Inhaltsverzeichnis
Wer ist Paula??? ............................................... 7 Oh du fröhliche ... ............................................. 11 Eine Hochzeit und vier Todesfälle .............. 72 Willkommen im richtigen Leben! ................ 193
Dieses Buch widme ich allen „Paula-Fans“, die mir in den letzten Jahren immer wieder Mut gemacht haben, weitere Bücher zu schreiben! Ihr seid super!
Wer ist Paula??? Wieder einmal lässt uns Paula an den aufregenden, chaotischen, nervtötenden und unglaublichen Ereignissen teilhaben, die sich in ihrem Leben so abspielen. Aber ... wer ist eigentlich Paula? Für alle, die noch nie einen Blick in „Paulas Tagebuch“ geworfen haben (was natürlich sehr bedauerlich ist und unbedingt nachgeholt werden sollte ...), möchte ich hier kurz Paula und einige ihrer Mitmenschen vorstellen: Paula Kiepkuhl ... ist mittlerweile etwa 20 Jahre alt und überzeugte Christin, genau wie ihre Eltern, bei denen sie lebt. Sie zieht Fettnäpfchen geradezu magisch an, hat einen ziemlichen Dickkopf und sieht manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht. Corni ... heißt eigentlich Cornelius, wird aber immer nur Corni gerufen. Er ist Paulas fester Freund und hat nur einen wirklich gravierenden Fehler: Herr (Kephas) Bartens (siehe unter „Herr Bartens“) ist sein Onkel ...!
7
Nico ... ist Paulas Bruder, zwei Jahre älter als sie, und liebt es, die Leute hin und wieder etwas zu provozieren. Im Großen und Ganzen ist er aber ein prima Kerl. Coffee, die eigentlich Carolin heißt ... ist Paulas Freundin, die sie immer „Coffee“ nennt, weil ihr Name sie an Caro-Kaffee erinnert. Mit ihr kann Paula alles besprechen, was „gerade anliegt“. Herr Klein ... ist der Prediger in der Landeskirchlichen Gemeinschaft, zu der Paulas Familie gehört. Er ist stets bemüht, die Meinungsverschiedenheiten zwischen den Gemeindemitgliedern nicht zu sehr ausarten zu lassen. Herr Bartens (Vorname: Kephas ...!) ... ist die moderne Version eines vollkommen übertriebenen Pharisäers: Er liebt es, seine Mitchristen immer wieder durch ermahnende Worte auf „den rechten Weg“ zu führen und allen als leuchtendes Vorbild zu dienen. Leider schießt er dabei hin und wieder über das Ziel hinaus ... Matthäus Bartens ... ist 18, der älteste Sohn von Herrn Bartens und eifert seinem Vater in jeder Beziehung 8
nach – zum Leidwesen seiner Mitmenschen. Berühmt-berüchtigt sind vor allem seine „spontanen Kurzandachten“ und „theologischen Ermahnungen“. Frau Süßmilch ... ist die „wandelnde Klatschpresse“ der Gemeinde und weiß alles über jeden – meistens besser als die Betroffenen selbst. Und sie ist auch gerne bereit, ihr Wissen weiterzugeben – natürlich „nur fürs Gebet“. Frau Süßmilch ist zudem sehr darum bemüht, dem allein stehenden Herrn Kamerau klarzumachen, wie einsam er sich doch fühlen muss – ohne eine Frau wie sie an seiner Seite. Herr Kamerau ... ist der Pünktlichkeits- und Ordnungsfanatiker der Gemeinde, aber auch sehr hilfsbereit. Vergeblich versucht er, Frau Süßmilch davon zu überzeugen, dass er sich nicht einsam fühlt, sondern gerne Junggeselle ist. Jürgen ... ist der Jugendkreisleiter, der sich immer wieder gerne auf Jugendkreisleiter-Seminaren fortbildet – nicht immer zur Freude der anderen ... Ottmar, genannt Otti ... ist einer der Typen im Jugendkreis, die 9
nur schwer Anschluss finden: nicht gerade mitreißend, schwer von Begriff, manchmal etwas nervig, aber im Großen und Ganzen eine „treue Seele“. Anita ... gehört seit einiger Zeit mit zum Jugendkreis, ist hin und wieder etwas begriffsstutzig und naiv und hat von „Glaubensdingen“ noch nicht allzu viel Ahnung. Dafür ist sie aber ein prima Kumpel und sehr hilfsbereit. Christian Heinemann ... ist Mitte bis Ende zwanzig, sehr von seinen Fähigkeiten überzeugt und ein Künstler in jeder Beziehung. Er kreiert Kunstwerke, verfasst Gedichte, entwarf schon einen Bildband und schreibt sogar Bücher. Leider fehlt seinen Mitmenschen oft so ganz das Verständnis für seine Art von Kunst ... So, ich glaube, nun habe ich die meisten erwähnt. Alle anderen lernt ihr dann ja noch beim Lesen kennen. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen!
Heidi Schmidt
10
Oh du fröhliche ... Alles fing damit an, dass unser Prediger Herr Klein unglücklich von der Leiter stürzte und sich seinen Oberschenkel brach, als er gerade einen großen Deko-Schneemann auf dem Dach seines Hauses befestigen wollte. (Kephas Bartens sah diesen Sturz gleich als göttliches Zeichen dafür, dass Christen sich nicht mit so weltlichen, ja geradezu unchristlichen Dingen wie Schneemännern beschäftigen dürften, und erläuterte dies dem armen Herrn Klein ausgiebig bei seinen täglichen Krankenbesuchen – vermutlich war das der Grund, dass Herr Klein nach vier Tagen Krankenhausaufenthalt ausrichten ließ, er müsse sich unbedingt IN RUHE erholen und er wolle deshalb keinen Besuch mehr von Gemeindemitgliedern haben. Leider hatte er vergessen zu erwähnen, dass er auch keine Anrufe mehr von Gemeindemitgliedern bekommen wolle ...) Nun fiel Herr Klein natürlich für die nächsten Wochen als Prediger aus. Und auch sonst. Obwohl er ja eigentlich gar nicht viel zu tun hat, so wie ich das sehe. Fand es daher etwas übertrieben, dass Papa meinte, das mit dem Sturz sei ja eine mittlere Katastrophe, so kurz vor Weihnachten. Na ja, in seinem Alter (über 50) neigen Leute ja vielleicht gelegentlich schon zu maßlosen 11
Übertreibungen. Jedenfalls berief er (als einer der Gemeindevorsitzenden) sofort eine Krisensitzung der Gemeindemitglieder ein, in der beschlossen werden sollte, wer welche Aufgabe von Herrn Klein übernehmen könnte. Ich selbst ging nicht dorthin, weil ich noch kein „offizielles Mitglied“ der Gemeinde war, also keinen Monatsbeitrag in die Gemeindekasse zahle. So erschöpft, wie Papa von der Sitzung wiederkam, war ich auch ganz froh darüber. Die Sitzung hatte wohl mit einem Gebet von Kephas Bartens begonnen, das sich in etwa so anhörte: „Herr, wir alle sind so bestürzt über den Fall unseres Predigers. Er ist tief gefallen, Herr, dessen sind wir uns alle bewusst! (Bis hierhin dachten noch alle, Bartens meine den Fall von der Leiter.) Auch ich kann noch nicht verstehen, wie er einen ... einen Schneemann von 1,60 m Größe auf dem Dach seines Hauses anbringen wollte, anstatt dort eine Krippe oder ein Kreuz aufzustellen und so all den Verlorenen, die vorübergehen, ein Zeichen deiner Liebe zu bringen! Unser Prediger ist fürwahr tief gefallen in seinem Glauben! (Energisches Räuspern sämtlicher anderer Beter.) Aber Herr, vergib unserem Bruder seine Abkehr von den christlichen Werten, denn auch er ist ja nur ein fehlbarer Sünder! Und schenke uns nun Weisheit, um seinen Dienst würdig 12
fortzusetzen und seine Hirtenstelle gut auszufüllen, damit unsere Gemeinde nicht allzu sehr unter seinem Versagen zu leiden hat! Und ...“ An dieser Stelle betete Papa einfach weiter: „Und bitte lass unseren lieben Herrn Klein, der den Kindern zuliebe diesen netten Schneemann anbringen wollte, um ihnen eine Freude zu machen, WEIL DU, HERR, DOCH WILLST, DASS WIR ANDEREN LEUTEN FREUDE MACHEN ... also lass ihn bitte schnell wieder gesund werden und hier bitte nicht das Chaos ausbrechen!! Danke, dass du uns nicht im Stich lässt und wir uns auf dich verlassen können! Amen!“ Danach beteten noch ein paar andere, und dann wollte man besprechen, wie es nun weiterginge. Papa konnte Bartens zum Glück mit viel Mühe davon abhalten, den „Fall“ von Herrn Klein noch zu vertiefen. Frau Süßmilch erklärte sich gleich bereit, die Leitung der Bibelstunde zu übernehmen, allerdings nur, wenn Herr Kamerau ihr „als Bruder in Christus da voll und ganz zur Seite“ stünde. Herr Kamerau sagte darauf, dass er leider keine Zeit dazu habe, weil er sich schon entschlossen habe, der Gemeinde die sicher arbeitsintensivste Aufgabe abzunehmen und die Weihnachtspredigt an Heiligabend zu halten. Das hatte sich Herr Krahl allerdings auch schon 13
vorgenommen, der nun argumentierte, er sei der Ältere und somit stünde ihm doch wohl diese bedeutende Aufgabe zu, außerdem habe er sich gedanklich schon darauf vorbereitet. Kephas Bartens schaltete sich nun ein und meinte, er fühle sich von Gott beauftragt , seinen lieben Brüdern und Schwestern am Heiligabend die Botschaft zu verkündigen und er habe dafür sogar ein eindeutiges göttliches Zeichen erhalten! Herr Kamerau fragte: „Und was genau war das für ein Zeichen, Kephas?“ Darauf Bartens: „Ich bat den Herrn, mir ein eindeutiges Zeichen zu geben, indem er mich ein Weihnachtslied hören lässt, ohne dass ich selbst es singe. Und als ich so durch die Geschäfte ging, da hörte ich es dann: ‚Vom Himmel hoch, da komm ich her, ich bring euch gute neue Mär ...’ Eindeutiger geht es ja wohl nicht, deshalb werde auch ich am Heiligabend diese gute neue Mär ...“ Weiter kam er nicht, weil Herr Krahl ihn unterbrach und behauptete, dass das ja wohl überhaupt kein göttliches Zeichen gewesen sei, weil zur Weihnachtszeit doch überall Weihnachtslieder gespielt würden, und Bartens wolle ja nur an Weihnachten predigen, weil dann die meisten Leute kämen, die ihn dann ausgiebig bewundern sollten. Anita, die seit neuestem auch Mitglied ist, rief dazwischen: „Außerdem hat ein gutes 14
Meer überhaupt nichts mit Weihnachten zu tun!“ Na ja, Krahl und Bartens kriegten sich dann wohl ziemlich in die Wolle, bis Jürgen (unser Jugendkreisleiter) plötzlich dazwischenrief: „Ich finde, wir sollten den Heiligabend-Gottesdienst alle gemeinsam gestalten! Wir könnten mehrere Lesungen machen und unser Jugendkreis führt ein Krippenspiel auf oder so ...“ Dieser Vorschlag wurde dann einstimmig angenommen. Allerdings stritten sich Bartens und Krahl dann darum, wer von den beiden die Hauptlesung machen sollte, und Frau Süßmilch versuchte, alle davon zu überzeugen, dass nicht der Jugendkreis, sondern sie und Herr Kamerau ein wunderbares „Maria-und-Josef-Paar“ abgeben würden. Herr Kamerau protestierte dagegen sofort energisch und behauptete, er würde in seinem Alter (über 50) keine langen Texte mehr auswendig lernen können und außerdem solle man doch auch mal den jungen Leuten die Chance geben zu zeigen, was sie können. Herr Schröder (der immer noch unser Chorleiter ist) schlug daraufhin vor, er könne ja noch mal ein Weihnachtsmusical schreiben, weil das doch vor ein paar Jahren so gut angekommen sei1 (dass das nur an Christian gelegen hatte, erwähnte 1
Siehe „Paulas Tagebuch 5“
15
er übrigens nicht). Glücklicherweise wandte Jürgen ein, dass er schon ein Weihnachtsstück parat habe, das Herr Klein wohl auch toll fand. Nun ja, diese Mitgliederversammlung war jedenfalls ziemlich turbulent. Abgesehen vom Weihnachtsgottesdienst wurde auch noch besprochen, wer nun das nächste Seniorentreffen (also die Weihnachtsfeier für die Senioren), den Mutter-Kind-Kreis (Weihnachtsfeier), den Besuchskreis (Weihnachtsfeier), den Predigtvorbereitungskurs (Weihnachtsfeier), die Bastelgruppe (Weihnachtsfeier), den Männerhauskreis (Weihnachtsfeier), den Gästehauskreis (Weihnachtsfeier) und den neuen Gitarrenchor (Weihnachtsfeier) übernehmen könnte. Man entschloss sich schließlich, eine Weihnachtsfeier für alle Gruppen gemeinsam zu veranstalten, denn schließlich würden ja sowieso überall Lieder gesungen, Plätzchen gegessen und irgendwas gespielt werden. Entschloss mich spontan, auch die Weihnachtsfeier meiner Jungschar in diese Mega-Weihnachtsfeier einzubauen – so hatte ich weniger Arbeit und Stress und konnte die Vorweihnachtszeit genießen. Endlich mal richtig Zeit und kein Weihnachtsstress mit irgendwelchen „Gemeindeangelegenheiten“. Herrlich!
16