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Lass dich nicht einschĂźchtern Ăœberwinde die Angst und entfache die Gaben Gottes in deinem Leben

John Bevere


Copyright © 1995 by Charisma House. All rights reserved. Originally published in English by Charisma House, Lake Mary, Florida, USA under the title BREAKING INTIMIDATION by John Bevere © Alle Rechte der deutschen Ausgabe bei:

Adullam Verlag St.-Ulrich-Platz 8 85630 Grasbrunn 089/468801 www.adullam.de ISBN 978-3-931484-29-3

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.


Ein Wort des Autors Während ich an diesem Buch schrieb, sprach Gott prophetisch zu mir:

Viele, die berufen sind in meine herrliche Armee der Gläubigen in der Endzeit, sind eingeschüchtert und somit gefangen. Sie haben ein reines Herz vor Gott und den Menschen, und doch hält Menschenfurcht sie wie Gideon vor langer Zeit gefangen (Ri. 6–8). Die Gaben, die ich in sie gelegt habe, entfalten sich nicht, sondern liegen brach. Ich will meine Salbung auf dieses Buch legen, um sehr viele freizusetzen. Sie werden sich aufmachen und mir furchtlos gehorchen. Sie werden tapfere Kämpfer sein und große Siege erringen in der Kraft ihres Gottes.

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Inhaltsverzeichnis Vorwort ..................................................................................... 7 Einleitung ................................................................................. 9

Teil 1 Lebe in deiner geistlichen Position 1 Lebe in der Autorität, die Gott dir gegeben hat ................. 15 2 Deine geistliche Position und Autorität .............................. 27 3 Zwei Extreme .................................................................... 37 4 Gott gab uns Gaben, um ihm damit zu dienen ................. 49

Teil 2 Einschüchterung erkennen 5 Ungenutzte Gaben ............................................................. 63 6 Vor Einschüchterung gelähmt ............................................ 77 7 Der Geist der Einschüchterung .......................................... 89

Teil 3 Die Macht der Einschüchterung brechen 8 Fache die Gabe an ............................................................ 103 9 Die Wurzel der Einschüchterung ..................................... 117 10 Der Wunsch allein reicht nicht aus .................................. 131 11 Gottesfurcht oder Menschenfurcht? ................................. 149 12 Agieren oder reagieren? .................................................... 167 13 Der Geist der Besonnenheit ............................................. 179 14 Bleib dran ........................................................................ 195 Nachwort .............................................................................. 211 Anmerkungen ....................................................................... 215

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Einleitung Zahllose Christen haben mit Einschüchterung zu kämpfen, aber die meisten ringen mit den Auswirkungen, nicht mit der Ursache. Stelle dir ein schönes Haus mit teurer Ausstattung vor, dem aber ein Teil des Daches fehlt. Es stürmt, der Regen strömt, das ganze Haus wird unter Wasser gesetzt und fast alles ruiniert. Es dauert Tage, verschmutzte und beschädigte Einrichtungsgegenstände, Gardinen und Fußbodenbeläge aus dem Haus zu schaffen. Ist das geschafft, macht sich der Eigentümer mit großem Fleiß daran, all das Zerstörte zu ersetzen. Als er fast fertig ist, macht ein weiteres Unwetter alle Renovierungsarbeiten wieder zunichte. Er ist frustriert, beginnt aber trotzdem mit der nächsten ermüdenden und entmutigenden Renovierung. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis ein weiteres Unwetter wieder alles zerstört. Mit jedem Regenguss werden seine Kräfte und finanziellen Mittel weiter aufgezehrt. Schließlich gibt er völlig entmutigt auf und gibt sich damit zufrieden, dass dieser Zustand wohl sein Schicksal ist. Natürlich hört sich eine solche Geschichte absurd an. Du denkst wahrscheinlich: „Warum repariert er nicht zuerst das Dach und ersetzt erst dann alle Verluste?“ Leider beschreibt dieses Szenario sehr treffend, wie viele Menschen Einschüchterung bekämpfen. Sie tun alles, um die Auswirkungen zu bekämpfen – sie kämpfen dann beispielsweise gegen Entmutigung, Verwirrung, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung –, statt direkt die Macht der Einschüchterung zu brechen. Einige bekämpfen Einschüchterung, indem sie Seelsorge in Anspruch nehmen, sie möchten lernen, wie sie sich mit ihren Ängsten arrangieren können. Andere resignieren unter der Knechtschaft ihrer Furchtsamkeit und wagen es nicht einmal, auf Freiheit zu hoffen. Beide Gruppen leben wie der Eigentümer des vorhin beschriebenen Hauses – ihr Haus ist ständig überschwemmt. Andere ziehen sich zurück, isolieren sich, verlieren die Hoffnung und verlassen schließlich ihr durchnässtes Haus endgültig. 9


Lass dich nicht einschüchtern

Dieses Buch will dich nicht lehren, dich mit allem abzufinden. Es zeigt dir vielmehr Gottes Weg in die Freiheit von aller Furcht und Einschüchterung, damit du würdig der Berufung leben kannst, mit der Gott dich berufen hat. Ich habe viele Stunden vor meinem Computer verbracht und an diesem Buch gearbeitet. Dabei habe ich den Herrn immer wieder gebeten, mich beim Schreiben zu leiten. Während ich eines Morgens arbeitete, spürte ich die Gegenwart des Herrn in mein Zimmer kommen. Ich stand auf und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen und dabei zu beten. Während ich betete, kam der Geist des Herrn mit einer prophetischen Salbung auf mich und gab mir die folgenden Worte: Viele, die berufen sind in meine herrliche Armee der Gläubigen in der Endzeit, sind eingeschüchtert und somit gefangen. Sie haben ein reines Herz vor Gott und den Menschen, und doch hält Menschenfurcht sie wie Gideon vor langer Zeit gefangen (Ri. 6–8). Die Gaben, die ich in sie gelegt habe, entfalten sich nicht, sondern liegen brach. Ich will meine Salbung auf dieses Buch legen, um sehr viele freizusetzen. Sie werden sich aufmachen und mir furchtlos gehorchen. Sie werden tapfere Kämpfer sein und große Siege erringen in der Kraft ihres Gottes.

Diese Worte sind nicht einfach nur Theorie – Einschüchterung hielt mich jahrelang gefangen. Mein größtes Problem war dabei, dass ich nicht wusste, wo die eigentliche Ursache für meine Schwierigkeiten lag. Gott hat diesen bösartigen Feind entlarvt. Seitdem hat Gott diese Botschaft dazu benutzt, Christen in der ganzen Welt freizusetzen. Ein Leiter sagte einmal begeistert: „Dieses Buch gehört in die Hand jedes Pastors in den USA!“ Es ist allerdings nicht nur für Pastoren geschrieben, sondern für jeden Christen. Ich glaube, dass es kein Zufall ist, dass du dieses Buch in Händen hältst. Wenn du freigesetzt wurdest, dann gib das, was du gelernt hast, an andere weiter, dadurch wird die Wirkung in dir noch verstärkt.

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Einleitung

Ich ermutige dich, mit mir gemeinsam zu beten, bevor du zu diesem Abenteuer aufbrichst. Bitte öffne dein Herz und sprich die folgenden Worte in der Gegenwart Gottes: Vater, im Namen Jesu bitte ich den Heiligen Geist, mir dein Wort zu offenbaren, während ich dieses Buch lese. Bitte offenbare und entferne jede Unsicherheit aus meinem Leben, damit die eigentliche Wurzel der Einschüchterung zerstört wird. Ich möchte dir näher kommen und mit neuem Mut Zeugnis ablegen für meinen Herrn Jesus Christus.

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Teil 1 Lebe in deiner geistlichen Position


Lebe in der Autorit채t, die Gott dir gegeben hat, sonst wird jemand anders davon Besitz ergreifen und sie gegen dich einsetzen.


1 Lebe in der Autorität, die Gott dir gegeben hat In meinem Dienst für den Herrn wird mir immer deutlicher, dass er Umstände und Menschen gebraucht, um uns darauf vorzubereiten, unser Leben so zu führen, wie er es vorgesehen hat. 1983 verließ ich eine aussichtsreiche Position als Ingenieur, um in einer großen Gemeinde vollzeitlich als „Mädchen für alles“ im Hintergrund zu arbeiten. Ich unterstützte den Pastor, seine Frau und alle Gastsprecher, erledigte einfache Arbeiten für sie, damit sie den Rücken frei hätten für den Dienst, zu dem Gott sie berufen hatte. Nach vier Jahren holte Gott mich aus dieser Tätigkeit heraus und ich wurde Jugendpastor in einer anderen großen Gemeinde. In der Woche meines Umzugs sagte ein Mitarbeiter der alten Gemeinde zu meiner Frau, dass Gott ihm ein Wort für mich gegeben hätte. Seit diesem Tag hallt mir dieses Wort als Mahnung in den Ohren, die mir durch die darin enthaltene Weisheit und Kraft auch Schutz vor Unsicherheit bietet. Wie jedes echte Wort Gottes ist es mir ein festes Fundament und ein Steuerruder meines Herzens geworden. Dieser Mann sprach meiner Frau gegenüber folgende Warnung aus: „Wenn John nicht in der Autorität lebt, die Gott ihm gegeben hat, dann wird ein anderer von ihr Besitz ergreifen und sie gegen ihn einsetzen.“ Dieses Wort zeigte sofort Wirkung. Ich erkannte es als Weisheit Gottes, aber ich hatte keine rechte Vorstellung, wie ich es konkret anwenden sollte. Dieses Wissen sollte sich erst in den darauf folgenden Jahren entfalten.

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Lass dich nicht einschüchtern

Eine Erfahrung, die mein Leben veränderte Zu Beginn des Jahres 1990 bestätigte der Herr, dass die Berufung für mein Leben zum damaligen Zeitpunkt im Reise- und Predigtdienst lag. Nachdem ich eine Zeit lang unterwegs gewesen war, machte ich eine Erfahrung, die mein Leben veränderte. Und endlich verstand ich die Worte, die Gott mir Jahre zuvor gegeben hatte. Wir hatten in einer Gemeinde eine abendliche Gottesdienstreihe von Mittwoch bis Sonntag durchgeführt. Der Geist Gottes wirkte mächtig, Menschen wurden befreit und geheilt, viele wurden errettet. Mit jedem Abend nahm die Gegenwart Gottes zu. Während der ersten Woche wurde eine Frau, die stark in New Age verstrickt war, herrlich befreit und errettet. Das wirkte wie ein Katalysator und fachte die Gottesdienste zusätzlich an. Innerhalb einer Woche kamen Menschen aus bis zu 150 Kilometern Entfernung zu den Gottesdiensten. Der zuständige Pastor sagte: „Wir können mit den Gottesdiensten jetzt nicht aufhören. Gott hält noch mehr für uns bereit.“ Ich stimmte zu und wir führten schließlich einundzwanzig Gottesdienste durch. Das Wort Gottes floss wie ein schneller Gebirgsbach und die Gaben des Geistes erwiesen sich in jedem Gottesdienst. In der zweiten Woche drehte ich mich an einem Abend während der Predigt um und blickte auf die Musiker und Sänger, von denen etwa 25 auf der Bühne saßen. Laut und deutlich sagte ich: „Auf dieser Bühne sind Menschen, die in Sünde leben. Wenn ihr nicht Buße tut und umkehrt, wird Gott euch öffentlich bloßstellen.“ Nachdem ich mich diese Worte sagen gehört hatte, dachte ich: „Woher kam das denn?“ Ich hatte genügend Predigterfahrung gesammelt, um zu wissen, dass die Salbung Gottes manchmal so stark ist, dass man Dinge sagt, die die eigenen Ohren erst hören, wenn man sie ausspricht. Dieses Phänomen bezeichnet man als prophetisches Predigen –man redet geführt von direkter göttlicher Eingebung in dem Moment. Mein Denken stellte die ausgesprochenen Worte sofort in Frage, aber ich schüttelte die Zweifel schnell ab, weil ich wusste, dass meine 16


Lebe in der Autorität, die Gott dir gegeben hat

Worte von Gott waren. Ich hatte nicht im Vorhinein darüber nachgedacht und die starke Salbung zum Predigen blieb weiterhin auf mir. Die Besucherzahlen wuchsen mit jedem Gottesdienst. Während der dritten Woche wandte ich mich wieder mitten in der Predigt um, richtete meinen Zeigefinger auf die Menschen auf der Bühne und sagte kühn in der Stärke der Salbung: „Auf dieser Bühne sind Menschen, die in Sünde leben. Wenn ihr nicht Buße tut und umkehrt, wird Gott euch öffentlich bloßstellen und euch aus euren Ämtern entfernen.“ Ich spürte, wie Autorität und Gewissheit zunahmen. Dieses Mal zweifelte ich nicht mehr an meinen Worten, weil ich wusste, dass Gott dabei war, Sünde aus seinem Haus auszumerzen.

Richte oder werde gerichtet Wenn sich Sünde in unser Leben einschleicht, überführt uns der Heilige Geist und gibt uns weitere Anweisungen. Wenn wir jedoch nicht auf ihn hören, werden wir mit der Zeit kalt und träge. Falls dieser Zustand anhält, wird unser Herz schließlich völlig unsensibel für den Herrn. Gott schickt dann jemand anders, um aufzudecken, was falsch ist, damit wir und die Menschen in unserem Umfeld erreicht und geschützt werden. Er tut dies nicht, um uns in eine peinliche Situation zu bringen, sondern um uns zu warnen und zu beschützen. Wenn wir uns weiter weigern, auf Gott zu hören, kommt Gericht. „Wenn wir uns aber selbst beurteilten, so würden wir nicht gerichtet. Wenn wir aber vom Herrn gerichtet werden, so werden wir gezüchtigt, damit wir nicht mit der Welt verurteilt werden“ (1. Kor. 11, 31–32). Gott toleriert Sünde für einen bestimmten Zeitraum, um uns Zeit zur Buße zu geben oder uns seine Züchtigung zu ersparen. Selbst wenn er uns züchtigt, ist es sein Bestreben, dass wir nicht gemeinsam mit der Welt verurteilt werden. Der verlorene Sohn kam zur Vernunft, als er im Schweinepferch gelandet war. Es ist besser, in einem Schweinepferch zur Vernunft zu kommen, als beständig in 17


Lass dich nicht einschüchtern

Sünde zu leben und eines Tages den Herrn sagen zu hören: „Weicht von mir, ihr Gesetzlosen!“ (Mt. 7, 23, Schlachter ). Wenn wir nicht Buße tun, dann leiden wir, auch wenn dies nicht der Wille Gottes für unser Leben ist. Vor diesem Hintergrund sagte Paulus: „Deshalb sind viele unter euch schwach und krank, und ein gut Teil sind entschlafen“ (1. Kor. 11, 30). Die Sünde erzeugt schließlich den geistlichen und den körperlichen Tod. Ich spürte, dass der Herr jemanden auf der Bühne züchtigte und versuchte, diese Person zur Buße zu führen. Aber ich wusste nicht, wen er gerade von Sünde überführen wollte.

Ein versteckter Angriff durch Einschüchterung Als der Pastor und ich am nächsten Abend im Büro saßen und uns auf den Gottesdienst vorbereiteten, kam einer der Ältesten herein und berichtete, dass die Musiker und Sänger heute Abend offensichtlich schlecht gelaunt wären. Der Pastor meinte, sie wären einfach nur müde von den zahlreichen Gottesdiensten. „Sag ihnen, dass sie den Herrn anbeten sollen, auch wenn sie sich nicht gut fühlen.“ Ich schaute den Ältesten an und sagte: „Einen Moment noch. Stimmt irgendetwas nicht?“ Der Älteste antwortete: „Naja, sie finden, dass du zu hart mit ihnen ins Gericht gehst. Sie sind der Meinung, du solltest lieber im kleinen Kreis mit ihnen sprechen, als sie öffentlich zurechtzuweisen.“ Dies war ein entscheidender Augenblick. Doch das war mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst. Die Autorität, die Gott mir gegeben hatte, um zu dienen und das Werk Gottes zu schützen, wurde herausgefordert. Dem Feind gefiel überhaupt nicht, was in den Gottesdiensten geschah, und er wollte diese Dinge beenden. Ich musste mich entscheiden, allerdings war ich mir in diesem Augenblick darüber gar nicht im Klaren. Ich konnte mich diesem Einschüchterungsversuch beugen, indem ich meine Worte an die Musiker und Sänger widerrief, würde dadurch allerdings meine Autoritätsposition aufgeben. Oder ich konnte meine Autorität bewahren, indem ich stark und entschlossen an dem festhielt, was Gott gesagt hatte. 18


Lebe in der Autorität, die Gott dir gegeben hat

Augenblicklich gingen mir die folgenden Gedanken durch den Kopf: „John, warum musstest du diese Menschen unbedingt bloßstellen? Warum hast du nicht einfach gepredigt, ohne dich umzudrehen und mit dem Finger auf das Lobpreis-Team zu zeigen? Jetzt rätseln die Leute in der Gemeinde, wer auf der Bühne wohl in Sünde lebt. Was ist, wenn gar keiner in Sünde lebt? Oder, falls doch, was passiert, wenn es niemals herauskommt? Die Leute werden einander verdächtigen und die ohne Sünde werden darunter zu leiden haben. Die Gemeinde wird dadurch behindert. Habe ich das Gute zerstört, das in dieser Gemeinde geschehen ist? Falls dem so ist, wird mir ein schlechter Ruf vorauseilen, und ich habe doch gerade erst mit meinem Reisedienst begonnen!“ Immer wieder bestürmten mich diese Gedanken. Meine Befürchtungen konzentrierten sich auf eine einzige Frage: Was wird mit mir geschehen? Einschüchterung bewirkt, dass unsere Gedanken sich auf uns selbst konzentrieren. Der Grund dafür ist ganz einfach: Die Wurzel der Einschüchterung ist Angst – und Angst bewirkt, dass man sich auf sich selbst konzentriert. Vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn Liebe stellt Gott und andere Menschen in den Mittelpunkt und verleugnet sich selbst (siehe 1. Jo. 4, 18). Der Pastor sagte nichts. Wir drei nahmen uns bei den Händen und beteten, dass der Wille Gottes in diesem Gottesdienst geschehen solle. Wir gingen auf die Bühne, genauso wie in den vergangenen drei Wochen. Während der Zeit der Anbetung bemerkte ich, dass das Wort des Herrn mein Herz nicht erfüllte. Ich hatte keine Klarheit, aber ich machte mir bewusst, dass Gott treu ist. Ich würde schon wissen, was zu tun sei, sobald ich das Mikrophon in der Hand hätte. Lobpreis und Anbetung waren vorüber, doch auch als der Pastor die Ansagen machte, hörte ich nichts in meinem Herzen. Ich dachte, dass ich einfach aufstehen könnte, denn Gott würde mich schon leiten, sobald ich auf meinen Füßen stünde. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die sich Notizen machen oder ausformulierte Predigten bereithalten. Ich lese im Wort, bete und spreche dann aus dem, was ich in meinem Herzen wahrnehme. Jetzt wurde ich 19


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aber jede Minute unruhiger. Ich wusste, dass ich nichts zu sagen hätte, wenn Gott nicht zu mir spräche. Der Pastor stellte mich vor und ich kam zum Rednerpult. Ich hatte von Gott nicht gehört, was zu tun sei, daher sagte ich: „Lasst uns beten.“ Aber auch während des Gebets erhielt ich keine Weisung vom Herrn. Ich betete einige Minuten lang. Die Lage wurde noch verzwickter, denn meine Gebete hatten kein Leben in sich. Es war, als würden die Worte aus meinem Mund kommen und einfach vor meinen Füßen zu Boden fallen. Was sollte ich nur tun? Ich entschärfte diese schwierige Situation und hielt eine Predigt aus den Psalmen, die ich früher schon einmal gehalten hatte. Während meiner Predigt spürte ich keinerlei Leben, es war nicht die geringste Salbung auf meinen Worten. Ich musste mich anstrengen, einen klaren Kopf zu behalten. Gott war scheinbar nirgends zu finden. Immer wieder musste ich mich fragen, was ich gerade gesagt hatte und was ich als Nächstes sagen könnte. Es kam mir vor, als wäre ich mehr durch Verwirrung als durch den Heiligen Geist geleitet. Ich tröstete mich immer wieder mit dem Gedanken, dass Gott doch noch kommen und mich aus diesem Schlamassel befreien würde. Leider wurde es immer schlimmer. Nach nur fünfunddreißig Minuten beendete ich die Predigt und auch den Gottesdienst. Völlig verwirrt kehrte ich in meine Unterkunft zurück. „Gott, warum warst du heute Abend nicht da?“, fragte ich. „Bisher war jeder Gottesdienst so herrlich und kraftvoll, aber heute war überhaupt kein Leben darin. Wenn ich einer der Gottesdienstbesucher wäre, käme ich nicht noch einmal zum Gottesdienst. Und eigentlich habe ich keine Lust, noch einmal dort zu predigen.“ Ich ging an diesem Abend mit einem Gefühl ins Bett, als hätte ich einen Sandsack verschluckt. Ich erwachte am nächsten Morgen mit dem Gefühl, dass aus dem Sack ein ganzer Berg Sand geworden war. Ich fühlte mich so schwer, dass ich nicht einmal aufstehen wollte. Jede Freude war von mir gewichen. Ich ging hinaus, um zu beten. Wieder fragte ich Gott: „Warum warst du gestern nicht da?“

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Lebe in der Autorität, die Gott dir gegeben hat

Keine Antwort. „Habe ich gesündigt? Habe ich dich betrübt?“ Weiterhin Stille. Ich betete eine Stunde lang und jede einzelne Minute war ein Kampf. Ich legte eine Lobpreiskassette ein und begann, mitzusingen. Mein Verstand sagte mir, dass Gott mir ein Ruhmesgewand statt eines verzagten Geistes geben würde. Ich wollte dieses Gefühl unbedingt loswerden. Trotzdem wurde es nur eine halbe Stunde Gesang ohne jedes Leben. Meine Frustration wuchs. „Was habe ich getan? Warum antwortest du nicht?“ Nach dem Mittagessen ging ich spazieren. Ich hatte mir vorgenommen, Satan zu binden. Ich war überzeugt, das würde den Durchbruch bringen. Aber der einzige, der sich gebunden fühlte, war ich selbst. Ich war drei Stunden unterwegs, betete, schrie den Teufel an und brachte hinterher kaum mehr ein Wort heraus. Dann musste ich nach Hause, um mich auf den Gottesdienst vorzubereiten. Ich tröstete mich: „Wenn es heute bisher so viel Widerstand gab, dann wird sich Gott heute Abend in Stärke offenbaren. John, geh einfach im Glauben!“ Der Gottesdienst nahm seinen Verlauf mit Lobpreis, Anbetung, Ansagen und Opfer und ich hatte die böse Vorahnung, dass alles genau wie am Vorabend ablaufen würde. Wieder sagte ich mir, dass Gott sich erweisen würde, sobald ich auf die Bühne käme. Ich wurde wieder angekündigt und es geschah das gleiche wie am Vorabend – nämlich nichts. Ich betete um Leitung und hörte nur Stille. Ich begann wieder mit einer Predigt, die ich schon einmal gehalten hatte, und war wieder völlig orientierungslos. Weder Leben, noch Klarheit, noch Salbung lagen in meinen Worten. Nach fünf Minuten dieses kläglichen Durcheinanders sagte ich: „Wir müssen beten. Irgendetwas stimmt nicht!“ Alle im Raum standen auf und wir begannen, hingegeben zu beten.

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