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Thomas Schmid bei Allitera: Blöde Mütze Der Simon und sein Bazi, 22 Lausbubengeschichten

THOMAS SCHMID, 1960 in Landshut/Bayern geboren, wollte als Kind entweder Stuntman oder Schriftsteller werden – und ist heute als freier Autor tätig. Seine Bücher sind mal frech und komisch wie Der Engel Berti, mal einfühlsam und authentisch wie Blöde Mütze! und mal wundervoll warmherzig und heiter wie die Geschichten von Erlemännchen und Blindenmaus. Aus Schmids Feder stammt auch die erfolgreiche Buchreihe Die Wilden Küken. Die Verfilmung seines Jugendromans Blöde Mütze! hat zahlreiche Preise gewonnen. Außer Büchern für Kinder und Jugendliche schreibt er auch Radiogeschichten. Mit Die Wilden Hühner und das Leben machte er sich auch als Drehbuchautor für Kinofilme einen Namen. Als Co-Autor des Drehbuchs Wintertochter wurde er mit einem 'Goldenen Spatz' und dem 'Kindertiger' ausgezeichnet.

REBECCA SCHMID wurde 1984 in München geboren. Sie besuchte die Fachoberschule für Gestaltung in Straubing, machte ihren Abschluss als Keramikgestalterin an der Staatlichen Keramikfachschule in Landshut und erwarb dort auch den Meistertitel für Keramik an der Handwerkskammer. Im Zuge ihrer Ausbildung nahm Rebecca Schmid als Malerin am Offenen Atelier teil und präsentierte sich mit ihren Kunstwerken in verschiedenen Ausstellungen. Derzeit studiert sie an der Fachhochschule Landshut Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Interkulturelle Kompetenz. Rebecca ist die Tochter von Thomas Schmid und hatte als Kind auch so einen unsichtbaren Bazi …


Thomas Schmid

Band 2 22 weitere Lausbubengeschichten

Mit Illustrationen von Rebecca Schmid


Weitere Informationen über den Verlag und sein Programm unter: www.allitera.de

Februar 2016 Allitera Verlag Ein Verlag der Buch&media GmbH, München © 2016 Thomas Schmid © 2016 Buch&media GmbH, München Umschlaggestaltung: Kay Fretwurst, Freienbrink unter Verwendung einer Illustration von Rebecca Schmid Printed in Europe · ISBN 978-3-86906-769-8


Erste Bazigeschichte

7 Maskenzwang

Zweite Bazigeschichte 12 Dummköpfe

Dritte Bazigeschichte 16 Geschäfte

Vierte Bazigeschichte 20 Vergessenes Turnzeug

Fünfte Bazigeschichte 24 Lehrreicher Spaziergang

Sechste Bazigeschichte 29 Finderlohn

Siebte Bazigeschichte 33 Indianerherz

Achte Bazigeschichte 37 Kopiergerät

Neunte Bazigeschichte 41 Kampf der Galaxien

Zehnte Bazigeschichte 45 Schwimmkurs

Elfte Bazigeschichte 50 Frau Haslinger ist boof Zwölfte Bazigeschichte 54 Anglerpech

Dreizehnte Bazigeschichte 59 Autowäsche

Vierzehnte Bazigeschichte 63 Große und kleine Gäste

Fünfzehnte Bazigeschichte 68 Besuch von Jack

Sechzehnte Bazigeschichte 73 Himmel und Hölle

Siebzehnte Bazigeschichte 77 Schiffstau

Achtzehnte Bazigeschichte 81 Die allerschönste Murmel

Neunzehnte Bazigeschichte 85 Der rote Rennwagen Zwanzigste Bazigeschichte 90 Superduper Winterstiefel

Einundzwanzigste Bazigeschichte 95 Duftkerzen Zweiundzwanzigste Bazigeschichte 100 Advent, Advent



Erste Bazigeschichte

Der Simon und sein Bazi standen auf dem Pausenhof neben Ann-Sophie. Das heißt, eigentlich stand nur der Simon neben Ann-Sophie, denn den Bazi gab es ja nicht wirklich. Keiner konnte diesen Bazi hören oder sehen. Nur Simon natürlich. Der schon. „Alle Gäste sollen maskiert kommen!“, sagte Ann-Sophie und biss von ihrem Pausenbrot ab. „Das Thema ist Märchenland!“ „Ich komm als Cowboy“, flüsterte der Bazi. „Ich komm als Cowboy“, sagte Simon laut zu Ann-Sophie. Und Ann-Sophie nickte. Als Simon nach der Schule heimkam, telefonierte Mama gerade mit der Mutter von Ann-Sophie. Sie legte auf, wuschelte Simon durch die Haare und kletterte dann sofort auf den Speicher. Mit einer großen Plastiktüte in der Hand kam sie wieder herunter. In der Tüte war ein Prinzenkostüm. Mama setzte Simon eine kleine Krone mit Gummiband auf den Kopf und hielt ihm ein Rüschenhemd vor. „Perfekt!“ Sie lächelte. „Der Prinz vom Märchenland!“ 7


„Blödes Kostüm“, sagte der Bazi. „Ich will aber einer mit Pistole sein!“, sagte Simon. Aber Mama war gegen Pistolen. „Herr Prinz!“, sagte sie und schob Simon in die Küche. „Euer Mittagessen ist schon serviert!“ Während Simon die Fischstäbchen in kleine Stücke schnitt, ging Mama in den Keller und steckte das Prinzenkostüm in die Waschmaschine. Am Nachmittag traf Simon sich mit Dominik auf dem Spielplatz. Dominik hatte eine neue Laser-Weltraumpistole dabei. Eine, die sogar leuchtete und dieselben Geräusche von sich gab wie die Weltraumpistolen in Dominiks

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Videofilmen. Weil seine Eltern beruflich viel unterwegs waren, passte meistens seine ältere Schwester auf ihn auf. Dominik durfte sich alles im Fernsehen anschauen, was er wollte und bekam ständig so coole Geschenke, auch ohne Geburtstag oder Weihnachten. Genau wie Simon war auch Dominik zu Ann-Sophies Party eingeladen. „Ich geh als Sternenkrieger“, sagte Dominik. „Mit einer Laser­pistole. Und du?“ Simon zuckte mit den Schultern und rutschte von der Rutschbahn. „Sag schon!“ Dominik schaute ihn abwartend an. „Als Prinz“, murmelte Simon und bohrte mit dem Fuß in den Sand. Dominik grinste. „Ein Prinz war ich im Kindergarten! Jetzt bin ich ein Sternenkrieger!“ Und dann schoss er mit seiner Laserpistole wie wild um sich. Beim Abendessen fragte Simon Mama und Papa, ob er nicht doch was mit Pistole sein könnte. Aber Mama und Papa waren gegen Waffen. „Mist“, zischte der Bazi. Simon seufzte. Die ganze Nacht musste er darüber nachdenken, dass er kein Prinz sein wollte. Aber am nächsten Tag steckte Mama Simon in sein Kostüm und fuhr ihn zu Ann-Sophie. In seinem Rüschenhemd und mit der kleinen Krone auf dem Kopf stieg Prinz Simon aus dem Auto. „Ich geh allein rein“, sagte er zu Mama, winkte ihr zu und ging durch das Gartentor. Kaum war Mama weg, lief Simon, anstatt zu Ann-Sophies 9


Haustür, zu dem kleinen Gartenhäuschen und huschte hinein. Aus dem Wohnhaus drang Musik. „Runter mit den Klamotten“, wisperte der Bazi. Simon zog das Rüschenhemd aus und wickelte darin die Krone ein. Dann stopfte er das Kostümbündel in eine Ecke des Gartenhäuschens. Gerade wollte er Richtung Haus laufen, da prallte er mit Franziska zusammen. „Simon? Was machst du denn hier?!“, fragte Franziska. Sie war auch nicht verkleidet. „Nichts“, sagte Simon. Eine Weile standen sie zwischen Haus und Gartenhäuschen und schauten in die Luft. „Du hast ja auch kein Kostüm“, sagte Simon. Franziska überlegte einen Augenblick. „Doch, aber nichts verraten!“ Sie führte Simon hinter die Büsche neben dem Gartenhäuschen. An einem Ast hing eine Plastiktüte.

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Franziska griff rein und holte eine Monstermaske raus. „Die ist von meinem Bruder. Aber ich bin doch nicht blöd und geh als Monster.“ Simon überlegte. „Komm mit, aber du darfst auch nichts verraten!“ Er huschte mit Franziska ins Gartenhäuschen und zeigte ihr sein Prinzenkostüm. „Ist die aber niedlich“, sagte Franziska, als sie die kleine Krone sah. Da hatte der Bazi eine Idee. Und wenig später klingelten Franziska und Simon an der Haustür. AnnSophie machte auf. „Hallo“, sagte Franziska, „ich bin Prinzessin Franziska die Erste!“ Sie machte einen Knicks. „Und ich bin Simon“, sagte der Bazi, „das Monster des Grauens!“ „Und ich bin Simon, das Monster des Grauens!“, sagte auch Simon und knurrte dabei ganz gefährlich. Aber unter der Maske lachte er. Und der Bazi natürlich auch.

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Zweite Bazigeschichte

Der Simon und sein Bazi warteten auf Papa. Das heißt, eigentlich wartete nur Simon, denn den Bazi gab es ja nicht wirklich. Keiner konnte diesen Bazi hören oder sehen. Nur Simon natürlich. Der schon. Papa schleuderte seine Aktentasche ins Auto. „Ignoranter Dummkopf“, stieß Papa wütend hervor und stopfte etliche eingerollte Baupläne in den Kofferraum. Papa war Bauzeichner und in all die Pläne hatte er über Nacht Sachen reinzeichnen müssen. „Was ist ein ignoranter Dummkopf?“, fragte der Bazi. „Was ist ein ignoranter Dummkopf?“, fragte Simon. Aber Papa hörte ihm nicht zu. Simon wusste natürlich, was ein Dummkopf war und dass Papa den Chef meinte. Aber was ein ignoranter Dummkopf war, das wusste Simon nicht. „Was heißt ignoranter?“, fragte er nach und warf seinen Schulranzen auf die Rückbank. Aber Papa erklärte es ihm nicht, sondern schimpfte die ganze Fahrt vor sich hin, bis er Simon vor dem Schulhaus rausließ. Vor der Klassenzimmertür stolperte Simon fast über Do12


miniks ferngesteuertes Auto. Es war ein Polizeiwagen, auf dem ein Blaulicht blinkte. „Tatütatütatü!“, machte Dominik und sagte: „Du bist verhaftet, Simon!“ Er drehte an der Fernsteuerung in seiner Hand und lenkte das Polizeiauto ins Klassenzimmer. Simon lief hinterher und gleichzeitig fiel ihm siedend heiß ein, dass Frau Haslinger gestern ja gesagt hatte, sie sollten heute ihr Lieblingsspielzeug mitbringen. Dominik hatte dran gedacht. Alle anderen Kinder hatten auch dran gedacht. Das ganze Klassenzimmer war voller Spielzeug. Nur Simon hatte es vergessen. Sicher würde Frau Haslinger schimpfen. „Aber du hast doch mich“, flüsterte der Bazi. Da fiel Simon ein Stein vom Herzen. Aber natürlich! Er hatte ja den Bazi! Frau Haslinger ging durch die Reihen und schaute sich an, was die Kinder dabeihatten. „Aber warum hast du denn nichts mitgebracht, Simon? Hast du kein Lieblingsspielzeug?“ „Doch!“ Simon grinste. „Den Bazi hab ich dabei!“ „Ich seh aber nichts“, sagte Frau Haslinger. Ihre Lehrerinnenaugen wurden ganz schmal. Simon konnte beteuern, so viel er wollte, Frau Haslinger glaubte ihm nicht. Und je weniger sie ihm glaubte, desto wütender wurden er und der Bazi. „Wenn du vergessen hast, dein Lieblingsspielzeug mitzubringen“, sagte Frau Haslinger, „dann musst du es auch zugeben und nicht einfach was daherlügen!“ Simon war jetzt stinksauer. Er öffnete den Mund, um sich erneut zu verteidigen. „Aber, Frau Haslinger …“, mehr fiel ihm nicht ein. 13


„Sie sind ein ignoranter Dummkopf!“, zischte der Bazi. „Sie sind ein ignoranter Dummkopf!“, sagte auch Simon. Ganz laut. Ausgerechnet zu Frau Haslinger, die er doch so gerne mochte. Als Papa am Abend von der Arbeit nach Hause kam, hob er Simon hoch und setzte ihn auf seinen Schoß. „Weißt du, Simon, ich war heute Morgen viel zu aufgebracht, um dir das zu erklären … weil mein Chef Unmögliches von mir verlangt hat, was keiner allein über Nacht schaffen kann … Jedenfalls, ein ignoranter Dummkopf, das ist jemand, der etwas nicht einsieht, was doch eigentlich jeder einsehen müsste.“ 14


„Ich weiß“, sagte Simon. Da war Papa überrascht. „Woher denn?“ „Aus der Schule“, antwortete Simon. „Da gibt’s das auch.“ Und dann holte er den Brief raus, den ihm Frau Haslinger mitgegeben hatte. Erst zog Papa die Stirn in Falten, dann aber strich er Simon über den Kopf. „Na ja, da kann ich ja wohl noch nicht mal schimpfen, wo ich dir das doch selbst vorgesagt habe.“ Er seufzte noch ein paar Mal und danach telefonierte er mit Frau Haslinger.

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Dritte Bazigeschichte

Der Simon und sein Bazi ärgerten sich. Das heißt, eigentlich ärgerte sich nur Simon, denn den Bazi gab es ja nicht wirklich. Keiner konnte diesen Bazi hören oder sehen. Nur Simon natürlich. Der schon. Simon war sauer, weil Dominik nur diejenigen in seiner Baseballmannschaft mitmachen ließ, die einen eigenen Schläger und Fanghandschuh hatten. Dominik hatte so viel Taschengeld, dass er sich alles kaufen konnte, was er wollte. In Simons Sparbüchse waren genau 10 Euro. Aber die billigste Baseballausrüstung kostete 20 Euro. „Nimm dir die restlichen 10 Euro halt aus dem Geldbeutel von Mama“, flüsterte der Bazi. Aber Simon schüttelte den Kopf. Er hatte eine bessere Idee, wie er zu Geld kommen konnte. Sofort setzte er sich hin und machte eine Fleißaufgabe. Eine ganze Seite Schönschrift. Damit ging er zu Ann-Sophie. „25 Cent“, sagte er. Ann-Sophie überlegte kurz und nickte dann. Sie gab ihm die 25 Cent. 16


Am nächsten Schultag zeigte Ann-Sophie die Fleißauf­ gabe Frau Haslinger. Für Fleißaufgaben oder wenn man im Unterricht was besonders Kluges sagte, bekam man einen Marienkäfer von der Lehrerin. Keinen echten, sondern ein rot bemaltes Steinchen mit schwarzen Punkten drauf. Und weil dies Ann-Sophies zehnter Marienkäfer war, konnte sie sogar ein Bildchen einheimsen. Diese Bildchen, oft mit einem Gedicht oder einer kleinen Geschichte darunter, waren sehr begehrt. Für Ann-Sophie war es schon das dritte. Simon hatte erst eins und Dominik noch gar keins. Das

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wurmte Dominik. Aber er schaffte es einfach nie, eine Fleißaufgabe hinzukriegen oder im Unterricht was besonders Kluges zu sagen. Simon war ziemlich gut aufgelegt. 25 Cent hatte er schon verdient, immerhin ein Anfang. Gleich nach der Schule lief er ins Schreibwarengeschäft. Er brauchte mehr Tintenpatronen für all die Fleißaufgaben, die er noch schreiben und verkaufen wollte. Frau Haslinger war auch gerade im Geschäft. Sie kaufte ein in durchsichtige Folie eingeschweißtes Päckchen. Simon glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Es waren Bildchen. Die heißbegehrten, super wertvollen Bildchen! Mindestens 100 Stück! Und sie kosteten bloß 5 Euro. Simon war furchtbar enttäuscht. Diese ungemein seltenen Sammelbildchen konnte man einfach kaufen?! Er sah die Berge von Fleißaufgaben vor sich, die man machen musste, um zehn Marienkäfer und schließlich ein einziges Bildchen zu erhalten. Und jetzt verschwanden 100 davon in der Tasche von Frau Haslinger. Nach dem Mittagessen hatte der Bazi eine Idee. Simon holte 5 Euro aus seiner Sparbüchse, rannte zum Schreibwarengeschäft und kaufte sich – wie vorhin Frau Haslinger – einen Packen Bildchen. „Und jetzt auf zum Dominik!“, sagte der Bazi begeistert. Bei Dominik machte Simon dann das Geschäft seines Lebens. Dominik tönte zwar groß, dass ihn diese doofen Bildchen überhaupt nicht interessieren würden, aber er kaufte Simon dann doch 30 für je 50 Cent ab. Jetzt hatte Simon noch 5 Euro in der Sparbüchse und 15 Euro hatte er dazuverdient. Die 25 Cent von Ann-Sophie noch gar nicht mitgerechnet. 18


Damit hatte er die 20 Euro für die Baseballausrüstung beisammen. Die restlichen Bildchen behielten Simon und sein Bazi, man wusste ja schließlich nie, wann man mal wieder ein Geschäft machen musste. Nur ein Bildchen, ein besonders schönes, ließ er am nächsten Tag heimlich in Ann-Sophies Schultasche fallen.

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