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franziskus
Zeitschrift der Franziskaner-Minoriten in Deutschland
Br. Konrad und Br. Martin zu Diakonen geweiht Weitere Themen: Ein Blick in unseren Kölner Konvent / Meditation über die Heilige Agnes von Prag / Fragen zum Ordensleben: Sind die Franziskaner eigentlich Mönche? / Nachrichten aus dem Orden / Ein Missionsbericht aus Südostasien franziskus 1|2014
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„Was sind nämlich die Diener Gottes, wenn nicht seine Spielleute, welche die Herzen der Menschen zu geistlicher Fröhlichkeit erheben und bewegen müssen?“
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Franz von Assisi, Spiegel der Vollkommenheit (100,19)
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Zeitschrift der Franziskaner-Minoriten in Deutschland Herausgeber: Franziskaner-Minoriten in Deutschland, Provinz St. Elisabeth, Franziskanergasse 7, 97070 Würzburg Mit kirchlicher Druckerlaubnis. Erscheinungsweise: viermal jährlich Redaktion: Br. Josef Fischer, Br. Steffen Behr, Br. Andreas Murk, Br. Martin Koch, Br. Konrad Schlattmann Anschrift: Zeitschrift franziskus, Klosterdorf 1, 91443 Scheinfeld Bestellung: Sekretariat: Br. Andreas Murk, Elisabeth Bechmann Telefon: 09162 92889-0, Fax: 09162 448, E-Mail: zeitschrift@franziskaner-minoriten.de Bankverbindung: Zeitschrift franziskus, LIGA Würzburg, BLZ 75090300, Konto-Nr.: 10 30 16 404 IBAN: DE35750903000103016404, BIC: GENODEF1M05 Statt eines festen Abonnementpreises bitten wir alle Bezieher zur Deckung der Unkosten um eine Spende von mindestens € 10,00 pro Jahr 2 franziskus 1|2014
Liebe Leserin, lieber Leser, ein gelungener Schnappschuss begrüßt Sie auf der Titelseite der ersten Nummer des franziskus im neuen Kalenderjahr 2014. Unser Titelbild fängt etwas von der je eigenen Heiterkeit und die gemeinsame Blickrichtung zweier Menschen ein. Es ist eine Momentaufnahme nach der Diakonenweihe am 23. November 2013. Br. Andreas berichtet auf den nächsten Seiten ausführlich über das Fest. Das Apostolische Schreiben von Papst Franziskus „Evangelii Gaudium“ beginnt mit dem Satz: „Die Freude des Evangeliums erfüllt das Herz und das gesamte Leben derer, die Jesus begegnen.“ Die folgenden Beiträge sind gleichsam eine Spurensuche nach dieser Art Freude bei aller Offenheit oder allem Vorbehalt gegenüber der fünften Jahreszeit, Fasching, Karneval oder Fasnet genannt. Gelassenheit und verhaltene Freude spiegeln sich im Gesicht von Br. Angelus Kraus, den Br. Konrad in unserer Reihe „Gemeinschaft mit Gesicht“ vorstellt. Br. Gabriel Weiler gibt ein Zeugnis für seine besondere Leidenschaft, den Brückenschlag zwischen Kirche und Kunst in St. Kolumba/Köln. Br. Steffen läßt in seinem Artikel etwas von der Vielfalt des Ordenslebens aufleuchten und einem weiten benediktinischen und franziskanischen Verständnis von Klausur als Ort der heilsamer Sammlung. Am 4. Oktober letzten Jahres war Br. Thomas als Diakon im Dienst der Verkündigung bei der Papstmesse vor San Francesco und kann aus erster Hand eindrücklich bei Ihrem nächsten Assisibesuch erzählen. Als Vorgeschmack auf seine Führungen darf man auch einmal seine Bildbetrachtung zu einem Fresko der Unterkirche in San Francesco verstehen. Eine Horizonterweitung ist der Blick auf unsere jungen und wachsenden Gemeinschaften auf den Philippinen. Br. Konrad stellt die Präsenz unseres Ordens dort vor. Nach den Verwüstungen durch den Taifun Hayan sind Gebet und Gabe im Rahmen unserer Möglichkeiten ein Gebot der Stunde als franziskanische Familie. Am Ende des franziskus ein froher Rück- und Ausblick: bei der letzten franziskanischen Jugendwallfahrt wurde zum nächsten Treffen nach Schwarzenberg vom 10.-12. Oktober 2014 eingeladen. Wir zehren alle von der Gewissheit: „Gott ist ewig jung, und er sucht Menschen, die sein Temperament ausstrahlen.“ In diesem Sinne ein frohgemutes Miteinander aus seiner Kraft: Pace e bene!
Br. Josef Fischer Redaktionsmitglied
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r epor tage Freunde und Verwandte der beiden neu geweihten Diakone waren nach W端rzburg gekommen, um in unserem dortigen Kloster nach der Weiheliturgie noch ein paar frohe Stunden zu feiern.
Zwei neue Diakone in unserer Gemeinschaft Mit dem Abschluss ihres Theologiestudiums im Sommersemester 2013 haben Br. Konrad (links im Bild) und Br. Martin (rechts) an die Provinzleitung den Antrag gestellt, zum Diakon geweiht zu werden. Nach Befragung der Ausbildungsverantwortlichen und der Br端der wurden sie zur Weihe zugelassen - und es gab wirklichen Grund zum Feiern.
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Br. Martin Koch verspricht dem Bischof seinen Gehorsam und die Treue zur Kirche.
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in freudiges Ereignis konnte unsere Ordensgemeinschaft am Samstag, 23. November 2013, in Würzburg begehen: unsere Brüder Martin Koch und Konrad Schlattmann wurden nach Abschluss ihres Theologiestudiums im Sommersemester 2013 zu Diakonen geweiht. Zum Weihegottesdienst konnte Provinzialminister Br. Bernhardin M. Seither neben den Eltern, Geschwistern, Verwandten und Freunden der Weihekandidaten auch zahlreiche Brüder aus den verschiedenen Konventen des Ordens in der Würzburger Franziskanerkirche begrüßen. Ein besonderer Willkommensgruß ging an den Spender der Diakonenweihe, den emeritierten Würzburger Diözesanbischof Dr. Paul-Werner Scheele – und natürlich an die beiden Weihekandidaten, Br. Martin und Br. Konrad.
Lebenswege: von der Geburt zur Weihe Br. Martin Koch wurde am 16.02.1981 in Feuchtwangen geboren. Aufgewachsen ist er in dem kleinen Ort Franken im Rheinland. Da er nach Abitur und Zivildienst Deutschlehrer werden wollte, begann er ein Germanistikstudium mit Nebenfach Theologie. In Bonn lernte er schließlich die Franziskaner-Minoriten kennen. Mit einer Studentengruppe war er auf der Suche nach einer Kirche, wo die Gebetsinitiative „Nightfever“ ihr Angebot aufbauen konnte. Dankbar erinnert er sich noch heute, wie die neue Initiative von den Minoriten problemlos aufgenommen wurde. Mehr und mehr lernte er auch die Brüder in dem mittlerweile aufgelösten Konvent Bonn kennen und entdeckte seine Berufung zum Leben in den Fußspuren des heiligen Franziskus. Im Herbst 2007 begann er schließlich mit dem Postulat die erste Ausbildungsstufe in unserer Gemeinschaft.
Zum Weihegebet knien die beiden Kandidaten nieder: „Sende auf sie herab, o Herr, den Heiligen Geist.“
Nach der Erstprofess am 05.10.2009 und der Fortsetzung seines Theologiestudiums in Würzburg band er sich mit der Feierlichen Profess am 06.10.2012 für die Zeit seines Lebens an unseren Orden. Fünf Jahre jünger als Br. Martin ist Br. Konrad Schlattmann. Er wurde am 08.01.1986 in Oberhausen geboren. Nach seinem Zivildienst in einem Krankenhaus entschloss er sich zum Studium der Theologie und zog nach Würzburg. Als so genannter „grauer Student“, also einer der wenigen, der ein theologisches Vollstudium absolviert, aber weder Mitglied im Ausbildungszentrum für Pastoralreferenten ist, noch dem Priesterseminar oder einer Ordensgemeinschaft angehört, lernte er schließlich unsere Gemeinschaft kennen. Nach einiger Zeit des Kennenlernens entschloss er sich, diesen Weg zu probieren und seiner Berufung zum Ordensleben zu folgen. Nach den zwei ersten Ausbildungsjahren im Kloster Maria Eck legte er am 26.09.2010 seine Erstprofess ab, um anschließend sein Studium in Würzburg inklusive eines Auslandssemesters in Rom abzuschließen. Am 28.10.2013 legte er die Feierliche Profess ab und entschied sich somit, bis zum Tod unserer Gemeinschaft anzugehören.
Diakonendienst als Liebesdienst In seiner Predigt ging Bischof Paul-Werner auf die Eigenart des Diakonendienstes ein: „Diakonendienst ist Liebesdienst.“ Diakone seien berufen, „das Urgeheimnis zu bezeugen, das am Anfang und in der Mitte und am Ende unseres Lebens steht: das Urgeheimnis der Liebe.“ „Wir sind berufen,“ so der Bischof weiter, „mitzulieben, mitzuhelfen, mitzuteilen. Das hat der Diakon Franziskus verkündet. Er hat es überzeugend franziskus 1|2014
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Der Praktikumspfarrer von Br. Konrad, Br. Adam Kalinowski (Gelsenkirchen) und der Heimatpfarrer von Br. Martin, Pastor Achim Thieser (Sinzig), helfen beim Anlegen der Gewänder. Es folgt der Friedensgruß mit dem Bischof.
und voller Freude getan. Einmal sagte er: ‚Was sind wir Knechte Gottes anderes als herumziehende Sänger und Spieler, welche die Herzen der Menschen bewegen und zur geistlichen Freude erheben wollen.‘“ Unter diesem Vorzeichen stehe der Einsatz, wenn der Diakon als Spender der Taufe, als Assistent der Eheschließung oder als Mitfeiernder in der Eucharistie dient. Was den caritativen Dienst des Diakons betrifft, führte Bischof Scheele aus: „Bis zur Stunde sind dem Diakon besondere soziale Aufgaben anvertraut. In ihnen kann die Liebe, die der Herr schenkt, neue Gestalt annehmen. Die Mitmenschen können dadurch nicht nur handfeste Hilfen empfangen, ihnen kann auch aufgehen, dass der Herr sie annimmt, dass er ihnen entgegenkommt, dass er ihnen, wenn es nötig ist, auch nachgeht, dass er das verlorene Schaf aus den Dornen befreit. Wie Jesus hat der heilige Franziskus besonders die Armen geliebt. Entsprechend rät er: ‚Die Brüder sollen sich freuen, wenn sie unter unbedeutenden und verachteten Leuten, unter Armen, Geisteskranken, Kranken, Aussätzigen und am Wegrand Bettelnden weilen.‘“ Richtschnur des Handelns ist für den Diakon in besonderer Weise das Evangelium, das im Lauf der Weiheliturgie überreicht wird. Dabei spricht der Bischof zum neu geweihten Diakon die folgenden Worte: „Empfange das Evangelium Christi. Zu seiner Verkündigung bist du bestellt. Was du liest, ergreife im Glauben; was du glaubst, das verkünde, und was du verkündest, erfülle im Leben.“ Damit wird deutlich, dass der Diakonat, auch wenn er für die Brüder Martin und Konrad „nur“ eine Zwischenstufe auf dem Weg zum Priestertum sein wird, eine lebenslange 6
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Aufgabe bleibt. Immer wird es darum gehen, das Wort Gottes tiefer zu erfassen, es weiterzuerzählen und im Leben in die Tat umsetzen.
Pastorale Erfahrungen in der Gemeinde Als Diakon bereiten sich Br. Martin und Br. Konrad nun auf die Priesterweihe vor, die für den 14. Juni 2014 geplant ist. Bis dahin werden sie in ihren Praktikumspfarreien pastorale Erfahrungen sammeln und sich auf ihren künftigen Einsatz vorbereiten. Br. Martin ist dazu in unseren Innenstadtkonvent nach Köln gezogen und absolviert in der Pfarrei St. Gereon sein Praktikum. Er begleitet die beiden dort tätigen Priester und einen Pastoralreferenten bei ihren Aufgaben und macht schrittweise Erfahrungen im Predigtdienst und anderen Formen der Seelsorge. Und natürlich verstärkt er unseren Kölner Konvent: mit ihm leben nun insgesamt fünf Brüder gegenüber der Minoritenkirche in der Domstadt. Br. Konrad absolviert sein Gemeindepraktikum im Konvent der Danziger Ordensprovinz in Gelsenkirchen - und damit fast in unmittelbarer Nähe zu seiner Heimatstadt Oberhausen, wo bis heute seine Familie wohnt. Da man in der von den Brüdern betreuten Gemeinde St. Josef in Gelsenkirchen-Ückendorf nicht gewohnt ist, dass ein Muttersprachler im Konvent lebt, wird er immer wieder gefragt, ob er denn schon gut Deutsch spreche… Zu seinen Aufgaben gehören beispielsweise die Mithilfe bei der Kommunionvorbereitung, die Übernahme von Vorträgen oder auch die Teilnahme an Sitzungen und Versammlungen der verschiedenen pfarrlichen Gremien. Br. Andreas Murk
gemeinschaft mit gesicht Br. Angelus Kraus
Drei Jahrzehnte in der Sakristei
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in Bruder hatte ihm gesagt, ganz zu Beginn, wohl als gut gemeinten Rat: „Wenn du deinen Beruf liebst, dann komm nicht zu uns Franziskanern!“ Seinen erlernten Beruf, Schmied, hat er zwar geliebt, doch die Unruhe, die er in sich verspürte, war größer - und mit der Unruhe die Faszination für die Idee des heiligen Franz von Assisi. 60 Jahre ist er inzwischen als Franziskaner-Minorit im Kloster, und Bruder Angelus Kraus spricht detailreich darüber. Von Anfang an war für Br. Angelus klar, dass er als „einfacher Bruder“ tätig sein will, damit die Priester so gut es geht frei seien für Gottesdienst und Seelsorge. In den verschiedensten Konventen war er für Garten und Handwerkliches zuständig, in über 50 Ortschaften musste er in den 1950er Jahren für die Gemeinschaft um Kartoffeln, Brot oder Eier an den Häusern betteln. Mit leuchtenden Augen und spürbarer Leidenschaft berichtet Br. Angelus dann aber von seinem drei Jahrzehnte langen Dienst in der Sakristei der Würzburger Franziskanerkirche. „Ich habe mich voll
für die Sakristei eingesetzt.“ Manchmal sei er bis 21 Uhr dort gewesen, um die Gewänder für bis zu zehn Zelebranten für den nächsten Morgen vorzubereiten, damit alles schön und einheitlich aussehe. Der Brand der Kirche an Pfingsten 1986 sei für ihn in seinem Ordensleben der größte Einschnitt gewesen. „Der Dachstuhl, der Altar… alles stand in Flammen. Und ich als Mesner fühlte mich in erster Linie verantwortlich für dieses Unglück, das bis heute nicht aufgeklärt ist.“ Natürlich war er an Wiederaufbau und Renovierung in den folgenden zwei Jahren maßgeblich beteiligt. „Die Kirche ist mir was wert“, erklärt er. Auch wenn die Handgriffe von Br. Angelus inzwischen weniger geworden sind, hat er eine andere Aufgabe neu und intensiv für sich entdeckt: jeden Tag geht er in die benachbarte Neumünsterkirche zum ausgesetzten Allerheiligsten. „Es gibt so viele Probleme im Orden und in der Welt. Die will ich vor den Herrn bringen. Die tägliche Anbetung lasse ich mir nicht nehmen. Sie ist mir lieb geworden.“ Br. Konrad Schlattmann franziskus 1|2014
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au s dem or den
Interview mit Br. Gabriel Weiler, Köln franziskus: In Köln finden wir eine ungewöhnliche Situation vor. Die von uns betreute Kirche St. Kolumba ist baulich vollständig in das örtliche Diözesanmuseum integriert worden. Kannst du in einigen Sätzen das Konzept dahinter erläutern? Br. Gabriel Weiler: Kolumba ist ein eminent historischer Ort. So bot es sich förmlich an hier das neue Kunstmuseum des Bistums zu errichten. Zwangsläufig musste das Bestehende, die neue Kapelle St. Kolumba von Gottfried Böhm mit einbezogen werden. - Der damalige Generalvikar Norbert Feldhoff sprach sogar von einer „kostbaren Reliquie, die vom Neubau eingefasst wird“. Welche Aufgaben kommen uns Franziskaner-
Minoriten dabei zu? Die Kirche ist in ihrer Funktion als Kirche völlig selbständig. Logischerweise haben beide Einrichtungen ihre eigenen Aufgaben. Die Kirche ist Nachfolgerin der alten Kolumbapfarrkirche und mit Selbstverständlichkeit ernennt das Bistum einen der Mitbrüder zum Rektor der Kirche. In den Kirchen, die uns entweder gehören, oder uns anvertraut sind, gibt es Kunstwerke von erheblichem Wert und außerordentlicher Qualität. Passt das zu unserer im Orden geübten Armut wie sie der Hl. Franziskus gewollt hat? Armut im Sinne des Ordensideals ist natürlich nicht vereinbar mit Anhäufung materieller Güter. So etwas käme uns auch gar nicht in den
Minoriten in der Großstadt Die franziskanische Präsenz in Köln reicht zurück bis zu den Lebzeiten des Heiligen Franziskus: eine Niederlassung der Minderbrüder in Köln gab es schon Anfang des 13. Jahrhunderts. Dank großer Wertschätzung durch den damaligen Erzbischof Engelbert von Berg werden die Minderbrüder 1221/1222 freundlich aufgenommen und erhalten zunächst eine einfache Unterkunft im Süden der Stadt. Etwa zwei Jahrzehnte später erwerben die Minoriten ein Grundstück im Gebiet der Pfarrei St. Kolumba, der mit bis zu 10.000 Gläubigen im Mittelalter größten und wohl auch einflussreichsten Kölner Stadtpfarrei. 8
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Sinn. Es ist im Gegenteil, nach meiner Auffassung , sogar unsere Pflicht Kunstwerke zu hegen und zu pflegen so gut wir können, denn sie sind für alle Menschen da und wollen gerade den Besuchern unserer Kirchen etwas vermitteln vom inneren göttlichen Sinn der Wirklichkeit, der sich oft in Sprache so schwer ausdrücken lässt, den aber das Kunstwerk durch anschauende Betrachtung offenbart. Dafür ist die Kolumbakirche, wie ich meine, ein besonderes Beispiel.
sind deshalb so etwas wie Kometenstreifen des Himmels über und in unserem Leben.“
Meine nächste Frage im Anschluss an das Gesagte wäre die nach der grundsätzlichen Funktion von Kunst, besonders in unseren Kirchen. Der jetzige Bischof von Würzburg Friedhelm Hofmann schreibt in seinem Buch „Kometenstreifen des Himmels“, Kunst stehe an der Schwelle zwischen empirisch erfahrbarer Realität und der geistigen Wirklichkeit, zwischen Physik und Metaphysik, zwischen Schöpfer und Geschöpf. Der Bischof schreibt dann wörtlich: „Kunst ist für mich so etwas wie eine Jakobsleiter zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und Welt. Kunstwerke, die ebenfalls der Flüchtigkeit und Vergänglichkeit alles Geschaffenen angehören,
Wie ist es nun mit der modernen Kunst? Kann auch sie einen Platz in der Kirche haben? Eine solche Frage mag ich gar nicht. Was ist modern? Etwa zeitgenössisch? Ich glaube nicht, dass das wirklich gültige Qualitätsbezeichnungen sein können. - Eine romanische Buchmalerei mit ihrem Goldgrund erinnert mich immer an die goldene Wand die „Tragedia civile“ von Jannis Kounellis in „Kolumba“, dem Kunstmuseum des Bistums. Was ist nun modern? Nur das unscharfe Gesicht des Betrachters spiegelt die Wand mit den abgelegten Kleidern Hut und Mantel am profanen Kleiderständer. Die Wand wirft Fragen auf. Man kommt nur schwer davon los. Der Erzbischof von Köln Kardinal Meisner hat einmal in einem Interview gesagt: „Ich kann heute mit einem Steinzeitmenschen nicht mehr sprechen, aber ich kann mit den Dingen, die er künstlerisch zurückgelassen hat, in einen Dialog treten. Dann betrachten wir, schauen wir, und dann geht uns ein Licht auf.“ Ein großartiges Wort eines Kirchenmannes.
Nach und nach wird das Grundstück erweitert und mit dem Bau von Kirche und Kloster begonnen. In der Minoritenkirche befindet sich heute das Grab des Seligen Johannes Duns Scotus (geb. ca. 1266, gest. 1308), der einige Jahre in Köln wirkte. Zu seinen Lebzeiten sollen im Kloster fast 300 Bewohner untergebracht gewesen sein.
Die Geschichte der letzten 200 Jahre ist reichlich wechselhaft: 1802 wird der Konvent im Zuge der Säkularisation aufgehoben. Erst nach dem 2. Weltkrieg kehren die Minoriten auf Erlaubnis von Kardinal Frings zurück. Auf Bitten von Kardinal Meisner beschließt das Provinzkapitel 1991, das Konventsgebäude an das Bistum zu übergeben, das hier das neue Diözesanmuseum errichten wollte (siehe Interview oben). Heute bewohnen unsere Brüder eine Etagenwohnung in einem 1994 errichteten Neubau. Hat sich das äußere Erscheinungsbild auch immer wieder gewandelt, die pastoralen Aufgaben blieben mehr oder weniger gleich. Fünf Brüder gehören aktuell zum Konvent und stehen für die Pastoral in der Innenstadt, vor allem für die Beichtseelsorge zur Verfügung. Br. Andreas Murk franziskus 1|2014
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meditation
Eine Frau geht ihren Weg Bei einem Besuch in Prag haben sich Br. Josef Fischer zwei Stationen besonders eingeprägt: die Gedenktafel für die Opfer des „Prager Frühlings“ im Jahr 1968 und der Rundgang im ehemaligen Klarissenkloster unweit unseres Konvents St. Jakob. In seiner Meditation bringt Br. Josef den Lesern des franziskus die Heilige Agnes näher und spannt den Bogen bis in unsere Zeit.
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gnes wird 1211 als neuntes und jüngstes Kind des böhmischen Königs Ottokar I. Přemysl und seiner zweiten Frau Konstanze von Ungarn geboren. Zeitgleich bricht eine 18-Jährige aus Assisi von ihrem geschützten adligen Wohnturm in die Nachfolge des armen Christus auf, inspiriert durch das Vorbild des „Poverello“ aus einer Kaufmannsfamilie. Klara wird auch Agnes jenseits der Alpen mithineinziehen in ihre Leidenschaft für eine entschiedene Christusnachfolge in einer armen Kirche. Unterstützt von ihrem leiblichen Bruder, König Wenzel I., lehnt sie nach fünf Eheprojekten ihres Vaters mit ihr als Objekt der üblichen Bündnispolitik die Hochzeit mit Kaiser Friedrich II. ab. Sie ist fasziniert von der Armutsbewegung, die in Assisi ihren Anfang nahm, und auch in der eigenen, mächtigen Familie Kreise zog (Elisabeth von Thüringen ist ihre Cousine). An Pfingsten 1234 zieht sie mit sieben böhmischen adligen Frauen in das von ihr selbst gegründete Kloster St. Salvator nahe dem vorher erbauten Franziskushospital ein. Sie wird zeitlebens ihrer Familiendynastie als Beraterin und Vermittlerin in Konflikten zur Verfügung stehen. Der Lebensort als Klarisse nach dem Modell der Armen Frauen von San Damiano liegt hinter dem damaligen jüdischen Getto am Moldauufer. Die geistlichen Begleiter sind die Minderbrüder 10
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des Heiligen Franziskus. 40 Jahre lang leitet Agnes ihre Gemeinschaft, sie wird von Papst Gregor IX. zur Äbtissin ernannt. Gegen diesen Titel hat sie wie ihre ältere geistliche Schwester Klara von Assisi große Widerstände. Agnes erlebt schmerzlich den Tod ihrer engsten Verbündeten (Klara und Wenzel sterben beide 1253). Sie selbst wird im März 1282 heimgerufen. Dass der Generalminister der Franziskaner aus Italien eigens zu ihrem Requiem anreist, zeigt ihre Bedeutung ebenso wie Trauer und Klage der Leute auf den Straßen Prags. Ihr Fest findet sich im franziskanischen Kalender am 2. März. An ihrem Gedenktag in der Fastenzeit feiern wir nicht nur eine Christusmystikerin, die die Anziehungskraft des „Meisters des Unmöglichen“ (Charles de Foucauld) bezeugt. Wir staunen über das Geschenk und Pflege einer Freundschaft zwischen zwei Menschen, die sich selbst nie persönlich gesehen haben. Ihre Beziehung wuchs vom Sie zum Du, von der eher bewundernd-höflichen Distanz zum starken Mitgefühl (Klara nennt Agnes kurz vor ihrem Tod im vierten Brief sogar „die Hälfte meiner Seele“.) Wir sind dankbar für vier erhaltene Briefe der Heiligen Klara an die böhmische Königstochter (vgl. Marianne Schlosser, Im Spiegel Christi, Kevelaer 2004). Es stimmt auch für die beiden mittelalterlichen Frauen: ein
Die Heilige Agnes von Prag auf einem Fresko aus dem Jahr 1297 in der Nikolauskapelle in der Unterkirche der Basilika San Francesco in Assisi, vermutlich ein Werk des Künstlers Palmerino di Guido.
Freund, eine Freundin ist ein Mensch, der dich an die Melodie deines Lebens erinnert und sie immer wieder zum Klingen bringt. Im ersten Brief, wohl aus dem Jahr 1235, lobt Klara den Mut der Heiligen Agnes, die glänzende Partie mit einem Kaiser ausgeschlagen zu haben zugunsten des unsichtbaren Bräutigams. Die Begegnung mit Christus bewirkt eine Fröhlichkeit, die Franz von Assisi stets
mit der Armut zusammensieht: „Wo Armut mit Fröhlichkeit, ist nicht Habsucht noch Geiz.“ Im zweiten Brief von 1237/38 erinnert die ältere Schwester die jüngere, sich dem Glanz des Anfangs ihrer Berufung in den Widrigkeiten gleichsam neu auszusetzen, den Rat von Generalminister Elias zu beachten und letztendlich doch Auge in Auge mit dem Herrn zu erforschen, was der Wille Gottes für sie und die Mitschwestern ist. „Was du hältst, das halte fest. Was du tust, das tue weiter und lass nicht ab. Schreite achtsam voran auf dem Weg der Seligkeit.“ (2 Agn 11.13) Das Ringen um das Armutsprivileg der Schwesternschaft mit dem Papst fällt in diesen Zeitabschnitt. Die beiden anderen Briefe werden in das Todesjahr der Heiligen Klara datiert. Das dritte Schreiben erhält Anweisungen zum Fasten und legt die Wurzel der Hingabe im berühmten Spiegelwort frei, sich vom beharrlichen Blick auf den armen Christus in der Krippe und am Kreuz wandeln zu lassen. Dies sei ein stützender Dienst an der Kirche, dem „unaussprechlichen Leib Christi“ (3 Agn 8). Die Heilige Agnes helfe uns heute in dreifacher Hinsicht: zu einer guten Nachbarschaft des deutschen und tschechischen Volkes; weiterhin in Zeiten rasanter sozialer Kommunikation zu wahrhaft geistlichen Freundschaften auch über große Entfernungen hinweg; und schließlich helfe sie uns zu einer Liebe zur Mutter Kirche, in der wir dank und mittels und mitunter trotz ihrer dunklen und unerlösten Seiten den Freund des Lebens zu finden vermögen: unseren und ihren Herrn Jesus Christus! Br. Josef Fischer franziskus 1|2014
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fragen zum ordensleben Br. Steffen Behr gibt Antwort
Sind die Franziskaner eigentlich Mรถnche
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irft man einen Blick in den Duden, lässt sich dort das Wort Franziskanermönch finden, so dass man daher diese Frage zunächst mit ja beantworten müsste. Von seiner griechischen Herkunft (monachos, von monos = allein) abgeleitet, bedeutet Mönch: der Einsiedler. In den ersten christlichen Jahrhunderten lebten Mönche abgeschieden und alleine in der Wüste als so genannte Eremiten. Mit der Zeit schlossen sich viele Einsiedlermönche zu Gemeinschaften zusammen, legten aber noch immer einen starken Akzent auf die Einsamkeit. Mit dieser langsam einsetzenden Bildung von monastischen Gemeinschaften verselbständigte sich der Begriff. Heute gehören zu den monastischen Orden beispielsweise die Benediktiner, die Zisterzienser, die Trappisten und die Kartäuser. Franziskaner jedoch zählen nicht dazu, so dass wir die Angabe im Duden korrigieren müssten. Aber was sind die Unterschiede zwischen einem Mönch und einem Ordensbruder, wie es zum Beispiel der Franziskaner ist? Ein erster wesentlicher Unterschied ist, dass ein Mönch in der Klausur lebt, einem abgeschlossenen Bereich, der lediglich den Mönchen vorbehalten ist. Die ersten Anhänger der franziskanischen Brüderbewegung hingegen waren als Wanderprediger unterwegs und kannten schon aus diesem Grund kaum die strenge Regelung eines Klausurbereichs. Der heilige Franziskus hingegen legt die Klausur sehr weit aus und war auch sehr kreativ, sich in seine kleine Zelle, in seine „Klausur“ zurückzuziehen. So berichtet Thomas von Celano in seiner zweiten Biografie über Franziskus: „Manchmal bedeckte er wenigstens mit dem Ärmel das Gesicht. Immer wusste er etwas zwischen sich und die Umstehenden zu stellen. So konnte er sogar in den engen Räumen eines Schiffes inmitten vieler Leute ungesehen beten.“ Ferner gilt für den Mönch die so genannte Stabilitas loci, die Ortsgebundenheit. Der Mönch
verspricht, in dem Kloster für immer zu bleiben, in das er eingetreten ist. Die Franziskaner dagegen binden sich nicht an ein spezielles Haus, sondern an die Gemeinschaft als ganze und werden nach einigen Jahren innerhalb der eigenen Provinz in andere Klöster versetzt. Ein weiteres Charakteristikum für Mönche ist das gemeinsame Chorgebet, zu dem mindestens vier Ordensangehörige nötig sind. Es soll in einem sakralen Raum (Kirche, Kapelle) stattfinden und daher eine gewisse Feierlichkeit haben. Franziskanerbrüder hingegen sind zum täglichen Stundengebet verpflichtet, zu dem in Gemeinschaft nur mindestens zwei Brüder erforderlich sind. Weitere Unterschiede gibt es in der Leitungsstruktur der Ordensgemeinschaften. Der Leiter eines monastischen Ordens wurde ursprünglich auf Lebenszeit gewählt und ist in seinem Amt als Abt, zu dem er geweiht wird, durch äußere Insignien (Fingerring, Brustkreuz, Abtsstab, Mitra) erkennbar. Die hierarchische Ordnung einer Mönchsgemeinschaft findet ihren Ausdruck in einer geregelten Präzedenzordnung nach Ordensjahren wie beispielsweise bei der Prozessionsaufstellung vor dem Chorgebet oder auch der Sitzordnung bei den Mahlzeiten. Franziskus hingegen überträgt die Leitung des Ordens den so genannten Ministern (lateinisch für Diener, Helfer), die den anderen Brüdern dienen sollen. Alle Ämter sind bei den Franziskanern seit der Ordensgründung zeitlich begrenzt. Und auch optisch ist ein Oberer von den anderen Brüdern nicht zu unterscheiden. Manche Menschen brauchen die Verlässlichkeit, das Regelmäßige und Stabile. Andere wiederum können sich nur in der Flexibilität entfalten, brauchen zur Weiterentwicklung neue Herausforderungen und die Aufgabe, alle paar Jahre an einem neuen Ort mit einer neuen Gemeinschaft neu zu beginnen. So hat die Kirche für jeden den passenden Orden, in dem er Christus so nachfolgen kann, wie es ihm entspricht.
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Die Botschaft der Bilder Einblicke in die Basilika San Francesco
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In dieser Reihe erschließt Br. Thomas Freidel die Fresken aus der Basilika San Franceso in Assisi. Er versucht die Botschaft der Bilder lebendig werden zu lassen. Dabei schreibt er für unsere Leserinnen und Leser gewissermaßen mit Informationen aus erster Hand: als Seelsorger für deutschsprachige Pilger und Touristen ist Br. Thomas seit einigen Jahren in Assisi und steht Gästen gerne mit Rat und Tat zur Seite.
Foto: Stefan Diller, www.assisi.de
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n dieser und der folgenden Ausgabe der Zeitschrift stehen jeweils die mittleren Fresken der beiden Bilderzyklen der Unterkirche im Blickpunkt. Ihnen kommt eine besondere Bedeutung zu, da man wichtige, zentrale Themen und Aussagen gerne in die Mitte stellt. Der Darstellung der Vogelpredigt des heiligen Franziskus – sie wird das Thema im nächsten Heft sein – steht in der Reihe der Passion Christi die Kreuzabnahme gegenüber. Auch dieses Fresko ist wegen des späteren Anbaus der Seitenkapelle nur zur Hälfte erhalten geblieben. Erkennbar ist der gekrümmte Leichnam Jesu in den Händen des Josef vom Arimathäa, unten kniet Nikodemus, der mit der Zange die Nägel löst, ferner erkennt man Johannes, Maria Magdalena und einen Engel. Die Darstellung findet zahlreiche Vorbilder in der Kunst des 13. Jahrhunderts, so etwa eine Bildtafel, die heute in der Pinakothek zu Perugia zu sehen ist. In der mittelalterlichen Kunst war das Bildmotiv der Kreuzabnahme die typische Darstellung des Todes Jesu, die Entfernung des Leichnams vom Kreuz der eindeutige Nachweis seines Ablebens. So ist das Fresko auch sinngemäß an die Stelle gemalt, an der im Verlauf des Passionsgeschehens die Aussage „Jesus stirbt am Kreuz“ thematisiert wird. Die Bildbedeutung erschließt sich aus dem Korintherbrief: „Wir verkünden Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit.“ (1 Kor 1,23)
Wenn nun hier in besonders eindrücklicher Weise auf den Tod Jesu verwiesen wird, dann muss man zugleich auch schon die Auferstehung in den Blick nehmen. Tod und Auferstehung Jesu müssen immer im Zusammenblick gesehen und bedacht werden, gerade hier in einem Kirchenraum, wo ja täglich in der Feier der Eucharistie dieses Mysterium des Glaubens vergegenwärtigt wird, wo Christi Tod und Auferstehung erfahrbar werden und verkündet werden sollen. Das Bild der Kreuzabnahme verweist somit auf das Zentrum und die Mitte des christlichen Glaubens: Jesu Tod, in dem er sich bis in die letzten Abgründe des Menschseins – auch in Angst und Gottverlassenheit – begeben hat, und seine Auferstehung, die denen, die an ihn glauben, die Fülle ewigen Lebens verheißt. Die Botschaft der Auferstehung ist ja ohnehin der Dreh- und Angelpunkt, ohne den das Christentum von seinem Anbeginn an nicht weiterbestanden hätte, ohne den jeder Glaube an Christus sinnlos wäre. Das Kreuz wird somit vom Schandmal des Todes zum Baum des neuen Lebens, das scheinbare Scheitern des Gottessohnes zum Zeichen ewiger Vollendung in Gott hinein. Dieses Mysterium des Glaubens gilt es nun zu verkünden, wie es auch der feiernden Gemeinde hier am Altar aufgetragen wird: „Deinen Tod, Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir...“ Franziskus wird es tun – in der ihm eigenen Weise. Br. Thomas Freidel franziskus 1|2014
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mis s ion „Für Gott, die Menschen, die Natur und das Land“ lautet Minoritische Lebensläufe auf den Philippinen: vom Novider Wahlspruch der Republik der Philippinen. ziat (Bild links) bis zur Priesterweihe.
Franziskaner-Minoriten in Südostasien Die aus über 7.000 zum größten Teil kleinen und unbewohnten Inseln bestehende Republik der Philippinen im Pazifischen Ozean steht im Fokus des Missionsartikels dieser Ausgabe. Von den rund 90 Millionen Einwohnern der verschiedenen Inselgruppen sind 80 Prozent katholisch. Damit sind die Philippinen das größte christlich geprägte Land in Südostasien. Br. Konrad berichtet für den franziskus über die dortige Präsenz unseres Ordens. Stark beteiligt an der Verbreitung und der Verkündigung des christlichen Glaubens auf den Philippinen waren in den vergangenen Jahrhunderten unter anderem die Franziskaner. Schon um das Jahr 1324 war es der Selige Odorich von Portenau (heute im italienischen Friaul), der als erster Franziskaner philippinischen Boden betrat, der erste Künder des Evangeliums war und die erste Heilige Messe auf den Philippinen feierte. In diesem Gottesdienst zum Erntedankfest, so berichten die Quellen, spendete Odorich vielen Einheimischen das Sakrament der Taufe, bevor er seine Missionsreise weiter nach China fortsetzte.
Eine Bambuskirche für Franziskus Rund 250 Jahre dauerte es, bis der nächste italienische Franziskaner Mitte des 18. Jahrhunderts auf der Inselgruppe eintraf und in der heutigen Stadtgemeinde Agoo eine erste dauerhafte Siedlung baute, von der aus er zu weiteren Missionstätigkeiten aufbrach. Die dem Heiligen Franz von Assisi geweihte Kirche errichtete er nur aus Bambus.
Prägung durch P. Maximilian M. Kolbe Und ein dritter wichtiger Name in der franziskanischen Geschichte der Philippinen ist zu nennen: Auf seiner Rückreise von Japan zum Pro16
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vinzkapitel in Krakau im Jahre 1936 legte der Franziskaner-Minorit Maximilian Kolbe einen Stopp in Manila ein, um im Rahmen einer Messe für die zukünftige franziskanische Präsenz auf den Philippinen zu beten. Sein damaliges Anliegen, die ganze Welt der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau Maria zu weihen, ließ die Ordensoberen schließlich 1979 eine feste Missionsniederlassung der Gemeinschaft auf den Philippinen gründen. Die ersten vier Brüder übernahmen zunächst die Seelsorge in einer Pfarrei und schafften es innerhalb weniger Jahre, zwei Ausbildungshäuser für Kandidaten des Ordens zu gründen, bevor weitere Konvente errichtet wurden. Doch auch eine Krisenzeit hat die relativ junge Kustodie schon hinter sich: Das Erbe des Heiligen Maximilian Kolbe, seine besondere Verehrung der unbefleckten Gottesmutter Maria, übte auf die ersten Minoriten in den Philippinen und viele weitere Brüder eine solch hohe Faszination aus, dass sie die neue Gemeinschaft der Franziskaner der Immaculata gründeten, die zunächst vom Bischof von Benevent, 1998 dann von Papst Johannes Paul II. anerkannt wurde. Die Brüder und Schwestern dieser Gemeinschaft leben in der Spiritualität des Heiligen Franziskus, jedoch stark nach der Art von Maximilian Kolbe. Sie weihen sich in ganzer Hingabe der
Beim alle vier Jahre stattfindenden Kustodialkapitel beraten die Delegierten über ihr Leben und ihre Aufgaben.
Der Generalvikar des Ordens, Br. Jerzy Norel (Bildmitte), zu Besuch auf den philippinischen Inseln.
unbefleckten Jungfrau Maria in einer Weise, wie es die Ordensdokumente der Franziskaner-Minoriten nicht vorsehen. Auch wenn diese Spaltung eine kurzfristige Schwächung der Missionstätigkeit der Minoriten auf den Philippinen bedeutete, kamen zur Neubelebung zunächst fünf weitere Brüder aus verschiedenen Teilen der Erde auf die Inselgruppe, so dass aus der philippinischen Mission 1989 eine Kustodie der Provinz Neapel errichtet werden konnte.
Schon seit Jahren setzen sich die philippinischen Brüder in Zusammenarbeit mit privaten und staatlichen Organisationen für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung ein. Eines ihrer Projekte ist der „natürliche Bauernhof“, auf dem Landwirtschaft ohne künstliche Hilfsmittel wie Pestiziden, Dünger und so weiter betrieben wird. Zusätzlich werden auf diesem Bauernhof Theorie- und Praxisseminare über die natürliche Landwirtschaft für Interessierte angeboten, in denen auch die franziskanische Spiritualität und das franziskanische Charisma zur Bewahrung der Schöpfung thematisiert werden. Auch aktuelle Probleme müssen gemeistert werden: durch den verheerenden Wirbelsturm Haiyan, bei dem Anfang November 2013 mehr als 4.000 Menschen ums Leben kamen, wurde auch ein Konvent der Brüder stark in Mitleidenschaft gezogen. Sowohl für den Wiederaufbau als auch für die alltägliche Aufgabe der Brüder dort, Hilfsbedürftigen Nahrung, medizinische Behandlungen und Medikamente zukommen zu lassen, sind die Brüder momentan natürlich besonders auf jedwede Hilfe aus dem In- und Ausland angewiesen. Br. Konrad Schlattmann
Der Orden heute Bruder Gabriel Pangilinan gehört zu den heute 31 Brüdern mit Feierlicher Profess, studiert an der Fakultät des Ordens „San Bonaventura“ im Rom und lebt im dortigen Studienhaus Seraphicum. Mit etwas Stolz in der Stimme berichtet er von seiner blühenden Kustodie, zu der immer mehr Brüder hinzukommen: „Momentan haben wir 14 Junioren, also Brüder, die die ersten Gelübde schon abgelegt haben, drei Novizen und vier Postulanten. Es ist ein ermutigendes Zeichen, dass immer wieder junge Männer den Weg in unsere Gemeinschaft finden.“ Neben der Arbeit in Pfarreien, die die Brüder betreuen, werden die Menschen vor allem auch durch die von Maximilian Kolbe gegründete Marianische Initiative auf die Gemeinschaft aufmerksam. „Ins Leben gerufen haben wir auch die Junge Marianische Initiative, eine gut funktionierende Jugendgruppe. Wenn wir diese Felder unserer Arbeit immer bekannter machen, worum wir uns bemühen, erreichen wir auch gerade die Laien in der Kirche. So hoffen wir, dass sie immer mehr erkennen, selbst das Salz der Erde zu sein, von dem Christus spricht. Sie selbst sind Kirche, nicht nur wir Ordensleute oder Priester.“
Helfen Sie mit: Wir sind dankbar für alle Spenden zur Unterstützung der Missionsprojekte unseres Ordens: Vergelt‘s Gott! Bankverbindung: Provinz d. Franziskaner-Minoriten, Ordensapostolat, Konto-Nr. 30 16 307 bei Liga Regensburg, BLZ 750 903 00. Auf Wunsch stellen wir gerne eine Spendenquittung aus (bitte Adresse angeben).
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n ac h r ic h ten Franziskanische Jugendwallfahrt: Am Wochenende vom 11.-13. Oktober 2013 fand im FranziskanerMinoriten-Kloster Walldürn die jährliche Franziskanische Jugendwallfahrt (FraJuWa) statt. Etwas über 90 Jugendliche, junge Erwachsene und Brüder aus den verschiedenen Minoritenklöstern waren der Einladung gefolgt, um sich ein Wochenende lang mit dem Heiligen Josef von Copertino zu beschäftigen. Unter dem Motto „Fliegen lernen“ versuchten Br. Grzegorz Chmielewski und sein Walldürner Team, den Teilnehmern den franziskanischen Heiligen näher zu bringen. Ein festlicher Abschlussgottesdienst am Sonntagmorgen rundete das Programm ab, bevor sich die Teilnehmer wieder auf die Heimreise machten – mit der Botschaft: auf Wiedersehen im nächsten Jahr zur FraJuWa!
Franziskusklause eingeweiht: Ende des Jahres 2013 haben unsere Brüder im Kloster Maria Eck auf einer Lichtung im Klosterwald eine kleine Einsiedelei errichtet. Br. Franz-Maria Endres, Guardian des Konventes, freut sich über das neue Gebäude: „Der Orden und das Kloster,“ so führt er aus, „wollen mit der Klause ihr Angebot erweitern: ein neuer Ort, um den Herrgott zu suchen, wurde geschaffen.“ Neben dem Klostergasthof und den Gästezimmern im Kloster steht nun also auch die Einsiedelei für Menschen zur Verfügung, die ein paar Tage der stillen Einkehr suchen.
Zur halbjährlichen CEC-Konferenz trafen sich die Provinzialminister und regionalen Oberen Mitteleuropas vom 18.-22. November 2013 in unserem Konvent in Wien. Anwesend war auch der Generalassistent aus Rom, Br. Miljenko Hontić. Nach einem wissenschaftlichen Referat zu Leben und Werk des Heiligen Bonaventuara wurden Berichte aus den einzelnen Provinzen und Kustodien gehört. Desweiteren standen Beratungen über die Marianische Initiative Pater Kolbes auf dem Programm und erste Gedanken zur Revision eines zentralen Ausbildungsdokuments des Ordens. Als kulturellen Beitrag zeigte Provinzkustos Br. Christian Fichtinger den versammelten Brüdern die Zisterzienserabtei Stift Heiligenkreuz. 18
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ter min e
Wir gratulieren Br. Josef Bodensteiner im Kloster Würzburg zu 60 Lebensjahren am 13. Januar 2014
Kurse im Bildungshaus Kloster Schwarzenberg
Br. Sławomir Klein im Kloster Walldürn zur Erlangung der Doktorwürde an der katholischen Unversität Lublin mit dem Dissertationsthema „Eucharistische Gemeinschaft im Ökumenischen Dialog zwischen Katholischen und Lutherischen Theologen“.
21.03-28.03.2014 Fasten „Kreativ“ mit Martha Müller, Margit Röhrig und Br. Dr. Anselm Kraus
Wir trauern um
04.04.-06.04.2014 Oma-Opa-Enkel-Freizeit mit Br. Steffen Behr & Team
Br. Gabriel Holdener aus der Provinzkustodie Österreich-Schweiz, der am 01.12.2013 im 86. Lebensjahr in Fribourg verstarb. Br. Fryderyk Żołnierczyk aus der Danziger Ordensprovinz, der nach jahrzehntelangem pastoralen Dienst in Deutschland im Alter von 77 Jahren am 10.12.2013 in Trostberg verstarb. Br. Sekundus Bauer, Jahrgang 1928, der am 28.12.2013 als Mitglied des Konvents Maria Eck verstarb und auf dem dortigen Klosterfriedhof beigesetzt wurde. Sie mögen ruhen im Frieden.
Ordensapostolat OFM Conv. Sorgen und Dank, Nöte und Freuden der Mitglieder des Franziskanischen Gebetsbundes tragen unsere Junioren im Stundengebet und in der Eucharistiefeier vor Gott. Werden auch Sie Mitglied, verbunden und getragen im Gebet. Mitgliedschaft und Aufnahmebestätigung sind kostenfrei. Franziskanischer Gebetsbund Franziskanergasse 7 97070 Würzburg E-Mail: gebetsbund@franziskanerminoriten.de www.franziskanischer-gebetsbund.de
Heilige Messen nach besonderer Meinung (Intention), Stipendium jeweils Euro 10,00 Wunderbare Medaille in Cellophanhülle mit zwei Gebeten, jeweils Euro 0,50 zzgl. Briefporto Sendbote des heiligen Antonius Monatszeitschrift im Jahres-Abo Euro 29,00 Ordensapostolat Franziskanergasse 7 97070 Würzburg E-Mail: ordensapostolat@ofmconv.de
17.04.-20.04.2014 Ostern in Gemeinschaft feiern mit dem Konvent Schwarzenberg 25.04.-27.04.2014 Männerwochenende „Weil Männer anders glauben“ mit Br. Andreas Murk 01.05.-05.05.2014 Studienreise nach Prag mit Br. Steffen Behr 23.05.-25.05.2014 Schwarzenberger Glaubenskurs „Von der unbefleckten, allzeit jungfräulichen Gottesmutter Maria“ mit Br. Andreas Murk & Team 29.06.-11.07.2014 Ikonenmalkurs mit Vater Chrysostomos Pijnenburg Info und Anmeldung: Klosterdorf 1 91443 Scheinfeld Telefon: 09162 92889-0 E-Mail: info@kloster-schwarzenberg.de
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Zu GroĂ&#x;em sind wir berufen: Spiegel des Lichtes zu sein. So lasst uns Gott lobpreisen und den Menschen Gutes tun.
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Nach Klara von Assisi (1193/94-1253)
Franziskaner-Minoriten Provinz St. Elisabeth
Franziskanergasse 7, 97070 WĂźrzburg Telefon: 0931 30901-0 www.franziskaner-minoriten.de
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