ZEITSCHRIFT FÜR LIFESTYLE, KULINARIK UND KULTUR AUS ITALIEN
Magische Orte
RETTET DEN REGENBOGEN VON SAMMEZZANO Bari Lumière
DIE LABYRINTH-STADT, DIE DAS MEER UMARMT Italienische Geschichten
EIN MEISTERWERK AN SCHÖNHEIT UND UNENDLICHER VIELFALT
N°27 - 2020 - 18,50 EURO - WWW.ALLABOUTITALY.DE
100 Jahre Gianni Rodari
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH, FANTASIE! Die Schönheit schützen
VERSICHERN IST EINE KUNST Ikonische Objekte
GUT GEMACHT, FATTOBENE!
EDITORIAL DAS KOMMENDE JAHR Ein Hauch von Optimismus weht über dem Beginn des neuen Jahres. Ein Jahr, in dem man sich an viele wichtige Momente und Personen erinnern wird. Vor allem an zwei gigantische, wie auch sehr individuelle Persönlichkeiten der italienischen Kultur, die 2020 ihren 100. Geburtstag feiern werden. Der Schriftsteller Gianni Rodari und der Regisseur Federico Fellini werden das ganze Jahr hindurch mit vielzähligen Veranstaltungen geehrt, die ihre unschätzbaren Werke und Ideen auch außerhalb Italiens verbreiten werden. Gerade dieser Aspekt ist ein wesentlicher Teil des Made in Italy, welches in seiner Gesamtheit mit immer mehr Sorgfalt geschützt und mit stetig zunehmender Tragkraft exportiert werden muss. Mit derselben Tragkraft, die die italienischen Unternehmen Tag für Tag aufbringen und mit der sie endlich auch die ersten Früchte ernten. Obwohl schon im Jahr 2019 der italienische Export, trotz allgemein schwacher Konjunkturlage und Zollkriegen, die Erwartungen nicht enttäuscht hat, so scheint es, dass 2020 die Wachstumsprognosen noch günstiger sein werden. Laut des kürzlich erschienen Sace Simest Reports wird in den nächsten drei Jahren, von 2020-2022, bei den italienischen Exportgütern mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsquote von 4,3% gerechnet, was allein im Jahr 2020 einem Wert von 500 Milliarden entspricht. Und wieder werden es die Lebensmittelprodukte sein, die den Erfolg Italiens außerhalb seiner Grenzen unterstützen, und es besteht kein Zweifel daran, dass all die beispielhaften Unternehmen, die über ganz Italien verstreut sind, weiterhin für höchste Qualität bürgen werden. Deshalb sind wir unserer Aufgabe treu geblieben, die vielen Geschichten aufzuspüren, die das Bel Paese so einzigartig machen, und dem wir hiermit ein gutes und erfolgreiches neues Jahr voller positiver Überraschungen und einmaliger Gelegenheiten wünschen. Paolo Del Panta Editor in Chief
ZEITSCHRIFT FÜR LIFESTYLE, KULINARIK UND KULTUR AUS ITALIEN
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Gianni Rodari
Magische Orte
100 Jahre Gianni Rodari
Traditionen
28. RETTET DEN REGENBOGEN VON SAMMEZZANO
56. HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH, FANTASIE!
74. DIE FETTUCCINE ALFREDO IN DIE SICH GANZ AMERIKA VERLIEBTE
Bari Lumière
Italienische Geschichten
Aus dem Leben eines Küchenchefs
34. DIE LABYRINTH-STADT, DIE DAS MEER UMARMT
62. EIN MEISTERWERK AN SCHÖNHEIT UND UNENDLICHER VIELFALT
78. EINE KARRIERE ZWISCHEN STERNEN UND GESCHMACK
Die Schönheit schützen
40. VERSICHERN IST EINE KUNST Ikonische Objekte
50. GUT GEMACHT, FATTOBENE!
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Die italienische Sprache
68. DIE ACCADEMIA DELLA CRUSCA UND DIE SCHÖNSTE BLUME DER ITALIENISCHEN SPRACHE
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Fashion
84. TOD’S: EINE LEKTION IN STILKUNDE
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I M P R E S S U M Alle Rechte vorbehalten. Die vollständige oder teilweise Vervielfältigung des Inhalts dieser Ausgabe ist nicht erlaubt. Texte und Bilder dürfen ohne die Zustimmung des Verlages nicht weiter genutzt werden. Eingereichte Manuskripte, auch nicht veröffentlichte, können nicht zurückgegeben werden.
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München - Iscoa GmbH Kufsteiner Str. 4/a - 81679 T: + 49.(0)89.909.79.874 Rom - La6 Group Srl Via Giovanni Devoti, 28 - 00167 Rome T: +39 06.86.93.43.13 New York City - Iscoa Usa Corp. 1375 Broadway, 15th floor, 10018 NY T: +1 646.704.6819 Editor in Chief All About Italy: Paolo Del Panta - p.delpanta@allaboutitaly.de Associated Editor: Franco Del Panta - f.delpanta@allaboutitaly.de Partner: Arturo Prisco Redaktion und Verlagsmitarbeiter: Marco Bertollini, Margherita Pituano, John Daporto, Eugenio Della Croce, Sveva Riva, Sascha Mallinckrodt, Ilona Catani Scarlett, Elisa Rodi, Martina Morelli, Elisabetta Pasca, Lucia Mancini, Stefano Valentini, M. Bieber
Autoleidenschaft
90. 99 ZENTIMETER ÜBER DEM ASPHALT
6 FOTOREPORTAGE 8 FOTOREPORTAGE 10 LEUTE Flucht ins Detox 12 ITALIEN ENTDECKEN 96. DIE DOLOMITEN, 14 KUNST EIN NATUREREIGNIS 16 ETHIK-TOURISMUS 18 NEUERÖFFNUNGEN Schmuckstücke des Meers 20 GROSSE KÜCHENCHEFS 102. DIE BEZIEHUNG ZUM 22 DIE CHAMPIONS DES ITALIENISCHEN MEER ZU INTERPRETIEREN, FUSSBALLS IST EIN LUXUS FÜR WENIGE 24 DAS PAAR DES MADE IN ITALY Am Korb 26 NEUE SAISON. 108. GIGI ZU SEIN IST NEUE MOTORRÄDER 112 ARTEMEST ALLES
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Gigi Datome
Illustrationen und Dienstleistungen: Unter der Verantwortung der Redaktion Editing und Übersetzung: Isabel Leppla Art Direction: Francesco Sciarrone www.francescosciarrone.it Informationen und Abonnement: ALL ABOUT ITALY ist in Deutschland ausschließlich über den ISCOA GmbH-Abonnements-Service Kufsteiner Str. 4/a - 81679 München im Versandhandel erhältlich. Anfragen und Infos: subscription@allaboutitaly.net Bilder: Shutterstock, L. M. C. Beduschi, Luca Omiccioli, Milko Vaccaro, DUNA S.A. N.B. Wir garantieren maximale Vertraulichkeit im Bezug auf die Daten der Abonnenten. All About Italy wird herausgegeben von: ISCOA GmbH Kufsteiner Str. 4/a - 81679 München info@allaboutitaly.de - www.allaboutitaly.de Titelbild: © Arte Generali und Oliviero Toscani Studio
FOTOREPORTAGE
DIE MARKEN GEHÖREN ZU DEN „BEST IN TRAVEL 2020“
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Lonely Planet, der weltweit bekannteste Reiseführer, hat seine Liste der besten Reiseziele 2020 veröffentlicht. Das „Best in Travel 2020“ stellt die schönsten und interessantesten Orte vor, die man im nächsten Jahr unbedingt besuchen sollte, und in der Top Ten der Regionen („Best in travel 2020 – Top ten regions“) steht an zweiter Stelle die Region Marken. Sie wird als Must für die Reiseplanung 2020 angesehen und befindet sich auf der internationalen Rangliste gleich hinter der Seidenstraße in Mittelasien. Diese wunderschöne Region an der Ostküste Mittelitaliens zeichnet sich durch eine vielfältige und atemberaubende Landschaft aus. In dieser zauberhaften und facettenreichen Region kann man alle Arten von Landschaftsformen entdecken: von Klippen und Grotten an
den einzigartigen Stränden, bis hin zu den saftig grünen Hügeln und den verschneiten Bergen, die alles bieten, was sich der Skifahrer nur wünschen kann. Um die Natur zu schützen hat die Region Marken mehrere nationale und regionale Landschaftsschutzgebiete errichtet, wie zum Beispiel den WWF-Naturpark. Auch die Nationalparks der Monti Sibillini und der Monte della Laga sind sehr beeindruckend und verfügen über zahlreiche Wanderwege. Die Kultur kommt ebenfalls nicht zu kurz. Meisterwerke aus der Renaissance von Künstlern wie Giotto, Raffael und Perugino schmücken viele Kirchen und Museen der Region. 2020 wird vor allem Urbino im Rampenlicht stehen, eine der wichtigsten Städte der Region. Sie ist
nicht nur die Geburtsstadt Raffaels, sondern war auch ein wichtiges Zentrum in der Renaissance, weshalb sie im Mittelpunkt der Feierlichkeiten zum 500. Todestages des Renaissance-Malers stehen wird. „Vielleicht liegt der große Reiz dieser Region darin, dass man in aller Ruhe und abseits der Touristenmassen majestätische römische Ruinen, in den Himmel ragende gotische Bauwerke, wuchtige mittelalterliche Burgen und grandiose Renaissance-Palazzi erkunden kann, die die größten Kunstsammlungen Italiens beherbergen – so schreibt Lonely Planet. Und das alles wird von bewaldeten Bergen und der sanften Adriaküste umschlossen und mit köstlichen Gastronomie-Festivals garniert“. Margherita Pituano
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FOTOREPORTAGE
DER ITALIENER, DER DIE “MONSTER“ MENSCHLICH MACHTE
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Carlo Rambaldi, ein bisschen Künstler, ein bisschen Ingenieur, war einer der wichtigsten Vertreter der Mechatronik, einer Disziplin, die aus dem Zusammenwirken zwischen Mechanik und Elektronik entstanden ist und die er, dank der erfolgreichen Zusammenarbeit mit den Filmstudios von Hollywood, auf ein bis dato nie erreichtes Niveau anhob. In seiner langen Karriere arbeitete der im August 2012 verstorbene Rambaldi mit den größten internationalen Regisseuren zusammen, von Monicelli und Pupi Avati
bis zu Spielberg und David Lynch. Es gibt kein Genre, das er nicht durch seine Kunst vervollkommnet hätte: den Horrorfilm, wie zum Beispiel „Rosso – Farbe des Todes“ von Dario Argento oder „Die Hand“ von Oliver Stone, ScienceFiction-Filme, Fantasyfilme wie „Conan der Zerstörer, Krimis oder surreale Filme. Er kam in den 70er Jahren in die Vereinigten Staaten, wo er einigen Puppen und Geschöpfen Leben einhauchte, die Filmgeschichte gemacht haben. Monster, die mehrere Generationen begeistert haben und die so glaubhaft und
realistisch sind, dass sie Teil eines kollektiven Kulturerbes geworden sind und ihm mehrere Oscars eingebracht haben. Den ersten erhielt er 1976 für „King Kong“, den zweiten für „Alien“, bei dem Ridley Scott Regie führte, und den dritten für den allseits beliebten „E.T. – Der Außerirdische“. Der Erfolg dieser mechanischen Wesen beruht vor allem darauf, dass es ihm gelang, diesen künstlichen Geschöpfen unglaublich viel Menschlichkeit und Gefühle zu verleihen. Beatrice Vecchiarelli
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LEUTE XXX FABIOLA GIANOTTI: XXX IN DIE UNENDLICHKEIT UND NOCH WEITER XXX
„Der Verwaltungsrat des CERN hat Fabiola Gianotti zum zweiten Mal zur Generaldirektorin der Organisation ernannt“. Mit diesem Tweet hat die Europäische Organisation für Kernforschung ihre Entscheidung angekündigt. Die italienische Teilchenphysikerin wird bis 2025 weiterhin die Leiterin des Labors für Teilchenphysik des CERN sein. Zum ersten Mal in der Geschichte der Organisation hat ein Generaldirektor ein zweites Mandat bekommen. Die 59jährige Physikerin arbeitet seit 1994 bei CERN. Von 2009 bis 2013 war sie die Sprecherin (Projektleiterin) für das ATLAS-Experiment. In dieser Stellung hatte sie die Aufgabe, in einem Seminar des CERN am 4. Juli 2012 die Ergebnisse der Entdeckung des Higgs-Boson vorzustellen. 2016 war sie die erste Frau, die den Posten des Generaldirektors des CERN übernommen hat, und am 1. Januar 2021 beginnt ihre zweite Amtszeit. Ursula Bassler, Präsidentin des CERN-Verwaltungsrates hat folgenden Kommentar abgegeben: „Während ihrer ersten Amtszeit hat Gianotti unsere internationale wissenschaftliche Organisation hervorragend geleitet und wurde so zu einem Vorbild, vor allem für die Frauen in der Wissenschaft. Ich bin glücklich, dass Fabiola Gianotti für eine zweite Amtszeit nominiert wurde. Mit ihr am Ruder wird das CERN weiterhin von ihrem großen Führungstalent und ihren Erfahrungen profitieren“. „Ich bin dem Verwaltungsrat des CERN zutiefst dankbar, dass er sein Vertrauen in mich erneuert hat. Das ist ein großes Privileg und eine enorme Verantwortung“, sagte Gianotti. „Die nächsten Jahre werden für die Planung zukünftiger Projekte des CERN eintscheidend sein“. Sveva Riva
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ITALIEN ENTDECKEN
BRA UND DIE HYMNE AUF DIE LANGSAMKEIT Das Städtchen Bra im Piemont gehört zu den Gründern des Vereins „Città Slow International“, um den Fortschritt „mit reduzierter Geschwindigkeit“ zu leben. Die Hymne auf die Langsamkeit ist ein inzwischen weit verbreiteter Topos, der sich vor allem in vielen Volksweisheiten wiederfindet. Es ist kein Zufall, dass viele Sprichwörter dazu auffordern, Hast und Eile aufzugeben, um zu einem ruhigeren Lebensrhythmus zurückzukehren, der größere Befriedigung und größere Freude an der Welt und der uns umgebenden Natur bereitet. Das Konzept der Langsamkeit darf man auf keinen Fall mit Lustlosigkeit und Faulheit assoziieren, sondern sollte als Wiederfinden der wahren Natur des Menschen angesehen werden. Aus diesem Grunde haben die italienischen Kleinstädte Bra, Orvieto, Greve in Chianti und Positano 1999 beschlossen, den Verein „Città Slow International“ zu gründen, um so den „SlowStädten“ einen Weg zu weisen, die nicht nostalgieverliebt an einer idyllischen und verherrlichten Vergangenheit hängen, sondern positiv in die Zukunft blicken und einen „langsamen“ Lebensstil pflegen, der die Bedürfnisse der Menschen und der Natur berücksichtigt. Heute gibt es auf der ganzen Welt 200 „langsame“ Städte, deren Merkmal es ist, weniger als 50.000 Einwohner zu haben. Ihrem Zusammenschluss liegt eine tiefwurzelnde Philosophie zugrunde, die sich an den Regeln und Methoden der Slow-Food-Bewegung von Carlo Petrini orientiert. Eine „Slow-City“ zu sein bedeutet, sich dafür einzusetzen, den eigenen künstlerischen, historischen
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und kulturellen Hintergrund allen zur Verfügung zu stellen und damit aufzuzeigen, dass Fortschritt und Entwicklung nichts mit Schnelligkeit zu tun haben, sondern mit Geduld und Zeit, um qualitativ hochwertige Produkte und Initiativen hervorzubringen. So hat die Initiatorin dieses Vereins, das hübsche Städtchen Bra, ein Schmuckstück, das im „gelobten Land“ der Langhe und des Roeros, knapp 50 km von Turin entfernt, in den letzten Jahren beschlossen, bei seiner Entwicklung einen neuen Gang einzulegen, um seine ursprünglich bäuerliche Prägung wieder aufleben zu lassen und sie auf moderne Weise zu interpretieren, wobei es sich zu einer der wichtigsten Botschafterinnen Italiens für Lebensqualität und den Sinn für guten Wein und gutes Essen aufgeschwungen hat. Die immer häufigere Verwendung von ökologischen Lebensmitteln hat den allgemeinen Lebensstil geprägt und zu einer Entwicklung geführt, die sich positiv auf die Bewohner auswirkt. Bra ist heute die Königin des piemontesischen „Food Valley“, Hüterin und Förderin der einheimischen Ess- und Trinkkultur. Alle zwei Jahre wird dort die Veranstaltung „Cheese – die Formen der Milch“ abgehalten, eine der wichtigsten internationalen Ausstellungen für Milchprodukte. In Bra hat nicht nur die Universität für gastronomische Wissenschaften ihren Sitz, sondern auch die internationale Slow-Food-Bewegung. In einem Wort: in Bra wird das Sprichwort „Gut Ding will Weile haben“ bestätigt. John Daporto
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KUNST
IN ROM WIRD DIE “SAMMLUNG DER SAMMLUNGEN“ AUSGESTELLT
Wenn öffentliche Institutionen, das Engagement von Privatpersonen und die Leidenschaft einzelner aufeinandertreffen, wird sogar das Unmögliche möglich. Im Kapitol werden die Schätze der Familie Torlonia ausgestellt. Nachdem die Auswahl und das Restaurieren viel Zeit und Arbeit in Anspruch genommen haben, werden im nächsten Jahr die Marmorkunstwerke der Sammlung Torlonia in der Ausstellung „The Torlonia Marbles. Collecting Masterpieces“ unter der Leitung von Salvatore Settis und Carlo Gasparri dem breiten Publikum zugänglich gemacht. Die Ausstellung ist das Ergebnis eines im Jahr 2016 unterzeichneten Abkommens zwischen dem Mibact (Italienischem Ministerium für Kultur und Tourismus) und der Stiftung Torlonia und weiht die neuen Ausstellungsräume der Kapitolinischen Museen im Palazzo Caffarelli im Herzen Roms ein. Aus den 620 Werken der Sammlung wurden 96 römische Marmorarbeiten ausgesucht, darunter Büsten, Reliefs, Statuen, Sarkophage und Schmuckelemente, die dank der finanziellen Unterstützung von Bulgari und der archäologischen und wissenschaftlichen Mitarbeit der Nationalen Akademie der Wissenschaften Lincei restauriert wurden. Die Ausstellung, die von David Chipperfield Architects Milano konzipiert wurde, ist in fünf Abteilungen untergliedert, die wie eine Reise durch die Geschichte der Sammelleidenschaft zwischen dem 15. und dem 19. Jahrhundert gestaltet ist und sich in erster Linie auf die Sammlung des Museums bezieht, das 1875 von Prinz Alessandro Torlonia gegründet wurde. Die letzte Abteilung konzentriert sich vor allem auf die Exedra der Bronzestatuen und des Marc Aurels in den nahegelegenen Kapitolinischen Museen. Die erste Gruppe der Arbeiten aus Marmor, Bronze und Terracotta der Sammlung Torlonia stammt aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts und wurde mit der Zeit durch neue Ankäufe erweitert und auf die verschiedenen Wohnsitze der Familie aufgeteilt. In den folgenden Jahrzehnten wurde sie zu einer der wichtigsten Privatsammlungen für klassische Kunst, weshalb sie von Experten als die „Sammlung der Sammlungen“ bezeichnet wird. Nach den Worten von Jean-Christophe Babin, CEO von Bulgari, ist sie, nach dem Schatz des Pharao Tutenchamun, die zweitgrößte der Welt. Was die Quantität und die Qualität ihrer Exponate betrifft, kann sie sich durchaus mit den größten Sammlungen klassischer Bildhauerkunst messen und gehört in Italien zu denjenigen Sammlungen, über die die meisten Studien angestellt wurden (allerdings bisher nur an den Reproduktionen). Diese Werke erzählen von der Geschichte oder von Orten, wie das Relief des Hafens oder der Euthydemos von Bactriana. Bisher kannte das Publikum einen Großteil der Werke nur von Fotografien, aber jetzt, nach einer intensiven Verhandlung zwischen der Gemeinde Rom und Alessandro Poma Murialda, dem Enkel des Prinzen Torlonia und aktuellen Leiter der Stiftung, können sie endlich von Besuchern aus aller Welt besichtigt werden. Die Ausstellung hat sofort das internationale Interesse geweckt und wird, bevor sie endgültig in Rom ihren festen Standort einnimmt, in den größten Museen der Welt zu sehen sein. Allerdings können nicht alle befriedigt werden, deshalb sollte man sich nicht die Gelegenheit entgehen lassen und die Ausstellung besuchen. 25. März 2020 – 10. Januar 2021 www.fondazionetorlonia.org John Daporto
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ETHIK-TOURISMUS
KEIN SCHUTZGELD MEHR. DER TOURISMUS SCHADET DER MAFIA Sizilien ist die Region der Sonne, des Meeres, der Kunst, der guten Küche. Sie ist Geschichte und Tradition, Gastfreundschaft und ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen. Oft ist sie jedoch auch Synonym für Illegalität, Korruption und vor allem Mafia. Ein Übel, das es nicht nur hier gibt, aber das hier tiefe Wurzeln geschlagen hat, die sich mit der Zeit überall ausgebreitet haben: im Gesundheitswesen, im Bildungswesen, in der Politik und auch in der Tourismusbranche. Ja, auch im Tourismus. Es gibt ein regelrechtes Netzwerk von Hotels, Restaurants, Geschäften und Fremdenverkehrsunternehmen, oder in irgendeiner Weise mit ihr in Verbdindung stehen, während gleichzeitig die Zahl der Touristen angestiegen ist, die darauf aus sind, die Häuser der bekanntesten Mafiabosse zu besichtigen oder die Stadtviertel aufzusuchen, die als Symbol des organisierten Verbrechens gelten. Vielleicht ist das eine Mode, die auch durch Literatur, Fernsehen und Film ausgelöst wurde, die Personen und Orte des Verbrechermilieus trendig gemacht haben. Es gibt jedoch auch Menschen, die beschlossen haben, gegen den Strom zu schwimmen, die Fesseln zu sprengen und gegen die Vorurteile derer anzukämpfen, die denken, dass Sizilien nur das ist. Sizilianer, die an einer gerechteren Zukunft für die Insel und ihre Bewohner arbeiten wollen, damit man ihr wahres Gesicht kennenlernen kann. So gibt es seit zehn Jahren immer mehr Verbände und Reiseveranstalter, die Reisen „pizzo free“
(pizzo: Schutzgeld) anbieten. Was bedeutet das? Das bedeutet, dass garantiert kein einziger Cent in die Hände der Mafia gelangt. Restaurants, Hotels, Souvenirläden, Transportfirmen usw. haben beschlossen, sich mit ihren Angebotspaketen dem Kampf gegen die Schutzgelderpressung anzuschließen, und beweisen damit, dass man gemeinsam nicht nur stärker ist, sondern dass man auch einen Circulus virtuosus errichten kann, der sich immer mehr ausbreitet und im Stande ist, dem Reisenden eine einmalige Erfahrung in absoluter Legalität zu bieten. Bei den Führungen geht es nicht nur zu Sehenswürdigkeiten und historischen Denkmälern, sondern auch zu Orten der Antimafia, wie der Gedenkstätte „Casa Memoria Felicia e Peppino Impastato“ oder der Casina No Mafia bis hin zu Einrichtungen, die auf den konfiszierten Ländereien der „Cosa nostra“ (sizilianische Mafia A.d.Ü.) entstanden sind. Wer sich gerne in der Natur aufhält, kann Fahrradtouren oder Bootsausflüge unternehmen und es gibt auch Führungen für Schüler und Studenten. Rücksichtsvoller Tourismus ist also nicht nur eine Frage der Umwelt, sondern auch eine soziale, wirtschaftliche und gesellschaftliche. Es ist auch eine Frage der Ethik, denn Reisen ist schön, aber ohne Schutzgeld ist es noch schöner.
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NEUERÖFFNUNGEN
IN ITALIEN GIBT ES EIN EIGENES MUSEUM FÜR MEDITERRANE ERNÄHRUNG
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Für die Italiener war die mediterrane Ernährungsweise immer die Regel, aber der erste, der sie unter die Lupe genommen hat, war der amerikanische Wissenschaftler Ancel Keys. In Süditalien gibt es eine hohe Konzentration an über Hundertjährigen, was Keys zu der Hypothese veranlasst hat, dass eine Ernährungsweise in mediterranem Stil, die arm an tierischen Fetten ist, vor Herzkrankheiten schützt. So hat er 60 Jahre lang im Cilento (Teil der Region Kampanien in Süditalien; A.d.Ü.) Untersuchungen durchgeführt und einen mediterranen Speiseplan entwickelt, der 2010 von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt wurde. Keys hat mehr als 40 Jahre lang in Pioppi bei Salerno (Kampanien) gearbeitet und eine enge Beziehung zu der einheimischen Bevölkerung aufgebaut. Er wurde von den Bewohnern als einer von ihnen angesehen, der vielleicht ein bisschen sonderlich war. Das lebende Museum für Mediterrane Ernährung in Pioppi ist eine Hommage an Keys und seine Arbeit. Das Museum befindet sich im Palazzo Vinciprova, einem historischen Gebäude aus dem 17. Jahrhundert in der Nähe des Strandes. Die Familie Ripoli vermachte ihn 1986 der Gemeinde Pollica. Hier weihte die italienische Umweltschutzorganisation
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Legambiente im Jahr 1998 das „Museo Vivo del Mare“ (das lebende Museum des Meeres) im Erdgeschoss ein. Ein wenig später eröffnete dieselbe Institution das „Lebende Museum der Mediterranen Ernährung“ im 2. Stock des Palazzos. Das „Lebende Museum der Mediterranen Ernährung“ beherbergt auch die Privatbibliothek Ancel Keys‘, die die Familie der Gemeinde Pollica vermacht hat. Das Museum besteht aus fünf Ausstellungsräumen mit Informationstafeln und Videofilmen, wovon einer den Sinnen gewidmet ist mit Installationen für den Geschmack, den Tast- und den Geruchssinn. Ein Saal ist den hausgemachten Nudeln gewidmet, mit Videos, in denen die Hausfrauen aus dem Cilento erklären, wie man diese Teigwaren herstellt. Im Museum werden Workshops, Kochkurse über die Küche des Cilentos und Führungen zu einheimischen Gemüsegärten und Mühlen organisiert. Auf diese konkrete Weise wird der Nachlass Angel Keys‘, seiner Frau und seiner Kollegen weitergegeben, um einen Lebensstil zu propagieren, der von gesunder Ernährung, Rücksicht auf die Umwelt und einheimischer Kultur geprägt ist. Marco Bertollini
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GROSSE KÜCHENCHEFS
DIE ITALIENISCHEN MICHELIN-STERNE 2020
Die 65. Ausgabe des Guide Michelin beschert Italien das elfte Dreisterne-Restaurant, die begehrteste Auszeichnung der internationalen Haute-Cuisine. In der Ausgabe 2020 gibt es 374 Sternerestaurants in Italien, sieben mehr als im Jahr davor, was bedeutet, dass Italien mit seiner Sterneküche weltweit an zweiter Stelle steht. Im Vergleich zum Jahr 2019 (in dem es zehn waren), gibt es nun ein Dreisterne-Restaurant mehr in Italien – Sterne, die nun auch über den Kreationen Enrico Bartolinis vom Mudec (Mailand) funkeln, der sich nun zu den anderen zehn italienischen Spitzenrestaurants Italiens gesellt hat. Der 1979 geborene Enrico Bartolini aus Castelmartini in der Toskana ist übrigens der einzige Küchenchef in der Geschichte des Guide Michelin, der es geschafft hat, 4 Sterne auf einen Schlag zu bekommen. Dieses Jahr kann er sich mit sieben Sternen für vier Restaurants schmücken: drei in Mailand, zwei in Venedig, einen in Bergamo und einen in Castiglione della Pescaia. Und endlich konnte er, nach 25 Jahren, drei Sterne in die lombardische Hauptstadt bringen. Im Guide Michelin wurden alle anderen 3-Sterne-Restaurants bestätigt. Zu diesen Restaurants, die, wie man sagt, „eine Reise wert sind“, gehören: Piazza Duomo in Alba (Cuneo), Da Vittorio in Brusaporto (Bergamo), Sant’Uberto in St. Kassian (Bozen), Le Calandre in Rubano (Padua), Dal Pescatore in Canneto Sull’Oglio (Mantua), Osteria Francescana in Modena, Enoteca Pinchiorri in Florenz, La Pergola in Rom, Reale in Castel die Sangro (L’Aquila), Mauro Uliassi in Senigallia (Ancona) und eben Enrico Bartolini mit seinem Mudec in Mailand. Es gibt zwei neue Restaurants unter den 35, die „einen Umweg wert sind“, d.h., die mit zwei Sternen ausgezeichnet sind. Eines ist La Madernassa von Michelangelo Mammoliti in Guarene (Cuneo). “Hier drücken die Gerichte Sorgfalt, Technik und Präzision aus, aber die Tradition und die Produkte aus dem Piemont verleihen ihnen die Seele“. Von den Restaurants „mit gehobener Küche, die einen Aufenthalt wert sind“, d.h., die einen Sternen besitzen, gibt es insgesamt 328, wovon 30 Neuzugänge sind. Mehr als die Hälfte der Sterne findet man in den Regionen Lombardei, Kampanien und Toskana, die auch mehr als 50% der neuen Sterne erhalten haben. Giorgio Migliore
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DIE CHAMPIONS DES ITALIENISCHEN FUSSBALLS
NETFLIX UND MEDIASET DREHEN EINEN FILM ÜBER ROBERTO BAGGIO „Es ist die Geschichte eines bescheidenen Mannes mit einem riesigen Talent, der mit seinem Spiel den italienischen Fußball verändert hat. Wir erzählen die Geschichte eines Menschen, der trotz schweren Verletzungen und persönlichen Problemen große Siege errungen hat“. Das waren die Worte der Regisseurin Letizia Lamartire, als sie den neuen Film über Roberto Baggio vorstellte. Die Koproduzenten sind Netflix und Mediaset, die den Film 2020 weltweit für die Abonnenten ausstrahlen werden. Die legendäre Nummer 10 und bester Fußballspieler des Jahres 1993 ist mit 56 Spielen Champion der italienischen Nationalmannschaft, in denen er insgesamt 27 Tore geschossen hat. 2002 war Baggio auch der erste italienische Fußballer, der in 30 Jahren mehr als 200 Tore geschossen hat, während er in den Mannschaften von AC Mailand, Inter Mailand, Fiorentina, Juventus, Bologna und Brescia spielte. Er gehört zu den besten Angreifern in der A-Liga und ist der beliebteste Nationalspieler aller Zeiten. In dem Film mit dem Titel „Il Divin Codino“ (Das göttliche Zöpfchen), der auf seinen berühmten Spitznamen anspielt, verkörpert der 26-jährige Andrea Arcangeli Roberto Baggio, der persönlich bei den Dreharbeiten anwesend sein wird. „Ich bin sehr glücklich, dass ich die Gelegenheit bekommen habe, die Geschichte einer der größten Fußballlegenden zu verfilmen“, erzählte die Regisseurin Lamartire. „Ich möchte die Geschichte von Roberto Baggio erzählen und diese Zusammenarbeit ermöglicht mir, über sein ganzes Leben zu berichten. Nicht nur über seine Fußballkarriere“. Sascha Mallinckrodt
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DAS PAAR DES MADE IN ITALY
FERRARI UND ARMANI MACHEN GEMEINSAM MODE Armani und Ferrari sind zwei weltberühmte Ikonen des Made in Italy, und nun haben sie mit einem langfristigen Vertrag ihre Kräfte vereint. Armani wird Bekleidung und Accessoires unter dem Markennamen Ferrari produzieren. Diese bisher noch nie dagewesene Zusammenarbeit ist vor allem eine Zelebration des außergewöhnlich hohen Standards des Made in Italy, eine Hommage, die auch durch die Worte des CEOs von Ferrari, Luis Camilleri, deutlich ausgedrückt wird: „Mit dem langfristigen Vertrag mit Armani möchten wir den Standard all unserer Produkte anheben und uns auf das Made in Italy konzentrieren“. Trotzdem ist das kein Co-Branding-Vertrag und betrifft nur die Produktion. Die Kleiderkollektion wird von einem Ferrari-Team entworfen, die sich der Marke widmet. Das Team, das sich auch um all die anderen Aktivitäten des Markenzeichens kümmert, wird in einem neuen Büro in Mailand arbeiten. Das Abkommen zwischen dem Unternehmen und Armani ist Teil einer der drei Pfeiler, auf die sich die Marke Ferrari stützt. Darüber hinaus wird 24
Ferrari sein Unterhaltungsangebot erweitern, das im Moment zwei Museen in Italien und Themenparks in Abu Dhabi und Barcelona umfasst. In der dritten Kategorie, den Luxusdienstleistungen, ist die Eröffnung eines Restaurants mit dem Sternekoch Massimo Bottura am Firmensitz in Maranello geplant. „Heute wird der Marktwert der Ferrari-Produkte auf ca. 800 Millionen Euro geschätzt“, sagte Camilleri, der außerdem angekündigt hat, dass die aktuellen Lizenzverträge mindestens um die Hälfte reduziert werden und in der Produktsparte eine Kürzung von 30% vorgenommen wird. Bei der Diversifikation der Marke, die Mode, Unterhaltung und Luxusdienstleistungen beinhaltet, schätzt Camilleri „eine insgesamte Umsatzsteigerung von 10% in 7-10 Jahren“, fügt jedoch hinzu, „dass es sich hierbei nicht nur um Profit handelt, sondern darum, die Ausgewogenheit und die Vitalität des Markenzeichens zu verbessern“. Ilona Catani Scarlett
NEUE SAISON. NEUE MOTORRÄDER
DUCATI DÜST MIT NEUEN MODELLEN INS JAHR 2020 Ducati geht 2020 mit seiner neuen Serie von Motorrädern auf die Piste, zu der zwei neue Modelle gehören: die neue Panigale V2 und die mit Spannung erwartete Ducati Streetfighter V4/S. Die Familie Multistrada 1260 hat ein neues Ausstattungspaket erhalten, das vornehm Grand Tour genannt wird. Bei anderen Modellen wie Diavel oder Scrambler wird dagegen eine größere Farbauswahl angeboten. Die Panigale V2, Nachfolgerin der Panigale 959, ist eine neue „kleine“ Panigale. Das Superbike mittlerer Größe gleicht äußerlich seiner großen Schwester. Nun wird auch in diesem Segment die Einarmschwinge eingeführt, eine Ikone der sportlichen Variante dieser Marke. Die gute Kurvenlage und die ausgefeilte Elektronik beweisen, wieviel Wert auf Sicherheit und Straßentauglichkeit gelegt wurde. Der Motor ist eine Weiterentwicklung der Superquadro mit 995 cm³ und besitzt nun 155 PS. Das Motorrad, auf das man besonders gespannt war, ist die Streetfighter V4, ein unvergleichliches Modell mit modernster Technologie. Sie ist eigentlich eine Panigale V4 ohne deren Verkleidung und mit einem hohen und breiten Lenker. Vom Supersport mit vier Zylindern hat sie den Motor übernommen, den Desmosedici Stradale, der auf den Erfahrungen der Ducati im MotoGP basiert. Bei der Streetfighter V4 ist der Motor auf 208 PS ausgelegt, die mit dem Kit Akrapovic nur für die Rennstrecke auf 220 PS angehoben werden können. Sie ist in zwei Versionen erhältlich: in der Standardversion und der S-Version (mit elektronischer Öhlins-Aufhängung) und kostet 19.990 Euro bzw. 22.990 Euro. Ilona Catani Scarlett
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Savoy Royal Residences. Extra-Royal.
ALL ABOUT ITALY | Magische Orte
Das Schloss von Sammezzano ist das großartigste Beispiel für orientalistische Architektur in Italien: ein unglaubliches Kaleidoskop aus Farben, Formen und Symmetrien, die den Betrachter in ferne Länder versetzen. Aber es muss schnell etwas unternommen werden, um es der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen.
Rettet den Regenbogen von Sammezzano W
enn ein Kunstwerk vernachlässigt, vor dem Blick der Besucher versteckt wird und nicht mehr bewundert werden kann, so erfüllt dieses Kunstwerk in gewissem Sinne nicht mehr die Aufgabe, für die es geschaffen wurde, nämlich etwas auszusagen und zu vermitteln und dem Sinn der Menschen für die Schönheiten der Welt ein weiteres Steinchen für ein vielschichtiges und abwechslungsreiches Mosaik zu liefern. Unter diesem Gesichtspunkt ist der heruntergekommen Zustand eines wunderbaren Bauwerks wie des Schlosses von Sammezzano wirklich ein schwerwiegender Fehler, ein Vergehen an der Gemeinschaft, die aufgrund von Misswirtschaft und schwerfälliger Bürokratie eines einmaligen architektonischen Kunstwerks beraubt wird. Das Schloss von Sammezzano liegt in der Nähe von Leccio, einem Teil der Gemeinde Reggello, die zu der Provinz Florenz in der Toskana gehört. Es handelt sich um ein Bauwerk in eindeutig orientalistischem Stil, mit Ornamenten und einer Architektur, die stark an die maurische Kunst erinnert. Das hat einen einfachen Grund: obwohl das ursprüngliche Gebäude, aus dem das heutige Schloss entstanden ist, um 1605 errichtet wurde, wurde es im 19. Jahrhundert vom Marquis Ferdinando Panciatichi Ximenes d‘Aragona, der es geerbt hatte, zwischen 1853 und 1889 restauriert und neu gestaltet. Der Marquis spanischen Ursprungs beschloss, die ästhetischen Regeln des Orientalismus‘ zu befolgen, einer kulturellen Strömung, die sich Anfang des 19. Jahrhunderts in ganz Europa ausbreitete und vor allem in Florenz großen Anklang fand. So begann Ferdinando das ursprüngliche Bauwerk, das einst ein großer Gutshof war, umzubauen und neue Säle einzurichten, wie den Eingangssaal (1853), den Korridor der Stalaktiten (1862), den Ballsaal (1867) und den zentralen Turm, auf dem die Jahreszahl 1889 eingemeißelt ist.
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Die Restaurierung des Schlosses dauerte ungefähr 40 Jahre, aber es hat sich gelohnt: das Schloss von Sammezzano ist das wichtigste und interessanteste Beispiel orientalistischer Architektur in Italien. Jeder einzelne Ziegelstein, alle Stuckaturen und Fliesen wurden vor Ort von einheimischen Handwerkern hergestellt, die sachgemäß instruiert wurden. Aber damit nicht genug. Um das Gebäude wurde ein wunderschöner Park angelegt mit der größten Baumgruppe von Sequoias in ganz Italien: 57 Exemplare von ausgewachsenen Bäumen, die alle über 35 Meter hoch sind. Darunter die sogenannte „Zwillings-Sequoia“, die 50
Wenn man durch die Säle des Schlosses von Sammezzano geht, taucht man in ein Kaleidoskop aus Farben, Formen und Symmetrien ein, die einen sofort in ferne Länder versetzen.
Meter hoch ist, einen Umfang von 8,4 Metern hat und zu dem kleinen Kreis der 150 Bäume gehört, die unter Naturoder Denkmalschutz stehen. Wenn man durch die Säle des Schlosses von Sammezzano geht, taucht man in ein Kaleidoskop aus Farben, Formen und Symmetrien ein, die einen sofort in ferne Länder versetzen. In seiner Gesamtheit ruft es fast einen psychedelischen Effekt hervor, denn die Farbenvielfalt und die exzentrische Auslegung der maurischen Kunst scheinen fast den Blick ertränken zu wollen.
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Schon in den ersten Zimmern kann der Besucher erahnen, was ihn erwartet. Vor allem der Eingangssaal, der auch der „Saal des Non Plus Ultra“ genannt wird, vermittelt den besten Eindruck. Kaum ist man eingetreten, verliert sich der Blick zwischen Tausenden von Farben, Formen und Spiegeln, die den ganzen Saal schmücken. Zwei gekrönte Wappen erinnern an die Adelsgeschlechter der Panciatichi und der Ximenes, denen der Marquis angehört. In diesem Raum findet man häufig die Initialen P.X., Panciatichi Ximenes wieder, aber oft kann man sie nur schwer erkennen, da sie perfekt in die Ausschmückungen integriert sind. Über der zentralen Türe, die zu dem anschließenden Saal der Lilien führt, befindet sich eine große, in gotischen Lettern geschriebene Inschrift, die Aufschluss über den starken Charakter des Marquis‘ gibt: „Sempre l’uom non volgare e non infame o scavalcato o inutile si spense“ (Der ehrenhafte und rechtschaffene Mensch erlosch stets unterlegen oder nutzlos). Im oberen Teil des Saales befindet sich eine großartige Galerie, eine außergewöhnliche Kassettendecke und bunte Glasfenster, durch die an sonnigen Tagen der Raum in ein einzigartiges Licht getaucht wird, das perfekt mit den Farben und den Formen der Verzierungen harmoniert. An zwei gegenüberliegenden Türen steht auf dem Balken „Non plus ultra“, was bedeutet, dass es nichts Besseres gibt, dass es keinen schöneren Ort auf der Welt gibt als diesen. Auf den Türen kann man auch das Jahr ablesen, in dem der Saal fertiggestellt wurde: „Dieser Saal wurde von Marquis Ferdinando Panciatichi Ximenes d’Aragona im Jahre des Herren 1853 erdacht und ausgeführt“. In diesem Saal wird die orientalische Architektur mit ihren leuchtenden Farben mit Elementen des Abendlandes vermischt, wie der Kassettendecke, den florentinischen Lilien und den gotischen Schriftzügen. Aber dies ist nur ein Vorgeschmack auf das optische lukullische Bankett, das das Schloss von Sammezzano den Besuchern zu bieten hat. Oder besser gesagt, bieten könnte, denn das Schloss kann zurzeit nicht besichtigt werden. Nachdem das Gebäude bis 1990 als Luxushotel fungierte, wurde es von einer englischen Gesellschaft gekauft, die es nach einer finanziellen Krise verfallen ließ. Seitdem gab es mehrere Rechtsstreitigkeiten und das Schloss wurde zur Versteigerung angeboten, was auch dazu geführt hat, dass sich einige Komitees gebildet haben, um dieses Kulturgut zu schützen und es wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ein nützlicher Kampf, der im Interesse aller geführt wird, damit die Schönheit dieses Kunstwerks nicht in Vergessenheit gerät. Lucia Mancini
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Die Labyrinth-Stadt, die das Meer umarmt Die apulische Stadt ist eine Perle Süditaliens und ein „Tor zum Orient“, welches in sich faszinierende und unbekannte Wege in einem Dialog zwischen Vergangenheit und Zukunft vereint.
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ari, süditalienisches Juwel, wurde in Form eines Adlers erbaut, der seine Flügel zum Meer hin ausbreitet. Als „Tor zum Orient“ befindet sich die Stadt zwischen zwei Welten, wodurch sie eine Kreuzung zwischen verschiedenen Kulturen ist. „Läge Paris am Meer, so wäre die Stadt ein kleines Bari“: Vom labyrinthischen Herzen des antiken Bari öffnen sich nicht zufällig Reise- und Entdeckungswege, die eine hypnotisierende Geschichte erzählen, welche zwischen der Tradition der Vergangenheit und der Perspektiven der Zukunft nie unterbrochen worden ist. Drei unterschiedliche Blicke auf Bari führen uns direkt in die Gassen hinein und bieten uns eine weitaus authentischere Seele, als die allseits bekannten Straßen. DER INSIDER - Giorgio Ventricelli „LE BARISE SO’ COME A SANDA NECOLE: SO AMANDE DE LE FRASTEJIERE“ „DIE EINWOHNER BARIS SIND WIE DER HEILIGE NIKOLAUS, SIE LIEBEN DIE FREMDEN“ Dieses apulische Sprichwort leuchtet ein, wenn man bedenkt, dass sich die Stadt Bari seit jeher in der Schwebe zwischen Orient und Okzident befindet. Dass sie zwar unter dem Himmel Apuliens liegt, aber an das östliche Mittelmeer grenzt, dessen Einflüsse überall deutlich spürbar sind. Genau deshalb solltet ihr bei eurer Ankunft gleich die russischorthodoxe Chiesa Russa Ortodossa di San Nicola aufsuchen. Ihre grünen Zwiebeltürme mit unverkennbar orientalischem Einschlag gesellen sich geradezu ungestüm zwischen die umliegenden Palazzi
und stehlen allen umgebenden Gebäuden die Show. Ein Besuch in der Kirche San Nicola ist ein absolutes Muss, denn die orthodoxe Kunst und Kultur ist ein wahrer Augenschmaus. Bari ist voll von majestätischen, geradezu herrschaftlichen Stadtpalästen wie dem Palazzo Acquedotto Pugliese hinter dem Teatro Petruzzelli. In der Nähe des Palazzo Acquedotto Pugliese findet ihr ein Aushängeschild des Streetfoods von Bari: El Focacciaro. Seine panzerotti sind eine Institution! Neben der klassischen Variante mit Tomate und Mozzarella kann man hier auch die lokalen Spezialitäten mit cime di rapa und ricotta forte probieren. Verliert euch in den gewundenen byzantinischen Straßen und ihr werdet schnell feststellen, dass es in der Altstadt Baris keine Ecke, keinen Hof, keine Gasse und keinen Bogen gibt, wo der heilige Nikolaus oder die Muttergottes nicht über euch wacht. Bari Vecchia ist wie eine Open-Air-Pinakothek inmitten von herrlichen, weiß gepflasterten Straßen, chianche genannt. Bei den chianche handelt sich um mehr als bloße Pflastersteine, sie stehen für das Bari längst vergangener Zeiten, als die Straßen noch nach Heiligen benannt wurden und sich die Einwohner lediglich an der Farbe der chianche orientierten. Die weißen Pflastersteine führten in die Stadt hinein, die schwarzen zu den Kirchen und aus der Stadt heraus. Eine Zeit, in der die Gefängnisse so überfüllt waren, dass sich Bari Vecchia in ein Gefängnis unter freiem Himmel verwandelte. Die weißen und schwarzen chianche zeigten den Sträflingen dabei an, wie weit sie sich bewegen durften. Bari ist ein Sammelbecken der Kulturen, eine Brücke wischen Orient und Okzident. Wenn euch die Magie Baris in ihren Bann gezogen hat, kommt bald wieder!
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DER INTELLEKTUELLE - Valerio Stefanori „WOHIN BRINGST DU MICH?“ „ICH BRINGE DICH NACH BARI, MEINE LIEBSTE“ Worte von Alberto Sordi und Monica Vitti aus dem italienischen Film „Polvere di Stelle“. Beide Schauspieler begleiten uns heute und zeigen uns die Magie und die Mysterien Baris. Wir folgen ihnen und der salzigen Meeresluft, die vom alten Stadtkern Baris bis zu den mittelalterlichen Türmen und den kleinen Innenhöfen weht. Und es sind exakt diese Höfe, denen die allgegenwärtigen Madonnen ihren Segen verleihen. Doch zurück zum Film „Polvere di Stelle“ von Alberto Sordi aus dem Jahr 1973, der heute für uns den Vorhang zum majestätischen Mini- Universum des Teatro Petruzzelli lüftet. Das Teatro ist das viertgrößte Theater Italiens und befindet sich auf dem Corso Cavour, einer der eleganten Prachtstraßen Baris, mitten im Murat-Viertel. Mit „Polvere di Stelle“ debütierte die Hauptstadt Apuliens als vollwertiges Mitglied unter den italienischen Filmstädten. Wir verlassen nun die Vororte Baris und kehren zurück ins Zentrum: zum Piazza del Ferrarese, wo vor dem alten Fischmarkt das Spazio Murat entstand. Es ist der kulturelle Mittelpunkt der Stadt und widmet sich der zeitgenössischen Kunst und Kultur. In seinem Inneren
Die wahre Größe Baris zeigt sich in ebendiesen kleinen Dingen. Eine Stadt, in der die Kunst nicht zum Bewundern da ist, sondern mit dem Leben der Einwohner verschmilzt. stoße ich auf den Puglia Design Store, ein Kleinod für jeden Fan moderner Kunst und genau an der Schwelle vom alten zum modernen Bari. Das Spazio Murat fördert Design „made in Apulia“ und ist in zwei Bereiche aufgeteilt: einen Concept Store, in dem man Künstler aus der Region entdecken kann, und eine Eventlocation für Ausstellungen aller Art. Zusammen mit dem ehemaligen Teatro Margherita, einem prachtvollen historischen Theater am Meer, und dem ehemaligen Fischmarkt bildet es das Epizentrum der zeitgenössischen Kunst. Die Colonna Infame, auch „Säule der Gerechtigkeit“ genannt, wurde im 12. Jahrhundert als öffentlicher Pranger für säumige Schuldner genutzt. Mit ihrem steinernen Löwen überblickt die sie die gesamte Piazza Mercantile und ist weithin sichtbar. Um den Türkenkopf, den Testa del Turco, zu finden, muss man sich etwas mehr anstrengen. Diese Büste des sarazenischen Kriegers Muffarag befindet sich über einem Bogen in der Strada Quercia 10. Die wahre Größe Baris zeigt sich in ebendiesen kleinen Dingen. Eine Stadt, in der die Kunst nicht zum Bewundern da ist, sondern mit dem Leben der Einwohner verschmilzt. Es ist einfach herrlich, sich in diesem Zauber zu verlieren.
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