Klassik erleben #56 (Frühling 2018)

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Frühling 2018 Ausgabe 56

klassikerleben

Empfehlungen des Klassikfachhandels

Helmuth Rilling • Midori Seiler & Concerto Köln • Piers Lane Jonas Kaufmann • Philippe Jaroussky • Thomas Quasthoff klassikerleben.de


EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser, es ist der Frühling der großen Jubiläen: Zum 75. Geburtstag des Trompeters Ludwig Güttler erscheint bei Berlin Classics sein neues und sehr persönliches Projekt „Edition Europa“, mit dem er auch die einigende Kraft der Musik beschwören möchte. Anlässlich des 85. Geburtstags von Helmuth Rilling, Gründer der Internationalen Bachakademie Stuttgart, gibt es in dieser Ausgabe ein Special über den legendären Kirchenmusiker und Dirigenten. Den 60. Geburtstag des finnischen Komponisten und Dirigenten Esa-Pekka Salonen feiert Sony Classical mit einer sage und schreibe 61 CDs umfassenden Salonen-Box. Der 100. Todestag von Claude Debussy hatte uns ja bereits in der vorherigen Ausgabe von klassik erleben intensiv beschäftigt. Im neuen Heft berichten wir über eine bewegende Neueinspielung von Debussys „La Mer“ vom Orchestre National de France unter Emmanuel Krivines Leitung. Am 25. August hätte 2018 das komponierende und dirigierende Allroundtalent Leonard Bernstein seinen 100. Geburtstag gefeiert. Warner Classics widmet ihm die CD-Trilogie „The Sound Of Bernstein“, die Aufnahmen großer Dirigentenkollegen des 1990 verstorbenen Amerikaners enthält. Keinen 60. und auch keinen 75. Geburtstag, wohl aber das 75. Album seiner hochgelobten Reihe „Das romantische Klavierkonzert“ feiert das Label Hyperion. Im Mittelpunkt stehen Werke des Beethoven-Schülers Ferdinand Ries. Neu sind in diesem Frühjahr zudem ein Live-Mitschnitt der Londoner „Otello“-Produktion mit Jonas Kaufmann auf zwei DVDs und Blu-ray und Glucks „Orfeo ed Euridice“ mit Philippe Jaroussky. Hierbei handelt es sich um eine Weltersteinspielung der Neapel-Fassung von 1774. Zu guter Letzt kommen noch alle Jazz-Liebhaber auf ihre Kosten: Acht Jahre nach seinem letzten Studioalbum meldet sich der Bariton Thomas Quasthoff mit dem JazzAlbum „Nice ’N’ Easy“ zurück. Wir lassen anlässlich der halbrunden Geburtstage von Ludwig Güttler und Helmuth Rilling die Preise purzeln: Sämtliche Titel von Ludwig Güttler und 85 ausgesuchte Titel von Helmuth Rilling gibt es ab sofort und nur für kurze Zeit zu Jubiläumspreisen bei Ihrem Fachhändler (siehe unsere Händlerübersicht auf S. 14). Außerdem bieten wir Ihnen sämtliche Titel der Reihe „Meine Oper“ zu Aktionspreisen an.

Ihre Fachhändler für Klassik, Jazz und mehr

HIGHLIGHTS: Jean-Guihen Queyras & Ensemble Resonanz (S. 4), Helmuth Rilling (Special zum 85. Geburtstag, S. 5),

Pera Ensemble (S. 8), Midori Seiler & Concerto Köln (S. 9), Piers Lane & The Orchestra Now (S. 9), Jonas Kaufmann (S. 11), Philippe Jaroussky (S. 11), Thomas Quasthoff (S. 13)

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IMPRESSUM Herausgeber: Aktiv Musik Marketing GmbH & Co. KG, Steintorweg 8, 20099 Hamburg, Sitz: Hamburg, HR A 105205, UstID: DE 187995651. Persönlich haftende Gesellschafterin: Aktiv Musik Marketing Verwaltungs GmbH, Steintorweg 8, 20099 Hamburg, Sitz: Hamburg, HR B 100122. Geschäftsführer: Marcus-Johannes Heinz Fon: 040/468 99 28-0 Fax: 040/468 99 28-15 E-Mail: info@amm.de Redaktions- und Anzeigenleitung: Tim Geppert (verantwortlich für den Inhalt) Redaktion: Helmut Peters Schlussredaktion: Katrin Zabel Layout: werkstatt no.8 - designkonzepte, Hamburg Druck & Vertrieb: apm alpha print medien AG, Kleyerstraße 3, 64295 Darmstadt Auflage: 40.000 Hinweis: Farbgenauigkeit, Anzeigeninhalte und abgedruckte Termine ohne Gewähr BILDNACHWEISE: © august-stark.de (1 + 3 Güttler), Marco Borggreve (5 Rilling), Heidelberger Frühling / studio visuell (8 Pera Ensemble), Harald Hoffmann (9 Seiler/Concerto Köln), Keith Saunders (9 Lane), ROH / Foto: Catherine Ashmore (11 Kaufmann), Simon Fowler (11 Jaroussky), Gregor Hohenberg (13 Quasthoff)

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TITEL

Ludwig Güttler Europa geeint durch Musik Es sagt viel aus, wenn ein weltweit bekannter Trompetensolist wie Ludwig Güttler für sein neues Projekt den Titel „Edition Europa“ wählt. In den Augen des gebürtigen Erzgebirglers, der die Wiedervereinigung Deutschlands als großes Geschenk empfand und die Entwicklung des europäischen Kontinents künstlerisch seit Jahrzehnten begleitet, wurde Europa schon Jahrhunderte zuvor durch Musik geeint. Der Austausch zwischen praktizierenden Musikern und Komponisten unterschiedlicher Länder war schon zu Georg Philipp Telemanns Zeiten rege und fruchtbar. Telemann reiste gern, beobachtete und adaptierte Einflüsse genau wie Mozart, der von seinem Vater bereits als Kind auf „Europatournee“ geschickt wurde. Kurz vor seinem 75. Geburtstag am 13. Juni 2018 vereint Ludwig Güttler nun mit seinen Virtuosi Saxoniae und den Bläsersolisten der Sächsischen Staats­kapelle Dresden Kammerharmoniewerke von Bach bis Dvořák, die all das widerspiegeln. „Reisen bereichern Persönlichkeit und Personalstil“, meint der Trompeter, „und wirken so auf die Arbeit des Komponisten an jedem Ort weiter. Mozart ist ein Beispiel für das in den Jahrzehnten um 1800 gewachsene Interesse, mit eigenen Werken aufzutreten, sich also sowohl als

Komponist als auch als Interpret zu vermarkten. Und Vermarkten bedeutet verbreiten – auch über politische Grenzen hinweg. Später wurde das reisende Virtuosentum immer ausgeprägter.“ Ein Album der vier CDs umfassenden „Edition Europa“ ist deshalb auch Mozarts Bläserserenade Nr. 10 B-Dur, ein anderes der Serenade Nr. 6 D-Dur für zwei Streichorchester und Pauken sowie der „Linzer Sinfonie“ gewidmet, die Güttler mit den Virtuosi Saxoniae eingespielt hat. Wahre Schätze enthalten die beiden Barock-Alben mit dem Konzert für zwei Corni da caccia F-Dur RV 539 von Vivaldi und dem Konzert für Corno da caccia, Streicher und B.c. Es-Dur von Johann Baptist Georg Neruda. Auch das nicht so häufig zu hörende Capriccio Nr. 5 G-Dur für zwei Corni da caccia, zwei Oboen, Fagott, Streicher und B.c. ZWZ 190 von Jan Dismas Zelenka ist eine Entdeckung. Virtuos und großartig geblasen klingt die Serenade d-Moll für zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Fagotte, Kontrafagott, drei Waldhörner, Violoncello und Kontrabass von Dvořák. „Mitunter sind es weite Wege“, sagt Güttler über den Austausch der Komponisten untereinander, „die dann ein Indiz dafür liefern, dass es sich in der Tat um Robustes, Langlebiges, Außergewöhnliches – eben um Meisterwerke handelt.“

B erlin Classics/Edel 4CD 0301066BC // ab 27.04. im Handel

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NEUERSCHEINUNGEN Jean-Guihen Queyras, Riccardo Minasi, Ensemble Resonanz Hamburger Ensemble spielt Hamburger Bach

Zum Ende der Konzertsaison 2018 verabschiedet sich der zeitgenössische Komponist und Dirigent Emilio Pomàrico als Artist in Residence vom Hamburger Ensemble Resonanz. An seine Stelle tritt nun der italienische Violinist, Dirigent und Spezialist für die historische Aufführungspraxis Riccardo Minasi. Die beim Label Harmonia Mundi realisierte CD-Veröffentlichung der beiden Cellokonzerte von Carl Philipp Emanuel Bach mit dem Solisten Jean-Guihen Queyras unter Minasis Leitung ist ein fulminanter Vorgeschmack auf diese neue Ära. Traditionell setzt das Ensemble Resonanz bei seinen Projekten auf eine kluge Mischung aus Musik aller Epochen. In CPE Bachs Musik spiegelt sich fast beispielhaft der Wille zum Aufbruch auf der Grundlage einer enorm reichen barocken und natürlich auch vom Vater Johann Sebastian Bach beeinflussten Tra-

dition. „Es gibt wohl keine Musik, bei der man so rein und klar, so kristallin, so apollinisch und so inspiriert spielen muss“, sagt Riccardo Minasi über das Werk des zweiten Bach-Sohns. Das tut der 1967 in Montreal geborene Cellist Jean-Guihen Queyras in den virtuosen Cellokonzerten a-Moll H. 432 und A-Dur H. 439 beispielhaft. Mit Minasi, der auch die Sinfonie G-Dur H. 648 mit viel Esprit leitet, hat das Ensemble Resonanz noch einiges vor und wird in der Musik des 18. Jahrhunderts viele weitere Schwerpunkte setzen.

H armonia Mundi CD HMM 902331

Nils Mönkemeyer Baroque

Dass Johann Sebastian Bach ein großer Liebhaber der Bratsche war und sich in seinem Nachlass allein drei Exemplare dieser Instrumentengattung befanden, war nur ein Motiv für den Bratscher Nils Mönkemeyer, den Thomaskantor in den Mittelpunkt seines Albums „Baroque“ zu stellen. Mönkemeyer schlägt den Bogen noch weiter und suchte bewusst nach Stücken wie etwa Silvius Leopold Weiss’ Bach-Bearbeitung des Rondeau BWV 1025 für Viola und Laute oder Bachs Lauten-Suite c-Moll BWV 995, die er hier mit Viola und Theorbe eingespielt hat. Ihm geht es dabei vor allem darum, das langsame Verschwinden der Theorbe und der Laute zugunsten der Bratsche in einer Übergangsphase zu Beginn des 18. Jahrhunderts nachzuzeichnen. Dorothee Mields ist die Solistin in Michel Lamberts „Airs de cour“.

Sony Classical CD 88985497332

Renaud Capuçon, François-Xavier Roth, London Symphony Orchestra Bartók: Violinkonzerte Nr. 1 & 2

Es ist genau der richtige Weg, Béla Bartóks Violinkonzerte zu interpretieren. Der französische Geiger Renaud Capuçon und sein Landsmann François-Xavier Roth am Pult des London Symphony Orchestra verweigern sich bei dieser auf CD und Vinyl erscheinenden Produktion nicht Bartóks tiefer Verwurzelung in der Ästhetik des 19. Jahrhunderts. Während Capuçon etwa im 2. Violinkonzert an vielen Stellen einen betont spätromantischen Tonfall präferiert, setzen Roth und sein Orchester auf rauere Kontrapunkte. So klingt das Stück expressionistisch, romantisch und neoklassizistisch zugleich. Roth und Renaud Capuçon kennen sich seit langer Zeit, haben für dieses Album aber nun erstmals zu einem gemeinsamen Aufnahmeprojekt zusammengefunden.

Erato/Warner Music CD 9029570807/LP 9029569925

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SPECIAL

Helmuth Rilling Glückwünsche zum 85. Geburtstag Das Schaffen des 1933 geborenen Kirchenmusikers Helmuth Rilling ist so vielfältig, dass die einzelnen Projekte wie Puzzleteile eines gigantischen Gemäldes wirken. Der Mittelpunkt dieses „Klangbildes“ ist für den Kirchenmusiker, Dirigenten und Musikpädagogen Rilling der Komponist Johann Sebastian Bach. Ihm widmete er zwischen 1970 und 1985 bereits Schallplatteneinspielungen aller geistlichen Kantaten, die bei Hänssler erschienen sind und für die er 1985 einen Grand Prix du Disque erhielt. Damals war Rilling, der am 29. Mai seinen 85. Geburtstag begehen wird, schon vier Jahre lang künstlerischer Leiter der von ihm gegründeten und bis 2012 geleiteten Internationalen Bachakademie Stuttgart. In Gesprächskonzerten und im Rahmen seiner vielgepriesenen Bachakademien beschäftigte sich Rilling aber auch über die interpretatorische Seite hinaus mit dem Thomaskantor. Mit dem Bach-Collegium Stuttgart und Weltstars wie Thomas Quasthoff, Ingeborg Danz, Evgeni Koroliov oder Arleen Augér realisierte er die bewunderte und mit dem ECHO Klassik sowie dem Cannes Classical Award ausgezeichnete

Bach-Gesamtwerk-Edition der Bachakademie Stuttgart. Sie enthält auf 172 CDs unübertroffene Einspielungen der Oratorien, Kantaten, sämtliche Orgel- und Tasteninstrumentwerke, Kammermusik, aber auch rekonstruierte Violinkonzerte und vieles mehr unter Helmuth Rillings Leitung. Rillings Verdienste reichen aber noch weiter. 1994 regte er aus Anlass des 50-jährigen Gedenkens an das Ende des Zweiten Weltkriegs ein Requiem der Versöhnung an und vergab zu Bachs 250. Todestag im Jahr 2000 Aufträge für zeitgenössische Passions­ musiken an vier große Komponisten. Außerdem regte er die Vervollständigung des fragmentarischen Oratoriums „Lazarus“ von Franz Schubert beim Komponisten Edisson Denissow an. Wir haben der unermüdlichen Integrationsfigur des Musiklebens Helmuth Rilling über alle Grenzen hinweg unendlich viel zu verdanken. Wir feiern Helmuth Rillings Geburtstag mit 85 ausgesuchten CD-Titeln aus seinem Katalog bei hänssler CLASSIC zu Feier­ preisen. Nur erhältlich bei Ihrem Fachhändler (siehe Händlerübersicht S. 14).

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NEUERSCHEINUNGEN Tõnu Kaljuste & NFM Filharmonia Wrocławska Pärt: Sinfonien Nr. 1 – 4

Der heute 82-jährige Este Arvo Pärt ist ohne Zweifel eine der erfolgreichsten, aber auch geheimnisvollsten zeitgenössischen Komponistenpersönlichkeiten überhaupt. Pärts polystilistische Metamorphosen, die sich auch auf Alte Musik beziehen, verleihen seiner Musik oft eine reizvolle Archaik. In den 1970er Jahren entwickelte der Este den sogenannten Tintinnabuli-Stil. Die Idee dieses frei mit Glöckchen-Stil übersetzten Begriffs ist, dass Töne eines einzigen, einem Werk oder Werkabschnitt zugeordneten Dreiklangs bestimmte Melodien quasi umläuten. Die NFM Filharmonia Wrocławska unter der Leitung des mit Pärt eng vertrauten Tõnu Kaljuste hat für ECM nun alle vier Sinfonien Pärts eingespielt. Der Zyklus entstand in einem Zeitraum von 44 Jahren.

ECM/Universal Music CD 4816802

Simon Rattle, André Previn, Paavo Järvi u. v. a. The Sound of Bernstein

Kaum eine andere Musikerpersönlichkeit des 20. Jahrhunderts hat die Auflösung des Schubladendenkens über alle Kulturen hinweg so virtuos ausgelebt wie Leonard Bernstein. Die Vielseitigkeit allein in den eigenen Kompositionen des Dirigenten und Komponisten war beispiellos. Anlässlich des 100. Geburtstags dieses viel bewunderten Allroundtalents am 25. August gibt Warner Classics die CD-Trilogie „The Sound Of Bernstein“, unter anderem mit Aufnahmen des London Symphony Orchestra oder des City Of Birmingham Symphony Orchestra unter Leitung namhafter Dirigentenkollegen Bernsteins, heraus. Da swingt und groovt es in den Ouvertüren zu „Wonderful Town“ oder der satirischen Oper „Candide“. Auch die Sinfonien Nr. 2 und 3 sowie die Chichester Psalms sind vertreten.

Warner Classics 3CD 9029568790

Andris Nelsons & Gewandhausorchester Leipzig Bruckner: Sinfonie Nr. 7 & Wagner: Siegfrieds Trauermarsch

Die 7. Sinfonie gehört zu den vergleichsweise hellsten und gewiss auch zugänglichsten Werken in Bruckners sinfonischem Zyklus. Bruckner war fast 60, als ihm mit diesem Werk auch dank der großartigen Uraufführung durch den Dirigenten Arthur Nikisch ein Durchbruch gelang. Es war insbesondere die Siebte, die auf europäischen Konzertbühnen und später auch in anderen Erdteilen erfolgreich war und den Zugang zu Bruckners Kosmos erleichterte. Dass Andris Nelsons im Rahmen seines Bruckner-Zyklus mit dem Gewandhausorchester Leipzig dem Werk hier Wagners „Trauermarsch“ aus der „Götterdämmerung“ gegenüberstellt, ist folgerichtig. Schließlich war der von Bruckner bewunderte Musikdramatiker doch kurz vor der Vollendung der 7. Sinfonie gestorben.

Deutsche Grammophon/Universal Music CD 4798494

Emmanuel Krivine & Orchestre National de France Debussy: La Mer & Images

Bei Anton Bruckner wissen wir um die große Bedeutung jeweiliger Urfassungen einzelner Sinfonien. Verfälschte der Sinfoniker auf äußeres Drängen in seinen Überarbeitungen vielleicht die Ursprungsidee eines Werks? Nicht nur von Bruckner, auch von Debussy, dessen 100. Todestag wir 2018 gedenken, gibt es Überarbeitungen. Emmanuel Krivine, der neue Musikdirektor des Orchestre National de France, hat sich bei „La Mer“ für die Uraufführungsfassung entschieden und stellt dem anders klingenden Finale „Zwiesprache von Wind und Meer“ die klangverwandten „Images pour orchestre“ gegenüber. Nachdem sich Debussys Überarbeitung von „La Mer“ später durchgesetzt hat, bricht Krivine nun eine Lanze für die erste Version.

Erato/Warner Music CD 9029568704

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NEUERSCHEINUNGEN Les Vents Français Concertante!

Wenn die fünf Bläser Emmanuel Pahud, Paul Meyer, François Leleux, Gilbert Audin und Radovan Vlatković als Les Vents Français zusammen auftreten, steht üblicherweise Kammermusik, wenn auch größer besetzte Kammermusik, auf dem Programm. Nun macht das exklusive Quintett zum ersten Mal eine Ausnahme und bittet das Münchener Kammerorchester unter Daniel Giglbergers Leitung um Unterstützung für das neue Doppelalbum „Concertante!“. Zu zweit, zu dritt, zu viert oder in voller Besetzung brillieren die Solisten in klassischen Werken der Gattung Sinfonia Concertante. Natürlich kommt Mozarts Sinfonia Concertante Es-Dur KV 297b eine Schlüsselrolle zu. Aber auch Franz Danzi, Ignaz Pleyel oder François Devienne haben sich von der Vielfalt der sinfonischen Gattung inspirieren lassen.

Warner Classics 2CD 9029570487

Julia Lezhneva, Franco Fagioli, I Barocchisti Vivaldi: Gloria

Im Vergleich zu anderen Sakralwerken des frühen 18. Jahrhunderts nimmt Vivaldis aus zwölf Teilen bestehendes Gloria in D RV 588 wahrlich eine Sonderstellung ein. Es klingt ungewöhnlich hell und leicht und vermittelt atmosphärisch viele beglückende Momente. Mit der russischen Sopranistin Julia Lezhneva, dem argentinischen Countertenor Franco Fagioli, dem von Diego Fasolis so konturiert geleiteten Schweizer Ensemble „I Barocchisti“ und dem Coro della Radiotelevisione Svizzera erscheint dieses Werk noch einmal zauberhafter, schwebender und transparenter. Entstanden war das Gloria, dem auf diesem Album noch Vivaldis „Nisi Dominus“ und „Nulla in mundo“ gegenübergestellt wird, einst für das Mädchen-Waisenhaus Ospedale della Pietà in Venedig.

Decca/Universal Music CD 4833874

David Aaron Carpenter & London Philharmonic Orchestra Motherland

Der Begriff der Heimat, des Vater- oder Mutterlandes ist schwer zu definieren. Wie so oft hilft bei der Orientierung die Musik, denn viele Komponisten verarbeiten in ihren Werken ja Eindrücke aus frühester Kindheit auch aus der jeweils heimischen Volksmusik. Dieses Thema leitete den amerikanischen Bratschisten David Aaron Carpenter bei der Werkauswahl für sein neues Album „Motherland“. In den eingespielten Werken verbinde sich eine Sehnsucht nach der Heimat, eine Verehrung für einheimische Musik, Volksweisen und Sprache, so Carpenter. Bei den Werken von Dvořák, Bartók, Walton und einem Tanzzyklus des Zeitgenossen Alexey Shor wird Carpenter vorbildlich vom London Philharmonic Orchestra unter drei verschiedenen Dirigenten begleitet.

Warner Classics 2CD 9029569769

Joyce DiDonato & Il pomo d’oro In War & Peace – Harmony Through Music: Live aus dem Liceu, Barcelona

„Wenn wir mitten im Chaos stehen – wie können wir Frieden finden?“, fragte die Mezzosopranistin Joyce DiDonato, als vor zwei Jahren das Album „In War & Peace“ erschien. Das Material des Albums hat die Mezzosopranistin zusammen mit dem Ensemble Il pomo d’oro auf die Bühne gebracht. Ein Mitschnitt des Auftritts der Sängerin im Liceu in Barcelona erscheint nun bei Erato auf DVD und Blu-ray. Klar, dass dabei das berühmte Lamento aus Purcells Oper „Dido and Aeneas“ nicht fehlen darf. Neben „Lascia ch’io pianga“ aus Händels Oper „Rinaldo“ oder „Da tempeste il legno infranto“ aus „Giulio Cesare“ singt DiDonato zudem Arvo Pärts zeitgenössisches Werk „Da pacem, Domine“. Den optischen Eindruck bereichert bei diesem vom Publikum gefeierten Event überdies der Tänzer Manuel Palazzo.

Erato/Warner Music DVD 9029570488/Blu-ray Disc 9029570489

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NEUERSCHEINUNGEN Ekaterina Derzhavina & Nikita Boriso-Glebsky Medtner: Gesamtwerk für Violine und Klavier

Zu Ekaterina Derzhavinas pianistischen Vorbildern zählt Swjatoslaw Richter. Wie dieser beschäftigt sich die 1967 in Moskau geborene Pianistin gern auch mal mit Repertoire, das zu Unrecht ein Schattendasein führt. So etwa hat sie sowohl eine Vorliebe für manche oft schlicht wirkenden, pianistisch jedoch hoch anspruchsvollen Haydn-Sonaten, aber auch für das Klavierwerk von Nikolai Medtner oder Alexei Stantschinski. Die neue Doppel-CD enthält nun das Gesamtwerk für Violine und Klavier des 1951 gestorbenen Spätromantikers Medtner. Derzhavina und der russische Violinist Nikita Boriso-Glebsky haben neben den drei Violinsonaten einzelne Stücke für Violine und Klavier eingespielt, die Medtner neben der Arbeit an den Sonaten einst verfasst hatte.

Profil Medien 2CD PH17087

NEU AB 27.04.2018 Christoph Prégardien & Vox Orchester Cantatas for Baritone

Dass die Stimme eines Tenors mit zunehmendem Alter in tiefere Lagen absinken kann, ist keine Seltenheit. In manchen Partien, etwa in Wagners „Siegfried“, ist dieser Effekt ja sogar erwünscht. Dass ein lyrischer Tenor wie Christoph Prégardien, der ja zudem auch gern dirigiert, nun eine CD mit Bachs „Kreuzstabkantate“ und zwei Kantaten von Georg Philipp Telemann produziert, in der er Baritonpartien singt, ist durchaus bemerkenswert. Prégardiens Stimme hat einen berückenden Glanz und ein Volumen auch in der Tiefe. Hinzu kommt die von diesem Sänger ja bekannte und hochgelobte Gestaltungskunst und Flexibilität. Präzise ist die Deklamation und ausgewogen die Phrasierung. Großartig wird Prégardien von den jungen Musikern des vielfach bewährten Vox Orchesters begleitet.

DHM/Sony Music CD 19075834122

Mehmet C. Yeşilçay & Pera Ensemble Auf der Suche nach Frieden zwischen den Kulturen Zu Zeiten allergrößter Konflikte im Nahen Osten, der Uneinigkeit zwischen Palästinensern und Israelis und der immer gefährlicher werdenden Einmischung der Großmächte und Nachbarstaaten wirkt das Album „Jerusalem“ wie ein heilender Balsam für Geist und Ohr. Das von Mehmet C. Yeşilçay gegründete Pera Ensemble hat in Zusammenarbeit mit SWR 2 und dem Festival Heidelberger Frühling nun nach musikalischen Berührungspunkten der unterschiedlichen Kulturen geforscht, die historisch gesehen vielleicht weit mehr gemein haben, als ihnen heute bewusst ist. Jüdische Elemente, orientalische Klänge, aber auch Barockmusik,

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sephardische und türkische Musik sowie Stücke aus dem mittelalterlichen Spanien treffen auf diesem bewegenden Album aufeinander. Es geht dem Pera Ensemble darum, Brücken zu bauen. Die Stadt Jerusalem dient ihm dabei erklärtermaßen als ein Schmelztiegel von Kulturen und Religionen. Jerusalem ist aber auch ein Symbol als Stadt des Friedens trotz der Krisen und Konflikte im unmittelbaren Umfeld. Mithilfe des hebräischen Sängers Michal Elia Kamal, dem Sufi-Sänger İbrahim Suat Erbay, der Sopranistin Francesca Lombardi Mazzulli und dem Countertenor Filippo Mineccia gelingt eine musikalische Zeitreise, die von Walther von der Vogelweide über Yeuda & Ebu Bekir Aga, Antonio Caldara bis hin zu anonymen Autoren längst vergangener Zeiten reicht.

G lossa/note 1 music CD GCD 923515


NEU AB 27.04.2018 Midori Seiler & Concerto Köln Vivaldis geigende Muse Dies ist eine bemerkenswerte CD, die in erster Linie weder Antonio Vivaldi noch der im Titel genannten Lagunenstadt Venedig allein gewidmet ist. Die „Hauptperson“ des neuen Albums der Stargeigerin Midori Seiler und des Ensembles Concerto Köln heißt Anna Maria. Sie war eine Geigerin wie Midori, lebte im 18. Jahrhundert in Venedig, war Waise und wurde von Antoni Vivaldi persönlich unterrichtet. Der Meister schrieb für die junge Künstlerin, die später über Venedig hinaus bekannt werden sollte, rund 30 Violinkonzerte. Verblüffend ist es vor diesem Hintergrund, dass Anna Maria, die 86 Jahre alt wurde und Vivaldi um 41 Jahre überlebte, ihr ganzes Leben lang im Ospedale della Pietà wohnte und arbeitete. Anna Maria entwickelte sich nicht nur zu einem Publi-

kumsmagneten bei den Konzerten des Ospedale, sie sorgte mit der Niederschrift einiger Vivaldi-Konzerte und persönlichen Anmerkungen in ihrem „Spielbuch“ auch dafür, dass man tiefe Einblicke in die Spielweise barocker Violinkonzerte erhielt. Für das Album „La Venezia Di Anna Maria“ hat die so wundervoll fein und mit einem großen Empfinden für historische Aufführungspraxis musizierende Midori Seiler vier der Concerti per Anna Maria eingespielt. Ein zentrales Werk stellt dabei das Violinkonzert E-Dur „Il Riposo per il Santissimo Natale“ RV 270a per Anna Maria dar. Neben zwei weiteren Werken von Vivaldi finden sich auf der Doppel-CD noch jeweils ein Konzert der Vivaldi-Zeitgenossen Baldassare Galuppi und Tomaso Albinoni.

B erlin Classics/Edel 2CD 0301052BC

Piers Lane, Leon Botstein, The Orchestra Now Aus Beethovens Schule

Viele Komponistennamen der Romantik wären vielleicht zu Unrecht vergessen, wenn sie nicht durch die Reihe „Das romantische Klavierkonzert“ mit spektakulären Aufnahmen wieder in Erinnerung gerufen worden wären. Zu diesen Komponisten zählen etwa Julius Benedict, Sergei Bortkiewicz, William Sterndale Bennett oder Ignaz Brüll. Nun erscheint bereits das 75. Album dieser verdienstvollen und in der Qualität ihrer Interpretationen beachtlichen Reihe. Zum Jubiläum haben Piers Lane und The Orchestra Now unter Leon Botsteins Leitung die Klavierkonzerte Nr. 8 und Nr. 9 sowie eine Introduktion & Polonaise von Ferdinand Ries eingespielt. Ries allerdings zählt genauso wie der ebenfalls in dieser Reihe vertretene Carl Czerny zu den weit bekannteren Komponisten dieser Epoche. Sowohl Czerny als auch Ries waren von 1803 bis 1805 die einzigen Schüler Ludwig van Beethovens, der seine Spuren natürlich auch in den hier zu hörenden

Klavierkonzerten von Ries hinterlassen hat. Brillant sind diese Werke, frisch und anmutig und voller melodischem Einfallsreichtum. Ries wußte nicht nur mit dem Klavier, sondern auch mit dem Orchester umzugehen und behandelte die Tuttis ebenso kühn und fortschrittlich wie sein großer Lehrer. Die 75. Jubiläumsausgabe der Reihe ist für den britischen Pianisten Piers Lane zudem eine Art nachträgliches Geburtstagsgeschenk, feierte er doch am 8. Januar seinen 60. Geburtstag.

Hyperion/note 1 music CD CDA 68217

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NEU AB 04.05.2018 Emmanuel Pahud Solo

Die Sololiteratur für Querflöte ist ungemein vielfältig und reicht vom Barock bis in die Avantgarde hinein. Darunter gibt es Repertoireklassiker wie Debussys „Syrinx“ für Flöte solo, aber eben auch etliche weniger bekannte Stücke von Georg Philipp Telemann, dem Dänen Carl Nielsen, dem Schweizer Arthur Honegger, Edgar Varèse, Luciano Berio, Toru Takemitsu oder Arvo Pärt. Emmanuel Pahud kombiniert diese Werke auf seiner Doppel-CD „Solo“ mit ganz aktuellen Beiträgen von Matthias Pintscher oder Jörg Widmann. „Die Kraft dieser Musik“, erklärt der Flötist, „liegt oft im Kontrast zwischen einer einfachen Linie und den raffiniertesten Komplexitäten, zwischen einer Note, die so leise ist, dass sie kaum wahrnehmbar ist, und den lautesten, extremsten Noten, die auf dem Instrument spielbar sind.”

Warner Classics 2CD 9029570175

Esa-Pekka Salonen The Complete Sony Recordings

Die Vielseitigkeit Esa-Pekka Salonens ist immer wieder faszinierend. Ursprünglich hatte der Dirigent und Komponist, der am 30. Juni seinen 60. Geburtstag feiert, auch einmal Horn studiert. Nach seinem Debüt als Dirigent des Finnischen Radio-Sinfonie-Orchesters 1979 beschränkte er sich fortan aber auf das Komponieren und die Orchesterarbeit. Natürlich sind bei dem 61 CDs umfassenden Konvolut sämtlicher Sony-Aufnahmen unter Salonens Leitung auch Eigenkompositionen des Maestros wie die „LA Variations“, die „5 Images after Sappho“ oder „Mania“ für Violoncello und Orchester enthalten. Zudem hat Salonen hier Werke seiner Landsleute Magnus Lindberg und Jean Sibelius sowie die Sinfonien des Dänen Carl Nielsen in bewundernswerten Referenzaufnahmen vorgelegt.

Sony Classical 61CD 88985471842

NEU AB 11.05.2018 Sophie Pacini In Between

Es gehe um Verwandtschaft und Wahlverwandtschaft, beschreibt die deutschitalienische Pianistin Sophie Pacini den Grundgedanken ihres Albums „In Between“. Miteinander verbunden, aber eben auch künstlerisch verwandt waren sowohl das Geschwisterpaar Fanny Hensel und Felix Mendelssohn als auch das Ehepaar Clara und Robert Schumann. Pacini versucht in der Auswahl der Stücke zu zeigen, wie stark sich diese Paare wechselseitig inspiriert haben. In Clara Schumanns innerlich zerrissen und eindringlich wirkendem Scherzo op. 14 entdeckt sie eine Nähe zu Roberts Fantasiestücken op. 12. Felix Mendelssohns Lieder ohne Worte op. 19/1, op. 30/3, op. 62/6, op. 67/1 und op. 67/4 stellt sie dem Lied ohne Worte G-Dur op. 2/1 von Fanny Hensel gegenüber, die diese poetische Bezeichnung ja einst auch ersonnen hatte.

Warner Classics CD 9029570494

Mira Wang, Jan Vogler, Peter Oundjian Brahms, Rihm, Harbison: Doppelkonzerte

Es waren die Violinistin und Direktorin der Moritzburg Festival Akademie Mira Wang und der Cellist Jan Vogler selbst, die das Doppelkonzert von John Harbison 2010 zur Uraufführung brachten. Damals wurden sie vom Boston Symphony Orchestra begleitet. Harbison kommentierte, dass er einmal ein Doppelkonzert für Oboe und Klarinette geschrieben habe, in dem die Solisten gegeneinander und gegen das Orchester antraten. In dem neuen Doppelkonzert wollte er aber etwas ganz anderes machen. Das Stück gab den Anstoß für eine CD mit dem Royal Scottish National Orchestra, auf der auch der DoppelkonzertKlassiker von Johannes Brahms und das Duo für Violine, Violoncello und Orchester von Wolfgang Rihm zu finden sind. Rihm war 2013 Composer in Residence beim Moritzburg Festival.

Sony Classical CD 19075836752

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NEU AB 11.05.2018 Jonas Kaufmann & Orchestra of the Royal Opera House Der herausragende Otello unserer Zeit Vor dieser Rolle fürchten sich fast alle Tenöre dieser Welt. Keine Furcht, wohl aber Respekt hatte auch der Weltstar Jonas Kaufmann, die Titelrolle in Verdis „Otello“ zu singen. Sie erfordert Kraft, eine unglaubliche Breite des Ausdrucks und Wandlungsfähigkeit. Kaufmann brachte all diese Voraussetzungen für seinen gefeierten Auftritt am Londoner Royal Opera House Covent Garden im Juni des vergangenen Jahres mit. Kaufmann sei der herausragende Otello unserer Zeit, schwärmte ein Kritiker unmittelbar nach der Premiere im „Evening Standard”, und viele seiner Kollegen stimmten in das positive Medienecho ein. Am Erfolg dieser Produktion hatte aber auch der Royal-Opera-Musikchef Antonio Pappano wesentlichen Anteil. Unter seiner Leitung erhielt die vorletzte Verdi-Oper eine Wucht und Emotionalität, die man

nur selten in so hoher Qualität erleben darf. Nach der Premiere dieser Produktion, die weltweit live in Kinos übertragen wurde, nahm Pappano den erleichterten Jonas Kaufmann in die Arme und sagte: „Diese Partie ist für jeden Tenor Karriere-entscheidend.“ Über das Lob, das sich der Startenor zu Recht verdient hat, darf man nicht die übrigen Sängerstars vergessen. Bejubelt wurden in London auch die italienische Sopranistin Maria Agresta als Desdemona und der französische Bariton Marco Vratogna, der dem listigen Jago eine furchterregende Gefährlichkeit verleiht.

S ony Classical 2DVD 88985491959/ Blu-ray Disc 88985491969

NEU AB 18.05.2018 Philippe Jaroussky & I Barocchisti Ein wahrhaft königlicher Orfeo

Das Orfeo-Thema lässt den Countertenor Philippe Jaroussky einfach nicht los. Erst im vergangenen Jahr hatte er mit dem Album „La storia di Orfeo“ und den frühen Vertonungen des Mythos durch Claudio Monteverdi, Luigi Rossi und Antonio Sartorio einen Riesenerfolg gelandet. Damals sagte er: „Es war mein Traum, auch das Umfeld dieser Oper zum Klingen zu bringen.“ Und in der Tat hat der Orfeo-Mythos ja in zahllosen Beispielen Musikgeschichte geschrieben. Erst recht in der Oper „Orfeo ed Euridice“ von Christoph Willibald Gluck, die Philippe Jaroussky nun ganz folgerichtig nachreicht. Hatte er sich bei dem genannten Album „La storia di Orfeo“ ja bereits von dem renommierten Ensemble I Barocchisti unter Diego Fasolis umsichtiger Leitung begleiten lassen, so wählte er für Gluck dieselben Interpreten. Und er entschied sich für

die 1774 im Königspalast Palazzo Reale von Neapel aufgeführte Version von „Orfeo ed Euridice“. Diese Aufführung fand zwölf Jahre nach der Uraufführung der großen Gluck’schen Reformoper in Wien statt, die eine Zäsur in der Operngeschichte markierte. Glucks direkter Ausdruck, die Einfachheit der Form und die Stringenz des dramaturgischen Verlaufs gaben in der Frühklassik ganz neue Impulse. Der Höhepunkt dieser Weltersteinspielung des Opernklassikers ist natürlich die von Jaroussky hinreißend gesungene Orfeo-Klage „Che farò senza Euridice“.

E rato/Warner Music Limited Deluxe Edition (CD) 9029570794

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1488 18016 9

RO-3D, 24 bit / 96 Hz

Schumann Quartett & Anna Lucia Richter Intermezzo

Wohlverdient hatte das für seine Frische und Brillanz gelobte Schumann Quartett für sein Album „Landscapes“ den Preis der deutschen Schallplattenkritik erhalten. Nun erscheint das Folgealbum mit dem Streichquartett Nr. 1 von Robert Schumann, das durch seine kantable Melodik für Schumann einen Durchbruch in dieser Gattung markierte und seinen Zyklus charakterisieren sollte. Passend dazu stellt das Schumann Quartett dem Schumann-Erstling Mendelssohns Streichquartett Nr. 1 Es-Dur an die Seite. Dieses entstand 13 Jahre vor Schumanns Quartett und besticht durch seine große Lebendigkeit. Den Höhepunkt bildet auf diesem Album Aribert Reimanns Bearbeitung der Sechs Gesänge op. 107 von Schumann mit der brillanten Sopranistin Anna Lucia Richter.

Berlin Classics/Edel CD 0301058BC

Cello Concertos

Cello Concertos

Tchaikowsky | Gulda

Tchaikowsky | Gulda

016 8 by er CLASSIC / Medien GmbH 765 Neuhausen haensslerprofil.de haensslerprofil.de factured many

NEU AB 18.05.2018

Jacob Spahn, Cello Orchestra Academy of Bayerisches Staatsorchester Stephan Frucht

Jakob Spahn, Stephan Frucht, Orchester­ akademie des Bayerischen Staatsorchesters Tschaikowsky & Gulda

Seit 2011 ist der in Berlin geborene Jakob Spahn Solocellist im Bayerischen Staatsorchester. Er war bereits Preisträger des ARD-Wettbewerbs München und Stipendiat der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker und legt hier, unterstützt von der Orchesterakademie des Bayerischen Staatsorchesters unter Stephan Fruchts Leitung, eine Aufnahme des Konzerts für Cello und Bläserensemble vom Pianisten Friedrich Gulda vor. Außerdem sind auf der CD eine ungemein transparente Kammerfassung von Peter Tschaikowskys „Rokoko-Variationen“ für Cello und Bläserquintett sowie das Andante cantabile aus dem Streichquartett Nr. 1 op. 2 mit Spahn selbst als Solocellisten vertreten. Die vom Siemens Arts Program unterstützte Veröffentlichung erscheint im 3D Immersive Sound als dreidimensionales Klangerlebnis.

hänssler CLASSIC/Profil Medien 2CD HC18016

Ana-Marija Markovina Bruckner: Gesamtwerk für Klavier

2017 hatte die aus Kroatien stammende Pianistin Ana-Marija Markovina bereits mit der Gesamteinspielung der Klavierwerke von Anton Urspruch viel Aufsehen erregt. Nun nahm sich die engagierte Pianistin das Klavierwerk eines noch berühmteren Zeitgenossen und Vornamensvetters Urspruchs vor: Anton Bruckner. Der Organist, Sinfoniker und radikale Neuerer einer spätromantischen Orches­ terklangfarbe wird im Wesentlichen über seine Sinfonien, die Vokalwerke und Messen definiert. Sowohl die Orgel- als auch die Klavierwerke Bruckners, wie etwa eine beschwingte LancerQuadrille aus dem Jahr 1850, das Klavierstück in Es, ein Sonatensatz in g, eine Fantasie, „Erinnerung“ oder die „Stille Betrachtung an einem Herbstabend“, stehen zu Unrecht im Schatten seines Hauptwerks.

hänssler CLASSIC/Profil Medien CD HC17054 – Verschiebung der Veröffentlichung auf den 15.06.2018

Annika Treutler Johannes Brahms

Die 1990 geborene Pianistin Annika Treutler wurde von Matthias Kirschnereit und Bernd Goetzke an den Musikhochschulen Rostock und Hannover ausgebildet, erhielt 2014 den dritten Preis bei der Montreal Music Competition und war Semifinalistin beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD. Zu ihren künstlerischen Partnern gehörte unter anderem Kit Armstrong, mit dem sie auch Werke für zwei Klaviere des diesjährigen Jubilars Claude Debussy gespielt hat. Im Mittelpunkt ihres aktuellen Brahms-Albums stehen die komplexen Händel-Variationen op. 24 und die Fantasien op. 116, die Brahms 1892 in Bad Ischl geschaffen hatte. Am gleichen Ort waren vier Jahre später auch die Elf Choralvorspiele op. 122 für Orgel entstanden, die Treutler hier zauberhaft auf einem Flügel von Steinway & Sons interpretiert.

hänssler CLASSIC/Profil Medien CD HC17061

klassikerleben 12 KLASSIKERLEBEN.DE


NEU AB 18.05.2018

Thomas Quasthoff & NDR Bigband Vom Lied-Sänger zum Jazz-Leader Erst im Januar 2018 hat die NDR Bigband mit dem vom Jazz so begeisterten Bassbariton Thomas Quasthoff diese Arrangements berühmter Jazzstandards aufgenommen. Das Hamburger Rolf-Liebermann-Studio des Senders bot als Heimatadresse der NDR Bigband für diese Aufnahme idealste Bedingungen. Und atmosphärisch funkte es nur so zwischen dem Bariton und den Musikern. Nach Quasthoffs Rückzug von aktiven Konzertauftritten vor sechs Jahren und acht Jahre nach der letzten Soloaufnahme markiert die Jazz-CD „Nice ’N’ Easy“ nun einen weiteren, mit Spannung erwarteten Meilenstein in der Diskographie des Künstlers. „Ich habe immer Jazz gesungen“, sagt Quasthoff, „es war immer auch Teil meines musikalischen Lebens.“ Die Zusammenarbeit mit der NDR Bigband und vielen ihm gut vertrauten Musikern stand schon lange auf Quasthoffs Wunschliste. Und der Sänger schätzt es

ungemein, dass sich hinter jedem einzelnen Partner der Bigband ein erklärter Individualist verbirgt. „Jazzmusiker“, sagt auch die neue Gitarristin der NDR Bigband Sandra Hempel, „da muss ich mich an die eigene Nase fassen, pflegen ja auch gern das Nischendasein.“ Neben dem Ersten Gastdirigenten der NDR Bigband Jörg Achim Keller waren auch der Pianist Frank Chastenier und der legendäre Bassist Dieter Ilg sowie der Schlagzeuger Wolfgang Haffner beteiligt. Außerdem hatte Quasthoff den Jazztrompeter Till Brönner eingeladen, der bei „Body & Soul“ und „I‘ve Got The World On A String“ mitwirkt. Bei Titeln wie „But Not For Me“, „Moonglow“, „Cry Me A River“, „Some Enchanted Evening“ oder „I Remember You“ stecken die Arrangements voller Überraschungen und neuer Soundtüfteleien. „Ich glaube, dass einige Stücke dabei sind“, ergänzt Thomas Quasthoff, „bei denen die Zuhörer aufhorchen werden. In dieser tiefen Lage klingt es natürlich auch extrem relaxt.“

O keh/Sony Music CD 19075825152/ LP 19075832651

klassikerleben 13


NEU AB 25.05.2018 Spark On The Dancefloor

Dancefloor Music mit klassischen Instrumenten wie einem Flügel, Solostreichern und Blockflöte ist schon etwas Besonderes. Das Ensemble Spark hat es in dieser Sparte zu einer enormen Perfektion gebracht und zeigt, dass nicht nur die Avantgardekomponisten eine Beziehung zu elektronischen Sounds und neuen Stilen aufbauen können. Die mit einem ECHO Klassik prämierte Band versucht auf ihrem neuen Album „On The Dancefloor“ Avantgarde und Wiener Klassik miteinander zu verbinden. Von beschwingter und tänzerisch gedachter Musik Wolfgang Amadeus Mozarts aus „La finta semplice“ oder „Le petits reins“ bis zu artifiziellem Chamber Techno und groovenden Sounds des Zeitgenossen Sebastian Bartmann reicht die Palette.

Berlin Classics/Edel CD 0301069BC

NEU AB 01.06.2018 Friedrich Gulda Bach Gulda Clavichord

1981 hatte Friedrich Gulda in München eine überaus unterhaltsame Einführung in das Wesen des historischen Instruments Clavichord gegeben. Damals erklärte er, dass dieses im 18. Jahrhundert äußerst beliebte, üblicherweise im Hausgebrauch benutzte Tasteninstrument für öffentliche Konzerte wegen seiner stark begrenzten Lautstärke eher ungeeignet sei. Eine Sensation ist nun die Veröffentlichung privater, hervorragend restaurierter Bandaufnahmen von Bach-Werken mit dem großen Pionier der Klaviermusik am Clavichord, die wir eher einem Zufall zu verdanken haben. Gulda hatte sie einst seinem Schüler Thomas Knapp geschenkt. Faszinierend experimentiert er hier mit der Möglichkeit des Clavichords, Töne auch nach dem Anschlag in ihrem Klangverlauf noch zu beeinflussen.

Berlin Classics/Edel 0301063BC

HÄNDLER:

01099 Dresden Opus 61 Klassik Jazz Bautzner Str. 6

Wieck-Str. 4

02763 Zittau CD-Studio Markt 13

Berlin Musik Cantus-Riedel Bismarckstr. 5 L&P Classics Welserstr. 28

10629 Berlin Oldschool Walter-Benjamin-Platz 2

Königstr. 115

schweig Buchhandlung Graff Sack 15

23552 Lübeck Klassik Kontor

24103 Kiel Ruth König Klassik Dänische Str. 7

37073 Göttingen TonKost Theaterstr. 22

38100 Braun-

40212 Düsseldorf Musikhaus Jörgensen Berliner Allee 67

Velbert Musik Schallowetz Friedrichstr. 240

42551

44787 Bochum aktiv-Musicpoint Kortumstr. 97 (City­passage)

45127 Essen proust WÖRTER + TÖNE Am Handelshof 1 47798 Krefeld Sym-Phon Ostwall 122

45128 Essen proust in der Philharmonie Huyssen­

48143 Münster Jörgs CD Forum Alter Steinweg 4-5

50667 Köln TONGER – Haus der Musik Zeughausstr. 24

53111 Bonn Beethoven-Haus Bonngasse 18

53474 Bad Neuenahr aktiv musik Plattenkiste Poststr. 7

54290 Trier Christian Reisser Fleischstr. 30/31

56068 Koblenz Musik Thilemann Schlossstr. 35 gasse 1

ger Str. 24/I 175

55116 Mainz Mainzer Musikalienzentrum Große Lang-

60311 Frankfurt /Main CDs am Goethehaus Am Salzhaus 1

Bessunger Str. 54

65183 Wiesbaden La Musica Kleine Langgasse 5

72070 Tübingen Rimpo Tonträger Ammer­gasse 23

77652 Offenburg La Musica Langestr. 38

Freiburg Rombach Klassik Bertoldstr. 10 Ernst-Str. 179 b

71229 Leonberg Die Tonleiter Leonber-

79098 Freiburg Compact Disc Center Schiffstr. 8

79098 Freiburg Musicus Freiburg Salzstr. 41/43

91054 Erlangen musica.de

14 KLASSIKERLEBEN.DE

79098

80331 München

86899 Landsberg Discy Herzog-

91054 Erlangen Bongartz – Musik in allen Formaten Hauptstr.

99423 Weimar Musikhaus 19 Geleitstr. 19

klassikerleben

64285 Darmstadt CD Bessungen

76133 Karlsruhe Musik Schlaile Kaiserstr.

Bauer & Hieber Musikalienzentrum München Landschaftstr. 1 – Im Rathaus 56

10777 Berlin

20354 Hamburg HANSE CD Musik im Hanse-

21244 Buchholz Smile Records Bremer Str. 1

23552 Lübeck Pressezentrum Breite Str. 79

34117 Kassel Bauer & Hieber Ständeplatz 13

allee 53

10625

10785 Berlin Shop in der Berliner Philharmonie Herbert-von-Karajan-Str. 1

18439 Stralsund Schallplattenladen Stralsund Mühlenstr. 1 Viertel Große Bleichen 36

01326 Dresden Sweetwater Friedrich-

04109 Leipzig Gewandhausshop Augustusplatz 8


TOP 20 KLASSIK-CHARTS APRIL 2018

2

1

1

3

Saint-Saens: Der Karneval der Tiere

11

The Christa Ludwig Edition

Katja Riemann, Arthur Jussen, Lucas Jussen & Camille Saint-Saens

DG

17 k

Christa Ludwig

2

Neujahrskonzert 2018 / New Year's Concert 2018

12

Schumann: Piano Concerto/Brahms: Variations & Fugue on a Theme by Handel

2 g

Riccardo Muti & Wiener Philharmoniker

NEU

Alfred Brendel, Wiener Philharmoniker & Sir Simon Rattle

3

Journey To Mozart

13

The Complete Recitals On Warner Classics

1 m

Daniel Hope & Zurich Chamber Orchestra

NEU

Christa Ludwig

4

The Mozart Album

14

L'Opéra

REE

Lang Lang

10 m

Jonas Kaufmann

5

Serenata Española

15

Glenn Gould: The Complete Columbia Album Collection

3 m

Xavier de Maistre

REE

Glenn Gould

6

Elements

16

Dolce Vita

REE

Ludovico Einaudi

14 m

Jonas Kaufmann, Orchestra del Teatro Massimo di Palermo, Asher Fisch

7

Handel Arias

17

Chopin Evocations

4 m

Franco Fagioli, Il Pomo d'Oro, Zefira Valova

11 m

Daniil Trifonov, Mikhail Pletnev, Sergei Babayan, Mahler Chamber Orchestra

8

Dolce Duello

18

Bach: Sonatas & Partitas for solo violin, vol.2

5 m

Cecilia Bartoli & Sol Gabetta

9

Verdi - Messa da Requiem

NEU

NEU

Fabio Luisi, Ballett Zürich, Philharmonia Zürich & Krassimira Stoyanova

10

Englabörn & Variations

NEU

Jóhann Jóhannsson

Sony Classical

DG

Sony Classical

Sony Classical

We Love Music

DG

Decca Records

Accentus

DG

7 m

DG

Warner Classics

Sony Classical

Sony Classical

Sony Classical

DG

Harmonia Mundi

Isabelle Faust

19

Clair De Lune

NEU

Menahem Pressler

20

Intuition

12 m

Gautier Capuçon

Die Offiziellen Deutschen Klassik-Charts werden von GfK Entertainment im Auftrag des Bundesverbandes Musikindustrie e.V. ermittelt. Basis der Top 20 sind die Verkaufs- bzw. Nutzungsdaten von Klassik-Alben im Zeitraum 09.03.2018 - 12.04.2018.

Decca Records

DG

Erato

klassikerleben GfK Entertainment

15



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