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COLLECTING CULTURE sammeln 路 Sammler 路 Sammlungen

KISD Bachelor Proposal Projekt 2014 | Alexandra Amberg





INHALTE PersÜnliche Sammlungen Private Sammlungen Geschichte Heute Kunst Sammeln Interviews Design Sammeln Interviews Diskurs Museen Ausstellungen Zukunft der Sammlungen Conclusion Anhänge Statistik Zahlen Interviews international


Sammlungen sind dazu da, betrachtet zu werden, sie anzusehen, verweilen und hinterfragen zu wollen, um die Zusammenh채nge zwischen dem einzelnen und der Sammlung zu verstehen.


Abstract

“Sammeln bedeutet suchen und jagen, ordnen und bewahren” und gehört zu den Urprinzipien von Menschen und ihrer Kulturgeschichte. Im Kontext der unterschiedlichen Sammlungssysteme, angefangen vom Individuum und seiner persönlichen Sammlung, über private Sammlungen bis zu öffentlichen Sammlungen und Museen, variieren die Intention, der Wert und Aufbewahrungsort und das Ordnungsprinzip der Dinge und Gegenstände. Wie funktionieren und organisieren sich diese unterschiedlichen Systeme im Einzelnen? Durch das Internet und die Entwicklung von Plattformen wie Facebook, printerest und Tumblr entstehen neue Formen des Sammelns für uns, die wir fleißig nutzen. Briefmarkensammlungen oder Stickeralben sind längst passé! Das digitale Sammeln ist modern und in. Auch hier finden spannende Sammlungssysteme statt. Jetzt werden Bilder nicht mehr geklaut, sondern geshared. Wie nutzen Menschen diese Plattformen zum Sammeln und wie zeigen Museen ihre Sammlung auf diesen Plattformen? Wie kann eine digitale Sammlung analog ausgestellt werden?


“Das ästhetische Sammeln will das Sehenswerte dauerhaft zusammenhalten, um es jederzeit für die Betrachtung zur Verfügung zu haben. Unter den von Menschenhand hervorgebrachten Gegenständen gibt es zwei Sorten rein ästhetischer Objekte. Die einen wurden einzig und allein um ihrer Anschauung willen hervorgebracht: Werke der bildenden Kunst. Die anderen sind nicht mehr gebrauchte Gebrauchsgegenstände, die lediglich noch aufbewahrt und dann auch gesammelt werden, damit sie der Anschauung erhalten bleiben; aber auch Nagelneues, dessen Altwerden gedanklich antizipiert wird, geht in solche Sammlungen ein. Wer Sehenswertes gesammelt hat, will es auch zeigen. So ergibt sich die Ausstellung als Konsequenz aus dem Sinn des ästhetischen Sammelns.”


In dieser Arbeit geht es vorwiegend um das ästhetische Sammeln. Dabei steht der Mensch, seine Motive und Auffassung im Vordergrund. Es geht weniger darum die Dinge, die sammelwürdig sind, auszuwählen, sondern mehr darum festzustellen, welche Veränderrungen Sammlungen im Laufe ihrer Kulturgeschichte durchlaufen haben und was der Mensch mit ihnen gemacht hat. Es geht zuerst beispielhaft um den Sammler wie dich und mich, danach tauchen wir in die Geschichte von Sammlungen ein und kommen dann der Person des Sammlers näher, der das ästetische Sammeln aus den Bereichen Kunst und Design voran getrieben hat. Zuletzt geht es darum, die gegenwärtige Situation und ihre zeitgenössische Sichtweise zu beschreiben.


Was sammelst Du eigentlich? Was motiviert Dich dazu? Als Kind habe ich viele Dinge gesammelt wie zum Beispiel Muscheln, Glassteinchen, die mir das Meer angespült hat und Holzstöcke die aussahen wie Tiere. Auch als Jugendliche habe ich gesammelt, diese kleinen und ganz unterschiedlichen Dinge habe ich in einer vintage Holzvitrine aufbewahrt, die mittlerweile im Barkeller hängt. Die Gemeinsammkeit dieser Dinge ist, dass jedes Einzelne eine Erinnerung und Beziehung zu nahe stehenden Menschen symbolisiert. Die Seele dieser Sammlung ist wertvoll, weil sie für Freundschaften steht. Mittlerweile sammle ich diese kleinen Dinge nicht mehr. Aber was sammle ich tatsächlich über einen wirklichen langen Zeitraum? Ich sammle leere Bücher, um sie mit Gedanken, Notizen und Ideen zu füllen, hin und wieder schaue ich rein und erinnere mich an Zeiten, in denen ich verliebt oder verzweifelt war und lese nach, wie ich darüber philosophiere, wieso und warum das Leben so bewegend ist. Ich erinnere mich noch daran, als ich anfing Tagebuch zu schreiben: ich wollte die Momente und Situationen festhalten und sie nicht vergessen, weil sie mir wichtig und wertvoll erschienen. Sie speichern, mit dem Wissen, wenn ich mich erinnern möchte, geben diese Zeilen mir die Bilder zurück, die mein Gedächtnis braucht um sie zu dem Film zu vervollständigen, der eine Sequenz aus diesem Lebensabschnitt abspielt. Besonders waren diese Erlebnisse für mich, weil ich sie das erste Mal


erlebte und sie dadurch etwas in mir bewegten und veränderten. Das erste Mal verliebt zu sein, das erste Mal Liebeskummer zu haben und das erste Mal…. etwas zu vergessen, empfand ich als schlimm und war sehr stolz auf mein gutes Gedächtnis und die Möglichkeit, mich an etwas vollständig zurück erinnern zu können. Es gibt aber auch Augenblicke, an die man nicht erinnert werden will und die trotzdem als Teil der Lebensnotizen im Buch gesammelt werden. Diese habe ich nicht aufgeschrieben um an ihnen festzuhalten, sondern viel mehr, um mich von ihnen zu lösen. Die Gedanken, die einem wie wild durch den Kopf gehen, müssen aufgeschrieben werden, damit sie auf dem Papier in eine Ordnung kommen, die während des Niederschreibens auch den Kopf beruhigen oder zumindest neue Gedanken aufkommen lassen, die einen anregen, das Thema aus einer anderen Perspektive zu bedenken. Es beinhaltet also auch einen Teil des Vergessenwollens. Die Ereignisse und Gefühle niederzuschreiben, heißt auch, das Bewusstsein zu erleichtern und ein Kapitel zu beenden, um ein neues anzufangen. Vielleicht habe ich aber eine große utopische Angst davor, mein Gedächtnis zu verlieren oder an Alzheimer zu erkranken und schreibe deswegen wichtige Lebensereignisse auf, die zu meiner Identität gehören. Was würde ich ohne diese Notizen machen? Ohne mein Gedächtnis weiß ich nicht, wer ich war, und somit nicht, wer ich bin. Die Tagebücher können mir also im Fall des Falles meine Identität aufzeigen. Oder ist die Utopie dann die, dass ich mich völlig neu erfinde?



Persönliche Sammlungen

Der Mensch ist ein Homocollector. In jedem Lebensabschnitt verändern sich die Sammelgewohnheiten, die Dinge und Gegenstände, die gesammelt werden, die Motivation und Hintergründe, warum der Mensch sammelt. Die psychologischen Frage stellt sich, warum dem Sammeltrieb nachgegangen wird. Wenn die Identität wächst und sich verändert, wandeln sich die Interessen und somit ihr Verhalten, wie gesammelt, geordnet und aufbewahrt wird. In welcher Lebensphase das Sammeln wichtig ist und wie das Individuum als Sammler mit seiner Sammlung wächst, soll im folgenden Kapitel beschrieben werden.


Kinder sammeln

Kinder sammeln voller Neugierde und mit großem Staunen alle möglichen Dinge, mit denen sie die Welt entdecken und sie verstehen lernen. Gegenstände werden wahrgenommen und erforscht, verglichen und untersucht; vielleicht nach Farben oder Formen sortiert, wieder durcheinander gebracht, um sie nochmals neu zu sortieren und dabei spielerisch zu verstehen, wie viele Kombinationen möglich sind. Der französische Kunsthistoriker und Schriftsteller Maurice Rheims sagte dazu in ´La Vie etrange des Objets´: “Die Freude am Sammeln ist ein leidenschaftliches Spiel”. Für Kinder ist es eine Beschäftigung, sich in spielerischer Form mit der Dingwelt zu befassen. Sich daran zu erfreuen, selbst etwas gefunden zu haben, ist das Größte für Kinder. Dadurch dass sie die Finder eines Dings sind, empfinden sie sich selbst als die Entdecker einer Welt. In Ihrer Schatztruhe werden die Dinge gesammelt und aufbewahrt, um sie dann und wann stolz den Freunden zu zeigen. Der französischer Medientheoretiker, Philosoph und Soziologe Jean Baudrillard schrieb in „Das System der Dinge“ Folgendes über die kindliche Sammelleidenschaft: “Beim Kind ist es der rudimentärste Ausdruck seiner Herrschaft über die Umwelt: ein Ordnen, Einteilen und Gruppieren.” Er gibt auch eine Antwort auf die Alterseinteilung der Sammelphase der Kinder und schreibt “Die


aktive Phase des Sammelns scheint zwischen dem siebenten und zwölften Lebensjahr zu liegen, in der Latenzzeit zwischen der Vorpubertät und der Pubertät.” Genau das zeigte sich auch in einer wissenschaftliche Repräsentativuntersuchung bei 6-12 Jährigen aus dem Jahre 1988. Diese ergab, dass das Sammeln die viertliebste Freizeitbeschäftigung von Kindern ist. Die Industrie hat diese Sammelneigung schon längst als gewinnbringendes Werbekonzept ausgebeutet. So gibt es zum Beispiel die Cola-Dosen zum Sammeln, die Happy Hippo Figuren in Überraschungseiern, Sammelbilder und Spielkarten, die Unternehmen bewusst ihren Produkten und Lebensmitteln beigeben. Diese kleinen Geschenke binden die Kinder dann schon sehr früh an das Produkt. Gerade der Wunsch, diese Sammlung zu vervollständigen, führt zu dem weiteren Produktkauf. Superhelden und Filmfiguren aus Serien, Comics und Videospielen sind beliebte Fanartikel, die über ein breites Produktsegment verfügen, von der Bettwäsche über bedrucktes Porzelan bis zu den klassischen Figuren. Murmeln, Steine, Blätter, Bierdeckel, Spielzeugautos, Sammelbilder, Stofftiere, Getränkedosen, Telefonkarten.


#3 Jugendliche sammeln

Durch die Pubertät scheint die Sammelleidenschaft nachzulassen. Verständlich, denn jetzt geht es nicht mehr primär darum, die äußere Welt und Ihre Dinge zu erleben und verstehen, sondern viel mehr um eine Wahrnehmung und Reflexion der inneren Welt und eigenen Identität. Ob sie prinzipiell nachlässt oder sich in ihrer Auslegungverändert ist die Frage. Junge Erwachsene sammeln Fotografien von Partys, um sie mit ihren Freunden zu teilen, sie sammeln Musik und Poster von Ihren Lieblingsbands, Eintrittskarten von Kinofilmen und Konzerten, Freundschaftsbändchen, die sie geschenkt bekommen haben oder Postkarten die ihnen die Freunde geschickt haben. Jugendliche sammeln um ihre Interessen auszubilden und Teil einer Gruppe zu sein, mit der sie sich identifizieren wollen. Sie wollen Erfahrungen sammeln, um ihre Emotionen zu erfahren und sich selbst kennenzulernen. Es werden Dinge gesammelt, mit denen sie ihre Individualität ausdrücken, um sich bewusst abgrenzen oder um sich in eine Gruppenzugehörigkeit zu integrieren. Das Sammeln ist somit eine Beschäftigung, mit der sich die eigene Identifikation zu sich und anderen formt.


Aber es zeigen sich auch schon konkrete Formen von Sammlungen, in denen Jugendliche sich speziell mit einem Thema besch채ftigen und dadurch ihr Wissen auf diesem Gebiet erweitern. Musik und Plattensammlungen, Eintrittskarten, Poster und Fanartikel.


#4 Erwachsene sammeln

Bei Erwachsenen setzt sich das Phänomen Sammeln aus einer Vielzahl von Motivationen und Sammlungsarten zusammen, da hier alle Formen und Systeme zusammentreffen. Der Autor Oliver Heil hat 15 Sammelcharaktere beschrieben und die einzelnen Typen folgendermaßen unterschieden: 1.Idealistischer Sammler 2.Historischer Sammler 3.Wertsammler 4.Sentimentaler Sammler 5.Vollständigkeitssammler 6.Infantiler Sammler 7.Ästhetischer Sammler 8.Systematischer Sammler 9.Erfahrungssammler 10.Chaotischer Messie 11.Projektiver Sammler 12.Praktischer Sammler 13.Jägersammler 14.Exklusivitätssammler 15.Krimineller Sammler Inwiefern diese Art der Einteilung sinnvoll ist, zeigt sich erst bei genauerer Untersuchung.


Die im Kinder und Jugendalter beschriebenen Sammlungsarten und Motive für das Sammeln erfassen natürlich nur einige der Aspekte und Beweggründe zur Aktivität sammeln, die sich dann später im erwachsene Alter spezieller ausformen. Im Allgemeinen ist der erwachsene Sammler jemand, der sich bewusst damit beschäftigt zu sammeln und ein Bewusstsein dafür hat, was ihn dazu antreibt, diese Leidenschaft auszuleben. Die Sammelmotive können laut Ludwig Dunker, Professor für Erziehungswissenschaft an der Uni Gießen “Ausdruck einer Entfaltung von Interesse, als Erwerb von Wissen, als Kultivierung der Erinnerung und als Ausbildung einer Identität vielfältig in Erscheinung treten”. Diese Motive zeichnen sich alle auch schon im kindlichen und jugendlichen Alter ab. Heil schreibt, dass sich die Sammelcharaktere auch aus Mischformen mehrerer Sammeltypen zusammensetzten, sodass eine genaue Einteilung im Grunde keine klare Klassifikation darstellt, sonder nur eine Hauptrichtung, die sich aus den verschiednen Nebenrichtungen zusammen setzt.


#5 Zweifelhafte Psychologische Hintergründe vom HOMO COLLECDas die Motive der Menschen und die Ausprägungen ihrer Verhaltensweisen beim Sammeln sehr unterschiedlich sein können, ist oben beschrieben. Wie kann man Sammeln und individuelles Sammeln psychologisch erklären? Ist es nur ein Zeitvertreib? Ist es eine Krankheit oder eine intelligente Strategie? Sind Sammler besessen? Was treibt dieses Hobby, das Verhalten und die Leidenschaft an? Inwiefern ist die psychologische Betrachtung überhaupt relevant und sinnvoll für das Thema? Ich habe einige fragwürdige psychologische Beweggründe des Sammeln zusammengetragen und werde zum Schluss herausstellen, wie wertvoll und sinnvoll diese Thesen tatsächlich sind, oder ob sie lediglich einen Teilaspekt darstellen und zu ihrer Vollständigkeit beitragen. DAS KLEINKIND UND SEIN KOT (*Justus Engelfried,S.34) “Wenn der Sammler als Kleinkind früh sauber geworden ist, also seine Exkremente früh zu halten gelernt hat, wird man sagen können, er wollte schon früh alles festhalten, konnte nichts weggeben und wurde daher zum Sammler.” “Wenn er seine Exkremente sehr lange nicht halten konnte, wird man sagen, dass er zu spät damit begonnen habe, seine Exkremente zu halten, was dazu geführt hat, dass er alles behalten muss und daher sammelt. Beide Aussagen führen zur gleichen Verhaltensweise, sodass man hieraus *Justus Engelfried,S.34


schließen kann, dass es niemanden gibt, der nicht irgendetwas sammelt. Jeder Mensch ist in irgendeiner Art auch immer ein Sammler. Interessant sind die beiden gegensätzlichen Begriffe Festhalten und Loslassen. Dagegen spricht, dass sich mit einem erlernten Verhalten ein Verhaltensmuster prägt, wonach man handelt und lernt, mit den Dingen umzugehen. Das heißt, wenn man früh gelernt hat loszulassen, fällt es einem später nicht so schwer Dinge loszulassen und wegzugeben. Wenn man jedoch unfreiwillig loslassen musste, ist der Wunsch und das Bedürfnis, an den Dingen festzuhalten größer. Demnach sei es eine Aktivität in der SAMMELN ZUR KOMPENSATION VON MÄNGELN (*Dietrich Dörren S.24) geschieht. “Kinder sind <<Mängelwesen>>, die viele Stärken der Erwachsenen noch nicht aufbringen. Das merken sie sehr wohl und versuchen, diese empfundene << Minderwertigkeit >> auszugleichen - etwa indem sie mit dem Sammeln von Dingen zeigen, was sie haben und was sie können, indem sie andere vielleicht auch damit übertreffen wollen.” Sammeln steigert das Selbstwertgefühl der Kinder. Indem Kinder zu Sammlern werden, fördern sie ihre eigenen Kompetenzen und Neugierde, das Wesen der Dinge zu verstehen und suchen nach Möglichkeiten, sich und ihre erlernten Fähigkeiten darzustellen. Mit dem Aufbau dieser Fähigkeiten wird einem Mangel ent-


„Sammeln ist toll, besitzen ist grauenhaft.“

gegen gewirkt. Viel wesentlicher finde ich diesen Punkt bei Erwachsenen, die in ihren Strukturen und Verhaltensweisen Gewissheit und Vertrauen haben. Dazu schreibt (*Dietrich Dörren S.26) “Bei Männern spielt der Kompetenzerwerb, das Selbstwertgefühl als zuständige, massgebende Person eine ungleich größere Rolle als bei Frauen. Männer lieben es mehr als Frauen, Einfluss und Macht auszuüben. Wenn wir also dem Sammeln die Eigenschaften -Macht haben über etwas zuordnen, so wird verständlich, dass Männer am Sammeln mehr Spass haben als Frauen.” Hier wird angedeutet, dass Männer häufiger und mit größerer Befriedigung der Aktivität des Sammelns nachgehen. Indem sie das Gefühl haben, den Dingen mächtig zu sein, diese zu ihrem persönlichen Besitz zu machen, sie an sich binden und kontrollieren zu können, steigere sich durch die Dinge gleichzeitig auch ihr Selbstwertgefühl. Macht und Einfluss an Gegenständen und Dingen zeigt sich jedoch nicht gegenüber den Dingen, aber durch die Dinge zeige sie sich am Menschen selbst. Bei der eigenen Betrachtung oder bei der Präsentation der Dinge gegenüber anderen werden Macht und Einfluss empfunden und mittgeteilt. Der Wert, die Bedeutung und die Besonderheit der Dinge werden auch dem Menschen angehängt. Gerade wenn der Gegenstand eine seltene und begehrte Rarität ist, ist es ein Sinnbild für Einfluss und Macht, sich seinen Besitz leisten


zu können. Sich es selbst wert zu sein, etwas Wertvolles zu kaufen und besitzen zu wollen, steigert das Selbstwertgefühl. Der Unterschied bei den Geschlechtern - “Frauen sind Sammler und Männer sind Jäger. Die Kompensation von Mängeln und die Steigerung des Selbstwertgefühls beim Sammeln kann bei Männern größer ausgeprägt sein, weil Frauen diese Bedürfnisse in anderen Bereichen kompensieren. Um definitiv sagen zu können, dass es mehr männliche Sammler als weibliche gibt, müsste man hier noch einmal genauer hinsehen. Eine andere Aussage zur psychologische Betrachtungsweise von (*Justus Engelfried S. 34) besagt: “Der Sammler kann durch Sammeln und mit der Sammlung Defizite der eigenen Persönlichkeit kompensieren oder seine sexuellen Triebe sublimieren, das heißt sie in kulturelle Leistung überführen.” Wieder geht es darum, dass das Sammeln eine Möglichkeit darstellt, persönliche Mängel zu kompensieren, und diese Defizite mit der Tätigkeit auszugleichen. Neu ist der Zusammenhang zwischen Sammeln, Sex und der Triebfrage. Auch in Jean Baudrillard Schriften gibt er dazu eine Aussage: (*Jean Baudrillard S.112) “Die Sammelleidenschaft scheint im Zusammenhang mit der sexuellen Konjunktur zu bestehen. Während der kritischen Phasen des Geschlechtslebens scheint das Sammeln eine bedeutende ausgleichende Rolle zu spielen.


Das Sammeln einerseits und die genitale Geschlechtsbeziehung andererseits, schließen einander wechselseitig aus, ohne dass man von einer stellvertretenden Funktion sprechen könnte.” Ganz allgemein ist Sammeln ist eine Befriedigung. Wenn der Mensch körperlich befriedigt und sexuell ausgeglichen ist, ist ihm das Sammeln nicht so wichtig, wie in Phasen in denen die körperliche Befriedigung nicht ausgeglichen ist. Das würde auch bedeuten, dass Menschen, die sich Ihrer Sammlung widmen, vielleicht auch weniger ausgeprägte sexuelle Bedürfnisse haben. Interessant ist diesem Zusammenhang der Begriff Befriedigung und ob diese geistig oder körperlich ist und in wieweit sich die Befriedigung in Maßen hält, beschreibt (*Dietrich Dörren S.24) über den sammelnden Menschen wie folgt: “Jeder Erwerb gibt ihm das befriedigende Gefühl, etwas geschaffen zu haben, über etwas ganz verfügen zu können. Verschafft das Sammeln einem Menschen die wichtigste Befriedigung in seinem Leben, so kann es zur bedingungs-losen Leidenschaft oder gar zwanghafter Sucht werden, so wie das Trinken oder Rauchen“. Natürlich führt jede extreme Form in ihrer Ausprägung entweder zu einem Mangel oder einer Sucht. Gesteigerter Verzicht oder Verlangen überschrei-ten eine Grenze, die das Maß der Dinge entweder zu sehr minimieren oder zu sehr maximieren. Beides über- oder unterschreitet das gesunde und natürliche Verhalten und hängt stark von dem seelischen


und körperlichen Gleichgewicht, dem Realitätsempfinden und Selbstwertgefühl der Menschen ab. Auch der Begriff Leidenschaft der oft im Zusammenhang mit der Beschäftigung des Sammelns benutzt wird, impliziert ja schon, dass die Aktivität im extrem Fall auch Leiden schaffen kann. Jemand, der unter Sammelwut leidet und dem nachgesagt wird, ein Messie zu sein, sammelt die Dinge wegen der Beschäftigung des Sammelns an sich. Diesem Menschen geht es nicht primär um den Gegenstand der gesammelt wird, das Horten und Zusammentragen ist nur ein Zeitvertreib, der zu einem Sammelsurium und Chaos führt. Zusammenfassung und Bewertung: Manfred Sommer äußert sich in seinem Buch “Sammeln” zur Psychologie des Sammelns folgendermaßen: S.11 “Eine Psychologie des Sammelns, so neugierig wir darauf sind, vermag ich gleichfalls nicht zu bieten. Insbesondere sind sie geheime Agenten, die untergründig stimulieren oder hinterrücks uns motivieren, meine Sache nicht. Statt zu dem tiefsitzenden >Sammeltrieb<, der den homo collector angeblich treibt, hinabzudringen, stelle ich lieber dar, wie wir mit unseren Augen und Händen und Füßen, mit unserer Schaulust, unserem Greifen-Wollen und Gehen-Können zu denSammlern werden, die wir sind. Und satt entschlossen vorzustossen und zu dem >eigentlichen Motiv<, das den Sammler, wie es heißt, unbewusst


bewegt, beschreibe ich lieber behutsam, wie gekonnt und variantenreich er sein Wollen und sein Wissen, sein Wahrnehmen und sein Phantasieren zusammenspielen lässt; und wie er kraft dieses Zusammenspiels die Bewegung ausführen vermag, durch die er, was dort zerstreut war, hier zusammenbringt.” S.17 “Natürlich kann das Sammeln zum Wahnsinn werden- aber auch das hat Methode: und sie gerade ist mein Thema. Deshalb werde ich ganz elementar anfangen und das Sammeln zunächst einmal beschreiben als einen Vorgang, der unabhängig ist von der seelischen Verfassung dessen, der sammelt, und von der Besonderheit dessen, was gesammelt wird, ja sogar unabhängig davon, ob überhaupt das Sammeln von jemandem aktiv betrieben wird.”


SAMMLER SIND... AUSSAGEN EINER UMFRAGE AUF DER IMM 2014 IN KÖLN leidenschaftlich · happy · liebenswert · interessant · neugierig · verrückt · achtsam · tiefgründig · kultiviert · vielschichtig altmodisch · individuell · Menschen mit einem gemütlichen Hobby! · gemütliche Leute mit kleinem Spleen · Menschen mit Leidenschaft, etwas von gleicher Sorte zu besitzen · gut durchdachte Menschen, da sie in jeder chaotischen Sammlung eine Ordnung haben · Systematiker · penibel, auch bewundernswert · oft eigensinnig · penibel und sorgfältig · penibel und aufmerksam · interessante, oft intelektuelle und tiefgründige Menschen · wertschätzende Menschen und herzliche Menschen · Messies! Anhäufer · keine Minimalisten · für Ihre Mitmenschen nervig · Menschen, die bewahren · Menschen, die an Erinnerungen festhalten · organisierte Menschen, wenn ihnen etwas an der Sammlung liegt, dann ist es ein geordnetes Sammeln! · Personen mit Ausdauer, Kreativität und Leidenschaft · kreative Menschen · oft kreative Menschen, die einen Tick haben · Freaks! · Leidenschaftliche Idioten · Träumer · Genussmenschen · suchende und offene Menschen · immer auf der Suche · Suchende · offene Menschen, die sich an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen können · Menschen, die an etwas festhalten · nicht entwicklungsfreudig. · interessante Menschen, Individualisten, Querdenker, · Menschen, die sich für Dinge begeistern · Menschen, die schöne Dinge lieben · Menschen, die Freude und Begeisterung für Objekte haben, nicht die Wirkung des Besitzt auf dritte ist ihnen wichtig · geheimnisvoll, weil sie auswählen mit wem sie was teilen · hoffentlich in der Lage, ihr Glück zu teilen · wie die anderen!


Private Sammlungen

Einführung Überleitung vom Individuum > Begriff private Sammlungen Der Bogen der Gespannt wird -> Geschichte bis Heute und sie Heutige Perspektive #Zur GESCHICHTE und Entstehung privater Sammlungen #Die privaten Schatzkammern #Die Ursprünge der Wunderkammer #Entdeckung der welt- wissenschaftliche Spezifikationen #das private Ausstellen und die ausgewählte Audienz # Der Übergang von privaten Sammlungen zur Museumslandschaft #Welchen Einfluss haben private Sammlungen HEUTE ??? private Sammlungen ein Trend der Gegenwart - Die Präsentation privater Sammlungen im Internet? - Die Finanzierung vom Erhalt privater Sammlungen? - Stiftungen und Förderungen? - Berühmte private Sammlungen


Einführung Von der Aktivität des Sammelns zur Entstehung privater Sammlungen

Von privaten Sammlungen wird gesprochen wenn ein Sammler durch seine Sammeltätigkeit eine Sammlung aufgebaut hat, die er durch eigene finanzielle Mittel finanziert. Dabei können die Gegenstände einer privaten Sammlung sehr variieren und es kann die Rede von Gemälden, Kunstgewerben, Teppichen, Briefmarken, Büchern, Handschriften, Handschriftenfragmenten, Münzen, Spielzeug, Kraftfahrzeugen, technischen Geräten oder vielen anderen Sammlungsgegenständen sein. Demnach könnte auch jede vom Individuum aufgebaute Sammlung eine ´private Sammlung` sein. Was unterscheidet also die Sammlung eines Individuums von einer privaten Sammlung? Und wann darf der Begriff private Sammlung verwendet werden? Der Begriff wird nicht im allgemeinen Kontext des Sammelns verwendet. Nicht bei jedem Besitzer einer Sammlung wird der Begriff >private Sammlung< benutzt und ist deshalb auch abzugrenzen von der Sammlung eines Individuums. Zutreffende Benennung und Verwendung findet der Begriff, wenn Anerkennung und Wert der Sammlung und die Bedeutung der Sammlung im kulturellen Kontext sicher gestellt sind und es sich nach Sommer um ein ästhetisches Sammeln handelt und nicht um ein ökonomisches*. Gesprochen wird von privaten Sammlungen wenn es sich um Sammlungen handelt, deren Gegenstände wertvoll sind- einen universellen Wert besitzen - wertvoll in sich und für andere


und dieser Wert vor der Vernichtung und dem zeitlichen Verfall geschĂźtzt werden muss. Der Pilzsammler ist also kein Besitzer einer >privaten Sammlung< , und auch nicht der Sammler von Bleistiftspitzen, da dieser nur eine spezielle Sympathie hat, von der man durch-aus auch begeistert sein kann, aber das groĂ&#x;e allgemeine Interesse wird diese Sammlung nicht befriedigen kĂśnnen.



#Zur GESCHICHTE und Entstehung privater Sammlungen Tempel sind Orte die Menschen erbauten um ihre Gottheiten zu verorten. Unabhängig davon, welche Religione, welcher Glaube und welche Rituale ausgeübt wurden, dienten sie als Verbindungsort zwischen dem göttlichem und dem weltlichen. Es sind architektonische und archäologische Denkmäler alter Kulturen und attraktive Anziehungspunkte für touristische Aktivitäten. Aber was haben diese Orte mit privaten Sammlungen zutun? Die Vorläufer der Kirchenschätze waren die antiken Tempelschätze. Sie waren die Sammelpunkte kostbaren Edelmetalls und seltener Weihgaben an die Götter. In vielen Orten nahmen sie die Funktion von Banken und Tresoren ein. Tresor vom griechischen Wort thésauros bedeutet ‚Schatzkammer‘. So wurden in den Tempelbauten die Schätze gesammelt, die eine Kultur für wertvoll erachtete. Neben der Aufbewahrung des Kultheiligtums diente der Tempel auch zur Lagerung von Kultgeräten. Der österreichische Kunsthistoriker und Professor der Wiener Schule der Kunstgeschichte Julius von Schlosser schrieb in seinem Werk “Die Kunst und Wunderkammern der Spätrenaissance” dass die Tempelschätze Griechenlands die ersten öffentlichen, jedem Bürger zugänglichen Museen


lebender Kunst darstellten. “Denn der Tempelschatz ist nicht mehr ausschließlicher Besitz eines Einzelnen, wenn auch noch so Mächtigen, sondern in höherem oder geringerem Grade einer Gemeinde, einer Kaste, eines ganzen Volkes, und darum ein sozialer Wert von größter Bedeutung.” In jedem Fall stellen die hellenischen Tempelschätze die ältesten Vorläufer der späteren Kunst und Raritätenkammern dar. So finden sich hier denn, wie später in den mittelalterlichen Kirchen, nicht nur Reliquien und Gebeine verehrter Heroen, sondern auch “geschichtliche, volkstümliche Erinnerungen, wie Waffen und Beutestücke aller Art, alle Merkwürdigkeiten der Natur, wie die Knochen urweltlicher Geschöpfe als Gigantengebein, Straußeneier, ausgestopfte Tiere aus fernen Fabellanden, ethnographische Kuriositäten von nah und fern”.


Die Schatzkammern der KIRCHE

Die Sammlungen der Kirche setzte sich zuerst aus solchen Gegenständen zusammen die Reliquien benannt werden. Das sind Gegenstände religiöser Verehrung, die mit Gott oder Heroen in Berührung gekommen sein sollen oder ein direktes Körperteil dieser darstellen. Diese Sammlungsgegenstände bekommen ihre Kraft und Würde durch die Berührung eines Heiligen und der damit einhergehenden Verbundenheit zu Gott. In Großen Kirchen, die sich an zentralen Plätzen befinden, aber auch in kleinen Kapellen, die sich zum Beispiel auf dem Gipfel eines Berges befinden, werden Reliquien aufbewahrt und ausgestellt. Der Philosoph, Historiker und Autor Krzysztof Pomian beschreibt auf verständliche Weise, das damit einhergehende Phänomen folgendermaßen: “Daher wurde der Ort, an dem sich eine Reliquie befand, genauso geheiligt, als würde sich der Heilige in Person dort befinden.” Den Gegenständen einer kirchlichen Sammlung sind somit Bedeutungsträger einer göttlichen und heiligen Aura, die auch einen scheinbaren positiven Einfluss auf die Atmosphäre von Räumen haben. “Waren diese in eine Kirche oder Abtei gelangt, so blieben sie dort, es sein denn, sie wurden gestohlen oder es erhielt ausnahmsweise eine mächtige Persönlichkeit eine zum Geschenk. So wurden sie sehr zahlreich und man wurde genötigt, Kataloge anzulegen.”


Zu ihrem Aufbewahrungsort schrieb Pomian “Eingeschlossen in Reliquienschreine wurden sie bei religiösen Zeremonien für die Gläubigen ausgestellt oder in Prozessionen mitgefüht“. Diese Dinge waren sehr wertvoll und begehrt, man bemächtigte sich ihrer gerne durch Diebstahl, so dass “sehr berühmte Reliquien Tag und Nacht unter militärischen Schutz gestellt werden mussten.” Neben Reliquien wurden auch andere Gegenstände von der Kirche aufbewahrt, gesammelt und ausgestellt, die die Blicke auf sich zogen. Darunter sind Raritäten aus dem Reich der Natur, vor allem aber Opfergaben wie Altäre, Kelche, Ziborien, und Messgewänder. Der Kunsthistoriker (S.18) Julius von Schlosser “Derart hatte sich in den Kirchen des Mittelalters ein unendlicher Schatz der Anschauung und der Belehrung zusammengefunden. Das war deshalb von größter Bedeutung, weil diese von der Kirche unter ihren mächtigen Schutz genommenen und gleichsam geheiligten Dinge unter bestimmten Bedingungen und Beschränkungen öffentlich zugänglich waren. In eigenen Tribünen, hier und da auch in eigenen festen Gebäuden ausgestellt, wurden sie bei feierlichen Gelegenheiten dem Volke öffentlich vorgezeigt und erklärt.”


Die privaten Schatzkammern des ADELS Es gibt sagenumwobene Geschichten über die Eroberungen von wertvollen Dingen. Damals wie heute ist dies ein Thema, das Spannung und Faszination erzeugt. In Filmen und Büchern werden die Beutezüge und Schatzsucher inszeniert und die Gefahren der Suche dramatisiert. Die Geschichte der privaten Sammlungen reicht zurück zu den alten fürstlichen Schatzkammen und den kaiserlichen Sammlungen. Die Könige und Kaiser, Fürsten und Adligen der damaligen Zeit verfügten über Reichtümer und wertvolle Dinge, die in ihren Schatzkammern gesammelt wurden. Gut geschützt und geheim aufbewahrt waren diese Orte allgemein nicht zugänglich. Durch Kriege, Beutezüge, Plünderungen und Eroberungen wurden die Schatzkammern der Feinde ausgeraubt. S.170 Eco# “Das Museum ist aus der Privatsammlung hervorgegangen, und der Privatsammlung wiederum liegt ein Raub zugrunde, in ihrem Ursprung ist sie Kriegsbeute.”


Das Zusammentragen der Gegenstände hatte unterschiedliche Gründe. Zum einen wurde damit ihr Sieg demonstriert und ihre Macht durch den Gewinn und Besitz der Schätze symbolisiert. Zum anderen wurden damit Beweisstücke einer anderen Kultur vernichtet und zerstört um somit die eigene kulturelle Identität in ihrer Größe und Macht hervorzuheben. Das Sammelmotiv der Adeligen ist natürlich auch eine Befriedigung, sich mit Raritäten und kostbaren Dingen zu beschäftigen und zu umgeben. Die Objekte dieser privaten Sammlungen sind Dinge, die aus wertvollen und seltenen Materialen angefertigt waren. Gold, Silber, Perlen und Edelsteine wurden zu einzigartigen Schmuckstücken verarbeitet und verliehen ihrem Besitzer Macht und Ansehen. Die Gegenstände und Kostbarkeiten wurden oft zur Schatzbildung zusammengetragen und nur zu besonderen Anlässen sollten sie den Blick auf sich ziehen. Bei Zeremonien, Feierlichkeiten, Einmärschen und Paraden wurden sie herausgeholt und verliehen ihrem Besitzer die Aura von Glanz und besonders Wertvollem. Die Nützlichkeit und den Gebrauchswert dieser Sammlungsgegenstände umschreibt Pomian anhand folgenden Beispiels: S. 33# “Im Inventar von Karl V. von Frankreich befinden sich dreitausenneunhundertsechs Gegenstände. Diese Zahl weißt darauf hin, dass nicht alle diese Gegenstände sich gleichzeitig in Gebrauch befinden konnten. Die meisten dienten zu nichts”


Der Belgier Dr. Samuel von Quicheberg (1529-1567) war einer der Ersten der sich mit der theoretischen Grundlage des Sammelns beschäftigt hatte. In seiner Theorie gab er eine praktische Anleitung dazu, wie der Aufbau und die Präsentation von Objekten innerhalb eines Ausstellungsortes entworfen wird. Er verfasste eine der ältesten und bekanntesten Methodologien für Museen und gibt Einblicke in die Sammelwelt des 16. Jahrhunderts. Das „Theatrum sapientiae” wurde in fünf Klassen eingeteilt, denen verschiedene Unterabteilungen entsprechen. Seinen Entwurf für das Ordungssystem eines Idealen Museums gestaltete er folgendermaßen:


1. Die erste ist rein historisch, und schließt sich eng an die Person des Gründers selbst an. Hier sind also vertreten: historische Tabellen, Stammbäume, Familienporträts und Bildnisse nah verbundener Personen, allgemeine und spezielle Landkarten, insbesondere das Reich des Sammlers betreffend. 2. Die zweite Klasse entspricht ungefähr dem Inhalt der Kunstkammern; hier sollen künstlerische Arbeiten jeder Art, sowie Münzen und Medaillen, Schmuck und Goldschmiedearbeiten, exotische Gerätschaften sowie Gefäße aus Ausgrabungen gesammelt und ausgestellt werden. 3. Die dritte Klasse enthält das Naturalienkabinett, hier werden besondere Dinge aus dem Bereich der Natur aufbewahrt. Vom Pflanzenreich über das Tierreich bis zur Anatomie des Menschen. 4. Die vierte Klasse beinhaltet alle technischen Geräte, Instumente und Erfindungen. Sie enthält die musikalischen, die mathematischen und astronomischen Instrumente, Schreib- und Malgeräte, mechanische Werkzeuge und Maschinen aller Art, Handwerkszeug für Bildhauer, Drechsler, Goldschmiede, Gießer und Zimmerleute. 5. In der fünften Klasse sollen Bilder und Werke von Künstlern zusammengefügt werden. Sie umfasst Gemälde jeder Technik, Erzeugnisse des Stichels, Skizzen und Handzeichnungen.


Die Ursprünge der Wunderkammer

Im 16. Jahrhundert entstanden im Europa an den fürstlichen Höfen die Kunst- und Wunderkammern, in denen nicht nur Kunst, sondern alles, was der Zeit wesentlich erschien, gesam-melt wurde. Das waren Sammlungen, in denen es um die Ordnungen der Welt geht. Im Denken der damaligen Zeit war das der göttliche Schöpfungsplan. Denn das alles gehörte in die große göttliche Schöpfung. Wunderkammern waren Sammlungen, in denen sowohl Dinge aus der Natur, als auch der Kunst, religiöse Reliquien sowie skurrile Seltsamkeiten und technische Geräte zusammen gesammelt wurde. Im Laufe des 18. und vor allem 19. Jahrhunderts, mit der Entwicklung der Wissenschaft, wurden die Sammlung dann wissenschaftlicher und strukturierter. Der Begriff Kunst und Wunderkammer bezieht sich weniger auf das „Wundersame“, oder das „Überirdische“, sondern zum einen auf die Verwunderrung des Betrachters und auch auf das Wunderliche des Betrachtens. Der italienische Schriftsteller, Philosoph und Medienwissenschaftler Umberto Eco bezeichnet die Wunderkammern und Kuriosenkabinette als die Vorläufer der naturhistorischen Museen.“Hier wurde systematisch alles zusammengetragen, was man kennen musste, und das gesammelt, was außergewöhnlich und unerhört war, einschließlich verblüffender Wunderdinge wie ein ausgestopftes Krokodil, das in


einem Gewölbe aufgehängt war, und den ganzen Raum beherschte.” Von den Wunderkammern sind in erster Linie bildliche Darstellungen oder Stiche aus Katalogen erhalten. Manchmal handelt es sich um Hunderte von winzigen kleinen Regalen voller Steine, Muscheln und Skelette von seltsamen Tieren, manchmal um Meisterwerke der Präparierkunst, die auch imstande war, nicht existierende Tiere darzustellen. Manchmal sind es mächtige Schränke, wie Museen im Kleinen, voller Fächer und Unterteilungen, in denen Dinge zusammenkommen, die, aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gelöst, abstruse Geschichten zu erzählen scheinen. Kunstschränke, an denen die deutsche Spätrenaissance ein übermäßiges Gefallen fand sind laut Schlosser nichts anderes als kleine Kunstkammern, ganz nach dem Muster der großen eingerichtet.


Im 17. Jahrhundert verfasste der Wiener Kaufmann und Sammler Caspar Friedrich Neickelius das Buch mit dem Titel “Museographia”, oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der “Museorum” oder Raritätenkammern. Sein Entwurf für die Raumgestaltung und Ordnung der Dinge innerhalb des Ausstellungsortes gestaltet sich wie folgt: An den Ort, an dem die Sammlungsgegenstände zusammengetragen werden, stellt Neickelius zuerst ein paar architektonische Grundbedingungen: Der Raum soll gegen Süd-Ost gelegen sein, ein trockenes Mauerwerk haben und im Bogen gewölbt sein. Er soll über gleichmäßig einfallendes Tageslicht verfügen und die Wände sollen keinen anderen Verzierungen haben außer einem weißen hellen Anstrich. Mit “gut geschützt gegen Unfälle” meint er wahrscheinlich, dass das Gebäude indem sich der Raum befindet, nicht unmittelbar an einem Fluss gelegen sein soll, sodass keine Gefährdung durch eine evtuelle Überschwemmung gegeben ist. Dieses von ihm in Gedanken vorgestellte Raritätengemach ist ungefähr zweimal so lang wie Breite und “lieget gegen dem hellen Tag an, damit auch das Kleinste darin mag wahrgenommen werden“. Der Eingang zu dem Ausstellungsraum soll akkurat in der Mitte sein, sodass man beim Eintritt auf


beiden Seiten gleichmäßig von oben bis unten gefüllte Wände mit Ausstellungsgegenständen wahrnimmt. Die Regale, in dem die Objekte präsentiert werden, haben folgende Merkmale: ähnlich wie Bücherregale oder Schränke strukturiert, aber mit der Besonderheit, dass die unteren Regalbögen größer und tiefer in den Raum ragen als die oberen. Von unten nach oben werden die Regalböden also proportional kleiner. Oberhalb der Regale könne man Bögen malen, welche mit Farbe und Ornamenten verziert werden können. Insgesamt gibt es sechs unterschiedliche Themenschwerpunkte, zu beiden Seiten der Türe drei. Vier davon widmet man den natürlichen Raritäten. Die Anordnung der Tiere: zuerst ein Regal für die Vierbeiner, dann ein Regal für die beinlosen Wirbeltiere, ein weiteres Regal für Fossilien und Mineralien und zuletzt ein Regal mit Meerestieren und Seegewächsen. Die Sammlungsgegenstände werden nach ihrer Größer von unten mit den großen Dingen wie z.B ausgestopften Tieren, nach oben mit den kleinen Dingen wie z.B präparierten Tierelemente gefüllt. Er sagt dazu: “welche beydes zur Gemüths- und Augen Ergötzung vernünfftig und zierlich dargelegt seyn”. Die übrigen zwei Regalbögen, eins am hinteren Ende, das andere am Eingang, beinhalte zum einen Dinge zum Thema Mensch und seiner Anatomie, wie kleine einbalsamierte Kinder und Mumien. Das letzte Regal beinhalte vor allem lauter Kuriositäten, die künstlich entstanden.


Der Raum soll über vier große Fenster verfügen und ist durch je drei Bo­ gen­ pfei­ ler unterteilt sein. Im mittleren der drei Bögen soll gerade gegen den Eingang ein aus Holz gebautes Münz- und Medaillien-Ka­ bi­ nett platziert werden. Darüber soll Platz für einen weiteren kleineren Schrein sein, der aus vielen kleinen Schubladen besteht, indem die kleinen und wertvollen Dinge aufbewahrt werden, die sonst leicht abhanden kämen, wie z.B: Steine, Edelsteine und Diamanten, Hirschzähne,… Der freie Platz an den Seiten des dritten Bo­gen­pfei­lers solle von beiden Seiten mit Büchern bestückt werden. Die Bücher sollen in französisch geschrieben und alle in wohlgebundenen Einbänden eingeschlagen sein. Auch spricht er von einem Ausstellungskatalog, der dort untergebracht werden soll. Unter den Fensterfronten sowie in der Mitte des Raumes soll ein langer, schmaler Tisch stehen, der dazu dient, die Objekte, die untersucht und aus dem Regal genommen werden, dort zu betrachten und genauer anzusehen und auch die Bücher dort nachschlagen zu können. An beiden Enden des Tisches schlägt er vor, ein par große Weltkugeln zu platzieren. Von dem Gewölbe der Decke sollen einige ungehörig große, ausgestopfte Tiere hängen wie z.B. ein junger Walfisch oder ein großes Krokodil. Rechts und links am Eingang der Türe, zwei fürchterliche Löwen, Bären oder Tieger drappiert


sein. Was über den Fenstern oder Regalen an freier Fläche noch vorhanden sei, solle man mit seltenen Gemälden von berühmten Meistern behängen. Und so beendet Neickelius seinen Entwurf: “Und dieses wäre mein zwar im Geist und Gedanken aufgerichtetes Museum, so ich mich aber auch allemal in der That zu praestiren erbiete.” Der von Caspar Friedrich Neickelius beschriebene Plan, wie der Ausstellungsort aufgebaut und strukturiert werden soll, stellt den für die damalige Zeit entstandenen Fortschritt dar. Aufgrund der Spezialisierungen der Wissenschaften wurden auch die Sammlungen systemathischer. Die Aufteilung in Spezialsammlungen ist eine Ordnung der Dinge nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten, die ungebunden vom Glauben der Menschen funktionierte. Während in der Wunderkammer ein Sammelsurium bestand, dass alle Dinge zusammenführte die zu dem göttlichen Schöpfungsplan gehörten, ist die Ordnung der Kunstkammern nicht mehr an den Glauben Gottes gebunden, sondern an das Wissen und die Erforschung der Dinge in ihrem jeweiligen wissenschaftlichen Bereich. Zusammengefasst hat sich die Raumordnung von Sammlungen über die Jahrhunderte von einem Sammelsurium zu systematischen Sammlungsräumen entwickelt.


Private Sammlungen werden öffentlich

Privaten Sammlungen waren bis dato Räume, zu denen man eingeladen werden musste und nur ausgewählten Menschen der Zutritt erlaubt wurde. Für einen Großteil der Bevölkerrung waren diese Orte Aufgrung ihrer sozialen Herkunft verschlossen. Krzysztof Pomian drückt das so aus: “Die ganz profane moderne Kunst, die Altertümer, die exotischen und naturgeschichtlichen Raritäten werden so nur für Privatleute ausgestellt, für die Inhaber der oberen Plätze der Hierarchien der Macht, des Reichtums, des Geschmacks und des Wissens.” Die Öffnung privater Sammlungsräume bedeutete den Zugang zu Wissen, von dem Menschen bewusst ausgeschlossen wurden, damit das damalige Gesellschaftssystem in seiner Klassenaufteilung funktionierte. Der Glaube an Gott und die Kirche stand über Jahrhunderte an oberster Stelle und nur den Mächtigen dieser Ornung sollte das Wissen zu Verfügung stehen, denn Wissen bedeutete Macht. Auch Wissenschaftlern, Schriftstellern, Gelehrten und Künstlern, die keinen Umgang mit den Reichen und Mächtigen pflegten, war der Zugang nicht gestattet.


Die Entstehung der Wissenschaften und ihre Klassifizierung, wandelte den Zeitgeist und die Weltanschauung. Religion und Glaube stand nicht länger im Mittelpunkt der Gesellschaft. Dieses Denken veränderte sich, indem die Menschen der Mittelschicht begannen, nachdrücklich Zugang zu den privaten Sammlungen zu fordern um somit am gesammelten Wissen teilhaben zu können. Im 17. Jahrhundert wurde dann diesem gesellschaftlichem Druck nachgegeben. Bei der Öffnung privater Sammlungsräume sind als Erstes die Bibliotheken zu erwähnen. Bücher waren die ersten Sammlungen, zu denen Menschen der öffentliche Zugang gewährt wurde. Alle anderen privaten Sammlungsräume standen noch für lange Zeit nur ausgewählten Menschen zur Verfügung. Im weiteren Verlauf meiner Arbeit wende ich mich nun weiter dem Thema privaten Sammlungen zu, ohne näheres Eingehen auf die Entwiklung der Museologie.


PRIVATE SAMMLUNGEN IN DEUTSCHLAND

Nachdem nun ausführlich auf die Geschichte und Entstehung von privaten Sammlungen eingegangen wurde, möchte ich den Blickpunkt auf die gegenwärtige Situation von privaten Sammlungen richten und aktuelle Entwicklungen aufzeigen. Zuerst stelle ich die berühmten Sammler in Deutschland vor und beleuchte durch die Interviews ihre Hintergründe und Motivationen des Sammelns. Abschließen erfolgt im Anhang der Arbeit der Blick auf internationale Personen, die heute zu dem Thema beitragen. Die Kunstwissenschaftlerin Sigurd Hellmich sagt über den heutigen Trend, dass es noch nie so viele private Sammler und Sammlerinnern, die umfangreich zeitgenössische Kunst erwerben, gab, wie zur Zeit. Auch die Designsammler haben in den letzten zehn Jahren zugenommen. Was früher nur einem ausgewählten Personenkreis zugänglich war, wird heute zwar nach wie vor privat gesammelt, aber genau wie im Museum öffentlich ausgestellt und somit einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Dafür werden Privatmuseen eröffnet, Kunsthallen geschaffen und Showrooms erstellt. Ingvild Goetz, die Grande Dame der zeitgenössischen Sammlerszene sagte dazu: “Ich finde es großartig, wenn sich die Öffentlichkeit mit unseren Ausstellungen auseinandersetzt. Das Interesse hat in den letzten Jahren merklich zugenommen. Dass der Zutritt zu privaten Sammlungen


erlaubt ist, war über eine lange Zeit nicht selbstverständlich, heute dagegen ist es Privatsammlern wichtiger, die Sammlung öffentlichkeitswirksam zu präsentieren, und so hat sich nach Frau Hellmich “Auch international herumgesprochen, dass in den letzten zwei Jahrzehnten erstaunlich viele neue Privatsammlungen entstanden sindnicht wenige sogar mit Aufsehen erregenden eigenen Schauräumen”.


Von der Figur des Sammlers Warum ist es interessant über den Sammler zu berichten? Er ist ja kein Kulturschaffender auf erster Ebene. Ist es nicht viel spannender, über den Künstler oder den Designer zu berichten, der gesammelt wird? Auch Künstler und Designer sammeln Materialen und Ideen, Inspirationen und Informationen, aber sind deswegen noch keine Sammler, die der Figur des Sammlers entsprechen wie sie nach dem Philosophen Manfred Sommer in “Sammeln” benannt werden. Damian Hirst, muss als Künstler erwähnt werden der auch die Figur des Sammlers repräsentiert und einige andere Persöhnlichkeiten wie z.B. Karl Lagerfeld. Eine Auswahl darüber zu treffen welche, Künstler und Designer gesammelt werden, ist fast unmöglich. Natürlich gibt es hierzu Rankings, die bestimmen, wer durch seine Werke den größten wirtschaftlichen Wert erzielt. Aber dieser Faktor ist nun wirklich wenig hilfreich, denn er sagt nichts über Inhalte und Ideen der Künstler. Adam Lindemann Autor von `collecting Design` stand vor der gleichen Frage und schrieb “Kunstwerke müssen für sich selbst sprechen, die Worte eines Künstlers bedeuten weniger als Aktionen, Gemälde und Skulpturen”. Die Figur des Künstlers und des Designers ist natürlich sehr spannend und biografisch wahrscheinlich noch viel spannender als die des Sammlers; ja ohne sie würde die Figur des Sammlers ja gar nicht existieren. Aber auch ohne den Sammler wären die Objekte und Werke der Künstler und Designer nicht so wertvoll und bekannt. Erst einmal unabhängig davon, was der Sammler sammelt und um welche Gegenstände, Objekte und Bilder es sich handelt, ist die Figur des Sammlers wichtig für die Auseinandersetzung mit dem Thema sammeln. Beschreiben wir die Figur des Sammlers doch erstmal mit folgenden positiven Adjektiven: neugierig, wissbegierig, reflektierend, intellektuell und wohlhabend. Es gibt noch mehr passende Beschreibungen, aber


grob erfasst sie erstmal ein paar wichtige Merkmal. Der Sammler sucht nach Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Themen und Geschichte. Eine tiefe Neugierde darin, die Welt durch andere Augen zu sehen, zu verstehen und neu zu begreifen, treibt ihn an, mit der eigenen Wahrnehmung und Anschauung in die Kommunikation und Betrachtung des Kunstwerks und Künstlers zu treten. Der Sammler lässt sich auf Gegenstände, Ideen und Konzepte ein und ist kein flüchtiger Flaneur, der die Dinge streift, sondern vielmehr mit Blicken und dem Verstand durchdringen möchte. Aber auch emotional will der Sammler berührt werden, und das ist schwierig, denn die Figur des Sammlers ist jemand, der schon viel gesehen hat. Ist Begeisterung genau so wie Staunen nicht eine kindliche Fähigkeit die man sich bewahren sollte? Der Sammler hat sich diese bewahrt, auch wenn es vermutlich nicht sehr einfach ist, ihn zu begeistern und ins Staunen zu versetzen. Baudrillard und Maurice Rheims sagen über das Sammeln, dass es “ein leidenschaftliches Spiel” ist. Der Sammler ist jemand, der sich von Werken und Objekten emotional oder geistig anregen lässt; die Gegenstände können ein Gefühl der Begierde auslösen, was dann dazu führt, dass er das Objekt seiner Begierde besitzen möchte. Da der Sammler in der Regel keine allzu großen existenziellen Sorgen hat, kann er sich das leisten, dieser Begierde nachzugehen, was für öffentliche Museen die teils durch Steuergelder finanziert werden, nicht möglich ist. Im Alter steht er vor der Frage, was nach seinem Ableben mit der Sammlung geschehen soll, dann wird diese oft an Museen gestiftet, die den Erhalt der Sammlung nach den Auflagen des Stifters gewähleisten oder ein Privatmuseum wird erbaut. Auf den folgenden Seiten werden die wichtigsten Sammler und Sammlerinnen beleuchtet, die in Deutschland wirken.


DIE SAMMLERINNEN INGVILD GOETZ, ERIKA HOFFMANN, JULIA STOSCHEK

Ingvild Goetz, 1941 geboren, Tochter des Unternehmers Werner Otto, Studium der politischen Wissenschaften | 1969 Verlagsgründung für graphische Editionen | 1972 Galerie ‘Art in Progress’ | 1973 Umzug der Galerie nach München | seit 1984 ausschließlich als Sammlerin tätig | 1993 das Privatmuseum “Sammlung Goetz” eröffnet im Bau von Herzog& de Neuron | 2001 Verleihung Art Cologne Preis, Medaille München leuchtet | 2011 Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und Verleihung des Verdienstkreuzes 1.KlassederBundesrepublik Deutschland | 2012die größte Privatsammlung zeitgenössischer Kunst in Deutschland | 2013 Bayerischer Verdienstorden.

Wodurch zeichnen sich Sammlerpersönlichkeiten aus? Hinter dem Sammeln steckt sicherlich ein gewisser Perfektionismus. Wenn ich mich jetzt sehe, denke ich oft „Ich habe angefangen diesen Künstler zu sammeln, und jetzt macht er etwas anderes, das muss ich auch haben und dann macht er den nächsten Schritt, den möchte ich auch. Ich möchte das komplett haben.“ Es gibt aber auch Sammler, die von jedem Künstler nur das Meisterwerk haben möchten. Marcel Duchamp hat das gut formuliert: „Ein Sammler ist ein Künstler im Quadrat, weil er durch das, was er zusammensucht, ein neues Kunstwerk schafft.“ Dadurch dass er mit seinem Auge etwas kombiniert, entsteht etwas Neues. Ich sehe zum Beispiel immer gleich Ausstellungen vor mir. www.stylemag-online.net/2010/09/01/jagerin-und-sammlerin-ingvild-goetz/ | Interview > Marcus Woeller,


Wie würden Sie Ihre Sammlung beschreiben? …die man auch alle wunderbar miteinander kombinieren könnte. Aber ich komme immer wieder zurück zur politischen Kunst. Deswegen gebe ich mir ab und zu einen Schubs und sage nein, ich möchte auch die andere Seite sehen. Etwa konstruktivistische Künstler, die ja nicht politisch sind. Das sind Ausbrecher, die mir gefallen und in diesem Rahmen möchte ich das auch halten. Ganz andere Ausbrecher, wie etwa Jeff Koons, interessieren mich überhaupt nicht. Bei ihm verstehe ich aber sehr gut, warum er ein so großer Künstler ist. Er ist der Till Eulenspiegel, er hält den Leuten den Spiegel vor und sagt: Du willst hier Porno? Das ist verboten! Aber wenn ich dir sage, das ist Kunst, dann kriegst du deinen Porno. Daher finde ich ihn interessant, nur möchte ich den Spiegel nicht selbst vorgehalten bekommen. Der große Teil meiner Sammlung besteht aus Arbeiten, die hinterfragt werden wollen und die einen sozialkritischen oder politischen Hintergrund haben, entsprechend der jeweiligen Zeit. Und welche Verantwortung haben Sie als Sammlerin? Persönlich sehe ich meine eigene Verantwortung darin, kritische Ausstellungen zu machen. Ich möchte meine Besucher gern anregen, möchte, dass sie herausgefordert werden durch die Ausstellung. Mein Spaß zu sammeln steht jedem zur Verfügung, jeder soll gleiche Freude oder Auseinandersetzung haben können wie ich. Deshalb gilt auch freier Eintritt zur Sammlung, ich möchte ja nicht an meinem Spaß Geld verdienen.



Oberföhringer Straße 103 D - 81925 München www.sammlung-goetz.de


DIE SAMMLERINNEN ERIKA HOFFMANN mit Ehemann Rolf Hoffmann

Erika Hoffmann König | Studium der Kunstgeschichte | Forschungsstipendiatin am Richard Wallraf Museum | ab 1968 Designerin für Damenmode bei von Lack und Beginn Kunst zu sammeln | 1985 verkauf des Unternehmens | 1991 Kuratorin der Ausstellung Buchstäblich, von der HeydtMuseum Wuppertal | 1994 Umzug nach Berlin | 1997 öffentlicher Zugang zur privaten Sammlung Wie begann Ihre Sammelleidenschaft? Wir fingen ganz klein an. Es war nie unsere Motivation einfach nur Objekte anzuhäufen. Es ging uns vielmehr um das Erwerben von Ideen, mit denen wir uns beschäftigten. Zunächst kauften wir direkt von befreundeten Künstlern. Wie können Sie sich für ein bestimmtes Werk in dieser Fülle entscheiden? Ist es Liebe auf den ersten Blick? Zunächst ist es ein besonderer visueller Eindruck. Das Werk muss mir irgendwie auffallen – egal ob es mir gefällt oder mich einfach aufregt, weil es so hässlich oder so herausfordernd ist. Dann will ich wissen, was der Künstler bisher gemacht hat, möchte darüber nachdenken und es wirken lassen. www.artberlin.de/sammlung/erika-hoffmann/ | Autor: Luisa Weyrich


Sophie-Gips-Höfe, Aufgang C Sophienstraße 21 10178 Berlin-Mitte www.sammlung-hoffmann.de

Verändert sich die Distanz oder Nähe zum Werk, wenn man es besitzt? Es gibt Werke in Museen, die ich einmal im Jahr aufsuche und die mich jedes Mal aufs Neue ganz besonders berühren. Das ist jedoch mehr bei der klassischen Kunst der Fall. Wenn man zeitgenössische Kunst besitzt, dann entwickelt man ein richtig intimes Verhältnis zu ihr. In meinem Kopf sind all die Geschichten: Zum Beispiel wie ich die Arbeit zum ersten Mal und in verschiedenen Kontexten entdeckte und wie sie dann in unseren Wohnungen hing. Insofern ist das eine sehr komplexe und persönliche Geschichte.

www.initiartmagazine.com/interview.php?IVarchive=27 by ST – Selina Ting for InitiArt Magazine




DIE SAMMLERINNEN JULIA STOSCHEK

Julia Stoschek | 1975 geboren | Urenkelin des Unternehmers Max Brose | Studium der Betriebswirtschaft | 2001 Beginn der Sammlung | seit 2004 Kuratorium der Kunst-Werke Berlin | 2007 Gründung der Julia Stoschek Collection und Eröffnung des 2500m2 großen Privatmuseums in Düsseldorf

uMag: Und weswegen sammeln Sie dann? Stoschek: Ich bin Jahrgang 75, klassisches MTV-Kid, meine Großmutter hatte viele Filme gedreht, mein Vater ist technisch interessiert und hatte immer die neuesten Kameras, bei uns wurden ganz viele Ereignisse auf Video aufgezeichnet - das war für mich das Medium, das mir am nächsten war. Das ist für Familien mit langer Sammlertradition nicht ganz nachvollziehbar. Aber da meine Eltern nicht sammeln und ich nicht aus dem Kunstbereich komme, war klar, dass ich mich einem Medium widme, das mir sehr vertraut ist. SZ: Seit wann sammeln Sie? Zeit meines Lebens empfand ich die Auseinandersetzung mit Kunst als innere Notwendigkeit und empfinde sie heute als großes Glück. Es gibt aber kein Schlüsselerlebnis, von dem ich berichten könnte. Als Sammler wird man nicht geboren - Sammeln kommt von innen heraus. Mit dem konkreten Sammlungsaufbau beschäftige ich mich erst seit etwa vier Jahren


Schanzenstrasse 54 D 40549 Düsseldorf www.julia-stoschek-collection.net

SZ: Warum sammeln Sie? Entdeckergeist, und weil die Möglichkeit mit Kunst zu leben einen großen Reiz auf mich ausübt. Zeitgenössische Kunst hat mein Leben verändert. SZ: Wo kaufen Sie Kunst? Am liebsten in Galerien, deren Aufbauarbeit ich sehr schätze. Wenn ich junge Künstler kaufe, die noch nicht von einer Galerie vertreten werden, gehe ich auch in ihre Ateliers. Auf Messen und Auktionen kaufe ich nicht so gerne ein, da ist es mir zu hektisch. SZ: Kennen Sie den finanziellen Wert der Werke und die Wertentwicklung Ihrer Sammlung? Ja, ich habe Betriebswirtschaft studiert und verfolge die Wertentwicklung meiner Sammlung. Kunst ist für mich aber kein Spekulationsobjekt! Was ich erworben habe, soll, so lange es mir möglich ist, in der Sammlung bleiben. Sammeln bedeutet für mich “beschützen” und “bewahren”. Aber natürlich freue ich mich auch, wenn Arbeiten im Wert steigen.

http://www.sueddeutsche.de/geld/interview-mit-julia-stoschek-auseinandersetzung-als-innere-notwendigkeit-1.229226 Interview: Elisabeth Dostert




Harald Falkenberg | 1943 geboren | Jura Studium | Geschäftsführer der Elaflex GmbH | 1994 Aufbau der Sammlung | 1999 Vorsitzender des Hamburger Kunstvereins | 2001 Einzug der Sammlung in die Phoenix-Werke Hamburg | 2008 Umbau des Sammlungsraums Umzug der Sammlung | 2008 Ehrenprofessor an der Hochschule für bildende Künste Hamburg | 2009 Art Cologne Preis

SZ: Warum sammeln Sie Kunst? Kunst ist all das, was der Alltag nicht ist. Ich habe gelernt zu funktionieren, geschäftlich wie privat. Niemand möchte zu einem unroutinierten Zahnarzt oder zu einem unroutinierten Rechtsanwalt gehen. Als Verbraucher erwartet man einwandfreie Produkte. Die Kunst bietet ein ausgezeichnetes Gegengewicht zu Routinen aller Art. Mein öffentliches Engagement für Kunst und Künstler ermöglicht es mir, einen von mir selbst unabhängigen Beitrag zum besseren Verständnis unserer Gesellschaft zu leisten. SZ: Warum bevorzugen Sie die dunkle Seite der Kunst? Und woher stammt Ihre Kompetenz in diesem Bereich? Wieso dunkle Seite? Nach dem Anstoß Büttners habe ich mich auf die Kunst der Postmoderne konzentriert, die Zeit nach dem Scheitern der großen Ideen und Systeme, der Künstlerfürsten und Philosophenkünstler. Das war eine Befreiung. Ich sammle also Kunst, die sich dem Zufall, dem Slapstick, der Ironie und www.sueddeutsche.de/geld/interview-mit-harald-falckenberg-die-wurzeln-des-neuen-kennen-1.236278-2 Interview: Holger Liebs


Wilstorfer Straße 71, Tor 2 21073 Hamburg - Harburg sammlung-falckenberg.de

dem Sarkasmus verschrieben hat. Ich habe mir dadurch Wissen angeeignet, dass ich im Vorstand des Hamburger Kunstvereins war, dass ich viel lese und schreibe. Mein Interesse gilt der Kunst der Groteske. Dieses Feld wurde von keinem anderen Sammler bearbeitet. Mein Freund Werner Büttner hat mir viele wertvolle Hinweise gegeben. Man sammelt immer in seiner Zeit - das vergessen die meisten. Irgendwann wird die Sammlung zu groß, man wird zu alt, man hat kein Geld mehr ... dann hört das Sammeln auf. Man sammelt immer nur Ausschnitte. SZ: Wie lebt der Sammler neben einem obszönen Werk von Bjarne Melgaard, neben dem Chaos von John Bock? Wird der Alltag nicht infiziert von dieser Art Kunst? Ich identifiziere mich ja nicht mit meiner Kunst. Ich wollte durch das Sammeln ja gerade eine Distanz schaffen zu meinem Leben. Deswegen habe ich auch kein Lieblingswerk im eigentlichen Sinne. Aber eines gefällt mir dann doch besonders gut, das “Piece No. 13” vom Fluxuskünstler Arthur Köpcke. Darin heißt es: “Mach das Fenster auf und halt ‘ne Rede. Ist die Rede schlecht, mach das Fenster wieder zu und probier’s noch mal an einem anderen Fenster.” Es gibt Sammler, die begeistert sind von ihren Jagdtrophäen. Ich kann diese Begeisterung nicht teilen. Ich kann mich auch wieder von Werken trennen.




Frieder Burda | 1936 geboren | Sohn des Verlegers Franz Burda der auch Kunstsammler war | Drucker- und Verlagslehre, kaufmänische Ausbildung | 1968 erster Kunstkauf | seit Mitte der 1980er intensiver Aufbau der Sammlung | 1998 Gründung der Stiftung Frieder Burda | 2004 Eröffnung des Kunstmuseums | 2002 Art Cologne-Preis | 2005 Ehrenbürgerrechts der Stadt Baden-Baden Wann haben Sie mit dem Sammeln begonnen? Stand da schon der Gedanke die Kunst irgendwann in ein Museum zu überführen? Im Jahr 1968 habe ich mein erstes Bild gekauft, damals einen Fontana auf der ersten documenta, die ich besuchte. Ich erfreute mich an diesem Bild, obwohl ich keine Ahnung hatte, wer der Künstler war. Mir hat das Bild unheimlich gut gefallen, weil es so außergewöhnlich war: eine rote Leinwand mit langen Schlitzen drin. Das war der Beginn meiner Sammlung. Natürlich war ich auch vom Elternhaus motiviert durch den Vater, der sich mit vielen Bildern umgeben hat. Modern sein, radikal sein – ist das heute noch ein Kriterium für Ihre Sammlertätigkeit? Heute ist meine Sammlung viel weniger radikal als in der Anfangszeit. In der Zwischenzeit auch sehr stark expressionistisch geprägt, weil ich immer die Leidenschaft für die Farbe hatte. Ich bin aufgewachsen mit Bildern, die einen starken Ausdruck haben, expressiv sind. Das blieb mein ganzes Leben lang. Ich habe mich nie sehr für Popart interessiert, ich wollte eigentlich immer nur den Expressionismus. Alles in meiner Sammlung hatte immer die Faszination für Farbe und vor allen Dingen auch für die Malerei. Was sind die Kriterien vom Ansehen zum Kauf zu gelangen? http://www.museum-frieder-burda.de/Frieder-Burda-im-Gespraech-mit.727.0.html


Zunächst mal muss mich ein Bild ansprechen. Ich habe einige Gemälde, vor denen stand ich mit großem Herzklopfen. Das vergesse ich nie. Alle meine Bilder der Sammlung sind mir gegenwärtig. Ich kenne sie alle. Ich weiß auch bei den meisten Bildern, wann und wo ich sie erworben habe. Jedes Kunstwerk hat seine eigene Geschichte. Aber was mich bei Richter, Polke am meisten beschäftigt, ist die Qualität des Malens. Ich habe mit Beuys meine eigenen Probleme gehabt. Ich habe Beuys in seiner letzten Konsequenz nie ganz verstanden. Ich habe nie gewusst, was er eigentlich will, obwohl ich mich jahrelang mit seinem Werk beschäftigt habe. Ich habe einige gute Freunde, die Beuys sehr nahe standen. Dennoch: ich kam nicht hinter seine Kunst. Ich finde, man sollte auch als Sammler den Mut haben, nur das zu kaufen, was man auch wirklich mit dem Herzen will. Und Beuys hat mich einfach von der Emotion her nie fasziniert. Immendorf habe ich nie gekauft. Seine Malerei ist gut, für mich kam sie nicht in Frage. Sie hat mich nie so angesprochen, wie beispielsweise ein Polke. Wenn das Museum eröffnet wird, ist Ihre Sammlertätigkeit damit beendet? Nein, im Gegenteil. Im Augenblick bin ich ja voll engagiert bei der jungen Kunst und sammel den deutschen Künstker Stefan Strumbel, der aus dem Schwarzwald stammt. Das macht mir sehr viel Freude. Gerade in den vergangenen Monaten habe ich einige herausragende Arbeiten von jungen Künstlern gekauft. Man kann nie mit Sammeln aufhören. Sammeln kommt von innen heraus. Leidenschaft hört nie auf.




Siegfried Weishaupt | 1939 geboren | Maschinenbau-Studium | 1972 Geschäftsführer des Unternehmens für Gas- und Ölbrenntechnik | 2007 Museumsbau Kunsthalle Weishaupt und öffentlicher Zugang zur Sammlung in Ulm | Wann haben Sie mit dem Sammeln begonnen? Das war 1967. Ich wollte ein Bild von Josef Albers kaufen, das aber nicht auf dem Markt war. Zu dieser Zeit habe ich Freundschaft geschlossen mit dem Düsseldorfer Galeristen Hans Mayer. Meine Sammlung entstand aus ganz persönlichen Motiven und Begegnungen, die meinen Blick für Künstler in Bauhaus-Nähe wie Max Bill, Josef Albers, Friedrich Vordemberge-Gildewart oder Almir Mavignier eröffneten. Wie entstand Ihre Liebe zur Moderne? Das hat zentral mit der Ulmer Hochschule für Gestaltung zu tun. Ich habe 1959 in Ulm Abitur gemacht, das war fast schon die Endzeit der HfG. Mein Vater ließ Ölbrenner und andere technische Geräte für sein Unternehmen von den HfG-Dozenten Hans Gugelot und Hans Sukopp entwickeln. Daraus entstand eine persönliche Beziehung zu Max Bill, dem Gründungsdirektor der Hochschule, der mein Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen Ästhetik und mathematisch-technischer Funktions- und Materialgerechtigkeit prägte. Es gibt aber auch eine familiäre Veranlagung aus väterlicher Seite zur Kunst. Ich sammle aus dem Bauch heraus.


Ist die Kunstsammlung eine Investition, um dann wieder mit Gewinn zu verkaufen? Nein, ich habe nur zwei, drei Werke wieder verkauft, dies aber jedes Mal bereut und sie fehlen mir. Ich bin ein Sammler und kein Investor in diesem Bereich.




Kunstsammler und Designsammler

Ist der Kunstsammler ein anderer als der Designsammler? Welche Unterschiede abgesehen von der Kategorie Design oder Kunst existieren? Oder haben der Kunstsammler und Designsammler die gleiche Leidenschaft? Erst einmal muss hier bestimmt werden, wer der Designsammler ist und inwiefern er sich von der allgemeinen Bevölkerung, die sich durch die Ansammlung von Alltagsgegenständen, die natürlich auch Design darstellen, unterscheidet. Jeder besitzt eine Sammlung von Dingen, die ihm den Alltag zweckmäßig erfüllen. Das heißt aber nicht, dass er deswegen Design sammelt. Denn eine Ansammlung von Dingen, die dazu da ist, eine zweckmäßige Aufgabe zu erfüllen, ist notwenig um überhaupt etwas umzusetzen, da sich das Leben ohne ihren Gebrauch doch sichtlich erschweren würde. Ihr Besitz hat in erster Linie eine Funktion - der Gegenstand erfüllt seinen Zweck. Darüber hinaus besitzt man ihn, weil er einem ästhetisch gefällt oder man durch eine Geschichte emotional mit ihm verbunden ist. Eine Sammlung von Alltagsgegenständen lässt sich also nicht vermeiden, auch unter dem Gesichtspunkt “symplicity your life”, kann man nicht vollends darauf verzichten, es sei denn, man führt ganz bewusst einen archaischen Lebensstiel, der einem dass Leben zwar in der Theorie erleichtern soll, aber praktisch doch alles auch erschwert. Resultierend daraus ist die Feststellung, dass wir im Grunde alle Designsammler sind, aber eben nur wenige Menschen eine tatsächlich bewusst angelegte Sammlung von Designerstücken besitzen. Dazu zählt dann der richtige Designsammler. Der Designsammler ist jemand, der die formale und konzeptionelle Gestaltung der Dinge und ihre Ästetik sehr zu schätzen weiß.


Ihre Zweckmäßigkeit steht dabei nicht mehr an erster Stelle. Dass die Dinge darüberhinaus einen Gebrauchswert erfüllen, ist selbstverständlich, aber der Grundnutzen und das Benutzen der Dinge sind nicht mehr im Fokus des Designsammlers. Das sinnlich wahrnehmbare, die konzeptionelle und emotionale Gestaltung bei Produkten, die der Designer im Kontext seiner Zeit und der Geschichte entwickelt hat, sind die Kriterien die das Interesse der Designsammler am Objekt wecken. Die letzteren Kriterien treffen so auch auf den Kunstsammler zu, wenn man statt des Begriffs “Produkte” Kunstwerk verwendet und satt Designer, Künstler formuliert. Dazu fällt mir der ökologische und wirtschaftliche Trend ein, der gerade öfters mit dem Motto “Nutzen- statt besitzen” zu hören ist. Auf den Designsammler und den Kunstsammler trifft gerade die Umkehrung zu: “Besitzen- statt nutzen”. Der Zweck hierbei ist das Bewahren, nicht das Benutzen der Dinge. Es können auch Dinge sein, die aus dem ökonomischen Kreislauf ausgetreten sind und den Gebrauch der Dinge durch neue Innovationen obsolet gemacht haben. Bei beiden Sammlertypen geht es neben der Auseinandersetzung doch auch um das Besitzen der Objekte. Und da der Besitz eines wohlhabenden Menschen doch auch eine Aussage über seine Person möglich macht, möchte ich hier nur noch sagen: Sammler sind glückliche Besitzer, die ihr Glück und ihre privaten Sammlungen, heutzutage öffentlich mit anderen Menschen teilen und ihr Besitz dadurch auch eine allgemeine kulturelle Bereicherung darstellt.


Adam Lindemann, der Autor von Collecting Design, schreibt in der Einleitung seines Buches, dass ihn die Designwelt früher nicht richtig interessiert habe, denn “als reine Investition war Kunst immer vielversprechender. Strak begehrte Kunstwerke haben schon seit Jahrhunderten besonders hohe Preise erziehlt. Vor zehn Jahren dann bekam die zeitgenössische Kunstszene noch einemal einen Schub und es wurde besonders reizvoll. Damals war ich geradezu besessen davon, die aufstrebenden Künstler zu suchen und zu sammlen. Der Kunstmarkt entwickelte sich in bisher unbekannte Dimensionen. Jeder vernünftige Sammler fragte sich damals, wie lange es noch so weitergehen könne.” Lindemann berichtet darüber, wie er zu einem Designsammler wurde, mit folgenden Sätzen “indem die Designhändler limitierte Editionen von zeitgenössischen Designstars und “seltene” Stücke aus der Zeit der Jahrhundertmitte anboten, die von den Auktionshäusern hochgejubelt wurden, wurde es interessant. Plötzlich wirkte der Designmarkt wie eine kleinere Ausgabe des Kunstmarkts und wie dafür geschaffen, Kunstsammler anzulocken - und genau das ist mir dann passiert. Ich hatte plötzlich genausoviel Freude am Design wie an der Kunst, wenn nicht mehr. Man kann sich schließlich nicht in ein Gemälde setzten, und mit einer Bronzefigur lässt sich schlecht kuscheln, aber man kann sich in einen Sessel fallen lassen und sich in die alte Patina eines Schreibtischs und die Oberflächenlakierung einer Lampe verlieben. Mich zieht besonders die Geschichtlichkeit der Arbeiten an, beim Design ist Patina eine gute Sache, und ein originaler Zustand bringt die besten Preise. Das ist völlig anders als im Kunstbetrieb, wo ein kleiner Kratzer oder Splitter ein Makel ist, der den Wert


der Arbeit deutlich mindern kann.” Der Designsammler Reed Krakoff aus New York trifft folgende Aussage über den Unterschied zwischen beiden Sammlertypen: (S.62) “Normalerweise haben Menschen, die Design sammeln, mehr Understatement als die Kunstsammler. Designsammler geben eine Million Dollar für einen Tisch aus, der noch nicht einmal gleich erkannt wird, weil er gewissermaßen in der Einrichtung verschwindet. Wenn man diese Summe für Kunst ausgiebt, weiß jeder sofort worum es sich handelt und wie viel man dafür bezahlt hat. Für mich ist das der grundsätzliche Unterschied zwischen Design- und Kunstsammlern.” Der Sammler Ronald Lauder schrieb: (S.72)“Wenn man Design sammelt, muss einem dabei klar sein, dass man nie die komplette Kollektion im Zusammenhang zeigen kann - was für den Sammler von Zeichnungen und Gemälden durchaus möglich ist. Bei fünf oder zehn Gemälden im Raum kann sich ein Zusammenhang ergeben, aber wenn man fünf oder zehn unterschiedliche Möbel in ein Zimmer stellt, sieht es aus wie in einem Showroom. Es funktionert nicht auf dieselbe Weise. Deshalb kann man Tausende von Gemälden besitzen, aber bei dreidimensionalen Objekten ist es irgendwann genug.” Der Trend bei privaten Kustsammlungen, für die Ausstellung der Sammlung ein Gebäude zu erbauen, dass dem Museum nahe kommt und die Sammlung somit für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, steht bereits seit einigen Jahren. Aber wie sieht das Ganze mit den Designsammlern aus? Wo bewahren sie Ihre Sammlung auf und darf man sich diese eventuell sogar in extra dafür erbauter Architektur ansehen? Was die Designsammler berichten, kommt nun.


Bruno Bischofberger | Schweizer Sammler - Zürich “Vor allem sammle ich Stücke, die ich liebe. Jeder Sammler kauft natürlich nur das, was er auch mag, aber wenn man nur dieser Einstellung folgt, besitzt man schnell eine furchtbare Sammlung. Persönlicher Geschmack ist nicht genug. Als Sammler braucht man auch Wissen. Ich sammler Schweizer Design aus dem 20. Jahrhundert, skandinavisches Design aus Schweden, Dänemark und Finnland, da habe ich eine wundervolle und wichtige Auswahl von Glas, Keramik, Möbeln und so weiter. Ich sammle eigentlich kein Design, das nach etwa 1968 enstanden ist, bis auf Arbeiten von Ettore Sottsass. Wenn man den künstlerischen Wert betrachtet, gibt s für mich absolut keinen Unterschied zwischen angewandter Kunst oder Design und einem Kunstwerk, etwa einem Gemälde oder einer Skulptur. Gut oder schlecht entscheidet sich mit der Qualität einer Arbeit, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Die andere, sehr wichtige Hälfte entscheidet sich dadurch, welche Stellung ein Werk in der Kunst und Designgeschichte hat, wie weit es die Geschichte voranbringt. Die Bedeutung eines Werks für die Nachwelt zeigt sich dabei meist an der Wirkung auf andere Designer oder Künstler. Ich bin Kunsthändler geworden, um das Geld für den Kauf von Designstücken zu haben. Fast der gesamte Profit aus Verkäufen wandert in die Sammlung. Die meiste Zeit des Lebens hatte ich Schulden. Von Investition würde ich überhaupt nicht sprechen. Wenn ich etwas für meine “Studiensammlung” kaufe, denke ich nicht über Investitionen nach.”


Die Sammlung von Herr Bischofberger befindet sich Zuhause, sowie in einem großen Lager. Eigens dafür wird eine neue Halle gebaut, in der die Objekte präsentiert weden, ein öffentlicher Zugang ist aber nicht geplant.

Peter M.Brant - Sammler - Greenwich, Connecticut “Ich habe in den späten 1960er- Jahren mit dem Sammeln begonnen. Ich fing an mich für Art-Déco-Möbel zu interessieren, kurz nachdem ich das College abgeschlossen hatte. Als ich nach New York kam und dort ein Appartment kaufte, wollte ich Möbel, die wirklich etwas über meinen Geschmack aussagen sollten. Als ich mich umsah lernte ich die Arbeiten von Ward Bennett kennen. Er ist ein sehr bekannter Möbeldesigner der 60er Jahre und frühen 70er. Also habe ich die Wohnung zum größten Teil mit seinen Möbeln ausgestattet -die Sofas und Stühle- , und hier begann ich mich mit Design zu beschäftigen. Meine Sammlung reicht vom 18. Jahrhundert bis heute, ich habe eine große Bandbreite an Designarbeiten aus Frankreich, England, Italien und den USA. Ich sehe eines meiner Möbelstücke nicht auf die gleiche Weise an wie ein Kunstwerk. Ja, natürlich ist es ein künstlerisches Produnkt, und im Bereich der angewandten Kunst kann es ein wahres Meisterwerk sein, aber das ist nicht dasselbe wie ein Werk, das verändert, wie man die Welt wahrnimmt. Wenn man ein wirklich großes Kunstwerk betrachtet, dann sollte der Künstler das Denken verändern. Design betrachtet man mehr nach seinem Platz in der Geschichte.


Dennis Freedmann, Sammler, New York Meine erste Liebe war das italienische Radical Design der späten 1960er und frühen 1970er Jahre, eine Zeit der heftigen Debatten in Politik und Kultur. Arbeiten aus dieser Epoche geben meiner Sammlung immer noch die Richtung. Als ich dann endlich einen Job hatte und ausreichend Geld zusammenkratzten konnte, erwarb ich mein erstes Stück bei einer Auktion von italienischem Design bei Christie’s South Kensigton: Einen Capitello aus der Originaledition. Es ist sicher nicht möglich eine ersthafte Sammlung aufzubauen, wenn man sich nicht in Designgeschichte auskennt. Natürlich spielt der Instinkt beim Kauf eine gewisse Rolle. Aber nur wenn man weiß, was es schon gab, fügen sich die Einzelteile zusammen und man versteht die Beziehungen zwischen den Arbeiten. Design besitzt ein Kontinuum, um die Bedeutung eines Werkes zu erkennen, muss ich es in den historischen Kontext setzten können.


Dakis Joannou | Sammler, Athen In den frühen 1990ern bauten wir unser Haus aus, um Platz für die Kunstsammlung zu schaffen, also mussten wir uns neu einrichten. Ich entschied mich für Möbelstücke zwischen Art Déco und den 1950ern. Damals betrachtete ich die Möbel nicht als Sammlung, es ging einfach darum, das Haus mit Möbeln aus dieser Zeit auszusatten. Manche Stücke faszinierten mich natürlich mehr als andere. Damals interessierten sich nur wenige Sammler für diese Epoche, und ich selbst versuchte auch nicht, meine Kunstsammlung mit den Möbeln in irgendeine Verbindung zu bringen. Veränderungen führten zu einem neuen Stil, denn manchmal ändert man seine Meinung, in die ein oder andere Richtung. Das ist das größte Vergnügen, die größte Freiheit und der größte Luxus, einen Sinnenswandel zu erleben! 2005 entschied ich mich also für etwas ganz anderes, etwas, das sich konzeptionell besser mit der Kunstsammlung verbinden ließ. Nachdem ich mich mit Freunden ausgetauscht und mir Gedanken gemacht hatte, kam ich mit Dennis Freedman ins Gespräch, der mir empfahl, das radikale Design der späten 1980er Jahre genauer anzusehen. Ich fand die Arbeiten spannend und begann Ähnlichkeiten zwischen dem Geist der Epoche und meiner Art des Sammlens zu entdecken. Das Haus wurde also buchstäblich leer geräumt, alles war fort und meine “1968er”- Sammlung begann. Mit dem Blick auf meine Design- Sammlung kaufe ich natürlich oft mehr als das, was ich benutzen kann.


Reed Krakoff | Sammler, New York Beim Sammeln kommt es mir nicht unbedingt darauf an etwas zu kaufen, dass einen guten Wert darstellt, es geht mehr darum, die besten Arbeiten von den Künstlern zu bekommen, die ich mag. Um es anders zu sagen: der Preis hat damit nichts zu tun. Ich sammle Kunst und kaufe mir gerne Werke aus der Mitte des letzten jahrhunderts, wie zum Beispiel Colorfield Painting oder Louise Nevelson, unter adnerem weil man sie gut mit zeitgenössischen Design mischen kann, besser als wenn alles zeitgenössisch ist: Kunst, Mobiliar und Dekoration. Wenn ich die Dinge auf eine Art zusammenbringe, die sich für mich selbst gut anfühlt, dann ist das viel persönlicher. Zu viel guter Geschmack ist langweilig. Wenn die Sachen ganz offensichtlich zusammengehören, dann gibt es keine Herausforderungen, keine Entdeckungen, keine Reise, es ist nicht wert, es zu tun. Wie man sammelt, sagt Krakoff folgendermaßen: “Ich studiere die Bücher über Inneneinrichtung aus einer bestimmten Epoche immer sehr genau, zum Beispiel der 1960er und 1970er. Dort sieht man Wohnungen, in denen stilprägende, angesehene Menschen leben, die viel Geld und großartige Sammlungen hatten. Genau diese Arbeiten sind auch heute begehrenswert. Man konzentriert sich auf bestimmte Epochen, bestimmte Charaktere, bestimmte Gegenden der Welt und begreift, wie periodisch sich der Markt verhält.


Roland Lauder | Sammler, New York Ich bin kein großer Kunstmäzen, ich sehe mich eher als Sammler. Für mich sind Gemälde, Skulpturen, Möbel, Designobjekte eine Kategorie, es ist der gleiche schöpferische Vorgang. Ich kaufe gute Zeichnungen oder Gemälde und gute Designobjekte mit derselben Leidenschaft. Einzelne Stücke kaufe ich in der Absicht, mir eine komplette Sammlung zuzulegen. Wenn es irgend möglich ist, sammle ich viele Arbeiten eines Künstlers. Insgesamt habe ich vielleicht 4000 Werke angewandter Kunst. Die Stücke im Lager sehe ich zwar nicht jeden Tag, aber ich weiß, dass sie dort sind, und manchmal gehe ich sie besuchen und freue mich an ihnen. Ich kaufe Design, weil es ein Stück Zeitgeschichte ist. Großartige Gemälde kann ich aufhängen, aber eine wundervolle Arbeit von Alvar Alto muss vielleicht ins Lager. Als Jugendlicher liebte ich Art Nouveau. Dann plötzlich hatte ich genug und bevorzugte Art Déco ... dann die Wiener Werkstätten, dann das Bauhaus. Mit jedem Schritt ändert sich meine komplette Persönlichkeit - mein Appartement, mein Lebensstil, alles. Ich sehe mich nicht in erster Linie als Investor, eher als ein GefühlsJunkie, der an Sachen hängt, die er sammelt. Trotzdem habe ich den Gedanken im Hinterkopf, dass alles, was ich großartig finde, irgendwann an Wert gewinnt. Bislang habe ich recht behalten. Große Kunst, große Möbel, große Architektur, das alles gewinnt an Wert.


DESIGN SAMMELN - Diskurs Dass das Thema Design sammeln und die Auseinandersetzung damit noch relativ jung ist, zeigt sich unter anderem auch im Verhältnis von privaten Kunstsammlern zu den privaten Designsammlern dadurch, dass dieser Sammlungsschwerpunkt erst wesentlich später begann. Es existieren noch wenige bzw. kaum private Sammlungen von Designsammlern, die der Öffentlichkeit zugänglich sind. So erzählte der Sammler und Galerist Bruno Bischofsberger, dass er seine privaten Designerstücke an Museen entleihe, aber nicht vor habe, den Gesamtteil seiner Sammlung öffentlich zu zeigen. Siegfried Gronert, ehemaliger Professor für Geschichte und Theorie des Designs an der Bauhaus-Universität Weimar und Vorsitzender der Gesellschaft für Designgeschichte berichtet in der Designreport Ausgabe 05/13 dazu und formuliert: “Obwohl Designobjekte gesucht und gesammelt werden, Designbörsen boomen und die Preise bei Auktionen steigen, wird das Thema „Sammeln“ in der Designtheorie, aber auch in der Designgeschichte kaum reflektiert.” Werfen wir nochmals kurz einen Blick auf die Anfänge der Geschichte in der aus den Kunst und Wunderkammern des 18. Jahrhunderts. Eine Vielzahl von Museen entstanden, die sich auf einen speziellen Sammlungsfokus fokussieren, wie das Kunst- oder Naturkunde- und technische Museum. Die “Zwischen Kunst und Industrie” geordneten Dinge, fanden ihren Platz dann Ende des 19. Jahrhunderts in dafür geöffneten Kunstgewerbemuseen. Die größte Sammlung von Kunstgewerbe und Design- Gegenständen der Welt beherbergt dass V&A ‘Victoria and Albert Museum’ London, dass 1852 gegründet wurde. Das älteste in Deutschland existierende Museum dieser Art ist das


Kunstgewerbemuseum Berlin, dass 1868 aus privaten Initiativen nach dem Vorbild des V&A Museums eröffnet wurde. Seine Sammlungen von europäischem Kunsthandwerk reicht vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Museum für angewandte Kunst ist im Grunde ein Synonym für Kunstgewerbemuseum. Hieraus sind dann auch die Designmuseen entstanden, lange bevor es diesen Begriff dafür gab. Zu Beginn des 20. Jahrhundert wurde das staatliche Museum für angewandte Kunst in München mit dem Namen “Die neue Sammlung” eröffnet, dass heute auch als das ´International Design Museum Munich` bekannt ist. ‘Die neue Sammlung’ gilt als dass erste Designmuseum weltweit. Sammlungsschwerpunkte sind Industrial Design, angewandte Kunst und Graphic Design. Mit rund 80.000 Objekten dieser Art gehört es zu den weltweit größten Designsammlung und ist eines der führenden Museen mit dieser Thematik für das 20. und 21. Jahrhundert. “Design-Museen stehen zudem vor der Aufgabe, die zunehmende Einbindung des Designs in die technischen, wirtschaftlichen, sozialen und psychischen Dimensionen unserer Alltagskultur zu vermitteln. Die traditionelle Orientierung an der Kunst und ihren Präsentationsformen reicht jedoch bei weitem nicht aus, um die historische Komplexität des Alltags der Dinge zu vermitteln, die in der geschriebenen Designgeschichte bislang nur ansatzweise thematisiert wird. Ebenso stellt die Digitalisierung der Dinge und Lebensbereiche neue Fragen an die Geschichte der Interaktionen mit Dingen.” Mit diesem Thema beschäftigt sich die Gesellschaft für Designgeschichte (GfDg)


Die GfDg organisierte zusammen mit dem Werkbundarchiv - Museum der Dinge und dem Bauhaus Archiv / Museum für Gestaltung die Veranstaltung “Design sammeln”, die im Mai 2013 in Berlin stattgefunden hat. Das folgende Kapitel bechreibt und reflektiert die Inhalte aus diesem Diskurs. Wie wird Design eigentlich gesammelt? Was macht eine Designsammlung aus, die im Allgemeinen die Alltagsgeschichte und im Speziellen eine Firmengeschichte erzählt? Wie werden zukünftig immaterielle Sammlungen bzw. Daten und Informationssammlungen zugänglich gemacht? Der Philosoph Sommer unterscheidet zwischen zwei Sammlertypen: dem ökonomischen, der sammelt, um selbst zu verbrauchen oder an andere zu verkaufen; und dem ästhetisch interessierten Sammler, der die Dinge für die eigene Anschauung oder für die öffentliche im Museum aufbewahrt. Nur der ästhetisch interessierte Sammler macht die Dinge – wie eingangs im Kulturkonzept von Assmann angedeutet – zum Anschauungsort von Geschichte und stellt sie damit in neue Zusammenhänge. Diese Zusammenhänge in der Gegenwart mithilfe der Vergangenheit für die Zukunft zu konstruieren, das bildet den eigentlichen Schwerpunkt des Themas „Design sammeln“.


Günter Höhne - 1943 Geboren | Journalist, Autor, Sammler | bis 1989 Chefredakteur bei Form+Zweck | Gründungsmitglied GfDg | 2011 in den Werkbund berufen | Dokumentations-Platform zur Geschichte des DDR Designs | www.industrieform-ddr.de Wie die Sammlung begann und welchen Zweck sie hatte: “Es begann im Sommer 1990, dass wir plötzlich in der DDR an Dinge herankamen, von deren Besitz wir ein halbes Jahr zuvor nur träumen konnten, und zuweilen nicht einmal dies, weil wir überhaupt nicht von deren Existenz wussten.” Weiter berichtet er bei der GfDg: “Es waren praktische, feine Hotel- und Kantinengeschirre, die im Einzelhandel gar nicht erhältlich waren, Bücher über Bücher, Schallplatten stapelweise wie auch ganze Kraftfahrzeugparks, funktionstüchtiges technisches Gerät aller Art – und unter all dem viele, viele Dinge, die ich einzig und allein von den Leipziger Messeständen und aus den Jahreskatalogen „Gutes Design“ des staatlichen Amtes für industrielle Formgestaltung her kannte, aus der Zeitschrift form+zweck oder gar nur vom Hörensagen, niemals oder aber unbezahlbar im Handel vorfand. Das alles lag uns jetzt zu Füßen, zunehmend glücklicherweise auch auf Flohund Trödelmärkten.” Ein Motto, dass ihn vom Beginn seiner Sammeltätigkeit an begleitet, stammt vom Schriftsteller Heinrich Böll, der sagte: „Die Humanität eines Landes lässt sich daran erkennen, was in seinem Abfall landet, was an Alltäglichem, noch Brauchbarem, was an Poesie weggeworfen, der Vernichtung für wert erachtet wird.“


Günter Höhne sammelte zielstrebig oder gar systematisch die Dinge, die der Aufbewahrung würdig erschienen. Dinge die entsorgt wurden, transportiere er nach Hause. Sein Sammelverhalten hat etwas Bewahrendes, dass die Dinge vor ihrem Verschwinden rettet, da mit ihrer Vernichtung auch ein Teil der Alltagskultur- und Designgeschichte zerstört wird; denn Bewahren von Zeitzeugnissen hat den Zweck, Geschichte zu dokumentieren, die später beispielhafte Beweise dieser Kulturphase sind. Wo wurde die Sammlung aufbewahrt? Wie wurde aus der privaten Sammlung die “Sammlung Höhne”? “Was wir des Bewahrens für Wert erachtet hatten, fand bisher seinen Platz zuweilen – aus nostalgischem Antrieb – zu Hause, eher aber gelegentlich in der „Sammlung industrielle Gestaltung“, der ehemaligen Designsammlung des Amtes für industrielle Formgestaltung, nachdem diese eine neue Unterkunft in der Berliner Kulturbrauerei gefunden hatte.” Als Designhistoriker und ehemaliger Professor für Designgeschichte Michael Erlhoff 2000 die Ausstellung “ „4:3 / 50 Jahre italienisches und deutsches Design“ in der Bundeskunsthalle Bonn kuratierte, wurde die Sammlung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Aufbewahrungsort der Dinge war zuerst die Wohnung und der Kellerraum, der aber schnell “zu klein und sowieso zu ungeeignet für eine solide Sammlungs-, Forschungs- und Dokumentationsarbeit war”. Nach dem Umbau des Dachgeschoss im Wohnhauses , an dem sich die VG Bild-Kunst Unterstützung finanziell beteiligte, entstand dort ein Lagerraum mit Fotoatelier. Mit der Ausrüstung hat Höhne Fotos für Publi-


kationen erstellt und die digitalisierte DDR-Designfotothek ( www.industrieform-ddr.de) mit annähernd 8.000 Motiven reich dokumentiert. Die “Sammlung Höhne” befindet sich heute in den verschiedenen Designmuseen, ein Teil ist unter anderem in “die Neue Sammlung München” eingegangen, ein anderer in das “Grassi Museum für Angewandte Kunst in Leipzig”. Welches System liegt hinter Ihrer Sammlungstätigkeit? Der private Sammlungs- und Dokumentationspraxis ist gesamtheitlich im Grundansatz, unspezifisch im Erfassen von Objekten (buchstäblich aller Art, vom Geldstück bis zum System-Möbel), prozess- und vor allem auch personenorientiert. “Eigentlich hat uns „das Ding an sich“ allein nie vorrangig interessiert, sondern immer: Wer steckt dahinter, was steckt dahinter, was darin – und warum? So kam es einerseits nicht nur zu vielen Begegnungen mit Urhebern und dabei auch Schenkungen ihrerseits an uns, sondern es entstand in den vergangenen zehn Jahren eine mittlerweile recht ansehnliche Audiothek mit Zeitzeugenberichten, wie sie in leider zunehmendem Maße heute überhaupt nicht mehr möglich wären.” “All diese Aktivitäten und Publikationen, von Dauerleihgaben und Schenkungen an ein halbes Dutzend Museen, von den bisher veröffentlichten sechs Büchern, mehreren Ausstellungen und deren ebenfalls angefertigte Dokumentationen bis hin zu den erwähnten Werkstattgesprächen sind nicht beliebige und schon gar nicht liebhaberische „Nebenprodukte“ einer Sammlerpassion wie unserer, sondern absichtlicher integraler Bestandteil von vornherein.”


Hartmut Jatzke-Wigand | Radio- und Fernsehtechniker | Elektroingenieur | Dozent |Veröffentlichungen u. a. zur historischen Kommunikationstechnologie | zum Braun-Design, zu den audiovisuellen Geräten von Brionvega, Bang&Olufsen und anderen Wie begann Ihre Sammelleidenschaft? 1965 packte ich als Radio- und Fernsehtechnikerlehrling ein Gerät des Unternehmens Braun aus: den Universalempfänger T 1000. Für mich ein Produkt aus einer anderen, fremden Welt. Dieses Gerät wollte ich besitzen – aber der Preis: genau 68mal so viel wie ich im Monat im ersten Lehrjahr verdiente. Entscheidend ist – von diesem Augenblick an interessierte ich mich für das Aussehen von Rundfunkgeräten. Was macht ihrer Meinung nach einen Sammler aus? Charakterisierend für Sammler ist die Sehnsucht nach weiteren Objekten, die Sehnsucht nach dem Gefühl, das um so größer wird, desto kostbarer das Objekt dem Sammler erscheint, je schwieriger die Beschaffung sich darstellt. Die Sehnsucht diese Geräte besitzen zu wollen oder schon fast zu müssen, sie zu ersteigern, sie auszupacken, sie in der Wohnung zu platzieren, sich zu freuen, sie anderen Sammlern zu zeigen. Wichtig ist: Sammler müssen sich sozial organisieren. Sie benötigen für das Auffinden, Kaufen, Verkaufen, für das Überzeugen bei den Verkaufsgesprächen und auch bei der finanziellen Abwicklung von Auslandskäufen eine große Sozialkompetenz, die durch praktisches Handeln erweitert und vertieft wird. Sammler


wissen sehr viel – sie müssen sehr viel wissen. Wie es Manfred Sommer formuliert, der Sammler tut etwas und zeigt damit sich und anderen, dass er etwas kann. Er erweitert seine ästhetische Kompetenz. Das Aufbewahrte sammelt sich an, es verschafft in der Gesellschaft Anerkennung, Sammler werden zum Experten, schließlich zum Leihgeber – ihr gesellschaftlicher Status wird dadurch erhöht. Was setzt Sammeln vorraus? Sammeln setzt Kenntnis voraus. Es entstehen beim Sammeln die Fragen: wie will ich meine Sammlung aufbauen, was ist Qualität und auch, wie bildet sich Qualität heraus? Die Frage nach Qualität ist auch eine Frage nach ästhetischer Kompetenz. Diese Kompetenz, das Wissen über ein Sammelgebiet ist ein weiteres zentrales Merkmal für einen Sammler. Das notwendige Wissen über das Sammelgebiet Braun-Design konnten sich Sammler durch Veröffentlichungen des Verlages ‘Design+Design’ mit der herausragenden Person Jo Klatt aneignen. Was ist mit Ihrer Sammlung passiert? Ich habe sie schon vor 25 Jahren verkauft und besitze nur noch wenige Geräte. Geräte, die in der technologischen Entwicklung und formalen Ausprägung einen großen Unterschied zwischen einem Davor und Danach aufweisen, in denen als erste innovative Technologien und Materialien verwendet wurden. Meine Auffassung von Qualität – und natürlich gehört auch der Universalempfänger T 1000 dazu.


Dr. Andreas Ludwig | Historiker. Arbeiten zur Alltagsgeschichte, zur Geschichte der Urbanisierung, zu Musealisierungsfragen und zur materiellen Kultur. 1993 bis 2012 Konzeption und Leitung des Dokumentationszentrums Alltagskultur der DDR, Lehrbeauftragter für Museologie an der Europa-Universität Viadrina. Wie wurde das Museum “Dokumentationszentrums Alltagskultur der DDR” gegründet? Das Museum wurde 1993 gegründet, um die Dinge des Alltags in der DDR museal zu sichern. Der Zusammenbruch eines Staates und einer Gesellschaft hat, wie wir heute wissen, vielerorts zu ähnlichen Vorhaben geführt: privaten Sammlungen von Kennern, aber auch von Laien, der Aufnahme von DDR Objekten in die historischen Nationalmuseen sowie Spezialmuseen. Damals schien es allerdings so, als seien die Dinge völlig entwertet. Die so genannte Müllphase der völligen Entwertung der Dinge nach dem Ende ihres Stadiums als Gebrauchsgut und vor ihrer Wiederentdeckung als Kulturgegenstand. Der Gründungsgrund des Dokumentationszentrums resultierte darüber hinaus aus Beobachtungen aus der Museumswelt: Alltagsobjekte wurden nur von den wenigsten Museen wahrgenommen, schon gar nicht Objekte der Gegenwart und unmittelbaren Vergangenheit. Eine „nachholende Musealisierung“ hatte zu erheblichen Lücken in den uns bekannten Museumssammlungen geführt, und dem sollte begegnet werden.


Wie ist die Sammlung aufgebaut? Die Sammlungen sind somit unter geschichts- und kulturwissenschaftlichen Gesichtspunkten entstanden und sie sind Teil des gesellschaftlichen Umwälzungsprozesses nach 1989/90. Die Sammlung wurde gleichsam nach dem Gesichtspunkt identifizierbarer und in gewisser Weise durch Publikationen kanonisierter Entwürfe von Designern durchkämmt. Manche Designobjekte kommen in der Sammlung des Museums massenhaft vor wie der an der Burg Giebichenstein im Rahmen des Chemieprogramms entwickelte Papierkorb von Albert Krause, andere waren nur unter Schwierigkeiten zu besorgen, wie die von Margarete Jahny entwickelte Topfserie “Vom Herd zum Tisch”. Die Ausstellungsbesucher haben die Objekte vor allem als Alltagsausstattungen wahrgenommen. Für sie war das Kantinengeschirr eben vor allem zerkratzte Plaste der Kollektivverpflegung, ein Massenprodukt - was es ja auch sein sollte. In den Sammlungen des Dokumentationszentrums verschwinden die Dinge in einem Meer von funktional vergleichbaren Produkten. Sie bilden aus der Sicht des Historikers gleichsam die materielle Ausstattung der DDR, deren Begründungen sich im Ästhetischen ebenso wie in den planwirtschaftlichen Innovationsschüben und Modernisierungssektoren der Konsumgüterindustrie finden lassen. Eine sektorale Durchdringung von Gebrauchsgut durch eine professionelle Produktgestaltung ist augenfällig, industriepolitische Konjunkturen und generationelle Präferenzen spiegeln sich im musealen Sammlungsbestand wider.


Renate Flagmeier - Studium der Kunstwissenschaft und Romanischen Literaturen, leitende Kuratorin im Werkbundarchiv – Museum der Dinge | Freie Ausstellungsarbeit | seit 1991 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Werkbundarchiv | Museologische Bildungsarbeit und Lehraufträge zu Designgeschichte und Designtheorie. Wann wurde das Werkbundarchiv - Museum der Dinge gegründet? Das Werkbundarchiv – Museum der Dinge sammelt seit den 1970er Jahren designhistorisch bedeutsame Objekte sowie Archivalien und Gegenstände zur Dokumentation des von der Warenkultur geprägten, modernen Alltags. Mit der Gründung eines “Werkbund-Archivs” im Martin Gropius Bau sollte es Studierenden ermöglicht werden, ein Institut für die Erforschung des Alltags im 20. Jahrhundert benutzen zu können, in dem die Impulse der Studentenbewegung theoretisch aufgegriffen und fortgesetzt wurden. Wie setzt sich die Sammlung zusammen? Die Museumssammlung ist dialogisch aufgebaut, zum einen auf der Grundlage der polarisierenden Werkbundprogrammatik und zum anderen auf der Basis allgemeiner Aspekte der Material-, Form-, Funktions- und Nutzungsgeschichte der Dinge im 20. Jahrhundert und der zeitgenössischen Produktkultur. Die Sammlungsobjekte in der Schausammlung sind in spannungsvollen


Konstellationen gegenüber gestellt. Welche Aufgaben und Ziele hat das Archiv? Seine Aufgabe liegt gleichermaßen in deren materieller Bewahrung und wissenschaftlicher Dokumentation wie in deren zeitgenössischer Interpretation und Reflexion. Seine Ziele und Aufgaben sind eine kritische Dokumentation der historischen Genese des gegenwärtigen Welt- und Umweltzustandes, abgelesen an der Form und Funktion der Dinge, zu entwickeln. Globalität, Vernetzung, Verschränkung von Wissenschaft, Kunst und Alltag waren die zentralen Begriffe und Arbeitsansätze für die Entwicklung einer Theorie der Praxis. Wie ist Ihre deffinition vom Sammeln? Das Sammeln wird generell als Schutz vor der Prozesshaftigkeit des Lebens und der Unkontrollierbarkeit der Welt angesehen. In vielen Texten zum Sammeln wird - ohne zwischen privat und öffentlich zu unterscheiden - seine kompensatorische Funktion herausgestellt. Dem ständig wachsenden Überfluss und immer schneller werdenden Verschwinden von Objekten in unserer Gesellschaft sollen mit dem Sammeln etwas entgegengesetzt werden. Zahlreiche Theoretiker führen das in den letzten Jahrzehnten zum Massenphänomen gewordene private Sammeln und das riesige Ausmaß an Musealisierung auf das zunehmenden Bedürfnis zurück, sich seiner Erinnerungen materiell versichern zu wollen.


3 x sammeln designhistorisch, kulturhistorisch, ästhe-

Die Ausstellung “3x Sammeln” lief vom 12.04.13-03.06.13 Im Museum der Dinge und behandelte das Thema sammeln unter den theoretischen Gesichtspunkten: ökonomisches Sammeln, ästhetisches Sammeln und designhistorisches Sammeln. Der 2003 verstorbene Maler, Gestaltungslehrers und Sammler Werner Schriefers lieferte mit seiner Sammlung die designhistorisch motivierte Objekt-sammlung. Eine Lehrsammlung zum „vergleichenden Sehen“, die aus den Beständen der Kunsthochschule Weißensee übernommen wurde. Ausgestellt wurden Schreibmaschinen, Kaffeeautomaten, Leuchtkörper, Ventilatoren und Porzellan. Die kulturhistorisch motivierte Sammlung wurde durch Dokumente und Bücher des Kulturpädagogen und Kulturhistorikers Diethart Kerbs thematisiert, der Mitbegründer des Werkbundarchivs war. Zu sehen waren Lebensplanbücher, Sammelalben, Sprüche-Bilder, Dokumente zur Lebensreformbewegung, zur Kunstpädagogik und zum Wohnen. Die Buchhändlerin und Pädagogin Lene Reckenfelder stellt Blech- und anderes Spielzeug, Knöpfe, Glasgefäße, Schreibutensilien, Handspiegel aus und thematisiert damit den Gesichtspunkt der ästhetisch motivierten Sammlung. Ihr ging es darum, die Dinge im Alltag unter einer poetischen Sichtweise zusammenzustellen.


Werner Schriefers | Maler, Gestalter, Gestaltungslehrer und Sammler Professor für Grundlehre an der Werkkunstschule Wuppertal | ab 1965 Direktor Kölner Werkschule | ab 1970er Leitung Meisterklasse, FB Kunst und Design der FH Köln Was wurde gesammelt? Im Laufe von 40 Jahren ist eine umfangreiche Privatsammlung von Produkten industrieller Formgebung im 20. Jahrhundert entstanden. Welche Motivation liegt hinter dem Sammeln? Meine Sammlungstätigkeit basierte auf folgender Haltung: „Die Forderungen, die ich an die Produkte bei Aufnahme in meine Sammlung stelle, sind deren beste Gebrauchs- und Materialgerechtigkeit, die hohe Material- und Verarbeitungsqualität, die technische Innovation beim Zeitpunkt ihrer Entstehung, die optimale formal-ästhetische und funktionale Lösung des Gestaltungsproblems. Ursprüngliches Ziel der Sammlungstätigkeit war die Veranschaulichung der kulturell-ästhetischen Entwicklungen in der Alltagskultur aus den Bereichen Wohnen, Arbeit, Essen, Erholung, Unterhaltung, Kommunikation. Mit meiner Design-Sammlung verfolge ich die Absicht, wichtige Spuren als Zeugnisse unserer gedachten Industriekultur des 20. Jahrhunderts zu bewahren und für die zukünftige Forschung zu sichern. Meine Sammlungen sind kein Raritätenkabinett, auch nicht bloß eine Abspiegelung unserer Zeit, sondern, jede für sich, ein Lehrstück der kulturellen Evolution.

1997, Katalog Bergische Universität Wuppertal zur Design-Sammlung Schriefers



Franco Clivio | Designer | Sammler

Der Schweizer Produktdesigner Franco Clivio absolvierte sein Studium an der HFG Ulm. In den 60er Jahren gestaltete er Produkte für Firmen wie Gardena, Erco und Lamy. Seit 1980 lehrt er auch an der Hochschule für Gestaltung in Zürich und an der Universität Venedig. Seit seiner Jugend trägt er Gegenstände zusammen die ihn faszinieren, diese Faszination hat ihm in seiner ganzen gestalterischen Fähigkeit und in seiner Entwicklung zu dem Designer, der er geworden ist, geholfen. Dabei fesseln und faszinieren ihn die anonymen Alltagsobjekte. Einfach, zweckmäßig, dennoch raffiniert und verblüffend sind die Objekte seiner Sammlung, die er zusammengetragen hat. Er sammelt anonym gestaltete Gegenstände als Beispiel “für das `andere Sehen`; Produkte, die durch ihre Funktionalität, Intelligenz, Materialität und Qualität verblüffen”. Für ihn ist das anonyme Design Vorbild und Denkanstoß. Gerade Objekte, die nicht von einem Designer stammen, betrachtet er mit großer Neugierde und findet in ihnen oft eine überraschend perfekte Funktionalität und Schönheit. Das Sehen und Begreifen dieser Dinge, die teils ganz ungewöhnliche Mechanismen und Funktionen haben faszinieren und inspirieren ihn sehr. Mit dieser Passion für die einfachen Dinge, die manchmal erst auf den zweiten Blick ihre Besonderheit zeigen, sammelt er stetig weiter. Die Hochschule für Gestaltung Zürich regte Clivio 2009 dazu an, ein Buch zu seiner Sammlung herauszugeben. Sein Buch “verborgene Gestaltung /Hidden Forms” dass im Birkhäuser


Verlag erschienen ist, ist heute schon eine seltene Rarität für die hohe Preise bezahlt werden, weil es vollständig vergriffen und nur mit viel Glück über ein Antiquariat erhältlich ist. Seine Kollegen und Freunde regten ihn dann dazu an eine Ausstellung zu kuratieren und seine Sammlung auszustellen. Im Gewerbemuseum Winterthur war die Ausstellung letztes Jahr zu sehen. Sie wurde von Franco Clivio, Hans Hansen und dem Gewerbemuseum konzipiert und erarbeitet. Das Museum schreibt über die Ausstellung: “No Name Design” ist eine Liebeserklärung an die unscheinbaren Dinge, die uns im Alltag begleiten und selten aufmerksame Blicke auf sich ziehen. Die Ausstellung ist Hommage und zugleich Eldorado für Liebhaber von Trouvaillen und Fundstücken, die weder blenden noch verführen wollen, sondern einfach da sind und einen aufmerksamen Beobachter wie Franco Clivio brauchen.” Die von Ihm zusammengestellte Sammlung versteht sich als Ganzes, so dass die unterschiedlichen Dinge zu einem Gesamtbild führen. Ich verstehe indes die Aussage: “Du sollst staunen und dich von den Dingen zum Schmunzeln anregen lassen, du sollst die Einfachheit in der Komplexität begreifen und Funktionen auf ihre Grundmechanismen reduzieren können, damit dein Verständnis für die Zusammenhänge im Ganzen wächst. Er sagte dazu schlicht: “Über das denken und sehen, kann ich die Sachen viel besser verstehen” “Die Ausstellung ist eine Art Wunderkammer mit enzyklopädischem Charakter und lehrreicher Auslegung. Präsentiert werden


rund 900 zumeist kleine Objekte – beispielsweise Klappmesser, Lieblingsobjekte, Vielkönner, Greifwerkzeuge oder auch Weiterentwicklungen von alten Bekannten wie Scheren, Brillen oder Messinstrumenten. Gemeinsamer Nenner ist immer die raffinierte gestalterische Qualität, die weniger auf der guten Form denn vielmehr auf einer Besonderheit von Funktion, Material und Konstruktion beruht.” Da das Thema und seine visuelle Präsentation sehr herausfordernd und interessant sind, ist die Ausstellung gewandert und Anfang 2014 im MUDAC in Lausanne zu sehen. Beide Museen haben einen Videobeitrag zu der Ausstellung. Der Clip vom Gewerbemuseum Winterthur “Einblick in die Ausstellung“ No Name Design. Die Wunderkammer von Franco Clivio” ist auf Vimeo zu sehen und zeigt dem Betrachter die Sammlungsgegenstände tonlos, fast so wie auf dem Fließband, bewegen sich die Photographien in einem endlosen Streifen über den Ausstellungstisch. Die Ordnung der Dinge, wie sie in der Präsentation der Ausstellung zusammengestellt sind, wirkt wie eine bewusste Inszenierung von aufgeräumten Chaos, in der man nach Bezügen zu benachbarten Objekten und Gegenständen suchen und finden möchte. Das Video lässt die Dinge selbst sprechen und ermöglicht ein genaues Betrachten der Ausstellungsstücke. Der Clip vom MUDC zeigt Clivio selbst im Interview. Er steht in der Ausstellungshalle und erzählt über seine Leidenschaft zu den Dingen.


Conclusion - COLLECTING CULTURE

“Conserve Collections”, denn Sammlungen sind die Nachweise, deren Bewahrung und Untersuchung die Erforschung und Entwicklung der Menschheitsgeschichte darstellt. Wenn nicht bewahrt wird was eine Kultur geschaffen hat, und es vernichtet wird, gibt es keine Zeugnisse ihrer Existenz. Damit geben Sammlungen den Aufschluss darüber, was bereits einmal war, wie die Menschen und die Natur über die Jahrhunderte hinweg lebten und was sie geforscht, entwickelt und geschaffen haben. Der Erhalt dieser Sammlungen ermöglicht uns den Rückblick in geschichtliche Dimensionen, die uns vielleicht bisher unbekannt waren. Sammlungen sind mühsam zusammengesuchte Fundstücke die durch die leidenschaftliche Suche Ihrer Sammler angetrieben wurde. Durch das Sammeln dieser Spuren wird Stück für Stück das Kapitel einer Kultur geschrieben. Das Wissen darüber wie einst etwas funktioniert hat und vieles innerhalb eines ganzen Systems organisiert war, zeigt, wie sich Leben in vergangen Zeiten gestaltet hat. Wenn alles zerstört ist was eine Kultur eins geschaffen hat existiert sie nicht. Es muss eine Form geben, in der sie überliefert werden kann. Die ersten Sammlungen, die zur kulturellen Kommunikation dienten, waren Schriftsammlungen in denen das Wissen und die Traditionen formuliert wurde , damit ihre Nachwelt diese lernt und lehrt. Die Schriftrollen waren Notizen und Erzählungen von gelehrten Menschen und somit war der Fortbestand dieser Wissenssammlung wichtig. Die Existenz von


Kulturgegenständen und das Bewahren dieser Inhalte ist immer von kulturellem Interesse und Notwendigkeit. Sehr viel später entstanden Bibliotheken - die ersten Einrichtungen in denen alle wichtigen Schriften gesammelt - und auch die erste Institution, in der Sammlungen für die allgemeinen Bevölkerung geöffnet wurde. Kultur funktioniert durch Sammlungen, denn der Fortschritt baut auf die Geschichte auf und ist somit nie losgelöst von vergangenen Entwicklungen. Sammlungen haben Ihren Ursprung im Raub und entfachen eine kriminelle Energie. Brutale Beutezüge, mörderische Kriege, Schmuggel und Diebstahl - “Collecting Crime” ist in Literatur und Film vielfach dokumentiert und dramatisiert. Die Kultur, die um ihre Sammlung beraubt wurde, existiert zwar nach wie vor, ihr ist aber etwas sehr Wertvolles genommen worden. Durch den Raub einer Sammlung nimmt man Orten einen Teil ihrer Existenz. Die Authenzitität und Aura verschwindet durch die räumliche Entfernung zu ihrem Ursprungsort. Was nicht mehr dort verwurzelt ist wo es hingehört, nimmt den Menschen und seiner “Cultural Identity” einen Teil ihrer selbst. Was dem einen Macht gibt, ist also die Entmachtung eines anderen und das zeigt sich daran, wer im Besitz dieser Sammlungen ist, wer die Entscheidungsgewalt darüber hat was mit ihr passiert. Das Vernichten dieser Sammlungen kann also ganz bewusst dem Zweck dienen, die Existenz einer Kultur zu


zerstören. Der Begriff Cultural Identity definiert sich durch die Rituale, Religionen, soziale Systeme,… und Sammlungen die eine Kultur hervorgebracht und bewahrt hat. “Conserve Collections” und das Erforschen dieser Sammlungen zeigt das Verhalten darüber an, wie die Kulturinstitutionen diese dokumentieren und kommunizieren. Es zeigt, welchen Wert die Regierung eines Landes auf den Erhalt seiner “Cultural Identity” legt. Wir leben in einer “Collecting Culture”, in der Sammeln eine persönliche institutionelle und virtuelle Aktivität und Aufgabe ist, die das Zusammentragen von beliebigen Dingen, Daten und Informationen beinhaltet. Wir retten, was wichtig und wertvoll ist und bewahren es vor Zerstörung und Vernichtung. Der erste Mechanismus liegt im Menschen als “Homo Collector”, deswegen ist die Entscheidung, wie und was gesammelt wird zuerst, nur nach subjektiven Merkmalen zu verstehen. Der Antrieb des Sammelnden folgt vorerst seinem persönlichen Nutzen und Interesse an etwas. Sammeln ist ein menschliches Bedürfnis dass auf einer befriedigenden oder existentiellen Beschäftigung basiert. Ein Blick in die Extreme… Vom Interesse besessen zu sein beherbergt eine Anziehung, die sich in einer materiellen Faszination zu den Dingen steigert. Da Faszination der Inbegriff von Obsession ist und die gesteigerte Form einer Leidenschaft darstellt, ist sie in ihrer Extremform immer auch der Vernichtung nahe.


Jemand der sammelt und dadurch immer auf der Suche ist nach dem Etwas, welches sich zu dem Ganzen summiert nach dem er strebt, ist Untergebener und Sklave seiner Suche. Dadurch erschafft und vernichtet er zugleich. Allgemein vernichtet er vielleicht eine ursprüngliche Anordnung der Dinge, wie sie einst war, indem er sich an einem Teil von ihr bedient. Damit ist zwar nicht alles vernichtet, aber wenn es der entschiedenste Teil des Ganzen war, funktioniert die Anordnung nicht mehr und das System droht evt in seinem inhaltlichen aber auch architektonischen Gerüst einzustürzen. Auch in der Person des Sammlers und seiner Sammelleidenschaft ist eine persönliche Vernichtung möglich. Indem er seiner Obsession folgt, dieser überspitzt formuliert dient, ist er nicht mehr Herr seiner selbst sondern der Objekte, die ihn dazu antreiben sie zusammenzutragen. Ganz kritisch betrachtet vernichtet er dadurch andere Persönlichkeitsanteile, weil er sich ausschließlich auf das Sammeln fokkusiert. Wer sich mehr um seine Objekte kümmert als um seine Beziehung zum Menschen, ist in sich selbst vernichtet. Psychologisch hat die Aktivität Sammeln mit den Begriffen Loslassen/ Festhalten zutun. Darin zeigt sich eine Grenze die zwischen den Begriffen Kontrolle/Macht und der passiven Handlungen Ergebenheit oder Unterwerfung steht. Der Besitz einer Sammlung gibt dem Sammler die Kontrolle darüber, was mit ihr passiert, die Macht darüber, zu entscheiden wie er sie bewahrt, ordnet und zusammenstellt, ausstellt und präsentiert.


Der Sammler ist derjenige, der den Verbindungsfaden aufbaut und ihre inhaltliche Deutung bestimmt. Er hat die Gewalt über die Dinge, die in seinem Besitz sind und kontrolliert, wer und wie andere darauf zugreifen dürfen oder nicht. Hier schließt sich der Kreis, dass Sammlungen ihren Ursprung im Raub haben und Menschen schon von jeher von wertvollen Dingen fasziniert waren. “Compulsive collecting” und “Collecting Crime” ist für mich ein spannender Thriller, der in seiner Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sehr unterhaltsam und in seinen geschichtlichen Verknüpfungen aufschlussreich ist, wie das aktuelle Thema um die Sammlung Gurlit. Sammeln ist eine vielschichtige Aktivität. Dabei ist es erstmal egal ob dieser Handlung bewusst oder unbewusst nachgegangen wird. Es spielt keine Rolle, denn die Auseinandersetzung mit den Merkmalen der Dingen, seiner Details und Hintergründe, bilden die wichtigen Punkte der Aktivität des Sammelns. Sammeln macht Spaß, deswegen passt Goethes Zitat “Sammler sind glückliche Menschen” an dieser Stelle sehr gut. Je größer die Auseinandersetzung und je tiefer der Sammler in seine Materie eintaucht, umso mehr Wissen sammeln er darüber an und wird zu einem Experten in dieser Hinsicht. Der Sammler interessiert sich aufrichtig für das, was er zusammenträgt und möchte dazu auch alle Informationen sammeln. Das vollständige Zusammenfügen der Fakten und Details, zeigt seinen Respekt gegenüber der Sammelthematik, demjenigen, der es erschaffen hat und


seiner Haltung dazu, etwas wirklich ganz akribisch zu durchleuchten und damit vollends zu verstehen. Aber selbst für den Menschen, dessen Gedanken beim Sammeln eher oberflächlich sind, macht es Spaß, denn etwas zusammenzustellen und aufzubauen erfüllt den Menschen schlicht mit einer Aufgabe, aus der er etwas gutes für sich selbst ziehen kann. (VIDEOS) Es verhält sich hier ein wenig wie mit dem Thema Kitsch - für die einen ist es sinnloser Deco Müll, für die anderen etwas, was das Herz berührt und Freude bringt. Deswegen ist es auch schön, das Ganze auf einer poetischen und immateriellen Ebene zu betrachten. Ich sammle mein ganzes Leben über Erfahrung, bin ich dann weise? Nein, denn ich erfahre jeden Tag unbewusst oder bewusst Momente die erst, wenn ich die Dinge gebündelt habe, einen Erfahrungsschatz bilden. Dieser kann also erst rückblickend bestimmt werden. Mich persönlich interessiert im Leben die Kombination aus materiellem, immateriellen und virtuellen Sammeln, aus der ich meinen Erfahrungsschatz bilde. “Collect Moments - no Things” beschreibt so einfach wie passend die Kehrseite des sammelns von materiellen Dingen. Denn wer viel anhäuft muss auch immer einen Ballast mit sich rumtragen, der einem ein Stück Freiraum wegnimmt. Die Sammlung erfordert, dass man sich um sie kümmert - aber man kann sich anstatt auf


Gegenstände und Materialien auch einfach auf etwas anderes konzertieren. Zum Beispiel auf das Reisen, welche Orte auf der Landkarte als Nächstes entdeckt werden wollen. Auf Reisen sammelt man intensive Erfahrungen und man erfährt sich selbst in der Fremde wieder ein Stück anders als in den bekannten Momenten des Alltags. Man erweitert seine Erfahrungssammlung indem man sich z.B. archäologische Ausstellungen ansieht und Tempel besucht. Mit dem Fotoapparat sammelt man dann diese Momente um sie festzuhalten, als eine Erinnerung die man auch nach Jahren noch mit anderen Menschen teilen kann. Auch die Kontakte, die man sammelt, bilden ein wertvolles Beziehungsnetz. Indem jeder seinen eigenen Erfahrungsschatz mitbringt und teilt, wächst durch die Beziehung und Gemeinschaft eine neue, offene, und viel größere Erfahrungssammlung. So ist auch der Spruch “I collect Kisses -want to danate” ein Moment der das Thema auf einer nicht ganz so tiefen Ebene, aber doch sehr sinnlich ausdrückt. Der liebe Herr Don Juan hatte eine Menge Affairen und lustvolle Begegnungen und gilt als der Eroberer der Frauenherzen und unbewusster Sammler unzähliger verflossener Tränen. Collecting Culture ist gegenwärtig natürlich auch unter dem Gesichtspunkt DESIGN relevant. Da private Sammler zumindest im Kunstbereich schon längst die Grenzen zur Öffentlichkeit geebnet und durch ihre Privatmuseen architektonische und


museale Kulturmonumente geschaffen haben, ist davon auszugehen, dass diese Entwicklung über die Jahre auch bei den privaten Designsammlern stattfindet und nicht mehr nur Firmen wie Vita oder die Sammlung von Wilkhahn zu sehen sein werden. Hier gibt laut DgBd noch viele offene Diskussionspunkte. Es ist zu klären welche wissenschaftliche Arbeit, museale Präsentationsform und … heute und zukünftig vermitteln werden sollen. Designhistorisches sammeln muss immer eine zeitgenössische Form der Vermittlung finden und neue Medien und Möglichkeiten mit einbeziehen. Bei Ausstellungen von Designobjekten besteht das Problem in der Wirkung der Objekte wenn sie aus ihrem eigentlichen Gebrauchskontext herausgezogen werden, denn es entsteht eine neue Beziehung der Zusammenstellung innerhalb der Sammlung, so dass ein angemessener Kontext gebildet werden muss. Da museal so oder so eine Bedeutungsverschiebung bei dem Betrachter stattfindet, gilt es diese inhaltlich zu lenken. Sonst kann es schnell wie in einem Showroom wirken oder einem Möbelhaus indem die Objekte nur präsentiert werden. Eine Ausstellung im Museum hat eine andere Aufgabe als die Präsentation auf einer Messe, so dass hier die Vermittlungsarbeit von Inhalten, Hintergründen und Beziehungen notwendig wird. Natürlich geht es auch um ästhetische Erziehung, Bewunderung und formale Inszenierung. Vor allem geht es aber um die Kommunikation darüber, wie der Designer mit Konzepten


auf gesellschaftliche Veränderungen agiert und reagiert und auf welche Problemlösungen die Produkte und ihre Gestaltung zeitgerecht und innovativ eingegangen wird. Communication about the Collection. Das Kommunizieren der Sammlung ist gerade bei Design-Ausstellungen notwendig, und somit ist es eine wichtige Aufgabe, diese Informationen auch formal zu gestalten. Das Kommunikationsdesign bei Sammlungen ist nicht nur die vorherige Werbung und spätere Dokumentation über die Ausstellung, sondern von Anfang an ist die inhaltliche und räumliche Konzeption der Ausstellungsstücke wichtig. Das Exhibition-Design formuliert seine Wirkung im Raum, die Beziehung von Objekt zu Objekt und die Form, in der der man die Informationen während der Anschauung der Dingen vermittelt bekommt. Heute sind die Informationen und Dokumentationen von Sammlungen und Museen gerade durch die Social Media-Kommunikation für eine breite Öffentlichkeit online zugänglich. Die Veränderungen, die Sammlungen durch die Geschichte durchlaufen haben, sind vielfältig und entwickeln sich insgesamt zu einer immer öffentlichkeitsorientierten Arbeit und sind somit zur Aufgaben öffentlicher Institutionen. Das Thema ist in seiner Vergangenheit- Gegenwart und Zukunft sehr spannend und wird es wohl immer bleiben, es ist ein “Evergreen”, der immer wieder aktuell sein wird, gerade weil die


Auseinandersetzung mit Kulturgütern auch immer wieder auf der Suche nach neuen zeitgerechten Darstellungs- Vermittlungs- und Bewahrungsformen sein wird. Eine Aussage darüber, wie sich Sammlungssysteme geschichtlich verändert haben, lässt sich wie folgt zusammenfassen: Die ersten Sammlungen wurden innerhalb eines geschlossenen Gesellschaftssystems angelegt, zu denen die Allgemeinheit keinen Zugang hatte und das Wissen nur innerhalb dieser ausgewählten Gemeinschaft geteilt wurde. Alle unterschiedlichen Dinge kommen in einem Sammlungsraum zusammen. Dabei unterlag der inhaltliche Aufbau einer Sammlung einem offenen System. Das bedeutet, dass die Dinge innerhalb der Sammlung von unterschiedlichster Form und Art waren. Der gemeinsame Begriff, der die Sammlung definiert, ist das Wort “Wert” - alles was diesen Wert erfüllte und bewundert wurde, wurde gesammelt und in das offene Sammlungssystem integriert. Der nächste Entwicklungsschritt, den Sammlungen durchlaufen haben gestaltet sich im Grunde durch eine komplette Umkehrung des alten Prinzips. Sammlungen wurden öffentlich gemacht und der inhaltliche Aufbau verändert sich zu einem geschlossenen System. Somit wurden die privaten Sammlunge öffentlich, und die damit verbundenen Werte und das Wissen wurde allgemein zugänglich gemacht. Dabei unterliegt der inhaltliche Aufbau der Sammlung nun


einem geschlossenen System. Die Dinge, die nunmehr innerhalb der Sammlungen präsentiert werden, sind dem Wort Gleichheit unterstellt. Alles einer Sorte kommt in viele Sammlungsräume. Durch diese Klassifizierung entstanden die unterschiedlichsten Sammlungsbereiche in ihrer jeweiligs wissenschaftlichen Kategorie. Der gemeinsame Begriff, der die Sammlung definiert, ist das Wort “Wert” und die Klassifizierung und Ordnung in einen bestimmten Bereich. Zunächst Literatur, Kunst, und Natur, dann Technik, die Verbindung von Kunst und Technik, zu der Kategorie “Kunsthandwerk” usw. Eine Vielzahl an Sammlungsräumen entstand und das Wort Museum wird konkreter definiert und differenziert verortet. Gegenwärtig gibt es öffentliche Museen genauso wie private Museen mit öffentlichem Zugang, aber auch Sammler, die ihre Sammlung bewusst nicht teilen. Die Kommunikation über Ausstellungen und Kultur in den Social Media Kanälen nimmt zu und gerade die junge und mittlere Zielgruppe sind für diese Inhalte empfänglich. Was nützt alles Bewahren und Erhalten, wenn es nicht der Kommunikation und Ausstellung dient. Sammlungen wollen gesehen werden und dazu schrieb der Philosoph Sommer: “Dieses Sich-Zeigen kann ihr aber nur gelingen, wenn auch die da sind, denen sie sich zeigen will: die Betrachter. Deshalb gibt es die Ausstellung als räumliche Einrichtung und als


gesellschaftliche Institution. Die Ausstellung ist eine Einladung zur Anschauung. Und zwar eine Einladung, die nicht einfach allgemein ignoriert werden darf. Wenn niemand ihr folgt, so geschieht der Sache eine Art Unrecht, auch wenn kein einzelner namhaft zu machen ist, der daran schuld wäre. Es entsteht kein Schaden, aber schade wäre es dennoch - und es bliebe ein Mangel in der Welt zurück.” Die Entwicklungen im digitalen Zeitalter haben auch auf Sammlungen ihren Einfluss. Es entstehen spezielle Online-Museen und Museen digitalisieren ihre Sammlung. Das Sammlungssystem öffnet sich durch die Digitalisierung um eine weiter Stufe. Der Sammlungsraum ist virtuell - jederzeit verfügbar. Der Zugang zu dem Wissen und den Inhalten wird dadurch immer größer und der Gedanke, diese Informationen weltweit zu teilen und eine Anschauung dieser Dinge möglich zu machen, entwickelt sich mit interessanten Projekten zunehmend. Zu erwähnen sind hier das europeana Projekt und Google Culture Center, das an der Digitalisierung von Daten und Informationen fortschrittlich arbeitet und das Thema Sammlungen und Museen voran treibt. Die Digitalisierung der Sammlungsgegenstände ist eine weitere Absicherung und Bewahrung unserer kulturellen Werte. Kritisch betrachtet und mit einem fernen Blick in die Zukunft könnte diese Art der Sammlung alle materiellen Sammlungen ersetzten und es müssten keine weiteren Museen erbaut werden. Aber diese Extreme wird hoffentlich nicht eintreffen, denn die visuelle


Betrachtung realer Objekte ist doch um ein vielfaches schöner, zumal der Bildschirm nicht die Möglichkeit hat, Objekte in ihrer tatsächlichen Dimension abzubilden. Ich gehe davon aus, dass es zukünftig möglich ist, reale Dinge in den Proportionen von 1:1 mittels visueller Projektionen im Raum zu erzeugen. Ob dieser Raum dann öffentlich oder privat ist, ist die Frage. Während ich diese digitalen Sammlungen betrachtet habe und alleine vor meinem Rechner saß, war ich sehr erstaunt darüber, zu welchem Wissen ich mir Zugang beschaffen kann. Das ist beeindruckend und definitiv eine Bereicherung für viele Bildungseinrichtungen und ein nützliches Tool, das der Wissensvermittlung dient. Aber das reale Betrachten der Gegenstände und Kunstwerke, bei dem das Auge Zentimeter für Zentimeter die Oberfläche eines Objekts erfassen kann, ist mir teilweise doch angenehmer, denn dann betrete ich einen realen Raum, der einer Wirklichkeit entspricht. Gerade wenn diese inszeniert ist und meine multisensorische Wahrnehmung gefordert wird, ist dies ein höchst emotionales Erlebnis, das sich im Gedächtnis speichert. Das bieten mir digitale Sammlungen zwar auch, gerade die Möglichkeiten, Videomaterial und Tonkulissen einzubauen, aber ob sie mich über Jahre so sehr berühren können, dass ich noch von diesem Erlebnis berichten kann, weiß ich nicht. Wahrscheinlich würde ich mir ein Lesezeichen erstellen, damit ich das Erlebnis auf meinem Rechner, für mich persönlich, speicher.


Ich werde sammln - materiell und immateriell - bis die Suche ein Ende hat - ; ob ich dann zufrieden bin, wird sich zeigen! Das, was ich daf체r brauche - habe ich schon - also werde ich versuchen, meinen Fokus neu zu justieren. W채hrend der Recherche zum Thema viel mir dazu folgendes ein:

My wold is created by the collection of all my sensory perceptions. While seeing and perceiving it through your eyes, i can expanded my angle of view and grow within. I am also the curator of prospects - creating and connectingmy own facts and fancy views!




Victoria & Albert Museum, London | 1852 Sammlungsschwerpunkt:

1864 | Museum f端r angewandte Kunst Wien

1867 | Deutsches Gewerbe - Museum Berlin

1867 | Museum f端r angewandte Kunst, Leipzig


1876 Kunstindustrimuseet Oslo

1870 | Metropolitan Museum of Art, New York

1829 | Museum of Modern Art, New York

1829 | Museum f端r angewandte Kunst, M端nchen

Die Neue Sammlung


STAND 30.JAN.2014 Victoria & Albert Museum V&A nutzt für seine Kommunikation im Internet sogut wie alle Sozialen Kanäle und hat dort eine starke Präsentz. Bei Flickr läd es seine Besucher ein, selbst Fotos hochzuladen. Für Videos wird Youtube in größerem Maß verwendet als Vimeo.

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Beitritt Juli 2013 | 71 posts | 3,875 followers | 4 following

Beitritt 2008 | 3.801 Abbonenten | 1.420.954 Aufrufe

Beitritt 2009 | 660 Videos

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NOV 2013 - keine öffentlichen Beiträge

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2007 | eine öffentliche Gruppe angelegt | 1300 Mitglieder | 9.349 Fotos


Das Museum für angewandte Kunst Wien nutzt auch viele Kommunikations Kanäle. Seit beginn der Plattform Vimeo wird diese mehr genutzt als Youtube.

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2010 | 9 Videos | 45 Abonnenten | 9.300 Aufrufe

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Dezember 2011 | 337 Fotos


Für das Kunstgewerbemuseum Berlin als Institution innerhalb der Berliner Museumslandschft sind die wichtigsten Kommunikatonsmittel: Facebbok, Youtube und Twitter. Dabei werden diese Kanäle nur von drei Mitarbeitern bearbeitet. Herausragend und zukunftsweisend ist das Kooperationsprojekt mit dem Google Art Projekt.

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seit 2011| 213 Videos | 1.240.128 Aufrufe - 813 Abonnenten - keinen eigenen Account

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Art Project von Google

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Das Grassi Museum Leipzig nutzt die Kommunikation der Sozialen Medien kaum und bedient dabei nur Facebook und Twitter. Foto und Video Dokumentationen sind über die eigene Website zu sehen. Andere Accounts gibt es keine.

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Das NASJONALMUSEET in Oslo nutzt viele Kommunikationskanäle. Für die Videokommunikation wird ausßschließlich Youtube verwendet.

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Das Metropolitan Museum of Art nutzt alle sozialen Kommunikationskanäle zur Dokumentation und Werbung sehr stark und erreicht somit eine sehr breite Zielgruppe. Für Video Clips werden beide Channels genutzt, aber hauptsächlich youtube. Nov 2007 | 1.046.912 „Gefällt mir“· 42.851 Sprecher 675.134 were here Jan 13 | 341 posts | 84578 followers | 36 following

2007 | 832 Videos | 16.554 Abonnenten | 8.820.248 Aufrufe

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Das Museum of Modern Art nutzt alle sozialen Kommunikationskanäle sehr häufig und richtet diese jeweils differenziert aus. Bei Pinteres sind zum Beispiel Artikel aus dem Museumsshop zu sehen. Bei Flicker gibt es eine Mitmachgruppe für die Besucher, die ihre Fotos teilen möchten. Für Video Clips ist Youtube der Kanal, in dem dokumentiert wird. 2008 | 1.533.620 „Gefällt mir“· 15.185 sprechen darüber · 558.549 were here 393 posts | 248,193 followers | 32 following |

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2009 | 10.178 Fotos | eine 2 offene Gruppe in die man Fotos von den Ausstelungen mit rein geben kann



Magnus Resch, ist der Gründer von Larry’s List, einem online Verzeichnis von Kunstsammlern. Als er als Galerist in Zürich begann, suchte er nach Kontakten zu Sammlern. Im Interview mit Monopol sagte er: “Ich habe mit zwanzig Jahren eine Galerie gegründet und mich damals nach einer Adressdatei für Sammler umgeschaut – aber keine gefunden. Seitdem hat mich der Gedanke verfolgt, selbst so eine Übersicht zu erstellen. Mit “Larry’s List” haben wir das nun realisiert. “Larry” ist ein nützliches Tool für Kunstgalerien und Auktionshäuser, um neue Kunden zu finden oder mehr über bestehende zu erfahren, und das zu einem fairen Preis. Profile kosten ab 9,50 Dollar.” Das 2012 gegründete und in Hongkong basierte Unternehmen besteht aus fünfundzwanzig Mitarbeitern aus zwanzig Nationen, die weltweit recherchieren und Informationen aus frei zugänglichen Quellen zusammentragen. Bisher sind in Larry’s List mehr als 3100 Sammler aus siebzig Ländern eingetragen und die Datenbank wächst weiter. Wie das Ganze funktioniert, erklärt Resch im Interview folgendermaßen: “Die ersten Sammlernamen sind leicht zu finden. Danach beginnt die echte Forschungsarbeit. Dabei sind wir extrem kreativ. Zum Beispiel sieht ein Researcher eine unbekannte Person in einem Magazin neben einem anderen Sammlerehepaar. Dann schaut er nach, was er über diese Person findet und prüft, ob sie eine Sammlung


hat und als ernsthafter Sammler gilt. So ergeben sich dann nach und nach die Sammlernamen und die Profile. Es erinnert manchmal an ein Mosaik, das wir zusammenfügen.” Somit ist Larry’s List ein Tool, das diese Informationen bündelt und für seinen Kunden strukturiert zusammenfasst. Interessant ist auch der geplante jährlich erscheinende “Larry’s List Art Collector Report”. Aus der Sicht eines Galeristen ist dieses Tool ein wichtiges und übersichtliches Medium, gezielt Kontakte zu Sammlern aufzubauen und ihnen sehr bewusst Kunst anzubieten, die zu ihrem Sammlungsschwerpunkt passt. Der andere Vorteil, der durch diese Liste entsteht, ist, dass genau nachzuverfolgen ist, welche Werke eines Künstler in wessen Besitz sind. Leider hat dieser Fortschritt den Nachteil, dass Menschen mit krimineller Energie den Kunstraub erleichtern könntes.


PRIVATE SAMMLER WELTWEIT

Aus den Interviews der Sammler von Laary’s List habe ich zwei Fragen rausgenommen und übersetzt, da sie von allen Sammlern beantwortet wurden und somit zwar jeweils eine persönliche Sichtweise darstellen, aber in ihrer Anhäufung auch eine allgemeine Aussage zu dem Thema bieten und dadurch einen Vergleichswert möglich machen. 1: Wie und wann haben Sie mit dem Sammeln angefangen? 2: Was ist Ihre Hauptmotivation beim Sammeln?

Tobias Gombert - Schweizer Sammler - Basel 1: Als ich mich mehr mit dem Thema Kunst beschäftigte, ist mein Interesse daran extrem gestiegen. Durch Ausstellungsbesuche und der Auseinandersetzung mit Kunstbüchern habe ich mir eine eigene Meinung und Standpunkt darüber gebildet. Ich tendiere automatisch dazu nach bestimmten Mustern Kunst zu analysieren, die in meinem Fall auch das Sammeln beinhaltet. 2: Für mich bedeutet Sammeln nicht unbedingt etwas besitzen zu wollen. Es gibt mir vielmehr die Möglichkeit mich täglich mit der Kunst auseinanderzusetzen. In meiner Sammlung bin ich darin bestrebt, Zusammenhänge zu erstellen. Für mich ist das Sammeln eine sehr persönliche Geschichte. Es hat in jedem Fall keinen dekorativen Zweck und nicht die Absicht, eine der größten Sammlungen zu einem Künstler oder Thema zu erstellen.


Yang Jiawei - Chinese Art Collector - Beijing 1. Meine Sammlung begann mit dem Erwerb eines Ölbildes, dass ich 2011 in einem Online Shop gekauft habe. In den letzten zwei Jahren habe ich weitere zehn Werke erworben, darunter welche von Zhao Yiqian, Wang Congbo, Liu Pengfei, Hang Chunhui, Feng Guilin and Tao Xinglin. 2. Kunst ist für mich das wichtigste Hobby überhaupt. Wie Sie sehen können, sammle ich hauptsächlich junge Künstler die nach 1980 geboren sind. Die Preisspanne, in der ich sammle, bewegt sich zwischen 1600 und 8000 Dollar. Das sind riskante Investitionen. Ich gehöre zur Mittelklasse und meine Motivation, Kunst zu sammeln ist die reine Leidenschaft. Durch das Kunstwerk suche ich nach dem Zugang zu der friedlichen Seele des Künstlers. Tetsuyuki Oishi - Sammler aus Japan - Tokyo 1. Ich bin zufällig zum Sammler geworden. Ich wuchst in Kiyosumi, einer Region in Tokio auf. In der Zeit in der ich zum College ging öffneten in der Stadt jede Menge Galerien, einige davon sind jetzt ziemlich bekannt wie die Tokio Koyama Galerie. Weil ich so nah dran war, war es mir möglich, regelmäßig Ausstellungen zu besuchen, einfach um mich umzuschauen. Ich genoss es mir die Kunstwerke ohne Eintrittsgelder anzusehen. Am Anfang hatte ich überhaupt keine Intension Kunst zu


kaufen. Ich dachte immer, das die Werke zu teuer sind. Aber durch die Besuche begann ich die Zusammenhänge zwischen Kunstwerk, Künstler und seinem Preis zu verstehen. Wenn ich also das Kunstwerk eines jungen Künstlers kaufe, würde der Preis nicht so hoch sein. So stieg mein Interesse an der zeitgenössischen Kunst. 2. In Japan ist zeitgenössische Kunst nicht so angesagt. Japaner gehen eher ins Museum um sich Kunst anzusehen und nur sehr wenige Menschen kaufen tatsächlich auch ein Werk. Es gibt in Japan nicht viele Sammler, im Vergleich zu China und Korea. Ich liebe Kunst und hoffe, dass der Markt in Japan wächst. Wenn niemand Kunst kauft, haben die jungen Künstler dieser Zeit keine Möglichkeit sich zu etablieren in der Kunstwelt. Genau deswegen sammle ich auch vorwiegend Werke von jungen Künstlern. Ich genieße es, mir die Kunstwerke anzusehen, die ich gekauft habe und zu verfolgen, wie sich der Künstler entwickelt und seine Stellung in der Globalen Kunstszene findet. Marcelo Secaf - Brazilian Art Collector - Sao Paulo 1. Mein erster zeitgenössischer Kunst Erwerb war 1978 in Sau Paulo. Die Arbeit war eine wunderschöne Strandlandschaft von dem Künstler Newton Mesquita. Das war der Beginn meiner Sammlung und ich habe diese Arbeit behalten, weil sie mich daran erinnert. 2. Es ist das pure Vergnügen, ein Kunstwerk zu besitzen, welches ich liebe und mir leisten kann, es zu kaufen. Jong- Won Kim1. Als ich Assistenzarzt wurde begann ich Geld zu verdienen. Meine Frau beschäftigt sich auch mit Kunst, wir haben dieses gleiche Interesse gemeinsam. Ich genieße es mit ihr Zeit zu verbringen, über Kunst zu diskutieren und Werke zu sammeln. 2. Zu Beginn, sammelte ich Kunstwerke die mir persönlich ge-


fallen. Jetzt möchte ich vielmehr einen Beitrag in der Entwicklung und Förderung koreanischer Kunst leisten. Ich unterstütze Künstler durch mein Sammeln. Joao Carlos de Figueiredo Ferraz - Sao Paulo 1. Als ich in den 80er Jahren nach Sao Paulo zog, wollte ich Kunst besitzen um sie an die Wände in meinem Haus zu hängen. Ein Freund stellte mich einer Kunst Galerie in Sao Paulo vor. Dieses Galerie Luisa Strina ist bis heute eine der wichtigsten und renommiertesten Galerien in Brasilien. Dort begann ich nicht nur das Sammeln, sondern es entwickelte es eine Freundschaft, die ich bis heute sehr schätze. Ich kaufte eine zweite Arbeit und ging regelmäßig in Galerien. Als ich feststellte, dass die Wände in meinem Haus keinen Platz mehr hatten, hörte ich aber nicht mit dem Sammmeln auf. An dem Punkt bemerkte ich, dass ich eine Sammlung aufbauen möchte. 2. Ich nutze jede Gelegenheit, um verschiedene Museen und Ausstellungsräume in unterschiedlichen Plätzen der Welt zu besichtigen. Durch diese Besuche habe ich auch die Möglichkeit gefunden, einen Platz für meine Sammlung zu finden. 2011 gründeten meine Frau Dulce und ich, dass Institute Figueiredo Ferraz. Dort organisieren wir jedes Jahr einige Ausstellungen und Shows, auch zusammen mit anderen Kuratoren, um die Kunst der Öffentlichkeit zu zeigen. Neben den Ausstellungen bieten wir Kulturlesungen und Kunstkurse an. Ungefähr 2000 Besucher begrüßen wir monatlich im Institute. Wir haben einen lehrenden Auftrag, den wir durch die Zusammenarbeit mit dem Department of Education of the State of Sao Paulo und der Region Ribeirao Presto durchführen. Ungefähr 800 Schulen besuchen uns jährlich. Ivo Martins - Sammler aus Portugal - Santo Tirso 1. Die Entscheidung, Kunst zu sammeln, hatte ihre Wurzeln in meiner Jugend. Ich hatte das Bedürfnis mich mit Bildern und schönen Dingen zu umgeben. Das wurde mir sehr früh klar, dass durch diese Dinge etwas Gutes und Beruhigendes in mir geweckt wurde. Solche Dinge machen die Welt weniger gefährlich, weniger böse. Das war mein Eindruck. Ich begann dort zu sammeln,


wo ich wohnte, in der nähe von Porto. Eines Tages kam ein interessanter Photograph in die Gegend und es war mir möglich, einige seiner Arbeiten zu einem günstigen Preis zu kaufen. Kurze Zeit später, als ich dann wirklich Geld verdiente, lief ich an einer Galerie vorbei, sah etwas, was mir gefiel und kaufte es. Das war sehr befriedigend für mich, nach Hause zu kommen und das Bild an meiner Wand aufzuhängen. Von diesem Punkt an begann ich die Beziehung zur Kunst aufzubauen und zu pflegen. So wie wenn man Schallplatten oder Bücher sammelt. Ich denke, alles was ich besitze ist miteinander verbunden. Meine Kunstsammlung ist der Akt des Sammelns, den ich jetzt schon seit all den Jahren ausübe. Hiroko Ishinabe - Sammler aus Japan - Tokyo 1.Mein erster Kunsterwerb war ein Kupferstich von Kayoi Kusama 1991. Der kostete mich rund 700Dollar. Zu dieser Zeit war der Künstler noch nicht so berühmt wie heute. Ich habe nie geplant ein Sammler zu werden, auch nicht, nachdem ich begann Kunst zu kaufen. Deswegen kann ich im Grunde genommen sagen, dass ich erst Sammler war und eine Sammlung besaß, als ich Kunstwerke von Bunta Inoue kaufte. Das war 2007. Bis jetzt besitze ich einige Arbeiten von Ihm. 2. Ich traf einmal einen Künstler, der mir erzählte, wie schwer das Leben als Künstler in Japan sei. Zwar gebe es viele Künstler und Galerien, aber nur sehr wenige Sammler. Ich liebe Kunst und Künstler und ich möchte sie nicht untergehen sehen. So fühlte ich mich persönlich dazu berufen, die Situation zu verbessern, indem ich Menschen in Japan ermutige, mit einer Sammlung zu beginnen. Ich dachte ständig darüber nach neue Wege zu finden, wie man mehr Menschen in die Kunstwelt involviert und dazu motiviert, für einzelne Werke Interesse aufzubauen. Einmal ging ich zur ARCO Messe, wo ich viele Freunde aus der Kunstwelt traf und wir hatten eine superschöne Zeit zusammen. Wie dem auch sei, es gelang nicht, japanische Sammler zu finden. Ich wollte den Menschen den Eigendruck in der Kunstwelt bewusst machen. Dies bewog mich 2007 dazu eine Kunstgemeinschaft zu gründen. Der ‘One Piece Club’ hat einige Regeln. Eine davon


ist, dass man zumindest ein zeitgenössisches Kunstwerk pro Jahr kauft. Eine andere ist, dass wir nur Dinge von lebenden Künstlern kaufen. So kann man beides, dass Kunstwerk genießen und den Künstler fördern. Ich glaube, dass Taten wichtiger sind als Worte. Ein Werk zu kaufen ist das größte Kompliment für einen Künstler. Am Ende jeden Jahres stellen die Sammler diese Arbeiten in einer Ausstellung aus. Seit 2008 unterstützt der ‘One Piece Club’ auch Kunstmessen durch seine Mitgliedschaft. Teddy Kusuma - Sammler aus Indonesien - Jakarta 1. Ich begann mit dem Sammeln in den frühen 80er Jahren. Ich habe mich niemals bewusst dafür entschieden Sammler zu werden, deswegen bin ich auch keiner bewussten Spur gefolgt. Mein erster Kunstkauf war ein Landschaftsbild von einem lokalen indonesischen Künstler. 2. Wie ich bereits sagte, Sammeln war für mich etwas Unbewusstes. Es kam natürlich zu mir. Als mein Kunstverständnis wuchs, fing ich auch, langsam an Kunst zu kaufen. Ich sammle Arbeiten, die mich vom ersten Moment an interessieren. Zum Beispiel 1999 schickte mir die Komaneka Gallery aus Bali einige Arbeiten von Künstler die sie präsentieren. Als ich die Bilder sah, war ich fasziniert, die Arbeiten waren wirklich einzigartig. Ich kaufte zwei von Nyoman Masriadi. Für 1000 und 2000 Dollar erwarb ich die Titel “Winner” und “Diet Sudan Berakhir”. Er war als Künstler noch unbekannt. Wenn man ihn sich heute anschaut erreichen seine Werke Preise von 300.000 und 1.000.000. Dollar. Damals wie heute sammle ich Kunstwerke nicht intensiv.

David Trabulsi - Maxicanischer Sammler - Mexico 1. Vor 15 Jahren begann ich mit dem Sammeln. Natürlich erinnere ich mich an die erste Arbeit, dass war ein Werk von Maximino Xavier. 2. Später als ich heranwuchs wurde mein Interesse deutlicher,


aber es war nicht direkt Kunst. Ich begann mit Literatur. Zuerst interessierte ich mich für Bücher und Literatur, bis diese Leidenschaft dazu überging, zeitgenössische Kunst verstehen zu wollen. Für mich ist es definitiv eine Leidenschaft. Ich bin darauf fixiert, Dinge zu sehen, die nicht direkt auf den ersten Blick verständlich sind, Konzepte oder Themen, die verborgen für den Betrachter sind. Abstraktion und Identität sind meine beliebtesten Themen. Jedenfalls genieße ich es, etwas herauszufinden und zu verstehen, was zuerst versteckt ist. David Glaser - Englischer Sammler 1. Mein erstes Kunstwerk kaufte ich, da war ich sechzehn Jahre. Das ist irgendwie eine verrückte Geschichte. Unser Familienhund starb und meiner Mutter war damals sehr traurig. Als ich dann das Gemälde eines Hundes, der unserem sehr glich sah, kaufte ich es in dem Antiquitätenladen für sie. Ich bezahlte fünf Pond, also mein gesamtes Taschengeld dafür. Nach einem Monat war meine Mutter zu traurig um es sich anzusehen und so versuchte ich es vergeblich, bei dem Händler zurückzugeben. Zehn Jahre später tauschte ich das Aquarell gegen eine wunderschöne Ölstudie von Solomon Alexander Hart, einer meiner Favoriten. 2. Meine Motivation ist das Bedürfnis zu sammeln - zu besitzen und zu entdecken. Leute denken, man benötige eine Menge Geld um zu sammeln und denken dabei an eine Investition. Der Kunstmark vermitteln uns diese irrtümliche Darstellung. Man kann sagen “ich sammle”, geht dann in irgendeine Straße am West End und handelt 15% einer Arbeit runter und denkt dann, man habe eine gute Investition getätigt. Freilich kann das mal so sein, aber man weiß es nicht und es ist falsch, es als etwas zu sehen, dass ein Fehlkauf war. Vielleicht zahlt man 30% weniger als es eigentlich bewertet wird, dann ist es sicherlich eine Investition, aber das hat nicht mit Kunstsammeln zu tun. Genauso bedeutet Sammeln nicht, dass man sich bemüht, etwas zu sein, ohne zu wissen, was andere denken, wenn sie die Arbeit sehen. Der Kauf und der Besitz von Etwas ist mit Sicherheit kraftvoll, ob es einen bereichert oder vernichtet. Wenn man einen Psychiater


danach fragt, was die Menschen dazu bewegt zu sammeln, bin ich mir sicher, er sagt, eine süchtige Persönlichkeit. Es steigert den Selbstwert, etwas zu besitzen. Zum Beispiel besitze ich eine Ölstudie und die Skizze dazu, was ein gewisses Zeichen für eine zwanghafte Neigung ist, indem man die einzelnen Stücke unbedingt zusammenfügen will. Genau wie wechselnde Sammlungen besitzt man eine Serie, dann eine andere, ist das ein anderer Ausdruck für die gleiche Zwanghaftigkeit? Daniele Benoit - Ungarischer Sammler - Montevideo 1. Meine Sammlung begann 1984 mit einem kleinen Bild aus eine einem Atelier und nach und nach kaufte ich andere Bilder, ohne zu bemerken, dass ich bereits dabei war, eine Sammlung aufzubauen, bis ich feststellen musste, dass die Wände in meinem Haus voll von Kunst waren. Ich begann unbewusst zu sammeln. In meinem Haus zu wohnen fühlt sich an wie in einer Kunstgalerie. Der Architekt, der das Haus damals entwarf, wusste dass ich drei Kinder und eine Sammlung habe, vor diesem Hintergrund wurde das Haus entworfen. 2. Für mich ist Kunst eine Lebenseinstellung, fast wie eine Religion. Es kann auch ein Beruf sein, aber in meinem Fall ist es zuerst eine Leidenschaft, gefolgt von einer Lebensweise. Die Gestaltung entfaltet und wächst in der gleichen Weise wie man unterschiedliche Geschmacksrichtungen beim Essen zu schätzen weiß. Es beginnt wie es ist, visuell, und dann wenn man involviert ist, verändert es sich und wird zu einer konzeptionellen Sichtweise, die nicht mehr von einem selbst weggedacht werden kann. Amarjeet Vidyarthi - Sammler aus Indien - Mumbai 1. Ich begann vor ungefähr 25 Jahren 1988. 2. Es begann als Hobby, als etwas, woran ich einfach interessiert war. Über die Zeit hinweg muss ich gestehen, dass es eine langfristige Investition wurde. Manchmal bringt mich meine Frau zu



Danke Anne Scherer Jutta Sch端rhoff Alexander Mears


LITERATUR Manfred Sommer - Sammeln Wörtebuch Design - Michael Erlhoff | Tim Marshall Collecting Design - Adam Lindemann Kunst und Design eine Affäre - Annette Geiger | Michael Glasmeier Das System der Dinge - Jean Baudrillard Die Unendliche Liste - Umberto Eco Sammlerglück - Ulrich Halder ONLINE collect-it-or-forget-it.tumblr.com http://www.widewalls.ch/building-art-collection/ http://www.amusingplanet.com/2014/02/ www.museedelaphoto.fr http://collections.photographie.essonne.fr/board.php http://carre-blanc.dk/ www.dam.org/ www.google.com/culturalinstitute/project/art-project?hl=de www.google.com/intl/de/culturalinstitute/about/ www.stadt-koeln.de/1/presseservice/mitteilungen/2010/04139/ www.collection.cooperhewitt.org/


www.europeana.eu/ www.design-und-design.de/ http://in.blouinartinfo.com/news/story/1004702/ www.form-gestaltung-ddr.de/ www.gfdg.org/archiv/tagung-2013/beitraege/ www.gfdg.org/archiv/tagung-2013/beitraege/?PHPSESSID=b0 aef4a36041d6787991f1887d08c8bd www.cooperativedesign.fr www.gewerbemuseum.ch die-neue-sammlung.de http://www.neuegalerie.org www.axelkopp.com/2010/06/der-museumsmensch/ www.smb-digital.de/eMuseumPlus www.collection-wall.herokuapp.com/ http://www.adamlindemann.com/ www.designmuseum.org/exhibitions/2013 www.stiftung-industrie-alltagskultur.de/ www.hdg.de/berlin/sammlung/bestand/ www.industrieform-ddr.de http://vdm.io.tudelft.nl/ www.die-neue-sammlung.de/z/muenchen/aus/2007/drutt_07/ deindex.htm www.cultofweird.com http://www.quotationsensation.com/quote.aspx/ design-report.de http://www.museumderdinge.de/



Diese Arbeit ist im Rahmen der Bachelorprüfung an der KISD enstanden. Alle Bildrechte liegen bei den Künstlern, die ich namentlich erwähnt habe und ihre Verbreitung hat außschließlich einen wissenschaftlichen Anspruch. Sie dienen dem Rahmen der Recherche und haben keinen komerziellen Zweck. Sollten die Künstler und Photographen sich in ihren Bildrechten verletzt sehen, bitte ich um Rückmeldung um eine Änderrung vorzunehmen. Stand 03/14

Alexandra Amberg BA - integrated design mail to:alex08@kisd.de


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