Allitera Verlag
Rundfunk Schmankerl
Archiv-Fundst端cke aus 端ber 90 Jahren
Herausgegeben von Bettina Hasselbring
Allitera Verlag
Weitere Informationen über den Verlag und sein Programm unter: www.allitera.de
September 2014 Allitera Verlag Ein Verlag der Buch&media GmbH, München © 2014 Buch&media GmbH, München Umschlaggestaltung unter Verwendung der Titelseite des Sommerprogramms des Bayerischen Rundfunks 1958 Printed in Europe · isbn 978-3-86906-654-7
Grußwort des BR-Intendanten Ulrich Wilhelm In diesem Jahr kann der Bayerische Rundfunk gleich mehrere Jubiläen feiern: Vor 90 Jahren wurde erstmals Radio in Bayern ausgestrahlt. Vor 65 Jahren folgte die Gründung des Bayerischen Rundfunks als Anstalt des öffentlichen Rechts. Vor 60 Jahren war erstmals Fernsehen in Bayern zu sehen. Vor 50 Jahren ging dann unser Bayerisches Fernsehen auf Sendung. Wir begehen diese Jubiläen auf verschiedene Arten. Eine davon sind die »RundfunkSchmankerl« mit Fundstücken aus über 90 Jahren, die das Historische Archiv unseres Hauses als »Gedächtnis des Rundfunks« in liebevoller Arbeit zusammengestellt hat: Mit besonderen, oft überraschenden, häufig auch amüsanten Episoden und Bildern, die Lust machen auf den Rundfunk, seine Programme und Menschen. Das Historische Archiv knüpft damit an frühere Jubiläumsschriften an. Besonders hervorzuheben ist sicher die 1949 entstandene erste Jubiläumsschrift: »So lang der alte Pe…«, ein Rückblick auf den damals 25 Jahre alten Hörfunk in Bayern. Rudolf von Scholtz, der erste Intendant des Bayerischen Rundfunks, schrieb in seinem Geleitwort über das Konzept und die Autoren: »Bald ist Ihnen etwas Nachdenkliches oder Bedeutsames in die Finger geraten und bald mehr der Spaß oder der simple Alltag, hier etwas Technisches und da etwas Persönliches; Vergangenheit, Versuche, Aussichten.« Ganz ähnlich ist es auch im vorliegenden Werk. Es dokumentiert viele schöne Geschichten, die den damaligen Alltag der Rundfunkarbeit zeigen: Wie beispielsweise aus Pausenzeichen, die zunächst Lückenbüßer waren, mit der Zeit kleine Kunstwerke wurden. Oder wie es Ende der 1960er-Jahre eine Sendung im Hörfunk gab, die nur an die Herren gerichtet war – mit der Folge, dass der Sprecher die Damen bat, doch jetzt bitteschön umzuschalten … Ich wünsche Ihnen eine unterhaltsame Lektüre!
5
Vorwort der Herausgeberin Bettina Hasselbring »Sie sollten sich was schämen«, schreibt eine Hörerin 1932 an den Rundfunk, weil dieser zu ihrem 80. Geburtstag nur eine Grammophon-Platte von Caruso aufgelegt hatte, anstatt den Opernstar live vors Mikrofon zu holen. Dieses »Fundstück Nr. 19« wird im März 2013 auf Facebook innerhalb eines Tages unzählige Male kommentiert und »geliked«. Auch persönlich sprechen mich Kolleginnen und Kollegen im Funkhaus immer wieder an und erzählen, dass sie sich köstlich amüsiert haben über Radiohäubchen für Damen, das Herrenmagazin, gefährlich lebende Schwarzhörer, geschwätzige Moderatoren, ideale Frauen oder etwa die »Zehn Gebote für den Rundfunk« aus dem Jahr 1946, in denen folgende Devise ausgegeben wird: »Ein Mensch, der die Wahrheit fürchtet oder neue Methoden, der nicht bereit ist, alles anzupacken, sollte nicht im Rundfunk arbeiten.« Unternehmensgeschichte ist in. Tradition prägt den Charakter und Geist eines Unternehmens. Der Bayerische Rundfunk kann auf seine inzwischen über 90-jährige Geschichte stolz sein. Mit unterschiedlichen rundfunkhistorischen Projekten trägt das Historische Archiv zur Corporate Identity bei. Eine dieser Aktionen sind die Fundstücke, die im Februar 2012 als neue Serie im Intranet starteten, inzwischen aber auch über BR.de und auf den Facebook-Seiten des Bayerischen Rundfunks veröffentlicht werden. In (un)regelmäßigen Abständen präsentiert und kommentiert das Historische Archiv seitdem einige seiner Schätze – Dokumente, Fotos oder sonstige lustig-skurrile Objekte – aus der Programm- und Unternehmensgeschichte. Kleine Episoden zum Schmunzeln und Staunen aus Radio und Fernsehen, aus Politik, Sport und Kultur, aus Technik und Verwaltung, aus Sicht eines Intendanten und der Hörer und Zuschauerinnen. Keine leichte Aufgabe, aus einem Fundus von allein 70 000 Aktenordnern und insgesamt über 10 000 Sammlungsbeständen passen-
6
de Dokumente zu finden, aber auch ein bleibendes Vergnügen, noch Unentdecktes nach und nach ans Tageslicht zu fördern. Die Fundstücke entstehen in Teamarbeit. Die meisten Rundfunk-Schmankerl verfasste außer mir meine Kollegin Sabine Rittner, der ich allen voran zu danken habe. Mein Dank geht auch an Carolin Freund, Phillip Kömle, Jan-Hendrik Höltje und Waltraud Künstler, die einzelne Texte beisteuerten oder Korrektur lasen, sowie an Antje-Susan Pukke, welche den Anstoß gab, die Fundstücke im Intranet zu veröffentlichen. Ebenso sei den Kolleginnen und Kollegen aus Bild-, Hörfunk-, Fernseh- und Zeitungsarchiv gedankt für gelegentliche trimediale Unterstützung. Dass aus den Online-Beiträgen ein gedrucktes Buch mit 35 ausgewählten ArchivSchätzen werden konnte, verdanken wir Alexander Strathern und Dietlind Pedarnig vom Allitera Verlag.
7
Faschingsgaudi Bereits ein knappes Jahr nach dem Sendestart der Deutschen Stunde in Bayern am 30. März 1924 machte sich die »Bayerische Radiozeitung« über die Hörerreaktionen lustig. Schon damals war den Programmmachern wohl klar, dass der Auftrag der »drahtlosen Unterhaltung und Belehrung« nicht ganz einfach auszuführen war. Unter dem Titel »Faschingsgaudi« stand in der Februar-Ausgabe von 1925 zu lesen: »Am Faschingsdienstag sind unsere Büros zur Entgegennahme von Beschwerden über das Programm der Sendestelle geöffnet. Vor dem Eintritt muss sich der Beschwerdeführer einer Leibesvisitation auf etwa mitgeführte Pistolen, Messer von mehr als 1 Meter Länge, Handgranaten, Maschinengewehre und Minenwerfer unterziehen. Beim Eintritt hat jeder Besucher eine Beschwerdekarte zu 4 M. zu lösen. Wird die Beschwerde als gerechtfertigt anerkannt, dann erhält der Beschwerdeführer den letzten Monats-Postbeitrag von 2 M. zurückvergütet, die anderen 2 M. werden zur Verbesserung des Programmes einbehalten. Wird die Beschwerde als ungerechtfertigt abgewiesen, dann zahlt der Beschwerdeführer noch 1 M. Buße zur Anschaffung von Rundfunkgeräten für zufriedene Hörer.
8
Für folgende Arten von Beschwerden sind gesonderte Büros eingerichtet: 1. Beschwerden über zuviel klassische ( = traurige) Musik. 2. Beschwerden über zuviel seichte ( = lustige) Musik – Shimmy, Foxtrott, Straußwalzer usw. 3. Beschwerden über zu langes Senden am Abend.
9
4. Beschwerden über zu kurzes Senden. 5. Beschwerden über den Ansager. 6. Beschwerden über die ›preußische‹ Ansagerin. (In München) 7. Beschwerden über alle beide. 8. Beschwerden über zu lange Pausen. 9. Beschwerden über Störung des Auslandsempfangs durch zu kurze Pausen. 10. Beschwerden über zu wenig Humor. 11. Beschwerden wegen Kränkung bestimmter Berufe, Altersklassen, Geschlechter, Konfessionen usw. durch humoristische Vorträge und Witze. 12. Beschwerden über den ›Süddeutschen Rundfunk‹, weil die Hamburger oder Wiener ihr Programm nicht so rechtzeitig senden, daß es in die Zeitung aufgenommen werden kann. 13. Beschwerden über Senderstörungen, weil der Detektor nicht funktioniert. 14. Beschwerden überhaupts, besonders über die unglaublichen Zustände bei der Sendegesellschaft, weil sie noch kein Ballett aus dem Staatstheater auf den Rundfunk übertragen und noch keinen Zahnarzt angestellt hat, der Zähne schmerzlos durch den Rundfunk zieht. Etwaige Ansammlungen vor unseren Geschäftsräumen verhindert die Feuerwehr, die in Stärke von mehreren hundert Mann mit einer Schlauchlänge von 2 Kilometer ausrückt und bei Bedarf mit sehr dicken Wellenlängen senden wird! Ahoi.«
10
11
Schwarzhörer leben gefährlich »Hier ruht der Radiobastler Rolf Schmitz, Er hörte ›schwarz‹ – dann erschlug ihn der Blitz.« Es war jedoch kein göttliches Strafgericht, dass den Schwarzhörer Schmitz ereilte. Er war selbst schuld – hatte doch die Antenne seines Schwarzempfängers den Blitz angelockt. In den 1920er-Jahren gab es eine große Zahl von Menschen, die nicht als Rundfunkteilnehmer und -teilnehmerinnen gemeldet waren und doch Radio hörten. Eigentlich musste beim Kauf eines Radios nachgewiesen werden, dass man ordnungsgemäß angemeldet war. Mit etwas technischem Wissen und den frei erhältlichen, kostengünstigen Bauteilen war es möglich, einen simplen Detektorempfänger nachzubauen und so Radiosignale zu empfangen. Mit diesen nicht genormten und nicht geprüften Geräten konnte die Rundfunkgebühr von zwei Reichsmark umgangen und »schwarz« gehört werden.
12
13
14
Dieses Buch bestellen: per Telefon: 089-13 92 90 46 per Fax: 089-13 92 9065 per Mail: info@allitera.de
Weitere Informationen über den Verlag und sein Programm unter:
www.allitera.de www.facebook.com/AlliteraVerlag
Allitera Verlag Allitera Verlag • Merianstraße 24 • 80637 München info@allitera.de • fon 089-13 92 90 46 • fax 089-13 92 90 65 www.allitera.de • www.facebook.de/AlliteraVerlag
•