Ulli Schubert
Torj채ger Timo wird entdeckt Mit Illustrationen von Wilfried Gebhard
Weitere Informationen über den Verlag unter: www.allitera.de
April 2014 Allitera Verlag Ein Verlag der Buch&media GmbH, München © 2014 Buch&media GmbH, München Herstellung: Saskia Wedhorn, München Umschlagillustration: Wilfried Gebhard Printed in Europe ISBN 978-3-86906-637-0
Inhalt Scherben, Dreck und eine Chance 7 Torpedos greifen an 20 Das erste Training 27 Jetzt geht’s los 38 Das Freundschaftsspiel 46
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Scherben, Dreck und eine Chance Mit einem Ruck reißt Timo die Haustür auf. Krachend fällt sie hinter ihm wieder ins Schloss. Er ist wütend. Stinkwütend. Und er hat Schiss. So viel Schiss, wie ein Junge nur haben kann, wenn er gerade eine sehr teure Vase in zehntausend sehr teure Splitter verwandelt hat. Timo schließt die Augen und sieht noch einmal in Zeitlupe, wie der Ball von dem Hubbel an der Wand zur Seite wegspringt. Anstatt in seine Arme fliegt er durch die offene Tür, rollt über den Flur hinein ins Wohnzimmer und
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prallt genau gegen diesen komischen modernen Ständer mit der Blumenvase. Der Ständer kippelt, die Vase kommt ins Rutschen … Timo kneift die Augen ganz fest zu. Aber er denkt nicht daran, sich auch die Ohren zuzuhalten. Und so hört er in seiner Phantasie noch einmal das furchtbare laute Klirren. Oh Mann, hat Timo Schiss! Außerdem ist er wütend. Auf Lasse. Lasse ist sein Freund. Das heißt: Lasse ist sein Freund gewesen. Bis vor fünf Minuten. Denn Lasse ist vor Schreck ganz blass geworden. Er hat Timo die Schuld gegeben, dass die Vase kaputt ist. Ihm ganz allein. So ein Quatsch. Gut, Timo hat den Ball immer wieder gegen die Wand geworfen, obwohl Lasse gesagt hat, dass er damit aufhören soll. Okay, Timo hat versucht, den Hubbel an der Wand zu treffen, obwohl Lasse ihn gewarnt hat, dass der Ball dann zur Seite wegspringt. Aber deswegen ist Timo doch nicht alleine schuld. Der Ball zum Beispiel, der die Vase kaputtgemacht hat, gehört Lasse! Aber davon wollte der nichts hören. Timo ist schuld – Schluss, aus, basta. Oh Mann, ist Timo wütend! Im ersten Stockwerk wird geräuschvoll das Fenster geöffnet. Timo blickt hoch und sieht, dass Lasse seinen Kopf heraussteckt. „Hau bloß ab, du Blödmann!“, ruft er. „Ich kriege einen Haufen Ärger, und das ist deine Schuld! Aber das werde ich Mama sagen. Du musst die Vase bezahlen!“ 8
Lasse steckt die Zunge raus und zieht eine furchterregende Fratze. Timo steckt die Zunge noch viel weiter raus und macht eine viel hässlichere Fratze. Rummms! Das Fenster knallt wieder zu. Lasse verschwindet. Und Timo marschiert nach Hause. Unterwegs überlegt er, wie lange er wohl sparen muss, bis er die Vase bezahlen kann. Einhundert Euro kostet die, hat Lasse gesagt. Mindestens! Timo bekommt vier Euro Taschengeld in der Woche. Im Monat sind das 16 Euro. Manchmal, wenn ein Monat fünf Sonntage hat, sind es sogar 20 Euro. Sonntag ist nämlich Taschengeld-Tag. Timo rechnet und rechnet. Sein Kopf fängt schon an zu qualmen. Da hört er lieber auf. Er kommt zwar in wenigen Wochen schon in die vierte Klasse, aber Rechnen ist nicht gerade sein Lieblingsfach. Einhundert Euro – das ist sehr viel! Timo schätzt, dass er sehr lange auf sein Taschengeld verzichten muss. So ungefähr zwanzig Jahre. Mist! Das tolle Fußball-Sticker-Album, das er unbedingt haben muss und für das er schon seit zwei Wochen spart, kann er jetzt natürlich vergessen. Timo wird noch wütender. Er ballt die Faust. Am liebsten würde er irgendwo reinschlagen! 9
„Vorsicht!“, hört er plötzlich eine Stimme rufen. Timo dreht sich um und sieht etwas auf sich zufliegen. Blitzschnell reißt er den Arm mit der Faust hoch und boxt das Ding hoch in die Wolken. Er guckt hinterher. Es steigt höher und höher, bleibt ganz oben im Himmel stehen und fällt dann kerzengerade wieder herunter. Wie ein Torwart fängt Timo das Ding auf und drückt es an die Brust. Es fühlt sich an wie – ein Fußball! „Wo kommt der denn her?“, denkt Timo.
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„He, super gehalten!“, hört er in dem Moment die Stimme wieder rufen. Timo blickt sich suchend um. Auf der anderen Straßenseite ist ein kleiner Fußballplatz. Fünf Jungs stehen dort am Maschenzaun und stecken ihre Nasen durch die breiten Löcher. Sie sind ungefähr so alt wie Timo und starren ihn bewundernd an. Doch plötzlich fangen sie an zu tuscheln. Sie sehen dabei immer wieder zu ihm rüber. 11
Timo kriegt ein bisschen Angst. Immerhin sind die zu fünft. Aber er läuft nicht davon. Die Jungs sind weit weg. Und sie sehen eigentlich auch nicht besonders gefährlich aus. Weglaufen kann er ja immer noch. Aber sicher ist sicher. Breitbeinig wie ein Cowboy steht Timo mitten auf dem Weg. Er klemmt den Ball unter den einen Arm. Die Hand des anderen Arms stemmt er ganz lässig in die Hüfte. Dabei guckt er so cool er nur kann. „Komm her!“, ruft einer der fünf. „Ich bin doch nicht blöd“, denkt Timo und schüttelt den Kopf. „Bring schon den Ball her!“ „Holt ihn euch doch selber!“, ruft Timo. Oh, das hätte er lieber nicht sagen sollen. Denn die Jungs klettern tatsächlich durch ein riesiges Loch im Zaun und überqueren die Straße. Sie umringen Timo und mustern ihn neugierig. „Was guckt ihr denn so?“, fragt Timo. Die Jungs geben keine Antwort. Langsam wird Timo mulmig zumute. Aber jetzt ist es zu spät, um abzuhauen. „Okay, Angriff ist die beste Verteidigung“, denkt Timo. Er kneift seine Augen zusammen, bis sie nur noch schmale Schlitze sind. Wenn ein Mann im Fernsehen so guckt, sieht das immer total gefährlich aus. Meistens machen sich die Gegner vor Angst in die Hosen. Aber leider ist Timo noch kein Mann. „Ist dir was ins Auge geflogen?“, fragt einer der Jungs. „Blödkopf“, denkt Timo und versucht gleich, noch ein 12
bisschen böser auszusehen. Aber es will einfach nicht klappen. „Du musst nach innen reiben“, schlägt der Junge vor. „Immer zur Nase hin.“
Timo gibt auf. Er tut so, als sei ihm tatsächlich etwas ins Auge geflogen und wischt ein bisschen darin herum. „Alles wieder okay?“, fragt der größte der Jungs. Timo nickt. 13
„Den Ball hast du super gehalten“, sagt der Junge. „Ja, du hast uns gerettet“, fällt ein anderer ein. „Wenn du den Ball nicht aufgehalten hättest, wäre er bestimmt in die Schaufensterscheibe geflogen!“ Timo sieht sich um. Erst jetzt bemerkt er, dass er genau vor einer Weinhandlung steht. „Oh, das wäre aber schön teuer geworden“, denkt er und grinst die Jungs an. Obwohl er immer noch nicht weiß, was die eigentlich von ihm wollen. „Willst du bei uns mitspielen?“, fragt in dem Moment der größte der Jungs. „Mitspielen?“, fragt Timo überrascht zurück. „Ich?“ „Ja“, sagte der Junge. „Wir können noch einen guten Torwart gebrauchen.“ Timo denkt kurz nach. Warum eigentlich nicht? Bis zum Abendbrot ist noch jede Menge Zeit. „Okay“, sagt er und läuft mit den anderen Jungs auf den Fußballplatz. „Ich heiße übrigens Niclas“, sagt der größte der Jungs. „Ich heiße übrigens Timo“, sagt Timo. Niclas erklärt die Regeln. „Wir spielen auf ein Tor. Eine Mannschaft verteidigt, die anderen sind die Angreifer. Wenn der Ball ins Aus geht, wird gewechselt. Dann stürmen die Verteidiger und die Stürmer müssen verteidigen. Verstanden?“ Timo nickt. Schnell sind zwei Mannschaften gewählt. Timo spielt zusammen mit Niclas und Malte. Die Jungs in der anderen Mannschaft heißen Benni, Hakan und Philipp. 14
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