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Heimatliches Beisammensein in Herford (Werner Bartsch
Heimattreffen in Herford
Heimatliches Beisammensein
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Werner Bartsch
Am 20 Mai 2017 war es wieder soweit!
Das gemeinsame heimatliche Miteinander der Heimatgemeinden Falkenhain, Neuwilmsdorf und Altheide Bad war vorbereitet, organisiert, der örtliche Pfarrer Gerald Haringhaus hatte der Nutzung von Gotteshaus und Gemeindezentrum zugestimmt und die Teilnahmerzahlen ließen ein gutes Gelingen erwarten.
Um 10:30 Uhr wurde der Tag nach alter Tradition mit der Heiligen Messe in der Gemeinde St. Johannes Baptist zu Herford eingeleitet. Heimatpfarrer Norbert Stroh begrüßte die Teilnehmer im Gotteshaus und wusste den Gottesdienst, einschließlich seiner herausragenden Predigt wieder einfühlend zu gestalten. Noch heute, so wird immer Pfarrkirche St. Johann Babtist in wieder kundgetan, zehren davon viele Besu- Herford cher. Ein Beleg dafür zeigte sich auch in dem Ergebnis der gesammelten Spenden, die den Betrag von 200,00€ eingebracht hatte. Stolz überreichte Georg Pohl dieses Geschenk an Pfarrer Norbert Stroh, der diese Gabe für heimatbezogene Aufgaben weiterreichen will. Horst Winter, Heimatgemeinschaft Falkenhain-Neu-wilmsdorf hatte den Altardienst übernommen und wusste den Pfarrer in seiner ihm eigenen Art freundlich zu unterstützen. Die Aufgabe, die Lesung und die Fürbitten vorzutragen, waren von Georg Pohl gerne übernommen worden. Nach dem obligatorischen Foto vor der Kirche trafen sich die Teilnehmer im benachbarten Pfarrsaal der Gemeinde. Der Organisator des Treffens, Werner Bartsch begrüßte im Namen der Heimatgemeinschaft Falkenhain-Neuwilmsdorf, ergänzt durch den Begleiter der Heimatgemeinde Altheide Bad, Georg Pohl – der mit seiner Ruth den weiten Weg von Gundelfingen/Freiburg nach
Herford auf sich genommen hatte – die stattliche Zahl der Heimatfreunde. Der durch viele Veröffentlichungen bekannte Heimatdichter, Erhard Gertler hatte es sich wieder einmal nicht nehmen lassen, an diesem Tage auf unser Beisammensein einzustimmen. Mit seiner Gattin Margaretha ist er stets gerne zu Gast und wusste sein großes Können während des Ablaufs zum Besten zu geben. Dafür lieber Herr Erhard Gertler ein herzliches „Vergelts Goot“! Nach dem Gedenken an die Freunde, die uns in die Ewige Heimat vorausgegangen sind und dem Lied „Kehr ich Grafschafter Heimatdichter einst zur Heimat wieder…, wurde das wieder Erhard Gertler schmackhafte und reichliche Mittagsmahl eingenommen. Der Römerbraten mit Kartoffelgratin und Gemüse mundete allen, Gott sei Dank konnte stets nachgereicht werden. Lieder, Verse von Heimatdichter Erhard Gertler, sowie eine Bildershow – von der Heimatgemeinschaft Falkenhain-Neuwilmsdorf vorbereitet – welche die Heimat in zurückliegender Zeit, die Vertreibung, die Ankunft in Herford und die jeweiligen Reisen in die Heimat, zurück an die Wurzeln, zum Inhalt hatten, ließen alle Teilnehmer zufrieden zu einer, von heimatlichen Gedanken getragenen, Veranstaltung zusammenwachsen.
Werner Bartsch wusste im Anschluss einige Gedanken zum Treffen vorzutragen: Gedanken zum Treffen (auszugsweise)
Liebe Heimatfreunde, was trifft auf ein Heimattreffen besser zu, als das Zitat von Dietrich Bonhoeffer:„Die Ehrfurcht vor der Vergangenheit und die Verantwortung gegenüber der Zukunft, geben für das Leben die richtige Haltung“!
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges setzte eine in dieser Größenordnung einmalige Bevölkerungsverschiebung in Mittel- und Osteuropa ein, von der Polen und Deutsche in besonderen Maße betroffen waren. Millionen Menschen wurden aus der angestammten Heimat vertrieben. Für sie bedeutete das Ende des Krieges noch lange nicht das Ende des Leidens, sondern war oft erst der Anfang einer qualvollen Zeit, die für alle in einem unumstößlichen Verlust ihrer Heimat mündete. Richard von Weizsäcker hat einmal gesagt:“Der 8. Mai 1945 war ein Tag der Befreiung, das Ende eines Irrweges deutscher Geschichte. Darüber darf aber nicht das Leid vergessen werden, das für viele Menschen erst mit diesem Tag und danach folgte. Doch die Ursache dafür liegt im Anfang des Krieges und der Gewaltherrschaft, die zu diesem führte.“
Die zahlreich erschienenen Teilnehmer
Heimat – Erinnerungen werden lebendig, die Kindheit steht vor dem inneren Auge, ebenso das Elternhaus, die Geschwister, die Schule, die Lehrer. Die Kirche kommt einem in den Sinn. Im Geiste streift man durch die Straßen und Gassen des Heimatortes. Die landschaftliche Schönheit, die ihren Bewohnern durch ihren, von Gebirgen eingefassten Kessel Überschaubarkeit und Geborgenheit vermittelte, zieht vorüber, wie auch das gelebte Brauchtum und die Festlichkeiten im Jahreslauf, sogar der Gaumen schmeckt noch alle Spezialitäten der Heimat. Viele Betroffene sprechen gerne über die Heimat und die vergangene Zeit – die Erinnerungen. Aber nicht mit Bitterkeit, eher, als wenn man über einen verlorenen Schatz spricht. Was unsere Eltern und Großeltern nach der bitteren Geschichtsepoche geschaffen haben, darauf können wir sehr stolz sein. Sie haben in die Hände gespuckt und aus dem Nichts mit Ehrlichkeit, Fleiß, Mut, Gradlinigkeit und dem Willen, allen Widrigkeiten zu trotzen, eine neue Existenz aufgebaut. In kurzer Zeit wurde hohes Ansehen und Anerkennung in Beruf und Gesellschafft erworben. Man war bereit gewesen, rasch neue Lebenszusammenhänge zu finden und sich diesen auch einzugliedern. Die Bereitschaft, sich nicht in der Verzweiflung zu verlieren, sondern trotz allen Elends und der schier ausweglosen Lage Zukunftshoffnung zu bewahren, kann hier nur hervorgehoben werden. Nach Jahren waren auch wieder Reisen „nach Hause“ möglich. Bei diesen wurden Verbindungen aufgebaut, die sicherlich dazu beitragen, auch künftig ohne Groll zurückzublicken. Die Menschen, die heute in unserer Heimat leben, haben dort jetzt ihre Wohnstatt, ihre Heimat gefunden. Nur gemeinsam können wir nun den Weg gehen. Es hat stets Menschen gegeben, die in der Stille und im Verborgenen entsprechende Aufbauarbeit und damit ihren ganz persönlichen Beitrag leisten. Sei es bei Heimatreisen, bei persönlichen Gesprächen und Berichten oder gar als Mandatsträger in den verschiedensten Institutionen. Hier hebe ich einmal unseren Heimatfreund Georg Pohl heraus, hat er doch bei den vielen, von ihm begleiteten Reisen nach Bad Altheide, heute Polanica Zdrój, viele Kontakte zu knüpfen gewusst. Ob zur Kirchengemeinde oder kommunalen Vertretern und Einrichtungen wusste er in den letzten Jahren mit Georg Wenzel stets ein Band des Vertrauens, gar sinnvollen Miteinanders zu erwirken. Es ist wahrlich an der Zeit, zusammenzuleben mit den Menschen, die heute in unserer, jetzt halt gemeinsamen Heimat leben, sich zu respektieren und sich gegenseitig noch besser kennenzulernen. Nur wenn wir uns der ganzen Wahrheit stellen und gleichzeitig dem Geist der Aufrechnung abschwören, können wir eine einseitige Sicht auf die je eigene Geschichte verhindern und Gegenwart und Zukunft für ein fruchtbares Miteinander öffnen. Georg Wenzel hat in einer seiner vielen Veröffentlichungen gesagt: „Täter und Opfer von damals haben längst einen höheren Richter gefunden“. Bereits Hildegard von Bingen (1089-1179) sagte schon zu ihrer Zeit: „Sei tapfer und treu in dieser schiffbrüchigen Welt und in den harten Kämpfen gegen die Ungerechtigkeiten; dann wirst du als heller Stern in
der ewigen Seligkeit strahlen.“
Wenn die Menschen immer noch zu den Treffen kommen, wenn sich Dorfgemeinschaften in regelmäßigen Rhythmus noch zusammenfinden, wird vielfach die Frage gestellt, ob die Zahl der Besucher nicht erheblich geringer würde, wie es der Lauf der Zeit mit sich bringen müsste, warum all diese Menschen aus freien Stücken – Opfer an Zeit und Geld aufbringen – um sich auch noch nach Jahrzehnten zu Ihrer eigenen Herkunft oder der ihrer Eltern und Vorfahren zu bekennen. Es ist die Heimat, die die Menschen bewegt, nicht loslässt, von der sie nicht lassen können und wollen, und dies über Generationen hinweg. Sicherlich – die Einbußen sind da – das hat mit dem normalen Erdenlauf zu tun – doch die Treue hält – bis man in die Ewige Heimat abberufen wird.
Um Erinnerungen und seine Vergangenheit aufschreiben zu können, muss man an sie herankommen – und da versagt häufig selbst das beste Gedächtnis irgendwann einmal. Deshalb ist es wichtig, die eigene Geschichte auch durch Dokumente aller Art zu erhalten. Wer heute mit seiner Vergangenheit nicht sorgsam umgeht, darf sich nicht wundern, wenn er morgen nicht mehr weiß, woher er kommt. Das waren sicherlich Gründe, die Stiftung Grafschaft Glatz ins Leben zu rufen und gleichzeitig ein Haus in Lüdenscheid, eine Heimat für die Erinnerungen zu schaffen. Das Haus ist erworben und wird sukzessive zu einer Perle der Grafschafter ausgebaut und die Stiftung arbeitet mit Erfolg nach den vorgegebenen Richtlinien. Das lässt hoffen, auch künftig den Erhalt der Erinnerungen, der Dokumente, heimatlicher Ausstellungsstücke zu sichern und die Heimatstuben zentral zu verwalten und zu erhalten. Sollten also persönliche, erinnerungswürdige Unterlagen – für die man selbst möglicherweise keinen Bezug hat, bzw. bei sich keine Zukunft sieht – besitzen, so sollte hier ein Verbleib in unserem gemeinsamen Haus zumindest einmal geprüft werden.
Ich erlaube mir, kurz den Altheider Weihnachtsbrief anzusprechen. Dieser wird publiziert für die Gemeinde Altheide Bad, wie auch für die vielen Freunde, die die diese Publikation lieb gewonnen haben, seit 2004 auch für Falkenhain und Neuwilmsdorf. Dieser Weg geht nun leider zu Ende. Georg Wenzel, der diese Heimatdokumentation zu seiner Herzenssache werden ließ, begeht alsbald seinen 90. Geburtstag. Es ist schon eine wahre Lebensleistung, wie er, der in der Polenzeit geschunden und fast totgeschlagen wurde, stets die Hand gereicht hat und auch mit dem Altheider Weihnachtsbrief eine völkerverbindenden Einrichtung entstehen ließ. Doch die Gesundheit und die Kraft fordern leider so langsam ihren Tribut, so dass er sich nun schweren Herzens entschlossen hat, diese so beliebte Schrift einzustellen. Leicht ist ihm diese Entscheidung sicher nicht gefallen. Doch schrumpfen ganz natürlich auch der diesbezügliche Interessentenkreis mit den notwendigen Beiträgen, wie auch leider die kostendeckenden Abnahmezahlen. Mit dem Ende dieser Publikation, geht dann leider auch mein persönliches Engagement im Rahmen der Mitarbeit für Georg Wenzel und sein Werk zu Ende. Ich habe dieser Aufgabe gerne
gedient und stets meine ganze Kraft eingesetzt.
Lasst mich auf die Heimattreffen eingehen.
Viele Gemeinden haben diese Maßnahme bereits eingestellt. Nicht aus Desinteresse, sondern einfach nur an der Realität des Älterwerdens und den daraus resultierenden gesundheitlichen Einbußen gemessen, mussten diese beliebten Erinnerungstage vielfach aufgegeben werden. Nicht nur die möglichen Teilnehmer unterliegen diesem Phänomen, sondern man braucht stets die treuen Helfer. Doch auch diese rekrutieren sich ebenfalls aus der gleichen Altersschicht. Es wächst halt niemand mehr nach. Das ist bei uns nicht anders. Mögliche Teilnehmer trauen sich aus alters- und krankheitsorientierten Gegebenheiten nicht mehr weiter weg und so hört man immer häufiger: „Ich wäre ja gerne gekommen, aber….“ oder “Machs ok baale, watt ok ne a su loange“.
Es gibt leider auch nicht immer Zustimmung. Der Eine sagt: „Meinst Du, da kommt noch einer?“ Oder man wird süffisant belächelt: „Machst Du immer noch in Heimat?“
Da prallen Gegensätze aufeinander, deren goldenen Mittelweg man dann halt zu erreichen versucht. Nun ist wohl der Moment gekommen, an dem man sich ernsthaft fragen und entscheiden muss, ob man sich den organisatorischen, aber auch finanziellen Risiken weiterhin stellen muss, wollte man heimatliches Beisammensein zumindest in der bisherigen Form weiter pflegen.
Wie geht es allgemein denn nun weiter?
Die Heimatgemeinschaft Altheide Bad sehe ich persönlich, mit Georg Pohl und seiner Ruth an der Spitze, gut aufgestellt. Sie begleiten verantwortungsvoll ihre Heimatfreunde, eine eigene Kartei ist vorhanden, um die Mitglieder zu überschauen. Eine engere Zusammenarbeit aller 3 Gemeinden wurde kurz einmal angedacht, aber dann – mit Ausnahme der Treffen – nicht weiter ausgeprägt. Schon früh war klar, dass die Heimatgemeinschaft Altheide Bad auch weiterhin einen eigenständigen Weg gehen und den Mitgliederstand mit der eigenen Kartei und Friedrich Goebel, als Berichterstatter weiter pflegen wolle. Nachgedacht werden sollte sicherlich alsbald über die Betreuung der Familiennachrichten und Pflege im Grafschafter Boten. Friedrich Goebel, der diese verantwortungsvolle Aufgabe seit Jahren treu und äußerst verantwortungsbewusst erledigt, wird im nächsten Jahr ebenfalls 90 und die angeschlagene Gesundheit lässt auch hier sukzessiv die Kraft schwinden. Ich bin mir aber sicher, auch hier hat Heimatfreund Georg Pohl eine Lösung parat. Sicherlich – wenn Friedrich Goebel Hilfe benötigt – Absprachen waren da immer gegeben – habe ich im Rahmen von heimatlicher Zusammenarbeit und stets vertrauensvollem Miteinander selbstverständlich gerne entsprechende Unterstützung geleistet.
Ich persönlich werde die Heimatgemeinschaft Falkenhain/Neuwilmsdorf weiter engagiert begleiten, die Heimatdatei pflegen, die Botenmeldungen sicherstellen und auch am Gedenken der jeweils persönlichen Tage festhalten. Grüße zum Ehrentag, aber auch ans Krankenbett haben – wenn es bekannt war – bisher, so habe ich oft vernehmen dürfen, Freude, aber auch Zuversicht bereitet.
Reisen in die Heimat haben wir für die Heimatgemeinschaft FalkenhainNeuwilmsdorfwegen mangelnder Teilnehmerzahl leider einstellen müssen. Hinzu kommt die Tatsache, dass auch meine Gesundheit fallweise Einbußen erkennen ließ. Risiken kann man nie ganz ausschließen, zumindest aber können Gefährdungsmomente für sich und andere minimiert werden.
Ich danke für die Aufmerksamkeit und wünsche allen Heimatfreunden noch einen schönen Nachmittag, weiterhin einen guten Weg!
Die jeweiligen Pausen, insbesondere die Vesperzeit wurde genutzt, um sich weiter kennenzulernen, sich zu erinnern, auszutauschen und sich zu freuen, dass man wieder zusammengefunden hatte. Stets war auch ein wenig Wehmut zu spüren, hatten doch viele Teilnehmer den Gedanken, dass es letzte Mal sein könnte, nie verdrängen können. Als dann der Spätnachmittag gekommen war, machten sich die ersten Heimatfreunde – für einige viel zu früh – auf den Heimweg, wollte man doch „im Hellen“ die Heimstatt wieder erreichen. Man versprach sich aber, so lange es eben geht, in Kontakt zu bleiben und weiter auszutauschen. Es war halt wieder ein Tag gewesen, mit dem Gefühl, noch einmal in der Heimat gewesen zu sein. Es war schön, so viele Heimatfreunde zufrieden zu sehen.
Der Dank, dieses Treffen durch aktive Mitarbeit bei Vorbereitung und Durchführung begleitet zu haben, gilt insbesondere Ursula und Horst Winter, Gerda und Reinhard Dittert, Ursula und Horst Krause, Marlies und Rudolf Sager, Barbara Meyer und Ingrid Bartsch..