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THE CHICKS
GRANDIOSES COMEBACK Mit drei Nummer-eins-Alben, rund 30 Millionen verkauften Platten und 13 Grammy Awards sind die Dixie Chicks die erfolgreichste US-amerikanische Frauenband aller Zeiten. Die Country-Ikonen, die kurzerhand das „Dixie“ – ein Synonym für den alten Süden der USA – aus dem Namen strichen und sich sofort nur noch The Chicks nennen, legen mit ‚Gaslighter‘ ein furioses Comeback-Album vor.
COUNTRY-ROCKDas letzte Album der Country-Ikonen The Chicks, die im vergangenen Jahr ihr 30. Bandjubiläum feiern konnten, liegt bereits 14 Jahre zurück – bis jetzt. Denn nun legen Martie Maguire (Geige und Mandoline), Natalie Maines (Leadgesang, Gitarre) und Emily Robison (Gitarre, Dobro und Banjo) mit ‚Gaslighter‘ ihr fünftes Studioalbum vor. Die lange BandAuszeit haben die Chicks vor allem dafür genutzt, ihre insgesamt neun Kinder großzuziehen. Allerdings haben sich die drei nie komplett aus dem Rampenlicht zurückgezogen: Die Schwestern Emily und Martie lieferten mit ihrer Band Court Yard Hounds zwei Longplayer ab. Natalies Soloscheibe ‚Mother‘ kletterte 2013 bis auf Platz 17 der US-Charts. Ursprünglich wollte das Dreiergespann wie früher mit unterschiedlichen Songwritern und Produzenten zusammenarbeiten. Da Jack Antonoff (Taylor Swift, Lorde) beim zuallererst aufgenommenen Titeltrack aber genau den Nerv der Chicks traf, heuerten sie ihn direkt für das ganze Album an. Die Platte, die auf das Nummer-eins-Album ‚Taking The Long Way‘ anknüpft, zeigt, dass sie nichts von ihrer Kreativität, Energie und Leidenschaft eingebüßt haben. Im Titelsong „Gaslighter“ spielt Natalie Maines wohl auf ihre schmerzliche Trennung von Schauspieler Adrian Pasdar („Heroes“) an. Wie man es von The Chicks gewohnt ist, nimmt die Band auch im Text ihrer neuen, super eingängigen Hymne kein Blatt vor den Mund. Im Protestsong „March March“ singen die drei Chicks, unterlegt von elektronischen Beats und McGuires Fiddle und Strayers Banjo, über Greta Thunberg und die Jugendbewegung für die Klimaret tung, über Waffengewalt oder schlecht ausgerüstete Schulen und unterbezahlte Lehrer. Im dazugehörigen Video werden Bilder der „Black Lives Matter“-Proteste und Polizeigewalt gezeigt. Nach einer Liste von Namen schwarzer Amerikaner, die von der Polizei getötet wurden, ist die abschließende Botschaft der Chicks: „Use your voice. Use your vote“, ein Aufruf, Donald Trump abzuwählen. In ihrer Karriere wurde die Band mit dreizehn Grammy Awards, sechs Billboard Music Awards, vier American Music Awards und zahlreichen Country Music Association Awards ausgezeichnet. Ihr letztes Studioalbum ‚Taking The Long Way‘ erhielt fünf Grammys und erreichte Platz eins der US-Charts, die Top 10 der britischen Charts und sensationell Platz fünf der deutschen Album-Charts. Im vergangenen Jahr wirkten The Chicks als Featured Artists an dem Taylor-Swift-Song „Soon You’ll Get Better“ mit. Ob die Namensänderung von Dixie Chicks in The Chicks nötig war und von den Fans angenommen wird, wird die Zukunft zeigen. Helmut Blecher
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RONAN KEATING
SEIT 20 JAHREN GLÜCKLICH ERFOLGREICH
POP Zwanzig Jahre ist es her, dass Ronan Keating sein erstes Soloalbum nach seiner Zeit bei Boyzone veröffentlichte. Dieses Jubiläum nimmt der irische Sänger jetzt zum Anlass, um sein neues Studiowerk ‚Twenty Twenty‘ zu veröffentlichen. 30 TopTen-Single-Hits, wie „Let Me Love You“, kann Keating im Verlauf seiner bisherigen Solokarriere verbuchen. Über 20 Millionen Tonträger hat er weltweit verkauft, zusätzlich zu den 25 Millionen aus den Boyzone-Zeiten. Passend zu diesem Jahr und der Tatsache, dass er inzwischen seit 20 Jahren solo unterwegs ist, kamen die Idee und der Titel des Albums zustande. Darüber hinaus möchte der Dubliner damit betonen, dass er seine Karriere nicht als selbstverständlich ansieht und sich glücklich schätzt, als einer der wenigen Künstler über so viele Jahre hinweg erfolgreich zu sein. Drei seiner größten Hits, „Life Is A Rollercoaster“, „When You Say Nothing At All“ und „Lovin‘ Each Day“, liegen als Neueinspielungen vor, ihnen schließen sich etliche brandneue Titel an, darunter „One Of A Kind“, das Keating im Duett mit Emeli Sandé aufgenommen hat. Zwölf Monate hat der Ire intensiv an seinem Album gearbeitet, für das er den renommierten Musiker und Produzenten Steve Lipson gewinnen konnte, der zuvor mit Paul McCartney, The Rolling Stones und Annie Lennox gearbeitet hatte. (hb)
Ronan Keating – Twenty Twenty (Decca/Universal) CD 602508684937 // ab 24.7. Handel
THE NAKED AND FAMOUS
NEVER CHANGE A WINNING TEAM
INDIE/POP Die Indiepop-Pioniere aus Neuseeland The Naked And Famous sind mit ihrem neuen Album ‚Recover‘ zurück. Das mittlerweile vierte Album in zehn Jahren ist eine autobiografische Platte, die tief in der menschlichen Seele verwurzelt ist. Jeder Song wurde mit viel Fingerspitzengefühl geschrieben. Alisa Xayalith, die eine Hälfte des Duos, erklärt: „Zuerst ging es einfach darum, dass jeder eine gewisse Geschichte und auch Ballast mit sich herumschleppt, wenn er eine neue Beziehung eingeht, und dass einen das nicht davon abhalten sollte, sich darauf einzulassen. Aber im Grunde geht es allgemein darum, alle Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind, und zu verstehen, dass jeder Liebe braucht.“ Bandkollege Thom Powers fügt hinzu: „Hier können sich alle sicher fühlen.“ Das Gefühl des Überlebens, berührende Worte über die eigene Identität, Widerstandskraft, Sterblichkeit und andere Dinge sind Themen dieses Longplayers. 15 Tracks haben sie aufgenommen, darunter auch die Singleauskopplungen „Come As You Are“, „Sunseeker“ und „Bury Us“. Musikalisch bleiben sie sich treu und präsentieren wieder einen hingebungsvollen Indiepop mit großer Verbundenheit zu Synthie-Klängen, der immer wieder auf den Dancefloor lockt. (sm)
The Naked And Famous – Recover (SOMEWHAT DAMAGED LIMITED/rough trade) 2LP 5056167121824 / CD 5056167121848 // ab 24.7. im Handel
MARGO PRICE
GEFÜHLSBETONT UND BITTERSÜSS
SOFT-ROCK/POP Die Sängerin, Songschreiberin, Produzentin, Gitarristin und Schlagzeugerin Margo Price veröffentlicht ihr drittes Album ‚That’s How Rumors Get Started‘. Diesmal trägt sie ihr Herz nicht so sehr auf der Zunge wie zuvor. Margo hat ein Album geschaffen, mit dem sie die Menschen zum genaueren Zuhören bringen will. Ihre genreverbundene Rock’n’Roll-Show hat sie zum ersten Mal aufgenommen. Musikalisch erstreckt sich das Album von gewaltigem Soft-Rock über brennende, psychedelische Rock-Balladen und stampfende Straßenlieder bis hin zu spritziger Popmusik. „This album is about relationships. It’s about growing pains“, erklärt Price. Voll von berührenden Reflexionen über die Mutterschaft und einer scharfen Prosa, die die Mythologie des Erfolgs enthüllt, zeigt sie mithilfe der Produktion ihres langjährigen Freun des Sturgill Simpson, wie sich beides in unerwartete Richtungen entfaltet. Während Margo ihre ersten beiden Alben mit ihrer Tour-Band Price Tags aufgenommen hatte, arbeitet sie für ‚That’s How Rumors Get Started‘ in einer neuen Konstellation, die mithilfe von Simpson zusammengestellt wurde: Gitarrist Matt Sweeney, Drummer James Gadson, Keyboarder Benmont Tench und Bassist Pino Palladino. (sm)
Margo Price – That’s How Rumors Get Started (Caroline/Universal) LP 888072164246 / CD 888072164239 // jetzt im Handel