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Vorwort

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Vorwort

it welcher Liebe ist Jesus den Verlorenen nachgegangen. Und er sagt uns: Gehet hin! Wie das geschieht, das müssen Sie für sich selbst herausfinden. So unterschiedlich Gott uns geschaffen hat, so unterschiedlich sind die Möglichkeiten und Begabungen, vom Glauben zu reden. Zu unserer Gemeinde gehört ein Mann, der sich auf der Straße am wohlsten fühlt. Er hat überhaupt keine Scheu, Menschen anzusprechen. Er ist sogar Ordner im Weserstadion von Werder Bremen geworden, um so von dem Gott zu erzählen, den er über alles liebt. Das kann ich nicht! Ich predige am liebsten. Wenn Gäste in unseren Gottesdiensten sitzen, die Jesus nicht kennen, motiviert mich das. Dann habe ich Zeit, die Wahrheiten des Evangeliums zu entfalten, und lade so gerne zum Christsein 6

ein. Auf die Straße gehen, Menschen ansprechen und Traktate verteilen – das liegt mir überhaupt nicht und ich bin froh, dass andere das so gerne tun. Die Frage nach dem Wie kann ich Ihnen nur beispielhaft beantworten. Sie sind ein Original Gottes. Machen Sie nicht den Fehler, es unbedingt so machen zu wollen, wie es andere machen. Sagen Sie die Gute Nachricht von Jesus weiter, so wie es Ihrer Begabung und Überzeugung entspricht. Dann ist es authentisch und kommt an. Der Frage nach dem Warum gilt dieses kleine Buch. Sieben Gründe, warum ich es weitersage, sieben Gründe, die mich immer wieder dazu bringen, von Jesus zu erzählen. Jesus sagt: Gehet hin. Vor jeder Sendung liegt die Berufung. Unser Verhältnis zu Gott ist ein ganz persönliches: Er und ich! So innig und persönlich, dass Gott zu mir sagt: Ich liebe dich! Auf nichts wartet er mehr als auf meine Antwort: Mein Herr – ich liebe dich auch! Ausgerechnet Mutter Teresa sagte einmal: »Weil wir Ordensleute sind, liegt unsere eigentliche Berufung nicht darin, für die Aussätzigen oder Sterbenden zu sorgen, sondern Jesus anzugehören. Weil ich ihm angehöre, ist die Arbeit für mich ein Mittel, 7


Warum ich von Jesus weitersage

meine Liebe zu ihm in die Tat umzusetzen. So ist sie kein Ziel, sie ist ein Mittel.« Davon will ich lernen! Jesus will ich dienen, den Menschen will ich dienen, weil er mich berufen hat und so unsagbar liebt! Als Jesus am Kreuz starb, da waren die Jünger verschwunden, allein Johannes hielt es noch aus. Und doch hält dieser Mann am Kreuz an seiner Liebe fest und sagt 40 Tage später zu seinen Jüngern: Geht hinaus in die ganze Welt und ruft alle Menschen in meine Nachfolge! Tauft sie und führt sie hinein in die Gemeinschaft mit dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist! (Matthäus 28,19, Hoffnung für alle). Die Jünger sind gegangen und ihre Leidenschaft eroberte die Welt für das Evangelium. Nicht ihr Drang nach Selbstverwirklichung, nicht ihre Gaben, nicht die Not. Ihr Motiv war Jesus! Hier liegt das eigentliche Geheimnis, es überzeugend weiter zu sagen: Wir werden unendlich geliebt, also können wir nur als unendlich Verliebte diesem Herrn nachfolgen! Einer der Menschen, deren Liebe zu Jesus uns bis heute packt, war Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700–1760). Das Thema seines Lebens war die Liebe zu Jesus. Als er mit 20 Jahren sein Jurastudium abgeschlossen hatte, wurde 8

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er, wie jeder Adlige im 18. Jahrhundert, auf eine Reise durch die Großstädte Europas geschickt. In Düsseldorf besuchte er die Kunstgalerie. Dort sah er ein Bild des italienischen Malers Domenico Fetti (1589–1624), das heute in München hängt. Es handelt sich um eine Darstellung Jesu, wie er von Pilatus, mit Dornenkrone, an Seilen gebunden und aus vielen Wunden blutend, der Menge vorgeführt wird. Zinzendorf blieb wie gelähmt vor diesem Gemälde stehen. Es war ihm, als würde der Blick Jesu sein Herz durchbohren. Über dem Bild waren die Worte angebracht, die sein Leben veränderten: »Das tat ich für dich – was tust du für mich?« Jesus ist die Liebe unseres Lebens! Kein anderes Motiv kann dieses ersetzen. Nichts verleiht unserer Nachfolge mehr Kraft. Nichts macht es dringender, davon weiterzusagen. Klaus-Günter Pache

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Weil das Reich Gottes wachsen will

ch geb‘s ja zu, es war ein Fehler. Man hatte mich gewarnt, aber ich wusste es besser. Gegen den Rat eines befreundeten Gärtners hatte ich den wilden Efeu in meinem kleinen Garten gepflanzt. Zwei Pflanzen an die Hauswand, einige Pflanzen an die Hecke. Ein wenig grüner sollte es so werden und uns das ständige Unkrautjäten ersparen. Hätte ich es doch bloß nicht getan! Heute haben wir überall Efeu. Die Hecke droht darunter zu ersticken, die Terrasse wird immer kleiner, die Hauswand verschwindet unter dunklem Grün – wenn das so weiter geht, gibt es bald nur noch Efeu – überall! Der Efeu lässt sich nicht stoppen. Aus dem Samenkorn wird eine große Pflanze, aus dem Setzling ein Baum, aus Kleinem wird etwas sehr Großes. In der Bibel wird nicht der Efeu als Vorbild bemüht, sondern das Senfkorn, aber das Ergeb20

2. Weil das Reich Gottes wachsen will

nis ist das Gleiche. Aus Kleinem wird Großes, unaufhaltsam, weil es auf Wachstum angelegt ist. Jesus erzählte ihnen noch ein anderes Gleichnis: »Wenn Gott jetzt seine Herrschaft aufrichtet, geht es ähnlich zu wie bei einem Senfkorn, das jemand auf seinen Acker gesät hat. Es gibt keinen kleineren Samen; aber was daraus wächst, wird größer als alle anderen Gartenpflanzen. Es wird ein richtiger Baum, so dass die Vögel kommen und in seinen Zweigen ihre Nester bauen« (Matthäus 13,31–32). Warum ich die Gute Nachricht weitersage? Weil es gar nicht anders geht. Es drängt, es will raus, es will wachsen – wie der Efeu, wie das Senfkorn. Evangelisation und Mission sind in Gott selbst und seinem Wesen begründet. Gott ist Geist. Er ist unbegrenzt, allwissend und allmächtig. Gott kennt keine Grenzen. Er ist Mission! Kein Winkel dieser Welt ist vor ihm »sicher«. Er ist der Schöpfer. Sein Wille gilt. Gott ist Licht. Licht will sich ausbreiten, erleuchtet das Dunkel. Betreten Sie eine riesige Halle in stockdunkler Nacht mit einer einzigen Kerze: Das Licht gewinnt, man sieht es! Gott ist Liebe. Einzigartige, hingegebene Liebe, die allen Menschen gilt. Lässt es sich 21


Warum ich von Jesus weitersage

besser ausdrücken, als es der Apostel Johannes getan hat? Diesen Vers werden wir nicht los: Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hergab. Nun werden alle, die sich auf den Sohn Gottes verlassen, nicht zugrunde gehen, sondern ewig leben (Johannes 3,16). Warum ich es weitersage? Weil schon das Alte Testament den allumfassenden Anspruch Gottes deutlich macht. Alle Völker sollen das Wirken Gottes erkennen. Der Prophet Habakuk stellte sich auf einen hohen Turm, schaute über das weite Land und gab Gottes Sicht von dieser Welt weiter. Wie das Meer voll Wasser ist, so wird die ganze Erde erfüllt werden von Erkenntnis der Herrlichkeit des Herrn (Habakuk 2,14). Wenn ich über den Deich meine Runde um unseren Stadtteil drehe, bete ich immer mal wieder für die Menschen, die in diesen Häusern wohnen. Ich habe vor vielen Jahren Gott gebeten, dass doch wenigstens in jeder Straße ein Mensch wohnt, der Jesus liebt. Heute kenne ich in den meisten Straßen Christen, in manchen Straßen sogar eine ganze Reihe. Und dabei muss ich an diese Zusage denken, die einst der Prophet Habakuk von Gott bekom22

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men hat: Wie das Meer voll Wasser ist, so wird die ganze Erde erfüllt werden von Erkenntnis der Herrlichkeit des Herrn.

Schließlich will ich es weitersagen, weil die Ausbreitung der Guten Nachricht in Jesus selbst begründet ist. Jesus ist das Heil der Welt. Weihnachten kennen und nichts sagen? Unmöglich! Bei solchen Zusagen? Wenn ihr also mit dem Mund bekennt: »Jesus ist der Herr«, und im Herzen glaubt, dass Gott ihn vom Tod auferweckt hat, werdet ihr gerettet (Römer 10,9). Schlussendlich habe ich gar nicht die Wahl. Jesus verbindet die Gabe des Heiligen Geistes untrennbar mit der Aufgabe, die Nachricht von seinem Kommen weiterzusagen. »Aber ihr werdet mit dem Heiligen Geist erfüllt werden, und dieser Geist wird euch die Kraft geben, überall als meine Zeugen aufzutreten: in Jerusalem, in ganz Judäa und Samarien und bis ans äußerste Ende der Erde« (Apostelgeschichte 1,8). Fast 2 000 Jahre ist sie alt, die Gemeinde! Damals, am Pfingsttag in Jerusalem, hat alles begonnen, im Jahre 33. Zugegeben, auf eine sehr ungewöhnliche Art und Weise. Gottes 23


Warum ich von Jesus weitersage

Gegenwart war so spürbar, dass die Leute einfach stehen blieben und zuhören mussten. Die Apostel haben begeistert davon erzählt, was sie erlebt hatten, und jede Faser ihres Lebens war davon erfüllt. Unsere Gemeinde ist nicht ganz so alt. Sie wird 2008 100. Angefangen hat alles mit einem Zahnarzt, der einfach nicht still sein konnte: Otto Bothur hatte seine Praxis in Bremen. Er war überzeugter Christ, und das sollten alle wissen. Es lag für ihn nahe, die Zahnbehandlung seiner Patienten als Möglichkeit für Gespräche über den Glauben an Jesus zu nutzen. Ohne Zweifel hat er gewusst, wie offen die Menschen für solche Fragen sind, wenn sie auf dem Behandlungsstuhl eines Zahnarztes sitzen ... So mussten sie zuhören, ob sie wollten oder nicht! Bald kamen in seinem Haus Leute zusammen, die daran interessiert waren, mehr von Gott zu hören. Eine kleine Gemeinde entstand! Aber das allein reichte ihm nicht. Zusammen mit zwei Freunden, einem Unternehmer und einem Architekten, besuchte er regelmäßig den Bremer Hafen und verteilte christliche Literatur unter die Seeleute: Er konnte einfach nicht schweigen! 24

2. Weil das Reich Gottes wachsen will

Was bewegt solche Menschen? Was drängt mich, es weiter zu sagen? Wer ist dafür verantwortlich? Nun, wenn ich das zweite Kapitel in der Apostelgeschichte ernst nehme, dann ist es wohl der Geist Gottes, der immer wieder dafür sorgt, dass wir nicht schweigen können. Er ist die treibende Kraft, der heimliche Motor hinter all unseren Bemühungen. Gott überlässt uns das Weitersagen, aber die Initiative kommt, genau wie die Kraft zu neuem Leben, allein von ihm. Das Reich Gottes will wachsen, weil das Wirken des Heiligen Geistes niemals statisch ist. Es ist Kraft, Bewegung, Leben. Das hebräische Wort für »Geist« ist »ruach«. Es bedeutet wörtlich: »Hauch«, »Atem«, »Luft«! Dieses Wort verwendet das Alte Testament unter anderem, wenn es vom Geist Gottes spricht. Das griechische Wort für »Geist« – also in der Sprache des Neuen Testaments – ist »pneuma« und bedeutet dasselbe. Der Heilige Geist ist wie die Luft, die wir zum Atmen brauchen, unsichtbar, aber auch eine unvorstellbare Kraft. Wie der Wind, der Sturm, den niemand aufhält. Ein Beispiel mag das verdeutlichen: Ich fliege gerne. Ich finde es aufregend und faszinierend. Auf dem Rollfeld wird man zu dem großen Vogel gefahren, der gerade betankt worden ist. Tau25


Warum ich von Jesus weitersage

sende Liter Kerosin verschwinden irgendwo in den Tragflächen. Dann starten wir und ich frage mich: Wer trägt dieses Flugzeug? Woher kommt die Kraft, die es schafft, ein solches Ungetüm wie einen Vogel abheben zu lassen? Der Kapitän, die Besatzung, die Fluggesellschaft? Nein, die Luft! Etwas, das wir nicht einmal sehen können, trägt mich und 300 andere Leute in 10 000 Metern Höhe von Frankfurt bis nach Los Angeles. Die Luft trägt das Flugzeug mit unglaublicher Kraft. Fachleute sprechen vom Bernoulli-Effekt. Die horizontale Stabilität entsteht durch den Unterdruck im Luftstrom an den Tragflächen. Wohl braucht es einen gut ausgebildeten Piloten und eine gute Wartung, aber kein Pilot kann sein Flugzeug ohne diese Kraft fliegen. Ich liebe die Geschichte über die Geburtsstunde der Gemeinde aus der Apostelgeschichte. Das ist die Idealkulisse für einen Prediger des Evangeliums, ein Motivationsschub für jeden Christen, der das Weitersagen der Guten Nachricht nicht lassen kann. Ein wirklich gutes Beispiel für die unvorstellbare Kraft des Heiligen Geistes. Petrus predigte vor den Menschen in Jerusalem. Die ganze Stadt war in Aufruhr. Alle wollten mehr von diesen Männern und Frauen 26

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hören, die Jesus all die Jahre begleitet hatten. Die Nachricht von seiner Auferstehung machte die Runde und dann predigte Petrus. Als er fertig war, stellten ihm die Zuhörer die alles entscheidende Frage, die Frage, die ich mir als Reaktion auf mein Weitersagen so sehr immer und immer wieder wünsche: Dieses Wort traf die Zuhörer mitten ins Herz und sie fragten Petrus und die anderen Apostel: »Brüder, was sollen wir tun?« (Apostelgeschichte 2,37). Eine herrliche Frage! Und dann erklärten die Jünger den Zuhörern, wie man Christ wird, und 3 000 Leute bildeten die erste Gemeinde. Unglaublich – aber wahr! Das ist die Kraft des Heiligen Geistes! Das ist das Wesen des Reiches Gottes. Es will wachsen, es will sich ausbreiten. Haben wir das erst einmal begriffen, stellt sich die Frage: »Sag‘ ich es weiter oder bin ich lieber still?« eigentlich nicht. Wie können Menschen, Christen, Kinder Gottes, erfüllt mit dem Heiligen Geist, über das Wichtigste in ihrem Leben nicht reden?! Warum ich es weitersage? Weil es gar nicht anders geht. Weil es im Wesen des Reiches Gottes verankert ist. Weil es mir einfach keine Ruhe lässt, dass so viele Menschen dieses Reich noch nicht kennen. 27


Warum ich von Jesus weitersage

Wie sehr rechnen Sie mit der Kraft des Heiligen Geistes, wenn Sie anderen Menschen die gute Nachricht von Jesus Christus weitersagen? Denken Sie noch einmal an das Beispiel von dem Flugzeug: Wer trägt es? Nicht der Pilot, sondern der Wind, die Luft! Reden Sie von Jesus, wo immer sich eine gute Gelegenheit dazu ergibt. Reden Sie mit Liebe und Weisheit, aber ohne falsche Bescheidenheit. Denken Sie daran: Das Reich Gottes will sich ausbreiten, und es ist eine der schönsten Erfahrungen überhaupt, wenn wir merken, dass Gott uns da mit einbezieht. Wir tun unser Bestes, aber die Ergebnisse dürfen wir getrost ihm überlassen.

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