Kunst Hochosterwitz

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Don Quijote Wind Wogen Wirken Sonderausstellung 2012 auf der Burg Hochosterwitz


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Foto: Burg Hochosterwitz von der Südwestseite

Burg Hochosterwitz Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahre 860. Die Spanheimer verliehen den Osterwitzern 1209 das Erbamt der Mundschenken. Der letzte Schenk von Osterwitz wird 1475 bei einem Türkeneinfall gefangen und stirbt in der Gefangenschaft ohne Erben. Hochosterwitz fällt an Kaiser Friedrich III. zurück. 1541 verpfändet König Ferdinand I. Osterwitz an den damaligen Landeshauptmann Christoph Khevenhüller. Nach dessen Tod erbt sein ältester Sohn Hans V. Khevenhüller dieses Pfandrecht, welches er durch seine Diplomatentätigkeit nicht ausüben kann und somit 1571 seinem Vetter Georg Freiherr von Khevenhüller, ebenfalls Landeshauptmann von Kärnten verkauft. Unter seiner Führung wird die Burg wegen der drohenden Türkeneinfälle ausgebaut, mit einer Waffenkammer ausgerüstet und in den Jahren 1570 – 1586 mit der bis heute bestehenden Wehranlage mit 14 Toren versehen. Ein derartig vielseitig gesicherter Burgweg zählt nicht nur zu den größten Seltenheiten, sondern stellt ein Unikum im Burgenbau dar. Eine alte Urkunde verzeichnet die Namen der einzelnen Tore. Seit dieser Zeit fanden keine wesentlichen baulichen Veränderungen statt. Die Burg ist bis zum heutigen Tag ununterbrochen im Besitz der Familie Khevenhüller. In einer Verfügung des Bauherrn Georg Khevenhüller aus dem Jahre 1576, welche auf einer Marmortafel im Burghof zu lesen ist, wird das Vermächtnis erlassen, es möge die Burg im Besitz der Nachkommen bleiben und diese für deren Erhaltung Sorge tragen. Diesem Vermächtnis hat sich die Familie Khevenhüller stets verpflichtet gefühlt.



Don Quijote Wind Wogen Wirken Sonderausstellung 2012 auf der Burg Hochosterwitz



Don Quijote Wind Wogen Wirken Sonderausstellung 2012 auf der Burg Hochosterwitz

Gemälde von

Rafael Ramírez Máro Antonio Máro Erwin C. Klinzer präsentiert von

Karl Khevenhüller-Metsch

Ausstellung vom 11. Juni bis 20. September 2012

Burg Galerie Burg Hochosterwitz


Don Quijote Wind Wogen Wirken Sonderausstellung 2012 auf der Burg Hochosterwitz

Ausstellung vom 11. Juni bis 20. September 2012 Burg Galerie Burg Hochosterwitz Niederosterwitz 1 9314 Launsdorf Kärnten Österreich Tel.: +43 42 13 20 20 www.burg-hochosterwitz.com galerie.burg-hochosterwitz.com Titelseite: „Don Quijote und Sancho Panza“ von Rafael Ramírez Máro Alle Buchinhalte dürfen für pädagogische Zwecke genutzt werden. Texte: Karl Khevenhüller-Metsch Alfredo Alvar Ezquerra Dr. Helmut Orpel Dr. phil R. M. Obud Christina Jonke Photo: Jens Schultze Ferdinand Neumüller Georg Maurer ©shutterstock ©istockphoto Druck: Carinthian Druck Beteiligungs-GmbH Liberogasse 6 9020 Klagenfurt am Wörthersee Design: Barbara Klinzer Juni 2012


Index

Präsentation Karl Khevenhüller-Metsch Burg Hochosterwitz ..................................................................................... 7 Windmühlen, Realitäten und Ohnmacht ................................................... 10

Kunst in Hochosterwitz Gemälde: Rafael Ramírez Máro Don Quijote Zyklus ............................................................................. 16 Gedanken zu Windräder ...................................................................... 34 Antonio Máro ............................................................................................. 40 Erwin C. Klinzer ........................................................................................ 44

Wind ist Kraft Karl Khevenhüller-Metsch Windkraft .................................................................................................. 66



Burg Hochosterwitz Karl Khevenhüller-Metsch

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n einem der schönsten Täler Kärntens erhebt sich aus der Natur geboren ein 150 Meter hoher Kalksteinfelsen, der von den umliegenden Bergen und Hügeln aus zu

sehen ist. Die Saualpe, die Berge von Friesach und dem Gurktal, Ulrichsberg und Magdalensberg, die Görlitzer und Villacher Alpen, ein Teil der Karawanken, das Hochland des Herzogtums St. Veit und die zahlreichen daneben liegenden Burgen und Ruinen (wie Mansberg, Taggenbrunn, die Kraiger Schlösser, Nußberg, Liebenberg, Liebenfels und Karlsberg) gehören zur Aussicht, die dem Besucher der Burg Hochosterwitz geboten wird. 860 erstmals urkundlich erwähnt, anfangs im Besitze des Königs Ludwig dem Deutschen, ist die Burg in den ältesten, zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert datierten Dokumenten als Zufluchtsort für die Bevölkerung während der Angriffe der türkischen Völker jener Zeiten genannt. Anfangs im Eigentum des Grafen Ceizolf von Spanheim, ein Nachkomme des deutschen Kaisers Arnulf von Karantanien und bekannt als der erste Schenk von Osterwitz, bleibt die Burg im Eigentum seiner Familie, bis Hans Schenk von Osterwitz, der letzte seines Stammes, das Eigentum nach seinem Tod am 30. Mai 1478 an den König Friedrich III zurückgibt. Zum Dank für seine Unterstützung der kaiserlichen Truppen im Krieg gegen die Türken überschreibt Kaiser Ferdinand I. am 22. November de 1541 die Pfandrechte am Eigentum an Christoph Khevenhüller von Aichelberg, Landeshauptmann von Kärnten. Von Christoph Khevenhüller stammen die beeindruckenden Grundrisse der in jener Zeit als Festung zum ersten Mal verwendeten Bastionen. Sie wurden wahrscheinlich von Domenico dell’Aglio, einem der bedeutendsten Militärarchitekten seiner Zeit errichtet. Nach dem Tod von Christoph Khevenhüller im Jahr 1557 erbt sein ältester Sohn Johann V. das Pfandrecht. Er soll den Bau des Herrschaftshauses am Fuße des Burgbergs angeordnet haben, wie eine Steintafel mit der Inschrift „J.K. 1559” bezeugt. Wegen seiner diplomatischen Verpflichtungen und seines Wohnsitzes in Spanien tritt Johann V. Khevenhüller das Pfandrecht an seinen Cousin Georg Khevenhüller ab, der am 18. März 1571 die Burg Osterwitz übernimmt.


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Freiherr Georg Khevenhüller (1534 - 1587), der mit 23 Jahren bereits ernannte Landesverweser wird am 22. Oktober 1556 mit 31 Jahren zum Landeshauptmann ernannt. Mit der Übernahme der Burg Hochosterwitz im Jahre 1571, erfüllt sich für Georg Khevenhüller der Wunsch, für die Bevölkerung einen Zufluchtsort zum Schutze vor einfallenden Fremdmächten einzurichten. In den folgenden 15 Jahren baut er die Burg zu einer uneinnehmbaren Festungsanlage aus. Im Zusammenhang mit dem Ausbau von Hochosterwitz erwähnt Georg in einem Brief 1581 seine „Burgenlust“: „Wann ich von Wernberg und Osterwicz khomb, ist alda mein Burgenlust, sonderlich wann Weib und Kind bey mir“. Vier Jahre nach seinem Tode erhielt der zweitgeborene Sohn Franz II. Khevenhüller (1561-1607) Hochosterwitz und beginnt damit eine bis heute andauernde Erbfolge. Entsprechend Georgs testamentarisch festgehaltenem Wunsch, ist die Burg Hochosterwitz seit nunmehr 16 Generationen durchgehend im Besitz der Familie Khevenhüller geblieben.

Präsentation

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WINDMÜHLEN, Von Alfredo Alvar Ezquerra und Karl Khevenhüller-Metsch

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er Mensch ist gelegentlich in der Lage, Werke der Kunst und der Literatur zu

schaffen, welche den Zahn der Zeit überleben und für immer lebendig und frisch bleiben, weil sie jeder Generation weiterhin eine Lehre erteilen, sie unterhalten, etwas beibringen, zu Überlegungen anleiten, letztendlich von Nutzen sind und nicht in Vergessenheit fallen. Diese Schöpfungen werden als Klassiker bezeichnet. Sie können griechisch, römisch, mittelalterlich, humanistisch, barock oder zeitgenössisch sein. Aber ein „klassisches“ Werk vergeht nie. Das ist der große Unterschied Karl Khevenhüller-Metsch

zwischen Schaffen mit der Berufung zum Fortbestehen oder der Herstellung zum Gebrauch

und Wegwerfen. Sicherlich ist es nicht leicht, vielen Mitbürgern heute zu vermitteln, dass man ein Möbelstück herstellen kann mit der Hoffnung, dass es zweihundert Jahre hält, oder ein Buch zu schreiben mit der Illusion, dass es sechzehn Generationen später so gelesen wird, als ob es gerade erst geschrieben wurde. Das kann auch ein Fernsehproduzent natürlich nicht erwarten. Das ist der Fall bei einem der vielen Werke, die im großen sogenannten Goldenen Jahrhundert der spanischen Kultur im 17. Jahrhundert geschaffen wurden. Anfang dieses Jahrhunderts, im Jahr 1605, schrieb ein Mann unter extrem komplizierten Umständen, den ersten Teil eines Werkes, das, wie man sagt, nach der Bibel am häufigsten neu aufgelegt und in andere Sprachen übersetzt wurde. Ich meine den Quijote.

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REALITÄTEN UND OHNMACHT Der Quijote hat im Laufe der Zeiten dazu gedient, die Menschen zu befriedigen. Anfänglich galt dieses Werk als eine Komödie, aber im 18. Jahrhundert und mit der Aufklärung wurde es als ein sehr philosophisches Schriftstück anerkannt. Es besitzt viele Gesichter und kann auf tausende verschiedene Arten gelesen werden. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts sollten übrigens schon zwei Freunde als Pseudonyme die Namen von zwei Hunden verwenden, die Hauptdarsteller eines anderen Werks von Cervantes waren (El Coloquio de los perros; Zwiegespräch der Hunde). So wurde die Korrespondenz zwischen Freud und Eduard Silberstein von diesen als Cipión (Freud) und Berganza (Silberstein) bezeichnet. Cervantes insgesamt bietet unzählige Möglichkeiten. Bei der Geschichte von Don Quijote geht es um den Unsinn, der aus dem von der intensiven Lektüre belasteten Geist eines kastilischen Ritters angeschlagenen Gehirnes entsprießt. Er muss – wie es sich für die Angehörigen seines Standes gehört – die Armen sowie Hilf- und Schutzlosen gegen die zahlreichen Ungerechtigkeiten der Welt verteidigen. Was hat die Welt oder was hatte die Welt? Was hat die Welt! Über das gesamte Werk hin, d. h. im ersten Teil (1605) und dem zweiten Teil (1605), wird dieser Leitfaden weiterverfolgt, auch wenn die Taten an sich nichts miteinander zu tun haben. Er springt ohne Konzept und Ordnung von einem Ort zu einem anderen, von einer Szene zur nächsten. Es gibt also eine Handlung, die über unzusammenhängende Kapitel abgewickelt wird. Gleich wie bei den Fernsehkrimis, die wir heute sehen! Aber Cervantes hatte diesen Einfall schon vor 400 Jahren. Er ist eben ein Klassiker. Unter den vielen Kapiteln oder Szenen, die dazu führen, dass der Quijote über die Generationen hinweg erkannt wird, ist besonders der Kampf gegen die Windmühlen bekannt. Die Geschichte ist zusammengefasst wie folgt: Im Quijote I erzählt Cervantes wie Don Quixote auf der Suche nach Abenteuern Windmühlen mit bösartigen Riesen verwechselt, denen er zum Kampf entgegentritt. Zufällig kommt leichter Wind auf und die Flügel der Windmühlen beginnen zu drehen, gegen die der Hauptdarsteller nun in dem Glauben, es handle sich um riesige Arme, ankämpft. Der Zusammenstoß ist enorm.

Präsentation

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Von dort aus (heute glaubt man, dass Cervantes die Handlung in Campo de Criptana spielen lässt) reist er weiter nach Puerto Lápice und auf dem Weg ereignet sich der Angriff auf die Benediktiner und den Biskayer. So ergibt es sich, dass, während Don Quixote seiner Rocinante die Sporen gibt, sich Sancho die Seele aus dem Leib schreit, um ihm zuzurufen worum es sich bei den Windmühlen wirklich handelt. Wie oft ihm Don Quixote auch die großen Dinge der Ritterschaft erläutert, er bleibt bei seiner Einfachheit. Das Abenteuer hat zu Überlegungen angeregt. Obwohl es kurz, sogar sehr kurz ist, kann man gut erkennen, wie Cervantes wieder einmal das Verschwimmen zwischen Vorstellung und Realität erfasst, oder wie sich die Fiktion nicht gegen die Unermesslichkeit der Realität durchsetzen kann. Das ist der Schlüssel, um das Abenteuer zu verstehen: Wie man wegen einer Phantasie kämpfen kann, selbst wenn man sie mit der Realität verwechselt. Der von der Realität besiegte Don Quixote setzt seinen Kampf für seine Welt fort, die von Aufregungen, Dämonen und allen möglichen unritterlichen Wesen malträtiert wird. So baut er sich, als er nach dem Kampf gegen die Windmühlen waffenlos war, eine neue, grobschlächtige aber nützliche Lanze, mit der er sich wieder gegen seine Feinde jeglicher Art wenden will. Er, Don Quixote, kämpft ohne Rast und Ruh, weil er sich von der Großartigkeit seiner Moral und seinen Tugenden gestützt fühlt. Alles oder fast alles stellt sich gegen die höchsten Werte, die vorherrschen sollten (in seinem Fall die Werte der Ritterschaft). Und er kämpft und kämpft und handelt sich immer und überall Prügel ein, hört aber nicht auf das zu tun, was seine Pflicht ist, auch wenn alle Kämpfe schon von vornherein verloren sind, wie der gegen die Windmühlen. Inzwischen weist ihn Sancho, „der Realist“, darauf hin, was die Dinge wirklich sind. Er verzweifelt allerdings angesichts des Wahnsinns seines Herrn, weil er dessen innere Welt nicht versteht, folgt ihm aber in blindem Glauben, weil er es aus Loyalität, aus Bewunderung … und gelegentlich aus Verzweiflung tun muss. Bei dem Gemetzel mit den Windmühlen sehen wir ein lebendiges Spiegelbild der Situationen, die wir im Leben so oft schon erlebt haben. In dem Jahrhundert, in dem wir leben, unterbinden es uns wieder die Windmühlen, die monströsen Riesen, voran zu kommen. Was könnte heute „unsere“ Realität sein? Was die Windmühlen und was die Riesen? Ohne jeden Zweifel untergraben perverse Strukturen jeden Tag unseres Lebens. Auf der einen Seite die Welt der Macht, der Politik, der Finanzen, als Werkzeuge der multinationalen Energiekonzerne die diese Macht nicht verlieren wollen, auf der anderen die Individualisten und Kleinunternehmer, die versuchen diese Macht aufzubrechen, indem sie neue Formen der Energiegewinnung erforschen, dezentral und losgelöst von den alten Strukturen, mit der Entwicklung der erneuerbaren Energiegewinnung.

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Wie lange können wir noch zusehen, wie unser heutiger Energiehunger auf Kosten Anderer gestillt wird? Wie lange können wir noch zusehen, wie unter dem Prätext der Befreiung von Tyrannen oder der Gefahr von Massenvernichtungswaffen, ganze Länder überfallen werden, um der fossilen Brennstoffe habhaft zu werden? Wie lange können wir noch zusehen, wie durch das verbrennen fossiler Brennstoffe die Umwelt vernichtet wird? Sind wir nicht verpflichtet zum Wohle unserer Nachkommen dagegen anzukämpfen, die noch verbleibenden Reste der fossilen Energiereserven zu verheizen? Vielleicht ist es ein Kampf in der Fantasie, wie es auch im Quijote ein Kampf in der Fantasie ist, vielleicht ist es jedoch auch reale Wirklichkeit, die für uns zur Verpflichtung werden sollte, um nicht von unseren Nachkommen, für diesen Leichtsinn und diese Rücksichtslosigkeit verschrien und bestraft zu werden.

Präsentation

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„Don Quijote vence al Caballero de los Espejos“, Bild mit Genehmigung des „Centro de Estudios Cervantinos“

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Don Quijote Wind Wogen Wirken Gemälde von

Rafael Ramírez Máro Antonio Máro Erwin C. Klinzer präsentiert von

Karl Khevenhüller-Metsch

Präsentation

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Rafael Ramírez Máro Mit den Augen des Künstlers: Das Menschenbild des Malers Rafael Ramírez Dr. Helmut Orpel Rafael Ramírez ist nicht nur in biographischem Sinn ein Weltbürger, der in unterschiedlichen Ländern gleichermaßen eine Heimat gefunden hat, er ist es vor allem auf künstlerischem Gebiet. Virtuos wechselt er zwischen den unterschiedlichen Epochen der Kunstgeschichte. Er lässt in seinem Werk Rembrandt ebenso lebendig werden wie Tintoretto, Goya oder Leonardo da Vinci. Zwischen zeitlicher Nähe und einem jahrhundertelangen Abstand besteht für ihn kein Widerspruch. Ihm geht es um die künstlerischen Ausdrucksformen von Gefühlen, Gedanken oder Visionen, die in unterschiedlichen historischen Gewandungen daherkommen, aber stets auf den gleichen überzeitlichen Ursprung hindeuteten.

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ene epochalen Bezüge, die für den Betrachter von Ramírez´ Werken nachvollziehbar sind, sind durch die Möglichkeiten und Sehgewohnheiten unserer Zeit gespiegelt. Die

Kunst des 20. Jahrhunderts trägt einen fragmentarischen Charakter und verfügt nicht mehr über den geschlossenen Horizont wie die Werke vergangener Epochen. Es ist möglich, unterschiedliche Epochen mit ihren Ausdrucksmöglichkeiten nebeneinander zu stellen und mit den Mitteln der Moderne wie “Infinito” und “Assemblage” zu einer Synthese zu führen. Im Vordergrund steht dabei das Gefühl, das künstlerische Werke bei dem Betrachter auslösen. Ramírez´ Malerei lebt von tiefen Empfindungen und deren künstlerischer Darstellung. In seinen Werken offenbart sich das Staunen über die grenzenlosen Möglichkeiten der Kunst, Zeiten und Räume zu überwinden und in Tiefen vorzudringen, die dem oberflächlichem Blick verborgen bleiben. Die Ergriffenheit von der suggestiven Kraft der Farbe und der Form teilt sich dem Betrachter mit. Um die Möglichkeit des Nachempfindens, des In-sich-Aufnehmens von Gefühlen über Räume und Zeiten hinweg, geht es. Der Maler lenkt den Blick auf das Detail, auf unscheinbare Gesten, die in einem Drama ebenso zum Ausdruck kommen wie in einer musikalischen Komposition oder im Tanzschritt einer „Don Quijote und Sancho Panza“ (Ausschnitt) 340 x 220 cm

Flamencotänzerin, den der Künstler mit kennerhaftem Blick einfängt. Er inszeniert Schlüsselszenen, die den Sinn des Daseins offenzulegen scheinen. Ramírez fokussiert solche Szenen und schafft durch deren künstlerische Ausgestaltung


neue Zugänge zur Wirklichkeit. Dabei geht es ihm sowohl um das Individuum als auch um den Geist der Epoche. Beides steht in seinem Denken über den Menschen in einem engen Zusammenhang. Der Mensch ist nicht isoliert, keine Insel in seiner Zeit. Entsprechend dieser Vorstellung steht die Figur in seinem Bild nie für sich allein. Sie ist vielmehr der symbolhafte Ausdruck ihrer Zeit. Wie Farbe, Linie, Raum und Leere in den Kompositionen in einer Art dynamischer Wechselbeziehung stehen, steht auch der Mensch, der Mittelpunkt des künstlerischen Schaffens von Rafael Ramírez, in einem epochalen Kontext. Seine Bilder sind eine Art Bühne, auf der sich das Drama des Lebens entwickelt. Historische Stoffe fesseln ihn, aber dennoch: Obwohl der Künstler in seinen Bildern häufig solche Themen, wie zum Beispiel Szenen aus dem spanischen Bürgerkrieg (1936-39) oder die Verbrechen der Nationalsozialisten an der jüdischen Bevölkerung, zum Ausdruck bringt, versteht er sich nicht als Historienmaler. Die unterschiedlichen figurativen Ausformungen sind für ihn Wege, die zu einem anderen Ziel führen sollen als zu einer theatralischen Darstellung. Es geht ihm um die Betroffenheit. Bilder sind für Rafael Ramírez somit keine Abbilder im mimetischen Sinne. Er sieht seine Malerei vielmehr in der Tradition des magisch spirituellen Tafelbildes, das tiefe Schichten des Unterbewusstseins erreicht.

Der künstlerische Blick zurück “Wenn wir von Geschichte reden und zwar von der Kunstgeschichte ebenso wie von der der Gesellschaft ”, erklärte Ramírez in einem Gespräch, “schauen wir von unserer Perspektive aus gesehen, der des 21. Jahrhunderts, auf Schichtungen und Überlagerungen, auf Bruchstellen und auf Neuanfänge, ebenso auf Katastrophen und Zusammenbrüche. Das alles hat sich wie die Sedimente in der Erdgeschichte abgelagert. In jenem archäologischen Feld liegt aber der Sinn unseres Daseins verborgen, weil er uns erlaubt, Schlüsse zu ziehen. Deswegen haben auch große Komponisten, wie Johann Sebastian Bach zum Beispiel, auf vorhergehende musikalische Epochen zurückgegriffen und diese Fragmente im anderen Zusammenhang, durch ihre Kompositionen neu belebt. Für mich ist die Felsgrottenmadonna Leonardos zu einem ebensolchen Symbol geworden, das dem Kunstschaffen weit über die Entstehungszeit hinaus einen Sinn verleiht. Diesen Denkprozess versuche ich in meinen Bildern auf malende Art zu vollziehen. Die Malerei ist für mich immer noch eine Kunst, die - ähnlich wie die Musik - tiefste Schichten der menschlichen Seele erreicht. Indem ich mich als Künstler mit der Kunst vergangener Epochen auseinander setze, reflektiere ich jene Entwicklungen und versuche auf meine Art und Weise, zu einer Synthese zwischen meiner Zeit und den voraus-

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Rafael Ramírez Máro Foto: Jens Schultze

gegangenen Epochen zu gelangen. Ähnliches geschieht übrigens auch auf literarischem Gebiet, wenn ich mich mit Büchners “Woyzeck ” oder mit dem “Don Quijote ”, der ja auch ein Thema meiner Bilder ist, auseinandersetze. Als Künstler bewege ich mich permanent zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit.” Dieses Überwinden der Gegenwart drückt sich in den Bildern von Rafael Ramírez auf ganz unterschiedliche Art und Weise aus. So wechseln zum Beispiel in den Kompositionen des Künstlers die Ebenen. Durch den sedimentartigen Aufbau der Farbe entstehen geheimnisvolle Lichtsituationen und tiefe Räume, welche die suggestive Wirkung der Darstellung steigern. Wie Farbe und Form sich durchdringen, durchdringen sich auch die abstrakten und die emotionalen Partien. Sie gehen nahtlos ineinander über. “Die abstrakte Malerei”, so der Künstler, “ist für mich die Idee, die der Komposition zugrunde liegt. Die emotionale Ebene hingegen, die ich im Kolorit und in der Form zum Ausdruck bringe, macht diese Idee sichtbar. Diese sinnliche Fassbarkeit kann aber auch im Widerspruch zu dieser Idee stehen. Diese Widersprüche werden durch die Farbe evoziert, die wie die Musik beim Film Handlungsebenen auf ihre Art und Weise unterlegt oder mit dramatischen Gefühlen aufladen kann. Auf diese Art und Weise erhält die Idee, die dem Bild zugrunde liegt, ihre physische Gestalt. Die Wirklichkeit wird fassbar, weil ich sie durch die Ausdruckskraft der Farbe und deren unendliche Nuancen nach meinem Willen im Bild verdichten kann.”

Kunst in Hochosterwitz: Rafael RamÍrez MÁro

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Die Subjektivität des Zugangs Ramírez spricht hier nicht nur über die Malweise, sondern auch über seine Einstellung zu dem äußerst komplexen Zusammenhang zwischen Kunst und Wirklichkeit in der realistischen bzw. naturalistischen Malerei, der Ramírez durch sein Schaffen zuzurechnen ist. Geschichte kann nicht nacherzählt werden, jede Generation und jeder Mensch hat seinen eigenen Zugang zu den unendlich komplexen Fakten, die in einem historischen Ereignis verdichtet sind. Insofern ist jede künstlerische Interpretation der Historie in sich brüchig und unvollständig und hängt von der Einstellung des Malers ab. Gerade dies wird von Ramírez in seinen Bildern nicht verschleiert, sondern offengelegt und in seine Komposition einbezogen. Der Künstler empfindet hierin keinen Mangel, sondern gerade den wesentlichen Gehalt seiner Darstellung. Es geht ihm nicht um die scheinbar objektive Nacherzählung eines historischen Sachverhalts, die keine Stellungnahme zulässt, sondern gerade umgekehrt, um den symbolischen Gehalt der Geschichte für unsere Zeit und für unser ganz persönliches Denken. Ramírez verweist uns auf die Horizontverschmelzung, die wir vollziehen, wenn wir uns bedeutenden künstlerischen Werken nähern. Wie er seinen Zugang zur Kunstgeschichte offenlegt, sein subjektives Verarbeiten, sollten auch wir uns darüber bewusst sein, dass wir unsere eigenen, ganz persönlichen Erfahrungen an seine Werke herantragen. Dies wird durch die offene, prozesshafte Malweise deutlich, das skizzenhafte “Infinito”, welches die Komposition für solche individuellen Zugänge offen hält.

„Sicherlich bedarf es keines zeitgenösischen Bilderzyklus, um Aufmerksamkeit für das cervantinische Meisterwerk zu gewinnen. Dennoch hat mich die zeitlose Tiefe, in die Cervantes in diesem Meisterwerk in die menschliche Natur eingedrungen ist und die auch für unsere Zeit immer wieder zu Neuorientierungen inspirieren kann, zu diesem Zyklus angeregt. Sicherlich bin ich persönlich der erste Adressat, dem meine Auseinandersetzung mit dem Werk “Don Quijote” galt. Die jahrelange intensive Beschäftigung mit diesem Thema und die Arbeit an diesem Zyklus hat in erster Linie mich bereichert, nicht nur durch das Eindringen in den tiefen menschlichen Kosmos, den uns Cervantes in diesem Meisterwerk auf unvergleichliche Weise eröffnet, sondern auch mit der wachsenden Freude, die mich seither begleitet und die sich nach und nach immer mehr zu einem “echten” Dialog mit den immer lebendiger werdenden

Protagonisten entwickelte.“

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Rafael Ramírez Máro in seinem Atelier

Rafael Ramírez Máro wurde 1959 in Lima, Perú geboren. Seit seinem 12. Lebensjahr arbeitet er als offizieller Mitarbeiter im Atelier seines Vaters, dem Maler Antonio Máro. Mit ihm realisiert er viele Arbeiten für Biennalen (Venedig / Sao Paolo etc.) und für die wichtigen Kunstmessen, ebenso öffentliche Arbeiten für Stadthallen (Hilden (2x6) / Meinertzhagen (6x18)), Kapellen (Salzburg A./ Buchet D.). Studium bei Hannelore Köhler an der Akademie Düsseldorf, an der “Escuela Superior de Pintura St.Luc “in Lüttich, bei Prof. Schaffmeister und Prof. Koller in Köln, an der RWTH Aachen: Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Germanistik, um seine Kenntnisse für die grossen literarischen Bilderzyklen zu vertiefen. Er studiert in den grossen Museen der Welt die alten Meister Rubens, Van Dyck, Velázquez etc.. Er ist Mitglied der” Fundación Arte y Autores Contemporáneos” in Madrid. Zahlreiche Ausstellungen und Portraitaufträge in Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Spanien, Österreich, Italien, Frankreich, Schweiz, den USA, und Perú begleiten seine Künstlerlaufbahn, sowie Teilnahmen an vielen wichtigen Kunstmessen und Kollektivausstellungen.

Kunst in Hochosterwitz: Rafael RamÍrez MÁro

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„Don Quijote und Sancho Panza“ 250 x 180 cm


Kunst in Hochosterwitz: Erwin C. Klinzer

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Erwin C. Klinzer „Großes Blau“ 2008-2012 Pigmente in 57 Schichten 120 x 160 cm

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„Die Visionen des Don Quijote“ 180 x 300 cm

Kunst in Hochosterwitz: Rafael RamÍrez MÁro

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„Don Quijote und Sancho Panza“ 340 x 220 cm

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Kunst in Hochosterwitz: Rafael RamÍrez MÁro

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„Don Quijote und Sancho Panza“ III Ausschnitt 220 x 200 cm

„Kampf mit den Windmühlen“ 220 x 340 cm

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Kunst in Hochosterwitz: Rafael RamÍrez MÁro

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< „Don Quijote“ 190 x 330 cm

„Poträt von Don Quijote“ 80 x 100 cm

Kunst in Hochosterwitz: Rafael RamÍrez MÁro

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Don Quijote „Schwarzes Gold“

Kunst in Hochosterwitz: Rafael Ramìrez Màro


„Gedanken zu Windrädern“ IV 140 x 100 cm (links) „Gedanken zu Windrädern“ II 140 x 100 cm (rechts)

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Gedanken zu Windrädern

Kunst in Hochosterwitz: Rafael RamÍrez MÁro

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„Gedanken zu Windrädern“ V, 120 x 180 cm

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„Gedanken zu Windrädern“ III, 130 x 180 cm

Kunst in Hochosterwitz: Rafael RamÍrez MÁro

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„Gedanken zu Windrädern“ I, 200 x 100 cm

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Kunst in Hochosterwitz: Rafael RamÍrez MÁro

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„Ave“ 80 x 50 cm

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Antonio Máro

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ntonio Máro wurde 1928 in Catacaos, Nord-Perú geboren. Seit seiner Kindheit malt er. Seine mythischen Quellen liegen in seiner Heimat, das präkolumbianische Erbe Perús

bildet den geistigen Ursprung seines Schaffens. Sein erster Lehrer war der bekannte Künstler Ricardo Grau, ein gebürtiger Belgier, der seine gesamte Studienzeit an der „Académie des Beaux Arts“ in Brüssel absolvierte und von da aus als Direktor an die Kunstakademie von Lima berufen wurde. Im Zuge seines medizinischen Studiums kam Máro nach Deutschland, wo er neben der Medizin bei Willi Baumeister studierte. In Baumeister fand Máro den richtigen Lehrmeister als Wegweiser für seine künstlerische Zukunft, in der sich Abstraktion und figurative Elemente begegnen. Seit den frühen Sechzigern arbeitet Máro mit Metallfarben. Um seine künstlerischen Intentionen zu verwirklichen, entwickelte er eine eigenwillige Technik, die „Contraplano-Technik” und schaffte sich seine unverwechselbare Handschrift, die ihm internationale Anerkennung sicherte. Diese Technik brachte ihn zu monumentalen Bildräumen: Wahrnehmungsräume, die über das eigentliche Format des Bildes hinausragen. 1978 erhält Máro den Auftrag der Stadt Meinerzhagen zur Erstellung eines Ölbildes für die Stadthalle: Das größte Ölbild des 20. Jahrhunderts! Dieser Auftrag stellt ihn vor eine große Aufgabe. Bei der Entstehung des Bildes „Inti-huatana” in den Maßen von 18 x 6 m wurde der Künstler von seinem Sohn Rafael unterstützt. Das Werk wurde auf der heb- und senkbaren Bühnentrennwand des Stadthallensaales gestaltet. Ein Problem für Máro wurde die Diskrepanz der das Land verbrennenden Sonne in Perú und der wärmenden Sonne in Europa. Das Bild „Inti-huatana” bedeutet übersetzt „Rastplatz der Sonne”. Nach der Mythologie der Inkas ist die Sonne die höchste Gottheit und der Inka, der Herrscher, war der „Sohn der Sonne”. Das Bild zeigt das Zentrum einer uns weitgehend fremden Kultur. Máro wurde zu einem der großen Wanderer zwischen zwei Kulturen, der Kultur Lateinamerikas und Europas. Seine Arbeiten gelten als entscheidender Beitrag zur westlichen Kultur unserer Tage. Antonio Máro – Kunst kennt bei ihm keine Grenzen – beschäftigt sich auch mit Original-Farbradierungen, Lithografien und Skulpturen in verschiedenen Materialien wie Holz, Edelstahl, Bronze und Keramik. Fried Rubin, im Mai 2004: Über das Zeitgenössische im Werk Antonio Máros. Teilnahme an den Biennalen in Venedig, Sao Paulo oder Havanna sowie zahlreiche Auszeichnungen und Preise. Máro lebt in Hauset, Belgien an der Grenze zu Deutschland.

Kunst in Hochosterwitz: Antonio Máro

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„Ave“ 140 x 100 cm

Kunst in Hochosterwitz: Antonio MÁro

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Erwin C. Klinzer Alles Leben in Zeit und Raum ist Bewegung Dr. phil R. M. Obud Nach einer Innenwende in die eigene Wesenstiefe, einer Zeit des Sich-selber-Sammelns in Andalusien und Marokko entstehen Bilder des zeitlosen Seins am Schnittpunkt des Ewigen mit dem Zeitlichen - Werke, die den Betrachter gleichzeitig in und ausserhalb der Zeit sein lassen und ihm so die innere Zerspaltenheit überwinden helfen. Nur ein Maler, der sich selber in der Natur sammelt, eintaucht in deren Klarheit, Kraft und Schönheit und sich im Malakt ganz hingibt, vermag es, in seinen Werken brennpunktartig ein umfassendes größeres Ganzes auszudrücken. Sein schöpferisches Tun bewirkt im Betrachter Ruhe, ungeteilte Gegenwart, sodass Weite und Freude einströmen können.

Leben und Werk von Erwin C. Klinzer sind authentisch Nur wer behutsam, ohne großen Ballast lebt, kann die Wirklichkeit erspüren. Wer eins mit sich selber ist und eins mit der Grundkraft, die uns jeden Tag neu schenkt, ist vertraut mit Himmel und Erde. Dessen Bilder künden von einem Angerührt-Sein, das Tiefe zu erschließen vermag und von Freude. Erwin C. Klinzers Bilder vermögen inmitten des Alltags Freiheit, Freude, Weite und Freundschaft zu stiften. Erwin C. Klinzer, geb. 1952 am Klinzerhof in Kärnten, 1968–1974 Ausbildung als Lithograph und Modedesigner in Klagenfurt-Wien-München. 1974–96 freischaffend tätig als Lithograph und Modedesigner in München und Paris. Seit 1996 Freischaffender Maler in Andalusien, Marokko und Kärnten (Atelier Kraftwerk Hornburg). Nationale und internationale Ausstellungstätigkeit.


Momente der Wahrhaftigkeit

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r begibt sich zum Arbeiten mitten in die unberührte Natur, hört dem Rauschen des Wassers zu, riecht die Klarheit der Luft, fühlt den Wind auf der Haut und nimmt die Energie des Ortes an dem er sich gerade

befindet tief in sich auf, bis er eins ist mit dem Horizont – die Rede ist hier von einem der letzten Romantiker, dem Maler Erwin C. Klinzer. Der romantische Ansatz ist es auch, der ihn mit der literarischen Figur des Don Quijote verbindet, unter dessen

Patronanz quasi die Ausstellung auf der Burg Hochosterwitz steht: „Don Quijote“ – Wind Wogen Wirken. Auch Erwin C. Klinzer macht sich auf um, wie einst der selbst ernannte Ritter Don Quijote „Provinzen, Inseln und Königreiche zu erobern“. Des Malers Lanze dabei ist allerdings in der Energie der vier Elemente zu finden – zuoberst rangieren dabei Wasser und Erde, die ihm gleichermaßen Werkzeug, Pinsel und Farbe sind und deren natürliche Ausprägungen er penibel beobachtet, lenkt und aus deren Gewalt er im entscheidenden Moment das Werk entnimmt, um es einem weiteren Schaffensprozess zuzuführen. So entstehen Klinzers Bilder Schicht um Schicht, bis der Künstler erreicht hat,

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was ihm vorschwebt. Er taucht die Bilder in den Sand, setzt optische Markierungen mit kostbaren Pigmenten, bietet sie der Bewegung des Wassers zur Waschung und formt in vielen sensiblen Vorgängen einen Augenblick der natürlichen Wahrhaftigkeit. Jedes Bild wird so zu einer Insel, die er erobert. Mutig, geduldig und der Macht der Natur vertrauend. Jede seiner Inseln lädt den aufmerksamen Betrachter ein, in eine ruhevolle Provinz für neues Schauen und ein ganzes Königreich innerer Kraft einzutauchen. In seinen Bildern vereint Erwin C. Klinzer, oft über drei bis vier Jahre hinweg, ganz gegensätzliche Orte. Die Bilder durchwandern einen Entstehungsprozess, der vom Görtschitztal nach Andalusien bis in die Sahara führt. Zurückhaltend und doch in den Farben strahlend verführen die Bilder den Betrachter sich ihnen hinzugeben, zu träumen, das Außen aufzunehmen und das Innerste zu spüren, ruhig zu werden – um dann sanft über die Oberfläche eines dieser magischen Bilder zu streichen, in Kontakt zu treten mit der Natur, der durchgängigen Kulturalität. Sie sind Angebote im Betrachten den eigenen emotionalen und geistigen Platz im Leben wieder zu finden, ganz demütig und geerdet.

Kunst in Hochosterwitz: Erwin C. Klinzer

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Originärer Schaffensprozess

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ie Bilder von Erwin C. Klinzer stehen in einem Spannungsbogen zwischen Opulenz und Einfachheit. Manchmal sind es bis zu 150 Schichten, die sich während der Entstehungsgeschichte zwischen Orient und Okzident auf einem Bild verbinden.

Die scheinbare Einfachheit entsteht durch die Verwendung ausschließlich natürlicher Stoffe wie Pigmente, Sand, Stein,

Muschelkalk. Dass die Pigmente und Sedimente so gut haften, ist der Geduld und dem Forschergeist des Künstlers zu verdanken, der in jahrelangen Experimenten schließlich eine Substanz kreiert hat, die der Arbeitsweise die nötige Haftung verleiht. Der Maler lässt sich, wie auch Don Quijote, nicht beirren in seiner Idee – Erfolg ist das, was er selbst dafür hält und liegt nicht in der Bestätigung von Außen, nicht im Applaus der Allgemeinheit. Es geht vielmehr darum einen Weg zu gehen, der im Einklang mit dem Ursprünglichen ist. So ist die Entwicklung von den kräftigen, natürlich gewonnenen und sehr kostbaren Pigmentfarben (Purpur, Indigo, ....) hin zu den vom Künstler neu entdeckten Farbsubstanzen aus Marmor- und Vulkanstaub ein organisch gewachsener Prozess zu noch mehr Natürlichkeit und Reduktion auf Wesentliches.

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Die Sehnsucht nach Wahrhaftigkeit treibt sowohl den literarischen Don Quijote des Mittelalters als auch Erwin C. Klinzer heute an. Wenn Bilder das Wirken der Wellen im nassen Sand bis in die feinsten Strukturen in einem Moment der absoluten Wahrheit wiedergeben, ist dieser originäre Schaffensprozess, gerade in einer Zeit der schnellen Wendungen und Wandlungen, wie eine Zäsur. Der Maler hält mit seiner Methode ausgesuchte und unwiederbringliche Momente fest, denn im nächsten Augenblick schon ist die Natur wieder im Fluss, im Wandel. Es gibt keinen Stillstand, alles und jedes ist einem stetigen Verändern unterworfen. Das Einfangen eines flüchtigen Zustandes macht auch die Magie von Klinzers Bildern aus. Obwohl ein Abbild der Wirklichkeit sind sie doch so artifiziell, dass sie dem Betrachter eine völlig neue Qualität des Schauens ermöglichen. „Ich schöpfe Materialität und verbinde sie auf der geistigen Ebene“, erklärt Erwin C. Klinzer seine Arbeitsweise schlicht. Er ist einer, der sich nicht aufdrängt, der kein Missionar sein will. Daher wählt er für seine Bilder auch Titel, die alles offen lassen: „ganz weit“, „hoch oben“ und „mitten drin“.

Kunst in Hochosterwitz: Erwin C. Klinzer

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Kunst und Wirklichkeit

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iguel de Cervantes Saavedra schuf von 1605 bis 1615 seinen Roman „Don Quijote“, in dem es um den Konflikt zwischen Kunst und Wirklichkeit geht.

Auch der Maler Erwin C. Klinzer setzt sich mit seinen Bildern damit auseinander.

Er schöpft aus der Wirklichkeit und setzt sein Wissen und seine Intuition ein, um mit künstlerischen Mitteln eine neue Sicht auf die Natur und deren Kraft zu ermöglichen. Christina Jonke

Kunst in Hochosterwitz: Erwin C. Klinzer

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Costa de la Luz Andalusien

Kunst in Hochosterwitz: Erwin C. Klinzer

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Erwin C. Klinzer „Großes Blau“ 2008-2012 Pigmente in 57 Schichten 120 x 160 cm

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Erwin C. Klinzer „Großes Blau“ 2008-2012 Pigmente in 57 Schichten 120 x 160 cm

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Erg Chebbi Sahara Kunst in Hochosterwitz: Erwin C. Klinzer

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Erwin C. Klinzer „Großes Blau“ 2008-2012 Pigmente in 57 Schichten 120 x 160 cm

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An der Görtschitz . . . Alles ist im Werden – Alles fliesst

Kunst in Hochosterwitz: Erwin C. Klinzer

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Das Atelier des Malers Erwin C. Klinzer 60 

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im Kraftwerk Hornburg an der GĂśrtschitz Kunst in Hochosterwitz: Erwin C. Klinzer

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„Großes Blau“ 2009–2011 125 x 155 cm 57 Schichten gemalt in Andalusien und Kärnten

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„Mitten drin“ 2008–2011 125 x 155 cm 78 Schichten gemalt in Marokko und Kärnten

Kunst in Hochosterwitz: Erwin C. Klinzer

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„Hoch oben“, 2008–2012, 290 x 90 cm, 87 Schichten, gemalt am Atlantik/Andalusien (oben)


„Ganz weit“, 2008–2012, 290 x 90 cm, 47 Schichten, gemalt in Andalusien und Kärnten (unten)



Windkraft Wirkt

Karl Khevenh端ller-Metsch


Windpark Cortijo de Guerra in Puerto Real, Spanien

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Energie aus dem Wind, unsere Zukunft Windkraft

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TauernWind

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Windkraft

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m Herbst 2002 hat die Tauernwind Windkraftanlagen GmbH auf knapp 2000 m Seehöhe Europas höchstgelegenen Windpark errichtet und damit neue Maßstäbe in

der Windenergiegewinnung gesetzt. Der Tauernwindpark ist eines der weltweit span-

nendsten und ehrgeizigsten Windparkprojekte der letzten Jahre.

Warum WindKraft? Windkraft verbraucht keinerlei Ressourcen Windkraft arbeitet komplett emissionsfrei Windkraft verursacht keine Folgekosten Der Tauernwindpark produziert mit seinen 19,25 MW installierter Leistung bis zu 45,5 GWh Strom pro Jahr. Das bedeutet die Vermeidung von 37.000 Tonnen Co²-Emission und die Einsparung von 15.000 Tonnen Erdöl jährlich. Die energetische Amortisationszeit des Tauernwindparks betrug knapp 2 Monate. Einmal errichtet, verursacht der Tauernwindpark außer den Betriebskosten keine Folgekosten mehr (keine teuren Atommülltransporte, keine aufwendige Reinigung ölkontaminierter Gewässer oder Landschaften etc.). Windkraft schafft Arbeitsplätze Windkraft ist ein Exportschlager Windkraft wächst In Österreich waren Mitte 2003 über 2.100 Personen in der Windbranche beschäftigt. Windkraft hat einen 10-fach höheren Arbeitsplatzeffekt als Atomkraft. Bis Ende 2002 wurden in Österreich ca. 200 Mio. Euro in Windenergieprojekte investiert. Die Exporte der in Österreich tätigen Zulieferfirmen übersteigen die Importe um das 2- bis 4-fache. Die Forschungsergebnisse bei Planung,Transport, Errichtung und Betrieb des Tauernwindparks bedeuten einen ungeheuren Wissensvorsprung Österreichs, der sich zum weltweiten Exportschlager entwickeln kann.

Windkraft

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Tauernwindpark

Windkraft arbeitet dezentral Windkraft stärkt strukturschwache Regionen Windkraft ist populär Durch das dezentrale Wesen der Windkraft stärkt man strukturschwächere Regionen und macht Höchstspannungsleitungen mit hohen Transportverlusten obsolet. Das Beispiel Tauernwindpark zeigt, dass auch der Tourismus in der Region durch einen Windpark starke Impulse erhalten kann. Um Windkraft werden keine Kriege geführt Windkraft ist ideal für Entwicklungsländer Windenergie ist die günstigste Form erneuerbarer Energie Wind ist die einzige weltweit vorkommende Ressource, um die sicher nie Krieg geführt wird. Auch in den ärmsten Regionen der Welt weht Wind, dessen Energie leicht geerntet und nutzbar gemacht werden kann. Durch den enormen Fortschritt, den die Windkrafttechnologie in den letzten Jahren gemacht hat, ist Windenergie auch für kleine Budgets leistbar. Windkraft verbraucht kaum Fläche Windkraft hat kaum negativen Einfluss auf Fauna/Flora

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Der Flächenbedarf einer Windkraftanlage inkl. Bauplatz beträgt bis zu 1500 m² die herkömmliche, meist landwirtschaftliche Nutzung des Bodens wird nicht eingeschränkt. Zahlreiche Studien haben ergeben, dass die lokale Fauna durch den Betrieb von Windkraftanlagen nicht beeinträchtigt wird – der Gewöhnungseffekt ist hoch.

Energietransport Zwei besonderen Herausforderungen stand man beim Abtransport der erzeugten Energie gegenüber: die Leitungslänge in extrem unwegbarem Gelände und die Strommenge, die tranportiert werden muss. Um einerseits den Spannungshub in Griff bekommen zu können und andererseits den Spannungshub zu minimieren wurde auf einer Länge von knapp 21 km ein 33kV Doppelsystem verlegt. Durch die Doppelverlegung kann eine Kabelüberlastung durch zu starke Erwärmung vermieden werden, was sich positiv auf die Lebensdauer des Kabels auswirkt. Umweltbilanz Tauernwindpark Jahresertrag

45,5 GWh

Einsparung Öl/Jahr

15.020 t

Co ² Reduktion/Jahr

37.310 t

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Windkraft ist... 74 

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...Muhhhhhsik Windkraft

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Windkraft

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Wenn der Wind der Ver채nderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windm체hlen. Der Wind weht f체r Alle, er kennt keine Grenzen und keine Unterschiede, Der Wind verbindet!


Juni 2012


Va

Don Quijote Im 16. Jahrhundert, einer Zeit in der Spanien von Missständen, Frivolität und Korruption verfolgt ist, lebt ein verarmter Adliger mit edlem Herzen, der davon durchdrungen ist, diesen Missständen ein Ende zu setzen. In der Fantasie des feinfühligen Edelmannes entsteht Don Quijote, der mit seinem einfachen, aber mit gesundem Menschenverstand ausgestatteten Knappen Sancho Panza, das von Sonne und Wind ausgedörrte Land durchquert. Indem er die Heldentaten der Ritterliteratur nachahmen oder gar übertreffen möchte, stellt sich Don Quijote gegen das Korrupte der Welt und will das Böse bekämpfen. Nicht die Gutsherren werden bekämpft, sondern die Windmühlen, die die ungerechte, verderbte und korrupte Welt verkörpern. Nicht der Edelmann aus La Mancha, Alonso Quijada, ist der Bekämpfer dieser Missstände, sondern Don Quijote der Kritiker, der das Unmenschliche und die Ungerechtigkeit aufzeigt und bekämpft. Heute hat sich das Blatt gewendet. Nicht mehr die Gutsherren mit ihren Windmühlen haben die Macht, sondern eine riesige Schar von Strommonopolisten, Beamten und Politikern, die mit ihrer Macht die heutigen Windmühlen bekämpfen, und somit verhindern wollen, dass die Windkraftbetreiber die Monopole der Stromgesellschaften aufbrechen. Schamlos werden dazu die Medien und eine schlecht informierte Bevölkerung verwendet und ausgenützt. Karl Khevenhüller, Windkraftbetreiber, Gutsherr und Kunstliebhaber, möchte in der Ausstellung im Sommer 2012 auf der Burg Hochosterwitz die Menschen aufrütteln, über ihre Verantwortung nachzudenken, mit Energie und Umwelt sorgfältig umzugehen. Dabei werden Werke von bekannten zeitgenössischen Künstlern gezeigt. Das Thema Don Quijote wird in einer besonderen Art und Weise mit der Technik verknüpft, um darzustellen wie heute elektrischer Strom effizient gewonnen werden kann. Wind wird erlebbar gemacht. Der Besucher bekommt nicht nur ein Gefühl was Windkraftanlagen leisten, wie viel Strom sie in der Lage sind zu produzieren, er wird auch darüber informiert, was für gewaltige Einsparungen an Erdöl und Kohle mit der Windkraft erreicht werden können und welche gigantischen Mengen an klimaverändernden Schadstoffen, die täglich die Atmosphäre und somit die Umwelt belasten, nicht mehr freigesetzt werden. Weiters werden die Folgen der rücksichtslosen Umweltbelastung durch die herkömmlichen Formen der Energieproduktion dargestellt und die verantwortungslose und skrupellose Weise aufzeigt, mit der unsere heutige Industriegesellschaft – in derselben Manie wie die alten Raubritter – sich dieser Ressourcen habhaft macht.


Don Quijote Wind Wogen Wirken Kunst in Hochosterwitz

Antonio Máro

Rafael Ramírez Máro

Erwin C. Klinzer

Nach den erfolgreichen Ausstellungen 2010 und 2011, bei denen einerseits die geschichtlichen Brücken über die Jahrhunderte dargestellt und anderseits ein moralischer Aufruf an die Menschen vermittelt wurde, sollen 2012 die Menschen mit dieser Ausstellung aufgerüttelt werden, mit der Umwelt und der Energie sorgfältiger umzugehen. Der Zuseher kann beim Rundgang durch die beeindruckenden Kellerräume der Burg, anhand der Gemälde, einerseits die Gedanken der Künstler erfassen und anderseits die Wirkung Windenergie erleben. Mit dieser Ausstellung wird ein weiterer Meilenstein im Kulturprogramm auf der Burg Hochosterwitz gesetzt.

Burg Galerie Hochosterwitz galerie.burg-hochosterwitz.com


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