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Um was geht es bei »Alpha-Jugend«? Dieses Leiter-Handbuch ist Teil der Alpha-Materialien. Der AlphaKurs ist eine praktische Einführung in den christlichen Glauben, die von der Holy Trinity Brompton Church in London entwickelt wurde. Kurse dieser Art werden mittlerweile in unzähligen Kirchen und Gemeinden in England und auf der ganzen Welt durchgeführt. Eines der großen Anliegen der Kirchen ist es heutzutage, Jugendliche anzusprechen bzw. sie besser in die Gemeinden zu integrieren. Schätzungen zufolge gehen 98 % der Jugendlichen, die vorher die Gottesdienste besucht haben, im Alter von 16 Jahren nicht mehr in die Kirche. Neuere Statistiken zeigen, dass nur 7 % der unter 18-jährigen regelmäßig Kontakt mit irgendeiner »organisierten Religionsgemeinschaft« haben. »Alpha-Jugend« bietet einen erfrischenden und kreativen Ansatz, Jugendliche mit der frohen Botschaft von Jesus Christus bekannt zu machen. Dieses Leiterheft ist der Versuch, Ihnen die nötigen Tips und Materialien an die Hand zu geben, um die lebendige Wahrheit von Gottes Wort den Menschen zu vermitteln, die von der üblichen »Präsentation« der Guten Nachricht gelangweilt sind oder die sie noch nie gehört haben. Sie müssen unseren Vorschlägen nicht unbedingt folgen. Wenn Sie schon erfolgreich einen Alpha-Kurs durchführen und gute Ideen dazu haben, umso besser. Die angegebenen Beispiele sollen Ihnen lediglich helfen und Sie ermutigen, keinesfalls aber Ihre eigene Kreativität ersticken.
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Junge Leute von heute Wir Menschen neigen dazu, Veränderung als etwas Negatives anzusehen. Da vor allem die Pubertät in sehr vielen Bereichen umfassende und tiefgreifende Veränderungen mit sich bringt, nimmt jeder automatisch an, dass sie für alle Beteiligten ein absoluter Alptraum ist. Doch wenn man sich mit jungen Leuten beschäftigt und ihnen die Gelegenheit und die Freiheit gibt, sich mitzuteilen, zeigen sie häufig ein hohes Maß an Sensibilität und Einsicht. Sie legen oft ungeheure Begeisterung, vielfältige Kreativität und tiefes Mitgefühl an den Tag. Jugendliche können (wider Erwarten) erfrischend ehrlich, offen und erfinderisch sein. Alle, die mit Teenagern zu tun haben, sollten sich immer wieder bewusst machen, dass sie in dieser Zeit tief greifende Veränderungen im Prozess des Erwachsenwerdens durchleben. Zuweilen handeln sie wie ein Erwachsener, der im Körper eines Kindes steckt, zuweilen benehmen sie sich wie ein Kind, das im Körper eines Erwachsenen steckt. Manchmal wirken sie schon sehr reif; doch diese »Reife« ist oft sehr sprunghaft. Manchmal wirken sie auch sehr jung, was jedoch keineswegs bedeutet, dass sie »dumm« sind.
Geistige Entwicklung Teenager entwickeln in diesem Prozess neben der konkreten Denkweise auch die Fähigkeit, abstrakt zu denken. Jugendliche aus nichtchristlichem Elternhaus oder Kirchendistanzierte neigen in dieser Zeit dazu, sich ihren persönlichen Glauben »zurechtzuschneidern«. Das Verständnis von Sünde, Errettung und Gnade wird aus diesem Grund im Leiterheft »Alpha-Jugend« auf eine Art und Weise vermittelt, die abstraktes Denkvermögen voraussetzt.
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Um was geht es bei »Alpha Jugend«?
Emotionale und soziale Entwicklung Junge Leute sind während der Pubertät auf der Suche nach der eigenen Identität und versuchen herauszufinden, wer sie sind und was sie können. Diese Suche beinhaltet auch das Experimentieren (beispielsweise mit neuen Verhaltensweisen, neuen Vorbildern etc.), was dazu führt, dass sie zeitweise unter großen Gemütsschwankungen leiden. Eine steigende Zahl von Jugendlichen lebt in zerrütteten Familienverhältnissen oder nur mit einem einzigen Elternteil. Dies führt dazu, dass bei ihnen die »soziale Intelligenz« (d. h. die Fähigkeit mit anderen Leuten auszukommen, Konfliktsituationen zu meistern, sich in andere Menschen hineinzuversetzen etc.) nicht so stark ausgeprägt ist. Im Vergleich zu der Generation vor ihnen können sie jedoch besser mit dem Computer umgehen, lesen aber insgesamt weniger Bücher. Junge Leute von heute kennen sich bestens in der Medienlandschaft aus und können sehr zynisch sein (schließlich haben sie bis zum 25. Lebensjahr im Durchschnitt eine Viertelmillion Werbespots gesehen).
Geistliche Entwicklung Diejenigen von ihnen, die in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen sind, überdenken ihren Glauben neu und geben eventuell alte Auslegungen der christlichen Lehre zugunsten einer vermeintlich reiferen Denkweise auf. Wir können diesen Reifeprozess unterstützen, indem wir die Jugendlichen ermutigen, selbst herauszufinden, was sie persönlich für richtig halten und was die Wahrheit über Gott ist. Generell stehen diese jungen Menschen jedoch jedem skeptisch gegenüber, der behauptet, er kenne die Wahrheit. Sie halten objektive
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Wahrheit entweder für autoritär oder unmöglich. Fast jede wissenschaftliche Untersuchung zeigt, dass die junge Generation zwar die althergebrachte Religion ablehnt, doch im Grunde verzweifelt nach geistlicher Wahrheit sucht.
Der Alpha-Jugendleiter Vielleicht kennen Sie den alten Spruch: »Christsein kann man nicht lehren; es muss anstecken.« Das Alpha-Trainingsheft für Jugendleiter bietet die einmalige Gelegenheit, jungen Leuten das Christentum überzeugend vorzuleben. Ein junger Mensch wird sich eher für die Teilnahme an einem Alpha-Kurs Jugend entscheiden, weil Sie bereit sind, sich auf eine freundschaftliche Beziehung mit ihm einzulassen – und nicht, weil ihn der Kursinhalt interessiert. Aus unserem ganzen Verhalten, unserem Umgangston und der Vorgehensweise muss ersichtlich sein, dass uns wirklich etwas an ihnen liegt (vgl. Phil 2,5-8). In ein paar Jahren werden die Jugendlichen wahrscheinlich den größten Teil des Kursinhalts vergessen haben, aber sie werden sich ganz bestimmt in irgendeiner Art und Weise an Sie als Jugendleiter erinnern. (Fragen Sie sich selbst einmal, an wie viel Gelerntes aus dem Geschichtsunterricht Sie sich heute noch erinnern können. Ganz bestimmt können Sie sich aber noch an Ihren Geschichtslehrer erinnern!) »Er, das Wort, wurde ein Mensch, ein wirklicher Mensch von Fleisch und Blut. Er lebte unter uns […]« (Joh 1,14). Wir müssen unter den jungen Leuten von heute leben. Wir müssen bereit sein, uns auf ihre Welt einzulassen und zu ihren Bedingungen leben. Die meisten Jugendlichen von heute möchten lieber einen Menschen, der offen und ehrlich mit ihnen umgeht, als eine brillante Führungspersönlichkeit, die den Alpha-Kurs Jugend erfolgreich mit ihnen »durchzieht« (wobei das eine das andere natürlich nicht ausschließt). Was zählt, sind Menschen und nicht Programme.
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Um was geht es bei »Alpha-Jugend«?
Junge Leute lesen heutzutage vielleicht nicht allzu häufig in der Bibel, doch wenn sie Zeit mit Ihnen verbringen, dann »lesen« sie ganz sicher in Ihrem Lebensstil (vgl. 1 Thess 2, 8). Wenn Ihre Beziehung zu Jesus lebendig und echt ist, dann haben Sie auf jeden Fall eine große Wirkung auf die Teens. Vielleicht sind Sie sich gar nicht darüber im Klaren, wie groß diese Wirkung ist!
»Okay, ich hab gerade Mist geredet. Hast du Lust auf einen Hamburger?«
Finden Sie so viel wie möglich über die jungen Leute heraus, mit denen Sie zu tun haben. Wer oder was hat Einfluss auf sie? Welche »Kultur« haben sie? Wie heißt der Film, den sie zuletzt gesehen haben? Welche Musik mögen sie? Welche Sendungen schauen sie sich im Fernsehen an? Wofür geben sie Geld aus? Um jungen Menschen zu zeigen, dass die Gute Nachricht auch heute noch aktuell ist, müssen wir bereit sein, uns anzupassen und das Lernmaterial so zu präsentieren, dass es sie in ihrer Welt anspricht. Junge Leute müssen erkennen, dass sie von Ihnen geliebt und akzeptiert werden, und zwar bedingungslos. Sie müssen erfahren, dass Sie als Leiter bereit sind, Zeit mit ihnen zu verbringen und Ihre Energie für sie einzusetzen, ohne dass Sie im Gegenzug dafür erwarten, dass die jungen Menschen sich daraufhin gleich verändern und im Glauben wachsen. Das ist eine befreiende Art von Liebe, die die jungen Leute vom Zwang löst, Ihnen gefallen zu müssen. Sind Sie darauf vorbereitet, einen ganzen Jugend-Alpha-Kurs durchzuführen und am Ende keine »Ergebnisse« festhalten zu können? Sind Sie dazu bereit, dann dürfen Sie gespannt sein!
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Ihr Wissen interessiert die jungen Leute erst, wenn sie wissen, dass Sie sich für sie interessieren.
»Na, gut, sie hat dich verlassen, aber in Römer 3 steht …«
Die Jugendlichen sind nicht einfach das »Futter« für Ihren Alpha-Kurs Jugend. Wenn Sie denken: »Na ja, irgendjemand muss es ja tun«, dann sollten Sie den Kurs besser gar nicht erst durchführen. Die Jugendlichen bekommen das schnell heraus. Es wäre besser, keinen Kurs mit dieser Einstellung durchzuführen.
Nach unserer Meinung gehört es zu den aufregendsten Dingen auf der Welt, wenn Sie jungen Menschen durch den Alpha-Kurs Jugend dabei helfen, die Gute Nachricht von Jesus Christus zu erfahren. Es ist aber auch ein Opfer. Es bedeutet, dass Sie viel Zeit und jede Menge Energie investieren, und es bedeutet auch, dass Sie für diese jungen Leute im Gebet eintreten. Bitten Sie Gott, dass er Ihnen Liebe und Interesse für die Jugend schenkt. Freuen Sie sich auf die Begegnungen mit den Jugendlichen. Sagen Sie ihnen bei jeder Gelegenheit, wie sehr Sie sie schätzen – für das, was sie sind, und nicht für das, was sie tun.
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Um was geht es bei »Alpha-Jugend«?
Was Sie auf jeden Fall nicht tun sollten: • Urteilen Sie nicht vorschnell über ihre äußere Erscheinung und seien Sie nicht schockiert über das, was Sie in den Gesprächen erfahren! • Nehmen Sie plötzliche Gemüts- oder Stimmungsschwankungen der Jugendlichen nicht persönlich. • Erwarten Sie von den Jugendlichen nicht, dass sie etwas glauben oder tun, das Sie selbst nicht glauben oder nicht tun würden. • Erwarten Sie nicht, dass Sie sich mit jedem Jugendlichen bombastisch verstehen. • Glauben Sie nicht, dass jede Unterhaltung oder jede Sitzung das sein müsste, was Sie unter »produktiv« verstehen. • Verletzen Sie nie das Selbstwertgefühl Ihres Gegenübers.
Was Sie auf jeden Fall tun sollten: • Interessieren Sie sich für die jungen Leute. Versetzen Sie sich in ihre Lage! »Laufen Sie in ihren Schuhen!« • Seien Sie offen und gehen Sie das Risiko ein, verletzt zu werden. • Hören Sie den jungen Leuten zu. • Seien Sie ein Mensch, dem man vertrauen kann, und seien Sie verschwiegen. • Geben Sie den Jugendlichen, wann immer möglich, Bestätigung und Ermutigung. • Seien Sie sich bewusst, dass Körperkontakt missverstanden werden kann. • Beten Sie für sie. • Freuen Sie sich!
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