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eBook-Ausgabe Die Schlange des Regenbogens von
Samuel Shain
Alle im eBook dargestellten Personen und Handlungen sind frei erfunden. Sollten Ähnlichkeiten mit tatsächlich existierenden lebenden oder verstorbenen Personen oder stattgefundenen Handlungen und Ereignissen entstanden sein oder sollte ein solcher Eindruck entstehen, ist dies unsererseits auf keinen Fall gewollt oder beabsichtigt. Eventuelle Übereinstimmungen oder Ähnlichkeiten sind rein zufällig und unbeabsichtigt. Rechte an den veröffentlichten Texten liegen beim Autor Samuel Shain. Vervielfältigungen zum Zwecke der Veröffentlichung – Publikationsrechte liegen beim Verlag art of arts. Alle Rechte vorbehalten. Verwendung zum Zwecke der Weiterveröffentlichung dürfen nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung des Verlages und des Einverständnisses des Autors erfolgen. Der Verlag sowie der Autor übernehmen keine Haftung bei unsachgemäßer Verwendung und Verbreitung und den eventuell daraus entstehenden Folgeschäden. Für Druckfehler keine Gewähr.
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Die des
Schlange Regenbogens
von
Samuel Shain
inspirierende Schwingungen von Selina www.menschenhelfenmenschen.de
Verlag art of arts www.artofarts.de Seite
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Nachdruck oder Vervielfältigung nur mit Genehmigung des Verlages gestattet, die Verwendung oder Verbreitung unautorisierter Dritter, in allen anderen Medien ist untersagt. Die jeweiligen Textrechte verbleiben beim publizierenden Autor, dessen Einverständnis zur Veröffentlichung vorliegt. Für Druckfehler keine Gewähr. Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek. Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie – detaillierte bibliografische Daten über http://dnb.ddb.de im Internet abrufbar
Original-Erstausgabe 2009 - eBook
ISBN 3-940119-98-9
ISBN 978-3-940119-98-8 Herausgebender Verlag: art of arts Inh. Frederic Bartl, Forchheim ehrenamtliche Geschäftsführung: Silvia J.B. Bartl Satz, Layout, Gestaltung: art of formation - Silvia J.B. Bartl Cover Design: Silvia J.B. Bartl laut dem original getreuem Gemälde von Rainer Hübner „Das Allbewusstsein“ www.rainer-huebner.com Autor: Samuel Shain Selina (Silvia J.B. Bartl) Herstellung virtueller Verlag art of arts - created in Germany -
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Die Schlange des Regenbogens ist mehr als ein elektronisches Buch. Es ist ein Werk der Worte über die Selbsterkennung und Entfaltung.
Die Schwingung soll all jene erreichen, die diesen Wandel in sich erkennen und damit ihr Leben endlich bewusst erfahren wollen. Der Mensch ist göttliche Energie der Materie, die er erschafft. Schöpfer der Gedanken, die er denkt und im Gefühl erlebt. Es gibt keinen Zweifel sondern nur eine Wahrheit die für alle gleichsam einen Nutzen erzielt. Dies ist ein Geschenk, das jeder selbst in sich besitzt.
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eBookinhalt: Vorwort des Autoren / Autorenvita Kapitel 1 Kapitel 2 Kapitel 3 Kapitel 4 Kapitel 5 Kapitel 6 Kapitel 7 Kapitel 8 Kapitel 9 Kapitel 10 Kapitel 11 Kapitel 12 Kapitel 13 Kapitel 14 Kapitel 15 Kapitel 16 Kapitel 17 Kapitel 18 Kapitel 19 Kapitel 20 Kapitel 21 Kapitel 22 Kapitel 23 Kapitel 24 Epilog Psychowissenschaftliche Berichte Interview Henry Weinbach Interview Modita Verweis zum K端nstler Rainer H端bner Nachworte Verlagsschlusswort Seite
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Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite
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Dein Wille geschehe der Anfang und auch das Ende so sei es... In Freude und Dankbarkeit sind diese Zeilen geschrieben worden, um daraus ein Buch / eBook zu erschaffen – Die Schlange des Regenbogens
Mögen alle ihren eigenen größtmöglichen Nutzen daraus ziehen. Danke all den Lesern, die dieses eBook erworben haben. Auch ein Dankeschön an meine Lebensgefährtin, die die weiblichen Parts geschrieben hat und dafür, dass ich eine Möglichkeit gefunden habe, durch mein Tun im Schreiben, diese Botschaften zu verbreiten. Samuel Shain
Autorenvita: Samuel Shain, geboren am 24.12.1964 in München, ist Hobbyautor der anderen Art, der den Sinn des Lebens auf der Spur ist. In der Unendlichkeit des Seins und der Komplexität des Lebens, findet er viele Antworten. In seinem Werk: "Die Schlange des Regenbogens", hat er viele Antworten versteckt, die zu noch mehr tiefer gehenden Fragen bewegen. Beim Verlag art of arts ist er bereits in den Anthologien art of man & art of erotica der art of books collection vertreten. Mit seiner website www.menschenhelfenmenschen.de ist er im Internet präsent. Seite
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Du bist der Gedanke den Du denkst... Wähle die größtmögliche Vision Deiner scheinbaren Unmöglichkeit und Du wirst überrascht sein von der Möglichkeit Deines erschaffenen Ergebnisses.
Es erfüllt mich mit Dankbarkeit, meine Worte in Liebe mitzuteilen, in der Möglichkeit dieses eBooks. Danke meinen Gedanken und die meines Herzenspartners, um allen einen Weg aufzuzeigen. Mein größtes Dankeschön an alle, die durch die Anziehung dieses Werk lesen. Der Wunsch nach Verwirklichung eines jeden einzelnen Wesens ist mein größter Lohn. Ich gebe Dir all das, was ich bin, damit Du sein kannst, was immer Du auch wählst. Es ist nicht wichtig, wer oder was ich bin, denn die Einheit von allem, die durch Dich spricht, ist die Möglichkeit im Anfang, welches im Wort ist. Also werde ich immer sein weil Du bist, in der gewählten Form des Ausdrucks, welches einem fließenden Quell gleicht. Selina, die Inspiration der Worte im weiblichen Part
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Kapitel 1
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r weiß, dass er gut aussieht und trotzdem wirkt er jedes Mal unsicher, wenn er mit einer Frau flirtet und sie anmachen will. Eigenartig - jedoch durchdringt es seinen Kopf, dass andere Männer in dieser Hinsicht so viel sicherer zu sein scheinen, obwohl sie seiner Meinung nach eher „unterdurchschnittlich“ sind. „Na gut, ich bin erst 21 geworden, habe eine knackige Figur, bin gut aussehend und durch die europäisch/asiatische Abstammung, nicht dem Standard entsprechend“, denkt er sich weiter. Vielleicht gibt es mehr, als nur das Objekt der Begierde? Seine braunen Augen schauen in den großen Spiegel in seinem Schlafzimmer und mustern das ihm entgegenblickende Objekt, namens Seite
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Arthur. Auf einmal fängt sein Atem an zu stocken. Er bemerkt etwas außergewöhnliches, welches ihm zuvor nie aufgefallen ist. Ein innerer Dialog läuft wie ein Film in seinem Gedächtnis ab und scheint so unbegreiflich real zu sein. „Was ist das, was in meinem Kopf passiert? Warum bin ich nicht Herr der Lage? Wo kommen diese Gedanken her? Wer bin ich... wer bin ich, wer bin… In diesem Augenblick kommt Michelle langsam und still hinter ihm hervor und streichelt sanft seine Pobacken, wobei ihre Hände nach vorne, zu seiner Männlichkeit gleiten. Der Film reißt ab und Arthur übernimmt wieder die Kontrolle, in dem alle Gedanken augenblicklich gelöscht und vergessen sind. Er dreht sich um, da seine Augen im Rausch der Begierde, automatisch das weibliche Fleisch suchen. Geschwind packt er sie und schmeißt sie aufs Bett, während das Animalische wie Feuer aus seinen Augen sticht. Seine Finger spüren intuitiv, wo die erogenen Zonen zu finden sind und fangen an, sie am Hals zu streicheln. Langsam, den Tempel der Lust erklimmend, wobei seine Zunge schon längst auf dem Weg zur Tropfsteinhöhle ist. So nimmt er sie nach dem Vorspiel, wie ein Hengst, unermüdlich mit der Ausdauer eines durchtrainierten, potenten Mannes. Nach dem Akt der Lust, genüsslich an einer Zigarette saugend, lächelt Michelle zufrieden flüsternd: „Hey, Du bist gut...“ Er erwidert das Lächeln, durchstreift ihr Haar und küsst sie schließlich ganz sanft mit seinen vollen Lippen. Als sie am nächsten Morgen geht, haucht sie noch leise in sein Ohr: „War echt betörend, wie gefühlvoll Du mich gestern umgarnt hast“. Seite
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Wieder kommen die Gedanken, der Dialog, der Film in seinem Kopf. „Zuerst sagt sie - hey Du bist gut, mir wäre sehr gut viel lieber und dann spricht sie von Gefühlen... Ich muss unbedingt rauskriegen, wo der Film in meinem Kopf herkommt und was das alles mit Gefühlen zu tun hat...“
Die Zeit vergeht und so auch die Jahre: Arthur Schmidt hat eine erfolgreiche Karriere aufzuweisen und könnte sich stolz schätzen. Trotzdem befindet sich eine gewisse Leere in ihm, die er sich nicht erklären kann. „Herr Schmidt, Sie haben wirklich eine ausgezeichnete Analyse der momentanen Situation unseres Unternehmens dargestellt, jedoch wäre es für uns interessanter, eine Rationalisierungsmaßnahme zu verwirklichen. Sie wissen doch was wir meinen, ein Personalabbau ist unumgänglich“. Arthur Schmidt runzelt seine Stirn und schaut einige Sekunden lang gestochen scharf in die Augen des Vorstandsvorsitzenden, dreht sich um 90 Grad, läuft bis zur Memotafel und schreibt mit rotem Filzstift darauf: Haben Sie mir überhaupt zugehört? Absolute Stille vernebelt den Besprechungsraum. Der Vorstandsvorsitzende schaut zunächst fast kindlich seine Kollegen an und fummelt an seiner Krawatte, so als ob diese falsch sitzt. Mit erhobener Stimme beugt er sich kurz darauf über den Tisch und zitiert überheblich, jedoch höflich, dass er keine Lehrstunde braucht. Seite
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Arthur blickt ihn weiterhin kämpferisch in die Augen. Sein Kämpferherz und soziales Engagement, ist im ganzen Unternehmen bekannt und geliebt, wohl aber auch gefürchtet. Der Vorsitzende bricht die Stille mit der Faust auf dem Tisch. Mit einem künstlich wirkenden Lächeln, drehen sich seine Pupillen von unten nach oben. Dann spricht er präzise, mit einer immer lauter werdenden, nachdrücklichen Stimme: „Herr Arthur Schmidt, Sie sind gefeuert!“ Wie ein Faustschlag trifft es Arthur, sein Ehrgefühl ist schwer angekratzt. Wut und verletzte Eitelkeit breiten sich in seinem Körper aus und schreien nach Gerechtigkeit. Im ersten Moment sinnt er auf Rache, kann sich jedoch zusammenreißen und dreht sich auf dem Absatz um. Dann nimmt er die Aktentasche und verschwindet hohen Hauptes, wortlos, mit einem gekonnten Lächeln im Mundwinkel. „Wenigstens sein Abgang soll in Würde geschehen“, sind seine Gedanken, als er die massive Tür des Sitzungssaales hinter sich schließt. Wenn die Zeit reif ist, werden ihm die passenden Worte einfallen, die sonst im Eifer des Gefechts eher das Gegenteil erreicht hätten. Übers Handy vereinbart er einen Termin mit seinem Rechtsanwalt. Schließlich wird der wissen, was in seinem Falle zu tun ist. Zorn auf der einen Seite, doch auch Freiheit auf der anderen, spürt er in diesem Moment, als er dem Firmengebäude einen letzten Blick abstattet.
Einige Stunden später zuhause... Während er in dem Buch Kündigungsrechte blättert, das er gerade gekauft hat, ruft ihn sein Arbeitskollege Holger an und fragt aufgeregt: „Was habe ich gehört, Du hast den Vorstand beleidigt und Seite
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einen Vertrauensbruch begangen? Daraufhin bist Du entlassen worden?“ „Ich bin schon seit 17 Jahren in dieser Firma“, erwidert Arthur. „Die Vorstände wären ohne mich nicht in der Position und die Firma, wäre schon längst pleite“, spricht er empört weiter, „ich mach sie alle fertig. Die wollen Krieg, dann kriegen sie Krieg!“. „Stopp, Stopp“, unterbricht ihn Holger. „Hör auf damit, Du hörst zu viel auf Dein Ego. Negatives Denken erzeugt noch mehr Negativität“. Arthur schnauft einmal tief durch. Nun kichert er spöttisch in den Telefonhörer und erzählt, auf was er alles verzichten musste und wie viel Energie er in das Unternehmen schon gesteckt hat, ganz zu schweigen von den Beziehungskrisen, die dadurch entstanden sind. Er weiß schon gar nicht mehr, was eine richtige Beziehung überhaupt ist und auf die „one-night-stands“ hat er allmählich auch keine Lust mehr. Nachdem er seinen Schmerz ausgeschüttet hat, verabschiedet er sich kurz von Holger und beendet das Telefonat. Im Anschluss sucht er in seinem Terminkalender, welche Frau er anrufen soll, um auf andere Gedanken zu kommen. Nadine? ...nein, die schreit so beim Orgasmus, vielleicht Karoline? - sie wiederum erzählt so viel über ihren Exmann, da hat er auch keinen Bock drauf. Daraufhin reißt er einige Blätter des Telefonverzeichnisses heraus und wirft sie in den offenen Kamin, der sich auf der anderen Seite des großen Wohnzimmers befindet. Während das Papier beginnt Feuer zu fangen, fallen ihm nacheinander die Frauen ein, mit denen er eine Beziehung hatte. „Swetlana ...ach, die hat viele meiner Wünsche erfüllt – Mary, ein Urlaubsflirt wo mehr daraus geworden wäre, wenn Sie nicht in Seite
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England gewohnt hätte. Cindy... Lisa... Judith... so viele Namen, aber trotzdem unerheblich. Ihm wird immer klarer, dass er sich die ganzen letzten Jahre nur etwas vorgemacht hat. Er war die ganze Zeit neben sich gestanden und arbeitete wie ein Roboter, bis er merkte, dass er ein Mensch aus Fleisch und Blut ist und daraufhin, im gleichen Moment, wurde er gekündigt. In der Melancholie seiner Umgebung, fällt ihm ein Zitat ein: „Du bist der, der Du bist und nicht der, der Du zu sein glaubst“. Damals verstand er nicht, was Michelle damit meinte. Michelle...! Die Erinnerung an sie, ergreift ihn wie eine riesige Pythonschlange. Seine einzige große Liebe. Ihre natürliche Schönheit in ihrem schlanken Wesen, berührte ihn schon damals ungemein. Sie hatte in so vielen Sachen Recht. Nun bemerkt er, dass sie schon früher sehr weise war. Warum hat er nicht auf sie gehört, als sie sagte: „Unsere Liebe ist der Anfang und die Beziehung das Leben, das wir wählen“. Zum ersten Mal in seinem Leben bekommt er feuchte Augen. Unbemerkt läuft eine Träne die Wange hinunter und der Schmerz sticht in sein Herz, ein Schmerz, den er zuvor nie erlebt, bzw. noch nie gefühlt hat. Er wird sich wieder bewusst, wie er einst, als er noch jung war, die Dialoge im Kopf, die Gefühle und Emotionen, die Gedanken, das Ego und den Schmerz beobachtete und sich fragte: „WER BIN ICH ???“ Urplötzlich bemerkt er, wie sich die Wut in seinem Bauch ansammelt und zu explodieren droht. Nein, er hat die Schnauze voll von Arbeit bis zur Erschöpfung und all den Negativitäten auf dieser Welt. Es muss mehr geben als das! … Seite
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Wo steht überhaupt, dass man soviel arbeiten muss, um in Wohlstand zu leben? Das ist alles Schwachsinn, ich werde… Als er wegen des Kältegefühls auf dem Sofa aufwacht, spürt er wie schwer sich sein Kopf anfühlt und seine Kehle zu kratzen beginnt. Eilig schüttet er eine ganze Flasche Mineralwasser in sich hinein, wodurch sein Brand aber nicht gelöscht wird. „Scheiß Alkohol“, denkt er sich und geht mit schweren Schritten ins Bad, um sich zu duschen. Währenddessen erinnert er sich an den gestrigen Abend und beschließt, Michelle, seine damalige große Liebe, ausfindig zu machen.
Tage vergehen... Nachdem Arthur mit seinem Rechtsanwalt Starke eine kurze Besprechung der Lage führt, weiß er nun, was zu tun ist. Der Firmenplan passt nicht in sein Konzept, bzw. er nicht mehr in das Konzept des Firmenplans. Eine Fusion der Firma steht kurz bevor und Personalabbau ist eine der wenigsten Hindernisse, die es zu überwinden gibt. Ein hoch bezahlter Mitarbeiter wie er, ist demnach auf Dauer für die Firma nicht mehr tragbar und somit bei der ersten Gelegenheit aus dem Weg geräumt worden. Geschickt eingefädelt, aber so einfach ist es nicht, einen Arthur Schmidt so ohne weiteres loszuwerden. Er befolgt den Rat seines Anwalts und lässt sich für den Rest der Zeit von seiner Arbeit freiwillig freistellen. Diese Genugtuung soll Seite
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vorläufig für Arthur ausreichend sein. Das Arbeitsgericht wird für die nötige, gerechte Entschädigung sorgen. Bei 17 Firmenjahren wäre das eine stattliche Summe von 350.000 € Abfindung. Das sollte genug sein fürs Erste. Mit diesen Gedanken beruhigt sich sein Gemüt ein wenig und gestaltet den Alltag etwas gelassener. Die Zeit, die ihm dadurch geschenkt wird, kann er nun für wichtigere Dinge im Leben nutzen. Das was ihm wichtig erscheint und unentwegt in seinem Kopf auftaucht, ist Michelle... Gedacht, getan! Nun nimmt Arthur Kontakt mit vielen alten Freunden auf und fragt sich durch, wo Michelle sein könnte. In dem alten Haus, wo sie einst als Untermieterin wohnte, scheint niemand zu wissen, wo sie hingezogen ist. Auch von ihren Eltern, ist keine Spur zu finden. Sie hatten doch so ein schönes zuhause, südlich von Nürnberg, nicht weit weg von einem See. In ihm wird wach, wie schön es dort war, nachts mit Freunden Nacktbaden zu gehen, ganz zu schweigen, von den romantischen Stunden mit Michelle. Dort hatten sie sich zum ersten Mal geliebt. Beim Vollmond, im knisternden Ambiente, vereinten sich ihre Lüste und harmonierten zur Schwingung der Musik im Auto. Wieso hat er sich überhaupt von ihr getrennt? Sie war so selbstlos, hingebungsvoll und von atemberaubender Schönheit. „Ich war jung und karrieregeil“, fällt ihm nur als Entschuldigung ein und plötzlich bemerkt er wieder den Dialog im Kopf. „Mit wem spreche ich da überhaupt? Bin ich schizophren, eine gespaltene Persönlichkeit? ...oh Mann, ich werd‘ noch durchdrehen“. Am Abend, nachdem er alle Stellen, wo er irgendwelche Indizien über sie erfahren hätte können, abgeklappert hat, beschließt er, sich ein Hotel zu nehmen. Intuitiv fährt er zu dem 5-Sterne Hotel, Seite
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in dem er in jungen Jahren wünschte, einmal mit Michelle zum Frühstück Champagner zu trinken. Nachdem er eingecheckt ist, schaut er sich die Umgebung genauer an und merkt, dass die Kulisse im Voyeur nicht mehr so imposant auf ihn wirkt wie damals, aber die angelegte Außenanlage mit integriertem Biergarten, in dieser Art eine Seltenheit ist. Er genehmigt sich dort ein kühles Pils und unterhält sich über Banales mit den anderen Hotelgästen. Danach beschließt er, in der Sauna zu entspannen. Dort durchkämmt er wie üblich die Plätze und schaut sich nach Schönheiten um. Jedoch für die heutigen Nachtstunden, nichts Aufregendes zu finden. Im Anschluss daran, bestellt er sich das 3-Gänge Menü italienischer Art, wobei er nur die Vorspeise, gegrillte Garnelen, für angemessen findet. Alles andere kommt ihn eher professionell aufgetischt, aber durchschnittlich zubereitet vor. „Mein Gott, bin ich schon so anspruchsvoll geworden, dass ich sogar hier was zu meckern habe?“ „Arthur? ...bist Du es wirklich? ...hallo Arthur!“, dringt eine auf ihn angenehm wirkende Stimme, von der Seite an sein Ohr. Überrascht dreht er sich um und weiß zuerst nicht, was er sagen soll. Sein Atem bleibt still, er will sprechen, aber die Stimmbänder versagen. „Michelle...“, schießt es ihm durch den Kopf. Kein Zweifel, sie ist es wirklich, Michelle. Er beginnt zu husten, so als ob er sich beim Essen verschluckt hat. Sie kommt näher und stellt sich etwas reserviert, gegenüber seinem Tisch. Scheinbar selbstbewusst, lehnt sie sich mit einer Hand auf den dort stehenden Stuhl und lächelt zögernd. „Na? Früher bist Du aber nicht so nervös geworden, wenn Dich eine Frau angesprochen hat“. Er ordnet das Wirrwarr in seinem Kopf und spricht mit interessierter Stimme, während er spontan aufsteht: „Was machst Du hier?“ Seite
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„Das ist eine lange Geschichte... komm lass Dich umarmen“. Beide halten inne und fallen sich freundschaftlich in die Arme. Arthur spürt verborgene Gefühle, ja fast wie Schwingungen. Er nimmt verschiedene, sehr angenehm wirkende Frequenzen wahr, die aus dem Nichts auftauchen. „Komm setz Dich erst mal. Möchtest Du mir Gesellschaft beim Dinner leisten? ...ich lade Dich selbstverständlich ein“. Dankend nimmt sie an und bestellt sich eine Kleinigkeit. Nach einer Weile erzählt sie, dass sie sich mit ihrem Freund heftig gestritten hat und hierher gereist ist, um in der Nähe ihres Ursprungs zu sein, die Erde unter sich zu spüren. Arthur versteht nicht genau, was sie damit meint und unterbricht sie mit der Frage: „Hast Du auch Kinder?“ „Ja, eines …und Du?“. Sie wartet jedoch nicht mehr auf seine Antwort und bricht Hals über Kopf mit gläsernen Augen auf. „Tut mir leid Arthur, aber ich bin nicht in der Verfassung, jetzt mit Dir eine Konversation zu führen“, schluchzt sie leise beim Weggehen.
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Kapitel 2
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urch die Begegnung mit Michelle versinkt Arthur erneut in Gedanken. Sein „Mind“ ergreift ihn wie schon viele Male, aber diesmal scheint ihn seine Fantasie in positive Gefühle zu führen. Erinnerungen an längst vergessene Tage werden wach. Die Zeit, als er ihr Fleisch schmecken durfte. Die Vorstellung, wieder mit ihr zu schlafen, bringt ihn zu unerträglicher Erregung, so dass ihm keine andere Wahl zu bleiben scheint, als seine Lust im Alkohol zu ertränken. In der Bar flirtet er erfolgreich mit zwei Frauen, wodurch seine Gier nach weiblicher Haut noch verstärkt wird. Er spürt, dass auch die stark geschminkten, sehr alkoholisierten Damen, an ihm Gefallen finden. Er musSeite
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tert sie genau und vergleicht die Maße mit seinen, im Kopf gespeicherten Idealwerten. Eine der beiden, scheint einige Jahre älter zu sein als er, jedoch fällt ihm ihre gut durchtrainierte Figur auf. Die Falten sind fachmännisch überschminkt und die Haare mit Dauerwellen verstärkt, wobei die rote Tönung allerdings etwas ordinär wirkt. Er bemerkt, wie sie Kontakt sucht, in dem sie ihm im Gespräch, immer öfter an den Unterarm greift. Die jüngere, natürlichere Frau, versucht ihn unmissverständlich schöne Augen zu machen. Sie ist etwas mollig, aber die Proportionen sind gut verteilt an den richtigen Stellen. Die langen, gut toupierten, blonden Haare sind nach hinten gekämmt und bringen ihr schön geformtes Gesicht reizend zu Geltung. Vulgär lallt die Rothaarige, namens Caro: „Hast Du schon mal einen Dreier gemacht?“, und kichert erneut. Arthurs bestes Stück erwacht aus seinem Schlaf, wie eine schnurrende Katze bei einem Geräusch. „Zu Dir oder bei mir?“, erwidert er selbstsicher mit einem Lächeln und den Augen eines Jägers, der seine Beute visiert. Arthur bezahlt die Getränke und führt beide auf sein Zimmer. „Bevor wir loslegen, bitte noch 250 €“, sagt Caro fordernd. Einen Augenblick überlegt er und fühlt sich etwas in seiner Ehre gekränkt. „Was? Bin ich etwa auf zwei Huren reingefallen? Das habe ich wirklich nicht nötig“, denkt er sich und sagt mit bestimmter Stimme: „Sehe ich so aus, als ob ich es nötig habe, dafür zu bezahlen?“ „Hey, Süßer, Du weißt gar nicht, was Dir entgeht! So eine Gelegenheit hat man nicht alle Tage!“, antwortet sie und setzt eine reizend gekonnte Pose auf. „Sex gegen Bezahlung, kommt bei mir nicht in Frage!“, meint Arthur weiter. Seite
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So schnell aber geben die zwei adrett wirkenden Damen nicht auf und nutzen den Alkohol im Spiel aus. „Ja, wir sind scharf auf Dich, wir machen´s auch für 200 €“. „Raus, raus jetzt - ihr widert mich an“, brüllt er sie an. Nachdem die beiden weg sind, spürt er jedoch die noch immer wirkende Gier in sich. Seine Gedanken schweifen zu Caro, während er seine Hose aufmacht, um zu onanieren. Schon einige Wochen, hatte er keinen Sex mehr, aber Handarbeit ist kein Ersatz, bemerkt er. Früher war es was alltägliches, so seinen hormonellen Druck abzulassen, falls es schnell gehen musste und keine Frau in der Nähe war. „Was wohl Michelle jetzt macht? Vielleicht ist sie weggelaufen, weil sie sich auch zu ihm noch hingezogen fühlt?“, kommt es Arthur in den Sinn. „Wie war noch die Nummer auf dem Hotelschlüssel, den sie auf den Tisch gelegt hat?“. Er versucht sich zu konzentrieren und plötzlich fällt ihm die Zahl 13 wieder ein. 13, Zimmernummer 13 stand auf dem Schlüssel von Michelle... Arthurs Präsenz vernebelt sich dermaßen, dass er nur noch seine sexuelle Gier befriedigen will. Eigentlich hasst er den Zustand dieser Machtlosigkeit, der Geilheit verfallen zu sein. Nichts desto trotz verselbstständigt sich der, aus der Urzeit archaische Rattenschwanz des dominanten Triebes, wie ein Programm. Sein Fokus schweift zu Michelle. Bildlich stellt er sich vor, wie sie entblößt, in aufregender Pose auf ihn wartet. Er visualisiert sie als Sexobjekt und gibt dem Verlangen nach, zu ihr zu gehen. Zu später Stunde geistert er betrunken durchs Hotel, bis er Zimmer 13 gefunden hat. Kurz hält er vor der Tür inne, macht sich einen Plan, wie er vorgehen soll und klopft dann an der Tür. Seite
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„Wer ist denn da?“, ruft Michelle überrascht. „Ich... Arthur! Sorry, aber ich muss mit Dir reden“. Nach einer Weile öffnet sie zögernd die Tür und teilt ihn mit, dass er das von vorhin im Restaurant nicht persönlich nehmen soll. „Was meinst Du damit, ich bin nicht sauer. Darf ich rein kommen?“ „Du bist betrunken und ich bin müde, lass uns das morgen beim Frühstück bereden, ok?“. Während sie die Tür schließen will, geht er ein Schritt vor und berührt ihre Schulter. Verspielt drückt er die Tür wieder auf. Mit tiefem Blick schaut er ihr in die Augen und lächelt charmant. Ein Hauch von Gefühl erreicht ihre Sinne und Erinnerungen werden wach. Ein innerer Teil lechzt danach nachzugeben, sich hinzugeben, um ihre persönlichen, negativen Gedanken und Emotionen abzuschalten. Aus diesem Grund ist sie ja eigentlich hier in diesem Hotel. Hin und her gerissen, hört sie letztendlich auf ihre Intuition, dreht sich abrupt um und bittet ihn höflich aber bestimmt zu gehen. Ihre weiblich geformten Schultern üben eine magische Anziehung auf ihn aus. Er fühlt sich gezwungen und muss sie einfach am Hals küssen. Ihr Köpergeruch macht ihn wahnsinnig. Einen Augenblick genießt sie seine weichen Lippen, reißt sich aber von ihm los, während er versucht, sie von hinten zu umarmen. Er läuft ihr nach und macht gekonnt mit dem Fuß die Tür zu. „Arthur, sei nicht albern, Du benimmst Dich ja wie ein geiler Bock“. Arthur versucht sich zusammen zu reißen und erwidert sichtlich alkoholisiert, dass er nichts anderes will wie sie auch und sie soll sich nicht anstellen wie ein Schulmädchen. In diesem Augenblick Seite
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dreht sie sich um und will ihm eine Ohrfeige geben, wobei ihre Hand von ihm abgeblockt wird. Er packt sie kräftig um die Hüfte, drängt einige Schritte mit ihr bis zum Bett und schupst sie darauf. „Ich weiß, dass Du es auch willst...“ Michelle ist entsetzt, richtet ihren Blick zur Seite und signalisiert ihr Desinteresse. Eine machtvolle Kraft, die man als egozentrische Geilheit beschreiben könnte, treibt Arthur dazu, sie gegen ihren Willen zu nehmen. Er stürzt sich wie ein Tier auf sie und zerreißt ihr Nachthemd. Seine Lust sprudelt wie Feuer aus den Augen. Michelle liegt noch immer regungslos da. Mit trauriger Stimme sagt sie: „Was ist nur passiert mit Dir? … Merkst Du nicht, dass Du mir wehtust?“ Gierig leckt Arthur ihre Brüste und schiebt seine Hand mit Gewalt zwischen ihre Beine. Während er versucht, mit den Fingern in sie einzudringen, wiederholt sie mit nachdrücklicher Stimme: „MERKST DU NICHT, DASS DU MIR WEHTUST ?“ Diesmal nimmt er sie jedoch auf einer anderen Ebene wahr und ihre Formulierung kreist wie ein Echo in seinem Kopf. Er wird sich bewusst, was er begeht. Die Gegenwart holt ihn zurück, sein Trieb verliert die Kontrolle. Eilig und beschämt verlässt er das Zimmer.
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Kapitel 3
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ie benebelt kauert sie auf dem Bett des Hotelzimmers und versucht, die Geschehnisse der letzten Momente nachzuvollziehen. Sie versucht Arthur zu verstehen und warum er so gehandelt hat. Wieso hat sie ihn überhaupt angesprochen...? Dachte sie, derselbe junge Mann von damals, würde vor ihr stehen. So naiv kann sie doch wirklich nicht sein. Menschen verändern sich eben. Dass gerade sie schmerzliches anzuziehen scheint, muss wohl an ihrer jetzigen Verfassung liegen, anders kann sie sich das nicht erklären. Tränen der Wut über sich selbst, kullern ihr übers Gesicht, als sie sich allmählich fasst und vom Bett aufsteht. Sie geht Seite
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ins Badezimmer und erblickt im Spiegel das zerrissene Nachthemd, das unnütz über ihrer Schulter herunterhängt. Ihr Oberkörper ist dadurch entblößt und legt zwei wohlgeformte Brüste frei, denen man ihre 37 Jahre und eine Schwangerschaft nicht ansieht. Sie mustert ihr Spiegelbild, welches einen schlanken, sportlichen Körper zeigt, dessen Proportionen zu ihrer Körpergröße von 170 cm optimal harmonieren. Ein jugendliches, natürliches Gesicht, mit blaugrauen Augen, um die sich einige Lachfältchen gebildet haben, schaut sie fragend an. Ihr mit Sorgfalt geflochtener, blonder Zopf ist zerzaust und einige Haarsträhnen machen sich am Pony selbstständig. Wie konnte er nur so die Fassung verlieren, Arthur, der Mann, den sie einst so liebte? Arthur, zu dessen Schwingung sie sich magisch hingezogen fühlte. Ein Mann, der ihren Wesenskern erkannte und ihr Herz berührte. So sehr, dass sie fast dachte ihren Verstand zu verlieren. Gefühle und Verstand im Widerspruch, Leidenschaft, die sich unermesslich steigerte, jedoch auch Furcht alles plötzlich wieder zu verlieren. Eine Liebe, der sie sich hingab, so dass Ihr Herz Flügel bekam, aber den Boden unter sich zu verlieren schien. Die Leichtigkeit der Jugendliebe auf der einen Seite und die Härte des materiellen Lebens auf der anderen. Das war es, was er vor vielen Jahren wollte und dessen, konnte sie nicht zustimmen. Denn sie ist eine Frau des Gefühls und konnte beides nicht gleichzeitig vereinbaren. Deshalb hielt sie es damals für das Beste, wenn ihre Wege sich trennen, bevor sie sich gänzlich in ihm verlor. Sie wollte seine Karriere nicht behindern und schon gar nicht, sollte das Kind unter ihrem Herzen der Grund dafür sein. Ihr einzig einleuchtender Ausweg bestand darin, dass sie ihn auf die Idee bringen Seite
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musste, die Beziehung von seiner Seite aus zu beenden. So hatte sie die Gewissheit, dass es tatsächlich ein Ende war. Einen Mann wie Arthur vom Leben abzuhalten, war nicht ihr Sinn, er sollte Karriere machen und sie sorgte dafür, dass er die Steine, die ihm im Weg lagen, mit einer Leichtigkeit umging. Es war das Beste für ihn, wie sie glaubte und er ging, so wie er entschieden hatte... Gedankenversunken stellt sie das Wasser der Dusche an, unter der sie sich befindet. „Er hat mir wehgetan... nicht nur körperlich, sondern auch seelisch“, grübelt sie. Niemals hat sie so ein Bild von ihm gehabt oder vermutet. Der Schmerz den sie über diese Täuschung verspürt, trübt die Gedanken an die Vergangenheit. Sie versteht es nicht, aber wahrscheinlich liegt es nicht in der Natur einer Frau, die Männer zu verstehen. Diese Einsicht gab ihr auch den Mut und die Neugierde, vor Jahren schon, die menschliche Wesensform etwas näher kennen zu lernen. Sie wollte der Ursache auf den Grund gehen, den Grund des menschlichen Übels, der einem Heilsein im Gesamten im Wege stand. Von der gewöhnlichen Medizin nicht ganzheitlich überzeugt, entschied sie sich zu einem Studium als Heilpraktikerin, der ganzheitlichen Naturheilenergie. Eine Aufgabe, in der sie Lebensentfaltung findet und die bis heute ihre Berufung und Erfüllung in vielen Lebenslagen ist. Vielen Menschen hat sie damit schon geholfen und einen Nutzen für alle daraus erzielt. Ein unsäglicher Lohn, der mehr für beide Seiten darstellt als der geldliche Faktor. Nur mit einem Handtuch bekleidet, geht sie körperlich erfrischt zurück in die Leere ihres Hotelzimmers. Einen Moment hält sie inne. Wieder laufen die zurückliegenden Bilder ab wie im Film. Seite
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Fast lebendig werden die Schwingungen des Schmerzes, der sich in ihrem Inneren zu Wort meldet. Jäh zerrt er an ihren unsichtbaren Narben im Verborgenen. Vergangenes kommt hoch. Kindheitserinnerungen, die sie dazu bewegten, ihre Umwelt nur noch durch eine Verschleierung wahr zu nehmen. Augen, die nicht mehr klar sehen können, wie grausam doch der Spiegel der Außenwelt ist. Ein kleiner Makel, gewiss, aber gekonnt durch Kontaktlinsen zu verbergen. Die Hänseleien der anderen Kinder über ihre dicken Brillengläser, klingen erneut spöttisch im Ohr. Ausschnitte wie Dramen, so als ob sie Beobachter ihres eigenen Lebens wäre, zeichnen sich auf der kahlen Wand ab. Wut, Groll, Hass und Gewalt wirken in Fiktionen auf sie ein und versuchen sie, für sich zu gewinnen. Der Verstand legt sich vors Gefühl und die Vernunft holt sie zurück aus ihrem Albtraum. Zitternd dreht sie sich um und schaltet das Radio ein, um sich etwas abzulenken. Von den Vorstellungen und Realitäten, die sie zu dem gemacht haben, was sie nun zu glauben scheint. Sie, die nach außen hin immer adrett und fröhlich wirkt, um anderen Menschen positives zu geben. Doch in Wahrheit fühlt sie sich geprägt von dem Erlebten und den schmerzlichen Erfahrungen. Vor allem mit Männern. Anstatt Harmonie zu ernten, zieht sie immer wieder egoistische Materialisten an, also das genaue Gegenteil von ihr. So auch Manfred, ihr langjähriger Freund, den sie nun nach dem letzten Vorfall, endlich verlassen wird. Jahrelang hat er sie gedemütigt und mit seelischer Härte behandelt. Gewiss, er hat sie geliebt, auf seine Art, aber das was sie unter Liebe versteht, ist es nicht. Manfred hat den Nagel nicht auf dem Kopf getroffen, sondern sie als Auge gesehen, wobei er die Faust darstellt. Angst war Seite
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es, die sie immer wieder zum Bleiben zwang, so lange, bis sie es nicht länger aushielt. Genau deswegen ist sie hierher, in dieses Hotel gefahren, um endlich in der gewohnten Umgebung ihres Ursprungs, eine Änderung zu bewirken. Einen Abschluss und einen Neuanfang zugleich. Betrübt setzt sie sich aufs Bett und vergräbt ihr Gesicht in die Hände. Einsamkeit durchdringt den Raum. Schmerzliche Gedanken an Arthur kreisen in ihrem Kopf. Monoton zieht sie sich ein anderes Nachthemd über und kuschelt sich in ihr Bett, das einzige, welches ihr Nähe zu spenden scheint. Darüber muss sie wohl eingeschlafen sein, denn als sie die Augen öffnet, kündigt sich ein neuer Tag an. Erste Sonnenstrahlen blitzen durch die Fensterscheiben und wärmen ihr Gemüt. Sie sieht sich um und alles blickt ihr freundlich entgegen, so als ob das Geschehene ein böser Traum war. „Weg, weg... ich muss hier weg, sofort!“, schießt es ihr durch den Kopf. Panisch packt sie ihre Sachen und schlüpft in ihre Schuhe, die unterhalb des Bettes stehen. Der schrille Ton eines Handys, lenkt ihre Aufmerksamkeit auf sich. Ihre Augen versuchen es aufzuspüren. Nur verschwommen kann sie es erkennen, das kleine schwarze Handy auf dem Boden. Arthurs Handy, das wahrscheinlich im Eifer des Gefechts dort gelandet ist. In dem Moment des Vorfalls hat er an sein Mobiltelefon nicht mehr gedacht, als er ihr Zimmer gestern eilig verließ. Eilig nimmt sie ihre Kontaktlinsen und begibt sie in ihre Augen. Sie überlegt, ob sie die soeben angekommene SMS lesen soll. „Wenn es etwas Wichtiges ist, wird er wohl nichts dagegen haben. Wahrscheinlich vermisst er sein Handy noch gar nicht“, Seite
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denkt sie so bei sich und riskiert einen Blick auf das Display, um die Nachricht zu lesen. „Bitte um Ihr Verständnis, dass ich unseren Termin wegen Ihrer persönlichen Firmenangelegenheit auf morgen, 16.00 Uhr, verschieben muss. Danke – Rechtsanwalt Starke“, steht dort. Sie überlegt kurz und beschließt, Arthurs Handynummer zu notieren. Nun möchte sie nur das Hotel so schnell wie möglich verlassen, um weitere unangenehme Zwischenfälle zu vermeiden. Mit schnellem Schritt übergibt sie dem Portier den Zimmerschlüssel und begleicht ihre Rechnung. Etwas zögernd legt sie Arthurs Handy auf den Tresen und bittet den Angestellten des Hotels, den Herrn dem dieses Handy gehört, zu informieren. Sie hat es in der Nähe ihres Zimmers auf dem Boden gefunden und möchte, dass es dem Eigentümer zurückgegeben wird. Sie nimmt sich fest vor, nicht noch einmal auf Arthur hereinzufallen, nur sicherheitshalber hat sie seine Nummer notiert. Schließlich kann man ja nie wissen, welch komische Zufälle sich im Leben ergeben, obwohl es ja Zufälle nicht zu geben scheint. Mehr oder minder ist es die Absicht der Gedanken, auf die man seine Aufmerksamkeit richtet und es dadurch anzieht. Lächelnd und selbstbewusst wirkend, verabschiedet sich Michelle freundlich vom Hotelpersonal und tritt hinaus ins Freie, der morgendlichen Frische entgegen...
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