156751

Page 1

Leseprobe

M A N F R ED G ER K E • Wer den Tag mit einem Lächeln beginnt


Leseprobe

M A NFRED GERK E

Wer den Tag mit einem Lächeln beginnt 365 Andachten, die ermutigen

Ein Jahresbegleiter


Leseprobe

Für Mathis, Janno, Renko, Jella, Mila, Onno, Sina und Elisa

FSC-Logo

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abruf bar. © 2021 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn Alle Rechte vorbehalten Umschlaggestaltung: unter Verwendung eines Bildes © xxxxx Lektorat: Alena Dörr DTP: xxxxxxx Verwendete Schrift: xxxxxxxx Gesamtherstellung: xxxxxxxxxx Printed in xxxxx ISBN 978-3-7615-6751-7 www.neukirchener-verlage.de

5


Leseprobe

Vor wor t »Wer den Tag mit einem Lächeln beginnt, hat ihn bereits gewonnen.« Ein starkes Sprichwort aus Tschechien! Und ist es Zufall, dass Lady Gaga mitten in der Coronakrise das weltweite Onlinekonzert am 19. April 2020 mit ihrem Song »Smile« eröffnete? Davon bin ich überzeugt, dass Menschen, die Gott vertrauen, fröhlich sind. Zinzendorf nannte sie ein wenig altmodisch »des Heilands fröhliche Leute«. Und von Christian Morgenstern stammt der schöne Satz: »Lachen und Lächeln sind Tor und Pforte, durch die viel Gutes in den Menschen hineinhuschen kann.« Und das wünsche ich Ihnen, dass Sie beim Lesen einer Andacht lächeln, vielleicht sogar lachen, auf jeden Fall aber ermutigt werden – und viel Gutes in Sie hineinschlüpft. Die hier veröffentlichten Andachten sind eine kleine Frucht meiner mehr als vierzigjährigen Tätigkeit als Pfarrer in Ostfriesland und zuletzt auch noch auf den Balearen. Herzlich danke ich allen, die mich dabei unterstützt und ermutigt haben: meine Frau Marianne, die den Anstoß für eine Veröffentlichung gab und mich bei allen Schritten begleitet und beraten hat, Freunde und Familienangehörige, der Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche Dr. Martin Heimbucher und nicht zuletzt die Mitarbeiterinnen des Neukirchener Verlags: Ruth Atkinson (Verlagsleitung), Alena Dörr (Lektorat) und Lea Meister (Marketing). Manfred Gerke Leer, im Sommer 2021

6

7


Leseprobe

1. JANUAR

D er Weg f ür mic h

I

ch befahl, mein Pferd aus dem Stall zu holen. Der Diener verstand mich nicht. Ich ging selbst in den Stall, sattelte mein Pferd und bestieg es. In der Ferne hörte ich eine Trompete blasen. Ich fragte ihn, was das bedeute. Er wusste nichts und hatte nichts gehört. Beim Tor hielt er mich auf, fragte: »Wohin reitest du, Herr?« »Ich weiß es nicht«, sagte ich, »aber nur so kann ich mein Ziel erreichen.« »Du kennst also dein Ziel?« fragte er. »Ja«, antwortete ich, »ich sagte doch: Weg von hier, das ist mein Ziel.« »Du hast keinen Proviant mit«, sagte er. »Ich brauche keinen«, sagte ich, »die Reise ist so lang, dass ich verhungern muss, wenn ich auf dem Weg nichts bekomme. Kein Essvorrat kann mich retten. Es ist ja zum Glück eine wahrhaft ungeheure Reise.« Von Franz Kafka stammt diese Geschichte, »der Aufbruch«. Ich denke, der 1. Januar ist so ein Aufbruchtag. Wir machen uns auf in ein neues Jahr. Eine Reise ins Unbekannte. Wir wissen nicht, was uns auf unserem Lebensweg alles begegnen wird. Und wir wissen nicht, wohin uns die Reise führt, an welches Ziel. 365 Tage liegen vor uns. Werden es gute Tage? Werde ich gesund bleiben? Und wie wird es mit der Arbeit aussehen? Wo werde ich Erfolg haben? Wie wird es unseren Kindern ergehen? Werden wir am Ende dieses Jahres noch so zusammen sein wie jetzt? Oder wird jemand dazukommen? Wird jemand fehlen? Der Weg ist in großen Teilen noch unsichtbar. Und wir brauchen Proviant für unterwegs. In Josua 1,5 finden wir das großartige Versprechen Gottes: »Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht.« Mit dieser Gewissheit können wir getrost und zuversichtlich nach vorn schauen.

9


Leseprobe

8. JANUAR

9. JANUAR

Ze hn Frösc he

Z

ehn Frösche wollten einen Wettlauf machen. Als Ziel suchten sie sich die Spitze eines hohen Turms. Schnell versammelten sich viele andere Frösche, um ihre Artgenossen anzufeuern. Das große Springen begann, immer eine Stufe weiter hinauf. Allerdings glaubte keiner von den Zuschauern daran, dass auch nur ein Frosch zur Turmspitze gelangen könnte. Man hörte daher ständig Sätze wie: »Das schafft ihr nie!« oder »Der Turm ist viel zu hoch!« Und so gaben die Frösche, einer nach dem anderen, auf. Nur ein einziger erreichte alleine und unter größter Anstrengung die oberste Plattform des Turmes. Die Zuschauer jubelten. Sie riefen nach oben: »Wie hast du das geschafft?« Doch der Frosch antwortete nicht. Da merkten sie, dass er taub war. Wie gut, dass der Frosch taub war! Gut, dass er die negativen Äußerungen der anderen nicht hörte! Es gibt nicht nur Frösche, die einen »runterziehen« und ausbremsen können. Gut, wenn wir solche Stimmen überhören! In seinem Lied »Das Leben«, singt Udo Lindenberg davon, dass wir uns das Leben nehmen und es nicht mehr loslassen sollen, denn es ist das einzige, das wir haben. »Nimm dir das Leben und gib’s nicht wieder her, denn wenn man es mal braucht, dann findet man’s so schwer…« So ermutigt er sich und andere, nicht auf die negativen Stimmen zu hören, sondern positiv das Leben anzupacken. »Gott gibt einem Kraft«, sagte ein Jugendlicher, als wir über diesen Song diskutierten. Und das stimmt. Jesus baut auf und macht Menschen stark. »Ich bin gekommen«, hat er einmal gesagt, »damit sie das Leben haben und volle Genüge« (Joh 10,10). Das wünsche ich Ihnen, dass Sie sich an seiner Seite das Leben nehmen und es nicht wieder loslassen.

16

Qué será

Q

ué será – was wird sein? So fragt ein kleines Mädchen in dem Lied zum Hitchcock Film »Der Mann, der zu viel wusste.« Sie stellt die Frage aller Fragen nach der Zukunft. Was werde ich mal sein? Hübsch? Reich? Die Mutter beantwortet diese Fragen ganz pragmatisch. Was sein wird, wird sein. Wir können nicht in die Zukunft sehen. Recht hat sie: Es ist nicht an uns, in die Zukunft zu sehen. Was sein wird, wird sein. Im Jakobusbrief 4,15 stehen die Worte: »Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun.« Schon dass wir leben, ist ein Geschenk Gottes, sein gnädiger Wille. Das Lied »Guten Abend, gute Nacht« enthält die Zeile: »Morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt.« Ein Schweizer Journalist notierte ein wenig überspitzt: »Memento mori (gedenke des Todes): Setze das laufende Jahr als dein Todesdatum ein und sei dankbar, wenn du es an Neujahr nach oben korrigieren kannst.« Wenn Gott will! Darum geht’s. Wer das ernst nimmt, wird dankbar. Wer das ernst nimmt, der staunt über das große Geschenk. Deshalb unterschrieben Holländisch-reformierte Kaufleute ihre Verträge stets mit den Buchstaben SCJ, sub Conditione Jacobeae – unter dem Vorbehalt des Jakobus. »Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun.« Wer das so sagen kann, der schaut gelassen nach vorn.

17


Leseprobe

10. JANUAR

11. JANUAR

Rübeza h l

Z

wei Wanderer im Riesengebirge begegnen Rübezahl und bitten ihn um eine Gabe. Er schneidet zwei Stöcke und überreicht sie den beiden – scheinbar nichts Besonderes! – Der eine ist enttäuscht über das seltsame Geschenk und wirft es nach kurzer Zeit wieder weg. Der andere aber vertraut dem Waldgeist und hält das Geschenk in Ehren. Immer wieder holt er den Stock hervor und erinnert sich an die Begegnung. Eines Tages hält er pures Gold in den Händen. Der Stock hat sich auf geheimnisvolle Weise verwandelt. So haben wir – im Elternhaus, in der Kirchengemeinde – einen Stock in die Hand gedrückt bekommen. Vielleicht war er manchmal eine Last. Und doch hat sich der Stock seltsam verwandelt: in pures Gold. Wir haben entdeckt, was für eine Macht und Liebe hinter diesem Versprechen stecken: »Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch« (1. Petr 5,7). Horst Kanitz, Schriftsteller, erzählt, wie er am Kehlkopf operiert werden musste. »Ich zermarterte mir den Kopf, wie es weitergehen sollte. Was würde aus der Familie werden, dem Beruf, dem Einkommen, dem künftigen Wohnort? Dann merkte ich, wie sinnlos es war, mir unaufhörlich Sorgen zu machen ... Da wurde ich endlich frei und begann, sie wegzuwerfen, so weit wie überhaupt möglich – und sie fielen doch ganz in meiner Nähe zu Boden, weil Gott mir endlich nahegekommen war, so nahe wie noch nie in meinem Leben. Von dieser Nähe habe ich seitdem gelebt. Ich hatte ausgesorgt.« Und das sollen auch wir: erfahren, dass Gott uns nahe ist, gerade dann nahe kommt, wenn Sorgen und Ängste uns berängen und viele Fragezeichen uns nicht weiterschauen lassen.

18

G ot t f ü g t a l les w underbar

I

m fernen Asien hatte der König einen Minister, der zu jeder Gelegenheit zu sagen pflegte: »Gott fügt alles wunderbar.« – Eines Tages sind die beiden auf Jagd und der König schießt einen Hirsch. »Gott fügt alles wunderbar«, ruft der Minister. Die beiden haben Hunger, machen ein Feuer und grillen den Hirsch. Als der König zu essen beginnt, schneidet sich in seiner Gier einen Finger ab. Der Minister kommentiert: »Gott fügt alles wunderbar.« Jetzt hat der König genug. Wütend entlässt er ihn aus seinen Diensten. Er wolle ihn nie wiedersehen. – Der König, satt vom Hirschbraten, schläft ein. Da wird er von wilden Räubern, Anhängern der Göttin Kali, überrascht, die ihn fesseln und ihrer Göttin opfern und verspeisen wollen. Im letzten Moment bemerkt einer der Kali-Anhänger, dass dem König ein Finger fehlt. Die Räuber denken nach und entscheiden: »Unserer Göttin darf nur Vollkommenes geopfert werden.« Und so lassen sie ihn frei. – Da erinnert sich der König an das, was der Minister gesagt hatte: »Gott fügt alles wunderbar«. Er begreift: Es stimmt. Er lässt seinen Minister suchen, entschuldigt sich und bittet ihn, wieder in seine Dienste zu treten. Doch der Minister wehrt ab: »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich bin dankbar, dass du mich fortgeschickt hast. Mich hätten die Räuber geopfert. Mir fehlt kein Finger. Gott fügt alles wunderbar!« (Nach Ram Dass) Oder um es mit den bekannten Worten eines Psalms zu sagen: »Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn; er wird‘s wohl machen« (Ps 37,5). Und das heißt: Er wird es gut machen.

19


Leseprobe

12. JANUAR

13. JANUAR

D u sie hst mic h

D

en schönsten Obstgarten im Dorf hatte der Pastor. Mit den leckersten Äpfeln. Das wussten auch die Jungen. Oft saßen sie heimlich in den Bäumen und ließen es sich schmecken. Das ärgerte den Pastor und er stellte eine große Tafel auf, mit den Worten »Der liebe Gott sieht alles!« Und daneben den erhobenen Zeigefinger. Als er am nächsten Morgen nach dem Rechten sah, war daruntergeschrieben: »Aber er verrät uns nicht!« Beides ist wahr. Und für die Sklavin Hagar ist es etwas Gutes, dass Gott sie sieht. Sie ist auf der Flucht. Weil immer noch kein Nachkomme bei Abraham und Sara in Sicht ist, wollen sie der Verheißung Gottes nachhelfen und benutzen Hagar als Leihmutter. Und als sie schwanger wird, entsteht ein Machtkampf zwischen ihr und ihrer Herrin und sie erlebt die Hölle auf Erden. Sie flieht in die Wüste, den Raum des Todes. Von dort gibt es nur dunkle Wege – entweder zurück in die Demütigung oder ein langsames, qualvolles Sterben. Und genau da tritt ihr ein Engel in den Weg, ein Bote Gottes. Er schickt sie zwar zurück, gibt ihr aber eine doppelte Verheißung mit auf den schweren Weg: Deine Nachkommen werden zahlreich sein. Ein Versprechen, das in der Bibel sonst nur Männern zuteilwird. Und: Dein Sohn wird als freier Mensch im Land wohnen. Hagars Gesicht hellt sich auf und staunend ruft sie: »Du bist ein Gott, der mich sieht« (1. Mose 16,13)! Damit gibt sie Gott einen Namen, der ihr eigenes Leben umwertet. Sie ist nicht mehr eine rechtlose Frau, sondern von Gott angesehen, gerettet und mit Würde bedacht. Gottes Sehen ist immer zugleich ein Handeln. Bei Hagar. Und auch bei uns.

20

Zeit

Z

um Stichwort Zeit kann man sicher vieles sagen. Da gibt es kluge Sprüche: »Kommt Zeit, kommt Rat.« »Die Zeit macht aus einem Gerstenkorn eine Kanne Bier.« Oder: ein Pfarrer unterbricht sich mitten in seiner langen Predigt: »Es ist mir unangenehm, dass ich so lange gesprochen habe. Aber ich habe keine Uhr dabei.« »Das macht nichts«, ruft jemand aus der Gemeinde, »im Kirchturm hängt ein Kalender.« Auch viele nette Begegnungen lassen sich erzählen: Kommt ein Mann in den Uhrenladen. »Ich hätte gern eine Uhr, die lange die Zeit genau anzeigt.« Sagt der Verkäufer: »Schauen Sie mal hier, diese Uhr geht in 10 Jahren keine Sekunde falsch. Darauf gebe ich Ihnen sechs Monate Garantie.« – Oder: Da sagt die Frau zu ihrem Liebsten: »Ich gehe mal eben für 10 Minuten zur Nachbarin rüber. Würdest Du bitte alle halbe Stunde die Suppe umrühren?« Doch das Wichtigste, was wir über die Zeit sagen können, hat der Psalmbeter auf den Punkt gebracht: »Meine Zeit steht in deinen Händen« (Ps 31,16). In der hebräischen Sprache nur zwei Worte. Für den Beter bedeuten sie alles. Feinde machen ihm zu schaffen, vielleicht auch eine böse Krankheit. »…ich bin geworden wie ein zerbrochenes Gefäß«, sagt er einige Verse zuvor. Doch er ist nicht in den Händen seiner Gegner, eines bösen Schicksals oder einer heimtückischen Krankheit. Er ist in Gottes Händen. Das macht ihn ruhig und gelassen. »Meine Zeit steht in deinen Händen. Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir. Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden. Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir« (Peter Strauch).

21


Leseprobe

24. JANUAR

25. JANUAR

Marat hon

E

s war im Jahr 490 vor Christus. Ohne Rast läuft ein Mann durch die unwegsame Landschaft Griechenlands. Nur ein Gedanke bewegt ihn: Weiter, weiter! In Marathon war er gestartet, einem kleinen Ort an der Küste. Er hat gerade miterlebt, wie dort ein eigentlich schwaches Heer der Griechen einem großen Aufgebot der Perser zu trotzen vermochte – und die Feinde geschlagen abzogen. Das müssen die Leute von Athen wissen. Denn sie warten voller Sorge. Ein Sieg der Perser – das hätte für sie böse Folgen: Plünderung, Gefangenschaft, Sklaverei. Diomedon, unser Soldat, ahnt, wie sie ihm entgegenzittern. Er läuft, so schnell er kann. Endlich, nach über vierzig Kilometern, sieht er die Stadt. Noch bis zum Marktplatz, dort sind die Leute versammelt. Er schleppt sich weiter. Völlig außer Atem kann er gerade noch die Nachricht vom Sieg herausbringen und bricht dann tot zusammen. Er hat es den Menschen gesagt: das Evangelium, die Frohbotschaft, die Nachricht vom Sieg. Und genauso geht es Paulus. Er hat nicht nur irgendeinen Sieg miterlebt, sondern den Sieg Jesu Christi über die Mächte des Bösen. Die gute Nachricht vom gekreuzigten und auferstandenen Jesus, das Evangelium, das müssen alle hören: »Aber ich achte mein Leben nicht der Rede wert, wenn ich nur meinen Lauf vollende und das Amt ausrichte, das ich von dem Herrn Jesus empfangen habe, zu bezeugen das Evangelium von der Gnade Gottes« (Apg 20,24).

32

D y namit

E

s gibt ein spannendes Buch: »Vom Knast zur Kanzel« (1988). Ein ehemaliger Knacki erzählt. Wolfgang Dyck ist im Gefängnis zum Glauben gekommen und war davon so begeistert, dass er es allen sagen wollte. Er predigte in Gaststätten und Bars, auf dem Bahnhof und im Zelt. Einmal tauchte er in der Fußgängerzone in Herford auf und hielt ein großes Frotteehandtuch in die Höhe. Auf dem war ein 100-Markschein abgedruckt. Dieses Frotteehandtuch hielt er hoch und meinte: das sei doch unser Gott heutzutage und darum sei es an der Zeit, dass du und du und du, dass ihr euch von dem falschen Gott zu dem wahren Gott bekehrt. Und wer das tun wolle, der käme am besten heute Abend da und dorthin, da gäbe es noch mehr zu hören. Wolfgang Dyck war einer, der gepackt war wie Paulus. Der das Evangelium allen erzählen wollte. Einmal wurde er in einer Bar von einigen angetrunkenen Männern bedrängt. Er trat kurz einen Schritt zurück und sagte: »Stopp, hier in der Jacke habe ich Dynamit.« Erschrocken hielten die Angreifer inne. Dann zückte er sein Neues Testament und las die Worte vor: »Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die glauben ...« (Röm 1,16). In der griechischen Sprache steht hier das Wort »dynamis«: eine geballte, explosive Ladung, eine ungeahnte Sprengkraft – die nicht zerstört, sondern »selig macht«, übersetzt Martin Luther. Also aufbaut, eine Macht, die Heil und Befreiung schenkt, eine Macht, die Menschen, ja diese ganze Welt verändern kann und verändern wird.

33


Leseprobe

26. JANUAR

27. JANUAR

K loppi

F

ußball und Gott – das gehört zusammen. Unnachahmlich bringt Jürgen Klopp das auf den Punkt: »Ich glaube, dass Gott uns Menschen liebt. Und deswegen glaube ich, dass er auch den Fußball liebt.« Und das ist nicht nur so dahingesagt. »Der Glaube an Gott führt mich durchs Leben«, sagt der Fußballtrainer des FC Liverpool. »Er ist meine Reißleine, meine Leitlinie, er ist für mich einfach unendlich wichtig.« Als evangelischer Christ hat er sich mit anderen Prominenten ehrenamtlich für das Reformationsjubiläum 2017 engagiert. Er mag Luther, bekennt der beliebte und erfolgreiche Trainer. Gerade in dieser Zeit, in der so viel über die Aufnahme von Flüchtlingen diskutiert wird, findet er, dass es uns gut tun würde, uns Luther wieder ins Bewusstsein zu rufen. Für Jürgen Klopp steht fest: »Der liebende Gott, an den ich glaube, bei dem sind alle willkommen, ungeachtet ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft und ihrer Bildung.« Er mag Luther, den Kämpfer für die gute Sache und Rebell um des Glaubens willen. Er hat sein Ziel verfolgt, damit Menschen ihren Glauben »ohne Angst und mündig leben können«. Ein Vorbild. Und auch, dass Luther für Unterprivilegierte und Ausgeschlossene gekämpft hat, gefällt dem gebürtigen Stuttgarter. Das ist es: Keine Angst, nicht vor Menschen, auch nicht vor Gott. Und mündig leben. Oder mit den Worten des 1. Petrusbriefs: »Ihr seid … die königliche Priesterschaft, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat« (1. Petr 2,9). In der Öffentlichkeit und in der Gemeinde.

34

G e den ke

G

edenke der alten Tage, beachte die Jahre von Generation zu Generation. Frage deinen Vater, dass der dir‘s verkünde, deine Alten, dass sie dir‘s sagen« (5. Mose 32,7). Ein Aufruf aus alter Zeit: Gedenke! Warum? Soll man alte Wunden wieder aufreißen? Soll man nicht endlich einen Schlussstrich ziehen und nach vorn schauen? – Nein! Im Lied des Mose heißt es ausdrücklich: Gedenke! Warum? Weil ich das Vergangene nicht abschütteln kann. Weil die Erinnerung wichtig ist für meine Gegenwart und Zukunft. Das galt damals für Israel. Das gilt heute für uns. Bundespräsident Roman Herzog hat 1996 den 27. Januar zum Tag des Gedenkens für die Opfer des Nationalsozialismus erklärt: »Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen.« Indem wir gedenken, erklären wir uns solidarisch mit den Opfern. Einer von ihnen ist Elie Wiesel. Nein, die erste Nacht im Lager könne er niemals vergessen. Für ihn hat diese Nacht sein ganzes Leben zur verfluchten Nacht gemacht. Er sieht immer noch alles vor sich: den Rauch, die Flammen und vor allem die Gesichter der Kinder. Und nie werde er das nächtliche Schweigen vergessen. Nie werde er das alles vergessen. Indem wir gedenken, erkennen wir falsche Wege, Wege der Schuld und des Versagens, Wege, die in den Tod führen. Indem wir gedenken, wenden wir uns an Gott, der uns Leben und Zukunft eröffnet. Indem wir gedenken, übernehmen wir Verantwortung: für uns, für unsere Mitmenschen, für diese Welt. Deshalb: Gedenke!

35


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.