Apostelgeschichte Kreuzigung und Auferstehung von Jesus, Pfingsten und Beginn der Gemeinde – 30 n. Chr.
Steinigung des Stephanus; Bekehrung des Paulus – 35 n. Chr.
STATISTIK ABSICHT: Einen genauen Bericht über die Entwicklung der christlichen Gemeinde geben VERFASSER: Lukas (ein nichtjüdischer Arzt) ADRESSATEN: Theophilus und alle, die Gott lieben DATIERUNG: Zwischen 63 und 70 n. Chr. HINTERGRUND: Die Apostelgeschichte ist die Verbindung zwischen dem Leben Christi und dem der Gemeinde, zwischen den Evangelien und den Briefen. SCHLÜSSELVERS: »Aber wenn der Heilige Geist über euch gekommen ist, werdet ihr seine Kraft empfangen. Dann werdet ihr den Menschen auf der ganzen Welt von mir erzählen – in Jerusalem, in ganz Judäa, in Samarien, ja bis an die Enden der Erde« (1,8). SCHLÜSSELPERSONEN: Petrus, Johannes, Jakobus, Stephanus, Philippus, Paulus, Barnabas, Kornelius, Jakobus (der Bruder von Jesus), Timotheus, Lydia, Silas, Titus, Apollos, Agabus, Hananias, Felix, Festus, Agrippa, Lukas SCHLÜSSELORTE: Jerusalem, Samarien, Lydda, Joppe, Antiochia, Zypern, Antiochia in Pisidien, Ikonion, Lystra, Derbe, Philippi, Thessalonich, Beröa, Athen, Korinth, Ephesus, Cäsarea, Malta, Rom BESONDERHEITEN: Die Apostelgeschichte setzt das Lukas-Evangelium fort. Das abrupte Ende der Apostelgeschichte lässt vermuten, dass Lukas ein drittes Buch schreiben wollte.
Paulus´ Rückkehr nach Tarsus – 38 n. Chr.
Barnabas holt Paulus nach Antiochia – 43 n. Chr.
Jakobus stirbt als Märtyrer; Petrus wird inhaftiert – 44 n. Chr.
Paulus´ erste Missionsreise – 46-48 n. Chr.
Apostelkonzil Paulus zweite in JeruMissionsreise – salem – 50-52 n. Chr. 50 n. Chr.
Wenn man ein Streichholz anstreicht, erzeugt die Reibung einen Funken, der eine kleine Flamme entzündet. Die Flamme springt auf ein Holzscheit über, sengt die Enden an und lodert dann, gespeist von Holz und Luft, auf. Die Hitze nimmt zu und schon bald umflackern orangerote Flammen das Holzscheit. Immer höher lodern sie auf und verzehren das Holz. Aus der Flamme ist ein Feuer geworden. Vor fast 2.000 Jahren wurde in Palästina ein »Streichholz« entzündet. Zuerst wurden nur einige in diesem Teil der Erde berührt und gewärmt, doch das Feuer breitete sich über Jerusalem und Judäa in alle Welt und zu allen Menschen aus. Die Apostelgeschichte bietet uns einen Augenzeugenbericht über die Flamme und das Feuer – über die Geburt und die Ausbreitung der christlichen Gemeinde. Ausgehend von einer kleinen Gruppe von Jüngern in Jerusalem, wurde die Botschaft in das ganze römische Reich getragen. Die Kraft des Heiligen Geistes bevollmächtigte diese mutige kleine Schar, in Synagogen, Schulen und Häusern, auf Marktplätzen und Gerichtshöfen, Straßen, Hügeln, Schiffen und Wüstenwegen Menschen zu predigen, zu lehren, zu heilen und Liebe zu erweisen. Überall, wo Gott sie hinschickte, wurden Menschenleben verändert und die Geschichte geprägt. Lukas schrieb die Apostelgeschichte als Fortsetzung seines Evangeliums, um einen genauen historischen Bericht über die frühe Gemeinde zu überliefern. Die Apostelgeschichte ist aber auch ein theologisches Buch mit verschiedenen Lektionen und lebendigen Beispielen für das Wirken des Heiligen Geistes, für Beziehungen und Strukturen, für die Bedeutung der Gnade und das Gesetz der Liebe. Die Apostelgeschichte ist ein apologetisches Buch, das handfeste Argumente für die Gültigkeit der Behauptungen und der Versprechungen Christi vermittelt. Der Bericht der Apostelgeschichte beginnt mit der Ausgießung des versprochenen Heiligen Geistes und dem darauf folgenden Beginn der Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus. Diese vom Geist inspirierte Evangelisation begann in Jerusalem, breitete sich schließlich bis nach Rom aus und erfasste dabei den größten Teil des römischen Reiches. Zuerst erreichte das Evangelium die Juden, aber in ihrer Gesamtheit als Nation lehnten sie es ab. Doch die fortwährende Ablehnung des Evangeliums durch die große Mehrheit der Juden führte dazu, dass die gute Botschaft zunehmend den Nichtjuden verkündigt wurde. Genau das entsprach dem Plan von Jesus: Das Evangelium sollte in Jerusalem beginnen und über Judäa und Samarien in die ganze Welt hinausgehen (1,8). Diesem Verlauf folgt auch der Bericht der Apostelgeschichte. Die herrliche Verkündigung begann in Jerusalem (Kapitel 1-7), setzte sich in Judäa und Samarien fort (ab Kapitel 8) und erstreckte sich nach und nach auf die Länder jenseits von Judäa (11,19; 13,4 und die restlichen Kapitel). Die zweite Hälfte der Apostelgeschichte konzentriert sich vorwiegend auf die Missionsreisen des Apostels Paulus in viele Länder nördlich des Mittelmeeres. Gemeinsam mit seinen Begleitern brachte er das Evangelium zuerst den Juden und dann den Nichtjuden. Einige Juden glaubten und viele Nichtjuden nahmen die gute Botschaft mit Freuden an. Neue Gemeinden wurden gegründet und die Neubekehrten begannen, in ihrem christlichen Leben zu reifen. Versetzen Sie sich beim Lesen der Apostelgeschichte in die Lage der Jünger: Identifizieren Sie sich mit ihnen, während sie mit dem Heiligen Geist erfüllt werden, und erleben Sie mit, wie Tausende auf die Botschaft des Evangeliums eingehen. Spüren Sie die Hingabe dieser Jünger, die ihre Talente und Mittel vollständig Christus zur Verfügung stellten. Beobachten Sie die vom Geist gewirkte Kühnheit der ersten Christen, die sogar unter Leiden und Todesgefahren jede Gelegenheit nutzten, ihren gekreuzigten und auferstandenen Herrn zu bezeugen. Entscheiden Sie sich dann, ein moderner Vertreter dieser Frauen und Männer Gottes der ersten Stunde zu werden. 05_APOSTEL_Buch05.3d
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Paulus´ dritte Missionsreise – 53-57 n. Chr.
Nero wird Kaiser – 54 n. Chr.
Paulus wird in Cäsarea inhaftiert – 57-59 n. Chr.
Reise nach Rom – 59 n. Chr.
Paulus wird aus dem Gefängnis entlassen – 62 n. Chr.
Paulus stirbt als Märtyrer – vermutlich 67 n. Chr.
Jerusalem wird von den Römern zerstört – 70 n. Chr.?
ÜBERSICHT A. DER DIENST DES APOSTELS PETRUS (1,1-12,25) 1. Gründung der christlichen Gemeinde 2. Ausbreitung der christlichen Gemeinde
Nach der Auferstehung von Jesus Christus predigte Petrus mit großer Kühnheit und wirkte viele Wunder. Seine Taten führen uns die Quelle und die Auswirkungen der Kraft eines Christen eindrucksvoll vor Augen. Gottes Volk erhielt durch den Heiligen Geist die Kraft und Vollmacht, den Auftrag von Jesus Christus zu erfüllen. Auch heute steht Christen der Heilige Geist zur Verfügung. Wir sollten uns vom Heiligen Geist die Kraft, den Mut und die Einsicht geben lassen, die wir brauchen, um unseren Auftrag für Gott zu erfüllen.
B. DER DIENST DES APOSTELS PAULUS (13,1-28,31) 1. Die erste Missionsreise 2. Das Apostelkonzil in Jerusalem 3. Die zweite Missionsreise 4. Die dritte Missionsreise 5. Paulus vor Gericht
Die missionarischen Erlebnisse des Apostels Paulus schildern uns den Fortschritt des Christentums. Das Evangelium ließ sich nicht auf einen kleinen Winkel der Welt begrenzen. Es ist ein Glaube, der der ganzen Menschheit Hoffnung gibt. Auch wir sollten den Mut haben, uns an der heldenhaften Aufgabe zu beteiligen, Christus in aller Welt zu bezeugen.
ZENTRALE THEMEN THEMA
ERLÄUTERUNG
BEDEUTUNG
Die Anfänge der Kirche
Die Apostelgeschichte ist ein historischer Bericht über den Beginn des Christentums, die Gründung und organisatorische Entwicklung christlicher Gemeinden und deren Lösung von Problemen. Die Gemeinschaft der Gläubigen begann im Glauben an den auferstandenen Christus und in der Kraft des Heiligen Geistes, der sie befähigte Zeugen zu sein, zu lieben und zu dienen.
Auch heute werden ständig neue Gemeinden gegründet. Durch den Glauben an Jesus Christus und die Kraft des Heiligen Geistes kann die Kirche ein dynamischer Katalysator der Veränderung sein. Wenn wir mit neuen Problemen konfrontiert werden, kann uns die Apostelgeschichte wertvolle Wege aufzeigen, sie zu lösen.
Der Heilige Geist
Die Gemeinde erwuchs nicht aus eigener Kraft oder Begeisterung. Die Jünger wurden durch den Heiligen Geist Gottes bevollmächtigt. Er war der versprochene Ratgeber und Leiter, der gesandt wurde, nachdem Jesus in den Himmel zurückgekehrt war.
Das Werk des Heiligen Geistes in den ersten Gemeinden zeigte, dass das Christentum übernatürlich war. So lernte die Gemeinde, sich mehr auf den Heiligen Geist als auf Probleme zu konzentrieren. Im Glauben kann jeder Christ die Kraft des Heiligen Geistes erbitten, um den Auftrag Christi zu erfüllen.
Gemeindewachstum Die Apostelgeschichte schildert die Entwicklung einer dynamischen, wachsenden Gemeinschaft von Christen, die sich von Jerusalem bis nach Syrien, Afrika, Asien und Europa erstreckte. Im ersten Jahrhundert breitete sich das Christentum von jüdischen Christen zu Nichtjuden in 39 Städten und 30 Ländern, Inseln oder Provinzen aus.
Wenn der Heilige Geist wirkt, gibt es Bewegung, Begeisterung und Wachstum. Er gibt uns die Motivation, Energie und Fähigkeit, das Evangelium in die ganze Welt zu tragen. Welche Aufgabe haben Sie in Gottes Plan zur Ausbreitung des Christentums? Wo ist Ihr Platz in dieser Bewegung?
Zeugen von Jesus
Petrus, Johannes, Philippus, Paulus, Barnabas und Tausende anderer Christen bezeugten ihren neuen Glauben an Christus. Indem sie predigten, ihre persönlichen Glaubenserfahrungen schilderten und vor verschiedenen Instanzen zur Verteidigung des Glaubens aussagten, gaben sie das Evangelium an Gruppen aller Art und Größe weiter.
Wir sind Gottes Volk und wurden erwählt, Teil seines Planes zu werden, die Welt zu erreichen. In Liebe und durch den Glauben können wir die Hilfe des Heiligen Geistes empfangen, um Jesus zu bezeugen und zu predigen. Dieser Dienst ist auch für uns selbst nützlich, denn er stärkt unseren Glauben, indem wir uns denen stellen, die ihn infrage stellen.
Widerstand
Durch Gefängnisstrafen, Schläge, Intrigen und Aufstände wurden Christen von Juden wie von Heiden verfolgt. Aber dieser Widerstand wurde zu einem Katalysator für die Ausbreitung des Christentums. Das Wachstum in Zeiten der Bedrängnis zeigte, dass das Christentum nicht von Menschen geschaffen wurde, sondern Gottes Werk war.
Gott kann durch jeden Widerstand wirken. Wenn feindselige Ungläubige Sie angreifen, machen Sie sich bewusst, dass es geschieht, weil Sie ein treuer Zeuge von Jesus Christus sind und nach Möglichkeiten gesucht haben, das Evangelium weiterzugeben. Nutzen Sie die Gelegenheiten, die sich durch solche Widerstände bieten können.
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Apostelgeschichte
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Schlüsselorte in der Apostelgeschichte Rom
Drei Tavernen Forum Appii Puteoli
SLAWIEN JUGO
MAZEDONIEN
Amphipolis ALNANIENApollonia
Philippi Neapolis Thessalonich BITHYNIEN UND Beröa PONTUS SAMOTHRAKI Troas Meer TÜRKEI GRIECHENLAND Ägäisches Assos ASIEN LESBOS JA Thyatira Mitylene KAPPADOZIEN A H Rhegion AC SIZILIEN CHIOS Smyrna Antiochia Korinth Epheusus Ikonion Athen Kenchreä Syrakus Milet Lystra ZILIZIEN Derbe SAMOS Attalia PAMPHYLIE N Tarsus KOS Perge MALTA Antiochia ZYZIEN KNIDUS Myra KRETA RHODOS Seleuzia Patara Phönix Salamis N Lasäa
ITALIEN
KAUDA
ZYPERN
Guthafen
Kyrene
Paphos
Mittelmeer
Alexandria
LIBYEN
ÄGYPTEN 0
300 km
SYRIEN
LIBANON
IRAK Sidon Damaskus Tyrus GALILÄA Ptolemaïs Cäsarea JUDÄA SAMARIEN Joppe Jerusalem Gaza Aschdod
ISRAEL JORDANIEN SAUDIARABIEN
Heutige Namen und Grenzen sind in Grau wiedergegeben.
Der Apostel Paulus, dessen Missionsreisen einen großen Teil der Apostelgeschichte ausmachen, legte enorme Distanzen zurück, während er das Evangelium unermüdlich in weiten Gebieten des römischen Reiches verbreitete. Insgesamt erstrecken sich seine Reisen über Land und Meer auf über 20.000 Kilometer Luftlinie. Judäa Vom Ölberg außerhalb Jerusalems fuhr Jesus in den Himmel auf. Seine Jünger kehrten in die Stadt zurück, um auf die Erfüllung mit dem Heiligen Geist zu warten, die am Pfingsttag geschah. Petrus hielt eine gewaltige Predigt, die von Juden aus dem ganzen römischen Reich gehört wurde. Die Gemeinde in Jerusalem wuchs, aber Stephanus wurde wegen seines Glaubens von jüdischen Leitern gesteinigt, die nicht an Jesus glaubten (1,1-7,60). Samarien Nach der Steinigung des Stephanus verstärkte sich die Christenverfolgung. Sie führte dazu, dass die Gläubigen Jerusalem verließen und das Evangelium in anderen Städten des Reiches verbreiteten. Philippus brachte das Evangelium nach Samarien und gab es sogar an einen Mann aus Äthiopien weiter (8,1-40). Syrien Paulus (Saulus) begann seine Karriere als Christenverfolger, bis Jesus ihm auf der Straße nach Damaskus persönlich begegnete. Er wurde gläubig, doch weil sein neuer Glaube Widerstand weckte, kehrte er zur Sicherheit zunächst in seine Heimatstadt Tarsus zurück. Dort suchte ihn Barnabas auf und brachte Paulus zur Gemeinde im syrischen Antiochia, wo sie gemeinsam dienten. Inzwischen hatte Petrus eine Vision empfangen, die ihn nach Cäsarea führte. Dort verkündete er einer heidnischen Familie das Evangelium, die sich daraufhin bekehrte (9,1-12,25). Zypern und Galatien Paulus und Barnabas wurden von der Gemeinde im syrischen Antiochia für das Werk Gottes ausgesandt, um das Evangelium in anderen Städten zu verbreiten. Sie brachen zu ihrer ersten Missionsreise auf, die sie durch Zypern und Galatien führte (13,1-14,28).
Jerusalem Eine Kontroverse zwischen jüdischen und nichtjüdischen Christen über die Einhaltung des alttestamentlichen Gesetzes gab Anlass zu einem besonderen Konzil in Jerusalem. Vertreter der Gemeinden in Antiochia und Jerusalem kamen zusammen und lösten den Konflikt gemeinsam. Das Ergebnis wurde nach Antiochia zurückgebracht (15,1-35). Mazedonien Barnabas reiste nach Zypern, während Paulus seine zweite Missionsreise unternahm. Er besuchte die Gemeinden in Galatien noch einmal und wollte dann weiter in Richtung Ephesus ziehen, aber der Heilige Geist ließ es nicht zu. Daraufhin wandte er sich nach Norden in Richtung Bithynien und Pontus, wurde aber erneut daran gehindert. Schließlich erhielt er in einer Vision den »Ruf eines Mazedoniers« und folgte der Führung des Geistes in die Städte Mazedoniens (15,36-17,14). Achaja Paulus reiste von Mazedonien nach Athen und Korinth in Achaja. Von dort setzte er mit dem Schiff nach Ephesus über, bevor er nach Cäsarea, Jerusalem und schließlich nach Antiochia zurückkehrte (17,15-18,22). Ephesus Die dritte Missionsreise von Paulus führte ihn wieder durch Zilizien und Galatien und dann direkt nach Ephesus in der Provinz Asien. Er besuchte weitere Städte in dieser Region, bevor er erneut nach Mazedonien und Achaja reiste. Mit dem Schiff kehrte er schließlich nach Jerusalem zurück, obwohl er wusste, dass er dort festgenommen werden würde (18,23-23,30). Cäsarea In Jerusalem wurde Paulus verhaftet und unter römischer Bewachung über Antipatris nach Cäsarea gebracht. Paulus nutzte jede Gelegenheit, das Evangelium weiterzugeben, und tat dies auch vor vielen nichtjüdischen Leitern. Weil Paulus sich auf den Kaiser berufen hatte, trat er schließlich die lange Reise nach Rom an (23,31-26,32). Rom Nach Stürmen, einem Aufenthalt in Kreta und einem Schiffbruch vor der Insel Malta erreichte Paulus Sizilien und dann Italien, wo er von Wachen begleitet schließlich sein lange erwartetes Ziel erreichte: Rom, die Hauptstadt des römischen Reiches (27,1-28,31).
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Apostelgeschichte 1
A. DER DIENST DES APOSTELS PETRUS (1,1-12,25) Die Apostelgeschichte beginnt an dem Punkt, an dem die Evangelien enden, und berichtet über die Taten der Apostel und das Werk des Heiligen Geistes. In Jerusalem wird die Gemeinde gegründet und wächst rasch an. Die dann einsetzende Verfolgung treibt die Christen in die umliegenden Gebiete. Durch diese Zerstreuung hören Samariter und Menschen verschiedener nichtjüdischer Völker die gute Botschaft und werden gläubig.
1. Gründung der christlichen Gemeinde Die Verheißung des Heiligen Geistes 1,1 Lk 1,3
1,3 Lk 24,33-36 Joh 20,19.26; 21,1.14 1,4 Lk 24,49 Joh 14,16-17.26 Apg 2,33 1,5 Lk 3,16
1
Lieber Theophilus, in meinem ersten Buch* habe ich dir von allem erzählt, was Jesus von Anfang an tat und lehrte, 2bis zu dem Tag, an dem er in den Himmel auffuhr, nachdem er seinen erwählten Aposteln durch den Heiligen Geist weitere Anweisungen erteilt hatte. 3In den vierzig Tagen nach seiner Kreuzigung erschien er den Aposteln immer wieder und bewies ihnen auf vielfältige Weise, dass er wirklich lebt. Und er sprach mit ihnen über das Reich Gottes. 4Bei einer dieser Begegnungen, als sie gerade aßen, sagte er: »Bleibt hier in Jerusalem, bis der Vater euch sendet, was er versprochen hat. Erinnert euch: Ich habe schon mit euch darüber geredet. 5Johannes hat mit* Wasser getauft, doch schon in wenigen Tagen werdet ihr mit dem Heiligen Geist getauft werden.« 1,1 Dieser Hinweis bezieht sich auf das Lukasevangelium. 1,5 O. in; so auch in 1,5b.
1,1 Die Apostelgeschichte setzt den Bericht fort, den Lukas in seinem Evangelium begann, und erstreckt sich über die dreißig Jahre nach der Himmelfahrt von Jesus Christus. In dieser kurzen Zeit wurde die christliche Gemeinde gegründet und die gute Botschaft von der Erlösung breitete sich überall in der Welt aus, sogar bis zur Hauptstadt des römischen Reiches. Die Christen, die die gute Botschaft predigten, waren gewöhnliche Menschen mit Schwächen und Begrenzungen. Sie empfingen jedoch vom Heiligen Geist die Kraft, das Evangelium in alle Welt zu tragen. Die ganze Apostelgeschichte gibt uns Aufschluss über das Wesen der christlichen Gemeinde und zeigt uns, wie auch wir heute vorgehen sollen, um unsere Welt »aufzuwiegeln« (17,6). 1,1ff. Die Verse 1 bis 11 bilden die Brücke zwischen den Berichten der Evangelien und den Ereignissen, die den Beginn des Christentums kennzeichnen. Jesus verbrachte 40 Tage mit seinen Jüngern, um sie zu lehren, und sie wurden tief greifend verändert. Früher hatten sie sich gestritten, ihren Herrn verlassen und einer (Petrus) hatte sogar geleugnet, Jesus zu kennen. Nun aber erhielten die Jünger in einer Reihe von Begegnungen mit dem auferstandenen, lebendigen Christus Antworten auf viele ihrer Fragen. Sie konnten sich von der Tatsache der Auferstehung überzeugen und lernten mehr über das Reich Gottes und die Quelle ihrer Kraft – den Heiligen Geist. Indem wir die Bibel lesen, können wir auch heute noch in die »Jüngerschaftsschule« gehen und von dem auferstandenen Christus lernen. Indem wir ihm glauben, können wir seine Kraft durch den Heiligen Geist empfangen, um neue Menschen zu werden. Indem wir uns mit anderen Christen zusammenschließen, können wir mitwirken, seinen Auftrag auf der Erde zu erfüllen. 1,1-3 Lukas sagt, dass die Jünger Augenzeugen für alles waren, was mit Jesus Christus geschehen war – sein Leben vor der Kreuzigung und die 40 Tage nach seiner Auferstehung, in denen er sie mehr über das Reich Gottes lehrte. Auch heute bezweifeln Menschen die Auferstehung von Jesus. Aber Jesus erschien den Jüngern nach seiner Auferstehung in vielen Situationen und bewies ihnen, dass er lebendig war. Betrachten Sie einmal, welche Veränderung die Auferstehung im Leben der Jünger bewirkte. Beim Tod von Jesus hatten sie sich in alle Richtungen zerstreut – sie waren enttäuscht und hatten Angst um ihr Leben. Doch nachdem sie dem auferstandenen Christus begegnet waren, scheuten sie keine Gefahren mehr, um die gute Botschaft von Jesus in der Welt zu verbreiten. Sie nahmen Gefängnis, Schläge, Ablehnung und sogar den Märtyrertod auf sich, ohne je von ihrer
Mission abzulassen. Diese Männer hätten ihr Leben bestimmt nicht für irgendeine Illusion riskiert. Sie wussten, dass Jesus von den Toten auferstanden war, und die Begeisterung, mit der sie das Evangelium bezeugten, ließ die frühe Gemeinde entstehen. Es ist wichtig, das zu wissen, weil es unser Vertrauen in ihre Augenzeugenberichte stärkt. Zwanzig Jahrhunderte später können wir noch immer gewiss sein, dass unser Glaube auf Tatsachen beruht. 1,3 Jesus erklärte, dass das Reich Gottes mit seinem Kommen angebrochen war. Wenn er in den Himmel zurückkehrte, würde Gottes Reich durch die Gegenwart des Heiligen Geistes in den Herzen der Jünger bleiben. Vollendet werden wird das Reich Gottes aber erst, wenn Jesus Christus wiederkommt, um alle Menschen zu richten und alles Böse aus der Welt zu beseitigen. Bis zu diesem Zeitpunkt sollen die Gläubigen Gottes Reich in aller Welt verbreiten. Die Apostelgeschichte berichtet, wie diese Arbeit ihren Anfang nahm. Was die Urgemeinde begann, müssen wir fortsetzen. 1,4-5 Die Bezeichnung »Dreieinigkeit« (Trinität) ist eine Beschreibung der einzigartigen Beziehung zwischen Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wenn Jesus auf der Erde geblieben wäre, hätte seine physische Anwesenheit die Ausbreitung des Evangeliums eingeschränkt, denn physisch konnte er immer nur an einem Ort anwesend sein. Nachdem er in den Himmel aufgefahren war, konnte er durch den Heiligen Geist überall gegenwärtig sein. Der Heilige Geist wurde gesandt, damit Gott nach der Rückkehr Christi mit und in seinen Jüngern sein konnte. Der Geist würde sie trösten, in seiner Wahrheit leiten, sie an die Worte von Jesus erinnern, ihnen die richtigen Worte geben und sie mit Kraft erfüllen (siehe Johannes 14-16). 1,5 Am Pfingsttag (2,1-4) wurde der Heilige Geist allen gegeben, die an Jesus glaubten. Wir empfangen den Heiligen Geist (werden im Heiligen Geist getauft), wenn wir Jesus Christus als unseren Erlöser annehmen. Die Taufe des Heiligen Geistes muss im Zusammenhang mit seinem gesamten Wirken in den Christen verstanden werden. 1) Der Heilige Geist steht am Beginn der christlichen Erfahrung. Ohne ihn können wir keine Christen sein (Römer 8,9); ohne den Heiligen Geist können wir nicht mit Christus vereint werden (1. Korinther 6,17); ohne den Heiligen Geist können wir nicht als seine Kinder angenommen werden (Römer 8,14-17; Galater 4,6-7); und ohne die Taufe im Heiligen Geist können wir nicht zum Leib Christi gehören (1. Korinther 12,13).
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Die Himmelfahrt von Jesus 6Wenn
die Apostel mit Jesus zusammen waren, fragten sie ihn immer wieder: »Herr, wirst du Israel jetzt befreien und unser Königreich wiederherstellen?« 7»Die Zeit dafür bestimmt allein der Vater«, erwiderte er, »es steht euch nicht zu, sie zu kennen. 8Aber wenn der Heilige Geist über euch gekommen ist, werdet ihr seine Kraft empfangen. Dann werdet ihr den Menschen auf der ganzen Welt von mir erzählen – in Jerusalem, in ganz Judäa, in Samarien, ja bis an die Enden der Erde.« 9Nicht lange nachdem er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen in den Himmel aufgehoben und verschwand in einer Wolke. 10Während sie ihm nachschauten, standen plötzlich zwei weiß gekleidete Männer bei ihnen. 11Sie sagten: »Männer aus Galiläa, warum steht ihr hier und starrt zum Himmel? Jesus ist von euch fort in den Himmel geholt worden. Eines Tages wird er genauso wiederkommen, wie ihr ihn habt fortgehen sehen!« 2) Der Heilige Geist ist die Kraft unseres neuen Lebens. Er beginnt in uns einen lebenslangen Prozess der Veränderung, durch den wir Jesus immer ähnlicher werden (Galater 3,3; Philipper 1,6). Wenn wir Christus im Glauben annehmen, gehen wir augenblicklich eine persönliche Beziehung zu Gott ein. Der Heilige Geist wirkt in uns, um uns zu helfen, Christus ähnlicher zu werden. 3) Der Heilige Geist vereint die christliche Gemeinschaft in Jesus (Epheser 2,19-22). Er kann von allen Christen erfahren werden und wirkt durch alle (1. Korinther 12,11; Epheser 4,4). 1,6 In den Jahren des Wirkens von Jesus auf der Erde stellten die Jünger sich ständig Fragen über sein Reich. Wann würde es kommen? Welche Rolle würden sie darin spielen? Nach der traditionellen Überlieferung wurde erwartet, dass der Messias als weltlicher Eroberer auftreten und Israel von Rom befreien würde. Aber das Reich, von dem Jesus sprach, war zuerst und vor allem ein geistliches Reich, das sich in den Herzen und im Leben der Gläubigen gründet (Lukas 17,21). Gottes Gegenwart und Macht wohnen in der Person des Heiligen Geistes in den Gläubigen. 1,6-7 Wie andere Juden ärgerten sich auch die Jünger über ihre römischen Besatzer. Sie hofften, dass Jesus Israel von den Römern befreien und dann selbst als König regieren würde. Jesus erwiderte, dass Gott, der Vater, den Zeitplan aller weltweiten, aller nationalen und aller persönlichen Ereignisse festlegt. Wenn Sie sich Veränderungen für Ihr Leben wünschen, die Gott noch nicht vorgenommen hat, dann werden Sie nicht ungeduldig. Vertrauen Sie auf Gottes Zeitplan! 1,8 Die Kraft, die durch den Heiligen Geist gegeben wird, beschränkt sich nicht auf eine außergewöhnliche Stärke, sondern umfasst auch Mut, Kühnheit, Zuversicht, Einsicht, Fähigkeit und Autorität. Alle diese Begabungen würden die Jünger brauchen, um ihren Auftrag zu erfüllen. Wenn Sie an Jesus Christus als Ihren Erlöser glauben, können Sie die Kraft des Heiligen Geistes in Ihrem Leben erfahren. 1,8 Jesus versprach den Jüngern, dass sie die Kraft empfangen würden, ihn zu bezeugen, nachdem der Heilige Geist über sie gekommen war. Achten Sie auf diese Reihenfolge: 1) Der Heiligen Geist würde über sie kommen. 2) Sie würden seine Kraft empfangen. 3) Und sie würden Jesus mit außerordentlicher Effektivität bezeugen. Oft wollen wir diese Reihenfolge umkehren und aus eigener Kraft und Autorität vom Evangelium erzählen. In unserem Dienst als Zeugen von Jesus geht es aber nicht darum zu zeigen, was wir für Gott tun können. Es geht vielmehr darum zu zeigen, was Gott für uns getan hat. 1,8 Jesus hatte seine Jünger angewiesen, Menschen aus allen Völkern von ihm zu erzählen (Matthäus 28,19-20). Aber sie sollten zuerst auf den Heiligen Geist warten (Lukas 24,49). Gott hat wichtige Aufgaben für Sie, aber Sie müssen diese in der Kraft des Heiligen Geistes erfüllen. Oft möchten wir unseren Auftrag vorantreiben, auch wenn das bedeutet, Gott vorzugreifen. Aber manchmal ist das Warten Teil des göttlichen Plans. Warten Sie, bis Sie Gottes vollständige Anweisungen gehört haben, oder eilen Sie seinen Plänen voraus? Wir brauchen Gottes zeitliche Führung und seine Kraft, um wirklich für ihn effektiv zu sein.
1,7 Mt 24,36 1.Thess 5,1-2 1,8 Lk 24,48 Joh 15,27 Apg 2,1-4 1,9 Mk 16,19 1,11 Offb 1,7
1,8 Dieser Vers beschreibt eine Folge sich ständig ausdehnender Kreise. Die gute Botschaft sollte sich geografisch von Jerusalem über Judäa nach Samarien und schließlich in die ganze Welt ausbreiten. Sie würde mit hingegebenen Juden in Jerusalem und Judäa beginnen, sich unter dem Mischvolk in Samarien ausbreiten und schließlich den Nichtjuden in den entlegensten Teilen der Erde gebracht werden. Gottes gute Botschaft hat ihre endgültige Bestimmung noch nicht erreicht, wenn es in Ihrer Familie, am Arbeitsplatz, in der Schule oder in Ihrer Nachbarschaft noch Menschen gibt, die nicht von Jesus gehört haben. Versuchen Sie in irgendeiner Weise dazu beizutragen, dass sich die liebevolle Botschaft Gottes in immer größeren Kreisen ausbreitet. 1,9 Es war für die Jünger wichtig, Jesus in den Himmel auffahren zu sehen. Danach wussten sie ohne jeden Zweifel, dass er Gott war und im Himmel wohnte. 1,9-11 Nach weiteren vierzig Tagen mit seinen Jüngern (1,3) kehrte Jesus nun in den Himmel zurück. Die beiden weiß gekleideten Männer waren Engel, die den Jüngern mitteilten, dass Jesus eines Tages genauso wiederkommen würde, wie sie ihn hatten gehen sehen – in körperlicher Gestalt und sichtbar. Die Geschichte ist nicht zufallsbedingt oder zyklisch, sondern bewegt sich auf einen konkreten Punkt zu: auf die Wiederkunft von Jesus Christus, der über die Erde richten und herrschen wird. Wir sollten auf seine plötzliche Wiederkunft vorbereitet sein (1. Thessalonicher 5,2), nicht indem wir herumstehen und »in den Himmel starren«, sondern indem wir hart dafür arbeiten, die gute Botschaft weiterzugeben, damit auch andere Anteil an den großen Segnungen Gottes erhalten können.
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Der Brief an die Römer STATISTIK ZIEL: Paulus wollte sich den Römern vorstellen und einen Abriss seiner Botschaft vermitteln, bevor er selbst nach Rom käme. VERFASSER: Paulus ADRESSATEN: Die Christen in Rom und weltweit DATIERUNG: Etwa 57 n. Chr. von Korinth aus, als Paulus sich auf seinen Besuch in Jerusalem vorbereitete HINTERGRUND: Offenbar hatte Paulus seine Arbeit im Osten abgeschlossen und plante, auf dem Weg nach Spanien auch Rom zu besuchen. Zuvor wollte er allerdings nach Jerusalem reisen, um den armen Christen dort eine Spendensammlung zu überbringen (15,23-28). Die Gemeinde in Rom bestand hauptsächlich aus jüdischen Christen, aber auch viele Nichtjuden hatten sich bekehrt. SCHLÜSSELVERS: »Da wir nun durch den Glauben von Gott für gerecht erklärt worden sind, haben wir Frieden mit Gott durch das, was Jesus, unser Herr, für uns tat« (5,1). SCHLÜSSELPERSONEN: Paulus, Phöbe SCHLÜSSELORT: Rom BESONDERHEITEN: Paulus schrieb den Römerbrief als ein klar strukturiertes und sorgfältig dargelegtes Bekenntnis seines Glaubens – seine Aufzeichnungen haben nicht die typische Form eines Briefes. Allerdings verwendet er am Ende des Schreibens einige Zeilen darauf, verschiedene Personen in Rom zu grüßen.
Kenntnisreich und erfahren präsentiert der Staatsanwalt den Fall. Er ruft wichtige Zeugen in den Zeugenstand und legt die Beweise dar. Nachdem er die Zeugen der Verteidigung ins Kreuzverhör genommen und ihre Aussagen widerlegt hat, schließt er mit einem unanfechtbaren Resümee und einem bewegenden Appell an die Geschworenen. Das abschließende Urteil ist keine Überraschung. »Schuldig« lautet der Urteilsspruch und der Gerechtigkeit ist Genüge getan. Der Apostel Paulus war intelligent, wortgewandt und ging in seiner Berufung völlig auf. Wie ein geschickter Anwalt präsentiert er die Sache des Evangeliums in seinem Brief an die Römer: klar und ohne Umschweife. Paulus hatte von der Gemeinde in Rom gehört, aber er war noch nie dort gewesen – genauso wenig wie die anderen Apostel. Offenbar war die Gemeinde von Juden gegründet worden, die am Pfingsttag in Jerusalem (Apostelgeschichte 2) zum Glauben gekommen waren. Bei ihrer Rückkehr nach Rom verbreiteten sie das Evangelium und die Gemeinde wuchs. Obwohl sie durch viele äußere Umstände getrennt waren, fühlte sich Paulus mit diesen Christen in Rom verbunden. Sie waren seine Geschwister in Christus und er sehnte sich danach, sie einmal persönlich kennen zu lernen. Die meisten der Gläubigen in Rom hatte er noch nie getroffen und doch liebte er sie. Er schickte ihnen diesen Brief, um sich vorzustellen und ein klares Bekenntnis des Glaubens weiterzugeben. Nach einer kurzen Einleitung nennt Paulus die Tatsachen des Evangeliums (1,3), zu dem er sich uneingeschränkt bekennt (1,16-17). Er setzt sein Plädoyer mit einer unanfechtbaren Beweisführung über die Verlorenheit der Menschheit und die Notwendigkeit des göttlichen Eingreifens fort (1,18-3,20). Dann vermittelt Paulus die gute Botschaft: Die Erlösung gilt jedem Menschen, unabhängig von Identität, Sünde oder Herkunft. Wir werden aus Gnade (der unverdienten Gunst Gottes), durch den Glauben (das völlige Vertrauen) an Christus und sein vollendetes Erlösungswerk errettet. Durch ihn können wir gerechtfertigt vor Gott stehen – wir werden für »nicht schuldig« erklärt (3,21-5,21). Auf dieser Grundlage leitet Paulus direkt über zu einer Erörterung über die Freiheit, die die Erlösung mit sich bringt: Freiheit von der Macht der Sünde (6,1-23), Freiheit von der Herrschaft des Gesetzes (7,1-25) und die Freiheit, Christus ähnlich zu werden und die grenzenlose Liebe Gottes zu entdecken (8,1-39). Anschließend wendet sich Paulus direkt an seine jüdischen Geschwister. Er spricht über seine Sorge um das jüdische Volk und erklärt, welchen Platz Israel im Plan Gottes hat (9,1-11,12). Gott hat einen Weg geschaffen, Juden und Nichtjuden im Leib Christi zu vereinen; beide Gruppen können Gott für seine Weisheit und Liebe preisen (11,13-36). Dann beschreibt Paulus, was es bedeutet, in völliger Hingabe an Jesus Christus zu leben: Wir sollen unsere geistlichen Gaben einsetzen, um anderen zu dienen (12,3-8), andere aufrichtig lieben (12,9-21) und gute Bürger sein (13,1-14). Unsere Freiheit muss von der Liebe bestimmt sein, während wir einander im Glauben stärken und den Schwachen einfühlsam helfen (14,1-15,4). Paulus betont besonders die Einheit zwischen Juden und Nichtjuden (15,5-13). Abschließend nennt er noch einmal seine Gründe für diesen Brief, fasst seine Pläne zusammen (15,22-33), grüßt seine Freunde, äußert einige letzte Gedanken und gibt Grüße von seinen Reisebegleitern weiter (16,1-27). Überprüfen Sie beim Lesen des Römerbriefs noch einmal Ihre Hingabe an Jesus Christus und festigen Sie Ihre Beziehungen zu anderen Gläubigen im Leib Christi.
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Römerbrief
ÜBERSICHT A. WAS MAN GLAUBEN SOLL (1,1-11,36) 1. Die Sündhaftigkeit der Menschheit 2. Vergebung der Sünde durch Jesus Christus 3. Freiheit von der Fessel der Sünde 4. Israels Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Klar und deutlich nennt Paulus die Grundlagen des christlichen Glaubens: Alle Menschen sind sündig; Jesus Christus starb, um Sünde zu vergeben; wir werden durch den Glauben vor Gott gerecht gemacht; damit beginnt ein neues Leben und eine neue Beziehung zu Gott. Wie einer Mannschaft von Sportlern, die immer wieder die Basisübungen wiederholt, wird es uns in unserem Glauben helfen, wenn wir uns eng an die Fundamente halten. Wenn wir den Römerbrief aufmerksam lesen, müssen wir in Bezug auf den Glauben nie unsicher sein.
B. WIE MAN LEBEN SOLL (12,1-16,27) 1. Persönliche Verantwortung 2. Persönliche Anmerkungen
Paulus nennt den Christen in Rom klare, praktische Richtlinien. Das Leben als Christ ist keine abstrakte Theologie ohne Verbindung zum Alltag. Es hat eine praktische Bedeutung und wirkt sich auf unsere Entscheidung aus, wie wir uns jeden Tag verhalten wollen. Es genügt nicht, das Evangelium nur zu kennen; wir müssen zulassen, dass es unser Leben verändert und dass Gott jeden Aspekt unseres Lebens bestimmt.
ZENTRALE THEMEN THEMA
ERLÄUTERUNG
BEDEUTUNG
Sünde
Sünde bedeutet die Weigerung, Gottes Willen zu tun, und das Versäumnis, alles zu tun, was Gott will. Seit Adam gegen Gott rebellierte, liegt es in unserer Natur, Gott ungehorsam zu sein. Unsere Sünde trennt uns von Gott. Sünde veranlasst uns, nach eigenem Belieben zu leben, statt uns von Gottes Willen leiten zu lassen. Weil Gott moralisch vollkommen, gerecht und fair ist, verurteilt er die Sünde zu Recht.
Jeder Mensch hat gesündigt, entweder durch Rebellion gegen Gott oder durch das Ignorieren seines Willens. Unabhängig davon, aus welchen Verhältnissen wir kommen oder wie sehr wir uns bemühen, ein gutes und moralisches Leben zu führen, können wir weder Erlösung verdienen noch unsere Sünde aus der Welt schaffen. Nur Christus kann uns retten.
Erlösung
Unsere Sünde zeigt, dass wir Vergebung und Läuterung brauchen. Obwohl wir es nicht verdienen, kam Gott uns in seiner Freundlichkeit entgegen, um uns zu lieben und uns zu vergeben. Er zeigt uns einen Weg, wie wir gerettet werden können. Mit seinem Tod bezahlte Christus die Strafe für unsere Sünden.
Es ist die gute Botschaft, dass Gott uns von unseren Sünden erlöst. Aber um in eine neue, herrliche Beziehung zu Gott einzutreten, müssen wir glauben, dass Jesus für uns starb und dass er uns alle unsere Sünden vergibt.
Wachstum
Durch Gottes Kraft werden die Gläubigen geheiligt. Das bedeutet, dass Gott uns befähigt ihm zu gehorchen, und dass er uns Christus immer ähnlicher macht. Wenn wir in unserer Beziehung zu Christus wachsen, befreit der Heilige Geist uns von den Forderungen des Gesetzes und von der Angst vor dem Gericht.
Weil wir von der Beherrschung durch die Sünde, den Forderungen des Gesetzes und der Angst vor Gottes Strafe frei sind, können wir in unserer Beziehung zu Christus wachsen. Indem wir auf den Heiligen Geist vertrauen und uns von ihm helfen lassen, können wir Sünde und Versuchung überwinden.
Souveränität
Gott wacht fürsorglich über sein Volk – sowohl in der Vergangenheit, in der Gegenwart als auch in der Zukunft. Gottes Handeln mit dem Menschen ist immer gerecht. Weil Gott souverän über die ganze Schöpfung herrscht, kann er nach seinem Willen jeden Menschen retten.
Durch Gottes Gnade können sowohl Juden als auch Nichtjuden gerettet werden. Jeder von uns muss auf Gottes Barmherzigkeit antworten und sein gnädiges Angebot der Vergebung annehmen. Lassen Sie Ihn in Ihrem Herzen regieren, weil er souverän ist.
Dienst
Wenn wir die Absicht haben, mit allem, was wir tun, Gottes Liebe, Macht und Vollkommenheit anzuerkennen, dann sind wir in der Lage, ihm in der rechten Weise zu dienen. Der Dienst für Gott eint alle Gläubigen und befähigt sie, anderen Menschen mit Liebe und Umsicht zu begegnen.
Niemand kann für sich allein Christus vollständig widerspiegeln – dazu sind alle Gläubigen erforderlich, die gemeinsam den Leib Christi ausmachen. Indem Christen einander aktiv und nachhaltig stärken, können sie ein Zusammenspiel des Dienstes für Gott sein.
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Römerbrief 1
414
A. WAS MAN GLAUBEN SOLL (1,1-11,36) Paulus beginnt seine Botschaft an die Römer mit einer eindrücklichen Schilderung der Sündhaftigkeit aller Menschen. Dann erklärt er, wie der Mensch durch den Glauben an Christus Vergebung erlangt, und zeigt, welche Erfahrungen die Christen durch ihren neuen Glauben im Leben machen. In diesem Abschnitt lernen wir, wie entscheidend der Glaube ist, wenn wir Christen werden und als Christen leben wollen. Ohne Glauben gibt es keine Hoffnung für unser Leben.
1. Die Sündhaftigkeit der Menschheit Grüße von Paulus
1
Dieser Brief stammt von Paulus, einem Diener von Jesus Christus. Ich wurde von Gott zum Apostel berufen und beauftragt, seine gute Botschaft zu verkünden, 2die er schon vor langer Zeit durch seine Propheten in den heiligen Schriften angekündigt hat. 3Es ist die Botschaft von Jesus, seinem Sohn. Er ist als Mensch geboren worden und
Rom
ILLYRIEN
N nach Spanien
Athen MALTA Antiochia
Mittelmeer
Jerusalem
0
DAS EVANGELIUM ERREICHT ROM Als Paulus seinen Brief an die Gemeinde in Rom schrieb, war er selbst noch nicht dort gewesen, aber er hatte das Evangelium »von Jerusalem bis in das Gebiet von Illyrien« (15,19) getragen. Er hatte vor, Rom eines Tages zu besuchen und dort zu predigen, und er hoffte, das Evangelium noch weiter nach Westen – sogar bis nach Spanien – bringen zu können.
300 km
1,1 Paulus schrieb diesen Brief an die Gemeinde in Rom. Weder er noch die anderen Leiter der Gemeinde, Jakobus und Petrus, waren bis dahin in Rom gewesen. Am wahrscheinlichsten ist, dass die Gemeinde in Rom von Gläubigen gegründet wurde, die am Pfingsttag in Jerusalem gewesen waren (Apostelgeschichte 2) und von Reisenden, die das Evangelium an anderen Orten gehört und mit nach Rom gebracht hatten (wie zum Beispiel Priska und Aquila; Apostelgeschichte 18,2; Römer 16,3-5). Paulus schrieb den Brief an die Römer während seines Dienstes in Korinth (gegen Ende seiner dritten Missionsreise unmittelbar vor der Rückkehr nach Jerusalem; Apostelgeschichte 20,3; Römer 15,25), um die Gläubigen zu ermutigen und seinen Wunsch auszudrücken, sie eines Tages selber besuchen zu können. Dies tat er drei Jahre später. Die Gemeinde in Rom hatte kein Neues Testament, weil die Evangelien noch nicht in ihrer endgültigen schriftlichen Form im Umlauf waren. Dieser Brief könnte das erste Exemplar christlicher Literatur für die Christen in Rom gewesen sein. Sowohl an Juden wie auch an Nichtjuden geschrieben, ist der Brief an die Römer eine systematische Darlegung des christlichen Glaubens.
1,1 Als Paulus – ein frommer Jude, der die Christen früher verfolgt hatte – gläubig wurde, gebrauchte Gott ihn, um die gute Botschaft überall zu verbreiten. Wenn auch als Gefangener, konnte er eines Tages tatsächlich in Rom predigen (Apostelgeschichte 28), vielleicht sogar vor dem Kaiser (Cäsar) selbst. Das Profil des Apostels Paulus finden Sie in Apostelgeschichte 9. 1,1 Paulus bezeichnet sich selbst demütig als Diener Christi und als Apostel (»Gesandter«). Für einen römischen Bürger – wie Paulus einer war – war es unvorstellbar, sich freiwillig zum Diener zu machen. Aber Paulus entschied sich, völlig von seinem geliebten Meister abhängig zu sein und ihm uneingeschränkt zu gehorchen. Welche Einstellung haben Sie zu Christus, Ihrem Meister? Unsere Bereitschaft, Jesus Christus zu dienen und zu gehorchen befähigt uns, nützliche und einsatzbereite Diener zu sein. Damit leisten wir eine Arbeit, die wirklich zählt. 1,2 Einige der Prophetien, die das Evangelium über Jesus Christus voraussagen, finden sich in 1. Mose 12,3; Psalm 16,10; 40,7-11; 118,22; Jesaja 11,1f.; Sacharja 9,9-11; 12,10 und Maleachi 3,19-24. 1,3-4 Paulus erklärt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, der verheißene Christus und auferstandene Herr. Paulus bezeichnet Je-
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