren und Coaches. Während der Tour blieb dieses Team im Hintergrund. Nach den gewonnenen Erfahrungen bildeten wir für ein Projekt auch eine Gruppe von SchülerInnen aus, um Geschichten zu sammeln.
Eine andere Möglichkeit ist es spezifischen Fragen zu entwickeln, welche den/die ErzählerIn durch ihre/seine Geschichte führt. Die TeilnehmerInnen sollten in dieser Vorbereitungsphase die Geschichte möglichst oft erzählen, während die (Nach-)Fragen ein Bewußtsein für die entscheidenen Wendepunkte fördern. Wenn die Geschichte jedoch ohnehin schon eine klare Struktur hat, aber zu spärlich ist, dann ist die einzige Option Fragen zu stellen, um andere Sinneseindrücke, Erinnerungen und Emotionen auszugraben. Fast keine der TeilnehmerInnen erzählte bei ihrer ersten Begegnung eine Geschichte von Anfang bis zum Ende. In jedem Fall sollte jedoch der Anfang und das Ende der Geschichte klar festgelegt werden. Dies funktioniert am besten, wenn lebendige Momente genutzt werden, die einen starken Eindruck hinterlassen.
Art der Geschichte: Der Geschichtenspaziergang besteht aus persönlichen Geschichten, das bedeutet, dass der/die ErzählerIn ein Teil der Geschichte ist. In Bezug auf den Inhalt sollte es keine Einschränkungen geben. Die Geschichten sollten fünf bis zehn Minuten lang sein.
Fragen im Zusammenhang mit der Geschichte: Viele Menschen sagen zunächst, dass sie keine Geschichte zu erzählen hätten. Aus diesem Grund wird beim ersten Kontakt oft eher davon gesprochen, dass Erinnerungen gesammelt werden. Am Anfang ist manchmal ein Zettel mit beliebigen Jahreszahlen eine große Hilfe, um die Phantasie zu wecken und den Menschen zu helfen, sich auf etwas Konkretes zu fokussieren. „Verbinden Sie eine besondere Erfahrung mit diesen Jahreszahlen? Vielleicht ein Fest, einen Unfall, eine Liebe, eine Geburt oder den Tod?“ Manchmal half es, wenn die Person, die nach den Geschichten suchte, Details aus dem eigenen Leben preis gab „Nur um ein Beispiel zu geben: Ich begann meine Ausbildung in diesem Jahr, und ich erinnere mich genau an den ersten Tag“ oder „das war das Jahr, als meine Familie nach Dänemark gezogen ist.“ In einigen Fällen waren die Menschen bereit, sich zu treffen und Geschichten zu erzählen, aber am Ende wollten sie nicht bei Geschichtenspaziergang erzählen. Es ist wichtig, nicht nur den abschließenden Spaziergang als einziges Ziel des Projektes zu bewerten, und eine Begegnungen aus denen keine Geschichte resultiert als gescheitert zu bewerten. Bei Erzählenden die während des Geschichtenspaziergangs ein Blackout haben, oder einfach wichtige Details oder den Wendepunkt der Geschichte vergessen, ist es immer möglich, mit Fragen zu intervenieren. Doch während sie dabei sind, die Geschichte vor Publikum zu erzählen, ist es wichtig aus einer Position der Unwissenheit nachzufragen, als sei man nicht ganz sicher, wie die Geschichte weitergeht. Nie sollte man offen oder direkt daran erinnern, dass die Menschen vergessen haben, einen Teil ihrer Geschichte zu erzählen.
Zeitrahmen: Die Suche nach Geschichten begann etwa 4 Wochen vor den angekündigten Geschichtespaziergängen. Es gibt Menschen, die gut organisiert sind und andere, die es seltsam finden, etwas mehrere Wochen im Voraus zu planen. „Kommen Sie und erinnern Sie mich eine Woche davor!“ Kulturelle Unterschiede müssen mit berücksichtigt werden bei der Planung. Einige Geschichten wurden nur wenige Tage vor dem Spaziergang gefunden. Die Intensität der Vorbereitungen für jede einzelne Geschichte variiert von einem einzigen Treffen und einem Telefonat bis zu vier Verabredungen.
Die Funktion von Storytelling im Projekt Sie können viele Projekte finden, die irgendwie auf eine ähnliche Art Geschichten sammeln. Dieses Projekt jedoch konzentriert sich darauf, die Menschen zu befähigen, ihre Geschichten selbst zu erzählen, indem sie ihren eigenen Wortschatz, ihre eigene Sprechart, ihren Dialekt oder Akzent verwenden können, ja sogar grammatikalisch falsch sprechen dürfen. Dies wird aus der Überzeugung gemacht, dass ihre Geschichten ebenso gut und hörenswert sind, trotz der Tatsache, dass sie keine perfekten GeschichtenerzählerInnen sind. Die Begegnung zwischen dem/der ErzählerIn und seinem/ihren Publikum ist ein einzigartiges Erlebnis. Als einige Geschichten veröffentlicht werden sollten, wollte eine Teilnehmerin Ihre Geschichte nicht drucken lassen, indem sie sagte, dass es schön war, ihre Geschichte mit den neun Fremden geteilt zu haben, aber sie wollte ihre persönliche Geschichte nicht mit Menschen teilen, ohne ihnen je ins Gesicht gesehen zu haben. Diese Bemerkung zeigt die besondere Qualität des Geschichtenerzählens.
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Auswertung
Kontaktinfos zum Good Practice Projekt
Einfluss auf die Lernenden: Aufgrund des postiven Feedbacks sowohl vom Publikum als auch von den ErzählerInnen, fand das Projekt mehrere Male statt. Wir wissen mit Sicherheit, dass mehrere Leute aus der Nachbarschaft, die zuvor keinen Kontakt miteinander hatten, einander jetzt grüßen. Die Friseurin, die uns über ihre Ehe erzählte, hatte dadurch einen neuen Klempner gefunden, nämlich denjenigen, der uns darüber erzählte, wie er die Nächte im Winter in einem Haus aus Schnee verbringen musste. Nachdem wir einige der Geschichten in einem Buch veröffentlichten, waren einige der ErzählerInnen sehr gespannt und wollten zahlreiche Kopien erwerben.
Brunnenpassage Tilman Fromelt Brunnengasse 71 Tilman.fromelt@caritas-wien.at Foto Copyright: Brunnenpassage
Stärken: Die Stärke des Projekts ist, dass das Ereignis ungewöhnlich und spannend ist, die TeilnehmerInnen kommen an Orte, die weitgehend unbekannt und manchmal ganz privat sind, und hören Geschichten von ihnen unbekannten Menschen. Dieses Setting alleine ist spannend an sich. Daher gibt es keine außergewöhnlich hohe Erwartung an die Performance der GeschichtenerzählerInnen. Das ist wichtig, da es passieren kann, dass einige der GeschichtenerzählerInnen nervös wurden, während andere sich so im Erzählen verloren hatten, dass es schwierig war, sie zu stoppen. Die große Mehrheit unseres Publikums war aber immer außerordentlich geduldig und dankbar, das ihnen unbekannte Menschen eine persönliche Geschichten anvertrauen. Schwächen: Die Vorbereitungsphase dieses Projekts braucht Menschen, die sich gut einfühlen können und eine Menge Geduld und Zeit haben. Es ist wichtig, die Suche nach potentiellen GeschichtenerzählerInnen als einen wichtigen Teil des Projekts zu betrachten. Das Projekt ausschließlich auf Grundlage der Geschichtenspaziergänge zu beurteilen, führt zu Enttäuschungen. So erzählten manche Leute ergreifende Geschichten, waren bereit sich wieder zu treffen und teilzunehmen, aber lehnten dann am Tag des Spaziergangs mit der Gruppe das Treffen ab. Sich fremden Menschen zu nähern und sie davon zu überzeugen eine Geschichte zu erzählen, erfordert eine Überwindung der eigenen sozialen Hemmungen. All diejenigen, die für das Projekt Zeit. Geschichten versucht haben, Geschichten zu finden, haben auch Ablehnung erfahren. Doch andere Begegnungen, die von großer Offenheit gezeichnet waren, entlohnten sie für die negativen Erfahrungen.
Weiterführende Literatur und Informationen
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Die Geschichten von den ersten 7 Geschichtenspaziergängen sind als Buch in deutscher Sprache erschienen. Natürlich gibt dieses Buch nur eine grobe Vorstellung von den Live-Erfahrungen. Das Buch ist unter folgender Adresse erhältlich.
Lerngemeinschaft - Belgien Hintergrund Zielgruppe: Flüchtlinge, vor allem Frauen, die gezwungen wurden ihr Land aus politischen Gründen zu verlassen. Kontext: 5 Organisationen aus Wales, den Niederlanden, Großbritannien, Dänemark und Belgien in Zusammenarbeit mit dem Ziel, die erwähnten Frauen zu stärken, ihnen die Möglichkeiten zu bieten, sich in der Gesellschaft und am Arbeitsmarkt zu integrieren. (Grundtvig Partnerschaft - Konferenzen in den Partnerländern) Bedürfnisse: Integration in ihrer neuen Heimat, neuen Gesellschaft und am Arbeitsmarkt Ziele: Die Fähigkeiten von wirtschaftlich benachteiligten weiblichen Flüchtlingen hinsichtlich gesellschaftlicher Beteiligung und Integration in den Arbeitsmarkt verbessern.
Detailierte Beschreibung Aktivitäten: Storytelling von den Frauen und ihre Reflexion darüber; theoretischer Hintergrund von Experten über die Macht von Geschichten und die Möglichkeit, damit Gefühle auszudrücken; Vielfalt und Empowerment in EU-Ländern und Workshops zum Inhalt und gemeinsamen Muster der Geschichten. Methode: Lebensgeschichten, Niederlande, Ausarbeitung eines Lebensbuches als ein Mittel, Menschen zu befähigen www.bol.com Involvierte Partner: Quality Center Vluchtelingenvrouwen (NL) Intercultureel Vrouwencentrum Antwerpen (BE) Center for Women’s Equality (DK) Reading Refugee Support (UK) Women Connect First (UK) Beteiligung der GeschichtenerzählerInnen: Es waren keine Storyteller involviert, es kamen Experten aus den verschiedenen Partnerländern und boten Unterstützung und gaben the-
oretisches Hintergrundwissen über Probleme von Flüchtlingen und über die Art und Weise, wie mit diesen umzugehen ist. Arten der Geschichten: Lebensgeschichten Angewandte Techniken: Keine speziellen Techniken; Storytelling ist nur eine Möglichkeit, Gefühle und Erfahrungen auszudrücken. Analyse der gemeinsamen Muster der Geschichten. Zeitrahmen: Zweitägige Meetings während der Projektdauer von zwei Jahren
Die Funktion von Storytelling im Projekt Der Beitrag des Storytelling hinsichtlich der Ausbildungsziele: Durch ihre Lebensgeschichten teilten die Frauen ihre vergangenen und gegenwärtigen Erfahrungen mit ihrem neuen Heimatland. Wie Storytelling den Lernprozess erleicht und nicht nur reiner Spaß für die TeilnehmerInnen ist: Storytelling war dazu gedacht die Frauen zu unterhalten und ihnen die Möglichkeit zu bieten, ihre Lebensgeschichten zu erzählen, um sich dadurch der Tatsache bewusst zu werden, dass sie nicht alleine sind mit ihrer Geschichte. Der Austausch von Geschichten war ermutigend für die Frauen. Storytelling ist der Ausgangspunkt für einen „persönlichen Entwicklungsplan“.
Auswertung Auswirkungen und Stärken: Einfluss auf die Art und Weise der Selbstwahrnehmung von weiblichen Flüchtlingen. Bewusstseinssteigerung für ihre Situation und Bewusstsein darüber, dass sie die Probleme/Schwierigkeiten, mit denen sie es zu tun haben, auch mit anderen teilen. Bewusstsein darüber, dass ihre Probleme zum großen Teil durch den Kontext, nicht durch eigenes Defizit zu begründen sind. Empowerment von Frauen. Schwächen: Kein bewusster Einsatz von Storytelling-Techniken
Kontaktinfos zum Good Practice Projekt Name: YWCA (Intercultureel Vrouwencentrum Antwerpen) Adresse: Paleisstraat 39 - 2018 Antwerpen (BE) info@antwerpen.ywca.be
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Präsentieren Sie sich als ExpertIn durch die Geschichte - Bulgarien Hintergrund Zielgruppe: Arbeitslose Erwachsene, viele mit Universitätsabschluss. Einige waren kurz vor der Pensionierung. Kontext/Bedürfnisse: Die Trainingsgruppe bestand aus Menschen, die aus verschiedenen Gründen vorübergehend oder langfristig ohne Beschäftigung waren. Einige von ihnen wurden entmutigt, andere fühlten sich unsicher in Bezug auf die Suche nach neuen Möglichkeiten. Es gab auch TeilnehmerInnen, die sich ihrer Fähigkeiten und Qualifikation nicht bewusst waren, oder nicht bereit waren, neue Fähigkeiten zu erwerben. Welche Gründe Sie auch immer hatten, sie alle mussten Selbstvertrauen gewinnen, um ihre Fähigkeiten in der bestmöglichen Art und Weise präsentieren zu können und um somit leichter Arbeit zu finden. Die Ausbildung konzentrierte sich auf die Verfeinerung ihrer Präsentation und ihrer mündlichen Fähigkeiten. Ziele: Das Hauptziel des Trainings war die Verbesserung der Selbstpräsentation der TeilnehmerInnen und das Aufzeigen ihrer Stärken, ihrer Vorteile und Leistungsfähigkeit. Folgende Punkte waren zu verbessern: • das Selbstbewusstsein der TeilnehmerInnen • Verbesserung der Selbstpräsentation (mündliche Präsentation); • die Kommunikation, Teamarbeit und Fähigkeiten zur besseren Zusammenarbeit • die Fähigkeit, andere Präsentationen zu bewerten
Detailierte Beschreibung
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Aktivitäten & Methode: Die Geschichten wurden als zentrales Werkzeug in den Ausbildungsprozess integriert. Die ersten Geschichten wurden eingesetzt, um das Eis zwischen den TeilnehmerInnen zu brechen. Die TrainerInnen forderten jede/n TeilnehmerIn auf, sich durch eine kurze Geschichte von 3 bis 5 Minuten zu präsentieren. Die LehrerInnen stellten dabei eine Reihe von Fragen: Worin sind Sie ein/e ExpertIn? Warum denken Sie daran ein/e ExperteIn zu sein? Wie wurden Sie ein/e ExpertIn? Am Anfang waren die Auszubildenden ein wenig von diesen Fragen überrascht. Um diesen unangenehmen Moment zu überwinden und die TeilnehmerInnen zur Erzählung zu motivieren sowie um ihnen
mehr Zeit zu geben, um über ihre eigene Geschichte nachzudenken, begannen zwei TrainerInnen des Ausbildungstrainings damit ihre Geschichten zu präsentieren. Die Geschichten der TrainerInnen standen nicht im Zusammenhang mit ihrem beruflichen Leben, sondern erzählten von ihren Kompetenzen. So zeigten sie den Auszubildenden, dass auch kleine Erfolge von Wichtigkeit sind. Dieser Ansatz gab den ersten Anstoß und die TeilnehmerInnen zeigten daraufhin Mut, sich selbst zu präsentieren. Darüber hinaus begannen die TeilnehmerInnen zu erkennen, dass sie auch starke Seiten hatten, welche ihnen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen konnten. All dies war konzipiert, um das Selbstbewusstsein, den eigenen Selbstwert und die Selbsteinschätzung der TeilnehmerInnen zu stärken und zugleich ihre Fähigkeiten zur mündlichen Präsentation zu steigern. Die TrainerInnen schrieben nun auf der Tafel ein Thema für die nächste Phase, die Themen variieren von Training zu Training. In der zweiten Phase des Ausbildungsprozesses wurden die TeilnehmerInnen gebeten, so viele Assoziationen wie möglich zum genannten Thema zusammen zu tragen und zu präsentieren. Basierend auf den Geschichten, die von den einzelnen TeilnehmerInnen anfangs erzählt wurden, wurde das persönliche Fachwissen der TeilnehmerInnen identifiziert und diese danach in kleinen Teams von 3 bis 4 Personen gruppiert. Damit ging die Ausbildung in die nächste Phase, wo jedes Team ein Sub-Thema innerhalb des Hauptthemas auswählte, um konstruktive Ideen zu generieren und sie in der bestmöglichen Art und Weise den anderen Teams zu präsentieren. Die Teams hatten anschließend genug Zeit, um zu besprechen und die beste Präsentationsart zu wählen – bzw. die wichtigsten Elemente der Präsentation zu bestimmen. Am Ende dieser Phase präsentierte jedes Team seine Idee vor den anderen. Die anderen Teams hatten die Aufgabe, die Präsentationen zu bewerten und ihre Meinung zu jedem Vortrag mitzuteilen und ihre Positionen zu begründen. Involvierte PartnerInnen: Keine involvierten PartnerInnen. Die LehrerInnen spielten die Rolle der Storyteller. Fragen im Zusammenhang mit der Geschichte: Wie so oft, wenn sich die Menschen vorher untereinander nicht kennen, war der Anfang etwas schwierig, und die TeilnehmerInnen waren entweder ruhig oder erzählten ihre Geschichten ein wenig zaghaft. Die positive Stimmung und die lustigen Geschichten der TrainernInnen, die taktvoll gewählt und erzählt wurden, halfen die ersten Hindernisse zu überwinden. Ein weiteres Problem war der Zeitrahmen. Wenn die Lernenden sehr an einem Thema interessiert waren und lebhaft diskutierten, war es schwierig, sie zu stoppen. Die TeilnehmerInnen waren aktiv an der
Auswertung der anderen Präsentationen beteiligt, analysierten die Stärken und Schwächen, gaben Lösungsvorschläge und haben häufig den zeitlichen Rahmen der Trainingseinheit vergessen. Zudem hielten sich die meisten Teams nicht an den vorgegebenen Zeitplan Ihrer Präsentationen. Beteiligung der GeschichtenerzählerInnen & angewandte Techniken: Die Storytelling-Techniken wurden von zwei TrainerInnen in der Klasse angewendet. Die Anwendung persönlicher Geschichten wurde von den TeilnehmerInnen nicht erwartet und überraschte sie. Zeitrahmen: 1 Stunde – 1.5 Stunden: Präsentieren Sie sich als Experte durch eine Geschichte 15 – 30 Minuten: Thema bestimmen und darüber assoziieren 4 Stunden: teilen Sie sich in Teams auf und arbeiten an einem SubThema 2 Stunden: Vorbereitung einer „Team“-Geschichte 2 Stunden: Jedes Team stellt die Teamarbeit vor, die mit den Verbesserungsvorschlägen der anderen Teams entwickelt wurde. Sie bieten dabei Vorschläge, neue Lösungen und Wege zur Verbesserung.
Die Funktion von Storytelling im Projekt Das Geschichtenerzählen war der Schlüssel für das gewünschte Ausbildungsziel. Das Hauptproblem der Auszubildenden war es, dass sie nicht an ihre eigenen Fähigkeiten glaubten, und ihr Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sehr gering war. Der erste Schritt war es, sie durch das Nachdenken über ihre eigene Geschichte als ExpertInnen in einem bestimmten Bereich vorzustellen, um auf diesem Wege ihre Stärken zu betonen und ihnenAusdruck zu verleihen. Der nächste erfolgreiche Schritt war die gemeinsame kooperative Zusammenarbeit, die dem Team half, Ideen zu generieren. Anschließend präsentierten sie ihre Ergebnisse den anderen Teams und diese Arbeit ermutigte sie dazu zu wissen, dass sie in der Lage sind, sich in einer guten Art und Weise auch vor potenziellen ArbeitgeberInnen präsentieren zu können.
Auswertung Einfluss: Obwohl die Lernenden am Anfang überrascht waren, mochten sie das Training. Alle TeilnehmerIinnen waren bereit, an mehreren Sitzungen teilzunehmen und länger an der Verbesserung der persönlichen Präsentationsfähigkeiten zu arbeiten. Stärken: Das Training gründete auf dem Austausch von Geschichten und unterstützte dabei die persönliche Wahrnehmung und die Entdeckung der persönlichen Leistungsfähigkeit durch die Gemeinschaft. Schwächen: Die Anwendung von Storytelling Übungen, um das Eis zwischen den TeilnehmerInnen zu brechen und sich besser kennenzulernen, war ein Problem für einen der TeilnehmerInnen, der sich sehr weigerte, an der Aktivität teilzunehmen. Es bedurfe besonderer Anstrengungen und Diplomatie, um eine gute Atmosphäre in der Gruppe herzustellen.
Kontaktinfos zum Good Practice Projekt Name der Lehrerinnen: Eliza Stefanova Nikolina Nikolova Address: 5, James Bourchier Blvd, 1164 Sofia, Bulgaria
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Geschichten-Sammel-Workshop Frankreich Hintergrund Zielgruppe: Dieser Workshop fand in Zusammenarbeit mit einem Verein für Frauen in einer benachteiligten Gemeinde in einem Vorort von Paris statt. Die Teilnehmerinnen waren Frauen aus West-Afrika (Senegal, Mali, Burkina Faso, etc.), von denen viele noch nicht fließend Französisch konnten. Kontext: Die Gemeinde, in der der Workshop statt fand, war einer der Orte, wo Autos während der Unruhen von 2005 verbrannt wurden, und hatte einen Ruf als eine schwierige und unruhige Gegend. Das Ziel dieses Projektes ist es, durch Geschichten ein positives Bild von der Gemeinde zu vermitteln, und durch eine Feier die kulturelle Vielfalt und einzigartige Geschichte dieser Gemeinde aufzuzeigen. Die Teilnehmerinnen an diesem Workshop wurden gelehrt, wie man Geschichten von anderen Mitgliedern ihrer Gemeinschaft sammelt und Workshops leitet, um so die Geschichten in der Nachbarschaft schneller zu verteilen und besser zu sammeln. Sie lernten auch eine Reihe von Storytelling-Techniken. Ziele: • Stärkung der Workshop-TeilnehmerInnen • Förderung von Integration und interkultureller Kommunikation
Detaillierte Beschreibung Aktivitäten: Die Storyteller führten die TeilnehmerInnen in ein paar Spiele und Übungen ein, darunter auch ein visuelles Memory-Spiel und erzählten ihnen einige Geschichten. Die TeilnehmerInnen wurden anschließend gefragt, ob sie eine dieser Geschichten eventuell schon kennen, um sie damit zu ermutigen, ihre eigenen Geschichten zu erzählen.
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Methode: Das Ziel dieses Workshops war es, die TeilnehmerInnen zu ermutigen ihre eigenen Geschichten mit den anderen zu teilen, deshalb war es wichitg, ein Klima des Vertrauens zu schaffen. Der Workshop begann mit ein paar Übungen, die das Eis zwischen den TeilnehmerInnen brechen sollte. Weiter erzählten die GeschichtenerzählerInnen ein paar
Geschichten, bevor sie die TeilnehmerInnen dazu aufforderten, ihre eigenen Geschichten zu erzählen. Involvierte PartnerInnen: An diesem Projekt nahm eine Gruppe von professionellen GeschichtenerzählerInnen und eine lokale Frauenorganisation aus einer benachteiligten Gemeinde in einem Vorort von Paris teil. Fragen im Zusammenhang mit der Geschichte: Laut einer der Geschichtenerzählerinnen des Workshops lag das größte Hindernis darin, die Teilnehmerinnen dazu anzuregen, ihre Geschichten zu erzählen. Später haben sie erkannt, dass es für die Frauen nicht angenehm war, ihre Geschichten vor einem Mann zu erzählen. Um die Situation für sie angenehmer zu machen, war der männliche Kollege während einer Sitzung abwesend und zwei weibliche Geschichtenerzählerinnen haben den Workshop alleine weitergeführt. Die TeilnehmerInnen fühlten sich dann wohl genug, um ihre Geschichten erzählen zu können. Beteiligung der GeschichtenerzählerInnen: Dieser Workshop wurde von einem Team von zwei Erzählerinnen geführt, von denen eine auch Erfahrung als Erwachsenentrainerin hatte. Art der Geschichte: Die Frauen wurden dazu ermutigt, Volksmärchen aus ihren jeweiligen Herkunftsländern, Geschichten über ihre Nachbarschaft oder irgendeine andere Art von Geschichte, die sie wollten, untereinander zu teilen. Angewandte Techniken: Weil die Teilnehmerinnen sich nicht gut in der französischen Sprache ausdrücken konnten, erzählten sie ihre Geschichten zunächst in ihrer Muttersprache. Eine Ausbildnerin sprach auch ein bisschen Bambara, die Muttersprache vieler Teilnehmerinnen. Zeitrahmen: Dieser Workshop war in mehrere kurze Sitzungen gegliedert.
Die Funktion von Storytelling im Projekt Wie trugen die Geschichten dazu bei, die Ausbildungsziele zu erreichen: In diesem Workshop wurde das Geschichtenerzählen als Werkzeug benutzt, um die interkulturelle Kommunikation zu erleichtern und das Vertrauen der Teilnehmerinnen zu stärken. Trotz der kulturellen Unterschiede zwischen den Teilnehmerinnen und den Ausbildnerinnen konnten sie eine gemeinsame Basis durch das Geschichtenerzählen finden.
Wie das Storytelling nicht nur den Lernprozess erleichtert und Spaß für die TeilnehmerInnen ist: Neben dem Unterhaltungswert hatten die Geschichten und Spiele auch einen pädagogischen Wert. Die Teilnehmerinnen, die Französisch noch nicht beherrschten, konnten ihre mündliche Kommunikation durch Storytelling üben. Der Workshop förderte auch das Lernen durch interkulturellen Austausch.
Kontaktinfos zum Good Practice Projekt Name: Jacques Combe e-mail: kombjak@wanadoo.fr
Auswertung Einfluss auf die Lernenden: Dieser Workshop war ein Erfolg, weil sich die Trainerinnen den Teilnehmerinnen nähern und Vertrauen zu Ihnen aufbauen konnten. Das Endergebnis war, dass die Teilnehmerinnen ihre eigenen Geschichten erzählen konnten und damit zur gemeinsamen Geschichtensammlung ihrer Gemeindemitglieder beitragen konnten. Stärken: In diesem Projekt dient das Geschichtenerzählen als Mittel zur Stärkung der Mitglieder einer benachteiligten Gruppe. Die Teilnehmerinnen erlernen, wie sie negativen Einstellungen ihrer Nachbarn begegnen können und zeitgleich wird ihnen auch eine Plattform geboten, ihre Kultur mit anderen zu teilen. Es ist auch eine gute Übung, die Landessprache zu erlernen (Französisch), da die Möglichkeit besteht, vor einem Publikum, ohne Druck, in einem vertrauensvollen Kontext zu sprechen. Schwächen: Es kann manchmal schwierig sein, die TeilnehmerInnen dazu zu bewegen, ihre eigenen Geschichten zu erzählen, da kulturelle Normen oder Empfindlichkeiten im Wege stehen. In diesem Fall fühlten sich die Frauen nicht wohl dabei, ihre Geschichte mit einem Mann zu teilen. Deshalb ist es wichtig, sich über den kulturellen Kontext der TeilnehmerInnen bewusst zu sein und sich diesem anzupassen, so dass sich die TeilnehmerInnen beim Erzählen wohl fühlen.
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Wege in die Stadt - Deutschland Hintergrund Zielgruppe: Der Workshop Wege in die Stadt fand mit einer Gruppe von weiblichen Lernenden aus dem Stadtteil Gröpelingen in Bremen/ Deutschland statt. Die Frauen hatten verschiedene kulturelle/ ethnische Hintergründe, sprachen acht verschiedene Sprachen und waren in der Altersgruppe von 17 bis 50 Jahre. Kontext: Der Storytelling Workshop fand im Rahmen eines 20 bis 25 Wochenstunden Sprachkurses statt. Die Gesamtdauer des Kurses war auf 500 Stunden aufgeteilt - in Blöcke von 100 Stunden. = foto’s GP’s/ways-city_DE/Wege in die Stadt2 Zwischen diesen 100 Stunden Blöcken gab es jeweils eine Woche Pause. In einer solchen einwöchigen Kursunterbrechung fand der Storytelling-Workshop statt. Die Teilnahme war kostenlos und nicht verpflichtend, da der Workshop nicht Bestandteil des Lehrplans des Sprach- und Integrationskurses war. Bedürfnisse: Viele der Teilnehmerinnen hatten bereits seit Jahren in Deutschland gelebt, aber aufgrund ihrer geringen Sprachkenntnisse lebten die Teilnehmerinnen isoliert in ihren Communities. Der Grund für die Teilnahme am Sprachkurs war unterschiedlich. Einige nahmen am Sprachkurs teil, um Deutsch zu lernen, während andere den Sprachkurs als Teil des Integrationstrainingsprogramms für die deutsche Staatsbürgerschaft absolvieren wollten. Thema: Der Workshop wurde als ein Storytelling Workshop mit einer Performance präsentiert. Die Performance war als Gruppenauftritt an zwei verschiedenen öffentlichen Veranstaltungen am Ende des Workshops geplant. Um den Teilnehmerinnen eine Vorstellung davon zu geben, was der Storytelling Workshop sein soll, kam eine Geschichtenerzählerin zum Sprachkurs und erzählte eine Geschichte. Die Tatsache, dass die Performance ein obligatorischer Bestandteil des Workshops war, schien zunächst ein bisschen beängstigend für einige der Teilnehmerinnen. Die Idee war, sich auf mündliche Überlieferungen aus dem Herkunftsland zu konzentrieren.
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Ziele: Obwohl der Workshop mit einer Gruppe stattfand, die Deutsch lernt, war es nicht das Ziel, Sprachkenntnisse durch diesen Workshop zu verbessern. Die Ziele waren weitläufiger:
• Soziale Integration - neue öffentliche Räume kennenlernen, aktive Teilnahme an einem Festival • Sozialer Zusammenhalt und Stärkung des Teamgeists innerhalb der Gruppe • Mehrsprachigkeit als Ressource erkennen • Untersuchung der kulturellen Dimension in der Sprache • Durch ästhetisches Handeln Zeit für die Vorbeschäftigung mit einem bestimmten Thema geben.
Detaillierte Beschreibung Vorbereitung: Der Workshop wurde gemeinsam von einer Sprachkursleiterin und einer externen Geschichtenerzählerin geleitet. Die Organisation, die hinter diesem Projekt stand, war sich der Tatsache bewusst, dass eine Zusammenarbeit dieser Art Vorbereitung auf beiden Seiten bedarf. Zur Vorbereitung erhielten beide eine zusätzlich bezahlte Vorbereitungszeit von 10 Stunden. Bevor der Workshop begann, besuchte die Erzählerin die Klasse zwei Mal. Mit dem ersten Besuch wollte sie sich einen ersten Eindruck der Sprachkenntnisse verschaffen, um den Workshop an den Bedürfnissen der Teilnehmenden anzupassen. Der zweite Besuch diente dazu, eine Geschichte als Einführung in das Storytelling zu erzählen und den Rahmen des Workshops zu präsentieren. Methode: Multilinguales Storytelling Den Sprachkenntnissen der Gruppe entsprechend beschloss die Erzählerin und die Kursleiterin den Storytelling Workshop mehrsprachig zu gestalten und den TeilnehmerInnen die Möglichkeit zu geben, auch in ihrer Muttersprache zu erzählen. Empowerment Frauen auch in ihrer eigenen Sprache erzählen zu lassen ermöglicht ihnen, sich von ihrer starken Seite zu zeigen. Die Qualität der Vielfalt an Sprachen Die Vielfalt von Sprachen in einer Performance zeigt auch die unterschiedlichen Qualitäten, die Sprachen haben, wie z.B. in der Melodie, im Klang, usw. Anwendung verschiedener Storytelling Techniken Bei jeder der vier Geschichten, die während der Aufführung erzählt wurde, wurden unterschiedliche Techniken angewendet. Dies lag einerseits an der unterschiedlichen Art der Geschichten, andererseits hatten die Frauen die Möglichkeit, die Darstellungsart zu wählen, die für sie am besten geeignet schien. Eine Geschichte wurde z.B. mit Hilfe von sehr einfachen Bildern erzählt, während eine andere Geschichte sehr expressiv erzählt wurde - fast gespielt, und wiederum eine andere Geschichte wurde gemeinsam mit dem Publikums erzählt ...
Wege in die Stadt – neue öffentliche Orte kennenlernen Da es ein Ziel des Kurses war, neue Orte kennenzulernen, begann der Kurs zunächst in der sicheren und nahen Umgebung des Kursraumes, wurde dann aber Kulturzentrum fortgeführt. Die Teilnehmerinnen wurden bei der Volkshochschule abgeholt und begleitet. Das Klassenzimmer war ohne Tische vorbereitet. Im Kulturzentrum wurden den Frauen weitere Aktivitäten der Einrichtung vorgestellt. Da viele der Frauen Kinder hatten, wurden vor allem Angebote mit Kinderbetreuung vorgestellt. Die beiden öffentlichen Aufführungen waren natürlich auch ein Teil der Strategie.
Art der Geschichten: Es wurden Geschichten ausgewählt, die in mehreren Sprachen gleichzeitig erzählt werden konnten. Die Erzählerin stellte eine Reihe von Geschichten vor und fragte auch nach den Geschichten der TeilnehmerInnen. Eine Teilnehmerin schlug vor, die Geschichte aus einem bekannten Kinderbuch “Die Raupe Nimmersatt” zu erzählen. Am Ende wurde diese Geschichte unter vier Geschichten für die Performance ausgewählt. Es muss aber auch erwähnt werden, dass die Geschichte angepasst wurde und zwei alternative Enden hatte - und dass die Speisefolge der Raupe viel länger und viel internationaler gestaltet wurde als in der Buchvorlage. Für multilinguales Storytelling sollten lieber Geschichten mit einfachen Inhalten auswählt werden. Also Kurzgeschichten mit nur wenigen Figuren und mit einer sich wiederholenden Struktur. Angewandte Techniken: Körperliches Warm Up – Körpersprache Singübung mit dem Lied „Bruder John“/“Frere Jacques“ in allen Sprachen. Jede/r sang ein „Solo“ in ihre/seiner Muttersprache in der Mitte des Kreises. Der Song wurde in den folgenden Tagen als Ritual eingesetzt. Physische und psychische Bewusstseinsübungen: „Folge mir“, „Sei mein Spiegel“ Ein traditioneller Tanz für eine bessere Körperwahrnehmung (das war ein Vorschlag einer Teilnehmerin) Arbeit an nonverbaler (interkultureller) Kommunikation: Jede/r macht einen Vorschlag, wie man mit einer Geste zeigen kann, dass jemand „verrückt“ ist oder jede/r macht ein Geräusch der Erleichterung oder ein Geräusch der Trauer. Diese Gesten und Klänge werden von den anderen Teilnehmerinnen wiederholt.
Erzählen/Schreiben Da das Lernen der deutschen Sprache diese Frauen zusammenbrachte, war es für die meisten sehr wichtig, keine Sprachfehler während der Aufführung zu machen. Viele von ihnen schrieben sich die wichtigsten Sätze auf, die sie auf Deutsch zu sagen hatten. Die Kursleiterin korrigierte diese Sätze und die Teilnehmerinnen lernten sie auswendig. Das war kein reines Storytelling, aber es war für diejenigen notwendig, die diese Sicherheit brauchten. Nicht alle Teilnehmerinnen fühlten sich unsicher und konnten ihren Text frei erzählen. Diejenigen, die in ihrer Muttersprache erzählten, lernten nichts auswendig. Beteiligung der GeschichtenerzählerInnen: Das Konzept des Workshops kam vor allem von der Geschichtenerzählerin. Die Kursleiterin hatte die Aufgabe, der Erzählerin eine Idee davon zu geben, welche Themen für die Gruppe geeignet wären. Der gesamte Workshop wurde von der Kursleiterin und der Geschichtenerzählerin als Team geleitet.
Die Geschichte mit Zeichnungen strukturieren: Was ist das erste Bild? Was war der Auslöser der Geschichte? Was ist das letzte Bild? Und last but not least: immer wieder ausprobieren Erzählen/Hören einer zweisprachigen Geschichte des Nasreddin Hoca über einen Topf der gebar und starb. Gefolgt von einer lebendigen (lustigen) Diskussion über die Moral von der Geschichte (brauchen Geschichten moralischen Sinngehalt) und über die Kultur, der Nasreddin Hoca angehört. Ähnliche Figuren wurden in anderen Kulturen gesucht. Arbeit mit zwei Geschichten mit vielen Wiederholungen. Eine von ihnen (vorgeschlagen von einer Teilnehmerin) war “Die Raupe Nimmersatt”, die von vielen als Kinderbuch bereits bekannt war. In dieser Geschichte frisst die Raupe eine Menge an Lebensmitteln. Die Teilnehmerinnen wurden gebeten weiteres Essen auf die Speisekarte zu setzen (in ihrer Muttersprache).
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Zeitrahmen: Ein viertägiger Storytelling Workshop von ca. 20 Stunden - das Ergebnis wurde auf zwei Festivals gezeigt.
Die Funktion von Storytelling im Projekt Da die Teilnehmerinnen ihre Geschichten in ihrer Muttersprache erzählen konnten, wurden sie sich der Macht der Geschichten bewusst. Sie hörten auch Geschichten in deutscher Sprache und erzählten diese auch nach. Die anschließende Performance erhöhte ihr Selbstbewusstsein.
Auswertung Das Feedback und die Beteiligung und Mitarbeit der Frauen am Workshop war sehr gut. Nach dem ersten Auftritt beim Festival entschieden sich die Organisatoren und die Frauengruppe für einen zweiten Auftritt an einer öffentlichen Veranstaltung in der Stadt. Es war eine gute Zusammenarbeit zwischen der Kursleiterin, die die Fähigkeiten und Bedürfnisse gut kannte und der Künstlerin, die einen neuen Ansatz sowie Input mitgebracht hatte. Alle Teilnehmerinnen beschlossen, sich am Projekt zu beteiligen. Nachdem sie die Erzählerin persönlich kennengelernt hatten, waren sie besonders motiviert. Das waren ganz ideale Bedingungen, die nicht immer leicht in andere pädagogische Einrichtungen zu übertragen sind. Einfluss auf die Lernenden: Der größte Einfluss war die Steigerung des Selbstbewusstseins der TeilnehmerInnen. Stärken: Dank diesem Projekt steigerten die Teilnehmerinnen Ihr Selbstbewusstsein. Schwächen: Wir haben keine Informationen über die Schwächen dieses Projekts.
Kontaktinfos zum Good Practice Projekt Organisation: Kooperation zwischen VHS Gröpelingen (locale Abteilung einer Volkshochschule) und “Kultur vor Ort e.V.” (kulturelles Zentrum - siehe Link unten) Web: Über die Organisatoren: http://www.kultur-vor-ort.com/sixcms/detail.php? template=kvo_index_d&buttonon=319&button_eins_sub= 324&artikel=6328&menue=on Über die Geschichteerzählerin: Julia Klein http://geschichtenhaendlerin.de/
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Das Internationale Projekt Irland Hintergrund Zielgruppe: Die lokale Gemeinschaft von Galway und die internationale Gemeinschaft, die in den Flüchtlingshotels (Hilfszentren) rund um Galway untergebracht sind, und isoliert nebeneinander leben. Kontext: Das Ziel dieses Projektes war es, eine Brücke zu bauen zwischen der lokalen Gemeinde von Galway und der isolierten internationalen Gemeinschaft, die in den Flüchtlingshotels (Hilfszentren) um Galway leben. Diese Brücke sollte eine normale Kommunikation zwischen beiden Seiten herstellen, basierend auf gemeinsam erlebten Erfahrungen. Dies, so die Annahme, würde die Schubladisierungen, Vorurteile und Zurückhaltung, die aus Angst vor dem Unbekannten entstehen, minimieren. Ziele: Das Ziel des Internationalen Projekts war es, das Geschichtenerzählen als Methode zu nutzen, um die internationale Gemeinschaft mit der lokalen einheimischen Gemeinschaft von Galway in einer entspannten, unbedrohlichen und freundschaftlichen Weise miteinander zu verbinden und damit die soziale Integration zu fördern. Das Projekt wurde in Galway, Irland verwirklicht.
Detaillierte Beschreibung Aktivitäten: Anfänglich wurden sowohl Übungen durchgeführt, die das Eis zwischen den TeilnehmerInnen schmelzen lassen sollten, als auch Memory-Spiele. Diese Kennenlernspiele wurden in den ersten 3 Wochen des Programms angewandt, bis sie nicht mehr notwendig waren, da sich die Gruppe bereits untereinander wohlfühlte. Begleitend von Gesprächen und Geschichten führte der Moderator in der dritten Woche auch das Singen als Methode ein. Durch das Singen konnten die letzten Barrieren zwischen den Gruppenmitgliedern beseitigt werden. Nach dem gemeinsamen Singen wurde die Gruppe eingeladen, Paare zu bilden und Geschichten auszutauschen. Geschichten wurden sowohl von einzelnen TeilnehmerInnen mit der ganzen Gruppe ausgetauscht, als auch vom Moderator erzählt. Die formalen Diskussionen im Workshop wurden so einfach gestaltet, dass die TeilnehmerInnen gut über die Rollen und Techniken des Erzählens lernen konnten. Diese Techniken wurden dann mit der gesamten Gruppe praktiziert. Der Schlüssel zum Vorankommen der Gruppe war größ-
tenteils die informellen Gespräche und Diskussionen, die täglich während den Pausen zwischen Gruppenmitgliedern stattfanden. Methode: Die Gruppe traf sich 6 Wochen lang jeden Montagmorgen. In dieser Zeit ist eine eigene Gruppendynamik und ein Gefühl des Gruppenzusammenhalts entstanden. Die TeilnehmerInnen diskutierten Storytelling und seine Rolle in verschiedenen Kulturen und begannen, sich einander zu öffnen und Geschichten zu erzählen. Die Gruppe arbeitete daran traditionelle Geschichten aus jedem Land zu präsentieren. Auch wurden Lieder eingeübt, die in die Geschichten integriert werden sollten. Die sechs Wochen des Workshops sollten in einen professionellen Auftritt in einem lokalen Theater münden. Die Aufführung bedeutete, dass die TeilnehmerInnen den Prozess ernst nehmen mussten. Letztlich wäre die öffentliche Aufführung das Medium, durch das eine Brücke zur lokalen Bevölkerung wirklich gebaut werden konnte. Während des Programms wurde Storytelling sowohl als das Endergebnis des Workshops, aber auch als Medium eingesetzt, um die Gruppe zum Reden zu bewegen und untereinander Erfahrungen und Meinungen auszutauschen. Zur gleichen Zeit lernten sie auch, wie man Geschichten erzählt, nämlich durch den Einsatz unterschiedlicher Mittel, wie der Stimme, Tonhöhe, Klangfarbe und Rhythmus. Die neuen Fertigkeiten, die sie erlernten, erhöhte ihr Selbstvertrauen beim Erzählen. Nach der vierten Woche waren die TeilnehmerInnen sehr stolz darauf, ihre eigenen Geschichten zu präsentieren. Involvierte PartnerInnen: Die Mitglieder der Gruppe waren alle aus afrikanischen Ländern, 6 aus Nigeria, 2 aus Somalia und einer aus dem Tschad. Die Gruppe bestand aus 4 Frauen und 5 Männern. Das Alter lag zwischen 19 und 34 Jahren. Drei der TeilnehmerInnen hatten ihre Familien auch hier in Irland, der Rest war alleinstehend. Fragen im Zusammenhang mit der Geschichte: Dieses Programm wurde abgehalten, um das Vertrauen der Gruppenmitglieder zu stärken, um sich mit anderen zu treffen und Geschichten und Erfahrungen miteinander auszutauschen. Dieses Programm zielte darauf ab, die soziale Integration zu fördern und die Gruppenmitglieder innerhalb ihrer eigenen Gemeinschaft mehr zu verbinden und weiter in die Gemeinde zu integrieren. Die Aufführung und der Workshop sollte dazu beitragen, sowohl das Selbstbewusstsein aller Gruppenmitglieder aufzubauen, als auch die Schüchternheit beim Networking mit anderen zu verringern. Als Übung zum Aufbau von Kapazitäten war dieser Storytelling Workshop in der Realisierung seiner Ziele sehr effektiv. Beteiligung der GeschichtenerzählerInnen: Die Moderatorin Claire Muireann Murphy war Geschichtenerzählerin von Beruf und nutzte ihre Erfahrungen, um die Gruppenteilneh-
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merInnen dazu zu bewegen, ihre eigenen Geschichten zu erzählen und die notwendigen Fähigkeiten zu erlernen. Sie wollte mit keinen externen ErzählerInnen während des Programms zusammenarbeiten, weil das ihrer Meinung nach die Gruppendynamik bedrohen könnte und das Vorankommen der Gruppe hindern würde.
stützte die Ausbildungsziele, so war das Hauptziel des Programms die Kommunikation der TeilnehmerInnen anzuregen, um dann schließlich in der Lage zu sein, sich in die breitere Galwegische Gemeinschaft zu integrieren.
Art der Geschichte: Die Geschichten variierten von traditionellen Geschichten und Folklore zu persönlichen Geschichten in ihren Heimatländern und Kindheitsgeschichten. In einigen Fällen wurden Debatten in der Gruppe durch gewisse Geschichten ausgelöst. Diese Diskussionen erleichterten es vielen TeilnehmerInnen, von ähnlichen Themen aus ihrer Heimatregion zu erzählen. Zum Beispiel diskutierte die Gruppe in der ersten Woche ihre nationalen Speisen, in der 2. Woche diskutierten sie die Bedeutung ihrer Namen. Diese Praxis wurde so lange fortgesetzt und durch Diskussionen über Tonhöhe, Klangfarbe, Rhythmus und Lautstärke ergänzt, bis die Gruppe die notwendigen Fähigkeiten erlangte, um ihre Geschichte vor der Gemeinschaft aufzuführen.
Auswertung
Zeitrahmen: Das Projekt dauerte 6 Wochen lang und endete mit einer 2-stündigen Aufführung in einem lokalen Theater.
Die Funktion von Storytelling im Projekt Wie Geschichten dazu beitragen die Ausbildungsziele zu erreichen: Die Storytelling Techniken waren während der gesamten 6 Wochen im Programm integriert. Neben dem Unterhaltungsfaktor des Storytellings für die Gruppe, war das Storytelling ein wichtiges Medium, um die Menschen dazu anzuregen ihre Geschichten mitzuteilen und ihr Vertrauen durch Erzähltechniken zu stärken, und um nach dem 6 wöchigen Programm einen Auftritt vorbereiten zu können. In diesem Beispiel wurde das Erzählen dazu genutzt, um zunächst kulturelle Grenzen zwischen den Gruppenmitgliedern untereinander und dann zwischen der internationalen Gruppen und der lokalen Galwegischen Gemeinde zu beseitigen.
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Wie das Storytelling das Lernen erleichtert, so dass es nicht nur reiner Spaß für die TeilnehmerInnen ist: Das Storytelling forderte die Gruppe ihre sozialen Normen zu überwinden und Freundschaften und Netzwerke zu entwickeln. Die sozialen Normen Nigerias, Tschads und Somalias hätten es nicht zugelassen, dass die TeilnehmerInnen Verbindungen zu den anderen Mitgliedern aus der internationalen Gemeinschaft knüpfen. Die jüngeren Mitglieder haben nicht das Recht eine ältere Person aus ihrer Gesellschaft anzusprechen, und die Männer leben getrennt in einem nur für Männer bereitgestellten Gebiet. So war die Isolierung weit tiefer als nur die Ausgrenzung im Gastland. Der Einsatz von Storytelling
Einfluss auf die Lernenden: Die Performance der GeschichtenerzählerInnen wurde medial in den beiden lokalen Zeitungen vor der Show, sowie ein Follow-up-Artikel in einer Lokalzeitung nach der Messe abgedeckt. Es gab viel Gerede im Publikum darüber, die Show vor einem größeren Publikum aufzuführen. Die größten Auswirkungen gab es jedoch im Leben der ErzählerInnen selbst. Im Laufe von 7 Wochen (6 Wochen-Programm und die Performance) gab es große Veränderung bei den TeilnemerInnen, erinnert sich die Moderatorin. Sie erzählte davon, dass die TeilnehmerInnen begannen mehr zu lachen, zu interagieren, in ihrem Vertrauen und in ihrem Selbst-Ausdruck zu wachsen, sich bemühten neue Wörter zu finden. Ihre eigene Reaktion auf die Show war eine wahre Überraschung, sie waren auf die Wirkung, die die Show auf sie und auf das Publikum hatte, unvorbereitet. Es machte sie auf eine Weise zu einer Einheit, die nicht vollständig mit Worten beschrieben werden kann. Sie sahen die Macht der Geschichten, die sie erzählt hatten, dass sie Teil von etwas Größerem sind als sie selbst - einer größeren Gemeinschaft. Dies ermöglichte ihnen mehr Frieden in ihrem Lebensalltag, der vom Warten auf einen “Status” bestimmt ist. Stärken: Die Hauptstärken des Programms liegen in der ganzheitlichen Art und Weise der Betreuung der TeilnehmerInnen und im Erfolg der Performance und schließlich in der Aufnahme in die lokale Galwegische Gemeinde. • Die TeilnehmerInnen wurden nie mitleidig oder besonders behandelt, sondern wie ganz normale TeilnehmerInnen eines Kunstprojekts. Sie wurden nie nach ihrer Geschichte gefragt, nach ihrem Grund für ihr Kommen nach Galway, oder nach den Schwierigkeiten mit denen sie konfrontiert sind. Dies sind Fragen, die sie jeden Tag gestellt bekamen, Fragen, die sie ständig an ihr Dilemma erinnerten, als Menschen die auf einen positiven Ausgang ihres Aufenthaltsrechts warten. Das Ziel des Projekts war es, sie zu bestärken mehr in ihnen zu sehen als nur ihren „Flüchtlingsstatus“. Anspruchsvolle Spitzenleistungen während der öffentlichen Aufführung hat dazu beigetragen, dass sie sich gut fühlen und das positive künstlerische Umfeld erlaubte es ihnen sich kreativ auszudrücken. • Die Leistung am Ende des Workshops war entscheidend, um die Kraft dieses Projekts allen TeilnehmerInnen fühlen zu lassen. Sie erhielten Anerkennung von der Gemeinde für ihre harte Arbeit.
Am wichtigsten ist die Tatsache, dass die Gemeindemitglieder alle Beteiligten als GeschichtenerzählerInnen, SängerInnen und SprecherInnen wahrgenommen hatten, und sie nicht als Leute mit einem unbekannten Gesicht, einem ungewohnten Hintergrund, und mit dem Etikett “Flüchtling” oder “Asylsuchende” wahrgenommen wurden. Aus dieser Hinsicht war der Erfolg des Projekts und die Reaktion der Gemeinde die Performances nochmals sehen zu wollen, überwältigend.
Kontaktinfos zum Good Practice Projekt Clare Muireann Murphy eMail adresse: clare@claremurphy.org Website: www.claremurphy.org
Schwächen: Die größte Schwäche des Programms war schon vor dem Programmbeginn klar: Die Rekrutierung der Mitglieder aus der internationalen Gemeinschaft an diesem Projekt teilzunehmen. Da diese Schwierigkeit vom Vermittler nicht vorhersehbar war, kann es als Schwäche gesehen werden, da es nicht realisiert werden konnte den Kurs mit 15 TeilnehmerInnen zu gestallten und stattdessen die Gruppe nur aus 9 TeilnehmerInnen bestand. Die Schwierigkeit der ersten Kontaktaufnahme mit der internationalen Gemeinschaft bestand primär aufgrund dessen, da sie schon untereinander, wie auch seitens der lokalen Gemeinde, isoliert und getrennt lebten. Aufgrund der schwierigen Verbleibsitutation leiden sie häufig unter Lethargie, Depression und an mangelndem Interesse an Projekten. Das Ergebnis waren viele Fehlstarts beim Projekt, da viele daran nicht teilnehmen wollten.
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ARTikulieren - Norwegen Hintergrund Zielgruppe: Die Teilnehmerinnen waren weibliche Gefangene aus dem Bredtveit Frauengefängnis. Ihre Sprache ist oft sehr hart und ihre mangelnde Kommunikationsfähigkeit ist teilweise ein Mitgrund, warum sie im Gefängnis gelandet sind. Kontext: ARTikulere (Artikulation) ist ein Kunstprojekt, das von VOX (Norwegische Agentur für lebenslanges Lernen) in einem Gefängnis für Frauen aus Bredtveit, initiiert und verwaltet wurde. VOX ist für das Lernen in Gefängnissen verantwortlich. Die sozialen Bedingungen für weibliche Gefangene in Norwegen sind viel schlimmer als für männliche Gefangene. Die Aktivitäten die sie angeboten bekommen, sind weniger und von geringerer Qualität als die, die Männer erhalten. Sie haben weniger Möglichkeiten zu arbeiten, und weniger Zugang zu Bildung. Ziele: • Sprachentwicklung • Förderung der Integration durch die Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit
Detaillierte Beschreibung Aktivitäten: Der/Die ErzählerIn führt zunächst in den Zweck des Workshops ein, dessen Ziel eine digitale Präsentation einer eigenen Geschichte vor einem Publikum war. Es ist sehr wichtig, dass die TeilnehmerInnen die Kontexte kennen, um in der Lage zu sein nach eigenen Geschichten zu suchen. Es ist auch wichtig, dass die ErzählerIn den TeilnehmerInnen mitteilt, dass sie nach guten Geschichten suchen sollen. Wenn sie sagen, ihr Leben sei schrecklich, bedeutet das nicht, dass sie keine guten Geschichte haben. Die Zuhörenden arbeiten mit den ErzählerInnen an der Geschichte, sie da hinzubringen, ist ihre Aufgabe und dies bringt gute Geschichten hervor.
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Die ErzählerInnen führten die Teilnehmerinnen in ein paar Spiele und Übungen ein, darunter auch ein Memory-Spiel, das die Teilnehmerinnen sehr stolz auf sich selbst wirken ließ. Es wurden ihnen einige Geschichten erzählt, um sie für das Setting aufzuwärmen. Die TeilnehmerInnen wurden gebeten, Geschichten über schöne Erlebnisse aus ihrem Leben zu erzählen. Sie alle teilten mit, dass sie keine hätten. Dann ließ sie die ErzählerIn eine Karte ziehen, die auf unterschiedli-
che Bereiche ihres Lebens weist und dann kamen auch die Geschichten mit guten Erfahrungen. Eine nach der anderen präsentierte ihre Karte und ihre Geschichte, und die anderen Teilnehmerinnen trafen die Auswahl über welche Geschichten sie mehr hören wollten. Diese Arbeit ließ die Teilnehmerinnen neue Aspekte ihres Hintergrunds erkennen und motivierte sie ihre Geschichten in der Gruppe zu erzählen und über Vergangenes zu diskutieren. Ihre Geschichte erzählen zu können, eröffnete ihnen die Möglichkeit verschiedene Perspektiven einzunehmen und positive Erlebnisse zu erkennen. Die eigene Geschichte erzählen zu können setzt voraus, dass man sich richtig ausdrücken kann. Wenn sie über Dinge spechen, die sinnvoll sind, sind sie auch bemüht richtig zu sprechen, da Sie nicht missverstanden werden möchten. Methode: Ein Motor für einen gut funktionierenden Workshop ist auch der in diesem Fall positive Leistungsdruck dem sich die Teilnehmerinnen durch den Auftritt in der Gruppe selbst aussetzen. Menschen sind meist bereit, sich ein wenig mehr zu trauen, wenn sie Etwas aufführen sollen. Diese Erfahrung „größer“ zu sein als man zuvor dachte, ist wiederum Asporn für die die Leistung. Es ist notwendig eine Menge Zeit mit den TeilnehmerInnen zu verbringen, damit sie nachvollziehen können, was von ihnen gefordert wird. Da das Ziel dieses Workshops war, die TeilnehmerInnen dazu zu ermutigen, ihre eigenen Geschichten mit den anderen zu teilen, war es wichtig ein Klima des Vertrauens zu schaffen, aber auch die Rolle der Erzählerin zu verstehen. Die Performance am Ende des Projekts ist ein wichtiger Teil der Methodik. Der Workshop begann mit ein paar Aktivitäten, die das Vertrauen der TeilnehmerInnen stärken sollten. Weiter erzählte die Erzählerin ein paar Geschichten, bevor die Aufforderung an die TeilnehmerInnen kam, ihre eigenen Geschichten zu erzählen. Sie sollten die Umgebung ihrer Kindheit zeichnen, um sich besser an Geschichten aus dieser Zeit zu erinnern. Die Erzählerin wandte Methoden aus der narrativen Therapie an, diese hätten jedoch nicht zum Erfolg geführt, wenn in diesem Kontext gesagt worden wäre, dass man damit die Teilnehmerinnen „therapieren“ wollte. Die Erzählerin teilte den Teilnehmerinnen mit, dass sie auf der Suche nach ihrer Geschichte ist, und eine interessante Geschichte gute und schlechte Seiten hat. Die TeilnehmerInnen verstanden das intuitiv. Entscheidend ist, dass der/die beteiligte ErzählerIn ein/e professionelle/r GeschichtenerzählerIn ist, und eine/r der/die weiß, was eine gute Geschichte ausmacht und auch alle Techniken zu nutzen weiß, um nach den Geschichten suchen zu können. Dieser Zugang konnte durch eine Geschichte veranschaulicht werden, wie die Geschichte von einem kleinen 3-jährigen Mädchen, das jeden Morgen von selbst aufwachen musste, sich selbst Frühstück machte und ihre Tasche packte
und alleine in den Kindergarten ging. Das ist nicht nur traurig und tragisch - es ist auch zugleich eine Geschichte über Mut und Klugheit. Bei dieser Technik geht es um das Ausfindigmachen guter Bilder, um vielleicht neue oder verborgene Aspekte einer Geschichte zu finden, die auch andere Perspektiven enthüllen, und aufzeigen wie eine Geschichte leichter zu tragen ist. Involvierte Partner: Die Kombination von zwei künstlerischen Ausdrucksweisen in digitalem Storytelling im Rahmen dieses Projekts erwies sich ale sehr erfolgreich. Der Druck auf die TeilnehmerInnen wäre viel zu groß gewesen, wenn sie live auftreten hätten müssen. Es war mehr als genug, mit Bildern kombinierte digitale Geschichten zu entwickeln. Für viele der Teilnehmerinnen wären emotional überfordert gewesen, ihre Geschichten live zu präsentieren. An diesem Projekt nahmen eine professionelle Geschichtenerzählerin, eine Künstlerin und LehrerInnen, die mit den Gefangenen täglich zusammenarbeiteten, teil. Das Projekt wurde von VOX, der Stadt Oslo und der Akershus University College of Applied Sciences initiiert und unterstützte die Erzählerin. Involviertheit der Storyteller: Dieser Workshop wurde von einer Geschichtenerzählerin mit viel Erfahrung im Storytelling, sowie in der darstellenden Kunst und in der Erwachsenenbildung, geführt. Sie hatte auch Erfahrung mit narrativer Therapie. Art der Geschichten: Biographische Geschichten, ohne traditionelle Geschichten oder Mythen. Die TeilnehmerInnen wurden aufgefordert, ihre persönlichen Geschichten zu teilen und über gute und wie auch schlechte Dinge zu erzählen. Angewandte Technik: siehe Methodik Zeitrahmen: Der Storytelling Workshop im Gefängnis fand über 5 Tage statt. Das ganze Projekt dauerte länger.
Die Funktion von Storytelling im Projekt Wie die Geschichte dazu beiträgt die Förderbedarfsziele zu erreichen: In diesem Workshop wurde das Geschichtenerzählen als Werkzeug genutzt, um Kommunikationsfähigkeit der TeilnehmerInnen zu stärken. Gleichzeitig gab es den TeilnehmerInnen die Möglichkeit, ihre Geschichten auf neue Weise zu betrachten. Dies könnte langfristig zu Veränderungen führen und in der Re-Integration in die Gesellschaft münden.
Wie das Geschichtenerzählen das Lernen erleichtert über die reine Unterhaltung hinaus: Durch die detaillierte Beschreibung der Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln, entwickeln die TeilnehmerInnen bessere Kommunikationfähigkeiten und Sprachkenntnisse. Das Geschichtenerzählen hatte zugleich bei einigen auch therapeutische Wirkung.
Auswertung Einfluss auf die Teilnehmerinnen: Die Erzählerin war zunächst skeptisch hinsichtlich nachhaltiger Wirkungen auf die TeilnehmerInnen nach dem Workshop. Was sie jedoch gemeinsam erreichten war sehr gut. Und nach dem Austausch der Geschichten während des fünftägigen Workshops, gab es viele positive Auswirkungen auf die TeilnehmerInnen. Es war interessant zu beobachten, wie sich die Sprache der TeilnehmerInnen mit der Zeit durch das Erzählen von Geschichten, die für sie von Bedeutung waren, änderte. Stärken: Was macht das Storytelling zu einem angemessenen Werkzeug für das Lernen? Im Moment, in dem es sich wichtig anfühlt eine Geschichte richtig zu erzählen, verändert sich die Sprache. Man sorgt dafür, dass die ZuhörerInnen verstehen, was man ihnen versucht zu sagen. Schwächen: Es wäre interessant gewesen mit den TeilnehmerInnen über einen längeren Zeitraum zu arbeiten.
Weiterführende Literatur und Informationen King N. Memory, Narrative, Identity Bakhtin M. The Dialogic Imagination
Kontaktinfos zum Good Practice Projekt Name: Sara Birgitte Øfsti Nesje e-mail: post@sarabirgitte.no
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Muttersprachen-Tag in Stadtteil Stovner - Norwegen Hintergrund Zielgruppe: BürgerInnen aus dem Stovner Viertel und MitarbeiterInnen der Kindergärten aus diesem Bezirk, Frauen mit sehr unterschiedlichen Hintergründen. Kontext: Die Informationen über dieses Projekt stammen aus einem Interview mit einem der Geschichtenerzähler aus dem Projekt. Stovner Bezirk ist ein Teil von Oslo mit einem hohen Anteil an BürgerInnen mit verschiedenen multikulturellen Hintergründen. Die Beherrschung der eigenen Muttersprache, um andere Sprachen zu erlernen, ist eine der wichtigsten Ideen, die hinter diesem Projekt stecken. Es ist auch die Idee, das Selbstwertgefühl der MitarbeiterInnen in den Kindergärten zu stärken, indem sie am Muttersprachen-Tag eine Geschichte/Performance auf der Bühne in ihrer Sprache aufführen. Die Performance ist zweisprachig, und durch professionelle GeschichtenerzählerInnen und Kindergarten MitarbeiterInnen geleitet. Letztere holen Geschichten aus ihrer eigenen Kultur, und erzählen diese in ihrer eigenen Sprache. Dies ist daher auch eine Chance für die Menschen in Stovner in ihrer eigenen Sprache Geschichten zu hören. Das erste Mal als der Muttersprachen Tag in Stovner angeordnet wurde, kamen 1000 ZuschauerInnen. Eine Idee hinter dem Projekt ist, die BewohnerInnen des Viertels zu aktiven BürgerInnen zu machen und sie an der Gesellschaft teilhaben und etwas beitragen zu lassen. ZuwandererInnen aus anderen Ländern vergessen schnell Geschichten aus ihrer Kultur und der Muttersprachen-Tag ist daher auch sehr wichtig als Erinnerungsstütze. Dieser Tag bietet die Möglichkeit die Kulturen der EinwandererInnen Norwegens zu präsentieren und vor allem Ressourcen, die die EinwandererInnen mitbringen, in den Vordergrund zu rücken.
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Ziele: • Förderung der Integration und des Sprachenlernens durch die Verbesserung der Sprachkenntnisse und erhöhtes Selbstwertgefühl der BürgerInnen durch das Geschichtenerzählen in der Muttersprache und die Feier am Muttersprachen Tag. • Organisation von Storytelling-Workshops mit den MitarbeiterInnen des Kindergartens und der zweisprachigen Aufführungen am Tag der Muttersprache. • Die Zielgruppen sind also nicht nur die TeilnehmerInnen des Workshops, sondern auch alle ZuschauerInnen die kommen, um die Perfomance am Tag der Muttersprachen zu sehen. Viele kommen, um Geschichten in ihrer Muttersprache zu hören.
Detaillierte Beschreibung: Aktivitäten: Die GeschichtenerzählerInnen begannen mit persönlichen Geschichten Vertrauen zu schaffen: sie machten Aufwärmübungen mit den Beteiligten. Dann mussten die TeilnehmerInnen etwas aus ihrer Kindheit und von ihrem ersten Besuch in Norwegen erzählen. Diese Aufforderung war für alle klar und verständlich. Methode: • Storytelling-Workshop mit dem Ziel einer Performance am Tag der Muttersprachen • Die TeilnehmerInnen machen eine zweisprachige Performance mit einem/einer professionellen GeschichtenerzählerIn • Die TeilnehmerInnen erzählen in ihrer Muttersprache • Die TeilnehmerInnen erzählen selbstständig Geschichten, vor allem Märchen Partners involved: Fortellerhuset (The Storytelling House), Stovner District Fragen im Zusammenhang mit den Geschichten: Zu Beginn des Storytelling Workshops wurden persönliche Geschichten angewendet, um die TeilnehmerInnen offener für das Gespräch zu machen. Man sollte sensibel vorgehen beim Umgang mit persönlichen Geschichten und einen sicheren Rahmen für die TeilnehmerInnen schaffen. Geschichten und Erzählungen aus der Kindheit können Gruppenidentifitkation stärken. Jede/r ist berührt und man kann sich leichter miteinander identifizieren. Involviertheit der Storyteller: Es ist von großer Bedeutung, dass die GeschichtenerzählerInnen die den Workshop leiten, Profis sind. Profis wissen was funktioniert und was nicht. Die beteiligten GeschichtenerzählerInnen tragen zur
Entwicklung der Performance bei. Beim zweisprachigen Geschichtenerzählen ist es sehr wichtig, alles in eine gemeinsame Richtung zu lenken, da zwei Personen auf der Bühne eine Menge Eindrücke und Andeutungen machen. Die Regie besteht in der Reduzierung von Bewegung, Informationen (was wird ohnehin verstanden ohne detaillierter Beschreibung) und in einer gelungenen Darbietung. Die ZuschauerInnen (manchmal bis zu 200) waren sehr beeindruckt. Eine der TeilnehmerInnen des Workshops hatte ihre Familie zur Aufführung eingeladen. Die Familie hat anschließend ihre positiven Eindrücke kundgetan. Um den TeilnehmerInnen ein Erfolgsgefühl zu geben, ist es notwendig gute Erfahrungen in der Darbietung zu machen. In diesem Zusammenhang können professionelle GeschichtenerzählerInnen einiges beitragen. Art der Geschichte: Die Geschichten, die erzählt werden, sind hauptsächlich Märchen. Laut den GeschichtenerzählerInnen, funktionieren Märchen sehr gut in diesem Projekt. Sie sind für die mündliche Erzählung gemacht. Was macht Märchen so gut? Weil sie von gewöhnlichen Menschen erzählt werden, die nicht dafür bezahlt werden und weil sie eine Nachricht oder ein kulturelles Bild kommunizieren. Sie kommen „aus dem Volk“. Märchen bestehen aus mehreren Elementen, die beim Lernen und Lehren sehr gut funktionieren. Wiederholung zum Beispiel. Es liegt Vertrauen und Geborgenheit in der Wiederholung. Die ErzählerInnen behaupten, dass man ein Wort mindestens 7 Mal hören muss, bevor man es lernen kann. Es gibt auch kreative Möglichkeiten in der Wiederholung, die Gelegenheit bieten etwas anderes in einem sehr vertrauten Rahmen zu machen. Angewandte Technik: • Zu Beginn des Workshops werden persönliche Geschichten dafür genutzt damit sich die TeilnehmerInnen kennenlernen, sich öffnen und miteinander sprechen können. Es werden persönliche Geschichten zu den eigenen Namen erzählt oder wie sie nach Norwegen gekommen sind und so weiter. • Die Arbeit mit der Wiederholung ist eine wichtige Technik im Workshop. Die Wiederholung kann ein wichtiges Element für die kreative Arbeit sein. • Techniken, die im Workshop angewendet werden, sind unterschiedlich, alle jedoch von der Tatsache abhängig, dass die TeilnehmerInnen des Workshops nicht die gleichen Sprachen sprechen. Es ist daher notwendig sich auf andere Arten der Kommunikation wie Körpersprache und Geräusche zu konzentrieren. In zweisprachigen Erzählungen wird die Sprache an sich weniger wichtig. Zeitrahmen: Der Workshop findet ungefähr einmal in der Woche für mehrere Wochen statt und schließt mit einer Aufführung ab.
Die Funktion von Storytelling im Projekt Wie Geschichten dazu beitragen die Ziele zu erreichen: Die Weiterentwicklung in der eigenen Muttersprache fördert die Fähigkeit andere Sprachen zu lernen. Bei der Erarbeitung einer Performance durch Storytelling wird sehr bewusst mit Sprache und Ausdruck gearbeitet. GeschichtenerzählerInnen sind der Meinung, dass die freie Wahl der TeilnehmerInnen eine beliebige Geschichte auswählen zu können, ihr Selbstwertgefühl fördert. Die TeilnehmerInnen wählen Geschichten aus ihrem eigenen kulturellen Hintergrund und geben diese Ressourcen an die Gesellschaft weiter. Diesen Beitrag zu leisten fördert das Selbstwertgefühl. Wie das Geschichtenerzählen das Lernen erleichtert über die reine Unterhaltung hinaus: Storytelling ist ein für das Lernen sehr angemessenes Werkzeug, vor allem den interkulturellen Austausch betreffend. Aber es ist sicherlich auch ein Werkzeug für den Unterricht über Moral, Ethik und darüber aufzuklären worin Gefahr liegt und worin nicht. Märchen aus verschiedenen Kulturen zeigen oft Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den Kulturen auf. Märchen haben oft eine Nachricht, zum Beispiel, dass man Teil der Gesellschaft ist und anderen helfen sollte, dass man nicht gierig sein sollte. Sehr oft bilden soziale Werte den Kern der Märchen. Den ErzählerInnen nach haben Menschen aus Kulturen außerhalb der westlichen Länder, oft diese Art von sozialen Werten verinnerlicht; wie z.B. man sollte jemand mit Erfahrungen zuhören, man sollte ältere Menschen achten usw.
Auswertung Einfluss auf die Lernenden: Die befragte Erzählerin berichtet, dass das Projekt einen wichtigen Einfluss auf die Weiterentwicklung der eigenen Muttersprache in Stovner Bezirk gehabt hat. Stärken: Das Erzählen in der Muttersprache, die Zusammenarbeit mit professionellen GeschichtenerzählerInnen, die Performance vor einem realen Publikum, die Zielgruppe des Projekts ist sehr groß, nicht nur die TeilnehmerInnen des Workshops, sondern eine ganze Gemeinde. Schwächen: Es wurden keine Probleme im Interview mit der Geschichtenerzählerin erwähnt.
Kontaktinfos zum Good Practice Projekt Name: Georgiana Keable, Storyteller Norway
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Das Dilemma des verlorenen Sohnes Spanien Hintergrund Zielgruppe: Die TeilnehmerInnen waren MigrantInnen aus 18 verschiedenen Ländern (vor allem aus Asien, aus Südamerika) und ein paar aus der lokalen spanischen Bevölkerung. Bedürfnisse – Kontext: Diese Tätigkeit fand in Barcelona, Spanien statt und war Teil eines größeren Programms in Zusammenarbeit mit der Organisation Casa Asia. Ziele: • Förderung des interkulturellen Austauschs zwischen Migranten und der spanischen Bevölkerung • Unterstützung für Migranten bei den die Schwierigkeiten des Integrationsprozesses.
Detaillierte Beschreibung Aktivitäten: Diese Aktivität besteht aus einer interaktiven Erzählung einer Version der Geschichte vom verlorenen Sohn.
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Methode: Die Geschichte wird wie folgt erzählt: Ein Mann lebt auf dem Land auf einem Bauernhof mit seinem Sohn und seiner Tochter. [PAUSE: An dieser Stelle werden die TeilnehmerInnen gebeten, aufzuzeichnen, wie sie sich die Farm vorstellen] Als der Sohn älter wird, beginnt er sich vom Landleben gelangweit zu fühlen und will in die Stadt ziehen. [PAUSE: Die TeilnehmerInnen werden eingeladen, sich vorzustellen und zu diskutieren, welche Aspekte des Stadtlebens für den Sohn attraktiv sein könnten ...] Im Laufe der Geschichte, dienen die interaktiven Pausen in den entscheidenden Momenten der Geschichte als Mittel zur Erleichterung der Diskussion über eine Reihe von Migrationsfragen; z.B. Beweggründe für das Verlassen der eigenen Heimat; was in der Migrationserfahrung verloren und gewonnen werden kann, interne Konflikte in Bezug auf familiäre Verpflichtungen und persönliche Ziele in der Migration usw. Jede Pause führt in eine andere Aktivität. Am Ende der Geschichte, als der Sohn mittellos nach dem Tod seines Vaters auf den Bauernhof seiner Familie zurückkehrt, spielen die TeilnehmerInnen abwechselnd die Rollen des Sohnes und seiner
Schwester zu zweit und diskutieren dann in der Gruppe, ob die Schwester ihren Bruder auf dem Bauernhof aufnehmen soll oder nicht. Involvierte PartnerInnen: Dieses Projekt wurde vom La Xixa Theater, einer Non-Profit-Organisation, die soziale Transformationen erforschten, entwickelt und als Theater- und Lehrmittel gezielt eingesetzt. Aufgaben die Geschichte betreffend: Die aktive Teilnahme ist entscheidend für den Erfolg dieser Übung. Um die Beteiligung zu fördern, hatten die Workshop-TeilnehmerInnen oft diskutiert oder Szenen aus der Geschichte nachgespielt, um dann anschließend in Paaren oder kleinen Gruppen wieder gemeinsam zu diskutieren. Involviertheit des Storytellers: Dieser Workshop wurde von zwei professionellen Schauspielern geleitet. GeschichtenerzählerInnen waren daran nicht beteiligt. Art der Geschichte: Die Geschichte ist eine Version der Bibelgeschichte „Der verlorene Sohn“, ein Gleichnis aus der Bibel, welches auch oft in der Literatur und Populärkultur gefunden werden kann. Angewandte Technik: Zu dieser Aktivität gehört die Anwendung einer Vielzahl von Techniken: die Diskussion entfachen, Zeichnen, Rollenspiele und Diskussionen. Zeitrahmen: Die Aktivität dauert etwa zwei Stunden und kann an einem Tag oder in zwei einstündigen Sitzungen an zwei Tagen durchgeführt werden.
Die Funktion von Storytelling im Projekt Wie das Storytelling dazu beiträgt die Ziele zu erreichen: Das Hauptziel des Kurses war es Geschichten zu verwenden, die Erfahrungen der MigrantInnen in der Migration thematisieren. Die Geschichte ermöglichte den TeilnehmerInnen, sich von ihren eigenen Erfahrungen zu trennen, um andere Sichtweisen zu betrachten. Diese Übung erlaubt MigrantInnen einige ihrer eigenen inneren Konflikte und Hindernisse in der Migration zu bearbeiten und zu diskutieren. Außerdem bietet sie der lokalen spanischen Bevölkerung einen Einblick in das Leben der MigrantInnen und erleichtert somit auch die Kommunikation zwischen den beiden Gruppen. Einige TeilnehmerInnen hatten konträre Meinungen, aber die Diskussion war auf eine Geschichte konzentriert, weshalb es nicht zu persönlichen Angriffen oder größeren Konflikten kam.
Wie das Storytelling das Lernen erleichtert (so dass es nicht nur Spaß für die TeilnehmerInnen ist): Die beiden Moderatoren waren sehr beeindruckt vom Erfolg des Geschichtenerzählens als pädagogisches Instrument. Sie sind interessiert mehr Erzählmethoden zu erlernen und Storytelling in ihrer Arbeit mit Erwachsenen und Jugendlichen anzuwenden.
Weiterführende Literatur und Informationen
Auswertung
• Name des Storytellers: Meritxell Martínez • Email: laxixateatre@gmail.com
Einfluss: Das La Xixa Team berichtete, dass die Lernenden sehr gespannt und berührt von den Themen der Geschichten waren und gerne darüber diskutierten. Einige sagten sogar, dass diese Erfahrung ihre lang entwickelten Sichtweisen in Frage stellte.
Die für diese Übung angewandte Methodik wurde aus dem Buch Drama-Mapping von Allan Owens und Keith Barber verwendet.
Kontaktinfos zum Good Practice Projekt
Stärken: Das Erzählen einer Geschichte in der Gruppe dient als Vorwand für eine Diskussion über die Herausforderungen des Migrationsprozesses. MigrantInnen haben die Chance, nicht nur auf ihre eigenen Erfahrungen zurückzugreifen, sondern sich auch mit anderen auszutauschen und neue Verbindungen herzustellen. Schwächen: Der Beitrag der TeilnehmerInnen am Erzählprozess ist von zentraler Bedeutung für den Erfolg dieser Übung; Schwankungen der TeilnehmerInnen an der Beteiligung könnte die Tiefe der Diskussionen beeinflussen.
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Für die Zukunft erzählen – Erzählungen vom Holocaust - Schweden Hintergrund Zielgruppe: Über 15 Überlebende des Holocaust und Jugendliche im Alter von etwa 15 - 28 Jahren - Enkel der Überlebenden. Kontext: Über sechs Millionen Juden wurden während des Holocaust umgebracht. Ein paar Überlebende leben und können ihre Erinnerungen erzählen, aber nicht mehr lange. Wäre es möglich, mit diesen alten Menschen und Jugendlichen zusammen zu arbeiten und diese älteren Menschen dazu zu bewegen ihre Geschichten zu erzählen? Und wird es vielleicht auch möglich sein, dass junge Menschen diese Geschichten in Schulen nacherzählen? Das war die Frage der schwedischen Agentur Living History Forum, als sie das Pilotprojekt „Für die Zukunft erzählen” initiierten. Ziele: Feststellen, ob es möglich ist die Geschichten von den Holocaust-Überlebenden einer Gruppe von jungen Menschen, der so genannten dritten Generation, weiterzugeben und sie wiederum zu ermutigen diese Geschichten auf ihre eigene Art und Weise zu erzählen.
Detaillierte Beschreibung Aktivitäten-Methode: Wir begannen die TeilnehmerInnen mit den Grundformen des Erzählens vertraut zu machen: Was ist eine Geschichte, wie kann man innere Bilder erzeugen, wie soll man mit ZuhörerInnen kommunizieren. Das Material erschloss sich teilweise aus überlieferten Geschichten und Lebensgeschichten, basierend auf Interviews zwischen jung und alt. Wir merkten bald, dass die älteren Menschen riesige Erwartungen an die jungen Menschen hatten, und wir mussten diesen Umstand regeln. Die Jugend würde nicht das Sprachrohr für die älteren Menschen sein. Sie mussten die Geschichten so auswählen, wie sie sie erzählen wollten.
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Wir entdeckten auch, dass die älteren Menschen völlig unsentimental gegenüber ihren Erzählungen waren und sie hatten Vertrauen in uns als LeiterInnen, da wir technisch die Geschichten analysierten und bearbeiteten. Ein Diskussionspunkt während des dreijährigen Projekts
war die Frage nach der sogenannten Bewahrung von Wissen und von Geschichten. Wenn die älteren Menschen einen Vortragsstil einnahmen und vielleicht etwas rhetorisch wurden, haben wir versucht einen anderen Weg aufzuzeigen. Wir verstehen Erinnerungen als eine visuelle Geschichte, in der die TeilnehmerInnen etwas wahrnehmen, Emotionen erleben und ihre eigenen Schlüsse daraus ziehen können. Wir wollten auch die älteren Menschen dazu anhalten der Jugend gegenüber mehr Verständis aufzubringen und zu verstehen, dass die jungen Leute nicht in der Lage sind alle ihre Erfahrungen und ihr Wissen wiedergeben können. Überraschend war jedoch etwas ganz anderes möglich. Gemeinsam fanden wir eine Methode für das Sammeln von Geschichten. Ein Treffen begann immer mit spielerischen Aufwärmübungen, wo wir eine physische Annäherung suchten. Mit Heiterkeit und Lachen wollten wir einen Teil der belastenden Geschichten ausgleichen. Die älteren Menschen haben anfangs mit diesem Ansatz gekämpft und ihn nur allmählich akzeptiert. Dann haben wir eine Bestandsaufnahme aller möglichen Themen gemacht. Wir haben eine Themenliste zusammengestellt mit u.a. folgenden Themen: Musik, Zeichen, Kartoffeln, Eisenbahnwagen, Spielzeug, Abschiede, etc. Ein Thema wurde als Angelhaken genutzt um Erinnerungsfragmente zu regenerieren. Anschließend wählte die Jugend das Thema aus, in das sie mehr eintauchen wollten. Dann stellten sich die älteren Menschen unterschiedlich im Raum verteilt auf. Die jungen Menschen zogen von Person zu Person, zu einem bestimmten Thema, dh. einer alten Person, die sie gewählt hatten. Es könnte das Thema: Wasser, Schnee, Spuren, Feuer, Läuse, Explosion, grün, etc. gewesen sein. Wir sammelten große Mengen von Anekdoten, die über Rassismus, Überlebensstrategien, absurde Gesetze der Nazis, Verdrängung der normalen menschlichen Gefühle usw. erzählten. Schließlich wählten die jungen Menschen aus, in welche Geschichte sie konkret eintauchen wollten. Sie mussten mehr Interviews führen, tiefer gehen und versuchen genauere Informationen über die Umgebungen und die Menschen zu bekommen, um den konkreten Gang der Ereignisse visualisieren zu können. Wir haben Übungen an den Geschichten weiter fortgesetzt. Schließlich konnten wir mit einer ersten mündlichen Nacherzählung der Jugendlichen vor den älteren Menschen beginnen. Es war ein bemerkenswerter Moment! – zu sehen wie die älteren Menschen auflebten, gespannt waren - es gab Hoffnung für das gesamte Projekt. Einige von ihnen fanden sogar, dass die Geschichten der Jugendlichen besser waren als die von ihnen selbst erzählten Geschichten.
Art der Geschichte: Lebensgeschichten Zeitrahmen: Es gab zwei verschiedene Gruppen. Alle trafen sich etwa 15-mal während eineinhalb Jahren in der Zeit zwischen 2006 und 2009.
Die Funktion von Storytelling im Projekt Mit Hilfe von Lebensgeschichten können Menschen sich über schwierige Situationen verständigen und sich gegenseitig besser verstehen.
Auswertung
Von nun an haben wir uns auf eine öffentliche Aufführung vorbereitet. Die Jugendlichen präsentierten ihre Geschichten im Fabula Storytelling Café und wurden bald eingeladen auch vor der jüdischen Gemeinschaft zu erzählen, sowie bei den Events rund um die Holocaust-Gedenkstätte. Die älteren Menschen haben gemeinsam mit den Jugendlichen ein Programm für Schulen gestartet, in dem es über Erzählungen über den Holocaust geht. Involvierte Partner: Forum für lebendige Geschichte, Fabula Storytelling und die Vereinigung der Holocaust-Überlebenden in Schweden. Angegangene Probleme: Bei Beginn des Projekts hatten wir eine Reihe von Faktoren mit zu berücksichtigen. Zunächst einmal die Belastung und die enorme Schwere des Materials, der Erinnerungen der Überlebenden - wie würden die Jugendlichen mit diesem Thema umgehen. Das zweite war, wie so eine Gruppe bestehend aus zwei so unterschiedlichen Zielgruppen zusammen zu bringen ist: Überlebende, die 70 bis 80 Jahre alt waren, und die jungen Leute, die zwischen fünfzehn und achtundzwanzig Jahre alt waren. Der dritte Punkt war die Frage, wie wir als Lehrer über technische Details von Erzählungen sprechen können, wenn wir mit den Erfahrungen des Massenmords konfrontiert sind? Glücklicherweise hatten wir eine sehr weitsichtige Produzentin, die diesen Versuch nichtsdestotrotz starten wollte. Sie gab uns auch wichtige Unterstützung bei den Gesprächen mit den älteren Menschen, die teilweise durch diesen Prozess ihre Traumata hervorriefen. Involviertheit der Storyteller und angewandter Technik: In diesem Projekt war das Storytelling Hauptinhalt und Methode.
Es wurde eine sehr sorgfältige Auswertung vom Living History Forum gemacht. Der gesamte Prozess wurde aufgezeichnet. Die TeilnehmerInnen trafen sich als Gruppe regelmäßig bei einem Therapeuten. Einfluss: Eine Gruppe von jungen Menschen erzählen immer noch Geschichten in den Schulen über den Holocaust und dadurch wird die Geschichte für viele andere junge Menschen lebendig. Stärken: Das Projekt funktionierte so gut, angesichts der Sensibilität der Thematik. Es hat immer noch Auswirkung, auch ohne finanzielle Unterstützung. Schwächen: Ein derartiges Projekt ist nicht einfach zu realisieren, weil es eine Menge Zeit und harte Arbeit involviert und auch eine gute Infrastruktur benötigt.
Weiterführende Literatur und Informationen http://www.levandehistoria.se/projekt/berattaforframtiden http://www.levandehistoria.se/node/2286 Kontaktinfos zum Good Practice Projekt Forum för Levande Historia Karin Wiström Box 2123, 103 13 Stockholm Phone: +46 8-723 87 50 Email: info@ levandehistoria.se www.levandehistoria.se
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Migranten beschreiten Grenzen in ‘New Town’ - Niederlande Hintergrund ‘Migranten beschreiten Grenzen’ war ein dreijähriges interkulturelles Erzählprogramm in Lelystad, einer „neuen Stadt“, auf dem Boden des aufgelassenen Zuiderzees. Abgesehen von Neugeborenen in Lelystad, können alle EinwohnerInnen ab 1967 als Neulinge/MigrantInnen gezählt werden. Diese Migranten können autochthone Menschen aus den umliegenden Provinzen sein, sind jedoch vor allem aus den heterogenen multikulturellen Gruppen aus Randstad (Ballungsgebiet in den Niederlanden) 80 Nationalitäten sind in der Stadt vertreten. Das Projekt wurde von der Stadtverwaltung und der Stadtbibliothek initiiert und war Teil eines umfassenderen (nationalen) Plans, um Bibliotheken als „Treffpunkte“ zu fördern. Zielgruppe: Das Projekt richtete sich an alle Erwachsenen, die in den verschiedenen Vierteln der Stadt wohnen. Besondere Anstrengungen wurden gemacht, um z.B. Gruppen mit speziellen Bedrüfnissen zu erreichen, wie schreib- und leseunkundige Mütter und Großmütter, die in der niederländischen Sprache und Kultur in der Schule ihrer Kinder oder Enkelkindern unterrichtet wurden. Das regionale Zentrum für Entwicklungszusammenarbeit (CDC), der Lelystad Vereinigung für Flüchtlinge und andere Newcomer (VVNL) und persönliche Netzwerke spielten eine wichtige Rolle bei der Erreichung der Menschen ausländischer Herkunft. Auch SchülerInnen aus den Grundschulen waren eine besondere Zielgruppe. Die Arbeit mit Schulkindern hat dabei geholfen Familien mit ausländischem Hintergrund zu erreichen. Ziele: • Stärkung des sozialen Zusammenhalts unter den BewohnerInnen • Um die Identität der EinwohnerInnen als BürgerInnen von Lelystad zu stärken und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu entwickeln • Um die Rolle der öffentlichen Bibliotheken in der Gesellschaft zu verbessern
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Detaillierte Beschreibung Aktivitäten: Storytelling Zirkel Die ersten Aktivitäten fanden in der Nachbarschaft statt: Einladungen zu Erzählkreisen in Privathäusern. Die EinwohnerInnen konnten sich für eine von drei Rollen entscheiden: GastgeberIn, BesucherIn/ ZuhörerIn und BesucherIn/ErzählerIn. Der/die GastgeberIn lud einige Menschen vor Ort und die ModeratorInnen ein, sowie auch Menschen die ihr Interesse an der Teilnahme bekundet hatten. Die Sitzungen wurden von erfahrenen GeschichtenerzählerInnen geleitet, um eine Atmosphäre des Vertrauens und der Offenheit zu schaffen. Die Gruppen waren sehr heterogen: Männer und Frauen, jung und alt, MigrantInnen mit niederländischem Hintergrund und MigrantInnen aus dem Ausland. Dies ermöglichte den Anwesenden sich informell zu treffen und sich mit Personen aus einem ganz anderen Hintergrund auszutauschen und ihre Biografien zu hören. Suggestivfragen wurden gestellt, um die Menschen zu ihren eigenen Geschichten hin zu führen: „Wo kommst du her? Wie bist du in Lelystad gelandet? Fühltst du dich hier wohl? Was hast du gemacht um Lelystad zu deinem Zuhause zu machen? Kannst du uns eine Anekdote über deinen Ort oder dein Herkunftsland erzählen, oder über deine ersten Monate oder Jahre in Lelystad, oder über die Gespräche bevor du hier teilgenommen hast? Nachdem diese Phase der Erzählkreise in Privathäusern vorbei war, gab es ähnliche Treffen in Gemeindesäalen, in der Bibliothek, im neuen Land Heritage Centre und zwei Pflegezentren für ältere Menschen. Diese Treffen waren immer noch informell, aber die Geschichten konnten auf Video für die Projekt-Website aufgenommen werden, Nachrichten über das Programm wurden erstellt, ein Veran-
staltungskalender mit den Geschichten erstellt, es gab die fertigen Geschichten entweder auf Video-Film oder in schriftlicher Form. Den Grundschulen wurde auch die Möglichkeit angeboten, Sprachoder Geschichtsunterricht zum Thema „Die Geschichte von Lelystad” in der oberen Grundschulklassen anzubieten. Zu diesem Zweck war ein Unterrichtsstundenplan vorbereitet. Alternativ konnte dieser Kurs für SchülerInnen als ein freiwilliger Gegenstand in einer Nachbargemeindehalle angeboten werden. Die Grundidee war, SchülerInnen in der Interviewtechnik zu unterrichten, damit sie ihre Eltern zu den Fragen des Programms interviewen konnten. In der Schule teilten sie dann diese Migrationsgeschichten. Der Unterricht wurde mit freiwilligen Erzählperfomances beendet. Kurse Zwei Erzähl-Abendkurse wurden für Erwachsene organisiert, ein Kurs fand in der Bibliothek statt und einer gemeinsam mit dem Zentrum für Entwicklungszusammenarbeit (CDC). Auch in den Grundschulen wurden Erzählkurse eingerichtet. Der Storytelling Zug In den letzten sieben Wochen des Projektes wurde eine alte ArbeiterKantine auf Rädern aus den 1960er Jahren, von einem alten Traktor durch die Straßen gezogen und bewarb das Programm in den sieben Nachbarschaften. Die Kantine wurde außen und innen renoviert und mit bequemen Bänken ausgestattet. Die Menschen konnten sich in den Schatten begeben oder draußen sitzen und ihre Geschichte einem der
Teammitglieder erzählen. Der Zug wurde für zwei Nachmittage in der Woche auf dem Parkplatz in der Nähe eines Supermarktes, in der Nähe eines Gemeindesaals oder in der Nähe eines Seniorenheims geparkt. Die Bibliothek Die Bibliothek und ihre Mitarbeiter spielten eine zentrale Rolle. Das Personal montierte Buchausstellungen zur Geschichte von Lelystad, und über die Hauptherkunftsländer der MigrantInnen aus dem Ausland. Sie bereiteten auch begleitende Literaturlisten, halfen bei der Vermittlung von Storytelling-Veranstaltungen in der Bibliothek, meldeten die Zusammenarbeit des lokalen Vereins „Freunde der Bibliothek“ an, erbauten ein „Theater“ in einer der Hallen-Bibliotheken, erstellten Plakate und Broschüren und publizierten Events. Im Jahr 2006 fand das abschließende Erzählfestival in der Stadtbibliothek statt. Mehr als 25 GeschichtenerzählerInnen haben sich an der Show beteiligt, organisiert von der national bekannten Geschichtenerzählerin und Festival-Organisatorin Anne van Delft aus Amsterdam. Involvierte PartnerInnen: Das Projekt wurde von einem Koordinationsteam geleitet und von erfahrenen GeschichtenerzählerInnen unterstützt. Das Projektteam lud einige Agenturen ein TeilnehmerInnen des Programms zu werden: Das New Land Heritage Centre (NLHC), die regionalen Tür-zu-Tür-Zeitung FlevoPost, das regionale Zentrum für Entwicklungszusammenarbeit (CDC) und der lokale Video-und Filmclub FlevoLacus. Neben der FlevoPost als Hauptteilnehmer in der Medienwelt, wurden eine Reihe von anderen Medien informiert.
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Methode: Das Projekt wurde von erfahrenen GeschichtenerzählerInnen unterstützt. Angewandte Techniken (siehe Aktivitäten): Storytelling Zirkel Bibliothek Zeitrahmen: „Migranten beschreiten Grenzen“ war ein dreijähriges interkulturelles Erzählprogramm.
Die Funktion von Storytelling im Projekt Das Erzählprojekt ermutigte die TeilnehmerInnen während der ersten Phase der Erzählkreise sich auf einer tieferen Ebene mit ihrer Geschichten auseinander zu setzen. Eine ganze Reihe der TeilnehmerInnen fühlten sich durch dieses Projekt von ihrer Einsamkeit befreit. Das Erzählen ihrer eigenen Geschichte in einer sicheren Umgebung lies sie wieder den Wert ihrer Person erkennen. Darüber hinaus hatte das Storytelling die Möglichket geschaffen andere kennen zu lernen und Menschen für die Freiwilligenarbeit anzuwerben. Die Veranstalter stellten fest, dass verschiedene Gruppen von TeilnehmerInnen des Projekts ihre interkulturellen und kommunikativen Kompetenzen auf verschiedenen Ebenen verbessert hatten: • Persönliche Eigenschaften und Fähigkeiten sind erforderlich, um den/die andere/n zu akzeptieren und als PartnerIn in der Kommunikation anzunehmen. • Berücksichtigung der persönlichen Autonomie und Intimität,… • Das gegenseitige Vertrauen und die Bereitschaft sich gegenseitig zu unterstützen.
Auswertung Einfluss auf die Lernenden: Durch das Projekt hat die Bibliothek ihre Position als Hüterin und Vermittlerin von Geschichten, zumindest für einen bestimmten Zeitraum bestätigt. Sie tat dies durch Ausstellungen, die Vorbereitung von Literaturlisten zu relevanten Themen, indem sie Kurse in Storytelling angeboten hatte und durch die Inszenierung von Auftritten von GeschichtenerzählerInnen und MusikerInnen. Die Aufführungen in der Bibliothek, insgesamt rund zwanzig verschiedene, wurden allseits mit einem hohen Grad künstlerischer Qualität bewertet. Unbeabsichtigte Folgen des Projekts waren: ein markantes Wachstum der Anzahl an Amateur-ErzählerInnen, die nach dem Ende des dreijährigen Projekts weiter Geschichten erzählten; Stärkung der Vermittlerstruktur für das Geschichtenerzählen in Lelystad und ein Wachstum der lokalen OrganisatorInnen, die GeschichtenerzählerInnen einladen, um ihre Geschichten zu erzählen. Zwei Damen gründeten eine Gruppe mit dem Namen „Frauen aus dem Ausland für Storytelling“. Stärken: Die Erweiterung des Erzählkreises durch neue Mitglieder, stärkte die lokale Stiftung darin, finanzielle Mittel zu beantragen: sechs Mitglieder sind an der Durchführung von Ausbildungsprogrammen in Grundschulen beteiligt, die einen Goldenen Storytelling-Jahr Pass für die besten SchülerInnen im Jahr erteilen. Die Storytelling Aktivitäten in Lelystad erscheinen jetzt auch in der Fachzeitschrift für nationale GeschichtenerzählerInnen „Vertel eens ... “, die vier bis sechs Mal pro Jahr seit 2006 erscheint. Die im Plan formulierten Ziele verknüpfen “oral history” mit der Stärkung der Identität als BürgerInnen von Lelystad. Das Team war sich einig, dass das Projekt die Wahrnehmung der EinwohnerInnen in Bezug auf verschiedene Aspekte ihrer Stadt, ihrer Geschichte, wie auch auf die gemischte Bevölkerung, deren Teil sie selbst sind, erweitert und vertieft hatte. Schwächen: Es fehlen uns Informationen über eventuelle Schwachstellen des Projekts.
Kontaktinfos zum Good Practice Projekt Tom Draisma & Corine Kistemaker Mail address: improvisie@planet.nl
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Openstorytellers - Großbritannien Hintergrund Openstorytellers sollen mit dem Einsatz von Geschichten Menschen, die als Folge von intellektuellen Schwächen und Kommunikationsschwierigkeiten an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, unterstützen. Wir verwenden Literatur, Legenden und persönliche Geschichten, um Menschen zu helfen Vertrauen zu gewinnen, Interesse an Kultur zu entdecken und sich inspirieren zu lassen. Zielgruppe: Wir stellen die Menschen mit dem höchsten Förderungsbedarf in den Mittelpunkt unserer Arbeit - das sind Kinder und Erwachsene, die tiefgreifende und mehrfache Behinderungen haben, nonverbal kommunizieren – die am stärksten ausgegrenzte Bevölkerung in unserer Gesellschaft. Wir glauben, dass jede/r von ihnen eine Geschichte zu erzählen hat, dass jede/r an der Erzählung einer Geschichte teilhaben kann und das Geschichtenerzählen nicht nur für mündlich Begabte ist. Vorbereitung: Die besonderen Bedürfnisse und Anforderungen der Zielgruppe, sollten bei der Gestaltung des Workshop-Raumes beachtet werden. Ziele: Wir betonen die Erzählung mehr als das Erzählen, es ist einfach die Leute zu unterhalten und sehr viel schwieriger sich aktiv an der Erstellung der Geschichte zu beteiligen. Kontext des Workshops: Dies ist ein integrativer Gemeinschaftskurs mit Geschichten für Menschen mit Lern- und Kommunikationsschwierigkeiten. Der Kurs wird im Handbuch “Lernen zu Erzählen” beschrieben und ist eine Anleitung zur Leitung einer integrativen Gruppe, mit Übungen um erzählerische Fähigkeiten zu entwickeln (Rückruf, Sequenzierung, Ausdruck von Gefühlen, Sprachkenntnisse, rhetorische Fähigkeiten); es bietet die Möglichkeit persönliche Erzählungen zu generieren, Gruppenbildung zu entwickeln (unter Anwendung von Epen, wie die Ritter der Tafelrunde, Finn McCool, Affengeschichten), aus Herausforderungen zu lernen (Heldengeschichten), und andere Geschichtsgenres kennen zu lernen.
Detaillierte Beschreibung Methode: Grundlage ist ein strategischer Ansatz Kinder und Erwachsene mit sehr hohem Unterstützungsbedarf/tiefgreifenden Behinderungen durch Geschichten anzuregen von ihren eigenen Erfahrungen zu erzählen. Die Techniken beinhalten folgendes: die Suche nach einem „erzählbaren“ Ereignis, das signifikant, besonders und unvergesslich ist (was sich als sehr herausfordernd darstellte); gemeinsam wird der Moment in Erinnerung gerufen und gemeinsam mit der Person rekonstruiert (z. B. unter Verwendung von Sprache, Wörtern, Zeichen, Gesten, Vokalen, Mimiken, Requisiten). Der/Die Co-ErzählerIn übernimmt die Verantwortung für die Struktur der Geschichte und schafft Möglichkeiten für die Person in die Geschichte einzusteigen. Das schwierigste Problem dabei ist, Informationen durch Fragen zu entlocken, das wiederum den Prozess des Geschichtenerzählens hemmt. Fragen werden in der ersten Phase des Programms erlaubt, aber während des Erzählakts fordern wir zur Nachahmung auf und ermutigen zur Fertigstellung von Sätzen. Wir trainieren auch die aktive Zuhörerschaft - all zu oft wird das Zuhören als passiv und still angesehen. Wir ermutigen die Menschen mit Begeisterung zu reagieren und so auch die Motivation der ErzählerInnen zu stärken. Probleme: Es handelt sich um Menschen mit unterschiedlichem Grad an Sprachkenntnissen. Storytelling scheint nicht die adequate Wahl zu sein, aber es ist immer wieder überraschend, wie viel Freude jeder an der Kommunikation findet. Durch die verbalen Grenzen kommt sowohl Körpersprache als auch sinnvolles Schweigen, Mimik, etc. ins Spiel. Die Ergebnisse sind oft überraschend und zeigen, dass Menschen, die auf den ersten Blick unkommunikativ zu sein scheinen, in Wahrheit oft gute SchauspielerInnen sind. Involviertheit des Storytellers und angewandte Technik: Die Beteiligung der ErzählerInnen in diesem Zusammenhang ist natürlich sehr bedarfsspezifisch; es sind Co-ErzählerInnen/VermittlerInnen notwendig, die die Menschen entlang aller Phasen des Erzählprozesses begleiten, von der Erarbeitung von Geschichtsepisoden bis zur Durchführung einer Geschichte. Dessen/Deren wichtigste Aufgabe ist es, Begeisterung zu kommunizieren, Menschen dazu zu ermutigen aus sich heraus zu kommen und sich mitzuteilen. Art der Geschichte: Literatur, Legenden und persönliche Geschichten Zeitrahmen: Dieser kann variieren, je mehr Zeit allerdings vorhanden ist, destor tiefer wird die Arbeit mit einer Gruppe. Für Gruppen empfiehlt es sich, mindestens einen Tag für die Zusammenarbeit zu haben, so dass Vertrauen aufgebaut werden kann und der/die ModeratorIn sich
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nicht gehetzt fühlt ein Ziel erreichen zu müssen. Das wichtigste Element in diesem Ansatz ist der spielerische Umgang und das ganze Material sollte auch in diesem Geist entwickelt werden.
Auswertung Beispiel: Sarah ist ein Mädchen mit Down-Syndrom und einem schweren Hörschaden, der sie etwas von ihren KollegInnen isoliert. Mit dem Erzählen von Geschichten hat sie angefangen sich aktiv zu erinnern und Dinge von Zuhause oder aus der Schule zu erzählen - eine Entwicklung, die für sie völlig neu war. Sie nutzte das iPad, um Ereignisse aufzuzeichnen und hat sich dessen Verwendung gut angeeignet. Sie war in der Lage am Geschichtenerzählen teilzunehmen und eine Geschichte zu erzählen, wie sie eine Herausforderung gemeistert hatte. Für ein Mitglied des Gremiums war dies das beste Beispiel für den Erfolg der Methode. Peter hat eine schwere Sehbehinderung. Er konnte mit etwas Unterstützung in der Bibliothek herum gehen und sprach häufig das Bibliothekspersonal an und stellte Fragen. Die BegleiterInnen waren überrascht, dass wir es geschafft hatten, ihn für 2 Stunden wach und interessiert zu halten. Sie sagten, ‚Peter fragt immer, wann er zu der Gruppe kommen wird. Er genießt es wirklich. Wegen seiner Blindheit haben wir nie daran gedacht ihn in die Bibliothek mitzunehmen‘. Peter entwickelte auch ein großes Bewusstsein für Rhythmus und Reim, durch das Studium der Sprache von Shakespeare und die Balladen von Robin Hood. Er freundete mit einem Peer-Mentor an, den er auch nach Kursende traf. Andrew war non-verbal und hatte sehr begrenzte Kommunikationsfähigkeiten. Er wollte davor nicht den Raum verlassen und nun saß er in der Gruppe im Kreis, bewegte sich um die Objekte innerhalb der Gruppe und nahm an der Übung mit Geräusch-Effekten teil. In der letzten Sitzung sagte sein Pfleger „In all meinen Jahren in denen ich Andrew kenne, habe ich nie gesehen, dass er so mitgemacht hat, wie hier.“
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Stärken: Geschichten ziehen die Menschen so in den Bann, so werden auch beeinträchtigte TeilnehmerInnen auf eine überraschende Weise dazu bewegt sich zu engagieren. Wir haben das immer und immer wieder beobachten können. Bekannte Geschichten bieten einen sicheren Rahmen für die Menschen, die diese Kommunikationsweise nicht gut kennen. Der Hör-Aspekt kommt immer zuerst, die Leute hören den Geschichten zu, werden verzaubert, damit ist der wichtigste Schritt schon getan, und sind von nun an gespannt selbst daran teilzunehmen. Schwächen: Natürlich sind nicht alle Geschichten dafür geeignet diese Zielgruppe zu erreichen. Sie müssen sehr einfach, vorzugsweise auch bekannt, sein. Wenn es um Episoden aus ihrem eigenen Leben geht, sind es ziemlich einfache Anekdoten, keine komplizierten Geschichten oder Stehgreif-Geschichten. Darin liegt auch die Schwäche: der relative Mangel an Inhalt kann zu einer Anstrengung werden. Solange die Erzählung genug Begeisterung oder sogar Leidenschaft enthält, ist das Zuhören dieser einfachen Geschichten für alle ZuhörerInnen lohnend, wo echte Emotionen übertragen werden können, sind alle Beteiligten begeistert.
Kontaktinfos zum Good Practice Projekt www.openstorytellers.org.uk
Storytelling im Zweit- und Fremdsprachenunterricht Die Trauerpuppen - Belgien Hintergrund Zielgruppe: Erwachsene mit akademischem Bildungshintergrund, die Holländisch lernen. Sie vollenden das höchst mögliche Niveau des CVO Leuven-Landen. Es handelt sich um einen Schreibkurs am Campus Landen.
wird, kommt es zu einer Überraschung. Sie sind gespannt, das Ende der Geschichte zu erfahren. Dann stellt der/die ErzählerIn Fragen: wie, wo, warum und wie? ... sollte die Geschichte enden. Mit diesen konkreten Fragen sollten die Lernenden motiviert werden, das Ende selbst zu gestalten. Sie beginnen sofort mit ihrer Schreibarbeit. Sie haben genug Zeit, um das Ende der Geschichte zu schreiben, anschließend vorzutragen, und dann wird ihnen das Ende des Originals verraten. Am Ende des Kurses gibt es eine schriftliche und mündliche Auswertung. Involvierte Partner: Es gab keine beteiligte Partner, der/die ErzählerIn ist einer der/die LehrerIn der Sprachschule.
Bedürfnisse – Kontext: Es handelt sich hier um eine Version von einer Geschichte mit arabischen Wurzeln, nämlich „Die Geduld des Steins oder Die Geduld des Messers“. Es ist eine der 1001 Geschichten. Die Ausbildung zielt auf die Entwicklung der Schreibkompetenz der TeilnehmerInnen ab. Die TeilnehmerInnen haben bereits über 9 Levels eines niederländischen Schreibkurses. Es handelt sich um die Verfeinerung ihrer Schreibfähigkeit. Die Lernziele dieses Kurses sind: • Die Lernenden sollten in der Lage sein einen informativen Text zu schreiben • Die Lernenden sollten fähig sein schriftlich zu beurteilen Nach dem europäischen Referenzrahmen für Sprachkenntnisse müssen Lernende beim Erlernen einer Fremdsprache in der Lage sein einen fließenden, illustrativen Erzähltext zu schreiben. Ziele: Das Hauptziel ist die Verbesserung der Schreibfähigkeiten der Lernenden im Holländischen, diese beinhalten auch Übungen zur Hör- und Sprechpraxis.
Detaillierte Beschreibung Aktivitäten/Methode: Zuerst erzählt der/die GeschichtenerzählerIn eine Geschichte von den “Trauerpuppen”. Es wird dabei weder der Titel noch das Ende der Geschichte verraten. Die Geschichte wird bei einem eintscheidenden und geheimnisvollen Abenteuer gestoppt. Dieser Moment ist sehr offen und weit. Dies ist ein Teil einer Storytelling Methode. Da die Lernenden nicht wissen, dass die Geschichte unterbrochen werden
Probleme: Eines der Probleme war der Zeitplan. Wir konnten nicht zu Kursbeginn mit dem Erzählen der Geschichte beginnen. Da es ein Abendkurs war, konnten einige TeilnehmerInnen nach der Arbeit nicht rechtzeitig zur Schule kommen. Da jeder die Geschichte zuerst mal hören musste, mussten wir 30 Minuten warten, bevor wir die Geschichte erzählen konnten. Wir hatten 2,5 Stunden anstatt 3 Stunden, was für den/die ErzählerIn und die Lernenden viel entspannter gewesen wäre. Wir verlangten eine Menge von den Lernenden ab. Es war somit ein sehr intensiver Kurs. Involviertheit des Storytellers und angewandte Techniken: Der Storyteller kam zum Schreibkurs. Die Lernenden wussten nicht, dass es einen Geschichtenerzähler geben wird. Sie waren überrascht
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und neugierig die Geschichten zu hören. Es handelte sich um eine höhere Klasse, so dass der Erzähler in einem sehr schönen und reichen Holländisch sprach. Die Lernenden konnten den Klang und den Rhythmus der niederländischen Sprache hören. Sie konnten sich einen raffinierten Wortschatz aneignen. Der/die ErzählerIn baute Bilder auf, Szene für Szene. Dies ist eine Erzähltechnik, die die HörerInnen Schritt für Schritt hören, sehen, schmecken, fühlen und riechen lässt. Das Publikum wird in die Geschichte eingebunden. Natürlich waren viele der Lernenden nicht gewohnt ein Ende der Geschichte zu verfassen. Aber der/die ErzählerIn gab ihnen die notwendigen Bilder, Werkzeuge, so dass sie einen Weg dafür finden konnten. Der/die ErzählerIn wendete die Spannungstechnik an. Jeder war auf das Ende der Geschichte gespannt, doch davor mussten sie selbst ihr Ende schreiben und die anderen Endversionen hören. Der/die GeschichtenerzählerIn stellte eine Atmosphäre des Vertrauens her, indem er betont das jedes Ende zu hören und zu erzählen würdig ist, da es kein gutes oder schlechtes Ende gibt.
Die Funktion von Storytelling im Projekt
Zeitrahmen: 19 – 19. 40 Uhr: Geschichte 19.40 – 19.45 Uhr: Einführung 19.45 – 20.15 Uhr: Das Schreiben des Endes der Geschichte 20.15 – 21.05 Uhr: Die Lernenden erzählen einander das Ende ihrer Geschichte 21.05 – 21.20 Uhr: Das Originalende 21.20 – 21.30 Uhr: Mündliche und schriftliche Auswertung dieses Konzepts seitens der Lernenden
Stärken: Das Feedback war einhellig: „Das war mehr als ein Sprachkurs.“ Der Inhalt der Geschichte funktionierte trotz des Sprachniveaus der KursteilnehmerInnen. Sie kamen nach Hause mit einer Menge an möglichen Geschichten. Die Motivation war hoch, um eine schöne Geschichte zu schreiben.
Das war ein Good Practice Beispiel auf Grundlage des Geschichtenerzählens. Die KursteilnehmerInnen mussten sich von Anfang bis zum Ende auf die Sprache konzentrieren. Es war für sie eine Herausforderung ein Ende einer Geschichte in einer anderen Sprache zu schreiben und es in dieser Sprache zu erzählen. Es war nicht leicht, jedoch wegen der spannenden Geschichten auch keine Last. Sie waren alle im Fluß der Geschichte. Sie kamen über die Schwierigkeiten der Sprache hinweg, wegen der Geschichte und der Übung selbst.
Auswertung Einfluss: Die Bewertung durch die Lernenden war sehr positiv. Sie mochten die Übung sehr.
Schwächen: Diese Art des Erzählens erfordert eine motivierte Gruppe von Lernenden. Es ist eine Methode, für Menschen, die wissbegierig sind und keine Schwierigkeiten mit dem Schreiben. Es könnte etwas schwieriger mit Lernenden sein, die zu einem Sprachkurs verpflichtet sind und nicht motiviert sind zu lernen. In diesem Fall war deutlich, dass die Lernenden diese Übung mochten. Sie waren studiert, einige waren auch bereits zu Gast auf dem Storytelling Festival in Alden Biesen. Sie kannten den Kontext des Geschichtenerzählens.
Kontaktinfos zum Good Practice Projekt • Name des Storytellers: Van Himbeeck Joke • Name des Lehrers: Froyen Heidi • Adresse Joke Van Himbeeck Mostingstraat 3 3221 Nieuwrode 0487/686.345 • eMail adresse: Joke.vanhimbeeck@telenet.be
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Storytelling Techniken in einem Sprachkurs für Erwachsene - Belgien Hintergrund Zielgruppe: Erwachsene des siebten Sprachlevels an der Sprachschule CVO Leuven-Landen. Bedürfnisse – Kontext: Das Training zielt auf die Weiterentwicklung der mündlichen Fähigkeiten der TeilnehmerInnen ab. Die TeilnehmerInnen haben bereits über 6 Levels der niederländischen Sprache abgeschlossen. Das Ziel ist die Verfeinerung ihrer mündlichen Fertigkeiten. • Lernziele dieser Ebene sind: der Lernende kann die Hauptidee in narrativen Texten folgen. • Die Lernenden können sich eine persönliche Meinung vom Gehörten bilden. • Die Lernenden können sich auf eine Situation im Erzähltext beziehen. • Die Lernenden können eine Zusammenfassung eines Erzähltexts wiedergeben. • Die Lernenden können ihre Wünsche, Gefühle, Bedürfnisse auszudrücken und nach Wünschen, Gefühlen und Bedürfnissen des Partners fragen. • Die Lernenden können nach der Meinung ihrer Partner fragen und ihre eigene Meinung oder Sicht in einer Diskussion zum Ausdruck bringen. Ziele: Das Hauptziel ist es, die mündlichen Fertigkeiten in der zu erlernenden Sprache zu verbessern, die Übung beeinhalt jedoch auch Hörübungen.
Detaillierte Beschreibung
rächen. Der/Die ErzählerIn beschreibt diesen Moment und fragt das Publikum, was Cher als nächstes tun wird. Die Klasse wird in Kleingruppen geteilt und die SchülerInnen diskutieren darüber, wie die Geschichte enden wird. Jede Gruppe erzählt seine Version vom Ende der Geschichte. Die SchülerInnen hören sich gegenseitig zu. Dann wird das tatsächliche Ende verraten. Alle SchülerInnen diskutieren gemeinsam, welche Gruppe dem tatsächlichen Ende am nächsten war. Dann werden die SchülerInnen gefragt, ob es ein gutes Ende ist oder nicht (und warum sie so denken würden). Zweite Erzählübung Die ErzählerInnen bringen einige Materialien wie Stoffteile, Figuren, Knöpfe, Stäbchen, kleine Plasikaugen und mehr Recycling-Materialien oder Bastelmaterial mit. Die ErzählerInnen nehmen ein Stück Stoff und erklären, dass jede Geschichte ihre Helden hat. Sie zeigen den Stoff und fragen das Publikum, wer dieser Held sein könnte. Die Studenten geben Antworten und sie einigen sich auf eine neue Hauptfigur für eine neue Geschichte. Die ErzählerInnen stellen weitere Fragen an das Publikum. Wo lebt der Held/die Heldin? Welches Problem hat der Held/die Heldin? Mit jeder Frage, zeigen sie ein weiteres Stück des Materials. Sie legen das Material auf einer Schnur auf. Das ist nur ein Stück Schnur, die auf dem Boden in der Form eines Kreises, liegt. So wird die Geschichte durch die Zeichenfolge und die unterschiedlichen Materialien, die die verschiedenen Elemente der Geschichte darstellen, visualisiert. Die Geschichte wird dann systematisch gemeinsam mit dem Publikum durch Fragen und Antworten, aufgebaut. Die ErzählerInnen weisen auch einen gewissen Rhythmus auf, einige der Antworten aus dem Publikum werden von einer Bewegung begleitet. So wird die Geschichte ein Spiel mit Bewegung und Sprache. Zum Beispiel: „Der Prinz taucht und schwimmt, und er schwimmt und taucht. Und taucht. Und schwimmt. „Zur gleichen Zeit imitieren die SchülerInnen die Bewegungen von Schwimmen und Tauchen. Das gibt der Übung eine sehr fröhliche und verspielte Note.
Aktivitäteten - Methode: Erste Erzählübung Der/Die ErzählerIn erzählt eine Geschichte aus 1001 Nacht. Es ist eine Geschichte, in der die beiden Hauptfiguren, Char und Cher zunächst Freunde, aber dann Feinde werden. Die Geschichte hat das Gute und das Schlechte zum Thema und die Frage nach der Legitimität von Rache. Der/Die ErzählerIn gibt das Ende der Geschichte nicht preis und hält die Geschichte an einem entscheidenden Moment an. Cher, der extrem gelitten hat, weil Char ihn so schlecht behandelt hat, übernimmt schließlich die Macht und hat die Möglichkeit sich an Char zu
Dritte Erzählübung Die SchülerInnen werden in Kleingruppen geteilt und jede Gruppe erhält ein Paket mit verschiedenen Materialien. Das Paket wird mittels einer Schnur umwickelt. Die Schnur ist die erzählte Geschichte - aufgefädelt. Die Gruppe breitet die Schnur auf den Boden aus. Es kann sich in eine Kreisform oder in eine gerade Linie gebracht werden. Die Gruppe kann das Material dreidimensional verwenden, indem das Material in einer nach oben gerichteten Position gehalten wird. Sie beginnen ihre eigene Geschichte zu erzählen die an der Schnur hängt und bilden Standardsätze.
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Involvierte Partner: Es gibt keine mitbeteiligten Partner, der Erzähler war ein Lehrer der Sprachschule. Probleme: Einige SchülerInnen kamen zu spät und verpassten den ersten Erzählteil. Sie haben sich später vielleicht unwohl gefühlt. Der Erzähler erwartete Schwierigkeiten bei der Gestaltung einer Geschichte, tatsächlich war das jedoch kein Problem. Die Klasse wurde in kleine Gruppen aufgeteilt und die Zeit lief davon, sie hatten keine andere Wahl, als sich zu konzentrieren und sich mitzubeteiligen. Die SchülerInnen taten ihr Bestes, um Geschichten zu gestalten. Allerdings ist zu erwarten, dass einige Studenten sagen könnten, sie haben keine Geschichte zu erzählen. Der Erzähler kannte eine gute Lösung für dieses Problem: wenn es eine multikulturelle Lernklasse ist, kann sich der/ die ErzählerIn auf den kulturellen Hintergrund der einzelnen SchülerInnen beziehen. Die eigene Kultur ist eine Quelle der Inspiration, um eine Geschichte zu beginnen. Durch die Einbeziehung der eigenen Kultur in diese Übung, kann ihnen der/die GeschichtenerzählerIn die Angst nehmen, eine Geschichte zu erzählen. Involviertheit der Storyteller und angewandte Techniken: In diesem praktischen Beispiel werden verschiedene Arten von Erzähltechniken angewendet. 1. Die Schnur als Erleichterung dafür, dass eine Geschichte erfunden werden kann. 2. Die Struktur einer Geschichte. Storytellers verwenden diese Struktur, um eine Geschichte zu bauen.
So wie: Es war einmal… Aber eines Tages… Und dann… Nur wenn… Leider,.. Erfreulicherweise.. Und sie lebten lange und glücklich bis an ihr Ende… Die ErzählerInnen gehen um die Gruppen herum und leisten Hilfestellung, wenn nötig. Das Material hilft den Studenten dabei ihre eigene Geschichte zu entwerfen. Der Aufbau einer Geschichte wird etwa 15 Minuten dauern. Die SchülerInnen hören und sehen sich ihre Geschichten an. 88
3. Es ist „Farbe“ in jeder Geschichte. Jede/r ErzählerIn würzt seine/ ihre Geschichte mit Geschmack, Geruch, Farbe und Ton. Die ErzählerInnen versuchen ausdrücklich durch das Nachfragen diese Elemente in die Geschichte zu weben. Sie beziehen sich auf die Kultur der SchülerInnen und fordern sie auf, die Farben hinzuzufügen, zu schmecken, zu riechen und den Klang der eigenen Kultur hineinzubringen. Dies bringt uns zu einer anderen Technik: Alle ErzählerInnen bringen „Emotionen“ in ihre Geschichte, indem Sie sich selbst in die Geschichte einbringen. Sie integrieren ihre eigenen Erinnerungen an Farben, Gerüche, Geschmäcker und Klänge in die Geschichte. Die SchülerInnen wurden angewiesen, ihre Geschichte in 10 Minuten laut zu erzählen und ihr ihren Geschmack zu geben, indem es all diese Elemente aus ihrer Kultur verwenden, während sie sich im ganzen Klassenzimmer bewegen – streuten sie „Farbe“ und „Emotionen” in ihre Geschichten. 4. Die ErzählerInnen haben die SchülerInnen aktiv am Geschichten erzählen beteiligt, indem sie einige Bewegungen machten und
ein paar Worte in einem bestimmten Rhythmus sagten. Dies ist eine weitere Erzähltechnik, um die Aufmerksamkeit des Publikums zu halten und sie zu aktivieren ihren Teil beizutragen. Während die SchülerInnen ihre eigenen Geschichten erzählen, schlagen die ErzählerInnen den Studenten vor, den nicht Vortragenden einen kleinen Reim oder einige Bewegungen zu wiederholen.
Auswertung Einfluss: Zum Abschluss haben wir gemeinsam mit den Lernenden den Abend ausgewertet. Sie waren von den Übungen begeistert. Viele Lernende interessierten sich für Geschichten mit multikulturellen Hintergründen. Ein Lernender war ab sofort beteiligt, als er verstanden hatte, dass die Geschichte in der Wüste spielte. Alle Lernenden waren aktiv beteiligt, sie konnten gut gemeinsam lachen und behandelten ihre Geschichten mit gegenseitigem Respekt. Stärken: Die erste Übung (Diskussion über das Ende der Geschichte) ist eine sehr geeignete Übung: Lernende hatten keine Probleme, die Geschichte und die Aktivität zu verstehen, und erfanden verschiedene Versionen für das Ende der Geschichte. Die zweite Übung (eine Geschichte erzählen mit Materialien nach einer genau definierten Struktur) ist ein sehr effizienter Weg, um Menschen dabei zu unterstützen eine Geschichte zu erzählen. Alle nahmen daran aktiv teil. Die Lernenden haben lustige und emotionale Geschichten erfunden, über einen Hund ohne Schwanz, der wie Whitney Houston singen konnte, oder einen bösen Zauberer, der ein Huhn mit goldenen Eiern hatte und der eines Tages herausfand, dass sie aufgehört hatte Eier zu legen, usw.
Die Funktion von Storytelling im Projekt Wie weiter oben beschrieben, die GeschichtenerzählerInnen beginnen eine Geschichte zu erzählen. Die Lernenden wurden an der Geschichte aktiv beteiligt und hatten daher kein Problem mit der ersten mündlichen Übung zu beginnen. Kulturelle Hintergründe und individuelle Charaktereigenschaften spielten eine wichtige Rolle in den Diskussionen mit den Lernenden. Für die zweite Übung erzählte der Storyteller eine Geschichte mit Hilfe von Recyclingmaterial. Der Erzähler lud die Lernenden ein mitzuhelfen, die Geschichte nach der oben beschriebenen Sturktur mitzugestalten. Diese Struktur wurde an die Tafel geschrieben. Zuerst haben die Lernenden die Übung zusammen mit dem Erzähler durchgeführt. Dann mussten sie in kleinen Gruppen alleine arbeiten und die gleiche Übung mit anderen Recyclingmaterialien wiederholen. Jetzt mussten sie eine neue Geschichte erfinden. Da sie dies bereits schon mal gemeinsam gemacht haben, konnte die Geschichte einfach erstellt werden.
Schwächen: Die einzige Schwäche war das Timing. Einige Leute kamen zu spät und haben die Übung damit gestört.
Kontaktinfos zum Good Practice Projekt Name des Storytellers: Van Himbeeck Joke Name der Lehrerin: Marina Brulemans and Sandra Aerts Adresse: Joke Van Himbeeck Mostingstraat 3 3221 Nieuwrode 0487/686.345 eMail adresse: Joke.vanhimbeeck@telenet.be
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Lasst uns zusammen leben Bulgarien Hintergrund Zielgruppe: Ausländische Erwachsene, die nach Bulgarien kamen (AraberInnen, KoreanerInnen, WesteuropäerInnen, etc.). Einige von ihnen haben nur noch einige Jahre bis sie in den Ruhestand gehen, andere sind es bereits. Kontext/Bedürfnisse: Für alle TeilnehmerInnen war das Leben in Bulgarien etwas Neues. Sie waren weit weg von ihrer vertrauten Umgebung, von ihren Verwandten und von ihrem Lebensstil und haben zugleich wenig Kenntnis von bulgarischen Traditionen und der bulgarischen Sprache. Sie müssen ihre Fähigkeiten verbessern, um in verschiedenen (sehr oft - spezifisch bulgarischen) Umständen sowie mit den Menschen in ihrer engsten Umgebung (in der Stadt in der sie leben, auf dem Marktplatz, auf der Straße, mit den Nachbarn und so weiter) kommunizieren zu können. Zusammen mit der Verbesserung ihrer mündlichen Sprachkenntnisse müssen sie auch lernen den bulgarischen Lebensstil, Gewohnheiten, Traditionen und Denkweisen besser zu verstehen. Ziele: • Verbesserung der mündlichen Sprachkenntnisse in der bulgarischen Sprache • Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit in der bulgarischen Sprache • Steigerung des Bewusstseins für Vielfalt bei den erwachsenen TeilnehmerInnen
Detaillierte Beschreibung
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Aktivitäten & Methode: Die Geschichten sind logisch in jede der „Lernübungen“ eingebettet. Der einleitende Teil der Trainingseinheit begann mit einer Geschichte, die vom Trainer erzählt wurde. Die Geschichte war sorgfältig ausgewählt, mit dem Ziel, die TeilnehmerInnen zum Thema welches diskutiert werden soll, hinzuführen. Es geht um die Subjektivität der Wahrnehmung und des Verhaltens von Menschen. Es zeigt auch Möglichkeiten für die Entwicklung von Toleranz gegenüber gesellschaftlicher Vielfalt und für das Entdecken unterschiedlicher Perspektiven auf. Die Geschichte ist attraktiv genug und bietet einen guten Start in eine gemeinsame Diskussion mit den TeilnehmerInnen zum Thema. Der Trainer gibt sorgfältig die Anweisungen der
Diskussion und lädt die TeilnehmerInnen ein, sich mitzuteilen: • Gegenseitige Wahrnehmungen der Menschen in unterschiedlichen Situationen während der Kommunikation und in anderen sozialen Interaktionen in Bezug auf Unterschiede, die auf das Aussehen und Verhalten verweisen. • Wege aufzeigen, wie wir unser eigenes Verhalten regulieren können, um Befangenheiten und einseitige Wahrnehmungen von Menschen und Ereignissen in unserem Leben zu vermeiden. Jede/r TeilnehmerIn wird gebeten eine Kurzgeschichte auf Bulgarisch zu erzählen, um die persönlichen Erfahrungen in Bezug auf Vielfalt und Überraschungen bulgarischer Gewohnheiten, Denkweisen und Lebensstile zu präsentieren. Um die Lernenden zu motivieren eine Diskussion zu beginnen und ihnen auch mehr Zeit zu geben über ihre eigene Geschichte nachzudenken, beginnt der/die TrainerIn witzige Lebensgeschichten zu erzählen, die auf der Straße, auf dem Markt usw., passiert sind. Die von den TrainerInnen erzählten Geschichten zeigen den TeilnehmerInnen, dass in einigen Fällen die Grenzen der Sprache und Kommunikationsfähigkeit zum Lachen bringen, während sie in anderen Fällen jedoch sogar gefährlich werden konnten. Nachdem der/die TrainerIn seine/ihre Geschichten vorgestellt hatte, hatten die TeilnehmerInnen den Mut, ihre eigenen Geschichten auf Bulgarisch zu erzählen. Einhergehend mit dem eigenen Verständnis der TeilnehmerInnen, dass sie durch Sprache Probleme erfahren konnten und generellen und spezifischen Missverständnissen, die sie aufgrund der Unterschiedlichkeiten erlebten, suchten die TeilnehmerInnen gemeinsam nach geeigneten Lösungen für solche Situationen. In der nächsten Phase des Kurses gab der/die TrainerIn jedem der TeilnehmerInnen eine Reihe bulgarischer Wörter und die TeilnehmerInnen wurden gebeten, eine Geschichte, eingebettet in einen vorgegebenen Kontext, mit den angegebenen Wörtern zu erzählen. Anschließend wurde jedeR der TeilnehmerInnen gebeten seine/ihre Geschichte vor der ganzen Gruppe zu präsentieren. Der/die TrainerIn bat die TeilnehmerInnen, kleine Teams von 3 bis 4 Personen zu bilden. Die Teams sollten eine reale Lebenssituation wählen (z.B. Einkaufen auf dem Markt, Reisen mit öffentlichen oder privaten Verkehrsmitteln, etc.), in welchen sie sich selbst befinden könnten. Dann überlegten sie im Team, was ihnen in diesen Situationen passieren könnte. Die Teams diskutierten auf Bulgarisch ihre Präsentationstechniken. Am Ende erzählte jedes Team seine Geschichte vor den anderen TeilnehmerInnen. Die anderen Teams teilten ihre Meinung zu jeder Geschichte mit und diskutieren was die Geschichte im Wesentlichen und wie sie verändert werden könnte. Partner: Es gab keine Partner. Der/die TrainerIn übernahm die Rolle des Erzählers/der Erzählerin.
Fragen/ Problemstellungen: Am Beginn der Ausbildung Vertrauen zu schaffen scheint das häufigste Problem zu sein. Dies ist verständlich, da sich die TeilnehmerInnen untereinander nicht kennen und ihnen die Details des Trainingsszenarios nicht bekannt sind. Deshalb sind sie anfangs oft still und beginnen zaghaft mit dem Erzählen ihrer Geschichten. Doch nach den ersten zwei oder drei Geschichten der TeilnehmerInnen und des Trainers/der Trainerin und der sehr positiven Atmosphäre wird dieses Problem überwunden. Auch das „Timing“ war ein Problem. Wenn die Lernenden begannen, sich sehr für ein Thema zu interessierten und sie tief ins Thema eingetaucht waren, war es schwierig sie in diesem Prozess zu stoppen und sie zu bitten, mit den Präsentationen fortzufahren. Zudem haben sich die meisten Teams nicht an den vorgegebenen Zeitrahmen gehalten. Beteiligung von ErzählerInnen und angewandte Techniken: Wie oben erwähnt wurde, bilden die Geschichten den Kern um den das gesamte Training aufgebaut ist. Die Erzähltechniken wurden von dem/der TrainerIn angewandt. Zeitrahmen: 5 Minuten: Der/Die TrainerIn stellt die erste Geschichte vor 5 - 10 Minuten: Der/Die TrainerIn beginnt mit der Diskussion und erzählt Geschichten aus dem Leben 1 Stunde: TeilnehmerInnen erzählen ihre wahren Erlebnisse 5 - 10 Minuten: Alle TeilnehmerInnen überlegen sich eine Geschichte auf Bulgarisch mit den vorgegebenen Wörtern. 30 Minuten: Alle TeilnehmerInnen erzählen ihre Geschichte mit den vorgegebenen Wörtern vor der gesamten Gruppe 2 Stunden: Die TeilnehmerInnen teilen sich in (Klein-)Gruppen und arbeiten an ihren Geschichten 1 Stunde: Jedes Team präsentiert seine Geschichte vor der Gruppe 30 Minuten: Andere Teams diskutieren über die Geschichten und schlagen Veränderungen vor
Auswertung Einfluss auf die Lernenden: Die abschließende Bewertung der Ausbildung fiel sehr positiv aus. Die Lernenden teilten mit, dass sie gerne mit Geschichten geübt haben. Stärken: Das war mehr als ein Kurs. Es war ein gegenseitiges Sich-Anvertrauen und gegenseitiges Verständnis durch den Austausch von Geschichten. Schwächen: Die Einbindung der Auszubildenden in die Erzählübung war am Anfang für manche TeilnehmerInnen ein Problem. Wenn es mehrere TeilnehmerInnen gibt, die diese Schwierigkeiten aufweisen, könnte es sehr schwierig für den/die TrainerIn sein, die Ausbildungsziele zu erreichen.
Kontaktinfos zum Good Practice Projekt Name: Svetla Mavrodieva Adresse: Sofia, Bulgaria, Lulin, bl.201, entrance B eMail adresse: svetla.mavrodieva@gmail.com
Die Funktion von Storytelling im Projekt Storytelling ist ein Schlüssel für den Erfolg des Trainings, da die Geschichten dabei helfen, das Hauptproblem der Auszubildenden zu überwinden – nämlich ihre Unsicherheit, sich in der bulgarischen Sprache auszudrücken. Im Trainingssetting, wo die TeilnehmerInnen auf ihre Geschichten konzentriert sind erkennen sie die Wichtigkeit der Sprach- und Kommunikationsfähigkeit. Des Weiteren hilft ihnen die kooperative Zusammenarbeit mit den anderen TeilnehmerInnen Selbstvertrauen zu gewinnen, da die Anderen sie in ihren Sorgen, Unsicherheiten und Problemen verstehen. Schließlich, durch das Präsentieren der Team-Ergebnisse vor allen anderen Teilnehmern, erleben sie ein positives, sicheres Gefühl, sich in der bulgarischen Sprache ausdrücken zu können und von anderen verstanden zu werden.
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Kunst integriert - Finnland Hintergrund Zielgruppe: KünstlerInnen, die finnische , multikulturelle Gruppen repräsentieren und Menschen mit multikulturellem Hintergrund. Bedürfnisse – Kontext: Das Projekt begann in Turku, Finnland im Jahr 2012 und wurde von Annamari Karjalainen, die für „Art Promotion“ arbeitete, durchgeführt. Seit 2012 wird das Projekt fortgesetzt und nun auch in anderen Teilen Finnlands von der Europäischen Union und der Kulturkommission finanziert. Ziele: • Das Kreieren einer Performance mit KünstlerInnen unterschiedlicher kultureller Hintergründe, basierend auf persönlichen Geschichten • Geschichtenkreise als Methode nutzen, um Geschichten unabhängig von vorhandenen Sprachkenntnissen zu erzählen
Detaillierte Beschreibung
Involvierte Partner: Das Projekt wurde von Annamari Karjalainen in Zusammenarbeit mit dem Turku City Theater, dem Western Regional Dance Centre, der Turku Adult Education und der Stadt Turku initiiert. Probleme: Persönliche Geschichten standen im Mittelpunkt des Projekts, aber auch traditionelle Geschichten wurden erzählt, insbesondere wenn die TeilnehmerInnen ihre eigene Muttersprache nutzten und Schwierigkeiten hatten über ihren kulturellen Hintergrund zu erzählen. Ein wichtiger Punkt war, das Projekt nicht mit einer Therapie zu verwechseln. Beteiligung von ErzählerInnen und angewandte Techniken: ErzählerInnen waren als Workshop-LeiterInnen und KünstlerInnen involviert.
Die Funktion von Storytelling im Projekt Wie die Geschichte dazu beiträgt die Ausbildungsziele zu erreichen: Persönliche Geschichten, die erzählt wurden waren der rote Faden, der sich durch das gesamte Projekt zog. Die Geschichten standen eng mit Methodenentwicklung, den Inhalten von Performance und dem Performance-Ausdruck in Verbindung. Die TeilnehmerInnen erlebten,
Übungen: Insgesamt bestand das Projekt aus drei Kernphasen. Zunächst begannen die KünstlerInnen unterschiedlicher kultureller Hintergründe gemeinsan zu arbeiten und zu kollaborieren, indem sie von den verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten von KünstlerInnen Gebrauch machten, als Ausgangspunkt für Geschichten–basierte Übungen, wobei diese ihren persönlichen Erinnerungen entsprangen. Sie nutzten den Workshop als eine Arbeits- „Plattform“. Die zweite Phase des Projekts konzentrierte sich auf Performances im Workshop und baute auf der Arbeit der ersten Phase auf. Die Gruppe bildete Geschichten-Erzählkreise, die offen für andere Erwachsene aus Minderheitengruppen waren.
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Methode: Die wichtigste Methode für das Sheherazade Projekt war der Erzählkreis. Der Erzählkreis ist ein sehr altes Interaktionswerkzeug und weist eine Struktur auf, die jedeR kennt. Alle TeilnehmerInnen sind im Erzählkreis gleich. Es wurden unterschiedliche Erinnerungen angeregt, um die TeilnehmerInnen dabei zu unterstützen, Geschichten aus ihrem Leben zu finden, zum Beispiel die Erinnerung an eine Reise, zu ihrem Lieblingsort, an eine Stadt. Basierend auf diesen Erinnerungen in Verbindung mit einigen Objekten, konnten die TeilnehmerInnen eine Geschichte finden und nacherzählen.
Workshop for artists From left and up: Sibiri Konaté, Alicia Rangel Avila, Oleg Tschoumak, Sibel Kantola, Johanna Parkkinen, Markus Luukkonen, Thomas Pryke, Annamari Karjalainen and Andrea Vannucchi.
Scene from a perfomance “Crossing of the six roads” in Turku City Theatre. In Photo: Sofia Molin, Sibiri Konaté, Markus Luukkonen, Elihú Galván and Sibel Kantola Photo: Robert Seger
dass es durch die Erzählkreise möglich war, ihre eigene Hintergrundgeschichte zu erzählen und damit ihre finnischen Sprachkenntnisse zu verbessern. Das Projekt erhielt Rückmeldungen wie, „in den Jahren, in denen ich in Finnland gelebt habe, habe ich noch nie so viel Finnisch gesprochen wie jetzt.“ Wie das Storytelling das Lernen erleichtet, sodass es nicht nur Spaß für die TeilnehmerInnen ist: Die Erzählkreise fördern ein demokratisches Miteinander, man muss zuhören um sich zu begegnen, was wiederum Auswirkungen auf die Sprache hat.
Auswertung Die Grundidee war, Kunst und Geschichtenerzählen in der Arbeit gegen Rassismus und Vorurteile einzubringen. Eine Person im Erzählkreis als einen Menschen zu sehen und nicht als Mitglied einer ethnischen Gruppe, ist durch das Projekt erfolgreich gelungen. Das Projekt gab den TeilnehmerInnnen eine sehr wichtige Kommunikations- und und eine neue Spracherfahrung.
Einfluss: Der gesamte Trainingsprozess folgte dem Impuls und der Motivation der TeilnehmerInnen. Die Workshop-Methode wurde auf Grundlage der Rückmeldungen der Lernenden entwickelt. Stärken: Die persönliche Bedeutung der Geschichten war eine große Unterstützung für die TeilnehmerInnen, sowohl um eine neue Sprache zu erlernen als auch um die Kommunikation zu fördern. Schwächen: Lernende mit weniger Sprachkenntnissen hatten DolmetscherInnen, aber diese waren oft ein Hindernis im Kommunikationsprozess.
Kontaktinfos zum Good Practice Projekt Annamari Karjalainen Email: annkarj@gmail.com Tel. +358 40 964 9080 93
Lebensgeschichten im Wagen - Irland Hintergrund Zielgruppe: Pavee-Frauen (Traveller) aus Dublin, Irland. Kontext: Das Reisunternehmen Finglas Development Group hat in Zusammenarbeit mit Tolka Area Partnership eine Broschüre über das Leben von Travellern in einem traditionellen Barrel Top Waggon mit dem Titel „Lebensgeschichten aus einem Waggon” herausgebracht. Die Broschüre war der Output dieses Trainingprogramms. Irische Traveller, oder Pavees, sind Menschen mit einer eigenen Identität, Kultur und Geschichte. Sie leben als „fahrendes Volk“ in Irland und stellen etwa 2% der Bevölkerung des Landes. Mit der Inklusionsarbeit der Tolka Area Partnership initiierten sie ein Trainingsprogramm für als Traveller lebende Frauen, um ihre reiche Tradition und Verbundenheit mit der Folklore zu erfassen. Die irische Geschichtenerzählerin Aideen McBride konnte angeworben werden, einen 8-wöchigen Workshop zu gestalten, aus welchem die Broschüre hervor ging. Ziele : Das Ziel dieses Projekts war: • Zusammenarbeit mit (ein)heimischen Pavee-Frauen, um ihre Geschichten zu sammeln und deren Bräuche und Kultur zu bewahren • ihre mündliche Kommunikationsfähigkeit zu verbessern • ihnen mehr Selbstbewusstsein und eine Stimme zu geben
Detaillierte Beschreibung
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Aktivität: Da diese Frauen in der irischen Gesellschaft an den Rand gedrängt worden waren, war es schwierig ihre Offenheit zu gewinnen. Daher wurden zu Beginn einige Ice-Breaker Aktivitäten durchgeführt. Um mehr Vertrauen zu schafften und die Frauen zum Geschichten erzählen anzuregen, erzählte die Moderatorin ein paar Folklore Geschichten, die sie aus der Pavee-Folklore der Frauen selbst kannte. Dies ermutigte die Frauen, die Geschichten, die sie in ihrer Kindheit gehört und in Erinnerung hatten, nachzuerzählen. Während die Frauen ihre Geschichten einander mitteilten, stellte die Moderatorin diskret Fragen zur Tonhöhe, zur Klangfarbe und zur Lautstärke beim Geschichten-Erzählen. Während die Frauen ihre Geschichten sammelten und diskutierten, welche von ihnen in das zu veröffentlichende Booklet zu inkludieren seien, wuchs das Vertrauen innerhalb der Gruppe. Mit jeder Session wuchs ihr Enthusiasmus für das Erzählen.
Methode: Die Gruppe traf sich informell, ein oder zwei Tage pro Woche über einen Zeitraum von 8 Wochen. Aideen verbrachte ihre Zeit in Residenz mit der Gruppe. um die Frauen dazu zu ermutigen, ihre Geschichten und Geschichten die ihnen in ihrer Kindheit erzählt worden waren zu erzählen. Sie sammelte diese und führte die Frauen in Erzähltechniken ein, Die Gruppe tauschte Geschichten und Lieder aus, die ihnen in einem Wohnwaggon erzählt wurden. Wie die TeilnehmerInnen ihre Geschichten erzählten, so wurden sie auch zeitgleich in die Fertigkeiten des Geschichtenerzählens eingeführt: Stimme, Tonhöhe, Klangfarbe und Rhythmus. Die neu erlernten Fähigkeiten erhöhten ihr Vertrauen ins Geschichten erzählen, so dass sie nach 4 Wochen sehr froh waren ihre Geschichten selbst zu erzählen, anstatt von einem Moderatorin ermutigt zu werden. Involvierte Partner: Die Gruppe bestand aus 10 Frauen, die Reisende aus der Groß Finglas Gegend rund um Dublin Nord waren. Das Trainingsprogramm wurde von der Finglas Traveller Development Group und der Tolka Area Partnership unterstützt, gemeinsam mit einer professionellen GeschichtenerzählerIn als Moderatorin. Fragen zur Geschichte: Die größte Herausforderung zu Beginn dieses Programmes war es, diese Frauen dazu zu bewegen, miteinander zu sprechen und Geschichten untereinander zu teilen. Die traditionell als Traveller lebenden Frauen sind sehr distanziert, und es war anfangs besonders schwierig sie dazu zu bewegen sich untereinander zu unterhalten. Vertrauensübungen wie Memory-Spiele waren ziemlich wirkungslos. Als die Moderatorin schließlich begann ihre ihnen bekannten Geschichten zu erzählen, haben sie sich geöffnet. Involviertheit des Storytellers: Die Moderatorin Aideen McBride war eine professionelle GeschichtenerzählerIn und nutzte ihre Erfahrung dazu den TeilnehmerInnen den Start in die eigenen Geschichten leichter zu machen. Sie lehrte ihnen Techniken wie sie ihre Geschichten am effektivsten kommunizieren können. Die TeilnehmerInnen wollten sicherstellen, dass ihre Kultur und ihr Erbe auf eine passende Art und Weise bewahrt werden würde. Aus diesem Grund war das Erlernen richtiger Präsentationstechniken sehr wichtig für die Frauen. Art der Geschichte: Lebensgeschichten, traditionelle und Folklore-Geschichten von Traveller-Frauen. Zeitrahmen: Das Projekt wurde als ein informeller Storytelling-Workshop in einem Zeitraum über acht Wochen durchgeführt.
Die Funktion von Storytelling im Projekt
Kontaktinfos zum Good Practice Projekt
Wie trägt Storytelling dazu bei, die Ausbildungsziele zu erreichen? Die informelle und flexible Art des Geschichtenerzählens setzte die TeilnehmerInnen über die anfänglichen Barrieren in der Kommunikation hinweg in eine entspannte Grundstimmung. Schüchternheit, Mangel an Selbstvertrauen, Misstrauen, usw. konnte nach und nach beseitigt werden. Der Einsatz von Storytelling hat dabei sehr geholfen die Ausbildungsziele zu erreichen, weil er den Teilnehmerinnen erlaubte, in der Gruppe Geschichten zu teilen und auszutauschen. Er ermutigte sie dazu die Geschichten als ihr Eigentum anzuerkennen und um die richtige Darstellung ihrer Geschichte und Kultur bemüht zu sein.
Aideen McBride, Professionelle Erzählerin Michelle Geoghegan, Trainerin der Tolka Area Skills Bank Niamh McTiernan, The Finglas Traveller Development Group Konakt: Tolka Area Partnership Telefon: 01 8361666 Website: www.tap.ie
Wie kann Storytelling das Lernen erleichtert, ohne nur Spaß für die Lernenden zu sein? In dieser achtwöchigen Workshop-Serie wurden die Techniken des Storytellings im Programm integriert. Storytelling Übungen wurden als Werkzeuge verwendet, um Kapazitätenaufbau zu erleichtern und das Selbstvertrauen der Lernenden zu steigern.
Auswertung Einfluss auf die Lernenden: Das Feedback der Lernenden war sehr positiv. Die Ergebnisse ihrer Erzählaktivitäten wurden in einer Broschüre dokumentiert, veröffentlicht und dadurch für andere zugänglich gemacht. Stärken: In diesem Programm waren das Empowerment der marginalisierten Frauen und die Förderung einer positiven Einstellung gegenüber dem „fahrenden Volk“ maßgeblich. Es sollte dem negativen Image, das diese indigene Gruppe in der irischen Gesellschaft hat, entgegen getreten werden. Schwäche: Die Hauptschwäche des Programms lag darin, die Frauen dazu zu bringen, ihre Geschichten in einer Atmosphäre des Vertrauens mitzuteilen. Das Training wurde auch von den Frauen als wichtig erkannt, aber ihre Nervosität und ihre Ängste waren von Anfang an offensichtlich. Der Aufbau von Vertrauen zwischen den TeilnehmerInnen und zur Erzählerin war ein Schlüsselfaktor für das gute Ergebnis des Ausbildungsprogramms und erforderte einen erheblichen Zeitaufwand.
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In deinen Augen ist sichtbar, dass du verstanden hast! - Schweden Hintergrund Zielgruppe: Zwölf Einwanderer oder Flüchtlinge, die mehr als zehn Jahre in Schweden verbracht hatten, ohne die Sprache zu erlernen oder an der schwedischen Gesellschaft teilzunehmen. Kontext: Ein Projekt namens Directa, das vom Europäischen Sozialfonds und vom schwedischen Arbeitsamt initiiert wurde, kontaktierte das Fabula Storytelling Unternehmen im Sommer 2011. Directa testete verschiedene kreative Techniken für besseres Lernen und Integration von Flüchtlingen und MigrantInnen, die in Schweden innerhalb von zehn Jahren ohne Spracherwerb lebten und nicht am gesellschaftlichen Leben teilnahmen. Zusammen mit anderen Techniken wollten sie auch untersuchen, ob Storytelling ein fruchtbarer Ansatz ist. Es gab eine Beamtin des Arbeitsmarktservices, die engen Kontakt mit den TeilnehmerInnen hatte und sie während des Kurses in praktischen Belangen unterstützte. Alle Sprachen wurden von mindestens zwei Teilnehmerinnen gesprochen, so dass niemand allein in seiner/ihrer Muttersprache war. Die Gruppe wurde von der professionellen Geschichtenerzählerin und Erzieherin Ida Junker geleitet.
Geschichte nacherzählen: Als jede/r die Geschichte verstanden hatte, gingen sie dann in Paare zusammen und erzählten die Geschichte einander in ihrer eigenen (gemeinsamen) Sprache. Das Ziel war es die Geschichte tiefer zu verstehen und länger in Erinnerung zu behalten. Dann bildeten sie neue Paare und erzählten die Geschichte einander auf Schwedisch.
Ziele: Herausfinden, ob Storytelling eine geeignete Methode ist, um Lernen und konsequente Inklusion zu beschleunigen.
Hausübung: Alle wurden dazu angewiesen, eine traditionelle Geschichte und/ oder eine Erinnerung zu Hause für die Familie oder Freunde zu erzählen. Zu Beginn jeder Sitzung haben wir eine Runde gemacht und nachgefragt wie es gelaufen ist (In einer Runde hört die ganze Gruppe auf den/die, der/die spricht.) Ein Beispiel für eine Antwort: „Meine Kinder sagten, oh, Mama, endlich, du sprichst Schwedisch!“
Detaillierte Beschreibung Aktivitäten & Methode: Vertrauensübungen: Zu Beginn jeder Sitzung wurden ein paar Aktivitäten und Namens-Übungen gemacht, um eine gute Atmosphäre zu gestalten, die Angst vor Leistungsanforderungen zu senken und Schüchternheit zu beseitigen. So wurde viel gelacht und eine sichere und entspannte Atmosphäre geschaffen.
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Computer herausgesucht wurden. Aber auch durch Diskussionen und Erklärungen der TeilnehmerInnen untereinander und in verschiedenen Sprachen. Die ErzählerInnen hatten die Aufgabe von den Gesichtern der TeilnehmerInnen abzulesen, ob die Geschichte verstanden wurde. Das ist ein wichtiges Werkzeug im Sprachtraining. Abstrakte Begriffe wie Glück und Gier, wie in Märchen üblich, waren extrem schwierig so zu vermitteln, dass sie alle verstehen konnten. Konkrete Geschichten mit wenigen Episoden und einem Witz haben am besten funktioniert, wie z.B. die antike Fabel „Der Wolf kommt“ oder die Geschichte des Nasreddin Hodscha „Gefütterte Kleidung“.
Geschichten anhören: JedeR erzählte der Gruppenleiterin eine oder mehrere Geschichte(n). Das Ziel war, dass jedeR die Geschichte versteht. Das Erzählen wurde daher unterstützt mit Gesten, Tönen, kleinen Dramen und Bildern, die spontan gezeichnet oder auch am
Erzähl mir von einer Erinnerung: Jedes Treffen hatte ein Thema wie „Tiere“, „Essen“ oder „Arbeit“. Die Leiterin erzählte von einer authentischen Erinnerung aus dem eigenen Leben, einfach und bescheiden, aber nicht ohne Drama. Dann erzählte jedeR der TeilnehmerInnen reihum von seiner/ihrer eigenen Erinnerung. Diese muss sich nicht auf das Thema beziehen, aber in der Regel war es dann doch so. Jede Geschichte brauchte Zeit, auch um für Diskussionen offen zu sein und Erklärungen, Inszenierungen und Bilder zu besprechen. Es ging hierbei jedoch nicht um die psychologische Verarbeitung von Erinnerungen, sondern um ein Sprachtraining und Integration.
Der Kurs endete mit einem gemeinsamen Besuch der Fabula Storytelling Bühne, der sehr geschätzt wurde. Außerdem haben wir eine kleine Performance für BeamtInnen des Arbeitsmarktservices gemacht, in der alle TeilnehmerInnen eine Geschichte erzählten. Kaffeepausen erwiesen sich als ein wichtiger Teil des Kurses, in dem die Geschichten spontaner sein konnten. Der Eindruck war, dass das Geschichtenerzählen in dieser Gruppe ganz normal war, die TeilnehmerInnen aber in schwedischer Umgebung keine Erfahrungen diesbezüglich hatten. Das ist eine Erfahrung, die wir schon viele Male zuvor gemacht haben.
Involvierte Partner: Arbeitsmarktservice, Fabula Storytelling und der Europäische Sozialfond Fragen zur Geschichte: In einer Gruppe wie dieser, gab es eine Menge Chaos, das mit guter Laune überwunden werden musste. Die Planung war nicht immer angemessen und der weitere Verlauf des Kurses musste improvisiert werden. Es war Unterstützung seitens der BeamtInnen der Arbeitsmarktverwaltung notwendig, um das Programm auszuführen. Sie hielten die ganze Sache zusammen. Involviertheit des/der Storytellers/-in: Cfr. Methode Art der Geschichte: Hauptsächlich Lebensgeschichten mit einigen traditionellen Volksgeschichten Zeitrahmen: Die Gruppe traf sich im Herbst 2011 acht Mal mit je etwa 1 Woche Abstand dazwischen. Im Frühjahr 2012 nahm Fabula an einer Konferenz über das Sprachenlernen mit kreativen Methoden teil. Die Planung für das Projekt von Fabula umfasste etwa 40 Stunden.
Die Funktion von Storytelling im Projekt In diesem Projekt war Storytelling und Methode der Hauptinhalt. Was zeichnet den Prozess des Geschichtenerzählens aus: • Multimedialität – Geschichten werden mit viel Ausdruck, Stimme, Gestik, etc. erzählt, sodass die gesprochene Sprache für die Teilnehmenden nicht so wichtig ist. Es ist möglich, eine Geschichte auch ohne gute Sprachekenntnisse zu verstehen. Und man kann auf diese Art eine Geschichte in einer Sprache, die man nicht so gut beherrscht, erzählen. • Reziprozität und Gleichberechtigung - die Erzählung findet in einer Art „drittem Raum“ zwischen ErzählerIn und ZuhörerIn statt. Beide verändern die Geschichte, während die Geschichte weitergeht. Beide sind gleichermaßen wichtig. JedeR ist betroffen, unabhängig von Sprache, Kulturellem Hintergrund oder sozialer Schicht. • Co-Kreation – die ZuhörerInnen schaffen selbst innere Bilder zur Geschichte. Dies geschieht im Gehirn automatisch, unabhängig von der Sprache. Die Bilder können dann (teilweise neu) als Geschichte in einer anderen Sprache weitergegeben werden. • Verstehen – der/die ErzählerIn sieht in den Augen der ZuhörerInnen, ob sie die Geschichte verstehen oder nicht. Der/Die ErzählerIn kann die Erzählung in einer vielfältigen und unterhaltsamen Weise weiterführen, bis sie jedeR verstanden hat. Das gleiche kann kaum
über andere Sprechakte gesagt werden, wie z.B. Mitteilungen. • Engagement - Was wird passieren? Jeder will an einer guten Geschichte beteiligt sein und kann es daher nicht vermeiden, sprachlich beteiligt zu sein. Geschichten enthalten oft ethische Dilemmata, die Diskussionen anregen.
Auswertung Einfluss auf die Lernenden: Von dem Projekt Direkta wurde sehr sorgfältig evaluiert. Dafür wurden Interviews mit den TeilnehmerInnen geführt und Tonbänder, die sie „vor“ und „nach“ dem Kurs zeigen, aufgenommen. Das Ergebnis war überwältigend positiv. Alle erwähnten die Freude und Wärme, die sie im Rahmen des Projektes erlebt hatten. JedeR sagte, dass sie viel Schwedisch gelernt hatten, einige sagten, dass sie mehr gelernt hatten als bei “SFI“ (Schwedisch für Einwanderer). Stärken: Die TeilnehmerInnen waren sehr engagiert und mochten die Ausbildung sehr. Sie fingen an, die schwedische Sprache anzuwenden, weil sie sich dazu bemächtigt fühlten. Sie fühlten sich sicher und konnten ihre eigenen Erinnerungen für das Gespräch nutzen. Die Gruppe begann sich untereinander bei der Wortwahl in Schwedisch zu helfen. Einige der Lernenden sagten, dass sie in diesem Kurs mehr Schwedisch gelernt hatten, als beim SFI oder in all den Jahren zuvor in denen sie in Schweden gewesen sind. Schwäche: Viele TeilnehmerInnen in der Gruppe hatten so viele praktische Probleme mit ihrem Leben, dass sie zeitweise dem Kurs fern bleiben mussten, z. B. Krankenhaus Besuch, zu Behörden gehen usw.
Kontaktinfos zum Good Practice Projekt Ida Junker, Fabula Storytelling Eastmansvägen 35, 11361 Stockholm, Sweden ida.junker@storytelling.se
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KAPITEL 5
Pilotprojekte
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Die Pilotprojekte, die in diesem Kapitel vorgestellt werden, waren ein integraler Bestandteil des Sheherazade Projekts. Sie hatten die Aufgabe den Projektpartnern den Zugang zu Storytelling und dessen Anwendung in der Erwachsenenbildung zu ermöglichen. Die Pilotprojekte erlaubten uns die Wirksamkeit von Storytelling innerhalb der etablierten Settings zu studieren, sowie ihre Effektivität als pädagogisches Werkzeug, um soziale Integration und das Sprachenlernen zu fördern und zu erleichtern. Die Pilotprojekte können im Wesentlichen als Aktionsforschungsprojekte verstanden werden, die die Planung, Durchführung, Auswertung, Verbesserung vom Lernen erleichtern, um so das Storytelling in die Mainstream Ausbildungspraxis zu inkludieren. In diesem Kapitel haben wir die Absicht mit Ihnen unsere Erfahrungen, Einsichten und Wissen zu teilen, in der Hoffnung, dass auch Sie davon profitieren werden.
Storytelling im Fremdsprachenerwerb auf dem Niveau A2 - Österreich Organisation: Brunnenpassage in Kooperation mit der Volkshochschule Ottakring Adresse Brunnenpassage Brunnengasse 71 1160 Wien VHS Ottakring Ludo-Hartmann-Platz 7 1160 Wien Organisationsart Die Brunnenpassage ist ein Kunst- und Sozialraum, welcher Menschen mit unterschiedlichen nationalen und soziokulturellen Hintergründen dazu ermutigt, sich an Kunst und Kultur zu beteiligen. Die Brunnenpassage ist als eine Plattform für Kunst- und Kulturveranstaltungen konzipiert, vor allem jedoch für jene Menschen, die keinen Zugang zu den städtischen Kuturinstitutionen haben. Das Hauptziel der Arbeit in der Brunnenpassage ist die Förderung des Zugangs zu zeitgenössischen Kunst für eine Vielzahl von Menschen, v.a. jenen, denen solche kulturelle Veranstaltungen nicht zugänglich sind. Die Volkshochschule Ottakring ist eine lokale Bezirksstelle der Wiener Volkshochschulen. Die Volkshochschule bietet eine weite Palette an Kursen auch eine Reihe an Basis-Bildungskursen für in Wien lebende Menschen an. Die Wiener Volkshochschulen fühlen sich eines demokratischen Zugangs zu Wissen und Bildung verpflichtet. Sprachkurse sind ein wichtiger Teil des Programms der Volkshochschule Ottakring. 100
Beschreibung des Pilotprojektes Setting: Für das österreichische Sheherazade Pilotprojekt der Brunnenpassage fiel die Entscheidung darauf, sich mit Storytelling im traditionellen Sprachunterrichts zu beschäftigen. Das Projekt fand in Zusammenarbeit mit der großen Erwachsenenbildungseinrichtung „Volkshochschule Ottakring“ statt, welche sich unweit von der Brunnenpassage befindet. Das Pilotprojekt wurde in einem Deutschkurs, der wöchentlich drei Mal für vier Stunden über einen Zeitraum von 9 Wochen stattfindet, durchgeführt. Die Erzählerin besuchte die Klasse in acht Sitzungen, die jeweils etwa zwei Stunden dauerten. Zunächst konnte sich die Sprachlehrerin nicht vorstellen, wie sich diese Erzähleinheiten gestaltet würden. Die erste Einheit führte die Erzählerin daher alleine durch. Die folgenden Unterrichtseinheiten wurden begleitet von gemeinsamer Vorbereitungs- und Reflexioneinheiten der Kursleiterin und der Geschichtenerzählerin. So begann die Kursleiterin in den Storytellingeinheiten als aktive Assistentin der Erzählerin zu fungieren.
Zielgruppe: Das Pilotprojekt wurde mit einer vielfältigen Gruppe von DeutschLernenden auf dem Niveau A2 durchgeführt. Bei den 15 TeilnehmerInnen waren neun verschiedene Erstsprachen vertreten: Punjabi, Thailändisch, Türkisch, Griechisch, Urdu, Uiguren, Singhalesischen (in Sri Lanka gesprochen), Rumänisch und Spanisch. Einige der MigrantInnen waren nur vor wenigen Monaten nach Österreich gekommen, während andere schon für mehrere Jahre in Österreich gelebt hatten. Die TeilnehmerInnen waren zwischen 17 und 45 Jahre alt.
andere Erfahrungen und Werte hatten. Es entstanden also nicht nur neue Methoden, sondern auch neue Inhalte. Ergebnisse Die Zusammenarbeit zwischen ErzählerIn und Lehrerin hat gut funktioniert. Am Ende des Projekts schlüpfte die Lehrerin auch in die Rolle der Geschichtenerzählerin. Die Erzählerin entwickelte einfache Übungen für die Erzähleinheiten, die oft mit den Themen des Deutschunterrichts im Zusammenhang standen.
Feedback Als die TeilnehmerInnen den Deutschkurs gebucht hatten, konnten sie nicht von dem besonderen Erzählspekt wissen. Einige von ihnen waren anfangs eher kritisch und unsicher, weil sie keine Ahnung davon hatten, was sie von Storytelling im Fremdsprachenunterricht erwarten sollten. Nach der ersten Märchenstunde war aber jeder motiviert und hat gerne an den Warm-up Übungen teilgenommen und verstanden, dass diese Art der Sprachausbildung weder Stifte noch Schreibtische braucht. Das Feedback der TeilnehmerInnen am Ende war sehr warm und positiv. Sie sagten, dass sie die Kombination der beiden LehrerInnen, die offensichtlich sehr unterschiedliche Ansätze hatten, mochten. Einige sagten auch, dass der kommunikative und spielerischen Ansatz nicht nur ein großer Spaß war und große Motivation für das Sprachenlernen, sondern auch eine zusätzliche Unterstützung für das Auswendiglernen. Am Ende des Projekts erwähnte die Lehrerin, dass sie in Zukunft Geschichten und Erzähltechniken in ihren Klassen anwenden wird. Ziele: • die Motivation für das Sprachenlernen und eigenen Ausdrucks zu erhöhen • Erweiterung des Vokabulars • Entwicklung der Neugier auf kulturelle Vielfalt • Das freie Sprechen und Erzählen fördern • Selbstvertrauen erzeugen • AusbildnerInnen dazu ermutigen, Erzähltechniken und alternative Methoden in die Sprachkurse einzubinden • die Förderung und Belebung der Gruppendynamik in Sprachkursen • Hörverständnis fördern Übungen (kurze Beschreibung): In den Erzähleinheiten wurden sowohl traditionelle als auch persönliche Geschichten verwendet. Die Erzählerin wählte die Kontexte, in welchen das Vokabular für die Teilnehmer vertraut war. Ein Thema, das in mehreren Übungen vorkam, war die Bereicherung und Verteifung der Geschichten durch eine Fokussierung auf die Sinne: Gerüche, Gefühle, Geräusche und so weiter. Bei der Arbeit mit Dilemma Geschichten, wurde es offensichtlich, dass die TeilnehmerInnen ganz
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Zuhause mit Sheherazade - Belgien Organisation: Landcommanderij Alden Biesen in Kooperation mit Vormingplus und Sozialreferat der Stadt. Name Vormingplus Limburg und Sozialreferat der Stadt Hasselt Adresse Vormingplus Limburg Cellebroedersstraat 13-15 B - 3500 Hasselt Organisationsart Vormingplus ist eine informelle Organisation zur Erwachsenenbildung, die Aktivitäten organisieren, um die persönlichen, sozialen und kulturellen Kompetenzen der erwachsenen Lernenden zu verbessern. Es soll alle BürgerInnen zum „lebenslangen Lernen“ anregen, vor allem ist es für jene Menschen, die Schwierigkeiten haben neue Lernwege zu finden. Das Zentrum kooperiert oft mit verschiedenen sozialen und kulturellen Akteuren, Organisationen und Sektoren in einer inspirierenden und anregenden Art und Weise. Es gibt 13 autonome Vormingplus Zentren in Flandern und in Brüssel. Vormingplus Limburg ist eines von ihnen und arbeitet eng mit der Sozialabteilung der Stadt Hasselt zusammen.
perfekte Zusammenkunft zu sein und so war das Projket „Zu Hause mit Sheherazade“ geboren. Zielgruppe: Die Teilnahme am Sheherazade Pilotprojekt wurde auf freiwilliger Basis angeboten. Ingesamt gab es 13 ‚Tandems von „Hasselaren“ (Einwohner der Stadt Hasselt) gemeinsam mit Newcomern aus Äthiopien, Kenia, Iran, Afghanistan, Marokko, Gaza, der Ukraine, der Türkei, Polen und Russland. Alle drei Wochen an einem Sonntagmorgen kam diese kleine Gruppe von Menschen mit dem Geschichtenerzähler Rien Van Meensel zusammen. Sonntagmorgen wurde bewusst gewählt, da wir nach einer günstigen Zeit für alle TeilnehmerInnen suchten. Die Abende waren nicht wirklich eine Option, vor allem für alleinstehende Migrantinnen mit Kindern. Die Organisatoren hatten auch Tagesbetreuung für Kinder der TeilnehmerInnen organisiert. Dieser Service senkte die Teilnahmeschwelle für viele TeilnehmerInnen. Alle Sitzungen fanden in den Tagungsräumen des Vormingplus statt. Eine zusätzliche Abend-Aktivität wurde angeordnet, ein Besuch des internationalen Erzählfestival in Alden Biesen. Die TeilnehmerInnen nahmen an dem Geschichtekurs „Niederländisch für Ausländer“ teil.
Beschreibung des Pilotprojektes Setting: „Gemeinsam zu Hause in Hasselt” ist ein Integrationsprojekt, das sozialen Zusammenhalt zwischen Neuankömmlingen und Einheimischen fördern soll. Das Projekt versucht dabe eine/n BürgerIn aus Hasselt ( ‚Hasselaar‘) und eine/n NewcomerIn für ein „Tandem“ zu begeistern. Jedes Paar soll sich regelmäßig treffen, um gemeinsam zu reden und/oder kulturelle Aktivitäten in der Stadt zu besuchen. Die Planung und Art der Aktivitäten ist ganz von der Eigeninititative und Vorliebe des jeweiligen Paares abhängig. Die Idee ist sich gegenseitig kennenzulernen, mehr über die jeweils andere Kultur und die niederländische Sprache zu lernen, um den Newcomern die Möglichkeit zu bieten, die Sprache des Aufnahmelandes in einer natürlichen Umgebung zu erlernen, um sich so in der Stadt leichter zuhause zu fühlen.
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Alden Biesen, der Sheherazade-Koordinator war auf der Suche nach einem Team, das den Sheherazade Ansatz in seinem Bereich anwenden wollte. Vormingplus Limburg war auf der Suche nach einer gemeinsamen kulturellen Aktivität, um mehr Zusammenhalt und Synergien in der Gruppe der Tandems zu bekommen. Es schien eine
Kenntnisse: Alle Neulinge nahmen auch am Unterricht „Niederländisch als Fremdsprache „ am lokalen Erwachsenenbildungszentrum teil. Die Sprachkenntnisse waren unterschiedlich, aber alle TeilnehmerInnen waren in der Lage, sich an Gesprächen zu beteiligen und einfache Geschichten zu erzählen. Ziele: 1. Um mehr Zusammenhalt in der Gruppe der Tandems zu schaffen, die in der Regel auf sich selbst gestellt sind
2. Möglichkeiten bieten Kompetenzen für die Integration zu trainieren 3. Möglichkeiten bieten kulturelle Themen auszutauschen 4. den Neuankömmling in neue soziale Kreise einbeziehen 5. Vorträge und Diskussionen im Kulturbereich auslösen, über Werte usw. 6. Verbindung zu kulturellen Wurzeln suchen 7. Storytelling Kompetenzen verbessern
Während einer Sitzung nahm ein Stadtführer die Gruppe mit auf eine Tour durch die Stadt und erzählte lokale Geschichten zu den verschiedenen Orten. Die TeilnehmerInnen erzählten auch Geschichten über ihre erste Ankunft in Hasselt oder Geschichten von bestimmten Bereichen in ihrer neuen Heimatstadt. In der letzten Sitzung wurde gekocht, alle brachten typische Gerichte aus ihrer Heimat und feierten die schönen Erfahrungen, die sie gemacht hatten. Ergebnisse: • Die Newcomers fühlten sich mit der niederländischen Sprache vertrauter • Effizienter Austausch kultureller Themen, Werte etc.. • Besseres Verstehen untereinander • Besseres Verständnis der jeweils anderen Situation in der jemand war • Bessere Kenntnisse über die jeweils andere Kultur und über die Stadt Hasselt. • Bessere kommunikative Fähigkeiten • Bessere erzählerische Fähigkeiten
Feedback Übungen (kurze Beschreibung): Storyteller Rien führte den Erzählprozess und den Austausch von Geschichten. Jede Sitzung begann mit Aufwärmübungen und Übungen um Vertrauen aufzubauen. Die ersten drei Sitzungen haben mit kleinen Lebensgeschichten begonnen, Erinnerungen wurden wach, tägliche Ereignisse erzählt, Aspekte der Kultur beschrieben, an ihre Kindheit erinnert, sie führten ihre Partner durch verschiedene Orte ihres Lebens und erzählten... Jedes Mal wurde das Thema zunächst in Paaren oder Trios erzählt, und dann später im Plenum. In den letzten drei Sitzungen wurden traditionelle Geschichten von Rien erzählt und als Grundlage für die Diskussion in der Gruppe oder für eine kreative Übung genutzt. Die TeilnehmerInnen wurden aufgefordert zu beschreiben, wie sie z. B. der Garten in der Geschichte aussieht oder, welches Geschenk sie „dem Prinz“ geben würden, was sie am meisten am Bild beeinflusst usw. Manchmal erzählte der Geschichtenerzähler nur die Hälfte der Geschichte und die TeilnehmerInnen bildeten Gruppen, um gemeinsam die Geschichte zu vervollständigen. Die TeilnehmerInnen wurden auch aufgefordert eine traditionelle Geschichte, die sie aus ihrem Leben in ihrer Heimat in Erinnerung hatten, zu erzählen. Themen der Geschichten wurden in Verbindung mit anderen Geschichten oder Ländern gebracht.
Gelernte Lektionen: • Es ist sehr wichtig Vertrauen aufzubauen und einen sicheren Ort für alle TeilnehmerInnen zu schaffen • Nach einigen Vertrauensübungen begannen die Storytelling Übungen immer in kleinen Gruppen (zu zweit oder zu dritt) • Die Zusammensetzung unserer Gruppen hat sich immer verändert, aber wir haben sicher gestellt, dass es immer einen Nativspeaker gab (Niederländisch) • Wir genossen es sehr mit einem realen (Berufs-) Erzähler zusammen zu arbeiten. • Einige Zitate: - Wir alle haben Geschichten, es war schön in einer Gruppe auf gleicher Augenhöhe zu arbeiten - Ich habe auch gelernt was es bedeutet zuzuhören - Ich mag die Tatsache, dass Geschichten eine Tür zu den eigenen Erinnerungen aufmachen - Wir teilen Geschichten aus der ganzen Welt - Geschichten beweisen, dass wir alle sehr viel gemeinsam haben - Ich kenne nun die Macht von Geschichten und werde meinen Kindern sicherlich mehr Geschichten erzählen - Geschichten vor einem Publikum zu erzählen, macht mich stolz darauf, wer ich bin. - Meine Kenntnisse der niederländischen Sprache haben sich sicherlich verbessert, vor allem mein Sprach- und Hörverständnis. - Ich verstehe die Hasselaren (Stadtbewohner) nun viel besser!
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Der Fischerhändler Arnout und seine Liebe für Soetkin - Belgien Organisation: CVO Leuven- Landen Name CVO Leuven- Landen Adresse Redingenstraat 90 3000 Leuven Belgium Organisationsart Schule für Erwachsenenbildung, spezialisiert des ICT, Fremdsprachen, Niederländisch für Menschen mit Migrationshintergrund
Beschreibung des Pilotprojektes Setting: Klassenzimmer in der Schule. Stühle Sesselkreis angeordnet, mit zusätzlichen Sesseln und Tischen, um Gruppenarbeit zu ermöglichen. Ein Stadtrundgang in Leuven für die Klasse. Zielgruppe: Niederländisch lernen Level: level 2.3 (B1+)
Ziele: • Lernende sind in der Lage, eine Geschichte zu hören und die Informationen zu finden, die sie benötigen • Lernende kennen das lokale Kulturerbe • Lernende sind in der Lage, eine Geschichte als Beispiel zu verwenden, um sie zu ihrer eigenen Geschichte zu machen. • Lernende sind offen für Storytelling und haben das Gefühl ihre Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern Übungen: 1. System erstellen, um die Geschichte besser zu verstehen - 5 Minuten 2. Tatsächliches Storytelling - 45 Minuten 3. Sprach- und Hörübungen – 45 Minuten 4. Storytelling Gruppenübungen - 60 Minuten 5. Erinnerungen wach rufen und sich für den Geschichtsspaziergang vorbereiten - 25 Minuten 6. Reflexion – 15 Minuten 7. Storytelling walk – 90 Minuten (eine separate Klasse) Kurze Beschreibung: 1. Einleitung (5-10’): auf einem Stadtplan markiert die/der ErzählerIn die Standorte der Geschichten. Der/Die ErzählerIn zeigt auch einige Objekte und erklärt ihre Bedeutung. 2. Storytelling (45’): Der/Die ErzählerIn erzählt eine Geschichte vom Fischhändler Arnout und seiner Assistentin Soetkin.
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Die Geschichte spielt im mittelalterlichen Leuven um das 16. Jahrhundert. Arnout und Soetkin arbeiten für Hein de Zeilmaker, ein Segelhersteller, der der beste Fischer in der Region Leuven ist. Sie arbeiten an seinem Fischstand auf dem Markt. Arnout ist in Soetkin verliebt, sie ist seine Muse.
Er arbeitet hart und spart sein Geld, um ihr einen Ring zu kaufen. Mit viel Aufwand kann er ihr einen Ring kaufen, den sich nur Prinzessinnen leisten können. Aber Soetkin sieht den Wert des Ringes nicht und wirft das wertvolle Stück in den Fluss Dijle, der durch Leuven verläuft. Sie sagt ihm, dass sie ihn nicht heiraten will, weil sie nicht Fischhändlerin für den Rest ihres Lebens bleiben will. Sie träumt von einem „Prinz auf einem weißen Pferd“ und weist ihn zurück. Auch danach arbeiten die beiden weiterhin gemeinsam im Stall. Arnout ist immer noch in sie verliebt, aber behält diese Gefühle für sich. Die Jahre vergehen, und Soetkin hatte noch immer nicht ihre wahre Liebe gefunden. Sie arbeitete immer noch am Fischstand mit Arnout, und sie kamen sich sehr nahe. Eines Tages filetiert Soetkin eine schöne Forelle, als sie im Bauch des Fisches einen wunderschönen Ring findet, den Ring, den sie vor Jahren in den Fluss geworfen hatte. Soetkin will den Ring Arnout wieder zurück geben, aber Arnout besteht darauf, dass sie es behält. Schließlich erkennt und wertschätzt sie den Ring, den sie auch als Zeichen der Liebe Arnouts erkennt. Sie heiraten und leben lange und glücklich bis an ihr Ende... Aber das ist dann eine andere Geschichte.
4. Storytelling Übung (60’) Teilen Sie die Gruppe in Paare und vervollständigen Sie die Übung: - reduzieren die Geschichte, um 7 Zeilen (10’) - reduzieren die Geschichte um 3 Zeilen (5’) - reduzieren Sie auf 1 Zeile (1 ‚) und mit der Gruppe teilen (5’) Unterschiedliche Aufgaben für Gruppen Gruppe 1: Nennen Sie fünf Übungen, 3 Beschreibungen, 3 Objekte, 3 Gefühle (Emotionen ) Verkaufen Sie den Ring und machen Sie eine angemessene Beschreibung Gruppe 2: Entwurf eines Suchbefehls für Arnout Gruppe 3: Entwurf eines Suchbefehls für Soetkin Gruppe 4: machen Sie daraus eine Tratsch-Geschichte Gruppe 5 & 6: Erzählen Sie die Geschichte aus einer anderen Perspektive: aus der Sicht von Arnouts Mutter, Hein, des Ringes, der Dijle (der Fluss), des Marktes ... Gruppe 7: Gestalten Sie die Geschichte zu einer Nachricht Teilen Sie die Geschichten in der Gruppe und geben Sie Feedback (10’)
3. Sprach- und Hörübungen (45’) a. Was sind die Namen der Hauptfiguren? b. Wie sehen sie aus? - Über mittelalterliche Kleiderordnung, Aussehen, etc. sprechen c. Auf einem Stadtplan die in der Geschichte vorkommenden Orte markieren und auch die Straße auf der Arnout geht d. Überprüfen Sie einige Präpositionen der Sätze in der Geschichte als Vorbereitung für den eigenen Geschichtsentwurf und einen Tagesplan von Arnout durch Piktogramme erstellen e. Welche Jobs wurden in der Geschichte erwähnt? - MultipleChoice-Übung mit Piktogrammen f. Marktdialog Verkauf/Kauf erstellen: Wortschatz am Markt g. Welche Fischarten sind erwähnt worden? Und wo verkauft man Fisch? h. Eine typisches flämisches Rezept „Paling in‘t Groen“ (Aal in Grün): der Erzähler gibt dieses Rezept mit so vielen Details zur Farbe, Geruch, Geschmack und Emotion wider. Nach der Geschichte, erklärt der Erzähler, dass jede Geschichte ihre “Würz-” Elemente hat womit die Objekte gewürzt werden. Die Studenten erzählen, dann paarweise einander ihr Lieblingsrezept mit Hilfe der Objekte. i. A/B-Diktat des Paling in ‚t Groen Rezept j. Etwas ‘stokvis’ (Stockfisch) kosten k. einen kurzen Song über den Stockfisch lernen 105
5. Storytelling als Vorbereitung für den Geschichtespaziergang (25’) Die SchülerInnen sollten eine Erinnerung wach rufen. Der Erzähler gibt jedem/jeder SchülerIn eine Erinnerung vor. Die Erinnerung hat mit einer Szene, die später erzählt wird, zu tun. Es geht dabei um Erinnerungen, wie eine Begegnung, ein Gefühl, das sie in der Stadt hatten, oder das Gefühl zu Hause zu sein, um eine schöne Arbeitserfahrung, eine Liebe, einen Ring, etwas, das auf dem Markt passiert ist. Sie müssen über diese Erinnerung reflektieren und diese einem anderen Lernenden erzählen. Die Erinnerung kann mit der Stadt Leuven verbunden sein. Jede Gruppe erhält eine Szene aus der Geschichte. Jetzt sind die Lernenden dazu aufgerufen ihre Geschichte mit der vorgegebenen Szene zu verbinden. Der Erzähler erklärt, dass das nächste Treffen der Geschichtsspaziergang sein wird. Sie werden die Orte, wo Arnout und Soetkin einmal waren aufsuchen und jede Gruppe wird ihren Teil der Geschichte an einem der Orte erzählen, sie werden aber auch ihre eigene Geschichte erzählen, die jetzt Teil der ursprünglichen Geschichte sein wird.
Ergebnisse: • Die Lernenden konnten ihre eigenen Geschichten gestalten • Dank der Storytelling Übungen konnten die Lernenden Geschichten erzählen • Einige SchülerInnen standen vor der Klasse und erzählten einen kurzen Auszug aus der Geschichte.
Die Geschichte von Arnout und Soetkin wird nacherzählt, aber sie wird trotzdem eine völlig neue Geschichte sein, weil die Erfahrung der Lernenden mit ihr vermischt werden.
Feedback
6. Reflexion Bevor die Geschichte erzählt wird, ist es wichtig festzustellen, welche Einstellung die Lernenden zum Storytelling haben? Kennen Sie Geschichten, die sie selbst gerne teilen würden? Diese Information ist am Anfang notwendig
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• Die Lernenden hatten eine sehr positive Einstellung sowohl den Geschichten gegenüber, als auch den Storytelling Übungen und dem Sprachenlernen • Die Lernenden machten eine neue und interessante Erfahrung in der Klasse und hofften, dass sich diese Art Unterricht wiederholt. • Die Lernenden verstanden sich als Gruppe während des Spaziergangs und respektierten einander, während sie Geschichten erzählten. Sie haben sich auch gegenseitig unterstützt. • Die Geschichte und die Übungen stellten eine starke Verbindung innerhalb der Gruppe und zur Stadt her.
Eine Geschichte mit Happy End Bulgarien Organisation:
Ziele: • das Selbstvertrauen der arbeitslosen Erwachsenen erhöhen • ihre mündliche Präsentations- und Kommunikationsfähigkeiten verbessern • ihre Fähigkeiten und Erfahrungen in der besten Art und Weise präsentieren lernen, um leichter Arbeit finden zu können
Universität Sofia & das Nationale Arbeitsamt Name Silvia Tsvetanska, Nikolina Nikolova Adresse 15, Tzar Osvoboditel Blvd. 1000 Sofia Bulgaria Art der Organisation Die Universität Sofia ist die älteste und renommierteste bulgarische Universität. Die Fachleute der Universität Sofia bieten durch das Forschungszentrum und durch gemeinsame Initiativen, sowie Schulungen Know-how für viele Regierungsunternehmen und NGOs. Die Nationale Agentur für Arbeit bietet eine Reihe von Dienstleistungen für aktiv Arbeitssuchende: • Qualifikations- und Motivationstraining • Vermittlungsdienste für die Stellensuche • Professionelle Kundenberatung • Relevante Programme und Maßnahmen zur Beschäftigungsförderung
Beschreibung des Pilotprojektes Hintergrund: Das Sheherazade Team an der Sofia Universität ging eine Kooperation mit dem Nationalen Arbeitsamt ein, genauer gesagt mit ihren Geschäftsstellen, den Arbeitsbüros. Sie registrieren arbeitslose Erwachsene und organisieren Förderungskurse zur Eingliederung der Erwachsenen in den Arbeitsmarkt. Durch die Zusammenarbeit mit den Arbeitsbüros konnte das TrainerInnenteam von der Universität Sofia ihre Zielgruppen ausweiten. Für das Projekt wurden TeilnehmerInnen aus vier Hauptbüros ausgewählt und aufgefordert am Motivationstraining teilzunehmen. Zielgruppe: Langzeitarbeitslose Menschen, die sowohl soziale Ausgrenzung als auch Ausgrenzung am Arbeitsmarkt erfahren haben. Niveau: keine Angaben
Übungen: 1. Zu Beginn des Motivationstrainings wurde eine Geschichte erzählt 2. Die Vorstellung der TeilnehmerInnen wurde durch Vorstellungsrunden mit persönlichen Geschichten gestaltet 3. Individuelle Arbeit: jede/r der TeilnehmerInnen sollte an ihre/seine eigene Geschichte denken, sich erinnern und sie bestmöglich präsentieren, dabei drei positive Seiten betonen und drei negative verbergen 4. Gruppenarbeit: Jede/r der TeilnehmerInnen musste vor seiner/ ihrer Gruppe drei positive und drei negative Erlebnisse als Geschichten präsentieren 5. Danach wurden improvisierte Job-Interviews mit verschiedenen TeilnehmerInnen geführt. Sie wurden aufgefordert, Geschichten aus ihrem eigenen Leben zu erzählen mit dem Ziel, ihren Selbstwert mit der Geschichte zu stärken 6. Nach jedem Interview folgte eine Gruppendiskussion zur Auswertung der improvisieten Interviews. So konnten starke und schwache Punkte in der ausgewählten Geschichte reflektiert werden 7. Die Vorteile des Trainings zusammenfassen 8. Feedback von den TeilnehmerInnen als Geschichte erzählen
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Ergebnisse: • Verbessertes Selbstwertgefühl der TeilnehmerInnen • Erhöhtes Selbstvertrauen der TeilnehmerInnen • Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit durch den Einsatz verschiedener erzählerischer Fähigkeiten • Bessere Wortwahl und mehr Bewusstsein für die eigene Körpersprache
Feedback Nach dem Training: • In mehreren Interviews haben die TeilnehmerInnen ihre positiven Einstellungen über den Einsatz von Storytelling im Training mitgeteilt. Sie äußerten den Wunsch diese Art von Ausbildung als einen Teil der Regelausbildung anzusehen. • Am Ende der Ausbildung zeigten die Fragebögen, dass die meisten TeilnehmerInnen durch das Training ihre Kommunikationsfähigkeit verbessert und ihr Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen erhöht haben. Darüber hinaus bewerteten sie die Nützlichkeit der Ausbildung als sehr positiv, dynamisch und interaktiv. Ergebnisse: Die TeilnehmerInnen gaben ihre positiven Rückmeldungen nicht nur in Form von Fragebögen an die TrainerInnen. Sie gaben ihr Feedback auch an die OrganisatorInnen, wie auch an die BeamtInnen des Arbeitsmarktservices weiter, die sie zu dieser Ausbildung geschickt hatten. Als Folge der positiven Rückmeldung hat der Chef des Arbeitsmarktservices in Sofia beschlossen dieses Ausbildungstraining mit anderen TeilnehmerInnen zu wiederholen und diese gute Praxis durch weitere Schulungen zu verbreiten.
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Sheherazade Workshop, 1001 Geschichten für die Erwachsenenbildung - Frankreich Organisation: Élan Interculturel Name Élan Interculturel Adresse 7 rue Guillaume Bertrand, 75011 Paris Art der Organisation Élan Interculturel ist ein unabhängiger Verein, der im Mai 2008 von einer Gruppe von PsychologInnen und ForscherInnen gegründet wurde, die Interesse an Vielfalt hatten und diese als eine Quelle von Vorteilen sahen. Die Hauptziele von Élan Interculturel sind: • ein besseres Verständnis für die Auswirkungen von gesellschaftlicher Vielfalt für unser Leben zu entwickeln. • das Bewusstsein für die Vorteile von Vielfalt entwickeln. • Gruppen bei der Suche nach der eigenen kulturellen Vielfalt und der Vielfalt in ihrer Umgebung zu unterstützen und sie zum Nutzen des Einzelnen und der Gruppe zu machen.
Beschreibung des Pilotprojektes Hintergrund: Die Workshops wurden in einem Klassenzimmer für Sprachkurse COLCREA im Norden von Paris und dann im Büro von Élan Interculturel im elften Bezirk von Paris abgehalten. Sie fanden in Zusammenarbeit mit dem französischen Geschichtenerzähler Jacques Combes statt, der als professioneller Geschichtenerzähler zehn Jahre Erfahrung sammeln konnte und auch Storytelling-Workshops mit MigrantInnen im FLE - Französisch als Fremdsprache geleitet hat. Zielgruppe: Die Workshops wurden ursprünglich als Teil einer Kooperation mit COLCREA, einer Vereinigung für lateinamerikanische MigrantInnen entwickelt, aber um eine heterogene Gruppe zu schaffen, war der Kurs nicht nur für Mitglieder der COLCREA Vereinigung zugänglich. Am Ende kamen die KursteilnehmerInnen aus mehreren Ländern wie Korea, Italien, Algerien, Kolumbien, Argentinien, Venezuela und den Vereinigten Staaten. Niveau: Die TeilnehmerInnen hatten unterschiedliche Kenntnisse in Französisch. Ziele: Während der Pilotphase des Projekts Sheherazade hatte der französische Partner “Elan Interculturel” zwei Ziele: 1.) die Übungen und Methoden zu testen, die in Zusammenarbeit mit anderen Partnern während einer Tagung in Irland entwickelt wurden 2.) den Erfolg des Pilotkurses unter dem Gesichtspunkt der gemeinsam entwickelten Ziele des Sprachenlernens und des interkulturellen Austauschs auszuwerten.
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Übungen (kurze Beschreibung): Übungen, die angewendet wurden, waren sowohl solche, die als Teil der Sheherazade Partnerschaft entwickelt wurden als auch eine zusätzliche Reihe an Übungen, die vom Erzähler angeregt wurden. Das Ziel war es die Sitzungen interaktiv zu gestalten und zum Geschichtenerzählen anzuregen. Da das Projekt in mehreren Sitzungen mit Jacques stattfand, war es möglich auf den Übungen aufbauend zu arbeiten. Folgende Übungen wurden angewendet: „Vertrauensübungen“ (Icebreaker Übungen) und Übungen, die stark mit Storytelling Techniken in Verbindung standen.
Ergebnis • Es entstanden neue Kontakte zwischen den TeilnehmerInnen. Die meisten von ihnen wollten den Workshop fortsetzen und mindestens sieben von ihnen nehmen an anderen europäischen Workshops zur Integration von MigrantInnen durch kulinarische Traditionen und natürliche Heilmethoden teil. • Neues Werkzeug für die Arbeit mit MigrantInnen und heterogenen Gruppen • Besserer Zusammenhalt in der Gruppe
Feedback Jede Sitzung schloss mit einer interaktiven Auswertungsübung ab, und gab damit den TeilnehmerInnen die Möglichkeit, ihre Gedanken mit den anderen zu teilen. Bei den Sitzungen gab es sehr oft positives Feedback von den Teilnehmern. Sie sagten, sie wären begeistert einen neuen Ansatz zu erlernen um besser Französisch zu lernen und wollen an zukünftigen Workshops teilnehmen. Ebenso begeistert waren die Französisch-LehrerInnen, die am Workshop teilnahmen, sie würden gerne Übungen in ihren Unterricht integrieren und wünschen sich Zugang zu mehr Ressourcen, die es ihnen ermöglichen würden Geschichten und Storytelling im Unterricht einzubauen.
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Lebenserfahrung und Geschichten Irland Organisation: Meath Partnership Name Meath Partnership Adresse Unit 7, Kells Business Park, Cavan Road, Kells, County Meath Art der Organisation Meath Partnerschaft ist für die Konzeption und Umsetzung von lokalen, ländlichen und kommunalen Entwicklungsprogrammen in unserer Region verantwortlich. Wir sind spezialisiert auf die Kompetenzstärkung von lokalen Gemeinschaften und damit verantwortlich für die Gestaltung und Umsetzung einer Reihe von Projekten und Programmen zur Bewältigung von Ausgrenzung und Benachteiligung. Wir verwalten auch ein FETAC akkreditiertes Schulungszentrum, in dem wir unterschiedliche Berufs-ausbildungsprogramme und Qualifizierungskurse zur Verbesserung von Fähigkeiten und Kompetenzen, sowie zur Stärkung der Beschäftigungsfähigkeit der Menschen vor Ort, anbieten.
Beschreibung des Pilotprojektes Hintergrund Das Pilotprojekt “Lebenserfahrung durch Geschichten” fand in einer ländlichen Stadt Oldcastle, in der Nähe der Grafschaft Meath über den Zeitraum von 7 Wochen statt. Die Ausbildung fand einmal in der Woche vormittags statt. Es war notwendig einen Gemeinschaftsgeist und kulturelles Bewusstsein zwischen den Einheimischen und der Großteils estnischen und litauischen Bevölkerung, die in die Gegend gezogen ist, um Arbeit zu finden, zu schaffen. Zielgruppe Das Training war für alle offen, jedoch wurden besondere Bemühungen unternommen, um die Mitglieder der einheimischen Bevölkerung und die lokalen MigrantInnen zu ermutigen das Training zu besuchen. Niveau Es gab keine Anforderungen für die Teilnahme am Projekt.
Ziele “Lebenserfahrung durch Geschichten” wurde entwickelt um grundlegende Kompetenzen des Individuums zu fördern. Damit ist die Entwicklung von Selbstbewusstsein und kulturellem Bewusstsein gemeint, sowie die Chance, die eigenen Potentiale voll auszuschöpfen. Der Einsatz von Storytelling und kreativen Techniken sollte helfen, diese Ziele zu erreichen. Im Kurs wurde die Bedeutung von SelbstBewusstsein, Zielsetzung, Entscheidungsfindung, Problemlösung, offene Kommunikation, Aufbau von Beziehungen, Wohlbefinden und Gesellschaftsbeteiligung betont. “Lebenserfahrung durch Geschichten” hat Lernenden die Gelegenheit geboten Alternativen in ihrem Leben zu entdecken, um wiederum Selbstvertrauen zu entwickeln, Dinge von einer neuen Seite zu sehen und neue Pläne für die Zukunft zu gestalten. Auf diesem Weg konnten sie sich selbst entdecken, ihre Stärken kennenlernen und etwas darüber lernen, was sie vielleicht davon abhält ihr Leben mit vollem Potenzial zu entfalten. Übungen • Die TeilnehmerInnen wurden ermutigt ihre Geschichten mit den anderen TeilnehmerInnen zu teilen. Die TutorInnen und GeschichtenerzählerInnen erzählten als erstes eine persönliche Geschichte, um den Prozess des Erfahrungsaustauschs anzuregen. • Die Teilnehmenden wurden einander vorgestellt: Sie bildeten Zweiergruppen und wurden gebeten, ihre/n PartnerIn durch Hervorhebung interessanter Fakten vorzustellen, sowie ihren/seinen Namen, Beruf/Fähigkeiten, Hobbys und Familiensituation zu beschreiben. • Die GeschichtenerzählerInnen wandten die Übung „Märchen erzählen“ an: Sie begannen eine Geschichte und nach jedem Satz wurde die Geschichte weiter an das nächste Mitglied der Gruppe gegeben, um die Geschichte zu ergänzen bis die Gruppe ein einzigartiges und unkonventionelles Märchen erzählt hatte.
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• Die Personen wurden aufgefordert, ihre eigenen Geschichten zu erzählen, allerdings gab es auch Übungen, die die Gruppenarbeit, Gespräche und Zusammenarbeit zwischen den Lernenden fördern sollten. • Die TutorInnen verwenden verschiedene Erzählanlässe um Geschichten anzuregen: - Die Geschichte meines Namens - Unglücklicherweise/Glücklicherweise - Ein Schatz aus meiner Kindheit - Tratsch - Geschichtenzirkel Ergebnisse • TeilnehmerInnen waren selbstbewusster und positiver im Hinblick auf ihre nächsten Schritte im Leben • Die TeilnehmerInnen hatten bessere Kommunikationsfähigkeiten und hatten mehr Bewusstsein über die kulturellen Unterschiede und Gemeinsamkeiten in ihren eigenen Gemeinde • Neue Kontakte und Freundschaften sind entstanden • TeilnehmerInnen erlernten auch die wesentlichen Fähigkeiten, um eine Geschichte gut zu erzählen
Feedback Alle Beteiligten gaben Feedback durch eine interaktive Übung am Ende jeder Sitzung. Alle Rückmeldungen waren sehr positiv, mit besonderem Lob an die TutorInnen und GeschichtenerzählerInnen, die ihnen eine entspannte, interaktive und angenehme Lernerfahrung ermöglicht haben. Eine besondere Erwähnung fiel auf den einzigartigen Erzählaspekt des Kurses, der die Kreativität, den Austausch von Ideen und Vertrauensbildung zwischen allen förderte. Viele TeilnehmerInnen kommentierten die Einzigartigkeit des Kurses, und dass sie nie erwartet hätten, dass dies Teil eines Ausbildungsprogramms ist.
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Persönliche Geschichten und Inklusion - Norwegen Organisation: Kirkens bymisjon, section Batteriet Name Kirkens bymisjon, section Batteriet. Adresse Visit address: Fredensborgveien 24 A Postaddress: Tollbugata 3, 0152 Oslo, Norway Art der Organisation Batteriet ist ein Sozialzentrum, das gegen Armut und soziale Ausgrenzung in Norwegen arbeitet
Beschreibung des Pilotprojektes Hintergrund Das eigentliche Pilotprojekt wurde in den Räumlichkeiten von Batteriet geplant, da die TeilnehmerInnen diesen Ort kannten und sich si-
cherer und wohler fühlen würden. Außerdem vereinbarten wir einen eintägigen Workshop für Frauen mit multikulturellem Hintergrund im Hilfszentrum LIN. Das eigentliche Pilotprojekt dauerte über 5 Wochen an, in denen wir uns jeden Montagabend getroffen haben. Das Projekt endete mit einer öffentlichen Erzählcafé Veranstaltung. Zielgruppe Die Gruppe bestand aus Erwachsenen mit unterschiedlichen Hintergründen, beispielsweise ehemalige Drogenabhängige, Haftentlassene, Arbeitslose und MigrantInnen. Die Mehrheit der Gruppe bestand aus Männern. Niveau Die Gruppenmitglieder hatten unterschiedliche Sprachniveaus. Ziele Das Hauptthema war Inklusion mit folgenden Zielen: • Die Teilnehmer werden gesehen, gehört und es wird ihnen geglaubt • Anerkennung ihrer eigenen Geschichte und ihres Hintergrunds • Die kulturellen und historischen Hintergründe werden als Ressource bewertet • Jeder Beitrag ist wichtig und die Teilnehmenden sollen erfahren, dass sie zu einer Veränderung beitragen können • Gefühl von Können vermitteln
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Das war spannend. Ich musste wirklich meine gewohnten Bahnen verlassen. Schöne Erinnerungen an das, was wir in unserer Kindheit gerochen, geschmeckt, gesehen und gefühlt haben kamen auf. Spaß an Geschichten von allen Teilnehmenden. Ich war sehr beeindruckt und vor allem dankbar. Wir möchten den Organisatoren danken! Wir hoffen, dass es in Zukunft ähnliche Kurse gibt. Das ganze Programm war großartig! Bildend. Zwei Stunden im Workshop waren entspannend, informativ, positiv und gut! Ich danke, dass ich die Gelegenheit bekam hier dabei zu sein. Super Arbeit. Übungen Wir verfolgten jedes Mal mehr oder weniger das gleiche Muster: • Eine Geschichte wurde erzählt • Warm-up Übungen • Übungen um eigene Lebensgeschichten zu finden • Übungen, um die Geschichten noch zu verbessern • Abschlussgespräche zur Auswertung und für den Erfahrungsaustausch Ergebnisse • Die Organisation wird mit dem Geschichten-Erzählen fortfahren. Die Kontaktperson nahm an allen Sitzungen teil und wurde während des Projekts geschult. • Die TeilnehmerInnen würden auch gerne weitermachen, wobei einige TeilnehmerInnen das Erlernte direkt in ihrem Leben anzuwenden wussten, zum Beispiel einen Vortrag auf einer Konferenz zu geben, die Methoden in einem neuen Job anzuwenden oder an der Universität Oslo, Hochschule für Angewandte Wissenschaften, zu studieren.
Feedback In jeder Sitzung wurden folgende Dokumentations- und Auswertungsformen verwendet: • Wir haben alle Sitzungen gefilmt • Gespräch am Ende jeder Sitzung • Eine/r von uns beobachtete und schrieb eine Reflexion nach jeder Einheit Am Ende mussten die TeilnehmerInnen einen schriftlichen Evaluationsbogen ausfüllen. Die letzten schriftlichen Kommentare der TeilnemerInnen waren: 114
Mir, die vom Schreiben träumt, war der Kurs sehr nützlich.
Es ist in ihren Augen - Schweden Organisation: Fabula Storytelling in Kooperation mit der Folkuniversitetet Stockholm
Niveau: Es war ein Kurs für Erwachsene, zwei Drittel der TeilnehmerInnen hatten Migrationshintergrund. Sie alle sprachen fließend Schwedisch, aber nur wenige von ihnen wussten etwas über das Geschichtenerzählen, und niemand hatte vorher das Geschichtenerzählen als Methode in ihrer Arbeit verwendet. Der Kurs fand auf einem einfachen Sprachniveau statt.
Adresse Box 6901, 10239 Stockholm Art der Organisation Folkuniversitetet ist eine nationale Bildungseinrichtung mit speziellen Kursangeboten und eigenen Schulen, vom Kindergarten bis zu den Hochschulen und Berufsschulen. Folkuniversitetet ist eine von zehn Studienverbänden des ‚studieförbund’ der schwedischen Volksbildung. Schwedische Volksbildung ist der Sammelname für die von den Landes-Volkshochschulen und Studienverbänden durchgeführten Kurse in Form von Studienkreisen und kulturellen Aktivitäten. “Folkbildning” ist ein Teil des liberalen informellen Bildungssystems. Jedes Jahr nehmen mehrere Millionen Schweden an „folkbildning“ Aktivitäten teil.
Beschreibung des Pilotprojektes Hintergrund: Es gibt nur wenige professionelle GeschichtenerzählerInnen in Schweden und es können nicht alle Erwachsenenbildungsgruppen und Kurse, die gerne Storytelling als Lehrmethode anwenden würden, betreut werden. Es wäre effizienter, die LehrerInnen und BetreuerInnen zu schulen, sodass sie Erzähltechniken in ihrer Arbeit anwenden können. Diese Aufgabe stellte sich das Fabula Pilotprojekt für Sheherazade, in Zusammenarbeit mit der Volksuniversität. Die Folkuniversitetet in der Stadt Stockholm ist auch für Bildungskurse von Zuwanderern (SFI) in Stockholm verantwortlich. Das Projekt fand in fünf Sitzungen von Februar bis Juni 2013 statt. Die TeilnehmerInnen trafen sich im Haus der Folkuniversitetet. Zielgruppe: In diesem Pilotprojekt arbeitete Fabula mit LehrerInnen, die Schwedisch für ZuwandererInnen unterrichten, sowie SozialarbeiterInnen und ArbeitsbetreuerInnen von MigrantInnen. Die Gruppe wurde von Folkuniversitetet ausgewählt. Während der ersten Sitzung wurde über den Zweck des Projekts und des Geschichtenerzählens nach schwedischer und internationaler Tradition diskutiert. 25 LehrerInnen und LeiterInnen nahmen teil, davon stimmten 15 der Vereinbarung zur Teilnahme am Pilotprogramm zu.
Ziele: • die Entwicklung und Anwendung von Erzähltechniken im Rahmen des Sprachunterrichts für ZuwandererInnen fördern • den TrainerInnen die Anwendung und Entwicklung von Erzähltechniken im Rahmen des Sprachunterrichts für ZuwandererInnen lehren • die Macht des Geschichtenerzählens als Methode in der Erwachsenenbildung aufzeigen • konkrete Werkzeuge für den Einsatz von Storytelling als Instrument für die Sprachausbildung bieten Übungen (kurze Beschreibung): LehrerInnen und GeschichtenerzählerInnen für das Projekt waren Ida Junker und Tomas Carlsson von Fabula Storytelling. Jede Sitzung begann mit Aufwärmübungen: Geschichten und Spiele um den Körper aktiv zu machen. Spielen, lachen und sich bewegen ist sehr wichtig für die Ent-
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wicklung der Kunst des Geschichtenerzählens. Sicherheit und positive Kommunikation waren für die TeilnehmerInnen notwendig, um Vertrauen gewinnen zu können. Nach den Aufwärmübungen begannen die StorytellerInnen eine Geschichte zu erzählen. Durch die Verwendung von traditionellen Kurzgeschichten konnten verschiedene Elemente geübt werden, wie z.B. die verschiedenen Sinne unterschiedliche Bilder erzeugen können oder wie eine Szene aus der Geschichte in einem größeren Sinnbild eingebaut ist. TeilnehmerInnen wurden in Zweiergruppen aufgeteilt, mit regelmäßigem Partnerwechsel. Nachdem die TeilnehmerInnen ihre Geschichte einmal leise gelesen hatten, durften sie den geschriebenen Text nicht mehr nutzen. Sie mussten mit den Bildern arbeiten, die die mündliche Erzählung im Kopf erschaffen hatte, sowohl als ErzählerIn als auch als ZuhörendeR. Nachdem Techniken und Methoden mit traditionellem Geschichtematerial praktiziert wurden, wurde der Workshop mit persönlichen Lebensgeschichten weiter fortgesetzt. Durch die Verwendung von einfachen, alltäglichen Geschichten wagten es auch schüchterne Personen über seine/ihre eigenen Erinnerungen zu erzählen. Diese Geschichten riefen Bilder in den Köpfen der ZuhörerInnen hervor, und sie begannen sich an ihre eigenen Geschichten zu erinnern und fühlten die Notwendigkeit, sie auch zu erzählen. Eine der TeilnehmerInnen sagte, dass sie keine Geschichten hätte, nichts Besonderes wäre ihr je passiert. Nach dem Hören der anderen Geschichten stellte sich heraus, dass sie eine Menge von dramatischen Ereignissen erlebt hatte und sie konnte auch viele Familienanekdoten erzählen. Für die Methode war es wichtig mit einfachen persönlichen Geschichten zu arbeiten, die für die Gruppe verständlichen waren. Wir arbeiteten mit konkreten Themen, z. B. Lebensmitteln und Haustieren. Wenn eine Gruppe schwache Sprachkenntnisse hat, sind viel abstraktere Themen schwierig zu verstehen, und sie werden keine Bilder oder Geschichten wachrufen. Ein Beispiel ist das Konzept der „Liebe“. Dies sollte am besten in konkrete Ereignisse heruntergebrochen werden, die etwas mit der Liebe zu tun haben, wie z.B. „Hochzeit“ oder „der erste Kuss“.
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Unsere Absicht bestand darin, in erster Linie mit einfachen Lebensgeschichten zu arbeiten. Etwas, wo jede/r zu erzählen weiß. Wir wollten nicht mit den traumatischen Erinnerungen vieler Flüchtlinge arbeiten. Diese Themen erfordern spezielle Kenntnisse und Erfahrungen, die viele LehrerInnen nicht haben. Das Ziel war, die Sprache zu üben, die Freude am Erzählen und den Wunsch sich mitzuteilen zu stärken. Wenn dieser Wunsch und die Freude stark sind, und die Bedingungen vorurteilsfrei sind, werden die TeilnehmerInnen auch Schwierigkeiten mit dem Wortschatz und der Grammatik zu überwinden wissen. Eine Sprache lernen zu wollen, um Geschichten zu erzählen und kommunizieren zu können, wenn auch in einer “Klassenzimmer-Situation” – ist die beste Grundlage diese schnell erlernen zu können.
Während der letzten Sitzung sollte jede/r auf die Bühne gehen und eine Geschichte für die Gruppe erzählen. Die meisten TeilnehmerInnen hatten eine eigene Lebensgeschichte ausgewählt, die in der Regel eine komische Handlung beinhaltete. Viele waren erstaunt, dass sie so gut erzählen und sich an vieles erinnern konnten. Nach jeder Unterrichtsstunde wurden die TeilnehmerInnen aufgefordert die neuen Fähigkeiten in ihrer eigenen Arbeit mit ZuwandererInnen auszuprobieren. Wir hatten auch Diskussionen darüber, wie Storytelling in der Erwachsenenbildung genutzt werden sollte und gaben Beispiele, wie sie diese Form anwenden können. Ein Teil der Sitzungen wurde durch Fotos und Filme von Tomas Carlsson dokumentiert. Ergebnisse: Die TeilnehmerInnen lernten die Grundlagen des Geschichtenerzählens und wurden selbst gut und selbstbewusst darin, um Storytelling in ihrer eigenen Arbeit anzuwenden. Sie haben Werkzeuge des Storytellings erlernt und verstanden es zu nutzen, mindestens 2/3 der Gruppe versuchte es gleich in ihrer eigenen Arbeit mit ZuwandererInnen anzuwenden. Alle empfanden Storytelling als Vergnügen und für die Erwachsenenbildung nützlich.
Feedback Wieder einmal konnten wir uns vom Spaß und der kreativen Kraft dieser Methode überzeugen lassen. Es ist immer wichtig mit Spiel und Spaß zu beginnen und für Sicherheit und Behaglichkeit zu sorgen. Es sorgt dafür, dass sich alle Teilnehmenden auf einer Augenhöhe treffen. Jede/r liebt es Geschichten zu hören, dabei werden eigene Erinnerungen wach gerufen und es entsteht der Wunsch selbst zu erzählen. Für die Methode wäre es besser ganze Tage als halbtägige Sitzungen zu gestalten – in dieser Klasse war das aber leider nicht möglich. Es ist wichtig, dass die ArbeitgeberInnen diese Art von Kursen unterstützen, bei unserem Projekt durften die TeilnehmerInnen den Kurs während ihrer regulären Arbeitszeit besuchen.
Storytelling mit Flüchtlingen Großbritannien
• Lernen ohne Stift und Papier • Spielerischen Umgang mit der englischen Sprache lernen • Eine Geschichte in ansprechender Weise erzählen Übungen: Fertigkeiten eines/einer guten GeschichtenerzählerIn erlernen: Blick auf Diktion, Körpersprache, Dialog … Die Arbeit mit spezifischen Geschichten, sowohl Märchen als auch Lebensgeschichten. Umgesetzt mit Kreisspielen und Gedächtnisspielen. Jede Sitzung wurde mit dem Hören einer Geschichte und anschließender Diskussion begonnen. Dann sind wir durch Spiele in ‘unseren Körper geschlüpft’. Darauf hin haben wir uns die Geschichte angesehen, die wir gehört haben und an bestimmten Aspekten gearbeitet, zum Beispiel, wie man einen Dialog gestaltet, oder wie man Blickkontakt mit dem Publikum schafft. Tee-Pause und Mittagessen boten sehr wichtige Momente des Zusammenseins!
Organisation: Superact Name: Superact Address: www.superact.org.uk Art der Organisation: Gemeinschaftsorientierte Unternehmen, das Kunst und Kreativität als Lehrmittel einsetzen.
Beschreibung des Pilotprojektes Hintergrund: Lernzentrum St Paul’s, Bristol Zielgruppe: Englisch Lernende aus dem Sudan und Somalia. ESOL StudentInnen am Lernzentrum. Niveau: AnfängerInnen bis Fortgeschrittene Ziele: • Verbesserung des Selbstvertrauens und des Sprechens in der Öffentlichkeit
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Feedback Mein geschriebenes Englisch ist viel besser als mein Sprechen. Ich bin der beste Schüler in meiner Klasse, aber bisher habe ich noch nie in einer Gruppe frei gesprochen. Das ist das erste Mal. Ich fand das Vertrauen das Wort zu ergreifen, weil es Spaß gemacht hat und ich einfach mitmachen wollte. Ich fing an, laut vor einer Gruppe zu sprechen, setzte meine Körpersprache und mein visuelles Gedächtnis ein. Alle Techniken, die wir gelernt haben, werden mir im Alltag mit meinen Kindern enorm helfen, aber auch in meiner Gemeinde. Wir kommen bei monatlichen Veranstaltungen alle zusammen, um unsere Erzähltechniken zu perfektionieren. Vielleicht werde ich eines Tages ein Geschichtenerzähler sein!
Ergebnisse: Am Ende stand jede/r TeilnehmerIn vor der Gruppe und erzählte mit viel Gefühl eine Geschichte. Einige große Talente wurden entdeckt. Die Mütter in der Gruppe freuten sich sehr, dass sie viele Geschichten für ihre Kinder gesammelt hatten. Allgemein entstand für alle eine Leichtigkeit im spontanen Sprechen.
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Literaturverzeichnis und hinweise
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ANHANG 1 INTERVIEWS MIT ERZÄHLERINNEN Für diese Erforschung der Methodik wurden 29 ErzählerInnen aus allen Partnerländern und außerhalb dieser Partnerschaften befragt. Eine Zusammenfassung und/oder Video dieser Interviews sind verfügbar unter: www.sheherazade.eu Österreich:
Doris Reininger, Karin Tscholl, Margarete Wenzel
Belgien:
Diane Sophie Geerts, Rien Van Meensel, Fred Versonnen
Bulgarien:
Leah Davcheva, Vanya Diamandieva
Frankreich:
Rachid Akbal, Jacques Combe, Abbi Patrix, Caroline Sire
Deutschland:
Martin Ellrodt, Suse Weisse
Irland:
Jack Lynch, Richard Marsh, Aideen Mc Bride
Italien:
Davide Bardi
Norwegen:
Johan Einar Bjerkem, Heidi Dahlsveen, Kari Hustad, Barbro Thorvaldsen
Portugal:
Luis Correia Carmelo
Spanien:
Carles García Domingo
Schweden:
Rose-Marie Lindfors, Mats Rehnman
Großbritannien:
Nick Bilbrough, David Heathfield, Iwan Kushka, Eirwen Malin
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Sheherazade 1001 Stories for Adult Learning
This manual is the result of the Grundtvig Multilateral Project “Sheherazade, 1001 Stories for Adult Learning�, which was co-ordinated by the Landcommanderij Alden Biesen (BE) and funded by the Lifelong Learning Programme of the European Commission. Translations of this manual in Bulgarian, Dutch, French, German, Norwegian, Spanish and Swedish are available on the Sheherazade website:
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