Einführung
In Gottes Familie hineinwachsen 1995 traf ich mich mit einigen Freunden, um gemeinsam mit ihnen den Abschied vom Sommer zu feiern. An diesem Abend fand sich um den Tisch ein breites Spektrum von Menschen zusammen, die die ganze geistliche Bandbreite von Noch-nichtSuchenden bis hin zu reifen Christen vertraten. Als ich bemerkte, dass sich die Gespräche am Tisch lediglich auf einer oberflächlichen Ebene bewegten, sagte ich: »Hättet Ihr was dagegen, mir eine Frage zu beantworten?« Ich fuhr fort: »Wärt ihr bereit, den denkwürdigsten Moment zu beschreiben, den ihr im Sommer 1995 erlebt habt?« Der erste, der antworten sollte, war ein Mann, der rechts von mir saß. Neben ihm saß eine junge Frau. Schwärmerisch erzählte er: »Der denkwürdigste Moment in diesem Sommer war, als ich der wunderschönen Frau, die hier neben mir sitzt, zum ersten Mal in die Augen geblickt habe.« Dann gab er uns das Datum und die exakte Uhrzeit an, zu der die beiden sich getroffen hatten, und fügte hinzu: »Vielleicht wird dies sogar der denkwürdigste Moment meines ganzen Lebens.« Einige am Tisch wurden leicht verlegen, andere fingen an, Witze zu reißen. Danach kam eine junge Frau an die Reihe, die berichtete: »Ich werde euch sagen, was der denkwürdigste Moment war. Es war mein Geburtstag in diesem Sommer.« Sie beschrieb uns, wie ihr Freund, der auch mit am Tisch saß, ihr Blumen geschickt, eine Geburtstagskarte geschrieben und sie zu einem romantischen Abendessen mit anschließendem nächtlichen Strandspaziergang ausgeführt hatte. Der Nächste beschrieb einen tollen Segeltörn, den er mit einem Freund zusammen unternommen hatte. Die Bedingungen zum Segeln waren perfekt, der Törn wurde zum unvergesslichen Erlebnis. »Aber«, fügte er hinzu, »das Beste daran waren unsere tiefen Gespräche.« Das war das Highlight seines Sommers. Ein Mann in unserer Runde war Chefkoch. Er erzählte uns davon, wie er für drei Ehepaare, mit denen er sehr eng befreundet war, ein Galadiner vorbereitet hatte. Er arbeitete tagelang, um dieses Diner vorzubereiten, und als der Abend schließlich gekommen war, saßen sie stundenlang am Tisch und genossen ein
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Interaktion Gemeinschaft wunderbares Essen und tiefe Gespräche. Er sagte: »Es war die Art von Gesprächen, an die man noch Wochen später denkt.« Für ihn war es eine unglaubliche Freude, dass er die Rahmenbedingungen geschaffen hatte, damit dies alles geschehen konnte. Und so ging es weiter. An irgendeinem Punkt der Unterhaltung erkannte ich, dass sich ein roter Faden durch die Erzählungen zog. Bei den Höhepunkten des Sommers wurde kein einziges Mal etwas Materielles erwähnt. Keiner sagte: »Als ich ein Haus (Auto, Boot oder irgendein anderes ›Spielzeug‹) gekauft habe, das war das beste Erlebnis in diesem Sommer.« Keiner erwähnte Leistungen, Beförderungen am Arbeitsplatz, Siegestrophäen oder Verkaufsprämien. Jeder der denkwürdigen Momente, von denen erzählt wurde, hatte etwas mit Beziehungen zu tun. Obwohl die Leute am Tisch alle sehr verschieden waren und obwohl sie sich alle auf völlig unterschiedlichen geistlichen Ebenen befanden, waren es ihre Beziehungen, die am meisten Freude in ihr Leben gebracht hatten. Wie diese Gruppe von Menschen, die ich am Ende des Sommers 1995 eingeladen hatte, hungern wir alle nach tiefen Beziehungen. Wir schätzen Freundschaften und Menschen mehr als alles andere. Wir alle haben das tiefe Bedürfnis nach echter Gemeinschaft in unserem Leben. In diesem Arbeitsheft der Reihe »Interaktion« wollen wir an unserer Fähigkeit arbeiten, gesunde Beziehungen aufzubauen und zu lernen, wie man dauerhafte Gemeinschaft entwickelt und fördert. Nachdem wir den Herzschlag von Gemeinschaft entdeckt haben, werden wir lernen, was es kostet, dauerhafte Beziehungen in der Familie Gottes aufzubauen. Wir werden außerdem daran arbeiten, wie man oberflächliche Beziehungen vertiefen kann. Dann werden wir uns mit Krankheiten beschäftigen, die unsere Beziehungen beeinträchtigen können, und erkennen, wie wichtig es ist, klare Grenzen zu setzen, wenn wir dauerhafte Beziehungen innerhalb der Familie Gottes eingehen. Und schließlich werden wir lernen, wie man das Geschenk der Gemeinschaft an die Menschen weitergeben kann, die noch nicht wissen, dass sie Gott wichtig sind.
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