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Bergabenteuer Ecuador
Texte & Fotos: Lois Strimitzer
Lois Strimitzer Bergabenteuer Ecuador
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Der Chimborazo in den Anden mit 6310m war das große Ziel von uns 12 bergbegeisterten Alpinisten. Im November 2021 startete wir in Quito der Hauptstadt Ecuadors mit Akklimatisationstouren.
Die nahegelegenen Vulkane Rucu Pichincha (4700), Guagua Pichincha (4800m), sowie der Berg Fuya Fuya (4300), Pasochoa (4200m) und Imbabura (4600m) boten dafür ideale Gelegenheiten.
Dann der erste große Gletscherriese Cayambe mit 5790m: Die Nervosität stieg, doch die Vorfreude war groß. Nach einer abenteuerlichen Anfahrt bezogen wir Quartier im Refugio Ruales Oleas Bergé. Ein Meeting, Einteilung in Seilschaften, Routenbesprechung und strikte Verhaltensweisen wurden uns nahegelegt. Um 16:00 hieß es ab ins Bett, um 23:00 Uhr wurden wir geweckt. Nach einem heißen Tee und einem letzten Materialcheck verließen wir die Schutzhütte und stapften hinaus in die kalte Nacht.
Dann begann der stundenlange Aufstieg. Aber dann, erschöpft und geschafft standen wir, am 21.11.21 kurz nach Sonnenaufgang am Gipfel auf 5700m.
Ein Tag Erholung war uns gegönnt, dann fuhren wir weiter zu einem der Berge meiner Träume: der Cotopaxi mit 5897m wartete: Das Wetter war unbeständig, die Tour stand auf der Kippe, aber schlussendlich stapften wir doch los.
Am 23.11 erreichten wir die Weiten des Gipfelplateaus, aber leider — keine Sicht. Unsere Gipfelbilder hätten auch in einem Hausgarten bei Nebel gemacht werden können. Jedoch kamen wir beim Abstieg vorbei an riesigen bizarren und faszinierenden Eisformationen. Das empfand ich als würdige Belohnung.
Ein Tag Entspannung in den warmen Quellen von Banos, bevor der Höhepunkt, der höchste Berg Ecuadors, der Chimborazo, in Angriff genommen wurde.
Ankunft beim Quartier Hermanos Carell auf 4850m. Empfang mit Hagel und Schneefall. Um 17:00 Uhr wiederum ab ins Lagerbett. Um 22:00 Uhr raus aus den Federn, es ging los.
Wir stiegen durch teils knietiefen Neuschnee bis auf eine Höhe von 5700m. Pause. Unser Guide Marcelo stieg alleine weiter um die weitere Route zu erkunden.
Wir warteten nur auf ein „Vamos“, aber leider, er rief uns zu, wir drehen um, es ist zu gefährlich. Er meinte es sei zu viel Neuschnee auf den steilen Hängen. Verdutzt schauten wir uns an, aber es war ausgemachte Sache, sein Wort galt, keine Widerrede.
Gerade als wir uns auf den Rückweg machten, krachte und donnerte es fürchterlich ober und neben uns. Jeder flüchtete instinktiv zu einem Felsen. Es war wieder ruhig geworden. Sehr ruhig. Ich denke jeder hörte sein Herz so laut pochen wie noch nie zuvor. Wir schauten ob alle da und ob alle heil waren. In einer Nebenrinne war eine Lawine abgegangen. Jetzt war alles klar… Wortlos und vorsichtig ging es Schritt für Schritt talwärts. Der Morgen graute, ein leichter Wind wehte, die Temperaturen waren erträglich, aber die Stimmung sehr getrübt. Das große Ziel an dem Punkt unseres Planeten zu stehen, der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernt ist, wurde nicht erreicht.
Allerdings, je weiter wir in das Tal stiegen, desto mehr dachte ich an den Sieg der Vernunft, den Marcelo errungen hatte. Seine Entscheidung war richtig und wir alle am Leben.
Ein paar flogen von Quito zurück nach Europa, einige blieben noch am Festland Ecuadors und ich machte mich mit Christine, Britt und Oliver auf, um die Galapagos Inseln, 1000 km weit draußen im Pazifik, zu erkunden.