Ulf Diebel
TORAH.DE
TORAH.DE
Das Buch Die wöchentlichen Auslegungen zu den fünf Büchern Mose von Christen für Christen
LEUCHTER
EDITION
Leuchter Edition · Erzhausen
© der Buchausgabe Leuchter Edition GmbH, 2001 © der Originaltexte Ulf Diebel Die Bibelstellen wurden der Elberfelder Übersetzung © R. Brockhaus Verlag Wuppertal und Haan, 1985/1992 entnommen. Umschlaggestaltung und Satz: Revolution Media, Jerusalem www.revolutionmedia.de Druck: Schönbach Druck GmbH, Erzhausen Art-Nr.: 547.225 ISBN 3-87482-225-7 Alle Rechte vorbehalten
Torah.de Ulf Diebel P.O.Box 1628 – 91016 Jerusalem E-Mail: udiebel@inter.net.il www.torah.de Leuchter Edition GmbH Postfach 1161 – 64390 Erzhausen Tel: (0 61 50) 97 36 - 0 – Fax: (0 61 50) 97 36 - 36 E-Mail: leuchter-edition@bfp.de
Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Die Kommentare zu Genesis – 1. Mose – Berischit Bereschit – Im Anfang . . . . . . . Noach – Noah . . . . . . . . . . . . . Lech Lecha – Gehe aus . . . . . . VaYerah – Und es erschien . . . . Chaje Sarah – Sarahs Lebensalter Toldoth – Entstehungsgeschichte Ve’Jeze – Und er zog aus . . . . . Wa’Jischlach – Er schickte . . . . Wa’Jeschew – Und er wohnte . . Mikez – Nach Ablauf . . . . . . . . Wa’Jiggasch – Und er trat heran Wa’Jechje – Und er lebte . . . . .
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13 18 24 26 29 32 35 38 40 44 48 53
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. 59 . 65 . 68 . 74 . 79 . 85 . 90 . 94 . 98 . 102 . 109
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Die Kommentare zu Exodus – 2. Mose – Schemot Schemot – Namen . . . . . . . . . . . . Va’eira – Und ich erschien . . . . . . Bo – Komm . . . . . . . . . . . . . . . . Beschalach – Als er ziehen ließ . . . Yitro – Jitro . . . . . . . . . . . . . . . . Mischpatim – Rechtsbestimmungen Terumah – Hebe/Abgabe . . . . . . . . Tezaveh – Du sollst gebieten . . . . . Ki Thisa – Wenn du nimmst . . . . . VaYakhel – Und versammelte . . . . Pekude – Berechnungen . . . . . . . .
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Die Kommentare zu Levitikus – 3. Mose – VaYikra VaYikra – Und er rief Tzav – Gebot . . . . . . Schemini – Am achten Tazria – Empfängt . . .
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Metzora – Lepra . . . . . . . . . . . . . Ahare Mot – Nach dem Tod . . . . . Kedoschim – Heilig . . . . . . . . . . . Emor – Sage . . . . . . . . . . . . . . . . Be’Har – Auf dem Berg . . . . . . . . Be’Hukotai – In meinen Ordnungen
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203 205 210 214 220 224 227 241 247 253
Die Kommentare zu Numeri – 4. Mose – Ba’Midbar Ba’Midbar – In der Wüste . . . . . . . . . . . Naso – Nehme die Summe . . . . . . . . . . . Be’Ha’Alotecha – Wenn du aufsetzt . . . . . Schlach Lecha – Sende sie . . . . . . . . . . . Korach – Korach . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hukat – Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . Balak – Balak . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pinchas – Pinchas . . . . . . . . . . . . . . . . . Matot / Massaej – Stämme / Wanderungen
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Die Kommentare zu Deuteronomium – 5. Mose – Dvarim Dvarim – Worte . . . . . . . . . . . . . . . . . V’Etchanan – Und ich flehte . . . . . . . . . Ekev – Sobald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Re’eh – Siehe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schoftim – Richter . . . . . . . . . . . . . . . . Ki Teze – Wenn du ziehst . . . . . . . . . . . Ki Tawo – Wenn du kommst . . . . . . . . . Nitzawim / Ve’Yalech – Ihr steht / Und er Ha’asinu – Höret . . . . . . . . . . . . . . . . . Simcha Torah – Freude der Torah . . . . .
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Vorwort Mein erster Besuch in Israel aus Anlass einer Gebetskonferenz der „Fürbitter für Israel“ im Januar 1996 veränderte mein Leben. Das erste Mal in meinem jungen Leben als Christ wurde ich mit der Realität Israels vertraut gemacht. Plötzlich bekamen die Namen und Orte, die alten Geschichten der Bibel eine vollkommen neue, ja eine sehr lebendige Bedeutung. Damals wusste ich noch nicht, dass der Herr ein Leben in Israel für mich und meine Familie geplant hatte. Im Oktober 1996 zog ich dann, ein paar Wochen nach meiner Hochzeit, mit meiner Frau nach Jerusalem, um am King of Kings College (heute: Israel College of the Bible) zu studieren. Doch obwohl wir von da an wussten, dass wir eine Berufung in Bezug auf Israel hatten, sollten wir erst nach einem weiteren Deutschland-Aufenthalt im Mai 1998 ganz nach Israel ziehen. Wir kamen zurück mit dem Ruf, Christen in aller Welt von der Wichtigkeit Israels in Gottes Endzeitplan zu erzählen und vor allem über die Aktualität der Torah zu informieren. Sowohl Jesus als auch die ersten Jünger und sämtliche Schreiber des Neuen Testamentes hatten selbst nicht mehr als das „Alte“ Testament zur Verfügung. Es war das „Alte“ Testament, das von Jesus zeugte, noch bevor er in die Welt kam. Es war das „Alte“ Testament, von dem Jesus predigte und aus dem er seinen Jüngern zeigte, dass alles so geschehen musste, wie es geschrieben steht. Durch das Prädikat „Alt“ wird der Tenach, wie das „Alte“ Testament im Hebräischen heißt, von den meisten Christen entweder vernachlässigt oder zumindest nicht in nennenswerter Weise als Grundlage für das Christenleben herangezogen. Meistens werden Stellen aus dem Tenach ausschließlich vergeistlicht, ohne eine wortwörtliche Bedeutung in Betracht zu ziehen. Schuld daran ist in vielen Fällen ein falsches Verständnis des Wortes „Torah“, wie das Herzstück des Tenach, die fünf Bücher Mose, genannt wird. Wenn wir als westliche, deutschsprachige Christen das Wort „Torah“ hören, denken wir fast augenblicklich an das Wort „Gesetz“. Durch die allgemein akzeptierte Lehre, dass wir „frei vom Gesetz“ sind, betrachten wir oft die „Torah“ nicht wirklich als ein für uns heute gültiges Dokument Heiliger Schrift. Durch diese falsche Vorstellung von „Torah“ berauben wir uns unseres eigenen Fundamentes als Christ. Ja noch viel mehr. In der Zeit der Versuchung sagte Jesus: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, welches aus dem Mund Gottes kommt.“ Wenn wir als Christen nicht beginnen, wirklich jedes Wort Gottes zu studieren und ernst zu nehmen, verhungern wir oder sind im höchsten Grade unterernährt. 8
Was ist also die „Torah“? Das hebräische Wort „Torah“ leitet sich vom Verb „yarah“ her. „Yarah“ hat mehrere Bedeutungen und wird u. a. mit „lehren“, „einen Pfeil abschießen“, „informieren“ und „instruieren“ übersetzt. „Torah“ ist damit wesentlich mehr als nur das „Gesetz“, obwohl das „Gesetz“ ein Bestandteil der Torah ist. Umschreibend kann man „Torah“ wie folgt zusammenfassen: Torah ist die Lehre Gottes, die ein Mensch benötigt, um das von Gott gegebene Ziel zu erreichen. Damit ist „Torah“ genau das Gegenteil zum griechischen Wort „hamartano“, welches besser als „Sünde“ bekannt ist. Sünde bedeutet „ein Ziel verfehlen“ oder auch „Gottes Gesetz zu missachten“. Ohne die Kenntnis der „Torah“ sind wir nicht in der Lage, Gottes Willen vollkommen zu erfüllen. www.torah.de wurde ins Leben gerufen, um Christen an die Torah heranzuführen und Anstoß zu eigenen Studien zu geben. Der erste Kommentar wurde an nur zwölf Freunde geschickt. Aus diesen bescheidenen Anfängen entwickelte sich innerhalb eines Jahres eine Leserschaft, die einige tausend Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz erreicht. Dabei sind wir nicht als Theologen an die Auslegung herangegangen, sondern als Christen wie „du und ich“, die wir täglich herausgefordert sind, unseren Glauben zu leben. „Wir“, das sind neben meiner Person Dr. Jürgen Bühler, der als deutscher Verbindungsmann für die Internationale Christliche Botschaft in Jerusalem arbeitet, Doron Schneider, der ebenfalls bei der Christlichen Botschaft arbeitet, und Michael Schneider, der im Familienbetrieb der „NAI“ für das Layout der monatlichen Zeitschrift „Nachrichten aus Israel“ zuständig ist. Durch die verschiedenen Gastschreiber erhalten die Kommentare eine stilistische Vielfalt und haben unterschiedliche Schwerpunkte. Dies ist beabsichtigt und viele Torah.deLeser haben das als wohltuende Abwechslung empfunden. Für die Buchausgabe nun sind folgende Kommentare von unseren anderen Teammitgliedern geschrieben worden, denen ich an dieser Stelle recht herzlich dafür danken möchte: 1. Buch Mose WeJeze – Dr. Jürgen Bühler Wa’Jischlach – Doron Schneider Mikez – Dr. Jürgen Bühler WaJiggasch – Dr. Jürgen Bühler 9
2. Buch Mose Pekude – Dr. Jürgen Bühler 5. Buch Mose Dvarim – Doron Schneider Ki Teze – Doron Schneider Als Torah.de-Team möchten wir Ihnen neue Anstöße geben, um sich mehr und intensiver mit dem Alten Testament zu beschäftigen und die darin verborgenen Schätze zu entdecken. Ulf Diebel Jerusalem, November 2000
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Einführung Apostelgeschichte 15:21 Denn Mose hat von alten Zeiten her in jeder Stadt solche, die ihn predigen, da er an jedem Sabbat in den Synagogen gelesen wird. Obwohl das jüdische Verständnis von Torah weit über das Alte Testament hinausgeht und auch außerbiblische Schriften wie z. B. die Mischna oder den Talmud umfasst, ist der Kern der Torah die Lehre Moses. Mosche Rabeinu, Mose unser Lehrer, wie er von den Juden genannt wird, empfing am Berg Sinai genaue Instruktionen von Gott, die für das Volk Israel und jedem, der sich ihnen anschloss, bestimmt waren. Diese Instruktionen sowie der geschichtliche Hintergrund des Volkes Israel sind in den „fünf Büchern Mose“ festgehalten. Diese fünf Bücher sind die eigentliche Torah Gottes – die Lehre, die Gott den Menschen gab, um das Ziel zu erreichen, welches ER für uns bestimmt hatte. Diese „Bücher des Gesetzes“ wurden vom Volk Israel über weite Zeiträume nicht sonderlich beachtet, was dazu führte, dass das Haus Juda im Jahre 586 vor Christus in die Babylonische Gefangenschaft musste, nachdem schon das Haus Israel 722 v. Chr. von den Assyrern verschleppt und in alle Winde zerstreut wurde. Nach der Rückkehr der Juden nach Jerusalem nahm Esra einen neuen Anlauf, die Torah Gottes umzusetzen. Es wird von ihm gesagt, er sei der erste Pharisäer gewesen, somit gewissermaßen der Stammvater jener Gruppierung, die ganz besonders auf die genaue Einhaltung der Gebotes Gottes achtete. Ab Esra begann man nun regelmäßig die „Bücher des Gesetzes“ zu lesen und für die jeweilige Zeit auszulegen. Irgendwann (einen genauen Zeitpunkt kann man nicht bestimmen) gab es dann eine feste Ordnung der Lesungen. Die Torah wurde in Wochenabschnitte eingeteilt, den Paraschot Ha’Schavua und an jedem Sabbat in jeder Synagoge gelesen. Dabei unterschied man zur Zeit Jesu zwei verschiedene Zyklen. Es gab sowohl einen einjährigen als auch einen dreijährigen Leserhytmus. Das heißt, innerhalb von einem bzw. drei Jahren wurde die Torah in den Synagogen komplett durchgelesen. Nach der Zerstörung des Zweiten Tempels im Jahre 70 n. Chr. blieb nur noch der einjährige Zyklus bestehen, der auch noch heute seine Gültigkeit besitzt. Neben der Parascha Ha’Schavua, dem Torahabschnitt, wird eine Parallelstelle aus den Propheten und Schriften gelesen, der sogenannten Haftara. Man vermutet, dass sich die Lesungen der Haftara über die Zeit verändert haben, da z. B. das Kapitel 53 aus Jesaja (das Kapitel über den leidenden Messias) vollkommen herausgelassen wird, obwohl sämtliche Kapitel vorher und nachher gelesen werden. In unseren Kommentaren zur Torah beziehen wir uns, bis auf einige 11
Ausnahmen, ausschließlich auf die Torahlesungen und nicht auf die Haftaralesungen. Da Jesus und die ersten Jünger auf keine andere Schrift zurückgreifen konnten, da das Neue Testament ja noch nicht geschrieben war, wird von uns das Neue Testament durch die Augen und im Verständnis des „Alten“ Testamentes gesehen und nicht umgekehrt. Dies führt das ein oder andere Mal zu Auffassungen, die vom allgemein verbreiteten Schriftverständnis abweichen. Mit unseren Auslegungen wollen wir keine Dogmen aufstellen, sondern jeden Leser anregen sein Bibelverständnis zu vertiefen, indem er unsere Aussagen ganz genau am Wort prüft. Frei nach 1. Thessalonicher 5:21 Drum prüfe alles und behalte das Gute. Unser Wunsch ist es, das Sie als Leser die Gesinnung der Beröaner bekommen. Apostelgeschichte 17 zeigt uns, dass diese Beröaner die heiligen Schriften auf Grund der Aussage des Apostels Paulus genauestes überprüften, ob denn Paulus auch wirklich die Wahrheit erzählte. Wenn wir allerdings die Wahrheit sagen (wovon wir überzeugt sind), dann wäre es gut, wenn Sie auch danach handeln würden. Nehmen Sie sich also jede Woche einen Abschnitt vor und arbeiten ihn durch, so dass Sie auch wirklich das Beste aus der Heiligen Schrift erhalten. Und wenn Ihnen unsere Auslegungen gefallen haben, würden wir uns freuen, von Ihnen zu hören. Besuchen Sie uns unter www.torah.de schreiben Sie uns eine E-Mail unter ulf.diebel@icej.org oder einen Brief an die folgende Adresse: Torah.de, POB 1628, Jerusalem 91016, Israel
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Bereschit – Im Anfang Torahlesung: 1. Mose 1:1 – 6:8 Haftaralesung: Jesaja 54:1 – 55:5 1. Mose 1:1 Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Jede Geschichte hat einen Anfang. Die Geschichte der Menschen beginnt mit der Schaffung ihres Lebensraumes, den Himmeln und der Erde und allem, was darin ist. Die Frage, die wir uns heute stellen wollen, soll einmal nicht die Frage nach dem „Wie“, sondern die Frage nach dem „Warum“ sein. Warum schuf Gott die Erde und die Menschen? Was wollte er damit bezwecken? Was hat er mit uns vor? War der Sündenfall ein unvorhergesehener Unfall? Wenn wir uns die ersten und die letzten drei Kapitel der Bibel anschauen, werden wir nicht nur Antworten auf diese Fragen finden, sondern wir werden auch mit der nötigen Hoffnung und Freude erfüllt, um das Ziel, das Gott für unser Leben hat, zu erreichen. 1. Mose 1-3 und Offenbarung 20-22 bildet den Rahmen bzw. den Anfangs- und Endpunkt der Menschheit auf der Erde, wie wir sie kennen. Alle Kapitel dazwischen behandeln die Probleme der Menschen, die wir auf dem Weg vom „Anfang“ bis zum „Ende“ erleben werden. Anhand von Beispielen, Warnungen, Wegweisern, Geboten und Gleichnissen wird uns in einfacher Sprache gezeigt, was wir tun müssen, um das Ziel, welches Gott für uns vorgesehen hat, zu erreichen. Wie sieht dieses Ziel aus? Was ist Gottes Wille für unser Leben? 1. Mose 1:26 Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen in unserem Bild, uns ähnlich! Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alle kriechenden Tiere, die auf der Erde kriechen! 1. Mose 2:15 Und Gott, der HERR, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, ihn zu bebauen und ihn zu bewahren. Das direkte Ziel Gottes war, dass wir über seine Schöpfung herrschen sollten. Diese „Herrschaftsposition“ war aber an Bedingungen geknüpft. In dem Moment, als Adam von einem bestimmten Baum im Garten essen würde, musste er sterben und damit selbstverständlich auch seine Position als Hüter und Bewahrer der Erde aufgeben. 13
Die Bedingung lautete also: Gehorsam! Durch den Ungehorsam Adams verlor er seine Position, in die ihn Gott hineingestellt hatte. Dennoch hatte Gott von Anfang an einen Weg „parat“, um uns dennoch in diese Position hineinzubringen. Dieser Weg war und ist Jesus. 1. Mose 3:15 Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Verse zermalmen. Jesus war das Lamm, welches schon vor Anbeginn aller Zeit geschlachtet war. Er war und ist der Ausweg aus der Situation, in die uns Adam hineinbrachte. Durch eine Frau geboren, besiegte Jesus die Schlange (den Satan) am Kreuz. Obwohl Satan glaubte, einen Sieg am Kreuz errungen zu haben, indem er Jesus die Ferse zermalmte (durch die Nägel in seinen Füßen), stand Jesus am dritten Tage von den Toten auf und trug den Sieg davon. In Jesus sind wir in der Lage, das Ziel und die Bestimmung, die Gott für uns bereitet hatte, zu erreichen. Jesus zeigte uns, dass das göttliche Verständnis von Herrschaft von anderer Art ist als das menschliche. Obwohl Jesus Herrscher war und ist, kam er, um zu dienen, und dieselbe Haltung erwartet er auch von uns. Lukas 22:26 Ihr aber nicht so! Sondern der Größte unter euch sei wie der Jüngste und der Führende wie der Dienende. Wie sieht also das Ziel, das wir als Geschöpfe Gottes erreichen sollen, konkret aus? Wir sollen Frucht bringen Adam und Eva bekamen den Auftrag: „Seid fruchtbar und vermehrt euch“ (1. Mose 1:28). Dies bezog sich nicht nur auf die physische Fortpflanzung, um den Planeten zu bevölkern, sondern auch auf den geistigen Auftrag, den nach ihnen kommenden Menschen von Gott und seinen Taten zu erzählen. Welches zu Anfang mit nur zwei Menschen begann, endet mit: Offenbarung 7:9 … eine große Volksmenge, die niemand zählen konnte, aus jeder Nation und aus Stämmen und Völkern und Sprachen . . . 14
Wir sollen ewig leben 1. Mose 3:22 Und nun, dass er nicht etwa seine Hand ausstrecke und auch noch von dem Baum des Lebens nehme und esse und ewig lebe! Es war Adam am Anfang nicht verboten, von diesem Baum zu essen! Doch hätte die gefallene sündhafte Natur, die von Adam Besitz ergriffen hatte, zu einer Katastrophe geführt, wenn er ewig gelebt hätte. Dessen ungeachtet wird jedoch am Ende der Baum des Lebens wieder in der Mitte des neuen Jerusalems stehen (Offb. 22:2), von dem jeder essen kann und darf, sooft er will. Gott will mitten unter uns leben Als Adam und Eva im Garten lebten, kam Gott sie in der Kühle des Tages „besuchen“ (Gen 3:8). Nachdem durch den Sündenfall diese Verbindung zum Vater getrennt wurde, ist sie durch Jesus wieder hergestellt worden. Am Ende wird diese Beziehung inniger sein als jemals zuvor. Offenbarung 21:2 Und er wird bei ihnen wohnen und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. Wir werden in einer vollkommenen Stadt wohnen Während die Menschen am Anfang in einem Garten wohnten, werden wir in eine Stadt versetzt werden, die wir uns heute nur sehr schwer vorstellen können. Alleine ihre Kantenlänge beträgt mehr als 2000 Kilometer! Außerdem ist es interessant zu sehen, aus welchen Materialien diese Stadt bestehen wird. 1. Mose 2:12 nennt uns drei verschiedene Materialien, die an den dort genannten Flüssen zu finden sind: Gold, Bedolach und Onyx. ●
Gold
Offenbarung 21:18 Und der Baustoff ihrer Mauer war Jaspis und die Stadt reines Gold, gleich reinem Glas. Dieses Gold repräsentiert unser Leben. Während das Gold am Anfang noch am Flussufer liegt, wird es durch einen göttlichen Reinigungspro15
zess so rein wie Glas. Nur unter Druck, Hitze und gottgewirkter Läuterung wird aus dem Gold des Gartens das reine, durchsichtige Gold der Stadt. Ohne diesen Reinigungsprozess werden wir es nicht schaffen, in die Stadt hineinzukommen. ●
Bedolach
Während z. B. die Elberfelder Bibel diesen Stoff als wohlriechendes Harz identifiziert, gibt uns die „Encyclopedia Judaica“ eine andere Erklärung. Schon seit jeher wird bei den Juden dieses Bedolach als eine Perle oder ein kostbarer Stein angesehen und nicht als ein Harz. Auch Raschi, der große jüdische Torah-Kommentator, sieht im Bedolach eine Perle. Was wird nun aus diesen Perlen am Fluss des Gartens? Offenbarung 21:21 Und die zwölf Tore waren zwölf Perlen, je eines der Tore war aus einer Perle … ●
Onyx
Während wir am Beginn Onyx im Garten finden, besteht die Stadt aus zwölf verschiedenen kostbaren Steinen. Wenn wir uns nun die Kleidung des Hohenpriesters im Tempel anschauen, werden wir feststellen, dass er auf seiner Brust ein Platte trug, die mit zwölf kostbaren Steinen besetzt war. Jeder dieser Steine repräsentierte einen Stamm des Volkes Israel. Auf seiner Schulter trug er zwei Platten aus Onyx, die ebenfalls mit den Namen der zwölf Stämme Israels beschriftet waren. Der Onyx fasste somit alle zwölf kostbaren Steine zusammen. In der Stadt tragen die zwöf kostbaren Steine die Namen der Apostel. Jesus, als unser Hoherpriester, trug sie auf seinen Schultern. Da die Apostel schon von Anbeginn aller Zeiten auserwählt waren, um ihren Dienst zu tun, sind sie in dem Onxy „präsent“, der sich im Garten versteckt am Ufer des Flusses befindet. Wir sollen ohne die Sünde leben Durch den Adam kam die Sünde in die Welt, die durch Jesus besiegt wurde. Die Sünde, die im 3. Kapitel von 1. Mose in die Welt kommt, wird im 20. Kapitel der Offenbarung endgültig hinweggetan. Wenn wir nun auf diesen Bogen schauen, der sich von den ersten zu den letzten Kapiteln der Bibel spannt, sollte uns das anspornen, im Wort Gottes zu forschen, damit wir unseren Weg in die für uns bereitete Stadt finden. Und während 16
wir heute noch hingehen müssen, um unsere Lampen mit Öl zu füllen, um den Weg zu erkennen, wird auch dies nicht mehr nötig sein, wenn wir unser Ziel erreicht haben und unsere Aufgabe zusammen mit Gott erfüllen. Offenbarung 22:5 Und Nacht wird nicht mehr sein, und sie bedürfen nicht des Lichtes einer Lampe und des Lichtes der Sonne, denn der Herr, Gott, wird über ihnen leuchten, und sie werden herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit.
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Noach – Noah Torahlesung: 1. Mose 6:9 – 11:32 Haftaralesung: Jesaja 54:1-5 In den fünf Kapiteln der zweiten Parascha des jährlichen Lesezyklus werden auf nur wenigen Seiten einige hundert Jahre Menschheitsgeschichte abgehandelt. Dabei schildern diese wenigen Kapitel wohl die größten Umwälzungen, welche die Menschheit je mitgemacht hat. ● ● ● ● ●
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Das Lebensalter der Menschheit wird von einigen hundert Jahren auf nur 120 Jahre begrenzt (1. Mose 6:3) Es fällt das erste Mal Regen Die Menschen werden in verschiedene Sprachgruppen aufgeteilt Gott gibt den Regenbogen als Zeichen seines Bundes Gott definiert das erste Mal reine und unreine Tiere zum Verzehr (1. Mose 7:2-3) (die genaue Aufstellung folgt erst in 3. Mose 11) Der Mensch ändert seine Nahrung von rein vegetarischer auf auch fleischhaltige Kost (1. Mose 9:3)
Neben diesen Veränderungen, die dem Leser schon bei erster Betrachtung ins Auge fallen, gibt es eine Situation, die erst beim zweiten Hinsehen ihre weitreichende Bedeutung erkennen lässt. Es handelt sich dabei um 1. Mose 9:18-27. Im Allgemeinen wird die Geschichte folgendermaßen dargestellt: Noah ist betrunken in seinem Zelt und liegt nackt auf seinem Lager. Ham kommt herein, sieht seinen Vater, macht sich über ihn lustig und erzählt dies hämisch (abgeleitet von Ham) seinen Brüdern. Daraufhin verflucht Noah Ham und seine Nachkommen zu Knechten (Sklaven). Diese Auslegung steckt in den Köpfen vieler Menschen. Daher stellten auch gelegentlich Künstler, die die Söhne Noahs malten, Ham als dunkelhäutigen, hinterlistig grinsenden Typen dar. In der Geschichte führte diese Auslegung u. a. dazu, dass die Versklavung der afrikanischen Ureinwohner legitimiert wurde. Der Name „Ham“ bedeutet „heiß“. Ham ist der Stammvater der Kuschiter, Mizrajimiter und Putiter, den Einwohnern des heutigen Äthiopien, Ägypten und Mauretanien. Die Erklärung und Legitimierung dieser Ausleger geht davon aus, dass Ham als Stammvater der dunkelhäutigen Bevölkerung der Erde den Fluch eines Sklaven trug und somit eine Versklavung der dunkelhäutigen Bevölkerung ohne Probleme vollzogen werden kann. Bis in das späte zwanzigste Jahrhundert hinein gab es in weißen, „christlichen“ Nationen wie den USA und 18
Südafrika radikale Gruppierungen (und es gibt sie z. T. immer noch), die darauf bestehen, dass Farbige von Gott verflucht und somit minderwertig sind. Aber nur eine genaue Analyse des Textes kann uns die tatsächliche Bedeutung dieser Ereignisse und deren Auswirkungen erschließen. Konsequenzen, die bis in unsere heutige Zeit reichen. Zunächst müssen wir festhalten, dass Noah nicht den Ham verfluchte, sondern dessen Sohn Kanaan! Und was ist tatsächlich passiert? 1. Mose 9:25 Und er (Noah) sprach: Verflucht sei Kanaan! Ein Knecht (Sklave) sei er seinen Brüdern! 1. Mose 9:22 Und Ham, der Vater Kanaans, sah die Blöße seines Vaters und berichtete es seinen beiden Brüdern draußen. 1. Mose 9:24-25 Und Noah erwachte von seinem Wein(-Rausch) und erkannte, was sein jüngster Sohn ihm angetan hatte. Und er sprach: Verflucht sei Kanaan! Ein Knecht sei er seinen Brüdern! In der Aufzählung der Söhne Noahs heißt es immer „Sem, Ham und Jafet“. Der Erstgeborene zuerst und dann alle folgenden Söhne. Wir müssen also erkennen, dass Ham nicht der jüngste Sohn Noahs gewesen ist, sondern Jafet. Allerdings zählen die Enkel nach hebräisch-biblischem Verständnis ebenfalls als Söhne. Eines der besten Beispiele dafür ist Matthäus 1,1, wo unser Herr und Heiland als Sohn Davids und Sohn Abrahams bezeichnet wird. Kanaan war der letzte Sohn des Ham und nach diesem Verständnis auch Noahs jüngster Sohn (Kap. 10:6) Also war es nicht Ham, der Noah etwas antat, sondern Noah erkannte, dass es Kanaan war, der ihm etwas angetan hatte. Darum verflucht er Kanaan und nicht Ham. 5. Mose 24:16 Nicht sollen Väter um der Söhne willen getötet werden und Söhne sollen nicht um der Väter willen getötet werden; sie sollen jeder für seine eigene Sünde getötet werden. Es ist weder im Willen Gottes, noch war es sicherlich im Willen Noahs, Kanaan für etwas zu bestrafen, was sein Vater Ham getan haben soll. Ham sah etwas, was den Fluch über Kanaan brachte. Es war die Blöße seines Vaters. Das normale, heutige Verständnis über „die Blöße“ ist die einfache Nacktheit des Menschen. Aber in der Bibel hat „die Blöße“ eine andere Bedeutung. Obwohl „die Blöße“ auch Nacktheit bedeuten kann, 19
so ist sie doch in den meisten Fällen ein verschlüsselter Ausdruck für Geschlechtsverkehr. 3. Mose 18 und 20 behandeln recht ausführlich, welche sexuellen Kontakte erlaubt sind und welche nicht. Ein Beispiel: 3. Mose 18:6-7 Niemand von euch soll sich irgendeinem seiner Blutsverwandten nähern, um die Blöße aufzudecken. Ich bin der HERR. Die Blöße deines Vaters und die Blöße deiner Mutter sollst du nicht aufdecken; sie ist deine Mutter, du sollst ihre Blöße nicht aufdecken. Was wurde nun Noah von seinem jüngsten Sohn angetan? Obwohl es hier verschiedene Auffassungen über die Art der Tat gibt, wird doch immer davon ausgegangen, dass Ham derjenige gewesen ist, der Noah etwas antat, und nicht Kanaan. Sowohl Bibelkommentatoren aus dem christlichen wie auch aus dem jüdischem Bereich sprechen also dem Ham unterschiedliche Vergehen zu. Angelpunkt scheint der hebräische Begriff „galah“ zu sein, was so viel bedeutet wie „entblößen“. Während es unbestritten ist, dass sich Noah selbst entblößte, ist die Frage, was Ham dann sah, durchaus unterschiedlich beantwortet worden. Es ist daher sehr wichtig zu beachten, dass in Vers 22 nicht mehr der Begriff galah benutzt wird, sondern „ervah“. „Ervah“ ist in der Bibel jedoch in fast allen Fällen ein verhüllender Ausdruck für „Geschlechtsverkehr“ oder „sexuellen Kontakt“. Wie schon oben gesagt, müssen wir beachten, dass Noah selbst wusste, wer ihm etwas angetan hatte. Es war sein „Jüngster“ und nicht Ham, wie wir schon festgestellt haben. Angesichts der Wortwahl „ervah“ und der Tatsache, dass Noah erkannte, wer ihm etwas antat, ist es weit plausibler anzunehmen, dass die Geschichte etwa so abgelaufen ist: Kanaan sah, dass Noah nackt und betrunken im Zelt lag, und nutzte die Gelegenheit, um mit ihm homosexuellen Verkehr zu haben. Ham sah das, erzählte es seinen Brüdern, die es noch nicht einmal wagten, die Schande, die ihrem Vater angetan wurde, mit eigenen Augen zu sehen. Nach seinem Rausch wurde sich Noah dessen bewusst, was ihm von Kanaan angetan worden war, und er verfluchte ihn. Wenn nun das in dieser Geschichte beschriebene Vergehen ein Einzelfall in der Bibel wäre, könnte man womöglich auch zu anderen Schlüssen kommen, da die Geschichte Noahs doch die ein oder andere Frage offen lässt. Doch gibt uns die Bibel noch in der gleichen Parascha durch das, was mit den Nachkommen Kanaans geschah, einen Schlüssel zum Verständnis. Dadurch erhalten wir einen Einblick in das Wesen Kanaans und seiner Nachkommen und finden so die oben genannten Schlussfolgerungen bestätigt. Denn diese Tat Kanaans und der Fluch Noahs waren, so glaube ich, der Grundstein für das Verhalten aller seiner Nachkommen. 20
1. Mose 10:15-20 Und Kanaan zeugte Sidon, seinen Erstgeborenen, und Het und den Jebusiter und den Amoriter und den Girgaschiter und den Hewiter und den Arkiter und den Siniter und den Arwaditer und den Zemariter und den Hamatiter. Später haben sich die Sippen der Kanaaniter zerstreut. Und das Gebiet der Kanaaniter erstreckte sich von Sidon nach Gerar hin, bis nach Gaza, nach Sodom und Gomorra und Adma und Zebojim hin, bis nach Lescha. Und das Gebiet der Kanaaniter erstreckte sich von Sidon nach Gerar hin, bis nach Gaza, nach Sodom und Gomorra und Adma und Zebojim hin, bis nach Lescha. Kanaans Nachkommen breiteten sich also bis nach Sodom und Gomorra aus. Doch wo war Kanaan selbst zum Zeitpunkt der Zerstörung der beiden Städte? Obwohl wir nichts über ihn lesen, ist es sehr gut möglich, dass er die Zerstörung Sodom und Gomorras selber miterlebte, vielleicht sogar darin umkam. Wir haben zwar vom Leben Kanaans keine Zeitangaben in der Bibel, wir finden aber sehr wohl im Geschlechtsregister des elften Kapitels Zeitangaben über Sem und seine Nachkommenschaft. Sem, der viel ältere Onkel von Kanaan, wurde so alt, dass er selbst zur Zeit der Geburt von Isaak und später Jakob noch lebte! (Siehe auch das folgende Kapitel.) Sodom und Gomorra wurden aber noch weit vor der Geburt Isaaks zerstört. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass der viel jüngere Kanaan zu dieser Zeit noch am Leben war. Und wie heißt es so schön in dem Sprichwort? Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. So wie Kanaan, war auch seine direkte Nachkommenschaft in die gleiche Sünde verstrickt. Denn einer der Gründe, warum Sodom und Gomorra von Gott zerstört wurden, war, dass die pervertierte Sexualität der Nachkommen Kanaans zum Himmel schrie. Während aus Sem die großen Männer des Glaubens und letztendlich der Messias hervorgingen, gingen aus Kanaan die sündhaften Nationen hervor, die Gott schließlich durch Israel bestrafen wollte.1 Da es Israel später nicht gelang, die Nachkommen Kanaans wie aufgetragen aus dem Land zu vertreiben, veranlassten die Kanaaniter dann ihrerseits die Israeliten, fremde Götter anzubeten. Und auch hier finden wir das bekannte Element wieder, denn fast immer waren sexuelle Perversionen Bestandteil solchen Götzendienstes.
1 In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass die Philister Nachkommen Hams sind (1. Mose 10:14). Die heutigen Palästinenser sind jedoch Araber und somit Semiten, Nachkommen Sems! Die Philister der Bibel haben somit nicht das Geringste mit den heutigen Palästinensern zu tun. Die Nachkommen Hams bauten Babel, in der Gegend des heutigen Bagdad, Ham zeugte die Ägypter, die Syrer und die Philister. Alles noch heute existierende Feinde Israels. Obwohl diese Volksgruppen alle Arabisch sprechen, sind sie „abstammungstechnisch“ gesehen keine Araber.
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Was hat das nun mit uns heute zu tun? Matthäus 24:27 Aber wie die Tage Noahs waren, so wird auch die Ankunft des Sohnes des Menschen sein. In den darauf folgenden Versen vergleicht Jesus den Beginn der Flut mit seiner Ankunft. Aber es ist vor allem interessant zu sehen, aus welchen Gründen die Gerichte Gottes in der ganzen Menschheitsgeschichte über die Menschen kamen. Aus den gleichen Gründen wie in den Tagen Noahs. Sicherlich wurde damals jede Art böser Taten verübt, aber einer der ausschlaggebenden Faktoren war auch hier die Verstrickung in sexuelle Perversionen. So wie im Falle der Menschheit vor der Flut die Vereinigung zwischen Engelwesen und den Menschen (1. Mose 6:4), so war nach der Flut das verbreitete homosexuelle Verhalten in Sodom und Gomorra einer der entscheidenden Auslöser für das Gericht. Dies zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Auch die von vielen hochgeachteten Kulturen der Griechen und Römer gaben sich intensiv homosexuellen Praktiken hin – und auch sie sind untergegangen. Würde es zu weit gehen, hier einen Zusammenhang zu sehen? Wo stehen wir heute? Homosexualität ist wieder gesellschaftsfähig geworden und wird offen praktiziert. Selbst Christen lassen sich von den Parolen entschlossen und offen auftretender Homosexueller niederschreien und schweigen vielfach dazu, dass Pastoren gleichgeschlechtliche Paare in ihren Kirchen segnen! Was mögen diesmal die Konsequenzen sein? 3. Mose 18:22 Und bei einem Mann sollst du nicht liegen, wie man bei einer Frau liegt: ein Greuel ist es. Römer 1:26-32 Deswegen hat Gott sie dahingegeben in schändliche Leidenschaften. Denn ihre Frauen haben den natürlichen Verkehr in den unnatürlichen verwandelt, und ebenso haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen, sind in ihrer Wollust zueinander entbrannt, indem sie Männer mit Männern Schande trieben, und empfingen den gebührenden Lohn ihrer Verirrung an sich selbst. Und wie sie es nicht für gut fanden, Gott in der Erkenntnis festzuhalten, hat Gott sie dahingegeben in einen verworfenen Sinn, zu tun, was sich nicht ziemt: erfüllt mit aller Ungerechtigkeit, Bosheit, Habsucht, Schlechtigkeit, voll von Neid, Mord, Streit, List, Tücke; Ohrenbläser, Verleumder, 22
Gotteshasser, Gewalttäter, Hochmütige, Prahler, Erfinder böser Dinge, den Eltern Ungehorsame, Unverständige, Treulose, ohne natürliche Liebe, Unbarmherzige. Obwohl sie Gottes Rechtsforderung erkennen, dass die, die so etwas tun, des Todes würdig sind, üben sie es nicht allein aus, sondern haben auch Wohlgefallen an denen, die es tun. Seit Noah hat sich nichts geändert! Es gibt eben nichts Neues unter der Sonne, wie es schon der Prediger schreibt. Es sind die gleichen Sünden, es sind die gleichen Feinde Gottes, die Gottes auserwähltem Volk gegenüberstehen, und das Verhalten der meisten Gläubigen heute ist wie das Verhalten von Sem und Jafet damals. Wir wenden dem Problem den Rücken zu, schauen es nicht an und legen eine Decke darüber. Doch der einzige Weg aus dieser Lethargie ist, die Sünde beim Namen zu nennen und Sündern damit die Umkehr zu ermöglichen. Und das heißt auch, wenn der Unbußfertige nach mehrmaliger Aufforderung nicht von seinem gottlosen Weg ablassen will, ihn aus der Gemeinschaft der Heiligen auszustoßen.
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Bo – Komm Torahlesung: 2. Mose 10:1 – 13:16 Haftaralesung: Jeremia 46:13-28 Das zentrale Thema in dieser Woche ist die Einsetzung des Passahfestes. An diesem Fest wurde ca. 1500 Jahre später (nach dem ersten Passah) Jesus von Nazareth als König der Juden an das Kreuz genagelt und wurde für Gläubige aus aller Welt DAS Passahlamm, welches für die Sünde der Welt geschlachtet wurde. Obwohl Jesus an Passah starb und auferstand, wurde durch ein Kirchenkonzil entschieden, dass die Kreuzigung und Auferstehung Jesu nicht mehr an einem Passah zu feiern sei, sondern an dem nach der heidnischen Göttin Ostera benannten Ostern, welches zwar etwa in die gleiche Zeit fällt, aber mit dem eigentlichen Fest nichts mehr zu tun hat. Selbst Luther übersetzte das Passahfest mit „das Ostern der Juden“ und trug damit wesentlich dazu bei, dass viele Christen keine Vorstellung des von Gott gegebenen biblischen Festes mehr haben. Indem man jedoch das Opfer Jesu am Kreuz von Passah trennt, entgeht vielen Christen die Aussagekraft, die in diesem Zusammenhang verborgen ist und die durch die in der Parascha Bo enthaltene Symbolik zu uns spricht: 2. Mose 12:13 Und wenn ich das Blut sehe, dann werde ich an euch vorübergehen: so wird keine Plage, die Verderben bringt, unter euch sein … Das übergreifende Thema von Passah ist „Erlösung“. Obwohl Passah heute ein rein jüdisches Fest ist, war es von Anfang an nicht so, da Passah potentiell für jeden gedacht war. Gott bot seine Erlösung jedem an, der seinen Anweisungen folge leistet: 2. Mose 12:23 Und der HERR wird durch das Land gehen, um die Ägypter zu schlagen. Sieht er dann das Blut an der Oberschwelle und an den beiden Türpfosten, wird der Herr an der Tür vorübergehen und wird dem Verderber nicht erlauben, in eure Häuser zu kommen, euch zu schlagen. Gott sah einzig und allein auf das Blut des Lammes, welches auf die Türpfosten gestrichen worden war, und nicht in das Haus, um zu sehen, wer sich darin befand. Er schaute auch nicht nach, ob es sich um eine „gute“ oder „schlechte“ Person handelte, einen Juden oder einen Ägypter, sündig oder nicht, er schaute auf das Blut allein. Die „Erlösung“ im Sinne von Passah ging zusammen mit der Säuberung des Hauses von jedweder Art von Hefe, (gesäuertem) Hefeteig, Bier, 68
Kuchen, Plätzchen … alles wurde aus dem Haus entfernt. Wir wissen, dass der Sauerteig an verschiedenen Stellen des Neuen Testamentes eine Umschreibung für die Sünde ist. Das heißt, in dieser Symbolik ist ausgedrückt, dass die Erlösten NACH der Erlösung ein sündfreies Leben lebten, da sie die Sünde aus ihrem Hause entfernt hatten. Diese Veränderung war verbunden mit einem vollkommen neuen Lebensrhythmus. An dem Tag, an dem Mose das letzte Mal den Pharao verließ, sagte Gott: 2. Mose 12:1 Dieser Monat soll für euch der Anfangsmonat sein, er sei euch der erste von den Monaten des Jahres! Mit seiner Errettung gab Gott einen neuen Kalender, der von nun an das Leben der Erretteten bestimmen sollte. 2. Mose 12:17b Darum sollt ihr diesen Tag halten als ewige Ordnung für all eure Generationen. Und in diesem neuen Lebensabschnitt sollten verschiedene Tage besonders beachtenswert sein: 1. Nissan (so heißt der Monat heute) Der erste Tag des neuen Monats, der Beginn des Auszuges aus Ägypten. Der Tag, an dem Mose und Aaron das letzte Mal vom Pharao „rausgeschmissen“ wurden. Durch den Beginn des Monats wird das „Thema des Monats“ eingeläutet: Erlösung. Erlösung aus Sklaverei, Unfreiheit, Gebundenheit und Sünde. Obwohl die Erlösten des Herrn von heute nicht persönlich beim historischen Auszug aus Ägypten dabei waren, sollen sie so sprechen, als ob sie dabei gewesen wären. 2. Mose 13:8 Und du sollst deinem Sohn an jenem Tag so erklären: Es geschieht um deswillen, was der HERR für mich getan hat, als ich aus Ägypten zog. Die Erlösten des Herrn waren an diesem Tag nicht nur die Kinder Israels, sondern das ganze Haus Israel, welches neben den Hausgeborenen auch viel Mischvolk hatte, welches mit den Kindern Israels aus Ägypten auszog (2. Mose 12:38). Daher kann heute jeder Gläubige, der durch das Blut des Lammes Jesus erlöst worden ist, den obigen Vers auf sich persönlich anwenden und seinen Kindern erzählen.
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10. Nissan An diesem Tag sollte ein Lamm (oder eine Ziege) ohne Fehler in die Familie gebracht werden. Das Lamm sollte vier Tage lang Teil des Haushaltes sein. Können Sie sich vorstellen, wie es ist, ein kleines, süßes Lämmchen in der Familie zu haben? Es frisst einem aus der Hand und die Kinder des Hauses freunden sich mit ihm an, man spielt mit ihm. Es wird Teil der Familie. Der jüdische Historiker Josephus erzählt uns in einem seiner Werke (Kriege IV.IX.3), dass zum Passah einmal an einem Tag 265 000 Lämmer nach Jerusalem gebracht wurden, um vier Tage später im Tempel geschlachtet zu werden. Wir können uns also vorstellen, dass Jesus, vier Tage vor seiner Kreuzigung auf einem Esel reitend, zusammen mit Zehntausenden von Lämmern nach Jerusalem einzog. Er war gleich den anderen Lämmern inmitten der Familien, die erlöst werden sollten. Dieser Tag ist uns Christen als Palmsonntag bekannt. In diesem Zusammenhang ist sicher interessant zu wissen, dass die Lämmer, die damals extra für die Tempelopferung gezüchtet wurden, alle aus Bethlehem kamen, genau wie Jesus.3 14. Nissan An diesem Tag sind zwei Ereignisse wichtig: ● ●
die Schlachtung des Lammes der Beginn des Festes der ungesäuerten Brote
Die Anleitung für das Schlachten des Lammes hat zwei verschiedene Aspekte. Erstens den zeitlichen, wann das Lamm geschlachtet werden sollte, und zweitens den praktischen, was mit dem Lamm gemacht werden sollte. Das Lamm sollte zwischen den zwei Abenden geschlachtet werden (12:6). Laut der Überlieferung aus der Zeit des zweiten Tempels (und auch nach einer der Fußnoten der Elberfelder Bibel) fand die Schlachtung am Nachmittag statt, etwa gegen 15 Uhr. Der Evangeliumsschreiber Lukas berichtet uns in Lukas 23:44-46, dass Jesus gegen die neunte Stunde des Tages am Vortag des Passah am Kreuz starb. Dies ist exakt die gleiche Zeit, zu der gleichzeitig Hunderte Passahlämmer durch levitische Priester im Tempel und viele tausend weitere in den Haushalten geschlachtet wurden. 3 Aus einer Passage in der Mischna (Traktat Schekalim 7.4) kann man schließen, dass die Lämmer in Bethlehem nicht nur für den Tempel bestimmt waren, sondern dass es sogar per rabbinischem Verbot untersagt war, Lämmer anderer Herkunft im Tempel zu verwenden. Alfred Edersheim geht in seinem Werk „The Life and Times of Jesus the Messiah“ im 2. Buch, Kapitel 6 unter dem Stichpunkt Migdal Eder genauer darauf ein.
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Das Blut des Lammes sollte dann mit Ysop-Büscheln an die Türpfosten und die oberen Türbalken des Hauses gestrichen werden. Das Fleisch sollte zusammen mit dem ersten ungesäuerten Brot und bitteren Kräutern gegrillt gegessen werden. … dass der Herr Jesus in der Nacht, in der er überliefert wurde, Brot (Mazoth, ungesäuertes Brot) nahm, und als er gedankt hatte, es brach und sprach: Dies ist mein Leib (ohne Sünde / ohne Sauerteig), der für euch ist; dies tut zu meinem Gedächtnis! Ebenso auch den Kelch nach dem Mahl (in der heutigen jüdischen Passahfeier ist der Kelch nach dem Mahl der dritte Kelch, der „Kelch der Erlösung“ genannt wird) und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut (der alte Bund im Blut des Lammes, der neue Bund im Blut des Herrn Jesus), dies tut, sooft ihr trinkt zu meinem Gedächtnis! (1. Kor. 11:23-26). Durch die Einsetzung des Abendmahles zeigte Jesus die wahre Bedeutung von Passah. ER ist das Lamm, es ist SEIN Blut, das Erlösung schenkt. ER ist das Brot, das allein sättigt! Nur die bitteren Kräuter müssen dank Jesus nicht mehr gegessen werden! In jüdischer Tradition sollen bei einer Seder (Name des ersten Passahabends und des feierlichen Mahls) so viel bittere Kräuter gegessen werden, dass einem die Augen tränen. Dies soll an die bittere Zeit der Sklaverei erinnern. Das Passah ist ein Bild auf die zukünftigen Dinge. Jesus ist die Erfüllung. 2. Korinther 5:17 Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung, das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. Jesus, der alles neu gemacht hat, hat uns von der Sklaverei der Sünde (aus unserem „Ägypten“) befreit. Wenn wir nun die Hand an den Pflug gelegt haben, sollen wir nicht mehr zurückschauen, daher brauchen wir auch keine bitteren Kräuter beim Abendmahl zu essen. Mit der Erlösung durch das Blut des Lammes beginnen die Erlösten ungesäuertes Brot zu essen. Dieses Brot ist nicht nur ein Symbol für den Leib Jesu, sondern auch ein Symbol für das neue Leben ohne Sünde als Erlöste. Das ungesäuerte Brot ist ein Zeichen für zukünftige Generationen. 2. Mose 13:7-9 Während der sieben Tage soll man ungesäuertes Brot essen, und kein gesäuertes soll bei dir gesehen werden, noch soll Sauerteig in all deinen Grenzen gesehen werden. Und du sollst dies deinem Sohn an jenem Tag so erklären: Es geschieht um deswillen, was der HERR für 71
mich getan hat, als ich aus Ägypten zog. Und es sei dir ein Zeichen (das Brot) auf deiner Hand (wenn man es zum Mund führt und in der Hand hält) und ein Gedenkzeichen zwischen deinen Augen (wenn man es zum Mund führt und ansieht), damit das Gesetz des HERRN in deinem Mund sei (siehe auch Sprüche: wovon das Herz voll ist, fließt der Mund über). Wenn wir uns als Erlöste nicht daran erinnern, was Gott für uns getan hat, und wenn wir uns nicht daran erinnern, was Jesus für uns getan hat, und wir nicht ein Leben führen, das von „ungesäuertem Brot“ geprägt ist, dann wird eines Tages ein anderer kommen, der den Platz an der Hand und den Platz zwischen unseren Augen beansprucht: Offenbarung 13:16 ff. Und es bringt alle dahin, die Kleinen und die Großen, und die Reichen und die Armen, und die Freien und die Sklaven, dass man ihnen ein Malzeichen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn gibt … Das Fest der ungesäuerten Brote soll uns bildlich daran erinnern, dass wir als Erlöste ein Leben ohne Sünde führen sollen und das Gesetz des Herrn in unserem Mund und ihn unserem Herzen tragen sollen. 21. Nissan Seit einigen Jahren halte ich nun schon das Fest der ungesäuerten Brote. In den ersten zwei oder drei Tagen schmecken die Matzekräcker, die man isst, noch richtig lecker, dann aber kommt der Appetit auf einen Hefezopf, ein Butterbrot, eine Pizza. Dann, am siebten Tag, halten wir einen Schabbat. Wir denken noch einmal über die letzte Woche nach: unsere Erlösung durch das Blut des Lammes, den Sederabend, das Leben ohne Hefe, was Gott für uns getan hat und den Sieg des Geistes über das Fleisch. Vollkommene Erlösung durch Jesus. Passah hat inhaltlich so viel mehr zu bieten als Ostern, denn Jesus ist unser Passahlamm. Und das Schöne an Passah ist, dass es wirklich auch für uns gedacht ist. Passah ist eben nicht nur für den Juden, sondern auch für den Griechen, wie Paulus sagen würde. 2. Mose 12:43 Und der Herr sprach zu Mose und Aaron: Dies ist die Ordnung des Passah: Kein Fremder soll davon essen! Epheser 2:19 So seid ihr nun nicht mehr Fremde und Nichtbürger, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. 72
Das bedeutet aber gleichzeitig auch, dass bei einer Abendmahlsfeier kein Ungläubiger teilnehmen sollte. 2. Mose 12:44 Jeder um Geld gekaufte Sklave eines Mannes aber – wenn du ihn beschneidest, dann darf er davon essen. 1. Korinther 6:20 Denn ihr seid um einen Preis gekauft worden. Römer 2:29 … Beschneidung ist die des Herzens, im Geist … 2. Mose 12:49 Ein Gesetz soll gelten für den Einheimischen und für den Fremdling, der sich mitten unter euch aufhält. Wenn nun Gott durch den Namen dieser Lesung sagt „Komm“ und uns eine solche Erlösung und Befreiung durch das Blut des Lammes anbietet, dann … Hebräer 4:16 Lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zur rechten Hilfe!
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Terumah – Hebe/Abgabe Torahlesung: 2. Mose 25:1 – 27:19 Haftaralesung: 1. Könige 5:12 – 6:13 Mit diesem Wochenabschnitt beginnt einer der unerschöpflichsten Abschnitte der Heiligen Schrift. Wenn wir die Hilfe des Heiligen Geistes in Anspruch nehmen, werden wir hier wertvolle Schätze finden. Wir müssen aber zunächst alle unsere eigenen bereits fertigen Vorstellungen beiseite lassen, müssen nüchtern, einfältig und geistlich gesinnt sein, um die Anordnung und die Einrichtungen des Hauses des Herrn richtig verstehen zu können. Denn es sind „Die Abbilder der himmlischen Dinge“ (Hebr. 9:23). Diese lassen sich nicht durch den natürlichen Verstand erklären, und sei er noch so scharfsinnig. Unsere Parascha beginnt mit der Beschreibung der Bundeslade innerhalb des Vorhangs und schließt mit der Beschreibung des ehernen Altars und des Hofes, in dem sich dieser Altar befand; in anderen Worten, wir sehen zunächst den Richterstuhl des Herrn der ganzen Erde und werden dann zu der Stätte geführt, wo der Herr in der Kraft und dem Wert der vollbrachten Erlösung dem Sünder begegnet. Die Bundeslade und der eherne Altar bilden sozusagen die beiden äußeren Endpunkte. Die Bundeslade stellt den Thron Gottes dar, der auf „Gerechtigkeit und Gericht“ (Ps. 89:15) gegründet ist. Der Altar war die Stätte, wo der Sünder Gott nahen konnte und wo Seine „Gnade und Wahrheit“ ihm begegneten. Durch diese Anordnung sehen wir, dass der Herr seinem Knecht Mose vor allem anderen seine Gnade offenbarte, indem er sich inmitten seines Volkes eine heilige Wohnstätte bereitete. Dieses Heiligtum (Stiftshütte) sollte nur aus solchen Materialien gebaut werden, die in ihrer Bedeutung unmittelbar auf den Christus, auf seine Person, sein Werk und die durch ihn gegebene Erlösung hinweisen. Die Baustoffe waren freiwillige Opfer aus dem Volk und als solche eine Frucht der Gnade Gottes. Der Herr, dessen Majestät die Himmel und der Himmel Himmel nicht fassen können (1. Kön. 8:27), fand Wohlgefallen daran, in einem von Menschen gebauten Zelt zu wohnen – von Menschen, die den tiefen Wunsch hatten, dass ihr Gott in ihrer Mitte wohnte. Dieses Zelt kann von zwei Gesichtspunkten aus betrachtet werden, nämlich einerseits als ein Muster der Dinge in den Himmeln, des wahrhaftigen Heiligtums, und andererseits als ein bedeutungsvolles Bild vom Leib des Christus auf der Erde. Die „Lade des Zeugnisses“ nimmt in den Mitteilungen Gottes an Mose nicht nur die erste Stelle ein, sondern sie hatte zugleich einen bedeutenden, ja den zentralen Platz in der Stiftshütte. Eingeschlossen innerhalb des Vorhangs, im Zentrum des Allerheiligsten, bildete sie die 90
Grundlage des Thrones des Herrn. Schon ihr Name deutet auf ihre Wichtigkeit hin. Eine Lade ist dazu bestimmt, das, was man hineinlegt, unversehrt zu erhalten. Eine Lade (genannt Arche) war es, die Noah und seine Familie mit allen Tierarten der Schöpfung vor den Fluten des Gerichts in Sicherheit brachte. Eine solche Lade war auch das „Kästlein von Schilfrohr“, das als das Gefäß des Glaubens den Knaben Mose über den Wassern des Todes am Leben erhielt. Wenn daher von der „Lade des Bundes“ die Rede ist, denken wir daran, dass diese Lade von Gott dazu bestimmt war, Seinen Bund inmitten eines irrenden Volkes unversehrt zu bewahren. In dieser Lade wurde das zweite Paar der Gesetzestafeln zur Aufbewahrung niedergelegt. Das erste Paar wurde am Fuß des Berges zerschmettert (2. Mose 32:18) – zum Zeichen dafür, dass der Bund des Menschen völlig gebrochen war und dass menschliche Werke niemals die Grundlage des Thrones der Regierung des Herrn bilden konnten. Auch der blühende Stab Aarons wurde in der Lade aufbewahrt; ein Hinweis auf das Kreuz, durch das ewiges Leben aus dem Tod entsteht. 2. Mose 25:17-25 (Auszug) Und mache einen Deckel von reinem Golde … mache zwei Cherubim von Gold … und lege die Deckplatte (Sühnedeckel) oben auf die Lade. Die Kaporet ist die Deckplatte der Bundeslade, oder vom Hebräischen wörtlich übersetzt „Sühnedeckel“. An diesem Ort des Allerheiligsten zeigte sich die Herrlichkeit des Gottes Israels in ihrem vollem Glanz. Von hier aus erließ Er Seine Befehle an Mose und durch Mose. Diese Befehle wurden erträglich, ja sogar angenehm gemacht, da die Gnade Gottes ihre Quelle war und auch den Weg bereitete, auf dem sie zu den Menschen gelangten. „Seine Gebote sind nicht schwer“ (1. Joh. 5:3) – wenn uns bewusst wird, dass allein die Fähigkeit, sie zu hören, schon Gnade ist, und dass allein die Gnade Gottes uns Kraft geben kann, zu gehorchen und sie zu befolgen. Wir sehen in der Lade und ihrem Sühnedeckel ein deutliches Bild der Person Christi und seines Werkes. Nachdem er in seinem Leben das Gesetz verherrlicht hatte, wurde Er durch seinen Tod zu einer Sühnung für jeden Glaubenden (Röm. 3:25). Gottes Gnade konnte nur auf einer Grundlage vollkommener Gerechtigkeit verwirklicht werden. Der einzige Platz, wo Gott und der Mensch zusammentreffen können, ist dort, wo Gnade und Gerechtigkeit sich begegnen. Nur eine vollkommene Gerechtigkeit kann Gott genügen, und nur eine vollkommene Gnade dem Menschen. Doch wo nur konnten diese beiden Dinge zusammentreffen? Am Kreuz! Dort sind „Gnade und Wahrheit“ sich begegnet, dort haben „Gerechtigkeit und Friede sich geküsst“ (Ps. 85:11), und dort findet jetzt der glaubende Sünder Frieden für seine Seele. 91
Wenn Sie an den Herrn Jesus als Ihren Erretter glauben, dann sind Sie dadurch zugleich mit allen diesen herrlichen Wahrheiten verbunden. Ihr Platz ist nicht nur inmitten der „Abbilder der himmlischen Dinge“, sondern inmitten der „himmlischen Dinge selbst“. Sie haben „Freimütigkeit … zum Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu“ (Hebr. 10:19). Sie sind ein Priester für Gott. Daher, hüten Sie sich vor allen Leidenschaften, vor allen unheiligen Gefühlen und Gedanken! Halten Sie Ihre Natur unter Ihren Füßen, halten Sie die Welt draußen, halten Sie Satan fern! Möge der Heilige Geist Ihre ganze Seele mit Christus erfüllen! Sie werden Frucht tragen, der Vater wird verherrlicht werden, und Ihre Freude wird völlig sein (Joh. 15:11). So klar wie diese Wahrheit in der Heiligen Schrift ans Licht gestellt ist, ebenso klar ist es auch, dass die Grundlage für das Erlösungswerk die Tatsache ist, dass der Sohn Gottes als sündloser Mensch auf die Erde kam. Die Teppiche von gezwirntem Byssus stellten die Reinheit dieses Menschen Christus Jesus bildlich dar. Er konnte einen Aussätzigen oder die Bahre eines Toten anrühren, ohne selbst verunreinigt oder mit dem Geruch des Todes behaftet zu werden. Er lebte in einer Welt tiefsten Verderbens und blieb doch ohne Sünde – ebenso wie ein Sonnenstrahl, der aus der Quelle des Lichts hervorkommt und durch das schmutzigste Fenster dringen kann, ohne selbst verunreinigt zu werden. Blau ist die Farbe des Himmels. Der „blaue Purpur“ deutet daher an, dass Christus, obwohl Er wirklich Mensch war und, das Sündigen ausgenommen, alle Bedingungen des menschlichen Lebens kannte, dennoch stets der Herr vom Himmel (1. Kor. 15:47) blieb. Der rote Purpur ist das Zeichen der Königswürde und zeigt uns Jesus als König „Du sagst es, dass ich ein König bin“ (Joh. 18:37). Die Überschrift auf dem Kreuz in hebräischen, griechischen und römischen Buchstaben, d. h. in der Sprache der Religion, der Wissenschaft und der Regierung, verkündigte der ganzen Welt, dass „Jesus, der Nazaräer, der König der Juden“ sei. Karmesin oder Scharlach, die Farbe des Blutes, weist auf Christus hin, der „für uns im Fleische gelitten hat“ (1. Petr. 4:1). Ohne diesen Tod wäre alles nutzlos gewesen. Wir mögen den „blauen und roten Purpur“ mit Bewunderung betrachten, aber ohne den „Scharlach“ hätte in der Stiftshütte der für uns persönlich wichtigste Aspekt gefehlt. Es ist außerordentlich wichtig, über die bildliche Bedeutung des ehernen Altars und über die Lehre, die der Heilige Geist uns in ihm gibt, ein klares Verständnis zu haben. Der Mangel an Klarheit in dieser Sache ist einer der Gründe dafür, dass viele Kinder Gottes ihres Lebens nicht wirklich froh werden. Die Frage ihrer Schuld ist für sie niemals völlig in Ordnung gebracht worden. Sie haben noch nie durch den Glauben wirklich erkannt, dass Gott selbst diese Frage am Kreuz für immer geordnet hat. 92
Sie suchen Frieden für ihr beunruhigtes Gewissen in den Beweisen ihrer Wiedergeburt, in den Früchten des Geistes, in ihren Neigungen, Gefühlen und Erfahrungen – kurz, in Dingen, die an und für sich sehr schätzenswert sind, die aber nie die Grundlage des Friedens bilden können. Nur die Erkenntnis dessen, was Gott an dem ehernen Altar getan hat, kann der Seele vollkommenen Frieden geben. Die Asche auf dem Altar verkündigt mir die glückselige Botschaft, dass alles vollbracht ist. Die Sünden des Gläubigen sind alle durch Gott selbst in seiner erlösenden Liebe ausgelöscht worden. 2. Kor. 5:21 Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm. Jede Sünde muss gerichtet werden, aber die Sünden des Gläubigen sind bereits auf dem Kreuz gerichtet worden. Deshalb steht er vollkommen gerechtfertigt da. Die Annahme, dass noch irgendetwas gegen den schwächsten Gläubigen sein könnte, wäre eine Verleugnung des ganzen Werkes am Kreuz. Der Tod des fleckenlosen Lammes hat alle Sünden und Vergehungen des Gläubigen für immer hinweggetan. Halleluja!
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Tezaveh – Du sollst gebieten Torahlesung: 2. Mose: 27:20 – 30:11 Haftaralesung: Hesekiel 43:10-27 Während wir in der vorherigen Parascha vom Richterstuhl des Schöpfers der Erde zum ehernen Altar geführt wurden, der im Vorhof stand, werden wir in dieser Lesung vom Öl des Leuchters über den Hohenpriester zum Räucheraltar geleitet. War es in der vorherigen Parascha der Weg vom Richterstuhl zur Gnade, ist es in dieser Lesung die „Erleuchtung“ durch das Öl zum Lobpreis. Das Öl für den Leuchter (27:20-21) Es gab, und gibt noch heute, drei verschiedene Stufen der Ölherstellung aus Oliven. In der ersten Stufe werden die Oliven leicht angedrückt, bis das erste Öl heraustropft. Nur dieses reine Öl aus erster Pressung wurde für rituelle Zwecke benutzt. In der zweiten Druckstufe fließt das Öl heraus, das z. B. als Speiseöl benutzt wird. Das Öl der dritten Produktionsphase ist schon mit Wasser aus der Olive vermischt und kann nur noch für kosmetische Zwecke verwendet werden. Das reine Öl des Leuchters war die einzige Lichtquelle im Heiligtum, in dem es ja keine Fenster gab. Die Priester, die vor dem Herrn erschienen, konnten also ohne das brennende Öl nichts sehen. Das Licht, das durch das Öl erzeugt wurde, war auch Quelle der Information, denn ohne dieses Licht wären die Lose Urim und Tummim nicht zu erkennen gewesen (2. Mose 28:30). Das Öl symbolisiert aber vor allem den Heiligen Geist. Ohne das Öl des Heiligen Geistes können wir nichts sehen, wissen wir nicht, wohin wir laufen, und bekommen keine göttliche Antwort. Es ist doch interessant, dass Jesus in der Nacht, in der er verraten wurde, im Garten Gethsemane war, was übersetzt „Garten der Ölpresse“ heißt. Er, der den Heiligen Geist ohne Maß hatte, schwitzte in den ersten Stunden des „Drucks“ zunächst Blut. Dann wurde er an das Kreuz genagelt und verblutete. Nachdem er sagte: „In deine Hände lege ich meinen Geist“ und verstarb, kam ein Soldat und stieß ihm mit einem Speer in die Seite, und Blut und Wasser flossen aus ihm. Erinnert dies nicht an die oben genannten Phasen des Pressens der Ölfrüchte? Er, der selbst das Licht der Welt ist (Joh. 8:12), sagt zu uns: „Ihr seid das Licht der Welt“ (Matth. 4:14). Aber das Öl, durch das wir leuchten, muss täglich aufgefüllt werden, damit wir „vor dem Herrn leuchten“, denn dies ist eine „ewige Ordnung, für alle Generationen“. 94
Der Hohepriester (28:1 – 29:37) Gott erwählte die Nachkommen Levis als seine Priester, die ihm allein dienen sollten. Aus diesem Priestergeschlecht, den Kohen (hebr. für Priester), wurden Aaron und seine Söhne nach ihm als die Kohen HaGadol (Hohepriester) erwählt. Einen neutestamentlichen Kommentar zur Funktion des Hohenpriesters gibt uns in eindrücklicher Weise der Hebräerbrief im siebten Kapitel. Aber wir wollen uns zunächst noch einige bemerkenswerte Stellen aus unserer Parascha anschauen. ●
Die Salbung
29:7 … nimm das Salböl, gieße es auf sein Haupt und salbe ihn. Das Öl ist auch hier ein Symbol für den Heiligen Geist. Sowohl Priester und Könige als auch Propheten mussten gesalbt werden. Durch die Salbung wurden sie zu einem „Messias“, zu einem Gesalbten. Während Männer wie Aaron, König David, Saul usw. nur für eine dieser Funktionen gesalbt wurden, ist Jesus DER Messias, der alle Funktionen in einem erfüllt. Er ist gleichzeitig der Hohepriester, der König der Könige und der von Mose verheißene Prophet. Als „Christen“ sind wir ebenfalls „Gesalbte“, zumindest heißt das griechische „Christos“ nichts anderes als das hebräische „Messias“ oder zu Deutsch „Gesalbter“. Als Gesalbte will uns Gott zu einem Priestergeschlecht machen (Offenbarung 1:6). Und genauso wie die Priester, und hier insbesondere Aaron und seine Söhne, Aufgaben hatten, müssen wir heute unsere Aufgaben als Priester vor Gott erfüllen. Für unsere Aufgaben bekommen wir eine geistige „Ausrüstung“, die uns befähigt, unseren Dienst als Priester auszuführen. ●
Kleidung
Wenn die Priester in die Gegenwart Gottes gingen, mussten sie sich andere Kleider anziehen, die aus einem einzigen Garn gewirkt waren. Diese Kleider wurden nur während des Dienstes angezogen und durften während des „Privatlebens“ nicht getragen werden. Kolosser 3:9 Belügt einander nicht, da ihr den alten Menschen mit seinen Handlungen ausgezogen und den neuen angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Bild dessen, der ihn erschaffen hat. 95
Während die Priester damals die Gegenwart Gottes, die im Tempel wohnte, immer wieder verlassen mussten, wohnt Gott durch den Heiligen Geist in uns und macht uns damit beständig zum Tempel seiner Herrlichkeit. Während die Priester damals also ihre Kleider auszogen, müssen wir, da wir immer „im Dienst“ stehen, unsere Kleider ein für alle Mal anbehalten! Diese Kleidung ist der neue Mensch, der durch den weißen Priesterschurz symbolisiert wird. Über diesem Priesterschurz liegt ein purpurfarbenes Ephod (28:12), welches das Blut Jesu symbolisiert. Praktisch gesehen heißt das also, dass wir ein heiliges (weißes) Leben führen sollen, das innerhalb der von Gott gegebenen Ordnungen verläuft. Alle Dinge, die Aaron für die Ausübung seines Dienstes benötigte, die Brustplatte (28:15), die Schultersteine (28:12), die Granatäpfel und Glöckchen (28:33), waren nicht etwa an der weißen Kleidung befestigt, sondern wurden auf Purpur gelegt oder von Purpur gehalten. Auf unser Leben angewendet, heißt das, dass unser Dienst niemals an unserer eigenen Gerechtigkeit (der weißen Kleidung) hängt, sondern immer mit dem Blut Jesu verknüpft ist und darin seine Grundlage hat. ●
Das Blut und das Salböl
Von den Opfertieren, die bei der Weihung Aarons und seiner Söhne geschlachtet wurden, wurde Blut genommen und an die rechten Ohrläppchen, die rechten Daumen und Zehen getupft (29:20), dann wurde das Blut vermischt mit dem Salböl auf die Priester gesprengt (29:21). Während das Ohr benötigt wird, um Gott zu hören, werden der Daumen und die Zehen dazu benötigt, das Gehörte auszuführen! Der Daumen ist der einzige Finger, der alle anderen Finger der Hand ohne Probleme berühren kann, worin ich ein Bild auf das Amt des Apostels im fünffachen Dienst sehe (1. Kor. 12:28). Der große Zeh ist der wichtigste Zeh, um das Gleichgewicht beim Gehen und Stehen zu halten. Erst wenn diese wichtigsten Teile dem Dienst Gottes unterstellt wurden, ist auch der ganze Körper dem Herrn geweiht. Für uns heißt das heute: ● ● ●
wir schenken unser Gehör dem Herrn wir halten unsere Hände zum Dienen bereit wir lassen unsere Füße den Weg des Herrn laufen
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Der Räucheraltar
Am Ende unserer Lesung finden wir die Beschreibung des Räucheraltars. Der Räucheraltar steht direkt vor dem Vorhang, der das Heilige von dem Allerheiligsten trennt. Er ist der Gegenstand, der am nächsten an der Ge96
genwart Gottes steht. Auf ihm wird das Räucherwerk dargebracht, was in Kapitel 30:34 ff. beschrieben wird. Der Räucheraltar und das Räucherwerk versinnbildlichen das Aufsteigen des Lobpreises und der Gebete der Heiligen. Offenbarung 8:3-4 Und ein anderer Engel kam und stellte sich an den Altar, und er hatte ein goldenes Räucherfass; und es wurde ihm viel Räucherwerk gegeben, damit er es für die Gebete aller Heiligen auf den goldenen Altar gebe, der vor dem Thron ist. Und der Rauch des Räucherwerkes stieg mit den Gebeten der Heiligen auf aus der Hand des Engels vor Gott. Das Räucherwerk sollte „Morgen für Morgen“ (30:7) und zwischen den „zwei Abenden“ (Vers 8) auf dem Altar aufsteigen, während die Lampen auf der Menorah mit Öl aufgefüllt und zugerichtet werden. Gebet und Lobpreis sind eng mit dem Heiligen Geist verbunden! Ohne Heiligen Geist sind wir nicht in der Lage, vollmächtig zu beten und den Herrn zu preisen. Auf der anderen Seite wird uns der Lobpreis Gottes, den wir Ihm entgegenbringen, wieder mit dem Heiligen Geist füllen. Wie in der Stiftshütte steht der Räucheraltar auch im Himmel direkt vor dem Thron Gottes. Der einzige Unterschied ist: der Vorhang ist nicht mehr da! Es ist Gottes Wunsch, dass wir ihm an diesem Altar tagtäglich, morgens und abends, von Angesicht zu Angesicht begegnen. 30:10 Hochheilig ist er dem Herrn! Aber Gott hat einen Weg festgelegt, wie wir zu diesem Altar gelangen. Durch die Tür des Vorhofes, vorbei an dem Waschbecken und dem Altar, hinein in das Heiligtum, vorbei an dem Leuchter mit dem Öl und den Schaubroten, hin zum Räucheraltar, der vor dem Gnadenthron mit den schirmenden Cherubim, welche die Lade bedecken, steht. All das sind Schatten der zukünftigen Dinge, die wir nun klar erkennen können. Durch die Tür Jesus treten wir durch seinen Opfertod und die Taufe in das Reich Gottes ein. Dort brauchen wir das Öl seines Heiligen Geistes und den Blick auf den Leib Jesu, den er für uns gegeben hat, um als Priester Gottes Ihm im Gebet und Lobpreis die Ehre zu geben. Hebräer 10:19-22 Da wir nun, Brüder, durch das Blut Jesu Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum, den er uns eröffnet hat als einen neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang – das ist durch sein Fleisch – und einen großen Priester über das Haus Gottes, so lasst uns nun hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen in voller Gewissheit des Glaubens, die Herzen besprengt und damit gereinigt vom bösen Gewissen und den Leib gewaschen mit reinem Wasser. 97
VaYikra – Und er rief Torahlesung: 3. Mose 1:1 – 5:19 Haftaralesung: Jesaja 43:21 – 44:23 Mit dem dritten Buch Mose haben wir durch den hebräischen Titel „VaYikra“ eine gute Umschreibung des gesamten Buches. „Und der Herr rief“ … so beginnt dieses Buch, und was folgt, sind genaueste Anweisungen, wie jeder Einzelne in Beziehung zu Gott und seinem Mitmenschen leben soll. Das Buch VaYikra ist das Herzstück der Torah, in dem sämtliche Rechtsordnungen für das Volk Gottes festgelegt werden. Aber obwohl uns das „Gesetz“ unter dem Ausdruck „das Gesetz Mose“ bekannt ist, stellen wir mit den ersten Worten des Buches fest, dass dies nicht ganz richtig ist. Es ist Gott der Allmächtige, der JHVH, der durch Mose dem Volk seine Vorstellung von Recht und Gesetz mitteilt. Mose ist nur der Überbringer, der Urheber ist Gott alleine. Daher erinnert uns Paulus auch zu Recht: Römer 7:12 So ist also das Gesetz heilig und das Gebot heilig und gerecht und gut. Im gleichen Kapitel des Römerbriefes lehrt uns Paulus ebenfalls: Römer 7:14 Denn wir wissen, dass das Gesetz geistlich ist, ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft. Gott, der Geist ist und der in Geist und Wahrheit angebetet werden möchte, gibt uns die Torah nicht nur, um ihr zu folgen, sondern da das Gesetz geistlich ist, auch um uns eine geistliche Lehre zu vermitteln. Daher fängt das Buch VaYikra nicht mit Gesetzen zu zwischenmenschlichen Beziehungen oder über Reinheit und Unreinheit an, sondern der Anfang des Buches behandelt Opfer für Gott in den verschiedensten Formen. Dabei spannt sich ein Bogen, vom begehrenswertesten Opfer, dem freiwilligen Opfer bis hin zum schwerwiegendsten Opfer, dem Sündopfer. Folgende geistige Lektionen können wir unter anderem aus diesen Opfern lernen: – – – –
Gott sucht unsere Hingabe Die Beziehung mit Gott kostet uns etwas Gottes Gnade errettet uns und nicht unsere Werke Nur das Blut befreit von Schuld 115
Gott sucht unsere Hingabe 3. Mose 1:2 Rede zu den Söhnen Israel und sage zu ihnen: Wenn ein Mensch von euch dem HERRN eine Opfergabe darbringen will, … Das Erste, was Gott von Mose fordert, nachdem er ihn ruft, bezieht sich auf diejenigen, die Gott freiwillig etwas geben möchten. Es geht hier nicht um Sünder, Unreine, Kranke, Männer oder Frauen, sondern um jeden, der etwas darbringen möchte. Es geht um diejenigen, die ihr Herz dem Herrn zugewendet haben und ihm aus Liebe zu ihm etwas schenken möchten. Dabei stellen wir zwei Dinge fest: a) Das Liebesopfer ist ebenfalls Sühnungsopfer b) Alles hat in einer gewissen Ordnung zu geschehen a) Obwohl es sich bei der ersten Beschreibung um ein freiwilliges Opfer handelt, bringt der Geber dem Herrn das Opfer genauso dar wie ein Sündopfer für unwissend begangene Sünden (Kapitel 4:1-4). Er legt seine Hand auf den Kopf des Opfertieres, um sich mit dem Opfertier zu identifizieren. Durch das Auflegen der Hände geht quasi die Sünde auf das Tier über, welches dann zusammen mit der Sünde stirbt. Dies bedeutet auch, dass ein Teil von uns stirbt. Die Sünde in uns, unsere alte Natur, soll getötet werden. Die Sühnung für den Geber ist damit eine Art „Beiprodukt“, ein kostenloses Geschenk des Herrn, welches er denen gewährt, die mit der richtigen Herzenseinstellung zu ihm kommen. Ein ähnliches Konzept finden wir auch im Neuen Testament: Jakobus 5:20 … so wisst, dass der, welcher einen Sünder von der Verirrung seines Weges zurückführt, dessen Seele vom Tode erretten und eine Menge von Sünden bedecken wird. In der Jakobus-Stelle geht es um die Sünder, die schon an Jesus glauben, also nicht um Neubekehrte. Wenn wir also einen Bruder oder eine Schwester sündigen sehen und dieser Bruder oder diese Schwester kehrt aufgrund unserer Zurechtweisung um, wird nicht nur dieses Mitglied unserer geistlichen Familie gerettet, sondern wir erhalten Vergebung für Sünden, die wir unwissend begangen haben. In beiden Fällen ist die Herzenseinstellung entscheidend. Wir sollen nicht das Geschenk suchen, sondern den Schenkenden und ihm ein Geschenk machen. Unser Opfer soll 116
alleine für den Herrn sein, weil wir ihn lieben, und nicht, weil wir dafür eine Belohnung erwarten. Einen Bruder zurück auf den richtigen Weg zu führen, ist ein angenehmes Opfer für den Herrn. b) Obwohl es sich bei dem Opfer um ein freiwilliges Opfer handelt, geschieht die Opferung in einer festgelegten Ordnung. Wir können nicht alles darbringen, was wir glauben was richtig sei, sondern nur die Dinge, die Gott haben möchte. Unser Opfer soll nicht nur ohne Fehler sein, sondern es muss auch ein bestimmtes Tier sein. Und weitere Dinge müssen beachtet werden, wie z. B. dass das Blut an den Altar gegossen werden muss. Wir können daraus lernen, dass nicht alles, was wir heute unter dem Begriff „Christsein“ präsentieren, auch wirklich Gott gefällig ist. Besonders in einer Zeit, in der der Werteverfall auch mehr und mehr Einzug in die Gemeinde nimmt, ist es umso wichtiger, dass wir darauf achten, dass unser Opfer in dem Rahmen liegt, den Gott uns gesteckt hat. Römer 12:1 Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist. In dem Moment, da wir Jesus Christus als unseren Herrn annehmen, sollen wir unser ganzes Leben als ein wohlgefälliges Opfer darbringen. Freiwillig und mit Hingabe, aber in Gottes Richtlinien. Ohne auf bestimmte Gruppierungen in der Gemeinde konkret eingehen zu wollen, sehe ich eine Vielzahl von Menschen in der Gemeinde, vor allem im jüngeren Alter, die sich gerne als „Jesus Freaks“ oder Ähnliches bezeichnen. Daran ist nun zuerst einmal nichts Schlechtes, dennoch frage ich mich oft, ob manche dieser Leute nun mehr Jesus oder mehr „Freak“ sind. Kann alles unter dem Deckmantel „Ich glaube an Jesus“ toleriert werden? Ich denke, nicht. Unser Leben und damit unser tagtäglicher Gottesdienst muss mit dem Wort Gottes übereinstimmen, ansonsten ist unser Gottesdienst vergeblich. Gott ist ein Gott der Ordnung und er hat uns sowohl im Alten als auch im Neuen Testament Richtlinien gegeben, wie wir uns als Opfer darstellen sollen. So wie es in der Torah genaue Anweisungen über Verhaltensweisen gab, gibt es genaue Verhaltensweisen auch im Neuen Bund. Sowohl Neuer Bund als auch Alter Bund sind für unser Leben maßgebend, wenn wir wissen wollen, welches Verhalten Gott von uns erwartet. Die Hingabe, die Gott sucht, ist nicht eine Hingabe, die auf unserem Willen basiert und auf unseren Regeln, sondern eine Hingabe, die von der Akzeptanz des Willens Gottes und seinen Regeln herrührt. 117
Damit kommen wir auch schon zum zweiten Punkt: Die Beziehung mit Gott kostet uns etwas Wie wir aus unserem Text erkennen, musste sowohl der freiwillige Geber als auch der Sünder, der frei von seiner Schuld werden wollte, etwas darbringen. Der Kerngedanke eines Opfers ist, dass es etwas kostet. Es tut in gewisser Hinsicht weh, da wir etwas von unserem Besitz weggeben. Dabei bezieht sich dies nicht nur auf das materielle Opfer, sondern es geht auch um die emotionale Seite. Der Opfernde musste ja seine Hand auf das Tier legen und zusehen, wie es geschlachtet wurde. Es war eine blutige Angelegenheit. Schon der Ort, an dem die Opferung stattfand, war über und über mit Blut bedeckt, von den Tausenden Tieren, die dort ihr Leben lassen mussten. Wen konnte so etwas kalt lassen? Blut überall, der Geruch von verbranntem Fleisch und Fett in der Luft und die Priester, die in ihrer weißen Kleidung dabeistanden, die ebenfalls mit Blut bespritzt war. Es war also nicht nur der materielle Aspekt, der ein Opfer bedeutete, sondern auch die Überwindung, durch diese Prozedur zu gehen, um Gott das Opfer zu bringen. Wenn wir heute Jesus nachfolgen, geht auch das nicht ohne Opfer. Obwohl unsere Errettung frei ist, so kostet sie uns doch das Leben. Nicht mehr ich lebe, sondern Christus soll in mir leben (Galater 2:20). Wenn Christus aber zunimmt und mein altes Leben abnimmt (Johannes 3:30), bedeutet das, dass ich mein altes Leben verliere, also opfere. Ich gehöre ganz und gar Christus, der mich durch sein Blut erworben hat. Wenn ich ihm gehöre, ist aber auch mein gesamter Besitz sein. Mein Gott gefälliges Leben ist also genauso wie das Opfer damals mit einer finanziellen Seite ausgestattet, wie aber auch mit einer emotionalen. Vielleicht muss ich alte Freunde aufgeben, alte Gewohnheiten, meine Arbeit, mein Zuhause, ja sogar meine leibliche Familie, um Christus nachzufolgen. Matthäus 10:37 Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Die Nachfolge Christi ist mit Opfern in jeder Beziehung verbunden. Sie kostet uns alles, aber durch sie gewinnen wir weit aus mehr, als wir es uns jemals träumen lassen können.
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Gottes Gnade errettet uns und nicht unsere Werke Im Allgemeinen wird angenommen, dass das Alte Testament eine Erlösung ausschließlich aus Werken lehrt, hingegen das Neue Testament eine Erlösung ausschließlich aus Glauben. Beide Annahmen sind falsch. In der gesamten Schrift gibt es nur eine einzige Art, errettet zu werden: durch Gnade! Es war die Gnade Gottes, Israel aus Ägypten zu führen. Es war die Gnade Gottes, Israel in das verheißene Land zu bringen. Es war die Gnade Gottes, Christus zu senden. Es war die Gnade Gottes, Sie und mich zu erlösen. Auch in den verschiedenen Opferungsordnungen sehen wir die Gnade Gottes, besonders wenn es um das Sündopfer in Kapitel 5 geht. Durch die Gnade Gottes wurde jeder Mensch in die Lage versetzt, die vorgeschriebene Regel einzuhalten. Konnte jemand kein Rind aufbringen, durfte er ein Schaf schlachten. War er nicht in der Lage, ein Schaf zu bringen, brachte er eine Taube. Konnte er auch diese nicht aufbringen, brachte er Mehl dar. Gottes Gnade machte es möglich, dass jeder das vorgeschriebene Maß an Opfer darbringen konnte. Durch die Ausführung der Werke, die Gott fordert, erarbeiten wir nicht unsere Erlösung, sondern leben unser Leben als Erlöste. Wenn Gott uns durch seine Gnade erlöst, setzt er uns auf einen Weg, den jeder Erlöste schaffen kann. Für die Erlösten Israels waren es die Opferungsregeln, für uns sind es andere Dinge. Aufgrund der unverdienten Gnade, die wir empfangen haben, gestalten wir unsere Leben so, wie es Gottes Willen entspricht. Somit verschmelzen Glauben und Werke zu einer Einheit, oder wie es Jakobus formuliert: Jakobus 2:17-22 So ist auch der Glaube, wenn er keine Werke hat, in sich selbst tot. Es wird aber jemand sagen: Du hast Glauben, und ich habe Werke. Zeige mir deinen Glauben ohne Werke, und ich werde dir aus meinen Werken den Glauben zeigen! Du glaubst, dass nur einer Gott ist? Du tust recht; auch die Dämonen glauben und zittern. Willst du aber erkennen, du eitler Mensch, dass der Glaube ohne die Werke nutzlos ist? Ist nicht Abraham, unser Vater, aus Werken gerechtfertigt worden, da er Isaak, seinen Sohn, auf den Opferaltar legte? Du siehst, dass der Glaube mit seinen Werken zusammenwirkte und der Glaube aus den Werken vollendet wurde.
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Nur das Blut befreit von Schuld Wie wir später im Buch VaYikra erfahren werden, ist in dem Blut die Seele. Gott gab das Blut speziell für den Altar zur Vergebung der Sünde (3. Mose 17:11). Daher ist jede Vergebung in der Bibel mit dem Vergießen von Blut verknüpft. Die Idee dahinter ist einfach: Jeder von uns ist so voller Vergehen gegen Gott, dass er keine Möglichkeit besitzt, durch sein Verhalten das wieder gut zu machen, was er versäumt hat. Jeder von uns ist des Todes schuldig. Durch die Gnade Gottes gab uns Gott einen Ausweg. Anstatt unseres Blutes, wurde das Blut eines Opfertieres vergossen. Wie oben schon gesagt, wurde durch das Handauflegen die persönliche Sünde auf das Tier übertragen, welches dann zusammen mit der Sünde getötet wurde. Durch dieses Vorgehen wurde den Kindern Israel immer und immer wieder die Konsequenzen ihres Vergehens vor Augen gehalten. Diese Forderung nach Sühnung durch das Blut besteht immer noch. Doch anstelle des Opfertieres, welches immer und immer wieder geschlachtet werden musste, trat ein vollkommenes Opfer. Eines, welches die Konsequenz der Sünde ein für alle Mal beseitigte – den Tod. Es ist der Sohn Gottes, den Gott selbst dahingegeben hat: Jesus Christus. Jeder Mensch nun, egal ob Mann oder Frau, Jude oder Grieche, kann nun vor Gott treten und um die Vergebung seiner Schuld bitten, indem er sich auf das Blut beruft, welches Jesus am Kreuz von Golgatha vergossen hat. Epheser 2:15a Er hat das Gesetz der Gebote in Satzungen beseitigt. Jesus hat durch seinen Opfertod den gesamten Tempeldienst ersetzt. Offenbarung 21:3 Und ich hörte eine laute Stimme vom Thron her sagen: Siehe, das Zelt Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. Dieses Zelt Gottes hier deutet genau auf das Zelt, in welchem die Opfergesetze aus dem 3. Buch Mose durchgeführt wurden. Mit dem Ende der Zeitalter zeigt uns die Bibel, dass es sich bei diesem Zelt um Jesus handelt. Er ist die Person, in der sämtliche Ordnungen und Satzungen des Zeltes zusammengefasst sind. Die Opfer, die Geräte, die Materialien, die Farben, die Aufstellung der Geräte, alles ist ein Bild auf Jesus und in Jesus vereint. Durch die Beseitigung aller Satzungen durch Jesus brauchte es weder ein Zelt noch einen Tempel. Als Zeichen dafür, dass nun nicht mehr der Tempel die Erfüllung der Satzungen bringen konnte, wurde er kurz nach dem Tod und der Auferstehung Jesu hinweggenommen, indem er im Jahre 70 n. Chr. durch die Römer vollkommen zerstört wurde. 120
Dass Jesus die Satzungen des Zeltes beseitigt hat, bedeutet aber nicht, dass er auch alles andere beseitigt hat, da er ja selbst in Matthäus 5 ausdrücklich sagt, dass nicht ein Strichlein aus dem Gesetz verschwindet oder ungültig wird. Praktisch heißt das, dass, wenn wir sündigen, wir die Forderung Gottes nach Sühnung immer noch erfüllen müssen, aber halt nicht mehr, indem wir in den Tempel laufen, sondern indem wir uns auf das Opfer Jesu berufen. Abschließend können wir also sagen, dass uns das Buch VaYikra eine Zusammenstellung der Dinge bietet, von denen wir durch das Blut Jesu gereinigt werden müssen. Aber anstatt uns direkt unsere Vergehen vor Augen zu halten, beginnt Gott mit seiner Gnade und zeigt uns in diesen ersten Kapiteln des Buches, dass er an unseren freiwilligen Gaben und an unserer Liebe zu ihm interessiert ist. 1. Korinther 10:13 Keine Versuchung hat euch ergriffen als nur eine menschliche; Gott aber ist treu, der nicht zulassen wird, dass ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen wird, so dass ihr sie ertragen könnt.
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Ahare Mot – Nach dem Tod Torahlesung: 3. Mose 16:1 – 18:30 Haftaralesung: Hesekiel 22:1-19 Nach insgesamt fünf Kapiteln über Reinheit und Unreinheit folgt sofort ein ganzes Kapitel (Kap. 16) über den Versöhnungstag, Yom Kippur. Der Versöhnungstag ist im heutigen jüdischen Kalender der wichtigste Tag im religiösen Jahr. Er findet in der festlichsten Zeit des Jahres statt. Am 1. Tischri (im Herbst) startet der Monat mit dem jüdischen Neujahrsfest Rosch HaSchana (wörtlich: Kopf des Jahres). Am 10. Tischri folgt Yom Kippur und kurz danach Sukkot, das Laubhüttenfest, welches mit dem Freudenfest über die Torah – Simcha Torah – beendet wird. Während man heute viele Fest noch relativ authentisch feiern kann, wie z. B. Passah oder das Laubhüttenfest, ist es heute einem religiösen Juden vollkommen unmöglich, Yom Kippur nach biblischen Vorschriften zu feiern. Anstelle der biblischen Gebote, die verschiedene Opfer fordern, sind nach der Zerstörung des zweiten Tempels im Jahre 70 nur noch Gebete übrig geblieben, um für alle begangenen Sünden des vergangenen Jahres eine „Generalvergebung“ zu erhalten. Yom Kippur ist deshalb so wichtig, weil es der Tag ist, an dem Gott sein Volk von ALLEN begangenen Sünden freisprechen will. Levitikus 16:30 Denn an diesem Tag wird man für euch Sühnung erwirken, um euch zu reinigen: von allen Sünden werdet ihr rein sein vor dem HERRN. In vielen Gesprächen musste ich immer wieder feststellen, das viele Gläubige zwei verschiedene Vorstellungen von Gott, „dem des Alten Testaments“ und „dem des Neuen Testaments“, haben. Damit wird in der Regel das Bild des „zornigen Gottes“ im Alten und das Bild des „gnädigen Gottes“ im Neuen Testament verbunden. Doch Yom Kippur war und ist immer noch das Zentrum der Gnade Gottes im Alten und im Neuen Testament. Auf Grund seiner Liebe hat Gott uns einen Tag geschenkt, an dem er uns von aller unserer Sünde reinigen möchte. Über die bewusst oder unbewusst begangenen, über die mutwilligen oder unbeabsichtigten, ja sogar über die Sünden, von denen wir gar nichts wissen, gebietet er einen Tag im Jahr, an dem er uns von diesen frei macht. Welch eine Gnade! Yom Kippur war der einzige Tag im Jahr, an dem der Hohepriester – als einziger Priester überhaupt – vom Heiligtum in das Allerheiligste im Tempel hineingehen konnte. Es war der einzige Tag im Jahr, an dem er direkt vor dem Gnadenthron Gottes stand, der Deckplatte über der Bundeslade, auf der Gott in einer Wolke erschien (16:2). 141
Um in das Allerheiligste hineingehen zu können, musste er strenge Reinigungsvorschriften befolgen, und nach verschiedenen traditionellen Überlieferungen band man dem Hohenpriester sogar eine Leine um seine Hüfte, damit man ihn notfalls herausziehen konnte, wenn er in der Gegenwart Gottes sterben würde. Das Besondere am Versöhnungstag ist, dass es zwei verschiedene Opfer gab, wobei das eine geschlachtet, das andere jedoch in die Wüste geschickt wurde. Jedes Jahr stellte der Hohepriester zwei Ziegenböcke vor den HERRN und warf ein Los darüber, welcher Bock in die Wüste ging und welcher geschlachtet wurde. Während das Blut des geschlachteten Bockes Sühnung erwirkte, trug der andere Bock die auf ihn gelegte Sünde in die Wüste. In unserer Wochenlesung finden wir auch den Grund für die Darbringung von Tieropfern. 17:11 Denn die Seele des Fleisches ist im Blut, und ich selbst habe es euch auf den Altar gegeben, um Sühnung für eure Seelen zu erwirken. Denn das Blut ist es, das Sühnung tut durch die Seele in ihm. Sünde ist etwas Schreckliches. Nicht nur, dass sie uns von Gott trennt, sondern die begangene Sünde bringt Gottes Todesurteil über uns. Jakobus 1:15 Danach, wenn die Begierde empfangen hat, bringt sie Sünde hervor; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, den Tod. Damit wir nicht im Unklaren darüber sind, was Sünde ist, hat uns Gott seine Torah gegeben. Das heißt, jedes Mal, wenn ich den Standard, den er gesetzt hat, verfehle, sündige ich und bin des Todes schuldig. 1. Johannes 3:4 Jeder, der die Sünde tut, tut auch die Gesetzlosigkeit, und die Sünde ist die Gesetzlosigkeit. Da er jedoch ein liebender und gnädiger Gott ist, hat er einen Weg bereitet, um uns aus diesem Dilemma zu erretten – Jesus. Jesus ist nicht nur unser Passahlamm, dessen Blut auf die „Türpfosten unseres Herzens“ gestrichen Gott veranlasst, am Tag des Gerichts über uns hinwegzugehen, sondern er ist auch der Ziegenbock, der unsere Sünden in die Wüste trägt, wo Gott nicht mehr an sie denkt, und er ist ebenfalls unser Hoherpriester, der das geforderte Blut auf den Gnadenthron Gottes sprengt. 142
Hebräer 9:11-12 Christus aber ist gekommen als Hoherpriester der zukünftigen Güter und ist durch das größere und vollkommenere Zelt – das nicht mit Händen gemacht, das heißt, nicht von dieser Schöpfung ist – und nicht mit Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut ein für allemal in das Heiligtum hineingegangen und hat uns eine ewige Erlösung erworben. Während wir Jesus als unser Passahlamm am Tag des Gerichts anrufen können, hat er schon jetzt unseren Yom Kippur, unseren Versöhnungstag mit Gott ein für allemal „erledigt“. Sicherlich ist es für viele ungewöhnlich, Jesus in dem Bild eines „Bockes“ dargestellt zu sehen, jedoch: Exodus 12:5 Ein Lamm ohne Fehler, ein männliches, einjähriges, soll es für euch sein; von den Schafen oder von den Ziegen sollt ihr es nehmen. Ein Lamm konnte also sowohl von den Schafen als auch von den Ziegen sein. Jesus als das Lamm Gottes erfüllt also die Forderung sowohl eines Opferschafes als auch eines Bockes. Eine interessante Begebenheit erzählt uns der Talmud im Traktat Joma 93b. In den vierzig Jahren vor der Zerstörung des zweiten Tempels (das hieße also in etwa ab dem Jahre 30) kam es nicht mehr vor, dass das Los für das Opfer für den HERRN in die rechte Hand des Priesters fiel. Weiterhin färbte sich die rote Schnur nicht mehr weiß, die zwischen die Hörner des Bockes gebunden wurde, der in die Wüste geschickt wurde, welches immer als Zeichen der Vergebung Gottes angesehen wurde. Als letztes öffnete sich die Tür, durch die der Sündenbock in die Wüste geschickt wurde, nicht mehr automatisch, wie es vorher der Fall gewesen war. Obwohl diese Zeichen so sehr auf Jesus und sein Blut hinweisen, um unsere Schuld an unserem Yom Kippur zu vergeben, liegt eine Decke auf den Augen unserer Brüder aus dem Volk unseres Herrn. Wie gut, dass Gott in seiner Gnade einen anderen Tag bestimmt hat, an dem ganz Israel errettet wird. Sacharja 12:10 + 13:1 Aber über das Haus David und über die Bewohnerschaft von Jerusalem gieße ich meinen Geist der Gnade und des Flehens aus, und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn wehklagen, wie man über den einzigen Sohn wehklagt, und werden bitter über ihn weinen, wie man über den Erstgeborenen weint … An jenem Tag wird für das Haus David und die Bewohner von Jerusalem eine Quelle geöffnet sein gegen Sünde und gegen Befleckung. 143
Kedoschim – Heilig Torahlesung: 3. Mose 19:1 – 20:27 Haftaralesung: Amos 9:7-15 Levitikus 19:1 Und der Herr redete zu Mose: Rede zu der ganzen Gemeinde der Söhne Israel und sage zu ihnen: Ihr sollt heilig sein; denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig. Mit dieser Einleitung folgen zwei weitere Kapitel, in denen sich eine Verordnung und Regelung an die andere reiht. Die Frage für uns als Christen, die von neuem in das Reich Gottes hineingeboren wurden, lautet sehr häufig: „Wir sind doch frei vom Gesetz, welchen Wert haben also für mich diese Verordnungen? Sind sie überhaupt noch gültig?“ Wenn diese Verordnungen keine Bedeutung mehr für uns haben, warum lesen wir sie dann noch? Warum reißen wir sie nicht einfach aus der Bibel heraus? Der Ausdruck „Du sollst / ihr sollt“ kommt in diesen zwei Kapiteln insgesamt 34-mal vor! Das „Du sollst“ hat einen totalitären Anspruch auf unser Leben. Es heißt nicht „Würdest du bitte“ oder „Wenn du Lust hast, dann kannst du“ oder „willst du“. „Du sollst“ ist ein Befehl, dem man gehorcht oder dem man ungehorsam ist. Wer hat diesen Befehl erteilt? Der Ausdruck „Ich bin der HERR“ kommt in der Bibel insgesamt 82-mal vor, davon 18-mal alleine in dieser Parascha. Nicht umsonst heißt diese Lesung „Heilig“. Der HERR, der Schöpfer des Himmels und der Erde, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, unser Vater im Himmel, hat uns den Befehl gegeben „Du sollst …“. Sowohl am Beginn als auch am Ende der Lesung gibt uns Gott den Grund, warum wir diese Ordnungen einhalten sollen. 19:2 + 20:26 Und ihr sollt mir heilig sein, denn ich bin heilig, ich, der HERR. Weil Gott heilig ist, sollen wir heilig sein. Der Standard für Heiligkeit ist in diesen Kapiteln festgelegt. Wie wichtig Gott dieser Standard ist, zeigt sich daran, dass eines der beiden höchsten Gebote mit in diesem Standard enthalten ist: 144
19:18 … und sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Als Jesus nach dem wichtigsten und höchsten Gebot gefragt wurde, gab uns Jesus das Doppelgebot der Liebe, welches im Zentrum des Alten Testamentes liegt. Er hob andere Gebote damit nicht auf, sondern zeigte uns, auf was es ankommt. Wenn ich meinen Nächsten liebe, werde ich ● ● ● ● ●
ihn ernstlich zurechtweisen (19:18) meinen Bruder im Herzen nicht hassen (19:17) keinem Blinden etwas vor die Füße legen (19:14) meine Tochter nicht zur Hurerei anhalten (19:29) weder stehlen, lügen oder betrügen (19:11)
Wenn ich Gott liebe, werde ich ● ● ● ●
seinen Sabbat halten (und nicht meinen) (19:30) mich nicht tätowieren lassen (19:28) zu keinem Wahrsager oder Totenbeschwörer gehen (19:31) zwischen reinen und unreinen Speisen unterscheiden und danach handeln (20:25)
Wer soll all diese Dinge halten? Sind sie nicht viel zu schwer und unmöglich? 1. Johannes 5:3 Denn dies ist die Liebe Gottes, dass wir seine Gebote halten, und seine Gebote sind nicht schwer. Es ist die Liebe Gottes, die in uns durch den Heiligen Geist in unser Herz geschüttet wurde, die uns befähigt, Gottes Gebote nach seinen Vorstellungen auszuführen. Diese Liebe Gottes wollte, dass wir leben! Johannes 3:16 Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Gott gab uns diese Gebote und Verordnungen nicht, damit wir eingeengt werden, unterdrückt und beschnitten, sondern damit wir in seiner Schöpfung und in seinem Reich leben können. 145
Damit uns diese Liebe immer wieder vor Augen kommt, ruft uns Gott drei verschiedene Aspekte wiederholt in Erinnerung: I. 20:24 Ich bin der HERR, euer Gott, der ich euch von den Völkern ausgesondert habe. Epheser 1:4 Wie er uns denn erwählt hat durch denselben, ehe der Welt Grund gelegt war, dass wir sollten sein heilig und unsträflich vor ihm in der Liebe. Gott hat dich und mich von Anbeginn aller Zeiten erwählt, ausgesondert, erkannt, geliebt und herausgerufen. Nicht etwa, weil wir so „toll“ waren, oder so schön, oder intelligent, oder stark, sondern weil er seinen Namen in uns offenbaren wollte. Sowohl im Alten als auch im Neuen Testament sollte dies geschehen durch einen heiligen Lebensstil, der nichts mit der „Welt“ gemeinsam hat. II. 19:36 Ich bin der HERR, euer Gott, der ich euch aus dem Land Ägypten herausgeführt habe. Kolosser 1:12-13 … danksaget dem Vater, der uns tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht; welcher uns errettet hat von der Obrigkeit der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes. Gott erwählte uns und führte uns aus unserem „Ägypten“ heraus. Er erlöste uns aus der Hand des Todes, dem Reich der Finsternis, um sich uns als sein Eigentum darzustellen. Dieses Eigentum, wir, soll genauso heilig sein wir ER. III. 19:8 Ich bin der HERR, der euch heiligt. Hebräer 9:13-14 Denn so der Ochsen und der Böcke Blut und die Asche von der Kuh, gesprengt, heiligt die Unreinen zu der leiblichen Reinigkeit, wie viel mehr wird das Blut Christi, der sich selbst ohne allen Fehl durch den ewigen Geist Gott geopfert hat, unser Gewissen reinigen von den toten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott! 146
Gott, der in uns ein Werk begonnen hat, wird es auch vollenden! Es ist nichts, was wir zu unserer Heiligung und Errettung hinzufügen könnten. Gott hat uns erwählt, aus der Finsternis herausgerufen und durch Christus geheiligt. Es ist die Gnade Gottes im Alten und im Neuen Testament, die uns dieses ewige Leben verheißt. Da wir nun von der Sünde befreit wurden durch Jesus, können wir mit Freude und Freiheit das Gesetz Gottes und die Anforderungen seiner Ordnungen erfüllen. Heißt das etwa, dass wir von nun an, als Heilige Gottes, tun und lassen können was wir wollen? Nein, nicht was wir wollen, sondern was der HERR will! Römer 6:14-15, 16b+ 23 Denn die Sünde wird nicht mehr über euch herrschen, denn ihr seid nicht mehr unter Gesetz, sondern unter Gnade. Was nun, sollen wir sündigen, weil wir nicht mehr unter Gesetz, sondern unter Gnade sind? Das sei ferne! Entweder Sklaven der Sünde zum Tod oder Sklaven des Gehorsams zur Gerechtigkeit. Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.
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Emor – Sage Torahlesung: 3. Mose 21:1 – 24:23 Haftaralesung: Hesekiel 44:15-31 Bis auf die letzten Verse im Kapitel 24 hat diese Lesung erneut mit der Unterscheidung von Heiligem und Unheiligem zu tun. Dabei kann man diese Woche in zwei Abschnitte unterteilen. 1. Wie verhalte ich mich als Heiliger? 2. Wie verbringe ich meine Zeit als Heiliger? Besonders die Anforderungen an die Priester sollten wir uns besonders anschauen, da auch wir als Priester berufen sind. Offenbarung 1:5b-6 Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden erlöst hat durch sein Blut und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater: Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. Der Priester stand in einer besonderen Stellung zwischen Gott und dem Menschen. Mit Hilfe des Priesters kamen Menschen in die Gemeinschaft mit Gott. Die Priester brachten Lobpreis und Anbetung dar und waren verantwortlich dafür, Fürbitte für das Volk zu leisten. Diese grundlegenden Handlungen: Lobpreis, Anbetung, Fürbitte und Mittler zwischen Gott und dem Menschen (Botschafter an Christi statt) sind heute Aufgaben jedes Gläubigen. Waren zur Zeit Mose die Priester eine besondere Gruppe von Menschen, die durch Geburt bestimmt waren, werden wir durch den Glauben an Jesus von neuem geboren und somit ebenfalls durch „Geburt“ als Priester berufen. Um diesen Priesterdienst ausführen zu können, bedarf es jedoch verschiedener Verhaltensweisen und eines heiligen Lebenswandels. Dabei geht es nicht darum, was Menschen als „heilig“ ansehen, sondern einzig und allein darum, was Gott als heilig ansieht, denn nur er ist heilig, heilig, heilig! Keine Verunreinigungen durch einen Toten (21:1-6+11) Die Heiligung gegenüber Gott stand höher als der Verlust eines Geliebten! Keinerlei Verstümmelungen sollten für einen Toten geschehen. Die 148
in alten Kulturen verbreiteten Praktiken, sich als äußere Anzeichen der Trauer den Bart oder den Kopf zu scheren oder sich mit Messern Einschnitte am eigenen Körper zu machen, galt als Tabu. Dabei glaube ich jedoch nicht, dass Gott „herzlos“ handeln will, sondern dass er vielmehr unseren Blick nach vorne richten will, denn eines Tage werden wir unsere Geliebten wiedersehen, im ewigen Reich unseres Herrn. Matthäus 8:21-22 Ein anderer aber von seinen Jüngern sprach zu ihm: Herr, erlaube mir, vorher hinzugehen und meinen Vater zu begraben. Jesus aber spricht zu ihm: Folge mir nach und lass die Toten ihre Toten begraben! Als Priester dürfen wir uns von nichts abbringen lassen, unserem Gott zu dienen. Egal, was passiert, wir sollen unsere Aufgabe erfüllen und Gott vor alles andere stellen. Dazu gehört auch die Einhaltung eines heiligen Ehebundes (21:7-15) 14 … sondern eine Jungfrau aus seinen Volksgenossen soll er zur Frau nehmen. In unserer sexuell freizügigen Zeit ist es in der westlichen Welt fast schon die Ausnahme, jungfräulich in die Ehe zu gehen. Selbst Christen fällt es offensichtlich schwer zu warten, bis eine Ehe offiziell geschlossen wurde, um sich einander hinzugeben. Aber warum ist es eigentlich so wichtig zu warten? Gott hat in seiner unendlichen Weisheit sogar eine biologische Antwort darauf gegeben. Jeder Bund in der Bibel wird mit Blut geschlossen. Egal, ob es sich um den Bund am Berg Sinai handelte oder den Bund mit seinem Sohn Jesus. Jeder Bund in der Bibel wird mit Blut bekräftigt und auf Lebzeiten oder sogar ewig geschlossen. Auch der Bund der Ehe wird mit Blut eingeweiht und gilt auf Lebzeiten! Beim ersten sexuellen Kontakt mit einem Mann reißt das Jungfernhäutchen der Braut und Blut fließt, der „Bund fürs Leben“ ist eingeweiht. Diesen Bund sollen wir ausschließlich mit einem Ehepartner aus unserer Volksgemeinschaft schließen. Heißt das nun, dass wir als z. B. Deutsche niemand aus Frankreich heiraten dürfen? Darauf kommt es natürlich nicht an, sondern es kommt darauf an, ob unser Ehepartner ein Bürger des Himmelreiches ist oder nicht. Wenn wir Kinder des höchsten Gottes sind, dann kommen für uns als Ehepartner ebenfalls nur Kinder unseres Gottes in Frage. Nun kommen sehr viele Menschen erst nach einer Lebenskrise zum Glauben an Jesus, oftmals in einer Scheidung. Ich glaube, 149
dass Gott gnädig ist und uns oft gewähren lässt und sogar seinen Segen gibt. Dass wir uns aber andererseits auch mit den Konsequenzen unseres vorherigen Lebens auseinandersetzen müssen, wie auch immer diese aussehen mögen. Es ist furchtbar zu sehen, dass auch unter „Christen“ Scheidung heute kein Tabu mehr ist und die Scheidungsraten rapide zunehmen. So etwas ist nicht nur ein schlechtes Zeugnis, sondern der Herr selbst untersagt es ausdrücklich und ich glaube, dass diejenigen, die Derartiges tun, ihre Schuld tragen werden. Matthäus 5:32 Ich aber sage euch, der seine Frau entlassen wird, außer wegen Hurerei, macht, dass mit ihr Ehebruch begangen wird; und wer eine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch. Wir sollen makellos vor den Herrn treten (21:16-23) Seitdem der Tempel im Jahre 70 zerstört wurde, haben die Priester keinen Platz mehr, um die vorgeschriebenen Opfer darzubringen. Alle darzubringenden Opfer sind in dem Einen zusammengefasst: Jesus. Durch sein Blut wurde für uns ein für alle Mal Sühnung erwirkt am Kreuz. Es ist nicht mehr das Blut von Lämmern und anderen Tieren, sondern der Blick auf das Kreuz, welches uns von aller Schuld reinigt. 21:22 Das Brot seines Gottes von dem Hochheiligen und von dem Heiligen mag er essen. Viele von uns schlagen sich vielleicht immer noch mit der einen oder anderen Sünde herum. Obwohl wir errettet sind, sündigen wir in dem einen oder anderen Bereich. Sind wir deshalb von der Gemeinschaft mit Gott ausgeschlossen? Nein! Denn wir sind ja noch auf dem Weg, um mehr und mehr in das Bild Jesu verwandelt zu werden. Dennoch sind wir untauglich, unsere Berufung als Priester auszuführen. Erst müssen wir den Makel beseitigen, dann können wir Gott als wahrhafter Priester dienen. Titus 1:6-7 … wenn jemand untadelig (ohne Makel) ist, Mann einer Frau, gläubige Kinder hat, die nicht eines ausschweifenden Lebens beschuldigt oder aufsässig sind. Denn der Aufseher muss untadelig sein (ohne Makel) als Gottes Verwalter, nicht eigenmächtig, nicht jähzornig, nicht dem Wein ergeben, nicht ein Schläger, nicht schändlichem Gewinn nachgehend … 150
Esse das Opfer nach dem Willen Gottes (22:1-33) Das Opfer war der Anteil der Leviten (dem Priestergeschlecht), die keinen Landbesitz erhalten hatten, um sich zu ernähren, denn der Herr war ihr Erbteil. Von bestimmten Opfern wurde ein Teil für den Herrn verbrannt oder auf andere Weise „für den Verzehr ungeeignet gemacht“. Die verbleibenden Opfer wurden dann aber nicht nur gegessen, um sich zu sättigen, sondern auch um Gemeinschaft mit Gott zu haben, denn es wurde im Heiligtum gegessen. Es ist für uns immer noch wichtig, sogar lebenswichtig, das Opfer nach dem Willen Gottes zu essen! 1. Korinther 11:27-30 Wer also unwürdig das Brot isst oder den Kelch des Herrn trinkt, wird des Leibes und Blutes des Herrn schuldig sein. Der Mensch aber prüfe sich selbst, und so esse er von dem Brot und trinke von dem Kelch. Denn wer isst und trinkt, isst und trinkt sich selbst Gericht, wenn er den Leib des Herrn nicht richtig beurteilt. Deshalb sind viele unter euch schwach und krank, und ein guter Teil sind entschlafen. Wenn wir am Abendmahl teilnehmen, dann nehmen wir am Opfer teil, welches Gott für uns bereitet hat. 3. Mose 22:9 Und sie sollen meine Vorschriften beachten, damit sie nicht deswegen Sünde auf sich laden und dadurch sterben, weil sie es entweihen. Ich bin der HERR, der sie heiligt. Jeder Gläubige sollte seine Berufung als Priester ausüben. Es ist eine Position, die nicht nur von sogenannten „Offiziellen“ wahrgenommen werden soll, sondern von jedem Christen, der aufgefordert wird, in seiner Familie, auf seiner Arbeit, in seiner Nachbarschaft und bei seinen Freunden Gott zu loben und zu preisen und Menschen zu IHM hinzuführen. All dies in Heiligkeit, wie es sich für einen Priester geziemt.
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Balak – Balak Torahlesung: 4. Mose 22:2 – 25:9 Haftaralesung: Micha 5:6 – 6:8 Die Geschichte Bileams mit ihren drei vollen Kapiteln ist einer der wichtigsten Einblicke in Gottes Handeln mit Israel, nicht nur im 4. Buch Mose, sondern in der gesamten Torah. Jeder kennt die Geschichte: Balak, der König Moabs, kommt zum Wahrsager Bileam und beauftragt ihn, Israel zu verfluchen. Obwohl Gott dagegen ist, geht Bileam. Auf dem Weg spricht Bileams Esel zu ihm und zu guter Letzt segnet Bileam Israel zum Entsetzen Balaks. Die Kernaussage der Parascha, um die sich alles aufbaut, sind die Worte Gottes, wenn er spricht: 22:12 Du sollst nicht mit ihnen gehen; du sollst das Volk nicht verfluchen! Denn es ist gesegnet! Dieser Kernsatz ist eingebettet in der Geschichte Bileams, aber nicht nur das, sondern er ist auch eingebettet in zwei schwere Fälle von Rebellion des Volkes gegen Gott. Vor den Geschehnissen mit Bileam haben wir in 4. Mose 21:4-9 den „Zwischenfall“ der ehernen Schlange und direkt nach Bileam, am Ende unserer Parascha in 4. Mose 25:1-9, den Götzendienst des Volkes, bei dem 24 000 Menschen ihr Leben verlieren. Obwohl also das Volk widerspenstig und götzendienerisch ist, spricht Gott inmitten dieser Rebellion und des Ungehorsam: Israel, ich stehe zu dir, Israel, ich segne dich, Israel, ich beschütze. Das ist etwas, was wir mit unserer menschlichen Logik einfach nicht verstehen können. Wie ist es möglich, dass Gott ein Volk liebt und beschützt, welches immer und immer wieder gegen ihn ist, seinen Namen unter den Völkern dem Spott aussetzt und gegen seine Gebote verstößt? Dieser Zusammenhang wurde lange nicht verstanden, und es entstand schon recht früh in der Kirchengeschichte die sogenannte Ersatztheologie, die besagt, dass Israel wegen der besagten Halsstarrigkeit von Gott verstoßen wurde und nun die Gemeinde, oder die Kirche Christi, das „wahre“ Israel sei. Diese Ersatztheologie war einer der Faktoren, die zu den schrecklichen Judenverfolgungen in der Geschichte führte, die dann im Holocaust ihren bisherigen Höhepunkt fand. Denn wenn Gott dieses Volk bestrafte, hat die christliche Welt (oft unter Beteiligung der christlichen Kirche) ja 188
wohl das Recht, diese Aufgabe Gottes weiterzuführen, so die Argumentation dieser Ersatztheologie.2 Doch diese „Theologie“ hat nichts mit dem Wort Gottes, der Bibel, zu tun. Eines der besten Argumente gegen diese Theologie finden wir in den Segenssprüchen Bileams in unserer heutigen Parascha. 1. Segen 4. Mose 23:8-10 Wie soll ich verfluchen, wen Gott nicht verflucht, und wie verwünschen, wen der HERR nicht verwünscht hat? Denn vom Gipfel der Felsen sehe ich es, und von den Höhen herab schaue ich es; siehe, ein Volk, das abgesondert wohnt und sich nicht zu den Nationen rechnet. Wer könnte zählen den Staub Jakobs und der Zahl nach den vierten Teil Israels? Meine Seele sterbe den Tod der Aufrichtigen, und mein Ende sei gleich dem ihren! Obwohl Gott das Volk Israel züchtigt, um es letztendlich zu dem zu „erziehen“, was es sein soll, verflucht und verwirft er Israel nicht. Israel ist zwar beiseite gesetzt, aber nicht verlassen. Israel wird nicht zu den Nationen gerechnet und teilt somit die Welt in zwei „Lager“. Israel auf der einen Seite und die Nationen auf der anderen. 2. Segen 4. Mose 22:19-24 Nicht ein Mensch ist Gott, dass er lüge, noch der Sohn eines Menschen, dass er bereue. Sollte er gesprochen haben und es nicht tun und geredet haben und es nicht aufrechthalten? Siehe, zu segnen habe ich empfangen; er hat gesegnet, und ich kann’s nicht wenden. Er erblickt kein Unrecht in Jakob und sieht kein Verderben in Israel; der HERR, sein 2 In Gesprächen mit Pastoren freikirchlicher Gemeinden höre ich immer wieder die Äußerung: „Wir haben eine solche Theologie nicht und können uns auch nicht damit identifizieren.“ Sicher ist richtig, dass es heute nur noch wenige lebendige Gemeinden gibt, die offen eine solche Theologie vertreten. Dennoch hat auch die Gemeinde einen Ballast zu tragen, der den meisten gar nicht als Ersatztheologie auffällt, historisch gesehen jedoch Ersatztheologie ist. So hängt auch das Entstehen grundlegender christlicher Traditionen wie die Einrichtung des Sonntags als Tag der Gottesdienstfeier oder die Wahl der Lage des Oster- und Weihnachtsfestes mit der Ersatztheologie zusammen. Per Dekret wurde von der damaligen Kirchenleitung festgelegt, dass jeder Feiertag von den jüdischen (und damit biblischen) Feiertagen abweichen musste. Obwohl die lebendige, wahre Gemeinde sicherlich nicht offen und aktiv eine Ersatztheologie verfolgt, ist sie dennoch, meist ohne es zu wissen, durch ihre Traditionen mit dieser Theologie verstrickt.
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Gott, ist mit ihm, und Königsjubel ist in ihm. Gott ist es, der es geführt. Es hat Kraft wie die Hörner des Büffels. Denn es gibt keine Zauberei gegen Jakob und keine Wahrsagerei gegen Israel. Jetzt wird zu Jakob und zu Israel gesagt: Was hat Gott gewirkt! Siehe, ein Volk: wie eine Löwin steht es auf, und wie ein Löwe erhebt es sich. Es legt sich nicht nieder, bis es die Beute verzehrt und das Blut der Erschlagenen getrunken hat! Auch Paulus erinnert uns daran, dass Gott wahrhaftig, jeder Mensch aber ein Lügner ist. Der Punkt hier ist, dass Gott sein Wort hält. Aber wem hat er denn etwas versprochen? Dem Abraham, Isaak und Jakob! Mit ihnen machte er einen Bund und versprach ihnen, dass ihre Nachkommen in das Land Israel kommen werden. Ihnen versprach er, dass ihre Nachkommen wie der Staub der Erde sein werden, und sowohl zu Abraham als auch zu Jakob sprach er: „Wer dich verflucht, der ist verflucht, und wer dich segnet, der ist gesegnet“! Wir müssen verstehen, dass Gott über alle Zeit hinweg sieht. Er kennt nicht nur den Anfang, sondern auch schon das Ende. Er sieht Israel nicht nur so, wie es heute ist oder in der Vergangenheit war, sondern schon so, wie es sein wird. Genauso uns. Der Herr sieht nicht nur unseren jetzigen Zustand, sondern sieht uns zugleich bereits in dem Zustand, in dem wir eines Tages im Himmel vor ihm stehen werden. Nicht als jemand aus den Nationen, sondern als jemanden, der ein Teil des erlösten Hauses Israels ist. Wenn wir in diesem Zusammenhang vom Haus Israel sprechen, dann müssen wir verstehen, dass Gott, obwohl er an unserer Person interessiert ist, zunächst einmal auch das Ganze sieht. Das Ganze ist in diesem Fall Israel als Haus und nicht eine bestimmte Anzahl von Individuen. Dies bedeutet, dass, obwohl Gott hinter Israel an sich steht, dennoch jedes Familienmitglied für sich in eine persönliche Beziehung zu Gott eintreten muss. Das heißt, obwohl Gott Israel herausgerufen und gesegnet hat, muss jedes Individuum persönlich in eine heilbringende Beziehung zu seinem Schöpfer treten. Auf die Gemeinde bezogen heißt dies, dass, obwohl die Gemeinde als Leib Christi gerettet ist, jeder, der sich zur Gemeinde hält wie z. B. unsere Kinder, ebenfalls persönlich in eine lebendige Beziehung mit Gott treten muss. 3. Segen 4. Mose 24:5-9 Wie schön sind deine Zelte, Jakob, deine Wohnungen, Israel! Wie Täler breiten sie sich aus, wie Gärten am Strom, wie Aloebäume, die der HERR gepflanzt hat, wie Zedern an den Wassern. Wasser rinnt aus sei190
nen Eimern, und seine Saat steht in reichlichen Wassern; und sein König wird höher werden als Agag, und sein Königreich wird erhaben sein. Gott hat ihn aus Ägypten herausgeführt. Er hat Kraft wie die Hörner des Büffels. Er wird die Nationen, seine Gegner, fressen und ihre Gebeine zermalmen, mit seinen Pfeilen sie durchbohren. Er duckt sich, er legt sich nieder wie ein Löwe und wie eine Löwin. Wer will ihn aufstören? Die dich segnen, sind gesegnet, und die dich verfluchen, sind verflucht! Gott bestätigt hier zum dritten Mal in der Schrift, dass das Versprechen des Segens und des Fluches nicht nur für eine einzelne Person bestimmt ist, sondern für ein Volk. Hätte er dieses Versprechen nur Abraham gegeben, hätte man es auch auf z. B. die Araber anwenden können. Durch seine Bestätigung dem Jakob gegenüber und nun dem gesamten Volk, wird klar, dass jeder Fluch ernten wird, der schlecht gegen Israel reden wird. Es ist interessant zu beobachten, wie Gott mit Nationen umgeht, die für oder gegen Israel sind. Ganze Reiche sind auseinandergebrochen, nachdem sie sich gegen Israel gewendet haben. Besonders deutlich sieht man das am Beispiel Deutschlands und des Britischen Empire. Aber wir sehen auch, wie praktisch der Segen Gottes ist, wenn er sieht, dass eine Nation Israel segnet. Westdeutschland, das sich nach dem Holocaust zu Reparationszahlungen verpflichtete und insgesamt eine israelfreundliche Politik verfolgte, erlebte einen ungeahnten wirtschaftlichen Aufschwung, während Ostdeutschland und die kommunistische Welt im Allgemeinen, die jede Hilfe an den neuen Staat Israel verweigerten, bankrott ging und noch heute mit den Nachwirkungen der jahrzehntelangen kommunistischen Herrschaft zu kämpfen hat. Der Segen Gottes, „Wasser für Israel“, ist heute an jeder Stelle in Israel sichtbar. Während die jüdischen Bewohner durch Betröpfelungsanlagen das Land begrünen und die Effektivität der Landwirtschaft eine der höchsten weltweit ist, leben die arabischen Nachbarn, mit vergleichbaren geografischen Grundvoraussetzungen, im Staub, weil sie nicht in der Lage sind, das kostbare Nass zu nutzen. 4. Segen 4. Mose 24:17-19 Ich sehe ihn, aber nicht jetzt, ich schaue ihn, aber nicht nahe. Es tritt hervor ein Stern aus Jakob, und ein Zepter erhebt sich aus Israel und zerschlägt die Schläfen Moabs und zerschmettert alle Söhne Sets. Und Edom wird sein Besitz, und Seir wird sein Besitz, seine Feinde; und 191
Israel wird Mächtiges tun. Und einer aus Jakob wird herrschen, und er wird den Überrest aus der Stadt verloren gehen lassen. In dem letzten Segen Gottes über Israel verheißt er dem Volk einen, der kommen wird und mit mächtiger Hand regieren wird. Bileam prophezeit hier von dem Messias, allerdings nicht von seinem ersten Kommen, sondern von seinem zweiten, da er hier als Kriegsheld dargestellt wird und nicht als der sich hingebende Messias. Dieser Messias wird die Feinde Israels, die auch seine Feinde sind, vernichten. Interessant ist, dass schon hier klar wird, dass sich dieses Ereignis in einer Stadt ereignen wird und der Überrest dieser Stadt umkommen wird. Eine Szene aus der Offenbarung erinnert sehr an die Erfüllung dieser Prophetie. Offenbarung 19:11-21 beschreibt das Wiederkommen Jesu nach Jerusalem. Auf einem Pferd sitzend, mit einem eisernen Stab (Zepter) in der Hand, kommt er, um seine Feinde zu zerschlagen. In diesem Kampf, der offensichtlich seinen Austragungsort in oder um Jerusalem hat, werden viele Einwohner der Stadt sterben und verloren gehen. Zusammenfassung An den Segenssprüchen Bileams sehen wir, dass Gott sein Volk um seines Wortes Willen nicht verstoßen hat und auch nicht die Absicht hat dies zu tun, denn der vierte und letzte Segen geht bis in die allerletzten Tage hinein, und damit auch in Tage, die noch vor uns liegen. Da Gott über der Zeit steht und gleichzeitig in alle Zeiten hineinschauen kann, sieht er Israel nicht nur als Volk, das in vielen Fällen als „halsstarrig“ bezeichnet werden muss, sondern er sieht es auch schon jetzt als „perfektes“ Volk, welches ihm später dienen wird. Das Ideal, zu welchem Gott Israel erzieht, ist zwar im gegenwärtigen Zustand des Volkes noch nicht erkennbar, aber Gottes Wege werden zu diesem Ideal hinführen. Aus seiner Liebe zu diesem Volk verlässt er es nicht, sondern erzieht es nach seinen Maßstäben. Dabei müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass die Erziehung eines Volkes etwas anders verläuft als die Erziehung eines einzelnen Kindes. Das Volk ist eine Einheit (siehe auch 2. Segen letzter Absatz), in der das Individuum eine untergeordnete Rolle spielt. Nicht, dass Gott etwa den Einzelnen nicht liebt oder sich nicht um ihn kümmert, aber er sieht das Ganze. Er möchte, dass das Volk heilig ist und als Gesellschaft seinem Weg folgt. Dazu ist es manchmal nötig, Teile des Volkes unter Gericht zu bringen oder einzelne Personen herauszunehmen, damit nicht das ganze Volk umkommt. Ein ähnlicher Gedanke ist ebenso auf den Leib Christi, die Gemeinde, anwendbar. Die Gemeinde hat Israel nicht ersetzt, sondern Gott hat es ermöglicht, dass Heiden aus den Nationen sich Israel zugesellen können. 192
Damit gelten für uns die gleichen Segnungen, aber auch die gleichen Warnungen, die uns auffordern, heilig zu leben. So wie Gott Teile des Volkes Israels züchtigte und die Gesellschaft aufforderte, das Böse aus der Mitte hinwegzutun, züchtigt er auch die Gemeinde und fordert den Gläubigen auf, das Böse aus seiner Mitte zu entfernen. Gott berief uns, als wir noch Sünder waren, und errettete uns. Obwohl wir also noch Sünder waren, sah Gott schon voraus, wie wir eines Tages sein werden, und er leitet uns auf dem Weg, damit wir seinem Idealbild entsprechen. 1. Korinther 5:11-13 Nun aber habe ich euch geschrieben, keinen Umgang zu haben, wenn jemand, der Bruder genannt wird, ein Unzüchtiger ist oder ein Habsüchtiger oder ein Götzendiener oder ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber, mit einem solchen nicht einmal zu essen. Denn was habe ich zu richten, die draußen sind? Richtet ihr nicht, die drinnen sind? Die aber draußen sind, richtet Gott. Tut den Bösen von euch selbst hinaus! Hebräer 12:11 Alle Züchtigung scheint uns zwar für die Gegenwart nicht Freude, sondern Traurigkeit zu sein; nachher aber gibt sie denen, die durch sie geübt sind, die friedvolle Frucht der Gerechtigkeit.
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