Cornelius Kolig und das Paradies
Peter Putz · Das Ewige ArchivDas „Paradies“ von Cornelius Kolig ist ein exzeptionelles, äußerst umfangreiches künstlerisches Gesamtprojekt. Es ist unumgänglich, alle Schritte zu unternehmen, den Erhalt der Anlage zu gewährleisten und sicherzustellen, dass dieses im Laufe vieler Jahrzehnte entstandene Werk entsprechend bewahrt wird und ein Besuch für künftige Generationen möglich ist.
In diesem Zusammenhang sei verwiesen auf die „Häuser für die Skulpturen“ von Walter Pichler in St. Martin im Burgenland, die allerdings nur schwer zugänglich sind, auf die Chinati Foundation, welche das von Donald Judd gegrün dete Kunstmuseum in Marfa, Texas, betreut (https://chinati.org), auf das Projekt Spiral Jetty von Robert Smithson aus dem Jahr 1970 und auf die groß angelegte „Closerie Falbala“ von Jean Dubuffet (https://www.dubuffetfondation.com), um nur einige Beispiele zu nennen.
„Cornelius Kolig“ auf der Website ewigesarchiv.at https://ewigesarchiv.at/?_tag=77
https://www.youtube.com/watch?v=xg301vYlsUY
https://www.youtube.com/watch?v=f7wrYqCoUbc
Cornelius Kolig (1942–2022) gewidmet. www.kolig.at
„Cornelius Kolig und das Paradies“ 2022, 76 Seiten
„Cornelius Kolig“ im Ewigen Archiv (zahlreiche Tableaux und Videos) https://ewigesarchiv.at/?_tag=77
Dieses Video dokumentiert eine authentische Führung von Cornelius Kolig durch dies umfangreiche Anlage des Paradieses. Es entstand in enger Abstimmung mit dem Künstler und wurde von ihm explizit freigegeben. Konzept · Regie · Produk tion: Peter Putz · Das Ewige Archiv; Schnitt · Digitale Produktion: Monica Parii · onscreen.at; Kamera: Monica Parii, Patrick Spanbauer; Drohnenaufnahmen: Martin Bachner, Bachnerfilm · www.bachnerfilm.at; Fotos: Albertina modern, Cornelius Kolig, museum moderner kunst stiftung ludwig wien, Ferdinand Neu müller, Peter Putz; Ton: Patrick Spanbauer; Musik: Heiland & Strigoi, „Sangam“, Eva Sulai, Akkordeon; Textzitate aus: Cornelius Kolig, Das Paradies – Die Bedie nungsanleitung; Assistent: Rio Parii. Fertigstellungs-Förderung Land Kärnten Kultur. Für Cornelius und Doris Kolig © Peter Putz · 2022 · www.ewigesarchiv.at
„Cornelius Kolig und das Paradies“. 2018, 22 min. Das „Paradies“, das ist heute ein etwa 5.000 m2 großes Areal in Vorderberg im Gailtal in Kärnten, dem Geburtsort des Künstlers Cornelius Kolig, auf dem seit 1979 Gebäude und Gar tenelemente für die darin versammelten Objekte und Installationen entstanden sind. Sämtliche Aufnahmen entstanden bei Besuchen im „Paradies“ in Vorder berg im Gailtal/Kärnten (seit 2008) Das Gespräch mit Cornelius Kolig wurde im Februar 2018 geführt.
Konzept, Videos und Fotos: Peter Putz / Das Ewige Archiv; Schnitt und digitale Produktion: Monica Parii / On Screen. © Peter Putz · 2021 · www.ewigesarchiv.at
Video „Cornelius Kolig und das Paradies“ Peter Putz, 2018, 22 min. Video „Cornelius Kolig führt durchs Paradies“ Peter Putz, 2022, 26:23 min.Kurztext zum „Paradies“ von Cornelius Kolig
Das „Paradies“, das ist heute ein etwa 5.000 m2 großes Areal in Vorderberg im Gailtal in Kärnten, dem Geburtsort von Cornelius Kolig, auf dem seit 1979 Gebäude und Gartenelemente für die darin versammelten Objekte und Installationen entstanden sind. Ältester Teil und Kern des „Paradieses“ ist die „Rote Grube“ (6 x 10 m groß, 3 m tief) im Zentrum der Anlage, für die Anwendung des „Schädelbrechers“ 1979 auf freiem Feld betoniert. Von hier entwi ckelte sich die Anlage radial nach außen. 1983 folgte die Ummante lung der „Roten Grube“ durch die seitlichen Langhallen „Sau- und Kuhstall“. „Refugium“ und die Mauer im Süden schlossen dann das Atrium und bildeten den „Großen Innenhof“ mit dem „Lilienfeld“. Nächster Bauabschnitt waren 1984 die beiden apsidialen Elemente im Süden und Norden, „Weingarten“ und „Pantheon“ mit der „Gip serei“ und der „Kotstreckerei“, dazwischen im „Vorhof“ das „Schiff“.
„Antrieb für die Realisierung des „Paradieses“ war die Überzeu gung, dass aus dem Zusammenwirken, der Zusammenschau und dem symphonischen Zusammenklang vieler aufeinander bezogener Arbeiten ein höherer Grad an Komplexität und Intensität erreicht werden kann, als es durch die vom Kunstbetrieb in der Regel bevor
zugte Portionierung künstlerischer Konzepte zu warenverkehrstaug licheren Einzelwerken möglich ist. So entwickelte sich im Laufe mehrerer Jahrzehnte aus ganz unterschiedlichen Elementen wie Werkstätten, Schaulager, Friedhof, Archiv, Innenhöfen Gärten und aus Objekten, Bildern, Plastiken, Hörbildern, Zeichnungen, Naturund Körperinszenierungen ein untrennbar mit dem Standort ver bundenes Lebens- und Gesamtkunstwerk.
Die Bloßlegung und Verstärkung des Sinnlichen und damit Vermittel baren des Lebens, seiner Schönheit und seiner Schrecken, von Wol lust und Ekel, von Liebe, Gewalt, Krankheit, Leid, Tod, berauschter Existenzergriffenheit, des Stoffwechsels, der Farben, des Gestankes, der Wohlgerüche, des Tastens, der Freuden des Schmeckens und des Hörens, in neuen kombinatorischen Verbindungen und Verqui ckungen ihrer Bedeutungen in multimedial und mit allen Sinnen erfahrbaren Installationen ist Inhalt des „Paradies“-Projektes. Das „Paradies“ ist amoralisch, es wertet nicht . . . “
aus: Cornelius Kolig, Das Paradies. Die Bedienungsanleitung. Klagenfurt, Wien: Ritter Verlag, 2013
Das Werk von Cornelius Kolig beschäftigt mich, seit ich 1973 in einer Ausstellung im damaligen „Museum moderner Kunst“, dem „20-er Haus im Schweizergarten“ (heute: Belvedere21) in Wien damit konfrontiert worden war. Sämtliche Aufnahmen entstanden bei Besuchen im Atelier von Cornelius Kolig in Villach, St. Martin (1981) bzw. im „Paradies“ in Vorderberg.
Peter Putz · www.ewigesarchiv.at
Today, “Paradies” is an expanse of approximately 5,000 m2 of land in Vorderberg, the birthplace of Cornelius Kolig, in Carinthia’s Gailtal. In the more than four decades since 1979, buildings have been built and park features created to accommodate the objects col lected here and the numerous installations.
Located at the center of the site is the oldest part and original core of “Paradies”, the “Red Pit” (measuring 6 x 10 m, 3 m deep), which was concreted in 1979 for the use of what was planned to be a “skull breaker”. The complex then evolved from this point outwards in radial fashion. In 1983, the “Red Pit” was enclosed between two long, lateral, shed-like structures, the “Pigsty” and the “Cowshed”. The “Refugium” and the Wall closed the atrium at its south end, and these, together with the “Field of Lilies”, constituted the large “Inner Courtyard”. The next construction phase was in 1984, when two apsidal elements were added at the south and north ends of the site, the “Vineyard” and the “Pantheon”, including the “Plaster Works” and the “Excrement Extender”, and between these, in the “Forecourt”, the “Nave”.
“The initial impetus for making “Paradies” a reality stemmed from the conviction that a greater degree of complexity and intensity could result from the combination, the synopsis and the symphonic
blending of interrelated works of various kinds than from the prac tice of dividing up artistic concepts into individual works as market able entities, which is the practice generally preferred in the art business. Thus, in the course of many decades, a life’s work encom passing all the arts and inseparably connected with the site itself has evolved from the combination of a great diversity of structural ele ments including workshop, display space, cemetery, archive, inner courtyards, gardens, and in conjunction with these – objects, pic tures, statuary, acoustic images, drawings and both nature and the human body “staged” in various ways.
The sensual – and therefore the communicable – in our lives; the beauty and the horrors of life; the state of being overwhelmed by existence to the point of intoxication due to lust and disgust, love, violence, illness, suffering and death; the metabolic; colors, stench es, fragrances, tactile sensations, the joy of tasting and hearing – all laid bare and intensified, combined and fused in new ways in mul timedia installations that can be experienced through all the senses – this, in substance, is what the “Paradies” project is all about. “Paradies” is amoral, it does not judge…”
Translated from: Cornelius Kolig, Das Paradies – Die Bedienungsanleitung (Klagenfurt and Vienna: Ritter Verlag, 2013)
I have been interested in the work of Cornelius Kolig since 1973, when I first came into contact with it on the occasion of an exhibition at Vienna’s “20er Haus” (today: „Belvedere21“). All photographs were taken during vis its to Kolig’s atelier in Villach, St. Martin (1981) and to “Paradies” in Vorderberg.
Peter Putz · www.ewigesarchiv.at
Artikel von Hans Dichand, Herausgeber der Kronen Zeitung, 16. März 1998
Titelseite Kronen Zeitung, 16. März 1998
Künstlerhatz gegen Cornelius Kolig – Eine Erinnerung. Klagenfurt | AT · 1998 (© Artikel Kronen Zeitung, Die Woche · © Dokumentation: PP · # 2621 · www.ewigesarchiv.at) Anlässlich des Todes von Cornelius Kolig sei in geraffter Form an eine beispiellose und infame Hetzkampagne im Jahr 1998 von Kronen Zeitung und FPÖ unter Jörg Haider gegen ihn erinnert: Am 16. März 1998, einen Tag vor der Beschlussfassung im Kärntner Landtag über ein Projekt von Cornelius Kolig zur Neugestaltung des „KoligSaales“ im Klagenfurter Landhaus (die Fresken seines Großvaters waren von den Nazis abgeschlagen worden) erschien die Kärntner Krone mit der Titelseite: „Kultur-Skandal in Kärnten stoppen!“. Im Innenteil folgte eine Doppelseite mit einer massiven und diffamierenden Attacke gegen den „Fäkalkünstler“ Kolig von Hans Dichand, dem Herausgeber der Kronen Zeitung. Am nächsten Tag vermeldete die Krone: „Freiheitliche beziehen klare Position“. Ein tatsächlicher „Kultur-Skandal“ mit beispielloser Hetze gegen Kolig begann. Die FPÖ startete in der Folge eine Unterschriftenaktion gegen Kolig und das Projekt, Jörg Haider selbst verteilte entsprechende Prospekte vor eigens aufgestellten „Informationsständen“, die FPÖ schaltete großformatige Anzeigen in der Kärntner Krone. Medial wurde die Kampagne massiv durch Andreas Mölzer unterstützt. Die Künstler Peter Putz und Herwig Turk dokumentierten die Hetze auf www. ewigesarchiv.at und organisierten mit anderen Künstler*innen Inserate und Veranstaltungen (MAK Wien, Kunstverein Kärnten, Galerie Freihausgasse) zur Unterstützung von Cornelius Kolig. Sie traten ua. mit T-Shirts mit der Aufschrift „Künstlerhatz in Kärnten stoppen“ auf (s. Foto re. unten, profil 1998). Das Projekt von Cornelius Kolig im Kärntner Landtag wurde trotz der Anfeindungen im Herbst 1998 fertiggestellt.