Dirk Walbrecker: Philipp, der auszog, ein Ritter zu werden

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Allitera Verlag Die Schatzkiste

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September 2011 Allitera Verlag Ein Verlag der Buch&media GmbH, München © 2011 Buch&media GmbH, München Umschlaggestaltung: Kay Fretwurst, Freienbrink Printed in Europe · ISBN 978-3-86906-184-9


der auszog, ein Ritter zu werden Erz채hlt von Dirk Walbrecker mit Bildern von Laurence Sartin

Allitera Verlag Die Schatzkiste


Es war vor mehr als siebenhundert Jahren, da lebte mitten in Europa, nicht fern von einer mächtigen Ritterburg, ein Junge namens Philipp. Seine Eltern waren Bauern, führten ein beschwerliches Leben und besaßen so gut wie nichts. Das Land und das ärmliche Häuschen, die Tiere, die Geräte – ja sogar das Leben des Vaters gehörten dem Ritter Siegmund von Falkenhorst. Immer wenn Holz geschlagen, Vieh geschlachtet oder die Ernte eingebracht wurde, kamen sie von Burg Falkenhorst und nahmen der Bauernfamilie das meiste davon ab.

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Und wenn es Ritter Siegmund gelüstete, eine andere Burg anzugreifen, so musste Philipps Vater sogar als Kriegsknecht dienen. Kein Wunder also, dass Philipp und seine Eltern kaum wussten, wie sie ihre Mägen füllen sollten. Doch je leerer Philipps Magen, umso voller und bunter ging es in seinem Kopf zu. Saß er zum Beispiel an einem einsamen Weiher, so dauerte es nicht lange und er hatte sich in das stille Wasser geträumt. Dort erschienen sogleich die wundersamsten Wasserwesen und luden ihn zu einem Gelage, zu einem Fest ein. Und wenn das Fest zu Ende war, ging Phillip zwar nicht gesättigt, dafür aber traumbeglückt nach Hause.

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Oder an eisigen Wintertagen, wenn Philipp in seiner kärglichen Kleidung nur so schlotterte, da setzte er sich ganz nah an ein Feuer. Und im Nu träumte er sich in eine Welt, in der er die hitzigsten Kämpfe mit Drachen und anderen Feuer speienden Wesen bestehen musste. Und wenn der Kampf zu Ende war, dann kam Philipp erwärmt und gestärkt in die Wirklichkeit zurück.

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Am allerliebsten aber saß Philipp auf einem Hügel, von dem er auf Burg Falkenhorst blicken konnte. Traumversunken folgte er dem Flug der Wildtauben, die ihn zu den Zinnen der riesigen Burg trugen. Nur zu gerne hätte er ein paar Blicke in die glänzende Welt des Ritters von Falkenhorst geworfen. Doch sogleich hatte sich eine große Schar von schwarzen Falken erhoben, um sich auf die unerwünschten Eindringlinge zu stürzen.

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Und so wäre es vielleicht noch Jahre weitergegangen, wenn nicht eines Tages der Ritter von Falkenhorst höchstpersönlich vor dem Häuschen von Philipps Eltern erschienen wäre. „Bauer, du bist bereits im Verzug mit deinen Abgaben!“, sagte er in barschem Ton. „Willst du, dass wir dort oben in der Burg Hunger leiden?“ „Herr, wir haben doch fast alles gegeben“, erwiderte der Bauer unterwürfig. „Herr, es hat die Ernte verregnet“, fügte die Bäuerin leise hinzu. „Schweig, Weib!“, fuhr Ritter Siegmund sie an. „Sag mir lieber, wie alt euer Sohn ist.“ Noch ehe die Mutter etwas erwidern konnte, kam Philipp ohne Scheu ganz nah zu dem Ritter. „In wenigen Tagen werde ich acht“, sagte er keck. „Und wenn ich doppelt so alt bin, ziehe ich in die Welt hinaus!“ „Das sind große Worte für einen kleinen Jungen“, sagte Ritter Siegmund, der selber keinen Sohn besaß. „Aber wer sich in der Welt behaupten will, der muss reiten und kämpfen können.“

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