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Ein einzigartiger Freundschaftsbeweis

Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)

Klarinettenkonzert A-Dur KV 622

1. Allegro

2. Adagio

3. Rondo: Allegro

An Erfindungsreichtum fehlte es ihnen bestimmt nicht, den befreundeten Musikern und Logenbrüdern Wolfgang Amadeus Mozart und Anton Stadler – oder «Pùnkitititi» und «Nàtschibinìschibi», wie sie sich 1787 auf einer gemeinsamen Reise nach Prag umtauften. Doch nicht nur Kosenamen vergab Mozart, sondern auch Musik komponierte er Stadler auf den Leib. Dabei war er nicht der Einzige, auf den das Können des Klarinettisten Eindruck gemacht hatte. Stadler war Mitglied der Wiener Hofkapelle und ein hoch angesehener Virtuose obendrauf – wenn nicht gar einer der besten Klarinettisten seiner Zeit, wie etwa Johann Friedrich Schink in einem Konzertbericht schwärmte: «Sollst meinen Dank haben, braver Virtuos! Was du mit deinem Instrument beginnst, das hört’ ich noch nie. Hätt’s nicht gedacht, dass ein Klarinet menschliche Stimme so täuschend nachahmen könnte, als du sie nachahmst. Hat doch dein Instrument einen Ton so weich, so lieblich, dass ihm niemand widerstehen kann, der ein Herz hat.» Auch den

Klarinettenbau beeinflusste der vielgerühmte Solist: Er liess den Umfang seines Instruments um vier Halbtöne nach unten erweitern, um noch mehr aus dem von ihm geschätzten dunklen und warmen Klang der tiefen Register herauszuholen.

Stadlers Talent zusammen mit der neuartigen (erst später so bezeichneten) Bassettklarinette inspirierten zweifelsohne auch Mozart. Aus seiner Freundschaft mit Stadler gingen bedeutende Kompositionen für die (Bassett-)Klarinette hervor; so etwa das nach der Muse benannte Stadler-Quintett wie auch sein erstes und einziges Klarinettenkonzert, das Mozart im Herbst 1791 kurz vor seinem Tod vollendete. Obschon bis zuletzt vielbeschäftigt, schien der Erfolg seiner «Zauberflöte» den Komponisten zusätzlich anzuspornen, am Solokonzert für seinen Freund und späteren Widmungsträger Anton Stadler zu schreiben: «Eben komme ich von der Oper, – Sie war eben so voll wie allzeit. […] dann liess ich mir durch Joseph den Primus rufen und schwarzen koffé hollen, wobey ich eine herrliche Pfeiffe toback schmauchte; dann Instrumentirte ich fast das ganze Rondó vom Stadler.»

Bereits zeitgenössische Rezensionen streichen die Einzigartigkeit dieses Konzerts hervor. In der Allgemeinen musikalischen Zeitung von 1802 liest man, «dass es folglich in Ansehung der schönen, regelmässigen und geschmackvollen Komposition das erste Klarinett-Konzert in der Welt seyn muss; denn soviel dem Rec. bewusst ist, existiert nur dies eine von ihm [Mozart]». Konzerte für Klarinette gab es bereits vor Mozart und Stadler. Doch muss dem Rezensenten insofern recht gegeben werden, als dass sie dem in den 1790er Jahren noch relativ jungen Instrument zu bis dahin ungekannter solistischer Grösse verhalfen. Voll des Lobes betont der Rezensent, dass der erste Satz «vortrefflich gearbeitet» sei und alles biete, um den «fertigen Klarinettisten vorzüglich glänzen» zu lassen. Im Adagio könne der «gefühlvolle» Musiker «innigste Rührung» erwecken. Und zum Schluss darf es – ganz im Geiste der Freundschaft zwischen dem Komponisten und dem Widmungsträger – heiter sein: Mit «eben so feine[m] als edle[m] Witze und Schertze» gelingt es dem «sehr gefälligen» Rondo bestens zu «amüsiren».

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