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Sultanat Oman

Junge Alpinisten klettern im Sultanat Oman

Die Fahrt in den Oman war für das Projekt „Alpinist“ ein großer Erfolg und für die Teilnehmer der zwei Gruppen eine wertvolle alpinistische Erfahrung. Weiters stellte diese Abenteuerreise auch den Abschluss des dritten Jahreszyklus 2017–2019 des Projektes dar.

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Die Bergführer Martin Dejori und Alex Walpoth haben sich bereit erklärt, beide Gruppen zu begleiten, da sie den Grundgedanken des Projektes mittragen, der die Förderung junger Alpinisten vorsieht, die das persönliche Abenteuer dem Leistungsgedanken vorziehen. Hannes Hofer schildert in seinem Bericht die Erfahrungen dieses Abenteuers.

Bei der letzten Ausschusssitzung des Projektes „Alpinist“ war das Ziel der nächsten Kletterreise schnell klar: In den Oman sollte es gehen. Stefan Plank und ich durften diesen unglaublichen Ort vor zwei Jahren kennenlernen. Unsere Erzählungen sowie ein Vortragsabend weckten das Interesse eines breiten Kletterpublikums.

Wer kommt mit?

Wir stellten uns die Frage, wer unsere Zielgruppe sein sollte. Wollten wir Kletterer ansprechen, die wir heutzutage in den Hallen finden? Das sind sehr oft Sportler, die ein sehr hohes Kletterniveau aufweisen, aber nur eine geringe bis gar keine alpine Kenntnis mitbringen. Ein Versuch sollte es wert sein, allen die Möglichkeit zu geben und eine bunt gemischte Gruppe zusammenzustellen, in der einige schon sehr erfahren, andere noch Neulinge

Fotos: Martin Dejori

Bilder, Videos und Erlebnisberichte der Teilnehmer: https://www.alpenverein.it/de/ kletterer-alpinisten/projekt-alpinistim-sultanat-oman-105_159349.html

in dieser Kletterdisziplin waren. Aus dem bisherigen Grundgedanken des Projektes des Voneinander-Lernens wurde vielmehr das Neu-Erlernen von alpinen Fertigkeiten. Dies stellte auch eine große Verantwortung und neue Herausforderung für unsere Bergführer Alex Walpoth und Martin Dejori dar.

Da ich selbst vom Leistungssport komme und es schade finde, dass der Sport nach Beendigung der aktiven Wettkampfkariere oft komplett an den Nagel gehängt wird, waren mir die Wettkampfkletterer ein besonderes Anliegen.

Leistung und Abenteuer

Ich bin davon überzeugt, dass es nicht viele Sportarten gibt, die so facettenreich sind wie das Klettern. Erst wenn man die verschiedenen Spielformen unserer Sportart erkennt, beginnt eine eigene Lebensweise. Vom Leistungsgedanken hin zum Wert des Erlebens von Abenteuern. Das möchte ich den jungen Talenten nahebringen und auf ihrem weiteren Weg als junge Alpinisten mitgeben.

Für die Oman-Reise wurden erstmals mehrere Vorbereitungswochen-

enden mit Bergführern und Betreuern organisiert. Zentrale Themen dabei waren der optimale Standplatzbau, das korrekte Setzen von mobilen Sicherungen, seiltechnische Fertigkeiten, Orientierung im alpinen Gelände und natürlich „alpine Erste Hilfe“. Außerdem war es wichtig, dass die Teilnehmer als Vorbereitung so viele Erfahrungen wie möglich in den heimischen Bergen sammelten.

„Clean“ klettern

Der Großteil der alpinen Routen im Oman wird komplett „clean“ geklettert. Eine große Herausforderung für die jungen Alpinisten, die bravourös gemeistert wurde: Alle Teilnehmer bewegten sich von Beginn an sehr gut im alpinen Gelände, sehr zur Beruhigung von uns Betreuern. Die jungen Wilden rechneten gar nicht mehr damit, dass Sicherungen der Erstbegeher in den bis zu 600 m hohen Wänden auf sie warten könnten, und waren mehrmals erstaunt, wenn sie trotzdem zu einem Felshaken gelangten. Einigen aus der Gruppe gelang sogar eine Erstbegehung an der berüchtigten Wand Al Kumeira, mit Seillängen bis zum VII. Schwierigkeitsgrad.

Die Vielzahl der Möglichkeiten des Kletterns wurde im Oman erst recht klar, als neben dem alpinen Klettern im Snake Canyon eine neue Sportkletterroute gebohrt sowie zwei Trad-Routen eröffnet wurden. Nach dem Klettern bot sich oft die Gelegenheit, in wunderschönen Wadis zu baden und Abkühlung zu finden. An der Küste kletterten wir an den Klippen nur mit Badezeug ausgerüstet und ließen uns beim „Deep Water Soloing“ tief fallen und gingen im wahrsten Sinne des Wortes dabei baden. Auch Canyoning stand auf dem Programm: Ausgerüstet mit Seil und Klettergurt, doch ohne Neoprenanzüge, eilten wir in vier Stunden durch die Schlucht, um nicht auszukühlen.

Wie ein Actionfilm

Die Tour war sehr abenteuerlich und wir hatten das Gefühl, inmitten eines Actionfilms zu stehen. Als wir dann noch in der größten Sandwüste der Erde eine sehr nette omanische Familie kennenlernten, die uns zu einem spektakulären „dunedrive“ einlud, wurde ich mit der Aussage eines jungen Alpinisten belohnt: „Es fällt mir gerade schwer, die Vielzahl der einzigartigen Erlebnisse zu realisieren.“ Daraufhin wurde Alex, Martin und mir klar, dass wir auch so empfanden. Das „Projekt Oman“ war gelungen und war ebenso ein optimales Ziel für die jungen Alpinisten. Eine Reise, gespickt mit Abenteuern, von denen wir alle noch sehr lang zehren werden.

Hannes Hofer

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