Das Magazin von armasuisse
No. 02 Dezember 2023
Von der Schweiz nach Schweden:
Schiessversuche mit dem Mörser 16 S. 26
Im Gespräch mit Rüstungschef Urs Loher S. 32
Grösster Holzbau der Region Bern speichert 4000 Tonnen CO2 S. 30
Das armafolio als App im Apple App Store & Google Play Store.
EDITORIAL mutig – lösungsorientiert – gemeinsam
courage – orientation vers les solutions – ensemble
Werte Leserinnen und Leser Chères lectrices, Chers lecteurs, Am 1. September habe ich die Leistung von armasuisse übernommen. Ich traf auf eine Organisation mit kompetenten, motivierten und engagierten Mitarbeitenden mit einem aussergewöhnlichen Knowhow. Sie alle arbeiten für die Sicherheit der Schweiz.
Dr. Urs Loher
Die jüngste Zeit hat uns leider wieder gelernt, wie fragil Sicherheit sein kann und keine Selbstverständlichkeit ist. Die geopolitischen Vorkommnisse haben uns auch in aller Deutlichkeit die Konsequenzen aufgezeigt, was die Folgen davon sind, wenn wir uns nicht vorbereiten und nicht bereit sind. Es ist wichtig, dass wir nicht isoliert und trotzdem unabhängig sind. Damit die Schweiz sicher ist und die Armee die nötige Ausrüstung und Technologie ausgerüstet wird, setzen wir uns ein. Wir wollen mutig, lösungsorientiert und gemeinsam mit den involvierten Partnern die kommenden Herausforderungen angehen. Um armasuisse besser auf die Zukunft auszurichten habe ich eine Organisationsanpassung eingeleitet. Dabei geht es mir nicht darum, eine bestehende und bisher gut funktionierende Organisation einfach umzubauen. Das Ziel ist es, armasuisse am Schluss noch besser angepasst agieren kann. Ich bin überzeugt, dass wir unser Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft haben.
Le 1er septembre, j’ai pris les rênes d’armasuisse. J’y ai trouvé une organisation dotée de collaboratrices et collaborateurs compétents, motivés et engagés, avec un savoir-faire exceptionnel. Vous toutes et tous œuvrez pour la sécurité de la Suisse. Ces derniers temps, nous avons malheureusement pu voir une nouvelle fois à quel point la sécurité pouvait être fragile et ne saurait être considérée comme une évidence. Les événements géopolitiques nous ont également clairement montré quelles sont les conséquences lorsque nous ne sommes pas préparés ni prêts. Il est important que nous ne soyons pas isolés, mais nous ne devons pas perdre pour autant notre indépendance. Nous nous mobilisons pour que la Suisse soit sûre et que l’armée soit dotée de l’équipement et de la technologie nécessaires. Nous entendons nous attaquer aux défis de l’avenir avec courage, en nous orientant vers les solutions, ensemble avec les partenaires impliqués. Afin de mieux positionner armasuisse pour l’avenir, j’ai engagé une adaptation de l’organisation. Il ne s’agit pas pour moi de transformer une organisation existante qui fonctionnait bien jusque-là. L’objectif est ici qu’au bout du compte, armasuisse soit capable d’agir de façon encore plus adaptée.
Legen wir los. Dr. Urs Loher Rüstungschef
J’ai la conviction que nous sommes encore loin d’avoir exploité tout notre potentiel. En route! Dr Urs Loher Directeur général de l’armement
INHALT S. 26
S. 32
S. 30
SCHIESSVERSUCHE MIT DEM MÖRSER 16
IM GESPRÄCH MIT RÜSTUNGSCHEF URS LOHER
Anlässlich ausgedehnter aussenballistischer Versuche in Schweden konnte armasuisse Wissenschaft und Technologie (W+T) wichtige Versuchsresultate ermitteln.
Am 1. September 2023 hat Dr. Urs Loher die L eitung vom Bundesamt für Rüstung (armasuisse) übernommen. Ein Blick zurück auf die ersten Monate und ein Ausblick auf die kommenden Jahre.
GRÖSSTER HOLZBAU DER REGION BERN SPEICHERT 4000 TONNEN CO2
armasuisse
Wissenschaft und Technologie
Ressourcen und Support
Diverses S. 04
Automatisiertes Ausleseverfahren von Waffen-Seriennummern S.18
«HSP Connect»: Eine Ideen-, Vernetzungsund Austauschplattform S. 46
Schiessversuche mit dem Mörser 16 S. 26 Im Gespräch mit Rüstungschef Urs Loher S. 32 Découvrez le « système modulaire d’habillement et d’équipement pour les engagements militaires » S. 36
Luftfahrtsysteme Interview zu Laufbahn bei armasuisse S. 14
La digitalisation au service de l’efficacité militaire S. 28 Geschichte und Entstehung des ARCHE-Events S. 44
Immobilien Standardisiertes Bauen: Viel mehr als nur «Bauen ab Stange» S. 10
Führungs und Aufklärungssysteme
Waffenplatz Thun: Grösster Holzbau der Region Bern speichert 4000 Tonnen CO2 S. 30
Projekt Migra VKA: Neues Videokonferenzsystem der Armee S. 06
Holz als Baustoff für ein nachhaltiges «Bauwerk Schweiz» S. 47
Neue Wirkmittel gegen Vogelschlag S. 16 Air2030: Stand der Projekte S. 40 Werterhalt für den PC-21 a bgeschlossen S. 42
IMPRESSUM Herausgeber: armasuisse, Guisanplatz 1, 3003 Bern | Redaktion: Tel. 058 464 62 47, info@armasuisse.ch Realisation und Design: THONIC.CH |Bildernachweis: Wo nicht anders vermerkt: Quelle VBS/DDPS | Druck: Druckerei AG Suhr Auflage: 2000 Exemplare | Nachdruck: Nur mit Genehmigung der Redaktion | Redaktionsschluss: 15. April 2024 Titelbild: Mörser 16 im scharfen Schuss, © VBS
Der neue Standort der Instandhaltungs schulen in Thun beeindruckt. Aus 3900 m3 Schweizer Fichtenholz, das 4000 Tonnen CO2 langfristig speichert, entstanden drei miteinander verbundene Hallen.
Einkauf und Kooperationen Beschaffung BE20 S. 20
| DIVERSES
ARMASUISSE IMMOBILIEN
Beschreibungen ehemaliger Grenz- und Landesbefestigungen erstmals online verfügbar 20 Jahre nach der Publikation der Sperrstellen des Hinweisinventars der historischen Kampfund Führungsbauten (ADAB) stehen der Öffentlichkeit neu auch die Beschreibungen der zugehörigen Objekte online zur Verfügung. Im Hinweisinventar ADAB erfasst das VBS die historischen Kampf- und Führungsbauten systematisch, beispielsweise Kommandoposten, Infanteriebunker und Unterstände. Zwischen 1993 und 2006 nahm armasuisse Immobilien
militärhistorisch bedeutende Sperrstellen der deklassierten Grenz- und Landesbefestigung im Hinweisinventar ADAB auf und publizierte sie in kantonsweisen Broschüren. Die den Sperrstellen zugehörigen Objekte unterstanden damals noch dem Informationsschutz. Die jetzt erstmals online verfügbaren Objektblätter ADAB entsprechen einem grossen Bedürfnis der militärhistorisch interessierten Öffentlichkeit, insbesondere der Betreiber von Festungsmuseen. Die Informationen beinhalten
u.a. eine Objektbeschreibung, die Angabe der Lage und des Bautyps, die denkmalpflegerische Einstufung sowie die (Bau-)Geschichte der Infrastruktur. Zu jedem Kanton finden sich auf der Webseite von armasuisse Immobilien zwei Dateien: ein Objektverzeichnis und eine Objektblattsammlung. Link zur Internetseite: Militärische Denkmäler ADAB und HOBIM (admin.ch)
Weitere Bilder in der armafolio-App
WISSENSCHAFT UND TECHNOLOGIE
Rückblick Connected – ein Grossanlass von armasuisse Vom 18.-20. August 2023 fand in Kloten-Bülach der Armeeanlass CONNECTED statt. armasuisse W+T war bei diesem Anlass vertreten und konnte so den Besucherinnen und Besuchern während fünf Tagen seine vielfältigen Projekte rund um die Bereiche Forschung, Innovation und Testing zeigen. Weiter gaben unsere Expertinnen und Experten den Besuchenden Einblicke in ihren ungewöhnlichen Arbeitsalltag. Die
Besucherinnen und Besucher hatten damit die Möglichkeit, in die Welt der Technologie und Wissenschaft einzutauchen. Alles in allem blickt armasuisse W+T auf einen gelungenen Anlass mit vielen interessierten Besucherinnen und Besuchern zurück.
WISSENSCHAFT UND TECHNOLOGIE
Neuerscheinung armasuisse W+T – Inside S+T-Magazin armasuisse W+T hat Ende dieses Jahres ein neues Magazin herausgebracht: Inside S+T. Die erste Ausgabe widmet sich dem Fokusthema Testing. Es lassen sich unter anderem Berichte zur Geschichte und zur einzigartigen Infrastruktur von armasuisse W+T finden, sowie ein Jahresrückblick zu den Forschungsaktivitäten und ein Interview mit Dr. Hansruedi Bircher, dem ehemaligen Leiter Forschungsmanagement und Operations Research. Viel Spass bei der Lektüre:
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DIVERSES |
WISSENSCHAFT UND TECHNOLOGIE
Zusammenarbeit mit Medien – Podcast und TV-Beitrag Im November wurde einerseits der Blickpodcast «Durchblick» mit dem Titel «Krieg der Zukunft» online gestellt. In diesem Podcast kommt Dr. Mark Höpflinger, Leiter des Schweizer Robotikund Drohnen-Zentrums (SDRZ) von armasuisse W+T als Experte im Bereich Drohnen und Robotik zu Wort. Andererseits besuchte uns, ebenfalls im November, das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) für Aufnahmen mit dem SDRZ. Für die Dokumentation «Schweizer Waffen für die Ukraine? – Ideologie, Identität und andere Irrtümer» zum Thema «Die Schweizer Rüstungsindustrie zwischen Identitätspolitik und internationalen Erwartungen» wurde ebenfalls Dr. Mark Höpflinger interviewt und es wurden verschiedene Systeme des SDRZ präsentiert. Die Sendung wurde am 15. November auf 3sat ausgestrahlt. Hier findet man den Beitrag: Schweizer Waffen für die Ukraine? - Ideologie, Identität und andere Irrtümer - 3sat-Mediathek
Den Podcast selbst findet man hier:
ARMASUISSE
Der Militärflugplatz Alpnach setzt auf Schweizer Holz armasuisse Immobilien konnte das Label «Schweizer Holz» von der «Lignum Holzwirtschaft Zentralschweiz» für die neue Einstellhalle auf dem Militärflugplatz Alpnach (OW) entgegennehmen. Das Label zeichnet nachhaltige Bauten aus, die auf Schweizer Holz setzen. In der neuen Einstellhalle wurden 248,2 m3 gelabeltes Holz verbaut, das aus einheimischen Wäldern stammt und in der Schweiz verarbeitet wurde. Das Holz wächst in zwölf Minuten wieder nach. Ausserdem bindet das Material rund 182 Tonnen des Treibhausgases CO2 und entzieht es somit für Jahrzehnte der Atmosphäre. Dies entspricht der Jahresproduktion von 36 in der Schweiz lebenden Personen.
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| PROJEKT MIGRA VKA | FÜHRUNGS- UND AUFKLÄRUNGSSYSTEME
Projekt Migra VKA: Neues Videokonferenzsystem der Armee Für die effiziente Führung der Armee in allen Lagen ist die Videokonferenzanlage (VKA) ein einsatzrelevantes und unverzichtbares Mittel. Im Rahmen des Projekts Migra VKA wird das bisherige Videokonferenzsystem erneuert. Das neue Videokonferenzsystem, bis Stufe VERTRAULICH, bietet dem Anwender einen hohen Bedienkomfort. Dem Bedarfsträger stehen sowohl fix installierteVideokonferenz-Module wie auch mobile Einheiten für vielfältige Anwendungszwecke zur Verfügung. Das neue Videokonferenzsystem kommt erstmalig anlässlich des World Economic Forum (WEF) zum Einsatz. Die Einführung für die gesamte Truppe und der Projektabschluss sind bis Ende Q1, 2024, geplant. Text: Stefan Moscibroda, Kompetenzbereich Führungs- und Aufklärungssysteme
Projektinhalt Das Projekt Migra VKA wurde im Januar 2020 mit dem Zweck gestartet, das bisherige noch auf ISDN1-Technologie basierende Videokonferenzsystem unter Berücksichtigung aktuellster Technologien abzulösen. Folgende wesentliche Anforderungen wurden an das neue System gestellt: • Bis Stufe VERTRAULICH nutzbar • S ynergien und Interoperabilität zum Voice-System der Armee (VSdA) • E infach in der Handhabung /Bedienung: MeetingPlanung eigenständig durch die Truppe möglich • Verfügbar über alle Lagen (Kernsystem der Armee) • Kompatibilität zum Führungsnetz der Armee (Fhr N CH) Technische Lösung Das neue Videokonferenzsystem der Armee VKA basiert auf Cisco-Produkten (Cisco Codec Pro/Plus und Deskpro), ergänzt um ein für den Bedarfsfalls der Schweizer Armee angepasstes Benutzerinterface (GUI). In einem 2021 in Dübendorf durchgeführten Proof of Concept zeigte sich, dass die im Projekt festgelegte Lösung die Anforderungen verschiedenster Stakeholder wie Kdo Op, LW, Drohnen-Kommando, Kdo KSK, interner IKT-Leistungserbringer erfüllt.
Sicherheit Das neue Videokonferenzsystem der Armee verfügt über ein ISDS2-Konzept der Stufe VERTRAULICH für den Einsatz im Führungsnetz Schweiz. Der Einsatz ausserhalb des Fhr N CH ist möglich, es müssten jedoch aber für die Klassifizierung VERTRAULICH ergänzende Verschlüsselungslösungen verwendet werden. Aktuell ist der Einsatz der Anlagen nur im Fhr N CH vorgesehen.
Hauptkomponenten der Cisco Videokonferenzlösung: Codec, Kamera, Touchpanel, Mikrofone.
1 ISDN: Integrated Services Digital Network (digitaler Standard für ein Telekommunikationsnetz). 2 ISDS: Informationssicherheits- und Datenschutzkonzept
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FÜHRUNGS- UND AUFKLÄRUNGSSYSTEME | PROJEKT MIGRA VKA |
Videokonferenzmodul B in kleinem Sitzungszimmer
Benutzerinterface (Video Meeting Manager, VMM) Für das GUI (Graphical User Interface) kommt der im Projekt neu entwickelte Video Meeting Manager (VMM) zum Einsatz. Der Video Meeting Manager läuft serverseitig und wird vom Benutzer über das Cisco-Touchpanel bedient. Der VMM basiert auf Komponenten von TTEL (Tactical Telephony), einer von RUAG entwickelten taktischen Kommunikationslösung, welche auch im Voice-System der Armee (VSdA) zum Einsatz kommt. Zusätzlich zur Cisco-Standardfunktionalität werden folgende Funktionalitäten ermöglicht: • Planung von Meetings und Terminserien durch den Benutzer • Benutzerfreundliches Adressbuch und anlageabhängig anpassbare Favoriten-Gruppen • Einrichten von Stellvertretungen für die MeetingPlanung und Verwaltung • Einbinden von VSdA-Benutzern in Videokonferenzen • Erkennen von Terminkonflikten
Startbildschirm Video Meeting Manager (VMM)
Das Benutzerinterface setzt die Vorgaben aus dem ISDS-Konzept um, indem für die Authentifizierung am Gerät ein PIN-Code (identisch zu VSdA) eingetippt werden muss. Die PIN-Code-Vergabe und der Versand des PIN-Codes erfolgen analog dem Prozess für das Voice-System der Armee.
Integration Videokonferenzfunktionalität im Multimedia-Standard-Bedienpanel.
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| PROJEKT MIGRA VKA | FÜHRUNGS- UND AUFKLÄRUNGSSYSTEME
Typische Konfiguration für das Videokonferenzmodul A1 (Führungsraum).
Fix installierte Videokonferenzmodule Das Videokonferenzmodul A1 ist das leistungsfähigste VKA-Modul mit dem grössten Videokonferenz-Codec. Das Videokonferenzsystem (Cisco Codec, Cisco Codec Pro/ Plus) ist hierbei in eine komplexe Multimediaanlage oder Führungswand integriert. Das Modul A1 ist für grössere Auditorien oder Hörsäle ausgelegt und kann mehrere Kameras sowie mehrere Aus- und Eingänge für Video- und Audiosignale verarbeiten. Das Videokonferenzmodul A2 ist der kleinere Bruder vom Modul A1 mit dem kleineren Codec. Dieses VKA-Modul eignet sich optimal für Rapporträume und mittlere Sitzungszimmer. Der wesentliche Unterschied zum grösseren A1-Modul ist die geringere Anzahl von Video-/Audio-Quellen und -Senken. Das Videokonferenzmodul B ist eine von externer RaumMultimedia unabhängige Videokonferenzlösung. Das System besteht aus einem fahrbaren Rollwagen mit je nach Ausstattung und je nach Raum einem oder zwei Monitoren in verschiedenen Grössen. Die Kamera ist direkt am Rollwagen befestigt. Das Bedienteil steht am Rollwagen bereit, wie auch das Anschlusskabel HDMI für die Content-Share-Funktion. Das Videokonferenzmodul B ist in verschiedenen Ausprägungen erhältlich (ein oder zwei Bildschirme, variable Bildschirmgrösse), je nach spezifischem Einsatzfall oder Platzverhältnissen am Einsatzort. Die fix installierten VKA-Module werden als Bestandteil der Rauminfrastruktur betrachtet. Die Netzwerkverbindung wird durch das Projekt (bzw. in Zukunft durch den Änderungsdienst) bereitgestellt. Es ist zwingend auch ein Immo-Projekt für die passiven Netzwerkinstallationen nötig (UKV-Verkabelung).
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Frage an den Projektleiter: Welche Lehren aus dem Projekt sollten für künftige Projekte berücksichtigt werden? 1. Die Bedarfsaufnahme sollte bereits im Rahmen der Initialisierungsphase erfolgen und das Projekt danach zeitnah starten, da die Verlässlichkeit der Bedarfsaufnahme über die Zeit sinkt. 2. Das Immo-Projekt muss beim Projektstart (Meilenstein 20) mit dem IKT- Projekt synchronisiert sein. Dies war beim vorliegenden Projekt zu wenig der Fall. Nur dank grossem Goodwill von armasuisse Immobilien konnten Wartezeiten auf Netzerschliessungen weitestgehend vermieden werden. 3. Der Aufwand auch für banale Aktivitäten darf nicht unterschätzt werden, sobald viele Stellen zu synchronisieren sind und Anlagestandorte nicht einfach zugänglich sind. Frage an den Projektleiter: Was war im Projekt besonders schwierig, was hat Freude bereitet? – Schwierig war die Projektplanung unter den schwierigen internen Personalressourcen. Praktisch während des ganzen Projekts befand sich Migra-VKA unter roten Linien, wo seitens der IKT-Leistungserbringern keine Leistung garantiert, bzw. nur Best-Effort versprochen wurde. – Positiv war die gute Zusammenarbeit der Mitglieder des Kernteams – jeder brachte seine Stärken optimal ein. Alle haben das Projekt unterstützt, teilweise über ihre Rolle hinaus, um in schwierigen Phasen vorwärtszukommen. An dieser Stelle grossen Dank dafür. Facts und Figures Projektkategorie: B Auftraggeber: Stv C Kdo Operationen Verpflichtungskredit: CHF 5,5 Millionen Videokonferenz-Anlagen: ca 100 (im Projekt), weitere im AeD MS 20: 06.01.2020 MS 30: 21.06.2022 MS 50 (voraussichtlich): 31.12.2023 (definierte Restanzen bis Q1, 2024) Erster produktiver Einsatz des neuen Systems: WEF, Januar 2024 Produktiver Einsatz an sämtlichen vorgesehenen Standorten: spätestens bis Ende Q1, 2024
FÜHRUNGS- UND AUFKLÄRUNGSSYSTEME | PROJEKT MIGRA VKA |
Videokonferenzmodul M1, integriert in Rollkoffer.
Mobile Videokonferenzmodule Das Videokonferenzmodul M1 ist eine mobile Anlage, die im Feld eingesetzt werden kann. Das modulare System kann bis zur Funktionalität eines A1-Moduls verwendet werden. Das Modul ist in einen stabilen Rollkoffer integriert und hat umfangreiches Zubehörmaterial, um z. B. Audio- und Videoquellen bis zu 10 Meter absetzen zu können. Folgende Einsatzszenarien sind möglich: • Backup-System für sämtliche VKA-Standorte • L eihsystem für den temporären Einsatz oder für den Feldeinsatz z. B. an Veranstaltungen wie WEF • Übergangssystem bei Umbauten Das Videokonferenzmodul M2 ist eine einfachere Variante des grösseren M1-Moduls. Es besteht aus einem All-in-One-Gerät: Bildschirm, Kamera, Mikrofone und Lautsprecher sind in einem Gerät verbaut. Dieses Modul ist optimal für eine Einzelplatzlösung und zudem sehr leicht zu transportieren. Für den Content steht ein HDMI-IN-Anschluss zur Verfügung. Zudem kann das Gerät das Bild via HDMI-Out an einen externen Monitor/Projektor ausgeben. Die Mobile-VKA-Systeme M1 und M2 werden von der Truppe über das Formular 1.0 (Kdo Operationen) bestellt und durch die Bereitschaftskompanie bereitgestellt. Im Gegensatz zu fix installierten Komponenten liegt die Netzanbindung mobiler VKA-Module in der Verantwortung der Truppe und wird auf Bestellung durch die Bereitschaftskompanie für den jeweiligen Einsatz bereitgestellt.
Videokonferenzmodul M2: All-in-One-Gerät
Neues Videokonferenzsystem im mobilen Feldeinsatz.
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| STANDARDISIERTES BAUEN | IMMOBILIEN
Standardisiertes Bauen: Viel mehr als nur «Bauen ab Stange» Militärisch genutzte Objekte haben eine lange Tradition in Bezug auf standardisiertes Bauen. Dank moderner technischer Möglichkeiten eröffnen sich heute zusätzliche Anwendungen und Formen, um funktionsgleiche Bauten rasch und mit weniger Risiken zu erstellen. Um die hochgesteckten Erwartungen zu erfüllen, müssen die Mitarbeitenden von armasuisse Immobilien über verlässliche Grundlagen verfügen, die Standardbauten flexibel einsetzbar und modular erweiterbar machen. Text: Yvonne Meister, Rolf Jappert, Stefan Geiser, armasuisse Immobilien
Realisiert auf dem Waffenplatz Neuchlen-Anschwilen. Modulbauten können Holz oder in gemischten Konstruktionen verwendet werden.
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IMMOBILIEN | STANDARDISIERTES BAUEN |
Standardbauten haben bei einfachen militärischen Objekten wie Unterkünften, Mehrzweckhallen und Lagergebäuden eine lange Tradition. Dank der modernen technischen Lösungsansätze eröffnen sich heute zusätzliche Anwendungsmöglichkeiten und -formen, die durch den Einsatz von geeigneten Materialien auch im Hinblick auf die Lebenszykluskosten optimiert werden können. armasuisse Immobilien prüft regelmässig mit Studienaufträgen und Pilotprojekten neue Lösungsansätze, um wiederkehrende Standardbedarfe schneller und mit einer grösseren Planungs- und Kostensicherheit erfüllen zu können. Selbst komplexe Aufgabenstellungen können in Angriff genommen werden, wie das Pilotprojekt für einen modularen Kasernenneubau auf dem Waffenplatz Sand in Schönbühl (BE) und der Elementkatalog für eine multifunktonale Theoriebaracke zeigen.
Die häufigsten Bautypen Die vier Bautypen, welche die Bedürfnisse der Armee am häufigsten abdecken, können jeweils auf verschiedenen Ebenen standardisiert werden. Mit der Wahl des richtigen Bautyps sollen die Bedürfnisse der Armee optimal abgedeckt sowie wirtschaftlich und nachhaltig erfüllt werden. Zelte Zelte sind mobil und finden Anwendung bei kurzfristigen Einsätzen mit Standzeiten von wenigen Wochen bis zu Monaten. Sie bieten in erster Linie Wetterschutz, sind aber energetisch ungenügend. Die leichte Aussenhülle bietet zudem wenig Schutz vor Beschädigung und damit auch vor Zutritt von Unbefugten.
Weitere Bilder in der armafolio-App
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| STANDARDISIERTES BAUEN | IMMOBILIEN
Modulbauten Die wichtigsten Varianten sind die in den meisten Fällen vorgefertigten Container (Metall) und Holzmodule oder gemischte Konstruktionen. Die Lebensdauer der Modulbauten ist im Vergleich zu Element- und Massivbauten kürzer. Statik und Transportwege schränken die Maximalabmessungen ein. Container eignen sich insbesondere für kurzfristige Lösungen bei einer möglichen Wiederverwendung an einem anderen Standort. Je nach Ausführung können sie mehrere Auf- und Abbauzyklen gut überstehen. Dadurch wird der bereits relativ tiefe Energieaufwand für die Erstellung von Modulbauten noch zusätzlich reduziert.
Elementbauten in Holzwerkstoffen erlauben individualisierbare Lösungen.
Elementbauten Wohl am häufigsten werden Elementbauten in Holzwerkstoffen realisiert. Bei Holzbauten ist der Energieaufwand für die Erstellung relativ tief. Elementbauten kommen in erster Linie für langfristige Lösungen in Frage. Der Vorfertigungsgrad ist nicht so hoch wie bei Modulbauten, deshalb wird für die Montage und den Ausbau mehr Zeit benötigt. Im Elementbau können gegenüber dem Modulbau jedoch individuellere Lösungen angeboten werden. Zudem können Anpassungen an neue Nutzungsanforderungen mit verhältnismässigem Aufwand vorgenommen werden. Massivbauten Der wohl am häufigsten angewendete Bautyp ist der Massivbau in Beton, Mauerwerk und Stahl. Der Energieaufwand für die Erstellung ist bei diesen Baumaterialien relativ hoch. Bei der massiven Rohbaustruktur ist von einer langen Lebensdauer auszugehen. Die Bauzeit dauert in der Regel länger als bei Elementbauten. Massivbauten bieten durch ihre Festigkeit besonderen Schutz vor Einbruch, Beschädigung, Brand, Explosion, Schall etc. und können Wärme gut speichern. Demgegenüber ist der Rückbau aufwendiger als bei Element- oder Modulbauten und die Wiederverwendbarkeit der Baumaterialien ist eingeschränkt.
Massivbauten kommen bei langfristigen Lösungen zum Einsatz.
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IMMOBILIEN | STANDARDISIERTES BAUEN |
THEORIEBARACKEN WERDEN KÜNFTIG ALS MULTIFUNKTIONSBAU ERSTELLT
ELEMENTBAUWEISE VAR. A
72 panels
Theoriebaracken Var. Satteldach Standardisiertes Bauen Minergie Standard A
Für den Ersatz der zahlreichen in die Jahre gekommenen Theoriebaracken wurde ein Multifunktionsbau entwickelt, welcher nicht nur als Theorieraum, sondern auch als Schlaf-, Verpflegungs- oder Büro raum genutzt werden kann. Es handelt sich um einen Elementbau aus Holzwerkstoffen, welcher dem jeweiligen Bedürfnis entsprechend zusammengestellt werden kann.
12 Elem
Exposionszeichnung
T
2 Elem P
Perspektive Nordost
S
S
S
Q
09.11.2022 / A3 / Pl. Nr. 001
R
S
S
2 Elem Q
S
S
P
S
R
T Innenwände 2 Elem
G Innenwände
Damit situativ auf die ortsspezifischen Gegebenheiten und die verschiedenen Bedürfnisse eingegangen werden kann, wurde ein Elementkatalog erstellt. Anhand dieses Katalogs können die Baukosten – ohne Erschliessungskosten – rasch erfasst werden.
6 Felder = 3 Elem
N
H
H
H
2 Elem
M
H
O
J
O
A
B
K L 2 Elem K
A
2 Elem C 6 Felder = 3 Elem
D
B
B
L
D
E
D
12 Elem
9 Elem HEA- Träger + 3 Streben Stahlbau
F
2 Elem Treppe +Rampe Metallbau
B
B
B
B
B
A
A
10 Stk Sockelschürzen Metallbau
28 Fundationsrohre
Der Elementkatalog für den Multifunktionsbau aus Holzwerkstoffen.
UNTERKUNFT SAND IN SCHÖNBÜHL: EIN ZUKUNFTSWEISENDES PILOTPROJEKT
2.07
3
3
2.07
30 30
1.58
1.80
7.50 1.58
30 30
2.07
1.665
5
1.335
5
5 37 5
1.335
5
1.665
5
2.63
1:50 / A3
2.63
65
69
5
64
armafolio 2/23 13
20.06.2023 Standardisiertes Bauen
Ersatzneubau Kaserne Wpl Sand-Schönbühl
20.06.2023
Schuhgestell 6 AdA
6er (295x775)
Militärische Unterkunft der Zukunft mit modularen Bausteinen.
12.16
6.055
Standardisiertes Bauen
5.66
Gewehrrechen (8)
5
2er (295x775)
6.055
20.06.2023
Gewehrrechen (8)
Schuhgestell 6 AdA Gewehrrechen (8)
Standardisiertes Bauen
min. 1.10 x 2.20 i.L. Schuhgestell 6 AdA
Ersatzneubau Kaserne Wpl Sand-Schönbühl
min. 1.10 x 2.20 i.L.
5
min. 1.10 x 2.20 i.L.
Ersatzneubau Kaserne Wpl Sand-Schönbühl
5
69
69
3
12er (310x750) - asymmetrische Tür
5
1:50 / A3
1.26
64
5
Sonnenbergstrasse 1, CH-5408 Ennetbaden Telefon +41 (0)56 200 95 11, Fax +41 (0)56 200 95 07 info@gpag.ch, www.gpag.ch
95 Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confedraziun svizra armasuisse
95 50
1.80 1.76
2.01
5 1.59
1:50 / A3
5
1.095
30 75
65
3
50
50 3
1.80
21.00 m2
50 20
2.07
925
5
30 30
845
2.48
1.16
955
75
8.285
7.75
91.10 m2 7.51 m2/AdA
75
50
30 30
30
925
2.07
2.07
95
95
Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confedraziun svizra armasuisse
50
50 95
43.83 m2 7.06 m2/AdA
Sonnenbergstrasse 1, CH-5408 Ennetbaden Telefon +41 (0)56 200 95 11, Fax +41 (0)56 200 95 07 info@gpag.ch, www.gpag.ch
5 30
Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confedraziun svizra armasuisse
955
8.035
30 30
95
2.07
50
3
3
95
2.07
3.10
50 20
3.10
50 20 30
95
8.285
2.07
3
3.10
95
86
50
1.26
5
50
7.75
2.07
30
95
2.07
1.155 5
75 30 57
3
3.10
2.95
50 20
20
2.95
2.71
95
12er (310x750) - asymmetrische Tür
6er (295x775)
2.95
Weiter soll es auch möglich sein, Schlafräume zu grösseren Büro- oder Schulungsräumen umzufunktionieren. Aus diesem Grund sollen beispielsweise Innenwände mit verhältnismässigem Aufwand für die gewünschte Nutzung angepasst werden können.
1.155 5
2er (295x775)
Bei der Weiterentwicklung der Layouts wurde die Flexibilität in den Vordergrund gestellt. Der modulare Aufbau der Zweier-, Sechser- und Zwölferschlafräume ermöglicht es, auf zukünftige Veränderungen der Bedürfnisse mit minimalem Aufwand zu reagieren. Dies auch im Hinblick auf den wachsenden Frauenanteil in der Armee. Sonnenbergstrasse 1, CH-5408 Ennetbaden Telefon +41 (0)56 200 95 11, Fax +41 (0)56 200 95 07 info@gpag.ch, www.gpag.ch
Bei komplexeren Objekten wie dem Kasernenneubau auf dem Waffenplatz Sand in Schönbühl (BE) können einzelne Elemente, zum Beispiel Schlafräume in Unterkünften, standardisiert und bei der Planung des Gebäudes in der benötigten Anzahl als «Bausteine» aneinandergefügt werden.
| LAUFBAHN | LUFTFAHRTSYSTEME
«Ich schätze die Möglichkeit zur Bogenkarriere sehr» armasuisse darf auf das Wissen vieler erfahrener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählen. Fast 30 Prozent des gesamten Personalbestands von armasuisse sind über 55 Jahre alt. Damit das Know-how, die erworbenen Kompetenzen und die wertvollen Erfahrungen im Sinne eines Wissenstransfers erhalten bleiben, bemüht sich armasuisse, die Mitarbeitenden durch einen flexiblen und individualisierten Übergang in die Pensionierung bis zum ordentlichen Pensionierungsalter zu halten. Peter Winter ist einer dieser erfahrenen Mitarbeitenden. Im Interview erzählt er, wie er die letzten Jahre seiner Karriere gestalten will. Text: Samanta Leiser, Fachbereich Kommunikation
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LUFTFAHRTSYSTEME | LAUFBAHN |
Peter, der Kompetenzbereich Luftfahrtsysteme geht ab dem 1. Januar 2024 in den neu geschaffenen Bereich Beschaffung über. Die Stelle des Leiters Kompetenzbereich Luftfahrtsysteme, die du in den vergangenen 15 Jahren innehattest, wird damit obsolet. Wie geht es für dich weiter? Ab Anfang 2024 werde ich armasuisse in der Transformation und Umsetzung der strategischen Ausrichtung unterstützen und dabei direkt dem Rüstungschef rapportieren. Im Jahr 2025 werde ich schliesslich als Liaison Officer die Leitung des Büros von armasuisse auf der Schweizer Botschaft in Washington D. C. übernehmen und armasuisse vor Ort bei unseren Lieferanten und Partnern vertreten sowie die Beschaffungsprojekte von armasuisse in den USA begleiten. Worauf freust du dich im Hinblick auf die kommenden zwei, drei Jahre besonders? Im kommenden Jahr darf ich mich vor allem auf strategisch-konzeptionelle Arbeiten konzentrieren, die Führungsaufgaben rücken in den Hintergrund. Nebst meinen Aufgaben im Rahmen des Transformationsprozesses armasuisse 4.0 werde ich für die Weiterentwicklung der Service Level Agreements verantwortlich sein. Weiter unterstütze ich wie bisher das Projekt ADS 15 und koordiniere mit den US-Behörden unseren F/A-18-Betrieb bis zur Ausserdienststellung. Dabei arbeite ich auch intensiv mit den Partnernationen, die den F/A-18 auch noch betreiben, zusammen. Werfen wir einen Blick zurück: Wie hast du deine Berufslaufbahn gestartet? Ursprünglich bin ich diplomierter Elektroingenieur. Bevor ich 1997 in die damalige Gruppe für Rüstung, heute armasuisse, eingetreten bin, war ich als technischer Projektleiter für die Chemie in Basel tätig. Bei armasuisse hatte ich verschiedene Projektleiterfunktionen in der Beschaffung von Flugmaterial sowie Führungssystemen inne. Des Weiteren war ich Gesamtprojektleiter für das Grossprojekt Florako, das Luftraumüberwachungs- und Einsatzsystem der Luftwaffe. Im Jahr 2008 habe ich zudem den Executive Master of Business Administration (MBA) der Universität St. Gallen erworben. Als Leiter Kompetenzbereich Luftfahrtsysteme hast du regelmässig verschiedene Partner im Ausland besucht. Gibt es ein Ereignis oder eine Situation, die dir von einer solchen Reise speziell in Erinnerung geblieben ist? Ein Highlight, an das ich gerne zurückdenke, ist der Kontakt mit der Beschaffungsbehörde in Singapur. Es war immer sehr faszinierend zu sehen, wie eine so kleine Nation aufgestellt ist. Insbesondere war ich beeindruckt von deren Talent Management und dem internen Ausbildungsprogramm für junge Mitarbeitende. Dank dem Erfahrungsaustausch mit unseren Partnern in Singapur wurde schliesslich auch der Grundstein für das Basisseminar Beschaffung bei armasuisse gelegt.
Was rätst du jüngeren Mitarbeitenden im Hinblick auf das Gestalten ihrer Karriere? Sei ein Change Champion. Damit meine ich, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und sich Einblicke in verschiedene Bereiche zu verschaffen. Meiner Meinung nach ist es essenziell, dass man nicht stehen bleibt, sondern immer weitergeht. Dein Karriereweg neigt sich nun langsam dem Ende zu. Was sind deine Pläne für die letzten Jahre deiner Karriere? Ich möchte mich allmählich aus den operativen Projektarbeiten zurückziehen und künftig stärker in unterstützender Funktion und im Coaching aktiv sein. In meiner Karriere durfte ich verschiedene Projektleiterfunktionen in der Beschaffung übernehmen. Meine Erfahrungen gebe ich nun gerne weiter. Konkret hast du dich für eine Bogenkarriere entschieden. Was hat dich dazu bewogen? Bei armasuisse ist die Möglichkeit zu einer Bogenkarriere auch auf den oberen Stufen gegeben, was ich sehr schätze. Dieses Übergangsmodell ermöglicht es, sich schrittweise auf die kommende Karrierephase einzustellen. Was möchtest du in den kommenden Jahren unbedingt noch erreichen? Mein Ziel ist es, die Aufgaben, die ich in den USA zu bearbeiten habe, erfolgreich umzusetzen. Dazu gehört vor allem die Unterstützung des Programms Air2030. Zudem möchte ich mich in den kommenden Jahren noch stärker mit den zukünftigen Schlüsselbereichen Weltraum, Battle Management Networks und unbemannte Systeme auseinandersetzen.
Bogenkarriere bei armasuisse Den Mitarbeitenden von armasuisse, die sich in der beruflichen Phase vor der Pensionierung befinden, stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um die letzten Jahre im Berufsleben nach ihren persönlichen Bedürfnissen zu gestalten. Die Bogenkarriere ist ein zentrales Instrument dieses Übergangsmanagements. Von einer Bogenkarriere spricht man, wenn sich die Mitarbeitenden im fortgeschrittenen Berufsalter freiwillig dazu entscheiden, einen Gang zurückzuschalten und Verantwortung abzugeben. Das verschafft der abtretenden Führungsperson mehr Freiraum und bietet Nachwuchskräften die Chance, mehr Verantwortung zu übernehmen.
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| VOGELSCHLAG | LUFTSYSTEME
Neue Wirkmittel gegen Vogelschlag Wildtiere, im Speziellen Vögel, stellen eine ernste Bedrohung für startende, landende und rollende Flugzeuge dar. Massnahmen zur Verminderung von Kollisionen zwischen Wildtieren und Luftfahrzeugen sind daher ein wichtiger Teilbereich der Flugunfall prävention. Mit der Beschaffung und Einführung von Vergrämungsmitteln kann ein wichtiger Beitrag für die Sicherheit des militärischen Flugverkehrs geleistet werden. Text: Wyler David, Feuz Pascal, Felder Reto, Kompetenzbereich Landsysteme
Die Strategie zur Verminderung von Vogelschlägen setzt grundsätzlich auf langfristig wirkende passive Massnahmen. Dabei steht die sachgemässe Bewirtschaftung des Flugplatzgeländes (Biotopmanagement auf dem Flugplatzperimeter) im Vordergrund. Mit geeigneten Massnahmen kann so das Fernhalten der Vögel von den Flugbetriebsflächen (Pisten, Rollwege und Sicherheitsflächen) positiv beeinflusst werden. Ergänzend zu den passiven Massnahmen werden aktive Vergrämungsmittel wie zum Beispiel Knall-/Leucht- oder Pfeif-Munition eingesetzt. Dies mit dem Ziel, einen Abschuss der Vögel in Gefahrensituationen wenn immer möglich zu verhindern bzw. nur als letzte Option auszuführen. Das Projekt «Wirkmittel gegen Vogelschlag» sah ursprünglich die Beschaffung von rein pyrotechnisch wirkenden Vergrämungsmitteln vor. Primäre Treiber für dieses Projekt waren die Schliessung einer Fähigkeitslücke (Vogelvergrämung auf grössere Distanzen von 70 bis 200 m) sowie das künftige Vermeiden von Munitionsrückständen als Konsequenz des Einsatzes der 26,5 mm-Raketenpistole-78-Munition. Die aus der Verwendung der bisherigen Munition 78 entstehenden metallischen Rückstände können auf bewirtschafteten Grünflächen eine Gefahr für das Vieh, aber auch für Luftfahrzeuge darstellen.
Handlaser mit verstellbarer Leistung
Da im Rahmen des Truppenversuches 2016 auf dem Flugplatz Emmen mit den eingesetzten pyrotechnischen Vergrämungsmitteln nicht die erwarteten Ergebnisse erzielt werden konnten, entstand, basierend auf einem Vorschlag seitens armasuisse, der Antrag zur parallelen Abklärung anderer, nicht pyrotechnischer Vergrämungsmassnahmen/-mittel. Im Rahmen eines Workshops wurden 2017 von der Industrie alternative Vergrämungsmittel vorgestellt. Das Projektteam erweiterte aufgrund des erkannten Potentials das Projekt mit zwei neuen Vergrämungsmitteln, einem Gasknallsystem und einem Handlaser. Handlaser Die Wirkungsweise eines Vergrämungs-Handlasers basiert auf der Bewegung eines Laserpunktes vor oder neben dem Tier, was dessen Fluchtinstinkt weckt. Eine Marktanalyse hat gezeigt, dass nur wenige professionelle Laser-Produkte zur Vogelvergrämung auf dem Mark erhältlich sind. Da ein nicht qualifiziertes Produkt bzw. eine falsche Handhabung zu schweren Augenschäden bei Mensch und Tier sowie zur Blendung von Piloten führen kann, wurden die Produkte entsprechend auf Herz und Nieren getestet. Durch armasuisse WTS wurden daher die Daten anhand der angegebenen Werte errechnet, abgeleitet und beim Versuchsmaterial nachgemessen. So konnte sichergestellt werden, dass keine praktischen Verifikationen mit gefährlichen «Billigprodukten» durchgeführt wurden.
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Handlaser für Vogelvergrämung inkl. Schutzbrillen
LUFTSYSTEME | VOGELSCHLAG |
3D-CAD printscreen des Handwagens
Im Rahmen der praktischen Verifikation 2020 wurde zudem beschlossen, die Leistungsregelung mechanisch zu fixieren, so dass permanent eine Sicherheitsdistanz (Nominal Ocular Hazard Distance NOHD, oder auf Deutsch: Nomineller Augen-Gefahrenabstand) von 50 m sichergestellt ist. Durch armasuisse WTS wurde die dazu notwendige Modifikation an einem Versuchs-Handlaser und später auch bei der Serie erfolgreich vorgenommen. Auch unter Berücksichtigung aller Sicherheitsvorschriften und -massnahmen muss beim Einsatz der Handlaser entsprechende Schutzausrüstung getragen werden. Der Laserschütze benötigt eine Schutzbrille, welche vor allfälligen Laserlicht-Reflektionen schützt, jedoch das Zielen resp. das Sehen des Laserspots weiterhin zulässt. Für Personen im Gefahrenbereich ist eine Vollschutzbrille unerlässlich.
Gasknallsystem
Gasknallsystem Bei einem Gasknallsystem wird ein Propan-Luftgemisch piezoelektrisch gezündet, wodurch ein ca. 145dB lauter Knall generiert wird. Dieser schreckt die Tiere wie bei einer Knallpatrone auf. Es entstehen jedoch keine Munitionsrückstände. Gemäss Marktanalyse bieten international nur zwei Hersteller Produkte für den professionellen Einsatz auf Flughäfen/Flugplätzen an. Eine Kernanforderung an das zu beschaffende Knallsystem war die maximale Bauhöhe von < 1 Meter. Durch die geringe Bauhöhe soll bei einer pistennahen Platzierung des Gasknallsystems das Kollisionsrisiko minimal gehalten werden können. Mithilfe eines Funkhandsenders kann das Gasknallsystem aus einer Distanz von mehreren Kilometern ausgelöst werden. Zur optimalen Platzierung und Umplatzierung des Gasknallsystems wurde ein entsprechender Handwagen gefordert. Da die Standard-Handwagen die Anforderungen nicht erfüllen konnten, wurde durch die Ausbildungsstätte der LBA in Meiringen ein Prototyp entwickelt und in Kooperation mit der Schlosserei in Thun gefertigt. Dank diesem massgeschneiderten Konstrukt kann das Gasknallsystem, montiert auf dem Handwagen, mittels weniger Handgriffe durch nur eine Person umplatziert werden. Nach einer erfolgreichen Verifikations- und Beschaffungsphase konnte die Luftwaffe per Ende 2022 mit Handlasern und Gasknallsystemen ausgerüstet werden, welche zukünftig als Ergänzung der bereits vorhandenen Vergrämungsmassnahmen/-mittel den militärischen Flugverkehr sicherer machen werden.
Gasknallsystem, montiert auf Handwagen
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| INNOVATIONSRAUM SANDBOX | WISSENSCHAFT UND TECHNOLOGIE
Automatisiertes Ausleseverfahren von Waffen-Seriennummern: Mit dem Innovationsraum Sandbox gemeinsam zur Lösung Im Rahmen des Innovationsraumes Sandbox für das Armeelogistikcenter Thun (ALC-T) der Logistikbasis der Armee (LBA) wurden, in Zusammenarbeit mit armasuisse Wissenschaft und Technologie (W+T), Lösungen für das Einlesen von Waffen-Seriennummern gesucht. Dabei galt es, technologische Lösungen zu untersuchen, welche das menschliche manuelle Einlesen und Erfassen der Seriennummern durch ein automatisiertes Verfahren verlässlich ablösen können. Um den Stand der Technik zu evaluieren, wurden Lösungsansätze im Sinne einer Markterkundung über SIMAP gesucht und anschliessend zu einer gemeinsamen Untersuchung mit dem Bedarfsträger eingeladen. Text: Jens Rehanek und Sarah Trösch, Fachbereich Innovation und Prozesse, Kompetenzbereich Wissenschaft und Technologie
Die Innovationsräume des Bundesamtes für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) Im Jahr 2020 erteilte Bundesrätin Viola Amherd der armasuisse W+T den Auftrag, sogenannte Innovationsräume für das VBS auszuarbeiten und umzusetzen. Es handelt sich bei diesen Räumen nicht um physische Räume, sondern um Instrumente beziehungsweise Verfahren, die dazu dienen, innovative und effektive Lösungen für bestehende Herausforderungen des VBS zu finden. Insgesamt existieren fünf verschiedene Innovationsräume. Je nachdem, ob bereits Lösungen bekannt sind respektive wie weit Lösungen vorliegen, fällt die Wahl auf den jeweils passenden Innovationsraum. Die Innovationsräume VBS heissen wie folgt: Wettbewerb, Booster, Idea Lab, Test Run und Sandbox. Die nachfolgenden Ausführungen beschreiben die Tätigkeiten innerhalb des letztgenannten Innovationsraums, der Sandbox. Der Innovationsraum Sandbox – Durchführung von Tests im einsatzrelevanten Umfeld Im Innovationsraum Sandbox werden Technologietests in einem einsatzrelevanten Umfeld durchgeführt. Ziel ist es, die Eignung von
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Technologielösungen für eine definierte Herausforderung zu untersuchen. Im Rahmen der Tests bieten armasuisse W+T und weitere Vertreter des VBS den Zugang zu relevanten Herausforderungen sowie zu einer geeigneten Testumgebung. Ein Sandbox-Verfahren läuft generell wie folgt ab: Besteht seitens des VBS der Bedarf nach einer technologischen Lösung, wird die Fragestellung im Sinne einer Markterkundung öffentlich ausgeschrieben. Es sind sowohl Einzelpersonen, wie auch Unternehmen, akademische Einrichtungen oder auch Non-Profit-Organisationen eingeladen, ihre Lösungsansätze einzureichen. Anhand von vordefinierten Bewertungskriterien werden anschliessend die Eingaben beurteilt und bei Eignung zur Sandbox eingeladen. Im Rahmen der Sandbox haben die Teilnehmer die Möglichkeit, ihre Lösungen anhand von Testszenarien in realistischer Testumgebung zu demonstrieren. Der Abschluss der Erprobung im Innovationsraum Sandbox erfolgt mittels eines gemeinsamen Berichtes von armasuisse W+T und VBS-Vertretern zuhanden der Teilnehmenden. Dabei geht es nicht darum, Produkte zu evaluieren, sondern technologische Lösungen zu untersuchen und hinsichtlich ihrer Eignung zu beurteilen.
WISSENSCHAFT UND TECHNOLOGIE | INNOVATIONSRAUM SANDBOX |
Konkretes Anwendungsbeispiel: automatisiertes Leseverfahren von Waffen-Seriennummern Die gemeinsame Sandbox mit der LBA fand im Zeitraum vom 03. bis 18. Oktober 2023 in der Waffenwerkstatt in Bern statt. Die Problemstellung war folgende: Die LBA ist gesamtschweizerisch für die Einlagerung der persönlichen Dienstwaffen zuständig. Vor jeder Einlagerung werden auf der jeweiligen Waffe die drei Seriennummern kontrolliert und erfasst. Dies ist eine äusserts monotone, zeitaufwändige und ermüdende Arbeit. Die Seriennummern sind in den Stahl der Waffen eingestanzt und, mit Ausnahme der Seriennummer im Griffstück der Pistole 75, nicht mit Farbe eingegossen. Basierend auf den Erfahrungen der LBA stellt die automatisierte Erfassung der Seriennummern eine Herausforderung dar. Eine weitere Herausforderung bestand für die LBA bei der Auslesung der Seriennummern auch darin, die Waffen für die Auslesung nicht zu manipulieren. Somit wurde im Rahmen der Sandbox nach innovativen, state-of-the-art Technologien für die automatisierte Nummernerkennung gesucht. Die Zielsetzung für die angestrebte technische Lösung war: Das Ablesen, Kontrollieren und Erfassen der Seriennummern auf den Waffen durch den Menschen soll entfallen und durch eine technische Nummernerkennung und Erfassung dieser im Buchungssystem ersetzt werden. Stimmen die drei Seriennummern auf der Waffe überein, erfolgt automatisch die gewünschte Buchung direkt ins Management-System der LBA. Für die Durchführung der Sandbox wurden in der Waffenwerkstatt der LBA verschiedene Dienstwaffen in unterschiedlichen Zuständen (neu, abgenutzt, etc.) sowie ein Demonstrationsbereich für den Testaufbau und die Durchführung zur Verfügung gestellt. Die LBA als Bedarfsträger war vom Anfang bis zum Ende in die Umsetzung der Sandbox aktiv eingebunden. Zufriedenstellende Ergebnisse zum Abschluss der Sandbox Die untersuchten Lösungen konnten bereits in dieser kurzen Zeit eine signifikante Effizienzsteigerung im Vergleich zum manuellen Auslesen und Erfassen aufzeigen. Es konnte gezeigt werden, dass mit den heutigen Lösungen ein robustes Auslesen der Seriennummern auch unter herausfordernden Bedingungen in Bruchteilen von Sekunden möglich ist. Weiter konnten bereits im Rahmen der kurzen Tests Modelle trainiert und optimiert sowie die Fehlerquote über ergänzende Trainingsdaten und Optimierungen zusätzlich reduziert werden. So zeigt eine erste Grobabschätzung, dass, verglichen mit der rein menschlichen Durchführung der Aufgaben, eine Verdoppelung oder gar Verdreifachung der Stückzahlen bei gleichzeitiger Halbierung der hierfür benötigten Arbeitskraft erreicht werden könnte. Die im Rahmen dieser Sandbox gewonnenen Erkenntnisse stellen nun eine wichtige Grundlage für das weitere Vorgehen im Sinne der Verwertung, zum Beispiel eines möglichen Beschaffungsvorhabens, dar. Abschliessendes Fazit und Ausblick Während der Durchführung der Sandbox herrschte eine sehr lösungsorientierte, innovative und inspirierende Atmosphäre unter allen Beteiligten. Auf allen Seiten war eine Bereitschaft zum offenen und sehr konstruktiven Austausch für eine pragmatische und wirkungsvolle Lösungsfindung vorhanden. Mit dem gemeinsamen Abschlussbericht der LBA und armasuisse W+T kann dieser Innovationsraum erfolgreich abgeschlossen und Lösungen aufgezeigt werden. Es lässt sich festhalten, dass die Ziele, die LBA in der Lösungsfindung zu unterstützen und gleichzeitig einen Wissens-Aufbau zu generieren, zur Zufriedenheit aller erreicht wurden. Somit verfügt die LBA nun über Entscheidungsgrundlagen für das weitere Vorgehen im Bereich der automatisierten Erfassung von Seriennummern.
Das System des ersten Unternehmens zum automatischen Einlesen der Waffen-Seriennummern
Der Zustand der einzelnen Waffen unterscheidet sich stark, was für das automatische Einlesen eine Herausforderung darstellt
Das System des zweiten Unternehmens zum automatischen Einlesen der Waffen-Seriennummern
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| BESCHAFFUNG BE20 | EINKAUF UND KOOPERATIONEN
NLA steht für Natur, Landschaft, Armee und ist ein vom Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) erstelltes Konzept zum Schutz der Umwelt. Die Bundesverfassung legt fest, dass die Aufgaben der Landesverteidigung und der Schutz von Natur und Landschaft gleichwertig sind. Zunächst wird anhand eines einheitlichen Schemas festgestellt, welche schützenswerten Lebensräume, Arten und Landschaftsmerkmale auf den genutzten Arealen auftreten. Anhand dieser Auswertung werden die Tätigkeiten entsprechend abgestimmt. Für jedes Areal muss folglich individuell entschieden werden, welche Massnahmen zu ergreifen sind, um die Tätigkeiten der Landesverteidigung durchzuführen, ohne dass die Umwelt davon Schaden trägt.
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EINKAUF UND KOOPERATIONEN | BESCHAFFUNG BE20 |
Was hat die Schweizer Armee mit Schneeschaufeln in Monaco zu tun? Ganz Monaco vom Schnee befreien, viermal die Fassade des Burj Khalifa reinigen und Wartungsarbeiten auf dem Europa-Park ausführen: Diese Leistungen bedürfen einer grossen Anzahl an Fachkräften. Für Armeeobjekte desselben Umfangs müssen ebendiese und weitere Arbeiten geleistet werden. Die Leistungsbeschaffung mit dem Projektnamen BE20 wurde vom Bereich Einkauf und Kooperationen durchgeführt. Text: Lucia Egger, Fachbereich Kundenmanagement/Technologiescouting, Kompetenzbereich Einkauf und Kooperationen
Beim Projekt BE20 handelt es sich um die Beschaffung von Betreiberleistungen zur Immobilienbewirtschaftung von Objekten der Logistikbasis der Armee (LBA), welche im Jahr 2020 lanciert wurde. Das Ziel der Leistungsbeschaffung BE20 ist die Sicherstellung des optimalen Betriebs der Anlagen, unter Berücksichtigung des sparsamen Umganges mit den Finanzen des Bundes.
Reinigung Dieses Leistungspaket beinhaltet die Raum- und Gebäudehüllenreinigung, welche teilweise periodisch wiederholt werden muss. Um die optimale Nutzung der Anlagen zu ermöglichen, werden Leistungspläne erstellt. Zudem muss das Personal für Spezialreinigungen über entsprechende Qualifikationen verfügen.
Leistungspakete Die Leistungen wurden erstmalig in Leistungspakete zusammengefasst; Hauswartdienst, Reinigung, Umgebungspflege, Winterdienst und Felsreinigung. Die Bündelung in Leistungspakete ermöglicht eine produktivere Einsetzung der Personalressourcen. Die Leistungserbringung durch spezialisierte Unternehmen gewährleistet, dass Fachleute angestellt sind, welche über Erfahrung und grosses Knowhow verfügen. Zudem nimmt der koordinative Aufwand der LBA ab, da die Ansprechpersonen klar definiert sind.
Umgebungspflege Die Umgebungspflege umfasst den Unterhalt von Grünund Hartflächen sowie Garten- und Gartenbauarbeiten. Die nachhaltige Grünflächenbewirtschaftung wird durch die Umsetzung des NLA-Konzepts sichergestellt. Der Eingriffszeitpunkt wird unter Berücksichtigung der Saison, des Klimas, aber auch der Nutzung der Flächen festgelegt. Die Zusammenarbeit mit lokalen Behörden, wie beispielsweise mit Förstern, stellt ebenso einen wesentlichen Teil der Leistungen dar.
Hauswartdienst Die primäre Aufgabe des Hauswartdienstes ist die Bewahrung oder Wiederherstellung der Gebrauchstauglichkeit und Sicherheit der Leistungsbereiche. Ein wichtiger Aspekt dieser Leistungen beinhaltet die integrale Sicherheit, welche einem Schutzkonzept mit regelmässigen Qualitätskontrollen unterliegt. Um die Sicherheit jederzeit gewährleisten zu können, müssen alle Objekte für das verantwortliche Personal vom jeweiligen Wohnort aus innerhalb von 30 Minuten erreichbar sein.
Winterdienst Der Winterdienst wird saisonal durchgeführt. Vor dem Winter müssen allerdings Vorarbeiten geleistet werden, um Objekte wie Strassenlaternen oder sonstige Hindernisse zu markieren. Die Leistungen beinhalten insbesondere die Weiss- und Schwarzräumung. Die Glatteisbekämpfung ist ebenfalls Teil der Leistungserbringung, wobei Salze als Auftaumittel eingesetzt werden. Felsreinigung Die Felsreinigungsarbeiten finden teilweise in geografisch abgegrenzten Gebieten statt und werden am hängenden Seil durchgeführt, was einer speziellen Ausbildung zur Höhenarbeiterin bzw. zum Höhenarbeiter bedarf. Für die Gewährleistung der Betriebssicherheit muss ein Sicherheitskonzept zur Verminderung des Felssturz- und Steinschlagrisikos sowie ein Rettungskonzept für Notfälle erstellt werden.
Felsreinigung armafolio 2/23 21
BETREIBERLEISTUNGEN BE20 I
~2‘000’000m²
300 Mio. CHF Budget 3 Jahre Projektdauer 8 Jahre Vertragszeit
Der Winterdienst wird auf einer Fläche getätigt, die der Grösse von Monaco entspricht.
~1‘000 Objekte
~36‘000 Räume
Die Anzahl Objekte, die gereingt werden, ist vergleichbar mit der Anzahl an Gebäuden in Interlaken.
Die zu reinigenden Räume entsprechen fünfmal der Anzahl Hotelzimmer des Venetian, dem grössten Hotel von Las Vegas‘.
HERAUSFORDERUNGEN
• Riesiger Leistungsumfang = aufwändige Erstellung des • Hohe Anforderungen an die Unternehmen und ihr Per • Zusammenarbeit mit regionalen Subunternehmen als V • Berücksichtigung der Nachhaltigkeit nach dem NLA-Ko
IN ZAHLEN
~800’000 m2
Die Leistungsfläche des Hauswartdienstes entspricht der des Europa-Parks.
Jährlich wird eine Fassadenfläche gereinigt, die viermal der des Burj Khalifa entspricht.
~1‘800 Toiletten
~1‘700’000m²
Es werden sechsmal mehr Toilettenräume gereinigt, als sich im Pentagon der USA befinden.
s Mengengerüsts rsonal Voraussetzung onzept
Die zu reinigende Fläche entspricht der Nutzfläche des grössten Gebäudes der Welt, dem New Global Century Center in China.
CHALLENGE ACCEPTED
© 2023 armasuisse/SID
~1‘000’000m²
| BESCHAFFUNG BE20 | EINKAUF UND KOOPERATIONEN
Ausschreibung der Betreiberleistungen Umfangreiche Leistungen werden anhand öffentlicher Ausschreibungen beschafft. Für die Ausschreibung der Beschaffung BE20 wurden fünf Lose ausgeschrieben, je ein Los pro Armeelogistikcenter (ALC). Die fünf ALC erbringen logistische Leistungen und sind für die Bereitstellung und Instandhaltung des Einsatz- und Ausbildungsmaterials der Truppen zuständig. Darunter fallen u. a. Fahrzeuge und Munition, aber auch Verpflegung und Betreiberleistungen. Der Zuständigkeitsbereich jedes ALC ist klar definiert, somit wird die ganze Schweizer Armee mit logistischen Leistungen versorgt. Die ALC sind an folgenden Orten stationiert: Grolley im Kanton Freiburg, Hinwil im Kanton Zürich, Monteceneri im Kanton Tessin, Othmarsingen im Kanton Aargau und Thun im Kanton Bern. Die Vorbereitung der Ausschreibung, deren Durchführung sowie die Evaluierung aller Angebote, dauerte insgesamt drei Jahre. Normalerweise dauern Ausschreibungen durchschnittlich ein Jahr. Aufgrund der langen Vorbereitungsphase wurden sowohl die Frist für die Angebotserstellung wie auch die Vertragsdauer verdoppelt. Den anbietenden Unternehmen wurden für die Angebotserstellung 80 statt 40 Tage gewährt. Die Evaluierungsphase der Angebote dauerte drei Monate. Das Evaluationsteam bestand aus je einem ALC-Vertretenden, der Projektleiterin und einem Fachspezialisten für Ausschreibungen des Kompetenzbereichs E+K. Die Vertragsdauer wurde aus ökonomischen Gründen auf acht statt vier Jahre festgelegt. Die Beurteilung der Angebote erfolgte anhand von sieben Zuschlagskriterien, welche mittels eines Punktesystems bewertet wurden. Die Zuschlagskriterien umfassten nicht nur monetäre, sondern auch qualitative Aspekte der Angebote: Ein Zuschlagskriterium beurteilte beispielsweise die Nachhaltigkeit der eingereichten Offerten. Nach der Evaluierung im Mai 2023 erhielten die drei Unternehmen die Zuschläge, welche die meisten Punkte für die jeweiligen Lose kumulieren konnten: Drei Lose gingen an die Honegger AG. Sie ist ein Schweizer Familienunternehmen mit Sitz in Köniz, welches u. a. Leistungen im Bereich rund um das Gebäude wie Facility Management und Reinigungen anbietet. Die ISS Schweiz AG erhielt ein Los, sie gehört zur ISS Gruppe, ist die führende Anbieterin der Schweiz für integriertes Facility Management und international in über 30 Ländern vertreten. Die Dussmann Service AG, welche ein Los erhielt, bietet integrierte Facility Management-Leistungen an, gehört zur Dussmann Group aus Deutschland und fokussiert sich in der Schweiz hauptsächlich auf Zürich und die Ostschweiz.
Alle drei Unternehmen sind spezialisiert in den Bereichen Facility Management, Unterhalt und Reinigung von Anlagen. Mit der Vergabe der Zuschläge wurde die Ausschreibung BE20 finalisiert, wobei das genehmigte Budget von 300 Millionen Schweizerfranken unterschritten werden konnte. Die Leistungserbringung für die Pakete Reinigung, Winterdienst und Hauswartdienst beginnen bereits Anfang 2024. Die weiteren Pakete – Umgebungspflege und Felsreinigung– starten ein Jahr später. Die Vorbereitungsphase aller Leistungen läuft bereits seit Mai 2023. Herausforderungen Eine der grössten Herausforderungen war die Zusammenstellung der Leistungsumfänge, genannt Mengengerüste. Eine spezifische Ausarbeitung der Mengengerüste dient der präzisen und transparenten Darstellung der Umfänge, an der sich die Unternehmen für die Angebotserstellung orientieren. Je mehr Objekte einer Leistungserbringung bedürfen, desto komplexer und zeitaufwändiger gestaltet sich die Erstellung einer Ausschreibung. Für die Ausschreibung BE20 musste beispielsweise jeder einzelne Toilettenraum in Bezug auf Ort, Art und Grösse dokumentiert werden. Erschwerend war zudem, dass eine grosse Anzahl an Fachkräften für die Leistungserbringungen gesucht wurde. Hohe Anforderungen an das Personal und die Unternehmen kamen ebenso hinzu. Spezifisch wurde von den Unternehmen gefordert, dass sie für die Erbringung der Leistungen mit regionalen Subunternehmen zusammenarbeiten. Nachhaltigkeit Die Nachhaltigkeit ist für den Bund ein besonders relevantes Thema. Abgesehen davon, dass sich die Leistungsvorschriften insbesondere für die Umgebungspflege am NLA-Konzept orientieren, wird für die Aufrechterhaltung und Förderung der Artenvielfalt sowie für die Gewährleistung nachhaltiger Grünflächenbewirtschaftung die Nutzung von schädlichen Stoffen verboten. Die Verbreitung von heimischen und ökologisch wertvollen Pflanzen soll gefördert und invasive Neophyten sollen entfernt werden. Für den Winterdienst müssen die Salzfahrzeuge mit einer elektrischen Dosiereinrichtung ausgestattet sein, welche nur eine minimale Salzdosierung abgibt. Auch bei den Reinigungsleistungen sind die Unternehmen dazu verpflichtet, die Beeinträchtigungen der Umwelt auf ein Minimum zu reduzieren.
Arbeiten am hängenden Seil 24 armafolio 2/23
EINKAUF UND KOOPERATIONEN | BESCHAFFUNG BE20 |
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| SCHIESSVERSUCHE MÖRSER 16 | ARMASUISSE
Von der Schweiz nach Schweden: Schiessversuche mit dem Mörser 16 Anlässlich ausgedehnter aussenballistischer Versuche in Schweden konnte armasuisse Wissenschaft und Technologie (W+T) wichtige Versuchsresultate ermitteln. Die gewonnenen Daten werden nun als Grundlage für die Herstellung eines präzisen Ballistik-Modells herangezogen und bilden so die Basis für einen sicheren und effizienten Einsatz des Waffensystems 12 cm Mörser 16. Text: Daniel Bützer, Fachbereich Testcenter, Kompetenzbereich Wissenschaft und Technologie
Seit der altersbedingten Ausserdienststellung der 12 cm- Minenwerferpanzer 64/91 im Jahre 2009 verfügen die Kampfverbände der Schweizer Armee über kein System mehr zur Sicherstellung der indirekten Feuerunterstützung auf kurze Distanz. Mit dem 12 cm Mörser 16 soll diese Fähigkeit wiedererlangt werden. Als Teil des Beschaffungsprojektes müssen diverse Munitionstypen getestet werden. Das Mörsersystem verfügt über einen Ballistic On Board Computer (BOC), welcher die notwendigen Schiesselemente wie Azimut und Elevation berechnet. Damit das System diese Elemente überhaupt berechnen kann, müssen die ballistischen Kenndaten der eingesetzten Munition bekannt und in einem Ballistik-Modell abgebildet sein. Im Rahmen des Beschaffungsprojekts 12 cm Mörser 16 wird bereits bestehende Munition altersbedingt einem Retro-Fit-Programm unterzogen. Das heisst konkret, dass die bestehende Munition modernisiert und nachgerüstet wird, damit sie den neuen Systemanforderungen gerecht wird. So werden für den Einsatz und die Ausbildung fünf verschiedene Munitionstypen zur Verfügung stehen.
Munitionstypen 12 cm Mörser 16.
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Vom 14. bis 31. August erprobte armasuisse W+T in Zusammenarbeit mit der schwedischen Beschaffungsbehörde (FMV) vier dieser Munitionstypen auf dem Schiessplatz Älvdalen ballistisch. Um ein akkurates Ballistik-Modell erstellen zu können, musste jeder Munitionstyp über alle Ladungen (1 – 8) und pro Ladung in drei verschiedenen Elevationen verschossen und vermessen werden. Während des Versuchs wurden so beachtliche 1227 Schuss abgefeuert.
LADUNGEN 1 – 8 Jede Granate ist mit acht Treibladungsringen ausgestattet. Abhängig von der notwendigen Schussdistanz, wird die Granate mit einem bis maximal acht Treibladungsringen bestückt.
Aussenballistik Eine zentrale Rolle zur Ermittlung der ballistischen Kenngrössen spielt dabei das Tracking-Radar. Dieses System dient dazu, den Luftwiderstandsbeiwert (eine wichtige ballistische Kenngrösse) entlang der Flugbahn eines Geschosses zu ermitteln. Zudem kann die gesamte Flugbahn in X-, Y-, Z-Koordinaten vermessen und die Einschlagskoordinate bestimmt werden. Für die Weiterverarbeitung sind zusätzliche Informationen zur Mündungsgeschwindigkeit beim Abschuss und zu den vorherrschenden meteorologischen Verhältnissen in den verschiedenen Luftschichten notwendig. Dafür wurden während des Versuchs durchgehend alle zwei Stunden Radiosondierungen mit Wetterballons durchgeführt. Funktion der Munition Nebst den aussenballistischen Merkmalen spielt auch die generelle Funktion der Munition hinsichtlich Wirkung und Sicherheit eine wichtige Rolle. Im Vorfeld wurde das Versuchsdispositiv so gestaltet, dass möglichst viele Erkenntnisse in unterschiedlichen Disziplinen gewonnen werden können. So war es möglich, die Funktion der verschiedenen
ARMASUISSE | SCHIESSVERSUCHE MÖRSER 16 |
Das Versuchsschiessen wurde in Zusammenarbeit mit der Schwedischen Beschaffungsbehörde (FMV) durchgeführt. Dabei konnte eine äusserst umfangreiche Erprobung ressourcenschonend und in verhältnismässig kurzer Zeit durchgeführt werden. Dies einerseits aufgrund der örtlichen Gegebenheiten auf dem Schiessplatz und andererseits dank der engen Zusammenarbeit zwischen armasuisse Wissenschaft und Technologie und FMV. Das im Vorfeld genauestens geplante Versuchsdispositiv ermöglichte es, nebst der Ermittlung der ballistischen Kenngrössen, weitere wichtige Resultate zu ermitteln. Zum einen in Bezug auf die Funktion der Munition und zum anderen zur Knalldruckbelastung auf die Besatzung.
Tracking-Radar rechts vom Geschütz.
Munitionstypen während des Beschusses zu untersuchen. Speziell konnte das Ansprechverhalten der Wurfgranate 25 in unterschiedlichem Terrain wie Wald, Wasser und hartem Untergrund untersucht werden. Diese Granate ist mit einem Multioptionszünder ausgerüstet. Bei diesem Zünder kann der Sprengpunkt, je nach Ziel, zwischen Annäherung hoch, Annäherung tief, Aufschlag und Verzögerung eingestellt werden. Der Zünder basiert auf einem integrierten Radar, welcher die Distanz zum Boden konstant misst. Die fehlerfreie Funktion des Zünders im Flug wurde mit einem eigens dafür entwickelten Messequipment überprüft.
dieses neuen Waffensystems. Dank der Schiessversuche in Schweden wurde ein wichtiger Meilenstein im Beschaffungsprojekt erreicht. Als Nächstes werden die gewonnenen Messdaten nun detailliert ausgewertet und ein Ballistik-Modell für die Implementierung im BOC erstellt. Mit der Einführung bei der Truppe wird dieser damit ein modernes Waffensystem mit einer akkuraten Ballistik für den Einsatz und den Übungsbetrieb zur Verfügung stehen.
Knalldruckmessungen Beim Schiessen ist die Besatzung im Fahrzeug durch den Abschussknall teilweise hohen Lärmemissionen ausgesetzt. Beim Versuch wurde an allen Positionen der Geschützbesatzung die Knalldruckbelastung auf das Gehör gemessen. Aufgrund der hohen Schusszahl konnten fundierte Messresultate gewonnen werden. Diese werden es armasuisse W+T erlauben, eine fundierte Analyse zur Festlegung der maximal zulässigen Schusszahl pro Tag für jedes Besatzungsmitglied zu erstellen. Alle gewonnenen Messresultate werden nun durch armasuisse W+T ausgewertet. Weiter werden die Resultate pro Munitionstyp zu einem Ballistik-Modell weiterverarbeitet und in den Ballistic On Board Computer des Mörsersystems implementiert. armasuisse W+T liefert dadurch einen zentralen Beitrag zum effizienten und genauen Einsatz
An der Position des Geschützführers installiertes Mikrofon für die K nalldruckmessung.
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| COMMANDE ET CONTRÔLE | WISSENSCHAFT UND TECHNOLOGIE
La digitalisation au service de l’efficacité militaire Image représentative du principe de C2SIM
Pour les engagements et les opérations militaires, il est important que les troupes disposent des informations uniformes et complète sur la situation actuelle afin de pouvoir planifier, commander et contrôler les opérations, ce qui est réalisé par les systèmes C2 (Commande et contrôle). Dans le cadre du projet d'acquisition des nouveaux systèmes C2, des possibilités d'entraînement et de simulation assistées par l'intelligence artificielle (IA), ainsi que des tests et des évaluations sont en cours d’investigation. Texte: Dr. Meriem Elhosni, domaine spécialisé Communication et protection électromagnétique et Dr. Adrian Schneider, domaine spécialisé Recherche opérationnelle et analyse de systèmes, domaine de compétences Science et technologies
L'importance des systèmes de commandement et de contrôle (C2), avec l’interconnexion croissante des systèmes, est incontestée pour tous les domaines opérationnels. Un système C2, exploitant l’ensemble des données disponibles et pertinentes pour obtenir une image claire de la situation opérationnelle, permet la planification et l’exécution des actions à rythme soutenu. Ceci apporte des avantages décisifs, particulièrement si ce rythme est supérieur à celui de l’adversaire. L’intégration d’un système pareil impliquant l'intelligence artificielle dans les outils de formation est également essentielle pour une utilisation efficace.
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Commande et Contrôle : Définition et Exemples Les systèmes de commandement et de contrôle (C2) ont pour but d’avoir la connaissance la plus complète de la situation opérationnelle. Ceci afin d’aider les commandants à planifier, puis diriger, les forces engagées dans l'accomplissement de leurs missions. Pour illustrer le déroulement d'une opération de commandement et de contrôle, prenons l'exemple d'une opération militaire au cours de laquelle un commandant dirige une unité pour s'emparer d'une position ennemie. Le rôle du commandant est d'analyser la situation, d'élaborer
WISSENSCHAFT UND TECHNOLOGIE | COMMANDE ET CONTRÔLE |
un plan et de donner des ordres à ses troupes. L'élément de contrôle – c'est-à-dire une sorte de sous-commandant ou -commandante – s'assure que celles-ci comprennent leurs tâches, coordonne leurs mouvements et fournit le soutien nécessaire. Au cours de l'opération, le commandant peut être amené à modifier le plan en fonction de nouvelles informations ou de l'évolution de la situation. L'élément de contrôle aide à transmettre ces changements aux soldats et veille à ce qu'ils soient mis en œuvre de manière efficace. Dans cet exemple, l'élément de commandement est chargé de prendre les décisions tactiques à haut niveau et de donner les ordres, tandis que l'élément de contrôle veille à ce que ces ordres soient exécutés efficacement sur le terrain. Ensemble, ils forment une structure qui permet une coordination et une exécution efficaces des opérations militaires. Les opérations soutenues par des systèmes C2 sont nombreuses et de dimensions variées. On peut citer l'opération « Neptune Spear » qui a entraîné la mort d'Oussama ben Laden en 2011 avec l’engagement de 24 soldats et deux hélicoptères. Ou l’opération « Tempête du désert » pour libérer le Koweït de l'occupation irakienne en 1991 avec plus de 950 000 soldats de près de 40 nations. Dans les deux cas la phase de préparation y compris la collecte d’information était notablement plus longue que celle de l’action. Pour les systèmes C2, la collecte d’information est une phase primordiale nécessaire pour la réussite d’une opération ainsi que pour obtenir une image opérationnelle précise clair depuis le début. Elle est réalisée sur le terrain via des capteurs ou des agents humains. La collecte d’information concerne par exemple la position de l’adversaire, les mouvements suspects, l’emplacement d’infrastructure critique et bien plus encore. Ces données sont échangées en continue parmi les participants à l'opération grâce au système C2 ce qui permet l’analyse de la situation, celle des risques et des opportunités. La transmission des données et des ordres sont transmis par des moyens de communications sécurisées comme les radios tactiques. Le nouveau système IPLIS ,Système d'information intégré de planification et de suivi de la situation, intégrant les aspects image opérationnelle et C2 pour l’armée suisse est en cours d’acquisition. Celui doit permettre de soutenir numériquement, de standardiser et de simplifier, entre autres, les capacités opérationnelles « planification de l'action » et « suivi de la situation » de l'armée dans toutes les sphères d'opération et à tous les niveaux de conduite. Le système IPLIS est en cours de test et son déploiement devrait être terminé d'ici 2030. La Nouvelle Plateforme de Numérisation (NDP) est la base sur laquelle IPLIS fonctionnera C2SIM : Command and Control, Simulation and AI Le projet de recherche C2SIM a pour buts l’introduction et l’interconnexion de l’intelligence artificielle (IA) avec les systèmes C2 et à terme avec IPLIS. Dans les systèmes les plus modernes l’intelligence artificielle est utilisée pour l’aide à la décision en soumettant plusieurs options à l’utilisateur. Dans le projet C2SIM, il s’agit de la mise en œuvre de scénarios issu d’environnements simulés réalistes, d’une aide à la décision dans le cadre de ces scénarios, et, à terme, d’une aide à la formation. Pour
atteindre ces buts, l’IA développée devrait être à même de prendre en charge une partie des forces engagée (blue teaming), sous forme d’agent autonomes intelligents, et, simultanément, le comportement des unités de l’adversaire (red teaming) permettant ainsi d’exercer des scénarios complexes. Un apprentissage similaire de l’IA à celui mis en œuvre dans l’industrie des jeux vidéo (basé sur le Machine Learning) fait partie intégrante des ambitions de ce projet. La stimulation du système C2 dans des scenarios à grande échelle est réalisée grâce la connexion et interopérabilité entre les systèmes C2 et l’environnement de simulation. Cette connexion est nécessaire pour créer une base d’échange de données requises pour le module autonome et intelligent basé sur l’IA. Elle permettra aussi d’évaluer l’intégration aux autres systèmes, y compris en ce qui concerne les réseaux de communication sous-jacent. Des bancs de tests C2SIM sont déjà installés. Ceux-ci permettent de tester l’usage d’un produit sous des conditions paramétrables et contrôlées afin d’observer et mesurer son comportement. Les tests des fonctionnalités des différents systèmes modulaires (C2, simulation et communication) formant le C2SIM et leurs éventuelles limites sont en cours. Les activités déjà réalisées et celles à venir du projet C2SIM ont été présentées dans le cadre du rapport annuel du programme de recherche Communication. Pour la réalisation du projet, une étroite collaboration entre les parties prenantes, armée et armasuisse est en cours. Pour les prochaines phases du projet, nous préparons le test d’intégration de systèmes supplémentaires. L’objectif est de créer un écosystème digital global basé sur l’échange de flux complet d’information et données. Cette capitalisation sur les données et les modèles, nous permettra par la suite d’intégrer, comme couche supplémentaire, les modules d’aide à la décision et d’agent intelligents autonomes basés sur l’IA. Ce dernier module devrait pouvoir créer des situations spontanées et voire imprévisible aidant à exercer des prises de décisions optimales dans des situations complexes.
Blue and Read Team Dans le jargon militaire, il est courant de parler de Blue and Red Team. Le rôle de la Blue Team est de défendre et celui de la Red team d'attaquer. C2SIM dans des environnements de test chez armasuisse Science et technologies Des environnements de test C2SIM formés par des systèmes et des plateformes modulaires interopérables (Système C2, logiciel de simulation, logiciel d’interopérabilité et d’échange de sonnées) sont mis en places dans les environnement de test. Des exemples sont le CIS Labs et le SimLab de armasuisse Science et technologies S+T : – Le CIS Labs (Communication and Information Systems Labs) est un environnement de test des systèmes de communication et C2 de armasuisse S+T pour les projets télécommunication de l’armée, IPLIS, ainsi que le déploiement de la NDP et dans le futur d’autre projet. – Le SimLab est un environnement de test pour l'introduction d'un Holistic Simulation Environment (HSE) et contribue ainsi à l'élaboration du nouveau concept de simulation de l'armée suisse avec, par exemple, des essais de troupes ou l'interconnexion de différentes applications de simulation.
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| WAFFENPLATZ THUN | IMMOBILIEN
Waffenplatz Thun: Grösster Holzbau der Region Bern speichert 4000 Tonnen CO2 Der neue Standort der Instandhaltungsschulen in Thun beeindruckt. Aus 3900 Kubik meter Schweizer Fichtenholz, das 4000 Tonnen CO2 langfristig speichert, entstanden drei miteinander verbundene Hallen. Diese fügen sich zu einen 440 Meter langen Holzbau entlang der Thuner Allmend zusammen. Dank vorgefertigter Holzelemente wurde der grosse Neubau innerhalb von lediglich zwei Jahren fertiggestellt. Text: Stefan Geiser, Projektleiter Bauherr, armasuisse Immobilien
Über fast einen halben Kilometer erstreckt sich der neue Holzbau entlang der Thuner Allmend. Die drei miteinander verbundenen sieben bis zwölf Meter hohen Hallen orientieren sich mit grossflächigen Öffnungen in Richtung Grosse Allmend. Ihnen vorgelagert sind harte Aussenplätze mit Verkehrs- und Abstellflächen, die direkt über die Panzerpiste erschlossen sind und von der Hauptstrasse abgewandt ausreichenden Sichtschutz bieten. Waffenplatz Lyss zieht nach Thun um Die neue Infrastruktur dient künftig der Ausbildung der Truppen an hoch technischen Übermittlungsinstallationen. Die Instandhaltungsschule 43, die bisher in Lyss stationiert war, wird bis im Frühjahr 2024 auf den Waffenplatz Thun umziehen. Sie bezieht in Thun nicht nur moderne Ausbildungsräumlichkeiten, sondern ein neugebautes 45 000 Quadratmeter grosses Areal. Im Gegenzug soll der sanierungsbedürftige Waffenplatz Lyss aufgehoben werden.
Kosten 80 Millionen Franken Gebäudefläche und -volumen – 17 000 Quadratmeter, entspricht achtmal dem Berner Bundesplatz. – 120 000 Kubikmeter, entspricht einem Würfel mit 50 Metern Kantenlänge. Verbautes Schweizer Holz 3900 Kubikmeter Holz … – wachsen schweizweit in weniger als 4 Stunden nach. – speichern 4000 Tonnen CO2. Das Entspricht rund 10 % des jährlichen CO2-Ausstosses aller VBS-Immobilien. Photovoltaikanlage 500 Megawattstunden pro Jahr, entspricht dem Strom verbrauch von rund 125 Schweizer Haushalten. Regional vergebene Arbeiten 90 Prozent
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IMMOBILIEN | WAFFENPLATZ THUN |
Links: Grösster Holzbau der Region. Über fast einen halben Kilometer erstreckt sich der neue Holzbau entlang der Allmendstrasse. Der Neubau markiert den Abschluss der Grossen Allmend und – als Gegenstück zur Mannschaftskaserne – das Ende der südlichen Bebauungs linie der Allmendstrasse.
Städtebaulicher Meilenstein: Die drei Holzhallen sind durch ein Vordach miteinander verbunden und bilden eine städtebauliche Einheit. Zum öffentlichen Bereich der Allmendstrasse hin geben sich die zweigeschossigen Ausbildungs- und Theorieräume mit den dazugehörenden Nebenräumen eher zurückhaltend. Die Lücken zwischen den Hallen umrahmen den Blick auf die Grosse Allmend und die imposante Stockhornkette.
Ein Holzbau der Superlative Das Projekt besticht sowohl durch seine eindrückliche Ausdehnung wie auch durch sein Hauptbaumaterial: 3900 Kubikmeter Schweizer Fichtenholz. Dabei sind nicht nur die Tragstruktur, die Fassade und der Innenausbau aus Holz gefertigt, sondern auch die Erschliessungskerne. Das bedeutet, dass auf der betonierten Bodenplatte äusserst flexible und leichte Holzbauten stehen. Bereits während der Baumeister die Teilunterkellerung und die Fundamente in Beton goss, wurden die Holzbauelemente industriell gefertigt und danach «just in time» auf die Baustelle transportiert. Diese parallele Arbeitsweise führte zu zeitlichen Einsparungen und die Elemente konnten witterungsunabhängig montiert werden.
Funktionale Architektur: Das Siegerprojekt des Generalplanerteams 3B aus Bern besticht mit seiner hohen Qualität bezüglich der Zuschlagskriterien Städtebau, Architektur, Flexibilität und Funktionalität. Die Hallen dienen künftig der Truppenausbildung an hoch technischen Übermittlungsinstallationen.
Nachhaltige Stromprodukt ion: Die grosse Photovoltaikanlage auf den Hallendächern generiert 500 Megawattstunden pro Jahr. Die Elektrizität wird direkt am Standort zum Eigengebrauch genutzt und entspricht dem jährlichen Verbrauch von rund 125 Schweizer Haushalten.
«Dank vorgefertigter Holzelemente konnten wir die Hallen und Theorieräume in Rekordzeit realisieren.» Flexible Nutzung und nachhaltige Bauweise Die Schulungsräume sind über Korridore und Galerien direkt mit den Hallen verbunden. Dieses einfache Grundkonzept bietet maximale Flexibilität für die heutigen und zukünftig zu erwartenden Nutzungen. Sowohl im Schulungsteil wie auch in den Hallen sind die Räume mit Trennwänden unterteilbar. Rohre und Leitungen sind gut zugänglich. Die Holzbauten lassen sich mit verhältnismässig wenig Aufwand an neue Anforderungen anpassen. Werden die Hallen dereinst das Ende ihrer Lebensdauer erreichen, lassen sich die Holzelemente einfach zurückbauen und im Sinne der Kreislaufwirtschaft wiederverwenden. Mit dem Baustoff Holz wird der Energieaufwand für die Herstellung deutlich reduziert und eine grosse Menge von CO2 gespeichert. Die Gebäude erfüllen den Minergie-Standard und verfügen über eine optimal gedämmte Gebäudehülle sowie über eine moderne Gebäudetechnik. Mit der grossen Photovoltaikanlage und mit dem Fernwärme- und Kältebezug aus der benachbarten Kehrichtverbrennungsanlage werden die CO2-Emissionen im Betrieb gegenüber dem vorherigen Standort in Lyss auf beinahe Netto-Null reduziert.
Das Zeitraffervideo zum Holzbau können Sie sich hier ansehen.
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| NEUER RÜSTUNGSCHEF | ARMASUISSE
Im Gespräch mit Rüstungschef Urs Loher Am 1. September 2023 hat Dr. Urs Loher die Leitung vom Bundesamt für Rüstung (armasuisse) übernommen. Ein Blick zurück auf die ersten Monate und ein Ausblick auf die kommenden Jahre. Interview mit Dr. Urs Loher geführt von Kaj-Gunnar Sievert
Urs, seit rund drei Monaten bist du als Rüstungschef unterwegs. Wie geht es dir? Das ist interessant. Ich wurde in den letzten Wochen vielfach gefragt, wie es mir geht und ich kann sagen, es geht mir hervorragend und ich fühle mich pudelwohl. Du warst früher schon mal bei armasuisse. Ist es für dich eine Rückkehr? Und warum bist du zurückgekommen? Für mich ist es fast wie eine Rückkehr. «Fast» deshalb, weil natürlich in der Zwischenzeit, in der ich in der privaten Rüstungsindustrie als Geschäftsführer tätig war, sich bei armasuisse einiges geändert hat. armasuisse hat sich weiterentwickelt und ist jünger geworden, was mich ausserordentlich freut. Aber was deine Frage nach dem Warum betrifft: Ich wurde bei Treffen mit Mitarbeitenden oft gefragt, warum ich zur armasuisse zurückkehren und Rüstungschef werden wollte. Für mich gibt es einen wesentlichen Grund: Unsere Organisation leistet einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit und Unabhängigkeit der Schweiz. Sicherheit ist einer der Grundpfeiler, weshalb es uns in der Schweiz gut geht. Ich habe viel von der Schweiz profitiert. Deshalb möchte ich aufgrund meiner Erfahrung aus der Industrie, der Armee und der Verwaltung auch meinen Beitrag zur Sicherheit leisten und wieder etwas zurückgeben. Du hast am 2. August 2023 bei armasuisse in Bern angefangen, um dann auf den 1. September die Leitung zu übernehmen. Was hast du in diesem ersten Monat gemacht? Nachdem ich anfangs Jahr bei meinem ehemaligen Arbeitgeber aufgehört habe, habe ich die Monate bis zu meinem Beginn bei armasuisse intensiv genutzt, um mich mit dem
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Umfeld des Bundesamtes – und auch des Bundesamtes selbst – auseinanderzusetzen. Ich habe mich mit verschiedenen Leuten aus der Armee und der Verwaltung getroffen und auch viel gelesen. Ich habe mich mit den Rollen, den Aufgaben und den Rahmenbedingungen auseinandergesetzt. Durch diese Informationen habe ich einen Eindruck von aussen erhalten und habe mir eine Meinung bilden können. Diese wiederum habe ich in den ersten Wochen bei armasuisse in vielen weiteren Meetings überprüft. Mein Eindruck von armasuisse und den Mitarbeitenden ist wirklich toll. Das hat mich weiter motiviert. Bei uns arbeiten viele qualifizierte Mitarbeitende mit einem aussergewöhnlichen und einzigartigen Knowhow. Ich konnte weiter erfahren, dass die Abläufe und Schnittstellen etabliert sind. armasuisse leistet gute, solide Arbeit. Mitte September hat sich die Unternehmensleitung zu einem Seminar getroffen. In diesem Seminar hast du über deine Pläne der Organisationsanpassung gesprochen. Welche Überlegungen haben dich zu diesem Schritt gebracht? Zuerst einmal will ich festhalten, dass ich seit meinem Antritt bei armasuisse auf sehr viele engagierte, leistungsfähige und kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gestossen bin. Das Knowhow bei armasuisse, welches in unseren Spezialgebieten vereint wird, darf als einzigartig in der Schweiz bezeichnet werden. Zurück zu deiner Frage: Das Umfeld beziehungsweise die Umwelt haben sich stark verändert. Die Armee hat sich ebenfalls verändert. Die Veränderungen werden weitergehen oder nehmen zu; sie beschleunigen sich sogar. Als wichtiger Partner der Armee und der Ruag ist armasuisse
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gefordert, mit den Veränderungen Schritt zu halten. Weiter muss aus meiner Sicht auch die Zusammenarbeit mit den Partnern auf verschiedenen Stufen verbessert werden. Es stellen sich somit folgende Fragen: In welche Richtung gehen die Veränderungen? Was wird in der Zukunft von uns verlangt werden? Wo müssen wir uns wie verändern? Das aber ohne unsere Stärken zu verlieren. Wo besteht Handlungsbedarf und was gehen wir wie an? Wo verortest du den grössten Handlungsbedarf für die armasuisse von morgen? Beim «Gärtchen-Denken». Ich will weg vom «Gärtchen-Denken». Konkret meine ich das Denken, das vorherrscht in den Köpfen und in der Organisation. Ganz nüchtern betrachtet, stelle ich fest, dass wir verschiedene armasuisse-interne Silos haben; teilweise sogar Silos innerhalb der Silos – das schränkt ein. Nur interne Silos? Nein, nicht nur intern. Ich entdecke sie auch extern, weshalb die Zusammenarbeit umso wichtiger sein wird. Wir wollen, nein wir müssen gemeinsam mit den Partnern das Silodenken aufbrechen und es zusammen überwinden. Nur gemeinsam werden wir in der Lage sein, die kommenden Herausforderungen erfolgreich zu meistern. Die Organisationsanpassung läuft unter dem Projektnamen «armasuisse 4.0» und hat zum Ziel, dass sich armasuisse weiterentwickelt. Welches sind die wichtigsten Punkte und warum braucht es armasuisse 4.0? armasuisse 4.0 braucht es aus vier Gründen. Der erste Grund: Wir müssen den technologischen Entwicklungen entsprechen. Stichworte hierzu sind der Sensorwirkungsverbund und auch der rasche technologische Entwicklungsstand respektive die Art und Weise wie wir beschaffen sowie die Beschaffungsdauer, der dazu führt. Der zweite Grund: Eine integrative Kultur, die wir schaffen müssen. Insbesondere die Zusammenarbeit mit unseren Partnern müssen wir wesentlich verbessern. Der dritte Grund: Wir müssen die Durchgängigkeiten und Abhängigkeiten in Projekten in Zukunft noch besser managen können. Der vierte und letzte Grund: Die Effizienzsteigerung. Letztlich ist eine Effizienzsteigerung wichtig, um das zukünftige, erhöhte Beschaffungsvolumen entsprechend zeitnah verarbeiten zu können.
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Somit ist die Organisationsanpassung nicht eine Anpassung um der Anpassungswillen, sondern soll letztlich diesen Zielen dienen? Richtig und wichtig. Es geht mir nicht darum, eine bestehende und bisher gut funktionierende Organisation einfach umzubauen und auf die heutigen und künftigen Bedürfnisse auszurichten. Das Ziel ist es, am Schluss noch besser angepasst agiler, flexibler und pragmatischer agieren zu können. Ich bin überzeugt, dass wir unser Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft haben. Welche sind die bisher augenfälligsten Anpassungen? Die wesentlichsten Änderungen sind, dass aus den bisher vier Kompetenzbereichen ein Kompetenzbereich «Beschaffung» gebildet wird. Weiter werden aus dem bisherigen Querschnittskompetenzbereich «Ressourcen und Support» einzelne Fachbereiche in einen neu zu bildenden strategischen Stab verschieben, und im Gegenzug erhält er den einen oder anderen Fachbereich aus den ehemaligen Beschaffungsbereichen. Einzelne Tätigkeiten werden zentral zusammengefasst, um so eine armasuisse zu erhalten. Auch der Kompetenzbereich «Wissenschaft und Technologie» (W+T) erhält Veränderungen. So wird beispielsweise die Flugerprobung, die bisher im Kompetenzbereich «Luftfahrtsysteme» angesiedelt war, zum Kompetenzbereich W+T verschoben. Der Kompetenzbereich «armasuisse Immobilien» erfährt derzeit vergleichsweise wenig Veränderungen. Hier will ich zu einem späteren Zeitpunkt abklären, wie die Zusammenarbeit im Immobilienbereich mit der Armee allenfalls verbessert und die Prozesse optimiert werden kann. Das Projekt «Air2030» wird in einem eigenen Bereich aufgestellt und neu unter dem Namen «Integrierte Luftverteidigung» geführt. Wie bist du bisher mit dem Verlauf zufrieden? In der Organisationsanpassung stecken wir mittendrin und ich stelle erfreut fest, dass wir hier sehr zügig vorankommen. Zügiger, als der eine oder die andere dies der Bundesverwaltung zugetraut hätte. Es zeigt sich immer wieder: Wo ein Wille ist, ist ein Weg – und auch bei uns kann man mutig voranschreiten. Zudem werden die Mitarbeitenden über alle Stufen bestmöglich involviert. Die Struktur der Kompetenzbereiche sowie der Fachbereiche ist definiert und kommuniziert. Wir kommunizieren regelmässig den aktuellen Stand und wie es weiter geht. Transparenz im ganzen Veränderungsprozess ist mir sehr wichtig.
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Wie geht es weiter? Bis Ende Jahr wird auch die zweite Hierarchiestufe in der Beschaffung – die Fachbereichsleitung – neu aufgestellt sein und wir gehen in eine Projektorganisation über. Das heisst, dass wir in einer vorläufigen Organisationsstruktur – eben der Projektorganisation – arbeiten, an der wir bei Bedarf noch weitere Optimierungen vornehmen können. Bis Mitte des Jahres 2024 werden wir die noch offenen Fragen geklärt haben und die Projektorganisation als die definitive Linienorganisation betrachten können. Wichtig: Die laufenden Projekte sind von den Organisationsanpassungen nicht betroffen und werden weitergeführt. Das Projektgeschäft soll möglichst wenige Störungen erfahren und noch bessere Rahmenbedingungen für ein abgestimmtes, durchgängiges Zusammenarbeiten vorfinden. Welches sind weitere Ziele? Die Organisationsanpassung will ich zügig abschliessen. Mir ist natürlich klar, dass das mit einigem Aufwand verbunden ist. Aber das sind nicht meine einzigen Ziele. Weiter will ich eine hohe Transparenz in der Arbeit nach innen und nach aussen. Die Tätigkeiten von armasuisse sollen auch in der Bevölkerung besser wahrgenommen werden und ich will die Digitalisierung konsequent fortsetzen. Die Organisationsanpassung ist lediglich der Anfang, oder besser gesagt, die Oberfläche. Mit einer Strukturanpassung alleine ist noch wenig gewonnen, aber der Boden bereitet für die strategische Neuausrichtung. Mit dieser stehen wir noch ganz am Anfang. Aber die Weichen sind gestellt und das Projekt «armasuisse 4.0» hat unter der Leitung meines Stellvertreters, Tom Rothacher die Arbeit aufgenommen. Im kommenden Jahr werden wir fokussiert daran arbeiten, auf verschiedenen Ebenen und zu verschiedenen Themen armasuisse weiterzubringen. Diese haben wir soeben im Kaderseminar intensiv mit den Kadern diskutiert und werden diese in der kommenden Zeit Schritt für Schritt konkretisieren und in die Breite tragen. Auch hier ist mir Transparenz wichtig: Die aktuellen Überlegungen zur strategischen Vision teilen wir offen. Wie bist du als Chef? Ich bin ein Chef der mit gutem Beispiel vorangeht, der die Zusammenhänge aufzeigt, die Mitarbeitenden mit einbezieht, diese fordert und fördert und so auf ein gemeinsames Ziel führt. Ich bin aber auch ein Chef, der entscheidet und weiss, was er will – und was er nicht will.
Da steht einiges an. Deshalb meine Schlussfrage. Wie erholst du dich? Ich habe mich immer sehr gerne engagiert und natürlich ist dabei auch eine aktive Erholung wichtig. Am Wochenende und teilweise auch unter der Woche – wenn es möglich ist – unternehme ich zusammen mit meiner Frau längere Joggingstrecken. Auch schon mal in den Alpen.
LEBENSLAUF DR. URS LOHER
Jahrgang 1966 Beruf 1998 – 2001 Swisscom und Paramaze Ltd. 2002 – 2009 Bundesamt für Betriebe der Luftwaffe, Stv. Direktor 2009 – 2012 armasuisse, Vizedirektor Kompetenzbereich Führungs- und Aufklärungssysteme 2012 – 2023 Geschäftsführer Rheinmetall Air Defence AG und Thales Suisse AG Ausbildung – Studium Dipl. El.-Ing. ETH – Nachdiplomstudium in Informationstechnik ETH – Promotion als Dr. sc. Techn. ETH. Militär – Oberst im Gst, aktiv im Fachstab Cyber
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| SMHE | ARMASUISSE
Découvrez le « système modulaire d’habillement et d’équipement pour les engagements militaires » L’Armée suisse équipe progressivement ses troupes du « système modulaire d’habillement et d’équipement pour les engagements militaires » à partir de 2023. Depuis le 30 octobre 2023, dix militaires de carrière ont déjà reçu une partie du nouvel équipement. Ces nouveaux articles remplacent la tenue de travail (tenue C), le harnais de base 90, le sac à dos de combat 90, le gilet de protection 96 ainsi que les systèmes d’hydratation, qui arrivaient au terme de leur durée d’utilisation. Texte: Anthony Favre, Communication Défense
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| SMHE | ARMASUISSE
La fameuse tenue de camouflage 90 (tenue C) qui équipe l’Armée suisse depuis plus d’un quart de siècle appartiendra bientôt au passé. L’armée va progressivement équiper ses troupes d’un nouvel équipement, à savoir le « système modulaire d’habillement et d’équipement pour les engagements militaires » (abrégé SMHE). Depuis le 30 octobre 2023, une équipe de test composée de dix militaires de carrière du Commandement des forces spéciales (CFS) et du Centre d’instruction de l’armée (CIA) est équipée de pièces du SMHE. Les nouveaux composants ont de meilleures propriétés thermo-physiologiques et ergonomiques, et leur poids et leur volume ont été réduits au minimum. Le nouveau système d’équipement permettra à tous les militaires de remplir pleinement leurs missions.
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De quoi se compose le SMHE ? • Le nouveau système d’habillement comprend 33 nouveaux composants. Ceux-ci sont répartis en sept couches, allant des sous-vêtements jusqu’à la protection contre la pluie et le froid, en passant par les couvre-chefs et les accessoires vestimentaires. • Le système de protection comprend deux nouveaux systèmes de protection qui sont modulaires et configurables : un porte-plaques ainsi qu’un gilet pare-balles. • Le système de portage comprend plusieurs plateformes de portage sur lesquelles les sacs peuvent être fixés de manière modulaire. En outre, tous les militaires en service de troupe disposeront désormais de trois sacs : un sac à dos de combat, un sac à dos d’engagement et une sacoche d’engagement. • Les nouveaux systèmes d’hydratation comprennent pour tous les militaires un système d’hydratation avec une poche à eau ainsi qu’un système d’hydratation en PET.
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Un équipement modulaire pour une meilleure flexibilité Le SMHE est composé au total de 148 pièces d’équipement, qui peuvent être combinées entre elles de nombreuses façons. Ainsi, les militaires pourront adapter leur équipement aux conditions ambiantes et à la situation spécifique de l’engagement. Ils pourront par exemple monter et porter les poches de différentes manières (au choix sur le système de portage, sur le système de protection ou sur un sac à dos). Une introduction échelonnée dès 2023 150 militaires de carrière du CFS et du CIA recevront déjà les systèmes de protection, de portage et d’hydratation d’ici fin 2023. Ils seront entièrement équipés du SMHE d’ici fin juin 2024, car les vêtements ne pourront être livrés
qu’ultérieurement. Le SMHE sera d’abord introduit dans une phase de test à partir de 2024 dans les écoles de cadres et de recrues du CFS. Toutes les écoles de cadres seront équipées ou rééquipées à partir du début de l’année 2025, puis toutes les écoles de recrues à partir de l’été de la même année. Les cours de répétition et les états-majors des grandes unités seront équipés à partir de 2026. Le système d’équipement pour les 25 prochaines années Le Parlement a validé cette acquisition pour un montant de 348 millions de francs, dans le cadre du message sur l’armée 2018. Sa durée d’utilisation est estimée à 25 ans au moins.
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| AIR2030 | LUFTFAHRTSYSTEME
Air2030: Stand der Projekte armasuisse wird sich in den nächsten Monaten und Jahren in verschiedener Hinsicht weiterentwickeln und sich an ein verändertes Umfeld anpassen. Im Rahmen der Organisationsanpassung entsteht neu der Bereich «Beschaffung Integrierte Luftverteidigung», der direkt dem Rüstungschef unterstellt ist. Geführt wird der Bereich ab dem 1. Januar 2024 von Darko Savic und fokussiert sich nach heutiger Planung auf die derzeit laufenden vier Projekte innerhalb des Programms Air2030. Im Folgenden geben die Leiter der Projekte Neues Kampf fl ugzeug, Bodluv GR, C2Air und Radar einen Einblick in den aktuellen Stand ihrer Projekte. Text: Samanta Leiser, Fachbereich Kommunikation
Die Lenkwaffen des Typs PAC-3 MSE erweitern die Fähigkeiten der bodengestützten Luftverteidigung grösserer Reichweite.
Neues Kampfflugzeug
Bodluv GR
Wo steht das Projekt Neues Kampfflugzeug heute? Wir befinden uns in der Realisierungsphase. Momentan befassen wir uns mit den Planungsarbeiten zur Wartung und Instandhaltung der F-35A. Im Dezember 2023 finden zudem verschiedene Informationsveranstaltungen zum Thema Lärm statt.
Wo steht das Projekt Bodluv GR heute? Das Projekt ist in der Realisierungsphase. Der Fokus liegt aktuell auf der Planung und Vorbereitung der physischen Übernahme der Patriot-Materialien, der Ausbildungen in den USA und in der Schweiz, der Verfeinerung der Einsatzszenarien sowie auf dem Sicherstellen der technischen Integration des Patriot-Systems in die Umsysteme. Die Luftwaffe und die Logistikbasis der Armee (LBA) arbeiten an der Vorbereitung der Einführung.
Bernhard Berset
Welche Meilensteine hat das Projekt in den letzten Monaten erreicht? Ende September 2023 wurde durch das amerikanische Projektbüro, dem F-35 Joint Program Office (JPO), der «Swiss Integration Contract» mit Lockheed Martin und Pratt & Whitney abgeschlossen, welcher der Schweiz unter anderem eine umfassende Ausbildungsunterstützung zusichert. Im Oktober hat zudem das Plangenehmigungsverfahren für Anpassungen an der bestehenden Infrastruktur und für den Bau eines neuen Trainingscenters auf dem Militärflugplatz Payerne begonnen. Welches sind die nächsten Schritte im Projekt? Im Juli 2024 werden die Planungsarbeiten dem JPO und Lockheed Martin für die Immobilien abgeschlossen. Zudem werden 2024 in Emmen und Meiringen die Plangenehmigungsverfahren für die Bauvorhaben eingeleitet.
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Stefan Meier
Welche Meilensteine hat das Projekt in den letzten Monaten erreicht? Im August 2023 haben wir das Verbindungsbüro in Huntsville, Alabama, in Betrieb genommen, mit dem Ziel, die Zusammenarbeit mit den Partnernationen und -organisationen zu fördern. Ende Oktober 2023 hat der Rüstungschef den Beschaffungsvertrag für Lenkwaffen des Typs PAC-3 MSE mit der US-Regierung unterschrieben. Die Offsetvereinbarung mit Lockheed Martin, Missiles and Fire Control, ist ebenfalls Ende Oktober unterzeichnet worden. Welches sind die nächsten Schritte im Projekt? Im kommenden Jahr fokussieren wir uns auf die technische Integrität des ganzen Systems. Die Schwerpunkte liegen dabei auf der IKT-Integrationsschnittstelle und in der Ausgestaltung der Offsetlieferanteile. Anfang des nächsten Jahres beginnt das militärische Plangenehmigungsverfahren für das Immobilienprojekt. Im Februar 2024 werden wir das Verbindungsbüro in Huntsville, Alabama, zudem mit einem weiteren Mitarbeiter verstärken.
LUFTFAHRTSYSTEME | AIR2030 |
C2Air
Radar
Wo steht das Projekt C2Air heute? Das Projekt C2Air setzt sich aus drei Teilprojekten zusammen: – RLE: Ersatz des heutigen Luftraumüberwachungsund Einsatzleitsystems (Florako) – KOMSYS HWE II: Erweiterung und Ersatz der Sprachkommunikationssysteme – DL16/MIDS: Upgrade der MIDS-Terminals (Multifunk tionales Informationsverteilungssystem) von Florako
Wo steht das Projekt Radar heute? Das Projekt befindet sich in der Realisierungsphase zwischen den Meilensteinen 40 und 50. Die umfangreichen Arbeiten laufen nach Plan. Bei der dritten militärischen Radarstation (MRS-3) sind alle Abnahmen wie auch die Ausbildung des Betriebspersonals abgeschlossen.
Fabio De Rosa
©Lockheed Martin
Wir befinden uns mit den Projekten in der Realisierungsund Einführungsphase. In den Projekten RLE und KOMSYS HWE II sind die Lieferanten mit der Fertigstellung des neuen Luftraumüberwachungs- und Einsatzleitsystems beziehungsweise des Sprachkommunikationssystems beschäftigt. Für RLE werden zugleich die Umsysteme angepasst, damit die Schnittstellen zum neuen System realisiert werden können. RLE soll auf der neuen Digitalisierungsplattform (NDP) betrieben werden, welche zurzeit vom Kommando Cyber zusammen mit Swisscom aufgebaut wird. Seitens KOMSYS HWE II werden die notwendigen Erweiterungen im Führungsnetz Schweiz vorgenommen, damit die neuen Sprachkommunikationssysteme auf den entsprechenden Standorten der Voice-Einsatzsysteme der Luftwaffe angebunden werden können. Welche Meilensteine hat das Projekt in den letzten Monaten erreicht? Im Projekt RLE sind die Zusatzkredite mit der Armeebotschaft 2023 genehmigt und erste Integrationstests zwischen SkyView 4.0 und der Luftwaffe erfolgreich durchgeführt worden. Im Projekt KOMSYS HWE II wurde der Proof of Concept des neuen Sprachkommunikationssystems erfolgreich abgeschlossen. Im Projekt MIDS-Upgrade werden aktuell die restlichen MIDS-Terminals umgerüstet. Welches sind die nächsten Schritte im Projekt? Aufgrund der mehr als zweijährigen Verzögerung, die wegen der nicht zur Verfügung stehenden IKT-Services zustande kam, hat das Projekt RLE entschieden, die zukünftige provisorische Einsatzzentrale vorübergehend als Test- und Integrationslabor zu nutzen. Es ist geplant, die neue Digitalisierungsplattform im ersten Quartal 2024 zu integrieren. Bei KOMSYS HWE II werden die neuen Sprachkommunikationssysteme im Jahr 2024 vorübergehend als Test- und Integrationsumgebung genutzt, bevor die bestehenden Sprachkommunikationssysteme von Florako schrittweise ersetzt werden. Das Projekt MIDS-Upgrade wird per Ende 2023 abgeschlossen.
Daniel Demont
Welches sind die nächsten Schritte im Projekt? Für Anfang 2024 ist die operationelle Evaluation der Luftwaffe (OPEVAL) für MRS-3 geplant. Nach erfolgreichem Abschluss der OPEVAL erfolgen ordentliche Instandhaltungsaktionen am Radar. Ab Mitte April 2024 ist die Überprüfung des Systemzustandes der vierten und letzten Anlage (MRS-2) geplant. Der Umbau startet Anfang Mai 2024.
©VBS/DDPS
Im Projekt Radar werden die Sensorsysteme des Luftraumüberwachungs- und Einsatzleitsystems Florako erneuert.
©VBS/DDPS – Aldo Wicki
Der F-35A hat durch seine Sensoren und die Vernetzung einen grossen technologischen Vorsprung.
©VBS/DDPS – Clemens Laub
Erneuert wird das Führungs- und Kommunikationssystem von Florako im Projekt C2Air.
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© armasuisse
Zwei Pilatus PC-21 auf einem Ausbildungsflug über den Schweizer Alpen.
Werterhalt für den PC-21 abgeschlossen Die vor rund 15 Jahren beschafften Pilatus PC-21 und das dazugehörige bodenbasierte Trainingssystem (Jetpilotenausbildungssystem PC-21) wurden in den letzten Jahren erneuert. Das Werterhaltungsprogramm für JEPAS PC-21 wurde im Herbst 2023 abgeschlossen.
Im Mai 2008 beschaffte armasuisse für die Schweizer Luftwaffe die ersten sechs Pilatus PC-21 inklusive der bodenbasierten Systeme – darunter ein Simulator, drei Mission-Planning- und Debriefing Systeme sowie ein Computer Based Training System. Im Jahr 2012 wurden zwei weitere Pilatus PC-21 beschafft, welche die Flotte auf acht Flugzeuge ergänzten. Das Pilatus PC-21 Jetpilotenausbildungssystem (JEPAS PC-21) ersetzte das vorgängige System BAE HAWK.
Text: Matthias Burri, Fachbereich Projektmanagement Nutzung
Im Jahr 2016 wurde schliesslich eine Modernisierung des Jetpilotenausbildungssystems fällig. Da an den Flugzeugen aufgrund Obsoleszenz einige Komponenten und Systeme erneuert werden mussten, wurde ein Werterhaltungsprogramm bei den Flugzeugen und den bodenbasierten Trainingssystemen gestartet. Das Programm ist im Oktober 2023 abgeschlossen worden. Die Umsetzung des Werterhaltungsprogrammes ermöglicht die Aufrechterhaltung der Lufttüchtigkeit und den Einsatz des Systems für den nächsten Lebensabschnitt bis 2035.
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LUFTFAHRTSYSTEME | PC-21 |
© armasuisse
PC-21-Simulator: Simulator Dome, Projektoren, Cockpit und Simulatorstruktur.
© Pilatus Flugzeugwerke AG
Ausbildungssystem JEPAS PC-21: Echtsystem und bodenbasierte Trainingssysteme.
Vorgehen in zwei Phasen Das Projekt «JEPAS PC-21 Werterhalt» wurde in zwei Phasen aufgeteilt. In der ersten Phase lag der Fokus auf der Entwicklung eines Prototyps. In der zweiten Phase ging es dann um die Serialisierung der Flotte und der bodenbasierten Systeme. Die Entwicklung und Herstellung des Prototyps beanspruchte zwei Jahre. Hierzu wurde dem Lieferanten aus dem laufenden Betrieb der Pilotenschule ein Flugzeug zur Verfügung gestellt. Nach der Prüfung der Serienreife begann die Umsetzung der zweiten Phase. Während zweier Jahre wurden die verbleibenden sieben Flugzeuge sequenziell serialisiert. Der Umbau eines Flugzeuges dauerte drei Monate. Das letzte Flugzeug wurde schliesslich im November 2022 modifiziert und die neue Konfiguration im Mai 2023 von der militärischen Luftfahrtbehörde zugelassen. Im Anschluss an den Flugzeugumbau wurde das bodenbasierte Trainingssystem modifiziert. Der Simulator wurde mit neuen Projektoren und Computern ausgestattet, das Cockpit und die Software des Simulators wurden dem Stand der Konfiguration der Flugzeuge angepasst. Der PC-21-Simulator steht der Pilotenschule nun seit September 2023 für die Ausbildung zur Verfügung.
Neue Sauerstoff- und Sicherheitssysteme Die Kernelemente des PC-21-Werterhalts beinhalteten die Behebung der Obsoleszenz des Sauerstoffsystems, des Mission Computers und die Einführung neuer Sicherheitssysteme. Mit diesen Anpassungen wurde sichergestellt, dass neue Anflugverfahren auf dem Ausbildungssystem ausgebildet und spätere Umschulungen auf das Einsatzflugzeug F/A-18 einfacher und kostengünstiger durchgeführt werden können. Der Mission Computer dient der Ausbildung zum simulierten Luft- und Bodenkampf. Das System ermöglicht die Simulation von Radar, Waffensystemen und den Systemanzeigen im Head-upDisplay. Die Mission Computer Software wurde spezifisch auf die Anforderungen der Schweizer Luftwaffe zugeschnitten und erforderte während der Entwicklung zahlreiche Testflugkampagnen. Zudem beinhaltete die Entwicklung die Anpassung an die neuste Konfiguration des Pilatus PC-21. Diese Anpassung ermöglicht es, künftig von Verbesserungen anderer Betreiber von Pilatus PC-21 zu profitieren.
Pilotenausbildung mit dem PC-21 Der PC-21 wird von der Pilotenschule für die Jetpilotenausbildung auf dem Flugplatz Emmen genutzt. Nach der Pilotenschule und der Grundausbildung auf dem Pilatus PC-7 absolvieren die Jetpilotenanwärter die gesamte Ausbildung auf dem PC-21. Pro Lehrgang werden zwischen vier und acht neue Jetpiloten ausgebildet. Die Anordnung des Cockpit-Layouts des PC-21 ist derjenigen eines modernen Kampfflugzeuges angeglichen. Die Ausbildung auf dem PC-21 umfasst die Schulung im Luftkampf, Formations-, Instrumenten- und Kunstflug und ermöglicht den Piloten einen direkten Umstieg – ohne Jeterfahrung – auf die F/A-18 Hornet.
© armasuisse
Die zivile Luftverkehrsdichte in der Schweiz ist hoch und weiter zunehmend. Die Sicherheit des PC-21 wurde mit der Einführung des Traffic Avoidance System (TAS) erheblich erhöht. Das System informiert den Piloten über ein multifunktionales Display betreffend Höhe, Position und Flugrichtung eines anderen Flugzeuges und erhöht somit die Sicherheit im zivilen Luftraum. Zur Erhöhung der Sicherheit während Ausbildungsflügen in niedrigen Höhen wurde zudem das Terrain Awareness and Warning System (TAWS) eingeführt. Via Head-up-Display warnt das TAWS den Piloten frühzeitig vor Hindernissen.
PC-21 Simulator Dome, Projektoren und Cockpit.
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| ARCHE-EVENTS | WISSENSCHAFT UND TECHNOLOGIE
Geschichte und Entstehung des ARCHE-Events Gruppenfoto ARCHE
Die Plattform Advanced Robotic Capabilities for Hazardous Environments, kurz ARCHE, wurde 2017 ins Leben gerufen und findet seitdem jährlich statt. Sie dient der Untersuchung von neuartigen, robotischen Fähigkeiten und ist eine Zusammenarbeit des Schweizer Drohnen- und Robotik-Zentrums des VBS (SDRZ) von armasuisse Wissenschaft und Technologie, des Lehrverbands Genie/Rettung/ABC (LVb G/Rttg/ABC), sowie der ETH Zürich. Dieser Beitrag setzt sich mit der Entstehung der ARCHE und ihrer Entwicklung im Laufe der Zeit auseinander. Text: Anna Gervasoni und Fabio Winkelmann, Fachbereich Kommunikation, Kompetenzbereich Ressourcen und Support
Eine Idee wird geboren Im Jahr 2017 wurde ARCHE als Idee und Konzept vorgestellt. Das übergeordnete Ziel von ARCHE ist das Zusammenbringen von Forschung und Anwendung. So sollen Anwender einen Einblick in die Fähigkeiten und Limiten von mobilen Robotern erhalten. Gleichzeitig sollen Forscher besser verstehen, welche Anforderungen ihre Systeme für die konkrete Anwendung erfüllen müssen. Dazu wurde ein Event ins Leben gerufen, der ab 2018 jedes Jahr wiederholt werden soll. ARCHE soll ausserdem eine Plattform für Forscher bieten, um die Forschungsergebnisse an Robotern und neuen Technologien in einer simulierten Umgebung zu testen und möglichst realitätsnahe Daten zu sammeln. Auf diese Weise kann ARCHE ein vorher so nicht dagewesener
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Treffpunkt für Wissenschaft, Anwendung und Industrie werden, um Spitzentechnologien frühzeitig zu erleben und diese gleichzeitig anwendungsnah voranzutreiben. Der erste Event Der erste einwöchige ARCHE-Netzwerk- und Testevent fand im Juli 2018 in Wangen an der Aare statt. Dieser Ort wurde gewählt, weil er der Übungsplatz der Rettungstruppen der Schweizer Armee ist. Das Testgelände beinhaltet Ruinen unterschiedlichen Ausmasses, eine Grossbrandsimulationsanlage wie auch ein System von Korridoren. Ebenso ist eine grosse mehrstöckige Halle vorhanden, die sowohl mit Rauch wie auch mit Wasser gefüllt werden kann, einschliesslich eines Gebäudes mit einem
Keller. Das Übungsdorf in Wangen an der Aare soll so als «Spielwiese» und Testumgebung für die Roboter dienen, so dass diese in einer möglichst realitätsnahen Umgebung eingesetzt werden können. ARCHE wird international Seit 2019 ist auch die Summer School der ETH Zürich dabei, wo nationale und internationale Studierende teilnehmen können. Das Ziel war das Programmieren eines kleinen Roboters zum Lösen eines vereinfachten Katastrophenszenarios. Diese Summer School verläuft zeitgleich zu den restlichen Aktivitäten von ARCHE und im selben Gelände, so dass ein Austausch mit den restlichen Teilnehmenden stattfinden kann. Darüber hinaus haben alle Teilnehmer
WISSENSCHAFT UND TECHNOLOGIE | ARCHE-EVENTS |
und Teilnehmerinnen der Summer School die Möglichkeit, das ETH Robotics Symposium zu besuchen, bei dem führende Forscher aus der ganzen Welt ihre Erfahrungen, Ergebnisse und Meinungen zu verschiedenen Bereichen der Robotik austauschen. Die Kombination der Robotics Summer School mit ARCHE geschieht in Kollaboration des SDRZ mit RobotX. RobotX ist eine ETH+-Initiative, welche zum Ziel hat, die ETH und die ganze Schweiz an der Spitze der Robotikforschung zu platzieren. Zusätzlicher Fokus auf Drohnenabwehr Beim dritten Anlass im Jahr 2020 nahmen 17 nationale Forschungsteams teil. So wurden beispielsweise ein neues Drohnenabwehrkonzept wie auch Mobula, eine Abwehrdrohne, die ein Ziel erkennen und es abwehren kann, intensiv getestet und präsentiert. Weiterhin testen die Forscher aber auch Roboter mit Beinen, ferngesteuerte Bagger, Amphibienfahrzeuge oder unbemannte Luftfahrtsysteme, die sich in eingestürzten, brennenden oder überfluteten Gebäuden fortbewegen und Daten für die Weiterentwicklung sammeln.
Forscher am Mobula-Stand
Übungsdorf Wangen an der Aare
birdAi-Drohne und boarAI-Bodenfahrzeug
Bild von ANYmal
Im Zeichen des Strahlenschutzes Bei der Ausgabe 2021 waren nebst den 150 Forschenden zusätzlich 120 Gäste der Schweizer Armee, der Bundesverwaltung und von weiteren zivilen Behörden mit Sicherheitsaufgaben anwesend, so auch Partner des Labor Spiez. So bestand bei dieser Veranstaltung auch ein grösseres Interesse an den zwei Systemen birdAi-Drohne und boarAI-Bodenfahrzeug. Gemeinsam mit der ETH Zürich präsentierte die Fachhochschule Graubünden die zwei Roboter mit integrierten Strahlungsdetektoren, um radioaktive Messungen vornehmen zu können, ohne einen Menschen in die Gefahrenzone schicken zu müssen.
Demo-Day in Epeisses Die sechste Iteration von ARCHE fand zum ersten Mal in Avully bei Genf statt. Dieses Jahr begrüsste ARCHE rund 150 Forschende aus über 20 Teams, die verschiedene Robotersysteme im Wasser, in der Luft und auf dem Boden testeten. Am Donnerstag, 13. Juli 2023, fand wiederum ein Demo-Day auf dem Gelände statt. So erhielten geladene Gäste aus Armee, Bevölkerungsschutz und Politik Einblicke in aktuelle Tätigkeiten und Entwicklungen im Bereich der Robotik; am Vormittag mit verschiedenen Fachreferaten und am Nachmittag in einer Ausstellung und Live-Vorführungen. Die Live-Vorführungen dienen hauptsächlich zur Feldvorführung der Technologien und dem direkten Austausch zwischen Forschungspartnern und Anwendern. Erstmals waren auch nationale Medienschaffende dabei. Alle Beteiligten freuen sich bereits auf die nächste Ausgabe, die im Sommer 2024 stattfinden wird.
Enger Einbezug von ETH-Fokusprojekten Vom 4. bis 8. Juli 2022 trafen sich rund 150 Vertreter aus Armee, Forschung, Industrie und armasuisse zum fünften Mal im Übungsdorf Wangen an der Aare. Neben den altbekannten Systemen, wie beispielsweise dem Laufroboter ANYmal oder dem ferngesteuerten Schreitbagger Armano, wurden auf der Veranstaltung 2022 mehrere neue Projekte vorgestellt. Das 2021 gestartete Projekt AITHON zum Beispiel hat bereits enorme Fortschritte gemacht. Diese Drohne ist in der Lage, sich mit Hilfe von Saugnäpfen an einer Fassade festzuhalten und mit einem integrierten Bohrer die Wand zu durchbohren.
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HSP CONNECT | RESSOURCEN UND SUPPORT
«HSP Connect»: Eine Ideen-, Vernetzungs- und Austauschplattform Text: Bilall Miftari, Personal- und Organisationsentwicklung, Ressourcen und Support
Rund 30 Hochschulabsolvent/-innen durchlaufen derzeit ein Praktikum in unterschiedlichen Bereichen von armasuisse. Damit die Hochschulpraktikant/-innen (HSP) die unterschiedlichen Geschäftsfelder und Standorte von armasuisse kennen lernen, sich untereinander austauschen und vernetzen sowie ihre Ideen und Lösungsansätze zu konkreten Frageund Problemstellungen aus der Unternehmung einbringen können, finden seit 2022 zweimal jährlich die sogenannten «HSP Connect Days» statt. Wunsch nach mehr Austausch und Vernetzung Die Praktikumsevaluationen VBS hatten in den vergangenen Jahren verdeutlicht, dass sich HSP mehr Austausch und Vernetzung untereinander wünschen. Aus diesem Grund riefen HSP bei armasuisse in Eigeninitiative das sogenannte «HSP-Kaffee» ins Leben, an welchem sich interessierte HSP wöchentlich treffen und sich zu ihren täglichen Berufserfahrungen austauschen. Basierend auf der HR-Strategie 2021-2024, welche unter anderem die Stärkung der bereichsübergreifenden Vernetzung und die Intensivierung des Austauschs zum Ziel hat, haben zwei Hochschulpraktikant/-innen 2022 «HSP Connect» initiiert. Seither findet zweimal jährlich ein ganztägiger «HSP Connect Day» an jeweils anderen armasuisse-Standorten statt.
wurde von der Personalkommission armasuisse (PEKOM) eingebracht. Am vorletzten «HSP Connect Day» waren die HSP zu Gast im Schweizer Drohnen- und Robotik-Zentrum (SDRZ) am Standort Thun. Diesmal wurde eine aus dem Kompetenzbereich Führungs- und Aufklärungssysteme eingereichte Frage diskutiert. Dabei setzten sich die HSP mit den Bedürfnissen der jungen Generation sowie den Erwartungen des Arbeitgebers ihnen gegenüber auseinander. Der bisher letzte «HSP Connect Day» fand am 01. Dezember 2023 in Zürich im Cyber-Defence Campus statt. Dort beschäftigten sich die HSP mit den Herausforderungen und Chancen der generationenübergreifenden Zusammenarbeit und der Förderung des «jungen Denkens» bei armasuisse.
HSP mit toller Aussicht auf den Militärflugplatz Emmen
Entwicklungsimpulse dank «HSP Connect» Im Rahmen der «HSP Connect Days» können HSP ihre innovativen Ideen und Perspektiven zu unterschiedlichen Themen einbringen. Von der Linie über Boards bis hin zur Unternehmensleitung – alle bei armasuisse haben die Möglichkeit, die Meinung von HSP zu unterschiedlichen Fragestellungen und Themen abzuholen. In Workshops werden an den jeweiligen Vernetzungsanlässen Lösungsansätze zu intern eingereichten Fragen erarbeitet. Die daraus resultierenden Entwicklungsimpulse werden daraufhin bei armasuisse eingebracht. Rückblick auf vielseitige und produktive Treffen Bis anhin wurden vier «HSP Connect Days» an unterschiedlichen armasuisse-Standorten durchgeführt. Die erste Veranstaltung fand im Mai 2022 am Standort Bern statt. Dabei wurde eine Frage aus dem Fachbereich Kommunikation bearbeitet, welche die Informationsverarbeitung und -nutzung bei armasuisse zum Inhalt hatte. An der zweiten Durchführung im Dezember 2022 erhielten die HSP einen Einblick in das Zentrum Luftfahrtsysteme in Emmen. Dort konnten sie in die vielseitige und spannende Welt der Luftfahrt eintauchen. Im Workshop wurden Lösungsansätze erarbeitet, wie die Wissensweitergabe auch bei kurzfristigen, unvorhergesehenen Abgängen sichergestellt werden kann. Diese Frage
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Workshop-Teil in Emmen
«HSP Connect Day» am Standort Thun
ARMASUISSE | INTERVIEW |
Holz als Baustoff für ein nachhaltiges «Bauwerk Schweiz» Bauen mit nachhaltigen Rohstoffen – allen voran mit Holz – liegt im Trend. Die armafolio Redaktion hat bei Lignum, der Dachorganisation der Schweizer Holzwirtschaft, nachgefragt, welche Vorteile und Herausforderungen der Holzbau bietet. Welche Vorteile machen Holz attraktiv für den Bau von Gebäuden? Holz ist technisch leistungsfähig, hält wirtschaftlich mit und kann heute in der Schweiz in allen Gebäudekategorien und Nutzungen angewendet werden. Es ist ein natürlicher CO2-Speicher und vermeidet zugleich Treibhausgasemissionen aus klimaschädlichen Baustoffen, indem es diese ersetzt. Und überdies wächst es in nächster Nähe – und zwar mehr als genug davon. Wir ernten jedes Jahr nur rund die Hälfte dessen, was in unseren Schweizer Wäldern nachwächst. Holz ist nachhaltiger als Stahl-Beton basierte Bauten. Doch wie sieht es mit der Langlebigkeit und den Lebenszykluskosten von Holzbauten aus? Holz hält. Und zwar, mit Sachverstand verbaut und so vor Feuchtigkeit geschützt, nahezu unbegrenzt. Der älteste Holzbau der Schweiz, das Schwyzer Haus Nideröst, im Kantonshauptort vor der Baggerschaufel gerettet und am Morgarten wiederaufgebaut, stammt aus dem Jahr 1176. Ich glaube, das spricht für sich. Und zu Ihrer zweiten Frage: Holzbauten verursachen in ihrem Lebenszyklus minimale Kosten und weisen eine ausgezeichnete Ökobilanz auf. Wie ist der Stand der technischen Entwicklung bezüglich der Kreislaufwirtschaft? Wald und Holz stehen von Natur aus in einem geschlossenen CO2-Kreislauf. Die Kaskadennutzung von Holz sichert eine maximale Verweilzeit in stofflichen Anwendungen – dazu gehört auch die Wiederverwertung von Bauholz. Kreislaufdenken ist im gesamten Bauwesen noch längst nicht Standard. Der Holzbau bringt dafür aber aufgrund der weit fortgeschrittenen Digitalisierung besonders gute Voraussetzungen mit. Pionierbauten wie das ‹Haus des Holzes› in Sursee zeigen, wie eine saubere Schichtentrennung, reversible Verbindungen und eine möglichst einfache Konstruktion nach Stand der Technik aussehen.
Wie kann Schweizer Holz wettbewerbsfähiger werden? Ich meine: vor allem durch Innovation. Aber sicher auch durch verbesserte Rahmenbedingungen. Ein gutes Beispiel ist das revidierte öffentliche Beschaffungswesen. Es löst sich vom reinen Preiswettbewerb und legt den Fokus mit Kriterien wie Nachhaltigkeit, Lebenszykluskosten und Innovation vermehrt auf Qualität. Das stärkt die Stellung von Schweizer Holz. Dies umso mehr, als sich der Bund im Waldgesetz dazu verpflichtet, bei der Planung, der Errichtung und dem Betrieb eigener Bauten und Anlagen soweit geeignet die Verwendung von nachhaltig produziertem Holz zu fördern. Gibt es zukünftig genügend nachhaltiges Bauholz aus Schweizer Wäldern? Ja. Die Schweiz besteht zu 31% aus Wald, und diese Fläche wächst jedes Jahr weiter, weil wir wie eingangs erwähnt nur einen Teil dessen ernten, was wir könnten – notabene ohne das Prinzip der Nachhaltigkeit anzutasten. Entscheidend wird sein, die Schweizer Wälder so rasch wie möglich klimafit zu machen, damit sie auch morgen noch verlässlich das Holz liefern, das wir für ein nachhaltigeres Bauwerk Schweiz dringend benötigen. Laubhölzer werden dabei eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Sie stehen bereits heute in Fülle zur Verfügung. Ihre Anwendungsmöglichkeiten expandieren rasch.
MICHAEL MEUTER Informationsverantwortlicher Lignum, Holzwirtschaft Schweiz, Zürich
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Das Video des Schiessversuch Mörser 16 können Sie sich hier ansehen.