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Vorwort Nancy Leigh DeMoss hat den Mut gehabt, mit ihrem Feingefühl und ihrem scharfen Blick die Tiefe weiblicher Illusionen und Selbsttäuschungen, Hoffnungen und Ängste, Misserfolge und Kümmernisse auszuloten, von denen so viele vermeidbar wären ohne die Lügen, die vor dreißig oder mehr Jahren verbreitet worden sind: »Du kannst alles haben«, »Lass dich nicht von Mitleid einfangen«, »Alles, was Männer können, können wir besser« usw. Aber die Lügen haben natürlich viel früher angefangen. Die Frau, die Gott dem ersten Mann, Adam, gegeben hat, hörte auf die Flüsterstimme: »Sollte Gott gesagt haben?« Eva hörte der Schlange im Paradies zu. Und ihr Mann? Anstatt sie vor den Lügen zu schützen, die da verbreitet wurden, sagte er im Prinzip: »Wenn mein Prinzesschen das will, dann soll mein Prinzesschen das haben.« So kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod. Eva wollte nicht, was Gott ihr gegeben hatte. Sie nahm sich, was er ihr nicht gegeben hatte. Das heißt im Prinzip: »Mein Wille geschehe.« Gott sei Dank, wir sind erlöst. Ein Engel besuchte ein einfaches Landmädchen in Nazareth und brachte ihr eine erschreckende Nachricht: Maria sollte die Mutter von Gottes Sohn werden. Das brachte sie in große Schwierigkeiten, aber trotzdem nahm sie die Aufforderung an. »Ich bin die Dienerin des Herrn«, sagte sie. »Möge alles, was du gesagt hast, wahr werden und mir geschehen.« Ich bete darum, dass Gottes Geist Sie leitet, wenn Sie dieses sehr notwendige Buch lesen. »Das Wesen des echten Lebens mit Christus«, schreibt die Verfasserin, »ist keine Frage des Bekenntnisses oder der Leistung, sondern eine Verwandlung: ›Wer mit Christus lebt, wird ein neuer Mensch. Er ist nicht mehr derselbe, denn sein altes Leben ist vorbei. Ein neues Leben hat begonnen!‹« Elisabeth Elliot

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Kapitel 1

Die Wahrheit … oder die Folgen

»Werden Sie Weltklasse-Violinist. Sofort.« »Klavier spielen lernen … in einem Augenblick!« »Gesundheit sofort – nur einschalten!« (Werbung für ein Küchengerät) »In 10 Minuten 10 Pfund abnehmen! Es geht so einfach, das schaffen Sie im Schlaf!« »So beruhigend – das Richtige für Ihre Gesundheit.« (Werbung für ein beliebtes Auto) »Besser aussehen und sich jünger fühlen! Nur ein paar Minuten täglich: der Schlüssel zu mehr Gesundheit und Glück.« (Werbung für ein Sauerstoffzelt. Preis: ca. 3 500 Euro) Unsere Gesellschaft ist voller Betrug. Er ist überall, wie man an diesen unsinnigen Behauptungen der Werbung sieht. Manchmal durchschaut man die Täuschung leicht (z. B. bei der Behauptung, man könne sofort Weltklasse-Geiger werden). Aber leider ist der Betrug meist nicht so leicht zu erkennen. Der Betrug in der Werbung spricht unsere natürlichen menschlichen Wünsche an. Wir möchten glauben, die unerwünschten Pfunde könnten auf irgendeine wundersame Weise wirklich in zehn Minuten einfach verschwinden – ohne Schweiß, ohne Verzicht, ohne Kosten, Mühe und Unannehmlichkeit. Darum kaufen wir die Pillen, die Trinkdiät und die Trainingsgeräte, die man uns anpreist. Die erste Werbekampagne überhaupt hat ein raffinierter Fachmann geplant. Sein Ziel war es, Adams und Evas Bild von Gott zu

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ändern. Satan wollte einen Keil zwischen Gott und seine Geschöpfe treiben. Er nahm richtig an, dass die beiden Menschen alles ablehnen würden, was wie ein direkter Angriff auf Gott aussehen würde. Also musste er sie unmerklich täuschen, sie betrügen und durch ein Versprechen verführen, das vernünftig, wünschenswert und nicht eindeutig gegen Gott gerichtet schien. Satan betrog Eva durch eine geschickte Vermischung von direkten Lügen, Halbwahrheiten und als Wahrheit getarnten Täuschungen. Zuerst machte er sie unsicher, was Gott wirklich gesagt hatte (»Sollte Gott gesagt haben …?«; 1. Mose 3,1). Als Nächstes brachte er sie dazu, unachtsam mit Gottes Wort umzugehen und anzunehmen, Gott hätte etwas gesagt, was er in Wirklichkeit nicht gesagt hatte. Gott hatte gesagt: »Von dem Baum … sollst du nicht essen« (1. Mose 2,17). Aber Eva behauptete, er habe gesagt: »Rühret sie auch nicht an« (1. Mose 3,3; Hervorhebungen von mir). Satan betrog Eva, indem er ihr Zweifel eingab, ob Gottes Motive wirklich Güte und Liebe waren. »Ja, sollte Gott gesagt haben: ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten?«, fragte er (1. Mose 3,1). Der Hintergedanke war: »Hat Gott eure Freiheit eingeschränkt? Er will wohl nicht, dass es euch gut geht.« In Wirklichkeit hatte Gott gesagt: »Du darfst essen von allen Bäumen im Garten« (1. Mose 2,16; Hervorhebung von mir) – außer einem. Die Wahrheit ist, dass Gott großzügig gibt. In dem ganzen riesigen Garten hatte Gott nur ein »Verbotsschild« angebracht: »… von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen …«. Außerdem war diese einzige Einschränkung, die Gott ihnen auferlegt hatte, zu ihrem Wohl gedacht, damit sie auf lange Sicht glücklich und geschützt blieben. Gott wusste, dass sie sterben würden, wenn sie von diesem Baum essen würden. Ihre Beziehung zu ihm würde zerstört und sie würden Sklaven des Teufels, der Sünde und ihrer Eigensucht. Im nächsten Schritt ihres Betruges belog die Schlange Eva über die Folgen der Entscheidung, Gott nicht zu gehorchen. Gott hatte gesagt: »… an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes

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sterben« (2,17). Satan setzte dagegen: »Ihr werdet keineswegs des Todes sterben« (3,4). Er leugnete rundweg ab, was Gott vorher gesagt hatte. Um Eva zum Ungehorsam zu verleiten, versprach ihr der Teufel allen möglichen Nutzen, wenn sie nur die verbotene Frucht äße (3,5). Er behauptete, eine ganze Welt von Wissen und Erfahrung würde sich ihr eröffnen (»… werden eure Augen aufgetan ...«). Er versicherte ihr, sie würde wie Gott sein – das heißt, sie könnte dann ihr eigener Gott sein (»... und ihr werdet sein wie Gott …«). Schließlich versprach er, sie könne dann selbst entscheiden, was recht und unrecht ist (»… und wissen, was gut und böse ist«). Gott hatte Adam und Eva schon gesagt, was recht und was unrecht ist. Aber Satan sagte im Prinzip: »Das ist seine Meinung; ihr habt ein Recht auf eine eigene Meinung. Ihr könnt für euch selbst bestimmen, was recht und unrecht ist.« Der Betrug gelang, weil Satan Eva dazu brachte, nach dem zu entscheiden, was sie sah und was ihre Gefühle und ihr Verstand ihr als richtig vorstellten, obwohl es dem widersprach, was Gott den beiden schon gesagt hatte: »Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. Und sie nahm von der Frucht und aß …« 1. Mose 3,6 Eva biss an. Aber statt des versprochenen Nutzens hatte sie den Mund voll Würmer: Scham, Schuldgefühle, Angst und Entfremdung. Man hatte sie belogen; sie war betrogen worden. Der Pastor Thomas Brooks drückt es so aus: »Satan verspricht das Beste, gibt aber das Schlimmste; er verspricht Ehre und gibt Schande; er verspricht Vergnügen und gibt Schmerz; er verspricht materiellen Nutzen und gibt Verlust; er verspricht Leben und gibt Tod.«1 Von da an bis jetzt betrügt uns der Teufel, um unsere Sympathie zu gewinnen, unsere Entscheidungen zu beeinflussen und unser

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Leben zu zerstören. Auf die eine oder andere Weise geht jedes Problem, das wir in dieser Welt haben, auf Betrug zurück: Wir haben etwas geglaubt, was einfach nicht stimmt. Satan hält uns das verlockende Versprechen vor, »wirklich zu leben«; aber er weiß, dass die, die sein Angebot annehmen, ganz sicher sterben (Sprüche 14,12). Warum lassen wir uns dann von ihm täuschen? Warum fallen wir auf die Verlockung herein? Ein Grund ist, dass Satan gewöhnlich nicht in Form einer Schlange erscheint; nein, er verkleidet sich als Bestseller in der New York Times, als beliebte Zeitschrift, Film, Fernsehshow oder als einer der beliebtesten Schlager. Er kann auch als Freund oder Verwandter auftreten, der Ihnen einen guten Rat gibt, als Psychotherapeut oder sogar als christlicher Schriftsteller, Prediger oder Seelsorger. Unabhängig von der jeweiligen Quelle können wir uns darauf verlassen: Immer wenn wir Informationen bekommen, die sich mit Gottes Wort nicht vertragen, ist es mit Sicherheit der Teufel, der versucht uns zu täuschen und zu vernichten. Was wir da lesen oder hören, hört sich vielleicht richtig an, man hat ein gutes Gefühl dabei, es ist einleuchtend. Aber wenn es Gottes Wort widerspricht, ist es nicht richtig. Wenn wir nur sehen könnten, dass die verbotene Frucht, die so reif aussieht und im ersten Moment so süß schmeckt, am Ende immer zu Tod und Zerstörung führt!

Die Strategie des Betrugs Betrug war entscheidend in Satans Plan und ist es immer noch. Jesus sagt uns, dass es das wahre Wesen des Teufels ist, zu betrügen: »Er (der Teufel) war von Anbeginn an ein Mörder und hat die Wahrheit immer gehasst. In ihm ist keine Wahrheit. Wenn er lügt, entspricht das seinem Wesen, denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge.« Johannes 8,44

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Wir wissen nicht genau, aus welchen Gründen der Teufel die Frau als Ziel seiner Täuschung aussuchte. Zweimal im Neuen Testament weist der Apostel Paulus darauf hin, dass es die Frau war, die sich betrügen ließ: »… so wie Eva von der Schlange getäuscht wurde« (2. Korinther 11,3); »und es war die Frau, nicht Adam, die durch den Satan getäuscht wurde und sich verführen ließ« (1. Timotheus 2,14). Manche Theologen glauben, Eva sei irgendwie so geschaffen worden, dass sie anfälliger für Täuschung sei – sie sei von Natur leichter »versuchbar« oder »verführbar« gewesen. Andere meinen, weil Gott sie ihrem Mann unterstellt hat, sei sie, als sie den Schutz dieser geistlichen Obhut verließ, leichter zu betrügen gewesen. Wie dem auch sei: wichtig ist, dass wir als Frauen nach dem Sündenfall besonders leicht Satans Betrug zum Opfer fallen. Man muss bedenken, dass er nicht zuerst den Mann angesprochen hat. Ganz bewusst kam er zur Frau und täuschte sie. Die Frau leitete ihren Mann zum Ungehorsam an. Beide zusammen brachten die ganze Menschheit in Sünde (aber Adam als Oberhaupt trägt letztlich die Verantwortung). Ich meine, diese Vorgehensweise hat Bedeutung und aus einem bestimmten Grund sucht sich der Teufel bis heute Frauen für seinen Betrug aus. Das gehört zu seiner Strategie: Er weiß, wenn wir als Frauen ihm die Lügen glauben, beeinflussen wir die Männer um uns zum Bösen. Unsere eigenmächtigen Entscheidungen geben dann ein Beispiel, dem spätere Generationen folgen. Manchmal täuscht uns der Teufel direkt – wie bei Eva. Aber manchmal gebraucht er auch andere Menschen für seinen Betrug. Im fünften Kapitel des Epheserbriefs (Vers 6) warnt Paulus: »Lasst euch nicht von leeren Worten verführen!« Mehrfach fordert er die Christen auf, einander die Wahrheit zu sagen. Wenn wir miteinander nicht ehrlich sind, nehmen wir dem Teufel seine Arbeit ab und tun sie selbst. An seiner Stelle betrügen und zerstören wir uns gegenseitig.

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