084802

Page 1

Reisegeschichten der Bibel Ausgewählt und eingeleitet von Ekkehard Runge

Deutsche Bibelgesellschaft


Bevor Sie auf die Reise gehen … . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Die erste Kreuzfahrt der Weltgeschichte Noachs Flutreise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

Erzväter und Schlaumeier unterwegs Die wandernden Vorfahren Israels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Aufbruch ohne Reiseversicherung Abraham . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Hochzeitsreise ohne Bräutigam Isaak . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Ein Schlitzohr schlägt sich durch Jakob . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Wirtschaftsflüchtlinge, Gastarbeiter und die letzte Reise eines Toten Josef . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Flucht, Vertreibung, Irrfahrt – Mose als Reiseführer . . . . . 62

Befohlener Aufbruch, markierte Umleitungen Der Auszug aus Ägypten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Versorgungsengpässe und Vollpension Der Weg durch die Wüste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 Nachrichtendienstliche Ermittlungen im Zielgebiet Die Aussendung der Kundschafter . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Das Reiseziel vor Augen Mose stirbt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 Verschlungene Pfade, gefahrvolle Touren Davids Weg zum Königtum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87

Ein Vagabund auf steilen Wegen Davids Aufstieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88


Inhalt

Politikerreise mit glücklichem Ausgang David wird König . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 Auf in die Hauptstadt mit großem Gepäck Davids Einzug in Jerusalem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 Wallfahrten statt Kriegszüge Ein Lied Davids . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Freiwillige und unfreiwillige Fernreisen Salomo und Söhne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106

Wirtschaftswunder-Tourismus Salomos Reichtum und Weisheit . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 Alle Wege führen nach Ninive Der Prophet Jona . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 Reise in den Untergang Das babylonische Exil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 Spätheimkehrer aus der Gefangenschaft Die Rückkehr ins Gelobte Land . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 Eine Bewegung bricht sich Bahn Der Wanderprediger Jesus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132

Unerwartete Hausbesuche, reger Nachtreiseverkehr und ein Ost-Besuch mit Komplikationen Jesu Geburt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 Von Reisebekanntschaften, Reiseproviant und dem Ernst der Lage Jesus unterwegs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 Eine Städtereise als Leidensweg und eine Morgenwanderung mit unglaublichem Ausgang Jesus in Jerusalem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153


Inhalt

Mitreisende und andere Überraschungen Jesus, Paulus & Co . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160

Der geheimnisvolle Reisegefährte Begegnung auf dem Weg nach Emmaus . . . . . . . . . . . 161 Ein »Anhalter«, der weiß, wo es langgeht Philippus und der äthiopische Reisende . . . . . . . . . . . . 164 Einwirkung höherer Gewalt, weitere Reiserisiken und das Abenteuer »Christliche Seefahrt« Die Reisen des Apostels Paulus . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 Das Ziel kommt näher Eine Reise ins himmlische Jerusalem . . . . . . . . . . . . . . . . 184 Achtung, Mitreisende, in wenigen Minuten … . . . . . . . . . 186


Mose stirbt

Das Reiseziel vor Augen Mose stirbt Für Mose, den Reiseführer, geht die Reise zu Ende. Er war lange unterwegs, vierzig Jahre. Eine widerspenstige Reisegesellschaft hat er geleitet und seine ganze Lebenszeit damit verbraucht. Er ist nie sesshaft geworden, nie zur Ruhe gekommen. Und immer diese Reisegefährten, unzufrieden, ängstlich und ohne Vision von dem Wunderbaren, das Gott als Ziel ausgewählt hat. Eine bewegte Lebensreise, auf die er nun in Gedanken zurückblickt, als er allein auf den Berg Nebo steigt, hoch über dem Toten Meer gelegen. Nur einmal hat Mose selbst am Sinn seiner Mission gezweifelt. Das hat Gott ihm übel vermerkt. So wird nun ein anderer, Josua der Retter, den letzten Abschnitt der Reise leiten. Aber Mose darf das Ziel sehen, als Erster. Von höherer Warte erblickt er das Land der Verheißung, noch etwas im Mittagsdunst, aber groß, schön und weit, vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang. Dann geht die Reise weiter. Mose bleibt zurück. Keiner wird je sein Grab finden. Josua übernimmt die Leitung mit gemischten Gefühlen. Das, was unverändert bleibt, ist Gottes Zusage der Reisebegleitung. (5. Mose/Deuteronomium 34,1-12; Josua 1,1-9)

D

ann stieg Mose vom moabitischen Steppengebiet hinauf auf den Berg Nebo, auf den Gipfel des Pisga, der östlich von Jericho liegt. Dort oben zeigte ihm der HERR

83


Flucht, Vertreibung, Irrfahrt

84

das Land, das zu seinen Füßen ausgebreitet war: die Landschaft Gilead und die daran anschließenden Gebiete bis hinauf zum Stammesgebiet von Dan, das ganze Gebiet des Stammes Naftali, das Gebiet der Stämme Efraïm und Manasse und das ganze Gebiet des Stammes Juda bis zum Meer im Westen, ebenso das Südland und die Senke von der Palmenstadt bis nach Zoar. Er sagte zu ihm: »Dies ist das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob mit einem Eid versprochen und von dem ich zu ihnen gesagt habe: ›Euren Nachkommen will ich es geben!‹ Du hast es jetzt mit eigenen Augen gesehen, aber du selbst darfst es nicht betreten.« So starb Mose, der Bevollmächtigte Gottes, im Land Moab, wie der HERR es bestimmt hatte. Gott begrub ihn dort im Tal gegenüber von Bet-Pegor. Bis heute weiß niemand, wo sein Grab ist. Mose war 120 Jahre alt, als er starb. Aber bis zuletzt war er rüstig geblieben und seine Sehkraft hatte nicht nachgelassen. Dreißig Tage lang hielt das ganze Volk im moabitischen Steppengebiet für ihn die Totenklage. Josua, der Sohn Nuns, wurde nun der Anführer der Israeliten. Er war mit Weisheit und Umsicht begabt, seit Mose ihm die Hände aufgelegt und ihn dadurch zu seinem Nachfolger eingesetzt hatte. Die Leute von Israel gehorchten ihm, wie der HERR ihnen das durch Mose befohlen hatte. Nie mehr gab es in Israel einen Propheten wie Mose, mit dem der HERR Auge in Auge gesprochen hat. Kein anderer


Mose stirbt

Prophet hat solche Staunen erregenden Wunder vollbracht wie die, mit denen er im Auftrag des HERRN in Ägypten gegen den Pharao, seine Minister und sein ganzes Land aufgetreten ist. Kein anderer hat Israel mit so starker Hand geführt und vor den Augen des ganzen Volkes solche mächtigen und Schrecken erregenden Taten vollbracht wie er. Nachdem Mose, der Bevollmächtigte des HERRN, gestorben war, sagte der HERR zu Josua, dem Sohn Nuns, dem Helfer Moses: »Mein Diener Mose ist tot. Nun mach dich auf und zieh mit dem ganzen Volk über den Jordan in das Land, das ich euch geben will! Führe das ganze Volk Israel über den Jordan! Jeden Fleck Erde, den ihr betreten werdet, gebe ich euch, wie ich es Mose versprochen habe. Euer Gebiet soll von der Wüste im Süden bis zum Libanongebirge im Norden reichen, es soll nach Osten zu das ganze Land der Hetiter bis zum Eufrat einschließen; im Westen erstreckt es sich bis zum Mittelmeer. Kein Feind wird sich gegen dich behaupten können; denn ich werde dir dein Leben lang zur Seite stehen, genauso wie ich Mose zur Seite gestanden habe. Niemals werde ich dir meine Hilfe entziehen, nie dich im Stich lassen. Sei mutig und entschlossen! Du wirst diesem Volk das Land, das ich ihren Vorfahren mit einem Eid zugesagt habe, als bleibenden Besitz zuteilen. Halte dich mutig und entschlossen an das, was mein Diener Mose gesagt hat! Befolge mein Gesetz, das er dir übergeben hat, und lass nicht das Geringste davon außer Acht; dann wird dir alles gelingen, was du unternimmst. Sprich die

85


Flucht, Vertreibung, Irrfahrt

Weisungen aus meinem Gesetzbuch ständig vor dich hin und denke Tag und Nacht darüber nach, damit dein ganzes Tun an meinen Geboten ausgerichtet ist. Dann wirst du Erfolg haben und wirst alles, was du beginnst, glücklich vollenden. Ich sage dir noch einmal: Sei mutig und entschlossen! Hab keine Angst und lass dich durch nichts erschrecken; denn ich, der HERR, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst!«

86


David wird König

Politikerreise mit glücklichem Ausgang David wird König David ist dem Ziel nahe. An der politischen Spitze ist ein Machtvakuum entstanden. Seine Widersacher sind tot. Er selbst hatte dem bitteren Geschehen tatenlos zugesehen. Was werden die nächsten Schritte seiner Reise sein? Das Orakel gibt eine Weisung: Gott möchte David jetzt in Hebron haben. So reist er mit seiner kleinen Privatarmee und mit seinem Harem an jenen geschichtsträchtigen Ort, wo man seit Jahrhunderten das Grab Abrahams, Isaaks und Jakobs verehrt. David, der geschickte Taktiker, weiß Zeichen zu setzen, die verstanden werden. Der aufhaltsame Aufstieg des Nachwuchspolitikers David nähert sich seinem Gipfelpunkt. Er hatte einen wohl überlegten zurückhaltenden Wahlkampf geführt, den Leuten nicht zu viel versprochen, hatte ihnen keinen Quadratmeter Land abverlangt, um sich seinen Amtssitz zu bauen. Er hatte bei seinen Wahlkampfreisen auf die Meinungen der Menschen gehört, wenn er mit seinem König-DavidMobil durchs Land gefahren war. Der Erfolg bleibt nicht aus: Bald reisen aus allen judäischen Gebieten, also aus dem südlichen Landesteil, die Wahlmänner an und machen den Aufsteiger aus kleinen Verhältnissen zu ihrem Oberhaupt. Er hat Geduld. Nach sieben Jahren kommen die Wahlmänner aus dem Nordreich und tragen ihm ebenfalls das Königtum an. David ist ein kluger Politiker. Nicht durch einen Staatsstreich

97


Verschlungene Pfade, gefahrvolle Touren

kommt er an die Macht, sondern durch Volksentscheid und Urnengang. Alle wissen: Er hat seine Position rechtmäßig eingenommen. Er wird auch künftig auf vielen Reisen im Lande präsent sein und für Sicherheit und Frieden sorgen. (2. Samuel 2,1-11; 5,1-5)

D

98

avid fragte den HERRN: »Soll ich jetzt in eine der Städte des Stammes Juda übersiedeln?« Er erhielt die Antwort: »Ja!« »Wohin soll ich gehen?«, fragte er weiter. Die Antwort war: »Nach Hebron.« So kam David nach Hebron. Seine beiden Frauen, Ahinoam aus Jesreel und Abigajil, die Witwe Nabals aus Karmel, nahm er mit. Auch die Männer seiner Truppe folgten ihm; sie ließen sich mit ihren Familien in der Umgebung der Stadt nieder. Daraufhin kamen die Männer des Stammes Juda nach Hebron und salbten David zu ihrem König. Als David die Nachricht erhielt, dass die Männer von Jabesch in Gilead Saul bestattet hatten, schickte er Boten dorthin und ließ ihnen sagen: »Der HERR möge euch segnen zum Lohn dafür, dass ihr Saul, eurem König, diese Liebe erwiesen und ihn beigesetzt habt! Er erweise auch euch seine beständige Liebe, und ich selbst werde es ebenso halten, weil ihr das getan habt. Seid tapfer und lasst euch nicht entmutigen! Saul, euer Herr, ist tot; aber inzwischen hat der Stamm Juda mich zu seinem König gemacht.«


David wird König

Sauls Heerführer Abner, der Sohn Ners, hatte sich mit IschBoschet, einem Sohn Sauls, nach Mahanajim zurückgezogen. Dort machte er ihn zum König über ganz Israel. Seine Herrschaft erstreckte sich auf die Landschaften Gilead, Ascher, Jesreel, Efraïm und Benjamin. Isch-Boschet war 40 Jahre alt, als er König über Israel wurde. Er regierte zwei Jahre lang. Zu David hielt nur der Stamm Juda. Siebeneinhalb Jahre lang regierte David in Hebron als König über Juda. Nun kamen die Vertreter aller Stämme Israels zu David nach Hebron und sagten zu ihm: »Du bist doch unser eigen Fleisch und Blut! Schon früher, als Saul noch unser König war, hast du das Heer Israels im Krieg angeführt. Und der HERR hat dir zugesagt: ›Du bist der Mann, der künftig mein Volk Israel führen und schützen soll. Du wirst der Anführer Israels sein!‹« Das sagten alle Ältesten Israels, die zum König nach Hebron gekommen waren. König David schloss dort in Hebron einen Vertrag mit ihnen und sie riefen den HERRN als Zeugen dafür an. Daraufhin salbten sie David zum König über Israel. David war 30 Jahre alt, als er König wurde. Er regierte 40 Jahre lang, siebeneinhalb Jahre in Hebron als König über Juda und 33 Jahre in Jerusalem als König über Israel und Juda.

99


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.