lyrikedition 2000 begründet von Heinz Ludwig Arnold †
Allitera Verlag
Robert Höpfner, geboren 1954 in München, lebt in Grassau/ Chiemgau und ist dort Verwaltungsleiter der Marktgemeinde. Bisherige Veröffentlichungen u.a.: »Querfeldein« (1994), »Die mythischen Orte sterben aus« (1998), »Die Fliege im Brennholz» (2000); zudem zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien.
Robert Höpfner
Grillen zirpen in Plastikschachteln Gedichte · Lyrische Prosa
LYRIK EDITION 2000
Weitere Informationen über den Verlag und sein Programm unter: www.allitera.de Weitere Informationen über die Lyrikedition 2000 unter www.lyrikedition-2000.de
März 2012 Allitera Verlag Ein Verlag der Buch&media GmbH, München © 2012 Buch&media GmbH, München Umschlaggestaltung: Kay Fretwurst, Freienbrink Printed in Germany · isbn 978-3-86906-321-8
Dieses Buch schließt eine Lücke. Sie war so groß wie die Welt, die es beschreibt.
Biografie Ich wurde geboren am 2. März 1954 einem Faschingsdienstag in München. Meine Eltern gaben mir einen Namen nämlich Robert (nicht übel). Der Rest ist schnell erzählt …
I. Brosamen
Brosamen Auf die Minute ist es zur Stelle, das Taubenpaar früh um sieben vor der Bäckerei wenn die Semmeln geliefert werden. Bis zur Tür spüren die beiden noch die kleinsten Krümel auf zielstrebig, immer auf der Hut vor klatschenden Händen und der achtlosen Gangart des Alltags. Nachmittags um drei gibt es noch einmal Brosamen für die Nichtswürdigen. An den Tagen aber an denen die Glocken laut läuten irren sie ungläubig umher.
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Viel zu lange lagerte das Kiefernholz hinterm Haus. Heute habe ich die Axt angelegt. Schlag für Schlag kamen sie zum Vorschein – dicke weiße Raupen in ihren engen Katakomben. Viel ist es nicht wert sagtest du mit splitternder Stimme.
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Angenehm HĂźfthohes Sommergras. Die Sonne brennt hernieder auf flirrende StraĂ&#x;en. Angenehm ist es im Gartencenter wo die Grillen zirpen in kleinen Plastikschachteln.
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Rotkehlchen Lautlos das Kehlchen zerbissen – liegt da federleicht und wird doch nie wieder fliegen. Rote Federn folgen den Spuren der Katze.
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Menschliche Züge Nach dem Ende der großen Pause fallen vom nahen See Möwen in den Schulhof ein: Da eine Krume, dort ein Wurstrest – flugs erbeutet in der Schar. Eine macht sich unbemerkt davon mit einem großen Stück Semmel. An ruhiger Stelle würgt sie minutenlang den Brocken hinunter. Die Krähe am Rande des großen Parkplatzes: Mit Schnabel und Krallen reißt sie beherzt eine weggeworfene Fastfood-Tüte auf. Der Rest bleibt verborgen.
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Hochwasser Über dem Badesteg schwimmen Fische. Auch die Enten haben einen erhobenen Blick. Blumen die am Rande stehen, blühen weiter unter Wasser. Die Rettungsringe hängen hilflos in den Seilen.
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