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Antanas Varanka
NERINGA ist eine Perle der Natur in Litauen
Verlag „ANVARA“ VILNIUS 2016
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UDK 77.04(474.5)(084) Va 275
Fotograf und Herausgeber
Antanas Varanka Design
Laimis Kosevičius Text
Libertas Klimka
ISBN 978-609-95818-1-1
© Antanas Varanka © Laimis Kosevičius © Libertas Klimka
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N E R I N G A ist eine Perle der Natur in Litauen Schwebende Luft auf den in der Sonne erwärmten Dünenkämmen, eine berauschende Duft von Kiefern im Hochsommer, feuchte Frische der Erlen und salzige Lippen im Abendwind stellen die schönste Vision der Sommerferien dar! Jeder will immer wieder nach Neringa zurückzukommen. In verschiedenen Jahreszeiten erscheint ihre die Schönheit anders. Herbstnebel und mit Tausende von Farbtönen überfluteten Dünen, Raureif der Bäume im Winter, Eisstau an der Küste sind außergewöhnliche Bilder, die sonst nirgendwo zu sehen sind. In der Kurischen Nehrung fühlen Sie sich in einer Umgebung der Natur: hier herrschen Wind und Wut von Wellen und auch die schmeichelhafte Sonnenlicht. Gehen Sie auf die Parnidis-Düne. Von hier aus eröffnen sich die Schönheit und Einzigartigkeit der wunderbaren Natur. Durch Blick auf das Haff erstrecken sich eine Weite der See in der Ferne und der Kurort Nida (dt. Nidden) an den südlichen Dünenkämmen. Hier ist es geräumig für Sinnlichkeit. Die Windlieder und Wellenmusik sowie herrliche Panoramen mit weiten Räumen schaffen in der Kurischen Nehrung eine besondere Aura. Die Parnidis-Düne ist mit einer Sonnenuhr versehen. Das ist der einzige ideal geeignete Ort in Litauen für eine solche Uhr: Von hier aus bieten die Dünen einen absoluten mathematischen Horizont – nur hier kann man sehen, wie die Sonne aus dem Wasser steigt und ins Wasser, und zwar vom Haff in die See, sinkt. Dieses Werk gibt nicht nur ein Gefühl des Flusses der Zeit, sondern auch Kombinationen von natürlichen Elementen, wie – Wind, Sand und Wasser – in der Nehrung. Die Uhr wurde mit Runensymbolen eines Kalenders, – d. h. einer Verbindung zwischen baltischen Ländern – dekoriert. Auf dem Granit in der Nähe der Uhr sind die Namen von acht Winden eingeschnitten, wie sie von den Fischern früher genannt wurden. Auf der Parnidis-Düne ist es einfach, die einheimische Naturgeschichte zu lesen. Die Kurische Nehrung ist einzigartige und leicht verletzliche Schöpfung des Menschen und der Natur mit einem zerbrechlichen Gleichgewicht. Das ist sandige Halbinsel mit einer Länge von 98 km, die das Kurische Haff von der Ostsee trennt. Seine Breite beträgt von 0,4 bis 4 km. Die geologische Geschichte der Halbinsel war sehr dynamisches und kurz – nur etwa 5.000 Jahre. Die einzigartige natürliche Schönheit der Landschaft wurde hier durch Sanddünen und Flora gestaltet. Am Anfang der Entstehung war das Kurische Haff ein Moränenrücken im Littorina Meer mit
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seinen zwei Spitzen – den Inseln Sarkuva und Rasyte. Die Küste der Samland-Halbinsel wurde unerbittlich durch Wellen und Strömungen der See zerstört und der Schlick wurde in nördliche Richtung gebracht. Der Schlick hat sich auf diesen Inseln abgesetzt und die sich verlängernde Nehrung hat die Bucht vom Meer getrennt und das Kurische Haff gebildet. Die abgesetzten Dünen haben die Moränen der Insel bedeckt. Vor 4,5 – 4000 Jahren reichte die Nehrung bis heutiger Siedlung Juodkrante. Die Westwinde haben in vielen Orten parabolische Dünen angeweht. Eine Strecke von diesen Dünen ist bis heute erhalten geblieben. Später wurde die Nehrung als Sandbank durch vorherrschende südwestliche Meeresströmungen abgelagert. Dieser Abschnitt der Nehrung entstand viel langsamer und erst am Anfang unserer Zeitrechnung hat sich bis Kopgalis verlängert. Die damalige Landschaft der Kurischen Nehrung sah ganz anders als heute aus. Die Höhe der Parabeldünen betrug 30 bis40 m, und einige Spitzen erreichten 60 m über dem Meeresspiegel. Die Dünen waren mit dichtem Wald von Eichen, Linden, Ulmen, Kiefern, Birken, Erlen und Haseln bewachsen. Dieses Land wurde bereits in der Steinzeit im 4. Jahrtausend v. Chr. als geeignet zum Wohnen entdeckt. Etwa zu dieser Zeit haben die Wellen der See die Küste der Semba-Halbinsel geschlagen und die BernsteinSchicht befreit. Dieser wunderbare Mineralstoff wurde zu einem wichtigen Schmuck der alten Bevölkerung der Kurischen Nehrung sowie zu einem Magie-Objekt. In der Alten Eisenzeit erstreckte sich eine Bernsteinstraße und der Bernstein wurde zu einer Verbindung zwischen unserem Land und der antiken Welt. Im Mittelalter wurde auf dem Kurischen Haff gepaddelt, und ein günstiger Wind trieb schnell Wikingerschiffe mit Segeln. Später marschierten deutsche Kreuzritter über die Kurische Nehrung, als natürliche Brücke zwischen Preußen und Lettland, um die beiden Teile des Deutschen Kreuzritterordens in eine stählerne Zange zu verbinden. Zur Sicherheit im Straßenverkehr haben sie in der Kurischen Nehrung mehrere Burgen gebaut: die wichtigste von denen war die Rasyte-Burg, die erstmals im Jahre 1372 erwähnt wurde. Aus den Militärlagern sind die ersten Siedlungen entstanden, wie Šarkuva (Sarkau), Kuncai (Kunzen), Rasytė (Rossitten), Pilkopa (Pillkopen), Nida (Nidden), Karvaičiai (Karwaiten), Nagliai (Negeln), Juodkrantė (Schwarzort), Smiltynė (Sandkrug). Durch die Nehrung wurde später ein wichtiger Post-Trakt von Königsberg nach Klaipeda gebaut. In den Siedlungen entstanden Poststationen und Tavernen am Straßenrand. Mit Wachstum der Siedlungen wurden die Wälder gefällt. In den europäischen Ländern hatten das einheimische Kieferholz mit schmalen Jahresringen und die Holzprodukte, wie Harz, Teer und Pottasche eine
große Nachfrage. Rücksichtslose Abholzung verursachte die Sandverwehung. Der Wind ging über die Halbinsel in Richtung des Kurischen Haffs und hat Dörfer mit Sand bedeckt. Die Einwohner der Kurischen Nehrung brauchten sehr viel Geduld, Fleiß und Einfallsreichtum, um die Sandverwehung zu stoppen. Im Jahr 1825 hat der damalige Leiter der Post David George Kuvert (1748– 1827) die erste Düne bepflanzt. Mehrere Generationen haben den Schutzkamm der vorderen Düne gestaltet und endlich wurde die Sandverwehung überwunden. In der Kurischen Nehrung wurden die Arbeiten zur Befestigung und Bepflanzung der Dünen durchgeführt und zwar die einzigen in der Welt in einem so großen Umfang. Die empfindlichen Küstendünen werden auch heute gepflegt. Im 15. bis 16. Jahrhundert lebten in der Nerung das Volk “Kuršininkai” (deutsch: Kuren), die im lettischen Dialekt sprachen. Sie waren Fischer. Sie fuhren auf dem Kurischen Haff mit Segelbooten – Kurenkahnen (litauisch “Kurenai”), die mit farbigen Windanzeigern auf den Stielen geschmückt waren. Diese waren einzigartige Volkskunstswerke, die symbolisch Überzeugungen und Hoffnungen, Sorgen und Freuden von zu Hause der Fischer darstellten. Der Chefinspektor für Fischerei Ernst Wilhelm Beerbohm (1786–1865) hat die Dimensionen der Windanzeigen bestimmt und zum Erkennungszeichen der Siedlung gemacht. Wenn der Fluss Nemunas das Eis zum Haff brachte, schnitzten und malten die Fischer Wetterfahnen und Windanzeiger und auch schmückten ihre Häuser mit schönen Windbrettern. Das Seeklima hat die Bewohner gezwungen, ihre Häuser zu färben. Die Lieblingsfarben waren braun und blau. Eine einzigartige lokale Form des künstlerischen Ausdrucks kann man auch im Friedhof der Siedlungen sehen. Das sind aus einem dicken Brett geschnittene Grabtafeln, die sogenannten Krikschten (“Krikstai”). Die Kuren war eine sehr interessante ethnische Gruppe: ihre amtlichen Fragen haben sie in der deutschen Sprache gelöst, in der Kirche litauisch gebetet und bei der Fischerei nur kurisch miteinander gesprochen. Die Fischerei war ein schweres Geschäft, die von den Wetterbedingungen sehr abhängig war, und hat daher bei Fischern einen starken und unkomplizierten Charakter gebildet. Die Besonderheiten des Lebens der Fischer fanden die Urlaubsgäste, welche die Kurische Nehrung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckt haben, sehr interessant. Nida (deutsch: Nidden) war von deutschen Malern besonders im Sommer beliebt, die durch Farben der Landschaft hierher angelockt wurden. Am Ende des 19. Jahrhunderts versammelte sich hier eine Gruppe von Expressionisten (Max Pechstein, Lovis Corinth, Karl Schmidt-Rottluff, Ernst Mollenhauer u. a.). Zum Sitz dieser Gruppe wurde das älteste von Hermann Blode 1867 gebaute Hotel in Nida. Im Zeitraum von
einem halben Jahrhundert wurde dieses Hotel nicht nur von vielen berühmten Künstlern, sondern auch von bekannten Schriftstellern Hermann Sudermann, Ernst Wiechert, Agnes Schlaf, Fritz Kudnig, dem Psychotherapeuten Sigmund Freud und anderen besucht. Unter den Ehrengästen des Hotels von Blode war auch der Nobelpreisträger Schriftsteller Thomas Mann, der am 24. August 1929 zum ersten Mal nach Nida gekommen war. Fasziniert von der Landschaft der Kurischen Nehrung und von der Identität des Fischerdorfs Nidden hat er hier ein Sommerhaus gebaut und hier drei Sommer (1930–1932) verbracht. Hier hat er seine berühmte Roman-Tetralogie “Joseph und seine Brüder” geschrieben. In der Kurischen Nerung sind Kurorte mit Villen und großen Hotels neben den alten Fischerhäusern entstanden. Die Fischer bauten auch größere Häuser mit Mansarden für Sommerurlauber. Im Jahr 1923 kehrte der Teil der Kurischen Nehrung – die Strecke von Nida bis Smiltyne – nach Litauen zurück. Hier blühte die Wirtschaft der Kurorte mit Tausenden Urlaubern weiter. Allerdings war der Sommer 1944 für die Einwohner der Kurischen Nehrung fatal: alle Einheimischen waren gezwungen, in die Tiefe von Deutschland zurückzuziehen. Die meisten von ihnen waren nie wieder hierher zurückgekehrt. Die lebendige kulturelle Tradition der Kuren hörte somit plötzlich auf. Faszinierend und authentisch ist die Architektur aller Siedlungen in der Kurischen Nehrung mit ethnografischen Fischerhäusern und alten Willen, geschmückt mit “Spitzen” aus Holz. Der Naturpracht sind auch die Gebäude der neuen Architektur – Hotels und Erholungsheime in Kieferwäldern – angepasst. Die Urlauber erwarten in der Kurischen Nehrung schönes Wetter und nur selten werden vom schlechten enttäuscht. Hier gibt es die höchste Zahl von sonnigen Tagen in Litauen. Die Nehrung wird im Herbst oft von dichtem Nebel umgeben, weil dessen Bildung durch wärmende Wirkung von der See beeinflusst wird. Es gibt hier 170 bis 180 Tage mit Regen bzw. Schnee und fallen durchschnittlich 643 mm Niederschlag. Ca. 20 Tage weht ein sehr starker Sturmwind, der zu spektakulären Wellen führt. 1961 wurden vier Siedlungen der Kurischen Nehrung: Nida, Preila, Pervalka, Juodkrante und der Hof Alksnyne in die Kurortstadt Neringa verbunden. Das Verwaltungszentrum der Gemeinde befindet sich in Nida. 1991 wurde der Nationalpark der Kurischen Nehrung gegründet. 2000 wurde die Kurische Nehrung, als einzigartige menschliche und natürliche Schöpfung und eine der schönsten und einzigartigsten Landschaften Europas, in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Professor Libertas Klimka
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FOTOALBEN
Verlag ANVARA 113
POSTKARTEN
Verlag ANVARA 114
Im Verlag des Fotografen Antanas Varanka sind bisher 8 von ihm selbst herausgegebene Fotoalben und Ăźber 650 Postkarten erschienen.
Tel. +370 5 2153 166 mob. +370 699 47 530 E-Mail anvara@takas.lt www.anvara.lt 115
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„NERINGA ist eine Perle der Natur in Litauen“ ist das dritte Album des Fotokünstlers mit Werken, die von großer Liebe zu dieser wunderbaren, von Natur und Mensch geformten Landschaft, die von den Meeresströmungen herbeigespült und vom Winde überformt wurde, zeugen. Den Fotografen fasziniert diese Gegend das ganze Leben lang und so verewigt er hier zu den verschiedensten Jahreszeiten das Zusammenspiel von Meer, Wald, Dünen und Architektur. „Wenn ich zum fotografieren auf den höchsten Punkt der windbewegten Dünen steige und unten in der Ferne das spiegelglatte Haff sehe oder wenn ein heftiger Wind weht, dann fühle ich mich wie auf einem schneebedeckten Grat in den Alpen“ sagte Antanas Varanka, auch Bergsteiger und Freund von Ski Alpin, gegenüber Kollegen aus der Fotografie und Weggefährten.
Verlag „ANVARA“ Tel./Fax: +370 5 215 3166, Mob. +370 699 47530 E-Mail anvara@takas.lt www.anvara.lt ISBN 978-609-95818-1-1 Druck: UAB „Standartų spaustuvė“ Darius-und-Girenas-Str. 39, Vilnius
VILNIUS 2016
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