Die Parks der Abruzzen Reiseführer

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ABRUZZO ITALIA

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Die Parks der Abruzzen Reisef端hrer


INFORMATIONSBÜROS UND TOURISTISCHE KUNDENBETREUUNG ABRUZZEN

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Die Abruzzen, Europas gr端ne Region

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Der Nationalpark Abruzzen, Latium und Molise

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Der Nationalpark des Gran Sasso und der Monti della Laga

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Der Majella-Nationalpark

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Der Regionalpark Sirente Velino


DIE

ABRUZZEN, Unter den italienischen Regionen befinden sich in den Abruzzen die meisten Naturparks: eine Vorrangstellung, die die Abruzzen zum größten europäischen Naturgebiet, einer wahren „Anthologie der europäisch-mediterranen Landschaft“ machen, und die der Region eine Hauptrolle als absoluten Leader im Bereich des „grünen Tourismus“ erteilen, mit über einem Drittel des eigenen Territoriums unter Umweltschutz. Diese Eigenschaft beruht auf dem hauptsächlich bergigen Gebiet der Region (auch wenn sie sich direkt an der Adria befindet, mit nicht weniger als 130 km Küste), deren Landschaft und Ökosystem, die - abhängend von der Höhe - zwischen typischen mediterranen Szenarien und echtem alpinem Panorama wechseln. Die Abruzzen besitzen die größten und höchsten Berge der gesamten Apenninen, deren Gipfel 3000 m Höhe erreichen und deren Oberfläche zwei Drittel oberhalb der 750 m liegen. Diese mächtige Bergkette schiebt sich bis zu wenigen Kilometern vor die Küste, auf die sie sich, wie ein spektakulärer Balkon, beugt; der Rest


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Europas grüne Region der Region besteht aus hügeligen Ausläufern, die sanft zum Meer hin abfallen. Der enge Küstenstreifen mit den Endabschnitten der Flusstäler stellt die einzige Flachebene der Region dar. Eine solch mühselige und starke Natur, in der man sich anpassen musste, um überleben zu können, hat die Erhaltung - in den jeweiligen verschiedenen Lebensräumen - vielzähliger Tier- und Pflanzenarten ermöglicht, darunter viele, die einstmals in den gesamten Apenninen verbreitet waren, nun in den Abruzzen die letzten geschützten Gebiete gefunden haben und so vor dem Aussterben bewahrt sind. Typische Spezies und gleichzeitig Wahrzeichen der Region sind die Gämse, der Wolf, der Braunbär, Tiere, die ausschließlich unseren Bergen ihre Erhaltung verdanken; außerdem auch Adler, Luchs, Otter und Gänsegeier, darüber hinaus auch in der nördlichen Tundra vertretene Tierarten, wie die Schneemaus (ein kleines Nagetier), der Mornellregenpfeifer (ein sympathisches Vögelchen) oder die Latschenkiefer, von Biologen als „Eiszeitrelikte“ definiert, Reste jener Flora und Fauna, die das mediterrane Gebiet während der letzten Eiszeit bewohnten und von den großen Höhen der Berge Abruzzens bis heute behütet wurden. Auf der Nebenseite, oben: Blüte der Anemone, Steinadler, Apennin-Wolf und Blüte des Steinbrechgewächses; unten:Wanderer auf dem Monte Morrone im Majella-Nationalpark. Auf dieser Seite: oben, das Dorf Opi im Nationalpark Abruzzen, Latium und Molise; unten, Luftbild von Rocca Calascio im Nationalpark des Gran Sasso und der Monti della Laga.

Die Abruzzen der Nationalparks spielen innerhalb der Erhaltung der Umwelt und biologischen Vielfalt national und international gesehen eine schwer zu unterschätzende Rolle, wenn man bedenkt, dass die Region allein zirka 75% aller Tier- und Pflanzenarten Europas bewahrt!


Der Nationalpark

Abruzzen, arco

’Abruzzo Lazio e Molise

NAZIONALE


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Latium und Molise 1922 entstanden, ist er der älteste und wichtigste Nationalpark Italiens. Er konzentriert in sich alle Eigenschaften, die den Zentralapennin kennzeichnen, einschließlich der auf der Welt einzigartigen Flora- und Faunaelemente, die nunmehr im restlichen Apennin ausgestorben sind. Angezogen von der unbeschreiblich schönen Natur kommen über eine Million Besucher jedes Jahr. Der Nationalpark Abruzzen, Latium und Molise erstreckt sich über eine Oberfläche von 50.683 ha und liegt auf dem Gebiet von 24 Gemeinden der drei Regionen: 12 in den Abruzzen (drei Viertel der Gesamtfläche), alle in der Provinz L‘Aquila, 5 im Molise und 7 im Latium). Die Berge des Parks muten wild und ursprünglich an und charakterisieren sich durch Schluchten, Karstfelder und Hochebenen, in deren Nähe die Seen von Scanno, Barrea, Castel Vincenzo und der kleine See Lago Vivo liegen. Vom geomorphologischen Gesichtspunkt aus befinden wir uns im Herzen des großen Kalksteinparadieses des südlichen Zentral-Apennins, das sich ununterbrochen von den Monti Sibillini in den Marken bis zum Pollino-Massiv erstreckt. Ausladende Bergkuppen, offene Täler, steil abfallende Hänge und schier undurchdringliche Schluchten, wie die bei der Mündung des Barrea, faszinierende Felsenkulissen, wie die Camosciara, von bewaldeten Hängen umgebene Grasflächen, wie Forme und Campitelli,

ausgedehnte Geröllfelder, helle und geschichtete Felsen, auf denen sich eindrucksvolle Schwarzkiefern winden: Das alles prägt die vielfältigen und abwechslungsreichen Parkregionen. Eine große Anzahl an verborgenen und im Allgemeinen in trockenen Kalkzonen eher seltenen Wasserläufen durchzieht die blütenweißen Gesteinsmassive und die erhabenen Buchenwälder. Ein großer Stausee, der See von Barrea, der sich perfekt der Landschaft angepasst hat, ergänzt in Richtung Osten die vielfältige Parklandschaft. In dieses Szenario gliedert sich die Vegetation ein, die sich gürtelartig von den Tälern bis zu den Gipfeln ausdehnt. Auf der Nebenseite, von oben bis unten: der Apennin-Wolf, Ausflug mit Schneeschuhen zur Cicerana, Ausflug zur Val Fondillo, das Besucherzentrum von Pescasseroli, Goldschmiedekunst, Altstadt von Opi. Oben: Blüte der Frauenschuh-Orchidee. Unten: der Ort von Barrea und der gleichnamige See.


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Die Artenvielfalt des Nationalparks Abruzzen, Latium und Molise ist reich und variiert in der Pflanzen- aber auch Tierwelt. Fast 6000 Insektenarten leben in diesem Gebiet. Dies stellt auf italienischer Ebene einen Rekord der entomologischen Fauna dar.Vertreten sind herrliche Käfer, wie der Alpenbock oder der Chrysochola sipari – sehr seltene Arten, die nur an bestimmten Orten vorkommen. Zu den Säugetieren, die als Wahrzeichen des Parks gelten, gehört neben dem Bären, dem ältesten Symbol des italienischen Nationalparks, der Apennin-Wolf , die Abruzzen- Gämse, das Wildschwein, der Hirsch, der Luchs, das Reh, der Fuchs, der Dachs, der Steinmarder, das Mauswiesel und das Südliche Eichhörnchen. Unter den Vögeln sind neben dem Adler erwähnenswert: der Bussard, der Turmfalke, der Wanderfalke, der Uhu, der Steinkauz, der Gänsegeier sowie der überaus seltene Weißrückenspecht, ein typischer Waldbewohner. Auf den Weiden sind Steinhühner und Alpenkrähen zu beobachten, an den Seen Graureiher, Haubentaucher, Kraniche und verschiedene Entenvögel, während untern den Amphibien der Feuersalamander, der Brillensalamander und die Gelbbauchunke erwähnenswert sind, die als seltene, aber gleichzeitig typische Vertreter der amphibischen ApenninFauna gelten. Herzstück des Gebiets und Sitz der Parkverwaltung ist Pescasseroli mit optimalen Fremdenverkehrsmöglichkeiten; die Ortschaft liegt umgeben von knapp 2000 m hohen Gipfeln, Wiesen, Tälern, Wasserläufen, der italischen Nekropolen in Barrea und Amplero, der samnitischen Akropolis in Alfedena, sowie schönen Dörfern wie Bisegna, San Sebastiano, Gioia Vecchio, Opi,Villetta Barrea und Barrea mit seinem See, Civitella Alfedena, das einsame Scontrone, das stolze Scanno mit seiner herrlichen Altstadt und der Goldschmiede- und Klöppeltradition. Da dieses Gebiet seit fast einem Jahrhundert unter Naturschutz steht, sind die Fremdenverkehrseinrichtungen gut integriert und organisiert. Über 150 Wanderwege und etwa ein Dutzend Naturpfade bieten nahezu unendliche Möglichkeiten für Trekking, Wanderungen, Reit- und Mountainbike-Touren. Erwähnenswert sind


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Orte, die Bergtouristen bereits ein Begriff sind, wie die Camosciara oder das Val Fondillo, der Vivo-See und Forca Resuni, der DiavoloPass mit den Quellen des Sangro und der See Montagna Spaccata, um nur einige der berühmtesten zu nennen. Der Barrea-See bietet Kanufahrern und Windsurfern die perfekte Gelegenheit für ihren Lieblingssport und ist außerdem – neben anderen kleineren Seen – ideal zum Birdwatching. Die breiten Verbindungsstraßen eignen sich hervorragend für bequeme Radtouren. Der Park bietet didaktische Einrichtungen, wie das Museum und der Tierpark von Pescasseroli, das Centro Rapaci (Raubvogelzentrum) in Barrea, die Tierreservate in Opi (für Gämsen), in Civitella Alfedena (für Wölfe und Luchse), in Bisegna (ebenfalls für Gämsen), das Insektenmuseum und das Tierreservat für Rehe in San Sebastiano. Von Villetta Barrea fährt man auf den kurvenreichen Straßen von Passo Godi bergauf. Am Pass kann man im Berghotel eine Pause einlegen und sich dann einen schönen Spaziergang auf der Ebene gönnen, von wo man auf der anderen Seite wieder bis Scanno, dem Hauptort eines kleinen, aber interessanten Berggebiets, hinabsteigen kann. Weltweit bekannt ist dieses Dorf für seine von international berühmten Künstlern wie Cartier Bresson und Giacomelli fotografierte herrliche Altstadt, für die mit der traditionellen Tracht bekleideten Frauen und für seinen See, der die Berge des Nationalparks Abruzzen, Latium und Molise vom wilden Massiv des Monte Genzana trennt. Zur Verfügung steht ein erhebliches Angebot an Hotels und interessanten Restaurants mit typischen Gerichten wie die Polenta und die Orapi, wildem Spinat, der im Frühling wächst und mit dem eine Sauce zu hausgemachter Pasta zubereitet wird. Der Lago di Scanno bietet sich zum Kanufahren und Windsurfen, die Uferstraße eignet sich hervorragend für schöne Radausflüge. Auf der Nebenseite: das Iannanghera-Tal. Auf dieser Doppelseite, unten: der Wallfahrtsort von Monte Tranquillo. Auf dieser Seite: oben, die Vallelonga; links, Ski-Bergsteigen in Serra delle Gravare.


8 PARCO NAZIONALE D’ABRUZZO, LAZIO E MOLISE: das sollten Sie nicht versäumen


ABRUZZO ITALIA 9 LA CAMOSCIARA Für viele Besucher schlägt das Herz des Nationalparks Abruzzens in Pescasseroli, der kleinen „Hauptstadt“ des Naturschutzgebiets; für andere trifft der Höhepunkt des Besuchs mit der Ankunft am Passo Cavuto überein, den man über einem steilen Pfad von Alfedena aus erreicht und wo sich der Hauptbestandteil der Park-Gämsen befindet. Wenn man aber die Geschichte des Nationalparks bedenkt, so ist die Camosciara ohne weiteres das Herzstück des ersten Schutzgebietes des Apennins. In dieser wilden Gegend leben Bären, Gämsen, Wölfe, Luchse und Hirsche.Vor allem hat die unwegsame Natur zu ihrem Überleben beigetragen: ihre dichten Wälder und die steilen Berghänge, die von talabschließenden Felssprüngen unterbrochen werden, haben eine Entwaldung zugunsten von Weiden nicht zugelassen. Um die Camosciara von Opi oder von Barrea aus zu erreichen, fährt man am besten auf der Nationalstraße Marsicana 83 bis zum „Casone Antonucci“, ein altes Steingebäude, das heute vom Erziehungsdienst als Stützpunkt für das Projekt für ehrenamtliche Arbeit im Park genutzt wird. Hier beginnt die asphaltierte Straße der Camosciara, die nach einem Kilometer mit einer Schranke versperrt ist. Nachdem man das Auto verlassen hat, folgt man zu Fuß oder mit dem Fahrrad der asphaltierten Straße, die erst leicht abfällt, aber dann ansteigt, bis man das gleichnamige, von prächtigen Buchenwäldern umgebene Hochland auf 1100 m Höhe erreicht.Von hier aus überwindet ein kurzer Naturpfad mit einer Brücke den Bach und führt in wenigen Minuten direkt vor den Wasserfall Cascata delle Ninfe. Ein anderer, steilerer Waldpfad führt oberhalb des Wasserfalls, von wo man darauf blicken und ihn bewundern kann; von hier aus kann man auch in einer Stunde die in 1440 m Höhe liegende Berghütte Belvedere della Liscia erreichen. Für Hin- und Rückweg von der Schranke aus bis zum Hochland braucht man etwa eine Stunde zu Fuß und natürlich viel weniger mit dem Fahrrad. Links: Blüte der Feuerlilie.

DAS TAL VAL FONDILLO UND DIE GÄMSEN Unter den meist besuchten Ausflugszielen gehört das Val Fondillo, ein Tal, das reizvolle Wanderwege bietet, ob zu Fuß, mit dem Mountain-Bike oder Skilanglauf. Der Spaziergang in der Talsenke ist für alle geeignet (auch mit Kinderwagen), während die schwierigeren Wege zum „Passaggio dell’Orso” (Bären-Pass) und zu den Bergkämmen des Monte Amaro von Opi führen. Die Schotterstraße verläuft von seiner Einmündung aus nach einem Kilometer zu einer Lichtung, direkt vor der Grotte Fondillo, wo man eine über dem Wildbach Scerto gebaute Holzbrücke überqueren kann und so zu wundervollen Wiesen, einem Picknick-Platz und dem Beginn des Pfades zum Monte Amaro von Opi gelangt. Folgt man diesem leicht abfallenden Weg einige Hundert Meter lang, dort wo die Wegmarkierungen zur Bergspitze zu steigen anfangen, kommt man zu einem Bach mit reizvollen, kleinen Wasserfällen. Der Schotterweg der Talsenke setzt abwechselnd mal steigend, mal eben fort, überwindet die bis zur Wasserscheide zwischen Val Fondillo und Camosciara steigende Taleinmündung des Valle Cacciagrande, durchquert einen kleinen Nadelholzwald und gelangt schließlich zu einer Lichtung auf 1201 m Höhe und einer kleinen, einst nur von Schäfern benutzten Berghütte. Seitlich der Berghütte beginnt rechts ein Pfad, der sich durch einen prachtvollen Buchenwald bis zur Serra delle

Gravare auf 1960 m Höhe vordringt. Kurz danach geht dieser Schotterweg in einen steilen und steinigen Saumpfad über, der durch einen Nadelholzwald weiter über einen dichten Buchenwald bis zum Bären-Pass auf 1672 m Höhe führt. Nach diesem, vollkommen mit Wald umgebenen Pass, kann man zum Tal Val Canneto und Settrati, der zu der Region Latium gehört, hinabsteigen. Abgesehen von dieser Route - dafür ist ein Fahrzeug für die Rückfahrt zur Ausgangsstelle erforderlich - wäre die in Richtung Tre Confini (die drei Grenzen), Forca Resuni,Valle di Rose und Civitella Alfedena empfehlenswert. Es handelt sich um einen langen und faszinierenden Wanderweg, auf welchem man drei der schönsten Täler des Naturschutzgebietes bewundern und weidende Gämsen in der Nähe des Passo Cavuto und der Talmulde des alta Valdirose beobachten kann. Weiteren Gämsen kann der Ausflügler des Fondillo-Tals auf den hohen Bergkämmen des Monte Amaro von Opi begegnen, einem elegantanmutenden Berg, dessen Gipfel stolze 1862 m erreicht; von hier aus kann man den Blick über das Val Fondillo-Tal, die Camosciara, das Tal des Sangro und die Talsenke mit den malerischen Dörfern Pescasseroli und Opi, aber auch über den größten Teil der höchsten Berggipfel des Naturparks, wie den Monte Marsicano und den Monte Petroso, schweifen lassen. Die Apennin-Gämse, die „Gipfel-Herrin“ der abruzzesischen Parks, verschwand Ende des 19. Jh. aus allen Bergen des Apennins, mit Ausnahme der des Abruzzen-Nationalparks, wo sie ihren letzten Zufluchtsort fanden. Heute steigt die Zahl dieser Spezies wieder an und sie wird schon seit geraumer Zeit auch in den anderen abruzzesischen Parks eingeführt. Im Sommer ist die Wahrscheinlichkeit einer Begegnung größer- solange man sich ruhig verhält und mit etwas Glück - da die Herden mit ihren im Spätfrühling geborenen Kleinen bis zu den höheren Weiden steigen, kann man ihnen auch ganz nah beim Weiden auf den Wiesen oder beim Ausruhen auf den Felsenvorsprüngen zuschauen. Auf der Nebenseite, das Tal Val Fondillo; links, Gämsen.


10 PARCO NAZIONALE D’ABRUZZO, LAZIO E MOLISE: das sollten Sie nicht versäumen

AUF DER SUCHE NACH DEM MARSIKANISCHEN BRAUNBÄR Es ist nie einfach gewesen, den Braunbären in den Wäldern des Nationalparks Abruzzen, Latium und Molise anzutreffen. Jedoch wird die Chance durch die in einigen Ortschaften und bestimmten Jahreszeiten organisierten „Bearwatching“-Touren konkreter. Ein landschaftlich sehr reizvoller und dem Zweck dienlicher Ausflug ist der, der von Pescasseroli zur Berghütte von di Jorio führt. Bis August kann man diesen allein durchführen.Von August bis Anfang Oktober regelt die Parkverwaltung in diesem von Bären durchstreifte Gebiet die Besucherzahl auf höchstens 20 Personen pro Tag, die nur in Begleitung eines Reiseführers hinaufsteigen dürfen. Man beginnt die Tour und erreicht das hoch gelegene Schutzgebiet zu einer Tageszeit, an der eigentlich leidenschaftliche Wanderer wieder ihren Rückweg zur Talsenke antreten. Sobald die Gruppe die kürzlich sanierte Berghütte hinter sich gelassen hat, läuft sie in rigoroser Stille weiter. Wer kein Fernglas bei sich hat, kann sich eins bei den Reiseführern ausleihen. Hinter jeder Pfadkrümmung bleibt der voranlaufende Reiseführer stehen, visiert mit dem Fernglas die Lichtungen am Fuße des Bergkamms und die sie säumenden Buchenwälder an, danach erkundet er das Gelände Schritt für Schritt, mit äußerster Vorsicht. Eine halbe Stunde nachdem sie die Berghütte verlassen hat, hält die Gruppe auf einer steil abfallenden Wiese zwecks Beobachtung mit Hilfe eines auf einem Dreifuß montierten Präzisionsfernglases. Objekt all dieser Aufmerksamkeit ist der Bär, Symbol des Parks und aller Naturschutzgebiete Abruzzens: Etwa die Hälfte aller Besucher wird das Glück haben, ihn beobachten zu können. Außer dem Bären, den man manchmal an seinem Platz finden kann, erscheinen fast immer Hirsche und Rehe. Bei der Abenddämmerung kann es vorkommen, dem durch die Täler und Wälder des Parks widerhallenden Heulen der Wölfe zuzuhören. Auch wenn die Fauna diesen Beobachtungstouren nicht sehr entgegenkommt, so bleibt doch der Rückweg nach Pescasseroli in vollkommener Finsternis, nur im Licht der Taschenlampen, ein unvergessliches Erlebnis.

SCANNO UND SEIN SEE Scanno ist ein wunderschönes Dorf mit mittelalterlichem Flair und eins der bekanntesten Reiseziele der Abruzzen-Besucher. Der Anblick der antiken Ortschaft wird durch das harmonische Zusammenleben verschiedener Stile, vom Mittelalter über die Renaissance bis zum Barock, beeinflusst. Ein idealer Besuch sollte mit der Kirche Santa Maria in Valle beginnen, wo man alle drei Stile bewundern kann, wobei aber die ganze Altstadt mit ihren wundervollen Kirchen, den sich aneinanderschmiegenden Häusern, seinen kleinen Palazzi, den Treppen, einen Besuch wert ist. In den Straßen und unter den Torbögen trifft man nicht selten auf die alten Dorffrauen, die es gewohnt sind, ihre traditionelle Tracht möglicher Montenegriner Herkunft zu tragen, eine wahre Wonne für Fotografen auf der Suche nach einem reizvollen Bildmotiv. Hier floriert die Klöppelspitzen- und Goldschmiedekunst: Spitzendeckchen, Schals und Tischdecken, sowie Anhänger, Ringe und Ketten in feinster Filigranarbeit gibt es bei vielen Kunsthandwerkern des Dorfes zu kaufen. Am Fuße von Scanno, entlang der Straße, die zur Saggitario-Schlucht (gole del Sagittario) führt, liegt der gleichnamige See.Von landschaftlicher Schönheit und durch ein angenehmes Klima gekennzeichnet, bietet dieser Ort ein optimales Reiseziel für Touristen auf der Suche nach frischer Luft, für Angler, Birdwatcher und Kanufahrer. Es waren einst ungeheure Erdmassen, die vom Monte Genzana in das Tal des Sagittario hinabrutschten und versperrten und so diesen See entstehen ließen, der eine große Mulde auf gut 922 m Höhe füllte. In den letzten Jahrzehnten kamen zu den traditionellen Besuchern des Sees, wie Angler und Fischer, die sich am Ufer und auf Booten einfinden (der See ist reich an kostbaren Fischarten), auch Badegäste, Touristen (sie mieten vor allem Tretboote) und Sportler (Surfer und Kanufahrer) hinzu. Links, Badeeinrichtungen.


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DIE ALTSTADT VON PESCASSEROLI “Hauptstadt” und Ausgangspunkt für den Besuch des Parks, mit hervorragenden Skipisten ausgestattet, bietet Pescasseroli dem Touristen auch eine elegante Altstadt mit schönen Denkmälern: die Reste des antiken langobardischen Schlosses auf dem Hügel des „Pesco“ (Pfirsichbaum), die Verteidigungsanhöhe, aus der viele mittelalterliche Zentren entstanden, die Barock-Kirche del Carmelo, der große Palazzo Sipari (in dieser Familie wurde der Philosoph Benedetto Croce und der große Umweltschützer Erminio Sipari, Gründer des Nationalparks im Jahr 1922, geboren) und vor allem die aus dem Mittelalter stammende Pfarrkirche der Santi Pietro e Paolo, die jedoch ein Zusammentreffen verschiedener Epochen, wie der Romanik, Gotik, Renaissance und Barock, bietet. Die strenge aber harmonische, dreischiffige Kirche wird von Säulenbündeln getragen, die auf Themen der ZisterzienserArchitektur hinweisen; die Fassade ist horizontal gekrönt; der Glockenturm hat die heutige Form im 16 Jh. erhalten. Das am meisten verehrte Kunstwerk ist das der schwarzen Madonna, in dieser Gegend mit der Bezeichnung „L’Incoronata“ (die Gekrönte) bekannt, wie die gleichnamige aus Foggia, was wiederum die engen Kontakte beider Gebiete durch die „Transumanza“ beweist. In den letzten Jahren ist die Zahl der Hotels, Restaurants und Kunsthandwerkläden gestiegen, wodurch auch die Sanierung des älteren Dorfteils vorangetrieben wurde. Am Ortseingang, wenn man von Avezzano anreist, trifft man auf einen Brunnen mit einer in Stein gemeißelten Inschrift, die an die Eröffnung des Parks am 9. September 1922 erinnern soll. Links, die Ortsmitte von Pescasseroli; rechts, die Schloss-Ruine.

DER SEE LAGO VIVO Die eleganteste Bergkette des Parks dient dem einzigen See natürlichen Ursprungs des Schutzgebietes als Kulisse und ist für viele Wanderer ein geschätztes Ziel. Der See ist klein und größtenteils sumpfig und wird im Sommer von frei weidenden Rindern und Pferden genutzt. Der Lago Vivo besetzt den Grund einer weitläufigen karstigen Landsenke auf 1591 m Höhe und befindet sich an seiner Südseite (links, wenn man das Becken auf dem Pfad von Barrea aus erreicht) neben einer kleinen, nie versiegenden Quelle. Vor allem im Frühling, wenn der letzte Schnee im Kontrast mit dem Grün der jungen Buchenblätter steht, erhebt sich majestätisch hinter dem See die Bergkette, die den Monte Tartaro und den Monte la Meta mit den Felstürmen des Monte Altare und dem Gipfel des Monte Petroso vereint, der höchsten Bergspitze innerhalb des Schutzgebiets. Der einfache, zum Lago Vivo führende Pfad ist unter den interessantesten und am meisten besuchten des Parks. Man gelangt am besten von Barrea aus zu ihm; er bietet eine angenehme Wanderung (anderthalb Stunden für den Hinweg, höchstens eine Stunde für den Rückweg) inmitten eines Buchenwaldes, reich an hochstämmigen Exemplaren, der sich plötzlich zur Mulde hin öffnet, in der sich der See gebettet hat. Zwischen Mai und Juni ist die spontane Blütezeit atemberaubend; im höchsten Sommer bleibt das Klima durch die Frische des Wassers und des Buchenwaldes angenehm; im Herbst erstrahlt der Wald in seinen tausend Farben; auch im Winter schließlich kann man guten Gewissens einen Ausflug machen (zu Fuß oder mit Schneeschuhen), da der dichte Wald vor Lawinengefahr schützt. Rechts, Blick auf den See Lago Vivo im Sommer; links, ein Winterausflug.


12 PARCO NAZIONALE D’ABRUZZO, LAZIO E MOLISE: das sollten Sie nicht versäumen

AUF DEN SPUREN DER SAMNITER ZWISCHEN ALFEDENA UNA BARREA An den Füssen der Massive des Monte la Meta und des Monte Greco entstanden Alfedena und Barrea, dort, wo sich einst bedeutende Samniteransiedlungen befanden. Sie werden als Ausgangspunkt für Ausflüge in den Abruzzen-Nationalpark genutzt und verdienen eine größere Beachtung, auch wegen der Vielzahl an archäologischen Zeugnissen und Funden, die hier aufbewahrt werden. Wenige Gebiete sind in den Abruzzen so reich an Nekropolen, Burgen, Tempel- und Hausruinen wie diese. Eine schöne Reiseroute ist die von Alfedena zum Monte Curino, wo sich die Reste einer Wallfahrtskirche und ein Stück der megalithischen Mauern befinden. In Alfedena lohnt ein Besuch der Schlossruine und der Kirche der Santi Pietro e Paolo aus dem 13. Jh. Das städtische Museum bewahrt nur einen kleinen Teil der samnitischen Sammlungen auf: Die antike Sammlung der kostbaren Fundstücke ist heute im archäologischen Museum von Chieti zu sehen, während die im 2. Weltkrieg von der Wehrmacht entwendeten Funde nach Alfedena zurückgekommen sind, nachdem sie an der Universität Tübingen sorgfältig restauriert worden sind.Von der Piazza Umberto I aus gelangt man zu den Gebäuden von Fonticella, von wo aus man die Route auf einem steigenden Saumpfad fortsetzt. An der ersten Gabelung biegt man rechts ab und folgt einem steilen Pfad, der sich zick-zackmäßig durch eine Senke windet und zur grasbewachsenen Hochebene des Monte Curino auf 1020 m Höhe führt. Eine alte Umschließung signalisiert die Reste eines Tèmenos, einer geweihten, elf Meter langen, seitlichen Einfriedung. Nachdem man durch ein wirres Dickicht hinaufgestiegen ist, gelangt man zu den Resten der megalithischen, zum Schutz der Siedlung errichteten Mauern. Man kehrt auf demselben Weg nach Alfedena zurück. Für Hinund Rückmarsch braucht man weniger als eine Stunde. Links: Samnitischer Rüstungsschild in Bronze, ausgestellt im städtischen archäologischen Museum von Alfedena.

VALLELONGA UND DER WALD VON VALLE CERVARA Villavallelonga ist der östliche Zugang zum Park und liegt im bergischsten Gebiet des Tals Vallelonga (langes Tal), das von langen, schwierigen und unzugänglichen Gebirgsketten umsäumt ist. Genau hier ist der älteste Buchenwald Europas entdeckt worden:Valle Cervara mit seinen bis zu 600 Jahre alten Buchen, wo der marsikanische Braunbär auch heute noch sein natürliches Habitat gefunden hat. Unter den 11 Wanderwegen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad ist wohl der suggestivste der, der durch Valle Cervara zum Monte von Valle Caprara führt. Nachdem man das Auto in Prati d'Angro abgstellt hat, läuft man weiter über einen Schotterweg bis zum Taleingang, wo der Pfad entlang des Ufers eines ausgetrockneten Wildbachs beginnt. Man kann sich hier eine Pause gönnen, dabei die großen Buchen bewundern und auch mal ausprobieren, wie breit ihre Stämme sind.Wenn man versucht, sie zu umarmen, entdeckt man, dass man mindestens drei Personen dafür braucht! So gelangt man zum Brunnen von Valle Cervare und es beginnt die Steigung, die nach oben zum eben verlaufenden, letzten Kamm des Monte Caprara führt. Hier ist ein atemberaubendes Panorama sicher: Die Mulde des Serrone, im Süden alle Berge des Parks, wie der Monte Amaro von Opi, der Marsicano, le Gravare und der San Nicola, die Seitenwände des Monte Petroso und des Monte Meta, dann der Velino, der Sirente, der Corno Grande und auf der anderen Seite der Berg Montagna Grande (Großer Berg).Will man sich die Mühe des Fußwegs ersparen, kann man den "sentiero natura dell'orso" (Natur-Weg des Bären) wählen, dessen Ausgangspunkt das Besucherzentrum in Villavallelonga ist und der zum Tierschutzgebiet mit seinen beiden Exemplaren des marsikanischen Braunbären führt.Weiterhin kann man die Dörfer Bisegna, San Sebastiano und Ortona besichtigen, kleine mittelalterliche Ortschaften der Valle del Giovenco, wo man außer dem Zentrum für Rehe von Bisegna und dem Grünen Zentrum von Ortona auch viele schöne Wanderwege nutzen kann. Ein nicht zu versäumendes Highlight ist der Besuch des Äquadukts der alten Eisenhütte in Bisegna.


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PARCO NAZIONALE D’ABRUZZO, LAZIO E MOLISE Viale Santa Lucia, 67032 Pescasseroli (Aq) tel. +39 0863 91131 – fax +39 0863 912132 info@parcoabruzzo.it – www.parcoabruzzo.it Parkstrukturen PESCASSEROLI (Aq) • Centro Visita, Museo Naturalistico, Ufficio Informazioni, Parco Faunistico, Giardino Appenninico tel. +39 0863 9113221 CIVITELLA ALFEDENA (Aq) • Centro Visita, Museo del Lupo appenninico, Ufficio Informazioni, Sentieri Natura, Aree Faunistiche del Lupo appenninico e della Lince tel. +39 0864 890141 BISEGNA (Aq) • Centro Visita, Museo del Capriolo, Ufficio Informazioni, Area Faunistica del Capriolo, Sentiero Natura – Associazione “Montagna Grande” tel. +39 333 1948465 VILLAVALLELONGA (Aq) • Centro Visita dell’Orso, Museo Naturalistico, Ufficio Informazioni, Area Faunistica dell’Orso, Sentiero Natura – Cooperativa “Sherpa” tel. +39 0863 1940278 • Ufficio Territoriale del Parco tel. +39 0863 949221-9492617 VILLETTA BARREA (Aq) • Centro Servizio Educazione tel. +39 0864 89102 • Museo della Transumanza – Associazione “Borgo Fattoria Didattica” tel. +39 340 3174515 LECCE NEI MARSI (Aq) • Area Faunistica del Cervo SCANNO (Aq) • Punto informativo tel. +39 348 0548804 • Area Faunistica del Cervo OPI (Aq) • Centro Visita, Museo e Area Faunistica Camoscio appenninico Coop. SO.R.T. tel. +39 333 4228260 CAMPOLI APPENNINO (Fr) • Centro Visita, Museo e Area Faunistica dell’Orso Cooperativa “VerdeBlu” tel. +39 335 6846414 ALVITO (Fr) • Centro Visita – Cooperativa “VerdeBlu” tel. +39 335 6846414 • Ufficio Territoriale del Parco tel. +39 0776 513032

Oben: Die monumentale Buche vom Monte Tranquillo.

SAN DONATO VAL DI COMINO (Fr) • Punto Informativo di Forca d’Acero Cooperativa “VerdeBlu” tel. +39 335 6846414 CASTEL SAN VINCENZO (Is) • Centro Visita e Museo dell’Avifauna tel. +39 0865 951354

Die Veranstaltungen im Park Die vielzähligen, für Erwachsene als auch für Jugendliche und Kinder geeigneten Aktivitäten, die die Parkleitung innerhalb seines Gebiets fördert und organisiert, finden im Internet detailgetreu und umfassend Verbreitung und können auf folgenden Webseiten abgerufen werden: www.parcoabruzzo.it und www.parks.it/parco.nazionale.abruzzo, mit einem reichhaltigen, ständig aktualisierten Veranstaltungskalender (Programme für die Förderung des Umweltbewusstseins, Wanderungen in der Natur, kulturelle Veranstaltungen).

PIZZONE (Is) • Centro Visita dell’Orso Marsicano tel. +39 0865 951435 Tourismusinformationen IAT Pescasseroli (Aq) tel. +39 0863 910461 IAT Scanno (Aq) tel. +39 0864 74317 Pro Loco di Opi (Aq) tel. +39 0863 910622 Pro Loco di Villetta Barrea (Aq) tel. +39 0864 89333


Der Nationalpark

des Gran Sasso und


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der Monti della Laga Der Park setzt sich aus zwei verschiedenen Berggruppen zusammen, dem Bergmassiv des Gran Sasso (kalkig, karstig, trocken und vorrangig felsig) und dem der Laga (sandig-mergelig, dicht bewaldet, reich an Oberflächenwasser). Daraus ergeben sich sehr unterschiedliche Naturlandschaften mit einer vielfältigen Fauna und Flora mit den beiden, im Tal Val Vomano buchstäblich ineinander eingekeilten Bergmassiven, in perfekter Ökokontinuität. Diese außerordentliche Natur und geographische Lage sind untrennbar mit der tausendjährigen Anwesenheit des Menschen verbunden, was die weitläufigen Weiden, die hochgelegenen Anbaugebiete, die mittelalterlichen Dörfer, die Kirchen und die Schlösser und Burgen bezeugen. Auf der Nebenseite, von oben bis unten: ein Uhu, blütende Pfingstrose, abruzzesische Schäferhunde inmitten einer Herde, Käseprodukte, Abtei von S. Bartolomeo in Carpineto della Nora, das Dorf S. Stefano di Sessanio. Oben: Abruzzen-Gämse und Ausflug zum Corno Grande. Unten: der kleine See von Pietranzoni in Campo Imperatore.

Der Park besitzt eine Oberfläche von 148.935 ha und erstreckt sich teilweise auch über Latium und Marken. Der abruzzesische Teil beträgt neun Zehntel der Gesamtfläche und erstreckt sich mit vierzig Gemeinden über die Provinzen Teramo, l’Aquila und Pescara. Zu den Marken gehört nur die Provinz Ascoli Piceno mit zwei Gemeinden, auch das Latium zählt mit der Provinz Rieti und zwei Gemeinden dazu. Das Massiv des Gran Sasso ist das bedeutendste Gebirge des Apennin, mit seinen majestätischen Gipfeln aus Dolomitstein, den höchsten der gesamten Gebirgskette: Corno Grande (2912 m), Corno Piccolo, Pizzo


16 PARCO NAZIONALE DEL GRAN SASSO E MONTI DELLA LAGA

d’Intermesoli und Monte Camicia. Das Massiv beherbergt auch den Calderone, südlichster Gletscher Europas und einziger im Apennin, und grenzt im Süden an die Hochebene Campo Imperatore , eine schier unendliche, nahezu tibetisch anmutende Karstlandschaft von atemberaubender Schönheit, in einer Höhe von 1600 bis über 2000 m. Der Gran Sasso weist hohe Steilhänge, Moränen, Karmulden, Schluchten,Talmulden, die weitläufige Hochebene Campo Imperatore, ausgedehnte Karstfelder und zahlreiche kleine Seen, auch karstigen Ursprungs, auf; im Nord-Westen ist der Gran Sasso mit den Monti della Laga verbunden, geologisch gesehen sind sie aber unterschiedlich, da sie aus Mergel- und Sandstein geformt sind. Sie befinden sich im nördlichen Teil des Parks zwischen den drei Regionen (Abruzzen, Latium und Marken). Die unterschiedliche Bewaldung beweist die menschliche Nutzung der Berge: Dichte und ununterbrochene Wälder an den teramanischen Berghängen des Gran Sasso und der Laga, vorwiegend Wiesen und Weiden sowohl an den aquilanischen Berghängen des Gran Sasso als auch denen zur Laga des Latiums

gehörenden. Sie liefern den Beweis dafür, dass der Boden im Süden eher als Weidegrund diente, im Norden und Osten dagegen für die Forstwirtschaft genutzt wurde. Zur Vegetation der Laga-Berge und des Gran Sasso auf seiner der Provinz Teramo zugewandten Seite gehören auch die Buchenwälder (mit der seltenen Weißtanne, in diesen Breitengraden ein Relikt der Eiszeit), aber auch die Weiden der Hochebenen Campo Imperatore und Voltigno und schließlich die Hochgebirgsflora. Nicht nur die naturalistischen Aspekte machen diesen Park attraktiv, der durch eine unauflösliche Verflechtung von Natur und menschlichem Wirken geprägt ist. Den Beweis dafür liefern die unzähligen, antiken Dörfer und Burgen, die auf den Berghängen verstreut sind, welche die intramontanen Becken dominieren: Auf der Auf dieser S.: der Klettersteig, der zum Bivacco Basile führt; unten, der See von Campotosto bei Sonnenuntergang. Auf der Nebenseite: oben,Wanderung mit Schneeschuhen (ciaspole) im Buchenwald in Prati di Tivo und Ausflug in der Valle delle Cento Fonti; unten, die ‘offenen Felder’ bei S. Stefano di Sessanio.


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Teramo zugewandten Seite sind es in erster Linie die verlassenen mittelalterlichen Ortschaften in den Wäldern der Laga und die Einsiedeleien auf der Montagna dei Fiori, das herrliche Städtchen Campli, mit seinen Bauten aus der Renaissance, Civitella del Tronto und ihre erhabene Burg, die spektakuläre, auf die Schlucht von Salinello blickende Ruine Castel Manfrino, die mittelalterlichen Burgen in Castel di Luco und Piano di Roseto, Castelli mit den Werkstätten, in denen die bekannten und edlen Keramikarbeiten hergestellt werden, die zauberhaften historischen Zentren Isola del Gran Sasso, Cortino,Valle Castellana,Tossicia und Pietracamela. Auf der Seite von L’Aquila stechen dagegen Campotosto mit seinem großen See, die uralten, historischen Ortschaften am Gran Sasso mit ihrem mittelalterlichen Flair hervor: Zu letzteren zählen Assergi, Barisciano, Santo Stefano di Sessanio, Calascio mit ihrer herrlichen Festung, Castelvecchio Calvisio und Carapelle Calvisio, Castel del Monte, Ofena und Bussi sul Tirino. Auf der Pescara zugewandten Seite, die schnell und steil zu den Hügeln und schließlich zum Meer hin abfällt, Farindola mit dem bekannten Schafskäse.


18 PARCO NAZIONALE DEL GRAN SASSO E MONTI DELLA LAGA: das sollten Sie nicht versäumen CIVITELLA DEL TRONTO UND IHRE FESTUNG Die Festung erhebt sich auf einem hohen, den Tronto bewachenden Hügel und war jahrhundertlang Grenzpunkt zwischen dem Königreich Neapel und dem Vatikanstaat, heute zwischen Abruzzen und Marken. Die aktuelle Struktur ist die aus dem 16./17. Jh, jedoch beginnt ihre blutgetränkte Geschichte schon früher, im Mittelalter, und schließt mit der Einheit Italiens ab, und zwar mit der Belagerung im Jahr 1860-61, die mit der Kapitulation der bourbonischen Garnison endete. Nachdem man das aus dem 13 Jh. stammende Tor durchquert hat, gelangt man in den historischen Stadtkern (die verwinkelten Gassen mit bemerkenswerten Denkmälern sind sehenswert) und steigt bis zur Festung, wo man den großen Waffenplatz, die Bastion San Giacomo und den Palazzo des Gouverneurs besichtigen kann. Die alten bourbonischen Kasernen beherbergen ein kleines aber interessantes Museum, das der Festungsgeschichte und der großen Belagerung der Jahre 1860-61 gewidmet ist. Links, Luftbild des historischen Stadtkerns; rechts, die bourbonischen Festungskasernen.

CASTEL MANFRINO, DIE SCHLUCHTEN UND EINSIEDELEIEN VON SALINELLO Einer der eindrucksvollsten Canyons des Apennins ist vom Flusslauf des Salinello zwischen der Montagna der Fiori und der Montagna di Campli ausgehöhlt worden. Bei seiner Einmündung ist die Grotte von Sant’Angelo, in Ripe di Civitella del Tronto das erste, das uns in Erstaunen versetzt. Es handelt sich um eine Höhle, die schon seit 10.000 Jahren unantastbar ist. Auf den Felsvorsprüngen der oberen Seite der Schlucht befinden sich einige Einsiedeleien, die sehr beeindruckend sind: Santa Maria Maddalena, Santa Maria Scalena, San Francesco alle Scalelle und die spektakulärste von allen, Sant’Angelo in Volturino (der Name stammt aus dem lateinischen Vultur, “Aasgeier”). Über die engen, von den wilden Wassern des Salinello durchströmten Schluchten, ragt die alles dominierende Ruine von Castel Manfrino, die 1258 im Auftrag des schwäbischen Königs Manfredi errichtete Burg. Links, der Innenraum der Grotte Sant’Angelo; rechts, die Schluchten des Salinello.

CAMPLI UND DIE NEKROPOLE IN CAMPOVALANO. VOM MITTELALTERLICHEN DORF ZUM REICHSTEN ARCHÄOLOGISCHEN GELÄNDE DER ABRUZZEN An den Füßen der Laga-Berge war die Ebene von Campovalano jahrhundertelang, und zwar zwischen dem 13. und 14. Jh., ein riesiger, wenn auch einzigartiger “Friedhof ohne Stadt”, in dem sich die Grabstätten des aus einem weitläufigen Gebiet stammenden Adels konzentrierten, mit tausenden von Gräbern und ihren Fundstücken von außerordentlicher Kostbarkeit, Eleganz und Erhaltungszustand. Das Museum, in dem sie aufbewahrt sind, befindet sich in Campli, eine reizende, mittelalterliche Stadt mit einer wunderschönen Piazza, antiken Palazzi und den Kirchen San Francesco (Anfang 13. Jh.) und Santa Maria in Platea (Ende 14. Jh.). Sehenswert ist auch die aus dem frühen 13. Jh. stammende Kirche San Pietro am Rande der Ebene von Campovolano, in der Nähe der Ruinen eines benediktinischen Klosters. Links, die Kirche S. Pietro in Campovalano; rechts, Dekorelement aus Elfenbein, ausgestellt im Nationalen Archäologischen Museum von Campli.


ABRUZZO ITALIA 19 DER WALD BOSCO MARTESE UND DIE WASSERFÄLLE DER MORRICANA Der größte Wald der Laga erstreckt sich über die östlichen Ausläufer des Massivs zwischen der Cavata und der Morricana und ist abwechselnd mit den typischen apenninischen Buchen und großen regelmäßigen Tannen bewachsen. Der Valico del Ceppo ist die optimale Zugangsstelle für alle, die ihn besuchen wollen; von hier aus führt ein ebener Schotterweg fast sechs km lang durch den eindrucksvollsten Teil des Waldes. Auf einem steileren Pfad gelangt man vom Ceppo aus bis zuerst zu den Jacci di Verre, wo man einen herrlichen Blick auf die höchsten Gipfel der Laga hat, dann folgt man dem Pfad und gelangt zu den „faggi torti“ (vom Schnee gebeugte Buchen), dem Wasserfall Cavata oder zum Pizzo di Moscio. Der Pfad endet an einer Enel-Wasserkraftanlage, danach führt ein anderer Weg zu den wilden Wasserfällen der Morricana, autenthisches Juwel dieser Seite des Massivs. Links, Luftbild des Waldes Bosco Martese; rechts der Wasserfall der Morricana.

DAS TAL VALLE DELLE CENTO FONTI IN CESACASTINA DI CROGNALETO Im Gegensatz zu den anderen abruzzesischen Bergmassiven, die durch ihre Beschaffenheit (Kalkstein, daher karstisch) sehr trocken sind, haben die Monti della Laga eine Sand - und Mergelsteinstruktur und begünstigen daher den Wasserlauf an der Oberfläche, das hier also überall und reich fließt. Der spektakulärste Wasserlauf befindet sich in der Nähe von Cesacastina, wo der Fosso dell’Acero ungestüm in Richtung Tal strömt. Diese Stelle am Fuße des Monte Gorzano und den Gipfeln der Laghetta bietet ein märchenhaftes Panorama, mit Blick auf die Bergkette des Gran Sasso vom Monte San Franco bis zum Monte Camicia. Links, die kleine Kirche Santi Pietro e Paolo in Cesacastina; rechts, eins der Wasserfälle des Tals.

AN DEN UFERN DES SEES VON CAMPOTOSTO Der See von Campotosto ist der größte Stausee der Abruzzen. Im Frühling treffen sich hier an den Ufern Kanufahrer, Windsurfer und Picknickfans, während der vereiste See im Winter ein nicht zu versäumendes Schauspiel bietet. Die Lage von 1313 m oberhalb des Meeresspiegels garantiert auch im Hochsommer den Genuss von frischer Luft. Zu empfehlen sind die Routen zum Monte Cardito, dem Monte di Mezzo und den Gipfeln der Laghetta, während die Seepromenade ideal zum Spazierenfahren mit dem Fahrrad sind; interessant aber kurz sind die Langlaufausflüge im Winter. Außer dem See verdankt Campotosto seinen Ruf auch den leckeren Wurstsorten, wie der berühmten Mortadella di Campotosto (die Einheimischen nennen diese Wurst „coglioni di Mulo“, was übersetzt „Maultierhoden“ heißt) mit Slow-FoodGütesiegel und den dort hergestellten Käse- und Fleischprodukten. Links, Blick auf den See; rechts, die Mortadella von Campotosto.


20 PARCO NAZIONALE DEL GRAN SASSO E MONTI DELLA LAGA: das sollten Sie nicht versäumen

DER GRAN SASSO, SEINE HISTORISCHEN BERGHÜTTEN UND DER GLETSCHER DES CALDERONE Der Gran Sasso ist, was den Alpinismus anbelangt, der wichtigste Berggipfel des Apennins. Hier entstand geschichtlich gesehen das Bergsteigen selbst (mit der von Hauptmann Antonio De Marchi 1573 dokumentierten Besteigung); seine historischen Berghütten („Garibaldi“ aus dem Jahr1886 und Duca degli Abruzzi”,1908) werden noch heute stark besucht und sind sorgfältig saniert worden, sie haben Generationen von Bergsteigern und Ausflüglern aufgenommen. Der „Paretone“, die 1600 m hohe in den Himmel ragende Wand des Corno Grande und dessen Symbol, dominiert die Hügel des Gran Sasso und Castelli. In dieser ausgesprochen alpinen Natur - steile, raue, nackte Felswände – ist auch der südlichste Gletscher Europas zu finden: der Calderone. Links, der östliche Gipfel des Corno Grande und der Calderone; rechts, die Berghütte Garibaldi.

CASTELLI, DIE “HAUPSTADT” DER ABRUZZESISCHEN MAJOLIKA UND IHRE GROßE TRADITION Am Fuße der eindrucksvollen Nordwand des Monte Camicia liegt Castelli, eins der malerischsten Dörfer der Abruzzen, seit dem Mittelalter Heimat eine der bedeutendsten und raffiniertesten Traditionen Europas der Majolikaherstellung höchster Qualität. Die Meisterwerke der Majolika-Kunst wurden von den Königshäusern ganz Europas erworben (und heute sind sie in den größten Museen der Welt zu sehen), ihre höchste Blüte erlangte sie zwischen 15. und 17. Jh. Den Schulen der Künstlerfamilien Grue, Fuina, Gentili und Cappelletti verdankt man die im örtlichen Museum der Keramik aufbewahrten und gut illustrierten Meisterwerke von beachtlicher Schönheit. Die kleine Kirche San Donato, auch „die Sixtinische Kapelle der abruzzesischen Majolika“ genannt, zeigt mit der wunderschönen Fliesen-Decke auf eindrucksvoller Weise, wie auch die Bevölkerung Castellis zu einem höheren Niveau strebte. Links, Majolika-Vase, ausgestellt im KeramikMuseum; rechts, die Ortschaft Castelli.

CAMPO IMPERATORE, DAS “KLEINE TIBET” “Campo Imperatore ist unendlich, ein Ozean von Weiden, durchweht von Wind und Nebel. Es könnte sehr gut Tibet sein“: So beschrieb der große florentinische Alpinist und Orientalist Fosco Maraini 1937 dieses Naturwunder der Abruzzen. Campo Imperatore war jahrhundertlang Schauplatz der großen Blüte der abruzzesischen Weidewirtschaft (als hunderttausende von Schafen hier weideten), selbst die Medici aus Florenz, internationale Wollhändler), hatten hier, am Fuße des Gran Sasso, Schlösser und Weiden erkauft. Heute wie einst bietet es unendliche und surreale Perspektiven. Seit Jahrzehnten dient es als außergewöhnliches Setting für die Filmindustrie. Die Hochebene variiert zwischen 1600 m und 2200 m Höhe, sie ist 25 km lang und 8 km breit, an ihrem Ende befindet sich das historische Hotel, in dem Mussolini 1943 von deutschen Fallschirmspringern befreit wurde. Links: Campo Imperatore; rechts, blütender Enzian.


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DIE BURG ROCCA CALASCIO, DIE THEATRALISCHSTE UNTER DEN BURGEN ABRUZZENS Einem Adlerhorst gleich, ist die Burg von Calascio auf einer Höhe von 1460 m die spektakulärste unter den vielen Burgen, die die „Wege der Wolle“ von und zu der Hochebene Campo Imperatore bewachten. Sie thront über ein gewaltiges Gebiet mit einer atemberaubenden Aussicht. Um das Jahr 1000 errichtet, besteht sie anfänglich nur aus einem einzigen, viereckigen Wachtturm, der später mit einer äußeren Befestigungsanlage und vier wuchtigen Rundtürmen versehen wird, die ihr ein unverwechselbares Aussehen verleihen und sie noch weit sichtbar macht. Im Laufe der Jahrhunderte gehörte sie den Benediktinern von San Vincenzo al Volturno, danach den Acclozemora und den Piccolomini an. 1579 kam sie zusammen mit Santo Stefano di Sessanio in den Besitz der Medici, deren Reichtum sich auf den Wollhandel stützte. Rechts, die Kirche S. Maria della Pietà.

SANTO STEFANO DI SESSANIO. DAS ANTIKE MITTELALTERLICHE DORF, LEHEN DER MEDICI Eines der interessantesten Dörfer an der Südseite des Gran Sasso ist ohne Zweifel Santo Stefano di Sessanio, auf 1251 m Höhe auf einer der wichtigsten Zugangswege zu der reichen Weidelandschaft von Campo Imperatore. Aus diesem Grund wurde es ein Lehen der Medici aus Florenz, die hier erhebliche Interessen an der Woll-Herstellung hatten. Sein historisches, perfekt mittelalterliches Zentrum ist unversehrt und vollständig restauriert worden (es wurde auf originellste Art saniert und in ein „offenes Hotel“ verwandelt); nur der emporragende Wachtturm aus der Medici-Zeit ist durch das Erdbeben 2009 beschädigt worden, jedoch wird er bald renoviert werden. Das Dorf ist von einem sehr interessanten antiken System kleiner Karsttäler umgeben, inmitten einer archaischen Landschaft „offener Felder“, wo die berühmten lokalen Linsen mit dem Slow-FoodGütesiegel, hergestellt werden. Links, Linsen; rechts, eine Gasse in der Altstadt.

CASTEL DEL MONTE, DAS MUSEUMSDORF DER TRANSHUMANZ-SCHÄFER Die “Hauptstadt” der Schäfer des Gran Sasso empfängt noch heute die Besucher, die von der Piana di Navelli zum Campo Imperatore gelangen, dem „kleinen Tibet“ der Berge Abruzzens, deren Wirtschaft sich seit der Antike auf die Weidewirtschaft der Transhumanz gestützt hat. Die vielen, reich geschmückten Palazzi und Kirchen beweisen den von der Weidewirtschaft erreichten Reichtum. Herz der Ortschaft bildet das befestigte Viertel des Ricetto mit seinen steilen Treppenwegen (die „Rue“), seinen Bögen und den schönen Steinhäusern. Die vielen Bereiche seines originellen „ökologischen-Museums“ bieten heute eine vollständige Vision des Lebens und der kulturellen Traditionen der einstigen Schäfer. Hier ist die Heimat von einigen der besten Schafskäsesorten Abruzzens, darunter der bekannte Canestrato von Castel del Monte, mit Slow-Food-Qualitätssiegel. Links, historischer Ortskern von Castel del Monte; rechts, Ausstellungszentrum mit Gegenständen der Schäferkultur.


22 PARCO NAZIONALE DEL GRAN SASSO E MONTI DELLA LAGA: das sollten Sie nicht versäumen

SAN PIETRO AD ORATORIUM Einsam liegt die Kirche an den Füssen von Capestrano, direkt am Fluss Tirino, ganz versteckt inmitten eines kleinen Weiden- und Pappelwaldes. Die Rückseite der Kirche mutet von außen mit seinen drei halbrunden Apsiden aus bloßem Stein sehr schlicht an. In der Fassade gibt ein mysteriöses magisches Quadrat die Worte „sator arepo tenet opera rotas” wieder, während der Architrav des Portals folgende Inschrift aufweist: „a rege desiderio fundata anno milleno centeno renovata”, d.h.: „von König Desiderio gebaut, im Jahr 1100 erneuert“. In romanischem Stil gebaut, ist das Innere der dreischiffigen Kirche sehr suggestiv, mit ihren mächtigen Säulen, dem wundervollen Ziborium und den sehr interessanten, rot-ockerfarbenen Fresken in der Zentralapsis, beide aus dem 13. Jh. Links, das Kircheninnere; rechts, das Kirchenportal.

AMITERNUM. SPIELE UND FREUDEN DER ANTIKEN SABINER In der grünen Landschaft des Tales Aterno, nördlich von L’Aquila, ragen heute noch die majestätischen Ruinen zweier großer Gebäude der Antike empor: ein Theater und ein Amphitheater aus der Römerzeit. Es sind die Überreste von Amniternum, Heimat des großen Historikers Sallust. Die Stadt entstand in der Zeit der Sabiner und war bedeutend, groß und mächtig. Sie entlieh ihren Namen dem Fluss Aterno, dessen Lauf seitlich verlief oder damals vielleicht durch die Stadt selbst. Außer der zwei, für die Theatervorstellungen vorgesehenen Gebäude, sind von seinem früheren Glanz bis heute auch die Thermen erhalten geblieben. Nicht weit entfernt liegt die mittelalterliche Ortschaft San Vittorino, mit der wunderschönen Kirche San Michele aus dem 12. Jh. deren Hauptmerkmal die interessanten, dem lokalen Märtyrer San Vittorino geweihten Katakomben sind. Links, Luftbild des Theaters; rechts, Luftbild des Amphitheaters.

DIE ABTEI SAN CLEMENTE A CASAURIA Am Flusstal des Pescara, nicht weit entfernt von der Autobahnausfahrt Torre de’ Passeri, kann man heute noch die beeindruckende Abtei von San Clemente a Casauria bewundern. Zweifellos stellt sie eins der wichtigsten Monumente des abruzzesischen Kunst- und Architekturerbes dar. Auch wenn die ursprüngliche Kirche im 9. Jh. errichtet wurde, wie das Basrelief im Zentralportal bekundet, wurde sie mehrmals zerstört und wieder aufgebaut. Ihr heutiges Aussehen erlangte sie im 12. Jh, mit nur wenigen späteren Ergänzungen. Der prächtigen Fassade mit dem Portikus, drei herrlich dekorierten Portalen und den wuchtigen Bronzetüren folgt ein Innenraum von seltener Schönheit mit drei kostbaren Kirchengeräten: Der Ambo, die Osterkerze und das Ziborium, alle aus feinst verarbeitetem Stein. Links, die Fassade; rechts, Detail der Portal-Lünette.


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OFENA UND DIE “PAGLIARE” An einer der wichtigsten Transhumanz-Wege, die nach Castel del Monte und Campo Imperatore bergauf führten, liegt das mittelalterliche Ofena, einst Aufinum genannt, das eine intakte Altstadt und einige interessanten Kirchen bewahrt. Angenehme Wanderungen führen bergwärts zu den Dörfern Garrufo (sehr pittoresk, mit mittelalterlichen Flair) und Villa Santa Lucia, und talwärts zum darunterliegenden Plateau (Herstellungsort u.a. einer der besten Rotweine der Region). Hier befinden sich die „Pagliare”: ein uraltes Dorf, bestehend aus Saisonwohnstätten, die für die landwirtschaftliche Arbeit in der Ebene genutzt wurden. Die Wanderung (zu Fuß oder mit dem Fahrrad) zum malerischen, nunmehr verlassenen Dorf der Pagliare, beginnt talabwärts mit der schönen Kirche von San Pietro ad Cryptis. Links, die “Pagliare”; rechts, die Ortschaft Ofena.

DIE FLUSSSCHLEIFEN DES TIRINO Der Tirino ist einer der saubersten Flüsse Italiens, entspringt den Grundwasserquellen von Capo d’Acqua und Presciano, zwischen Capestrano und Ofena, an der süd-östlichen Seite des Gran Sasso. Es ist ein Paradies für Sportfischer (die hier aus ganz Italien zusammenkommen), Kanufahrer und Birdwatcher (dank beständiger Kolonien von Eisvögeln, Wasserrallen, Teichhühnern und – je nach Jahreszeit – Blasshühner, Zwergtaucher, Reiher, Wildenten). In seinem Tal kann man herrlich wandern, reiten oder mit dem Mountain-Bike fahren, während sich der Fluss mit seinen kristallklaren Wassern für wundervolle Kanufahrten anbietet. Da die Gegend eben ist, eignet sie sich für alle, auch mit einem Buggy geht‘s voran. In der Umgebung sind die uralten Bergdörfer Capestrano und Ofena einen Besuch wert. Links, eine Kanuwettfahrt auf dem Tirino.

FARINDOLA, DIE SCHLUCHT VON ANGRI UND DIE PIANA DEL VOLTIGNO Das malerische Dorf Farindola (auch bekannt für seinen außergewöhnlichen Schafskäse, mit Slow-Food-Gütesiegel) ist das Tor zur Schlucht von Angri, welche mit einem tiefen Canyon die süd-östliche Seite des felsigen und wilden Gran Sasso-Massivs einschneidet. Es ist eine anspruchsvolle Tour, die von der Mulde des Mortaio d’Angri auf 695 m Höhe durch atemberaubende Szenarien hindurch hoch bis zum Campo Imperatore führt. Andere, einfachere Touren (auch mit dem Auto möglich) führen zur Hochebene des Voltigno, einem riesigen, wunderbar zwischen den etwas weiter südlich liegenden Vorsprüngen eingebetteten Karstplateau (wo man im Winter herrliche Langlaufskitouren machen kann) oder in Richtung Montebello di Bertona, wo man die Kalkfelsen der „Merletti“ in Villa Celiera (so genannt, weil sie wie handgearbeitete „Spitze“ aussehen) bewundern kann. Links,Wanderung mit Schneeschuhen in den Buchenwäldern; rechts, der Schafskäse von Farindola.


24 PARCO NAZIONALE DEL GRAN SASSO E MONTI DELLA LAGA: das sollten Sie nicht versäumen

NAVELLI UND SEIN SAFRAN Das schöne mittelalterliche Dorf Navelli dominiert die gleichnamige Hochebene und thront auf einem Bergvorsprung. Es ist seit Jahrhunderten für seine hervorragende Safran-Produktion bekannt. Umgeben von Mandelbaumwäldern stellt die Hochebene das Herz eins der interessantesten traditionellen Erzeugnisse Abruzzens dar. Seit dem 13. Jh. wird dort der Safran immer noch mit derselben uralten Methode angebaut und hält dank seiner hohen Qualität stand, die ihn zu wahrem „roten Gold“ machen. Einige der raffiniertesten Gerichte der italienischen und internationalen Haute Cuisine, wie z.B. der berühmte Risotto alla Milanese, weisen ihn als Hauptzutat auf. Seit 2005 gehört er zu den Erzeugnissen mit Gütesiegel g.U. und wird durch ein Konsortium mit dem Namen „Zafferano dell’Aquila DOP” (Safran aus L’Aquila DOP) geschützt und gefördert. Links, Safranernte in Navelli; rechts, Blüten des Crocus sativus (Safran).

DIE LOCCE UND SANTA MARIA CARBONI, EINE ZEITLOSE REISE Während sich das Massiv des Gran Sasso zum Meer hin als gradlinige und kompakte Felswand erhebt, so stellt dessen Rückseite ein komplexes Zusammenspiel von Hochebenen, Gebirgsfurchen und Becken dar: eine Landschaft endloser Weiden und einzigartiger Karsttäler, mittelalterlicher Dörfer, Burgen und Dorfkirchen. Dies ist der Fall des Piano delle Locce, einer weitläufigen, wiesenbedeckter Mulde, die sich auf etwa 1250 m Höhe erstreckt, etwas nördlich von Santo Stefano di Sessanio, tief eingebettet zwischen den am Rande von Campo Imperatore in den Himmel ragenden Berggipfeln. An seiner Nordseite befindet sich die antike Dorf-Kapelle von Santa Maria Carboni. Die sie umgebenden Berghänge sind vollkommen mit den „Locce“, höhlenartigen Stallungen, in denen nachts das Vieh untergebracht wurde, übersät. Links, eine der vielen Stallungen; rechts, die kleine Kirche S. Maria dei Carboni.

DER REITWEG DES GRAN SASSO, EIN 300 KM LANGER RING Er umkreist das gesamte Massiv, berührt all seine malerischsten Ortschaften, seine Natur- und Kulturdenkmäler, vereint in einem Netz alle Ressourcen des Gebiets: Landschaft, Natur, Tradition, Gastronomie, gut verbreitete Beherbergung. Das Netz touristischer Reitwege, mit seinem Hauptring und den Abzweigungen, beträgt insgesamt 300 km und nutzt alte Pfade und Karrwege inmitten einer unberührten Natur, Burgen und Bergdörfern, Weiden und Wäldern. Die gut gekennzeichneten Routen sind mit Trinkwasserstellen (alte Tröge und Brunnen am Wegrand sind saniert worden), Feuerstellen, Hütten, Rastplätze und Pferdeunterbringungen. Natürlich kann diese außergewöhnliche, ausgestattete Pferdestraße nicht nur zu Pferd aber auch zu Fuß oder mit Mountain-Bikes zurückgelegt werden. Links, Reiter-Tourismus im Park; rechts, Mountain-Bike-Tour mit Blick auf den See von Campotosto.


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Oben: der Corno Piccolo und die Berghütte Franchetti.

PARCO NAZIONALE DEL GRAN SASSO E MONTI DELLA LAGA Via del Convento 1, 67010 Assergi L’Aquila tel. +39 0862 60521 – fax +39 0862 606675 ente@gransassolagapark.it – www.gransassolagapark.it Parkstrukturenrco ASSERGI (Aq) • Polo Amministrativo del Parco, Punto Informativo, Antiquarium del Parco, Punto Informativo Estivo con Showroom dei prodotti tipici a Fonte Cerreto tel. +39 0862 60521

RIPE DI CIVITELLA DEL TRONTO (Te) • Centro Visite di Ripe di Civitella, Museo della Grotta Sant’Angelo, Centro visite di Macchia da Sole, Antiquarium di Castel Manfrino – Associazione “Verdelaga” tel. +39 328 6118276 / 336 660510

BARISCIANO (Aq) • Orto Botanico, Museo del Fiore, Centro Ricerche Floristiche dell’Appennino – San Colombo tel. +39 0862 899025

ARQUATA DEL TRONTO (Ap) • Centro dei due Parchi (Country House, Casa del Parco, Punto Informativo e Centro di Educazione Permanente) – Cooperativa “Forestalp” tel. +39 0736 803915

ARISCHIA (Aq) • Punto Informativo, Museo del Legno – Associazione “Abruzzo 1573” tel. +39 340 3345990 CALASCIO (Aq) • Museo delle Fortificazioni tel. +39 0862 60521 SANTO STEFANO DI SESSANIO (Aq) • Punto Informativo Estivo, Museo Terre della Baronia tel. +39 0862 60521 / 899117 BUSSI SUL TIRINO (PE) • Centro Visite Fiume Tirino, Punto Informativo, Laboratorio Didattico, Biblio-Mediateca – Cooperativa “Il Bosso” tel. +39 085 9808009 FARINDOLA (Pe) • Polo Scientifico del Parco, Centro Visite, Museo interattivo e Area Faunistica del Camoscio appenninico, Aula Didattica tel. +39 085 823100 VALLE CASTELLANA (Te) • Ecomuseo Terre del Castellano tel. +39 0861 93130 / 345 4314796 SAN PIETRO DI ISOLA DEL GRAN SASSO (Te) • Centro per le Acque, Ecomuseo, Sentiero Natura, Laboratorio Formativo – C.E.A. “Scuola Verde” tel. +39 335 1048318 ISOLA DEL GRAN SASSO (Te) • Polo Patrimonio Culturale del Parco e Area Faunistica del Cervo tel. +39 0861 97301 CORTINO (Te) • Area Faunistica del Cervo ARSITA (Te) • Museo del Lupo tel. +39 0861 998016 PRATI DI TIVO DI PIETRACAMELA (Te) • Museo dell’Alpinismo tel. +39 0861 959619

AMATRICE (Ri) • Polo per il Patrimonio Agroalimentare del Parco tel. +39 0746 824519 MONTORIO AL VOMANO (Te) • Mediateca Ce.D.A.P., Centro di Documentazione sulle Aree Protette tel. +39 0861 501049 • Ausgerüstete Rundstrecke (Guazzano di Campli – Macchia da Sole – Castel Manfrino – Ripe di Civitella) mit Rast- und Grillplätzen, Aussichtsshütten, Informationstafeln • Reitweg des Gran Sasso d’Italia (320 km durch die Gebiete der Provinzen L’Aquila, Pescara e Teramo) mit ausgestatteten Rastplätzen, Berghütten, Unterstellmöglichkeiten für Pausen und für die Pferde, Trinkwasserstellen und Brunnen (Abfahrten von Assergi, Bussi sul Tirino, Prati di Tivo, Rigopiano, Capestrano, Campotosto) Tourismusinformationen IAT L’AQUILA tel. +39 0862 410340 IAT TERAMO tel. +39 0861 244222 IAT BARISCIANO tel. +39 0862 89735 UFFICIO TURISTICO DI CASTEL DEL MONTE tel. +39 0862 938404 Die Veranstaltungen im Park Die vielzähligen, für Erwachsene als auch für Jugendliche und Kinder geeigneten Aktivitäten, die die Parkleitung innerhalb seines Gebiets fördert und organisiert, finden im Internet detailgetreu und umfassend Verbreitung und können auf folgenden Webseiten abgerufen werden: www.gransassolagapark.it und www.parks.it/parco.nazionale.gran.sasso, mit einem reichhaltigen, ständig aktualisierten Veranstaltungskalender (Programme für die Förderung des Umweltbewusstseins, Wanderungen in der Natur, kulturelle Veranstaltungen).


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Majella-Nationalpark Rau und eindrucksvoll, im Zentrum der Abruzzen, hat die Majella die Identität der ganzen Region geprägt. Ihr großes Naturschutzgebiet, das außer den Gebirgswällen des Monte Morrone und der Monti Pizi auch die darin eingebetteten, weit verzweigten Altipiani Maggiori umfasst, ist eins der wichtigsten Reservoirs für Artenvielfalt in Italien und Europa. Die ununterbrochene Anwesenheit des Menschen seit Urzeiten geht durch prähistorische Funde sogar aus der Altsteinzeit hervor und stellt das Wesen selbst, die eindeutige Identität des Parks dar, untrennbarer Hüter von Natur und Mensch. Funde aus der Altsteinzeit, Höhlen und Dörfer aus der Neusteinzeit, prähistorische Siedlungen des Metallzeitalters, Städte und Heiligtümer italischen und römischen Ursprungs, Felsenkultstätten und -Einsiedeleien, Höhlen und Inschriften von Schäfern und Räubern, auf den überall auf Feldern und Hochweiden verstreuten Tholos-Hütten, bezeugen die beständige Präsenz des Menschen auf diesen sanften und waldigen Berghängen, den hochgelegenen Weiden und tiefen Schluchten: Seit Anbeginn der Menschheit war dieses Gebirge Zuflucht und Lebensquelle für Jäger und Bauern, Eremiten und Schäfer, Soldaten und Räuber, Karbonari und Grubenarbeiter,

Auf der Nebenseite, von oben bis unten: Apennin-Edelweiß in voller Blüte, ein Hirsch, der Monte Amaro, die Kollegiatkirche S. Maria del Colle in Pescocostanzo, le ‘sise di monaca’ (Nonnen-Brüste), typischer Kuchen aus Guardiagrele, eine Tholos-Hütte. Oben: Apennin-Wolf, die Einsiedelei S. Bartolomeo und der “besondere” Zugang zur Einsiedelei von S. Giovanni all'Orfento. Unten: Panorama-Blick der Majella vom Blockhaus.


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Ansässige und Wanderer. Die mütterliche und sogar im Namen ursprüngliche Majella, insoweit dieser an jene „Maja“, die für die Fülle der Ernte verantwortliche und von den ersten Bauern verehrte Göttin, erinnern soll. Die Faszination der Majella liegt daher daran, dass sie schon seit jeher als heiliger Berg, als sicherer Schoss für ihre Bewohner gehalten wurde. Der Park erstreckt sich mit seinen 74.095 ha über die Provinzen L’Aquila, Chieti und Pescara und 39 Gemeinden. Geomorphologisch präsentiert sich die Majella als mächtiger, sanft gerundeter, von tiefen Schluchten durchzogener Kalksteinblock, dessen höchster Gipfel der Monte Amaro mit einer Höhe von 2793 m ist. Einzigartig ist dieses Gebirge aufgrund seiner geografischen Lage im Zentrum des Mittelmeerraums, seiner Höhenstruktur (mindestens drei Gipfel sind höher als 2000 m), seiner ursprünglich anmutenden Silhouette sowie des rauen, unbeständigen Klimas. Es bewahrt eine der wichtigsten Artenvielfalten Europas mit mediterranen, alpinen, Auf dieser Seite: links, Luftbild von der Badia Morronese in der Nähe von Sulmona; oben, die Majella im Sommer; unten, das Orfento-Tal. Auf der Nebenseite: oben, Apennin-Gämsen; rechts, Ski-Wanderung im Wald von S. Antonio; unten, die Massiv-Höhen der Majella.


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balkanischen, pontischen, illyrischen, pyrenäischen und arktischen Pflanzen von äußerst hohem biogeografischen Wert sowie eine kostbare Fauna mit zahlreichen seltenen und wertvollen Arten. Auf der Majella leben Wölfe, Bären, Gämsen, Otter, Rehe und Hirsche. Besonders erwähnenswert unter den 130 Vogelarten sind der Königsadler, der Wanderfalke, der Uhu, der Lannerfalke, der Habicht und der Mornellregenpfeifer. Buchenwälder bedecken die Hänge auf einer Höhe von 1000 bis 1800m, auf den Graten hingegen wächst die für diesen Klimaraum seltene und für nordische Breiten typische Latschenkiefer. Die Flora zählt über 1700 Arten, von denen viele endemisch, relikt, selten und/oder schützenwert sind. Die gegenwärtige Vegetation des Gebirges ist auch das Ergebnis, abgesehen von der Vielfalt der klimatischen und geomorphologischen Bedingungen, auch der menschlichen Besiedlung des Massivs, die vor Jahrtausenden mit der Entwicklung des Ackerbaus, der Forst- und Viehwirtschaft begann. Dies bezeugen zahlreiche Felsmalereien in den jungsteinzeitlichen Kultstätten. Im Park können Sie zauberhafte alte Dörfer besuchen, wie das antike Pacentro, das Thermalbad Caramanico, Guardiagrele mit dem reichen Kunsthandwerk sowie das herrliche Pescocostanzo mit der stolzen Altstadt aus der Renaissance- und Barockzeit. Von großem Interesse

sind auch die Einsiedeleien und die Kultstätten, wie die Abtei von San Liberatore a Majella, die Coelestiner-Einsiedeleien des Morrone (Sant’Onofrio und San Pietro) und der Majella (San Bartolomeo di Legio, Santo Spirito a Majella, San Giovanni all’Orfento, Sant’Onofrio di Serramonacesca, Madonna dell’Altare), die Wallfahrtskirche von Ercole Curino und die Kirche San Tommaso in Caramanico.


30 PARCO NAZIONALE DELLA MAJELLA: das sollten Sie nicht versäumen SULMONA UND DIE SANTISSIMA ANNUNZIATA In Sulmona wurde der römische Dichter Ovid geboren, aber ihre höchste Blüte erreichte sie im Mittelalter, als sie sich mit den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten bereicherte wie das elegante, im Jahr 1256 fertiggestellte Aquädukt, die durch Piazza Garibaldi (Schauplatz an jedem Ostermontag für die traditionelle Dastellung der “Madonna che scappa”, der weglaufenden heiligen Jungfrau) verläuft, die eindrucksvolle Kathedrale San Panfilo, die Kirche San Francesco della Scarpa, die Kirche Santa Maria della Tomba, die naheliegende Porta Napoli, das Bauwerk der Annunziata, aus gleichnamigem Palazzo und Kirche bestehend. Die Santissima Annunziata wurde im Jahr 1320 errichtet und gründet auf römischen Überresten. Sie besitzt eine herrliche Renaissance-Fassade, ihr Innenraum ist barock und aus dem 18. Jh, und ist heute Sitz des städtischen Museums, das antike Kunstgegenstände italischen und römischen Ursprungs, mittelalterliche Statuen und Gemälde und wertvolle Sakralobjekte aufbewahrt. Links, die Fassade der Annunziata; rechts, Detail des Portals.

DIE EINSIEDELEI VON SANT’ONOFRIO UND DIE WALLFAHRTSSTÄTTE VON ERCOLE CURINO Die Einsiedelei Sant’Onofrio al Morrone blickt wie ein Adlerhorst auf die Peligna-Talmulde und ist an die Figur und das Leben des Pietro da Morrone gebunden, der, zum Papst mit dem Namen Coelestin V. gewählt, großes Ärgernis erregte, als er sein Papstamt niederlegte (seine Ablehnung ging als “gran rifiuto” in die Geschichte ein), um wieder zu seinen Bergen und seiner Einsiedelei zurückzukehren. Am Fuße der imposanten Felswand, auf der die Einsiedelei thront, ragt die große italisch-römische Wallfahrtsstätte von Ercole Curino, eine der Haupgottheiten des italischen Olymps, in die Höhe, während in einer Höhle auf halber Berghöhe prähistorische, rotockerfarbene Felsenmalereien mit der Darstellung betender menschlicher Figuren zu finden sind. Eine „Dichte“ an Kultstätten durch die Jahrtausende hindurch, Zeugnisse des uralten Sakralcharakters diesen Teils des Parks. Links, Detail der Einsiedelei S. Onofrio; rechts, der Wallfahrtsort von Ercole Curino.

SAN TOMMASO, DAS TAL DER LUCHI UND MARMITTE DES ORTA Zwischen Caramanico und Salle, in der Nähe der mittelalterlichen Kirche San Tommaso, befinden sich die “Luchi” (von: lucus – einer Gottheit geweihter Hain). Hier hat die Erosion des von der Majella durch einen tiefen Canyon hinabfließenden Flusses Orta wahrhaft sonderbare Formen und Landschaften geschaffen: erhabene Felstürme, die sich über das Talbett erheben und dabei eine unglaubliche Landschaft zeichnen und – weiter abwärts, am heutigen Fluss – die „Marmitte“, eine Ansammlung von Siphonen und Erosionsgängen. Zwei Naturwunder, die durch die Ruinen der antiken römischen Brücke und der Burg Castello del Luco und natürlich von der herrlichen Kirche San Tommaso ergänzt werden. Die Kirche wurde Anfang 13 Jh. auf einem früheren heidnischen Tempel errichtet und besitzt drei wunderschöne Portale, die durch Skulpturen und Flachreliefs geschmückt wurden. Links, die “Marmitte”; rechts, Detail des Flachreliefs, das den Architrav des Zentralportals der Kirche San Tommaso schmückt.


ABRUZZO ITALIA 31 DIE EINSIEDELEIEN VON SAN BARTOLOMEO UND SANTO SPIRITO In ihrem Herzen verwahrt die Majella, der “Berg der Eremiten”, die herrlichen Einsiedeleien von San Bartolomeo in Legio und Santo Spirito a Majella, die sich mimetisch an die Felsen schmiegen. Die Einsiedelei von San Bartolomeo befindet sich (600 m ü.d.M.) auf halber Berghöhe unter einem weitläufigen Felsband. Der Ursprung liegt vor dem Jahr 1000, wieder aufgebaut wurde sie im 13. Jh. auf Veranlassung des Eremiten Pietro Angeleri, der mit den Namen Coelestin V. den Papststuhl bestieg und sich dort zwischen 1274 und 1276 niederließ. Im Kontrast dazu liegt etwas oberhalb der 1000 m Höhe die von dichten Buchenwäldern umgebene Einsiedelei von Santo Spirito. San Bartolomeo regt zu einem angenehmen Sapziergang an, Santo Spirito ist hingegen auf einer zwischen Wald und Felsen verlaufenden Asphaltstraße erreichbar; beide werden vom „Sentiero dello Spirito“, dem Weg des Geistes, eine der längsten Trekkingrouten des Parks berührt. Links, die Einsiedelei von S. Spirito; rechts, die Freskenmalerei der Fassade der kleinen Einsiedeleikirche von S. Bartolomeo in Legio.

IM REICH DER STEINE. DAS IMMENSE WERK UNSERER AHNEN Terrassierungen, Konstruktionen aus Trockenmauerwerk, riesige Steinsammlungen, Kultstätten, uralte Brunnen, Höhlen und Schäferinschriften: Auf der nord-östlichen Seite der Majella haben Jahrtausende alter Koexistenz von Natur und Mensch eindrucksvolle Zeugnisse der Urbarmachung zur Gewinnung von Feldern und Weidenland aus diesem „Reich der Steine“ hinterlassen und zugleich ein wahres und riesiges Freilichtmuseum geschaffen. Die lokale Straße, die von Passolanciano in Richtung Lettomanoppello hinabführt, entblößt Landschaften, die überall durch diese Zeugnisse gekennzeichnet sind, vor allem durch die “tholos”, die Hütten mit den Bienenkorbkuppeln, die den apulischen Trulli und vielen primitiven Bauten des Mittelmeerraums gleichen. Links, der Eingang einer Tholos-Hütte; rechts, der Komplex La Valletta in Passolanciano.

DAS ORFENTO-TAL Die Orfento-Schlucht, die sich von der Majella bis nach Caramanico zieht, ist eine der wildesten der Abruzzen. Sie verläuft in nur wenigen Kilometern, frei von jeglicher Art von menschlicher Besiedlung, vom Focalone mit seinen 2676 m Höhe bis zu den 556 Metern von Caramanico. Diese für ihre mittelalterlichen Kirchen und ihre Thermen bekannte Kleinstadt bietet einen optimalen Stützpunkt für Ausflüge zu diesem Naturdenkmal. An der unteren Seite der Schlucht gibt es zahlreiche Pfade, die durch spektakuläre Felsenlandschaften, aber auch zu den Ruinen der Einsiedelei von Sant’Onofrio und die mittelalterliche Brücke von San Cataldo führen. Um die Schlucht des Orfento begehen zu können, braucht man eine kostenlose Genehmigung, die man im Besucherzentrum von Caramanico erhält. Links, das Orfento-Tal; rechts, ausgerüsteter Wanderweg.


32 PARCO NAZIONALE DELLA MAJELLA: das sollten Sie nicht versäumen VOM BLOCKHAUS ZUR RÄUBERTAFEL Von den Wiesen der Majelletta, kurz nach der Blockhaus-Anhöhe beginnt eine der schönsten Wanderwege der Abruzzen, mit einem atemberaubenden Panorama über den wilden Schluchten von Selvaromana, Tre Grotte und Orfento; der nicht sehr schwere und gut ausgeschilderte Weg führt durch einen dichten Latschenkiefernwald bis zu den Füssen des Monte Focalone, wo man auf große, zwischen den Sträuchern auftauchende Felsplatten trifft, die mit alten Inschriften von Schäfern und Räubern besehen sind. Die bekannteste unter ihnen ist wohl die mit dem Vorwurf an König Vittorio Emanuele II, das „Reich der Blumen“ in ein „Reich der Misere“ verwandelt zu haben. Links, einige der Inschriften auf der Räuber-Tafel, im Hintergrund der Monte Focalone, rechts, eine Schäferinschrift.

DER WALD VON SANT’ANTONIO, EIN MONUMENTALER BUCHENWALD NAHE PESCOCOSTANZO Die Straße von Pescocostanzo nach Cansano führt durch den Wald von Sant’Antonio, einer der schönsten Buchenwälder Abruzzens. Er ist jahrhundertelang dank eines Fällverbots (seit fernen Zeiten wird der Wald als heilig angesehen) intakt geblieben und wird von der Straße zwischen Corfinio und Isernia, „Via Minucia romana“ genannt, durchquert. Als 1985 ernanntes Naturschutzgebiet erstreckt er sich über 550 ha Gebiet, dessen Höhe zwischen 1290 m und 1420 m variiert. Außer den auch jahrhundertealten Buchen gibt es Ahorne, Wildbirn- und Eibenbäume, Zerreichen und Kirschbäume. Im Winter verläuft eine wunderschöne Langlaufpiste entlang seiner Buchen und der darunterliegenden Ebene.

DIE GROTTE SANT’ANGELO VON PALOMBARO Eine der erstaunlichsten Einsiedeleien Abruzzens erhebt sich an der urwüchsigen, östlichen Seite der Majella, im Gebiet des Dorfes Palombaro, in einer riesigen Höhle, wo die antiken Italiker Bona verehrten, die Göttin der Fruchtbarkeit. An ihrem Rand befinden sich einige, in den Felsen ausgehöhlte Wannen, die einen uralten Wasserkult bezeugen, während in ihrem Innern überraschend eine winzige, aber prachtvolle, mittelalterliche Apsidenkapelle in purem romanischen Stil emporragt. Dieses Werk stammt sehr wahrscheinlich aus dem 11. Jh. Der Stil und die Dekorationen lassen vermuten, dass sie von den gleichen Meistern der nicht weit gelegenen Abtei San Liberatore a Majella gebaut wurden. Links, die Kirchenruine in der Grotte S. Angelo, rechts, der ausgerüstete Wanderweg, der zur Grotte führt.


ABRUZZO ITALIA 33 FARA SAN MARTINO UND DIE SCHLUCHT SANTO SPIRITO Das gewaltige Majella-Massiv überragt drohend Fara San Martino, die antike langobardische Ortschaft, wo sich heute die berühmtesten PastaHersteller Abruzzens befinden. Ganz in der Nähe wird der KalksteinGebirgswall von zwei Schluchten durchzogen:Valle Santo Spirito und Valle Serviera.Während letztere von unten unerreichbar, und nur für erfahrene Bergsteiger und Höhlenforscher geeignet ist, ist der Canyon von Santo Spirito jedermann zugänglich und wird wegen ihrer Schönheit und der Nähe zu bewohnten Gebieten stark besucht. Der erste und am meisten besuchte Abschnitt zeichnet sich durch äußerst enge, in die Höhe ragende, sehr spektakuläre Felswände aus; wenn man weiter läuft, bietet der Pfad dem trainierten Wanderer den größten Höhenunterschied der abruzzesischen Berge: Mehr als 2300 Meter höher bis zum Monte Amaro.Vor wenigen Jahren wurde das sich kurz nach dem Schluchteingang befindende antike Kloster von San Martino in Valle (9.-15. Jh.) ausgegraben. Links, Fara S. Martino und die Schluchten, rechts, der Eingang zur Schlucht.

AUF DEN HÜGELN VON JUVANUM An den östlichen Ausläufern der Majella, in der Nähe von Montenerodomo, befindet sich das archäologische Gebiet Juvanum, eine antike, italischrömische Stadt, mit einem atemberaubenden Panorama. Die Ausgrabungen, die sich auf den weitläufigen Wiesenhängen, die die Hügelspitze dieser Akropolis umgeben, erstrecken, schließen zwei kleine Zwillings-Tempel (eins von ihnen war sicherlich zu Ehren Herkules) mit ein. Sie sind durch einen schönen gepflasterten Weg mit dem Forum verbunden, in dessen Mitte ein kleiner Platz ist, auf dem sich einst eine kleine dem Imperator gewidmeten Basilika erhob. Um die Tempel finden sich die Überreste der wuchtigen Akropolismauern. Nicht weit vom geweihten Teil entfernt ist auch die Theater-Cavea mit einem herrlichen Blick auf ein weitumfassendes Panorama. Dieses Gebiet bietet sich hervorragend für Rad-, Mountainbike- oder Reittouren an.

DIE VALLE GIUMENTINA. ANTIKER SEE DER ERSTEN ABRUZZESEN Bevor man nach Roccamorice gelangt, steigt rechts nach einer Abgabelung der Weg ins Gebirge bis er zu einer wunderschönen, intramontanen Senke gelangt: die Valle Giumentina.Vor einer halben Million von Jahren war sie ein großer See, der von demselben Fluss genährt wurde, der heute viel weiter unten in der engen Orfento-Schlucht fließt. Seine Ufer wurden von den ersten Urzeitmenschen besiedelt, die in den Abruzzen Süßwasser, Wild und reichlich Kieselstein in der Umgebung für ihre Waffenherstellung vorfanden. Heute noch stößt man auf einige reizvolle Tholos-Hütten und Steinbrunnen, „jüngere“ Zeugnisse der Besiedlung von Schäfern und Bauern. Links, einige Tholos-Hütten in der Valle Giumentina; rechts, eine Hütte von innen.


34 PARCO NAZIONALE DELLA MAJELLA: das sollten Sie nicht versäumen SANT’ONOFRIO A SERRAMONACESCA. DIE GESCHICHTE VON HEILIGEN UND EREMITEN IN DER KIRCHE UNTER DEM BERG Serramonacesca, am Fuße des östlichen Ausläufers der Majella, ist bekannt für die idyllische, in romanischem Stil erbaute Abtei San Liberatore, aber nur wenige ahnen, dass es hier etwas anderes, Einmaliges gibt: die Einsiedelei von Sant’Onofrio. Eine winzige, abgeschiedene Kirche, verborgen in der unberührten Natur, inmitten der gleichnamigen Schlucht, dramatisch unterhalb einer riesigen Felswand gelegen. Das Kircheninnere ist besonderer Art: Der Altar lehnt sich an den nackten Felsen und die “Culla di S. Onofrio” (Wiege des Hl. Onofrio), eine kleine Felsebene, auf der sich noch heute die Pilger legen, um Fieber und Bauchschmerzen zu heilen. Der hinführende Wanderweg ist gut ausgeschildert und beginnt oberhalb des Ortteils Contrada Brecciarola von Serramonacesca. Links, die Einsiedelei, rechts, Picknickplatz nah der Kirche.

SANTA MARIA MAGGIORE IN GUARDIAGRELE Guardiagrele ist ein malerisches historisches Städtchen an den östlichen Ausläufern der Majella, mit Kirchen, Palazzi, Toren und schönen Mauern. Sein Juwel ist jedoch die Kirche Santa Maria Maggiore, auf den Überresten eines heidnischen Tempels und in mehreren Phasen des Mittelalters errichtet. Die Struktur der Fassade ist ungewöhnlich, denn sie besteht aus einem zentralen Turm, der auch als Glockenturm dient. Ein einbogiges Fenster höchster Eleganz krönt das herrliche gotische Portal. An den Seiten der Kirche zwei große, unterschiedliche Kreuzgänge; unter dem rechten sticht ein riesiges Fresko ab, das den Heiligen San Chistophorus darstellt, einziges signierte Kunstwerk des größten abruzzesischen Malers des 15. Jh., Andrea Delitio. In der Krypta ist das Diözesanmuseum mit dem Kirchenschatz, das unzählige wunderschöne Stücke enthält. Links, das Fresko mit der Darstellung des Hl. Chistophorus; rechts, die Kirchenfassade.

DAS VOLTO SANTO DI MANOPPELLO, DIE RELIQUIE MIT DEM WAHREN ANTLITZ JESU Nicht weit von der historischen Ortschaft Manopello entfernt befindet sich die Kapuzinerkirche des Volto Santo (Heiliger Antlitz), die seit Jahrhunderten eine der bekanntesten und wichtigsten Reliquien der christlichen Welt bewahrt: das Volto Santo, ein hauchzarter Schleier, das das Gesicht eines Mannes mit geöffneten Augen und leicht geöffnetem Mund zeigt.Von vielen wird es als authentischer Schleier gehalten, mit dem Veronika das Gesicht Jesu bedeckte, nachdem er vom Kreuz abgelegt worden war. Nach langjähriger Forschung ist der Kunsthistoriker Professor Heinrich Pfeiffer von der Echtheit der Reliquie (über dem Altar ausgestellt) überzeugt, dass es sich also um das wahre Antlitz Christi handelt und gemeinsam mit dem heiligen Leichentuch von Turin, einziges bekannte Beispiel für ein „Acheiropoíeton“, d.h. ein nicht von Menschenhand durchgeführtes Abbild. Links, die Wallfahrtskirche von Manoppello; rechts, der Schleier des “Volto Santo“(Heiliger Antlitz).


ABRUZZO ITALIA 35 SANTA MARIA ARABONA DI MANOPPELLO Unter den fünf größten mittelalterlichen Zisterzienserkirchen Abruzzens stellt die Abtei von Santa Maria Arabona das bedeutungsvollste Beispiel der Architektur dieses Ordens dar, der die Geschichte, Kultur und Wirtschaft der Region revolutionierte. Im 13. Jh. auf einem früheren heidnischen Tempel errichtet und unvollendet geblieben, ist sie in purem gotischen Stil, mit herrlichen Kirchengeräten und Verzierungen aus Stein (besonders der Tabernakel und der riesige Kandelaber) und zahlreiche Fresken, darunter eine Kreuzigung und vor allem die herrliche Madonna mit Kind, beide von Antonio di Atri (1373), ein Maler aus dem späten abruzzesischen 14. Jh.Links, die Abtei mit Blick auf den Gran Sasso; rechts, der Abteigarten.

PESCOCOSTANZO, DAS KUNSTREICHSTE DORF DER ABRUZZEN Wenn man den historischen und künstlerischen Reichtum von Pescocostanzo beschreiben will, ist es schwierig, Prioritäten zu setzen, denn alles ist beachtenswert. Der architektonische Reichtum, die Stilkohärenz und der allgemeine Erhaltungsgrad machen dieses Städtchen einmalig; seine höchste Blüte erreichte es dank der vielen Werkstätten exzellenter Kunsthandwerker (Goldschmiede, Schmiede, Holzschnitzer, Marmorkünstler) und der zahlreichen mächtigen Familien der Stadt,Viehzüchter und Besitzer von riesigen Schafsherden, die zwischen den Abruzzen und Apulien die „Transumanza“ (d.h. die saisonbedingte Wanderschaft von Menschen und Viehherden) betrieben. Zu empfehlen wäre der Rundgang der ganzen Altstadt mit seinen Palazzi und den charakteristischen Reihenhäusern und ihren „Vignale” (außenstehender Treppenabsatz mit Treppe), die Kollegiatkirche Santa Maria del Colle, die Kirche von Jesus und Maria (ein Barock-Juwel von Cosimo Fanzago, der große Barockarchitekt; von ihm ist auch das Kloster von Santa Scolastica). Links, Detail eines Altartuches der Kollegiatkirche; rechts, Piazza Municipio.

PACENTRO Das idyllische Bild der beiden mächtigen Burgtürme erinnert an das toskanische Dorf von San Gimignano. Pacentro erhebt sich stolz am Gebirgshang des Morrone und dominiert die Valle Peligna. Die drei hohen Türme gehören heute gemeinsam mit Rocca Calascio zu den Wahrzeichen des abruzzesischen Mittelalters. Der Besucher kann sich gut vorstellen – mit hoher Wahrscheinlichkeit – welchen Anblick die bergische Landschaft der Abruzzen im Mittelalter, aber auch später, zumindest bis zum 15. Jh., darbieten musste: sanfte Hügel, die sich mit den Kirchen, Bergdörfern und Festungen abwechselten, genauso wie sie der Maler Andrea Delitio in seinen traumhaft schönen Fresken als Hintergründe dargestellt hat. Links, das Dorf Pacentro; rechts, das Portal der Kirche S. Maria Maggiore.


36 PARCO NAZIONALE DELLA MAJELLA: das sollten Sie nicht versäumen SAN LIBERATORE A MAJELLA IN SERRAMONACESCA Umgeben von den waldbedeckten Berghängen der Majella erhebt sich eins der einzigartigsten Bauten der Sakralarchitektur des abruzzesischen Mittelalters: die Abtei San Liberatore a Majella. Im 8. Jh. errichtet, erhält sie im 11. Jh. die gegenwärtige Form in purem romanisch-lombardischen Stil. Jahrhundertelang hatte sie an ihrer Seite ein großes Kloster, von dem allerdings keine Spuren mehr erhalten sind. Es wurde durch einen Erosionsrutsch zerstört, der von dem weiter talwärts vorbeifließenden Wildbach Alento verursacht worden war. Die Abtei wirkt durch ihre drei Portale, ihrem mächtigen Glockenturm und dem Innenraum vollkommener Schlichtheit, groß und erhaben. Sie enthält großartige Meisterwerke wie der Ambo, der schöne Freskenzyklus aus dem 13. Jh. und vor allem der in Opus sectile-Technik gelegte Fußboden aus dem Jahr 1275, bestehend aus tausenden von polychromen Marmorplättchen. An den Füßen der Abtei fließt der wachsende Alento in einem bezaubernden Flussbett, über dem sich eine antike frühchristliche Nekropole öffnet. Links, der Innenraum; rechts, der Glockenturm und die Fassade der Abtei S. Liberatore a Majella.

DIE GROTTA DEL CAVALLONE Es gibt in der Majella über hundert mehr oder weniger erforschte Grotten von sehr unterschiedlicher Struktur und Dimension, aber die schönste ist die Grotta del Cavallone. Auch wenn sie sich hoch oberhalb der steilen Talsenke Taranta Peligna am südlichen Gebirgsausläufer befindet, ist sie zur touristischen Nutzung organisiert und ausgestattet worden und kann daher ziemlich leicht besucht werden. Mit einer Seilbahn an der Straße in der Ortsnähe von Taranta Peligna gelangt man bequem zur Grotte. Die gut beleuchtete Besucherstrecke ist ungefähr ein Kilometer lang und windet sich durch eine faszinierende, sinnestäuschende Welt von Stalaktiten, Stalagmiten und oftmals riesigen Hohlräumen.

DIE HOCHEBENE DER CINQUE MIGLIA Im südlichen Gebirgsteil der Region zwischen Rocca Pia und Roccaraso auf einer Höhe von ungefähr 1.200 m gelegen, verdankt sie ihren außergewöhnlichen Namen der Tatsache, dass sie sich von Nordwesten nach Südosten über eine Länge von neun Kilometern, die den alten fünf Meilen entsprechen, zieht. Heute ist sie leicht in wenigen Minuten mit dem Auto zu durchfahren, während sie einst jahrhundertelang einen furchterregenden und unheimlichen Ruf besaß, denn die Eiseskälte des Winters forderte unzählige Opfer unter denen, die die Durchquerung wagten, selbst ganze Armeen. Heute ermöglicht sie einzigartige Wanderungen, Ausflüge und Touren mit dem Mountain-Bike, zu Pferd, auf Skiern oder Schneeschuhen inmitten eines weitläufigen, traumhaften Szenariums. Die schönste Wanderung verläuft in Richtung Montagna Spaccata. An ihren äußersten Enden befinden sich eine schöne mittelalterliche Kirche, die Madonna del Casale (nördlich), und die Einsiedelei der Madonna della Portella (südlich). Links, Luftbild der Hochebene; rechts, die kleine mittelalterliche Kirche Madonna del Casale.


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PARCO NAZIONALE DELLA MAJELLA Sede Operativa: Badia Morronese, via Badia 28, 67039 Sulmona (Aq) tel. +39 0864 25701 – fax +39 0864 2570450 info@parcomajella.it – www.parcomajella.it Parkstrukturen ATELETA (Aq) • Area Faunistica del Cervo tel. +39 0872 946022 / 340 9775462 • Ostello della Stazione tel. +39 085 922343 BOLOGNANO (Pe) • Centro Informazioni del Parco tel. +39 085 8880114 / 085 922343 CANSANO (Aq) • Centro Informazioni del Parco tel. +39 347 1344793 CARAMANICO TERME (Pe) • Centro Informazioni del Parco, Centro di Visita del Parco, Museo Naturalistico e Archeologico, Museo della Fauna Italiana ed Europea, Area Faunistica della Lontra, Foresteria del Parco “Casa del Lupo” tel. +39 085 922343 FARA SAN MARTINO (Ch) • Centro di Visita del Parco, Museo Naturalistico, Ostello “Macchia del Fresco” tel. +39 0872 980970 / 339 2615405 LAMA DEI PELIGNI (Ch) • Centro di Visita del Parco, Giardino Botanico “Michele Tenore”, Sentiero Natura, Area Faunistica del Camoscio Appenninico, Biblioteca tel. +39 0872 916010 PACENTRO (Aq) • Centro Informazioni del Parco e Area Faunistica del Camoscio Appenninico tel. +39 0864 41304 / 349 8474470 PALENA (Ch) MOM Museo dell’Orso Marsicano tel. +39 339 8629165 / 0872 918951 / 0872 918898-919009 • Ostello del Parco “Ostello dei Quarti” tel. +39 085 922343 Oben: blühender Frühlings-Enzian auf dem Monte Morrone, im Hintergrund die Majella.

PESCOCOSTANZO (Aq) • Centro Informazioni del Parco tel. +39 0864 641311 / 339 8629165 PRETORO (Ch) • Area Faunistica del Lupo Appenninico tel. +39 0871 898143 / 335 5995995 ROCCAMORICE (Pe) • Ostello La Poiana tel. +39 085 8572514 SANT’EUFEMIA A MAJELLA (Pe) • Centro di Visita, Giardino Botanico “Daniela Brescia”, Erbario del Parco tel. +39 085 920013 SAN VALENTINO IN ABRUZZO CITERIORE (Pe) • Centro Informazioni del Parco tel. +39 085 922343

Die Veranstaltungen im Park Der Nationalpark der Majella fördert und organisiert durch seine Strukturen in seinem Gebiet Wanderungen zu Fuß und mit Schneeschuhen, mit Mountain-Bikes und zu Pferd, Kurse und Programme für die Förderung des Umweltbewusstseins für Erwachsene als auch für Jugendliche und Kinder. Besonders interessant sind die drei großen, mehrtägigen Trekking-Touren: der „Sentiero dello Spirito“ (Weg des Geistes), der „Sentiero del Parco“ (Weg des Parks) und der „Sentiero della Libertà“ (Weg der Freiheit). Alle detaillierten Programme können Sie auf der Internetseite des Parks finden. www.parcomajella.it e www.parks.it/parco.nazionale.majella.

SERRAMONACESCA (Pe) • Area Faunistica del Capriolo tel. +39 085 922343 Tourismusinformationen IAT CARAMANICO TERME tel. +39 085 922202 IAT ROCCAMORICE tel. +39 085 8572614 IAT PESCOCOSTANZO tel. +39 0864 641440 IAT RIVISONDOLI tel. +39 0864 69351 IAT ROCCARASO tel. +39 0864 62210 IAT SULMONA tel. +39 0864 53276


Der Regionalpark


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Sirente Velino Die nicht einmal eine Autostunde von Rom entfernt liegenden Bergmassive Velino und Sirente sind von allen Orten in den Abruzzen bequem zu erreichen. Auch wenn sie nicht so hoch wie die Majella und der Gran Sasso sind, so bieten sie dem Besucher dennoch erstklassige und nicht weniger interessante Möglichkeiten als die größeren Massive. Die von dem Park und seinen antiken Ortschaften gehüteten historisch-kulturellen Güter und Kunstschätze sind von großer Bedeutung. Der Beitrag, den dieses zentral gelegene Gebiet im bergigen Teil der Abruzzen zur Geschichte und zur Bildung des Identitätsprofils der Region geleistet hat, ist beträchtlich. Der Regionalpark Sirente Velino, das Verbindungsglied zwischen dem Talkessel von L‘Aquila und der Marsica, erstreckt sich über 50.288 ha in der Provinz L’Aquila. Sitz der Parkbehörde ist Rocca di Mezzo. Zum Park gehören 22 Gemeinden. Die Felswände der höchsten Gipfel ragen steil in die Höhe, die Geröllhalden sind reich an seltenen Pflanzenarten. Aufgrund der Skipisten in Ovindoli und Campo Felice sind diese Berge auch Skifahrern ein Begriff und bei Wanderern

Auf der Nebenseite, von oben nach unten: Gänsegeier im Flug, Ausflug auf den Monte Velino, Rastplatz, Detailaufnahme der Fresken der Kirche des Heiligen Franziskus in Castelvecchio Subequo, die Ortschaft Secinaro, die Burg von Celano. Oben:Wespenbussard im Flug. Unten: die Bergkette des Sirente.


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ebenfalls sehr beliebt. In geomorphologischer Hinsicht sind die beiden Kalksteinmassive, zwischen denen sich die Hochebenen Altopiano delle Rocche, Piani di Pezza und Prati del Sirente ausbreiten, durch Karstfelder, Felswände, die Schluchten von Celano (Gole di Celano) und San Venanzio sowie die Tropfsteinhöhle Grotte di Stiffe geprägt. Die schönsten Buchenwälder befinden sich auf dem Sirente, im Tal Valle Cerchiata und in Cerasolo. Im Park leben Apennin-Wölfe, MarsicaBraunbären, Rehe, Hirsche, Stachelschweine, Füchse, Wildkatzen und Wildschweine. Erwähnenswert bei den Vögeln sind Königsadler, Bussard, Schwarzmilan, Habicht,Turmfalke, Kolkrabe, Gänsegeier, Wanderfalke und Lannerfalke, Uhu und Grünspecht. Zahlreich vertreten sind auch die Amphibien, darunter der Feuersalamander und der Triton, sowie Reptilien wie die Smaragdeidechse und verschiedene Natternarten. Um ein historisch-geografisches Profil des Parks zu zeichnen, empfiehlt es sich, sein Gebiet, das im Übrigen seit der Antike ununterbrochen bewohnt ist, in drei Bereiche zu gliedern: in den geschichtsträchtigen Bereich des Velino in Richtung der Ebene um den


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Fuciner See, in das mittlere Tal Valle Subequana, das sich bis zum Talkessel von L’Aquila erstreckt, sowie in die dazwischen liegende Hochebene Altopiano delle Rocche, die von der Viehwirtschaft geprägt ist und erst ab dem Mittelalter bewohnt wurde. Geschichte und Bevölkerung des Gebiets und der Ortschaften im Bereich des Velino sind vorwiegend durch dessen Zugehörigkeit zur Ebene um den Fuciner See geprägt. Sowohl in der Frühgeschichte (rund um den Fuciner See gibt es wichtige Ausgrabungsstätten) als auch in der italischrömischen Zeit (wie eine der wichtigsten Städte der antiken Abruzzen, Alba Fucens bei Massa d’Albe, bezeugt) spielte diese Ebene eine große Rolle. Das Tal Valle Subequana steht hingegen geografisch und historisch mit dem Talkessel von L’Aquila in Verbindung, sowohl in der Bevölkerungsphase zur italischen Zeit (Zeugnis hierfür ist die außerordentliche Nekropole in Fossa) als auch im Mittelalter. Aufgrund seiner Schönheit und der gut erhaltenen Burgen, der Klöster, der Abteien, der Ortschaften und der Landschaft selbst kann man sogar sagen, dass dieser Bereich des Parks eines der besten Zeugnisse der mittelalterlichen Abruzzen ist. Auf der Hochebene Altopiano delle Rocche wurde, wie im gesamten Berggebiet der Abruzzen, bereits in der frühgeschichtlichen Zeit Viehwirtschaft betrieben. Die Dörfer sind jedoch mittelalterlichen Ursprungs. Sie entstanden zu einer Zeit, als der Hochebene eine militärische Bedeutung als Verbindungsglied zwischen dem Fuciner See und dem Talkessel von L’Aquila zukam. (Dies bezeugen die Burg Rovere, Schauplatz zahlreicher Schlachten, und ihr interessantes Museum.) Auch die Landwirtschaft mit ihren hoch gelegenen Weiden und den saisonbedingten Kulturen in Höhenlage spielte eine große wirtschaftliche Rolle. (Auf keinen Fall entgehen lassen sollten Sie sich einen Besuch der landwirtschaftlichen Saisondörfer „Pagliare“ von Tione, Fontecchio und Fagnano am östlichen Rand der Hochebene. Diese einzigartigen Stätten sind eng mit der durch die Bodenbestellung in den Bergen und die jahreszeitenabhängige Transhumanz der Herden geprägten Wirtschaft verbunden.) Auf der Nebenseite: oben: der Monte Sirente und ein Apennin-Gämsenpaar; unten: das archäologische Gebiet von Alba Fucens mit dem Monte Velino im Hintergrund. Auf dieser Seite: oben: Narzissen in voller Blüte auf der Hochebene Altopiano delle Rocche; rechts: die Hochebene Piani di Pezza; unten: Luftansicht der Buchenwälder des Sirente.


42 PARCO NATURALE REGIONALE DEL SIRENTE VELINO: das sollten Sie nicht versäumen DIE TROPFSTEINHÖHLE GROTTE DI STIFFE Die meistbesuchte Höhle der Abruzzen befindet sich am Ende des Regionalparks Sirente Velino. Hier sammelt sich ein Großteil des unterirdischen Wassers des Parks. In der Tropfsteinhöhle Grotte di Stiffe mündet nämlich das in den Karstbrunnen der Hochebene Altopiano delle Rocche versickernde Wasser, nachdem es einen unterirdischen Verlauf von circa drei Kilometern genommen und einen Höhenunterschied von beinahe sechshundert Meter erreicht hat. Der gesicherte, sich über 650 Meter erstreckende Rundgang gestattet es, die faszinierende Abfolge der Salze mit ihren glänzenden, stalaktitischen Konkretionen zu bewundern, welche vom reißenden Wasser des unterirdischen Wildbachs, der zu einem großen Wasserfall wird, umspült werden. Auskunft: Grotte di Stiffe +39 0862 86142. Links: die Höhle mit dem Wasserfall; Rechts: eine durchscheinende, segelartige Konkretionsbildung.

DIE „PAGLIARE” VON TIONE, FONTECCHIO UND FAGNANO Bei den „Pagliare” handelt es sich um drei winzige landwirtschaftliche Saisondörfer, die sehr ursprünglich und malerisch sind. Sie bestehen aus kleinen Kalksteinhäusern, in welche die Familien aus den darunterliegenden Dörfern im Sommer ziehen, um den umliegenden Boden zu bearbeiten. Die „Pagliare” von Tione, erheben sich auf einem Felsvorsprung mit Blick auf ein Weidenplateau und einem wundervollen Panorama der Sirente-Felswand. In dem kleinen Dorf gibt es auch einen großen Rundbrunnen. Die etwas abseits liegenden „Pagliare” von Fontecchio und Fagnano haben zwar eine geringere Besucherzahl, aber sind darum nicht weniger interessant. Ein ideales Gebiet für Ausflüge zu Fuß, zu Pferd oder mit dem Mountainbike und im Winter für ungewöhnliche Ausflüge auf Langlaufskiern oder Schneeschuhen. Links: die kleine Kirche bei den „Pagliare“ von Fontecchio; Rechts: der große Brunnen zum Auffangen des Regenwassers bei den „Pagliare“ von Tione.

ALBA FUCENS UND SAN PIETRO D’ALBE Die bekannteste Stadt der antiken Abruzzen erhebt sich auf einem, den Fuciner See dominierenden Hügel. Die im 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. entstandene Marser-Siedlung Alba Fucens befindet sich auf fast tausend Meter Höhe. Hier finden sich noch Reste der antiken Straßen, des Forums, des Amphitheaters, der Tore Porta Massima, Porta Fellonica und Porta Massa sowie der wundervollen, fast drei Meter dicken und beinahe drei Meter langen Mauer. Die Stadt wurde von der Via Tiburtina Valeria durchquert, die die Urbs aeterna (Rom) mit der Adriaküste verband. Wie die romanische Kirche San Pietro, die im 12. Jahrhundert von den Benediktinern über einem dem Gott Apoll geweihten Tempel erbaut wurde, zeigt, blieb die Stadt auch im Mittelalter wichtig. Das Kircheninnere ist sehr eindrucksvoll aufgrund der drei Kirchenschiffe, die durch Säulen im klassischen Stil voneinander getrennt sind. Diese Säulen fanden die Mönche in einem römischen Palast in der Nähe von Alba Fucens. Die feine Innenausstattung der Kirche besteht aus zwei sehr kostbaren Stücken: dem Ambo und der Ikonostase. Im Jahr 1268 fand am Fuß des Ortes die Schlacht von Tagliacozzo statt, bei der die Anjou über Konradins Schwaben siegten. Die wichtigsten Fundstücke aus Alba Fucens sind heute im archäologischen Nationalmuseum in Chieti ausgestellt. Links: Luftansicht des Amphitheaters und der Kirche S. Pietro d’Albe.


ABRUZZO ITALIA 43 DIE CELANO-SCHLUCHT (GOLE DI CELANO) Die dem Fuciner See gegenüberliegende, leicht erreichbare CelanoSchlucht gehört zu den spektakulärsten Schluchten der großen abruzzesischen Canyons. Ihre bis zu 100 m aufragenden Felswände lassen stellenweise nur einen wenige Meter breiten Durchgang frei. Die Schlucht trennt das Serra di Celano-Massiv vom Sirente-Massiv und ist im Allgemeinen leicht zugänglich. Im Winter und nach der Schneeschmelze, wenn ein tosender Wildbach sie durchquert, ist sie jedoch gefährlich und praktisch unpassierbar. Aufgrund ihrer geringen Höhenlage ist es in den zentralen Sommermonaten in der Schlucht drückend heiß. Die beste Zeit, um ihr einen Besuch abzustatten, ist der Zeitraum zwischen Sommerende und Herbstanfang. Alternativ bieten sich die Monate Mai und Juni an, wobei Sie allerdings in Kauf nehmen müssen, dass Ihre Füße während des Ausflugs an einigen Stellen nass werden könnten. Links: die Celano-Schlucht (Gole di Celano); Rechts: ein Steinhuhn.

DIE HOCHEBENE PIANI DI PEZZA Die karstige Hochebene Piani di Pezza ist die intakteste des VelinoMassivs.Von West nach Ost hat sie eine Ausdehnung von über fünf Kilometern und wird von den Magnola-, Costone della Cerasa- und Cimata di Pezza-Berggipfeln dominiert. In der guten Jahreszeit ist sie leicht mit dem Auto zu erreichen. Die Lichtungen am Rand des am Ende der Hochebene gelegenen Waldes Bosco di Valle Cerchiata sind der ideale Ort für ein Picknick, während die sich durch den Buchenwald ziehenden Wege zu Wanderungen in einer eindrucksvollen Umgebung einladen. Ein schöner Weg führt zur Sebastiani-Hütte und zum 2271 Meter hohen Costone-Gipfel mit einer wundervollen Aussicht auf das Tal Valle di Teve und den weit entfernt liegenden Gran Sasso. Im Winter dagegen ist die Hochebene einer der meistbesuchten Skilanglauforte im abbruzzesischen Apennin.Von Ovindoli, Rovere oder Rocca di Mezzo aus kann sie auch auf Skiern erreicht werden. Links: Ausflug auf den Costone; Rechts: die Hochebene Piani di Pezza.

DIE BURG VON BEFFI Die Burg liegt im Herzen des Tals Valle Subequana im Gebiet von Acciano. Zwischen den Ruinen erhebt sich der guterhaltene quadratische Turm am Fuß der Ortschaft Beffi. Er war die „Stütze”, d.h. das Hauptverteidigungselement, von dem eine breite Ringmauer ausging: Es handelte sich um eine Art „Burgzaun“, der das natürliche Gefälle des Geländes auf der Gebirgsseite ausnutzte. Man nimmt an, dass diese umzäunte Festung nicht nur von Militärgarnisonen sondern auch vom Feudalherrn bewohnt wurde. Auf der anderen Talseite ragt ein hoher, schlanker, zylinderförmiger Turm aus dem Wald unter Goriano Valli heraus. Es lässt sich erahnen, dass die beiden Befestigungsbauten Teil einer ganzen Verteidigungsanlage waren. Nicht weit entfernt befindet sich der „Burgzaun“ von Roccapreturo. Links: die Burg von Beffi; Rechts: der zylinderförmige Turm von Goriano Valli.


44 PARCO NATURALE REGIONALE DEL SIRENTE VELINO: das sollten Sie nicht versäumen DER MONTE SIRENTE Die größte, umfassendste Felsenbastion der Abruzzen stellt eines der spektakulärsten Szenarien in der gesamten Bergwelt dar. Sie erstreckt sich über circa zehn Kilometer auf der Nordseite des Sirente und ist circa zehn Kilometer breit. Außerdem ist sie von tiefen Eisrinnen durchzogen sowie von Bergzinnen, Felswänden und Felsvorsprüngen, die eine Höhe von sechshundert Metern erreichen, unterbrochen. Der Höhenunterschied zwischen der Hochebene Prati del Sirente (mit ihrem kleinen See, der, so glaubte man, durch einen Meteoriten entstanden sei, dabei handelt es sich lediglich um eine Karstlache der Schäfer) und der Bergspitze (2358 Meter) beträgt beinahe tausendzweihundert Meter. Die Wege zum Gipfel sind lang, anspruchsvoll und problematisch aufgrund der Beschaffenheit des Gesteins, das bröcklig und fast überall unsicher ist. Der Wald und die Weiden hingegen laden zu Wanderungen ein, die für jeden geeignet sind. Wenn der Schnee und das Eis im Winter die Felswände bedecken, fahren Hunderte von Alpinskifahrern auf den Gipfel hinauf, um von dort aus durch den herrlichen Maiori-Couloir (die breiteste Furche der Felswand, welche den Kamm links vom Gipfel erreicht) wieder hinunterzufahren. Rechts: die Hochebene Prati del Sirente mit dem kleinen Karstsee.

FONTECCHIO UND SEIN MITTELALTERLICHER BRUNNEN Fast alle Ortschaften des sich am Fuß des Sirente windenden Tals Valle Subequana haben sich ihren mittelalterlichen Zauber beinahe ganz bewahrt. Darunter Fontecchio, das plötzlich - so scheint es - aus einer fernen Vergangenheit aufgetaucht ist. Fontecchio ist ein kleines Juwel, vor allen Dingen wegen seines prächtigen gotischen Brunnens, der sich perfekt in das ursprüngliche Stadtbild einfügt. Das Dorf, ein typisches Beispiel der festungsartigen Ortschaften in Gipfelnähe, wird durch zwei konzentrische Mauerringe in Folge geschützt. In der Altstadt von Fontecchio sind neben der Mauer und den Toren auch ein Palazzo, der einer Festung ähnelt, sowie einige Beispiele von mittelalterlichen Läden und ihre „wackeligen“ Eingänge im typisch pompejischen Stil zu bewundern. Im höher gelegenen Ortsteil befinden sich Reste der Kirche Chiesa della Vittoria, in der Vergangenheit auch San Pietro genannt, die über einem antiken, heidnischen, Quirinus gewidmeten Tempel erbaut wurde. Rechts: das Tor Porta dei Santi; Links: der mittelalterliche Brunnen.

GAGLIANO ATERNO UND SEINE ELEGANTE BURG Die obere Talebene des Flusses Aterno ist eines der weniger bekannten Gebiete und liegt etwas abseits von den klassischen Touristenpfaden der Region. Aber gerade deshalb ist es umso reicher an angenehmen Überraschungen. Inmitten der Pracht einer üppigen Natur, inmitten einer offenen, von einer sanften Bergwelt umgebenen, mit Wäldern und kleinen Bächen übersäten Landschaft kann man malerische, gut erhaltene Ortschaften bewundern. Das kleine Dorf Gagliano Aterno, das reich an Kirchen, Palazzi und Kunstwerken ist, wird von einer zauberhaften Burg dominiert. Sofort fällt auf, dass es sich von den klassischen, finsteren, kleinen, mittelalterlichen Festungen unterscheidet: Wir haben hier nämlich den seltenen Fall einer Wohnburg vor uns, die ein anmutiges, herrschaftliches Aussehen hat. Dies ist auf ihre schöne Loggia zurückzuführen, die zwei Fensterreihen mit Blick auf das Dorf und einen großen Innenhof hat, der durch einen schönen Steinbrunnen und eine auffällige, in den ersten Stock führende Prunktreppe bereichert wird. Rechts: Luftansicht des Burg; Links: ein Brunnen mit Maskaron.


ABRUZZO ITALIA 45 SANTA MARIA IN VALLE PORCLANETA In der Nähe der kleinen Ortschaft Rosciolo mit Blick auf das in die Ebene um den Fuciner See mündende Tal befindet sich eines der Schmuckstücke der romanischen Architektur der Abruzzen: Santa Maria in Valle Porclaneta. Die Kirche, die am Anfang des 11. Jahrhunderts zu den Besitztümern der Benediktinerabtei von Montecassino gehörte, ist reich an dekorativen und bildhauerischen Elementen von außerordentlichem Wert. Dazu zählen vor allem das Geländer mit seinen überaus feinen Chorschranken und die absolut einzigartige Ikonostase aus Holz (unglaublich, dass sie nach fast einem Jahrtausend so gut erhalten ist!). Sie teilt die Kirche in zwei Hälften und trennt den in Richtung Eingang weisenden, den Gläubigen zugedachten Bereich von dem den Geistlichen vorbehaltenen Bereich. Hinzu kommen das Ziborium und der Ambo, zwei außergewöhnliche Kunstwerke, die im Jahr 1150 von den Meistern Nikodemus und Roberto geschaffen wurden. Rechts: die Kirchenfassade ; Links: augenfällige Detailansicht eines Kapitells.

ROCCA DI CAMBIO, DIE HÖCHSTGELEGENE GEMEINDE DES APENNINS Rocca di Cambio ist mit einer Höhe von 1433 Metern das höchstgelegene Dorf der Abruzzen. Es ist der ideale Ort für Sommerausflüge, ein optimaler Ausgangspunkt zur Besteigung der Gipfel des Monte Cagno, des Monte Ocre und des Monte Rotondo, die zur Sirente-Kette gehören, und zudem ein quirliger Wintersportort. Aber der wahre Kunstschatz erhebt sich etwas außerhalb der Ortschaft: die kleine romanische Kirche Santa Lucia.Von ihrem blühenden Leben im dreizehnten Jahrhundert erzählt der wunderbare Freskenzyklus im Kircheninneren. Auf den Fresken sind die Leidensszenen, die Auferstehung und Mariä Himmelfahrt dargestellt sowie das Letzte Abendmahl, das eine ganze Wandfläche einnimmt. Es folgen Episoden aus dem Leben der Heiligen Lucia und verschiedene Heiligenabbildungen aus dem vierzehnten Jahrhundert, die auch die Krypta schmücken. Rechts: Detailansicht der Fresken der S. Lucia-Kirche; Links: die Hochebene Altopiano delle Rocche mit Rocca di Cambio im Hintergrund.

SANTA MARIA DELLE GRAZIE IN COLLARMELE Das Wunderbare an dieser kleinen Ortschaft in der Marsica ist die Einzigartigkeit ihrer Wallfahrtskirche Santa Maria delle Grazie, die etwas außerhalb der Ortschaft entlang der antiken Regio Tratturo-Strecke liegt. Die aus dem sechzehnten Jahrhundert stammende Kirchenfassade ist nämlich in der oberen Hälfte vollständig mit farbig glänzenden MajolikaFliesen verkleidet. An Sonnentagen glänzt sie wie ein Spiegel und sticht aus dem Grün der Landschaft hervor. Diese Besonderheit ist einmalig und bezeugt, welche Bedeutung die Keramikherstellung in den Abruzzen schon in der Renaissance hatte. Die Fliesen in Collarmele wurden von Majolika-Meistern aus dem nahegelegenen Anversa degli Abruzzi hergestellt. Es sind circa viertausend Stück in verschiedenen Formen: quadratisch, rechteckig und dreieckig. Da man vom Gesamteindruck derartig geblendet ist, entgeht einem beim flüchtigen Hinsehen leicht dieser schmückende Reichtum. Es ist hingegen empfehlenswert, die einzelnen Fliesen genauer zu betrachten und dabei eventuell ein Fernglas zur Hilfe zu nehmen. Rechts: die Vorderseite der Kirche; Links: Detailansicht der Majolika-Fliesen.


46 PARCO NATURALE REGIONALE DEL SIRENTE VELINO: das sollten Sie nicht versäumen DIE KIRCHE UND DAS KLOSTER DES HEILIGEN FRANZISKUS IN CASTELVECCHIO SUBEQUO Die sehr antike, sich auf einem Felsvorsprung verschanzende Ortschaft italisch-römischen Ursprungs verbirgt zwischen ihren Häusern ein Kloster und eine Kirche. Es wird erzählt, der Heilige Franziskus von Assisi habe sich dort aufgehalten.Was die dem Heiligen gewidmete Kirche so faszinierend macht, ist der wundervolle Freskenzyklus von Giotto, den sie bewahrt und der ein Unikum im bereits reichen Panorama der mittelalterlichen Malerei der Abruzzen darstellt. Die zwischen 1375 und 1393 entstandenen Fresken erzählen Episoden aus dem Leben des Heiligen Franziskus sowie Geschichten über Christus und Maria. Aus dem siebzehnten Jahrhundert hingegen stammt der schöne, monumentale Hauptaltar. Er besteht aus einem kolossalen, hölzernen Tabernakel mit drei Stockwerken, das mit außergewöhnlichen, meisterhaften Intarsien verziert ist. Im Kloster neben der Kirche befindet sich ein kleines Museum für religiöse Kunst mit einem wahren Meisterwerk: die wertvolle und berühmte „Pasquarella“. Es handelt sich um eine kleine Skulptur aus Silber und Gold, die die Madonna mit dem Jesuskind zu ihren Füßen und mit zwei Engeln an ihrer Seite darstellt. Ein exzellentes, aus dem Jahr 1412 stammendes Beispiel der Goldschmiedekunst aus Sulmona, das von Nicola Piczulo geschaffen wurde. Rechts: die Fassade der Kirche des Heiligen Franziskus.

DAS TAL VALLE DI TEVE Die Autobahnzahlstelle Valle del Salto, die Altstadt von Corvaro und die winzige Ortschaft Cartore, beinahe eine Enklave aus Rieti im Herzen der Marsica, sind die Ausgangspunkte des Wegs zum Valle di Teve, einer der großartigsten Talfurchen, die sich durch die gewaltige Bergwelt der Abruzzen zieht. Von der 940 Meter hochgelegenen Ortschaft Cartore, führt ein Feldweg, den man zu Fuß oder mit dem Mountainbike bewältigen kann, zum Taleingang des Valle di Teve: Von dort geht es weiter durch Felder und Gehölz nach Passo le Forche auf 1221 Metern mit Blick auf die Ortschaft Rosciolo und den Fuciner See. Auf einem längeren, aber wundervollen Weg gelangt man zur Talsohle des Valle di Teve im Talkessel von Capo di Teve. Auf letzteren blicken der Monte Velino, der Monte Cafornia, der Punta Trento, der Costone und die schönsten und höchsten Gipfel der Gegend.

DER MONTE ETRA UND DER MONTE SAVINA Die Gegend zwischen der Celano-Schlucht (Gole di Celano) und dem langen Kamm des Sirente, auf dem sich der Monte Savina und der Monte Etra erheben, bietet sich für einen leichten, aber weniger bekannten Ausflug an, bei dem man einen wunderbaren Ausblick auf die Schlucht, den Fuciner See und die naheliegenden Massive genießen kann. Man muss zunächst auf einer Asphaltstraße fahren, um diese schönen Berggipfel oder einfach den Grasteppich von Bocchetta Prato del Popolo zu besuchen, wo man am Fuß der Südseite des Sirente ein nettes Picknick machen kann. Nach Ovindoli führt diese Straße dann in das sich windende Tal Valle d’Arano, wo es schließlich zu Fuß weitergeht, während man eine sich immer weiter öffnende Aussicht auf das Tal Valle d’Arano, die Schlucht und das Serra di Celano-Massivs genießen kann. Bocchetta Prato del Popolo erreicht man in einer Wegstunde. Rechts: die Celano-Schlucht (Gole di Celano); Links: der Gipfel des Monte Etra.


ABRUZZO ITALIA 47 AUF DEM WEG INMITTEN DER FELSEN DES MONTE VELINO ZUR EINSIEDELEI SAN BENEDETTO Der Velino ist mit seinen 2486 Metern der dritthöchste Berg des Apennin und fasziniert durch seine Kontraste. Sanft und bewaldet auf der Seite der Hochebene Altopiano delle Rocche, fällt das Massiv mit seinen schroffen Gras- und Steinhängen, die von Bergzinnen und Felswänden unterbrochen werden, in Richtung Fuciner See steil ab. Aber wenn man von Forme aus losgeht, erreicht man über eine kleine, bequeme Straße, die dann in einen Weg auf halber Berghöhe mündet, mit wenig Mühe die Hügelkuppe des Pelato und den Talkessel am Fuß des Canalino del Velino, zwei der stimmungsvollsten und wildesten Orte dieser Bergwelt. Wenn man auf dem steileren Gelände weitergeht, erreicht man die Höhle Grotta di San Benedetto, eine als Einsiedelei genutzte Naturhöhle, die sich auf einer Höhe von 1610 Metern in einer Felswand öffnet. Wo auch immer der Blick hinfällt, schweift er auf die urbar gemachte Weite des Fuciner Sees und das Simbruini Gebirge. Rechts: die Steilhänge des Velino; Links: die Einsiedelei S. Benedetto.

VON AIELLI ZUM MONTE SECINO In der Ortschaft Aielli mit Blick auf den Fuciner See findet man Spuren seines mittelalterlichen Zentrums, eine bizarre Kirche im faschistischen Stil und einen mittelalterlichen Turm. Auf dem Monte Secino, der nur zu Fuß zu erreichen ist, befinden sich gewaltige, italische Festungsanlagen. Aufgrund des schlechten Zustands der zum Berg führenden Straße ist es schwierig, in die Nähe des Monte Secino zu gelangen, eines Berggipfels auf 1506 Meter Höhe mit Blick auf die CelanoSchlucht (Gole di Celano).Von dort hat man einen herrlichen Ausblick auf die Schlucht, das Serra di Celano-Massiv, den Fuciner See, das Simbruini Gebirge und die Berge des Nationalparks Abruzzen, Latium und Molise. Zudem beherbergte er einst eine italische Festung, von der man noch die Erdwälle und Mauerringe leicht erkennen kann. Rechts: der mittelalterliche Turm von Aielli; Links: offensichtliche Spuren der italischen Festungsanlage des Monte Secino mit dem Serra di Celano-Massiv im Hintergrund.

SANTA LUCIA IN MAGLIANO DE’ MARSI Eine der großartigsten Kirchen der Marsica erhebt sich vor den steilen Gras- und Steinhängen des Monte Velino und den Gipfeln, die seine Krone bilden. Die Fassade im aquilanischen Stil, die von französischen Meistern gemeißelten Portale und das strenge, reich an Kunstwerken Kircheninnere machen sie zu einem Ziel, das einen großen Zauber ausübt. Die im dreizehnten Jahrhundert erbaute Kirche, deren Stil sich an burgundischen Formen inspiriert, wurde in den darauffolgenden Jahrhunderten um weitere Elementen ergänzt. Dazu zählen die spitzbogige Fensterrose, die auf die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts zurückgeht, und das große Fenster aus der Spätrenaissance, welches aus einer Kirchenerweiterung während des siebzehnten Jahrhunderts herrührt. Das Kircheninnere teilt sich in drei Kirchenschiffe auf und mit seinen spitzförmigen, sich auf die unterschiedlich verzierten Kapitelle stützenden Bogen ist das Mittelschiff das höchste. Rechts: das Kircheninnere; Links: das Portal mit der darüber liegenden Fensterrose.


48 PARCO NATURALE REGIONALE DEL SIRENTE VELINO

PARCO REGIONALE DEL SIRENTE VELINO Viale XXIV Maggio, 67048 Rocca di Mezzo (Aq) tel. +39 0862 9166 – fax +39 0862 916018 info@sirentevelino.it – www.parcosirentevelino.it Parkstrukturen ROCCA DI MEZZO (Aq) • Centro Visita e Area Faunistica del Camoscio Cooperativa “Lo Stramonio” tel. +39 333 2900632 FONTECCHIO (Aq) • Centro Visita del Capriolo tel. +39 328 7174225 SECINARO (Aq) • Centro di Educazione Ambientale del Parco, Laboratorio naturalistico, Biblioteca, Mediateca, Aula didattica attrezzata, Area Museale su arti e mestieri antichi – Cooperativa “Sherpa” tel. +39 0864 790107 CASTELVECCHIO SUBEQUO (Aq) • Punto informazioni del Parco – Gruppo Archeologico Superequano tel. +39 0864 790246

Oben: die Altstadt von Gagliano Aterno mit dem Sirente-Massiv im Hintergrund.

CELANO (Aq) • Punto informazioni del Parco – Associazione “Castellum” tel. +39 0863 792184 MASSA D’ALBE (Aq) • Punto informazioni del Parco – Cooperativa “Alba Fucens” tel. +39 0863 449642 ROCCA DI CAMBIO (Aq) • Punto informazioni del Parco – Pro Loco Rocca di Cambio tel. +39 0862 918100 ROCCA DI MEZZO (Aq) • Punto informazioni del Parco – Pro Loco Rocca di Mezzo tel. +39 0862 916125 TIONE DEGLI ABRUZZI (Aq) • Punto informazioni del Parco – Associazione “Santa Maria del Ponte” tel. +39 348 0839772 Tourismusinformationen IAT OVINDOLI tel. +39 0863 706079

Die Veranstaltungen im Park Die vielzähligen, für Erwachsene als auch für Jugendliche und Kinder geeigneten Aktivitäten, die die Parkleitung innerhalb seines Gebiets fördert und organisiert, finden im Internet detailgetreu und umfassend Verbreitung und können auf folgenden Webseiten abgerufen werden: www.parcosirentevelino.it und www.parks.it/parco.sirente.velino, mit einem reichhaltigen, ständig aktualisierten Veranstaltungskalender (Programme für die Förderung des Umweltbewusstseins, Wanderungen in der Natur, kulturelle Veranstaltungen).


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