Buckow bei Nennhausen, Havelland, ‘Wallfahrtskirche‘ Bestandsaufnahme, Bauforschung, Schadensdokumentation, Maßnahmenempfehlungen Einleitung Das Dorf Buckow befindet sich im Westhavelland der Mark Brandenburg, etwa 16 km östlich von Rathenow. Insgesamt gibt es in der Region 8 Dörfer mit diesem Namen, der aus dem slawischen stammt und übersetzt so viel wie „Buchenort“ bedeutet. Nach ca. 5 km Entfernung erreicht man von diesem, hier gemeinten Buckow aus die Gemeinde Nennhausen. Bei der Wallfahrtskirche in Buckow handelt es sich um einen hochgotischen, eingeschossigen Backsteinbau. Die Kirche wurde im Jahr 1344 zur Ehre der Jungfrau Maria unter der Obhut des Domkapitels Brandenburg erbaut. Mit einer Länge von 26 Metern und einer Breite von 14,5 Metern ist sie nicht nur älter, sondern auch bedeutend größer als die Dorfkirchen umliegender Ortschaften, was vermutlich auf ihre hervorgehobene Stellung als Wallfahrtskirche im Mittelalter zurückzuführen ist.
Grundriss Erdgeschoss
Ansicht Ost
Innenansicht Ostwand mit Kanzelaltar und Empore
Vorgängerbau
12./13. Jh.
14. Jh.
Literatur 1 Eichholz, Spatz: „Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg, Band II, Teil 1, Westhavelland, Berlin 1913.
Dorfbrand
Umfangreiche Reparaturen
1964
Kanzelaltar Emporen und Inventar
1939-41
Datierung Dachstuhl
Fazit und Ausblick Im Laufe der Ausarbeitung konnte die geschichtliche Entwicklung der Bauwerks weitgehend aufgeschlüsselt werden, dennoch bleiben in der Bauforschung einige offene Fragen. Im Laufe der nächsten Jahre soll die Wallfahrtskirche nach denkmalpflegerischen Grundsätzen saniert werden, wobei die Masterarbeit den Vorzustand dokumentiert und eine Grundlage für die anstehenden Sanierungsmaßnahmen bietet. So fließen die gewonnenen Erkenntnisse direkt in aktuelle Planungen ein.
1851
Reformation
Datierung Glocke
1728
Turmbau
Erneute Weihung
1539
1473 1453
1161
Buckow gehört zu Brandenburg
Erbauung
1731-34
Ansicht Süd
1607
tiert werden. Inwieweit der Dachreiter tatsächlich als Leuchtturm gedient hat, bleibt offen. Befunde am Turm deuten darauf hin, dass dieser vermutlich zusammen mit den Westfassade nachträglich in die Kirche eingebaut wurde. Die markanteste spätere Umbauphase stellt der Barock dar. Zu dieser Zeit wurde sowohl die Dachkubatur des Kirchenschiffes als auch die Form der Fenster entscheidend verändert. Des Weiteren wurden Reparaturen im späten 18., 19. und auch im 20. Jahrhundert durchgeführt.
1344
Methoden Die langjährige Bau- und Nutzungsgeschichte bot eine ideale Grundlage sowohl für spannende theoretische, als auch für praktisch orientierte Ausarbeitungen. Somit erstrecken sich die durchgeführten Untersuchungen an der Kirche von der Baudokumentation über die Bauforschung bis hin zur Schadensdokumentation und einer daraus resultierenden Maßnahmenempfehlung. Das Bauwerk als Quelle liefert anhand seiner Spuren von Erbauung und Umbauphasen zahlreiche Informationen über seine Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte. Parallel zur Forschung am Objekt wurde eine umfangreiche Literatur- und Archivrecherche zur Aufschlüsselung der 668 - jährigen Baugeschichte betrieben. Um die gewünschte Ausarbeitungstiefe zu erlangen wurde im Rahmen der Bauforschung eine interdisziplinäre Vorgehensweise angestrebt. Aus diesem Grund wurde mit Fachleuten unterschiedlichster Disziplinen zusammengearbeitet, um schwierigen Fragestellungen auf den Grund gehen zu können. So konnten z.B. auch ein Holzschutzgutachen erstellt, dendrochronologische Proben ausgewertet und das Erdreich geophysikalisch untersucht werden.
Bauforschung Im Jahre 1344 wurde der heutige Backsteinbau als Wallfahrtskirche errichtet. Bereits im 12. Jh. soll es hier eine Wallfahrtskapelle gegeben haben, die in den heutigen Baukörper integriert wurde. Die Spuren dieser mittlerweile nicht mehr vorhandenen Kapelle sind noch heute an der Ostfassade ablesbar und ließen sich im Rahmen der Bauforschung mit Hilfe geophysikalischer Messungen vor der Ostfassade nachweisen. Neben einem Hostienwunder soll auch ein Jung- und Wunderbrunnen Ziel der Pilger gewesen sein. Eine erste Vermutung, dass sich dieser innerhalb des Kirchenschiffes befunden hat, erwies sich als unzutreffend, wohingegen eine Untersuchung des Brunnens vor der Kirche vielversprechende Ergebnisse lieferte. Ursprünglich befand sich das Dorf Buckow auf einer Insel in der umgebenen Sumpflandschaft, dem havelländischen Luch, und war nur mit einem Boot, oder über einen kleinen Damm zu erreichen. Um den Wallfahrern den Weg zur Kirche zu leiten, soll sich auf dem Turm ein Dachreiter mit einer Wachskerze befunden haben, der so als Leuchtturm diente1. Tatsächlich wurde in dem mittelalterlichen Turmdachstuhl die Konstruktion eines ehemaligen Dachreiters nachgewiesen. Diese konnte dendrochronologisch auf die Jahre um 1453 da-
Christenlehrraum
Barocke Überformung
15. Jh.
16./17. Jh.
18. Jh.
19. Jh.
Carl Altefrohne und Anna Meise, MSD 2011-13 Technische Universität Berlin, Fakultät VI, Institut für Architektur Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack, Fachgebiet Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege, Strasse des 17. Juni 152, Sekr. A 58, 10623 Berlin, Tel. ++49-30-314-796 11, mail: msd@tu-berlin.de
20. Jh.
21. Jh.